Bücher mit dem Tag "deutsch-südwestafrika"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "deutsch-südwestafrika" gekennzeichnet haben.

19 Bücher

  1. Cover des Buches Im Aufstand (ISBN: 9783942258081)
    Michael Meinert

    Im Aufstand

     (19)
    Aktuelle Rezension von: nicole8684
    Schlesien im Jahre 1905. Franziska von Wedell und ihre Freundin Julie von Götzen müssen mehr oder weniger freiwillig ihr Internat verlassen, zu aufmüpfig war ihr Verhalten. Franziska - Komtess von Wedell - entflieht dem frommen, streng gläubigen Elternhaus. Zu allem Überfluss verbietet der Vater ihr die erträumte medizinische Ausbildung. Zu sehr fürchtet er die Reaktionen der Standesgenossen und überhaupt ist dies nicht mit seinen strengen Glaubensregeln zu vereinbaren. Die Waise Julie möchte der gefühlskalten Großmutter entfliehen, die sich leider überhaupt nicht für sie interessiert. Gemeinsam wollen sie nach Deutsch-Ostafrika reisen, um dort sich dort ein Leben aufzubauen. Genauer gesagt beim Onkel von Julie, den dortigen Gouverneur der Kolonie. Dieser ist nicht sonderlich erfreut darüber und nur mit Wagemut, Sturheit und Erfindergeist finden die beiden Mittel und Wege in Afrika zu bleiben. Während ihrer Reise treffen die zwei auf so manches Hindernis, beginnend bei der Abreise bis hin Maji-Maji-Aufstand. „Im Aufstand“ trifft somit in mehrerlei Hinsicht auf die Geschichte zu.

    Der oben beschriebene Band ist bereits der vierte Teil der „Hochwald-Saga“, doch kann er durchaus ohne Vorkenntnisse gelesen werden, da er in sich abgeschlossen ist.

    Ich habe mich recht schnell in die Handlung hinein gefunden. Auch für einen Nichtkenner der Saga sind Orte und Personen so gut beschrieben, dass man sich alles genau vorstellen kann und gut in die Geschichte rein kommt. Allerdings muss man sich darauf einstellen, dass es nicht mal schnell durch lesen kann. Mit über 600 Seiten ist der Wälzer eher umfangreich.

    Der Schreibstil von Michael Meiner ist besonders hervorzuheben. Flüssig, abwechslungsreich, detailliert sowie auch bildhaft und einfühlsam mit einer überaus guten Grammatik. Die Dialoge sind gut gestaltet, sprachlich zeitgemäß angepasst und gekonnt bringt der die verschiedenen Sichtweisen in unterschiedlichen Erzählsträngen zusammen. Detailreich werden die Orte und Szenen beschrieben, man kann sich das alles sehr genau vorstellen. Auch der Spannungsbogen ist dem Autor gut gelungen. Er zieht sich wirklich durch den kompletten Wälzer und ist selten vorhersehbar. Man fühlt mit den Charakteren mit, leidet mit ihnen und fiebert mit ihnen mit. Gelegentlich war es mir etwas zu viel Dramatik.

    Der Autor hat ein durchweg tiefgründiges Werk geschaffen, christliche Werte haben einen sehr hohen Stellenwert eingenommen. Die Charaktere verkörpern die Glaubensthemen sehr überzeugend und tiefgründig. Aber auch die eher nicht gläubigen Leser finden sich in den doch alltäglichen Problemthemen wieder. Konflikte zwischen Eltern und Kindern sowie den Generationen allgemein, Freundschaft, Vergebung und Einsicht sind nur eine der Blickwinkel. Egal aus welcher Perspektive der Leser die Geschichte betrachtet, definitiv schafft es der Autor zum Nachdenken anzuregen.

    Die Charaktere in diesem Buch hat der Autor wirklich gut gestaltet, sehr realistisch, detailliert und haben sich gut ergänzt. Man kann eigentlich immer gut nachvollziehen, warum ein Charakter so handelt, wie er handelt. Es war schön zu lesen, dass allen genügend Platz für deren Entwicklung gegeben wurde, man konnte diese wirklich gut miterleben.

    Man merkt, dass der Autor für sein Werk sehr viel recherchiert hat.
    Durch sein Vorwort ermöglicht der Autor seinen Lesern einen gelungen Einstieg in die Komplexe Geschichte, sodass man den Ereignissen rund um Franziska und ihrer Freundin leicht folgen kann.

    Auch zum Schluss findet der Autor nochmals Platz, um ein wenig auf die historischen Fakten einzugehen und diese von seiner Fiktion anzugrenzen. Zusätzlich findet man etliche Extras wie eine Auflistung der militärischen Grade, eine Übersetzung der genutzten Suaheli-Wörter sowie einer Karte.

    Dieses Buch ist durchaus empfehlenswert, auch wenn es mich persönlich nicht reizt, den Rest der Saga zu lesen.
  2. Cover des Buches Sehnsuchtsland (ISBN: 9783868275919)
    Irma Joubert

    Sehnsuchtsland

     (11)
    Aktuelle Rezension von: Sonnenblume1988

    Hildegard von Plötzke ist noch keine sechs Jahre alt, als sie mit ihren Eltern und ihrer Nanny mitten in der Nacht vor den Bolschewisten von St. Petersburg in die Nähe von Königberg fliehen muss. Dort wächst sie in einer adeligen Familie auf, in der sie streng erzogen wird. Großer Trost ist dabei das Klavierspiel für sie. Über Freunde ihrer Eltern lernt sie den Studenten Gustav kennen, der eigentlich in Deutsch-Südwestafrika lebt. Bei ihm fühlt sie sich verstanden und geborgen. Doch bald bricht der Erste Weltkrieg aus und Gustav ist von einem Tag auf den anderen verschwunden. Mit 15 Jahren fängt Hildegard an, ehrenamtlich in einem Lazarett die Verwundeten zu versorgen. Doch das ist erst der Anfang der Geschichte einer starken, mutigen Frau auf der Suche nach Frieden.

    Insgesamt begleitet der Leser Hildegard, bis sie 47 Jahre alt ist. Das Buch erzählt die vielen Ereignisse und Einflüsse von Hildegards Leben, die viel Leid ertragen muss. Hildegard wird dadurch zur Heldin, dass sie nicht den Lebensmut verliert. Immer wieder ist sie auf Hilfe anderer angewiesen und lebt in Abhängigkeiten. Während sie anfangs ganz arm ist, muss sie im Zweiten Weltkrieg erfahren, was es bedeutet, hungern zu müssen.

    Das Buch ist sehr lebendig geschrieben. Es gibt viele Dialoge und Gedanken, die mit in das Buch einfließen. Auch wenn Hildegard in den 47 Jahren ihres Lebens vielen Menschen begegnet, wird es nie unübersichtlich. Auch die geschichtlichen Details, die dem Leser Orientierung und Hintergrundinformationen geben, sind kurz, bündig und gut verständlich dargestellt. Immer, wenn ich eine freie Minute hatte, konnte ich das Buch zur Hand nehmen, da es zwar aus langen Kapiteln, aber in sich sehr kurzen Absätzen besteht.

    In dem Roman kommt der Glaube an Gott zwar immer wieder vor, jedoch nur sehr dezent und am Rande. Hier hätte die Autorin meiner Meinung nach noch deutlicher zeigen können, was der Glaube in Hildegards Leben bedeutet und wie viel Kraft er ihr schenkt.

    Insgesamt ein toller Roman über das Leben eines wunderschönen klavierspielenden Mädchens, dass zwei Weltkriege überlebt und sich mit viel Mut im Leben behauptet.
  3. Cover des Buches Zartbittertod (ISBN: 9783570313244)
    Elisabeth Herrmann

    Zartbittertod

     (46)
    Aktuelle Rezension von: Sarange

    Diesen Thriller, eigentlich für Jugendliche, habe ich in einem Nachmittag und einer Nacht weginhaliert und kann ihn auch für Erwachsene wärmstens empfehlen, auch wenn es einem mit mehr Leseerfahrung vielleicht der eine oder andere nur bedingt nötige Twist zuviel ist. Das Buch ist rasant, spannend und aufwühlend im wahrsten Sinne des Wortes - die deutsche Kolonialgeschichte in Namibia wird aufgewühlt, der Völkermord an den Herero, die vielfachen Verschlingungen, die einige Familien und Unternehmen (Schokolade!) mit diesem schlimmen Kapitel der deutschen Geschichte auch hundert Jahre später noch haben. Die sympathische Heldin der Geschichte ist 19 Jahre jung und will eigentlich nur in ihrer Heimatstadt Meißen Pralinen herstellen. Doch es kommt anders... 

  4. Cover des Buches Himmel über fremdem Land (ISBN: 9783957346803)

    Himmel über fremdem Land

     (90)
    Aktuelle Rezension von: LeseBlick
    Inhaltsangabe
    Am Vorabend des Ersten Weltkrieges geht die Niederländerin Tilla van Campen eine arrangierte Ehe mit einem Berliner Industriellen ein. Ihre 13-jährige Schwester Demy begleitet sie nur widerwillig in die Großstadt. Für das lebhafte Mädchen ist der steife Lebensstil der Familie Meindorff und die strenge Erziehung durch eine Gouvernante die reinste Folter.

    Die Kluft zwischen Arm und Reich und die Standesdünkel vertragen sich nicht mit Demys ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn, und immer wieder eckt sie an. Nur Hannes, der sympathische jüngste Sohn des Hauses, scheint ihr wohlgesonnen. Doch dann beginnt sich die politische Lage in Berlin zuzuspitzen...

    Meine Meinung
    Gleich zu Beginn möchte ich einen Fehler im Klappentext aufdecken. Wie alle wissen, begann der erste Weltkrieg im Juli 1914. Der erste Band der Reihe nimmt uns allerdings mit in die Zeit des Jahres 1908 und endet auch in diesem Jahr.
    Wer also im ersten Band schon auf Kriegsgeschehen hofft, der wird von diesem irreführenden Klappentext enttäuscht.

    In diesem Buch treffen vor allem die Charaktere der niederländischen Familie van Campen und der deutschen Familie Meindorff aufeinander. Wie bereits im Klappentext beschrieben, treffen hier hinsichtlich des gesellschaftlichen Standes zwei Welten aufeinander. Daher soll die älteste Tochter der van Campens, Tilla, in die reiche Familie in Deutschland einheiraten. Aufgrund der Persönlichkeit Tilla’s wäre dies auch kein Problem, würde sie nicht darauf bestehen ihre 13-jährige Schwester Demy mitzunehmen. Hingegen ihrer großen Schwester missfallen Demy Dinge wie Prunk, Steifheit und Unechtsein. Aber Demy muss sich ihrem Schicksal fügen, ihre Heimat verlassen und sich mit Berlin arrangieren.

    In Berlin angekommen, wird dem Leser sehr schnell klar, dass Demy eine große Rolle im Buch einnehmen wird und viele Hindernisse und Probleme auf sie warten, denn Demy ist anders, als es von ihr gewünscht ist: tollpatschig, ein Freigeist und meiner Meinung nach mit 13 Jahren noch ein Kind.
    Die bestehenden Probleme macht sie sich allerdings nicht nur selbst, sondern aufgrund verschiedener Beziehungsverwicklungen rast sie von einer Situation in die nächste. Ob es ihre neue Freundin Lieselotte ist, die an der politischen Situation etwas verändern möchte oder Hannes, der jüngere Sohn der Meindorffs, der sich im Verlauf der Geschichte gegen seine Familie auflehnt.

    Für alle Reiseliebhaber verbleiben wir in diesem ersten Band der Reihe nicht nur in Berlin, sondern machen kurze, für mich persönlich zu kurze Ausflüge nach St. Petersburg und etwas länger verweilt man in Deutsch-Südwestafrika. In St. Petersburg treffen wir auf Anki, die dritte van Campen Schwester, welche meiner Meinung nach erst in den Folgebänden eine größere Rolle spielen wird. Und in Afrika begleiten wir den Pflegesohn der Familie Meindorff, welcher dort als Soldat stationiert ist. Afrika als Setting ist für mich neu, aber ich mochte die Parts sehr. Das Feeling und Themen wie Diamanten waren doch sehr spannend und interessant zu verfolgen.

    Ihr seht also, Band 1 der Reihe hat sehr viel zu erzählen und Elisabeth Büchle erzählt diesen Beginn einer Geschichte mit tollen Worten. Das Buch endet nicht unbedingt mit einem fiesen Cliffhanger, aber man durch die vielen entstandenen Verstrickungen möchte man einfach schnellstmöglich wissen, wie es mit dieser Geschichte weitergeht.

    Von Band 2 erhoffe ich mir ein wenig mehr von meinem Lieblingssetting St. Petersburg und dem dort lebenden Charakter Anki, als auch weitere interessante Charaktere, die außerhalb der beiden Hauptfamilien stehen.
    ____________________________________________________________

    Als Kritik möchte ich es nicht unbedingt anbringen, aber als Begründung, dass dieses Buch mich nicht mit einem Wow-Effekt zurücklässt.
    Zum einen hätte ich nicht so ausschweifende Parts von Hannes benötigt, da aktuell noch zu viele Themenstränge nebeneinander herlaufen, die alle einer gleichen Intensität nachgehen. Demy und ihre Zeit in Berlin ist spannend und gehört häufig erwähnt und auch Philippes Zeit in Deutsch-Südwestafrika spielt eine entscheidende Rolle, aber wenn jedem Charakter eine große Rolle beigemessen wird, kann es schnell zu überhäuft wirken.
    Zu dem ist mir noch nicht ganz klar, warum die Autorin die dritte Schwestern Anki bereits im ersten Band erwähnt, die Geschichte in St. Petersburg hat so nicht wirklich einen Faden.

    Mein Fazit
    Ein Roman über die Liebe, das Leben und das schwierige Drumherum zu einer sehr interessanten Zeit. Elisabeth Büchle erschafft hier wortwörtlich eine Familien-Saga, die man weiterverfolgen möchte.
  5. Cover des Buches Sturmwolken am Horizont (ISBN: 9783957346810)

    Sturmwolken am Horizont

     (67)
    Aktuelle Rezension von: LeseBlick
    Inhaltsangabe
    St. Petersburg im Juli 1914: Anki van Campen hat sich in den jungen Arzt Robert Busch verliebt. Doch ihre zarte Romanze wird vom Beginn des Ersten Weltkriegs überschattet. In Berlin werden unterdessen die Lebensmittel knapp, die jüngeren Meindorff-Männer sind an der Front, der alte Patriarch krank. Demy van Campen versucht, gemeinsam mit den Angestellten den Haushalt zusammenzuhalten. Bald beginnt sie, heimatlose Kinder und andere Kriegsopfer aufzunehmen. Noch glauben alle, der Krieg sei bis Weihnachten vorbei. Doch das soll sich als bitterer Irrtum erweisen...

    Meine Meinung
    Allein dieser Fakt ist bei Reihen sehr selten, umso mehr freut es mich. Denn für viele Autoren ist es sehr schwer den ersten Band einer Reihe zu toppen. Egal ob hinsichtlich der Geschichte oder der Charaktere. Es ist eine Aufgabe, die Elisabeth Büchle allerdings gemeistert hat. Dieses Band und allgemein dieses Buch wird in Erinnerung bleiben und bekommt aufgrund seiner Optik einen ganz besonderen Platz im Bücherparadies.

    Nachdem der erste Band der Reihe im Jahre 1908 endete, finden wir die Charaktere im Jahr 1914 wieder. Traten im ersten Band Settings wie Berlin, Deutsch-Südwestafrika und ein bisschen St. Petersburg in Erscheinung, halten wir uns als Leser in Band 2 vor allem in Berlin und St. Petersburg auf.
    Persönlich hohe Ansprüche an die Geschichte hatte ich bei dem russischen Part der Geschichte. Ich liebe die russische Geschichte und das Land an sich, welches einfach diese gewissen Eigenarten hat, welche in der Literatur besonders gut dargestellt werden können. Anki van Campens Leben als Kindermädchen bei einer adligen Familie war sehr schön zu lesen. Ebenso wie die verschiedenen Situationen mit dem berüchtigten Rasputin, als auch die beginnende Romanze mit dem Arzt Robert Busch. Anki und Robert konnten sich in diesem Band zu meinen absoluten Lieblingen herausarbeiten. Sympathie pur und ich freue mich riesig auf ein Wiedersehen mit ihnen im dritten Band der Reihe.

    Der andere große Part nimmt Anki’s kleine Schwester Demi ein, welcher bereits im ersten Band eine entscheidende Rolle zugeschrieben wurde. Auch ihr Werdegang ist spannend zu verfolgen und an ihr hat man die Weiterentwicklung, das Älterwerden am meisten gemerkt. Die erwachsene Demi konnte mich deutlich mehr von sich überzeugen, als die jugendliche aus dem ersten Band. Ihre Anliegen und Ängste in Berlin sind ganz anderer Natur, als die ihrer großen Schwester Anki.

    Die Autorin konnte mir diese Geschichte vor allem aufgrund der vielen kleinen Highlights zu einem ganz besonderen Buch machen. Im Buch angekommen war ich beim ersten Flug in den Wolken mit Demi und Philippe. Viele historische Hintergründe fand ich sehr gut beleuchtet und es gab diese Momente, die einem nahegingen. Wie ahnungslos die Menschen damals waren. Ahnten sie doch, dass der Krieg nur ein paar Wochen, maximal ein paar Monate ging. Doch wie wir heute wissen, kam alles anders. Daraus resultierend konnte Elisabeth Büchle auch die Themen Verlust, Kampf und Mut in ihrem Roman sehr gut darstellen.

    Bei Buchreihen treten vor allem nach dem ersten Band viele Fragen auf, so war es auch hier. In diesem Band beantwortet uns die Autorin schon einiges Offenstehendes, aber die Reihe ist noch nicht vorbei. Da kommt noch was.

    Vom Schreibstil bin ich wie auch schon beim ersten fasziniert. Büchle schafft es mich mitzunehmen, mir bestimmte Dinge vor Augen zu führen. Und auch wenn diese in diesem Buch viel Leid und Schrecken mit sich bringen, so ist es für mich doch ein positiver Punkt. Auch emotional konnte sie mich berühren und vereinzelt ein paar Tränchen hervorlocken.
    ____________________________________________________________

    Klingt doch bisher perfekt oder?
    Die folgenden Punkte sollen keine Kritik sein, da entscheidet meiner Meinung nach der Lesegeschmack eines jeden Einzelnen.
    Aufgrund der Vielfalt an Charakteren im ersten Band möchte die Autorin natürlich niemanden aus der Reihe verlieren bzw. vernachlässigen. So bringt sie alle mal um mal wieder in die Geschichte ein. Im Großen und Ganzen war es mir allerdings zu viel. Vielen Charakteren begegneten wir wieder, erfuhren in welcher Situation sie sich befinden und als man neugierig wurde, verlief sich die Geschichte wieder. Ich denke bei einer Familien-Saga kann man nicht an allen Ecken und Enden gleich auf sein.

    Mein Fazit
    Ein zweiter Teil einer Reihe, der mich total in seinen Bann ziehen konnte.
    Die Autorin nimmt den Leser mit in eine andere Zeit und ich habe unheimlich gern in der Geschichte verweilt und freue mich riesig auf den dritten und letzten Band der Reihe.

  6. Cover des Buches Morenga (ISBN: 9783423147613)
    Uwe Timm

    Morenga

     (37)
    Aktuelle Rezension von: DieFlammende

    "Ein Entsetzen über dieses fehlende Entsetzen. Eine Gleichgültigkeit, die keine Gleichgültigkeit sein durfte" (Timm: Morenga 164)

    Uwe Timm hat sich als einer der ersten Autoren mit dem deutschen Kolonialismus beschäftigt und gab dadurch den entscheidenden Anstoß für die Wiederbeschäftigung.


    Fakten und Fiktion

    Timms Roman zeichnet sich durch eine unglaublich hohe Anzahl an historischer Dokumente aus. Ganze Kapitel bestehen aus historischen Dokumenten. Diese Dokumente zeichnen den Krieg ausschließlich aus deutscher Perspektive und damit ganz anders, als Timm es tut: als fatalen Vernichtungskrieg der Deutschen gegen die Herero und Nama. Nicht als die segensbringenden Zivilisierungsmissionen, sondern als inszeniert zur Landbeschaffung der deutschen Siedler. Timm liefert sowohl die vorgeschobenen Begründungen für die Kolonialisation, zeigt aber kurze Zeit später ebenfalls die dahinterliegende Gründe wie Geld, Land und Macht, auf. 

    Jedoch basiert alles Dargestellte auf historischen Geschehnissen. Ein vielstimmiges Bild der Ereignisse entsteht, durch die gezeigt werden soll, dass es eine objektive Darstellung der historischen Ereignisse niemals geben kann.


    Protagonisten

    Ebenfalls sind Timms Protagonisten historisch untermauert. So spielt unter anderem Trothas Proklamation von 1904 eine wichtige Rolle, die in der Geschichte Namibias den Ausschlag für den ersten Genozid des 20. Jahrhunderts gibt. 

    Timm beleuchtet den Kolonialkrieg aus der deutschen Perspektive des Oberveterinärs Johannes Gottschalk. Der Protagonist durchzieht den ganzen Roman, wobei jedoch eine außergwöhnlich hohe Anzahl an weiteren Neben- und Episodenfiguren das Werk durchkreuzen. Von Händlern, Missionaren, Humanmedizinern, Soldaten ist quasi jede Personengruppe vertreten. Alle Figuren haben eine wichtige Rolle, die mir oftmals auf den ersten Blick verborgen blieb, sodass ich das Buch mehrmals durchsuchen musste, um die Zusammenhänge zu verstehen. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass mit jedem Kapitel auch neue Figuren in den Roman eingefügt wurden, die aber (wenn man Gottschalk und einige wenige andere ignoriert) genauso schnell wieder verschwinden. Jedoch zeigt sich, dass jede deutsche Figur eigene Gründe für die Kriegsteilnahme haben.

    Der Großteil der Figuren sind Kolonialisatoren, da Timm eine "Einfühlungsästhetik" als kolonialen Akt bezeichnet und diesen vermeidet. So bekommen die Nama im Roman kaum eine Stimme und werden meist aus Sicht der Deutschen als Kollektiv dargestellt. Dies wird in der Literatur zu Timms Roman ebenfalls kritisiert, da den Indigenen auch historisch gesehen keine Stimme bei Verhandlungen über ihr Land (Stichwort Berliner Afrika-Konferenz) gegeben wird. Obwohl die Indigenen nicht oft zu Wort kommen, zeigt sich doch Timms Parteinahme mit ihnen aufgrund der Tatsache, dass die Deutschen meist mit ironischem Biss gezeichnet und damit der Lächerlichkeit preisgegeben werden. Kritisieren tun die Indigenen die Kolonialisatoren nie aktiv oder wörtlich. Es werden nur einige wenige Indigene mit Namen genannt, darunter die Titelfigur sowie weitere Anführer oder Bambusen. Der kollektiven indigenen Gruppe werden aber allerlei stereotype Eigenschaften zugeschrieben, durch die sie klassifiziert werden.

    Der Protagonist (sofern man bei einer Beteiligung von gut 40% im ganzen Buch von einem Protagonisten sprechen kann) ist Johannes Gottschalk. Er ist, im Gegenteil zu den meisten anderen Figuren nicht überzeugt von dem Handeln der Deutschen. So versucht er, den Nama auf verschiedenste Arten zu helfen und nähert sich ihnen, ganz im Sinne des Going Native, an. Er wird von Timm ganz anders gezeichnet als andere Deutsche. Gottschalk scheint darüber nachzudenken, was dort geschieht.

    Die Titelfigur Morenga ist der Anführer der Aufständischen. Jedoch wird dieser nur ein oder zweimal wirklich dargestellt, durch Begegnungen mit Deutschen. Ansonsten werden ihm ausschließlich Eigenschaften zugeschrieben.


    Schreibstil

    Ich hatte leider Probleme beim Lesen. Morenga ist definitiv keine leichte Abendlektüre. Durch die vermischung der Fiktion mit historischen Dokumenten, liest sich der Roman eher wie ein Geschichtsbuch, da vom Leser / der Leserin viel aufgenommen werden muss. Auch die kleinen Anmerkungen, die Ironie, der Sarkasmus, muss herausgefiltert werden, um das ganze Potential des Romans erschöpfen zu können. Somit muss sehr aufmerksam gelesen werden. Ebenfalls die Vielzahl an Figuren erschwert die Lesbarkeit. Ich konnte keinem Protagonisten wirklich folgen. Während man irendwann von dem Gedanken Abschied nimmt, Morenga würde das Buch durchziehen, wechselt man zu Gottschalk, der in manchen Kapiteln aber ebenfalls nicht auftaucht. Durch Zeitsprünge in die Vergangenheit (beispielsweise 1855) oder in die Zukunft (1960) erschwert sich das Lesen nochmals.


    Fazit

    Meist zeigt sich Timms Kritik an kleinen, Aspekten, Teilsätzen oder gar einzelnen Wörtern. Er zeigt das rassistische Klischee der vermeintlichen Höherwertigkeit der Deutschen, das widerum ad absurdum geführt wird. Gleichzeitig werden aber auch die Gründe der Indigenen zum Widerstand aufgeführt: Sie kämpfen auf Leben und Tod; dadurch wird die
    Tragweite des Krieges in Deutsch-Südwestafrika verdeutlicht. Zimm zeigt ebenfalls durch Rückblicke in die Vergangenheit, wie die Kolonie entstehen konnte, sowie durch Ausblicke auf eine Zukunft, was die Folgen der Kolonialisierung noch heute sein können. Timm dekonstruiert Stereotypen und zeigt, dass das Bild des Fremden nicht fest und fixiert ist.

    Ich habe meine Masterarbeit über diesen Roman geschrieben und habe das Gefühl, trotzdem nicht alles verstanden zu haben, was Timm damit eventuell implizieren möchte. Es ist eine harte Lektüre, die sich mit dem deutschen Kolonialreich auseinandersetzt und die Geschichtsmythen aufhebt.

  7. Cover des Buches Göttin der Wüste (ISBN: 9783898403788)
    Kai Meyer

    Göttin der Wüste

     (60)
    Aktuelle Rezension von: -nicole-
    Die Mythen der Wüste...

    Südwestafrika im Jahr 1903: Die zweiundzwanzigjährige Cendrine Muck reist von Deutschland ins afrikanische Windhuk, um bei der deutschen Familie Kaskaden als Gouvernante zu arbeiten. Die beiden Zwillingsmädchen Lucrecia und Salome, die sie unterrichten soll, wachsen ihr schnell ans Herz. Doch an die Umgebung muss Cendrine sich erst gewöhnen: Das riesige Anwesen der Kaskadens, das sich über eine weite Fläche erstreckt und die verschiedenen Stämme der Eingeborenen, die mitunter bizarre Rituale pflegen, ist neu für sie. Doch je länger Cendrine in der deutschen Kolonie lebt, desto öfter begegnen ihr seltsame Visionen. Was hat es mit der düsteren Gestalt auf sich, die mitten in der Wüste von einem riesigen Wirbelsturm verfolgt wird? Auch das Anwesen der Familie, das einst von Lord Selkirk erbaut wurde, scheint ein düsteres Geheimnis zu bergen. Immer mehr Fragen umgeben Cendrine - ihr Weg führt sie schließlich mitten in die gefährliche Wüste...

    "Es kam ihr vor, als würde sie von allen Seiten beobachtet. Blicke, die ihr im Schatten breiter Hutkrempen folgten; Augen, die sich verstohlen verdrehten, um einen Blick auf sie zu erhaschen; schwarze Silhouetten im Sonnenlicht, die stehen blieben und in ihre Richtung starrten." - Seite 98

    Göttin der Wüste erschien erstmals im Jahr 1999 und wurde für die Sammlerausgabe, die 2014 im Blitz-Verlag erschien, vom Autor überarbeitet. Die signierte und auf 666 Exemplare limitierte Schmuckausgabe ist ein schöner Hingucker: Das Cover ist in dunklen, gedeckten Farben gehalten und passt perfekt zum Roman.
    Nun zum Inhalt: Hauptfigur hier ist die junge Frau Cendrine Muck, die nach Südwestafrika reist, um in der Deutsch-Südwestafrikanischen Hauptstadt Windhuk die Zwillingsmädchen der reichen Familie Kaskaden zu unterrichten. Neben den Töchtern spielen auch die beiden Söhne der Familie, ebenfalls Zwillinge, eine wichtige Nebenrolle. Vor Ort lernt sie auch die verschiedenen, ansässigen Völker kennen. Gerade die Mythen, die sich um die Stämme und besonders um die gefährlichen Wüsten ranken, sind hier sehr gut beschrieben. Man kann den Weg von Cendrine sehr gut verfolgen, wie ihr Leben sich nach und nach verändert, Visionen und Träume immer mehr ihr Leben bestimmen. Schon von Anfang an herrscht eine unheimliche Atmosphäre, die während der gesamten Geschichte bestehen bleibt. An manchen Stellen wird es sehr düster, auch Horror-Elemente tauchen auf.
    Die Handlung beginnt langsam und steigert sich nach und nach, mysteriöse Vorgänge und auch Geheimnisse werden aufgeklärt. Auch die Schauplätze sich bildgewaltig beschrieben - ob es das beeindruckende Anwesen der Familie Kaskaden ist oder auch die Weite der Wüste- man kann sich alles sehr gut vorstellen.
    Das Buch in drei Abschnitte unterteil, wovon mir die ersten beiden besonders gut gefallen haben. Im dritten Teil haben einzelne Stellen mich nicht ganz überzeugen können, es wurde mir etwas zu wirr. Doch dieses bezieht sich nur auf einzelne Kapitelabschnitte, das Finale wiederum hat mich ziemlich überrascht.

    "Einen Moment lang war es Cendrine, als hörte sie eine Stimme. Die Stimme einer Frau, leblos wie der Wüstenwind. Es war kein lautes Rufen und tönte aus weiter Ferne, ein Flüstern, das mit dem Sand heran geweht wurde. Cendrine. Die Frau wisperte ihren Namen" - Seite 227

    Mein Fazit: Ein sehr gut recherchierter Roman, der mir mit seiner unheimlichen und etwas düster gehaltenen Atmosphäre gut gefallen hat. Die Handlung hat einiges zu bieten: Historische Fakten, gemischt mit afrikanischen Mythen und gut platzierten Fantasy- und auch Horror-Elementen. Das Buch lässt sich sehr gut lesen, der Schreibstil ist flüssig. Besonders die Schauplätze sind beeindruckend beschrieben. Von kleineren Schwächen mal abgesehen ein sehr gutes Buch, das ich gern weiterempfehle.
  8. Cover des Buches Am Ende des Schattens (ISBN: 9783963115110)
    Andreas Höll

    Am Ende des Schattens

     (1)
    Aktuelle Rezension von: renee

    Andreas Höll hat hier eine Geschichte über das Berlin in den 30er Jahren geschrieben, eine immens wichtige Zeit. Der englische Journalist Segal Dolphin vom Daily Standard schreibt eine Reportage über die Rassenlehre, über die Forschungen darüber und läuft einer deutschen Jüdin, Dodo Liebermann, einer ausdrucksstarken und inspirierenden Frau über den Weg. Der recht naive junge Mann verrennt sich richtig in seinen Sichten, in seiner Arbeit und vor allem beginnt Dodo bald sein ganzes Denken zu bestimmen, ihn zu beherrschen. Anfänglich ist das richtig spannend zu lesen und ich bin richtig begeistert von diesem Buch und seinen Charakteren. Doch nach und nach, besonders im letzten Viertel des Buches, beginnt die Thematik zu stagnieren und die Suche und das Wesen von Segal Dolphin nimmt etwas wahnhafte Ausmaße an. Die Rolle des Journalisten fängt auch an mich zu nerven. Was sehr schade ist! Hat das Buch doch richtig gut begonnen und wäre fast ein 5 Sterne Kandidat geworden. Wenn das Ende nicht ganz so sehr ins Irrationale abgedriftet wäre, die Suche des Segal Dolphin mehr professionell orientiert und nicht so gefühlsüberfrachtet geschildert gewesen wäre. Denn dieses Wahnhafte am Ende war mir einfach zu viel des Guten. Auch wenn es zu dem naiven und sich verrennenden Mann passen würde. Mir hat dies aber so gar nicht gefallen. Was sehr schade ist!

  9. Cover des Buches Der Traum vom Horizont (ISBN: 9783752828511)
    Alexandra Fischer

    Der Traum vom Horizont

     (47)
    Aktuelle Rezension von: coldi1

    "Der Traum vom Horizont" ist der erste Teil der "Die von Bahlow Saga". Die Bücher sind nicht abgeschlossen, die Saga wird fortgesetzt und sollte auch der Reihe nach gelesen werden.


    Ich habe von der Autorin, egal ob in ihrem eigenen Namen oder unter ihrem Pseudonym mittlerweile schon so einige Bücher gelesen und einfach alle geliebt.  Ihre Bücher sind einfach alle so unglaublich, aber dieses Buch toppt einfach alles. Es ist definitiv jetzt schon mein Highlight. Ich habe dieses Jahr schon ein paar Bücher gelesen die mich berührt haben, aber dieses Buch... mir fehlen einfach die richtigen Worte um es in Worte zu fassen. Es hat mich so Emotional  berührt, das mir die Tränen liefen und nicht wieder aufhören wollten, es war so spannend, das ich dieses Buch, trotz mega langem Arbeitstag in 2 Tagen durchgesuchtet habe und nicht wieder aus der Hand legen konnte. Ich habe so wahnsinnig viel neues erfahren, das ist immer etwas was ich an Büchern unheimlich liebe und was ich von ihren Bücher auch schon kenne.


    Auch das Setting und die Protagonisten sind der Wahnsinn. Ich glaube, es war das erste Buch welches ich gelesen habe das auf Samoa gespielt hat. Boah... und da gibt es so ein gewisses Oberhaupt, der hat mich ganz Wahninnig werden lassen. Ich hätte am liebsten in das Buch gefasst und ihn geschüttelt und dasselbe gemacht was er in dem Buch so anstellt... Dankeschön das ich dieses Buch lesen durfte.


    Der Schreibstil der Autorin ist einfach unglaublich. Er ist flüssig, spannend, mitreißend und so Bildgewaltig, das ich einfach alles direkt vor mir gesehen habe. Ich kann es kaum  erwarten mit Teil 2 anzufangen, wie gut das es schon auf meinem Reader wartet ❤.


    Die Familie von Bahlow kommt nach Samoa um dort ein neues Leben anzufangen. Da es nicht so läuft wie Karl von Bahlow es sich vorgestellt hat und seine Frau ihm auch nicht den ersehnten Erben, sondern nur drei Töchter geschenkt hat, kommt es immer öfter zu Auseinandersetzungen. 

  10. Cover des Buches Das Weltreich der Deutschen: Von kolonialen Träumen, Kriegen und Abenteuern (ISBN: 9783955309718)
  11. Cover des Buches Zartbittertod (ISBN: B079TSFDVD)
    Elisabeth Herrmann

    Zartbittertod

     (15)
    Aktuelle Rezension von: Petra_Mayer
    Das Hörbuch von Elisabeth Herrmann hat mich wirklich begeistert. 
    Familiengeheimnisse und dunkle Kolonialgeschichte verpackt, echt spannend.

    Ich kann diese Hörbuch einfach nur weiterempfehlen.
  12. Cover des Buches Deutsche Kolonien (ISBN: 9783548369402)
  13. Cover des Buches Askari und Fitafita (ISBN: 9783861534761)
  14. Cover des Buches Die Bucht des blauen Feuers (ISBN: 9783442477142)
    Micaela Jary

    Die Bucht des blauen Feuers

     (47)
    Aktuelle Rezension von: Steffi_the_bookworm

    3.5

    Nach dem tragischen Tod ihres Vaters erfährt Emma, dass ihre totgeglaubte womöglich noch lebt und zwar in Südwestafrika. Zusammen mit der Pianistin Dorothee begibt sie sich auf die Reise nach Afrika.

    Die Geschichte konnte mich im Großen und Ganzen ganz gut unterhalten, aber so richtig begeistern konnte sie mich dennoch nicht.
    Vieles in der Geschichte ist recht langgezogen und manchmal waren es ein wenig zu viele Themen, die hier abgearbeitet worden sind. Zum Ende hin war es mir dann auch ein wenig zu konstruiert.

    Gleichzeitig haben die verschiedenen Themen auch für Abwechslung gesorgt und ich war von der Handlung zum Teil auch ein wenig überrascht.

    Das Setting ist ein absoluter Traum und die Autorin beschreibt die Umgebung mit vielen schönen Details.

  15. Cover des Buches Die andere Seite der Stille (ISBN: 9783746626000)
    André Brink

    Die andere Seite der Stille

     (2)
    Aktuelle Rezension von: anushka
    Grausame Weltliteratur Ich konnte dieses Buch einfach nicht weiterlesen. Bereits bis Seite 84 war es so grausam, dass ich es abgebrochen habe. Der "wichtigste Romancier Südafrikas" (Klappentext) konnte mich nicht in seinen Bann schlagen, sondern hat mich mit zahlreichen grausamen Szenen lediglich abgestoßen. Bis zu diesem Zeitpunkt lernt der Leser Hanna kennen, eine Frau, die bereits als Kind in einem Bremer Waisenhaus von einem Priester sexuell missbraucht wurde. Nun ist sie völlig entstellt: ihre Wange klafft offen, sodass man den Kiefer sehen kann. Sie ist traumatisiert und ihre Sexualorgane sind verstümmelt. Sie lebt jetzt in der Wüste auf dem Frauenstein, dem letzten Ort für solche Frauen, die keiner haben will. All dies wurde ihr von ihren eigenen Landsmännern, deutsche Soldaten in Namibia, angetan. Anfang des 20. Jahrhunderts werden Frauen in großen Ladungen nach Namibia verschifft, um den deutschen Männern dort Gesellschaft zu leisten. Viele hegen Hoffnungen, dass sich ihre Lebensumstände verbessern im Vergleich zum ihrem aussichtslosen Dasein in Deutschland. Doch wie es scheint, geraten sie dabei mitten in die Hölle. Sehr viel mehr kann ich über den Inhalt und auch seiner gesellschaftlichen Relevanz nicht sagen, weil ich mich nicht überwinden konnte, weiterzulesen. Beinahe sadistisch schildert der Autor die Einzelheiten. Und sadistisch wirkt auch, was er Hanna alles zumutet. Schon als Kind in Deutschland missbraucht, setzt sich ihr Martyrium in Namibia fort. Die deutschen Soldaten sind die reinsten Ungeheuer. Im Zusammenhang mit Massakern an den Einheimischen habe ich davon durchaus schon gehört und letztens in einem Dokumentarfilm auch erfahren, dass deutsche Oberkommandanten sich in den Kolonien so richtig ausgelebt haben, was ihre Grausamkeit und ihren Sadismus angeht. Doch taten sie das auch mit ihren eigenen Landsleuten? Ich weiß es nicht. Ich könnte es mir durchaus vorstellen, aber ich wollte einfach nicht weiterlesen, weil mir dieses Leid zu tief ging und ich nicht noch weitere solcher Szenen lesen wollte. Auch die Grundstimmung war absolut deprimierend. Ich kann leider nichts Gutes über dieses Buch sagen und wenn das große, wertvolle Literatur ist, dann bleibe ich lieber bei oberflächlicher Mainstream-Bellestristik, die mir für meinen Alltag Unterhaltung und Ablenkung verspricht.
  16. Cover des Buches "Der Held von Deutsch-Ostafrika": Paul von Lettow-Vorbeck (ISBN: 9783506763709)
  17. Cover des Buches Reisepostillen / TOGO (ISBN: 9783745010343)
  18. Cover des Buches Historisches Uberseegebiet (ISBN: 9781159048815)
    B Cher Gruppe

    Historisches Uberseegebiet

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Aicher
    Ich gebe nur ein Herz, obwohl den eigentlichen Autoren dieses Buches sämtliche Herzen gebühren würden. ABER: Bei diesem seltsamen Werk über ein indisches Thema handelt es sich nicht um die originalen Ausführungen eines Autors, sondern um die bloße Zusammenstellung von Informationen, die aus verschiedenen Wikipedia-Artikeln stammen. Die Anschaffung des Buchs ist darum aus meiner Sicht eigentlich nicht nur im wirtschaftlichen Sinn völlig überflüssig, weil sich jeder die entsprechenden Inhalte ganz leicht selbst bei Wikipedia beschaffen kann. Ob man mit der Zusammenstellung und Kommerzialisierung eines solchen Buchs den vielen ehrenamtlichen Autoren bei Wikipedia einen Gefallen tut, wage ich zu bezweifeln. Aber was nutzt es dem Leser, wenn man Wikipedia-Artikel aneinanderreicht und verkauft?
  19. Cover des Buches Kaisertag (ISBN: 9783864021053)
    Oliver Henkel

    Kaisertag

     (8)
    Aktuelle Rezension von: karatekadd

    Im Oktober 2014 schrieben wir eine Rezension zu einem Buch, welches für den Deutschen Phantastik Preis nominiert war.  Es ging um Zeitreisen im Zusammenhang mit der deutschen Geschichte im sogenannten Dritten Reich.

    Mich hat das Thema wieder eingeholt. Zum einen mit dem eBook WALKÜRENRITT von Heiger Osttag und zum anderen mit KAISERTAG von Oliver Henkel.  Um das letztgenannte Buch aus dem Jahr 2014, welches den Deutschen Science-Fiction-Preis gewonnen hat geht es hier, WALKÜRENRITT sei schon mal angekündigt.

    Wir bleiben damit schön in der zeitlichen Reihenfolge, denn KAISERTAG spielt zwar 1988, die Rückblenden reichen bis zum 1. Weltkrieg zurück. Was wäre gewesen, wenn der habsburgische Thronfolger, Erzherzog Ferdinand. gar nicht Opfer des bekannten, scheinbar den ersten Weltkrieg auslösenden Attentats geworden wäre?

    Also ich gehe mal davon aus, dass es dann ein Paralleluniversum ohne diesen mörderischen Krieg gegeben hätte. Nein, nein, ich glaube eigentlich nicht an solche Fantastereien. (Übrigens, es geht nicht um Zeitreisen.) Ob Oliver Henkel daran glaubt weiß ich nicht, aber eins ist sicher, wir haben es mit einer etwas anderen Art von Science-Fiction zu tun.

    Science-Fiction [ˌsaɪəns ˈfɪkʃən̩] (engl. science „Wissenschaft“, fictionFiktion“) ist ein Genre der Literatur und des Films, aber auch anderer Bereiche wie etwa der bildenden Kunst oder der Videospiele, das den Einzelnen, die Gesellschaft oder die Umwelt in (oft radikal) alternativen Konstellationen betrachtet. Science-Fiction entwirft – häufig in die Zukunft verlegte, teilweise auch räumlich entfernte – Konstellationen des Möglichen und beschreibt deren Auswirkungen. Dabei werden reale wissenschaftliche und technische Möglichkeiten mit fiktionalen Spekulationen angereichert. [1]

    Zukunft. Aha. Meist jedenfalls. Wir aber schauen mit Henkel zurück. Zuerst einmal in das Jahr 1914. Also. Ferdinand ist nicht ermordet wurden, Weltkrieg 1 und 2 fanden nicht statt. Das Dritte Reich war auch kein Thema, dafür regiert im Jahr 1988 Kaiser Wilhelm V. – ziemlich jung auf den Thron geraten, Vater, älterer Bruder und Großvater segneten zu schnell das Zeitliche.

    Das Kaiserreich hat sich ziemlich langsam entwickelt. Es gibt noch Autos mit mechanischen Blinkern, äh, Winkern. Kutschen, Pferdefuhrwerke sind auch noch allgegenwärtig. Die Soldaten tragen immer noch den unbequemen Waffenrock und die Pickelhaube. Das Offizierskorps scheint immer noch ziemlich abgehoben zu sein. Zeppeline sind das Reisemittel, z.B. in die Kolonien.

    Den Privatdetektiv Friedrich Prieß sucht eine junge Dame auf, deren Mann, ein Oberst des Reichsministeriums für Aufklärung (Militärgeheimdienst) sich das Leben genommen haben soll. Sie glaubt nicht richtig dran und da das Entgelt ansprechend ist, sagt Fritz zu.  Der Hamburger muss also nach Lübeck. Und diese Hansestadt weist eine Besonderheit auf. Sie hat nämlich eine Polizeipräsidentin. Unverheiratet. Protegiert von einem Senator. Alexandra ist die Ex-Verlobte von Fritz. Und wegen der endete seine Militärkarriere bereits als Leutnant. Denn (zukünftige) Offiziersgattinnen hatten, bzw. haben nicht zu arbeiten. Punkt. Andernfalls müsse er den Dienst quittieren. Er quittiert, denunziert von einem Kameraden.

    Wie gesagt, das Deutsche Kaiserreich ist ziemlich entschleunigt wurden. Die Polizeipräsidentin, in der Beschreibung verfügt sie aber nur über den Personalbestandes eines kleinen Reviers, hat eine gewaltige Aufgabe: Der KAISERTAG steht bevor. Seine Majestät besucht die Freie und Hansestadt Lübeck. Und plötzlich steht der Fritz wieder vor ihr. Der erste Abend geht schrecklich aus. Da der Oberst aber wohl tatsächlich ermordet oder zum Selbstmord gezwungen wurde, kommt es zu einer Zusammenarbeit der beiden, die nicht so richtig in die vorherrschende Gesellschaft zu passen scheinen. Das ungleiche Pärchen sticht in ein Wespennest: Zwei geheime Gruppen bekämpfen sich im Deutschen Kaiserreich, das gerade mitgeteilte, dass es die Atombombe entwickelt hat. Testgebiet – man hat ja Kolonien. Und Krieg ist der Vater aller Dinge. Oder so. Und Großmachtstreben gibt’s auch.

    Was kann ich noch verraten?

    Diverse Namen kommen schon vor. Ein E. Presley leitet die New Yorker Philharmonie. Generalfeldmarschall Erwin Rommel ist ein Graf von Kai-Feng, er hat den Großen China-Krieg gewonnen. Das war im Jahr 1944. Der greise Held tritt selten in die Öffentlichkeit. Alexandra Dühring vernimmt einen gewissen Feldmann, der durch Bildergeschichten das deutsche Handwerk „verunglimpft“. Freunde würden ihn „Brösel“ nennen, erklärt er in der Vernehmung. Die Bildergeschichten sind in der Jugend ziemlich beliebt…

    Arno Wyzniewski[2] spielt im Kino immer den Großen Friedrich, ein Bürokopierer kostet 4000 Mark. Soviel wie ein Opel-Benz. Nein, ich habe mich nicht verschrieben. Autos sind teuer, die Bürger sollen nicht so viel rumkutschen. Geschickter Weise hat Henkel das Jahr 1988 gewählt. Computer waren damals noch nicht so sehr verbreitet ;) – Hier verzichten wir gleich mal ganz darauf.

    Ein General Göring hat vor Jahrzehnten das Maul zu voll genommen, so gewann der militärisch-industrielle Zeppelin-Komplex das Rennen und Jagdflugzeuge braucht man zwar, aber besonders wichtig scheinen sie nicht. Bomben kann man auch mit Luftschiffen. 

    Und diverse weitere Anspielungen, die einen schmunzeln lassen.

     

    * * *

    Am Ende ist es ein spannender Spionagekrimi und weniger ein Science-Fiction-Roman der Marke WAS WÄRE WENN? Aktuell der Umstand, die Türkei mischt ein klein wenig mit. Für Verschwörungstheoretiker ist das Buch auch eine Fundgrube. Antisemitismus diverser unangenehmer Personen ist gelegentlich vorhanden.

    Verblüffend ist letztlich, dass, so wie die Gesellschaft beschrieben wird, diese Alexandra Dühring tatsächlich Polizeichefin einer Hansestadt werden kann. Vorbotin einer neuen Zeit ist sie damit noch nicht. Da fällt auch schon mal der Begriff „Suffragette“. Das Ende erinnert an Robin Hood. Den mit Sean Connery als König Löwenherz.

    Oliver Henkel hat sich auch schön selbst auf die Schippe genommen. Der Friedrich Prieß findet bei der Alexandra einen Roman. Von Richard Harris. Vaterland. Und schüttelt den Kopf ob der Frage, wer sich denn solch abstrusen Unsinn ausdenken konnte: „Ein Regime massenmordender rassistischer Wahnsinniger, angeführt ausgerechnet von einem messiasartig verehrten österreichischen Postkartenmaler, der nicht nur den [2.] Weltkrieg vom Zaun gebrochen hatte, sondern auf dessen Befehl hin auch Millionen von Menschen in monströsen Tötungslagern ermordet worden waren.“ (Seite 182)

    Aber auch wenn dies auf dieser Zeitebene nicht stattgefunden hatte: Verbrechen sind auf der Skala nach oben wohl keine Grenzen gesetzt. Auch nicht unter Wilhelm V. im Jahr 1988.

    So eben fand ich in der Beschreibung eines weiteren Buches von Oliver Henkel, Die Fahrt des Leviathan, einen Begriff, den wohl der Atlantis-Verlag für solche Bücher geprägt hat: Alternativwelt-Roman. Das gilt auch für den Roman Die Zeitmaschine Karls des Großen. Ebenfalls von Henkel. Der Verlag hat sich auf Science Fiction und Fantasy spezialisiert und ist bestimmt eine Fundgrube für Liebhaber solcher Geschichten.

    Wenn Geschichte auf SF oder Fantasy stößt, dann finde ich dies schon mal interessant. Hier zum Beispiel. Und hier.

    Henkel wurde im Jahr 1973 in Lübeck geboren. In der Informatikbranche arbeitend verblüfft die Computerlosigkeit seiner Geschichten. Zweimal wurde er mit dem Deutschen-Science Fiction-Preis ausgezeichnet. Seine Bücher handeln alle in derartigen Alternativwelten. Sicher eine seltene Form von Geschichtsrezeption, aber diese könnte mir gelegentlich gefallen.

     

    ► DNB / Atlantis-Verlag / Stolberg 2014 / ISBN: 978-3-86402-105-3 / ca. 366 S.

     

    © KaratekaDD


    [1] Seite „Science-Fiction“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 27. Juli 2016, 06:23 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Science-Fiction&oldid=156492562 (Abgerufen: 1. August 2016, 14:16 UTC)

    [2] Das hat er auch in „Sachsens Glanz und Preußens Gloria“ getan

  20. Zeige:
    • 8
    • 12
    • 24

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks