Bücher mit dem Tag "coimbra"

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5 Bücher

  1. Cover des Buches Nachtzug nach Lissabon (ISBN: 9783442746248)
    Pascal Mercier

    Nachtzug nach Lissabon

     (1.377)
    Aktuelle Rezension von: Gabriel_Scharazadeh

    Vereinfacht: Der Protagonist, ein "Nerd" im Bereich alter Sprachen und Poesie, stößt in einem Antiquariat zufällig auf ein portugiesisches Buch, das Worte enthält, von denen er so ergriffen ist, dass er sein jetziges Leben Hals über Kopf aufgibt und sich auf die Suche nach dem portugiesischen Schriftsteller jenes Buches begibt, dem "Goldschmied der Worte". Die Reise geht nach Lissabon. 

    In Lissabon erfährt er, dass der Schriftsteller schon lange tot ist. Dennoch versucht er, dessen Werdegang, ja dessen Leben insgesamt, zu rekonstruieren, v. a. indem er Personen kontaktiert, die mit ihm seinerzeit zu tun hatten. Zwischenzeitlich packt ihn die Sehnsucht nach dem Bekannten, sodass er kurzzeitig in seine Heimatstadt zurückfliegt. Dort merkt er, dass er sich am völlig falschen Ort befindet. Er verliert seinen Platz in der Welt vollständig. Er fliegt zurück nach Lissabon.

    Die Suche nach jenem Schriftsteller wird viel zu ausführlich beschrieben und, vor allem, lässt sie überhaupt keinen rationalen Sinn erkennen. Warum sollte jemand sein Leben aufgeben, um einen Schriftsteller aus der Ära des Salazar-Regimes zu suchen, der schon seit Jahrzehnten tot ist? Es wird angedeutet, dass der Protagonist Angst davor hat, in seinem Leben nicht das getan zu haben, wonach sein Inneres gerufen hat, ja generell auf seine eigene Seele überhaupt keine Rücksicht genommen zu haben. Das will er jetzt, ad hoc, nachholen. Wie von einer Tarantel gestochen. Beschrieben wird ebenfalls, welche Schwäche er für Sprache und Poesie insgesamt hat. 

    Und dennoch macht das keinen Sinn. Oder doch, und zwar unter folgendem Gesichtspunkt: Der Protagonist spürt unterbewusst, dass sein Leben zu Ende geht, und zeigt Verwirrungssymptomatiken, die in diese überstürzte und sinnfreie Reise nach Lissabon münden. Beschrieben werden Schwindelanfälle, die immer mehr und mehr werden. Der Protagonist geht zum Arzt. Es wird nicht explizit benannt, dass er todkrank ist. Das ist aber, meiner Meinung nach, eindeutig so zu interpretieren, in der Hinsicht, dass ihm am Ende der Geschichte tatsächlich auch bewusst wird, dass er nicht mehr lange zu leben hat. 

    Insgesamt ein trauriger, viel zu ausführlich beschriebener letzter Weg eines todkranken, verwirrten Mannes. 



     



  2. Cover des Buches Gebrauchsanweisung für Portugal (ISBN: 9783492956970)
    Eckhart Nickel

    Gebrauchsanweisung für Portugal

     (9)
    Aktuelle Rezension von: sabatayn76

    ‚Wer Zeit hat, ist ein König, wer sie nicht hat, sollte nicht nach Portugal kommen.‘ (Seite 39)

    Eckhart Nickel erzählt in seiner ‚Gebrauchsanweisung für Portugal‘ von Sebastianismo und Saudade, Vasco da Gama und dem Ende der Welt, Parkplatzeinweisern und Autobahnmaut, Lawrence‘s Hotel und Lord Byron, Familie und Wohnsituation, Sprache und Kolonien, Fado und Seefahrt, Schnaps und Portwein, Schutzpatron und Wallfahrtsort, Fußball und Seifenopern.

    Nickels Buch erschien bereits 2004, hat also schon ein paar Jahre auf dem Buckel und ist nicht mehr ganz up-to-date. Einige der im Buch erwähnten Aspekte haben sich in Portugal, das ich noch nie bereist habe, ganz sicher geändert, aber einige Dinge sind bestimmt gleich geblieben, so dass ich das Buch trotz allem sehr empfehlen kann, wenn man sich auf eine Reise nach Portugal vorbereiten und/oder sich in Portugalstimmung versetzen möchte.

    Nickel schreibt unterhaltsam, so dass die Lektüre Spaß macht. Sein Blick auf Portugal ist liebenswürdig, der Autor zeigt jedoch nicht nur Stärken und schöne Seiten des Landes, sondern auch Schwächen und Probleme, wodurch seine Gebrauchsanweisung Lust auf Land und Leute macht und viele Informationen bietet.

  3. Cover des Buches Die letzte Geschichte des Miguel Torres da Silva (ISBN: 9783863512316)
    Thomas Vogel

    Die letzte Geschichte des Miguel Torres da Silva

     (5)
    Aktuelle Rezension von: rumble-bee
    Ein seltsames kleines Buch. Eine literarische Taschenspielerei, sozusagen. Ich habe nach der Beendigung der Lektüre lange über das Büchlein nachgedacht, aber zu einem rechten Ergebnis will ich nicht gelangen. Daher fällt es mir ausgesprochen schwer, eine Bewertung nach Sternen vorzunehmen. Denn ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich das Buch richtig "verstanden" habe. Angezogen hatte mich das Thema der "Lebensreise", auf die sich der junge Manuel Torres da Silva, Enkel des titelgebenden Miguel, anfangs begibt. Ferner kamen im Klappentext noch Anklänge an die Mathematik und ihre Rätsel vor, was den Reiz für mich gesteigert hat. War und bin ich doch ein großer Fan von "Fermats letztem Satz". Anfänglich las sich das Büchlein durchaus nicht unähnlich einem Paulo Coelho - naiver junger Mann, erste Reise seines Lebens, viele neue Erkenntnisse, wird von einem Mentor unter seine Fittiche genommen, und erlebt die erste große Liebe. Doch irgendwie wollten alle diese Themen für mich nicht recht organisch zusammenwachsen. Ich fand, dieses Büchlein "wollte" zuviel. Da ist einerseits der Aspekt der Suche nach des Großvaters letzter Geschichte. Mittendrin, bei einem Glas Wein, war der Großvater verstorben. Vielleicht gehe ich auch zu logisch an diese Frage, aber mein Gedanke ist: warum wird dann des Enkels Studium in allen Einzelheiten beschrieben? Wenn es ihm nur um den Großvater ging, hätte er sich doch einfach auf dessen Spuren, auf dessen letzte Reise begeben können...? Der Zusammenhang zwischen einem Studium der Mathematik und dem Geschichtenerzählen wird mir leider nicht recht deutlich. Auch wenn der Dozent wirklich herzig geschildert ist, und sich in recht rätselhaften und esoterischen Phrasen ergeht. Die geschilderten mathematischen Einsichten, die vielen Rätsel, die sich um Zahlen und ihre Beziehungen ranken, ja, das fand ich alles sehr nett geschildert. Zudem tragen ja die einzelnen Kapitel die Zahlen der Tage, an denen sie sich ereignen: es sind alles "Fibonacci"- Zahlen! Ein nettes Detail. Wobei aber auch hier für mich die Beziehung zum "Sinn" des ganzen Buches fraglich bleibt. Dann wäre da noch die Liebesgeschichte, die natürlich nicht fehlen durfte. Auch durch die Liebe bekommt Manuel wieder Zugang zum Erzählen - er geht nämlich sozusagen einen "Handel" mit seiner Geliebten ein. Geschichten gegen Liebe. Hier hat es bei mir mit dem Verständnis schon wieder gehakt. Sicher war dieser Schritt erzähltechnisch nötig bzw. sinnvoll, um den Leser allmählich an die Geschichten von Miguel heranzuführen. Aber logisch war er nicht. Ich nehme Manuel einfach nicht ab, dass er all die Geschichten vergessen haben soll, bzw. nicht erzählen könne! Schließlich ist er ja gerade deswegen aufgebrochen! Doch das Rätselhafteste ist für mich das Ende des Buches. Ich habe mehrfach geschluckt, nochmal gelesen, zurückgeblättert. Aha? Das sollte es jetzt also sein? Und man bekommt nicht einmal eine Auflösung oder einen Hinweis zur Liebesgeschichte? Ein klein wenig betrogen fühlte ich mich doch. Sicher, da ist dieser "Knalleffekt" zum Schluss. Aber was hatte das mit dem ganzen Buch zu tun?? Ich bin wirklich ein wenig ratlos. Eventuell lese ich das ganze Buch noch einmal von vorne, und versuche, mir die diversen Hinweise genauer anzuschauen. Was ich allerdings wirklich sagen kann, ist, dass das Buch eine schöne Sprache hat. Eine sehr schöne sogar. Allerdings ist es eben eher "episodisch" und rätselhaft geschrieben. Es folgt einem "inneren Plan", da bin ich mir sicher, nur ist der nicht offensichtlich. Es ist wie bei einem Logikrätsel, oder einem Zen-Koan: man ist am Ende verblüfft und irgendwie auch fasziniert, aber weiß nicht einmal recht, warum. Und insofern würde ich es schon empfehlen: für Leser, die bereit sind, zu denken und mitzuarbeiten. Und die nicht auf ein "rundes" Ende hoffen!
  4. Cover des Buches Erklärt Pereira (ISBN: 9783446253773)
    Antonio Tabucchi

    Erklärt Pereira

     (97)
    Aktuelle Rezension von: Maseli

    Doktor Pereira ist Leiter der Kulturredaktion der neuen, kleinen und katholischen Lissaboner Abendzeitung Lisboa, die hauptsächlich Gesellschaftsnachrichten bringt und samstags eine Kulturseite. Doktor Pereira ist einziger Mitarbeiter der Abteilung und sein Büro befindet sich in einem kleinen 1-Zimmer-Apartment, abseits der Verlagsbüros. 

    Es ist der 25. Juli des Jahres 1938 in Lissabon und rein zufällig blättert Doktor Pereira in einer avantgardistischen Literaturzeitschrift, die auch einen Philosophieteil hat und liest einen Artikel über den Tod von Francesco Monteiro Rossi. So kommt ihm der Gedanke, dass die Kulturredaktion einen freien Mitarbeiter bräuchte, der eine ständige Kolumne betreute und zwar jene der Nachrufe. 

    Er trifft sich mit dem jungen Philosophen und lernt auch Marta kennen. Doktor Pereira und der junge Philosoph kommen ins Gespräch und Monteiro Rossi nimmt sein Angebot an und verspricht, gute Texte zu verfassen. Doch was kommt, ist unbrauchbar und kann nicht veröffentlicht werden.

    Portugal befindet sich politisch im Umbruch. Diktator Salasar hat die Macht an sich gerissen, man unterstützt die Nationalisten in Spanien und ist dem Deutschen Reich wohlgesonnen. 

    Auf der Zugfahrt zu seinem Freund lernt Doktor Pereira eine jüdische Deutsche kennen wird durch sie bei einem Gespräch direkt mit der Realität konfrontiert, vor der er sich in seiner Kulturredaktion zu verstecken scheint.

    "Sie sind Intellektueller, sagen Sie, was in Europa vor sich geht, machen Sie von Ihrer Meinungsfreiheit Gebrauch, mit einem Wort, tun Sie was."

    Doch noch kann sich Doktor Pereira der Wirklichkeit entziehen. Erst sein Aufenthalt in der Klinik für Thalassotherapie, in der er sich wegen seiner gesundheitlichen Probleme begibt, wird das Bewusstsein in ihm wecken.

    "Und wenn die beiden jungen Leute Recht hätten? Dann hätten sie recht, sagte Doktor Cardoso gelassen, aber das wird die Geschichte entscheiden, nicht Sie, Doktor Pereira."

    Er wird sich bewusst, dass es keinen Sinn macht, einen Kulturteil zu leiten, in dem er seine Meinung nicht zum Ausdruck bringen darf und dass er auf diese Weise gezwungen ist, seine 30jährige Journalistentätigkeit zu verleugnen.

    Als an einem Spätsommertag zur Abendessenszeit 3 Männer in seine Wohnung eindringen um Monteiro Rossi, den er für einige Tage bei sich untergebracht hatte, die patriotischen Werte in Erinnerung zu rufen und dabei auch gegen ihn handgreiflich werden, wird Pereira reagieren.

    Meine persönlichen Leseeindrücke

    Es ist ein sympathischer älterer, gesundheitlich angeschlagener Doktor Pereira, dem ich in diesem Roman begegne und ich mag ihn auf Anhieb. Er lebt isoliert vor dem wirklichen Leben und arbeitet in seiner abgeschiedenen Kulturredaktion, die ihn vor der Realität des Regimes beschützt. Er bemerkt das Klima der Gewalt und Einschüchterung zuerst gar nicht und wähnt sich mit seinen Übersetzungen französischer Schriftsteller des 19. Jahrhundert von aller Zensur befreit.

    Doch dann beginnt Doktor Pereira an sich zu merken, dass ein innerer Wandel stattfindet. Er ignoriert das zwar am Anfang, er schiebt es auf seine Krankheit und ab diesen Moment denke ich ab und an: eine Heldengeschichte ist das nicht. 

    "Nun gut, sagte Pereria, es ist eine merkwürdige Empfindung, die sich am Rande meiner Persönlichkeit befindet, weshalb ich sie al peripher bezeichne, Tatsache ist, dass ich einerseits froh bin, mein Leben so geführt zu haben, wie ich es geführt habe, dass ich in Coimbra studiert und eine kranke Frau geheiratet habe, die ihr Leben im Sanatorium verbracht hat, dass ich viele Jahre lang als Lokalreporter für eine große Zeitung gearbeitet und jetzt zugesagt habe, den Kulturteil in dieser bescheidenen Abendzeitung zu leiten, gleichzeitig ist es jedoch so, als ob ich Lust hätte, mein Leben zu bereuen, ich weiß nicht, ob ich mich klar genug ausdrücke."

    Es braucht ein Verbrechen, in das er unmittelbar hineingezogen wird, damit er die Kraft findet zu handeln. Ich habe den Eindruck, dass er bis dato wirklich nicht realisieren wollte, was in Portugal vorgeht. Seine Courage besteht darin, seine ganze Schreibkunst in den Nachruf von Monteiro Rossi einzubringen und somit in subtiler und geschickter Ironie eine Kritik gegen das Gewaltregime in Portugal in der Zeitung veröffentlichen zu lassen. Er ist kein Held, er flieht um sich und sein Leben zu retten. Mehr sieht er sich nicht imstande zu tun.

    Fazit

    Ein niveauvoll geschriebener Roman über den Widerstand gegen das Regime und ein Kampf für die Freiheit. Es ist unmöglich, in schwierigen Zeiten neutral durchs Leben zu schreiten. Irgendwann muss jeder reagieren und Doktor Pereira tut es erst am Ende, als es ein Opfer gibt, das er ins Herz geschlossen hat und dessen Tod er nicht verhindern konnte. Eine Lektion fürs Leben, eine Hommage an die Freiheit, die Gerechtigkeit, die Rechtsstaatlichkeit und dass es nie zu spät ist, sich gegen etwas aufzulehnen, auch wenn dies der Verlust von vielem Persönlichem bedeutet. Der Roman ist ein Bekenntnis und eine Lektion über Menschlichkeit und dem Bewusstsein, dass sich jeder nach seinen Möglichkeiten für Freiheit einsetzen kann und muss.

  5. Cover des Buches Die letzte Geschichte des Miguel Torres da Silva (ISBN: 9783940086082)

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