Bücher mit dem Tag "britisches empire"

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22 Bücher

  1. Cover des Buches Die Vampire (ISBN: 9783453532960)
    Kim Newman

    Die Vampire

     (62)
    Aktuelle Rezension von: Buecherbaronin

    „Die Vampire“ ist in seiner Gesamtheit ein sehr ambitioniertes Werk. Dem Leser wird eine Mischung aus historischem Roman, Vampirhorror und Phantastik kredenzt. Geschickt werden phantastische Elemente in die realen Ereignisse des 19. und 20. Jahrhunderts eingebunden, so dass sich ein beeindruckendes, durchweg logisches Gesamtwerk ergibt. Die damalige Zeit wird realistisch und glaubwürdig dargestellt. So hätte es wirklich aussehen können, wäre Dracula eine reale historische Figur und hätte bis in Viktorianische Zeitalter hinein gelebt.

    Auch die Darstellung des Miteinanders von Menschen und Vampiren ist faszinierend. Beide Rassen haben gelernt, nebeneinander zu leben – zumindest mehr oder weniger, wie der Handlungsverlauf zeigt. Oft wird dieses Nebeneinander nur durch geschickte beiläufige Bemerkungen deutlich.

    Newman jongliert geradezu mit Geschichte und Literatur. Da tauchen Bram Stoker und Simone de Beauvoir auf, Dr. Jekyll und Jack the Ripper, Kaiser Wilhelm II. und Manfred von Richthofen. Sogar Audrey Hepburn hat einen Auftritt. Das ist alles ziemlich beeindruckend – aber teilweise auch ziemlich überladen.

    Denn bei allem Respekt vor diesem Mammutwerk war es für mich auch eine Herausforderung. Zahllose mal mehr und mal weniger wichtige Charaktere bevölkern die drei Bände. Ein Glossar, mit dessen Hilfe man sich besser hätte zurechtfinden können, gibt es leider nicht. Auch die Geschichte an sich sprudelt nur so über vor geschichtlichen Fakten und Ereignissen. Beinahe scheint es, als hätte Kim Newman alles, aber auch wirklich alles, was ihm an historischen Spannungsmomenten gefällt, aufgegriffen, um es irgendwie in seinem Werk zu verarbeiten.

    Gerade auf den ersten 200 Seiten braucht man viel Durchhaltevermögen, um bei der Fülle an Namen, Ereignissen und Ideen nicht die Segel zu streichen. Ich hatte das Buch damals als Rezensionsexemplar erhalten und musste arg kämpfen. Doch für mich konnte sich die Genialität des Werkes nicht vollends erschließen. Nicht falsch verstehen, ich finde es absolut atemberaubend, was Newman hier vollbracht hat.

    Aber bei allen Spielereien mit Geschichte, Literatur und Fiktion blieb für mich der Lesespaß zurück. Mir fehlte dieses Eintauchen in eine spannende Handlung, mir fehlten Charaktere, denen ich mich verbunden fühlen kann. Es geht mehr um das vollendete Gedankenspiel als um ein in sich geschlossenes, harmonisch komponiertes Werk. Und gerade die Figur des Dracula, die ja doch Dreh- und Angelpunkt der 1280 Seiten ist, taucht in meinen Augen viel zu selten auf.

  2. Cover des Buches Expeditionen eines englischen Gentleman (ISBN: 9783257245219)
    Evelyn Waugh

    Expeditionen eines englischen Gentleman

     (4)
    Aktuelle Rezension von: nordberliner
    Ein Klassiker der Reiseliteratur zwischen den Weltkriegen

    Die Lust an der Provokation war ein Wesenszug von Evelyn Waugh. Er stand kurz vor seinem 27. Geburtstag, als er im Oktober 1930 zu einer Reise durch Afrika aufbrach, die bis März 1931 dauerte. Seine Beobachtungen und Erlebnisse schildert er in “Remote People”, erschienen Ende 1931, und sind erst seit wenigen Jahren auf deutsch verfügbar. Sie sind auch heute, neunzig Jahre später, sehr lesenswert, weil sie unmittelbaren Einblick geben in die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, in einen Teil des Britischen Weltreichs, und weil der Autor mit seiner glasklaren, schnörkellosen Schilderung eine haftenbleibende Prosa hinterlassen hat.
    Dass die geschilderten Beobachtungen von Land und Leuten nicht in unvordenklichen Zeiten erfolgten, zeigt etwa die aus einem Gespräch in Aden berichtete Erwähnung der "niedlichen Prinzessin" in England, die heute noch lebt: wir kennen sie als amtierende Königin Elisabeth II.

    Der Reiseroman hat zwei Teile: Im ersten Teil berichtet Evelyn Waugh von seiner Reise nach Abessinien zur Krönung des Kaisers Haile Selassie im noch jungen Addis Abeba - und damit aus einem Land, dass nie Kolonie war; im zweiten Teil schildert der Autor seine anschließende Reise über Aden, Sansibar, Kenia, Uganda, Tansania und Kongo nach Kapstadt - und somit durch jenen Teil des afrikanischen Kontinents, der - mit Ausnahme des Kongo - zum Britischen Weltreich gehörte. Erst 1922 hatte das Empire seine größte Ausdehnung erreicht, als die Kolonialpolitik längst im Umbruch war.
    1930/31 war das britische Empire noch mehr als bloß existent, erfuhr aber bereits eine Änderung seines imperialistischen Charakters. Evelyn Waugh zeichnet in seinem Reiseroman Figuren vor Ort, die das Bild vom britischen Imperialismus geprägt haben. Er zeichnet auch ein bekannt anmutendes Bild von einem Teil der Welt, in dem sich Juden, Christen, arabische und asiatische Moslems und nicht zuletzt Animisten gar nicht aus dem Weg gehen können.

    Der Wandel der Sichtweisen der verschiedenen Beteiligten auf den Kolonialismus wird ein Stück weit erkennbar, obwohl der Eindruck überwiegt, dass der Autor politische Wertungen zu vermeiden sucht. Er sieht Politik zutreffend nicht als exakte Wissenschaft (S. 218) und zieht es vor, unmittelbare Eindrücke zu schildern. Hierzu bedient sich der  Menschen-Beobachter Waugh glasklarer Sätze und der Zuspitzung beobachteter Widersprüche, teilweise mit beißendem Spott und ätzendem Humor. Das führt dann zu ungeschliffenen literarischen Rohdiamanten wie diesem: “Die kenianischen Siedler sind keine Spinner jener Art, die Neu-England kolonosiert haben, auch keine Verbrecher und Ganoven der Art, die nach Australien ausgewandert sind.”

    Drei Albträume beschreibt der Autor in seinem Buch, die das Reisen mit sich zu bringen scheint: Zum Ende des ersten Teils seiner Afrikareise, in Äthiopien, muss er geraume Zeit mit Warten verbringen - sein hartnäckiger Gegner ist die kurzweilig beschriebene Langeweile. Der zweite Albtraum besteht im Warten unter wechselnden, widrigen Bedingungen in Tansania und die Ungewissheit seiner Reisepläne im Kongo, deren drastische Schilderung den Leser darin bestärkt, die Grenze zwischen Tourismus und Reisen gut zu überdenken. Der dritte Albtraum schließlich plagt den Heimkehrer: nach der Rückkehr nach London besucht der Autor ein dort neuerdings angesagtes Lokal, das er als heiß und laut erlebt und in dem er wenig Gastfreundschaft erfährt - man sehe nur, so sein bissiges Resumee, wie London den schwarzen Kontinent in die Tasche steckt.

    In einer unscheinbaren Fußnote teilt der Autor die Kosten seiner Reise mit, die in sechs Monaten knapp 500 Pfund verschlungen hat, “einschließlich verschiedener Einkäufe von Tropenkleidung, lokalen Kunstwerken usw. sowie aller Verluste bei Karten- und Glücksspiel”. 500 Pfund Sterling entsprachen damals - kurz vor der Abschaffung des Goldstandards in Großbritannien im Oktober 1931 - stolzen 10.000 Reichsmark, was heute ungefähr 40.000 Euro entspricht. Eine Luxusreise war es dennoch nicht, und der Reisebericht zeigt anschaulich, was den Reisenden vom Touristen unterscheidet.

    Das Buch ist  mit einem Anhang ausgestattet, bestehend aus einem Nachwort von Rainer Wieland (“Glücklichere Menschen beobachten Vögel”), das Aufschluss über den Lebensweg und das literarische Schaffen von Evelyn Waugh gibt, sowie einer Zeittafel.

  3. Cover des Buches Mission Clockwork - Gefahr für das britische Empire (ISBN: 9783522201315)
    Arthur Slade

    Mission Clockwork - Gefahr für das britische Empire

     (43)
    Aktuelle Rezension von: DarkMaron
    Modo ist kein normaler Mensch, ihm macht sein Aussehen sehr zu schaffen, doch er hat eine besondere gabe, die er sehr gut einsetzten kann. Eines Tages wird er einfach in einer fremden Stadt rausgewurfen und er soll alleine zurecht kommen. Schafft Modo diese Herrausforderung? Später kehrt er zu einer geheimen Gruppe und den Chef kennt er sehr gut. Es passieren Mordfälle die auf die Rechnung einer Gruppe namens Clockwork geht, kann Modo diese Gruppe aufhalten oder ist alles schon zu spät. Eine Interessante Geschichte die sich in Großbritanien abspielt und man von hören schon einige Ecken kennen tut und ungefähr weiß, wo es liegen tut/könnte. Als ich das Buch gelesen habe, kam es mir irgendwann vor als hätte ich Quasimodo vor mir, wegen der Gestalt von Modo, aber es ist nicht diese Geschichte sondern eine andere. Ich fand sie sehr gut geschrieben, man versteht jedes Wort und es lässt sich flüssig lesen. Mir kam bei dem Buch auch keine langeweile auf, sondern es wurde immer interessanter mit Modo, besonders als es langsam zum Ende ging. Also wer solche Geschichten mag, der solle es lesen, kann es empfehlen. Bin nun gespannt um was es im 2. Band geht, hoffe sehr das es weiter so gut bleibt wie dieser Band war.
  4. Cover des Buches Der Herr der Lüfte (ISBN: 9783453307636)
    Michael Moorcock

    Der Herr der Lüfte

     (4)
    Aktuelle Rezension von: glasratz

    1971 schreibt Michael Moorcock ein Buch, welches ein anderer Michael Moorcock angeblich um 1903 geschrieben hat und hauptsächlich im Jahr 1973 spielt, in welches ein Mann aus dem Jahr 1902 katapultiert wird. Das kann man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen.

    Kurz zusammengefasst geht es darum, dass ein englischer Offizier kurz nach der Jahrhundertwende betäubt wird und in einem alternativen 1973 erwacht. In dieser Welt hat es keinen ersten Weltkrieg gegeben und der Kolonialismus ist nie zusammengebrochen. Luftschiffe sind die wichtigsten Reise- und Kriegsfahrzeuge, weshalb der Protagonist auf einem solchen anheuert und verschiedene Abenteuer erlebt.

    Dieses Buch ist laut Wikipedia einer der ersten Steampunk-Romane. Ich kann diese Ansicht nicht wirklich teilen, denn die Luftschiffe um die es hauptsächlich geht, werden mit Diesel betrieben. Nur die Fortsetzung der victorianischen Weltaufteilung passt eventuell in dieses Genre.

    Der Autor beginnt das Buch mit der Prämisse, dass es angeblich von seinem Großvater um 1903 als Tatsachenbericht aufgezeichnet wurde. Der Protagonist wird als blinder Passagier in einem Hafen abgesetzt und erzählt die Geschichte Michael Moorcock sen. beim Tee. Entsprechend versucht er den Schreibstil dieser Zeit - oder was er dafür hält - zu imitieren. Dies nimmt sehr viel Spannung aus der Geschichte, da viele Begebenheiten im Handstreich mit ein paar Zeilen abgehandelt werden. Dagegen ergeht er sich in dem schmalen Bändchen Seitenweise in der staunenden Beschreibung von Wundern des Jahres 1973. Dabei handelt es sich häufig um existente Technologien (z.B. Kino) oder Anmerkungen zu neuen Sitten (z.B. kurze Röcke), weshalb diese Art der Zeilenschinderei ziemlich unsinnig erscheint. 

    Denn auf der anderen Seite wird die Illusion des Tatsachenberichtes durch das konstante Name-Dropping bekannter Persönlichkeiten der 1970er, von Mick Jagger über Lenin bis Rudi Dutschke,  gebrochen. So sind über zwei Drittel des Buches vorbei, bevor die eigentliche Geschichte beginnt. Der Namensgebende Herr der Lüfte taucht erst gegen Ende auf und der Autor überhastet sich dabei, diesen noch schnell irgendwie zu charakterisieren. Hier versucht er, alles aufzuholen, was er bisher versäumt hat. Dies kann aber nicht mehr gelingen.

    Insgesamt muss man sagen, wäre das Buch besser geworden, wenn auf den gesamten Zeitreiseplot verzichtet worden wäre. Das seitenweise Erstaunen des Protagonisten über die schöne neue Welt hätte dann pragmatischer ausfallen können, während sich sonst am Plot auch überhaupt gar nichts ändern hätte müssen. Denn, dass der Hauptcharakter eigentlich aus der Vergangenheit stammt, spielt insgesamt überhaupt keine Rolle. Ich denke, im Hauptplotstrang des letzten Drittels wird es nur ein einziges Mal erwähnt. Zudem hätte Moorcock ohne die Rahmenhandlung und die Zeitreise auf die spröde-archaische Erzählweise verzichten und vielleicht etwas mehr Spannung aufbauen können. 

    Hinzu kommt noch, dass die Übersetzung diese Buches nicht gut ist. Der Satzbau ist oft merkwürdig und einige Begriffe werden schlicht falsch übersetzt. So schreibt die Autorin statt Kernspaltung "Nukleare Fission" und deutscht das amerikanische Kavallerieregiment "Rough Riders" mit Rauhreiter ein.

    Insgesamt ist es also ein halbherzig geschriebenes, nicht besonders aufregendes Buch.


  5. Cover des Buches Die Stunde der Zeichen (ISBN: 9783940111531)
    Jamal Mahjoub

    Die Stunde der Zeichen

     (4)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Die Stunde der Zeichen erzählt von dem Mahdi-Aufstand Ende des 19. Jahrhunderts im Sudan. Der Mahdi war ein einfacher Mann und er träumte vom Propheten Mohammed. Inspiriert von seinen Träumen wollte er den Islam erneuern und den Sudan von der türkischen und britischen Besatzungsmacht befreien. Es ist ebenfalls ein Buch über Religion und Macht und was geschieht, wenn das eine das andere korrumpiert. Das grossartige an diesem Buch ist nicht die Geschichte, die von Seite zu Seite mehr in den Hintergrund tritt, sondern seine Stimmung und die Sprache. Eine Sprache voller Poesie. Der Wortfluss ist mal träge die lähmende Hitze der Mittagsstunde, mal so mitreisend wie die Fluten des Nil. Sie beschreiben eine Atmosphäre aus Hitze, Staub und Elend, die trotz allem von Hoffnung durchzogen wird. Die Menschen in dem Buch sind verloren, orientierungslos irren sie durch die Wüste und ihr Leben. Und doch gibt es Hoffnung: Der Islam, ihre Religion. Ihr Glaube ist es der ihnen Kraft gibt, ihnen Flügel verleiht und dem Aufstand zum Erfolg verhilft. ************************************* "Staub fegte über die knochentrockene Ebene wie ein Blatt Papier, das sich kräuselnd von der Haut der Erde löste." (Seite 7) ************************************* "Der Regen zischte auf sie herab. Er roch nach abgestorbenen Jahrhunderten und dem Atem ertrunkener Vögel." (Seite 45) ************************************* "In der Ferne konnte er hören, wie der Fluss sich häutete, und in seinem Kopf murmelte das Zischen und Winden einen unbarmherzigen Rhythmus: Shimal... Shimal. Der Norden erwartete sie." (Seite 174) ************************************** "Der Wind zerrte an den Kleidern der Toten als ob unsichtbare Kinder versuchten, sie aus dem Schlaf zu wecken. Der Klang der Schreie ritt mit dem Wind." (Seite 286)
  6. Cover des Buches Das Versprechen des Opals (ISBN: 9783751702126)
    Tamara McKinley

    Das Versprechen des Opals

     (38)
    Aktuelle Rezension von: MelLila

    Eine Frau räumt mit ihrer Vergangenheit auf und erzählt in Rückblicken ihre (traurige und interessante) Lebensgeschichte vom Ende des 19. Jahrhunderts bis 1969, als Tochter eines Goldgräbers in Australien und später im australischen Outback. Sie repräsentiert diese raue Landschaft durch ihren Charakter und ihr Auftreten, hat aber natürlich einen weichen Kern. Dann geht es auch noch um die Lebensgeschichte ihres Vaters und auch ihre Kinder und Enkel sind mit im Spiel. Wirklich wirklich interessant, ich konnte es kaum mal aus der Hand legen, finde nur, dass der Klappentext das gar nicht so wiedergibt. Ich bin froh, dass ich mich trotz des etwas "laschen" Klappentextes an dieses Buch herangetraut habe, denn manche Bücher bergen doch immer wieder Überraschungen.

  7. Cover des Buches Die Straße der Geschichtenerzähler (ISBN: 9783833310584)
    Kamila Shamsie

    Die Straße der Geschichtenerzähler

     (85)
    Aktuelle Rezension von: gst

    Juli 1914. Über antike Pflastersteine, unter Feigen und Zypressen hindurch, läuft Vivian Rose Spencer eilig den Hang hinauf und stolpert fast unversehens in ihre erste Entdeckung. Tahsin Bey, ein Freund ihres Vaters, hat die junge Engländerin eingeladen, an Ausgrabungen in der Türkei teilzunehmen. Hier, im sagenhaften Labraunda, lässt sie die strengen Konventionen ihrer Heimat weit hinter sich und wird auch Tahsin Bey auf ganz neue Weise begegnen. 

    Juli 1915. Der Krieg hat alles verändert. Vivian folgt einer Spur ihres verschwundenen Geliebten, als sie einem Zug nach Peschawar Qayyum Gul trifft. Beide ahnen nicht, dass ihre Geschicke sich auf immer verbinden und sie eines Tages, auf der Straße der Geschichtenerzähler, wieder zusammenführen werden.

    Diese Zusammenfassung habe ich - entgegen meiner Gewohnheit – dem Buch entnommen. Einem Buch, das mich dank seiner trockenen Schreibe und verzwickten Erzählweise teilweise verwirrt zurückließ. Trotzdem entwickelte es auch einen gewissen Sog, dem ich nicht widerstehen konnte. Ich wollte schon wissen, wie die Geschichte weitergeht, in der der Kampf um Freiheit eine wichtige Rolle spielt. 

    Als Leser wird man in eine fremde Welt mit exotischem Flair versetzt – eine Welt, die sich die Briten zu eigen machten, ohne an diejenigen zu denken, die dort zu Hause waren. Noch bevor es 1930 zur Meuterei in Peschawar kommt, erleben wir einen wissbegierigen Jungen, der sich von Vivian ins antike Karien (heute Türkei) „entführen“ lässt. Obwohl seine Familie es als ungehörig ansieht, dass er bei einer Engländerin Unterricht nimmt, ist seiner Mutter doch klar: „Wie soll man einem fliegenden Vogel die Flügel nehmen?“

    Die unverschleierte Engländerin mit ihren kurzen Röcken unterschied sich fundamental von ihren in einer Burka verborgenen Geschlechtsgenossinnen, wodurch der Kulturunterschied sehr deutlich hervorgehoben wurde. Der 1973 geborenen Autorin ist es meiner Meinung nach gut gelungen, die Stadt Peschawar vor den Augen ihrer Leser lebendig werden zu lassen. Trotzdem war ich mit der Lektüre nicht rundum zufrieden. 


  8. Cover des Buches Europas letzter Sommer (ISBN: 9783896671837)
    David Fromkin

    Europas letzter Sommer

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Liisa
    Historiker führen viele politische Entwicklungen des 20. Jahrhunderts auf den 1. Weltkrieg zurück. In der Schule wurde bei mir der 1. Weltkriege nur kurz gestreift, man konzentrierte sich viel stärker auf den 2. Weltkrieg und die Greuel Nazi-Deutschlands. Die ganz groben Fakten kannte ich natürlich, aber ich wollte mehr darüber erfahren, wie es überhaupt zum 1. Weltkrieg gekommen ist. Als dann das Buch "Europas letzter Sommer" des Geschichtsprofessors David Fromkin erschien, das sich genau mit dieser Fragestellung befasst, war klar, das sollte meine Lektüre werden. Das Buch ist geeignet, um sich einen grundsätzlichen Eindruck zu verschaffen und ist wohl einigermaßen auf der Höhe der modernen Forschung zu diesem Thema, allerdings eher mit dem Gewicht auf Forschungen aus dem englischsprachigen Raum. Wie gesagt, als Grundlagen-Lektüre durchaus geeignet und auch leicht verständlich geschrieben. Wirklich erschreckend fand ich, wie die Zeit vor dem 1. Weltkrieg beschrieben wird: "Die Jahre zwischen 1890 und 1910 waren, ähnlich wie heute, eine Zeit internationaler Kongresse und Abrüstungskonferenzen gewesen, in der Weltwirtschaft hatten Globalisierungstendenzen zunehmend an Bedeutung gewonnen, und man hatte sich bemüht, eine Art von Völkerbund zu schaffen, um Kriege zukünftig zu verhindern. Die Menschen erwarteten immer währenden Frieden und dauerhaften Wohlstand. Stattdessen wurde die europäische Welt urplötzlich aus den Fugen gerissen, brach in sich zusammen und versank für Jahrzehnte in Tyrannei, Krieg und Massenmord." Fromkin zeigt dann zwar, dass hinter den Kulissen längst Bestrebungen im Gange waren, die dann letztlich zum 1. Weltkrieg führten, aber für den normalen Bürger kam die Entwicklung tatsächlich wie aus heiterem Himmel. Mit Blick auf uns heute meint Fromkin abschließend, die "offenen" Gesellschaften der heutigen Zeit würden zweifellos bei einer vergleichbaren Entwicklung rechtzeitig Warnsignale wahrnehmen, so dass eine solche Überraschung wohl nicht mehr möglich wäre. Letztlich unverändert aber bleibt, dass Nationen und ihre Führungspolitiker hinter den Kulissen tätig sind und versuchen ihre Ansprüche und Macht zu wahren. Bis der normale Bürger etwas von Konflikten mitbekommt, weil sie offen zutage treten, ist häufig schon sehr viel vorausgegangen, was im Verborgenen geblieben ist. Das aber macht die Beurteilung und Einschätzung der aktuellen Situation genauso schwierig, wie es damals kurz vor und beim Ausbruch des 1. Weltkrieges war.
  9. Cover des Buches Der Tod des Khan (ISBN: 9783442460359)
  10. Cover des Buches Studienbuch Geschichte. Eine europäische Weltgeschichte (ISBN: 9783608941661)
    Reinhard Elze

    Studienbuch Geschichte. Eine europäische Weltgeschichte

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Jens65
    Ein Geschichtswerk nicht zu unförmig, andererseits umfassende Geschichte aus allen Perspektiven behandelt. In diesem Studienbuch ist beides auf vorzügliche Weise miteinander vereint. Ich kann es - insbesondere interessierten Schülern und Studenten - nur weiterempfehlen!
  11. Cover des Buches Letzte Freunde (ISBN: 9783423254298)
    Jane Gardam

    Letzte Freunde

     (61)
    Aktuelle Rezension von: M.Lehmann-Pape
    Liebevoll, skurril und treffend gestaltete Figuren

    Nicht wenige der im Buch auftretenden Personen haben „die letzte Kurve“ ihres Lebens durchaus vor Augen, bereits erreicht, oder, bei den beiden eigentlichen Hauptfiguren, bereits hinter sich gelassen (Terry Veenering und Edward Feathers, über die längste Zeit ihres Lebens hervorragende Anwälte des britischen Rechts, mit einem Faible für die gleiche Frau versehen und einander, bis (fast) zum Schluss in herzlicher Abneigung und Feindschaft verbunden, beide sind gerade gestorben im Abstand von einem Jahr).

    Sehr britische Menschen sind es dabei, die den Roman bevölkern, einerseits Rückschau halten auf ihre lange Strecke an Leben, andererseits, in diesem Leben, wenig an den Beziehungen untereinander wurde verändert (so dass der hochbetagte Fiscal-Smith immer noch nicht, und sei es aus alter Verbundenheit heraus, ein herzliches Verhältnis gerade zu Dulce, der uralten Bekannten, immer noch nicht erwiesen bekommt.

    „„Sie sind ganz schön arrogant, Fiscal-Smith““.
    „“Ich sage nur, wie es ist“, sagte er“.

    Selbst wenn man gemeinsam in der alten Dorfkirche bei kühlen Temperaturen eingeschlossen wird, warm und nahe kommt man sich immer noch nicht. Eine Distanz, wenn auch eher eine vermeintliche, die in britischer Tradition jenes unterkühlte, distanzierte miteinander Umgehen ebenso treffend auf den Punkt bringt, wie die Tatsache, dass hinter all jener Distanz und den trockenen, ironischen Sprüchen, durch welche diese Distanz äußere Form findet, doch noch Tiefen der Gefühle zu finden sein werden. Gut verborgen, aber wichtig.

    Denn auch Veenering und Feathers hatten da etwas aneinander entdeckt auf ihre alten Tage, was dem Roman einen soliden Spannungsbogen beschert und dem Leser Seite für Seite die Verbundenheit hinter den kühlen Fassaden und verletzend scheinenden Worten mehr und mehr vor Augen führt.

    Ein Roman, mit dem Jane Gardam ihre Reihe über jenen „Old Ffith“ Edwart Feathers beendet und in dem sie seinem „Gegenpart“ Veenering viel Raum einräumt. Und damit die Personen der vorhergehenden Romane wunderbar abrundet. Was nicht zuletzt daran liegt, dass es Gardam gegeben ist, mitten aus dem Leben heraus (mit klarer Beobachtungsgabe und ebenso dem Talent, das Menschliche treffend in Worte zu fassen) zu schreiben und den Leser mühelos in das Leben im kleinen Ort und auf den vielen Stationen des gemeinsamen Schicksals der beiden Hauptpersonen emotional mitzunehmen.

    Wie Gardam ebenso Längen vermeidet, ein Werk aus einem Guss und mit Tempo (ohne Hast, natürlich) vorlegt, dass in der Tiefe und in jeder der liebevoll gestalteten Szenen (wie das „Historienspiel“ in jener kalten Kirche) ein leicht erscheinendes und doch prägnant treffend psychologisches Einfühlungsvermögen an den Tag legt.

    So verliert der Leser in keiner Phase der Lektüre den Überblick trotz der vielfachen Erzählebenen und des häufigen Wechsels der Perspektiven durch die verschiedenen beteiligten Personen hindurch und kommt zudem in den Genuss einer typisch britischen Atmosphäre, die im Personal des Romans bestens zum Leben erweckt wird.

    Eine anregende und empfehlenswerte Lektüre.
  12. Cover des Buches Die Juwelen von Simla (ISBN: 9783442458806)
  13. Cover des Buches Goulds Buch der Fische (ISBN: 9783492308397)
    Richard Flanagan

    Goulds Buch der Fische

     (19)
    Aktuelle Rezension von: CarosLiteraturWelt

    Ein Universum des Schreckens, die Unendlichkeit der Liebe oder einfach die tasmanische Gefängnisinsel Sarah Island. Sind Sie reif für die Insel?

     

    Nun, die Insel ist reif für Sie. Seien Sie Gast. Richard Flanagans "Roman in zwölf Fischen" ist ein Buch über alles, was die Welt an Themen zu bieten hat. Das Schöne daran: Man liest es in drei Tagen durch. Und Sie wissen ja, was man über Gäste und Fische sagt. Also nichts wie rein ins Abenteuer, in den Strudel des Schreckens, wo Liebe nicht sicher, aber die einzige Chance ist.

     

    William Buelow Gould hat einen Auftrag

    Eine Strafkolonie am äußersten Ende der Welt vor der tasmanischen Küste im 19. Jahrhundert. Fälscher und Dieb William Buelow Gould wartet in einer Zelle auf seine Hinrichtung. Er klaubt alles zusammen, was er als Tinte verwenden kann - Blut, Spucke, gemahlene Seeigelstachel – und schreibt auf gehortetem Papier seine Erinnerungen auf.

     

    Er erzählt von der Gründung und dem Niedergang der Strafkolonie Sarah Island, von Folter, Massenmord und Vergewaltigung, von Demütigung und Exekution, Zivilisation, Wahn, Sinnlichkeit, Kunst und dem ganzen Etcetera. Das, obwohl sein Auftrag lautete, alle Fischarten Tasmaniens zu malen. Doch seine Fische verwandeln sich zu Geschichte.

     

    Fisch wird Mensch, Mensch wird Fisch und alles von vorn

    Viele Jahre später wird sein Buch gefunden von Sit Hammet, dem fiktiven Autor und Herausgeber des Romans. Er verliert sich darin, seine Gedanken werden beherrscht, es offenbaren sich immer neue Geschichten daraus. Meint er, alle Magie erfasst zu haben, fällt ihm ein weiteres ungelesenes Blatt zu. Bis Hammet das Buch eines Tages auf einen Kneipentresen legt, sich dieses in eine Pfütze verwandelt und weggewischt wird. "Das Buch der Fische" mit seinen Myriaden Wundern und seiner fürchterlichen Erzählung, die sich unaufhörlich entfaltete und fortschrieb, war weg. Ich hatte etwas Grundlegendes verloren und mir dafür eine sonderbare Infektion zugezogen: die schreckliche Ansteckung unerwiderter Liebe."

     

    Verzweifelt versucht er sich an einer Rekonstruktion und erkennt beim Schreiben, "dass wir mehr sind, als wird sind, dass wir eine Seele haben". Hammet entdeckt den Fisch in sich. Am Ende glotzt ihn aus einem Aquarium ein Fisch an, saugt sich durch die Augen in seine Seele. Er wird Fisch, der Fisch wird Mensch. Dieser hieß William Buelow Gould. Eine unendliche Geschichte, ein Spiel, in dem sich Autor und Erzähler, Fakten und Fiktion verwischen.

     

    Ausgezeichnet mit Commonwealth-Literaturpreis

    "Goulds Buch der Fische" ist der dritte Roman des australischen Schriftstellers Richard Flanagan und erhielt den wichtigen Commonwealth-Literaturpreis. Das Buch wurde in verschiedenen Farben und mit aufwändiger Gestaltung gedruckt und birgt ein erschütterndes Erlebnis durch und durch. Es ist ein blutiges, barbarisches, pervertiertes Epos aus der Welt des erwachenden und unsicheren Industriezeitalters. Es ist eine Geschichte moralischer Verwilderung und wissenschaftlicher Lüge. Und eine über Menschen, die noch in der größten Erniedrigung von Schönheit zu träumen wagen.

     

     

  14. Cover des Buches Der Klavierstimmer Ihrer Majestät (ISBN: 9783896672148)
  15. Cover des Buches Kaisertag (ISBN: 9783864021053)
    Oliver Henkel

    Kaisertag

     (8)
    Aktuelle Rezension von: karatekadd

    Im Oktober 2014 schrieben wir eine Rezension zu einem Buch, welches für den Deutschen Phantastik Preis nominiert war.  Es ging um Zeitreisen im Zusammenhang mit der deutschen Geschichte im sogenannten Dritten Reich.

    Mich hat das Thema wieder eingeholt. Zum einen mit dem eBook WALKÜRENRITT von Heiger Osttag und zum anderen mit KAISERTAG von Oliver Henkel.  Um das letztgenannte Buch aus dem Jahr 2014, welches den Deutschen Science-Fiction-Preis gewonnen hat geht es hier, WALKÜRENRITT sei schon mal angekündigt.

    Wir bleiben damit schön in der zeitlichen Reihenfolge, denn KAISERTAG spielt zwar 1988, die Rückblenden reichen bis zum 1. Weltkrieg zurück. Was wäre gewesen, wenn der habsburgische Thronfolger, Erzherzog Ferdinand. gar nicht Opfer des bekannten, scheinbar den ersten Weltkrieg auslösenden Attentats geworden wäre?

    Also ich gehe mal davon aus, dass es dann ein Paralleluniversum ohne diesen mörderischen Krieg gegeben hätte. Nein, nein, ich glaube eigentlich nicht an solche Fantastereien. (Übrigens, es geht nicht um Zeitreisen.) Ob Oliver Henkel daran glaubt weiß ich nicht, aber eins ist sicher, wir haben es mit einer etwas anderen Art von Science-Fiction zu tun.

    Science-Fiction [ˌsaɪəns ˈfɪkʃən̩] (engl. science „Wissenschaft“, fictionFiktion“) ist ein Genre der Literatur und des Films, aber auch anderer Bereiche wie etwa der bildenden Kunst oder der Videospiele, das den Einzelnen, die Gesellschaft oder die Umwelt in (oft radikal) alternativen Konstellationen betrachtet. Science-Fiction entwirft – häufig in die Zukunft verlegte, teilweise auch räumlich entfernte – Konstellationen des Möglichen und beschreibt deren Auswirkungen. Dabei werden reale wissenschaftliche und technische Möglichkeiten mit fiktionalen Spekulationen angereichert. [1]

    Zukunft. Aha. Meist jedenfalls. Wir aber schauen mit Henkel zurück. Zuerst einmal in das Jahr 1914. Also. Ferdinand ist nicht ermordet wurden, Weltkrieg 1 und 2 fanden nicht statt. Das Dritte Reich war auch kein Thema, dafür regiert im Jahr 1988 Kaiser Wilhelm V. – ziemlich jung auf den Thron geraten, Vater, älterer Bruder und Großvater segneten zu schnell das Zeitliche.

    Das Kaiserreich hat sich ziemlich langsam entwickelt. Es gibt noch Autos mit mechanischen Blinkern, äh, Winkern. Kutschen, Pferdefuhrwerke sind auch noch allgegenwärtig. Die Soldaten tragen immer noch den unbequemen Waffenrock und die Pickelhaube. Das Offizierskorps scheint immer noch ziemlich abgehoben zu sein. Zeppeline sind das Reisemittel, z.B. in die Kolonien.

    Den Privatdetektiv Friedrich Prieß sucht eine junge Dame auf, deren Mann, ein Oberst des Reichsministeriums für Aufklärung (Militärgeheimdienst) sich das Leben genommen haben soll. Sie glaubt nicht richtig dran und da das Entgelt ansprechend ist, sagt Fritz zu.  Der Hamburger muss also nach Lübeck. Und diese Hansestadt weist eine Besonderheit auf. Sie hat nämlich eine Polizeipräsidentin. Unverheiratet. Protegiert von einem Senator. Alexandra ist die Ex-Verlobte von Fritz. Und wegen der endete seine Militärkarriere bereits als Leutnant. Denn (zukünftige) Offiziersgattinnen hatten, bzw. haben nicht zu arbeiten. Punkt. Andernfalls müsse er den Dienst quittieren. Er quittiert, denunziert von einem Kameraden.

    Wie gesagt, das Deutsche Kaiserreich ist ziemlich entschleunigt wurden. Die Polizeipräsidentin, in der Beschreibung verfügt sie aber nur über den Personalbestandes eines kleinen Reviers, hat eine gewaltige Aufgabe: Der KAISERTAG steht bevor. Seine Majestät besucht die Freie und Hansestadt Lübeck. Und plötzlich steht der Fritz wieder vor ihr. Der erste Abend geht schrecklich aus. Da der Oberst aber wohl tatsächlich ermordet oder zum Selbstmord gezwungen wurde, kommt es zu einer Zusammenarbeit der beiden, die nicht so richtig in die vorherrschende Gesellschaft zu passen scheinen. Das ungleiche Pärchen sticht in ein Wespennest: Zwei geheime Gruppen bekämpfen sich im Deutschen Kaiserreich, das gerade mitgeteilte, dass es die Atombombe entwickelt hat. Testgebiet – man hat ja Kolonien. Und Krieg ist der Vater aller Dinge. Oder so. Und Großmachtstreben gibt’s auch.

    Was kann ich noch verraten?

    Diverse Namen kommen schon vor. Ein E. Presley leitet die New Yorker Philharmonie. Generalfeldmarschall Erwin Rommel ist ein Graf von Kai-Feng, er hat den Großen China-Krieg gewonnen. Das war im Jahr 1944. Der greise Held tritt selten in die Öffentlichkeit. Alexandra Dühring vernimmt einen gewissen Feldmann, der durch Bildergeschichten das deutsche Handwerk „verunglimpft“. Freunde würden ihn „Brösel“ nennen, erklärt er in der Vernehmung. Die Bildergeschichten sind in der Jugend ziemlich beliebt…

    Arno Wyzniewski[2] spielt im Kino immer den Großen Friedrich, ein Bürokopierer kostet 4000 Mark. Soviel wie ein Opel-Benz. Nein, ich habe mich nicht verschrieben. Autos sind teuer, die Bürger sollen nicht so viel rumkutschen. Geschickter Weise hat Henkel das Jahr 1988 gewählt. Computer waren damals noch nicht so sehr verbreitet ;) – Hier verzichten wir gleich mal ganz darauf.

    Ein General Göring hat vor Jahrzehnten das Maul zu voll genommen, so gewann der militärisch-industrielle Zeppelin-Komplex das Rennen und Jagdflugzeuge braucht man zwar, aber besonders wichtig scheinen sie nicht. Bomben kann man auch mit Luftschiffen. 

    Und diverse weitere Anspielungen, die einen schmunzeln lassen.

     

    * * *

    Am Ende ist es ein spannender Spionagekrimi und weniger ein Science-Fiction-Roman der Marke WAS WÄRE WENN? Aktuell der Umstand, die Türkei mischt ein klein wenig mit. Für Verschwörungstheoretiker ist das Buch auch eine Fundgrube. Antisemitismus diverser unangenehmer Personen ist gelegentlich vorhanden.

    Verblüffend ist letztlich, dass, so wie die Gesellschaft beschrieben wird, diese Alexandra Dühring tatsächlich Polizeichefin einer Hansestadt werden kann. Vorbotin einer neuen Zeit ist sie damit noch nicht. Da fällt auch schon mal der Begriff „Suffragette“. Das Ende erinnert an Robin Hood. Den mit Sean Connery als König Löwenherz.

    Oliver Henkel hat sich auch schön selbst auf die Schippe genommen. Der Friedrich Prieß findet bei der Alexandra einen Roman. Von Richard Harris. Vaterland. Und schüttelt den Kopf ob der Frage, wer sich denn solch abstrusen Unsinn ausdenken konnte: „Ein Regime massenmordender rassistischer Wahnsinniger, angeführt ausgerechnet von einem messiasartig verehrten österreichischen Postkartenmaler, der nicht nur den [2.] Weltkrieg vom Zaun gebrochen hatte, sondern auf dessen Befehl hin auch Millionen von Menschen in monströsen Tötungslagern ermordet worden waren.“ (Seite 182)

    Aber auch wenn dies auf dieser Zeitebene nicht stattgefunden hatte: Verbrechen sind auf der Skala nach oben wohl keine Grenzen gesetzt. Auch nicht unter Wilhelm V. im Jahr 1988.

    So eben fand ich in der Beschreibung eines weiteren Buches von Oliver Henkel, Die Fahrt des Leviathan, einen Begriff, den wohl der Atlantis-Verlag für solche Bücher geprägt hat: Alternativwelt-Roman. Das gilt auch für den Roman Die Zeitmaschine Karls des Großen. Ebenfalls von Henkel. Der Verlag hat sich auf Science Fiction und Fantasy spezialisiert und ist bestimmt eine Fundgrube für Liebhaber solcher Geschichten.

    Wenn Geschichte auf SF oder Fantasy stößt, dann finde ich dies schon mal interessant. Hier zum Beispiel. Und hier.

    Henkel wurde im Jahr 1973 in Lübeck geboren. In der Informatikbranche arbeitend verblüfft die Computerlosigkeit seiner Geschichten. Zweimal wurde er mit dem Deutschen-Science Fiction-Preis ausgezeichnet. Seine Bücher handeln alle in derartigen Alternativwelten. Sicher eine seltene Form von Geschichtsrezeption, aber diese könnte mir gelegentlich gefallen.

     

    ► DNB / Atlantis-Verlag / Stolberg 2014 / ISBN: 978-3-86402-105-3 / ca. 366 S.

     

    © KaratekaDD


    [1] Seite „Science-Fiction“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 27. Juli 2016, 06:23 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Science-Fiction&oldid=156492562 (Abgerufen: 1. August 2016, 14:16 UTC)

    [2] Das hat er auch in „Sachsens Glanz und Preußens Gloria“ getan

  16. Cover des Buches Die englische Fotografin (ISBN: 9783404178926)
    Dinah Jefferies

    Die englische Fotografin

     (38)
    Aktuelle Rezension von: Lesemaus199

    Die englische Fotografin ist eine schöne historische Liebesgeschichte. Das Cover des Buches gefällt mir außerordentlich gut und hatte mich zum Kauf verleitet. Ebenfalls wie die Geschichte, die sehr gut zum Cover passt. 

    Eliza ist eine junge Fotografin und bekommt den Auftrag von England nach Indien zu reisen um die fürstliche Familie von Rajputan zu porträtieren. 

    Das Buch beschreibt die Traditionen im Kolonialreich der britischen Krone in prächtigen Farben und geführte Intrigen im Palast. Jay, der Bruder des Fürsten gibt Eliza halt. Auch wenn sie Gefühle für ihn hegt, er ist einer Prinzessin versprochen. 

    Es ist eine seichte Liebesgeschichte zwischen zwei Welten. Die Beschreibungen der Personen und deren Kleidung und die Orte sind bildlich und gut vorstellbar. Auch das Leben 1930 in Indien wurde sehr schön beschrieben.

  17. Cover des Buches Die Eine-Million-Pfund-Note (ISBN: 9783257214901)
    Mark Twain

    Die Eine-Million-Pfund-Note

     (11)
    Aktuelle Rezension von: dominona
    Was passiert, wenn man einem armen Menschen eine 1-Million-Pfund-Note in die Hand drückt? Ist er vernünftig und baut sich ein sicheres Leben auf oder geht er verschwenderisch mit dem Geschenk um und geht zugrunde? Auch diese Geschichte ist mit ein wenig Nachdenken leicht vorhersehbar, schade eigentlich.
  18. Cover des Buches Verborgene Geschichte (ISBN: 9783864454516)
  19. Cover des Buches Tage des Monsuns (ISBN: 9783828992719)
  20. Cover des Buches Das Geheimnis der Kaschmir-Rose (ISBN: 9783442453573)
  21. Cover des Buches Eine englische Art von Glück (ISBN: 9783458357483)
    Andrea Levy

    Eine englische Art von Glück

     (13)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Im Armenviertel in London im Jahre 1948 mietet sich der Jamaikaner Gilbert ein und bald folgt ihm seine noch unbekannte Frau Hortense. Es soll ein neues Leben beginnen, ein besseres als in der Heimat, aber das Glück in England ist anderst als erwartet. Queenie ist die Besitzerin des Hauses und sie nimmt immer mehr Kontakt zu diesen Fremden auf. Ihr Mann Bernard ist seit dem Ende des Krieges traumatisiert und es sind für beide Paare sehr schwere Zeiten. Andrea Levy gibt jedem Protagonist eine eigene, eine besondere Stimme und der Übersetzer Bernhard Robben entschuldigt sich fast am Ende des Buches, dass er nicht immer ganz genau den Ton der Autorin wieder geben konnte. Die Entschuldigung ist überflüssig, denn das Buch entwickelt einen solchen Sog, begeistert durch seine Charaktere und Schauplätze und gibt ein Bild einer Zeit wieder, die uns doch sehr fremd ist. Ein literarisches Lesevergnügen.


  22. Cover des Buches Die List des Tigers (ISBN: 9783442461806)
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