Bücher mit dem Tag "chanukka"
9 Bücher
- Brigitte Riebe
Pforten der Nacht
(41)Aktuelle Rezension von: YvetteHKlappentext:
So farbenprächtig wie das Mittelalter selbst Eine ergreifende Dreiecksgeschichte um Reichtum und Armut, Liebe und Eifersucht. Köln im Jahre 1338. Als Kinder schworen sie sich ewige Freundschaft: Esra, Neffe eines Rabbiners, und Johannes, Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns. Beide begehren gegen ihre Familien auf. Esra wehrt sich gegen die engen Fesseln des Ghettos, Johannes will Mönch werden. Aber die Freundschaft droht zu scheitern - denn beide kämpfen um die Liebe derselben Frau: Anna, die Halbwaise aus dem Färberviertel. Doch die Pest bricht aus, und das Schicksal kettet die Rivalen auf tragische Weise aneinander …
Meine Meinung:
Leider hat mich das Buch überhaupt nicht überzeugt.
Die Handlung ist sehr zäh, man verliert den Faden, da die Geschichten der drei Hauptpersonen das Ganze auseinanderreißen.
Die Dreiecksgeschichte der drei Freunde kommt meiner Meinung nach viel zu kurz.
Teilweise sind die Handlungen auch unglaubwürdig und geschichtliche Ereignisse passen einfach nicht in die Zeit.
Die Personen sind recht gut beschrieben, man kann sie sich gut vorstellen, auch wenn mir manche Situationen sehr überspitzt vorkamen.
Auch das Ende lässt mich unbefriedigt zurück, da es für mich nicht schlüssig und unglaubwürdig ist.
Mein Fazit:
Ich bin sicher, dass es Fans für dieses Buch gibt.
Leider gehöre ich nicht dazu und ich weiß auch nicht, ob ich von dieser Autorin noch einmal etwas lesen werde.
Von mir leider nur 2 Sterne. - Eric-Emmanuel Schmitt
Das Kind von Noah
(139)Aktuelle Rezension von: Luthien_Tinuviel"Das Kind von Noah" schildert auf knapp 140 Seiten sehr bewegend die Geschichte des kleinen 7-jährigen jüdischen Jungen Joseph, der in Brüssel in den 1940er Jahren sich von seiner Famile trennen und untertauchen muss.
Joseph ist, wie ich es verstanden habe, ein fiktiver Charakter, dennoch wird seine Geschichte sehr bewegend beschrieben, sodass die Person Joseph für den Leser real wird.
Die Perspektive des kleinen Jungen, der erst nach und nach versteht, was um ihn geschieht, gelingt dem Autor hervorragend.
Alles in allem ein sehr lesenswerter Roman. - Hannah Reynolds
Eight Nights of Flirting
(13)Aktuelle Rezension von: dorothea84Shira wollte zusammen mit ihrer Familie Chanukka feiern und endlichen ihrem Schwarm näher kommen. Doch das Wetter macht ihr einen Strich durch die Rechnung und verläuft alles anderes als erwartet. Denn Tyler ist auch auf der Insel und ihr Erzfeind. Man kann schon ahnen, was hier gleich passiert, doch macht es Spaß und hat so einige Twists dabei, die mich überraschen und die Geschichte spannend machen. In Weihnachtsstimmung kommt man auch und gleichzeitig bekommt man auch ein schönes Gefühl von Familie und Freunden. Es ist eine zarte Liebesgeschichte, die noch einiges mehr dabei hat. Mir hat vor allem gefallen, dass wir zwar auf einer Insel sind, trotzdem eine Weihnachtsstimmung haben. Klar lernen wir Shira und Tyler näher kennen. Auch der Rest von Shira´s Familie nimmt einen großen Stellenwert in der Geschichte ein. So ist es nicht bloß eine Liebesgeschichte, sondern birgt unergründliche Tiefen, die mich in ihren Bann zogen und ergötzten.
- Tod Goldberg
Gangsterland
(10)Aktuelle Rezension von: HoldenSal Cupertine ist der Nr.1-Killer der Chicagoer Mafia, wo er v.a. für seinen Cousin Ronnie Kehlköpfe zerdrückt und Kopfschüß am liebsten von hinten verteilt. Damit ist allerdings Schluß, als er in eine FBI-Falle tappt und 3 Agents plus Informant töten muß, die ihn erkannt haben. Auf Schleichwegen wird er nach Las Vegas gekarrt, wo er als (Nachwuchs-)Rabbi David Cohen Plattheiten aus Springsteen-und Neil-Young-Songs verbreitet (superlustig!) und für Nachtclubbesitzer und Gönner Bennie Savone unliebsame Zeitgenossen aus dem Weg räumt. Wenn nur der kaltgestellte Schnüffler Jeff Hopper nicht wäre, der bald in Las Vegas` Mustersiedlungen nach ihm sucht...Was ich anfangs für einen x-beliebigen Mafiakrimi hielt, entwickelt sich doch zu einem facettenreichen Krimi, v.a. die Darstellung von Sals aka Davids geistlicher Tätigkeit macht Laune. Und bloß kein Cousin eines Mafiamitglieds sein! - Esther Kinsky
Eines Abends im Winter
(1)Aktuelle Rezension von: LibrileoDrei Katzen, die für drei ganz unterschiedliche "Weihnachtsfeste" stehen.
Von drinnen schauen Franz, Schwartzie und Kamal durch die Fenster und behalten im Visier, was die Menschen draußen machen. Dabei fallen ihn Unterschiede auf. Die Menschen entsprechend ihrer Religionen auch anders zu feiern.
Schön anschaulich wird diese Thematik hier für die Kinder aufbereitet. Zum einen sehen die Katzen diese fremden Bräuche, wie vielleicht auch unwissende Kinder. Andererseits gibt es im Anschluss an die Geschichte nochmals Erklärungen zu den einzelnen Festen.
Wenn ihr noch mehr über dieses Buch erfahren wollt, könnt ihr euch gern unserem Buchtipp auf dem Blog anschauen.
- Lee Wind
Für jeden ein Licht
(3)Aktuelle Rezension von: KinderbuchkisteHier wartet ein wundervolles und unglaublich wichtiges Bilderbuch darauf entdeckt zu werden.
Eine Geschichte nach einer wahren Begebenheit.
Eine Geschichte über Solidarität, Respekt gegenüber anderen, über Miteinander und Füreinander
für Kinder ab 4 Jahren
Bilderbücher über das Judentum, über jüdische Feste und Bräuche gibt es leider im deutschsprachigen Raum sehr wenige. Es gibt sie, es werden auch zunehmend mehr Geschichten, die zumindest ansatzweise etwas mit einbeziehen, aber es sind (so finde ich) viel zu wenige.
Wir leben in einer Gesellschaft voller Vielfalt aber leider auch voller Ausgrenzungen, Anfeindungen, Respektlosigkeit und Intoleranz. Umso wichtiger sind Bilderbücher wie dieses, die zeigen, dass ein Miteinander, ein in Frieden miteinander zusammenleben egal welcher Religion man angehört möglich ist.
Wenn ich in den Medien höre, dass Juden geraten wird sich nicht zu erkennen zu geben, da es zu gefährlich sei, dann läuft mir ein eiskalter Schauer über den Rücken. Wieso müssen sich Menschen im Jahr 2023 noch verstecken, weil sie jüdischen Glaubens sind? Es ist entsetzlich und mehr als traurig.
Umso schöner, dass es Bücher wie dieses hier gibt.
"Für jeden ein Licht" ist eine Bilderbuchgeschichte nach einer wahren Begebenheit und wie der Untertitel schon sagt "ein kleines Weihnachtswunder".
Sie hat sich bereits 1993 in Billings, Montana USA zugetragen und sollte beispielhaft sein, denn hier gab es die Kinder Simon und Teresa.
Simon ist jüdischen Glaubens. Teresa und ihre Familie sind christlichen Glaubens. Während Teresa und ihre Familie den Tannenbaum fürs Fest schmücken bereitet sich Simon mit seiner Familie auf das Chanukka Fest vor.
Wenn man abends im Dunkeln durch die Stadt geht, sieht man die Häuser in rot und grün geschmückt leuchten und die Tannenbäume erstrahlen in hellem gelbem Licht. Nur ein Haus leuchtet blau und weiß. In diesem Haus wohnt Simon. Simon schreibt gern Gedichte und Teresa malt gern. Beide lieben es im Schnee zu toben und beide können es nicht abwartet ihr wichtiges Fest zu Feiern. Teresa zählt die Tage bis Weihnachten, Simon die Nächte bis Chanukka. Im Grunde ist das, was beide machen nichts Außergewöhnliches, sie machen das, was viele machen und freuen sich auf etwas, was ihnen viel bedeutet.
Abends schaut Teresa gern aus ihrem Fenster zu Simon hinüber. Im Fenster der Familie steht ein schöner Chanukkaleuchter dessen Kerzen blaues und weißes Licht abgeben. Es sticht heraus umrahmt von den vielen Fenstern der anderen Familien, in denen die Tannenbaumlichter erstrahlen.
Paul O. Zelinsky fängt diese Stimmungen in sehr schönen ausdrucksvollen Illustrationen ein, in denen er auch Wörter mit einbindet und sprechen lässt.
Das, was so friedlich zu sein scheint nimmt in einer Nacht eine dramatische Wendung, denn während alle schlafen, wirft jemand in das Fenster von Simons Haus einen Stein. Die Scheibe zerbricht und der Chanukkaleuchter fällt zu Boden, die Kerzen erlöschen.
Simons Familie ist entsetzt. In ihren Gesichtern können wir Angst und Verzweiflung sehen. Sicher ist in dieser Nacht nicht viel an Schlaf zu denken. Der Vater holt die Kinder ins elterliche Schlafzimmer, um ihnen ein Gefühl von Schutz zu vermitteln. Die Mutter fragt: "Sollen wir die Kerzen wieder anzünden?
Sensibel und klar findet Lee Wind genau die richtigen Worte, um uns Simons Gedanken hören zu lassen um gleichzeitig zu erfahren, wie er sich fühlt.
"Simon weiß, wenn sie es nicht tun, sieht es so aus, als würden sie sich verstecken - als wollten sie nicht zeigen, dass sie Juden sind. Und das fühlt sich gar nicht richtig an!" (Zitat)
Am nächsten Abend ist die neue Fensterscheibe eingesetzt und Simon zündet die Kerzen am Chanukkaleuchter, der wieder im Fenster steht, erneut an.
Auf der anderen Straßenseite schaut Teresa wieder durchs Fenster hinüber zu Simon und erfreut sich an den blauen und weißen Lichtern. Und sie hat eine Idee. Sie malt einen Chanukkaleuchter, schreibt "Für Simon " darüber und hängt ihn in ihr Fenster. Als Simon das sieht, ist er außer sich vor Freude. Teresas eigentlich einfache, liebevolle Idee und ihr Zeichen für Solidarität gefällt den Menschen in der Stadt und so kommt es, dass viele, viele es Teresa gleichtun und Chanukkaleuchter malen und aufhängen. Diese Solidität fängt Paul.O. Zilinsky wieder in wundervoll ausdrucksstarken Zeichnungen ein, in denen das Gemeinschaftsgefühl wunderbar erkennbar ist.
Drei Wochen später stehen alle Seite an Seite und feiern gemeinsam das Fest der Liebe.
Eine Stadt ist aufgestanden und hat Solidarität gezeigt. Eine Stadt ist aufgestanden und hat es einem kleinen Mädchen gleichgetan. Einem Kind, das einfach ihrem Freund zeigen wollte, ich bin bei dir, ich steh an deiner Seite.
Es ist eine so wundervolle Geschichte, an der sich jeder ein Beispiel nehmen sollte. Und das bezieht nicht nur auf die Solidarität zu Juden, sondern sollte exemplarisch gesehen werden für alle Ausgrenzungen und Anfeindungen.
Für ein Leben in friedlicher Gemeinschaft.
Die Geschichte zeigt wie einfach es ist. Durch die wirklich unglaublich toll umgesetzte bildliche Visualisierung entsteht auch beim Betrachten der Bilder dieses Gemeinschaftsgefühl. Die Kraft und auch Bereicherung und Schönheit, die davon ausgeht, ist sichtbar und spürbar!
Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht in Worte zu fassen, wie stark, klar und bewegend gerade auch das Abschlussbild in diesem Buch ist.
"Weihnachtsbaum und Menora-Kerzen
Rot und Grün und Blau und Weiß
leuchten zusammen in unseren Herzen" (Zitat)
lesen wir in einem Schriftzug, der einer verbindenden Schleife gleicht und in dem beides ineinander fliest und zusammensteht.
Es ist ein so intensives Bild, wie die ganze Geschichte, die überall gelesen werden sollte, weil sie so unglaublich wichtig ist.
Mit fällt dazu spontan ein Liedanfang ein, in dem es heißt: "Tragt zu den Menschen ein Licht, sagt allen fürchtet euch nicht....."
Last die Lichter erstrahlen, gleich welche Farbe sie haben.
Eine kleine Geste wurde zu etwas ganz Großem. Es war mehr als Solidarität. Die Menschen haben Position bezogen, sie sind aufgestanden und haben klar gemacht, dass sie mit solch einem Verhalten niemals einverstanden sind. Ein Signal das auch durch diese Geschichte weitergetragen wird.
Es ist an jedem einzelnen von uns dieses Signal ebenfalls zu zeigen.
Und wenn es "nur" das Vorlesen dieses Buches und das anschließende Gespräch ist.
Ich kann dieses so gut gemachte und ausdrucksstarke Bilderbuch wirklich nur jedem ans Herz legen.
Es ist einfach und klar, einfühlsam und wachrüttelnd mit viel Empathie erzählt und visualisiert und auch wenn es dieses eine dunkle Bild des Steinwurfs in der Nacht gibt, ist es nicht beängstigend, sondern hoffnungsvoll. Es ist ein ernstes Thema, aber sehr gut und kindgerecht gemacht, so dass man es durchaus schon Kindern mit ab 4 Jahren (kommt natürlich auf das Kind an) anschauen kann.
Nur bitte bereitet euch vorher vor, denn es werden Fragen kommen.
Und das ist dann auch das, was ich mir z.B. bei einer Neuauflage wünschen würde, ein kleiner Anhang wie man nach dem Vorlesen mit Kindern ins Gespräch kommen kann und was und wie man ihnen kindgerecht mehr über den jüdischen Glauben, und die hier immer noch schlimmen Anfeindungen, erzählen kann.
Auch Downloadmaterial zum Abruf wäre eine Option.
- Myriam Halberstam
Ein Pferd zu Channukka
(3)Aktuelle Rezension von: Fernweh_nach_ZamonienInhalt:
Ein eigenes Pferd ist schon seit langem Hannahs großer Traum. Zunächst ist die Freude groß, denn ihr sehnlichster Wunsch geht zu Chanukka nach dem Entzünden der ersten Kerze überraschend in Erfüllung.
Doch das Pferd Golda - wegen des goldigbraunen Fells - schafft es innerhalb weniger Tage ein gewaltiges Chaos im Hause der Familie Rosenbaum anzurichten: ausgetrunkenes Badewasser, Pferdeäpfel im Schlafzimmer, zertretenes Spielzeug und Feuer im Wohnzimmer!
Das jüdische Lichterfest droht im Chaos zu versinken und die Familie ist verzweifelt.
Covergestaltung/llustrationen:
Bereits das Cover der Neuauflage ist mit vielen Goldelementen verziert: glitzernde Sterne, goldfarbenes Zaumzeug und goldene Siluette des Mondes.
Diese Goldeffekte setzen sich bei den Illustrationen im Buch fort: mit goldenen Sternen verzierte Bettdecke, Goldmünzen und goldschimmernder Dreidel, goldener Lichterglanz uvm.
Wunderschön, rundum stimmig und nicht kitschig.
Der Zeichenstil insbesondere die Gestaltung der Menschen gefällt mir sehr gut. Gestik und Mimik sind natürlich und die roten Bäckchen der Kinder zuckersüß.
Altersempfehlung:
ab 4 Jahre
Mein Eindruck:
Meine Befürchtung, das Buch wäre nur etwas für Mädchen, hat sich bei der Lektüre schnell zerschlagen.
Zwar ist das Mädchen Hannah die Hauptperson und das Pferd Golda mit goldenem Geschirr, Schleifchen im Haar und langen Klinkerwimpern eindeutig eine Stute, dennoch war das Kind beim Vorlesen der Geschichte sofort Feuer und Flamme für das Geschehen.
Da der Wunsch direkt zu Beginn des Buches in Erfüllung geht, ist man schnell mitten drin im Pferdechaos. Die Pannen sind humorvoll beschrieben und dank der passenden Illustrationen wird bei der Lektüre oft und viel geschmunzelt und gelacht.
Besonders gut gefallen hat mir, dass man Einiges über das jüdische Lichterfest lernt inkl. Mini-Grundkurs in Hebräisch und einen guten Einblick in das Leben der Familie Rosenbaum erhält. Es ist erschreckend wie wenig ich vorher darüber wusste.
Im Anschluss an die Geschichte und auch während des Lesen wurde viel nachgefragt "Warum haben die keinen Tannenbaum?" und verglichen "Latkes ist wie Omas Reibekuchen mit Apfelmus!".
Um einen kindgerechten und kleinen Einblick in eine andere Religion zu erhalten ist die Geschichte hervorragend geeignet.
Das Abenteuer ist jedoch sehr kurz und vom Ende ist der kleine Zuhörer etwas enttäuscht.
Fazit:
Eine lehrreiche und humorvolle aber leider zu kurze Geschichte mit Einblick in das Lichterfest und kindgerechter Beschreibung jüdischer Bräuche sowie Mini-Hebräisch-Sprachkurs.
Für die wunderschönen Illustrationen mit den zahlreichen Goldeffekten gibt es ein extra Goldsternchen ;-)
...
Rezensiertes Buch "Ein Pferd zu Channukka" aus dem Jahr 2018
(Neuauflage mit glänzenden Goldeffekten auf dem Cover und im Buch selbst)
- Xan West
Eight Kinky Nights: An f/f Chanukah romance (English Edition)
(1)Aktuelle Rezension von: June_Thalia_MichaelWie fange ich an?
Eventuell damit, dass ich schon seit Monaten auf Twitter um dieses Buch herumgeschlichen bin, und dann eine recht schwere Zeit hatte. Einerseits hat sich meine Lebenssituation verbessert, andererseits gab es viele Dinge, die aufgrund dessen, dass es nun einmal 2020 war, nicht so funktioniert haben, wie ich es gewünscht hätte.
Ich wollte mir etwas Gutes tun und ein Buch für Channukah kaufen, um es dann auch während dieser Zeit auszulesen.
Das hat offensichtlich nicht geklappt - und um das zu erklären, muss ich ausholen.
Wenn ich Bücher lese, in denen ich mit den Figuren Marginalisiuerungen teile, ist immer ein Risiko da, dass es "too close to home" ist. Hier bin ich das Risiko bewusst eingegangen, weil ich gleichzeitig Repräsentation als wohltuend empfinde.
Wer meinen Twitter-Account kennt, weiß: Ich bin selbst erst vor gar nicht langer Zeit aus der Denial-Phase rausgegangen, was meine kinky Seite angeht. Ich bin außerdem jüdisch, autistisch, demi-ace und habe einige Probleme mit gleich beiden Perspektivträgerinnen gemein.
Was dazu führte, dass ich ständig Stellen markiert habe, weil ich sie mir hinter die Ohren schreiben wollte oder weil ich Dinge ähnlich erlebt habe oder oder oder und dass ich ständig Pausen beim Lesen gebraucht habe, weil ich eigene Issues zum Überlegen hatte.
So soll ein Buch ja eigentlich sein - die Axt für das gefrorene Meer (frei nach Kafka), aber Axthiebe tun weh, auch wenn sie notwendig sind.
Ich habe das Buch geliebt. Auch wenn - oder gerade weil - ich manche längeren Passagen mit Tränen in den Augen gelesen habe. Wer ein Buch sucht, in dem die Leute ganz selbstverständlich einfach sein dürfen und Probleme damit zwar immer mal (am Rande) thematisiert werden, aber nicht den Fokus darauf legen, wird damit sehr glücklich.
Die Figuren haben ganz normale Probleme, die sich zwar zum Teil aus ihren Marginalisierungen mit-speisen, weil beispielsweise Autismus nun mal alle Lebensbereiche in irgendeiner Form beeinflusst, die aber nicht das Kernthema bilden.
Es geht um zwei Personen, die im Laufe des Buches Dinge über sich selbst erlernen - und dabei eben AUCH marginalisiert sind.
Es tat gut,
- von Figuren zu lesen, die ganz selbstverständlich Stims benutzen, um sich gut zu tun, dies auch bewusst und bedacht tun, statt Stimming ausschließlich als Notreaktion zu verwenden - das ist etwas, das ich erst lernen muss.
- zu lesen, wie Menschen Chanukkah feiern - meine Familie ist zu assimiliert, sodass wir einfach das kommunistische Tannenbaumfest um eine Woche vorverlegten und es "Weihnachten" nannten und ich lebe mit einer christlichen Partnerperson zusammen. Mich literarisch mit jüdischen Bräuchen zu beschäftigen, auch wenn mein ursprünglicher Plan nicht funktioniert hat, verwurzelt.
- von Figuren zu lesen, die den Pfad zwischen ace-spec und kinky navigieren. Auch wenn es bei mir noch mal komplett anders ist, half es doch, in einem Buch von Menschen mit verwandten Problemen zu lesen und wie sie an diese herangegangen sind.
- Szenen voller Consent - das tut einfach gut zu lesen, wenn auch vor Umarmungen um Erlaubnis gefragt wird <3.
- Ideen für den Umgang mit sensorischen Issues zu lesen. Die habe ich nämlich selbst sehr oft.
(Eine Inhaltszusammenfassung spare ich mir, da der Klappentext es wesentlich besser zusammenfasst, als ich es könnte. Mir war in dieser Review wichtiger, zu betonen, was das Buch in mir ausgelöst hat und was mir beim Lesen wichtig war. Lesende, die wie ich schon mal um dieses Werk schleichen, bekommen so am ehesten einen Eindruck von dem, was sie erwartet.) - Nathan Englander
Zur Linderung unerträglichen Verlangens
(9)Aktuelle Rezension von: The iron butterflyNeun Erzählungen - neun stolz und überhaupt nicht hochmütig erzählte Geschichten, so traurig, wehmütig und melancholisch, beinahe unfassbar.
"Die Perücke" erzählt z.B. von Ruchama der Perückenmacherin. Selbst in die Jahre gekommen trägt Ruchama eine fehlerhafte Perücke, die ihre beste Zeit lange hinter sich hat. Täglich verhilft sie anderen Frauen durch ihre handwerklichen Fähigkeiten zu wundervollen Naturhaar-Perücken, die jeder Auftraggeberin wieder ein Quäntchen der verlorenen Jugendlichkeit und die begehrlichen Blicke der Männer bescheren. In einer der Hochglanzmagazine, die sie wöchentlich bei Jamal am Zeitungsstand für ein paar Dollar durchblättern darf, entdeckt sie eine wundersame Schöne, die ihr Haar zu Werbezwecken Blicke heischend durch das Bild wirft. Ruchamas Sehnsucht nach ihrem ehemals vollen und lockigen Haar übertrifft alles. Als sie eines Tages einen jungen Mann mit langen wallenden Locken in der Menge sieht, kennt sie nur noch ein Ziel. Sie will seine Haarpracht ihr eigen nennen. Dafür zahlt sie einen wahrlich hohen Preis.
Auch Dow Benjamin zahlt einen mehr als hohen Preis in der Erzählung, die dem Buch zu seinem Titel verhalf "Zur Linderung unerträglichen Verlangens". Seine geliebte Chawa Bayla widersteht all seinen begehrlichen Blicken und Avancen und verweigert sich ihm über die erträglichen Maße. Als ihm der Rebbe die besondere Erlaubnis für den Besuch einer Prostituierten "zur Linderung unerträglichen Verlangens" ausstellt, ahnen beide nicht, welch unerfreuliches Erlebnis dies schlussendlich für Dow Benjamin werden soll.
Nathan Englander erzählt so wagemutig zwischen Tragik und Komik. Er erzählt stolz über Tradition und Moderne und er scheut auch nicht vor den grausamen Seiten vergangener Kriegszeiten oder heutigem Terror in Israel zurück. Alles in allem wertvolle Erzählungen, die im Gedächtnis verweilen mögen. - 8
- 12