Bücher mit dem Tag "danzig"
50 Bücher
- Günter Grass
Die Blechtrommel
(564)Aktuelle Rezension von: SM1"Die Blechtrommel" ist wohl das bekannteste Werk des Literatur-Nobelpreisträgers Günter Grass. Es bildet zusammen mit der Novelle "Katz und Maus" und dem Roman "Hundejahre" die Danziger Trilogie.
Die zentrale Figur des Buches ist Oskar Matzerath, der im Alter von drei Jahren aus Protest beschließt, nicht mehr zu wachsen.
Der Roman ist in drei Bücher unterteilt, deren Schauplätze Danzig (Buch eins und zwei) und Düsseldorf (Buch drei) sind.
Aus der Sicht der Hauptfigur wird ein Stück deutscher und europäischer Geschichte auf ungewöhnliche Weise und aus einer ungewöhnlichen Perspektive geschildert.
Auch wenn es sich dabei um alles andere als leichte Kost handelt, ist der Roman größtenteils sehr unterhaltsam, so dass sich die manchmal anstrengende Lektüre letztlich lohnt.
- Günter Grass
Werkausgabe in 18 Bänden / Beim Häuten der Zwiebel
(99)Aktuelle Rezension von: mabo63'Sobald das Abendbrot auf den Tisch sollte, rief der Vater: Vom Lesen ist noch niemand satt geworden!
Die Mutter sah mich gerne 'schmöckern'. Da die bei Kunden und Handelsvertretern beliebte Geschäftsfrau bei aller Neigung zu träumerischen Wehmutstropfen von heiterer und mitunter spottlustiger Natur war, auch gerne einen kleinen Spass trieb, den sie 'Schabernack' nannte, bereitete es ihr Vergnügen dem einen oder anderen Besucher, so einer Freundin aus gemeinsamer Lehrzeit bei 'Kaisers Kaffee', die Abwesenheit des an bedruckte Seiten verlorenen Sohnes zu beweisen, indem sie ein Marmeladenbrot in dass ich während anhaltender Lektüre ab und zu biss gegen ein Stück Palmoliveseife austauschte.
Mit verschränkten Armen und lächelnd, weil erfolgssicher, hat sie das Ergebnis der Tauschaktion abgewartet. Das erheiterte sie, wenn der Sohn in Seife biss und erst nach dem abgrasen einer dreiviertel Buchseite merkte, was er dem gleichfalls belustigten Besuch demonstriert hatte.
Seitdem ist der Geschmack dieses Markenartikel meinem Gaumen bekannt.'
In diesen Erzählungen beginnend aus seiner Jugendzeit in Danzig berichtet Grass von seiner Zeit in der Wehrmacht gegen Ende des 2. Weltkrieges, erzählt wie er als junger Mensch in die Welt der bildenden Kunst kam, von seinem Leben in Paris, seinen Reisen nach Italien, in die Schweiz.
Äusserst glaubhaft geblieben sind mir seine erwähnten drei grossen Hunger die er nach Entlassung aus der Kriegsefangenschaft hatte.
Hunger nach einem Essen welches satt macht.
Hunger nach dem 'Weibe'.
Und sein grösster Hunger damals: der Hunger nach Papier und Bleistift.
Empfehlenswertes autobiografisches Werk.
- Günter Grass
Die Blechtrommel
(52)Aktuelle Rezension von: PiaSolHier geht es um die Lebensgeschichte einer kaschubischen Familie namens Mazerath, deren kleinwüchsiger Sohn Oskar dieselbe erzählt.
Im Alter von drei Jahren ist Oskar geistig bereits gereift und stellt sein körperliches Wachstum ein.
Er hat ein Verhältnis mit seiner Stiefmutter, mit der er auch einen Sohn hat und wird im Laufe der Geschichte fälschlich als Mörder verdächtigt und eingesperrt.
Sprichwörter und Redewendungen der damaligen Zeit ziehen sich durch den Roman und ich stelle mir die Frage, ob der Knabe Oskar mit seiner Schuld Synonym der deutschen Kriegsschuld sein soll.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen, doch ist es eines von zwei oder drei Büchern, bei welchen mir tatsächlich die Verfilmung besser gefallen hat.
- Wulf Segebrecht
Die Serapionsbrüder
(14)Aktuelle Rezension von: PongokaterDiese Rezension bezieht sich NICHT auf die abgebildete Buchfassung sondern auf das im Hörbuchverlag erschienene Hörbuch, das auf einer Produktion des Bayerischen Rundfunks unter der Regie von Klaus Buhlert basiert.
Diese wunderbare Hörspielinszenierung eignet sich sehr als Start in das E.T.A.-Hoffmann-Jubiliäumsjahr 2022. Hier werden auch die Texte zwischen den bekannten Erzählungen wie "Nussknacker und Mausekönig" oder "Das Fräulein von Scuderi" ernst genommen. Die Zwischentexte enthalten die Gespräche der Serapionsbrüder, meist eine Diskussion um die zuletzt gehörte Erzählung. Einen besonderen Mehrwert liefert die Begleitmusik, so sparsam sie auch eingesetzt ist. Sie bereichert die Erzählungen und Gespräche in ihrer Modernität ungemein. Hoffmann 2.0
- A van Groen
Die Kuckuckstochter
(7)Aktuelle Rezension von: StreiflichtDieses ganz besondere Buch hat mich von der ersten Seite an begeistert. Es bietet Geschichte in ihrer besten Form an. Nie trocken oder langweilig, nicht fad oder langatmig, sondern kurzweilig und unterhaltsam und quasi nebenbei im Roman. Da ich bisher kaum etwas über die Geschichte Polens wusste, fand ich es unglaublich interessant, Näheres über die politische Situation in Polen-Litauen um 1600 zu erfahren. Sozusagen eine spannende Zeitreise.
Die Geschichte der Gutstochter Juljana, die aufgrund des Todes ihres Vaters ein bewegtes Leben führt, hat mir sehr gut gefallen. Es ist interessant und spannend, sie auf den verschlungenen Pfaden, die sie in verschiedenste Regionen und Lebensumstände führen, zu begleiten. Als Leser fühlt man mit ihr, freut sich immer wieder sehr und hat auch das eine oder andere Tränchen im Auge.
Der Schreibstil von Annett van Groen ist detailreich, bunt und wunderbar zu lesen. Mir hat das Buch „Die Kuckuckstochter“ großen Spaß gemacht und mich herrlich unterhalten. Ich hoffe, bald wieder etwas von dieser Autorin lesen zu können.
- Günter Grass
Katz und Maus
(300)Aktuelle Rezension von: NosimiKatz und Maus war das erste Buch, das ich von Günter Grass gelesen habe und es ist immer noch eines meiner liebsten. Im Kern ist es eine tragische Coming of Age Story, die sich mit der Frage nach der Schuld an den großen Katastrophen, aber auch der am persönlichen Schicksal des anderen beschäftigt. Dabei ist Grass ein Meister der Formulierung durch seine wunderbare, bildhafte, bunte Sprache. Kaum ein Autor beherrscht es so durch Sprache ein Gefühl für die Protagonisten zu entwickeln und ihnen Tiefe zu geben. Und meinernMeinung nach hat es Grass auch in dieser Novelle perfektioniert. Mit viel Liebe zum Detail ohne überflüssige Worte auf nicht mal 300 Seiten.
- Friedrich Dürrenmatt
Der Verdacht
(344)Aktuelle Rezension von: malins_dagbokDarum gehts: Der Kommissär Bärlach liegt im Krankenhaus und liest einen Artikel über einen Nazi-Arzt, der ohne Narkose Menschen operierte. Ein Freund besucht den Kommissär, diesem kommt der Arzt sehr bekannt vor.
Meinung: Das Buch ist mit 120 Seiten sehr kurz und trotzdem schafft der Autor es, die Personen zu skizzieren, den Verdacht aufzubauen und eine Spannungskurve zu kreieren. Entgegen anderer Werke des Autors hat mir dieses Buch sehr gut gefallen. Das Ende hatte nochmal einen ordentlichen Twist, den ich nicht habe kommen sehen. Wer Klassiker und/oder Kriminalromane mag, sollte sich dieses Buch mal anschauen! - Günter Grass
Der Butt
(50)Aktuelle Rezension von: Marcus_SoikeDas letzte Drittel habe ich nur noch überflogen. Wo sind die starken Bilder der "Blechtrommel", wo der Sprachwitz von "Katz und Maus", wo der satirische Pfiff von "Unkenrufe"? Stattdessen Kochrezepte, Pilzvergiftungen, Schlachtplatte, Blähbäuche durch die Jahrhunderte. Die Sprache wirkt stellenweise so, als wäre Grass von sich selbst übermüdet. Hat mich sehr enttäuscht.
- Robert Masello
Eisiges Blut
(117)Aktuelle Rezension von: EurekaPalmerDie Geschichte besteht aus 55 Kapiteln plus Prolog und wird aus der Erzählperspektive erzählt. Der Leser erlebt die Vergangenheit mit Eleanor und Sinclair und die Gegenwart mit Michael Wilde. Die Handlungsstränge werden parallel erzählt. Da jedes Kapitel mit Datum und Uhrzeit versehen ist, lassen diese sich gut verfolgen. Der Bogen zwischen den Zeiten ist sehr gut gespannt. Reale und gut recherchierte Fakten wurden mit eingeflochten. Auch wissenschaftliche Vorgänge werden umfangreich erläutert.
Der Autor jongliert mit unterschiedlichen Genres. Historisch, Wissenschaft, Forschung, Fantasy - alles ist in irgendeiner Form vertreten. Die Forschung zur Heilung von Vampirismus zieht sich dabei wie ein roter Faden durch die Geschichte.
Der Schreibstil ist flüssig und sehr detailverliebt, was leider auch dazu führt, dass manches sich etwas zu sehr in die Länge zieht und die Spannung dadurch ein wenig verloren geht.
- Charlotte Roth
Ich bin ja heut so glücklich
(24)Aktuelle Rezension von: LorixxIch freue mich immer, wenn es wieder einen neuen Roman der Autorin erscheint. Ihre aufregenden Reisen in die 1920er Jahre sind immer spannend, informativ und mitreißend.
In diesem Roman schildert sie das kurze Leben, der zu ihrer Zeit sehr bekannten Schauspielerin, Renate Müller. Ich sehe gerne Dokumentationen über diese Zeit und daher war mit der Name auch bekannt. Dementsprechend neugierig war ich auf dieses Buch. Keine Biografie, eher eine Hommage.
Renate Müller, eine junge Frau, der Shooting Star des Tonfilms der 1930er Jahre. Verehrt, vergöttert und geliebt. Aber unter dem immer mehr um sich greifendem Nationalsozialismus gestaltete sich ihr Leben schwieriger. Glanz- und Schattenseiten der legendären UFA-Studios, die Liebe zu einem jüdischen Mann, der Alkohol, all das führte von einem kometenhaften Aufstieg zu einer Tragödie.
Die Autorin hat es wieder geschafft mich in diese aufregende Zeit der Weimarer Republik zu versetzen. Das politische Klima, die Filmindustrie und das private Leben der Müller, dass alles wurde hier so authentisch wiedergegeben. Sehr eindrucksvoll schildert sie die Geschehnisse, die Gefühle, den Druck, der auf ihr lastete.
Ein beeindruckendes Buch, dass Erinnerungen wachhält und zugleich Mahnmal
- Steffen Möller
Viva Polonia
(103)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderSteffen Möller studierte Philosophie und Theologie in Berlin und wusste nicht recht was er danach machen sollte. Nach einem missglückten Ausflug nach Italien entdeckte er 1994 am Schwarzenbrett eine Anzeige für einen polnisch Sprachkurs in Polen. Freunde und Familie reagierten befremdlich, aber Möller hatte sich dafür entschieden. Es hat ihm dann so gut gefallen, dass er heute noch dort lebt. Neben dem Papst ist er der bekannteste Deutsche und ist als Kabarettist und Schauspieler Preis gekrönt und sehr erfolgreich und beliebt. Was ist so faszinierend an diesem Land? Mit viel Humor berichtet er von seinem Leben in Polen und räumt ganz nebenbei mit einer Menge Vorurteile auf. Bei Argon ist das Hörbuch für Euro 19,95 erschiene
- Sabrina Janesch
Ambra
(25)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderKinga Mischa macht eine Erbschaft. In Ambra erbt sie von ihrem Vater ein Haus, aber nicht nur das, denn es lebt ihre Verwandtschaft zum Teil darin. Für die junge Frau aus Deutschland beginnt in Polen ein neues, ein ganz anderes Leben. Zum ersten mal bekommt sie eine ganz neue Seite ihrer eigenen Familiengeschichte mit und es gibt auch viele Schatten. Ihr Cousin Bartosz hat seit der Rückkehr aus dem Irakkrieg ein Trauma und dunkle Schatten legen sich nicht nur auf seine Seele. Die Liebe spührt Kinga, als sie Renia kennen lernt und dies ist auch der Ausschlag, dass sie wirklich bleibt. In einem kleinen Theater fängt sie an zu arbeiten und die Geschichten die sie hier spielen ähneln doch auch immer wieder ihrer eigenen und Kinga begibt sich auf eine Reise zu sich selbst und zu ihrer Familie.
Sabrina Janeschs Roman ist kein leicht zu lesendes Buch, denn es gibt viele Zeitsprünge, verschiedene Erzählebenen und Einschübe, aber es lohnt sich! Ihre Sprachgewalt, ihr Gespür für besondere Momente und Gefühle ist enorm. Schon der Beginn, als sie Ambra beschreibt, aufmerksame Leser erkennen sofort Danzig, ist ein schmucker Spiegel dieser Stadt. Kinga Mischa ist eine manchmal etwas sperrige Hauptfigur, aber die Geschichte ist so vielfältig, so facettenreich und zugleich spannend, warm und mit vielen Veränderungen, dass man nicht los kommt aus Ambra. - Günter Grass
Die Rättin
(46)Aktuelle Rezension von: HipsterWas für eine Arbeit! Aber fangen wir vorne an. Die Geschichte(n) in Kuirzform. Ein Junge wünscht sich zu Weihnachten eine Ratte. Bekommt diese auch und fängt an mit ihr (eine weibliche Ratte) zu reden. Die Welt wird durch Menschenhand unbewohnbar gemacht und er sitzt mit seiner Rättin in einer rettenden Raumkapsel und schaut sich die Welt von oben an wie sie von Ratten wiederbevölkert wird. Dabei unterhalten sie sich über verschiedene Ereignisse vor der Katastrophe. Mal gucken ob ich die noch alle zurecht bekomme. Sollte ich welche vergessen sei mir dies Verziehen. 1. Oskar Mazerath ist zurück. 1.1.Er ist Chef einer Videoproduktionsfirma. Zusammen mit dem Erzähler und der Ratte entwift er die Idee einer Geschichte in der Hänsel und Gretel die Kinder des Bundeskanzlers sind. Der Bundeskanzler soll eine Rede über den deutschen Wald halten. Da dieser vor dem die Rede stattfinden soll völlig zerstört ist wird er mit riesigen Vorhängen und mit Beschallung aus der Konserve aufgehübscht. Hänsel und Gretel zerstören diese Illusion und flüchten daraufhin inn den Wald. Dort treffen sie auf viele andere Märchengestalten. Die Märchengestalten möchten über die Missstände aufklären und dieses bei den Ministern Jakob und Willhelm Grimm zu Gehör bringen. Doch es läuft nicht so wie geplant. 1.2. Oskar möchte den einhundertundsiebten Geburtstag seiner Großmutter besuchen. Es kommnt zu einen freudigen aber abruptem Ende. 2. Ein Schiff mit erfahrenen Seefrauen (Sagt man das so?), darunter die heimliche Liebe des Erzählers Damroka, sind auf Forschungstour um die Population der Quallen zu erforschen. 3. Der Maler Maskath muss seine Größte Aufgabe bewältigen. Der komplette künnstlerische Gestaltung einer Kirche. 4. Die Neubesiedelung der Erde durch die Ratten 5. Die biblische Geschichte Noahs aus der Sicht der Ratten. Man sieht man bekommt auf 496 Seiten einiges zu lesen. Das ist am Anfang auch sehr verwirrend. Ich habe wirklich mehr als einmal mit mir gekämpft das Buch nicht weg zu legen. Denn man muss sich in den Lesefluss reinfinden. Wenn es geklappt hat geht das lesen von ganz alleine. Man muss sich einfach dessen bewusst sein das man immer nur stückenhafte Informationen bekommt. Die Geschichten in der Geschichte werdennur durch Absätze getrennt und man kann Günther Grass Willkür bei der Erstellung der kapitel unterstellen. Es wäre definitiv leichter gewesen jeder Geschichte ein Kapitel zu spendieren, aber nein. Trotzdem hat es für mich, als es denn ging, wieder einmal Spass gemacht ein Werk von Günther Grass zu lesen. Die Sparche die er an den Tag legt ist gewiss gewöhnungsbedürftig,aber es ist halt mal was anderes als die Popliteratur die nur mit wenigen Wörtern pro Satz auskommt. Harter Stoff, Schwer zu lesen, aber trotzdem ein schönes Buch. Einen Daumen nach oben! - Günter Grass
Unkenrufe
(20)Aktuelle Rezension von: Izabelle_JardinNach den drei Werken der Danziger Trilogie, die sich in der und um die Zeit des 2. Weltkrieges abspielen, erschien mit „Unkenrufe“ 1992 ein neuer Roman, spielend in Grass‘ Heimatstadt. Ein Schulfreund spendet dem Literaten Aufzeichnungen, er möge was draus machen. Macht er!
Es trifft ein bereits leicht ergrauter Bochumer Kunsthistoriker auf dem Danziger Marktplatz im Jahre '89 auf eine polnische Restauratorin. Ein wenig linkisch wirkt die Annäherungen. Sie drall und möchtegern-jugendlich flirtend, er leise vertrocknet. Beide verwitwet, beide von der Idee der Völkerverständigung auf ganz besondere Art beseelt. Ein Versöhnungsfriedhof soll her. Einer, auf dem die, die einst vertrieben wurden, doch noch zu guter Letzt in Heimaterde ruhen können.
Die Idee wird vorangetrieben, eine deutsch-polnische Friedhofsgesellschaft entsteht, und stößt auf Begeisterung bei deutschen Vertriebenenverbänden, allerdings auf ein gewisses Grausen bei manchen Polen, die wenig entzückt sind, eine „Armee deutscher Leichen“ die Westprovinzen wiedererobern zu sehen.
So sehr auch das Unternehmen ins Florieren kommt, so prächtigknorrig sich die Liebesgeschichte entwickelt: Anders, als in Grass‘ erinnernden Romanen bleibt hier die Stadt seiner Kindheit blass. Ob sie „ver“ blasst ist, weil die Zeit sie verändert hat? Weil Gras gewachsen ist? Vielleicht sogar, weil Grass erlaubt, dass Gras wächst über alte Erinnerungen, weil ein halbes Jahrhundert vergangen ist und die Akzeptanz der Tatsachen sich mischt mit einem dann doch nie begrabenen Wunsch des Wiederzusammenfügens, vielleicht nur WiederkehrenKÖNNENS, und seien es auch nur Gebeine, die ruhen können sollen, wo sie „hingehören“, schon immer hingehörten?
Das Ende des Romans ist so pragmatisch wie erschütternd. „Sie liegen gut da. Laßt sie da liegen!“
Natürlich! Es bezieht sich auf die beiden ältlichen Liebenden. Vordergründig. Aber es ist ein Grass-Roman! - Gerd Schultze-Rhonhof
1939 – Der Krieg, der viele Väter hatte
(6)Aktuelle Rezension von: Petrus72Schultze-Rhonhof ist ein Möchtegernhistoriker und wird in der Geschichtswissenschaft nicht anerkannt. Er gilt als unseriöser und deutschnationaler Geschichtsrevisionist, weil er die Ergebnisse moderner Geschichtsforschung ignoriert, Tatsachen weglässt, verdreht oder deren Bedeutung überspitzt und sich auf Quellen von rechtsextremen Autoren stützt.
Zum Beispiel ist seine Begründung für die angebliche Mitverantwortung Polens am Ausbruch des 2. Weltkriegs an den Haaren herbeigezogen und historisch unhaltbar. Weder war die Versorgung Ostpreußens im Jahre 1939 durch Polen gefährdet noch strebte Polen an, das von den Nazis beherrschte und mit 95 % deutscher Bevölkerungsmehrheit bewohnte Danzig sich einzuverleiben. Für Hitler war Danzig nur ein Vorwand zum Krieg.
Zitat aus seiner Rede vom 23.05.39: „Danzig ist nicht das Objekt, um das es geht. Es handelt sich für uns um die Erweiterung des Lebensraumes im Osten und Sicherstellung der Ernährung, sowie der Lösung des Baltikum-Problems.“
- Stefan Chwin
Der goldene Pelikan
(8)Aktuelle Rezension von: GelindeDer goldene Pelikan, von Stefan Chwin
Dieses Buch habe ich geschenkt bekommen und nach dem Klappentext zu urteilen habe ich mir eine spannende und emotionale Lektüre erwartet.
Doch ich persönlich, für mich, wurde enttäuscht. Kein Buch für mich.
Ein sehr blumiger, weit ausholender und zu weit abschweifender Schreibstil machte mir das lesen bis 50 Seiten vor Ende teilweise zur Qual.
Ich kann mir gut vorstellen, dass dies für manche Leser „literaisch wertvoll“ ist.
Für mich ist es einfach nur anstrengend gewesen.
Immer wieder dreht Jakub die Frage von „Schuld“ in seinem Kopf. Er bespricht sich mit vielen sehr klugen Menschen. Kommt dabei vom Stöckchen aufs Hölzchen. Und oft weiß ich dann seitenlang gar nicht mehr um was es eigentlich jetzt geht.
Kurz vor Ende schließt sich der Kreis, hier wird es auch für mich dann interessanter beim Lesen.
Der Professor meint sich die Schuld vergeben zu können. Ein neues Glück, ein neues Leben wartet auf ihn,
Da schlägt das Schicksal wieder zu und eine Situation aus der Vergangenheit, holt ihn wieder ein.
Hierdurch erkennen wir Leser, dass auf jede Situation etwas folgen kann, das wir gar nicht beeinflussen können und aber unglaubliche Auswirkungen auf andere Menschen haben kann
Wie gesagt ich habe mich bis zu den letzen 50 Seiten gequält. Das Thema ist sehr gut, aber die Umsetzung war für mich nichts. Deshalb kann ich persönlich nur 2 Sterne vergeben.
- Günter Grass
Hundejahre
(19)Aktuelle Rezension von: HipsterTeil drei der Danzig-Trilogie. Grass erzählt die Geschichte dreier Jungs. Eddi Amsel, Harry Liebenau und Walter Matern. Opfer, Zeuge und Täter. Was bei Die Blechtrommel und Katz und Maus ein steter Lesefluss ist, ist leider bei Hundejahre am Anfang eine arge Anstrengung sich in den Stoff rein zu fuchsen. Denn Eddie Amsel ist noch sehr zurückhaltend mit den Informationen. Aber sobald man die Liebesbriefe Harry Liebenaus an seine Cousine Tulla ließt erschließt sich die ganze Bandbreite. Und wenn man mit den Materniaden abschließt ist man auch teilweise froh das man es geschafft hat, denn leider ist der Abschluß das langatmigste Buch im ganzen Buch. Zwar fügt sich hier alles zusammen das ist relativ belanglos erzählt. Wenn man sich natürlich damit auseinander setzt sind die Scheuchen als Bildnisse für den Menschen zu sehen aber die Moral ist zu direkt und zu sehr gewollt als das man einen Aha-Effekt bekommt. Aber doch hat mir das Buch gefallen. Und das wegen der Liebesbriefe. Grass schafft es jugendliche Sehnsucht aufkommen zu lassen. Sehnsucht nach der großen weiten Welt, sehnsucht nach Liebe, sehnsucht nach Anerkennung. Auch die Überleitungen zu den anderen Teilen der Danzig-Trilogie sind wunderbar in Szene gesetzt. Alles in allem ist Hundejahre ein solides aber nicht überwältigendes Werk. Aber es ist auch schwer in die Riesen Fußstapfen des Erstlings zu treten. - Katarzyna Bonda
Das Mädchen aus dem Norden
(26)Aktuelle Rezension von: ErdhaftigDie Geschichte beginnt anders als ein gewöhnlicher Kriminalroman. Man bekommt einen Einblick in eine Lebenswelt, die einige Seiten später erst Mal keine Rolle mehr zu spielen scheint. Aber das ist natürlich nicht so. Das ahnt man ohne es zu wissen. Nebenbei erfährt man etwas über die Hauptakteurin des Romans, ihren Werdegang und Privatleben plus den Einstieg in eine undurchsichtige Geschichte.Wer ist wer und womit haben es die Ermittler eigentlich zu tun? Das stellt sich erst am Ende so richtig heraus. Viele Personen sind nicht, wer sie zu sein scheinen. Ebenso gilt das für manche Tathergänge. Als Leserin fing ich ziemlich schnell an zu rätseln und die verzwickten Einzelheiten zu schätzen. Reich an Details ohne zu sehr ins Detail zu gehen – auch diese Romaneigenschaft macht dieses Buch zu etwas Besonderem. Auf über 600 Seiten bietet Bonda einen hervorragenden Krimi, bei dem fast nichts so ist, wie es scheint.
Weitere Zutaten bestehen aus einem lockeren Schreibstil, einem durchdachten Skelett samt gut gesetzter Spannungsbögen und Typen, die man sich gut vor dem inneren Auge vorstellen kann. Die letzten Seiten liefern ein kleines Glossar, unter anderem findet man auch die Aussprache der polnischen Namen.
- Charlotte Roth
Wenn wir wieder leben
(110)Aktuelle Rezension von: engineerwifeWas für eine Geschichte! Wer hier denkt „Naja, einfach noch mal eine Kriegsgeschichte zum wiederholten Male“ irrt sich in meinen Augen gewaltig, denn diese hier geht wirklich an die Nieren. Immer wenn ich gedacht hatte, nun weiß ich wirklich alles zu diesem Thema, tut sich ein neues Türchen auf und eine ganz neue Variante der Grausamkeit des Krieges präsentiert sich mir. Geschehen hier mit den vier jungen Leuten Julius, Gundi, Lore und Erik, die das Schicksal zusammengeführt hat und die ihr Möglichstes tun, ihm ein fröhliches Gesicht aufzusetzen. Sie gründen eine Band im beschaulichen Ort Zoppot bei Danzig namens die „Piroggen“, und hoffen mit ihrer Musik den großen Durchbruch zu erlangen. Beide Jungs sind in die frech-fröhliche Gundi Sonnenschein verliebt, während deren Halbschwester Lore als scheues Mauerblümchen eher im Hintergrund bleibt. Schließlich geschieht das Heißersehnte. Der Gauleiter Danzigs, Albert Forster, verliebt sich in das Vorzeigelied des Quartetts und ebnet ihnen der Weg zu einer für die Verhältnisse recht steilen Karriere. Während Gundi, die bis dato eigentlich nur ihren Pop geliebt und verehrt hatte, wie ein Schmetterling durchs Liebesleben flattert, braut sich am Horizont ein Gewitter der besonderen Art auf: der Zweite Weltkrieg bricht aus und bald wird nichts mehr so sein, wie es einmal war …
Zwanzig Jahre später wird die junge Wanda mit diesem Thema konfrontiert und versucht verzweifelt – angetrieben von dem fast schon besessenen Andras – die Wahrheit herauszufinden was damals geschah und wie es mit ihrer Familie zusammenhing. Doch für ihre Beharrlichkeit zahlt sie bald einen hohen Preis …
Die wunderbare Autorin Charlotte Roth, die viele eigene Erfahrungen und Erlebnisse in ihren Roman einfließen ließ, hatte mich schon mit den ersten Seiten abgeholt und eingefangen und bald entwickelte das Buch eine Sogwirkung, der ich mich schwerlich entziehen konnte. Danzig und Umgebung mit seiner Sonderstellung, die sich durch die Abgeschnittenheit damals ergab, muss für seine Bewohner etwas ganz Besonderes gewesen sein. Polen, wie Deutsche lebten recht friedlich miteinander bis die Nazis einen Hass zu schüren begannen, der seinesgleichen sucht. Es erschütterte mich über diese hasserfühlte Entwicklung lesen zu müssen, die bald in der friedlichen Enklave zu brodeln begann. Auch brachte die Geschichte der „Gustloff“ mir vieles an neuen Erkenntnissen, kannte ich den großen Pott bisher doch nur als untergegangenes Flüchtlingsschiff. Mit seinen über 600 recht klein bedruckten Seiten ist „Wenn wir wieder leben“ kein Roman zum eben mal nebenher weglesen. Man muss sich einlassen auf die Geschichte, die mich am Schluss sehr nachdenklich und betroffen zurückließ. Ich vergebe auf jeden Fall fünf wohlverdiente Sterne und spreche eine Leseempfehlung an alle diejenigen aus, die diesem Kapitel der Geschichte die verdiente Beachtung schenken möchten. Mal wieder ein absoluter Volltreffer, liebe Charlotte, danke schön dafür!
- Hilke Sellnick
Danzig: Tage des Aufbruchs
(10)Aktuelle Rezension von: Ana_SchulzDanzig war mein erster Roman von Hilke Sellnick. Es ist der Auftakt einer neuen Familien Saga.
Eine schöne Geschichte aber irgendwie sprang der Funke bei mir nicht so richtig über.
Mir fehlten ein bisschen die Emotionen. Bei der Beschreibung der Stadt habe ich keine richtigen Bilder in den Kopf zu bekommen.
- Abby L. Knorr
Tochter des Meeres (Die Töchter der Elemente, Band 1)
(20)Aktuelle Rezension von: Adam_ElkistDieses Buch beginnt schon sehr nah am Anfang mit einem Wechsel des Genres, als ein Flashback von Targa und ihrer Mutter als Sirene aufkommt und Targa selbst eine Sirene wird. Was mir gefällt, ist wie alles irgendwie eine Biologie hat (außer die Verwandlung und die Fähigkeiten eines Elements) (ein Element ist eine stärkere Sirene oder kurz – Sirene-Premium). Der Schreibstil ist flüssig und die Handlung sehr schön beschrieben.