Bücher mit dem Tag "demenz"
514 Bücher
- Stieg Larsson
Verblendung
(6.227)Aktuelle Rezension von: WelpemaxIch glaube, dass ist für mich das Buch, dass alle lieben, aber ich nicht. Zugegeben ist die Protagonistin Lisbeth Salander echt gelungen, aber alles drumherum ist nervig, allen voran Kalle "Fucking" Blomkvist. Außerdem haben mich die ganzen Vangers genervt, weil ich das hasse, wenn der Stammbaum riesig groß wird und ich da komplett den Überblick verliere. Skandinavien, Kälte und düstere Atmosphäre mag ich zwar, aber ich wäre schnell raus gewesen, wenn ich das Buch nicht in der Leserunde gelesen hätte.
- Emma Hooper
Etta and Otto and Russell and James
(63)Aktuelle Rezension von: SchlehenfeeEines Tages macht sich die 82jährige Etta auf den Weg ans Meer, quer durch Kanada. Ihr Mann Otto bleibt zu Hause und versucht, alleine zurechtzukommen. Doch Etta vergisst allmählich Dinge, Otto erinnert sich an fast alles. Und dann ist da noch Russell, der Nachbar, der selbst in Etta verliebt war. Und James, ein Koyote, der Ettas Begleiter auf der Wanderung ist. Auf dem Weg erzählen sie ihr Leben: von der Liebe, vom Krieg und einer Farm in der staubigen Einöde Saskatchewans, vom Backen und vom Briefeschreiben.
Emma Hoopers Roman mit dem langen Titel ist ein bezaubernder, ein leiser Roman, der sich nicht vieler Worte bedient. Manchmal erschließt sich die Bedeutung nicht direkt, viele Passagen sind näher an einem Traum als an der Realität, z.B. Ettas Unterhaltungen mit James. Die Autorin überlässt dem Leser die Entscheidung, was geschieht und was nicht. So ist das Ende sehr offen für verschiedene Interpretationen. Diese Unbestimmtheit der Erzählung war mir manchmal etwas zu viel des Guten und ich habe nach tieferen Bedeutungen gesucht. Ich habe viel über die Handlung nachgedacht und bin mir bei den phantastischeren Elementen immer noch nicht sicher, was ich davon halten soll. Daher schwanke ich zwischen 4 und 5 Sternen.
Die Sprache ist sehr spartanisch und auf das Wichtigste beschränkt. Trotzdem konnte mich die Erzählung vom ärmlichen Leben auf einer Farm, von der Beziehung von Etta mit Otto und Russell und von Ottos Erlebnissen in Europa im 2. Weltkrieg fesseln und zutiefst berühren. Letzten Endes kommt es bei „Etta and Otto and Russell and James“ wohl auch eher auf die zwischenmenschlichen Beziehungen und die Erinnerungen der Charaktere als auf die äußere Handlung an. In dieser Hinsicht konnte mich das Buch überzeugen. - Kristin Harmel
Solange am Himmel Sterne stehen
(793)Aktuelle Rezension von: Renate1964Rose ist dement und vertraut in einem lichten Moment ihrer geliebten Enkelin Holly eine Namensliste an, die angeblich die Familienmitglieder enthalten soll. Holly beginnt zu recherchieren und landet dabei im besetzten Paris
Der Teil, der die Vergangenheit betrifft, ist sehr spannend und informativ, Hollys Nachforschungen fand ich jedoch unrealistisch und vieles auch kitschig..eine leichte Lektüre für den Strand
- Rachel Joyce
Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry
(1.377)Aktuelle Rezension von: Primrose24Seit einigen Monaten ist Harold Fry nun im Ruhestand, als ihn der Brief einer ehemaligen Arbeitskollegin erreicht, die ihm vor Jahren sehr geholfen hat. Queenie Hennessy hat Krebs und nur noch wenige Wochen zu leben. Harold formuliert umgehend eine Antwort, doch auf dem Weg zum Briefkasten, scheint ihm ein einfacher Brief nicht genug und so läuft er weiter und weiter nach Norden, um ein letztes Mal mit Queenie zu sprechen. Harold beginnt eine Reise von Südengland bis an die schottische Grenze über 1000 km. Denn solange Harold läuft, kann Queenie nicht sterben.
Die Geschichte behandelt die Reise eines einsamen alten Mannes, der sich in den letzten Jahren von seiner Frau entfremdet hat und ein eher eintöniges, unglückliches Leben führt. Als er den Brief von Queenie liest, wächst in ihm der Glaube sie zu retten, wenn er mit seinen eigenen Füßen zu ihr läuft. Während Harold Kilometer um Kilometer geht, lernt er nicht nur gewöhnliche Menschen und ihre ungewöhnlichen Geschichten kennen. Er durchlebt auch noch einmal seine eigene Geschichte, überdenkt die Fehler, die er am meisten bereut und sucht einen Weg mit seinen eigenen Dämonen umzugehen. Währenddessen passiert mit seiner Ehefrau Maureen, die in ihrem Zuhause auf ihn wartet ähnliches. Der Roman legt viel Fokus auf die Beziehungen der Protagonisten zueinander und besticht mit einer zeitweise traurigen, aber dennoch herzerwärmenden Atmosphäre. Auch wenn ich das Ende vorausgeahnt habe, bin ich doch sehr gerne jeden einzelnen Schritt mit Harold bis nach Berwick-upon-Tweed mitgegangen.
- Herrad Schenk
Für immer Schwestern
(30)Aktuelle Rezension von: JDaizy„Unmöglich, dieses Unglück von sich weg zu halten. Ich sollte wenigstens einen Spaziergang machen, mich bewegen, dachte sie und erhob sich schwerfällig von der Gartenbank, steif, etwas durchgefroren. Gehen vertreibt die düsteren Gedanken. Auf einmal war ihr, als sähe sie die Schwarze Dame wieder am Ende der Straße. Wenn die Schwarze Dame Melancholie an deine Haustür klopft, solltest du ihr freundlich öffnen und sie zum Tee hereinbitten - dann wird sie zu gegebener Zeit höflich von selbst wieder gehen. Doch wehe, du hältst die Tür verschlossen und stellst dich tot- dann wird sie dich unbarmherzig belagern.“
„Seit ihrer Kindheit sind Sylvia, Judith und Elvira eng miteinander verbunden, obwohl sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Doch dann kommt ein langgehütetes Familiengeheimnis ans Licht, das die Schwestern in ihre bewegte Jugend zurückführt und ihre Beziehung auf eine harte Probe stellt.“ (Klappentext)
Drei Schwestern jenseits der 60. Drei unterschiedliche Leben. Aber eine (gemeinsame) Vergangenheit.
Sylvia, Lektorin in einem Kunstverlag, ist lebenslustig und trotz ihres Alters frisch verliebt. Judith, Bibliothekarin im Ruhestand, quälen erste Anzeichen ihrer Vergesslichkeit, während sich Elviras Leben fast ausschließlich um ihren erfolgreichen Mann Hans-Heinrich dreht. Als dieser plötzlich einen schweren Schlaganfall erleidet, treffen sich die Wege der Schwestern im Krankenhaus.
Was war passiert und warum ist Elvira plötzlich so aufgelöst und nicht zu beruhigen? Welches Geheimnis verbirgt Hans-Heinrich und vor wem? Oder will er nur Elvira vor einem langgehüteten Familiengeheimnis schützen? Oder ist alles doch ganz anders als es auf en ersten Blick erscheint?
„Sie wissen nicht wie es ist, durch ein Schuldgefühl an jemanden gebunden zu sein. Es schafft die engste Bindung überhaupt.“
Beim Lesen musste ich oft an den Ausspruch: „Gemeinsam und doch einsam“ denken. Wie schnell kann sich von einer Minute auf die andere das Leben ändern! Wie lebt man mit Lügen oder der quälenden Ungewissheit bestimmte Dinge nicht angesprochen zu haben?! Und wie wichtig ist, jeden Tag deshalb so zu leben als wäre es der letzte?!
Der Autorin gelingt es mühelos ein Bild von drei Schwestern zu zeichnen, die unterschiedlicher nicht sein können. Besonders mochte ich die schusselige und ab und an mit sich selbst beschäftigte Judith. Etwas antriebslos und vergesslich. Aber herzlich, um Harmonie bemüht und aufopferungsvoll. Bei Elvira und Sylvia fiel es mir dagegen schwerer aufrichtige Sympathien zu entwickeln. Und doch zog mich die Geschichte schnell in ihren Bann. Ich habe (ziemlich zeitig) Vermutungen aufgestellt und wollte am Ende endlich wissen, wie sich alles auflöst.
Besonders gut gefallen haben mir auch die eingeschobenen, verworren erscheinenden Gedanken von Hans-Heinrich. Wenn man sich nicht frei bewegen und artikulieren, nicht selbstständig sein kann und auf fremde Hilfe angewiesen ist … das stelle ich mir schlimm vor.
Allerdings empfand ich einige Passagen des Buches als sehr dunkel und negativ. Oft habe ich mich gefragt: „Wer ist jetzt das Opfer in dieser Konstellation?!“ und warum werden einige (interessante) Themen nur angerissen und nicht zu Ende geführt?!
Trotzdem hatte ich viel (Lese-)Freude mit diesem Taschenbuch aus dem Inselverlag.
Vielleicht auch deshalb, weil ich selbst Geschwister habe und weiß, dass es nicht immer einfach ist. Auch wir sind sehr verschieden und ich kenne die Situation verglichen zu werden. Aber wahrscheinlich auch deshalb, weil der Verlag mit seinen Autoren ein Händchen für emotionale, berührende (Alltags-)Themen hat. Ich jedenfalls habe beim Inselverlag bisher noch nicht daneben gegriffen.
Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir eine größere Schrift wünschen. Aber das ist natürlich subjektiv.
Fazit:
Ein emotionale Familiengeschichte über die Beziehung von drei Schwestern, die von ihrer Vergangenheit eingeholt werden. Worte, die hinter die äußere Fassade - mitten ins Herz - blicken. Turbulent, tiefgreifend, aber leider an einigen Stellen nicht zu Ende gebracht.
Trotzdem meine absolute Leseempfehlung! - Anna Gavalda
Zusammen ist man weniger allein
(3.341)Aktuelle Rezension von: Julietta89Anna Gavalda entführt in *Zusammen ist man weniger allein* in das Leben vierer ungleicher Charaktere in Paris: die alte Paulette, die ins Pflegeheim muss, ihr Enkel Franck, der als Koch arbeitet, die magersüchtige Künstlerin Camille und der adelige Außenseiter Philibert. Nach und nach verweben sich ihre Schicksale, und aus ihrer unfreiwilligen Gemeinschaft entsteht eine Geschichte über Freundschaft, Liebe und die heilende Kraft menschlicher Nähe.
Das Buch ist leicht zu lesen, fast wie eine gut gemachte Fernsehserie – irgendwo zwischen Rosamunde Pilcher und einer französischen Version von *Gute Zeiten, schlechte Zeiten*. Die Geschichte plätschert angenehm vor sich hin, ist unterhaltsam, manchmal berührend, aber nie wirklich tiefgehend. Zwar werden die tragischen Hintergründe der Figuren angerissen, doch oft bleibt es bei einem oberflächlichen Blick auf ihr Leid. Besonders das Ende wirkt mit seiner romantischen Verklärung fast zu schön, um wahr zu sein.
Wer eine tiefgründige Auseinandersetzung mit den Themen Einsamkeit, Trauma oder gesellschaftlicher Außenseiterstellung erwartet, wird möglicherweise enttäuscht. Wer jedoch eine charmante, leichtfüßige Lektüre mit sympathischen Charakteren sucht, die sich gut weglesen lässt, ist mit *Zusammen ist man weniger allein* bestens bedient.
- Susanne Abel
Stay away from Gretchen
(545)Aktuelle Rezension von: m_massaDieses Buch hat mich vom ersten Moment an in seinen Bann gezogen.
Die Autorin versteht es meisterhaft, zwei Zeitebenen miteinander zu verknüpfen: Die junge Gretchen während der Kriegs- und Nachkriegszeit und die ältere Greta, deren Leben nun von Demenz gezeichnet ist.Die Erzählung ist nicht nur spannend und bewegend, sondern auch zutiefst menschlich. Ich habe gelitten, gehofft, geweint – und manchmal sogar herzlich gelacht. Denn trotz des ernsten Themas gibt es immer wieder Momente voller Wärme, Humor und Liebe zum Leben.
Der Schreibstil ist flüssig, eindringlich und lebendig – die Charaktere so real, dass sie einem lange im Herzen bleiben.
Ein generationsübergreifender Roman, der zeigt, wie wichtig es ist, hinzuhören, bevor es zu spät ist.Für mich ist „Stay away from Gretchen“ nicht einfach nur ein Roman – es ist ein Stück Zeitgeschichte, eine Hommage an die Liebe und ein Plädoyer für Menschlichkeit.
Ganz klar: 5 von 5 Sternen – und eigentlich Pflichtlektüre! - Katharina Hagena
Der Geschmack von Apfelkernen
(915)Aktuelle Rezension von: AukjeAls Iris' Großmutter Bertha plötzlich verstirbt, sieht sie sich gezwungen an den Ort zurückzukehren an den sie als Kind immer ihre Sommer gemeinsam mit ihrer Cousine Rosmarie verbrachte. Vor Ort erfährt sie das sie das Haus ihrer Großmutter erbt und plant erst einmal dort zu wohnen ohne zu wissen ob sie das Haus überhaupt behalten möchte. Im Haus angekommen kehren alte Erinnerungen zurück und sie erfährt durch einen alten Freund ihrer Großmutter alte Familiengeheimnisse über Bertha, ihre Mutter und ihre zwei Tanten. Auch die verdrängten Erinnerungen an Rosmarie's tödlichen Unfall kehren wieder. Parallel trifft sie auf Max, den kleinen Bruder einer Freundin von Rosmarie, und die beiden beginnen Zeit miteinander zu verbringen und kommen sich näher.
Mir gefiel wie das Schicksal der Frauen der Familie über drei Generationen mit einander verknüpft sind.
- Nicholas Sparks
Wie ein einziger Tag
(2.456)Aktuelle Rezension von: AukjeAls Noah Calhoun 1946 aus dem Krieg nach New Bern, North Carolina zurückkehrt, kauft er ein altes Landhaus und beginnt es zu renovieren. Genau dieses Haus hat für ihn eine große Bedeutung, da er 14 Jahre zuvor dort viel Zeit mit seinen großen Jugendliebe Allie verbracht hat. Als ein Zeitungsbericht über Noah's Renovierungsarbeiten veröffentlicht wird, liest Allie ihn und plant sofort dorthin zu fahren. Ihrer Familie und ihrem Verlobten Lon erzählt sie aber, sie wolle dort Antiquitäten kaufen. Kurz nach ihrer Ankunft in New Bern fährt Allie zu dem Haus von Noah und trifft ihn dort an. Erfreut sie zu sehen, lädt er sie zum Essen ein und die beiden erzählen sich alles was in den letzten Jahren passiert ist. Auch den nächsten Tag verbringen die beiden gemeinsam und die alten Gefühle kommen wieder hoch und die beiden verlieben sich wieder in einander. Allie beginnt sich mit Noah wieder freier zu fühlen, da er sie unter anderem ermutigt wieder mit dem malen zu beginnen. Doch da sich sie sich nicht regelmäßig bei ihrem Verlobten meldet, wird dieser skeptisch und plant nach New Bern zu fahren, aber ihre Mutter kommt ihr zuvor um sie zu warnen.
Nun gibt es einen Zeitsprung. Etwas 49 Jahre später befinden sich Allie und Noah in einem Altenheim. Allie hat mittlerweile Alzheimer und sie erkennt Noah nicht immer wieder. Allerdings haben die beiden, nach der Feststellung ihrer Diagnose, gemeinsam ein Tagebuch geschrieben um ihre Geschichte festzuhalten. Nun liest Noah ihr jeden Tag daraus vor im Kampf gegen das Vergessen. Dadurch erfährt man das die beiden geheiratet, ein gemeinsames glückliches Leben geführt, mehrere Kinder und mittlerweile auch Enkelkinder haben und Allie eine erfolgreiche Malerin wurde. Leider geht es Noah mittlerweile auch nicht so gut, er hat Prostatakrebs und einem Schlaganfall überstanden. Das Buch endet an dem Tag an ihres 49. Hochzeitstages, an dem Noah sich in das Zimmer von Allie schleicht, die ihn sogar erkennt.
Ich muss zugeben, dass ich vor Jahren den Film zuerst gesehen habe, bevor ich jetzt erst das Buch gelesen habe. Ich liebe den Film wirklich, aber das Buch mochte ich auch sehr. Stellenweise empfand ich es aber dann doch ein wenig zu kitschig und daher habe ich es nur mit 4 statt 5 Sternen bewertet.
- Manfred Lütz
Irre! - Wir behandeln die Falschen
(282)Aktuelle Rezension von: RadikaleResignationEr geht in alle Diagnosen rein. Von der ab Demenz bis zur Suchterkrankung. Und für Praktiker ist schnell ersichtlich, dass hier ein Mann mit fundiertem Wissen& langer Erfahrung spricht. Praxisorientiert und stets mit der nötigen Ernsthaftigkeit, ohne eine Diagnose und ihre Patienten ins Lächerliche zu ziehen. Absolute Empfehlung!
- Didi Drobna
Als die Kirche den Fluss überquerte
(28)Aktuelle Rezension von: buecherwurm1310Für Daniel bricht eine Welt zusammen, als er am letzten gemeinsamen Urlaubstag erfährt, dass sich seine Eltern trennen. Es gab keine Anzeichen, die darauf hingedeutet hätten. Für Daniel gibt es einen Schuldigen, nämlich seinen Vater. Da sein Gefühlsleben chaotisch ist, reagiert er auch entsprechend.
Aufgrund des Klappentextes bin ich von ganz anderen Voraussetzungen ausgegangen. Ich hatte erwartet, dass Daniel jünger ist. So aber kam mir alles ziemlich überzogen vor. Er ist von Großcousine Miriam beeindruckt, die ziemlich schräg ist und er will Künstler werden. Auch sein Onkel Billy ist ein schräger Vogel. Dann verliebt sich Daniel in seine Schwester Laura. Da er so mit sich beschäftigt ist, bemerkt er fast nicht, dass es seiner Mutter nicht gut geht. Eine Parkinson-Demenz zeigt ihre schreckliche Seite. Endlich rückt die Familie wieder zusammen.
Dies war nicht mein Buch. Ich habe es immer wieder zur Seite gelegt und musste mich überwinden, um es zu Ende zu lesen. Sprachlich hat mir das Buch gut gefallen, allerdings konnten mich die Protagonisten und ihre kuriosen Geschichten überhaupt nicht packen.
Daniel lässt uns immer wieder an seiner Vergangenheit teilhaben, aber ich konnte mich nicht in ihn hineinfühlen. Selbst wenn ich ihn zugutehalte, dass er durch die Trennung der Eltern verunsichert ist, so kann ich seine Gedankengänge und Handlungen nicht nachvollziehen, zumal vieles nur angedeutet ist.
Mir war das alles zu viel, zu überdreht und ausgeflippt. Mit dieser Art von Humor kann ich nichts anfangen.
Mitzuerleben wie die Krankheit der Mutter fortschreitet, war allerdings gut dargestellt und berührend. Die Familie rückt zusammen und auch der Vater kümmert sich.
Die ernsten Themen „wie gehen Kinder mit der Trennung der Eltern um“ und „wie wird eine Familie mit einer solchen Krankheit fertig“ wurden durch die vielen abstrusen Szenen überlagert.
Mich konnte das Buch nicht packen.
- Iris Blauensteiner
Kopfzecke
(15)Aktuelle Rezension von: FrauKlopp„Eine Zecke hängt an meinem Hinterkopf. Der Klumpen dehnt sich, ist schwer. Ich will ihm in die Augen sehen, will wissen, was in ihm vorgeht. Ich drehe mich um, doch der Zeckenkopf bewegt sich mit, zwei Köpfe an einem Hals.“
.
Ich habe dieses Buch nicht bewusst gesucht, es hat mich gefunden und umgehauen. Was die Autorin hier geschrieben hat ist so leise und kraftvoll, und hat mich genau getroffen. - Moni pflegt ihre an Demenz erkrankte Mutter, und würde man Bücher riechen können, hätte ich alles gerochen, so gut sind die Bilder, so gut ist diese Geschichte. Danke, liebe Iris!
(Ich liebe das Buchcover!!) - Saša Stanišić
HERKUNFT
(276)Aktuelle Rezension von: Nicky_FoxleySaša Stanišić erzählt in Herkunft von seiner Flucht aus Bosnien nach Deutschland, dem Aufwachsen zwischen zwei Welten und der Suche nach Identität. Mit viel Witz, Melancholie und sprachlicher Raffinesse beschreibt er die Herausforderungen der Anpassung, die Bedeutung von Familie und die Frage, was Heimat wirklich ausmacht.
Das Buch liest sich flüssig und schafft es mühelos, humorvolle Anekdoten mit ernsten Themen zu verknüpfen. Besonders berührend sind die Passagen über seine Besuche bei der dementen Großmutter in Višegrad, die sich immer mehr in ihre eigene Vergangenheit zurückzieht. Stanišićs Erzählweise ist spielerisch, tiefgründig und voller feiner Beobachtungen, die zum Nachdenken anregen.
Ein besonderes Highlight ist das ungewöhnliche Ende: eine Choose Your Own Adventure-Struktur, die mit Metaphern, Erinnerungen und Reflexionen über den Tod seiner Großmutter spielt – ein kreativer und emotionaler Abschluss eines ohnehin schon außergewöhnlichen Buches.
⛰️ Empfohlen für diejenigen, die:
• autobiografische Erzählungen mit Tiefgang mögen
• sich mit Fragen nach Herkunft und Identität beschäftigen
• Stanišićs humorvolle, poetische und intelligente Sprache zu schätzen wissen - Bianca Iosivoni
Der letzte erste Blick
(846)Aktuelle Rezension von: evashWorum geht es?
Es geht um Emery, die für ihr Studium in eine neue Stadt zieht und dort einen Neuanfang wagen will. Sie möchte ihre Vergangenheit hinter sich lassen und trifft direkt am ersten Tag auf Dylan, der ihr Leben ordentlich auf den Kopf stellt. Zwischen den beiden entwickelt sich eine besondere Verbindung, die voller humorvoller Momente, aber auch einiger Herausforderungen steckt. Emery muss lernen, anderen wieder zu vertrauen und sich auf neue Freundschaften einzulassen.
Meine Meinung
Mir hat das Buch richtig gut gefallen, weil ich Emerys Art total sympathisch finde. Sie ist schlagfertig, mutig und trotzdem verletzlich, was sie sehr authentisch macht. Die Chemie zwischen ihr und Dylan war spürbar, besonders die humorvollen Szenen haben mir oft ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Auch die Nebencharaktere sind liebevoll beschrieben und machen Lust auf mehr von dieser Reihe. Der Schreibstil ist locker und emotional, sodass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Für mich ist das Buch eine perfekte Mischung aus Romantik, Humor und ernsten Themen. Ich habe mitgefühlt, mitgelacht und das Buch rundum genossen.
- Jonathan Franzen
Die Korrekturen
(502)Aktuelle Rezension von: MiSoMiGelesen aufgrund eines Schulprojekts. Der Buchtext hat mir zugesagt, jedoch war das Lesen absolute Zeitverschiebung. Sehr freizügig alles... die Familie hat sehr unrealistische Verhältnisse. Hat mir gar nicht gefallen. Schade!
Ich dachte es würde über eine Familienzusammenführung gehen, an Weihnachten. Jedoch geht das Buch nach und nach in eine andere Richtung. Langatmige Vorerzählungen der Familienmitglieder mit meist sehr abstrusen Lebensläufen. Wer so was mag, kann ich es empfehlen. Ich habe mich ehr fremdgeschämt :(
- Fredrik Backman
Ein Mann namens Ove
(834)Aktuelle Rezension von: StolliAls Ein Mann namens Otto ins Kino kam, Tom Hanks ist mir geläufig, aber wer ist Fredrik Backman, das machte mich neugierig und so fand Ein Mann namens Ove den Weg in meine Hände.
Wer könnte Ove, von Sonja abgesehen, mit seinen vielen Macken lieben, Freiwillige vor!
Vor allem nach dem Tag von seiner geliebten Sonja wird es noch schlimmer und so beschließt er ihr zu folgen, andere bringen sich kurz entschlossen um aber für einen Perfektionisten wie Ove gar nicht mal so einfach....
Tja und so stirbt er am Ende des Buches aber ganz anders als zwischenzeitlich erwartet und dann wird er auch noch von so vielen Leuten geliebt, welch schlimme Erfahrung.
Fredrik Backman hat in sein Erstlingswerk alles reingepackt, ein schöne Schreibe, ich habe das Buch relativ schnell gelesen und Langeweile ist nie aufgekommen, von daher werde ich bestimmt eins seiner anderen Werke angehen.
- Stephen King
Wahn
(440)Aktuelle Rezension von: DunkleKraeheEdgar hat einen Unfall, der sein Leben verändert. Er findet Gefallen an der Malerei und zieht in ein einsames Haus an Floridas Küste namens Duma Bay. (Dies ist auch der Originaltitel).
In dem Haus und der Umgebung wird er dann mit seinen inneren und mit äußeren Geistern konfrontiert.
Wie King diese Story aufbaut, ist absolut meisterhaft. Der Protagonist kommt uns nah, immer neue Figuren tauchen auf und werden ungemein geschickt in die Handling verwebt. Die Stimmung, die diese Buch transportiert, ist sogar stärker als beispielsweise bei »Es« oder »Shining«.
Dies ist eines meiner absoluten Lieblingsbücher. Sicherlich eines der fünf besten von Stephen King.
- Dörte Hansen
Mittagsstunde
(279)Aktuelle Rezension von: gstDörte Hansen hat ein Buch über die Liebe zur Heimat geschrieben. Sie nimmt uns mit ins fiktive Dorf Brinkebüll in Nordfriesland.Dort lernen wir die bäuerlich geprägte Dorfgemeinschaft und ihre Gepflogenheiten kennen. Der Zeitraum des Romans streckt sich über mehr als fünf Jahrzehnte.
Im Mittelpunkt steht die Familie Feddersen. Sie hat eine außergewöhnliche Tochter, der es egal ist, was andere von ihr halten.
„Marret war etwas Flüchtiges, Verwehtes, das ständig die Form veränderte, Sanddüne, Wolke, Quecksilber, sie hatte keine Grenzen. Keine feste Haut, so kam es Ella manchmal vor.“ (Seite 37)
Man bekommt den Eindruck, dass sie nicht die Hellste ist und deswegen verwundert es einen auch nicht, dass Marret nicht weiß, wie ihr geschieht, als sie mit 16 schwanger wird. Den kleinen Ingwer überlässt sie ihren Eltern, die ihn schließlich als den Sohn annehmen, den sie nie hatten.
Ingwer ist intelligent, aber sehr mit dem Dorf verwachsen. Während seiner Schulzeit (die ersten Jahre geht er in die Dorfschule mit vier Klassen und einem Lehrer) arbeitet er fleißig in der Gastwirtschaft der Familie mit. Auch als Professor in Kiel spricht er noch Platt. Als die Großeltern alt sind, nimmt er sich ein Sabbatjahr, um für sie da zu sein.
Besonders gefallen haben mir in diesem Buch die Personenzeichnungen. Sie werden nach und nach wie aus einem Ei geschält und immer lebendiger. Die Herausforderungen, die mit dem Alter und dem Verlust von Traditionen einhergehen, werden poetisch und eindringlich geschildert. Das Buch hat mich in seiner ganzen Vielfalt angesprochen. So manche Erinnerung an die eigene Kindheit wurde wach und die Entwicklung der Menschen und der Umgebung hat mich emotional beteiligt.
Dass dieses Buch verfilmt wurde, wundert mich nicht. Diese bildreiche Sprache liest sich ja schon wie ein Film! Gesehen habe ich ihn noch nicht, aber das muss ich baldmöglichst nachholen.
- Cecelia Ahern
Der Glasmurmelsammler
(415)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerIch habe schon einige Bücher von Cecilia Ahern gelesen. Ich persönlich finde, dass es ihr schwächstes Buch ist. Wie immer waren ihre Beschreibungen und die Tiefgründigkeit der einzelnen Handlungsstränge sehr schön. Auch war mir garnicht bewusst, wie groß das Thema des Glasmurmel-Sammelns wohl ist. Sie beweist, dass sie sich tief in die Materie eingearbeitet hat. Allerdings muss ich sagen, dass mir dieses Buch persönlich nicht viel gegeben hat und es leider auch nicht geschafft hat mich zu berühren. Aber das ist vielleicht auch etwas viel verlangt, denn viele andere ihrer Bücher tun es. Das Cover finde ich sehr schön gestaltet. Wenn ich es ansehe, macht es mir Freude. Ich werde das Buch weiter verschenken und hoffe es gefällt jemand anderem.
- Piersandro Pallavicini
Erben auf Italienisch
(17)Aktuelle Rezension von: kassandra1010Ein im Sterben liegender italienischer Ex-Käsefabrikant ruft seine Familie zusammen um das Erbe aufzuteilen. Doch es kommt wie es kommen muss, die Familie ist verschroben, sich gegenseitig verhasst und selbst das Dorf, in dem die hypermoderne Villa des Industriellen steht, kann die Familie nicht leiden.
Wir erleben einen Wandel der Tochter, die scheinbar immer zu kurz kam und nun ihrem Bruder mit Lug und eher harmlosem Betrug den Rang abläuft.
Skurril, verwöhnt und mit einem weinenden Auge an die gute alte Zeit mit Gunter Sachs und Brigit Bardot.
- Viola Shipman
Für immer in deinem Herzen
(283)Aktuelle Rezension von: Engelchen07Alle Frauen der Familie Lindsey besitzen ein Armband mit Glücksbringern, Großmutter Lolly, Tochter Arden und Enkelin Lauren. Die Anhänger werden von Generation zu Generation weitergegeben.
Die Großmutter Lolly lebt schon lange alleine. Sie ist im Dorf zwar seh beliebt, aber dennoch fühlt sie sich sehr einsam. Als kleiner Hilferuf schickt sie einen Brief mit Anhängern zu Arden und Lauren. Beide verstehen den Hinweis und eilen zu Lolly.
Dort lernen die beiden mehr über die vielen Anhänger an dem Armband ihrer Großmutter, denn jeder Anhänger hat seine eigenen Geschichte....
Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Man sieht regelrecht, wie die Generationen in diesem Buch durch die Familiengeschichte zusammenwachsen. Der Schreibstil der Autorin ist einfach und man kann sehr gut folgen. Mir hat das Buch gut gefallen.
- Alexandra Bleyer
Die letzte Pirsch
(15)Aktuelle Rezension von: ElektronikerinVerlag: emons
Seiten: 256
Erscheinungsjahr: 2018
Die wilde Jagd geht weiter.Von wegen Ruhe im Mölltal: Nicht genug, dass sich der kauzige Aufsichtsjäger Sepp Flattacher an den frischen Wind im Jagdverein gewönnen muss. Dass er noch dazu unlautere Machenschaften im Revier entdeckt, bringt ihn auf die Palme - oder besser gesagt: die Lärche. Da der Sepp eigentlich weder Zeit noch Lust, sich um einen Mörder zu kümmern, der einem ganz persönlichen Abschlussplan zu folgen scheint.
Meine Meinung:
Auch der dritte Fall von Sepp Flattacher konnte mich wieder überzeugen. Sepp ist wirklich ein skurriler und grantiger Zeitgenosse.
Das Buch hat sich sehr flüssig lesen lassen und obwohl ich dem Dialekt nicht mächtig bin, war es für mich leicht verständlich ansonsten hätte es noch ein Glossar. Die Autorin hat einen guten Sinn für Schwarzen Humor.
Trotz der humorvollen Art war der Spannungbogen von Anfang bis zum Ende erhalten. Ein echt toller Kriminalroman, der mich sehr gut unterhalten konnte.
Fazit:Ein echt toller und unterhaltsamer Kriminalroman, mit einer skurrilen und grantigen Hauptperson, die trotz alldem sympathisch ist.
Weiter Bücher mit Sepp Flattacher:
Waidmannsdank - http://www.lovelybooks.de/autor/Alexandra-Bleyer/Waidmannsdank-1208698609-w/rezension/1234133642/1234134326/
Wenn der Platzhirsch röhrt - http://www.lovelybooks.de/autor/Alexandra-Bleyer/Wenn-der-Platzhirsch-r%C3%B6hrt-1453226458-w/rezension/1477993837/?selektiert=147799318
- Heike Abidi
Wahnsinn Wartezimmer
(22)Aktuelle Rezension von: sydneysider47Wer das Buch
Wahnsinn Wartezimmer – 28 echt kranke Geschichten
zur Hand nimmt, denkt im ersten Moment wahrscheinlich, dass es sich hier um vorwiegend lustige Geschichten handelt.
Denn der Titel klingt „locker-flockig“, und auch das Buchcover lässt auf einen gewissen Humor schließen. Sehe ich doch kranke Menschen, eine Mutter mit ihrem Baby, eine Krankenschwester und einen Arzt, die alle in einem Comicstil gezeichnet sind.
Dass dieses Buch vorwiegend lustige Geschichten vereint, stimmt nicht ganz. Die 28 Geschichten sind teilweise humorvoll, teilweise ironisch, aber dann auch ernst und zum Nachdenken anregend. Jede Geschichte hat ihren ganz eigenen Schreibstil, ihren ganz eigenen Erzählton. Das liegt daran, dass die Geschichten von verschiedenen Autoren verfasst wurden. Das sehe ich am Ende des Buches, in dem Autorinnen und Autoren und die beiden Herausgeberinnen genauer vorgestellt werden.
Ich bekomme in diesem Buch also eine ausgewogene Mischung an Geschichten. Und genau diese Mischung sagt mir zu.
Besonderheiten:
Das Buch aus dem Verlag EDEN BOOKS ist in sechs Kapitel gegliedert. Jedes dieser Kapitel umfasst Geschichten, die zu diesem Kapitel passen. Sie sind mal aus der auktorialen Erzählperspektive (also kein Ich-Erzähler), mal aus der Ich-Perspektive, mal aus der Du-Perspektive geschildert.
In den Geschichten geht es um Patienten, aber auch deren Angehörige. Ebenfalls um Ärzte und Pflegekräfte. Weiterhin sind diverse Auflistungen vorhanden. Beispielsweise von Sprüchen, die Ärzte ihren Patienten gerne sagen. Oder von seltenen Krankheitssymptomen.
Auf einige meiner Favoriten will ich eingehen, ohne zu viel zu verraten.
Im Kapitel 1 „Symptome“ fiel mir die Geschichte „Aus dem Leben eines möglicherweise Gesunden“ besonders auf. Hier geht es um einen Hypochonder, also eine Person, die der Meinung ist, an gewissen Symptomen und Krankheiten, die behandelt werden sollten, zu leiden.
Der Ich-Erzähler schildert alles, was er schon durchlitten hat und weswegen er Mediziner konsultierte. Auch das Ergebnis dieser Untersuchungen kommt zur Sprache. Diese Geschichte regt zum Nachdenken an – darüber, dass das Leben doch lebenswert ist und wir viele Dinge, die uns zwicken oder bei uns knacken oder uns sonst wie beunruhigen, locker sehen sollten. Nicht alles, was uns beunruhigt, ist gleich eine Krankheit!
Im Kapitel 2 „Wartezimmer“ amüsierte mich die Geschichte „Ehrlich wartet am längsten“. Eine Dame, die im Wartezimmer eines Frauenarztes lange warten muss, ersinnt einige kreative Ideen, damit das Wartezimmer schneller leer wird – und sie also eher in die Sprechstunde des Arztes kommen kann.
Diese Geschichte macht großen Spaß, sie zeigt Unterhaltungen im Wartezimmer – und wohin sie führen könnten. Sicherlich ist diese Geschichte Fiktion und absolut übertrieben – aber genau das macht diese Geschichte lesenswert. Eine Geschichte, die lange im Gedächtnis bleibt – und die man sich immer wieder ins Gedächtnis rufen sollte, wenn man (mal wieder) lange in einem Wartezimmer warten muss.
Aus dem Kapitel 3 „Diagnose“ möchte ich die Geschichte mit dem Titel „Mercedes Denz“ erwähnen. Hier handelt es sich um eine ernste Geschichte, die mir besonders gut gefällt, weil sie mit sehr viel Feingefühl geschrieben wurde. Es geht um einen älteren Mann, der immer wieder Sachen und Ereignisse vergisst. Er leidet an Demenz. Das verunsichert ihn. Deswegen geht er auch mit seiner Tochter Dorothee zu Ärzten.
Dorothee ist oft überfordert mit ihrem Vater, sie versucht, das Beste daraus zu machen. Ihr Vater würde sich gerne an mehr erinnern, um nicht so hilfsbedürftig und abhängig von seiner Tochter zu sein. Aber er kann es nicht.
Diese Handlung, diese Verzweiflung des alten Mannes und seine Hilfsbedürftigkeit lassen mich nicht kalt. Es ist rührend – aber ich verstehe auch seine Tochter. Sie hat einen stressigen Alltag und nicht viel Zeit.
Im Kapitel 4 „Notaufnahme“ hat mich die Geschichte „Auf jede Nacht folgt ein Morgen“ sehr bewegt. Hier lese ich aus der Sicht einer jungen HNO-Ärztin (Ärztin für Hals-Nasen-Ohrenkrnakheiten), wie stressig es ist, Notdienst in einem Krankenhaus zu haben. Man muss ständig erreichbar sein, blitzschnell Entscheidungen treffen, wie man was behandeln sollte. Die Menschen kommen wegen dringender, aber auch wegen weniger dringender gesundheitlicher Probleme. Dennoch muss man als Arzt Ruhe bewahren und nett zu den Patienten sein.
Wer schon in einem Krankenhaus in der Notaufnahme war, wird beim Lesen dieser Geschichte eifrig nicken und sagen: „Ja, so ist es!“ Aber auch Leute, die noch nie als Notfall in einem Krankenhaus behandelt werden mussten, sollten diese Geschichte unbedingt lesen.
Das Kapitel 5 „Krankenhaus“ bietet weitere Geschichten in einem Krankenhaus – sowohl aus der Sicht von Patienten, als auch aus der Sicht von Pflegepersonal.
In der Geschichte „Ein Job, den ich liebe“ geht es um eine Krankenschwester, die Nachtdienst auf einer Station mit psychisch auffälligen Patienten macht. Sie erlebt einige „Überraschungen“ – muss beispielsweise plötzlich Leute säubern, aber auch einen Brand löschen, der in einem Papierkorb ausgebrochen ist.
Ich bewundere diese Krankenschwester. Gleichzeitig aber bin ich froh, dass ich diesen Job nicht ausübe.
Das Kapitel 6 dreht sich schließlich darum, wenn man „Wieder daheim“ ist. Also Arztpraxen oder Krankenhäuser verlassen hat. Am besten gefiel mir hier die Geschichte „Die weibliche Prostata“. Sie ist humorvoll verfasst, etwas übertrieben, aber genau das macht sie für mich besonders gut. Es geht um eine Frau, die Privatpatientin ist und sich diverser Untersuchungen unterzogen hat. Als sie die Rechnung des Krankenhauses bekommt, fällt sie fast aus allen Wolken. Der Preis ist exorbitant – und nun geht sie Position für Position der Rechnung durch und telefoniert mit dem Krankenhaus. Viele der genannten Positionen sind für sie „Fachchinesisch“ oder nicht nachvollziehbar. Mit viel Schlagfertigkeit und Durchsetzungsvermögen versucht sie zu klären, wofür sie hier bezahlen soll – und was diese Untersuchungen für ihren Gesundheitszustand konkret bedeuten.
Diese Geschichte birgt für mich viel Wahrheitsgehalt. Ich bin zwar nicht privat versichert, kenne aber einige Leute, die eine private Krankenversicherung haben. Wenn man da nicht aufpasst und diverse Untersuchungen auf ihre Nützlichkeit hinterfragt, wenn man nicht eine Rechnung genauestens überprüft, kann das ein wahrhaft „teures Vergnügen“ werden!
Und sonst?
Und sonst gab es auch einige Geschichten, bei denen ich mich ein bisschen wiedererkannt habe. Beispielsweise bei „Ohne Mütze im Wind“ aus Kapitel 3. Eine Frau leidet an Haarausfall und versucht, die Ursache dafür zu ergründen. Sie nimmt eine Odyssee von Arzt zu Arzt vor, sie redet mit Friseuren – jeder hat eine andere Idee, und auch die Frau macht sich ihre Gedanken. Bis sie zum Schluss auf eine erstaunliche Wahrheit stößt…
Ich leide jetzt zum Glück nicht an Haarausfall, aber an einer chronischen Hautkrankheit. Und die Odyssee von Arzt zu Arzt kenne ich selbst nur zu gut. Deswegen konnte ich mich in die Geschichte dieser Ich-Erzählerin besonders gut hineinversetzen.
Besonders gut fand ich ebenfalls die Geschichten junger Eltern, wie zum Beispiel „Babys schreien nun mal“ aus Kapitel 6. Wer selbst Kinder hat, weiß, wovon ich rede. Eltern kommen aus dem Krankenhaus, wo der Tag mit dem Baby genau strukturiert war und man sich irgendwie „behütet“ fühlte, nach Hause und sollen den Alltag mit Kind alleine managen. Einige Leute fühlen sich da zuerst überfordert….
Mein Fazit:
Das Buch „Wahnsinn Wartezimmer“ bietet eine Fülle von Geschichten verschiedener Autoren rund um Ärzte, Krankenhäuser und Krankheiten.
Die Geschichten sind humorvoll, ernst, sachlich, nachdenkenswert. Ich finde, dass sich für jede Leserin/jeden Leser ein oder mehrere Beiträge in diesem Buch finden, in denen sie/er sich wieder findet und/oder mit dem sie/er etwas anfangen kann.
Nicht alle Beiträge in diesem Buch haben mir gleich gut gefallen. Das ist aber ganz normal bei einer Sammlung von Beiträgen verschiedener Autoren, die verschiedene Schreibstile haben. Es gab einige Geschichten, die ich besonders gut fand und finde.
Sicherlich ist dieses Buch interessante Lektüre für Wartezimmer. Ein Buch, das dort sicherlich gerne zur Hand genommen wird. Wer aber einmal hineingelesen hat, wird sich das Buch wohl selbst kaufen. Es gibt viele interessante Beiträge in dem Buch, für die sich der Kauf einfach lohnt – und denen man sich während einer Ruhepause widmen sollte.
Ich vergebe dem Buch fünf Sterne und empfehle es weiter.
- Ina Rom
Blaubeeren vergisst man nicht: Lebenserfahrungen einer Wienerin schlesischer Herkunft
(14)Aktuelle Rezension von: LivillaLiebevoll und bewegend schildert Ina Rom in dem Buch ‚Blaubeeren vergisst man nicht‘ die Geschichte ihrer aus Schlesien stammenden Mutter Liesbeth von der Kindheit, über die aufkeimende Liebe zu ihrem späteren Ehemann Toni, einem österreichischen Kriegsversehrten, die sie nach Wien verschlägt, bis hin zu ihrem Leben als Witwe im Altenheim.
Auch Probleme werden nicht unter den Tisch gekehrt, der Alkoholismus des Vaters, Zeitmangel und das arbeitsame Leben der Eltern, die beginnende Demenz Liesbeths, das Bedauern der Autorin darüber, erst spät mit den Aufzeichnungen begonnen zu haben, da einiges an Erinnerungen schon unwiederbringlich verloren war.
Die Liebe der Tochter, dringt durch jede Zeile und berührt mich sehr. Sie setzt ihren Eltern und ihrer Familie mit diesem sehr persönlichen Buch ein Denkmal. Viele Fotos lassen mich an der Geschichte der Familie teilhaben. Fast kommt es mir nach der Lektüre vor, als ob ich mit allen Beteiligten persönlich bekannt wäre ...
Das Buch hat mir sehr gut gefallen und ich empfehle es allen, die sich für Zeitgeschichte und die Generation der Eltern, Groß- oder auch Urgroßeltern interessieren. Vielleicht kann das Buch manchem als Anregung dienen, selbst nachzufragen und nachzuforschen. Lest es einfach selbst ...