Bücher mit dem Tag "crime noir"

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9 Bücher

  1. Cover des Buches Tage der Toten (ISBN: 9783426308516)
    Don Winslow

    Tage der Toten

     (294)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Die amerikanische Originalausgabe dieses Romans erschien 2005 unter dem Titel „The Power of the Dog“. Es ist der erste Band der berühmten Kartell-Saga des Autors. Erzählt wird der jahrelange Kampf des amerikanischen Drogenfahnders Art Keller gegen die mexikanische Drogenmafia, die für Keller zu einer persönlichen Obsession wird. Er wird von seinem Auftrag so gefangen genommen, dass er den Kampf gegen führende Drogenhändler zu seinem persönlichen Kampf erklärt und ihm alles andere unterordnet. Der Roman deckt die Jahre von 1975 – 2004 ab, umfasst also nahezu 30 Jahre. Zwischendurch werden aber immer wieder einige Jahre übersprungen.

    Winslows Sprache ist einfach gehalten, teilweise sehr brutal und kompromisslos, aber das entspricht durchaus der Thematik des Romans und erscheint mir daher passend. 

    In den Roman sind einige tatsächliche Ereignisse, wie z.B. das Erdbeben in Mexiko im Jahr 1985, und einige reale Persönlichkeiten eingeflochten, wie z.B. der Anführer der FARC-Guerilla in Kolumbien, Manuel Marulanda Vélez, genannt Tirifijo. Ebenso entsprechen die Städte und Ortschaften, die Winslow erwähnt, der Realität. Das alles, verbunden mit Winslows Vorwort, lässt vermuten, dass sich die Romanhandlung, wenn auch erfunden, doch nahe an der Realität bewegt, was ziemlich erschreckend ist angesichts der geschilderten Zustände und Taten.

    Von dieser Realitätsnähe wird zum Teil auch die Spannung des Romans gespeist, der Leser würde, so glaube ich, weniger mitfiebern, wenn er wüsste, das ist eine Geschichte fern der Realität. Andererseits lässt uns Winslow mit seinem Schreibstil an den Gedanken und Gefühlen der Protagonisten teilhaben, was ebenfalls einen Teil zur Spannung beiträgt. Und nicht zuletzt sorgt die Figurengestaltung für eine interessante Lektüre, in dem es nicht nur einfach holzschnittartige Gute und Böse gibt, sondern die Personen realistisch mit Fehlern, Schwächen und Stärken geschildert werden.

    An manchen Stellen verheddert sich der Autor jedoch auch in seinen gewagten Konstruktionen des gegenseitigen Austricksens und bisweilen übertreibt er es bei den Schießereien mit dem Glück, das so manch Beteiligter dabei hat. Aber das ist angesichts eines solchen Werks sicherlich zu verschmerzen. Ich werde auf jeden Fall die beiden anderen Bände ebenfalls lesen. Vier Sterne.

  2. Cover des Buches Gangland (ISBN: 9783426513972)
    Howard Linskey

    Gangland

     (6)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    Was ist so bescheuert an "SitOnMyFacebook"? Peter Dean war ein Genie. Und ich will nicht wissen, was Joe Kinane mit den Newcastle-United-Spielern anstellt, nachdem sie aus der Premer League abgestiegen sind. Aber dazu vielleicht in einem späteren Buch....David Blake ist der Gangsterboss, der alles in Newcastle kontrolliert und sich vor aufmüpfigen Untergangsterbossen schützen muß, die ihm seinen Thron streitig machen wollen. Am Bedrohlichsten für ihn ist aber vielleicht der Umstand, daß seine Lebensgefährtin nicht weiß, daß er ihren Vatter umbringen mußte. Der Mittelteil einer Romanserie, der aber auch Spaß macht, wenn man die anderen Teile nicht kennt. Eine echte Entdeckung, ich hoffe von Lisnkey noch viel zu hören!
  3. Cover des Buches Der Mörder in mir (ISBN: 9783257225082)
    Jim Thompson

    Der Mörder in mir

     (19)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

     
    Die Bedienung, eine Neue aus Dallas, sah zu, wie ich mir die Jacke zuknöpfte: „Sie haben ja nicht einmal eine Kanone!“ sagte sie staunend.
    „Nein.“ Ich lächelte. „Keine Kanone, keinen Gummiknüppel, nichts dergleichen. Wozu auch?“
    „Aber Sie sind doch ein Cop, ein Deputy Sheriff. Wenn nun so ein Gangster auf Sie schießt?“
    „Wir haben nicht viele Gangster hier in Central City, Ma’am. Und Mensch ist Mensch, auch wenn er auf die schiefe Bahn gekommen ist. Wenn Sie ihm nichts tun, tut er Ihnen auch nichts. Die meisten lassen mit sich reden.“


    Meinen Sie eigentlich immer, was Sie sagen oder sagen Sie auch oft Dinge, von denen Sie nicht überzeugt sind? Sind Sie stets aufrichtig zu Ihren Mitmenschen, höflich und zuvorkommend, selbst wenn jene sich etwas grob gebärden sollten? Haben Sie ein Herz selbst für den größten Übeltäter, den miesesten Bully, den abscheulichsten Sadisten? Sind Sie ein zivilisiertes, domestiziertes Menschenexemplar oder gibt es Momente in denen der Urmensch zurückkehrt und um sich schlägt?


    Ich bin natürlich nicht Ihr Psychotherapeut und deshalb geht mich das auch überhaupt nichts an, aber ich schätze, die meisten von uns lügen schon hin und wieder. Wir können ja gar nicht anders, denn es wird von uns erwartet. Man hat uns von klein auf eingetrichtert, dass die Gesellschaft nur funktionieren kann, wenn jeder ein klein wenig beigibt. Wenn wir nicht gleich losheulen, weil wir traurig sind, oder unseren Frust hinausbrüllen. Sprich: Eine wenig Unaufrichtigkeit ist unabdingbar, damit der soziale Frieden erhalten bleibt.


    Vielleicht lesen wir deshalb gerne Bücher über Psychopathen. Weil sie tun dürfen, was uns nicht erlaubt ist. Insgeheim genießen wir das Treiben dieser diabolischen Gestalten. Viele von Jim Thompsons Romanen gebrauchen Ich-Erzähler und stellen dadurch eine Komplizenschaft mit dem Leser her. Wie schlimm die Taten dieser Unholde auch sein mögen, dadurch dass sie uns ihre Beweggründe mitteilen, gewinnen sie unser Verständnis. Indem sie dem Leser ihr Vertrauen schenken, ziehen sie diesen geschickt auf ihre Seite.


    Von allen Kunstformen eignet sich die Literatur ohnehin am besten dazu, zu zeigen, was in unseren Köpfen vorgeht und damit auch die Diskrepanz zwischen dem, wie die anderen uns sehen und wie wir tatsächlich sind, aufzuzeigen. Das kann einen komischen Effekt erzeugen, einen tragischen oder mitunter tragikomischen, aber stets bleibt ein Gefühl der kognitiven Dissonanz.


    Lou Ford, der Protagonist von Der Mörder in mir hat nicht nur einfach einen schlechten Tag, er hat viel mehr ein schlechtes Leben. Durch eine Verletzung aus seiner Kindheit psychisch gebrandmarkt, ist er zum menschenverachtenden Zyniker geworden. Für ihn sind andere Leute Feinde, Widersacher, Konkurrenten. Personen, die man ohne weiteres belügen darf oder sogar muss, weil sie es ja sehr wahrscheinlich schlecht mit einem meinen und ohnehin keine bessere Behandlung verdienen würden. Als paranoider Schyzophreniker hat er sich die Maske des jovialen Gesetzeshüters aufgesetzt, des gutmütigen Trottels, der keiner Seele etwas zu leide tun könnte. Bis die Bewohner des Städtchens Central City merken woran sie sind, ist es längst zur Katastrophe gekommen.


    Lou Ford wirkt zunächst sehr freundlich, tut aber in der Folge sehr unfreundliche Dinge. Was mit dem Ausdrücken einer brennenden Zigarette auf der Haut eines Landstreichers beginnt, artet schon bald zu schwerer Körperverletzung und Mord aus. Wie die meisten Noir-Antihelden träumt auch Ford vom großen Geld, und um dieses zu bekommen, arbeitet er einen wirren Plan aus, der natürlich am Ende gewaltig schief geht.

    Jim Thompson ist ganz klar ein Autor der Krisensituationen. Das Leben seiner Figuren ist eine einzige Krise.

    „Wenn dem lieben Gott bei uns Menschen ein Fehler unterlaufen ist, dann der, dass wir weiterleben wollen, wenn wir am wenigsten Anlass dazu haben.“ – sinniert Ford gegen Ende. – Das ist ein immer wiederkehrendes Motiv in Thompsons Büchern. Seine Protagonisten sehen keinen Sinn mehr in ihrem Leben, sie sehen keinen Sinn mehr in der Welt. Das lässt sie jeglichen moralischen Halt und jegliche Scham verlieren.

    Der Mörder in mir beginnt wie ein komisches Buch, was es aber eigentlich überhaupt nicht ist. Anders als Thompsons Pop. 1280, eine bitterböse Farce voller brüllkomischer Momente, ist dies eine eher trockene Geschichte.
    Was vor allem daran liegt, dass Lou Ford kein besonders unterhaltsamer Erzähler ist. In manchen Büchern Thompsons wird die Verbitterung der Protagonisten bis hin zur absurden Groteske gesteigert, hier nicht. Es ist eine tieftraurige Story über einen tragisch gescheiterten Mann. Es mag schwer sein Lou Ford zu mögen, doch am Ende kann man kaum anders als Mitleid für ihn und sein verpfuschtes Leben zu empfinden.

    In unserer heutigen ideologiefreien, postmoralischen Ära wirken Thompsons verstörende Werke erschreckend aktuell. Er hat Autoren wie James Ellroy und Bret Easton Ellis beeinflusst und wird doch selbst mittlerweile kaum noch gelesen. Liegt es vielleicht daran, das wir uns scheuen einen Blick in unsere eigenen Abgründe zu werfen, schließlich tragen wir alle irgendwo tief in unserer Seele einen Mörder mit uns herum, auch wenn er nur in den seltensten Fällen an die Oberfläche tritt.

     

  4. Cover des Buches Dashiell Hammett (ISBN: 1883011671)
    Dashiell Hammett

    Dashiell Hammett

     (0)
    Noch keine Rezension vorhanden
  5. Cover des Buches Moon Lake - Eine verlorene Stadt (ISBN: 9783986760304)
    Joe R. Lansdale

    Moon Lake - Eine verlorene Stadt

     (12)
    Aktuelle Rezension von: NiWa

    Im zarten Alter von 13 Jahren hatte Daniel ein einschneidendes Erlebnis zu verkraften: Sein Vater hat sich selbst umgebracht und versuchte, den Sohn mit in den Tod zu ziehen. Dazu hat er das Auto direkt in den Moon Lake gelenkt, dem der Junge gerade noch entkam. Jahre später ist es an der Zeit, dem Geheimnis des Sees im wahrsten Sinne des Wortes auf den Grund zu gehen.

    „Moon Lake“ von Joe R. Lansdale ist einer dieser Romane, die einen aufgrund ihrer Intensität in die Tiefe ziehen. Es ist eine Mischung aus Thriller, Krimi, Drama, einem Hauch Liebe und einer sommerlichen, sanften Brise von Coming-of-Age-Roman.

    Ich liebe den abwechslungsreichen Stil, der dicht und einnehmend ist. Für mich zählt der Autor zu den ganz großen Erzählern und ich mag es, dass er sich kein Blatt vor den Mund nimmt. Denn man muss es mögen, wenn Lansdale manches Mal mit rohem Sprachgebrauch trifft, derben Humor auffährt und texanisches Gebaren ungeschönt wieder gibt.

    "Ich habe so eine gewischt gekriegt, dass ich fast meine Unterhose durch den A**** eingesaugt hätte." (S. 189, eBook)

    Es beginnt in Daniels Kindheit, als er mit den Eltern in Ost-Texas lebt. Der Autor nimmt sich Zeit, die damaligen Umstände und das Empfinden der Hauptfigur zu schildern. Er vermittelt ein Gefühl dafür, wie es für den Jungen gewesen ist. Dann geschieht das Unglaubliche: Sein Vater fährt mit ihm in den See!

    Er hat es relativ gut verkraftet und kehrt als Erwachsener in seine ehemalige Heimatstadt zurück. Denn der Moon Lake ist ausgetrocknet und es ist an der Zeit, dem See ein drängendes Geheimnis zu entlocken: War die Leiche von Daniels Mutter damals im Kofferraum?

    Es folgt eine interessante Mischung aus Drama, Krimi und Thriller, wobei Lansdales Southern-Gothic-Einschlag zu tragen kommt. Inmitten von texanischer Hitze, stumpfem Hillbilly-Tatendrangs und beängstigendem Rassismus setzt der Autor seine Figur auf eine Spur an, die in einem überraschenden Finale endet.

    Man darf sich keinen herkömmlichen Thriller erwarten, weil Lansdales Werke viel mehr und gleichzeitig weniger sind. In „Moon Lake“ rückt er die typische texanische Kleinstadt in den Mittelpunkt. Es geht um politische Machtgerangel, bizarre Hintergründe und wie es sich für die Führungsriege ungestört nach eigenem Gutdünken schalten und walten lässt, wenn man abgeschieden vom Rest der Welt lebt.

    Beleuchtet werden die Alteingesessen, wie gefährlich eine eigene beziehungsweise andere Meinung sein kann, und natürlich - trotz der negativen Aspekte - der Charme und das Wesen des Kleinstadtlebens, welcher den Roman in eine melancholische Perspektive rückt.

    Obwohl mir das Buch gut gefallen hat und ich in „Moon Lake“ versunken bin, hat es der Autor meinem Gefühl nach eine Spur übertrieben. Die Hintergründe sind äußerst bizarr gestaltet und es hat manches Mal die Spannung gefehlt. Trotzdem war es für mich wieder eine Geschichte, die mich eingenommen und mit Lansdales bissigem Humor sowie seiner lockeren Düsternis nicht losgelassen hat.

    "Ich sag's nur ungern, aber manchmal tut man eben Dinge, die nicht viel Sinn ergeben, oder man muss Dinge tun, die einem nicht gefallen, und das kann einem manchmal zu schaffen machen." (S. 51, eBook)

    Übrigens empfand ich den Grund des Sees als sehr anschaulich beschrieben und die Idee ist auf jeden Fall großartig. Denn der Moon Lake hat nicht nur wegen des Selbstmords eine besondere Stellung im Ort und im Roman, sondern birgt eine ganze Stadt: Vor Jahrzehnten wurde der ursprüngliche Ort geflutet. Seither verbergen sich versunkene Gebäude und grausame Geschichten am Grund, die allesamt an die Oberfläche drängen. Das hat definitiv einen gruseligen Touch, wenn man an die algenüberwucherten Gemäuer denkt. Außerdem gibt es verstörende, witzige und schaurige Details, die ans Licht gekommen sind.

    Für mich war es ein interessanter Coming-of-Age-Roman mit erwachsener Krimi-Note im Herzen von Texas, welcher mich durch Lansdales unvergleichlicher Erzählstimme in den Moon Lake getaucht hat.

  6. Cover des Buches Harlem-Romane (ISBN: 9783293204614)
    Chester Himes

    Harlem-Romane

     (2)
    Aktuelle Rezension von: mapefue

    Harlem-Romane

    • Die Geldmacher von Harlem: Die Originalausgabe erschien 1957 unter dem Titel A Rage in Harlem in den USA, auch unter den Titeln For Love of lmabelle und The Five-Cornered Square. Aus dem Amerikanischen von Manfred Görgens.

    • Heiße Nacht für kühle Killer: Die Originalausgabe erschien 1959 unter dem Titel The Real Cool Killers. Aus dem Amerikanischen von Alex Bischoff.

    • Fenstersturz in Harlem: Die französische Erstausgabe erschien 1959 unter dem Titel Couché dans le pain bei Editions Gallimard, Paris. Die Übersetzung erfolgte nach der amerikanischen Ausgabe The Crazy Kill von 1989, erschienen bei Vintage Bools Edition, New York. Aus dem Amerikanischen von Manfred Görgens.

    Information des Unionsverleges

    • "Die Geldmacher von Harlem": Kaum zu glauben, dass es in Harlem so vertrauensselige und tollpatschige Kerle wie Jackson gibt: Er verliert nicht nur einen Koffer voller Gold und seine große Liebe Imabelle, sondern auch noch die Leiche seines Bruders. Wie konnte es nur so weit kommen? Eigentlich geschah alles nur aus Liebe zu Imabelle. 
    • "Heiße Nacht für kühle Killer": An der Theke ein Mann, ein Weißer zur falschen Zeit am falschen Ort. Grund genug für eine Messerstecherei, eine wilde Flucht. Ein Schuss, und der Weiße liegt tot auf der Straße. Für Grave Digger Jones und Coffin Ed ein klarer Fall. Doch dann stellt sich heraus, dass die Waffe des jungen Sonny eine Schreckschusspistole ist.
    • "Fenstersturz in Harlem": Big Joe Pullen ist tot, und während der Trauerfeier stürzt ein Mann aus dem Fenster auf die Straße hinunter. Aber er bleibt unverletzt: Er ist in einen Korb mit frischem Brot gefallen …

    Soviel zu den nüchternen, aber unverzichtbaren Fakten.

    Tipp an den werten Besitzer und die werte Besitzerin dieses Buches, die beginnen (wollen) dieses Buch/diese drei Romane zu lesen, bzw. an solche, die gerade dabei sind, sich dieses Buch zu kaufen: Als einer der ersten schwarzen Krimiautoren befasste sich Chester Himes mit der Gesellschaft und den kriminellen Umtrieben im schwarzen Harlem Ende der 50er Jahre. Bei seiner Vita sind die Romane authentisch und ungeschönt, mit hintergründigem Humor, teils Slapstick nahe an hardboild Thriller. Himes war in seinem Heimatland nicht erfolgreich, der Erfolg stellte sich erst ein nach seiner Auswanderung nach Europa.

    Nicht die Suche nach dem Täter steht im Vordergrund, sondern die handelnden Charaktere, im Besonderen das berühmte schwarze Harlemer Detective-Team Coffin Ed Johnson und Grave Digger Jones und die gnadenlose direkte Beschreibung der Szenerie. Farbige gibt es viele – (ofenrohr)schwarz, dunkelbraun, braun, bananenschalenfarbig, (senf)gelbe Färbung ranziger Sahne, sepiafarben…
    Die Erzählsprache ist einfach, um nicht zu sagen simpel, der Plot ist überschaubar, die Auflösung nicht ohne Überraschung. Die Romane eignen sich als Vorlage für eine Comics-Ausgabe. Anfänglich habe ich mir mit dem Erzählstil und der Geschichte schwergetan, aber ich rate jedem bis zum dritten Roman durchzuhalten, denn dann hat man sich an Stil und Plot gewöhnt und es bestätigt sich die Klasse von Himes. 

    Zwei Kostproben belegen den eindrucksvollen Erzählstil von Himes: „Es war ihm nicht mal was geblieben, für das es sich gelohnt hätte zu beten. Sein Mädchen war fort. Ihr Golderz war dahin. Sein Bruder war tot und selbst die Leich fort. Er wollte sich nur noch der Barmherzigkeit des Herrn anvertrauen. Das war alles, was er tun konnte, um nicht wie ein Kind loszuheulen.“ (Jackson in Die Goldmacher von Harlem)

    „Wir sind hier in Harlem, so einen Ort gibt’s nicht noch einmal auf der Welt. Hier muss man ganz von vorn anfangen, weil die Leute in Harlem aus Gründen Dinge tun, auf die niemand sonst in der Welt kommt.“ (Grave Digger in „Fenstersturz in Harlem) 

    Eine Banalität, aber trotzdem wahr: Das alte schwarze Harlem gibt es längst nicht mehr, gentrifiziert, nur noch bei Chester Himes nachzulesen.

    Chester Himes, wurde 1909 in Jefferson City in Missouri geboren. Er war der Sohn schwarzer Mittelständler, die auf die Ausbildung ihrer Kinder großen Wert legten. 1927 begann er sein Studium an der Ohio State University, musste es jedoch nach einem Jahr, wegen krimineller Handlungen, abbrechen. Im Jahre 1928 verübte er einen bewaffneten Raubüberfall und wurde daraufhin zu 20 Jahren Haft verurteilt. Bereits im Gefängnis schrieb er professionelle Kurzgeschichten, die u.a. im "Esquire" veröffentlicht wurden. 1936 wurde er vorzeitig aus der Haft entlassen.

    Er hat die Kriminalliteratur radikalisiert und literarisch endgültig emanzipiert. 1953 emigrierte er nach Frankreich, wo er Bekanntschaft mit Richard Wright und James Baldwin machte und sich literarisch etablierte. Chester Himes starb 1984 in seiner zweiten Wahlheimat Spanien.

    „Die Linken hassten meine Geschichten, die Rechten hassten sie, die Juden und die Schwarzen hassten sie. Ich glaube, was die Amerikaner am meisten hassten, war die Tatsache, dass ich der Wahrheit zu nahekam.“ Chester Himes.

  7. Cover des Buches Sekunden der Gnade (ISBN: 9783257072587)
    Dennis Lehane

    Sekunden der Gnade

     (128)
    Aktuelle Rezension von: S_Malt

    Gewohnt lässig und schnell jagt Lehane den Leser in druckvollen Sätzen durch die Story.

    Wir schreiben das Jahr 1974 - einer Klage wegen ungleichen Bildungschancen zufolge, hat ein Gericht  entschieden, dass es in den öffentlichen Schulen von Boston keine Rassentrennung mehr geben darf. Schwarze Kinder sollen mit Bussen in die bislang rein weißen Schulen gebracht werden, weiße Schüler in die bislang rein schwarzen Schulen. 

    Es kommt zu Aufständen der zumeist irischen Bevölkerung im weißen Stadtteil „Southie“. 

    Die Stimmung heizt sich auf und steht kurz vor einer gewalttätigen Eskalation.

    Vor diesem brisanten Hintergrund kommt es zu einem tragischen Unfall, bei welchem ein junger Schwarzer in einer Bahnstation im weißen Viertel umkommt - Unfall oder Mord?


    In der selben Nacht verschwindet Jules, die siebzehnjährige Tochter der vom Leben enttäuschten Mary Pat Fennessy; ihr Sohn ist bereits an einer Überdosis Heroin gestorben, zwei Männer haben sie verlassen (einer in den Tod, der andere in ein besseres Leben).


    Mary Pat verliert nun endgültig den Halt und sucht ihre Tochter. Dabei kommt sie dem lokalen Gang-Chef in die Quere, der zu viel Aufmerksamkeit vermeiden will. Er versucht sie mit Drohungen und Geld zum Schweigen zu bringen - doch Mary Pat lässt sich nicht stoppen und schlägt mit der Verzweiflung einer Mutter sowie dem im Elternhaus erlerntem Hass und Zorn im wahrsten Sinne des Wortes um sich.

    Sie startet einen Feldzug, um die Wahrheit um das Verschwinden ihrer Tochter ans Licht zu zerren; dies gelingt ihr nur, indemnity den Tod des jungen Schwarzen aufklärt und die Schuldigen findet.


    Hierbei legt sie eine Brutalität an den Tag, der selbst die abgebrühten Gangster blass werden lässt.


    Der mit dem Fall des jungen Schwarzen betraute Polizist steht dabei zwischen den Stühlen; auf der einen Seite sieht er eine Frau, die in Selbstjustiz handelt, auf der anderen Seite erhält er Beweise und Sprechverbindungen Zeugen.


    Eine krasse Story zwischen Krimi und Familientragödie, in der eine Frau rot sieht, sich und ihr Leben letztlich aber auch hinterfragt; ihr Problem dabei, vieles bis alles kann man, kann sie nicht mehr rückgängig machen - daher bleibt ihr nur die Flucht nach vorn!


    Von meiner Seite eine ganz klare Empfehlung für Liebhaber einer actionreichen und knackig geschriebenen Story, die auch vor einem gewissen Maß an Gewalt nicht zurückzucken. Wäre es ein Film, so würde hier Melissa McCarthy unter den Mitgliedern der Örtlichen Gangster mit harter Hand aufräumen. Auch wenn Mary Pat etwas zierlicher geschildert wird, geht sie jedoch mit genau dieser Wucht voran, die McCarthy schon in einigen Filmen bewiesen hat. 


    Von mir 5/5 Sternen für großes Kino in Papierform!

  8. Cover des Buches Ein amerikanischer Albtraum (ISBN: 9783548281650)
    James Ellroy

    Ein amerikanischer Albtraum

     (11)
    Aktuelle Rezension von: PaulTemple
    Lange habe wir darauf warten müssen, aber schließlich vollendete Altmeister Ellroy doch noch den zweiten Teil seiner "Underworld U.S.A" Trilogie: Ein amerikanischer Albtraum (1963-1968) Das Buch schließt nahtlos an seinen Vorgänger an und behält - gottseidank - auch den typischen stakkato-Schreibstil des Autors bei. Auch ich kann bestätigen, dass die Komplexität der Handlungsstränge noch ein wenig zugenommen hat und man schon genau mitdenken muss, um den Handlungsabläufen folgen zu können. Anhand mancher Bekannter aus dem Vorgängerroman (Bondurant, Littell,...) und so manchem neuen Gesicht, schafft es Ellroy aber wieder einmal, den Leser mithilfe eines explosiven Cocktails aus Verschwörungen, Gewalt, Sex, Drogen und historischen Zeitgeschehen in seinen Bann zu ziehen und so schnell nicht wieder los zu lassen. Ich selbst habe für die kanpp 850 Seiten sieben Tage gebraucht, ich war regelrecht süchtig nach der nächsten Seite. Für alle Ellroy-Fans ein absolutes Muss, Einsteigern würde ich zuerst die "Dahlie" empfehlen.
  9. Cover des Buches Ein amerikanischer Thriller (ISBN: 9783548281667)
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