Bücher mit dem Tag "bildungsreise"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "bildungsreise" gekennzeichnet haben.

11 Bücher

  1. Cover des Buches Theos Reise (ISBN: 9783446203426)
    Catherine Clément

    Theos Reise

     (239)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    Theo ist 14 Jahre alt und liebt Bücher über die alten Götter. Plötzlich wird er schwer krank. Daraufhin nimmt seine Tante Martha ihn mit auf eine Weltreise zu den Religionen.

    Ich bin bei diesem Buch nur so über die Seiten geflogen. Die Religionen werden ganz toll beschrieben. Man lernt sehr viel über sie und ihre Bräuche. Auch die verschiedenen Orte der Reise werden so beschrieben, dass man sich gleich dorthin versetzt fühlt. Mehr kann ich gar nicht schreiben, ohne zu spoilern.

    Meiner Meinung nach ist das Buch eine klare Empfehlung für Menschen, die sich über die Religionen informieren möchten.

  2. Cover des Buches Die Bibel nach Biff (ISBN: 9783442312948)
    Christopher Moore

    Die Bibel nach Biff

     (796)
    Aktuelle Rezension von: PaulSteinmetz

    Die Geschichte behandelt ein spannendes und vor allem wenig betrachtetes Kapitel der christlichen Mythologie: Die Kindheit von Jesus und seine Jugend. Ja wir wissen er wurde in einem Stall geboren und ist später mit seinen Aposteln durch die Gegen gezogen. Aber was ist dazwischen passiert? Wie wurde er zu dem der Wunder verbracht hat?

    Dabei begleiten wir das ganze aus der Sicht seines Jugendfreunds Biff. Der hat eigentlich einen längeren Namen, aber das ist eben seine Abkürzung. Die beiden reisen durch die Welt ihrer Zeit und erleben so einige spannende Abeuter und wir erleben wie sich Jesus entwickelt. Und die Sicht von Biff auf das Geschehene ist urkomisch.

    Dabei wird sehr viel historischer Bezug genommen. Wer also grob in Geschichte und Religion bewandert ist, für den wird das hier ein Augenschmaus.

    Ich bin kein gläubiger Mensch, aber als Jesus am Ende stirbt habe ich geheult wie ein Schloßhund.

  3. Cover des Buches Lehrerkind (ISBN: 9783492272964)
    Bastian Bielendorfer

    Lehrerkind

     (203)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Für Bastian ging die Schulzeit nicht gerade toll los. In der Grundschule begegnete er immer seiner Mutter, da diese an der selben Schule unterrichtete. Für die Mitschüler war dies ein gefundenes Fressen. Ab Klasse 5 sah er dann jeden Tag seinen Vater, denn auch er ist Lehrer und auf der selben Schule wie Bastian. Lehrerkind! Für den Jungen bestätigten sich leider viele Vorurteile und der Kampf den er täglich im Klassenzimmer, auf dem Pausenhof kämpfen musste, setzte sich dann zu Hause fort. War er schlecht, sprachen die Eltern von einer Schande, war er gut, dann nahmen sie es als selbstverständlich hin, denn es sind ja die Gene. Zum aus der Haut fahren! Mit den Jahren fand er aber einen Weg damit umzugehen, Freund zu finden und für sich selbst zu entscheiden. Wirklich? All zu oft holen ihn die Lehrer ein und selbst als er selbst den Beruf des Lehrers wählt, kann er das Etikett Lehrerkind nicht abschütteln. Vielleicht doch etwas ganz anderes machen?

    Bastian Bielendorfer schreibt voller Witz, Ironie, Bitterkeit und Ehrlichkeit von seinem >Schicksal< ein Lehrerkind zu sein. Natürlich, gibt es viele Vorurteile, aber seine Beschreibungen sind großartig und die Einschübe, wo er die verschiedenen Lehrertypen darstellt, sind einfach phänomenal!

  4. Cover des Buches Zimmer mit Aussicht (ISBN: 9783596521432)
    E. M. Forster

    Zimmer mit Aussicht

     (59)
    Aktuelle Rezension von: Eleonora

    Die junge Miss Lucy Honeychurch macht Urlaub in Italien. Stets gut bewacht und behütet von ihrer älteren Cousine Charlotte Bartlett erkundigt sie Florenz und dessen Umgebung. Dort lernt sie auch Mr. Emerson und seinen Sohn George kennen, auch wenn Charlotte das lieber gerne verhindert hätte, da sie nicht ihrem Stand entsprechen. Als George Lucy auf einem Ausflug unangemessen mit einem Kuss ,,überfällt" reisen sie gleich am nächsten Tag weiter nach Rom. Einige Zeit später ist Lucy verlobt mit Cecil Vyse, den sie damals nach Florenz in Rom kennengelernt hat. Immer wieder hatte sie seine Anträge abgelehnt ehe sie dann doch zusagte. Er entspricht ihrem Stand, und kommt aus gutem Hause. Doch bereits während der Verlobungsphase merkt sie, dass er ziemlich versnobt und hochnäßig ist und sie sich gerne nach seinem Ideal zurechtbiegen möchte. Das gibt ihr zu denken. Und als dann auch noch die Emersons in die direkte Nachbarschaft ziehen und Lucy wieder auf George trifft, der doch viel befreiter und offener in seinem Wesen und allgemein gegenüber dem ganzen Standesdünkel relativ gleichgültig ist, weiß sie nicht mehr recht wo ihr der Kopf steht und was sie für ihre Zukunft möchte📖



    Ein schöner Klassiker aus dem Jahre 1908, der immer noch lesenswert ist. Bereits ,, Wiedersehen in Howards End" von E.M. Forster konnte mich vor einiger Zeit faszinieren und dieses Buch steht dem in fast nichts nach. Der Titel ist sehr passend gewählt, denn genau mit dem Zimmer mit Aussicht hat alles angefangen, kam die Geschichte ins Rollen. Man lernte viel über was sich für junge Frauen damals ziemte und was nicht. Dass man sehr viel Wert darauf legte nur unter sich zu sein, nur in seinen Standeskreisen zu verkehren. Junge Frauen wie Lucy wurden behütet wie Diamanten, denen von überallher Gefahr drohte, sei es von eventuell ,,übergriffigen" Männern oder dass sie Menschen außerhalb ihres Standes kennenlernen könnten, was dann ein schlechtes Licht auf sie werfen könnte. Sie lebten gefangen in ihrer eigenen Blase, zum Guten wie auch Schlechten.
    Lucy schaffte es durch Planungsfehler während der Reise aus ihrem Käfig etwas auszubrechen und unbeobachtet zu sein. Dadurch wurde sie auch Zeuge eines Mordes mitten auf der Piazza della Signoria und wurde dann durch George Emerson ,,errettet", der sich wohl ab da an in sie verliebte. Die ganze Reisegesellschaft an sich hatte schon etwas befremdliches wie sie als vermeintlich Hochkultivierte und Hochzivilisierte auf eine sie völlig andere Welt trafen und mancher Teil wie z.B. Kaplan Mr. Eager war schon etwas schwer zu ertragen mit seiner Hochnäßigkeit, seinen Lästereien und seinem allgemeinen Empfinden, etwas Besseres zu sein. Und auch Lucys Verlobter, der im zweiten Teil der Geschichte erst auftauchte stieß einem ziemlich schnell sauer auf mit seinem Gehabe. E.M. Forster aber schaffte es, die Geschichte nicht zu hochtrabend und schwülstig rüberzubringen sondern gar ab und an mit einer feinen Brise Humor zu unterlegen. Sie plätscherte zwar im Grunde relativ langsam dahin, konnte einen aber dennoch sehr gut unterhalten und gefangen nehmen. Eben ein Gesellschaftsroman so wie viele Klassiker die doch sehr lesenswert sind. An den Schreibstil musste man sich erstmal etwas gewöhnen, aber das Buch ist ja schließlich auch schon über hundert Jahre alt. Auch wenn man sich das Ende wohl ziemlich schnell vorstellen konnte, zog mich das Buch bis zum Schluss in seinen Bann. Rundum ein schöner Klassiker und sehr zu empfehlen. Die bereits etwas ältere Verfilmung von 1985 soll auch sehr gelungen sein und werde ich mir jetzt nach dem Buch demnächst gönnen. (4/5)⭐️🙂

  5. Cover des Buches Italienische Reise (ISBN: 9783596521388)
    Christoph Michel

    Italienische Reise

     (33)
    Aktuelle Rezension von: Siko71

    Es ist mein erstes Buch, welches ich von Johann Wolfgang Goethe gelesen habe bzw. nicht vollständig sondern einige Abschnitte komplett, andere eher überflogen. Es ist aber schon mal interessant eine Literatur zu lesen, welche ich nicht bevorzuge. Dementsprechend lange hat es gedauert. Aber es ist auch interessant, die Eindrücke von Goethe zu Italien zu erfahren, was ihn bewegte und gefallen hat und was er verabscheute.

    Es war für mich eine neue Leseerfahrung, die ich nicht missen möchte aber auch nicht so schnell wiederhole.

  6. Cover des Buches Zimmer mit Aussicht (ISBN: 9783784440545)
  7. Cover des Buches Die Welt voller Wunder (ISBN: 9783423146036)
    Pearl S. Buck

    Die Welt voller Wunder

     (12)
    Aktuelle Rezension von: gst
    Er ist ein Einzelgänger. Das wissen wir. Und er muss es auch wissen – und lernen, dass ihm Freuden und Befähigungen zur Verfügung stehen, von denen die normalen Menschen nicht einmal etwas ahnen. Er wird ein Leben voller Wunder haben – stell dir nur einmal vor, was das für eine Freude sein wird! Er wird staunend durch diese Welt gehen in dem steten Wunsch, sie zu verstehen, und stets von Neugier getrieben!“

    sagt Randolphs Vater auf 58 zur Mutter seines Sohnes.

    Das Buch beginnt ungewöhnlich. Wir Leser*innen lernen Randolph bereits im Bauch seiner Mutter kennen und verfolgen seine Entwicklungsstufen bis ins Erwachsenenalter. Geistig ausgesprochen rege und wissbegierig hinkt er emotional lange hinter Gleichaltrigen her. Mit 15 macht er sich auf den Weg in die Fremde um das Leben an sich zu studieren. Er entschied 

    nicht so sehr bewusst als vielmehr instinktiv, dass er weder weiter aufs College gehen noch an irgendwelchen Studienabschlüsse und Doktorarbeiten denken würde.“ (Seite 130).


    Angeblich wurde das handgeschriebene Manuskript der bereits 1973 verstorbenen, mehrfach preisgekrönten Autorin zu diesem Roman zufällig 2012 in einem verlassenen Lagerraum entdeckt und von Edgar Walsh, dem Adoptivsohn der Autorin behutsam redigiert.


    Herausgekommen ist ein märchenhaftes Buch, in dem die Menschen besonders gut aussehen, der Protagonist außerordentlich leicht lernt, immer genug Geld für weite Reisen vorhanden ist und Fremdsprachen kein Problem darstellen. Auch wenn all das im regulären Leben nicht unmöglich ist, widersprachen viele Aussagen dem „normalen“ Leben. Ansprechend dagegen fand ich die Einstellung des Vaters, der seinem Sohn alle Entwicklungsmöglichkeiten eröffnen wollte – wohlgemerkt: ohne ihn zu triezen.

    Es dauerte eine Weile, ehe ich mit dem Buch warm wurde. Erst als China und die chinesische Lebenseinstellung Raum bekam, entdeckte ich meine Lieblingsautorin wieder. Bisher kannte ich sie nur aus detaillierten Schilderungen des chinesischen Lebens. Die spät geschriebenen Werke der Nobelpreisträgerin für Literatur von 1938 kenne ich (noch) nicht.

    Fazit: Ein Buch, an das man unvoreingenommen herangehen sollte. Es hat trotz meiner kritischen Einstellung durchaus lesenswerte Passagen.

  8. Cover des Buches Eine Reise durch Deutschland, Italien und die Schweiz (ISBN: 9783873240490)
  9. Cover des Buches Die Reisen der Habsburger (ISBN: 9783218008785)
    Hannes Etzlstorfer

    Die Reisen der Habsburger

     (10)
    Aktuelle Rezension von: Sikal

    „Das ist das Angenehme auf Reisen, dass auch das Gewöhnliche durch Neuheit und Überraschung das Ansehen eines Abenteuers gewinnt,“ heißt es nach Goethe.
    Das „Gewöhnliche“ wäre wohl so manchem in unserer Zeit keine Reise mehr wert. Reisen ist so viel mehr als Abenteuer – es heißt Entdecken, Vergnügen, Notwendigkeit, Forschen, aber auch Ruhe, Einkehr, Glaube.

    Dass Reisen in früherer Zeit nichts (oder zumindest nicht viel) mit unserem heutigen „Urlaub“ zu tun hat, versteht sich von selbst. Zum reinen Vergnügen einen ganzen Hofstaat auf Wanderschaft bringen? Das wäre sogar für die reiselustigen Habsburger ein Zuviel. Zumindest unter ein anderes Thema wurden die Reisen dieser Herrscher gestellt – seien es Hochzeitsreisen oder auch Besichtigungstouren in weitläufige Ländereien, wenngleich sie letztendlich doch auch einen Teil Vergnügen beinhalteten.

    Der Autor, Hannes Etzlstorfer, zeigt dem Leser eine Vielfalt an Reisen der Habsburger auf, schildert anhand von Fakten, welche Zwecke Reisen haben konnten - sei es die Macht der Habsburger durch Heirat in europäische Adelshäuser zu stärken oder auch, um durch politische Geschicke Ländereien zu vergrößern und einzugliedern. Nicht zu vergessen auch die letzte Reise der Habsburger – in die Wiener Kapuzinergruft.

    Besonders eindrucksvoll fand ich die Schilderung einer Reise von Wien nach Bad Ischl. Während man dafür tagelang unterwegs war und mehrere Möglichkeiten der Mobilität in Anspruch nehmen musste, spricht man heute vergleichsweise nur von Stunden.

    Das Buch bietet zwischendurch immer wieder historische Zitate und auch Illustrationen, die die Geschichten untermalen und die einzelnen Kapitel auch sehr anschaulich werden lassen.

    Fazit: Ein spannendes Werk, das jeden Leser einlädt, einen kurzen geschichtlichen Exkurs zuzulassen und sich über so manch aufwendiges Reiseereignis zu wundern.

     

  10. Cover des Buches Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull (ISBN: 9783844523645)
  11. Cover des Buches Mekkas der Moderne (ISBN: 9783412205294)
    Hildegard Westphal

    Mekkas der Moderne

     (2)
    Aktuelle Rezension von: schmundt
    Ausgezeichnet beim Wettbewerb „Wissenschaftsbuch des Jahres“ von „bild der wissenschaft“. Leseprobe als pdf unter www.mekkasdermoderne.de * * * „Mekkas der Moderne“ in Leonardo: „Wahnsinnig witzige und spannende Geschichten“ * * * Technology Review: „stets so packend beschrieben, dass man mit dem Schmökern nicht aufhören will.“ * * * Claudia Reinert in EPOC: Auf keiner Stätte ruhn: Ein „Wo ist Wo?“ der Wissenschaftsgeschichte An diesen Orten kam es zu Sternstunden der Wissenschaft: Mit 76 Stätten weltweit stellt »Mekkas der Moderne« die Plätze vor, die Forscher verschiedener Disziplinen mit Ehrfurcht betreten. Die Essays erklären, warum ein Ort für einen Wissenschaftszweig so bedeutsam ist und welche Querverbindungen zu anderen Orten und Gelehrten bestehen. Einige sind Klassiker: Darwins Galapagos-Inseln, Schliemanns Troja und selbstverständlich das Pantheon in Paris mit dem foucaultschen Pendel. Doch auch der Belesenste findet Überraschungen: Etwa San Millán de la Cogolla — den Ort, an dem die ersten Zeugnisse spanischer Sprache gefunden wurden. Ein Mönch des 11. Jahrhunderts hatte dort spanische Randnotizen zu lateinischen Heiligenviten verfasst. Der Aufbau des Bands trägt der im Titel erwähnten Moderne Rechnung: Der Leser kann sich entweder von vorne bis hinten durcharbeiten, sich über eine Weltkarte selbst den Ort der nächsten »Landung« aussuchen — oder aber einer vorgeschlagenen Route folgen. Es scheint, als hätte Julio Cortázars nach demselben Prinzip verfasster Roman »Rayuela« Pate gestanden. Die Autorenliste schmücken einige berühmte Schreibende, etwa Ulrich Ladurner und Ilija Trojanow. Aber auch die Texte unbekannterer Autoren bestechen. Im Unterschied zu vielen typischen Aufsatzbänden trübt die stilistische Vielfalt dieses Buchs den Lesegenuss nicht. im Gegenteil, es lebt davon. Den drei Herausgebern gelang eine so gute Auswahl, dass fast alle der drei- bis achtseitigen Essays ein gleichermaßen hohes stilistisches und inhaltliches Niveau haben. Ein Minus: Keines der Bilder trägt eine Bildunterschrift, obwohl es an vielen Stellen nötig wäre. Die Liste der Gedächtnisorte der Moderne kann nicht vollständig sein, viel zu sehr hängt sie vom jeweiligen Standpunkt ab, Das wissen auch die Herausgeber. Doch ihre Bestandsaufnahme lohnt sich: Was unsere Urenkel wohl in 100 Jahren über sie denken werden? Claudia Reinert ist Kulturwssenschaftlerin und lebt in Meßkirch. * * * Bibliotheksnachrichten, Österreich: „So reist man gleichsam durch einen faszinierenden Kosmos, der insgesamt ein rundes und stimmiges Bild der Wissensgesellschaft und damit der Geistesgeschichte liefert.(…) Breite Empfehlung!“ * * * Anne Hardy in Forschung Frankfurt: „Spätestens an diesem Punkt fragt man sich: Wo wollen wir hin? Ein lesenswerter »Reiseführer« zu den Mekkas der Moderne Was sind die Pilgerstätten der »Wissenschaft?« – Die Antworten auf diese Frage müssen notwendigerweise verschieden ausfallen, je nachdem, ob man einen Mathematiker, einen Germanisten oder einen Flugzeugingenieur fragt. Sie könnten lauten: Oberwolfach, das Goethehaus in Weimar oder Cape Canaveral, Florida. Weitere Antworten kommen hinzu, wenn – wie im vorliegenden Buch – nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Autoren und Journalisten zu Wort kommen. Zu den bedeutenden historischen und geografischen Orten, etwa der Bibliothek in Alexandria oder den Galapagos-Inseln, gesellen sich dann auch solche, die in erster Linie die gesellschaftliche Inszenierung von Wissenschaft im Blick haben: das Pantheon in Paris, das Beratungszimmer des Nobelkomitees in Stockholm oder das Redaktionsbüro der Zeitschrift »Nature«. Virtuelle Orte (Google, Second Life) werden ebenso genannt wie Möbelstücke (Freuds Couch). Genauso interessant wie die Nennung der Orte ist die Reflexion darüber, warum sie für die Wissenschaft wichtig sind oder waren. Oft haben sie eine besondere emotionale Qualität und geben gerade deshalb weitreichende Einblicke in den Wissenschaftsbetrieb. Damit ist nicht nur die Arbeit im Labor berühmter Forschungseinrichtungen gemeint, sondern auch die Bedeutung und Funktion von Wissenschaft in der Gesellschaft. Da ist beispielsweise das heute geschlossene „Pantheon der Gehirne“ in Moskau, in dem einst das Gehirn Stalins und andere sogenannte russische Elitegehirne erforscht wurden, um die Überlegenheit des Sozialismus in einer Verbindung von Hagiografie und Biopolitik zu demonstrieren. Andere Orte spiegeln die Sehnsüchte von Wissenschaftlern; zum Beispiel Margret Meads Traum vom glücklichen Wilden auf Samoa. Wie heute bekannt ist, spielte ihre Überzeugung, dass der Mensch vor allem durch sein soziales Umfeld geprägt werde, eine entscheidende Rolle beim Design und der Interpretation ihrer Feldforschung. in ihre 1928 veröffentlichten Studie „Coming of Age in Samoa“ schilderte sie die Pubertät der jungen Mädchen als eine Zeit, in der sie unverkrampft erste sexuelle Erfahrungen sammeln. Das Buch wurde zum Bestseller und fehlte in keiner WG der 1968er Jahre. Zweifel und Kritik der Samoaner wurden lange ignoriert. Die Besteigung des Matterhorns als Sinnbild Ein Sinnbild für die Hybris des Menschen, der immer wieder meint, die Naturgewalten durch seine Erfindungsgabe bezwingen zu können, ist der Bericht des Spiegel-Autors Hilmar Schmundt. In einer Mischung aus Erlebnisbericht und historischen Rückblicken reflektiert er die Besteigung des Matterhorns. Dem Gefühl von Macht und Überlegenheit steht in anderen Berichten die Erfahrung von Ohnmacht gegenüber: Der Autor David Wagner erlebt sich in der Berliner Charité als „Patient und Forschungsobjekt zugleich“. Die Schwester nimmt seinen Arm beim Pulsfühlen, »als wäre es ihrer, sie hat alle Zugriffsrechte«. Übertroffen wird dieses traurige Szenario des modernen Theatrum anatomicum noch durch die Tiefkühltruhen der Firma Phoenix in Arizona, in denen »Kryoniker« ihre Leichname konservieren lassen, bis die Medizin der Zukunft eine Therapie für ihre Leiden gefunden hat. Spätestens an diesem Punkt fragt man sich: Wo wollen wir hin? Denken Wissenschaftler darüber nach, wenn sie sich in den modernen Wissensschmieden für neue Ideen begeistern? Haben sie dafür noch Zeit, wenn sie an den Universitäten von administrativer Tätigkeit und einem Übermaß an Arbeit erstickt werden? Welche Rolle spielen dabei Wissenschaftsjournalisten, die einen wesentlichen Teil der insgesamt 76 Autoren des Buches stellen? Unweigerlich kommt einem ein anderer in dem Buch geschilderter Ort in den Sinn: das Urwaldhospital Albert Schweitzers in Gabun. Der Journalist Felix Grigat interpretiert Schweitzers Rückzug dorthin als einen radikalen Bruch mit der Hybris einer Wissensgesellschaft, »die Moral dereguliert und meint, ethisches Denken und Handeln an Kommissionen, Organisationen oder ‘Experten’, delegieren zu können«. Vielleicht liegt die Lösung des Problems in ähnlichen Ansätzen, wie sie auch am Anfang dieses Buches standen. Der Austausch zwischen Wissenschaftlern, Autoren und Journalisten begann als eine Art Salonspiel, das über E-Mail, Skype und Internetforen geführt wurde, »Je mehr Argumente wir gegen reale Pilgerorte der Moderne auflisteten, desto mehr Erlebnisse fielen uns ein, die nicht durch Datenleitungen passen.« Gerade diese Erlebnisse, die nicht durch Datenleitungen passen, ziehen den Leser in das Buch hinein, lassen ihm keine Ruhe und regen an, auch über das eigene Verhältnis zur Wissenschaft nachzudenken. Dazu lädt auch die Webseite zum Buch ein: vvww.mekkasdermoderne.de/ Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, diesen Reiseführer zu Orten der globalen Wissenschaft zu lesen – sei es über Querverweise im Text, thematisch zusammengestellte Routen, oder die Weltkarte im Vorsatzpapier, auf der die Orte mit den zugehörigen Kapitelnummern markiert sind. Einer der wichtigsten Orte für den modernen Menschen ist am Schluss des Buches genannt: Der geografisch nicht genau definierbare „Unerreichbarkeitspol der Erde“, an dem kein Mobiltelefon und kein Internet funktioniert und man noch das Gefühl hat, »sein Leben im Griff zu haben, einhalten zu können«. Dr. Anne Hardy, Forschung Frankfurt * * * Barbara Abrell in Max Planck Forschung: „brillante Essays, außergewöhnliches Konzept und optisch schöne Aufmachung mit Sepia-Fotografien“ Die Klagemauer in Jerusalem, die Kaaba in Mekka, der Berg Kailash in Tibet oder das Petrusgrab im Vatikan – jährlich pilgern Gläubige zu den Heiligtümern ihrer Religion. Doch gibt es säkulare Pilgerstätten der Wissenschaft und Forschung, die ähnlichen Kultstatus genießen? Mitglieder der Jungen Akademie der Wissenschaft in Berlin haben sich per E-Mail, Skype und über ein Online-Forum auf Spurensuche begeben und nach diesen besonderen Orten gefahndet. Entstanden sind dabei 76 Essays und ein sehr kurzweiliger „Reiseführer“, in dem Wissenschaftler, Autoren und Journalisten ihre „Mekkas der Moderne“ aus sehr persönlicher Perspektive beschreiben. Ob das Forschungszentrum Cern, Galápagos, die Couch Sigmund Freuds oder die Apple-Garage: Der Leser kann sich quer durch das Buch auf eine anre- gende Entdeckungsreise begeben. Auf verschiedenen Routen, Schleichwegen und Lesepfaden stellt sich jeder – je nach Interesse – seine eigene Tour zusammen. Chronologisches Lesen ist wie im Internet nicht zwingend nötig. Verwei- se im Text verleiten immer wieder dazu, vertraute Wege zu verlassen und sich in fremde Fachbereiche hineinzuwagen. Warum nicht einmal auf geologischen Wegen und „Philosophenpfaden um die Welt“ wandeln? Oder den „Olymp der Wissenschaftsgesellschaft“ erklimmen, wie die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm, die jedes Jahr die Nobelpreise vergibt? Oder Nature in der Cinan Street 4 in London? Der Titel des Buchs wurde bewusst widersprüchlich gewählt. Er verdeutlicht die Schnittstellen, Parallelen und Grauzonen zwischen säkularer Wissenschaft und Religiosität. „Denn auch Wissenschaft hat für säkular denkende Menschen manchmal eine erhebende, beinahe spirituelle Dimension“, sagt Hilmar Schmundt, einer der drei Herausgeber. Warum das so ist, versucht dieses Buch zu ergründen. Deshalb bleibt die Sammlung der „Pilgerstätten der Wissenschaftsgesellschaft“ vorläufig und diskussionswürdig. Jeder kann sich fragen: Was ist mein Mekka der Moderne – und warum? Welche Erlebnisse überhöhen eine Universität, ein Museum, ein Labor? Auf der Internetseite www.mekkas- dermoderne.de, wo das Buch seinen Anfang nahm, diskutieren die Leser über diese Fragen und veröffentlichen ihre Ideen. Interessierte können sich Leseproben als PDF herunterladen oder das Buch im Schnelldurchlauf als Film ansehen. Wegen der brillanten Essays, des außergewöhnlichen Konzepts und der optisch schönen Aufmachung mit Sepia-Fotografien wurde das Buch auch von der Zeitschrift bild der wissenschaft als „Wissenschaftsbuch 2010“ nominiert. Eine Auszeichnung, die es meiner Meinung nach zu Recht verdient. (Barbara Abrell) * * * Kultursendung „Scala“ im WDR5: „Ein Buch, bei dem man denkt: Wie schade, dass man nicht selber auf die Idee gekommen ist.“ * * *
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