Bücher mit dem Tag "bordeaux"
34 Bücher
- Rebecca Gablé
Das Lächeln der Fortuna
(1.420)Aktuelle Rezension von: BitzkiDie Waringham-Saga erzählt englische Geschichte über mehrere Jahrhunderte. Kombiniert werden immer erfundene Charaktere und historische Persönlichkeiten. Ein Waringham ist immer eng verbunden mit einem englischen Herrscher, jedoch immer in einer anderen Rolle.
Nicht alle Teile fand ich gleich gut, einige (z.B. der aus der Zeit von Elizabeth I.) haben mir nicht ganz so gut gefallen.
Das Muster der Erzählung ist immer recht ähnlich, aber alle Teile sind toll recherchiert und sehr gut geschrieben. Man erfährt so auf unterhaltsame Weise viel über die jeweilige Zeit.
Viel Spaß!
- Daniel Glattauer
Alle sieben Wellen
(2.234)Aktuelle Rezension von: KarenAydinIch habe den ersten Teil "Gut gegen Nordwind" geliebt. Es ist ein moderner schöner Liebesroman, authentisch und nachvollziehbar. Das offene Ende gehört zu großen Liebesgeschichten dazu, dennoch habe ich sofort zu dem zweiten Teil gegriffen, um zu erfahren, wie es mit Emmi und Leo weitergeht.
Der zweite Teil liest sich ebenso gut und angenehm. Die Mails, welche die beiden austauschen, sind so schön im Fluss, dass die Zeit beim Lesen wie im Flug zu vergehen scheint und man sich angenehm entspannt.
Natürlich ist der Zauber des Neuen etwas weg, der einen noch durch den ersten Teil getragen hat und ich fand auch, dass der zweite Band ein bisschen mehr Schwere bekommen hat, ich habe ihn aber sehr gern gelesen und würde beide Romane zusammen immer als einen der wichtigsten Liebesromane der Moderne empfehlen!
- Mario Schneider
Die Paradiese von gestern
(39)Aktuelle Rezension von: holdesschafElla und René, ein junges, frisch verliebtes Paar aus Ostdeutschland, unternehmen kurz nach dem Mauerfall eine Urlaubsfahrt in ihr Sehnsuchtsland Frankreich. Eines Abends verfahren sie sich und kommen in einem geschlossenen Hotel unter. Einzige sonstige Bewohner sind Gräfin Charlotte und ihre Butler Vincent. Das schlossartige Gebäude liegt wie im Dornröschenschlaf und vor allem Ella, eine Schauspielerin, ist begeistert von der edlen Kulisse, fühlt sich aber von Renè bald nicht ausreichend geliebt. Dann werden sie auch noch von der Gräfin zu einem Abendessen eingeladen, zu dem auch unverhofft der Sohn des Hauses, Alain, auftaucht und für Ärger sorgt, was die Pläne seiner Mutter durcheinanderbringt. Nachdem auch René und Ella sich gestritten haben, nimmt Alain René mit nach Paris. Diese Auszeit gibt allen Gelegenheit, ihre Beziehungen zu überdenken.
Nach dem Klappentext und dem Prolog, in dem eine junge, verheiratet Adlige mit Kind eine kurze Urlaubsaffäre mit einem Angestellten hat, war ich sehr neugierig, wie das wohl alles zusammenhängen könnte. Der Klappentext ist so formuliert, dass man nach dem Eklat beim Abendessen etwas Außerordentliches erwartet. Doch bis es überhaupt zum Abendessen kommt, vergehen mindestens 150 Seiten, in denen zunächst noch sehr schön die Landschaft und das Schloss beschrieben werden und viele Gespräche zwischen Ella und René geführt werden. René steht dabei sehr unter dem Bann von Ella und tut nahezu alles, was sie will. Ella hingegen ist als Protagonistin sehr anstrengend, nie zufrieden und manchmal richtig aufdringlich auch den Gastgebern gegenüber, so dass ich von ihrer schnell überdrüssig war. Ständig dreht sich alles um ihre Befindlichkeiten und das ist recht ermüdend.
Auch der langatmige, selbst für die 90er Jahre antiquierte und verstaubte Schreibstil, der zwar nicht schwer zu lesen ist, aber die Geschichte einfach nicht zielstrebig genug verfolgt, trug dazu bei, dass ich bald das Interesse verlor. Denn mitnichten änderte sich die Atmosphäre im Roman nach dem missglückten Abendessen. Es gibt nur den Ortswechsel nach Paris, wo man in eine Gesellschaft eingeführt wird, mit der ich persönlich jetzt so gar nichts verbinden konnte und die mich auch nicht interessiert hat. Über "The people", eine Art obere Zehntausend von Paris, konnte ich nur den Kopf schütteln. Vermutlich sollte dieser Teil amüsant sein, doch ich fühlte mich, genau wie René, fehl am Platz. Oft wechselte die Perspektive zwischen Paris und dem Hotel hin und her, so dass man auch Ellas distanzloses Verhalten mitbekam.
Ingesamt fehlt es dem Roman an irgendeiner Form von wirklich bedeutsamer Handlung. Es prasselt Gedanke um Gedanke irgenwie ungeordnet auf den Leser ein und zeitweise kam es mir so vor, als konstruierte der Autor die Geschichte zum Zwecke der Unterbringung aller Vergleich, Metaphern und Formulierungen, die ihm irgendwann in den Sinn kamen, aber noch nicht ausreichend präsentiert werden konnten. Das Buch wäre sicher um Längen besser, wenn die Geschichte nicht so ausschweifend erzählt worden wäre. Teilweise sind mir wirklich die Augen zugefallen und oft hat sich alles in mir gesträubt, das Buch überhaupt wieder in die Hand zu nehmen. Ich habe Wochen dafür gebraucht, weil es nach dem Prolog kaum etwas gab, das mich neugierig gemacht oder berührt hätte.
Auf den letzten 50 Seiten ging es dann wieder, der Roman wurde einigermaßen schlüssig beendet. Der große Aha-Effekt blieb allerdings aus. Die Begründung, warum der Sohn sich irgendwann von der Mutter distanziert hat, schien mir nicht ganz ausreichend. Auch für die Beziehung der beiden jungen Leute konnte ich kaum eine Veränderung feststellen. Und das nach 500 quälend langen Seiten. Für mich war das Buch ein Fehlgriff, was aber nicht heißt, dass es jedem Leser so gehen muss. Cover, Prolog und die Zusammenführung aller Fäden am Ende sorgen für 2 Sterne.
- Alexander Oetker
Winteraustern
(107)Aktuelle Rezension von: literaturfreundinDie Handlung - ohne Berücksichtigung vom Prolog und Epilog - findet vom 19. Dezember bis Heiligabend im winterlich-verschneiten Arcachon statt. Die Austernzüchter haben Hochkonjunktur, gehören Austern und Champagner doch in Frankreich zu Weihnachten wie alltags Café au lait und Madeleines. Da passiert ein Doppelmord und Commisaire Luc Verlains, selbst Sohn eines Austernzüchters, beginnt zu ermitteln. Interessant ist es, das Leben und die schwierigen Arbeitsbedingungen in dieser Branche einmal kennenzulernen.
Einen Punkt Abzug für die m.M. übertriebene, klischeehafte und idealisierte Schilderung von Verlains Liebe Anouk, das passt nicht zum Stil des Buches.
- Leon Sachs
Falsche Haut
(21)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerZu lesen begonnen, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, weil mich die Geschichte von Anfang an gefesselt hat.
Durch den lockern, fließenden Schreibstil von Leon Sachs, ist es mir sehr leicht gefallen, den Handlungen und Charakteren zu folgen.
Der Autor hat hier einen Thriller mit sehr gut ausgearbeiteten Spannungsbogen erschaffen, denn sowohl Prolog, Hauptgeschichte und Epilog machten die Story rund.
Natalie und Alex, zwei starke, mutige Charaktere, müssen sich nach dem Tod von Natalies Vater (Adoptivvater) auf eine Art Schnitzeljagd begeben und geraten immer mehr in Gefahr. Die "Wächter" sind aber nicht nur den Beiden auf den Fersen, sondern auch viele Beteiligte geraten dadurch ins Visier der Wächter. Die Wächter, ein Geheimbund, der den geraubten Besitz von jüdischen Familien aus der Kriegszeit, nicht mehr missen und beschützen möchten.
Ein Thriller von Korruption, Macht, Gier, Ahnenforschung, jüdischen Hintergrund, großes Gefahr und Spannung wird hier dem Leser geboten.
Von mir gibt es 🌟🌟🌟🌟🌟 Sterne, weil ich geschockt und erstaunt von den Wendungen, gefesselt und von der Umsetzung begeistert war.
- Peter Härtling
Hölderlin
(13)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerSie sind kein studierter Germanist und / oder literaturwissenschaftlich erfahrener Hölderlin-Forscher? Sie lieben Literatur, interessieren sich für den Menschen dahinter und möchten auf lebendige und anschauliche Weise mehr über die historischen Hintergründe des Schriftstellers erfahren? Dann haben Sie mit dem Erwerb von Peter Härtlings Hölderlin-Biographie den richtigen Griff getan. Der Verfasser erzählt nicht nur Hölderlins Lebens- und Leidensgeschichte, sondern er tritt auch gelegentlich aus seinem Erzählstrang heraus und bringt eigene subjektive Gedanken zum Ausdruck. So fragt er sich an einer Stelle, wie die Ankunft Hölderlins im Waltershauser Schloss vonstatten gegangen sein könnte. Der Leser erhält auf die Weise den Eindruck einer Teilhabe an Hölderlins Leben. Auch die zunehmende geistige Verwirrung des Literaten beschreibt Härtling einfühlsam und anschaulich. Ein biographischer Roman, der den großen deutschen Dichter Hölderlin lebendig und phantasievoll auch Nicht-Germanisten näher bringt. - Alexander Oetker
Retour
(106)Aktuelle Rezension von: peedeeLuc Verlain, Band 1: Commissaire Luc Verlain liebt sein Leben in Paris. Er liebt gutes Essen und Wein, Zigaretten, Frauen. Als sein Vater schwer erkrankt, lässt sich Luc nach Bordeaux zurückversetzen, in die Region Aquitaine, die er als junger Polizist mit vielen schlechten Erinnerungen im Gepäck verlassen hatte. Nun ist er zurück und muss sich seinen Erinnerungen stellen. Kaum angekommen, wartet der erste Fall auf ihn: Ein Mädchen wurde erschlagen. Als dringend tatverdächtig gilt ihr Ex-Freund, da sie erst vor kurzem die Beziehung beendet hatte. Die Nachbarn sind sich schnell einig, dass es nur dieser Algerier gewesen sein kann…
Erster Eindruck: Ein schönes Cover, vermittelt beinahe Urlaubsstimmung.
Nachdem ich vom Autor „Stille Nacht im Schnee“ gelesen habe, war ich doch sehr gespannt auf den Beginn seiner Krimireihe rund um Luc Verlain.
Die Rückkehr fällt Luc schwer, denn hier gibt es so viel Negatives, das er nie wirklich verarbeitet hat. Und nun ist sein Vater erkrankt. Er will mehr Zeit mit ihm verbringen, doch durch den Mord, der kurz nach seiner Ankunft passiert, laufen die Ermittlungen mit dem ihm noch unbekannten Team bereits auf Hochtouren. Für die meisten in seinem Team ist schnell klar, dass der junge Algerier nicht schuld am Mord des Mädchens ist. Aber die Nachbarn sehen das ganz anders und wollen die Sache auf eigene Faust lösen…
Was halte ich von Luc? Seine lockere Einstellung zu seinen „Beziehungen“ missfällt mir. Wenn er sich nicht für eine Frau entscheiden kann, soll er zumindest mit offenen Karten spielen. Er ist ganz offensichtlich gut in seinem Job, denn ansonsten hätte er nicht die Leitung der Mordkommission in Paris inne. Da er kurzfristig um seine Versetzung gebeten hat, war in seiner alten Heimat keine Stelle frei, sodass er sich mit Commissaire Etxeberria die Leitung teilen muss (letzterer hat leider keine Sympathiepunkte bei mir geholt). Schwierig, schwierig. Ein Lichtblick ist Commandante Anouk Filipetti.
Fazit: Ein guter Einstieg in die Reihe mit Luft nach oben – 3 Sterne. - Sarah Bakewell
Wie soll ich leben?
(11)Aktuelle Rezension von: M.Lehmann-PapeDie Aktualität des Michel de Montaignes
Es ist nicht neu, dass sich Menschen intensiv mit sich selbst beschäftigen. Die modernen Begriffe von „Work-Life-Balance“, von der Frage nach der Ausrichtung des eigenen Lebens, nach der „Selbstverwirklichung“ (die zu früheren Zeiten eben „Selbst-Ausrichtung“ hieß, oder „Vervollkommnung“ oder viele andere Begriff im Lauf der Zeit noch fand und kannte) ist eine der Grundfragen der Menschheit.
Ein „gutes Leben“ führen und finden, all das hängt damit zusammen, natürlich erst einmal dieses „Selbst“ näher bestimmen zu können, was man denn überhaupt dann verwirklichen möchte.
Michel de Montaigne ist einer jener Denker, Menschen, die dieser Frage für sich in teils auch radikalen äußeren Schritten nachgingen (bis dahin, sich ganz von der Welt, eingemauert, zurückzuziehen und, eben, nachzudenken).
Oder, wie es Theodor Zeldin für die Moderne formuliert:
„Das große Abenteuer unserer Zeit besteht darin, zu entdecken, wer diese Welt bewohnt, und zwar jeden einzelnen“.
Was all die Blogs und Kommentare in den social media angeht, ist es eben gerade auch jener Michel de Montaigne, der in dieser Hinsicht „modern“ war und 2der Welt einen Spiegel“ vorhalten wollte, indem er „über sich selbst“ schrieb.
Wobei Blackwell Montaignes „Essa
ys“ nicht als „idealistische“ Frage auffasst in der ethischen Richtung eines „Wie sollte man leben?“, sondern Montaignes Pragmatismus aufnimmt in der schlichteren Version der Frage, „Wie soll ich leben“ um konkrete Antworten zu finden, wie er selbst und jeder einzelne der anderen handeln könnte, um ein „gutes Leben“ zu finden und zu verwirklichen.
In Zwanzig Antworten konzentriert sich Blackwell nun im Verlauf des Werkes darauf, das „Konzentrat“ aus den Essays de Montaignes herauszufiltern und, durch die gefundenen Antworten, natürlich auch die entsprechenden Fragen mit in den Raum zu stellen. Um, wie nebenbei, dem Leser nicht nur die Gedanken de Montaignes sehr verständlich näher zu bringen, sondern auch im jeweiligen Kontext die biographischen Umstände und Lebensverläufe vor Augen zu führen.
Wobei der Leser im Verlauf der Lektüre immer wieder und immer mehr entdeckt, wie nahe de Montaignes Antworten und Vorstellungen von einem guten Leben auch in der Gegenwart noch an den „Fragen der Zeit“ sind, anders gesagt, wie tief und dadurch zeitlos de Montaigne die konkreten Punkte für ein gutes Leben zu allen Zeiten getroffen hat.
„Verkrafte Liebe und Verlust“.
„Sei gesellig! Lebe mit anderen“.
Keine abstrakten philosophischen Gedankengebäude tauchen auf, sondern pragmatische Erfahrungen, die de Montaigne reflektiert und verarbeitet. Bis hin zu schon erwähnten Fragen der „Balance“, wenn Blackwell verständlich erläutert, in welchen Verhältnissen und unter welchen Umständen de Montaigne lapidar formulieren kann: „Mache Deine Arbeit gut, aber nicht zu gut“.
Und sein „Bedenke alles, aber bereue nichts!“ ist sicherlich eine gerade in der Gegenwart profunde, individuelle Aufforderung, nicht wahllos zu leben, aber tatsächlich zu leben und zu erproben.
Ein anregendes, interessant zu lesendes und gründlich recherchiertes Buch. - Paul Torday
Bordeaux
(28)Aktuelle Rezension von: KarenAydinVorab – ich mag eigentlich keinen Wein und trinke sehr selten ein Glas. Daher interessiere ich mich auch nicht besonders für Wein, Jahrgänge, Geschmack und Weingüter. Warum mir trotzdem dieser Roman in die Hände fiel, weiß ich eigentlich auch nicht genau – ich bin aber sehr froh, denn mir wäre eine wunderbare Geschichte entgangen.
Wir begegnen dem Protagonisten Wilberforce aus dessen Sicht der Roman auch erzählt wird -einem Enddreißiger, der ein Vermögen mit einer Softwarefirma gemacht hat, diese jedoch verkauft hat, um ein heruntergekommenes Landhaus mit einem riesigen Weinkeller zu erwerben – erstmals auf dem Weg in ein Restaurant, in dem er sich eine der teuersten Flaschen Wein bestellt. Und gleich noch eine zweite.
Diese Sinnlichkeit, dieser Genuss, mit der dieser Wein beschrieben wird, ist so überzeugend, dass mein Blick gleich hinter mich auf ein Regal fiel, auf dem ich meine einzige Flasche Wein aufbewahre, die ich vor Jahren geschenkt bekommen habe. Ich bin sehr sicher, dass sie inzwischen Essig ist.
Wilberforce ist ein schwerer Alkoholiker, der sich als Connaisseur präsentiert. Der Roman ist in mehrere zeitliche Abschnitte eingeteilt. Für mich fühlte es sich so an, als würde ich mit dem ersten Kapitel einen Schluck von einem leckeren, kräftigen exotischen Wein trinken, interessant, verführerisch. Dann wird seine Geschichte (die 2006 beginnt) rückwärts erzählt. So sehr ich mir auch vorgenommen hatte, heute Nachmittag noch etwas anderes zu tun, die Wohnung aufzuräumen, einkaufen zu gehen, was ordentliches zu kochen - alles vergebens, denn ich habe ein Kapitel nach dem anderen genossen, bis die letzte Seite leer war.
Die Geschichte ist spannend und tragisch und Wilberforce’s Verhalten gleichzeitig so verständlich und unverständlich, dass sie mich mitgenommen hat.
Und nun fällt mein Blick wieder auf die Flasche Wein im Regal und ich frage mich, ob sie noch genießbar ist. Doch auch wenn der Roman in einem leichten Erzählton geschrieben ist und sich flüssig liest – die Geschichte von Wilberforce ist tragisch und das Ende (was ja nicht das Ende ist, sondern eigentlich der Anfang) stimmte mich nachdenklich. Und so bleibe ich vielleicht wirklich lieber bei Cola.
Den Roman kann man jedoch bedenkenlos genießen. Die Informationen über Wein verbleiben auf der Ebene des Genusses, der Sinnlichkeit, an keiner Stelle wird man mit trockenen Infos über Lagerung, Temperatur, Herstellung oder so etwas versorgt.
- Sarah Fischer
Zeilen ans Meer
(75)Aktuelle Rezension von: SP1345Sam aus Australien findet am Strand eine Flaschenpost, die vor mehr als 15 Jahren die deutsche Lena ins Meer geworfen hat. Er schreibt ihr und zu seiner Überraschung antwortet sie. Es entsteht ein ständiger Briefwechsel und aus Freundschaft wird langsam mehr. Aber wie soll man sich lieben wenn ein Ozean dazwischen ist?
Ein mitreißender, und bodenständiger Schreibstil in Form von Briefen, Textnarichten und Emails zwischen Lena und Sam.
250 Seiten mit ehrlichen Worten und Empfindungen von Trauer, zu Wut und schließlich zu Glückseeligkeit.
Meine Empfehlung...
- Georges Simenon
Maigret im Haus des Richters
(14)Aktuelle Rezension von: Bellis-PerennisDieser 21. Fall für Maigret gehört nun nicht zu den Highlights von Georges Simenon. Obwohl ein „typischer“ Maigret, in dem der Ermittler einen komplizierten Fall in der Provinz lösen muss, fehlt ein wenig die Spannung.
Worum geht’s?
Maigret wurde in ein Nest an der Atlantikküste strafversetzt, warum, geht nicht deutlich hervor. Er muss dem Hinweis einer neugierigen alten Frau nachgehen, die behauptet, im Haus des pensionierten Richters eine Leiche gesehen zu haben. Und tatsächlich, ertappt er den Richter höchstpersönlich beim Beseitigen der Leiche.
Bei seinen Ermittlungen, bei denen er auf seinen Stab an Mitarbeitern, die ihm normalerweise zur Verfügung stehen, verzichten muss, stößt er auf einige aktuelle Geheimnisse der Dorfbewohner und deckt Abgründe in der Vergangenheit des Richters auf ...
Meine Meinung:
Georges Simenon ist ein Meister seines Faches, dennoch gibt es fesselndere Krimis aus einer Feder.
Dieser Krimi aus dem Jahr 1940 ist ein „typischer“ Maigret, bei dem sich der Pfeife rauchende Kommissar mit menschlichen Abgründen beschäftigen muss. Vielleicht liest sich dieser Fall deswegen so anders, weil Maigret auf sein bewährtes Team verzichten muss. Auf mich macht es den Eindruck, nicht ganz rund zu sein.
Fazit:
Es gibt deutlich bessere und innovativere Krimis mit Kommissar Maigret, daher nur 3 Sterne.
- Maria Dries
Das Grab im Médoc
(12)Aktuelle Rezension von: stephanus217Maria Dries gehört seit Jahren zu meinen Favoriten in Sachen „cosy crime“ und ich bin ein Fan der ersten Stunde ihres Kommissars Philippe Lagarde. Dieser ermittelt vom Küstenstädtchen Barfleur in der Normandie aus, seine Fälle haben ihn im Laufe der Jahre aber auch gelegentlich quer durch Frankreich geführt.
Nun gibt es eine neue Reihe aus gleicher Feder. Ort der Handlung ist diesmal die Region Bordeaux. Protagonistin ist Kommissarin Pauline Castelot. Sie lebt mit ihrer Tochter auf dem Weingut ihres Lebensgefährten nahe Bordeaux. Sie ist die Leitern einer erst kürzlich gegründeten Sondereinheit, die, mit Sitz in Bordeaux, im ganzen Südwesten mit Fällen übergeordneter Bedeutung betraut wird oder cold cases wieder aufrollt.
Gleich der erste Fall ist in der Region in aller Munde. Eine dreiste Diebesbande treibt ihr Unwesen. Bereits in mehreren Weingütern wurde eingebrochen und eine ganze Anzahl von Premiumweinen gestohlen, der Schaden geht in die Hunderttausende. Als es den ersten Verletzten, einen Wachmann, gibt, wird Pauline mit ihrem Team eingeschaltet. Da wird ein Winzer ermordet in der Zisterne seiner Domaine aufgefunden, kurz darauf wird eine tote Wanderin in den Weingärten entdeckt.
Wie hängen die Verbrechen miteinander zusammen, wenn überhaupt und gelingt es der Ermittlertruppe den/die Täter dingfest zu machen?
Was soll ich sagen? Ich war auf die neue Reihe überaus gespannt. Aber ich hatte gewisse Zweifel, ob es der Autorin gelingen wird, eine ausreichende Trennung der Reihen zu gewährleisten – nur alter Wein aus neuen Schläuchen würde ja die Mühe nicht lohnen. Diese Bedenken wurden aber schon mit dem ersten Band zerstreut; die neue Reihe hat einen erkennbar eigenen Charakter. Ok, beide Reihen sind cosy-crime. Aber Schwerpunkt der Barfleur-Reihe ist die Figur des Kommissars, er ermittelt zumeist alleine und sein Figur ist facettenreich, lebendig gezeichnet und auch den Randfiguren wird große Aufmerksamkeit gewidmet. Die neue Reihe dagegen stellt den touristischen und kulinarischen Aspekt in den Vordergrund. Man erfährt viel von Land und Leuten, die handelnden Personen bleiben aber ungewöhnlich blass. Darin liegt für meinen Geschmack die Schwäche in der Geschichte. Es werden unzählige Personen eingeführt, allein rund um die Ermittlergruppe agieren mehr als 10 Personen, das ist unübersichtlich, zumal die meisten Figuren keine Bedeutung für den Fortgang der Story haben. Das gilt auch für die meisten der -zumeist nur angedeuteten- zusätzlichen Handlungsfäden, die bewirken weniger Spannung als Verwirrung.
Dagegen steht aber das Erzähltalent der Autorin. Auch diese Geschichte ist flüssig, lebendig und unterhaltsam erzählt – und wer die Region kennt, hat ein vergnügliches Leseabenteuer vor sich. Ich selbst würde allerdings Kommissar Lagarde die Treue halten.
- Sandrine Albert
Mord in Bordeaux (Claire Molinet ermittelt 2)
(25)Aktuelle Rezension von: sigridptUnverhofft wird Claire Augenzeugin, als ein bekannter Politiker im Restaurant, wo sie gerade zu Abend isst, zusammenbricht.
So kommt es, dass Claire und Raoul zum zweiten Mal zusammenarbeiten. Da das Opfer ein Mann des öffentlichen Lebens ist, ist der Druck auf die Ermittler besonders hoch. Claire ist die Erste, die begreift, dass sie Zusammenhänge viel komplexer sind als zunächst angenommen. Das Motiv für die Tat liegt weit zurück in der Vergangenheit und es scheint, als ob noch weitere Personen in Gefahr schweben. Wird die Polizei den Täter stoppen können? Es war spannend vom Anfang bis zum Ende. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und natürlich auch sehr gern fünf Sterne.
- D.S. Wrights
Club Bordeaux
(9)Aktuelle Rezension von: DanielabeDas Cover gefällt mir sehr gut und passt perfekt zu den anderen Teilen. Ich bin gut in die Geschichte hinein gekommen und war gleich mittendrin. Die Handlung ist überzeugend und nachvollziehbar. Jason und Alice sind mir sympathisch. Konnte mich gut in sie hinein versetzen und mit ihnen mitfühlen. Ich finde es gut, es mal aus der Sicht von Jason und auch Alice lesen zu können...das bringt sie einem näher und keineswegs störend. Alles wurde wieder gut beschrieben. Der Schreibstil ist flüssig und detailliert. Ich freue mich sehr über das Happy End.sehr zu empfehlen.
- Avi Primor
Süß und ehrenvoll
(5)Aktuelle Rezension von: SickFrankfurt am Main, 1914: Der Jurastudent Ludwig Kronheim brennt darauf, für Deutschland in den ersten Weltkrieg ziehen zu dürfen. In einem liberalen jüdischen Elternhaus aufgewachsen, sieht er sich zuallererst als Deutscher, danach erst als Jude. So teilt er die allgemeine Begeisterung, die in den Straßen spürbar ist, ganz anders als seine Freundin Karoline. Sie kann nicht verstehen, wieso Ludwig sich auf das harte Soldatenleben freut, das ihn unweigerlich mit dem Tod konfrontieren wird. Trotzdem bemühen sich die beiden, ihre Beziehung aufrecht zu erhalten und schreiben sich jeden Tag.
Zur gleichen Zeit macht in Bordeaux, Frankreich ein Bäckersohn ähnliche Erfahrungen wie Ludwig. Louis Naquet hat gerade seine Reifeprüfung als einer der Besten bestanden, da flattert auch schon sein Einberufungsbefehl ins Haus. Noch während seiner Grundausbildung beginnt der Krieg und die Strapazen der Ausbildung kommen Louis mit einem Mal wie ein Spiel vor. Ein Spiel, das ihn nur unzureichend auf den Ernst vorbereitet hat...
"Süß und ehrenvoll" - zwei Worte, die eigentlich so gar nichts mit dem bestialischen Stellungskrieg zu tun haben, der vor hundert Jahren halb Europa in den Tod gestürzt hat. Und doch war natürlich nicht alles grausam, den Menschen widerfahren trotz allem auch noch schöne Dinge. So hält Ludwig an seiner großen Liebe fest, immer in der Hoffnung, der Krieg möge bald vorbei oder der nächste Urlaub nah sein. Auch Louis freut sich jedes Mal auf Zuhause, auf seine warmherzige Familie und den über alles geliebten Vater. Man spürt beim Lesen richtig, dass die Soldaten bei ihren Heimatbesuchen eine andere Welt beschreiten und dass niemand, der die Schlachtfelder nicht mit eigenen Augen gesehen hat, nachvollziehen kann, wie das Leben in den Schützengräben abläuft. Avi Primor schafft es auf unvergleichliche Weise, all diese Erlebnisse lebendig werden zu lassen. Er verwebt sein Wissen gekonnt mit der Handlung, sodass sie immer interessant bleibt und man gleichermaßen mit Ludwig und Louis mit bangt, mit leidet, mit liebt.
Besonders der Briefverkehr hat mir gefallen. Zwar beherrscht er an manchen Stellen das Geschehen, aber er lenkt nicht vom Thema ab oder schlägt eine neue Richtung ein. Durch dieses Stilmittel erhalten die darin beschriebenen Situationen einen realistischen Charakter, was mich teilweise sehr bewegt hat. Die beiden Protagonisten erzählen von ihren Erlebnissen mit den Kameraden, von den Kämpfen oder auch von ihrer Freizeit. Auch bedeutende Ereignisse und Personen werden mit eingebunden, wie beispielsweise das Weihnachtswunder von 1914. Besonders interessant ist dabei, dass man die Geschehnisse aus zwei verschiedenen Blickwinkeln erfährt. So wiederholen sich zwar ein paar Beschreibungen, aber jedes Mal erlebt man sie neu, mal aus deutscher Sicht, mal aus französischer, aus Soldatensicht oder der zivilen.
Die Perspektive wechselt dabei unregelmäßig. Zunächst wird Ludwigs Leben näher beleuchtet, erst später erfährt man dann mehr über Louis und seine Familie. Auch sie sind liberale Juden und können in Bordeaux relativ unbehelligt leben. Genau wie Ludwig fühlt sich Louis zuallererst seiner Nation verpflichtet, erst danach kommt die Religion. In diesem Zusammenhang war auch der Umgang mit den Juden in der Armee sehr interessant. Während es auf französischer Seite eher wenig Probleme gab, verbreitete sich der Antisemitismus unter den deutschen Soldaten wieder stärker, je länger der Krieg dauerte. Aber auch die verschiedenen Formen des Judentums werden thematisiert, ein völlig neues Gebiet für die Protagonisten und wohl auch für die meisten Leser.
Dieses Buch ist stellenweise grausam, ekelhaft, unmenschlich, aber mindestens genauso spannend, gefühlvoll und bewegend. Für mich war es definitiv ein Mehrwert und ich empfehle es wirklich sehr gerne weiter. - Marie Vareille
Manchmal ist es schön, dass du mich liebst
(26)Aktuelle Rezension von: Anna-KlaireIn dem Buch "Manchmal ist es schön, dass du mich liebst" von Maire Vareille geht es um einen Pakt, den die zwei Freundinnen Chloè und Constance schließen. Innerhalb eines Jahres sollen die Beiden ihr Leben verändern. Diese Veränderungen hat einige Überraschungen auf Lager, mit denen Chloé und Constance zu kämpfen haben.
Es ist eine schöne, lockere und lustige Lektüre. Ich kam sehr schnell in die Handlung rein und fand den Schreibstil sehr angenehm zu lesen. Teilweise wünchte ich mir auch so eine Freundschaft wie Chloé und Constance zu haben. Ein schönes Buch für zwischendurch.
- Maria Dries
Der Fluch von Blaye
(9)Aktuelle Rezension von: HWADrei Freunde besuchen ein Festival und werden der Reihe nach ermordet. Das Motiv liegt in der Vergangenheit. Die Kommissarin Pauline ermittelt. Es bleibt eindimensional und vorhersehbar. Der Leser wird nicht gefesselt. Ich war versucht, das Buch wegzulegen. Es gelingt nicht, eine Spannungsbogen aufzubauen, der Lokalkolorit bleibt an der Oberfläche, der Leser taucht nur schwer in das Geschehen ein.
- Alexander Oetker
Château Mort
(21)Aktuelle Rezension von: Lesefieber22Eine seltene Herzkrankheit, eine geldgierige Apothekerin und ein einflussreicher Banker führen den fast perfekten Mord durch. Wenn es nicht ein weiteres Zufallsopfer gegeben hätte, wäre Luc Verlain ihnen wohl nie auf die Schliche gekommen. So jedoch ermittlet er in seinem zweiten Fall in der Aquitaine und sieht sich dabei mit der Frage konfrontiert, ob sein bester Freund etwas damit zu tun hat...
Wie schon der erste Band der Reihe, hat mich auch der zweite Band gefesselt. Neben dem spannenden Fall und den zunehmend ans Herz wachsenden Protagonisten, gab es auch viel wissenswertes über französischen Wein zu lernen. Luc sorgt mit seiner menschlichen, sympathischen Art dafür, dass man beim Hören mitfiebert und kaum aufhören kann. Der Fall ist komplex und nicht einfach zu lösen, immer wieder hatte ich falsche Verdächtige - das macht für mich jedoch einen guten Krimi aus und hat mir sehr gefallen.
Der perfekte Krimi für ein gemütliches Wochenende, begleitet von einem guten Glas Wein.
- Peter Mayle
Ein diebisches Vergnügen
(15)Aktuelle Rezension von: sommerlese"*Peter Mayle*" liebt Frankreich und das wird in seinen Romanen deutlich. "*Ein diebisches Vergnügen*" erschien 2010 und wird im "*Heyne Verlag*" aufgelegt.
Ein reicher Amerikaner sammelt seit Jahren Spitzenweine, leider macht er den großen Fehler, in einer Fachzeitschrift einen hofierenden Artikel über sich lesen zu wollen. Raffinierte Diebe stehlen daraufhin mehrere Hundert Flaschen seltenster französischer Weine im Wert von drei Millionen Dollar aus seinem Weinkeller. Da die Versicherung natürlich versucht, die Schadenssummer nicht begleichen zu müssen, wird ein Ermittler eingeschaltet. Der unkonventionelle Sam Levitt, früherer Liebhaber der Versicherungsagentin Elena, kennt sich mit Weinen aus und übernimmt den Fall. Die Spur der Weine führt ihn nach Marseille.
Dieses Buch ist ein Genußbuch mit krimineller Note, für Weinkenner französischer Spitzenweine allerdings ein echter Leckerbissen. Mir schmecken Winzerweine und Tropfen aus dem Supermarkt, daher haben die Namen der berühmten Weine auch nur einen frankophilen Charme hinterlassen.
Die Dekadenz der Superreichen, Sammler und "Folie des grandeurs" sind nicht meine Welt. Wer vor lauter Reichtum eine Art Großmannssucht ausleben muss, die durch exzentrische Vorlieben und überkandidelten Ideen geleitet wird, ist mir echt suspekt.
Doch die Ermittler, Journalist Philippe, Sophie und Sam, sind nicht ganz so abgehoben. Die Charaktere sind etwas farblos, sie kommen mir nicht nahe. Auch sie leben einen gewissen Lebensstil: Austern, Kaviar und Champagner! Man gönnt sich ja sonst nichts!
Der Roman liest sich leicht, eine richtige Poollektüre, die Spannung hält sich in Grenzen. Eher unterhalten die stimmungsvoll gezeichneten Bilder der südfranzösischen Lebensart und kulturellen Örtlichkeiten von Marseille und Umgebung.
Interessant ist die Art, wie Sam Levitt seine Informationen erhält und welche Kanäle er für welche Arbeitsaufträge bemüht.
Ein angenehm zu lesender Roman mit Kriminalfall, der französische Spitzen-Weine hofiert und gut zu einem Frankreichurlaub passt!
Als Urlaubslektüre gerade richtig, vielleicht noch ein Glas Wein dazu! - Hervé Le Corre
Durch die dunkelste Nacht
(7)Aktuelle Rezension von: Gwhynwhyfar«Der Mörder ist nicht in der Kartei. Vielleicht schläft er gerade seelenruhig neben seiner Frau oder wälzt sich irgendwo in einem Hauseingang im Schlafsack herum.»
Noir pur – ein Krimi für starke Nerven, der in drei Perspektiven geteilt ist, die sich begegnen werden. Jourdan, ein desillusionierter Polizeikommandant, kann den ganzen Dreck, der ihm täglich auf Bordeaux Straßen begegnet, nicht mehr sehen. Die alleinerziehende Louise, die sich nach dem Unfalltod ihrer Eltern und Jahren in der Drogenszene mühsam ein neues Leben mit ihrem kleinen Sohn aufgebaut hat, wird immer wieder von ihrem Ex bedroht, der ihr auflauert, sie verprügelt. Ein Killer - von zerstörerischer Wut getrieben - ermordet in den Straßen von Bordeaux Frauen. Jede der drei Protagonist:innen durchlebt ihre eigene, ihre dunkelste Nacht …
«Jourdan hatte mitbekommen, wie die Kollegen von der zivilen Einsatzgruppe sich für einen Einsatz auf den Demos fertig machten, Witze rissen und Radau veranstalteten wie ein paar Kleinkriminelle,die gegen eine verfeindete Bande in den Kampf ziehen. Er hatte gehofft, dass sie auf Prügeleien hofften, dass sie ein paar dieser gelben Schweine die Fresse polieren würden. … Jourdan war angewidert. Sie entsprachen dem Bild des Staates, der sie beschäftigte: gefährlich und dumm, wie Kampfhunde ließ man sie auf die Straße los.»
Jeder von den dreien hat seine eigene Geschichte, und es dauert ein wenig, bis Hervé Le Corre Schnittmengen zieht. Jourdan hat die Nase voll von Gewalt, als er zu einem Mord gerufen wird: Ein Mann hatte Frau und Kinder getötet. Bald darauf sucht einen Killer, der anscheinend mehrere Frauen ermordet hat und begegnet im Laufe seiner Ermittlung Louise. Auf verschiedenen Ebenen wir hier Gewalt gegen Frauen angesprochen, Misogynie als gesellschaftliches Problem. Ein harter Krimi, Noir, Hardboiled, doch ein literarisch ausgefeilter Kriminalroman. Die Sprache begeistert, die Tiefe der Figuren. Es geht aber nicht nur um Gewalt gegen Frauen, die systematisch auch in der Polizei ausgeübt wird, indem man wegschaut, alles herunterredet, die Frauen nicht ernst nimmt, wie mit Kolleginnen umgegangen wird, wie Prostituierte wie Dreck behandelt werden. Gewalt innerhalb der Polizei ist das Thema, Polizisten, ein Haufen von gewaltbereiten Machos, hormongesteuert, misogyn, rassistisch. Wir erleben Louise, die sich für ihren Sohn ein besseres Leben wünscht, die als Haushaltshilfe bei Senioren jobbt, von einem Haushalt zum nächsten hetzt, so manches aushalten muss. Und wir sind im Kopf von einem Killer. Durch die drei Perspektiven ist Hervé Le Corre immer dicht dran an seinen Protagonist:innen, dringt in ihre Gedanken ein. Harter Noir, sicher nichts für jedes Gemüt, aber klasse geschrieben. Jeder dieser Figuren hat Gewalterfahrung, die etwas aus ihnen macht. Das ist realistisch beschrieben, ohne voyeuristisch daherzukommen. Meine Empfehlung für diesen Gesellschaftsroman.
„Die Toten der letzten Tage. Er weiß nicht, warum er derartig besessen davon ist, gerade er, der geglaubt hatte, sich damit abgefunden, sich ein dickes Fell zugelegt zu haben, den Kampf ohne große Verletzungen auszutragen, manchmal zwar benommen von dem Höllenlärm, der dabei entstand, der ihn aber nicht weiter störte und vielleicht jedes Mal ein bisschen mehr abstumpfen ließ.“
Hervé Le Corre, geboren 1955 in Bordeaux, ist ein französischer Kriminalromanautor. Hervé Le Corre, geboren 1955 in Bordeaux, ist eine der großen Stimmen des zeitgenössischen französischen Kriminalromans. Er hat zahlreiche Preise für Kriminalliteratur gewonnen und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Für Durch die dunkelste Nacht wurde er mit dem Prix des Lecteurs Quais du Polar / 20 Minutes 2022 ausgezeichnet und stand auf der Shortlist des Prix France Bleu du Polar 2021.
- Paul Grote
Tod in Bordeaux
(16)Aktuelle Rezension von: porte-bonheurVor kurzem hatte ich zum ersten Mal einen Grote-Krimi in der Hand und dessen Lektüre hat mir so gut gefallen, dass ich mir jetzt den ersten Band aus seiner Krimi-Reihe rund um Weine und deren Regionen gekauft habe. Auch diesen Ausflug ins Bordeaux habe ich sehr genossen und das im wahrsten Sinne, denn auch hier spielen Wein und Essen wieder eine große Rolle. Die Einbettung in die Landschaft, die Schilderung von Geschichte und die vermittelten Weininformationen kommen nicht lehrmeisterlich daher, sondern sind gut in die Handlung eingebettet. Und die ist energiegeladen und sehr spannend und wird in einem mitnehmenden Stil erzählt. Die Personen wirken nahezu alle sehr authentisch, nun gut, bisweilen sind sie etwas schablonenhaft ausgefallen, doch das macht der Erzählung keinen Abbruch. Gestört hat mich nur, dass es schon wieder um Panscherei und das schnelle Geld geht. In einem ersten Weinkrimi ist das sicher nicht die schlechteste Idee, aber ich habe eben eben mit einem anderen Grote-Buch angefangen und darin lag der Lösung auch schon ein ähnliches Motiv zugrunde.
Trotzdem: wer Wein mag, sich für dessen Kultur interessiert, gerne Krimis liest und es schätzt, wenn diese stimmig sind und auch sprachlich gut erzählt werden, ist mit diesem Buch hervorragend bedient. Und eine 6. Auflage, wie ich sie jetzt in der Hand hatte, bezeugt ganz bestimmt auch die Qualität! Ich werde mich ganz bestimmt noch in ein weiteres Wein-Abenteuer von Grote stürzen - schon bald.