Bücher mit dem Tag "bookcrossing"
241 Bücher
- Carlos Ruiz Zafón
Der Schatten des Windes
(5.805)Aktuelle Rezension von: SonjaMarschkeDie Geschichte von Daniel Sempere, dem Friedhof der vergessenen Bücher und Julian Carax ist ohne Zweifel ganz große Kunst. Dieses Buch liest sich einfach so weg. Die Geschichte tänzelt auf der Grenze zwischen Fantasy und Belletristik. Und je länger man dieses Buch liest, desto mehr will man wissen, wie alles zusammenhängt. Und wie Zafon das alles aufgezogen und aufgelöst hat, ist schon ganz ganz große Kunst.
- Wolfgang Herrndorf
Tschick
(2.934)Aktuelle Rezension von: bibliophilaraAls Buchbloggerin veranstalte ich gerne auch mal Gewinnspiele, bei denen ich Bücher oder Buchgutscheine mit einem Päckchen voll Tee, Kerzen, Süßigkeiten, Snacks oder kleinen Pflegeprodukten verschenke. Einmal hatte ich bisher aber sogar das Glück selbst durch ein Gewinnspiel beschenkt zu werden. In dem Päckchen: „Tschick“ von Wolfgang Herrndorf, was schon länger auf meiner Wunschliste stand. Das Jugendbuch aus dem Jahr 2010 gewann 2011 den Jugendliteraturpreis und erhielt größtenteils euphorische Kritiken. Es wurde mehr als 2 Millionen mal in 25 Ländern verkauft, sogar als moderner Klassiker angepriesen und ist schon jetzt oft gewählte Schullektüre. 2016 erschien „Tschick“ dann mit Tristan Göbel in der Hauptrolle in den deutschen Kinos. Als Wolfgang Herrndorf an dem Jugendbuch schrieb, litt er bereits an einer Krebserkrankung. 2013 nahm er sich selbst das Leben.
Kurz vor den Sommerferien im Jahr 2010 kommt ein neuer Mitschüler in die Klasse des 14-jährigen Maik Klingenberg: Andrej Tschichatschow, genannt Tschick. Dieser kommt aus schlechten sozialen Verhältnissen und trägt anstelle eines Rucksacks immer eine Plastiktüte mit seinen Schulsachen mit sich. Was Tschick an einem Berliner Gymnasium verloren hat, ist Maik schleierhaft. Entsprechend wenig ist er erfreut, dass Tschick in den Sommerferien regelmäßig uneingeladen vor seiner Haustür steht. Als Tschick dann auch noch mit einem geknackten Auto aufkreuzt und Maik auf einen Roadtrip einlädt, beginnt für beide Jungen der Sommer ihres Lebens.
Bevor es mit der eigentlichen Lektüre losgeht, findet sich eine ganze Doppelseite voll mit Zitaten aus Zeitungen, Magazinen und Radiosendungen, in denen „Tschick“ mit Lob und Huldigungen überschüttet wird. Es ist durchaus interessant, dass das Buch so viel Anklang gefunden hat, beeinflusst mich aber nicht in meinem persönlichen Urteil. Danach folgt ein Zitat aus „Welcome to the Dollhouse“, einem Low Budget Coming-of-age Film aus dem Jahr 1995. Ein Jahr später gewann der Film unerwartet den Jurypreis des Sundance Filmfestivals.
Das erste Kapitel beginnt dann mit dem Satz „Als Erstes ist da der Geruch von Blut und Kaffee.“. Maik Klingenberg, der Protagonist, erzählt seine Geschichte im Präsens und der Ich-Perspektive. Da er den Großteil der Geschichte retrospektiv erzählt, verwendet er meist das Präteritum, bricht aber den Tempus gelegentlich wie ein aufgeregter Junge, der seine Emotionen und Gedanken nicht ganz im Griff hat und sich verhaspelt oder eben den Tempus nicht beibehält. Normalerweise ein Fauxpas, hier ein gelungenes Stilmittel. Auf knapp über 250 Seiten gibt es 49 Kapitel, sodass die Kapitel im Schnitt ungefähr fünf Seiten lang sind. In den ersten vier Kapiteln schildert Maik seine aktuelle Lage, geht danach vier weitere Kapitel auf seine Vorgeschichte ein und kommt anschließend zu Tschick.
Maik kommt aus einem wohlhabenden, aber zerrütteten Elternhaus. Sein Vater ist Immobilienmakler und hat eine offensichtliche Affäre mit seiner Assistentin. Seine Mutter ist alkoholkrank und entweder betrunken oder in der Entzugsklinik. Er wohnt in einem freistehenden Einfamilienhaus mit Pool im Garten. In der Schule ist er ein Außenseiter, wird von vielen Mitschülern ignoriert oder als „Psycho“ beschimpft. Freunde hat er nicht, aber er ist heimlich in seine Klassenkameradin Tatjana verliebt, die aber auch von ihm nicht wirklich Notiz zu nehmen scheint. Maik ist kein guter Schüler, die einzigen Fächer, die ihm etwas liegen, sind Mathematik und Sport. Er beweist aber wiederholt, dass Allgemeinwissen und Intelligenz nicht wirklich zu seinen Stärken gehören und selbst wenn er mal etwas weiß, meldet er sich im Unterricht nicht, weil er nicht auffallen will. Insgesamt ist er schlicht ein verunsicherter Junge, der trotz seiner vermeintlich guten Herkunft viele Probleme mit sich trägt.
Sein neuer Mitschüler, Andrej Tschichatschow, der wegen seines komplizierten Nachnamens nur Tschick gerufen wird, hat ebenfalls seine Päckchen zu tragen. Er ist ein russischer Spätaussiedler, der mit seinem Bruder in Armut leben muss. Nicht einmal einen richtigen Schulranzen oder eine Federmappe besitzt der Junge, der in der Schule regelmäßig eine Alkoholfahne hat. Seine Schulnoten sind allgemein schlecht, seine Vorbildung katastrophal und doch beweist der verschwiegene Tschick manchmal sein Potenzial und macht Aussagen, die auf eine erstaunlich präzise Beobachtungsgabe hindeuten. Aber auch seine kleinkriminelle Ader kann er nur spärlich verbergen.
Die fast unfreiwillige Freundschaft zwischen Maik und Tschick ist eines der Leitmotive, die viele weitere Themen aufwerfen. Auf dem gemeinsamen Roadtrip geht es um Erwachsen werden, um Selbstwahrnehmung und um Rollenfindung. In der Schule spielen eher Migration und Integration oder Mobbing und Außenseitertum eine Rolle. Aber natürlich werden auch die erste Liebe und die aufkeimende Sexualität thematisiert, ohne dass sich der Plot zu sehr darin verliert.
Sprachlich bewegt sich der Roman auf einem, der Jugendsprache entsprechend, einfachen Niveau. Ellipsen und ungewöhnliche, nahezu unbeholfene Metaphern untermauern dies. Auch wenn kein Slang verwendet wird, geht es auch mal vulgär oder politisch inkorrekt zu. Worte wie „Pimmel“, „Fotze“, „Schwuchtel“ oder „Ficken“ gehören einfach in den Mund pubertärer Kinder. Trotz schwerwiegender Probleme, die die beiden Freunde haben, schwingt gerne ein spitzzüngiger Humor mit, der so durchdacht und erfrischend ist, dass er damit viele andere Werke in den Schatten stellt.
Dass Herrndorf ein begnadeter Literat war, lässt sich unter anderem in den Werken erkennen, die er geschickt in seinen Jugendroman integriert hat. Seien es „Geschichten vom Herrn Keuner“ von Bertholt Brecht oder „Der Steppenwolf“ von Hermann Hesse. Aber auch moderne und internationale Jugendliteratur wie „Harry Potter und der Halbblutprinz“ von Joanne K. Rowling findet Erwähnung. Herrndorf selbst war großer Fan von Jugendbüchern wie „Herr der Fliegen“ von William Golding oder „Die Abenteuer des Tom Sawyer“ von Mark Twain, in denen die jungen Protagonisten von den Erwachsenen distanziert leben. Dies war Motivation und Inspiration für Herrndorf ein vergleichbares Jugendbuch zu schreiben.
Das Ende war unvorhersehbar, realistisch, verrückt und ernüchternd ohne eine Enttäuschung zu sein. Zudem habe ich ein neues Lieblingszitat entdeckt, das die Geschichte ausgezeichnet abrundet: „Die Welt ist schlecht, und der Mensch ist auch schlecht. Trau keinem, geh nicht mit Fremden mit und so weiter. Das hatten mir meine Eltern erzählt, das hatten mir meine Lehrer erzählt, und das Fernsehen erzählt es auch. Wenn man Nachrichten guckte: Der Mensch ist schlecht. Wenn man Spiegel-TV guckte: Der Mensch ist schlecht. Und vielleicht stimmte das ja auch, und der Mensch war zu 99 Prozent schlecht. Aber das Seltsame war, dass Tschick und ich auf unserer Reise fast ausschließlich dem einen Prozent begegneten, das nicht schlecht war.“
„Tschick“ von Wolfgang Herrndorf hat mich so begeistern können, wie dieses Jahr noch kein anderes Buch. Es fängt die hochsommerliche Atmosphäre großartig ein, kreiert eine Geschichte, die witzig und traurig, skurril und authentisch gleichzeitig ist. Auch wenn es ein Jugendbuch ist, werden Erwachsene ihre Freude an diesem pedantisch gearbeiteten Werk finden. Ich wünschte, der Roadtrip der beiden Jungen wäre noch ein paar Seiten länger gegangen. Absolute Empfehlung meinerseits und das erste Highlight des Jahres. Glasklare fünf von fünf Federn für dieses Meisterwerk!
- Frank Schätzing
Limit
(597)Aktuelle Rezension von: JosseleDieses gewaltige Werk, das in seinem Umfang stark an Schätzings Riesenerfolg „Der Schwarm“ erinnert, erschien 2009. Die Handlung beginnt mit dem Prolog im August 2024 und spielt sich ansonsten hauptsächlich im Jahr 2025 ab. Das macht es für mich nun im Juni 2024 als Lektüre besonders interessant im Hinblick darauf, ob Schätzings Prognosen eingetroffen sind oder kurz davor sind einzutreffen. Ein paar davon, die er nebenbei erwähnt, haben sich jedenfalls nicht erfüllt: Bayern München ist im Jahr 2024 nicht an einen Investor verkauft, was erfreulich ist. Weniger erfreulich ist, dass, anders als von Schätzing angenommen, Kim Yong-un noch lebt, Korea nicht wieder vereinigt ist und Putin immer noch Präsident von Russland und nicht ehemaliger Präsident ist.😎 Gewisse Erfindungen, die der Autor erwähnt, drängen sich geradezu auf und sind in Ansätzen auch bereits entwickelt, wie das „Airbike“, eine Art E-Bike für die Luft, der „Magnifier“, also die Lupe zur Gesichtserkennung und der „MindReader“ zum Gedanken lesen.
Der unermesslich reiche und mächtige Unternehmer Julian Orley hat eine Reisegruppe von reichen und wichtigen Persönlichkeiten zusammengestellt, die mit ihm und seiner Firma eine Reise in den Weltraum und speziell auf den Mond antreten. Sein Ziel ist es, sie für Investitionen in sein Unternehmen zu gewinnen, konkret plant er den Bau eines zweiten Weltraumaufzugs. Parallel dazu taucht in China die Dissidentin Yoyo unter und der Cyber-Detektiv Owen Jericho erhält von Yoyos Vater den Auftrag, sie zu finden. Doch er ist nicht der einzige, der sie sucht. Diese beiden Handlungsstränge laufen lange Zeit nebeneinander her, ohne dass es eine Verbindung zwischen ihnen gibt. Als Leser ahnt man natürlich, dass es eine gibt, doch diesbezüglich spannt Schätzing uns lange auf die Folter.
Das Buch startet sehr zäh, Schätzing ist bemüht, seine Ideen logisch und wissenschaftlich zu begründen, was eher Stoff für ein Sachbuch ist. Die giftigen Dialoge der Reisegruppenmitglieder können untereinander können den recht trockenen Stoff nicht ausreichend „anfeuchten“. Das muss der Leser sich erstmal durchbeißen. Die Langatmigkeit kennzeichnet teilweise leider sogar Kampf- und Verfolgungsszenen, deren ursprüngliche Spannung dadurch zu oft abfällt. Als Leser wünscht man sich dann nur noch, dass es vorbei ist und die Handlung sich weiter entwickelt.Neben gut recherchierten und erklärten Zusammenhängen und raffiniert eingefädelten Täuschungen, wie der von Yoyos Verfolger Xin, der sich an Jericho heranmacht, gibt es in dem Roman aber auch seltsam krasse Logikschwächen. So ist es z.B. völlig daneben, dass ein so mächtiger und einflussreicher Mann wie Julian Orley nicht binnen kürzester Zeit überprüfen kann, ob der Lunar Express nun in der Nacht gefahren ist oder nicht (Fischer Tb, Mai 2011, S. 465 ff). Ebenso sind die Vertraulichkeiten zwischen Donners Frau Nyela und ihren unbekannten Gästen Yoyo und Owen mehr als schräg und unwahrscheinlich. Sie wirken deplatziert.
Der entstehende Tumult nach der Enttarnung der Verräterin ist sehr vogelwild und durcheinander beschrieben. Das war mir zu chaotisch und zu wenig durchdacht.
Demgegenüber schafft es Schätzing auf raffinierte Weise, die Spannung über die Art der verbrecherischen Organisation und ihr eigentliches Ziel bis zur Auflösung hochzuhalten, indem er seine Protagonisten fehlleitet und immer neue Erkenntnisse gewinnen lässt, die vorherigen auch mal widersprechen.
Sehr hilfreich fand ich das angehängte Personenverzeichnis, denn es kommen doch einige vor und nur mittels des Textes sind sie zu Beginn nicht so ohne weiteres unterscheidbar. Drei Sterne.
- Ken Follett
Die Tore der Welt
(1.335)Aktuelle Rezension von: AukjeDie Geschichte spielt mehrere Jahre nach dem ersten Buch. Kingsbridge ist mittlerweile eine geschäftstüchtige Stadt. Als nach einem Unglück die Hauptbrücke nach Kingsbridge einstürzt, muss eine neue gebaut werden. Dies soll Merthin, ein Nachfahre von Jack, machen, der die Brücke diesmal aus Stein bauen möchte. Während dessen lernt er Caris kennen und die beiden verlieben sich in einander. Durch unglückliche Missstände können Merthin und Caris nicht zusammen kommen, stehen sich aber immer bei. Natürlich gibt es auch Widerstand gegen den Bau einer neuen Brücke, besonders von dem hinterhältigen Mönch Godwyn.
Sofort ist man von der Story gefesselt. Auch die Charaktere sind wundervoll beschrieben und so hofft man von Anfang bis zum Ende auf ein Happy-End zwischen Merthin und Caris.
Wundervolles Buch!
- Umberto Eco
Der Name der Rose
(1.616)Aktuelle Rezension von: TWDFanSTInhalt
Italien im 14. Jahrhundert: In einem Kloster kommt es zu mysteriösen Todesfällen. Drei Mönche sind bereits tot. Der scharfsinnige Franziskaner-Mönch William von Baskerville soll herausfinden, was hinter den Klostermauern vor sich geht...
Bewertung
Dies ist einer der wenigen Romane, bei dem ich ganz klar sagen muss, dass mir der Film besser gefallen hat. Bevor ich mich noch einmal dem Buch widme, werde ich mir wohl eher den Film anschauen - das kostet weniger Zeit. "Der Name der Rose" war mir in Buchform einfach zu langatmig und auch die Art, wie das Buch geschrieben ist, konnte mich nicht begeistern. Deshalb nur 2 Sterne.
- Lucinda Riley
Das Orchideenhaus
(2.810)Aktuelle Rezension von: Katharina_CizekIm Urlaub war ich am schönen Bodensee und auch der Blumeninsel Mainau. Dieses Buch hat perfekt zu dem wunderbaren Duft der unterschiedlichen Blumen gepasst. Zwischen Rosen und Dahlien verschlang ich diesen Roman und konnte ihn nicht mehr aus der Hand legen.
Zum Inhalt:
Julia, die berühmte Pianistin, ist wieder zurück in England. Eigentlich müsste sie auf der Bühne stehen, Applaus entgegennehmen und sich in ihrem Ruhm sonnen. Stattdessen liegt sie im Bett ihres kleinen Cottage und schafft es nicht einmal zum Kühlschrank. Ein schwerer Schicksalsschlag hat Julias Welt durcheinandergebracht. Ihre Schwester versucht sie immer wieder aufzuheitern und aus ihrem Versteck zu locken. Meist gelingt ihr dies nicht. Doch an einem Nachmittag gelingt es ihr, Julia mit nach Wharton Park zu nehmen, einer großen Liegenschaft, in der ihr Großvater früher als Gärtner gearbeitet hat. Julia verbindet viele schöne Erinnerungen mit diesem Ort. Als sie dort einem Bekannten aus Kindertagen begegnet, sieht ihre Welt plötzlich nicht mehr so grau aus. Als dieser plötzlich mit einem alten Tagebuch ihres Großvaters vor ihrer Tür steht, begibt sich Julia auf eine Reise in die Vergangenheit. Familiengeheimisse werden gelüftet und nebenbei beginnt Julia wieder zu leben.
Ein sehr facettenreicher Roman, in dem die Spannung vom Ersten bis zum letzten Wort erhalten bleibt. Besonders gefallen hat mir die Sicht der Geschehnisse aus den unterschiedlichen Perspektiven. Der Leser wird gezwungen, mit Charakteren mitzufühlen und ihre Handlungen nachzuvollziehen. Wer Blumen und Gärten, ferne Orte und Familiengeheimnisse sowie lebendige Charaktere mag, für den ist dieses Buch perfekt.
- Paulo Coelho
Veronika beschließt zu sterben
(3.145)Aktuelle Rezension von: Julietta89Der Titel des Buches gibt bereits einen deutlichen Hinweis auf die Handlung: Veronika beschließt zu sterben. Ihr Selbstmordversuch misslingt jedoch, und sie landet in einer psychiatrischen Einrichtung. Im weiteren Verlauf der Geschichte lernen wir nicht nur Veronika besser kennen, sondern auch andere Patienten der Anstalt. Von jedem dieser Patienten erfahren wir ein wenig über ihre Lebensgeschichten, was dem Roman eine besondere Tiefe verleiht.
Das Buch hat mir wirklich sehr gut gefallen. Es ist literarisch anspruchsvoll, ohne zu überladen zu wirken. Viele Passagen regen zum Nachdenken an, aber man kann die Geschichte auch flüssig lesen. Trotz des tragischen Themas hat das Buch eine gewisse Leichtigkeit, die ich sehr geschätzt habe. Es wird nicht zu theatralisch dargestellt, und das fand ich angenehm.
Auch die meisten Charaktere haben mir gut gefallen, insbesondere Eduard. Gern hätte ich mehr über seine Geschichte erfahren. Was mir nicht so gut gefallen hat, war das Ende. Nicht weil es schlecht geschrieben ist, sondern weil es für mich wenig überraschend war. Bereits im Verlauf des Buches hatte ich eine Ahnung, wie es ausgehen könnte. Das sollte aber niemanden davon abhalten, das Buch zu lesen, denn insgesamt passt das Ende gut zur Geschichte und der Aufbau des Romans ist für meinen Geschmack sehr gelungen.
Was ich überhaupt nicht mochte, war die Entscheidung des Autors, sich selbst in die Geschichte einzubringen. Dies geschieht relativ am Anfang des Buches und umfasst nur ein oder zwei Seiten, doch ich fand es irritierend. Dieser Teil hätte für meinen Geschmack besser als Vor- oder Nachwort gepasst.
Insgesamt gebe ich jedoch eine klare Leseempfehlung. Paulo Coelho gelingt es, ein schwieriges Thema auf eine Weise zu behandeln, die sowohl zum Nachdenken anregt als auch gut unterhält.
- Elizabeth Gilbert
Eat, Pray, Love
(917)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderElizabeth Gilbert wagt mit Anfang dreißig einen radikalen Schnitt! Ihre Ehe macht sie schon lange nicht mehr glücklich und sie sucht in einer Affäre ihr Glück. Glücklich wird sie zwar auch nicht, aber sie lernt das Beten und will ein Jahr aussteigen. Freunde sind schockiert und verwundert, aber Elizabeth packt ihre Koffer. Vier Monate nach Italien. Sie lernt die Genüsse des Landes kennen, die Spezialitäten der Regionen und findet neue Freunde und ein ganz besonderes und relaxtes Lebensgefühl. Dann geht sie für vier Monate nach Indien und geht in einen Ashram. Das Leben überrollt sie und es ist laut, hektisch und erst mit der Zeit findet Elizabeth ihren Platz und hofft doch so glücklich lächeln zu können, wie die Inderin auf einem Bild, dass sie schon lange bewundert. Nach dieser Zeit geht sie für vier Monate nach Bali. Hier trifft sie auf einen Medizinmann, bei dem sie schon vor vielen Jahren einmal war. Eine neue Freundin ist auch bald gefunden und nachdem sich Elizabeth wieder glücklich fühlt, kann sie der Freundin helfen. Dann taucht ein Mann in ihrem Leben auf und ganz zögerlich lässt sie es zu, dass da mehr ist als Sympathie. Elizabeth Gilbert hat ihre Erfahrungen aufgeschrieben und so ein großartiges Bild geschaffen.
- Muriel Barbery
Die Eleganz des Igels
(848)Aktuelle Rezension von: sbalunziaErst hatte ich Mühe mit dem Schreibstil und der hochgestochenen Art der Autorin. Ich fand, dass es viel zu aufgebauscht geschrieben war, als es nötig gewesen wäre.
Die Hauptpersonen sind Renée und Paloma. Paloma lebt mit ihren Eltern und Schwester in einer grossen Wohnung der Rt. de Grenelle 7. In dieser ist Renée Concierge. Die Geschichte von Paloma wird durch ihre Tagebucheinträge dargestellt. Dies fand ich eine auflockernde Art, einen Handlungsstrang zu gestalten, finde aber auch, dass so wenig differenziert wurde und auch die Gefühle so eher kurzgehalten wurden. Ich bin kein Profi und möchte auch keine Ferndiagnosen stellen (zumal es sich um eine fiktive Person handelt), beim Lesen hatte ich aber das Gefühl, Zeichen von Autismus im Verhalten von Paloma zu erkennen. Die würde auch die Unverständlichkeit zu gewissen Emotionen von Mitmenschen erklären. Einige Gedanken von Paloma fand ich sehr nachvollziehbar, andere fand ich aber eher nicht durchdacht, aber mit einem Vokabular versehen, dass es sich nach mehr anhört, als es eigentlich war.
Anfangs fand ich Paloma und Renée sehr unsympathisch. Beide kommen sich so unglaublich schlau vor, dass sie nicht merken, wie sie andere abwerten, Stereotypen bedienen und auf andere anwenden und ihre Mitmenschen abwerten. Genau das, was sie an anderen kritisieren. Durch den Erzählstil konnte man die beiden Charaktere gut kennenlernen, sich an sie und ihre Gedankengänge gewöhnen und ihre Entwicklung beobachten. Gegen Ende muss ich sagen, dass ich beide viel sympathischer und nachvollziehbarer fand. Vor allem als Herr Ozu dazu kam, empfand ich eine Positive und sympathische Entwicklung.
Das Ende war sehr ergreifend und vorhersehbar und ich fühlte mich leer und erfüllt zugleich.
Vielleicht heisst lebendig sein das: Augenblicke zu verfolgen, die sterben.
Für mehr Rezensionen: Instagram -> book_recommender_sbalunzia
- Milan Kundera
Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
(1.162)Aktuelle Rezension von: LucianVicovanIch habe es mir Absichtlich für ganz am Ende übrig gelassen! Habe davor ganz viele andere Werke von ihm gelesen, ihm nach dem Moment der „Liebe auf dem ersten Buch“ mit jedem weiteren Werk noch mehr zu lieben gelernt!
Nun war ich bereit für die von vielen als sein Meisterwerk genannte Geschichte!!
Es fällt mir nicht leicht das Werk allen anderen Vorneweg zu stellen, aber es ist doch, das vielleicht am reichsten und dichtesten mit „Kundera“ gefüllte!! 🤓
- Yann Martel
Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger 3D, 1 Blu-ray
(1.035)Aktuelle Rezension von: Fiona_CamarsEines der schönsten und ungewöhnlichen Bücher, die ich je gelesen habe. Das Setting ist merkwürdig, mit einem indischen Zoobesitzer Sohn. Die Geschichte mäandern erst hier hin und dorthin, bis plötzlich der (im Deutschen) namensgebende Schiffbruch passiert, bei dem sich der Junge auf einem kleinen Rettungsboot mit einer Handvoll bedauernswerten Tieren wiederfindet. Ungewohntes Ende. Tolle Geschichte!
- J. D. Salinger
Lektüre Kopiervorlagen: Jerome D. Salinger, Der Fänger im Roggen / Catcher in the Rye
(1.557)Aktuelle Rezension von: KiraNearTitel: Der Fänger im Roggen
Autor*in: J.D. Salinger
Erschienen in Deutschland: 2023 (23. Auflage)
Originaltitel: The Catcher in the Rye
Erschienen in den USA: 1945
Übersetzer*in: Eike Schönfeld
Weitere Informationen:
Genre: Slice of Life, Drama, Gen
Preis: € 11,00 [D] | € 11,40 [A]
Seiten: 270 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-499-23539-9
Verlag: Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG
Inhalt:
Ich-Erzähler des Romans ist der sechzehnjährige Holden Caulfield, der sich zur Zeit seiner Aufzeichnungen zur Erholung und psychiatrischen Behandlung in einem Sanatorium befindet und Rückschau hält auf „diesen Irrsinnskram, der mir so um letztes Weihnachten passiert ist“. Der Roman handelt davon, wie Holden Caulfield nach einem Schulverweis wegen schlechter Leistungen kurz vor Beginn der Weihnachtsferien die Schule vorzeitig verlässt, um dem oberflächlichen, selbstdarstellerischen Verhalten seiner Kameraden und der Schulgesellschaft zu entfliehen. Er traut sich aus Angst vor der Reaktion der hysterisch-nervösen Mutter und des beruflich erfolgreichen Vaters nicht sofort nach Hause, sondern irrt drei Tage lang auf der Suche nach menschlicher Nähe und einer Zukunftsperspektive durch Manhattan. Von den drei Tagen nimmt die Schilderung des Samstags etwa die Hälfte des Buches ein. Es ist in 26 Kapitel gegliedert. Das Buch trägt die Widmung „Für meine Mutter“.
[Quelle: Wikipedia]
Meinung (Achtung, möglicherweise Spoiler!):
Ich muss ganz ehrlich sagen: Das Buch kannte ich sehr, sehr lange nur vom Namen her. Weder von der Handlung, noch von der Sache mit John Lennon damals hatte ich eine Ahnung. So seltsam es klingt, aber ich bin über das Buch am meisten bzw so wirklich erst über die South Park Folge "Als die Kacke Pipi musste", die zweite Folge aus Staffel 14. Dort haben die vier Jungs von der Schule her das Buch lesen müssen, da ich da Buch allerdings zu dem Zeitpunkt noch so gar nicht kannte, konnte ich es nicht beurteilen. Sie waren jedenfalls durch die Bank durch enttäuscht, dass das Buch nicht so skandalmäßig ist wie es ihnen erzählt worden ist. Und ich muss ihnen da leider zustimmen.
So ganz kann ich nicht verstehen, warum das Buch "schockierend" oder "ein Skanadal" gewesen sein könnte. Ich kann mir höchstens vorstellen, dass die lockere Art, die der Protagonist an den Tag legt, den Leuten damals zu locker war, zu casual, wie man heute sagen würde. Heute wäre es dagegen kein Thema. Oder die Tatsache, dass Holden wieder von der Schule geflogen ist.
Vielleicht bin ich nicht intelligent genug für das Buch, oder ich bin einfach nicht die richtige Ansprechperson, aber mich hat das Buch nicht so wirklich erreicht. Mit Holden bin ich nicht wirklich warm geworden. Zwar habe ich am Anfang verstehen können, warum er so reagiert hat, er ist von der Schule geflogen, seine Eltern wären wütend und enttäuscht, und er möchte dlie Konfrontation mit ihnen so lange wie möglich meiden. Also tut er Dinge, die ihm im Moment am sinnvollsten erscheinen. Danach aber sagt und macht er viele Dinge, die ich dagegen überhaupt nicht nachvollziehen kann. Was ist sein Ziel? Warum handelt er oft so impulsiv? Vermutlich weiß er es selbst nicht, aber das hilft nicht gerade mit Holden warm zu werden.
Die Ereignisse, die ihm an den drei Tagen passiert ist - kein Wunder, dass er im Sanatorium gelandet ist. Also so ein bisschen. Größtenteils saß ich beim Lesen nur da und dachte, wie unrealistisch das alles ist. Dass das alles in der kurzen Zeit passiert sein soll. Fühlt sich eher so an, als wären nicht drei Tage, sondern eine ganze Woche vergangen. Auf der anderen Seite wird so vieles davon auch irgendwie recht langweilig beschrieben, und ich hatte auch leider nicht so viel Spaß beim Lesen, wie ich es anfangs erhofft hatte.
Fazit:
Tja, das Buch ist leider wieder nur ein weiterer Beweis für mich, dass ich nicht zur Zielgruppe von den meisten Klassikern gehöre. Dass ich mit denen nicht warm werde und ich eher für moderene Bücher zu haben bin, aus den letzten 20-30 Jahren herum. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, aber die gibt es leider sehr selten. Das Buch war an sich ok, aber es war jetzt nichts, was mich aus den Socken gerissen hat. Es war so ein: Aha, so eine Art von Buch ist das. Aber ja, vielleicht ist auch einfach vieles an mir vorbeigegangen. Das kann ich nicht sagen. Von mir bekommt das Buch insgesamt 3 Sterne.
- Bernhard Schlink
Der Vorleser
(5.782)Aktuelle Rezension von: Miriam321123Alles in allem ist Der Vorleser von Bernhard Schlink das schlechteste Buch, welches ich in meinen 30 Jahren gelesen habe.
Angefangen von den schlecht gezeichneten, unrealistischen Charakteren deren Handlungen nicht nachvollziehbar sind zum inhaltlichen.
Große und wichtige Themen auf ein paar Seiten runter zu brechen und Themen, wie sexuellen Missbrauch und NS-Verbrechen, werden meiner Meinung nach relativiert und zum Teil auch einfach Falsch dargestellt.
Für mich las sich das Buch als billige Pornografie mit Nazifantasien ohne wirkliche Story. Öde, unreflektiert und eine Schande, dass dieses Buch eine solche Popularität erreicht hat.
Sprachlich kann man drüber streiten...Mir hat der Schreibstil nicht zugesagt.
- Arthur Golden
Die Geisha
(2.939)Aktuelle Rezension von: bibliophilaraAls ich in meinen späten Teenagerjahren war, hatte ich einen absoluten Lieblingsfilm: „Die Geisha“ mit Ziyi Zhang und Ken Watanabe in den Hauptrollen aus dem Jahr 2005. Der Film war international ein großer Erfolg, der fast das Doppelte seiner Produktionskosten wiedereinbrachte und die Oscars 2006 in den Kategorien „Bestes Szenenbild“, „Beste Kamera“ und „Bestes Kostümdesign“ gewann. Aber auch kritische Stimmen wurden laut, vor allem weil die Hauptrolle der traditionell japanischen Geisha von einer Chinesin gespielt wurde. Sowohl die Japaner, als auch die Chinesen, deren gemeinsame historische Vergangenheit von zahlreichen Kriegen überschattet ist, haben sich besonders empört, dass die Kulturen im Cast bunt durchmischt sind, frei nach dem Motto „Alle Asiaten sehen gleich aus“. Dies schlug sich auch in den Kritiken nieder. Erst viel später erfuhr ich, dass der Film auf einem historischen Roman von Arthur Golden aus dem Jahr 1998 basiert. Damit war klar, was ich als Nächstes auf meine Wunschliste setzen würde. Zufälligerweise hat meine liebe Schwiegermutter eine Ausgabe des Buches zuhause, welche sie mir prompt ausgeliehen hat.
Im Jahr 1920 wird Chiyo Sakamoto als Tochter eines Fischers im kleinen japanischen Dorf Yoroido geboren. Dort wächst sie mit ihren Eltern und ihrer älteren Schwester Satsu auf. Doch als Chiyo sieben Jahre alt ist, erkrankt ihre Mutter schwer an Knochenkrebs. Während sie im Sterben liegt, entscheidet der Vater heimlich seine Töchter zu verkaufen, da er sie nicht länger ernähren kann. Die beiden Mädchen werden nach Kyoto gebracht, doch während Chiyo, ein außergewöhnlich hübsches Mädchen mit, in Japan seltenen, blaugrauen Augen ist, wirkt ihre Schwester weniger attraktiv und klug. Deswegen wird Chiyo in die Nitta-Okiya gebracht, ein Haus, in dem Geishas wohnen. Ihre Schwester dagegen wird, wie Chiyo später erfährt, in ein Yoshiwara gebracht, einem Freudenhaus, in dem sie zur Prostitution gezwungen wird. Chiyo soll dagegen zu einer Geisha ausgebildet werden und gerät so in eine Welt, die aus Teezeremonien, Ausbildung in Tanz, Gesang und dem Spielen des Shamisens, sowie Konkurrenzkämpfen und Intrigen besteht.
„An einem Abend im Frühling 1936, als ich ein Knabe von vierzehn Jahren war, nahm mich mein Vater zu einer Tanzvorstellung in Kyoto mit.“, ist der erste Satz des Prologs „Anmerkungen des Übersetzers“. Dieser heißt Jakob Haarhuis und ist Professor für japanische Geschichte an der Universität New York. In wenigen Seiten berichtet er von seinen Begegnungen mit der Geisha Sayuri, die ihm in mehreren Treffen ihre Biografie erzählt hat. Dieser Prolog lässt manche Leser vielleicht fälschlicherweise vermuten, dass dieser Roman auf wahren Begebenheiten basiert oder sogar biografisch ist, aber dem ist nicht so. Jakob Haarhuis und Sayuri sind rein fiktive Charaktere, so wie die ganze Geschichte auch. Zwar hat Arthur Golden auch ausführliche Informationen von Japans berühmtester Geisha Mineko Iwasaki erhalten und selbst Kunstgeschichte mit dem Schwerpunkt japanische Kultur studiert, aber die Geschichte der Geisha Sayuri bleibt frei erfunden.
Ab dem ersten Kapitel setzt die Protagonistin Chiyo Sakamoto an, ihre Geschichte aus der Ich-Perspektive und im Präteritum zu erzählen. Insgesamt erstrecken sich ihre Memoiren auf über 550 Seiten und 35 Kapitel, wobei sie ungefähr im Alter von sechs Jahren einsetzt. Chiyo ist ein unheimlich faszinierender Charakter. Aufgrund ihrer Schönheit und ihrer blaugrauen Augen hatte sie das Glück zu einer Geisha werden zu können, anstatt zur Prostitution gezwungen zu sein. Sie ist zudem sehr klug, ehrgeizig und anpassungsfähig. Dies wird auch durch das Motiv des Wassers verdeutlicht, mit dem Chiyos Persönlichkeit mehrmals beschrieben wird. Auch ihre Mitmenschen bewerten ihr Verhalten regelmäßig danach, dass Wasser augenscheinlich ihr Element ist. Chiyo ist eine Kämpferin, die im Zweifelsfall jahrzehntelang auf ein Ziel hinarbeitet, so wie ein Fluss die Steine in seinem Bett über Jahre rund schleift. Ich persönlich konnte, trotz kultureller Differenzen, mit Chiyo, die später Sayuri heißt, unglaublich gut mitfühlen. Gelegentlich spricht sie auch in der zweiten Person, noch einmal untermauert, dass ihre Erzählungen ursprünglich auf Tonband aufgenommen wurden und sie mit Prof. Haarhuis spricht.
Der Schreibstil hat mich absolut begeistert. Golden gelingt es ausgezeichnet eine tiefgängige Protagonistin zu schaffen und ihre intimsten Gedanken und Wünsche zu offenbaren, ohne dass sie zu inszeniert wirkt oder dass ihr feminines Wesen gekünstelt oder klischeebelastet erscheint. Man merkt auf keiner Seite, dass dies ein Debütroman ist. Golden hat daran insgesamt über zehn Jahre geschrieben und überlässt absolut nichts dem Zufall. Auch die rhetorischen Mittel wie Vergleiche oder Metaphern wirken nie aufgesetzt oder deplatziert, sondern untermalen emotionale Szenen ausgezeichnet, denn hier verbirgt sich auch eine berührende Liebesgeschichte. Außerdem bestechen die Vergleiche oft mit Subkontexten aus der japanischen Kultur oder Umwelt, wie beispielsweise der Nennung des Ayus, einem in Ostasien weit verbreitetem Fisch. All diese Komponenten ergeben zusammen ein wunderschönes Setting aus Pagoden, Kirschblüten und Kimonos, welches aufgrund seiner Authentizität aber nie romantisierend wirkt. Dass der Roman inzwischen als Klassiker und ebenso oft als Meisterwerk tituliert wird, ist absolut nachvollziehbar.
Leider ist letztendlich jedoch nicht alles so authentisch, wie ich es mir von einem Studenten japanischer Kultur mit langjähriger Recherche und Aufenthalt im Land der aufgehenden Sonne gewünscht hätte. Denn in der Geschichte kommt es zu Sayuris Mizuage, einer Zeremonie, in der der Aufstieg einer Lerngeisha zu einer vollständigen Geisha zelebriert wird. Dabei wird ihre Jungfräulichkeit versteigert und dem Meistbietenden geschenkt. Zwar wird bei den ausgebildeten Geishas tatsächlich eine Mizuage gefeiert, allerdings ist diese völlig frei von sexuellen Tätigkeiten. Stattdessen tragen die Geishas fünf bestimmte verschiedene Frisuren, die ihre Reifung vom Mädchen zur Frau symbolisieren sollen. Zwar gab es Geishas, die hinter der Fassade auch ihre Körper verkauft haben, dies musste aber unter strenger Geheimhaltung geschehen, damit die Reputation bewahrt bleibt. Niemals hätte es eine öffentliche Versteigerung der weiblichen Unschuld gegeben wie es in Buch und Film suggeriert wird. Bei den Oiran dagegen, welche Edelprostituierte waren, war es durchaus üblich, die weibliche Unschuld zu versteigern. Da sie ebenfalls Kimonos und die typische Gesichtsbemalung trugen, sowie auch in Teezeremonien, Tanzen und dem Spielen von Instrumenten unterrichtet wurden, fällt es Laien jedoch schwer, eine Geisha von einer Oiran zu unterscheiden. In Wahrheit waren Geishas und Oiran jedoch stark konkurrierende Berufsgruppen, welche stets versucht haben, sich in ihrer Beliebtheit zu übertrumpfen. Bis zum Verbot der Prostitution in Japan 1959, hatten die Oiran jedoch stets die Nase ein Stück weiter vorne. Auch einfache Prostituierte orientierten sich an der Mode der Oiran, selbst wenn sie sich nicht solch prächtigen Kimonos leisten konnten. Dies trägt zur Verwechslung der Geishas mit Prostituierten bei, ebenso wie Unterhaltungsliteratur wie diese, die leider nicht ausreichend zwischen Geishas und Oiran, sowie deren unterschiedlichen Durchführungen einer Mizuage differenziert.
Insgesamt weichen Film und Buch wenig voneinander ab. Zwar gibt es Nebencharaktere, die im Film nicht auftauchen, aber das ist ja nichts ungewöhnliches. Der größte Unterschied ist der Brand, den Hatsumomo, Chiyos Rivalin, in der Okiya legt. Im Buch dagegen brennt nicht die Nitta-Okiya, sondern die einer anderen Geisha, womit Hatsumomo nichts zu tun hat. Im Großen und Ganzen setzt der Film die Buchvorlage aber gut um. Das Ende weicht ebenfalls, zu meiner Überraschung, kaum vom Filmende ab, auch wenn das Buch noch zusätzliche Informationen über Sayuris weiteres Leben bereit hält.
Zum Abschluss möchte ich noch mein Lieblingszitat aus diesem Werk nennen, wobei es wirklich viele schöne Passagen besitzt. Dieses findet sich auf Seite 171: „Wir Menschen sind nur ein Teil von etwas weitaus Größerem. Wenn wir gehen, zertreten wir vielleicht einen Käfer oder bewirken lediglich eine Veränderung in der Luft, so dass eine Fliege dort landet, wohin sie sonst nicht geflogen wäre. Und wenn wir an dasselbe Beispiel denken, nur mit uns in der Rolle des Insekts und dem endlosen Universum in der Rolle, die wir eben gespielt haben, wird verständlich, dass wir alle tagtäglich von Kräften beeinflusst werden, über die wir nicht mehr Kontrolle ausüben können als der arme Käfer über unserem gigantischen Fuß, der sich auf ihn herabsenkt.“
„Die Geisha“ von Arthur Golden hat wirklich alles, was ein großartiger Roman braucht: Ein wunderschönes Setting, eine liebenswürdige Protagonistin, einen unterhaltsamen Plot, einen tollen Sprachstil und viel Liebe zum Detail. So beschreibt Golden beispielsweise präzise und korrekt die komplizierte Ankleide eines Kimonos mit all seinen Gürteln, Knoten und Unterkleidern und was verschiedene Schnittmuster oder Farben über die Frau, die ihn trägt, aussagen. Leider nimmt er es mit der Präzision im Bezug auf die Mizuage nicht allzu ernst und stellt sie mit der der Oiran gleich. Ob er diesen Fehler versehentlich oder absichtlich beging, um seinen Roman etwas erotischer zu machen, bleibt offen. Mineko Iwasaki, die weltberühmte ehemalige Geisha beteuerte in einem späteren Interview, dass die Mizuage völlig falsch dargestellt sei und sie nicht diejenige war, die Golden solche Fehlinformationen vermittelte. Nichtsdestotrotz unterstützt dieser historische Roman damit den Irrtum, Geishas seien Kurtisanen gewesen, was diesem traditionsreichen Beruf nicht gerecht wird. Dennoch ist „Die Geisha“ aus dem Jahr 1998 ein sehr lesenswertes Buch, solange einem der Makel bewusst ist. Deswegen vergebe ich hier vier von fünf Federn.
- Katharina Hagena
Der Geschmack von Apfelkernen
(909)Aktuelle Rezension von: NorellKatharina Hagenas Roman "Der Geschmack von Apfelkernen" ist eine poetische Erzählung über Erinnerungen, das Vergessen und die Bedeutung von Heimat. Der Roman spielt in einem kleinen Dorf in Norddeutschland, wo Iris, die Protagonistin, nach dem Tod ihrer Großmutter Bertha das alte Familienhaus erbt. Doch das Erbe ist mehr als nur ein Haus - es ist eine Ansammlung von Erinnerungen, Geheimnissen und alten Verletzungen, die über Generationen hinweg vergraben wurden.
Iris kehrt in das Haus zurück, das sie seit ihrer Kindheit kennt, und wird von den Erinnerungen an ihre Familie überwältigt. Ihre Großmutter, ihre Mutter und die beiden Tanten haben alle in diesem Haus gelebt, und jede von ihnen trägt ihre eigene Geschichte, die mit Verlust, Liebe und Trauer verbunden ist. In diesem Haus, das selbst zum Symbol für Vergänglichkeit und das Vergehen der Zeit wird, entdeckt Iris, dass jede Generation ihre eigenen Narben hinterlassen hat.
Besonders beeindruckend ist die Darstellung der Figuren, die Hagena mit viel Feingefühl und Tiefe skizziert. Jede der Frauen hat ihre eigenen Kämpfe: von Berthas Alzheimer-Erkrankung, die symbolisch für das Verblassen von Erinnerungen steht, bis hin zu den inneren Konflikten von Iris' Mutter und Tanten, die mit ihren eigenen Entscheidungen und Verluste ringen. Diese Frauenbiografien spiegeln den Kreislauf von Leben und Tod wider und beleuchtet die Frage, inwieweit Erinnerungen Teil unserer Identität sind und wie das Vergessen unser Leben beeinflusst.
Hagenas Schreibstil ist bildhaft und atmosphärisch. Ihre Beschreibungen der Natur und des Hauses sind nicht nur Kulisse, sondern tragen symbolisch zur Erzählung bei. Besonders der Apfelbaum im Garten des Hauses, dessen Früchte oft mit Erinnerungen und der Vergänglichkeit assoziiert werden, ist ein zentrales Symbol des.
Die Sprache ist geprägt von einer leisen Melancholie, die der Geschichte eine besondere Tiefe verleiht. Hagena versteht es, mit Worten Bilder zu malen und Stimmungen einzufangen, die den Leser in die Welt von Iris und ihrer Familie hineinziehen.
Dieser Roman ist besonders für Leser geeignet, die sich für Familiengeschichten, psychologische Tiefe und die Erkundung von Vergangenheit und Erinnerungen interessieren. Hagenas sensibler Umgang mit den Themen Liebe, Verlust und Vergebung macht "Der Geschmack von Apfelkernen" zu einem beeindruckenden Werk der modernen deutschen Literatur.
- Donna W. Cross
Die Päpstin
(4.383)Aktuelle Rezension von: blue-jenNormalerweise lese ich das Genre nicht, aber das Buch wollte ich schon vor langer Zeit lesen und habe es mir nun endlich vorgenommen.
Leider konnte es mich nicht vollständig überzeugen. Johanna ist ein sehr aufgewecktes und wissbegieriges Kind und lernt sehr schnell. Ihre Geschichte ist schon was besonderes. An manchen Stellen fand ich ihre Emotionen doch recht flach gehalten, z.B. beim Tod der Mutter. Auch konnte ich anfangs nachvollziehen dass man sich als junges Mädchen in den Mann verliebt der einem der erste mal wirklich wahr nimmt und unterstützt, aber ihre und auch Gerolds Verliebtheit war mir etwas zu viel. Auch fand ich die Zerrissenheit zwischen liebe und glaube nicht wirklich gut dargestellt bzw, habe ich sie kaum gemerkt.
Leider konnte ich mich auch nicht immer mit dem Schreibstil anfreunden, sodass ich mich doch das ein oder andere mal überreden musste weiterzulesen, daher insgesamt nicht mein Buch.
- Khaled Hosseini
Tausend strahlende Sonnen
(1.250)Aktuelle Rezension von: zuppiMariam und Laila wachsen unterschiedlich auf, zwischen ihnen liegen 17 Jahre. Doch teilen sie ein Schicksal: Beide heiraten als Jugenliche und zwar den selben Mann. Aus anfänglicher Feindschaft entsteht eine Liebe wie zwischen Mutter und Tochter. Gemeinsam ertragen sie unfassbar viel Leid. Durch die politischen Unruhen im Land und durch ihren Ehemann.
Der Roman ist sehr ergreifend und mitreißend. Politische Entwicklungen des Landes sind mit dem Leben der beiden Frauen verflochten. Wer "Stein der Geduld" gelesen hat weiß von wieviel Leid einer Frau man lesen kann. Doch in diesem Buch hier geht dieses Leid über Jahrzehnte und Generationen! Was bei meiner ersten Auflage leider fehlt ist im Anhang eine Liste mit den kursiv geschriebenen Begriffen (Farsi oder Paschtu?)
- Cody McFadyen
Der Menschenmacher
(1.153)Aktuelle Rezension von: Tanja_WueEin solides Buch das gut zu hören war, aber trotz der Grausamkeit und die Abgründe der Menschheit, konnte es mich nicht fesseln oder einnehmen, wie ich es mir vorgestellt habe.
Die Geschichte über die drei Kinder, die es schaffen sich zu wehr zusetzen und doch weiter gestreut ist, wie der erste Eindruck vermuten lässt.
Flüssig geschrieben und mit einem roten Faden durch die Geschichte, erfahren wir mehr aus der Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart.
- Otfried Preußler
Krabat: Roman
(1.926)Aktuelle Rezension von: SeitenwindGanz ehrlich: Mir war die Stimmung viel zu düster. Gerade deswegen verstehe ich nicht, warum man so ein Buch in der Unterstufe Gymnasium lesen muss/soll. Da gibt es genug düstere Erscheinungen... Kunst- und Geschichtslehrer... Extemporale...mobbende Mitschüler.
Aber das war ja bei Räuber Hotzenplotz ganz ähnlich. Nur gibt es hier halt nichts zum Lachen.
- Cecelia Ahern
Zeit deines Lebens
(1.161)Aktuelle Rezension von: Sonjja_wProtagonist Lou ist beruflich erfolgreich, Ehemann und Vater. Er lernt durch einen Obdachlosen, wie wichtig Zeit ist, womit man sie verbringen kann und möchte. Die Geschichte hat einen magischen Touch und ist einfühlsam geschrieben. Trotzdem kann man auch Mal schmunzeln. Der Ton der Erzählung ist, trotz wichtigem Thema, leicht und locker. Große Empfehlung meinerseits.
- Daniel Kehlmann
Ruhm
(646)Aktuelle Rezension von: Leseratte_09Die Idee von Daniel Kehlmann, einen Roman in 9 Geschichten zu erzählen, finde ich einen spannenden Ansatz. Den Bogen zwischen den einzelnen Geschichten bilden einzelne oder mehrere Figuren, die in den unterschiedlichen Erzählungen auftauchen. Doch für mich wirkte der Roman irgendwie hingeworfen, zusammengeschustert und ein wenig lieblos gewollt. Die Geschichten haben jeweils kein wirkliches Ende und der Schluss einer Geschichte ist nicht gleich ein Anfang für die nächste Geschichte. Das hat mir die Freude an der Lektüre getrübt.
Berührt hat mich lediglich die Geschichte um die alte Frau Rosalie. Alle weiteren Geschichten haben mich entweder gar nicht berührt oder waren für mich zäh zu lesen. Wahrscheinlich hatte ich bei all den guten Kritiken und auch dem großen Namen der aktuellen deutschen Literatur Daniel Kehlmann einfach etwas ansprechenderes erwartet. Ruhm war für mich kein rühmlicher Roman, auch wenn an einigen Stellen die Erzählkunst Kehlmanns durchscheint und ich die Grundidee nach wie vor spannend finde
- J.R. Moehringer
Tender Bar
(408)Aktuelle Rezension von: LesenLiebenLachenTender Bar ist ein kleinformatiger fast siebenhundert Seiten langer Roman auf dünnem, klein bedruckten Papier. Das soll nicht täuschen. Es ist keine ganz leichte Kost, trotzdem unfassbar leichtfüßig erzählt, manche Längen in der Story werden da gerne verziehen. 14 Tage Urlaubslektüre nicht nur für verregnete Abende oder heiße Strandtage. J.R. Moehringer ist einer der unterbewertesten Autoren und Tender Bar ein NEUER Klassiker. Hätte mir eine sorgfältigere und manchmal stimmigere Übersetzung gewünscht.
Die Abzüge gibts ausdrücklich nicht für die Story und den Autor, sondern das Format und die kleine Schrift... Inhalt 5 Sterne, Format 2 Sterne.
- Victor Hugo
Les Miserables
(217)Aktuelle Rezension von: BookartIch habe tatsächlich vor dem Lesen schon ein paar Ausschnitte aus dem Musical "Les Miserables" mit Alfie Boe in der Hauptrolle online gesehen gehabt. Wir haben es dann in der Schule als Lektüre gelesen und auch das Buch hat mir gut gefallen.
Es geht um einen Ex Häftlung der zurück ins Leben findet. Dabei sind Mitgefühl, Großherzigkeit, Schuld, Straftaten und Wiedergutmachung Themen der Geschichte.
Achtung, ich habe eine andere Ausgabe als die oben genannte gelesen, konnte diese aber bei Lovelybooks nicht finden...Ich kann also nur eine Aussage über folgende Ausgabe machen:
Sprachniveau der CLE International/Klett Ausgabe: A2 mit 1200 Wörtern Textumfang
- Thomas Harris
Das Schweigen der Lämmer
(891)Aktuelle Rezension von: Smimo_DoIn der Verhaltensforschung beim FBI ist der Teufel los. Derzeit werden Serientäter vernommen und untersucht, um für ungelöste Fälle auf eine Datenbank zur Erstellung von Psychogrammen zurück greifen zu können. Gleichzeitig treibt ein Frauenmörder, der seine Opfer häutet und in Flüssen entsorgt sein Unwesen, die Medien nennen ihn Buffalo Bill.
Der hochrangige FBI Agent Jack Crawford steht unter Druck und schickt aus Personalengpässen die junge und attraktive FBI Schülerin Clarice Starling in die Nervenheilanstalt um Dr. Hannibal Lecter zu interviewen. Im Austausch von Informationen will Dr. Lecter private Dinge über Clarice wissen. Schon bald ist Starling völlig eingenommen vom teuflischen Machtspiel Lecters und den aktuellen Ermittlungen.
Dieser Roman beginnt sehr zaghaft und stolpert so langsam vor sich hin. Nur das letzte Viertel baut rasant an Spannung auf. Der Aufbau ist ähnlich wie im vorherigen Band "der rote Drachen". Jack Crawford koordiniert und ein Kollege, diesmal eine junge Frau, recherchiert. Die Figur Hannibal Lecters bekommt diesmal mehr Aufmerksamkeit als im letzten Band, dennoch bleiben Hannibal und die Ermittler sehr farblos. Den Schreibstil empfand ich diesmal als sehr holprig, wahrscheinlich wegen den vielen Fremdwörtern. Die Interviews mit Hannibal Lecter haben mir am besten gefallen. Ansonsten empfand ich die Geschichte eher langweilig.
Wäre der Schluss nicht so spannend gewesen, hätte das Buch weniger Sterne bekommen. Das Ende lässt mich auf ein (hoffentlich) spannenden nächsten Teil hoffen.