Bücher mit dem Tag "charles bird parker"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "charles bird parker" gekennzeichnet haben.

5 Bücher

  1. Cover des Buches Die weiße Straße (ISBN: 9783548280981)
    John Connolly

    Die weiße Straße

     (22)
    Aktuelle Rezension von: Stefan83
    Es ist schon unglaublich. Da hat man gerade einen John Connolly-Roman zu Ende gelesen und weiß dennoch nicht, was man großartig schreiben soll. Wo sonst in den ersten drei Bänden der Charlie „Bird“ Parker-Reihe die Lobeshymnen nur so aufs Papier gepurzelt sind, herrscht hier plötzlich bei mir nur große Ernüchterung. Warum hat mich das Buch nicht wie die Vorgänger begeistert? Bin ich des rächenden Privatdetektivs mit seinen beiden treffsicheren Freunden Angel und Louis etwa überdrüssig geworden? Fragen, die mir seit Ende der Lektüre des vierten Teils der Reihe durch den Kopf gingen, in dem John Connolly zwar einmal mehr mit seinen schriftstellerischen Fähigkeiten glänzt, aber gleichzeitig eine überraschende Ideenarmut an den Tag legt, welche dazu führt, dass sich das Buch eher wie die zweite Hälfte von „In tiefer Finsternis“ liest, denn wie ein eigenständiges Buch. Eine Tatsache, die nicht nur letztendlich das Leseerlebnis getrübt hat, sondern auch neu hinzugekommenen Lesern den Einstieg fast gänzlich unmöglich macht, da Connolly die Kenntnis der Vorgängerromane einfach voraussetzt und nicht näher erläuternd auf sie eingeht. Ein echtes Manko, klingt doch die im Klappentext angerissene Geschichte mehr als spannend und lässt Großes erwarten: Gut drei Jahre sind vergangen, seit der ehemalige New Yorker Cop Charles, genannt „Bird“, Parker, seine Frau und Tochter an einen brutalen Serienkiller verloren hat. Nun wagt er, gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Rachel, die mittlerweile schwanger ist, einen Neuanfang. Seine neue Tätigkeit als Privatdetektiv lässt sie beide gut über die Runden kommen, gemeinsam genießt man die Idylle im neuen Heim (das Haus des Großvaters wurde verkauft) samt obligatorischen Hund. Zum ersten Mal seit langer Zeit empfindet Parker so etwas wie Glück und Zufriedenheit. Und doch, wie so oft in seinem Leben, ziehen bereits dunkle Wolken auf. Der sinistre Prediger Faulkner, den er einige Zeit zuvor noch höchstpersönlich hinter Schloss und Riegel gebracht hat, sinnt in seiner Zelle auf Rache. Er will Vergeltung für den Tod seiner Kinder (siehe „In tiefer Finsternis“) und scheint sogar schon in Bälde dafür die Gelegenheit zu bekommen, denn die Beweislage gegen ihn ist alles andere als eindeutig, was sein Verteidiger nun ausnutzen will, um ihn auf Kaution frei zu bekommen. Parker ist klar, dass, wenn man Faulkner auf freien Fuß setzt, dieser sofort abtauchen und seine kleine Familie zur Zielscheibe wird. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, erreicht ihn zur gleichen Zeit auch noch ein Hilferuf. Elliot Norton, ein Freund aus New Yorker Tagen und Anwalt in der Südstaatenstadt Charleston, bittet Parker um Unterstützung bei seinem derzeitigen Mandat. Atys Jones, ein 19-jähriger schwarzer Junge und sein aktueller Klient, wird beschuldigt seine Freundin, die weiße Marianne Larousse, Tochter des reichen Industriemagnaten Earl Larousse, vergewaltigt und dann erschlagen zu haben. Die Bevölkerung rund um den kleinen Ort Grace Falls fordert den Kopf des Jungen. Elliot Norton fürchtet um das Leben seines Klienten und braucht dringend Hilfe. Parker, der Rachel nicht allein lassen will, steckt in einer moralischen Zwickmühle, zumal er selbst noch einen Fall zu bearbeiten und ein seit langem vermisstes Mädchen zu finden hat. Nach einem Anschlag auf Nortons Leben infolge dessen diesem fast sein Haus abbrennt, reist Parker schließlich doch, wenn auch schweren Herzens, in den Süden. Schon kurz nach seiner Ankunft wird ihm klar, dass Norton nicht alles preisgegeben hat. Die Bevölkerung kocht vor Zorn und ein Bund skrupelloser Nazis und Rassisten, welche zudem in Kontakt mit dem „Prediger“ zu stehen scheinen, trachtet ihm bald nach dem Leben. Als dann auch noch Louis und Angel, Parkers beste und treffsicherste Freunde auf der Bildfläche erscheinen, droht das hochexplosive Gemisch aus Gewalt und Hass endgültig in die Luft zu gehen … „Same procedure as last book, Mr. Connolly?“ „Same procedure as every book!“ So oder ähnlich ließe sich gemeinerweise der Grundtenor zusammenfassen, der sich letztendlich aus dem Eindruck von „Die weiße Straße“ ergibt. Und es ist schon was Wahres dran, denn der Autor kopiert viel bei sich selbst, um aus einer unter näherer Betrachtung simplen Grundstory wieder mal ein in sich stimmiges und spannendes Lesevergnügen zu schmieden. Erneut sind die Gegenspieler äußerst hassenswerte Gestalten, erneut tritt das coole schwule Killerpaar auf den Plan, um den Tag zu retten. Und erneut ist das alles gut geschrieben, wäre da nicht dieses gewisse Déjà-vu-Gefühl, das sich spätestens beim Auftauchen des Predigers einstellt. Warum man ihn wieder aus dem Hut gezaubert hat, wird sich wohl erst im weiteren Lauf der Reihe herausstellen. Fakt ist jedoch, dass Connolly ihn als Werkzeug gebraucht, um den langsamen, aber stetigen Wandel der Reihe von der Hardboiled-Detective-Eye-Literatur zum eher mystischen Milieu einzuläuten. Schwarze Engel, welche über den Gefängnistürmen kreisen. Beschuppte Frauen in langen weißen Gewändern. Die Themen „dunkle Welt“ und „weiße Straße“ werden hier jetzt noch expliziter hervorgehoben, was dazu führt, das die gerade so bedrückende und mitfühlende Nähe zur Figur Charlie „Bird“ Parker irgendwie verloren geht. Meiner Meinung nach ein Fehler, ist Parker doch der Leim der die Connollys Bücher zuvor zusammengehalten bzw. sie einzigartig gemacht hat. Das wird besonders in jenen Passagen deutlich, wo der Autor auf ältere Ereignisse eingeht, um die Figur näher zu beschreiben. Eine Weiterentwicklung oder gar Wandlung macht sie nämlich hier nicht durch, was auch zur Folge hat, dass die Geschichte sich lange Zeit ungewöhnlich zäh und langatmig liest. Wo sonst schon nach wenigen Seiten Adrenalin und Wohlfühlschauerfaktor in die Höhe schossen, blieb ich dieses Mal seltsam ungerührt. Nun jedoch zum Positiven, denn das kann sich immer noch sehen und lesen lassen. John Connollys Darstellung des immer noch von Fanatismus und Rassismus durchzogenen Südens legt einmal mehr Zeugnis von seinen schriftstellerischen Qualitäten ab und überzeugt mit einer literarischen Akribie und tiefgehender Eindringlichkeit. Besonders die Anfangsszene, in der sich ein Lynchmob für die bevorstehende Verbrennung eines Schwarzen versammelt, hinterlässt beim Leser Spuren, wenngleich sich wohl der ein oder andere an den Film „Die Jury“ erinnert fühlen wird. Zudem betätigt sich Connolly wieder als meisterhafter Landschaftsmaler, der die Natur des Südens bis ins kleinste Detail zum Leben erweckt und den gebannten Beobachter so geistig in selbige Gefilde katapultiert. Wenn Parker durch von Spanischem Moos behangene Bäume stolpert, um im Dickicht Zuflucht vor einem mysteriösen Verfolger zu suchen, packt man die Seiten dieses Buches unwillkürlich fester. Lockern tut man sie meist erst dann, wenn auf der Bildfläche Louis und Angel erscheinen, die natürlich wieder für manchen schwarzhumorigen Gag gut sind, insgesamt aber noch ernster herüberkommen als in den Vorgängerromanen. Connolly geht näher auf ihre bis hierhin eher nebulöse Lebensgeschichte ein, wiewohl ich mir gewünscht hätte, dass er sich für beide noch etwas mehr Zeit genommen bzw. sie stärker in die Geschichte mit eingebaut hätte. Am Schluss führen viele Fäden, wenngleich auch nicht alle, zusammen, wobei die sich dort überschlagenden Ereignisse irgendwie nicht ganz zum eher ruhigeren Erzählton des ersten Drittels passen wollen. Es scheint ganz so, als wollte da jemand möglichst schnell zum Ende kommen. Insgesamt ist „Die weiße Straße“ zwar immer noch ein waschechter Connolly, der jedoch nicht an die Vorgänger anknüpfen kann und mit seiner aufgeteilten Erzählweise für ungewohnte Längen sorgt. Wer auf harte, düstere Literatur mit einem Schuss Phantastik steht, wird letztendlich aber immer noch blendend unterhalten.
  2. Cover des Buches Der brennende Engel (ISBN: 9783548280486)
    John Connolly

    Der brennende Engel

     (17)
    Aktuelle Rezension von: Hypochrisy
    In der Dunkelheit jenseits der Nacht lauern und agieren sie, die Gläubigen. Mitglieder einer alten und religiösen Sekte, die sich die Auferstehung und Zusammenführung ihrer beiden Herren und Meister auf die Fahne geschrieben haben. Hierfür verschleppen und entführen sie Frauen aus den unteren Randgruppen, Frauen die keiner vermisst, so scheint es jedenfalls.. Doch eines ihrer Opfer ist eine Blutsverwandte von Louis, dem charismatisch düsteren Killer und Freund von Ex Cop Charlie Parker. Parker, Louis und sein Gefährte Angel machen sich auf die Suche nach der Vermissten. Es wird eine Reise in die Dunkelheit, die drei Gefährten sehen sich unvorstellbaren Greueln gegenüber und treten den Kampf gegen Mächte an, die scheinbar nicht von dieser Welt sind und die schon vor langer Zeit begonnen haben den Parkers Weg zu kreuzen... John Connolly ist zurück und mit ihm sein einsamer, schwermütiger Held Charlie Parker, der Mann, der Anderen helfen und sie retten kann, aber nicht sich selbst. Auch in diesem mittlerweile fünften Band zeigt sich Connolly in Hochform. Literarisch stark und atmosphärisch dicht schildert er eine düstere Welt, bar jeder Hoffnung und mit nur wenig Licht, in der sich Realität, Mystik und Übernatürliches zu einer Einheit verschmelzen. Und welcher Leser dachte, das Connolly sich nicht noch schlimmere Bestien als den fahrenden Mann oder Mister Pudd ausdenken kann,der sei gewarnt und kennt Brightwell noch nicht.
  3. Cover des Buches Der Kollektor (ISBN: 9783548282732)
    John Connolly

    Der Kollektor

     (15)
    Aktuelle Rezension von: WolffRump
    Genre:
    (Mystery-) Thriller

    Umfang:
    ca. 470 Seiten (Print)

    Serie:
    ja (Charlie Parker)

    Inhalt:
    Der Privatdetektiv Charlie Parker wird von Rebecca Clay beauftragt, sie vor einem mysteriösen Fremden zu schützen, der sie mit Fragen nach ihrem Vater belästigt. Der Fremde stellt sich als ein ehemaliger Berufskiller heraus, der auf der Suche nach seiner Tochter ist, die vor Jahren spurlos verschwand, während er selbst im Knast saß. Daniel Clay, Rebeccas Vater, hatte das Mädchen als Kinderpsychologe betreut, kurz bevor er selbst als verschollen gemeldet und Jahre später vom Gericht für tot erklärt wurde. Da seine Leiche niemals gefunden wurde, existieren zahlreiche Gerüchte über das Schicksal des Psychologen, der ein Experte für die Behandlung sexuell missbrauchter Kinder war. Bei seinen Ermittlungen stößt Charlie Parker auf ein Netzwerk von Päderasten, die offenbar von einer einsamen Waldsiedlung aus operieren, in deren Nähe auch der Wagen von Daniel Clay gefunden wurde. Der Detektiv beschließt, vor Ort Ermittlungen anzustellen, doch nicht nur er und der besorgte Vater des verschwundenen Mädchens sind den Päderasten auf der Spur, sondern auch ein unheimlicher Fremder mit besten Verbindungen ins Reich der Toten.

    Perspektive:
    Mit wenigen Ausnahmen Ich-Erzähler (Charlie Parker). Der Leser dringt durch die Ich-Perspektive tief in die Wahrnehmungswelt des Protagonisten ein, die für den Fortgang der Story von entscheidender Bedeutung ist. Die wenigen Perspektivwechsel wirken eher verwirrend. Das gilt insbesondere für das 1. Kapitel, in dem eine Figur (ein Schausteller) eingeführt wird, die für den Plot nahezu bedeutungslos ist. Leider, denn die Figur ist interessant angelegt und macht Appetit auf mehr.

    Erzählzeit:
    Vergangenheit.

    Setting:
    Portland und das dünn besiedelte Hinterland von Maine bilden die Kulisse für die Story. Insbesondere die einsamen Wälder mit ihren hinterwäldlerischen Bewohnern unterstützen in idealer Weise die zunehmend mystische Stimmung des Romans.

    Struktur und Spannungsbogen:
    Das Thema Kindesmissbrauch hält für die meisten Leser auch ohne das fiktionale Gewand schon mehr als genug Horror-Elemente bereit. Connolly verarbeit das Thema jedoch nicht reißerisch. Er fokussiert sich nicht auf die ekelbeladene Missbrauchssituation und das Abarbeiten der gängigen Täterklischees. Die Täter sind zwar die Zielobjekte der Handlung, aber Connolly stellt die Opfer und die Auswirkung des Missbrauchs auf ihren Lebensweg in den Mittelpunkt. Auf Effekthascherei und Plattitüden wird dabei weitgehend verzichtet. Man merkt, dass sich der Autor dezidiert und unter fachlicher Anleitung mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Er zeigt neue Facetten des Themas auf und flechtet sie geschickt in die Story ein. Kein Vergleich mit der banalen Schwarz-Weiß – Logik der Schablonendenker aus den TV-Redaktionen, die Voyeurismus mit Spannung verwechseln und Klischeebefriedigung zum Credo für ihre Drehbuchautoren machen.

    Im vorliegenden Roman entsteht Spannung weniger aus der Frage, ob das Mädchen noch rechtzeitig vor seinen Peinigern gerettet werden kann – ein Aspekt, den Tatort-Autoren bis zum Erbrechen ausgewalzt hätten. Die Rettung des Opfers tritt in den Hintergrund. Sie erscheint ohnehin unmöglich, weil dem Leser die Spätfolgen des Missbrauchs jederzeit bildhaft präsent sind. Den Protagonisten und damit auch den Leser treibt vielmehr die Frage um, wie das Geflecht von Suche, Rache, Schuld und Leid mit der immer mehr durchscheinenden mystischen Schicht der Geschichte hinter der offensichtlichen Wahrnehmungswelt zusammenhängt. Überhaupt ist das Thema Wahrnehmung ein Leitmotiv, das sich durch den gesamten Plot zieht.

    Auffallend im Vergleich zu typischen Genrevertretern ist der langsame Spannungsaufbau der Story. Es gibt keinen ‚Big Bang’, der den Leser in den Plot hineinreißt. Das ist angesichts tradierter Lesegewohnheiten der Thriller-Kundschaft nicht ohne Risiko. Da es sich jedoch um eine bereits eingeführte Serie handelt, wissen Connolly-Liebhaber vermutlich, was sie erwartet.

    Charaktere:
    Charlie Parker wird als der allgegenwärtige Protagonist auch in seiner psychischen Wahrnehmungswelt detailliert ausgeleuchtet. Der Charakter bietet dem Leser ein hohes Identifikationspotential, er ist entscheidungsstark und treibt die Story kraftvoll voran. Natürlich hat er, wie im Genre mittlerweile üblich, die entsprechenden Macken und Risse in seiner Biographie. Die Trennungsquote unserer Romandetektive dürfte diejenige ihrer Entsprechungen in der Realwelt (Polizisten, Detektive etc.) mittlerweile sogar noch übertreffen. Diese Schwächen geben dem Protagonisten zwar ein größeres Empathiepotential und das notwendige Quentchen ‚menschliche Anmutung’, aber so langsam bekommen dieses Schema und seine auch in diesem Fall vollkommen einfallslose Umsetzung etwas Lächerliches. Ich kann es einfach nicht mehr lesen. Punkt. Auch hätte dem Helden m. E. etwas weniger Heldenhaftigkeit und ein Quentchen mehr Privatleben gut getan.

    Dass sein muskulöser Helfer Louis sowohl schwarz als auch schwul ist und als Sahnehäubchen auch noch einen weißen Lover hat, ist zwar der Gipfel der Political Correctness, aber es geht in einem Roman nunmal darum, originelle und trotzdem glaubwürdige Figuren zu kreieren – und kein Wahlkampfteam für die US-Demokraten.

    Viel besser gelungen sind die dunklen Charaktere, allen voran Merrick, der animalische Killer und liebende Vater und der Kollektor, eine mystifizierte Figur, die an der Schwelle zwischen Ober- und Unterwelt zu agieren scheint. Man wird die Bilder und den Geruch der beiden nicht mehr los, auch lange nachdem man den Roman beendet hat. Der englische Originaltitel ‚The Unquiet’ trifft das mystische Feeling, das der Roman verbreitet, deutlich besser als ‚Der Kollektor’. Letzterer erinnert an einen gewöhnlichen Serienkiller, der sich anhand seiner Mitbringsel an seinen Taten aufgeilt. Eine solche Figur ist der diesseitige Jenseitige in dieser Story in keiner Weise.

    Zentral für die Botschaft der Geschichte ist für mich jedoch eine andere, von den quantitativen Anteilen her viel unbedeutendere Figur. Es handelt sich um ein ehemaliges Missbrauchsopfer, das eben dieses Adjektiv aushebelt. Ein Kindesmissbrauch ist nie ehemalig, sondern (für das Opfer) immer gegenwärtig, egal wie viel Zeit vergangen ist. Andy Kellog ist ein Missbrauchsopfer, dessen asozial-aggressives Verhalten im Gefängnis in den Kontext dessen gesetzt wird, was ihm widerfahren ist. Ein unverschuldetes Kindheitserlebnis führte zu seinem sozial abweichenden Verhalten, dieses zu einer endlosen Gefängniszeit, die wiederum seine Behandlung verhinderte, wodurch sein Verhalten noch unberechenbarer wurde usw. usw.. Andy wird zum Opfer seiner Peiniger, zum Opfer der anderen Gefängnisinsassen, der Wärter und des Systems, das letztendlich das Werk der Päderasten mit bürokratischem Gleichmut vollendet. Connolly gelingt es meisterhaft, das Bild seiner Tragödie in einer einzigen Schlüsselszene in das Gedächtnis der Leser zu brennen. Man fragt sich unwillkürlich, wie viele der scheinbar arbeitsscheuen Obdachlosen und psychisch Gestörten, denen man in jeder Großstadt zu jeder Tages- und Nachtzeit begegnet, eine ähnliche Geschichte haben und wo man selbst geendet wäre, wenn ...

    Sprache/Duktus:
    Connolly verwendet eine äußerst bildreiche Sprache, die das mystische Grundthema der Story gut transportiert. Das Kopfkino des Lesers wird hervorragend unterstützt. Man liest bei Connolly in Bildern, nicht in Worten. Das sprachliche Niveau (der dt. Übersetzung) und der Detailreichtum der Beschreibungen sind für das Genre und insbesondere für eine Serie überdurchschnittlich. Mein einziger Kritikpunkt: Connolly übertreibt es mit der Anzahl der von ihm herangezogenen Metaphern etwas. Wenn man alle paar Zeilen ein neues Bild bemüht und mit stoischer Regelmäßigkeit ein Wie an das nächste reiht, dann gehen die wirklich für den Plot wichtigen Bilder unter. Ingesamt jedoch ist die sprachliche Ausgestaltung eine Stärke des Romans.

    Fazit:
    Der Kollektor ist ein Thriller mit einem leicht mystischen Touch, dessen Spannungselement stark von der düsteren Grundstimmung und den pointierten Charakteren getragen wird. Die Stärke des Buches liegt in der sprachlichen Umsetzung des Themas. Abzüge gibt es für die Ausgestaltung der positiven Charaktere, deren Tiefe nicht mit derjenigen ihrer dunklen Vettern mithalten kann. Störend ist das Dauerfeuer der Metaphern, das die wirklich wertvollen Bilder überlagert.

    Stärkste Szene:
    Das Interview mit dem Missbrauchsopfer Andy Kellog im Gefängnis.
  4. Cover des Buches Das schwarze Herz (ISBN: 9783955305659)
    John Connolly

    Das schwarze Herz

     (55)
    Aktuelle Rezension von: TheSaint

    Als der NYPD-Detective Charlie "Bird" Parker (der Spitzname "Bird" ist eine Anspielung auf den Jazz-Saxophonisten Charles Parker Jr.) nach der Rückkehr von einer seiner Sauftouren seine Frau und Tochter brutalst ermordet und die Leichen ähnlich Bildern aus historischen Anatomielehrbüchern drapiert vorfindet, ist dieser Schock Anlass, den Polizeidienst und den Alkohol zu quittieren und sich dem Schmerz zu ergeben. Um seine Schuldgefühle zu bekämpfen und wieder Fuß im Leben fassen zu können, arbeitet Parker als Privatermittler und sucht nebenbei nach Spuren, die ihn zum Mörder, der als "fahrender Mann" firmiert und auf dessen Konto weitere brutale Ritualmorde gehen, seiner Familie führen sollen.

    Jahre später stellt sich während eines Auftrages - "Bird" soll eine verschwundene Frau namens Catherine Demeter wiederfinden - der "fahrende Mann" wieder ein und demonstriert abermals seine infernalischen Menschenhäutungen. Die Kriminalpsychologin Rachel Wolfe bietet ihre Dienste an und entwickelt langsam ein Täterprofil, welches Parker bei der Lösung des Demeter-Auftrages zu dem Schluss bringt, dass der pädophile Mafia-Spross mit einer Vorliebe, der Ermordung von Kindern zuzusehen und der "fahrende Mann" miteinander zu tun haben...

    Mit der Hilfe von Wolfe und zwei treuen Halbunterweltlern namens Louis und Angel beginnt Parker in den Sümpfen Louisianas die Fäden zusammenzuführen und den "fahrenden Mann" zu seiner Endstation zu bringen...

    Mit diesem Roman startete der irische Schriftsteller 1999 seine mittlerweile auf 20 Romane angewachsene Reihe um den Privatermittler Charlie Parker. Der Autor schreibt plastisch und ist in der Darstellung der Morde recht drastisch. Die Beschreibungen der handelnden Personen sind klar und die Darstellung der Orte - vor allem Louisianas - atmosphärisch und dicht. Der Roman ist etwas zu überladen, denn er bringt uns zwei Handlungsstränge, die parallel laufen aber nicht wirklich reibungslos ineinander aufgehen. Trotz der Überlänge, den Holprigkeiten und dem Hang zur expliziten Grausamkeit sowie der Verwendung eines weiteren irren Serienmörders (der am Ende durch Fadesse enttäuscht) vermag Connolly durch seinen Schreibstil, der allen Figuren Sympathie, Anziehung oder auch Widerwärtigkeit zu verleihen vermag, den Leser während der überfrachteten Handlung interessiert zu halten.

    Wer Romanen mit gebrochenen und fehlerbehafteten Helden, blutrünstigen und brutalen Gewaltakten und religiösen Motiven wie Schuld, Sühne, Vergebung und Rache zugetan ist, der wird mit dem Autor und seiner Buchreihe seine schaurigen und spannenden Momente haben.

  5. Cover des Buches In tiefer Finsternis (ISBN: 9783548266237)
    John Connolly

    In tiefer Finsternis

     (25)
    Aktuelle Rezension von: Jok
    Der Privatdetektiv Charlie Parker, der sich eigentlich mit ruhigeren Wirtschaftsfällen beschäftigen will, übernimmt die Aufklärung eines scheinbaren Selbstmordes einer jungen Frau. Diese hatte sich mit einer religiösen Gemeinschaft, der "Bruderschaft" beschäftigt. Es sieht von Anfang an so aus, als sei sie deshalb umgebracht worden. Im Laufe der Ermittlungen geschehen zahlreiche Morde, einer mysteriöser und brutaler als der Andere. Parker wird auch immer wieder von seiner Vergangenheit belastet, in der er seine Frau und seine Tochter durch einen irren Mörder verlor. Durch die Hilfe von seiner jetzigen Lebensgefährtin und zwei weiteren Freunden, gelingt es ihm am Ende aber die Bösen zur Strecke zu bringen und den Fall aufzuklären. Die Geschichte ist sehr spannend und sehr blutig. Der Schreibstil ist angenehm, flüssig und sehr locker. Das Lesen macht Spaß und die Handlung ist komplex. Man muss mitdenken und legt das Buch nicht gern aus der Hand. Für Freunde von Thrillern eine echte Leseempfehlung!! Deshalb 4 von 5 Sternen.

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks