Bücher mit dem Tag "che guevara"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "che guevara" gekennzeichnet haben.

25 Bücher

  1. Cover des Buches Nächstes Jahr in Havanna (ISBN: 9783453422780)
    Chanel Cleeton

    Nächstes Jahr in Havanna

     (100)
    Aktuelle Rezension von: Bellis-Perennis

    Dieser Roman ist der erste Teil einer mehrbändigen Familien-Saga um Kubaner und Exil-Kubaner. 

    Die Geschichte wird abwechselnd aus zwei Perspektiven und auf zwei Zeitebenen erzählt. Der eine Erzählstrang führt uns nach Kuba in das Jahr 1958/59 und zu Elisa. Der zweite in das Jahr 2017 und zu Marisol, die den letzten Willen ihrer verstorbenen Großmutter Elisa, nämlich deren Asche in Kuba zu verstreuen, erfüllen soll. 

    Marisol, die in Florida lebt, hat eine bestimmte Vorstellung von Kuba, und wandelt auf den Spuren ihrer Großmutter. Obwohl Fidel Castro seit Kurzem Geschichte ist, sind die Schatten seiner Herrschaft nach wie vor deutlich zu spüren. 

    Meine Meinung: 

    Die mehrfachen Perspektivwechsel haben mir sehr gut gefallen. Die Ähnlichkeiten zwischen Enkelin Marisol und Großmutter Elisa sind deutlich erkennbar. 

    Sehr gut sind die gesellschaftlichen Unterschiede zwischen den reichen Zuckerrohrplantagenbesitzern und der armen Bevölkerung beschrieben sowie die Korruption des Staates. Dass sich die besitzlose Mehrheit gegen die besitzende Minderheit auflehnt, ist als bekannt vorauszusetzen. Interessant, wie ahnungslos Elisa in ihrem goldenen Käfig aufwächst. Spannend auch, dass der Bruder sich den Aufständischen anschließt. Dass über die Revolutionäre wenig geschrieben wird, ist klar. Kurz nach der Machtübernahme von Fidel Castro 1959 flieht Elisa mit ihrer Familie, nicht ohne vorher einen Großteil des Vermögens in Sicherheit gebracht zu haben. 

    Auch im zweiten Handlungsstrang sind die Unterschiede zwischen reich und arm deutlich sichtbar. Diem Menschen in Kuba leben nach wie vor an der Armutsgrenze. Allerdings sind viele zu Lebenskünstlern geworden und unterlaufen das kommunistische System. Es kommt, wie es kommen muss: Wie einst ihre Großmutter verliebt sich auch Marisol in einen jungen Mann, der gegen die Ungerechtigkeiten kämpft.  

    Auf das Buch bin ich wegen des Titels aufmerksam geworden „Nächstes Jahr in Havanna“ ist eine Abwandlung des jüdischen Wunsches „Nächstes Jahr in Jerusalem“, der die Rückkehr aus der Diaspora in die alte Heimat symbolisieren soll. 

    Fazit:

    Hat mir recht gut gefallen. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

     

  2. Cover des Buches Das Dosenmilch-Trauma (ISBN: 9783423203708)
    Jess Jochimsen

    Das Dosenmilch-Trauma

     (47)
    Aktuelle Rezension von: bigpanda

    Jess Jochimsen hat mit Ende 20 in dem Buch das Dosenmilch-Trauma seine Kindheit und Jugend mit den Hippie Eltern (die Renate und der Eberhard) sehr lustig in kurzen Geschichten aufgeschrieben. Beim Lesen kann man  sich gut die Darbietung auf der Bühne vorstellen,  was natürlich auch daran liegt, dass er mittlerweile seit ca. 30 als Comedian/Kabarettist auf der Bühne steht und genau mit diesen Geschichten über die linken Eltern im katholischen Bayern bekannt wurde.

    Meiner Meinung nach liegt die Stärke des Buches, vor allem darin, dass er nicht nur die Klischees bedient, sondern zeigt, dass Menschen, egal welcher Ideologie anhängend, durchaus auch widersprüchlich und Facettenreich sind, so hatte ich große Freude an der Erzählung über den Familien-Benz, den nur der Vater fahren durfte.

    Nicht nur wenn man als Kind mit ähnlich 68er geprägtem Umfeld in Berührung kam, wird man von dem Buch gut unterhalten, sondern auch wenn man schon mal als "Sitzriese" beschimpft wurde kann man sich sehr gut mit dem Sutor identifizieren,  auch als Frau.

    Zuletzt hat mir das Buch Spaß gemacht, weil ich damit in eine vergangene Zeit gereist bin. Durch die Erzählungen und Bilder wurde plötzlich das Jahr 1999 wieder sehr präsent. Möllemann, Sabine Christiansen.... meine Güte, ist das alles weit weg.


  3. Cover des Buches Fidel Castro (ISBN: 9788427033474)
    Volker Skierka

    Fidel Castro

     (10)
    Aktuelle Rezension von: nscho-tschi
        Diese Biografie ist jedem zu empfehlen, der sich mit der Kuba-Krise etwas mehr auseinandersetzen möchte.
       Volker Skierka schreibt über Fidel Castro; Revolutionsführer, Politiker, Máximo Líder. Beginnend mit Castros Kindheit an der Jesuitenschule, über die Anfänge der Revolution bis hin zum Rande des dritten Weltkriegs und darüber hinaus gibt dieses Buch einen beeindruckenden und dabei nichts verschönernden Einblick in die weiten Ausläufe der Kuba-Krise.
        Es geht um Wirtschaft, Politik, Religion, Kriminalität, Armut und Reichtum, um sowohl physische als auch psychische Stärke, und um die Revolution um ein Land aus der Abhängigkeit zu befreien.

        Die Biografie zeugt von einer äußerst genauen Recherche. Den Leser erwarten dazu einige Fotografien und viele original (allerdings übersetzte) Zitate.
        Ich habe das Lesen dieser Biografie sehr genossen. Der Begriff 'Kuba-Krise' war mir zwar bekannt und ich hatte auch das berühmte Bild von Che Guevara vor Augen, doch Details und Einzelheiten waren mir völlig unbekannt. Jetzt bin ich in eine mir gänzlich unbekannte Welt eingetaucht, die mich mit zahllosen Einzelheiten konfrontiert und begeistert hat.
        Besonders beeindruckt hat mich die Tatsache, dass ein Mann solch einen beeindruckenden Wandel vollbringen konnte (ob gut oder schlecht, darüber kann man streiten) und er seinen Willen und seine Überzeugungen ununterbrochen bis heute verfolgt und daran festgehalten hat.
  4. Cover des Buches Die unsichtbaren Stimmen (ISBN: 9783596511877)
    Carolina De Robertis

    Die unsichtbaren Stimmen

     (73)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Es geht um drei Generationen von Frauen, drei starke Persönlichkeiten und führt uns nach Montevideo, Buenos Aires und lässt die Geschichte von Südamerika lebendig werden. Man leidet, wächst, liebt, hofft und bangt und erlebt einen Roman wie ein Rausch. Ein großartiger Familienroman der alle LeserInnen die Allende mögen verzaubern wird.

  5. Cover des Buches Traumpfade der Weltrevolution (ISBN: 9783596185764)
    Gerd Koenen

    Traumpfade der Weltrevolution

     (6)
    Aktuelle Rezension von: hproentgen
    Che Guevara und die kubanische Revolution haben tausende Intellektuelle begeistert. Und während der real existierende Sozialismus in sich zusammenstürzte, ohne dass ihm viele nachweinten, bleibt der Mythos Ché so lebendig, dass sogar Hollywood eine Schmonzette darüber drehen wollte. Dass ausgerechnet die Traumfabrik der imperialistischen Supermacht, die er sein Leben lang bekämpft hatte, ihn verfilmen und verehren wollte, das gehört zu den besten Hintertreppenwitze der Weltgeschichte. Nur der juristische Einspruch der Mutter von "Tanja la Guerillera", einer Kampfgenossin Chés, verhinderte das.

     

    Doch wer war Ché wirklich, was hat er wirklich getan, was waren seine Ziele, was trieb ihn an?

     

    Gerd Koenen, selbst einer derer, die ihn verehrt hatten, will in diesem Buch den echten Ché vorstellen. Der junge Ché, eher nicht politisch, sondern mehr literarisch interessiert (und erotisch, wie in diesem Alter nicht unüblich), der Gedichte schreibt und durch Südamerika tourt. Dabei wird er von der dünnen Oberschicht überall willkommen geheißen und weitergereicht, ein realistischer Einblick in die Verhältnisse Südamerikas in den Vierziger und Fünfziger Jahren. Er schreibt schwülstige Gedichte (auch das in dem Alter nicht unüblich), studiert später Medizin und dann fährt er wieder durch den Subkontinent. Ein extremer Individualist, der seine Rolle im Leben sucht. Als Angehöriger der Oberschicht blickt er voller Verachtung auf Kommerz und Geld herab; in einem Job Tag für Tag das gleiche zu tun, das reizt ihn nicht, er will eine wichtige Rolle spielen. Die Welt zu retten, wäre ihm adäquat, noch besser, bei dieser Rettung zu sterben, sein Leben zu opfern und ihm dadurch Bedeutung zu verleihen. Auch das ist in dem ALter nicht unüblich und dürfte ihn kaum von anderen jungen Männern unterschieden haben.

     

    Obendrein teilt er den Hass vieler Latinos auf die Gringos, auf das reiche Nordamerika, das an allem Übel dieser Welt und insbesondere an allen Übeln Südamerikas schuld ist. Diese Überzeugung wird er bis zu seinem Tode nicht ändern.

     

    Dann trifft er Castro. Und der kann ihm das bieten: Kuba vom Tyrann Batista befreien, eine heroische Landung in der Höhle des Löwen und die Chance sein Leben für die Freiheit einzusetzen. Ché schlägt ein, der Rest ist Geschichte. Die kleine Truppe vollbringt das Unmögliche, sie landet unter dem Feuer der Batista-Soldaten, kann sich in die Sierra Maestra durchschlagen, führt dort einen Partisanenkrieg und stürzt schließlich den Diktator.

     

    In diesen Jahren wird Ché zum Politiker. Dass eine kleine, entschlossene Gruppe von Männern (Frauen kommen im Weltbild des Ché als Mitkämpfer kaum in Betracht) einen Diktator stürzen kann, diese Vorstellung baut er von nun an aus. "Sieg im Volkskrieg" ist die Parole. Der große Krake USA kann geschlagen werden, man muss nur den Mut und die Entschiedenheit dazu besitzen. Folgerichtig hält es ihn nur kurz auf dem Stuhl eines Ministers. Ein Leben als Verwalter, Bürokrat ist nichts, das ihn reizt. Auch wenn er die kurzen Jahre als Minister nutzt, auf der diplomatischen Bühne mit frechen Sprüchen sowohl den Feind USA wie den Bundesgenossen Sowjetunion zu düpieren. Zusammen mit Castro schafft er es, dass das kleine Cuba einige Jahre lang die Weltgeschichte bestimmt. Sowohl die USA wie die Sowjets werden immer wieder überrascht und ausmanövriert.

     

    Die ironischen Sprüche, die so ganz anders klingen als die steifen Formeln, hinter denen sich die beiden Supermächte mittlerweile eingegraben haben, die immer neuen unerwarteten Wendungen der kubanischen Politik sind es denn auch, die Ché und Castro die Herzen zufliegen lassen. Selbst eingefleischte CDU Wähler grinsen über „den fidelen Castro“ und können die klammheimliche Schadenfreude nicht verbergen. Hier liegt ganz sicher ein Grund für die ungebrochene Faszination für „den Ché“. Dass jemand die Dinge beim Namen nennt, statt sie mit diplomatischen oder weltanschaulichen Formeln zu kaschieren, gefällt.

     

    In Cuba sieht es allerdings ganz anders aus. Die versprochenen Wahlen werden nie abgehalten, schnell wird das Land gleichgeschaltet, wer sich nicht hinter Castro und Co einreiht, muss das Land verlassen, landet im Umerziehungslager oder gar vor dem Erschießungskommando. „Paredon! Paredon! Paredon!“ (An die Wand!) heißt die Parole.

     

    Ché selbst, der absolute Individualist, der Mann, der selbst im Feld abgesondert von den anderen sitzt und ein Buch liest, hält flammende Appelle gegen den Individualismus:

     

    „Der Individualismus als solcher, als isoliertes Handeln eines Menschen [...] muss verschwinden. Der Individualismus von morgen sollte die angemessene Nutzbarmachung des ganzen Individuums zum uneingeschränkten Wohl der Gemeinschaft sein.“

     

    Dass er den eigenen Individualismus nie aufgab, ist einer der Widersprüche seiner Person. Dass er außerdem einen neuen Menschen nach seinem Ebenbilde schaffen wollte, ein anderer. Er selbst wollte seine ganze Kraft für die große Idee einsetzen:

     

    „Ich arbeite 16-18 Stünden täglich und schlafe 6 Stunden, wenn ich kann [...] ich glaube, dass ich eine Mission zu erfüllen habe auf dieser Welt, und dieser Aufgabe muss ich alles opfern, jedes tägliche Vergnügen, ein Zuhause, persönliche Sicherheit und möglicherweise auch mein eigenes Leben.“

     

    Wenn allerdings das zu einem Lebensentwurf wird, dem alle Menschen zu folgen haben, wird es gefährlich. So ist eine 40 Stunde Woche in Ché Weltbild nicht vorgesehen und allein schon der Gedanke daran konterrevolutionär.

     

    Wie alle südamerikanischen Caudillos vereinigte Ché Großzügigkeit und Grausamkeit in seiner Person. Er hatte keine Hemmungen, politische Gegner zu erschießen, konnte aber auch mit großer Geste vergeben. Sein Weltbild war immer noch das Weltbild der lateinamerikanischen Oberklasse. Der Führer geht voran, denkt für die armen Bevölkerungschichten, sorgt für sie. Demokratie scheint nie mehr als ein Lippenbekenntnis gewesen zu sein. Und seine Verachtung für Kommerz entspricht der Verachtung des preußischen Adels, der ebenfalls nur im Waffenhandwerk, im Kampf das adäquate Betätigungsfeld eines Edelmannes sah und für den Leute, die für Geld arbeiteten, von vorneherein minderwertig waren.

     

    Gerd Koenen schildert in dem Buch anschaulich den Werdegang Ché von dem Hippie, der durch Südamerika zieht bis zu dem Berufsrevolutionär, der mit der Waffe in der Hand durch die Welt reist, um überall die Revolution zu entfachen. Gut lesbar, mit vielen Zitaten und ausführlichem Literaturverzeichnis am Ende fehlt dennoch etwas. Für die meisten Zitate und Behauptungen fehlt der Verweis, woher sie stammen. Fußnoten gibt es leider nur wenige und gar kein Verzeichnis der verwendeten Zitate.

     

    Manches ist auch mehr als fraglich. So verweist der Autor auf Chés Begeisterung für Stalin, allerdings konnte mich das nicht überzeugen. Zwar war auch Ché bereit, notfalls über Leichen zu gehen, zu Kompromissen nicht bereit und Anhänger einer staatlich gelenkten Wirtschaft. Es finden sich auch einige Zitate, die Stalin loben. Dennoch gibt es deutliche Unterschiede. Bei Stalin war die Partei das A und O, bei Ché war es der Kampf und manches andere auch deuten nicht auf allzu große Übereinstimmung hin. Mir scheint es, dass hier der Autor auf Stalin verweist, weil er damit Ché entzaubern will.

     

    Der schwächste Teil des Buches befasst sich mit Tamara Bunke, einer Deutschen, die bis zu ihrem vierzehnten Lebensjahr in Argentinien lebt, gegen ihren Willen von den Eltern in die DDR verfrachtet wird, sich dort als linientreue Genossin darstellt, um schließlich ohne Erlaubnis der SED die DDR Richtung Kuba zu verlassen und sich der Guerilla Chés als "Tanja la Guerillera" in Bolivien anzuschließen. Koenen schildert sie als brave Parteisoldatin, die allen Anforderungen der SED treudeutsch nachkommt und sie übererfüllt. Dazu zitiert er aus Stasi-Papieren und Texten Tamaras.

     

    Nur vergisst er eins: Tamara hatte nur dann eine Chance zurück nach Lateinamerika zu gelangen, wenn sie sich absolut parteitreu zeigte. Das brave Mädchen, das sie spielte (und das sowohl die SED wie Koenen ihr abnehmen) war sie wohl nicht. Denn gegen den Willen der SED Führung nach Kuba zu fliehen, erfordert nicht nur Mut (immerhin war das Republikflucht), sondern spricht auch nicht für die 150% Genossin. Eine glühende Sozialistin war sie gleichwohl sicher. Nur dass die Morgenröte der jungen kubanischen Revolution und deren ebenfalls junger Führer ihr erheblich anziehender erschien als die verknöcherte Gerontenrepublik der DDR. Was einmal mehr verständlich macht, warum Ende der Sechziger soviele junge Leute begeistert von der kubanischen Revolution waren.

     

    Auch den Zitaten Chés glaubt das Buch, übernimmt sie 1:1 als Wirklichkeit, selbst in Gedichten. Doch Gedichte spiegeln nie hundertprozentig die Auffassungen des Dichters wieder, hier wäre mehr Distanz, mehr Interpretation wünschenswert gewesen.

     

    Koenens Buch wirft natürlich weitere Fragen auf, die nicht alle in dem Buch behandelt werden konnten.

     

    Während er ausgiebig Chés Stalin Zitate darstellt, wird Chés Asthma nur insofern erwähnt, dass er deswegen stets Medikamente braucht. Aber was bedeutete es für einen Jungen in den Dreißiger Jahren Asthma zu haben? Auch in Deutschland war es die Hochzeit des Männlichkeitswahns, ein Junge musste eine Sportskanone, ein „richtiger Kerl“ sein, kein Weichei. Ich vermute, dass dieses Asthma eine ganz zentrale Rolle in Chés Persönlichkeit spielte. Sein ganzes erwachsenes Leben lang spielte er den ganzen Kerl, den Mann, den nichts umhauen kann, den Mann, der weder Tod noch Teufel fürchtet. Lord Byron fällt mir da ein, der durch einen Klumpfuß gehandikappt war und ebenfalls einer Revolution beitrat, nämlich der griechischen. Überhaupt ähnelt Ché Byron, die romantische Pose, die Verachtung für realistische Politik und der Glaube daran, dass man alleine mit Willenskraft alles schaffen könne. Nicht zu vergessen der frühe Tod, der beide zu Helden und Heiligen machte.

     

    Im Buch wird auch die Zeit der Guerilla in der Sierra Maestra nur kurz gestreift. Aber wieweit hat gerade diese Zeit Ché nicht geprägt, war seine goldene Zeit? Immerhin erlebte er hier, der Einzelgänger und Individualist erstmals ein Gemeinschaftserlebnis, eines, dem er immer wieder nachlief, eines, das er immer wiederholen wollte und das er als Ideal allen Menschen aufpfropfen wollte?

     

    Aber was kann man besseres über ein Buch sagen, als dass es zu weiterem Nachdenken anregt? So sind die Traumpfade der Weltrevolution ein lesenswertes Buch, das nicht nur über Ché berichtet, sondern auch die zahlreichen Irrungen und Wirrungen der realsozialistischen Staaten spiegelt, etwa die entsetzte Prüderie der SED und Stasi über die vermeintliche „Unmoral“ der kubanischen Revolution.

     

    Leseprobe: leider keine Leseprobe

    Homepage des Autors: http://www.gerd-koenen.de/

     

    Traumpfade der Weltrevolution – das Guevara Projekt, Sachbuch, Gerd Koenen, Fischer, Dezember 2011

    ISBN-13: 978-3596185764, Tb, 698 Seiten, Euro 12,99

     

  6. Cover des Buches Kubanischer Herbst (ISBN: 9783946593256)
    Morten Hesseldahl

    Kubanischer Herbst

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Orisha

    Der "Kubanische Herbst" erzählt die Geschichte des dänischen Reporters Jan Stage (1937 - 2003), der sich frustriert von den Entwicklungen im eigenen Land, in den 1960er Jahren der Sache der Revolution anschloss. Erst Kuba, dann Bolivien, im Umfeld Che Guevaras, Monika Ertls und Inti, dem bolvianischen Studentenführer und einigen anderen, folgen wir Jan Stages Lebensgeschichte.

    Hesseldahl und Rehrs Graphic Novel ist interessant gemacht. Allerdings fehlt dem Buch schlichtweg eine historische Einordnung, die als Intro oder Outro dem Buch hätte beigegeben werden können. So ist es schwer der Geschichte zu folgen. Zum einen weil mir die Story nicht bekannt ist und sie in der Erzählweise, wie das Novel sie vorgibt, zu viele Lücken lässt und Zeitsprünge einbaut, so dass man in jedem Jahrzehnt in einem anderen Kontext steckt. Zum anderen fehlt es an Hintergrundinfos, zu den eingeführten Personen - die ja auf realen Persönlichkeiten basieren und keine fiktiven Charaktere sind. So dass auch hier die Wissenslücken schlichtweg zu riesig sind und diese durch das Graphic Novel nicht wirklich geschlossen werden  und das ist schade. 

    Ich liebe es, wenn man historische Dinge einmal anders aufbereitet und klar, warum nicht in Form der Graphic Novels. Aber in der Form, wie der "Kubanische Herbst" aufgebaut ist, kann man der Geschichte nicht wirklich folgen und auch die Charaktere lassen einen kalt. 

    Kurzum: Für mich persönlich ein Fail. Dabei hätte man aus der Story richtig viel rausholen können und nur Bilder ziehen da dann doch nicht. Schade.

  7. Cover des Buches Che Guevara: a Biography (ISBN: 0815411448)
  8. Cover des Buches »Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker« (ISBN: 9783407789136)
    Frederik Hetmann

    »Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker«

     (11)
    Aktuelle Rezension von: jacq
    Warum dieses Buch im Genre "Jugenbuch" notiert ist, weiß wahrscheinlich niemand. Der Autor greift das Thema "Che" auf, um die Hintergründe der Politik der USA in Mittel- und Südamerika aufzuzeigen: es geht allein um Geld und Macht! Nach den Menschen, die dabei auf der Strecke bleiben, fragt (außer Guevara, Castro u.a.) niemand. Und es sterben beim Kampf ums Überleben Hunderttausende...
  9. Cover des Buches Geliebter Che (ISBN: 9783453401952)
    Ana Menendez

    Geliebter Che

     (11)
    Aktuelle Rezension von: Beagle
    Eine junge Frau auf der Suche nach ihrer Mutter. Sie kam zusammen mit ihrem Großvater aus Kuba, als sie noch ein Baby war. Darüber, wer ihre Eltern waren, schweigt sich der Großvater ein Leben lang aus. Nur eines gibt er ihr: Den Ausschnitt eines Gedichtes von Pablo Neruda. Nach dem Tod des Großvaters begibt sich die Frau selbst auf die Spurensuche nach ihrer Familie und reist nach Havanna. Doch auch nach mehreren Aufenthalten in der Kubanischen Hauptstadt, hat sie nicht mehr Licht in das Dunkel der Lage gebracht. Gedrückt kehrt sie nach Miami zurück und widmet sich ihrer regulären Arbeit. Bis eines Tages ein Paket aus Spanien eintrifft. Die Briefe, die sie darin findet, sind Briefe ihrer Mutter. Briefe, an sie gerichtet. Und doch erzählen sie mehr die Liebe zu Che Guevara, einer heißen, jedoch nicht sofort entbrannten Liebe. Die Mutter, damals eine junge Malerin, lernt den Revolutionär kurz nach Batistas Fall im Hause ihres Mannes, einem Professor für Sprachwissenschaften kennen. Sie begegnen sich erst mehrere Male, bis ihre Zuneigung füreinander langsam entfacht. Als die junge Frau die Briefe ihrer Mutter fertig gelesen hat, ist sie sicher, dass dies auch ihre Geschichte ist und so begibt sie sich erneut auf eine ungewisse Reise in die Kubanische Hauptstadt. „Geliebter Che“ von Ana Menendez erzählt nicht viel von der Revolution selbst und streift den Werdegang des heutigen Kubas nur am Rande. Aber sie gibt wunderbare Einblicke in eine tropische Welt, von der wir schon bald gefangen sind. Leider ist dies auch schon die einzige Perspektive, die mich an diesem Buch überdurchschnittlich reizte, denn weder die Sprache, noch die Geschichte selbst sind spektakulär und wohl nicht für die Ewigkeit konstruiert. Schade, denn der Ansatz wäre nicht schlecht gewesen, die Idee gut, nur die Ausführung zu dürftig.
  10. Cover des Buches History. Geheimnisse des 20. Jahrhunderts (ISBN: 9783570006658)
    Guido Knopp

    History. Geheimnisse des 20. Jahrhunderts

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Jens65
    In diesem Band sind nun abgesehen von den üblichen ganz großen Themen auch viele packende "Histörchen" aufbereitet. Vieles war mir nicht neu. Etwa die Love Story von Queen Viktoria mit ihrem schottischen Hochland-Diener John Brown. Oder die Tatsache, dass Magda Goebbels einen jüdischen Stiefvater hatte, den sie im KZ verrecken ließ. Manches hat mich aber total überrascht. Hat etwa jemand gewußt, wie und warum die Limonadenmarke "Fanta" unter den Nazis erfunden wurde? Oder dass Hitler einen irischen Neffen namens William Patrick Hitler hatte, der später in der US-Armee diente? Oder - für mich der Highlight - was Musik-Superstar Billy Joel mit Josef Neckermann zu tun hat? Hier wird Zeitgeschichte erfahrbar, manchmal amüsant, meist erschütternd. Ein uneingeschränkt empfehlenswertes Buch.
  11. Cover des Buches Che. Der Traum des Guerillero (ISBN: 9783862824885)
  12. Cover des Buches Kurze Begegnungen mit Che Guevara (ISBN: 9783423260671)
    Ben Fountain

    Kurze Begegnungen mit Che Guevara

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Bri
    Um dem eigenen Leben eine Richtung zu geben, gehen viele Menschen weit. Weit im Sinne von Entfernung und weit im Sinne von bis über ihre eigenen Grenzen hinaus. Da ist der ehemalige Golfpro, der sich in Myanmar plötzlich in der Rolle des Golflehrers für Militärgrößen wiederfindet oder der Soldat, der seiner Frau nach einem Einsatz in Haiti von Voodoo-Ritualen mit wunderschönen Göttinnen erzählt, denen er weiter huldigen muss. Oder die Amerikanerin, die in Sierra Leone versucht, die Welt ein bisschen besser zu machen. Die Liste, die Ben Fountain in seinen großartigen Erzählungen über Menschen, die sich dorthin begeben, wohin man normalerweise nicht freiwillig geht, erstellt ist natürlich noch länger, doch soll sie hier nicht komplett wiedergegeben werden.

    Geschichten, die sich an Orten ereignen, die sich im Ausnahmezustand befinden und zwar so richtig. Korruption, Militärherrschafft, revolutionäre Zustände bilden den Rahmen für Fountains Hauptfiguren. Wie erhält man sich unter solchen Umständen den ungetrübten Blick, den klaren Verstand? Oder ist das gar nicht möglich? Kann man als neutraler Beobachter oder verantwortlicher Angestellter einer sogenannten Nichtregierungsorganisation tatsächlich objektiv bleiben? Offensichtlich nicht. Denn die Menschen, denen man helfen möchte, leiden unter den herrschenden miserablen Lebensumständen, die sie nicht zu verantworten haben.

    Um nicht allzu tief in den Strudel zu geraten, gibt es Strategien der Vermeidung, wie zum Beispiel, nicht so genaues Hinterfragen der Ereignisse oder auch der eigenen Taten. Manchmal auch verrücktes Verhalten - im positiven Sinn.

    Ben Fountain schöpft in seinen Erzählungen aus dem Vollem. Dadurch entstehen Geschichten, die in sich so vielschichtig sind wie Romane. Romane in Kurzform. Die Atmosphäre, die er dabei erschafft wird, im Klappentext vollkommen zurecht mit der Kunst eines Graham Greene verglichen. Während man von einer Geschichte in die andere gleitet, reist man ebenso leicht mit den Protagonisten durch die Welt. Und das im Gegensatz zu ihnen völlig gefahrlos - aber nicht, ohne belustigt, tief beeindruckt oder auch erschüttert zurück zu bleiben.

    Bemerkenswert sind vor allem die Leichtigkeit und der Witz, die in einigen der Erzählungen aufblitzen. Sie mildern bittere Wahrheiten, die dennoch nicht verschwiegen werden ab. Und das ist wahrlich eine Kunst.

    Die Titel gebende Erzählung Kurze Begegnungen mit Che Guevara wirkt äußerst authentisch, vielleicht sogar autobiographisch, und zeigt die Verbindung der einzelnen Erzählungen über die Reisen in krisengeschüttelte Gebiete. Immer haben die Geschichten auch mit Obrigkeiten zu tun. Wie man sich mit Ihnen arrangiert, sie (aus)nutzt oder außen vorlässt.

    Die letzte Erzählung Fantasie für elf Finger allerdings bildet eine Ausnahme - wie sie zu den anderen Geschichten steht ist mir noch nicht so ganz klar. Eines jedoch ist mehr als glasklar: Was Fountain hier abgeliefert hat, ist nicht nur gut, es ist brillant, umwerfend, zieht einen in eine komplett andere Zeit und lässt so schnell nicht wieder los. Sicherlich auch wegen der durchweg sehr guten Übersetzungsleistung. Alleine diese Geschichte wäre es wert, das Buch zu erstehen, wären die anderen Erzählungen nicht fast ebenso grandios.

    Eigentlich bleibt hier nur eines: Ab in die Buchhandlung und zusammen mit Ben Fountain auf Weltreise.
  13. Cover des Buches Mein Freund Ernesto (ISBN: 9783453640320)
  14. Cover des Buches Tamara Bunke (ISBN: 9783929994384)
  15. Cover des Buches Die unsichtbaren Stimmen (ISBN: 9783866108271)
    Carolina de Robertis

    Die unsichtbaren Stimmen

     (12)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Es geht um drei Generationen von Frauen, drei starke Persönlichkeiten und führt uns nach Montevideo, Buenos Aires und lässt die Geschichte von Südamerika lebendig werden. Man leidet, wächst, liebt, hofft und bangt und erlebt einen Roman wie ein Rausch. Ein großartiger Familienroman der alle LeserInnen die Allende mögen verzaubern wird.

  16. Cover des Buches Große Verlierer (ISBN: 9783899640724)
    Wolf Schneider

    Große Verlierer

     (2)
    Aktuelle Rezension von: parden

    BIOGRAFISCHE APPETITHÄPPCHEN...

    Gute Verlierer – die besseren Menschen? Manchmal fehlt einem nur das letzte Quentchen Glück zum Erfolg. Wolf Schneider schreibt über weltberühmte Persönlichkeiten, deren Namen man nicht nur mit Ruhm und Ehre in Verbindung bringt. Der eine scheitert kläglich: Ché Guevara. Andere wurden um ihren Sieg betrogen (Rainer Barzel) oder wie die legendäre Maria Stuart vom Thron gestoßen. Interessant an Schneiders Sicht ist, daß die ausgewählten Personen nicht allgemein-biographisch, sondern unter einem bestimmten Aspekt – dem des Erfolgs – betrachtet werden. Er zeigt, daß auch Verlierer zu einer durchaus positiven Berühmtheit gelangen können. Der Autor meint: „Gute Verlierer sind vielleicht die nettesten Menschen überhaupt: sie lächeln. Sieger grinsen.“ Das macht doch Mut - oder? 

    Zunächst einmal: 6 aus 25. Nicht verständlich? Das ist das Verhältnis der vorgestellten Persönlichkeiten in diesem gekürzten Hörbuch (6) zu der Anzahl in der Printversion (25). Schon eine sehr drastische Kürzung, wie ich finde, weshalb die vom Autor selbst eingesprochene Version auch gerade einmal 2 Stunden und 14 Minuten beträgt. Bedauerlich, zumal ich über Charaktere wie beispielsweise Erwin Rommel, Richard Nixon oder Vincent van Gogh auch gerne etwas gehört hätte...

    Die Auswahl für dieses Hörbuch fiel auf sechs sehr verschiedene Charaktere, denen gemein ist, dass Wolf Schneider sie für sich in die Kategorie 'Verlierer' einordnet und die trotz oder gerade wegen ihres Scheiterns allgemein bekannt waren. Ob nun kläglich oder grandios Gescheiterte, ob Betrogene oder Entthronte, ob Abgestürzte, Geprellte, Verkannte oder was auch immer - Verlierer waren sie alle.

    Ché Guevara zum Beispiel, der Jesus der 68er, zielstrebig bis zur völligen Verblendung, konsequent bis zur Selbstvernichtung, dabei bescheiden und unbestechlich. Ganze drei Revolutionen zettelte er an, wovon nur eine erfolgreich war. Nach Kuba wollte er Afrika und dann ganz Südamerika befreien, zuletzt geriet er in einen Hinterhalt und wurde hingerichtet. Letztlich "ein Märtyrer mit Sex-Appeal, eine unwiederholbare Mischung aus Jesus, Lenin, Tarzan und Rudolf Valentino." Was für ein Bild...

    Oder Michail Gorbatschow, der Völker befreite und dabei ein ganzes Imperium verlor. Wilhelm II., der letzte Deutsche Kaiser und König von Preußen - die Gallionsfigur der sterbenden Weltmacht. Maria Stuart, die enthauptete Königin der Intrigen. Winston Chruchill, das Stehaufmännchen, der ganze viermal entlassen und gestürzt wurde (als 1. Lord der Admiralität, als Kriegsminister, als Schatzkanzler, als Premier) - bis er ins Nichtstun entlassen wurde und sich schließlich zu Tode langweilte. Und schließlich Rainer Barzel, der Mann, der beinahe Bundeskanzler geworden wäre, wenn nicht zwei gekaufte Abgeordnete gegen ihn gestimmt hätten.

    Interessante biografische Skizzen präsentiert Wolf Schneider hier, denen offenbar eine sorgfältige Recherche zugrunde liegt, wenngleich auch der Blickwinkel eingeschränkt erscheint, der Fokus ausschließlich auf die Episoden des Verlierens beschränkt ist. Dennoch sind es Appetithäppchen, die Lust auf mehr machen.

    Eine Autorenlesung kann gelungen sein - hier hatte ich zeitweise so meine Schwierigkeiten. Wolf Schneider liest recht schnell, manchmal für mein Empfinden überhastet, was das Hörerlebnis etwas anstrengend werden ließ. 

    Warum nur immer auf die Sieger schauen? Auch Verlierer können spannend sein...


    © Parden

  17. Cover des Buches Adam ist jetzt mit Eva befreundet (ISBN: 9783841902450)
    Wylie Overstreet

    Adam ist jetzt mit Eva befreundet

     (40)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    Eine interessante Idee: Was wäre passiert, wenn Mark Z. (bzw. die Winklevoss-Zwillinge) Facebook viel früher erfunden hätten, was hätte man damals nicht alles schon im Vorraus wissen können? Schön ironisch-humorvolle Gedankenspielereien, bei dem einem auch manchmal das lachen im Halse stecken bleibt, zB wenn Hitler Nationalismus bereits 1920 für eine "gute Idee" hält. Sehr amüsant so für zwischendurch, durchaus weiterzuempfehlen.
  18. Cover des Buches Große Verlierer (ISBN: 9783499615030)
    Wolf Schneider

    Große Verlierer

     (5)
    Aktuelle Rezension von: Mephisto
    Wolf Schneiders Stil ist kurz und prägnant, sehr gut lesbar und informativ geschrieben. Eine kleine Auswahl von Biographien, die eins gemeinsam haben: die bekanntesten Verlierer der Weltgeschichte zu sein. Einziges Manko, die Auslese ist einwenig zu einseitig geschehen, unter den Verlierern sind sehr wenig Frauen aufgeführt.
  19. Cover des Buches Der zweite Tod des Che Guevara (ISBN: 9783000478079)
  20. Cover des Buches Experimentum Mundi / SELEKTION - Mutanten in Afrika gegen die sino-asiatische Gier (ISBN: 9783754979471)
    Andreas Achenbach

    Experimentum Mundi / SELEKTION - Mutanten in Afrika gegen die sino-asiatische Gier

     (1)
    Aktuelle Rezension von: HansausEssen

    Der Haupttitel hatte mich beim ersten Anblick des 300 Seiten starken Buchs angesprungen wie ein Ozelot aus dem brasilianischen Dschungel und der Untertitel nebst seltsamem Titelfoto neugierig gemacht, was der Realist Achenbach da wohl als Science-Fiction Doku-Roman verfasst haben könnte, nachdem er ja gerade erst mit seinem anrührenden Corona-Buch einen sehr persönlichen Beitrag zum Ertragen der aktuellen Pandemie und ihrer Geschichte geliefert hatte.

    Die ersten Seiten zogen mich geradezu voller Spannung in eine Welt der Wissenschaft und Politik, die mir völlig fremd ist und später im Taumel von Hongkong bei der Bank of China seinen tragischen Anfang für Afrika nimmt - in einer Umgebung von Intrigen und Menschenverachtung sondergleichen. Da ich den Autor aus seiner Zeit als Geschäftsführer der Tech-Konzept GmbH aus den späten Achtzigern in Essen kenne, weiß ich, dass er die Klaviatur des modernen Managements und der großdenkerischen Technologiekonzepte voll beherrscht. Ich folgte dem Geschehen oft mit offenem Mund und echtem Staunen über so viel Niedertracht in der Politik, die ich mir nie hätte vorstellen können. Aber ich habe auch viel gelernt über Asien und Afrika, da der Autor brillant recherchiert hat und das moderne Afrika zum Ende der Geschichte immer wieder mit Anekdoten aus den archaischen Ursprüngen afrikanischer Königsreiche und den immer währenden Kämpfen um Anerkennung und Macht, mit kritischen Beiträgen der Weltgemeinschaft konfrontiert, die den schwarzen Kontinent offensichtlich nur als Reservoir für Arbeitskräfte (Sklavenhandel) und Rohstoffe (nicht nur Diamanten) missbraucht hat und mit dem Alibi des Erhalts von Naturwundern wie die Serengeti u.a. noch heute ausbeutet.

    Da scheint der perfide Coup Chinas, mithilfe von herbeigeführten Seuchen und deren angeblicher Bekämpfung einen ganzen Kontinent von gut 1,4 Mrd. Menschen zu übernehmen, indem man angeblich Gutes tut und die gewaltigen Slums der Armut zu Vergnügungsparks für den Rest der Welt umfunktioniert, durchaus realistisch, auch wenn dieses Vorgehen im Roman als SF-Thriller beschrieben wird. Dem Autor gelingt es in seiner nüchtern (als bekennender Realist) geschriebenen, teilweise fast wie Protokolle verfassten Zwischenberichten, den Leser durch eine Zukunftswelt des Grauens zu führen und sein Apell sollte deshalb auch als Mahnung an uns aktuell heute verstanden werden.

    Zwei Details erscheinen mir bemerkenswert: Erstens nimmt der Roman immer wieder in seiner Entwicklung von 2021 bis 2038 auch Stellung zu den politischen Entwicklungen in Europa und den USA und sagt sowohl die erneute Machtergreifung von Trump und dessen Tod voraus als auch die Übernahme der Regierung durch Elon Musk und Co als moderne Oligarchen des Westens, genauso wie die Niederlage von Putins Russland, das die Ukraine nicht besiegen kann sowie den Abstieg der EU und Deutschlands aus dem politischen Weltkonzert vor allem in der Ökonomie, weil zu Merkels Zeiten die Abhängigkeit von China und Co auf der Basis einer falsch verstandenen Globalisierung das multiple technologische Gap unüberwindbar werden ließ. Insoweit ist das aber durchaus Science-Fiction. Zweitens bemerkt der aufmerksame Leser, dass der Autor eine idealistische Vergangenheit haben muss, denn vom ersten Kapitel über eine Aussage des Chefs der Bank of China am Ende des ersten Drittels über den Mittelteil beim Einsatz seines weltweit bekannten Portraits als Jubiläumsbeflaggung für den ersten Vergnügungspark auf dem alten Kibera-Slum-Gelände vereinnahmt durch China bis zur Schlussseite taucht ein revolutionärer Name immer wieder auf und wird von allen Seiten gleichermaßen vereinnahmt, was mich sehr nachdenklich macht: Che Guevara, der kubanische Revolutionär aus Argentinien, Arzt und Freund der Menschheit. Kann das ein Schlüssel zur Seele des Verfassers sein? Und was soll uns das als Leser sagen?                      

    Mein Fazit: eine Menge Anlässe zum selber Denken in einem einzigen Buch! Deshalb zu empfehlen für kritische an Gesellschaftspolitik interessierte Leser.*


  21. Cover des Buches The Motorcycle Diaries (ISBN: 9783462000740)
    Ernesto Che Guevara

    The Motorcycle Diaries

     (19)
    Aktuelle Rezension von: wortknaeuel
    Wie junge Welpen, neugierig und unternehmungslustig, mit einer bewundernswerten Leichtsinnigkeit, stürzen sich die beiden Freunde Ernesto Guevara und Alberto Granado in ein Abenteuer: mit einem klapprigen Motorrad, das sie mehrmals täglich bockend abwirft, begeben sie sich auf einen Road Trip von Buenos Aires quer durch den südamerikanischen Kontinent an die Westküste, Richtung Norden durch Chile, Perú und Kolumbien bis nach Venezuela. Von Dezember 1951 bis Juli 1952 sind sie unterwegs und lassen im Freiheitsrausch ihr gutbürgerliches Leben mit Studium, Familie und Freundin zurück.

    Auf ihrer langen Reise erfahren sie Hunger, Kälte und zahlreiche weitere Unannehmlichkeiten, verlieren schon bald ihr klappriges Motorrad, aber nie den Humor. Mit nur wenig Geld in der Tasche setzen sie ihre Reise per Anhalter fort, schnorren sich mit jugendlichem Charme und Dreistigkeit durch und lernen dabei die erstaunliche Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der südamerikanischen Bevölkerung kennen.


    Haben sie ein Ziel? Vordergründig suchen sie den Kontakt zu Lepra-Forschern, um ihr Wissen auf dem gemeinsamen Fachgebiet als angehender Arzt (Ernesto) und Biochemiker (Alberto) zu vertiefen. Jedoch scheinen sie auch den Spruch zu kennen: „Der Weg ist das Ziel“, und so nehmen sie auf ihrer Reise jede Gelegenheit wahr, Land und Leute, Natur und Kultur, und sicherlich auch die ein oder andere Frau, näher kennen zu lernen. Die Reise wird somit einerseits zum Selbsterfahrungstrip unter extremen Bedingungen, andererseits auch zum Augenöffner für die gesellschaftlichen und sozialen Probleme ihres Kontinents, das ein tiefer Graben zwischen armer und reicher, bürgerlicher und ungebildeter, weißer und indianischer Bevölkerung spaltet. Dabei beschreibt Ernesto seine Beobachtungen anfangs noch recht neutral, doch auf dieser Reise wird der Funke für seine Zukunft als Revolutionär geschlagen. Kurz vor Ende der Reise gibt es einen prophetisch anmutenden Einschub, der seinen aufkeimenden Idealismus erahnen lässt.


    Die Lektüre ist insgesamt unterhaltsam und kurzweilig. Die atemberaubenden Landschaften Südamerikas werden bildhaft beschrieben und die Erlebnisse ergeben eine Reihe von lustigen und spannenden Episoden, die gelegentlich auch nachdenklich stimmen. Der junge Ernesto Guevara erzählt mit viel Leichtigkeit und Selbstironie. Diese Sammlung an Erinnerungen ergibt ein lebendiges Bild Lateinamerikas zu Beginn der 50er Jahre, dessen soziale Probleme bis heute spürbar sind, aber auch ein beeindruckend sympathisches Bild eines jungen Mannes, der heute einerseits als Held und Befreier bekannt ist und damit zu einer finster dreinblickenden Pop-Ikone avancierte, andererseits als verbissen kämpfender Kommandant einer Rebellenarmee, der für seine Überzeugungen gnadenlos über Leichen ging, zuletzt über seine eigene.
  22. Cover des Buches Che (ISBN: 9789944795173)
  23. Cover des Buches Senza perdere la tenerezza: Vita e morte di Ernesto Che Guevara (ISBN: 9788851520342)
  24. Cover des Buches Kaiser, Kriege und Kokotten (ISBN: 9783499626043)
    Christoph Schulte-Richtering

    Kaiser, Kriege und Kokotten

     (7)
    Aktuelle Rezension von: Lara_Hoeffner
    Dieses Buch ist großartig. Und ein seltener Glücksfall: Es ist witzig und klug zugleich. Mal möchte man sich kringeln vor Lachen, und im nächsten Satz schon ist man platt, dass man wieder auf überraschende Weise etwas gelernt hat, was man vorher nicht wusste - und zwar auf so unnachahmliche Art, dass man sich fragt: Warum schreiben nicht alle Autoren so? "Schnick, Schnack, Schnuck" ist zwar ein Geschichtsbuch - von Nero bis zur Finanzkrise lernen wir in 44 amüsanten und kurzen Kapiteln, wo der Nibelungenschatz vergraben liegt, warum Tatajana Gsell um ein Haar Königion von Spanien geworden wäre und warum Heidi Klum ihre Karriere Immanuel Kant zu verdanken hat Aber dabei tritt Christoph Schulte-Richtering überhaupt nicht wie ein wandelndes Lexikon auf, obschon ihm von der Völkerwanderung bis zur Wiedervereinigung, von den Kreuzzügen bis zu 9/11, vom Preußenkönig Friedrich bis zu Hitlers Autobahnen wirklich nichts unbekannt zu sein scheint. Das liegt einzig an seiner Darstellungsweise von Geschichte – die einfach unerhört ist. Frech, ohne falschen Respekt, gegen jeden einschläfernden Strich gebürstet. Alles Lehrerhafte, jede Faktenhuberei gehen ihm ab. Aber überraschende Zusammenhänge herzustellen, das macht ihm großen Spaß, und das spürt der Leser genussvoll auf jeder Seite. Liest man etwa die sechs Seiten über die Finanzkrise, hat man nicht nur das Prinzip der Leerverkäufe ein für allemal begriffen, sondern elegant gleich mitgelernt, warum das 17. Jahrhundert das große Zeitalter des niederländischen Blumenstilllebens werden konnte und was das mit der provozierenden Kunst eines Damien Hirst zu tun hat. Den gegenwärtigen Burgfrieden zwischen Banken und Regierungen beurteilt Schulte-Richtering allerdings skeptisch: «die Sache fühlt sich ein bisschen so an, als ob man den Hund den Wurstvorrat bewachen lässt». Der Autor ist ein Meister des ersten Satzes. „Am Morgen des 26. April 1336 klingelt der Wecker, und das Mittelalter ist vorbei.“ So beginnt das Kapitel über die Renaissance. Oder der Barock: "'Barocke Rubensfrau sucht Mann fürs Leben', wenn Sie so eine Kontaktanzeige lesen: Finger weg!“ Sehr schön auch folgender Auftakt: „Weia! Waga! Woge, du Welle, walle zur Wiege! Wagalaweia! Wallala weiala weia!“ Okay, vor Wagners „Nibelungen“ kapituliert sogar ein Schulte-Richtering, um dann Richard Wagners Leben als Künstler und Mann freilich doch noch zu erhellen. Spielerisch stellt dieses Buch unser Wissen vom Kopf auf die Füße. Dabei orientiert sich der Autor durchaus an filmischem Erzählen, hier merkt man den Stall, aus dem er kommt. Seit Jahren arbeitet er als Gedankenlieferant und Texter für viele Fernsehgrößen, von Gottschalk bis Plasberg, von Harald Schmidt bis Stefan Raab. Gekonnt strafft er, spitzt zu, reduziert ein paar Jahrhunderte auf drei Sätze und bringt sie damit auf den Punkt. Einzelheiten leuchtet er sorgfältig aus, stellt Querverweise her – und unterbricht das Programm rechtzeitig. „Ende Teil 1. Pause, Popcorn, Pipi.“ Großes Kino, diese kleine Weltgeschichte!

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