Bücher mit dem Tag "buchpreis"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "buchpreis" gekennzeichnet haben.

23 Bücher

  1. Cover des Buches 1Q84 (Buch 1, 2) (ISBN: 9783442743629)
    Haruki Murakami

    1Q84 (Buch 1, 2)

     (745)
    Aktuelle Rezension von: Anthyora

    Die Geschichte der beiden Charaktere hat mir sehr gut gefallen. Die Beschreibung der Charaktere und deren Umgebung sind so detailliert, dass man die Szenerie klar vor Augen hat. Die Geschichte war für mich ein Ansatz über einiges nachzudenken. Zudem kommen auch noch die Background Geschichten und doch kommt mir das Buch nicht unnötig vollgepackt vor. Die wichtigsten Details sind eben vorhanden und perfekt Sinn zu machen. Ich mag auch den Schreibstil sehr, weil es mich sehr schnell gefesselt hat.

  2. Cover des Buches Der Turm (ISBN: 9783518461600)
    Uwe Tellkamp

    Der Turm

     (176)
    Aktuelle Rezension von: werthelotte

    Im Jahre 2008 veröffentlicht Uwe Tellkamp seinen dritten Roman „Der Turm. Geschichte aus einem versunkenen Land.“ und befasst sich darin mit einer Familiengeschichte in den letzten sieben Jahren der DDR, vor dem Mauerfall. Die Handlung spielt in dem Villenviertel am östlichen Elbgang in Dresden, in dem Tellkamp selbst ab 1977 aufwuchs. Der Roman verfolgt den 17-Jährigen Protagonisten Christian Hoffmann über sein Aufwachsen im bildungsbürgerlichen Milieu der DDR, seine Erfahrungen bei der Nationalen Volksarmee (kurz: NVA) und seinem Wunsch Arzt zu werden um den Erwartungen seines Vaters gerecht zu werden. Neben dem Untergang der DDR, skizziert Tellkamp eine Großfamilie und deren verschiedene Generationen, mit den daraus resultierenden Generationskonflikten.

    Tellkamp gelingt es einen glaubhaften Einblick in die letzten Jahre der deutschen demokratischen Republik zu geben. Seine kritischen Äußerungen gegenüber dem damaligen System und die Veranschaulichung der Notwendigkeit von Anpassung, weckt bei vielen Gleichaltrigen und Generationsvorgängern Erinnerungen an die damalige Zeit und persönliche Schicksale. Doch der Roman beinhaltet noch viel mehr als lediglich die kritische Auseinandersetzung mit dem Sozialismus: Das zahlreiche Auftreten verschiedener Generationen und deren unterschiedliche Werteauffassungen, führen zu einem fast endgültigen Bruch der Familie. Die Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Generationskonflikts wird bei der Behandlung dieses Romans leider zu häufig außer Acht gelassen, verdient aber auf Grund seiner Plausibilität und Zeitlosigkeit mehr Aufmerksamkeit. Denn Generationskonflikte werden zwar erst auf den zweiten Blick richtig wahrgenommen, geschehen aber jeden Tag innerhalb Familie, Beruf oder auf offener Straße.

    Tellkamp hat mit „Der Turm“ ein unglaublich umfangreiches Werk erschaffen, dass eine Vielzahl von Kritikäußerungen und Konflikten innerhalb einer Familie aufzeigt. Die realitätsnahe Schilderung und das Identifikationspotenzial, das dieser Roman aufzeigt, macht es zu einem ganz besonderen und außergewöhnlichen Werk.

  3. Cover des Buches HERKUNFT (ISBN: 9783442719709)
    Saša Stanišić

    HERKUNFT

     (256)
    Aktuelle Rezension von: EmmaWinter

    Was für ein wunderbares Buch! Der Autor schreibt über seine Heimat, seine Herkunft und seine Familie: Das ist Jugoslawien vor und nach dem Krieg. Das ist Heidelberg und die ARAL-Tankstelle. Das ist das Dorf der Großmutter in den Bergen und das Fantasiespiel mit Freunden.

    In nicht allzu strenger Chronologie begleiten wir Ich-Erzähler Saša aus seiner behüteten Kindheit in Jugoslawien heraus nach Deutschland. Der Zufall will es: nach Heidelberg. Hier ist er an seiner Schule ein Flüchtling unter vielen. Er, der die Sprache erst lernen muss, macht Abitur, studiert und schreibt. Von klein an fabuliert er und liebt es Geschichten zu schreiben. Daher ist auch dieser Roman eine Geschichte, bei der man nicht genau weiß, was erlebt und was erfunden wurde. Immer wieder zieht es ihn in die alte Heimat zur Großmutter, die einen großen Teil des Romans ausmacht. Um sie kreist alles. Als ihre Demenz fortschreitet und ihre Erinnerungen verblassen, beginnt der Enkel Erinnerungen zu sammeln.

    Herausgekommen ist ein ganz ungewöhnlicher Roman, der sich mit dem Zufall der Herkunft auseinandersetzt. Ein liebevoller Roman über eine weit verstreute Familie, voll mit Geschichten, Anekdoten und Fantasien. Es macht so viel Spaß dieses Buch zu lesen. Es ist wunderbar witzig, geistreich und kurzweilig. So viele Sätze, die ich mir markiert habe und so vieles über das man nachdenken muss. Dazu eine Schlusspassage, die nochmal völlig überrascht. Eine ganz große Leseempfehlung. Ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis 2019.

  4. Cover des Buches Die Mittagsfrau (ISBN: 9783596510993)
    Julia Franck

    Die Mittagsfrau

     (398)
    Aktuelle Rezension von: graphida

    Es ist ein Buch, das lange auf  meiner Buchliste stand, es wurde von vielen Seiten gelobt und ich war sehr gespannt.

    Allerdings ist es auch eines der wenigen Bücher, die ich abgebrochen habe.
    Ein Vater, der sich als Kriegsheimkehrer nicht der Familie sondern einer anderen Frau zuwendet,  ein am Bahnhof von der Mutter zurückgelassenes Kind, vergewaltigte Frauen, eine Sprache die mich überhaupt nicht mitnimmt. 

    Ich möchte eintauchen in eine Geschichte, die durchaus anspruchsvoll sein darf. Viele Bücher aus den Kriegsjahren und der Nachkriegszeit habe ich gelesen, viele waren schwerverdaulich, aber diesem konnte ich nichts abgewinnen.

  5. Cover des Buches Eine Geschichte von Liebe und Finsternis (ISBN: 9783518467268)
    Amos Oz

    Eine Geschichte von Liebe und Finsternis

     (109)
    Aktuelle Rezension von: Jari
    Eigentlich hatte ich nie vor, dieses Buch zu lesen. Schlussendlich tat ich es trotzdem und zwar für die Weltreise-Challenge. Also liess ich mich von Amos Oz durch Jerusalem und seine Geschichte führen. Es war kein Flop, obwohl ich mich doch etwas durch das Buch quälen musste, und das ist schon mal nicht schlecht.

    Grundsätzlich bin ich nun froh, sagen zu können, dass ich ein Buch von Amos Oz gelesen habe. Dazu auch noch sein wohl bekanntestes. Am meisten gefielen mir die einzelnen Passagen, in denen es um die Literatur und Amos' intellektuelle Familie ging. Also vor allem der Anfang hat es mir doch sehr angetan.

    Doch schlussendlich hat sich das Buch für mich zu sehr verzweigt, aber damit hatte ich schon gerechnet. Vielleicht war meine Lektüre somit eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, wobei ich wie schon gesagt, vom Anfang sehr begeistert war. Aber mit der Zeit liess meine Faszination merklich nach und ich blieb eigentlich nur wegen ein bisschen Faktenwissen und der Challenge dabei.

    Sprachlich bewegt sich Oz auf einem Niveau, das seinem Ruf gerecht wird. Ein präziser Schriftsteller, sehr begabt, ein Talent, welches aus seinem familiären Umfeld gewachsen ist. Wer in eine solch akademische Familie hineingeboren wird, dem liegt das Spielen mit den Worten wahrscheinlich im Blut. Dennoch war es ermutigend zu erfahren, dass auch jemand wie ein Amos Oz Mühe hatte. Deshalb war es auch wieder das Ende, das mich nach längerer Durststrecke wieder mitnahm.

    Ich bin froh, dass ich das Buch durch habe. Trotz meines Mühsals war die Lektüre nicht vergebens. Viele schöne Textzeilen warten darauf, niedergeschrieben zu werden. Ausserdem habe ich einiges über die Geschichte Jerusalems und Israels lernen können. Kein Buch ist vergebens und dieses schon gar nicht.

    Bücher wie "Eine Geschichte von Liebe und Finsternis" tun gut, auch wenn man sich durch sie durchkämpft. Auch dann, wenn man die Handlungen der Figuren nicht versteht. Nicht versteht, wie sie oft nicht zufrieden sein können, wenn sie doch ein Leben leben, das ich auch gerne hätte. Aber jeder kämpft mit seinen Geistern, auch das lehrt uns Oz. Manchmal sind sie auch zu stark, dies zeigt das prägende Erlebnis des Todes der Mutter, das an unterschiedlichen Stellen thematisiert wird.

    Ein eindrückliches Buch mit starkem Charakter. Ein Buch, das sich nicht so leicht unterkriegen lässt, trotz aller Unwirtlichkeiten. Deshalb prädestiniert wie kein zweites, um Israel zu repräsentieren.
  6. Cover des Buches Die Hauptstadt (ISBN: 9783518469200)
    Robert Menasse

    Die Hauptstadt

     (162)
    Aktuelle Rezension von: Wortmagie

    Der österreichische Autor Robert Menasse ist ein glühender Verfechter der europäischen Idee. Er glaubt allerdings nicht an Europa als Nationalstaatenbund, sondern an das Konzept der Europäischen Republik. Seiner Meinung nach muss das langfristige Ziel der Europäischen Union sein, Nationen zu überwinden, Grenzen aufzulösen und gemeinsame demokratische Politik zu betreiben, weil nationaler Egoismus die EU in jeglicher Hinsicht beschneidet. Seine Kritik richtet sich demnach gegen den Europäischen Rat, während er Institutionen wie die Europäische Kommission, die tatsächlich europäische Interessen vertritt, als legitim und positiv betrachtet. Diese recht radikale Einstellung ist mehr als das Produkt halbgarer Stammtischdiskussionen. Menasse lebte einige Zeit in Brüssel und recherchierte vor Ort, wie die EU arbeitet und funktioniert, denn es wurmte ihn, dass er nicht verstand, wie Entscheidungen gefällt werden, die sein Leben direkt beeinflussen und lenken. Dort entwickelte er die Idee für „Die Hauptstadt“, der weltweit erste Roman über die Europäische Kommission, der von der Fachpresse gefeiert wurde und 2017 den Deutschen Buchpreis erhielt.

    Ein Schwein geht um in Brüssel. Ein lebendiges Schwein, das durch die Straßen läuft und Brüsseler_innen wie Medien in Aufruhr versetzt. In den Korridoren der EU geht hingegen eine Idee um. Der 50. Geburtstag der Europäischen Kommission steht bevor. Müsste man feiern. Sollte man auch, für ihr Image, meint Fenia Xenopoulou, Leiterin der Direktion C (Kommunikation) der Generaldirektion Kultur und Bildung. Auschwitz als Geburtsort des europäischen Einheitsgedankens in den Mittelpunkt stellen? Warum nicht. Überlebende müssen her, Überlebende, die sich noch erinnern und Zeugnis ablegen können. Überlebende wie David de Vriend, der in einem Altersheim auf den Tod wartet, dem er vor so langer Zeit in einem Zug nach Auschwitz von der Schippe sprang. Nur möchte er lieber vergessen als zu erinnern. Kommissar Émile Brunfaut wurde indes aufgetragen, zu vergessen. Ihm wurde ein mysteriöser Mordfall in einem Brüsseler Hotel entzogen. Anweisung von oben, politische Gründe. Welche, weiß Brunfaut nicht. Er ermittelt auf eigene Faust weiter und deckt höchst schockierende Verbindungen auf. Schockieren wird auch der emeritierte Volkswirtschaftler Alois Erhart. Er wird den Grünschnäbeln des Think Tanks der Europäischen Kommission zeigen, wie radikal Europa gedacht werden muss. Und das Schwein? Das braucht einen Namen.

    „Die Hauptstadt“ begegnete mir zuerst auf dem Wohnzimmertisch meiner Eltern. Damals war das Buch die aktuelle Lektüre meines Vaters und als ich ihn danach fragte, weckten seine Schilderungen schnell mein Interesse. Doch ich war auch eingeschüchtert. Ein Buch über die Europäische Kommission? Konnte ich das überhaupt lesen? Oder reichte mein Wissen über europäische Politik nicht aus, um zu verstehen, was Robert Menasse zu sagen hatte? Mein Vater beschwichtigte mich und gab sich zuversichtlich, dass ich dem Roman gewachsen sein würde. Ich bin froh, dass ich seinem Urteil vertraute. „Die Hauptstadt“ setzt nicht allzu viel Vorwissen voraus; es reicht völlig, wenn man eine ungefähre Vorstellung davon hat, aus welchen Institutionen die Europäische Union besteht und welche Aufgaben sie erfüllen. Feinheiten, Zusammenhänge und Abhängigkeiten erläutert Robert Menasse gewissenhaft, ohne die Geschichte, die er erzählt, jemals zu einer Lehrstunde verkommen zu lassen. Er verliert nie aus den Augen, dass ein Roman an erster Stelle unterhalten soll und verflechtet Erklärungen geschickt mit dem Erleben seiner Figuren.

    Dadurch erkennen Leser_innen auch mit wenig Hintergrundwissen, dass der Einheitsgedanke, mit dem die Europäische Union einst gegründet wurde, heute beinahe in Vergessenheit geriet, die Mitgliedsstaaten nicht an einem Strang ziehen und alle Hindernisse in der Gestaltung europäischer Politik systemischer Natur sind. So mutiert die Organisation einer harmlosen Jubiläumsfeier zum 50. Geburtstag der Europäischen Kommission zum Kraftakt, weil einfach jedes Projekt von nationalen Interessen torpediert und zu Tode verhandelt wird. Daher wunderte es mich nicht, dass Idealismus in Brüssel nicht überleben kann. Die EU ist ein Ort, an dem Ideale, Hoffnungen und Träume mit jedem neuen Kompromiss ausgehöhlt werden. Dies veranschaulicht Menasse in „Die Hauptstadt“ durch die exemplarische Zusammenstellung seiner Figuren, die in diesem System in allen Ebenen und Institutionen arbeiten. Er zeigt, wie sie alle von der schwerfälligen, undurchsichtigen und frustrierenden Realität europäischer Bürokratie betroffen sind und jeweils mit ihr umgehen.

    Die sensible Balance zwischen Nähe und Distanz, die Menasse dabei herstellt, faszinierte mich. Nach jedem der zahlreichen Perspektivwechsel tauchte ich langsam in den banal wirkenden Gedankenstrom einer Figur ein, der Stück für Stück Fahrt aufnahm und immer tiefer, immer signifikanter wurde. Ich gebe zu, für mich war diese Erzählweise zuerst gewöhnungsbedürftig, ich konnte mich ihrem hypnotischen Sog jedoch nicht entziehen und fühlte mich mitgerissen. Dennoch lässt Menasse niemals zu, dass seine Leser_innen von einem Blickwinkel vereinnahmt werden, indem er sie Querverbindungen sehen lässt, die die Figuren nicht wahrnehmen. Ich hatte den Eindruck, das Gesamtbild aus der Vogelperspektive zu betrachten, ohne meine Verbundenheit zu den Figuren opfern zu müssen. Das Maß an Kontrolle, das Menasse demnach auf seine Handlung ausübt, ist beeindruckend. Scheinbare Zufälle, Kreuzwege und Symboliken setzt er bewusst ein, um bestimmte Aspekte zu verdeutlichen. Nichts in „Die Hauptstadt“ geschieht grundlos. Folglich ist nicht einmal das Schwein, das herrenlos in Brüssel herumläuft und beinahe wie ein Phantom wirkt, eine willkürliche Ergänzung. Es ist eine gezielte Metapher, die sich sowohl auf die gesamte Geschichte als auch auf ihre Einzelteile anwenden lässt. Menasse selbst sprach in diesem Zusammenhang über das Spektrum zwischen „Glücksschwein“ und „Dreckssau“, meiner Meinung nach ist die passendste Assoziation jedoch die der Sau, die durchs Dorf getrieben wird – und wir wissen ja, wie lange diese Aufmerksamkeit generiert: Bis die nächste gefunden ist.

    Schriftstellerisch ist „Die Hauptstadt“ genial. Robert Menasse ist ein hervorragender Autor, der ein bemerkenswertes Gespür für Subtilitäten und Zwischentöne besitzt. Er ist sich der Wirkung von Details allzeit bewusst und schreckt nicht davor zurück, diese unkommentiert zu lassen. Vieles erscheint in diesem Buch absurd und ich bin überzeugt, dass Menasse diese Absurditäten, die am gesunden Menschenverstand des europäischen Verwaltungsapparates zweifeln lassen, gezielt betonte. Ja, „Die Hauptstadt“ vermittelt Humor– doch es ist Galgenhumor, resigniert und fast bitter. Deshalb empfand ich den Roman emotional als schwer verdaulich. Die Lektüre war sehr desillusionierend, trotz all der radikalen, revolutionären und wunderschönen Ideen für Europa, die Menasse präsentiert. Es macht mich unsagbar traurig, dass das Potential der Europäischen Union ungenutzt bleibt und wir nicht daran arbeiten, das Konzept von Nationalitäten zu überwinden, um als wahrhaft geeintes Europa zu wachsen und die Vergangenheit hinter uns zu lassen. Europa ist untrennbar mit den Verbrechen des Nationalsozialismus verbunden und wird es immer sein. Sollte der Anspruch gelebter Erinnerungskultur nicht bedeuten, dass wir versuchen, das Problem an der Wurzel zu lösen und nationale Interessen hinter europäischen Interessen zurückzustellen?

    Die Idee, innereuropäische Grenzen aufzulösen, Staaten abzuschaffen und eine echte europäische Identität für alle Bürger_innen aufzubauen, wirkt auf den ersten Blick heftig, meiner Meinung nach liegen die Vorteile jedoch auf der Hand. Wir würden nicht mehr von Brüssel aus „fremdregiert“, denn wir würden unsere politischen Vertreter_innen in der EU wählen, wie wir jetzt nationale Politiker_innen wählen. Würde der Kontinent Europa als Ganzes begriffen werden, stünde der Weg frei für einheitliche Politik. Ich denke da vor allem an die Ressorts Wirtschaft, Bildung und Außenpolitik. Selbstverständlich ist so ein extremer Schritt kein Garant dafür, dass tatsächlich Einigkeit entsteht. Aber ich glaube, der aktuelle Zustand der EU belegt, dass wir diese Einigkeit unter den herrschenden Bedingungen nie erreichen werden. Der politische Rechtsruck in vielen europäischen Ländern ist ein eindeutiges Signal dafür, dass wir genau jetzt versagen. Um überhaupt eine Chance zu haben, müssen wir mutig sein, umdenken und einen klaren Cut wagen, um anschließend unter neuen Voraussetzungen zusammenzuarbeiten.

    Leider wird das wohl nicht passieren. Auch das vermittelt „Die Hauptstadt“. Robert Menasse mag von einem vereinten Europa träumen, er mag dafür kämpfen, optimistisch gibt er sich allerdings nicht. Wie könnte er auch, nachdem er in Brüssel hautnah erlebte, wie sich die Europäische Union Tag für Tag selbst ausbremst? Sein Roman konnte wahrscheinlich gar nicht mit einer hoffnungsvollen Note enden. Stattdessen transportiert er am Schluss die düstere Prophezeiung, dass es immer so weitergehen und sich niemals Einsicht in den grundlegenden Änderungsbedarf entwickeln wird. Zumindest habe ich es so empfunden. „Die Hauptstadt“ ist kein Hoffnungsschimmer. Es ist eine Bestandsaufnahme, die zeigt, was die EU sein sollte – und was sie in Wahrheit ist.

  7. Cover des Buches In Zeiten des abnehmenden Lichts (ISBN: 9783875363043)
    Eugen Ruge

    In Zeiten des abnehmenden Lichts

     (256)
    Aktuelle Rezension von: EmmaWinter

    1. Oktober 1989: Wilhelm wird 90 und erhält den vaterländischen Verdienstorden in Gold. "Ich hab genug Blech im Karton." Er ist vergesslich geworden, starrsinnig und stößt seine Umwelt vor den Kopf. Wilhelm und Charlotte sind die erste Generation in diesem Familienroman, der sich von den 1950er Jahren bis 2001 erstreckt. Als die beiden aus dem Exil in Mexiko in die DDR zurückkommen, sind beide vom System überzeugt und stürzen sich voller Tatendrang in den Staatsaufbau. Ihr Sohn Kurt hat Jahre in einem Gulag verbracht und sich mit seiner russischen Frau Irina ebenfalls in der DDR "eingerichtet". Deren Sohn Sascha nutzt die Aufbruchstimmung im Herbst 1989 und flieht in den Westen, an Großvaters 90. Geburtstag. Sein Sohn Markus bleibt in Ostdeutschland.

    Eugen Ruge hat einen ganz wunderbaren Roman über eine außergewöhnliche Familie geschrieben. Das Buch hat mir unglaublich gut gefallen. Neben den Charakteren hat mich die Sprache sehr angesprochen. So treffend, humorvoll, sarkastisch und für jede Figur den richtigen Ton anschlagend, ist es ein Vergnügen dieses Buch zu lesen. Die Konstruktion der Geschichte ist sehr kunstvoll und überlegt. Sie findet auf drei Zeitebenen statt: Einmal die Geschichte der Familie, die 1952 bis 1995 fortlaufend erzählt wird, dann das Jahr 2001, das aus der Sicht von Alexander/Sascha erzählt wird und schließlich der 1. Oktober 1989, der von verschiedenen Familienmitgliedern zusammengesetzt wird. Die Zeitebenen wechseln sich ab und so baut sich die Geschichte nach und nach auf. Zweifel, Ängste und Erkenntnisse werden hochgeschwemmt und am Ende, wenn auch Sascha in Mexiko ist, ist er (unwissentlich) seiner Familie so nahe, wie selten zuvor.

    Einen großen Teil des Buches habe ich gelesen, den ganzen Roman habe ich aber auch als Hörbuch gehört und das muss ich unbedingt empfehlen. Ulrich Noethen liest einfach fulminant! Er meistert die verschiedenen Dialekte, Akzente und fremdsprachlichen Einsprengsel ebenso wie die besondere Sprache dieses Roman. Es ist einfach eine Freude ihm zuzuhören. Durch den verschlungenen Aufbau des Buches war es mir aber wichtig, einen Großteil auch selbst zu lesen. Eine klare Lese- und Hörempfehlung.




  8. Cover des Buches Apostoloff (ISBN: 9780857420886)
    Sibylle Lewitscharoff

    Apostoloff

     (51)
    Aktuelle Rezension von: The iron butterfly

    Einst brachen 20 Bulgaren auf, um in Deutschland ihr Glück zu machen. Gute Arbeit für gutes Geld und die Aussicht auf ein sicheres Fundament für Zukunft, Familie und Zusammenhalt. Nach vielen Jahren und etlichen Schicksalen, Ehen, Kindern, Trennungen, Scheidungen…bleibt noch ein Bulgare übrig, der in seiner Verbundenheit zur alten Heimat mit viel Aufwand die Leichen der Freunde exhumieren lässt, um sie in einem Luxuskonvoi zur ewigen Ruhe in heimatliche Erde zu betten.

    Mit im Tross, zwei Schwestern, die ihren Vater zur finalen Ruhestätte begleiten wollen. Eine einmalige Chance, um dem Alltagstrott zu entkommen und einen Blick in dieses unbekannte Land Bulgarien zu werfen. Ein Fahrer steht ihnen bei und nimmt die Fremdenführerrolle mehr oder weniger ein. Die eine Schwester, mehr als raubkatzig, die andere aufgeschlossen und dankbar um der Abwechselung. So ziehen sie durch ein anfänglich mehr als trist und absurd erscheinendes Bulgarien, das sich zunehmend, wie viele andere Landstriche auch mit Kleinodien zu schmücken weiß. Stück für Stück rückt die kleine Truppe zusammen, Fronten enthärten sich, Gefühle, Erinnerungen werden aufgewärmt und getauscht, Blicke gewechselt. Irgendwann steht die Beerdigung der Herren-Clique ins Haus, aber bis dahin darf noch wild gelästert werden.

    Einen Tick zu garstig, zu übermütig für mich, erzählt Sibylle Lewitscharoff Apostoloff. OK, nicht mehr, nicht weniger.

  9. Cover des Buches Der Hals der Giraffe (ISBN: 9783518467909)
    Judith Schalansky

    Der Hals der Giraffe

     (261)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    Auf Der Hals der Giraffe bin ich durch das Interview mit Carolin Hagebölling aufmerksam geworden. Leider kann ich ihre Begeisterung nicht in Gänze teilen, dazu ist das Leseerlebnis zu ambivalent. Es beginnt bereits mit dem Untertitel: Bildungsroman. Der ist schlichtweg irreführend, denn hier entwickelt sich niemand, nicht einmal der geneigte Leser. Und auch in einem übertragenen Sinne ist es kein Bildungsroman, also kein lehrendes Buch, denn dazu sind sowohl die vermittelten biologischen Grundlagen zu banal und vor allem teilweise schlichtweg überholt und damit falsch. Um dies zu erkennen, muss man allerdings schon minimale Kenntnisse in Biologie haben, womit sich das Vermitteln von Grundlagen aufheben würde. Hinzu kommt, dass der Roman ohne echte Handlung auskommt, was bereits nach wenigen Seiten zu einer gewissen Eintönigkeit führt. Und dann ist da noch die Protagonistin, deren Gedankenwelt dermaßen abstoßend ist, dass ich mich durchgängig gefragt habe, warum irgendjemand das überhaupt lesen wollen würde. Nun kommt aber leider hinzu, dass Judith Schalansky eine großartige Schriftstellerin ist. Leider? Ja, denn sonst hätte ich den Roman zerreißen können, was er inhaltlich auch verdient hätte. Aber sprachlich ist der Hals der Giraffe herausragend, so dass ein Verriss nicht im Ansatz in Frage kommt.

    Ohne das sprachliche Vergnügen wäre es eine Tortur Inge Lohmark, Mittfünzigerin und Gymnasiallehrerin für Biologie und Sport im ländlichen Vorpommern, länger als ein paar Seiten zu begleiten. Nun mag man die drei Kapitel, die drei Tagen im Schuljahr entsprechen, als satirisch, spritzig oder gar witzig verklären, dazu muss man dann aber auch Vergnügen an Abwertung und Demütigung haben. Denn Lohmark, deren Gedanken wir ertragen müssen, macht nichts anders als andere Menschen in bester Misanthropie stereotyp wahrzunehmen und dann abzuwerten. Das macht in etwa so viel Vergnügen wie einem Wutbürger zu lauschen. Nun gut es gibt natürlich auch Menschen die finden Don Alphonso von der FAZ, Henryk Broder oder Dieter Nuhr witzig. Mir geht das ständige Erheben über andere, das „lustig machen“, was nichts anderes ist als Polemik und damit die Waffe der geistig Schwachen, ziemlich auf die Nerven.

    Sprachliches Highlight – Inhaltliches Nogo

    Natürlich sind dann schnell die wertkonservativen Verständigen zur Hand. Das ist doch eine psychologische Studie, die Schalansky hier vorlegt. Das will ich ja auch gar nicht in Abrede stellen. Das Psychogramm ist hervorragend und erschreckend real. Aber es bleibt dabei: Warum soll ich so etwas lesen? Was habe ich davon? Wer das unterhaltend findet, findet wohl auch GNTM spaßig. Bildet es mich? Nicht mehr als irgendwelche Äußerungen von AfD Anhängern. Ich fand auch Sarrazin oder Pirinçci weder bildend noch unterhaltsam. Geht es darum mein Mitgefühl zu schulen? Sollen wir Leser lernen die Sorgen und Nöte der „Abgehängten“ zu verstehen? Nun ja. Niemand wird gezwungen ein Sozialdarwinist und Chauvinist zu werden. Das würde diejenigen abwerten, die in den gleichen Verhältnissen leben und nicht zum Hassmenschen werden. Soll ich lernen wie solch „verknöcherte“ Persönlichkeiten mit mangelnder Sozialkompetenz zu dem werden, was sie sind? Das sei vorweggenommen, das lernt man nicht. Denn wie bereits erwähnt: es ist kein Bildungsroman. Lohmark ist, wie sie schon immer war.

    Es gibt jedenfalls Grund genug, warum man sich das Lesen des Romans sparen kann. Wäre da nicht, ja, wäre da nicht dieses grandiose Sprachvermögen von Judith Schalansky. Ich habe selten diese Authentizität von Gedanken gelesen, inklusive assoziativer Abschweifungen. Wir sitzen im Kopf von Lohmark. Wir bekommen keine Essenz ihrer Gedanken geliefert, sondern das Rohmaterial. Es hätte eigentlich nur noch gefehlt, dass zwischendurch einfach nur gesummt wird oder die Gedanken kurz ganz weg sind. Diese sprachliche Meisterleistung verbunden mit der präzisen Einfühlung und Beobachtungsgabe von Schalansky (so sie sich denn hoffentlich nicht lediglich selbst beobachtet hat) macht aus einem langweiligen misanthropen Egotrip eines der außergewöhnlichsten weil ambivalentesten Bücher der letzten Jahre.

  10. Cover des Buches Adams Erbe (ISBN: 9783257261240)
    Astrid Rosenfeld

    Adams Erbe

     (235)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Edward wächst im Haus seines Großvaters auf. Einst hat hier auch sein Großonkel Adam gelebt. Edwards Mutter und Großmutter schütteln immer wieder den Kopf, wie ähnlich er Adam sieht. Das macht Edward neugierig, aber er erfährt nicht mehr. Es wird immer abgeblockt. Als er älter wird findet er auf dem Dachboden Aufzeichnungen von diesem Adam. Er taucht in dessen Geschichte ein und erfährt endlich, was wirklich in seiner Familie vor sich gegangen ist. Sie sind Juden und der Zweite Weltkrieg machte Adam zu einem anderen Menschen. Seiner großen Liebe Anna hat er seine Aufzeichnungen gewidmet und Edward liest begeistert Seite um Seite.

    Astrid Rosenfeld ist eines der großartigsten Debüts der letzten Jahre gelungen. Seit Benedict Wells >Becks letzter Sommer< gab es keinen Debütroman mehr, der mit einer solchen Erzählwucht und so einer wunderbaren Sprache daher kam. Von der 1977 geborenen Autorin darf man noch viel erwarten. 


  11. Cover des Buches Das Floß der Medusa (ISBN: 9783442717194)
    Franzobel

    Das Floß der Medusa

     (92)
    Aktuelle Rezension von: frenx1

    Mit seinem Buch „Das Floß der Medusa“ gelingt es dem österreichischen Schriftsteller Franzobel, die Frage nach Wert und Beständigkeit der Zivilisation mit einem historischen Stoff zu kombinieren. Sein Sujet ist der Untergang der Medusa, ein Schiff, das 1816 auf dem Weg nach Afrika war und auf eine Sandbank lief.

    Historisch ist an Franzobels Buch vieles – gerade auch die Tatsache, dass rund 150 Passagiere auf einem Floß ausgesetzt wurden, da es nicht genügend Rettungsboote gab. Und auch, dass nur 15 von ihnen noch lebten, als das Floß entdeckt wurde.

    Dennoch: ein historischer Roman ist „Das Floß der Medusa“ nicht und er will es auch gar nicht sein. Zunächst einmal rollt Franzobel die Geschichte um Menschlichkeit, Zivilisation und Führungsversagen von hinten auf. Er beginnt damit, die Leben der Überlebenden zu schildern. Erst nach und nach kommt er auf die Katastrophe des Untergangs der Medusa zu sprechen. Schließlich erzählt Franzobel nicht nur nicht in chronologischer Reihenfolge, er setzt markante erzählerische Kontrapunkte, um dem bombastisch-grausigen Historiengemälde zu entgehen.

    Was am Anfang des Romans noch als störend empfunden wird, ist der Sprung in die Perspektive der Gegenwart. Die historische Annährung entgleitet dem Lesenden, der vielmehr in den Zuschauerraum eines Theaters katapultiert wird. Sympathie und Empathie werden so nicht dem Leser abverlangt, sondern vielmehr das genaue Beobachten und Hinterfragen. Immer wieder baut Franzobel á la Brecht Unterbrechungen ein, indem die Perspektive der Gegenwart eingenommen wird, sodass man sich im historischen Stoff nicht verlieren kann.

    Beim Betrachten und Beobachten von Schiffbruch, Rettung und dem Umgang mit der Schuld wird dem Leser recht viel abverlangt. Grausamkeiten wie auch der Kannibalismus auf dem Floß sind allzu detailreich dargestellt. Unweigerlich muss man zu dem Schluss kommen, dass der Mensch von Natur aus „böse“ ist, dass Thomas Hobbes hier zu uns spricht. Menschlichkeit lässt sich eben nicht mehr leben, wenn Menschen um ihr Überleben kämpfen. Doch verwundert es dennoch, wie schnell Menschlichkeit und Zivilisation auf dem Floß über Bord geworfen werden.

    Zudem gelingt es Franzobel, mit nur wenigen Handstreichen seine Figuren so zu skizzieren, dass sie als Karikatur ihrer selbst auftreten: Der entscheidungsschwache oder besser: unfähige Kapitän, der sich von einem Betrüger übers Ohr hauen lässt. Die Opfer, die schließlich nicht einmal mit einer Abfindung des Staates rechnen dürfen – geschweige denn Anerkennung. Desillusioniert wird das verklärte Afrika genauso wie auch die Seefahrts-Idylle. Und nicht zuletzt der Glaube daran, dass Zivilisation nicht immer wieder neu erkämpft werden muss.

    Mag der Roman an manchen Stellen zu ausufernd und zu grausam erzählen: „Das Floß der Medusa“ ist gerade in seiner Vielschichtigkeit ein grandioses Buch.

  12. Cover des Buches Gruber geht (ISBN: 9783499255762)
    Doris Knecht

    Gruber geht

     (56)
    Aktuelle Rezension von: wandablue

    In diesem Roman aus dem Jahr 2011 schildert die Autorin, wie es einem selbstverliebten Topverdiener, weiß, männlich, erfolgreich, rücksichtslos und sexsüchtig geht, wenn er erfährt, dass er todkrank ist. Gut, es ist übertrieben. Der Protagonist, John Gruber ist nicht gerade sex-süchtig, aber er behandelt Frauen wie käufliche Wesen, er nutzt sie aus und hält wenig von ihnen. Ein Sympathieträger ist Gruber nicht. 

    Um Grubers Charakter zu identifizieren und zu entdecken, muss man sich von Gruber distanzieren, was dadurch erschwert wird, dass die Autorin, sehr geschickt gemacht ist das, den Leser in den Bewusstseinsstrom Grubers einschleust. Und da Gruber einen Menschen sehr liebt, über alle Maßen liebt, nämlich sich selbst, ist es nicht so leicht, zu erkennen, was Gruber für ein Mensch ist. Aber natürlich hat auch Gruber weiche Seiten. Na ja. Eigentlich ist er ein selbstverliebter Yuppie ersten Ranges, nur dass er halt keine zwanzig mehr ist. Und auch keine dreißig. Es ist ungerecht, zu behaupten, er liebe nur sich selbst: seinen Porsche mag er auch.

    Trotz der ernsten Thematik liest sich der Roman leicht. Es gibt zwei Bewusstseinsströme, in die man sich als Leser hineinfallen lassen kann, einerseits ist da natürlich Gruber und andererseits ist da Sarah, die er kennenlernt, sofort beschläft, wie es bei ihm üblich ist, und sich dann verliebt. Na ja. Sort of. Was Sarah an Gruber findet, abgesehen davon, dass der Sex mega gewesen ist, die geneigte Leserschaft ist ja quasi dabei gewesen, ist nicht ersichtlich. Dass er Porsche fährt und sein Sofa so viel kostet wie das Monatsgehalt von „normalen“ Menschen, ist es nicht. Irgendwas wars, wir wissen aber nicht, was. Na ja, Liebe ist ja eh ein Geheimnis. Wo sie hinfällt und so. 

     Rein persönlicher Leseeindruck: 
    Ich mag den Stil von Doris Knecht. Er ist so unaufgeregt. Und ein bisschen wie ein Smoothie. Samtig. Aber nicht ölig. 

    Dennoch gibt es einige Kritikpunkte, die ich nicht vorenthalten möchte: 

    nie, nie, nie kann ich mir vorstellen, dass jemand mit Krebsdiagnose während der Chemo (dabei und danach) regelrechte Besäufnisse abhält, - ich mag das von der Autorin in diesem Buch vermittelte Frauenbild nicht, und das liegt nicht an Grubers Stream of consciousness, sondern an der Rolle Sarahs insgesamt und der von Grubers Familie (Schwester und Mutter), die Frauenfiguren sind allesamt schief oder verschwommen oder einfach komplett falsch (verblödet), man erfährt quasi gar nichts von Grubers beruflicher Tätigkeit, es scheint kein Problem zu sein, wenn er wochenlang ausfällt, etc. Na ja. -Und dann das Happyend. Fast hollywoodreif.

    Doris Knecht ist eine Autorin, die sich sensibel einfühlt in Situationen und Menschen. Aber ob sie es diesmal so richtig getroffen hat … ich zweifle. 

    Fazit: Und deshalb (siehe oben) gibt es von mir für ihren Roman, den ich im übrigen trotzdem gerne gelesen habe, „nur“ gediegene drei Sterne. 

    Kategorie: Belletristik. Operation Sub-Befreiung
    Verlag: Rowohlt 2011 

     

  13. Cover des Buches Streulicht (ISBN: 9783518431290)
    Deniz Ohde

    Streulicht

     (74)
    Aktuelle Rezension von: Leseratte_09

    Die Umschlaggestaltung stimmt schon auf die Färbung des Romans ein: grau und immer wieder trostlos. Die Protagonistin und ich-Erzählerin wächst in einer eher bildungsfernen Arbeiterfamilie auf. Der Vater ist Alkoholiker und seine Sammelwut bestimmt den Alltag der Familie. Die Mutter stammt aus der Türkei und hat nie die Chance bekommen, ihr Leben eigenverantwortlich zu bestimmen. Die ich-Erzählerin schafft es, sich aus dem Milieu herauszuarbeiten, macht auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur und beginnt zu studieren. Und doch kann sie sich nie ganz von der Vergangenheit lösen und aus dem „Duft des Milieus“ befreien.

    Deniz Ohde beschreibt das Milieu eindrucksvoll und überzeugend. Beeindruckt hat mich die Fähigkeit der Hauptfigur, Abitur und Studium zu schaffen und sich so selbst eine Zukunft zu erschaffen. Doch es bleibt trotzdem im Leben der Protagonistin alles grau in grau. Trotz all ihrer Anstrengungen erhellt kein Lichtschimmer das Leben der jungen Frau. Das finde ich sehr frustrierend, denn wo ist denn der Sinn, sich anzustrengen und „krummzulegen“, wenn sich am Ende doch nichts ändert und der Kampf im Grunde völlig erfolglos ist. Ich habe mich immer wieder gefragt, wie viel Rückschläge ein Mensch aushalten kann und warum man sich überhaupt anstrengen soll, wenn Tristesse und Grau im Leben bleiben?

    Deniz Ohde hat ein wunderbar, ergreifend geschriebenen Roman geschaffen, der mich nach der Lektüre nur leider eher frustriert als inspiriert zurückgelassen hat. Ein Hoffnungsschimmer hätte Mut gemacht.

     

     

     

  14. Cover des Buches Sickster (ISBN: 9783499256950)
    Thomas Melle

    Sickster

     (39)
    Aktuelle Rezension von: Angelsammy

    Berlin: Magnus Taue arbeitet als Journalist für das Kundenmagazin eines französischen Konzerns. Er wird von Selbstzweifeln geplagt, ist im Grunde fertig, gibt sich keinerlei Illusionen mehr hin.

    Thorsten Kühnemund ist ein durch und durch hedonistischer Manager, machohaft über die Schmerzgrenze hinaus, ziemlich unsympathisch. Er hat eine Freundin namens Laura, geht aber hemmungslos fremd. Er spricht den geistigen Getränken zu sehr zu, ebenso den Mittelchen, die man gemeinhin Drogen nennt. Exzessiv, immer auf der Flucht vor der inneren Leere, die ihn einzuholen droht. Innerlich ausgehöhlt.

    Beide erwähnten Männer waren mal Schulkameraden. Jetzt als Erwachsene freunden sie sich mehr und mehr an. Das Nachtleben saugt Magnus ein, von Club zu Club, Disco zu Disco. Hungrig nach Erlebnissen und sich ablenken, um ja nicht über die eigene Desolation nachgrübeln zu müssen. 

    Beide trudeln haltlos durch ihre jeweiligen Leben. Das ist ihnen nicht einmal klar und wenn die Verzweiflung doch ihr Haupt hebt, verdrängen sie sie sofort wieder. Die Feinheiten und Empfindlichkeiten ihrer eigenen Psychen schlagen sie so zumindest temporär tot. Es ist aber nur ein Scheintod. Magnus' Psyche verändert sich, aber zum Besseren? Zweifel sind angebracht.

    Magnus erwärmt sich mehr und mehr ausgerechnet für Thorstens Freundin Laura und das kann jener nicht dulden, der sie als seinen Besitz betrachtet. Wird es zur unvermeidlichen Konfrontation kommen und was wird daraus resultieren? 

    Multiperspektivisch ( Magnus, Thorsten, Laura ), authentisch und auf diversen Zeitplateaus berichtet Thomas Melle vom Anbahnen sehr unguter Dinge. 

    Sinnentleertes Leben, angefüllt mit dürftigen Ersatzhandlungen, Überkompensation, Verdrängung, Verleugnung und die atemlose Suche nach dem schnellen Kick. Ja nicht darüber nachdenken müssen, daß man es im Leben zu nichts gebracht hat und ebensowenig darstellt, "nur" ein Manager unter vielen und "nur" ein unbekannter Journalist mit einem unbefriedigenden, dürftigen Aufgabenfeld. Nur Pseudobedeutung, der Versuch, das Ego aufzublasen. 

    Dahindriften, kein sinnstiftendes Ziel vor Augen. Hauptsache nicht reflektieren und kontemplieren. Sonst wäre beiden klar, wie erbärmlich ihr Leben ist. 

    Rasiermesserscharf seziert Thomas Maple in spitz geschliffenen, schneidenden Worten und Sätzen atmosphärisch das Gierige, das Mehr Mehr Mehr haben wollen und den maßlos wachsenden Anspruch auf Spaß und Unterhaltung. Sie sind vom wahren Glück so weit entfernt wie Sirius von der Erde. 

    Es ist eine gleißende Reflektion unserer Gegenwart und ein gelungenes Psychogramm der männlichen, meist verleugneten Labilität. Fiebrig bis zur absoluten Benommenheit und dem eventuellen Kollaps, nicht nur des Individuums.....

  15. Cover des Buches Tauben fliegen auf (ISBN: 9783715258003)
    Melinda Nadj Abonji

    Tauben fliegen auf

     (95)
    Aktuelle Rezension von: Wolf-Macbeth

    Der Roman “Tauben fliegen auf„ hat mich auf eine intensive emotionale Reise mitgenommen. Dieses Buch hinterlässt definitiv keinen kalt. Die Autorin schafft es meisterhaft, die Gefühle junger Emigrantinnen eindrucksvoll darzustellen. Der Kontrast zwischen dem Leben hier in der Schweiz und der Unsicherheit in der fernen Heimat Serbien wird stark hervorgehoben. Besonders der zweite Teil, der die Protagonistin im Teenager-Alter während des Kriegsausbruchs in Ex-Jugoslawien begleitet, hat mich zutiefst berührt.

    Die Verwendung von längeren Sätzen in diesem Buch mag zunächst einschüchternd wirken, aber sie sind erstaunlich leicht zu lesen, was den Lesefluss nicht beeinträchtigt. Man kann förmlich über die Passagen hinwegfliegen, die einem weniger zusagen, während man bei den anderen langsamer schwebt, um jeden Moment zu erfassen. Insgesamt halte ich dieses Buch für außerordentlich bemerkenswert. Es schafft es, eine einzigartige Atmosphäre zu erzeugen und mich tief in die Geschichte eintauchen zu lassen. Ein wirklich beeindruckendes Werk."

  16. Cover des Buches Gegen die Welt (ISBN: 9783832162184)
    Jan Brandt

    Gegen die Welt

     (55)
    Aktuelle Rezension von: ralf_boldt
    Daniel Kuper, Sohn eines Drogisten, wohnt in dem scheinbar beschaulichen (fiktiven) ostfriesischen Dorf Jericho. Doch der Name ist Programm: wie in der biblischen Geschichte wird die Idylle des Dorfes zwar nicht durch Posaunen, doch durch Heavy Metal, Kornkreise und Hakenkreuze massiv gestört.
    Der Roman ist ein Heimatroman; das Lokalkolorit wird so dargestellt, dass ein Ostfriese sich sofort zurechtfindet. Sonntags gibt es Snirtjebraten mit Rotkohl, der Bekleidungshändler ist ein Plünnenrieter" (Lumpenreißer), der Lebensmittelhändler ist ein Kluntjeknieper (Kandiskneifer) und der Postbote heißt Postlooper" (Postläufer). Für Nicht-Ostfriesen ist es halt reine Exotik.

    Im Dorf scheint alles seinen bedächtigen Gang zu gehen. Wie schon hunderte Jahre zuvor gibt es gepflegte Traditionen. Der Männergesangverein und der Skatclub sind die kulturellen Highlights. Sonntags trifft man sich vormittags zum Frühschoppen und nachmittags zum Tee. Jeder spielt in diesem Dorftheater die Rolle, in die er hineingeboren worden ist.
    Doch im Dorf ist nichts so wie es scheint. Hinter der ländlichen Fassade brodelt es gewaltig. Der Drogist legt alles flach, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Der Bauunternehmer macht seine eigene Politik. Geschäfte müssen wegen der Konkurrenz der Ketten schließen. Die Beschaulichkeit beginnt zu bröckeln und hinter den Masken zeigen sich die wahren Gesichter. Die meisten Menschen sind nicht auf die neue Zeit vorbereitet. Wie sollten sie auch, es hat ihnen niemand beigebracht. Und so versuchen alle, so lange wir irgend möglich, das Alte zu bewahren.
    In diesen Umbruch wird Daniel hineingeboren. Schon bald bemerkt er, dass die Dorfbewohner zwar gegen den Wechsel ankämpfen, diesen aber nicht aufhalten können. Er selbst hat es mit seiner überbordenden Phantasie schwer, seinen Platz in der Gemeinschaft zu finden. Daniel ist Science Fiction-Fan. Die Abenteuer von PERRY RHODAN animieren ihn zu Tagträumen, in denen er der Superheld mit der Strahlenpistole ist. Als kosmischer Agent muss er an schwierigen Missionen teilnehmen.
    Mit einigen Gleichaltrigen entdeckt er den Heavy Metal und tritt sogar mit einer Band auf, die sich nach dem ersten Gig in der Schule sogleich wieder auflöst, da das Publikum in Jericho keinerlei Verständnis für diese Art von Musik zeigen möchte.
    In Jericho kommt es zu einer Reihe von unerklärlichen Ereignissen. Daniel Kuper kommt blutüberströmt nach der Schule nach Hause und kann sich an nichts erinnern. Er ist in einem Kornkreis wieder zu Bewusstsein gekommen. Dieser Vorfall wird zu einem großen Presserummel. Ein Freund wird vom Zug erfasst und überall im Dorf tauchen Hakenkreuze an den Wänden auf, die trotz Entfernung mit Nitroverdünnung nachts wieder zu leuchten beginnen. Dadurch wird Jericho zum Wallfahrtsort für Neonazis. In all die Geschehnisse schient Daniel verwickelt zu sein. Die Dorfbewohner sehen in ihm den Schuldigen und beginnen auch seine Familie zu ächten. Seine Mutter kommt damit noch gut zurecht, doch sein Vater scheint innerlich zu zerbrechen.
    Auch Daniel muss schließlich seinen Kampf gegen das Dorf und deren Bewohner verlieren.
    Das Buch ist nicht nur wegen seines Umfangs von über 900 Seiten ein gewaltiges Stück Literatur. Der Autor weiß zu erzählen, wo erzählt werden muss und setzt brillante Dialoge ein, wo die Figuren miteinander sprechen müssen. Auch bei längeren Zwiegesprächen kommt er dennoch immer auf den Punkt. Vor dem Auge des Lesers erwachen die Personen zum Leben. Die Charakterisierung ist messerscharf.
    Auch formal weißt das Buch eine Füller von innovativen Ideen auf. Schon der Buchdeckelt ist eine Collage der Popkultur: Hunderte von Begriffen aus dem Roman sind auf dem rot-braunen Einband abgedruckt.
    Der Roman beginnt mit einem Faksimile (Maschine mit handschriftlichen Anmerkungen) eines Schreibens an Gerhard Schröder, in dem vor der Weltübernahme der außerirdischen Plutonier" am 09.09. 1999 gewarnt wird. Wobei die Plutonier nicht vom Planeten Pluto kommen, sondern zufällig diese Bezeichnung tragen.
    Ab Seite 214 teilt sich die Handlung für gut 150 Seiten. Dies auch optisch. Zwei Geschichten werden parallel erzählt. Die Seite wird durch einen Doppelstrich in eine obere und untere Hälfte getrennt.
    Beeindruckend sind auch die Passagen, wo Daniel aus einer Bewusstlosigkeit erwacht: Hier ist der Druck zunächst schwach, fast nicht zu lesen und wird immer schwärzer, bis ein normales Druckbild entsteht.
    Der Roman ist ein Heimatroman und doch keiner. Er beschreibt den Weg eines Dorfes in die Neuzeit. Dieser Umbruch fand überall in Deutschland statt, nicht nur in Ostfriesland. Manchen Menschen ist es gelungen, ihn zu mitzugehen, manche scheitern und der Zug ist für diese abgefahren (Züge spielen übrigens auch eine große Rolle im Roman).
    Als Erstlingswerk überrascht Gegen die Welt". Der Roman nimmt den Leser auf der ersten Seite gefangenen und entlässt ihn erst wieder auf der letzten Seite in die Freiheit. Gegen die Welt" hat trotz der Länge keine Längen und das will in der heutigen Literatur schon etwas heißen. Neun Jahre soll der Autor an dem Werk geschrieben haben. Es hat sich gelohnt, denn nun dürfen wir den Roman lesen, was jeder - wirklich jeder - sich vornehmen sollte.
  17. Cover des Buches Das flüssige Land (ISBN: 9783608964363)
    Raphaela Edelbauer

    Das flüssige Land

     (119)
    Aktuelle Rezension von: Yukiomishima

    Fing verdammt gut an und driftete ca. ab der Hälfte in die Irrelevanz ab. Als hätte die Autorin ganz plötzlich keine Lust mehr auf ihr eigenes Buch gehabt. Immer mehr Plotholes, durcheinandergebrachte Namen (Kein Scherz), Logikfehler und ein wirklich steeerbens langweiliger Plot. Da passiert es schon mal, dass man 100 Seiten liest und merkt, das nichts passiert ist.

  18. Cover des Buches Dinge, die wir heute sagten (ISBN: 9783423141185)
    Judith Zander

    Dinge, die wir heute sagten

     (39)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    INHALT: Anna Hanske ist tot. In ihrem Dorf Bresekow bei Anklam, macht sich die Gemeinde auf zur Beerdigung, zu der auch Ingrid erscheint, Annas Tochter, die der vorpommerschen Provinz vor Jahrzehnten schon den Rücken gekehrt hat. Sie hat ihr Glück in Irland gefunden und bringt auch ihren weltgewandten Sohn Paul mit, der den Dorfmädels mit seiner Ähnlichkeit zum jungen Paul McCartney reihenweise die Köpfe verdreht. Romy und Ella zum Beispiel, die von einem Leben außerhalb ihres Kaffs träumen, jenseits der langweiligen Idylle, der idyllischen Langeweile.

    Aber es gibt Gründe, warum Ingrid Bresekow damals verließ. Und das sind Gründe, über die sich die Dorfgemeinschaft seit Jahren das Maul zerreißt, über die viele Gerüchte kursieren und über die besser geschwiegen werden sollte.

    FORM: Judith Zander (*1980) hat mit DINGE, DIE WIR HEUTE SAGTEN ein Sittengemälde der ostdeutschen Provinz im faulknerischen Stil geschaffen, von der Kriegsgeneration bis zu den Wendekindern. Die Kapitel sind aus der Sicht einzelner Dorfbewohner geschrieben, und unterscheiden sich stark in ihrem Ton: Der eloquente Pastor erzählt natürlich anders als der geistig behinderte Henry, und der wiederum anders als Dorfproll Ecki. Zwischendurch kommt auch die ganze Gemeinde zu Wort, als kollektives Sprachrohr in breitestem Platt. Das hat mich alles stark an Faulkners ALS ICH IM STERBEN LAG erinnert und auch ebenso fasziniert.

    Es ist nicht leicht, in der Menge der Figuren Hauptcharaktere zu erkennen, aber Ingrids Geschichte ist schon Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Und wenn ich raten müsste, würde ich Judith Zander unterstellen, Romy nach ihrem eigenen Vorbild gezeichnet zu haben. Mit ihr beginnt und endet der Roman, und Romys Familienname, Plötz, ist ebenso … fischig wie der der Autorin.

    FAZIT: Auch wenn das Buch einige Längen aufweist, hat es mir sehr gut gefallen. Auf den letzten hundert Seiten zieht Zander aber ordentlich an und gibt Dorfgeheimnisse preis, die mich wirklich berührt haben. Das Leben im ostdeutschen Hinterland ist authentisch wiedergegeben und sprachlich ist der Roman auf höchstem Niveau, darum vergebe ich fünf Sterne plus Leseempfehlung.

    *** Diese und viele weitere Rezensionen könnt Ihr in meinem Blog Bookster HRO nachlesen. Ich freue mich über Euren Besuch ***

  19. Cover des Buches Der beste Roman des Jahres (ISBN: 9783492307741)
    Edward St Aubyn

    Der beste Roman des Jahres

     (30)
    Aktuelle Rezension von: Jennifer081991
    Die Handlung ist in Great Britain angesiedelt und zwar kurz vor der Verleihung eines fiktiven Preises, der wohl an den Man Booker Prize (quasi DER britische Literaturpreis) angelehnt ist. Das Buch liest sich extrem kurzweilig. Die einzelnen Kapitel sind teilweise nur wenige Seiten lang, sodass man sie schön schnell hintereinander lesen kann. Der Leser springt in unterschiedliche Charaktere: Jury-Mitglieder, Preis-Nominierte oder auch einfach Journalisten, die über den Preis berichten. Jeder hat natürlich einen anderen Favoriten. Denn die anderen Kritiker haben einfach keine Ahnung und die meisten Bücher sind mehr als nur schlecht. Und jeder glaubt fest daran, dass der jeweilige Favorit gewinnen wird…
    Fazit:Ein spannender Einblick hinter die Kulissen des Literaturzirkus und dabei sehr angenehm zu lesen! Besonders die Literaturpreis-Kritik wird hier sehr auf die Schippe genommen. Der Tonfall ist sehr flüssig und angenehm zu lesen. Durch Auszüge der nominierten Bücher in diversen Stilrichtungen (z.B. ein historischer Shakespeare-Roman) werden zudem unterschiedliche Literaturgenre aufs Korn genommen. Der Roman ist sehr kurzweilig und dabei gleichzeitig sehr humorvoll.
  20. Cover des Buches Blumenberg (ISBN: 9783518463994)
    Sibylle Lewitscharoff

    Blumenberg

     (37)
    Aktuelle Rezension von: Provinzpoet
    Die Schreibsprache Sibylle Lewitscharoffs hat mich hingerissen. Dieser Spagat von Poesie und nüchterner Prosa -- gewagt und beeindruckend gelungen. Der Plot: Dem alternden Philosophieprofessor erscheint ein alternder Löwe, den nur er und eine ältere Nonne sehen können. Metapher hin, Metapher her - gnädig sein fällt gar nicht schwer. Der Professor interessiert sich nur fürs Philosophieren an sich, nicht für Menschen. (Man kennt das irgendwoher) Vier seiner Studenten, die ihn sehr verehren, sterben recht frühzeitig nacheinander weg. Ganz zuletzt der alte Denker.
    Die Empathielosigkeit der Figuren gibt uns zu denken (auch dafür sollte Literatur da sein). Auch wenn man das nicht in Lewitscharoffs Sprache erreicht.
  21. Cover des Buches Die sieben Monde des Maali Almeida (ISBN: 9783498003692)
    Shehan Karunatilaka

    Die sieben Monde des Maali Almeida

     (83)
    Aktuelle Rezension von: PatroklosCorvus

    Dieser Roman hat alles, was ihn dafür prädestiniert Literaturpreise zu bekommen (und er hat ja auch den Booker Prize 2022 abgestaubt) ... aber er gefällt mir trotzdem nicht so richtig.
    Der magische Realismus (nicht Fantasy, aber auch kein normaler Roman) ist spannend und ungewöhnlich, aber die Welt mit all ihren verschiedenen Geistern und Mythen war mir einfach zuviel. Wer sich nicht in der Mythologie Sri Lankas auskennt, der ist schnell verloren.
    Genauso ist es mit den unheimlich vielen Namen und politischen Gruppierungen. Ich hatte schnell keinen Überblick mehr - und ehrlich gesagt auch keine Lust mich noch weitere 400 Seiten mit unglaublichen Gräueltaten "unterhalten" zu lassen.
    Zum anderen finde ich die "Du-Perspektive" echt anstrengend. Das wäre mal für einzelne Kapitel ok gewesen, aber über 500 Seiten sind in dem Stil einfach nur ermüdend zu lesen.
    Wer wirklich motiviert ist, findet hier mal ein ungewöhnliches und originelles Leseerlebnis, mit dem er vor intelektuellen Freund:innen sehr angeben kann. Wer den Roman nur anfängt, weil er interessant klingt, der kommt schnell an seine Grenzen und wird vermutlich irgendwo mittendrin abbrechen.

  22. Cover des Buches Das Mädchen (ISBN: 9783596194551)
    Angelika Klüssendorf

    Das Mädchen

     (96)
    Aktuelle Rezension von: rose7474

    Dieses Buch über das Mädchen, dass eine schreckliche Kindheit in den 70igern in der DDR erlebt nahm mich sehr mit und musste viel darüber nachdenken. Schon ab der ersten Seite konnte mich dieser Roman berühren und fesseln. Der Schreibstil der Autorin gefiel mir sehr gut mit ihrer klaren Sprache ohne wörtliche Anrede. Dieses Buch wird mir sehr lange in Erinnerung bleiben und werde die beiden anderen Teile des Mädchens auf jeden Fall lesen und noch mehr von Angelika Klüssendorf. 

    Daher eine absolute Leseempfehlung von mir und wohlverdiente 5 Sterne. 

  23. Cover des Buches Herr Bello 2. Neues von Herrn Bello (ISBN: 9783841501660)
    Paul Maar

    Herr Bello 2. Neues von Herrn Bello

     (11)
    Aktuelle Rezension von: Lesemäusla
    Tja, da glaubt man sich am Ziel seiner Träume und dann kommt doch alles ganz anders - nicht wahr, Herr Bello? Zwar hatte ich weniger Lachsalven durchzustehen als beim Vorgänger "Herr Bello und das blaue Wunder", aber dieses Buch ist auch lesenswert! Weiter so, Herr Maar!
  24. Zeige:
    • 8
    • 12
    • 24

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks