Bücher mit dem Tag "brandenburg"
238 Bücher
- Wolfgang Herrndorf
Tschick
(2.934)Aktuelle Rezension von: bibliophilaraAls Buchbloggerin veranstalte ich gerne auch mal Gewinnspiele, bei denen ich Bücher oder Buchgutscheine mit einem Päckchen voll Tee, Kerzen, Süßigkeiten, Snacks oder kleinen Pflegeprodukten verschenke. Einmal hatte ich bisher aber sogar das Glück selbst durch ein Gewinnspiel beschenkt zu werden. In dem Päckchen: „Tschick“ von Wolfgang Herrndorf, was schon länger auf meiner Wunschliste stand. Das Jugendbuch aus dem Jahr 2010 gewann 2011 den Jugendliteraturpreis und erhielt größtenteils euphorische Kritiken. Es wurde mehr als 2 Millionen mal in 25 Ländern verkauft, sogar als moderner Klassiker angepriesen und ist schon jetzt oft gewählte Schullektüre. 2016 erschien „Tschick“ dann mit Tristan Göbel in der Hauptrolle in den deutschen Kinos. Als Wolfgang Herrndorf an dem Jugendbuch schrieb, litt er bereits an einer Krebserkrankung. 2013 nahm er sich selbst das Leben.
Kurz vor den Sommerferien im Jahr 2010 kommt ein neuer Mitschüler in die Klasse des 14-jährigen Maik Klingenberg: Andrej Tschichatschow, genannt Tschick. Dieser kommt aus schlechten sozialen Verhältnissen und trägt anstelle eines Rucksacks immer eine Plastiktüte mit seinen Schulsachen mit sich. Was Tschick an einem Berliner Gymnasium verloren hat, ist Maik schleierhaft. Entsprechend wenig ist er erfreut, dass Tschick in den Sommerferien regelmäßig uneingeladen vor seiner Haustür steht. Als Tschick dann auch noch mit einem geknackten Auto aufkreuzt und Maik auf einen Roadtrip einlädt, beginnt für beide Jungen der Sommer ihres Lebens.
Bevor es mit der eigentlichen Lektüre losgeht, findet sich eine ganze Doppelseite voll mit Zitaten aus Zeitungen, Magazinen und Radiosendungen, in denen „Tschick“ mit Lob und Huldigungen überschüttet wird. Es ist durchaus interessant, dass das Buch so viel Anklang gefunden hat, beeinflusst mich aber nicht in meinem persönlichen Urteil. Danach folgt ein Zitat aus „Welcome to the Dollhouse“, einem Low Budget Coming-of-age Film aus dem Jahr 1995. Ein Jahr später gewann der Film unerwartet den Jurypreis des Sundance Filmfestivals.
Das erste Kapitel beginnt dann mit dem Satz „Als Erstes ist da der Geruch von Blut und Kaffee.“. Maik Klingenberg, der Protagonist, erzählt seine Geschichte im Präsens und der Ich-Perspektive. Da er den Großteil der Geschichte retrospektiv erzählt, verwendet er meist das Präteritum, bricht aber den Tempus gelegentlich wie ein aufgeregter Junge, der seine Emotionen und Gedanken nicht ganz im Griff hat und sich verhaspelt oder eben den Tempus nicht beibehält. Normalerweise ein Fauxpas, hier ein gelungenes Stilmittel. Auf knapp über 250 Seiten gibt es 49 Kapitel, sodass die Kapitel im Schnitt ungefähr fünf Seiten lang sind. In den ersten vier Kapiteln schildert Maik seine aktuelle Lage, geht danach vier weitere Kapitel auf seine Vorgeschichte ein und kommt anschließend zu Tschick.
Maik kommt aus einem wohlhabenden, aber zerrütteten Elternhaus. Sein Vater ist Immobilienmakler und hat eine offensichtliche Affäre mit seiner Assistentin. Seine Mutter ist alkoholkrank und entweder betrunken oder in der Entzugsklinik. Er wohnt in einem freistehenden Einfamilienhaus mit Pool im Garten. In der Schule ist er ein Außenseiter, wird von vielen Mitschülern ignoriert oder als „Psycho“ beschimpft. Freunde hat er nicht, aber er ist heimlich in seine Klassenkameradin Tatjana verliebt, die aber auch von ihm nicht wirklich Notiz zu nehmen scheint. Maik ist kein guter Schüler, die einzigen Fächer, die ihm etwas liegen, sind Mathematik und Sport. Er beweist aber wiederholt, dass Allgemeinwissen und Intelligenz nicht wirklich zu seinen Stärken gehören und selbst wenn er mal etwas weiß, meldet er sich im Unterricht nicht, weil er nicht auffallen will. Insgesamt ist er schlicht ein verunsicherter Junge, der trotz seiner vermeintlich guten Herkunft viele Probleme mit sich trägt.
Sein neuer Mitschüler, Andrej Tschichatschow, der wegen seines komplizierten Nachnamens nur Tschick gerufen wird, hat ebenfalls seine Päckchen zu tragen. Er ist ein russischer Spätaussiedler, der mit seinem Bruder in Armut leben muss. Nicht einmal einen richtigen Schulranzen oder eine Federmappe besitzt der Junge, der in der Schule regelmäßig eine Alkoholfahne hat. Seine Schulnoten sind allgemein schlecht, seine Vorbildung katastrophal und doch beweist der verschwiegene Tschick manchmal sein Potenzial und macht Aussagen, die auf eine erstaunlich präzise Beobachtungsgabe hindeuten. Aber auch seine kleinkriminelle Ader kann er nur spärlich verbergen.
Die fast unfreiwillige Freundschaft zwischen Maik und Tschick ist eines der Leitmotive, die viele weitere Themen aufwerfen. Auf dem gemeinsamen Roadtrip geht es um Erwachsen werden, um Selbstwahrnehmung und um Rollenfindung. In der Schule spielen eher Migration und Integration oder Mobbing und Außenseitertum eine Rolle. Aber natürlich werden auch die erste Liebe und die aufkeimende Sexualität thematisiert, ohne dass sich der Plot zu sehr darin verliert.
Sprachlich bewegt sich der Roman auf einem, der Jugendsprache entsprechend, einfachen Niveau. Ellipsen und ungewöhnliche, nahezu unbeholfene Metaphern untermauern dies. Auch wenn kein Slang verwendet wird, geht es auch mal vulgär oder politisch inkorrekt zu. Worte wie „Pimmel“, „Fotze“, „Schwuchtel“ oder „Ficken“ gehören einfach in den Mund pubertärer Kinder. Trotz schwerwiegender Probleme, die die beiden Freunde haben, schwingt gerne ein spitzzüngiger Humor mit, der so durchdacht und erfrischend ist, dass er damit viele andere Werke in den Schatten stellt.
Dass Herrndorf ein begnadeter Literat war, lässt sich unter anderem in den Werken erkennen, die er geschickt in seinen Jugendroman integriert hat. Seien es „Geschichten vom Herrn Keuner“ von Bertholt Brecht oder „Der Steppenwolf“ von Hermann Hesse. Aber auch moderne und internationale Jugendliteratur wie „Harry Potter und der Halbblutprinz“ von Joanne K. Rowling findet Erwähnung. Herrndorf selbst war großer Fan von Jugendbüchern wie „Herr der Fliegen“ von William Golding oder „Die Abenteuer des Tom Sawyer“ von Mark Twain, in denen die jungen Protagonisten von den Erwachsenen distanziert leben. Dies war Motivation und Inspiration für Herrndorf ein vergleichbares Jugendbuch zu schreiben.
Das Ende war unvorhersehbar, realistisch, verrückt und ernüchternd ohne eine Enttäuschung zu sein. Zudem habe ich ein neues Lieblingszitat entdeckt, das die Geschichte ausgezeichnet abrundet: „Die Welt ist schlecht, und der Mensch ist auch schlecht. Trau keinem, geh nicht mit Fremden mit und so weiter. Das hatten mir meine Eltern erzählt, das hatten mir meine Lehrer erzählt, und das Fernsehen erzählt es auch. Wenn man Nachrichten guckte: Der Mensch ist schlecht. Wenn man Spiegel-TV guckte: Der Mensch ist schlecht. Und vielleicht stimmte das ja auch, und der Mensch war zu 99 Prozent schlecht. Aber das Seltsame war, dass Tschick und ich auf unserer Reise fast ausschließlich dem einen Prozent begegneten, das nicht schlecht war.“
„Tschick“ von Wolfgang Herrndorf hat mich so begeistern können, wie dieses Jahr noch kein anderes Buch. Es fängt die hochsommerliche Atmosphäre großartig ein, kreiert eine Geschichte, die witzig und traurig, skurril und authentisch gleichzeitig ist. Auch wenn es ein Jugendbuch ist, werden Erwachsene ihre Freude an diesem pedantisch gearbeiteten Werk finden. Ich wünschte, der Roadtrip der beiden Jungen wäre noch ein paar Seiten länger gegangen. Absolute Empfehlung meinerseits und das erste Highlight des Jahres. Glasklare fünf von fünf Federn für dieses Meisterwerk!
- Juli Zeh
Unterleuten
(653)Aktuelle Rezension von: YvesGoratStommel„Unterleuten“ war nicht der erste und sicherlich auch nicht der letzte von mir gelesene Roman von Julia Zeh. Auch diesmal werden die Motivationen und Historien einer Reihe von Personen in einer gefühlt normalen Alltagsumgebung miteinander verwoben. Nachbarn gegen Nachbarn, Generation Boomer gegen Generation Millennials, Ost gegen West, Stillstand gegen Progressivität, Umweltschutz gegen Landwirtschaft/Industrie. Streitpunkte gibt es genug. Zwar scheint mir der „Weiterentwicklungspfad“ des ein oder anderen Protagonisten leicht überzogen, aber bekanntermaßen „überrascht“ die Menschheit einen dann doch immer wieder.
- Tania Krätschmar
Nora und die Novemberrosen
(51)Aktuelle Rezension von: rose7474Von Tania Krätschmar habe ich bereits mehrere Romane gelesen, die mir gut gefallen haben. Diesen fand ich im Bücherschrank.
Mich konnte der Roman ab der ersten Seite an fesseln. Ich mochte die Charaktere im Buch und konnte mir durch den bildhaften Schreibstil die verwilderte Gärtnerei wunderbar vorstellen. Eine schöne Lektüre zum Wohlfühlen und Abschalten. Manches war etwas unrealistisch zum Ende hin und ich hätte noch mehr über die Vergangenheit der Gärtnerei erfahren. Daher 4 Sterne. Aber eine klare Leseempfehlung von mir.
- Theodor Fontane
Effi Briest
(1.827)Aktuelle Rezension von: Mike_LeseratteIch lese ab und zu gerne mal einen Klassiker aus alter Zeit und lasse mich auf die alte Sprache gerne dafür ein. Bei diesem hatte ich aber besonders viele Probleme. Es ist ein Klassiker und man kann sehr viel daraus analysieren, wenn man möchte, aber für mich bestand es aus sehr viel drum rum, ohne das die Geschichte voranging. Es gibt einfach so viele Zwischensequenzen und Vorgeschichte, ohne direkten Zusammenhang. Auch die Affäre mit dem Lebemann, um die es eigentlich geht, wird weder richtig erzählt noch ausgeschmückt, sondern ist ein Puzzleteil unter vielen, welches aber schlussendlich die größte Tragweite hatte. Für mich also ein Werk, welches sich sehr gut für das Analysieren der verschiedenen Gesellschaftsschichten, deren Umgang miteinander und den Wechsel zwischen diesen eignet, aber nichts für mich als Leser, welcher des Inhalts halber es liest.
- Rebecca Gablé
Das Haupt der Welt
(335)Aktuelle Rezension von: LimonARTeDie historisch belegten Fakten um die Ottonen reihen sich, wie schon von Widukind von Corvey und Thietmar von Merseburg nachzulesen, aneinander. Diese lange Aneinanderreihung von Geschichtsgräten wurde durch die Autorin routiniert mit durch Tungomirs und Dragomiras Schicksale mit belletristischem Fleisch umhüllt, so dass die allseits bekannte Geschichte von Otto und Editha sich doch recht flüssig liest. Gewalt und Ränke sind, wie zu erwarten, ausreichend enthalten und natürlich auch Liebe mit etwas unnötig viel Detail. Ein historischer Roman, der wohl genau den Zeitgeschmack trifft. Mir hat er jedenfalls ganz gut gefallen.
- Max Rhode
Die Blutschule
(1.020)Aktuelle Rezension von: bibliophilaraHabt ihr schon einmal etwas von Max Rhode gehört? Manchen von euch geht bei dem Namen vielleicht ein Licht auf, denn Max Rhode ist sowohl der Protagonist aus Sebastian Fitzeks „Das Joshua-Profil“, als hier auch dessen Pseudonym. In „Das Joshua-Profil“ ist „Die Blutschule“ der Debütroman des Protagonisten, welcher immer wieder eine Rolle spielt. Die beiden Thriller wurden fast gleichzeitig veröffentlicht, sodass es dem Leser freigestellt wurde, welches Buch er als Erstes liest. Jedoch hat mir eine Freundin empfohlen, zuerst zu „Die Blutschule“ zu greifen, sollte ich „Das Joshua-Profil“ ebenfalls lesen wollen. Da ich Letzteres schon hatte, habe ich extra Ersteres als Mängelexemplar auf einem Bücher-Flohmarkt ergattert. Der Psychothriller erschien 2015 und war 19 Wochen lang auf der Spiegel-Bestsellerliste.
Der 13-jährige Simon Zambrovski zieht mit seinen Eltern und seinem ein Jahr älteren Bruder Mark im Juli 1993 von Berlin ins brandenburgische Rietz-Neuendorf. Doch die sommerliche Idylle trügt, denn schon am Ankunftstag haben Simon und seine Familie eine unangenehme Erfahrung mit einer gewaltbereiten Jugendclique. Außerdem erfahren sie, dass ihr direkter Nachbar ein verurteilter Pädophiler ist, der Peter Landenberg heißt. Als Simon und Mark dann tatsächlich „Stotter-Peter“ treffen, wie er im Dorf genannt wird, und dieser ihnen dann erzählt, dass sein Hund Gismo unsterblich sei, weil er in den Seelenspiegel geschaut habe, merken sie, dass an diesem Ort mehr als nur eine Sache nicht mit rechten Dingen zugeht.
Noch vor dem Prolog findet sich ein fiktiver „Auszug aus einem Interview, das der Autor vor Erscheinen seines Debütromans gegeben hat.“. Speziell der letzte Satz dieses Interviews deutet latent darauf hin, dass Max Rhode selbst psychische Probleme haben könnte. Er soll sogar autobiografische Erlebnisse abgewandelt in diesem Thriller eingebracht haben. Da er selbst der Protagonist in „Das Joshua-Profil“ ist, wird dieser Aspekt wahrscheinlich darin weiter beleuchtet.
„Na schön, dann beginne ich mal damit, den ganzen Irrsinn aufzuschreiben, so wie Dr. Frobes es mir empfohlen hat, obwohl ich bezweifle, dass es irgendeinen therapeutischen Nutzen haben wird, noch einmal dorthin zurück zu kehren, wo die Angst wohnt, wenn auch nur gedanklich; zurück in das Baumhaus etwa oder in das Klassenzimmer, ach herrje, das Klassenzimmer, verdammt.“, ist der erste Satz des Prologs, welcher der Anfang eines Patienten-Tagebuchs ist. Außerdem ist es der wahrscheinlich längste erste Satz, den ich seit langem gelesen habe. Besitzer dieses Tagebuches ist Simon Zambrovski, ein junger Mann, der in der geschlossenen Psychiatrie sitzt. Er erzählt aus der Ich-Perspektive und im Präsens, allerdings retrospektiv, was ihn seiner Meinung nach zu dem psychisch labilen Menschen gemacht hat, der er nun ist. Sein Einstieg in die Geschichte ist wirr, er kommt von einem Thema zum nächsten, nennt Namen ohne Kontext und schweift dann schnell ab. Manchmal spricht er den Leser sogar direkt an, als wüsste er, dass sein Tagebuch nicht in den vier Wänden der Psychiatrie verbleiben wird. Dieser gewollt unprofessionelle Erzählstil untermauert seinen Charakter perfekt. Simon wirkt in seinen Berichten über einen Teil seiner Kindheit zwar wie ein Junge, der aus der einfachen Arbeiterschicht kommt, der aber immer wieder Köpfchen mit seiner eigenen Bauernschläue beweist. Zudem erscheint er wie ein ganz normaler Teenager-Junge, aber inzwischen wie ein schwer traumatisierter und wesensveränderter Mann.
Auf dem Weg dahin verschwimmen durch die subjektive Perspektive Realität und Wahnsinn langsam aber sicher. „Die Blutschule“ ist primär dem Subgenre Psychothriller zuzuordnen, welche sich dadurch auszeichnen, dass das Unheimliche plötzlich in ein ursprünglich normales Leben eintritt. Meist spielen Psychothriller, so wie hier, aus der Opfersicht. Allerdings finden sich auch Elemente aus Horror- und Mysterythrillern, so gibt es beispielsweise Szenen, bei denen man sich nicht gänzlich sicher sein kann, ob der Protagonist halluziniert oder ob er eine Begegnung mit etwas Übernatürlichem hat.
Generell fällt sehr auf, dass Fitzek hier einen anderen Schreibstil anwendet, als würde er nun mal in die Rolle seines Pseudonyms schlüpfen. In einem Interview gab er selbst an, eine neue Art zu schreiben ausprobiert zu haben, die ihm so viel Spaß bereitete, dass er das Buch sogar beendete. Auch vor sensiblen Themen wie Kindesmisshandlung oder Tierquälerei schreckt er nicht zurück. Allgemein gab es zwischendurch relativ harte und heftige Schockmomente, die aber von kurzen Verschnaufpausen abgelöst wurden.
Leider sind mir auch ein paar Fehler aufgefallen, die die Lesefreude ein wenig gehemmt haben. Zum Einen wird im zweiten Kapitel eine Spinne als Insekt bezeichnet, was schlichtweg falsch ist. Spinnen gehören zwar wie Insekten zu den Gliederfüßlern, aber allein, dass sie acht Beine haben anstatt sechs, ist schon Beweis genug. Zudem haben Spinnen keine Fühler, welche ebenfalls Merkmale für Insekten sind. Zum Anderen spielt Simon im achten Kapitel mit einem Mädchen Karten. Sie zeigt ihm eine Reihe von Karten, welche sowohl im Buch abgedruckt sind, allerdings auch von Simon aufgezählt werden: „‚Kreuzbube, Herzkönig, Karobube, Pikdame, Herzdame und Pikkönig.‘“. Etwas später, als das Mädchen ihn bittet sich eine Karte auszusuchen, erklärt er: „Ich hatte erst den Karokönig ausgesucht, war dann aber in allerletzter Sekunde auf die Herzdame umgeschwenkt.“. Blöd nur, dass es in dem Blatt gar keinen Karokönig gibt. Es gibt zwar einen Karobuben und einen Herzkönig, aber eben keinen Karokönig. Wie es zu diesem Fehler kommen konnte, ist mir nicht klar. Mir ist nur klar, dass dies ein absolut vermeidbarer Fehler ist.
Generell finde ich den Plot nicht sonderlich stringent. Vor allem in der zweiten Hälfte des Psychothrillers gibt es Ereignisse, die sich in ihrem Ablauf ähneln, aber trotzdem unterschiedliche Ausgänge haben. Da ich nicht spoilern möchte, halte ich mich mit Details zurück. Allerdings fallen selbst den Charakteren diese Ungereimtheiten auf, wobei dies mit einem fadenscheinigen „Ist halt so.“ vom Tisch gewischt wird. Nach über 250 Seiten und 49 Kapiteln mit Epilog war das Ende dann noch einmal überraschend schockierend. Mit diesem Ausgang der Geschichte habe ich in vielerlei Hinsicht nicht gerechnet, was noch einmal Pluspunkte sammeln konnte.
Tatsächlich habe ich bisher noch keinen vergleichbaren Psychothriller wie „Die Blutschule“ gelesen. Vermutlich hat es mir gerade deshalb gut gefallen, dass sich verschiedene Subgenres vermischen und thematisch peripher die Horrorromane von Stephen King streifen. Dennoch kann ich nicht über die zwei kleineren Fehler und die mangelnde Stringenz hinwegsehen. Deshalb kann ich dem Debütroman von Max Rhode „nur“ drei von fünf Federn geben. Als nächstes werde ich „Das Joshua-Profil“ von Sebastian Fitzek lesen und hoffe, dass es mir von Nützen sein wird „Die Blutschule“ vorher gelesen zu haben.
- Juli Zeh
Über Menschen
(391)Aktuelle Rezension von: Julia_x3In Dora ihrer Beziehung zu Robert läuft es schon lange nicht mehr. Nach dem anfänglichen Glück musste Dora sich ihn zu liebe immer mehr einschränken und ihr Leben umkrempeln. Die Probleme wurden durch die umliegenden Katastrophen der Zeit aber nicht besser. Klima und Politik, als sei das nicht schon groß genug, kam dann auch noch die Corona Krise dazu.
Kurzerhand beschließt Dora eine Auszeit zu nehmen und auf das Land nahe Berlin zu ziehen. In Bracken kauft sie sich ein Landhaus mit einer großen Fläche Grundstück. Mitnehmen tut sie nur ihre wenigen Habseligkeiten und ihre Hündin.
Was sie da nur tief im Inneren ahnt - sie wird nicht wieder kommen, sie hat die Schnauze gestrichen voll.
In diesem Dorf lernt sie nicht nur sich selbst und ihr Haus kennen sondern auch liebevolle und sympathische Nachbarn, die schon bald zu ihren Freunden werden. Eine kleine Dorfgemeinschaft, in der sie wundervoll aufgenommen wird. Leider ist auch in diesem Dorf nicht alles perfekt oder Sonnenschein. Aber was das bedeutet, müsst ihr selbst raus finden.
"Unter Menschen" hat etwas gebraucht um in Fahrt zu kommen. Was zu Beginn noch recht eintönig und langatmig war wurde mit einem Schlag richtig humorvoll. Bei den ganzen Menschen, die Dora kennen lernt musste ich öfter schmunzeln. Ich konnte mir diese tolle Dorfgemeinschaft so wunderbar vorstellen und wäre gerne richtig selbst dort gewesen. Die Entwicklung von Dora in ihrem neuen Leben gefällt mir. Sie selbst gefällt mir mit der Zeit auch immer mehr. Ich habe gefühlt, wie gut sie in ihrem Dorf zur Ruhe kam. Das Ende hat mich sehr schockiert und traurig gemacht. Das habe ich so nicht erwartet.
- Bettina Kerwien
Machtfrage
(21)Aktuelle Rezension von: GolondrinaZerhackstückelte einseitige Kapitel, Personenwirrarr ohne Ende und dann noch nicht mal ein spannender Schreibstil. Das können andere deutsche Autoren um Längen besser! Alles in allem konnte ich dem Plott noch nicht mal umfangreiche Recherche bzw. dokumentarische Brillianz unterstellen.
Schade, verschenkter Plott. - Angela Planert
Flügel der Dunkelheit
(45)Aktuelle Rezension von: JassiTwinsDas Cover mit der Fledermaus gefällt mir sehr, man weiß gleich auf den ersten Blick das es um Vampire geht. Der Schreibstil hat mich am Anfang etwas verwirrt, aber ab Seite 50 hatte sich das bei mir eingependelt und ich war richtig in der Geschichte drin. Ab da ging es auch rasant vorwärts. Ich hatte mit dem Charakter Traian ein bisschen Probleme, er ist sehr extrovertiert und eigenbrödlerisch gewesen, ich konnte mich nicht so recht mit ihm anfreunden. Doch das hat sich im Laufe der Geschichte geändert, je mehr Einzelheiten von Ihm und seiner Vergangenheit ans Licht kamen, desto mehr habe ich ihn verstanden. Warum er so zurückgezogen lebt, nicht zusammen mit seinesgleichen. Er hat so viel schlimmes durchbebt, das ich ihm nur das beste gewünscht habe. Und mit Liaba scheint er dies auch gefunden zu haben. Nur was ist mit dem kleinen Veit? Wie passt er in diese Geschichte?
Mich hat dieses Buch sehr gut unterhalten, wer aber auf schnulzige Vampire Geschichten steht, ist hier fehl am Platz. Dieses Buch hat aber auch was von krimi und Thriller Elementen und ist nichts für Schwäche Nerven.
Von mir ganz klar eine Leseempfehlung.
- Juli Zeh
Zwischen Welten
(115)Aktuelle Rezension von: palzbuecher24Juli Zeh und Simon Urban haben es geschafft einen Roman zu schreiben, der der Gesellschaft knallhart zeigt, wie verloren sie eigentlich ist. Die Geschichte von einer Bäuerin und einem Journalisten , die sich über hochaktuelle & zermürbende Themen unterhalten, ist exemplarisch für eine ganze Nation, fast eine ganze Welt. Was die beiden Protagonisten trennt, trennt ein ganzes Land. Themen wie Gendern, Rassismus, Aktivismus, Debattenkultur, Klimawandel, Wirtschaft usw. werden zwar nicht detailliert besprochen, was manchmal recht schade ist, dienen aber als optimalen Stoff für eskalierende Diskussionen und streitsüchtiges Verhalten, woran es in diesem Roman sicherlich nicht mangelt. Das Format, Chatverläufe in Whatsapp oder per Mail, ist hochspannend, da es leserlich ist und die Geschichte alltäglich wirken lässt. "Zwischen Welten" verspricht 450 Seiten pure Spannung, reichlich Höhe- und Wendepunkte und viele Momente in denen man sich fragt, ob das noch eine Geschichte oder glatt die Realität ist. Es ist eine Warnung, eine Gesellschaftskritik vom Feinsten- Der Roman von Juli Zeh und Simon Urban!
- Saša Stanišić
Vor dem Fest
(193)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderFürstenfelde in der Uckermark. Es ist die Nacht vor dem großen Fest und alle Bewohner bereiten sich auf ihre Weiße vor. Frau Kranz will zum ersten mal ihre Heimatstadt bei Nacht malen und strauchelt doch immer wieder. Jeder hat seinen Teil zu tun und seinen Teil zu vergessen und seinen Teil, den er lieber nicht mehr sehen will. Der kleine Ort hat schon viel erlebt. Die DDR, die Wende, den Umbruch, den Neuanfang, den Tod des Fährmanns und den Wandel von Berufen und Strukturen. Was ist besser? Was kommt noch? Im Stadtarchiv, im Heimatmuseum, da gibt es alles über die Stadt und immer wieder wird etwas Neues hinzu getragen und archiviert. Sicher auch wieder bei diesem Fest, denn ohne Spuren geht es niemals vorbei. Das war immer schon so und wird auch immer so bleiben. Sasa Stanisic ist mit Vor dem Fest ein Roman gelungen, der auf den ersten Blick vielleicht nicht viel Geschichte bietet, aber das täuscht! In jedem Satz, in jedem Detail und in jedem Charakter steckt so viel Leben und Hintergrund, dass es zuweilen Sätze über fast eine Seite gibt. Ich liebe seine Art zu schreiben und erzählen und wie er manchmal ganz behutsam und leise berichtet und an anderer Stelle laut, aufbrausend und auch wieder ironisch wird. Jede Figur ist ein Erlebnis für sich und kennen wir sie nicht alle irgendwie und wohnen wir nicht selbst im fiktiven Fürstenfelde? Manchmal erschreckend realistisch und dann doch wieder überzogen und fast forsch, aber niemals langatmig oder langweilig. Manchmal ist das Leben aufregend, langweilig, so wie die Speisekarte beim Metzger
- Nika Lubitsch
Mord im 4. Haus
(19)Aktuelle Rezension von: Read-and-Create... und bringt nicht nur sich in höchste Lebensgefahr ...“
Ich kenne Band 1 der Reihe nicht, sondern bin direkt in Band 2 eingestiegen. Das hat mich jedoch nicht gestört. Es gibt zwar einige Bezüge auf Band 1, die Vermutlich für alle die diesen kennen ein Rückblick sind, aber man kann diese Geschichte auch gut für sich lesen.
Die Hauptthemen sind einige recht große und happige Themen (Kindersch@ndung, Mafia, Neonazis), die in ihrer Kombination gut gepasst haben. Die Hauptprotagonistin Sybille Thalheim war mir sympathisch, aber ihre Handlungen konnte ich des Öfteren nicht nachvollziehen. - Patricia Holland Moritz
Mordzeitlose
(19)Aktuelle Rezension von: wampyBuchmeinung zu Patricia Holland Moritz – Mordzeitlose
„Mordzeitlose“ ist ein Kriminalroman von Patricia Holland Moritz, der 2018 im GMEINER Verlag erschienen ist.
Zum Autor:
Patricia Holland Moritz wurde im heutigen Chemnitz geboren, arbeitete in Leipzig als Buchhändlerin, verließ die DDR und heuerte in Paris als Speditionskauffrau an, studierte in Berlin Nordamerikanistik, wurde Bookerin für Bands und arbeitet heute in einem Verlagshaus. Sie ist Bloggerin und Ghostwriterin. Für ihre Romane erhielt sie Arbeitsstipendien des Berliner Senats und des Mörderische Schwestern e.V. Auf ihren Tourneen las sie bereits mit renommierten Autoren wie Håkan Nesser, Arne Dahl und Ulrich Wickert. Ihr Krimi »Kältetod« aus dem Crystal Meth-Milieu Berlins wurde vom »Tip« 2015 für die »ausgefallenste Mordmethode« geehrt. »Mordzeitlose« ist ihr dritter Roman im Gmeiner-Verlag.
Klappentext:
Margrit Kunkel wächst in einer brandenburgischen Gärtnerei auf, ihr Studium führt sie durch die Botanischen Gärten der Welt. Bald gilt sie als Koryphäe und übernimmt die Leitung der Holländischen Gartenakademie in Berlin. Ihr Modell des »Slow Gardenings« scheint auch ihren Mitarbeitern Harmonie zu verleihen. Diese wird jedoch jäh gestört, als Margrit im Kakteenhaus auf eine menschliche Hand stößt. Wären da nicht bereits die ungeklärten Todesumstände ihrer Mutter, das seltsame Verschwinden von Margrits erstem Freund und ein Ermittler, der beunruhigende Zusammenhänge herstellt, hätte sie den Fund der Polizei gemeldet. Doch so nimmt sie die Sache lieber selbst in die Hand.
Meine Meinung:
Dieses Buch hat einen ganz besonderen Reiz, der in der Hauptfigur Margrit Kunkel begründet ist. Sie hat ein grünes Händchen und jede Menge Geduld. Sie ist kein einfacher Charakter, aber man fiebert mit ihr mit. Sie wirkt eher bemitleidenswert als sympathisch. Auch der Ermittler verfügt über jede Menge Geduld und ist eine gelungene Ergänzung zur Protagonistin. Diese beiden Figuren sind sehr ausführlich mit vielen Facetten beschrieben. Das Erzähltempo ist niedrig und die Spannung baut sich oft auf Andeutungen auf. Dies ist eine zeit lang interessant, aber die Autorin überzieht es nach meinem Empfinden. Es entsteht der Eindruck, dass sich manche Vorgänge und Entwicklungen öfters wiederholen. Hier wäre weniger mehr gewesen.
Fazit:
Ein durchaus interessanter Kriminalroman mit einer außergewöhnlichen Hauptfigur, die eine unerwartete Entwicklung nimmt. Wiederkehrende Abläufe taten der Spannung nicht gut und so vergebe ich drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten). - Hans Waal
Die Nachhut
(103)Aktuelle Rezension von: dunkelbuchVier, als junge Männer zu der Waffen SS eingezogene, Soldaten haben das Ende des zweiten Weltkrieges in einer großen unterirdischen Bunkeranlage nicht mit bekommen. Sie sind weiterhin der Meinung, es herrsche immer noch Krieg. Verstärkt wird ihre Annahme dadurch, dass über der Bunkeranlage ein Bombenabwurfplatz der UDSSR entstanden ist.
Erst als der letzte Dosenöffner abbricht, entschließen sie sich die Anlage zu verlassen.
Da sich in den letzten 70 Jahren natürlich sehr viel geändert hat, müssen die vier alten Herren mit den jetzigen Gegebenheiten zurecht kommen. Immer noch behaftet mit dem Gedankengut des dritten Reiches.
Der Autor hat das Buch aus drei verschiedenen Sichtweisen geschrieben. Immer als Tagebuch. Aus Sicht des einen Soldaten, der Ermittlerin und eines Journalisten.
Das Buch ist lustig, witzig aber auch traurig zu lesen.
Witzig wegen der Situationen in die die vier alten Herren geraten (z.B. ein Zusammentreffen mit Neo-Nazis) traurig aber auch, da man wieder einmal sehen kann, was eine obskure Weltanschauung anrichtet.
Allerdings sollte man wissen, dass man es mit "Er ist wieder da", das ja ein ähnliches Thema behandelt, nicht vergleichen kann. Das sind zwei verschiedene Dinge.
Das Buch ist wirklich gut zu lesen und auch der Schluß fand meine Zustimmung. - Elisabeth Herrmann
Das Dorf der Mörder
(351)Aktuelle Rezension von: Zahirah"Das Dorf der Verdammten", wie Wendisch Bruch in den Zeitungen genannt wird, ist ein packend geschriebener Thriller voller Wendungen, Gesagtem und Ungesagtem und einer Protagonistin, die sich allen Widerständen zum trotz auf die Suche nach den wahren Zusammenhängen der Tat macht.
Elizabeth Herrmann entführt den Leser hier in ein Dorf, das langsam ausstirbt, Männer, die unter mysteriösen Umständen verschwinden, und beschreibt die Abneigung gegen alle/alles Fremde - all das ergibt eine gut durchdachte Handlung.
Fazit: Der Serienstart ist in meinen Augen gelungen und ich bin gespannt was im nächsten Band auf Sanela zukommt. Bis dahin spreche ich für diesen Krimi eine Leseempfehlung aus und vergebe 4 von 5 Sterne.
- Theodor Fontane
Irrungen, Wirrungen. Roman. Textausgabe mit Anmerkungen/Worterklärungen und Nachwort
(380)Aktuelle Rezension von: eva_caro_seidelDie Bürgerliche Lene Nimptsch und der Adelige Botho von Rienäcker verlieben sich ineinander, doch diese Art der Mesalliance duldet die damalige Gesellschaft nicht.
Botho beweist kein Rückgrad. Als seine Mutter ihn aus finanziellen Gründen dringend bittet, die reiche, aber oberflächliche Cousine Käthe zu heiraten, macht er mit Lene Schluss und stimmt der Hochzeit mit Käthe zu. Lene hat schwer an ihrem Liebeskummer zu knabbern, doch sie lernt später den grundanständigen Gideon kennen und heiratet ihn dann.
Weder Botho noch Lene sind in ihren Ehen glücklich - dies ist das Ende des einfühlend beschriebenen Romans mit feinen Details und Berliner Flair, das den Leser mit gemischten Gefühlen zurücklässt. Nicht immer gibt's ein Happy End im Leben - und Fontane ist Realist und erzählt genau dies. Ein Klassiker, der unter anderen berühmten Werken seinen Platz hat.
- Marc Raabe
Schlüssel 17
(416)Aktuelle Rezension von: Wachtel07Der Anfang war etwas langweilig, aber teilweise entscheidend für die weitere Geschichte. Es ist spannend geschrieben.
Tom Babylon sucht seit vielen Jahren seine kleine Schwester Vi(Viola) die aber schon tot ist, was er nicht wahrhaben will. Er ist Kriminalkomissar und in seinem aktuellen Fall wird die Mutter von seiner Jugendfreundin grausam zugerichtet im Berliner Dom gefunden, um ihren Hals ein Schlüssel mit der Zahl 17, mit diesem verschwand vor vielen Jahren Vi.
Manchmal sind es sehr fragwürdige Handlungen, und das Ende bleibt leider offen.
- Sarah Kuttner
Kurt
(276)Aktuelle Rezension von: Nicole_SutterLena und Kurt haben sich ein Haus gekauft - in Oranienburg, wo jetzt ihr neues Zuhause ist. Kurt hat einen Sohn, der auch Kurt heisst, oder auch manchmal Kurti. Der kleine Kurt lebt im Wechsel eine Woche bei Jana, seiner leiblichen Mutter und eine Woche bei Kurt, seinem Vater und dessen Lebensgefährtin Lena.
Kurti hat 2 Kinderzimmer, 2 verschiedene Lebensweisen mit unterschiedlichen Regeln und deshalb auch 2 Zuhause und es scheint als wäre das die grosse Herausforderung, dies als Erwachsene hinzubekommen. Kurti geht es nämlich ganz prima damit, aber die drei Erwachsenen haben so das ein oder andere Problemchen mit der neuen Konstellation des Lebens.
Da ich keinen Klappentext gelesen habe und mich meine Kollegin zwar schon vorgewarnt hatte, dass es traurig sei, habe ich natürlich schon damit gerechnet, dass noch etwas trauriges passiert. Aber damit habe ich nicht gerechnet, denn der kleine Kurt stirbt. Die Geschichte kippt von heiter, locker-flockig, frech um 180 Grad.
Leider passiert das Schlimmste, was einem passieren kann, nämlich dass das eigene Kind stirbt. Ich weiss nicht, ob ich das Buch gelesen hätte, wenn ich das vorher gewusst hätte, aber ich kann nur eins sagen, nämlich dass die Autorin es sehr treffend beschreibt, wie wirklich ALLES aus den Fugen gerät, wenn der Lebensplan einen neuen Weg einschlägt.
All denen dieses Schlimme Schicksal zum Glück nicht passiert ist und die dieses Buch lesen, werden nachher wissen und schätzen welch grosses Glück sie haben und dafür lohnt es sich natürlich auch dieses Buch zu lesen. Denn kleine Alltagssorgen verschwinden dann ganz rasch.
- Gabriela Gwisdek
Nachts kommt die Angst
(60)Aktuelle Rezension von: MiGuInhalt
Alexandra hofft in einem kleinen Dorf in der Uckermark, zur Ruhe zu kommen.
Das alte marode Haus, das sie gemietet hat, wird von den Bewohnern des Dorfes allerdings als Spukhaus bezeichnet.
Nachts hört sie Schritte auf dem Dachboden und dann erfährt sie, dass ihre Vormieterin spurlos verschwand und fünf weitere Frauen in der näheren Umgebung getötet wurden.
Sie freundet sich mit Harris, dem Dorfpolizisten an, traut ihm aber nicht so recht und als Theresia, die Dorfkellnerin getötet wird, häufen sich die Warnungen an Alexandra, ihre Sachen zu packen und den Ort schnellstens zu verlassen.
Meinung
Meiner Meinung nach dürfen auch Psychothriller gut und gerne mal klischeebehaftet sein solange sie spannend und unheimlich sind.
Spannung und eine gute unheimliche Atmosphäre erhoffte ich mir nach dem Lesen der Inhaltsangabe und hatte beim Einstieg der Geschichte, die gleich zu Beginn schon den ersten Tatort beschreibt, ein recht gutes Gefühl.
Ich mein, ein altes marodes Spukhaus, verschlossene Einwohner und ein Serienmörder, das klingt eigentlich ja vielversprechend, oder?
Eigentlich!
Leider verließ mich dieser Eindruck je mehr ich in die Handlung eintauchte, die von der Protagonistin in der Ich-Perspektive erzählt wird.
Die anfängliche Spannung und unheimliche Stimmung flaute während des Lesens immer weiter ab und die ersten Vorahnungen auf den Ausgang der Geschichte wurden mehr und mehr bestätigt.
Dies wäre für mich eventuell gar nicht so problematisch gewesen aber leider flaute auch mein Interesse an den Figuren ab.
Obwohl die Ich-Perspektive ja oft den Vorteil hat, die Hauptfiguren für den Leser persönlicher erscheinen zu lassen, klappte dies in diesem Fall überhaupt nicht.
Alexandra sowie alle anderen Figuren blieben für mich distanziert und farblos.
Klischees hin oder her, ihre Beschreibungen fand ich auch völlig überzogen.
Ob nun die Hauptfigur, ihre Freundin oder auch der Dorfpolizist, sie alle wirkten entweder zu berechenbar oder eben auch völlig übertrieben und unlogisch.
Auch die Ermittlungsarbeit, die immer wieder in Leere läuft, und die eingefügte Romanze passte in meinem Augen einfach nicht zusammen und wirkte völlig unlogisch.
Aufgrund der geringeren Seitenzahl und weil mich der erste Thriller „Die Fremde“ vor Jahren mal überzeugen konnte, wollte ich dem Buch allerdings dennoch eine Chance geben und zumindest herausfinden, ob sich mein Verdacht zum Ende hin tatsächlich bestätigt.
Dem war dann auch so und mir fehlte der Überraschungsmoment.
Leider gab es dann zum Abschluss dieser Geschichte auch noch verwirrende Szenen und so war ich dann froh, diese Geschichte endlich beenden zu können.
Fazit
„Nachts kommt die Angst“ konnte mich leider nicht überzeugen.
Die Inhaltsangabe machte mir Hoffnung auf eine gute unheimliche Geschichte, die allerdings meine Erwartungen absolut nicht erfüllen konnte.
Es waren mir im Laufe der Handlung einfach zu viele unlogische Szenen und auch die Figuren waren mir zu farblos und nicht authentisch genug.
- Helene Sommerfeld
Die Ärztin - Das Licht der Welt
(142)Aktuelle Rezension von: Laura-SonnenblumeRicardas Geschichte beginnt 1876 als sie, mit nur 13 Jahren, der Grafentochter das Leben rettet. Als Dank nimmt sie die Komtess, die Ärztin ist, mit nach Berlin und ermöglicht ihr so eine bessere Schulbildung. Ricarda erkennt schnell die Missstände vor allem in den ärmeren Vierteln in Berlin und wünscht sich schon bald selbst als Ärztin zu arbeiten und diesen Menschen helfen zu können. Doch sie ist eine Frau...
Ricarda ist eine sehr starke Protagonistin, die für das kämpft, was sie sich erträumt. An einigen Stellen kam mir dieses "Kämpferische" und "Eigenständige" aber leicht unrealistisch vor. Ich konnte auch teilweise einige Entscheidungen von ihr nicht nachvollziehen.
Trotz dieser kleinen Kritikpunkte mag ich Ricarda als Charakter und fand es schön sie auf ihrer "Reise" zu begleiten.
Dieses Buch beschäftigt sich auf sehr schöner Art und Weise mit Frauenrechten, Zuständen in der Medizin und Zuständen in den ärmeren Vierteln Berlins. Diese Mischung in Kombination mit einem flüssigen Schreibstil, machen dieses Buch absolut lesenswert.
- Christopher Clark
Preußen
(23)Aktuelle Rezension von: Stefan83Zitiere an dieser Stelle mal Rezensenten-Freund Mario Pf. von "amazon", der es mit seiner Besprechung schon perfekt auf den Punkt bringt:
"Sir Winston Churchill bezeichnete Preußen einst als "die Wurzel allen Übels" und so verwundert es kaum, dass die Churchills Überzeugung zu Grunde liegende Sichtweise von Preußen als Hort des Nationalsozialismus aufgegriffen wurde und in der der Auflösung des Freistaats durch den Alliierten Kontrollrat am 25. Februar 1947 mündete. Nun bricht der 1960 in Sydney geborene Professor für Neuere Europäische Geschichte am St. Catharines' College in Cambridge mit diesem Diktum und zwingt durch sein eindrucksvolles Standard-Werk zu einer Revision des Preußenbildes, denn "Die Wahrheit ist, dass Preußen ein europäischer Staat war, lange bevor es ein deutscher wurde. Deutschland war nicht die Erfüllung Preußens, sondern sein Verderben".
Für Christopher Clark beginnt der Aufstieg Preußens jedoch nicht erst 1701 mit der Krönung Friedrich III. zu König Friedrich I. in Preußen, sondern bereits um 1600, als die Kurfürsten der Markgrafschaft Brandenburg gerade begannen ihre Position im Heiligen Römischen Reich zu festigen. 1613 etwa, konvertierte Kurfürst Johann Sigismund zum Calvinismus und wurde somit zu einem calvinistischen Herrscher über ein lutherisches Land, was zu einigen Differenzen mit dem Landadel führen sollte. Noch waren die brandenburgischen Hohenzollern lediglich Herrscher Brandenburgs, bis sie 1618 das Herzogtum Preußen erbten, welches außerhalb des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation ursprünglich eine Region zwischen Hinterpommern und dem Kurland bezeichnete.
In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges wurden die Länder der Hohenzollern vermehrt verwüstet und der Kurfürst wechselte mehr als einmal die Bündnisse, wobei Georg Wilhelm zuletzt in das eher sichere Preußen flüchten musste, wo er 1640 verstarb. Sein Nachfolger, Friedrich Wilhelm erbte ein zerrüttetes Land, das vom Dreißigjährigen Krieg gezeichnet war, ein schweres Trauma zu bewältigen hatte, doch der junge Monarch schritt energisch zur Tat und begann nicht nur das Heer zu vergrößern, sondern auch zu modernisieren und durch bessere Ausbildung, wie Manöver zu einer schlagkräftigen Truppe zu machen. Als Folge des Dreißigjährigen Krieges erkannten die brandenburgischen Folgen, wie wichtig eine Festigung ihrer Souveränität im Reich ist und dass sich das bleibende Gefühl der Verwundbarkeit nur durch ein starkes Heer effektiv bekämpfen lässt. Um dieses zu erhalten brauchte man allerdings Gelder, die unter anderem durch häufige Wechsel der Bündnispartner lukriert wurden.
Erst als sich Friedrich III. zu König Friedrich I. krönte, wurde eine Entwicklung in Gang gesetzt, die zur Bildung eines stärkeren Einheitsgefühls der nun königlichen Lande führte und Preußen im Laufe des 18. Jahrhunderts zum Namen des neuen Königreichs werden ließ. Die Krönung, so Clark, passte jedoch in ihre Zeit, als viele europäische Herrscher eine Standeserhöhung anstrebten und diese im Falle Preußens eben doch zu einer besseren Integration des vormaligen Herzogtums führte.
Was an Clarks Werk besonders hervorzuheben ist, er nutzt eine klare und deutliche Sprache, deren Formulierungen für Laien genauso verständlich sind, wie für Historiker. Dabei erzählt er die Geschichte von Preußens Aufstieg lebendig und regelrecht spannend, indem er neben der Ereignisgeschichte auch immer wieder Biographien bedeutender Persönlichkeiten, sowie Berichten und ferner eben Geschichten miteinander verwebt. Dabei bleibt der Autor dem Anspruch des Werkes jedoch treu und hält sich an eine umfassende Darstellung der Geschichte, ohne abzudriften. Dabei würde man sich jedoch immer wieder wünschen, er hätte doch bei diesem oder jenen Thema etwas mehr aufgearbeitet und doch vergisst man darüber leicht, dass genau dies den Umfang des Buches gesprengt hätte. Tragisch ist das gerade beim Thema Religion in Preußen, worüber Clark als Autor von "The Politics of Conversion: Missionary Protestantism and the Jews in Prussia" ein sehr spezifisches Fachwissen besitzen dürfte, dem er in sein opus magnum leider nur geringfügig Rechnung tragen darf.
Fortschritte und Rückschläge zeichnen die Geschichte Preußens und Christopher Clark scheut sich nicht, die Geschichte Preußens frei von allen Mythen, als eine politische Erfolgsgeschichte darzustellen. Die preußische Sicherheitspolitik verlangte ein starkes Heer, das Heer eine Finanzierung durch Bündnisse und die außenpolitischen Interessen eine Abgrenzung von der bedingungslosen Kaisertreue. Somit waren Preußens größte Innovationen und Errungenschaften einer Kosten-Nutzen-Rechnung unterworfen, etwa die Aufnahme Vertriebener Hugenotten, welche als leistungsfähige Arbeiter und Handwerker ihren Beitrag zur wirtschaftlichen Prosperität Preußens leisteten. Als Australier ist Clark denkbar in der Lage sich objektiv-distanziert mit Preußen zu befassen und eigentlich war auch "Preußen: Aufstieg und Niedergang 1600 - 1947" ursprünglich für britische Leserschaft gedacht, wobei von dieser anderen Perspektive aber interessante Impulse ausgehen.
An die Ära des Deutschen Reichs nähert sich Clark unter dem Aspekt an, dass Preußen in dieser Zeit innerhalb des Reichs (Seite 637) "mit 65 Prozent der Gesamtfläche und einem Bevölkerungsanteil von 62 Prozent de facto eine Hegemonialstellung" genoss. Von da an, befand sich Preußen in Auflösung und hatte sich trotz allem den gesamtdeutschen Interessen unterzuordnen, auch wenn der preußische Ministerpräsident gleichzeitig als Reichskanzler agierte und der König Kaiser war.
Die einzige Kritik, die ich an diesem fulminant erzählten und fesselnden Werk gefunden habe (und daher lediglich mit 4 Sternen bewerte) ist, dass die Sozialgeschichte eindeutig zu kurz kommt; der Schwerpunkt liegt auf der Ereignisgeschichte bzw. brilliant geschriebenen biographischen Essays. Natürlich werden auch die politischen Ideen (etwa der Pietismus) und die einzelnen Mächte im Land (Städte, Landadel) beschrieben. Die Auswirkungen der Industrialisierung kommen jedoch eindeutig zu kurz. Industrialisierung und die damit erzwungene Modernisierung waren wichtige Faktoren, die auch Preußen prägten - die preußischen Güter waren überschuldet und marode, der industriellen Konkurrenz nicht mehr "gewachsen" - und es ist bezeichnend, dass der letzte Anlass zum Sturz von Heinrich Brüning die von ihm gesehene Notwendigkeit gewesen ist, die großen Güter in Ostpreußen zu parzellieren und aufzuteilen, was ihm prompt in der Umgebung Hindenburgs als "Agrarbolschewismus" verübelt wurde.
Mit einem über 100 Seiten starken Anhang aus Anmerkungen, Index, Quellen-, Literatur- und Abbildungsverzeichnissen, sowie einigen sehr sehenswerten Kartenmaterial ist Christopher Clarks "Preußen: Aufstieg und Niedergang" ein wahren Wälzer, bleiben doch mehr als 700 Seiten an Text, die das Werk schlicht zu "dem" aktuellen Standard- und Referenzwerk machen, eine lohnenswerte Anschaffung für historisch Interessierte ist es schon aufgrund des unkomplizierten Stils und der fundierten wie erst recht umfassend ausgearbeiteten Geschichte allemal.
Insgesamt ist Christopher Clarks neues Buch über Preußen ist eine hervorragende Darstellung über Aufstieg und Niedergang Preußens zwischen 1600 und 1947. Er sieht Preußens Geschichte - im Gegensatz zu zahlreichen früheren britischen Historikern - nicht nur als Verhängnis an, welches zum Niedergang Deutschlands geführt habe (etwa im Vergleich zu Shirers monumentaler Studie zum Dritten Reich, die dessen Existenz auf das "preußische" und deutsche Erbe ziemlich undifferenziert zurückführt), sondern ist eine wohltuend differenzierte Darstellung, die nicht nur fesselnd geschrieben ist, sondern sich bemüht, Preußen vorurteilslos darzustellen und zu "erzählen". Eine wohltuend differenzierte und gut lesbare Studie entstanden, die Haffners Werk und dem grundlegenden Preußen-Buch von Hans-Joachim Schoeps in keiner Weise nachsteht und sicherlich bald zum Standardwerk der Preußen-Werke zählen wird. " Spurlos 2012
(12)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerSophie hat gerade die Therapie nach ihrem Selbstmordversuch abgeschlossen und wird von ihrem Mann Frank zu ihrem Geburtstag mit einer Reise überrascht. Eine Reise in einem alten, etwas runtergekommenen Wohnmobil.
Schon zu Beginn ist es Sophie nicht wohl bei dem Gedanken, mit dem Wohnmobil zu fahren, doch will sie Frank nicht enttäuschen.
Schon in der ersten Nacht, die sie auf dem Zeltplatz des Mobilverkäufers verbringen, wird Sophie von schrecklichen Albträumen heimgesucht. Philipp, der Mobilverkäufer und seine Schwester Betty quälen eine hilflose Frau.
Doch Frank, dem Sophie ihre Ängste mitteilt, glaubt ihr aufgrund ihrer Vorgeschichte nicht. Da ergreift Sophie Eigeninitiative und kommt einem grausamen Geheimnis auf die Spur......
Meinung / Fazit:
Es handelt sich bei diesem Buch um den Debütroman der Autorin und ist ein Mystery-Thriller.
Der Autorin ist es gut gelungen, den "Spagat" zwischen Traum und Wirklichkeit darzustellen. Die Spannung stieg schnell an und hielt sich bis zum Schluß.
Beim Lesen kam schnell ein "Gänsehautfeeling" auf und ich habe das e-book in einem Rutsch durchgelesen, da ich unbedingt wissen wollte, wie es endet.
Ob es wohl eine Fortsetzung geben wird? Oder bleibt es der Fantasie des Lesers überlassen den letzten Satz: Zitat "Ich habe euch gefunden." in Gedanken weiter zu entwickeln?
Mir hat dieser kurze Mystery-Thriller eine spannende Lesezeit bereitet.
- Juliane Seidel
Herz aus Kristall
(12)Aktuelle Rezension von: pinkdinoprincessInhalt: Als die Sommerferien für die fünfzehnjährige Lynn beginnen, wird sie beinahe jede Nacht von Albträumen geplagt. Mysteriöse Geisterkinder suchen sie heim, bald schon sogar, während sie wach ist. Doch niemand um sie herum scheint diese Gestalten zu sehen. Als ihre beiden besten Freundinnen im Stechlinsee auch noch von einem pferdeähnlichen Wesen entführt werden, beschließt Lynn, ihnen zu folgen. Doch bald schon sieht sie nicht nur die Geisterkinder, sondern auch die mysteriöse Daja, die ihr Herz schneller schlagen lässt. Doch ist Daja eine Verbündete oder steht sie auf der Seite des Wesens?
Fazit: Ich habe mir das Buch ausgesucht, weil mich das lokale Setting in Brandenburg gereizt hat. Inhaltlich hat es mich aber leider nicht gepackt. Ich fürchte, ich bin ein wenig zu alt für die Zielgruppe. Vielleicht wäre die Geschichte in den Händen eines jungen Teenagers besser aufgehoben gewesen als in den meinen. Für mich hat sich Handlung ziemlich gezogen. Hinzu kommen drei Kritikpunkte, an denen ich beim Lesen hängengeblieben bin: 1) Lynn betont immer wieder, dass die Jiu-Jitsu gelernt hat und dass sie sich an ihren Meister erinnert. Dann fällt sie jedoch bei jedem Schubs ziemlich unglücklich hin, stützt sich auch noch ab und verletzt sich an den Handgelenken. Als Jiu-Jitsuka kam mir das doch recht unwahrscheinlich vor. Es scheint mehr als leide die Protagonistin nach 5 Trainingsstunden an chronischer Selbstüberschätzung, als dass sie wirklich etwas gelernt hat (und wenn es nur Fallschule war). 2) Als die Sprache zum ersten Mal auf Oberon (den Elfenkönig) kommt, weiß Lynn genau, vom wem die Rede ist. 5 Seiten später scheint sie jedoch ein Gedächtnisverlust zu leiden, hat keine Ahnung und fragt nach, wer denn überhaupt dieser Oberon sei. Das ist keine Katastrophe, hat mich beim Lesen aber stutzen lassen. 3) Abschließend möchte ich noch sagen, dass ich den queren Aspekt nicht ideal eingearbeitet fand. Zuerst ist sich Lynn sehr unsicher, ob sie wirklich etwas für Daja empfinden kann, weil sie doch ein Mädchen ist, später erfahren wir aber, dass Lynn schon zuvor für Mädchen geschwärmt hat und sich sogar ihrer Oma bereits anvertraut hat. Warum war sie dann zu Beginn so verwirrt?
Empfehlung: Für erwachsene Leserinnen leider etwas redundant. Ich möchte die Geschichte eher jungen Teenagerinnen empfehlen.
- Thomas Hettche
Pfaueninsel
(129)Aktuelle Rezension von: gstWas für ein Buch! Schon die Aufmachung des Hardcovers hat mich begeistert: Gebunden in seidenglänzendes, blaugraues Leinen und weiß bedruckt, ist das in-der-Hand-halten ein haptisches Erlebnis! Fragt nicht, wie oft ich das Buch von außen bewundert und liebevoll gestreichelt habe! Die äußere Aufmachung, die so sehr vom heute gewöhnlichen Aussehen mit Schutzumschlag abweicht, passt wundervoll zum Inhalt. Denn der erzählt eine historische Geschichte von der Pfaueninsel, deren Lage in der Havel bei Berlin auf der Innenseite des Umschlags zu finden ist.
Als Leitfigur für seinen Roman hat der Autor das Schloßfräulein Marie gewählt. Die Kleinwüchsige war sechs Jahre alt, als sie zusammen mit ihrem Bruder Christian (ebenfalls ein Zwerg) auf die Insel kam. Sie erlebte in ihrer Lebenszeit, wie das künstlich geschaffene Paradies sich im 19.Jahrhundert innerhalb von zirka 75 Jahren immer wieder veränderte: von einer landwirtschaftlich genutzten Fläche in einen Paradiesgarten mit Menagerie bis zum teilweisen Verfall.
Soweit die historischen Tatsachen. Das Märchen, das der Autor daraus gemacht hat, erzählt uns eine Geschichte, die teilweise zu Tränen rührt, ohne kitschig zu sein. Wir Leser werden nicht nur mit dem Leben der Adligen und seinen Auswüchsen bekannt gemacht und bekommen einen Eindruck von der damaligen Art zu reisen, sondern erfahren auch von der wichtigen Stellung des Hofgärtners Ferdinand Fintelmann.
Fazit: Das Buch hat sich in mein Herz geschlichen.