Bücher mit dem Tag "bockenheim"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "bockenheim" gekennzeichnet haben.

5 Bücher

  1. Cover des Buches Oktober und wer wir selbst sind (ISBN: 9783895616860)
    Peter Kurzeck

    Oktober und wer wir selbst sind

     (9)
    Aktuelle Rezension von: Fabian_Neidhardt

    Kurzeck erzählt keine Geschichten, Kurzeck erzählt Leben. Schreibt nieder, was passiert und was er denkt und was ihn an was erinnert. Dabei erinnert mich seine Schreibe daran, wie Araber schreiben. Die Vokale werden nicht geschrieben, und dennoch versteht man jedes Wort aus dem Kontext. Ähnlich ist es bei Kurzeck. Er lässt viele Worte weg, weil klar ist, welche es sein müssen. Schreibt extrem elliptisch und überlässt dem Leser das denken.

    Man kann nicht wirklich runterlesen, diese Gedanken. Man muss aktiv lesen, sich aktiv in den Kanal Kurzeck schalten, der einfach durchgehend läuft. Es gibt keine Absätze, keine Ruhepause.

    Es gibt viele schöne Gedanken, mein Exemplar des Buches ist voller Eselsohren und unterstrichenen Sätzen. Es gibt viel Atmosphäre, viele Bilder. Aber keine Geschichte. Kein Plot. Man das Buch irgendwo anfangen und irgendwo aufhören. Das Buch selbst fängt irgendwo an und hört irgendwo auf. Die erste Hälfte macht das Spaß. Tolle Bilder, schöne Sätze, angenehmes Gefühl. Aber irgendwann ist es mir wirklich anstrengend, dabeizubleiben. Und ich weiß, es gibt noch ein halbes Dutzend weiterer Bücher, die genau so funktionieren.

    Man kann das schon machen, dieses Einschalten von Kanal Kurzeck. Aber ich brauche das nicht nochmal. Da lese ich lieber Geschichten, habe genug eigenes Leben in mir.

  2. Cover des Buches Ein Kirschkern im März (ISBN: 9783895616853)
  3. Cover des Buches Übers Eis (ISBN: 9783895616891)
    Peter Kurzeck

    Übers Eis

     (14)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    INHALT: ÜBERS EIS ist eine reiche Sammlung von Erinnerungen an den Winter 1983/84 in Frankfurt am Main. Peter Kurzeck (1943-2013) arbeitete zu dieser Zeit gerade an seinem dritten Roman, als über ihm die Welt zusammenbrach: Trennung von seiner Frau, keine Arbeit, kein Geld, ewiger Winter. In dieser schwierigen Lage ist es nicht leicht, die vierjährige Tochter Carina durchzubringen, die er über alles liebt.

    FORM: Eine richtige Handlung hat das Buch nicht. Die einzelnen Szenen springen in der Zeit vor und zurück und verdichten sich erst nach und nach zu einem komplexen Abbild dieser Zeit. Kurzecks Sätze sind knapp, aber wortgewaltig. Er verstand es, den Leser innerhalb von drei Zeilen zu Boden zu schmettern und danach wieder aufzurichten. Kurzeck war ein Wortspieler, ein Poet. Er missachtete die gängigen Grammatikregeln, um noch mehr Bedeutung aus den Sätzen herauszuholen. Die auffälligste Schreibtechnik hierbei ist wohl das Weglassen (oder sagen wir: »die behutsame Verwendung«) von Verben. Manchmal vergehen halbe Seiten bevor mal wieder ein Verb auftaucht.

    ÜBERS EIS ist der erste Teil der auf ursprünglich zwölf Teile angelegten Reihe DAS ALTE JAHRHUNDERT. Bis zu seinem Tod im November letzten Jahres wurden fünf davon veröffentlicht, der sechste Teil ist für dieses Jahr in Planung.

    FAZIT: Auch wenn mir das Buch gut gefallen hat, bin ich mir nicht sicher, ob ich diesen Zyklus weiter verfolgen werde. Mit dem Frankfurt der 80er Jahre kann ich nicht viel anfangen. Ich vergebe sehr gute vier Sterne.

    *** Diese und viele weitere Rezensionen könnt Ihr in meinem Blog Bookster HRO nachlesen. Ich freue mich über Euren Besuch***

  4. Cover des Buches Als Gast (ISBN: 9783895616846)
  5. Cover des Buches Vorabend (ISBN: 9783895616877)
    Peter Kurzeck

    Vorabend

     (6)
    Aktuelle Rezension von: Schelmuffsky
    Natürlich ist mein Blick ein besonderer. Ich kenne viele Orte, die Kurzeck beschreibt, aus eigener Anschauung, habe zeitgleich mit ihm in Bockenheim gelebt (Bockenheim wird in den anderen Romanen "erinnert"), habe die Veränderungen, die Kurzeck beklagt, miterlebt. Insofern finde ich zu Kurzeck einen anderen Zugang als jüngere Leser, die womöglich den Kopf schütteln könnten über diesen scheinbar völlig unstrukturierten Text, der nur sehr gewollt zusammen gehalten wird durch die Rahmengeschichte, ein Wochenende bei Freunden, während dessen dieser riesige Erinnerungsberg aufgeschichtet wird. Auch könnte der eine oder andere Probleme haben mit dem stakkatoartigen Stil, in dem Kurzeck schreibt, Kürzestsätze, häufig ohne Prädikat, in endlosen Girlanden aneinandergereiht, häufig die gleichen Themen mit minimalen Abweichungen erzählend. Und doch ist es gerade dieser Stil, so mein Verdacht, der einen über längere Strecken in einen ganz speziellen Rhythmus versetzt, wie ich das so noch bei keinem anderen Buch erlebt habe.
    Kurzeck beschreibt die Zeit-Räume (im Wortsinn) mit einer Präzision, dass es kein Problem wäre, die Ortschaften, die verschwundenen Bachläufe, die zugeschütteten Dorfanger, alles, was dem Autoverkehr zum Opfer fiel, zu rekonstruieren. Vielleicht wird das Leben der 50er und 60er Jahre etwas zu schön beschrieben, aber viele Details waren es auch, z. B. die akribische erzählte Zeit des Auftauchens und Verschwindens des Kleinstadtkinos in Lollar (ganz ähnlich in meiner Heimatstadt), wo man sich traf, die kleinen Geschäfte, die es zu dieser Zeit noch im kleinsten Dorf gab und ein relativ autonomes Leben ohne Auto ermöglichten. Dann aber kamen die Supermärkte, die Autos, die zerstörend in jeden Lebensbereich eingriffen. Das alles erzählt Kurzeck, manchmal steigert er sich in Absurdität, die aber genau die Absurdität der Zeit erfasst, z. B. den verbreiteten Wahn, die Autos am liebsten nach jeder Fahrt auseinanderzunehmen, um möglichst jede Spur zu beseitigen, überall Schonbezüge anzubringen ("Warum gibt es eigentlich keine Schonbezüge für Reifen?"), die totale Verdinglichung, die sich noch in die feinsten Verästelungen der Psyche und das Miteinander einprägte.
    Wer immer nach einem im Wortsinn dokumentarischen Roman Ausschau hielt, der liegt hier goldrichtig. Zwar ist der manchmal bemühte Vergleich mit Proust aus meiner Sicht völliger Blödsinn, aber doch ist "Vorabend" einer der ganz großen Erinnerungsversuche der Literatur und auch deshalb sehr zu empfehlen!

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