Bücher mit dem Tag "coleridge"

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5 Bücher

  1. Cover des Buches Op. non cit (ISBN: 9783827002570)
    Alan Isler

    Op. non cit

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Joachim_Tiele

    Vorab: es ist ein richtig schönes Buch, die deutschsprachige Ausgabe aus der hohen Zeit des alten Berlin Verlags (1), der sich auf gediegene Ausgaben aus dem relativ schmalen Feld des aufgeklärten Konservatismus spezialisiert hatte, bildungs- und kulturorientiert und damit zutiefst bürgerlich, aber auch von progressiven Lesern geschätzt und gekauft, die sich dafür interessierten, was die andere Seite dachte; dies leicht gemacht durch die Hohe Kunst der Buchherstellung, die schon seit den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts von immer mehr Verlagen dem zunehmenden Kostendiktat geopfert wurde. Beim Berlin Verlag konnte man sich in jenen Jahren sicher sein, dass man inhaltliche wie gestalterische Distinktion und Exklusivität gekauft hatte. Die vier Novellen dieses Bandes sind auf eine geradezu exzentrische Weise schwierig, und dies ganz offensichtlich mit Bedacht. Isler (1932-2010), ein Brite, der schon in relativ jungen Jahren in die USA übergesiedelt war und dort englische Literatur erst studierte und später unterrichtete, tut sich nicht den Zwang an, seine eigene superbe Bildung vor dem Leser zu verbergen. Seine Sätze sind lang, verschachtelt, strotzen von Fremd- und Fachwörtern aus dem Kanon der klassischen humanistischen Bildung und scheinen darüber hinaus ihren Inhalt gelegentlich am Satzende verloren zu haben, bis sie, wie von spielerischer Zauberhand geführt, doch zur ihrem Ziel zurückfinden. Aber zu welchem Ziel?

    Ohne die Hinweise des – gegenüber dem Text hier bei LovelyBooks deutlich ausführlicheren – Klappentextes wäre man auch bei guten Allgemeinkenntnissen der europäischen Literatur seit, sagen wir, Shakespeare schnell aufgeschmissen, denn Isler zeigt in seinen Texten vordergründig nicht, was er denn eigentlich darstellen will, und worauf er sich bezieht; dass die Texte anspielungsreich sind, merkt man schnell, obwohl man sich nicht sicher sein kann, worauf sie anspielen. Und dies ist pure Absicht. Op. non cit., der Titel der Sammlung, sagt ganz klar, dass die Werke, auf die die Texte Bezug nehmen, nicht angeführt werden. Entweder man kennt sie, oder man findet sie heraus, oder man steht auf dem Schlauch. Gemeinsam ist allen vier Texten die Ausgrenzung ihrer Protagonisten aus den Gesellschaften, in denen sie leben, durch ihr Jüdisch-Sein in einer nicht-jüdischen Welt. Dies ist allerdings bei Isler frei von jeder Form von Lamento, sondern von einer Selbstironie, wie sie deutschen Lesern vielleicht aus Salcia Landmanns Jüdische Witze (2) bekannt ist. Nicht nur werden sie in Islers Novellen von Christen verachtet und zum Abschwören ihres Glaubens aufgefordert, sondern sie selbst verachten bisweilen nicht nur ihren eigenen Glauben, aber auch ihre christlichen Mitbürger, nehmen etwa Essenseinladungen bei diesen nicht an, weil dort nicht koscher gekocht wird, oder weigern sich, mit einer Frau zu schlafen, weil sie ein Kreuz an einer Kette um den Hals trägt.

    Das Monstrum etwa hat den ungenannt bleibenden Shylock aus Shakespeares Der Kaufmann von Venedig zum ich-erzählenden Protagonisten, wobei der zentrale Plot in Shakespeares Drama bei Isler als mein Jahrhundertprozess allenfalls am Rande erwähnt und sachlich anders aufgelöst wird. Zwei der Figuren Shakespeares, Antonio und Bassanio, werden bei Isler zu der einen Person Antonio Bassanio, dem, nur bei Isler, bekehrten Juden Ascher Bassan, und damit der Streit um das Pfand zu einem Streit unter Juden. Eine der Nebenfiguren des Dramas, einer der Freier Portias, ein Engländer, dem Shylock bei Shakespeare nicht begegnet, tritt bei Isler zusammen mit diesem auf, aber um das herausfinden zu können, sollte man einen Blick in das Drama werfen und nicht nach dem Namen suchen, sondern nach der Beschreibung der Bekleidung der jeweiligen Figur. Als Ergebnis zeigt sich dann, dass sich Isler, gebürtiger Engländer, über die Engländer und ihr Auftreten im Ausland lustig macht, aber dies als jüdischer Engländer auf dem Umweg der Beschreibung der Begegnung eines Engländers auf Reisen mit einem Juden.

    Ähnlich wie die auf Shakespeare verweisende Geschichte haben auch die anderen drei in ihnen selbst ungenannt bleibende Bezüge, etwa Der Bacon-Liebhaber auf Coleridges Poem Kubla Khan, Die Überfahrt auf Wildes Komödie Ernst sein ist alles und Die Affäre auf Zolas Ich klage an. Diese Bezüge sind allerdings aufs höchste vertrackt. Der Bacon-Liebhaber könnte mit gleichem Recht Der Geigenbauer heißen, doch seine Liebhaberei bezieht sich auf den Philosophen Bacon ebenso wie auf den gleichnamigen Schinkenspeck in englischen Puddings, auf die der jüdische Protagonist trotz seiner glaubensbedingten Speisevorschriften nicht verzichten mag, genauer gesagt, auf seine Lebensgefährtin, eine von den Nachbarn so bezeichnete Judenhure, wie der Titel gleichfalls hätte lauten können, deren Spezialität am Herd allerlei Puddings mit nicht-koscheren Zutaten sind. Als einen Auftrag fertigt er nicht eine Geige, sondern eine Dulcimer (eine Art Zither), und auf der Reise zum Auftraggeber, der das Instrument für seine Tochter bestellt hatte, begegnet er einem jungen Mann, der Interesse an dem Instrument zeigt, nach der Vorführung der Dulcimer und der Erläuterung des Auftrags Opium in sein Weinglas träufelt und daraufhin sofort einschläft. Die Zeilen A damsel with a dulcimer / In a vision once I saw aus Kubla Khan, Coleridges Opiumabhängigkeit und seine spätere Selbstaussage, dass er diese Vision in einem Traum hatte, sollte man kennen, andernfalls kann man als Leser den Bezug nicht herstellen. In Die Überfahrt den Bezug zu Wilde zu sehen, ist vergleichsweise einfach, denn er wird als in der Geschichte auftretende Person genannt, und ein Namenswechsel, wenn auch aus jeweils anderen Gründen, findet in Islers Novelle wie in Wildes Komödie statt. Der Hinweis auf Zola und die Affäre Dreyfus in Die Affäre ist fast eine Irreführung, denn die Geschichte spielt in der Gegenwart der off Broadway Theaterszene in New Yorks Greenwich Village. Sie wirklich goutieren, und Islers Erzählabsicht einordnen, kann man wohl nur im Zusammenhang mit Kenntnissen über die Konkurrenzsituation der Londoner Theaterszene zu Zeiten Shakespeares und der damaligen Diskussion über populäre Theaterstücke, die dem Geschmack des Publikums entsprachen.

    Op.non.cit allein als literarisches Rätselbuch, als exzentrischen Spaß eines alten Kauzes und emeritierten Literaturprofessors anzusehen, würde zu kurz greifen. Es sprüht vor Lust und Leben, der Lust an subtiler Erkenntnis und dem Leben in seiner prallsten Form, Derbheit und Frivolität eingeschlossen. Wer sich auf den Weg dieses Buches macht, und der Leser mag versichert sein, dass die Hinweise in dieser Rezension allenfalls die ersten Schritte erleichtern, keineswegs das Äquivalent des den Mörder Verratens bei einem Krimi darstellen, macht sich auf den Weg eines Grundlagenkurses in Sachen Weltliteratur unter besonderer Berücksichtigung des jüdischen Einflusses auf sie, ebenso wie der Darstellung jüdischen Lebens und Denkens in ihr. Flucht und Diaspora, Namen und Bedeutungen, Erschaffung und Verlust von Identitäten und Vermögen, Klugheit und Torheit, Schönheit und Hässlichkeit, Witz und Magie von der Renaissance bis in die Gegenwart sind die Gegenstände, die dieses Buch zu erforschen und aufeinander zu beziehen einlädt. Der Weg dorthin ist der der Anarchie des Denkens, verkleidet als Bildungsreise durch Jahrhunderte und Kontinente. Also durchaus eine seriöse Angelegenheit…

    Joachim Tiele – 08.02.2016

    _________

    (1) http://www.zeit.de/2012/11/Berlin-Verlag

    (2) Salcia Landmann, Jüdische Witze, dtv, 1963 (und öfter)
  2. Cover des Buches Alles, was das Leben ausmacht (ISBN: 9783865550460)
    Anne Fadiman

    Alles, was das Leben ausmacht

     (5)
    Aktuelle Rezension von: The iron butterfly

    Hinter den Titeln der einzelnen Essays der Autorin Anne Fadiman vermutet man auf den ersten Blick keinerlei Argwohn. Welche Gefahr soll schon von einem Essay über „Eiscreme“, „Naturaliensammler“, „Post“ oder gar „Kaffee“ ausgehen? Aber seien Sie gewarnt, nicht umsonst wurden die elf Essays als „leichtfertig“ kategorisiert und betitelt.

    Anne Fadiman gelingt eine extrem appetitanregende Zusammenstellung aus eigenen Erfahrungen in einer bibliophilen Familie, illustrer Sammelleidenschaft, symphatischem Bücherwahnsinn, Witz und Intellekt.

    Besonders bezaubernd fand ich den Bogen, den sie in „Naturaliensammler“ im Zusammenhang mit der eigenen kindlichen Schmetterlings-Sammelleidenschaft und der ihres Bruders Kim über den Autoren Vladimir Nabokov, der nicht nur als Sammler, sondern auch Entdecker im Bereich der Lepidopterologie gilt, hin zu ihren Kindern spannt.

    Und so findet sich in jeder dieser geistreichen Abhandlungen eine Quintessenz für einen tieferen Blick auf den Augenblick.

  3. Cover des Buches Die Tore zu Anubis Reich (ISBN: 9783453870703)
    Tim Powers

    Die Tore zu Anubis Reich

     (17)
    Aktuelle Rezension von: rallus

    "Meisterwerk der Fantasy" "Herrlich skurrile und düstere Ideen, eingefangen in beeindruckenden Worten." "Kultbuch"

    So und ähnliche Worte haben mich bewogen den 1983 geschriebenen Fantasyroman "Die Tore zu Anubis Reich"  von Tim Powers antiquarisch zu kaufen.Ich habe mich insgesamt über 80% der Seiten gequält, bis ich 70 Seiten vor Schluss entnervt aufgegeben habe. Ich wollte einfach nicht mehr wissen, wie es zu Ende geht.

    Der Anfang des Buches geriet noch recht spannend und interessant. Eine gut zahlende Gruppe Interessierter will einen Vortrag des Dichters Coleridhe am 1. September 1802 in London besuchen und wieder zurückkehren. Die Zeit ist wie ein Fluß der unter einer Eisdecke dahinfließt. Man muss mitfließen, hat aber die Möglichkeit an Löchern in der Eisdecke auszusteigen und an einem anderen Loch wieder einzusteigen. Die Löcher im Eis sind unregelmäßig verteilt, aber berechenbar. Jedenfalls können das alte ägyptische Magier, die Tim Powers in dem ersten Kapitel einführt. Doch bei der Beschwörung geht etwas schief und diese Tore in die Zeit öffnen sich unbemerkt.

    Brendan Doyle ist ein englischer Literatur-Experte für das 19.Jahrhundert und darf mit in die Vergangenheit reisen. Bei der Rückreise geht etwas schief und Doyle wird von einem der Helfer des ägyptischen Magiers gefangen gehalten.

    Und jetzt wird das Buch für meine Begriffe zu chaotisch. Es werden verschiedene Gruppen vorgestellt, deren Ziele im diffusen bleiben. Als ein Werwolf hinzukommt der die Fähigkeit hat seinen Körper mit anderen zu tauschen, wird es ganz wirr. Doyle wechselt im Verlauf des Buches öfters seinen Körper und kommt mit anderen Figuren in Kontakt die auch die Körper getauscht haben und irgendwann hatte Powers mich abgehängt.

    Anscheinend wird nicht nur der Körper gewechselt, sondern auch der Charakter. Hut ab, wer jetzt noch den Überblick hat. Für mich hatte dieses Buch nur viele Fragezeichen offen, zumal sich außerhalb der Figuren-wechsel-dich-Orgie auch kein anderes interessantes Szenario auftat.

    So war ich kurz vor dem Ende nicht mehr ganz sicher welche Figuren in welchem Körper steckte und streckte daraufhin die Waffen.

     Schade. An sich klangen die begeisternden Rezensionen anders. Für mich jedenfalls kein Meisterwerk noch ein Kultbuch.

  4. Cover des Buches Nachtmahr- Abtei (ISBN: 9783717517795)
    Thomas Love Peacock

    Nachtmahr- Abtei

     (3)
    Noch keine Rezension vorhanden
  5. Cover des Buches Ô ma mémoire (ISBN: 9783899781243)
    Stéphane Hessel

    Ô ma mémoire

     (1)
    Aktuelle Rezension von: The iron butterfly
    Mon beau navire ô ma mémoire Avons-nous assez navigué Mein schönes Schiff o du Erinnerung Haben wir genug das Meer durchpflügt - Guillaume Apollinaire - Stéphane Hessel, Sohn des Schriftstellers Franz Hessel lernte Zeit seines Lebens Gedichte, die ihm die Welt bedeuteten auswendig. Französische, deutsche und englische Gedichte, ins Gedächtnis aufgenommen und gerne rezitiert, ob im Stillen sich selbst, im Kreis von Familie und Freunden oder auch gerne Fremden, die seinen Weg kreuzten. Mit 88 Jahren fühlt er sich nun an der Schwelle des Lebens dem Tode nah und will diesen Reichtum mit seinen Lesern teilen. Aus der Schatzkammer Gedächtnis hat Monsieur Hessel 88 Gedichte ausgewählt. Nun handelt es sich bei "Ô ma mémoire - Gedichte, die mir unentbehrlich sind" nicht einfach um eine Anthologie klassischer Gedichte. Stéphane Hessel durchschreitet mit dem Leser im ersten Teil seines Buches die Etappen seines Lebens und die Gedichte sind wie Meilensteine am Wegesrand... In schönen wie schweren Stunden haben sich die Poeme als Halt bewiesen. 1917 in Berlin geboren, 1924 Übersiedelung mit den Eltern nach Paris, in der Résistance aktiv, wird er 1944 von der Gestapo verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Als Vertreter Frankreichs bei den Vereinten Nationen in New York ist Hessel Mitunterzeichner der Charta der Menschenrechte, später dann im Auftrag der UNO und des französischen Außenministeriums als Diplomat in der Welt unterwegs. Hessels Mutter Helen brachte ihm schon früh Edgar Allan Poes Gedicht "To Helen" bei und obwohl die Sinnlichkeit und Huldigung an die Schönheit einer Frau sich dem kleinen Stéphane wohl kaum erschloß, so sproß doch das zarte Pflänzchen der Liebe zur Lyrik bereits in ihm empor. Und hat ihn nie wieder losgelassen. Bis heute lernt er Gedichte, die ihm ans Herz gewachsen sind auswendig, um sie zu bewahren, sie zu rezitieren, ihre geheimen Schätze für sich zu entdecken. Unglaublich, welch bewundernswerte Fähigkeit, denn es handelt sich hier um Gedichte, wie z.B." The Raven" von Edgar Allan Poe, "La Mort du loup" von Alfred de Vigny oder "Die erste Duineser Elegie" von Rainer Maria Rilke, um nur einige zu nennen. Sehr beachtlich, wenn ich an mein eigenes Gedächtnis denke. Sehr anrührend fand ich sein Geständnis, dass nicht zwangsläufig jedes Gedicht an sich Begeisterungsstürme bei ihm auslöst, oft sei der zündende Funke eine oder zwei Zeilen, eine Strophe oder selbst nur einige wenige Silben, die ihn mitten ins Herz treffen. Oft entfalten sich die Worte in Reimform erst beim Sprechen, manchmal nur im Stillen. "Wenn ich die 88 im zweiten Teil dieses Buches versammelten Gedichte vortrage, ist die Wirkung nicht zuletzt ihrer Poetizität zu verdanken. Sie gibt den Anstoß, daß diese Gedichte, kostbares Lagergut in meinem Inneren, daraus durch die Aktivierung meines Gehirns und die Massage seiner Neuronen in meine Mundhöhle gelangen und zwischen meinen Lippen Laut werden." So schwärmt er und führt den Leser begeisterungswürdig anhand von Lieblingszeilen und prägnanten Strophen zur poetischen Trilingologie - alle Gedichte in ihrer ursprünglichen Sprachform. Im dritten Teil werden die französischen und englischen Gedichte nochmals in ihrer deutschen Übersetzung aufgeführt. Es empfiehlt sich jedoch die Urform, insofern möglich, vorzuziehen. Und bitte, ruhig mal laut lesen, den Rhythmus erspüren, es wirkt! Leider fehlt mir die wundervolle Begabung, wie Monsieur Hessel Gedichte auswendig zu lernen und im Gedächtnis zu konservieren, aber ich wäre von Herzen gerne einmal in den Genuß einer seiner Rezitationen gekommen. Herrn Hessel wünsche ich, dass er sich sein "kostbares Lagergut" bewahren kann, es möge ihn begleiten über die Schwelle. Danke für diesen einfühlsamen Einblick in eine lyrische Autobiographie.

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