Bücher mit dem Tag "deutsches kaiserreich"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "deutsches kaiserreich" gekennzeichnet haben.

16 Bücher

  1. Cover des Buches Der Untertan (ISBN: 9783988289858)
    Heinrich Mann

    Der Untertan

    (387)
    Aktuelle Rezension von: Timo_Janca

    In seinem Hauptwerk seziert Heinrich Mann den unter Kaiser Wilhelm II. aufgekommenen Nationalsozialismus. Der Werdegang Diederichs berührt entwicklungspsychologische Aspekte ein, welche aus einem Außenseiter einen überzeugten Nationalisten entstehen lassen. Der absurde Widerspruch zwischen beanspruchter Moralität und tatsächlichem Handeln wird mit bissigem Humor vorgeführt. Die durchlässige Grenze aus endlosem Egoismus, persönlicher Bereicherung, Ausnutzen anderer und zugleich bedingungsloser Unterwerfung unter die Macht eines Stärkeren verdeutlicht fatale Automatismen, welche bis heute in Gesellschaften wirken. Ein zentrales Werk zur politisches Aufklärung. 

  2. Cover des Buches Deutsche Geschichte (ISBN: 9783407755247)
    Manfred Mai

    Deutsche Geschichte

    (18)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Manfred Mai ist ein großartiger Schriftsteller und hat schon ganz viel veröffentlicht. Dieses Werk über die Deutsche Geschichte finde ich einfach genial! Toller Aufbau, knappe und sehr gute Texte und tolle Zeichnungen. Manfred Mai erzählt die Deutsche Geschichte und die Entwicklung über die Jahrhunderte. Er macht es so toll und logisch und packt die jungen Leser, genauso wie die großen. Auch immer eine tolle Geschenkidee für die jungen Schüler und gutes Material für Schularbeiten und Referate.

  3. Cover des Buches Die vierzig Tage des Musa Dagh (ISBN: 9788075830548)
    Franz Werfel

    Die vierzig Tage des Musa Dagh

    (45)
    Aktuelle Rezension von: Federfee

    Es ist schon etliche Tage her, dass ich das Buch zugeklappt habe, aber es beschäftigt mich immer noch. Es ist einer der besten Klassiker, den ich je gelesen habe: basierend auf Tatsachen, spannend, mit tiefgehenden Personencharakterisierungen, von immerwährender Aktualität wegen der beschriebenen gesellschaftlichen Probleme und Themen und nicht zuletzt Informationen über den Völkermord an den Armeniern.

    Wie kam es überhaupt zu diesem Buch?

    Franz Werfel und seine Frau Alma fielen beim Besuch einer Teppichweberei in Damaskus ausgehungert aussehende Kinder mit großen Augen auf und sie erfuhren auf Nachfrage, dass es Überlebende des Genozids der Türken an den Armeniern waren. Als Werfel zudem noch von Widerstandskämpfern hörte, die sich 53 Tage auf dem Musa Dagh (Mosesberg) verschanzt hatten, bevor sie von alliierten Schiffen gerettet wurden, ließ ihn das nicht mehr los und er begann umfangreiche Recherchearbeiten. Sein Ziel: 'das unfassbare Schicksal des armenischen Volkes dem Totenreich alles Geschehenen zu entreißen'. Und das ist ihm bestens gelungen, auch wenn sein Roman der Bücherverbrennung der Nazis zum Opfer fiel. Die Parallelen sind unübersehbar: 'Unterdrückung, Vernichtung von Minoritäten durch den Nationalismus …', schreib Werfel an seine Eltern.

    Zum Roman

    Es fängt idyllisch an: Gabriel Bagradian, ein Geistesmensch, seit 23 Jahren in Frankreich lebend und mit der Pariserin Juliette verheiratet, ein Sohn, besucht wegen des Todes seines älteren Bruders sein Heimatdorf  Yoghonoluk, eines von sieben Dörfern auf der meerabgewandten Seite eines Gebirgszuges. Es ist eine wunderschöne Landschaft, der französischen Riviera ähnlich; die von Handwerkern bewohnten Armenierdörfer sind schmuck und sauber. Man muss wissen, dass die christlichen Armenier schon immer dort lebten; früher gehörte die Gegend teilweise zu Syrien, heute zur Türkei. Es ist ratsam, sich eine Karte neben das Buch zu legen, um alles verorten zu können.

    Doch dann beginnt das Unglück: der Erste Weltkrieg ist in vollem Gange und 1915 verbündet sich das Osmanische Reich mit den beiden Mittelmächten gegen die Triple Entente (Vereinigtes Königreich, Frankreich, Russland).  Den Armeniern werden von den Türken die Pässe entzogen, auch Gabriel Bagradian, so dass er mit seiner Familie  nicht mehr weg kann. In Istanbul werden alle armenischen Intellektuellen und Geschäftsleute verhaftet, was als Beginn der Armenierverfolgung gilt. Es folgen Deportationen mit dem Ziel der völligen Vernichtung. Bagradian hatte inzwischen wegen seiner Beobachtungen und düsteren Vorahnungen begonnen, sich ein Bild von der Bevölkerung und der Ausstattung mit Waffen zu verschaffen und den Musa Dagh zu kartieren. Als es Ernst wird, beschließt der Großteil der Dorfbevölkerung in einer großen Versammlung, sich auf dem Berg zu verschanzen und Widerstand zu leisten.

    Mir hat es sehr imponiert, wie das alles organisiert wurde: Anführer wählen, heimlich Vorbereitungen treffen, alles hochschaffen und schließlich dem Deportationsbefehl zuvorkommen. Oben zeigt sich dann, wie schwierig es ist, eine Gemeinschaft aufzubauen, für was alles gesorgt werden muss und welche Schwierigkeiten auftreten, nicht zuletzt solche zwischen den reicheren und ärmeren Dorfbewohnern. Es gibt Neid, Streit und Unzufriedenheit und bei einigen den Wunsch, alles für sich zu behalten. Bagradian, der einmal türkischer Reserveoffizier war, organisiert den militärischen Widerstand.

    Es passieren unglaublich viele Dinge: Angriffe der Türken, erfolgreicher Widerstand, Versuche, den Armeniern zu helfen, Hunger und Krankheit, Liebe und Hass. Wir bekommen Einsicht in die politische Lage: die Verwicklungen des Deutschen Reiches und seine Mitschuld, die hier allerdings nur gestreift wird. 'Das Narkotikum des Nationalismus', schreibt Werfel an seine Eltern. In Wirklichkeit sind den Politikern und Militärs des Deutschen Reiches die Armenier völlig egal und es stehen nur die Interessen der Mittelmächte gegen die Entente und Wirtschaftliches im Vordergrund:  die Bagdadbahn, die Ölfelder in Mossul, Baumwolle.

    Aber die Ausgrenzung von Fremden ist ein Phänomen, das selbst auf dem Musa Dagh eine Rolle spielt. So bleibt Juliette immer eine nicht anerkannte Fremde und selbst gegen Bagradian gibt es trotz aller Verdienste Vorbehalte. Sie bleiben 'die Zugereisten, Überheblichen und Unrechten.'

    Dieses Buch ist so reichhaltig, dass meine Rezension ihm leider nicht gerecht werden kann. Ich staune über Werfels Vielseitigkeit, wie er Landschaftsschilderungen, Politisches, Militärisches, Personencharakterisierungen unter einen Hut bringt und wie es nie langweilig wird.

    Es ist ein leidenschaftliches Plädoyer gegen die Verfolgung und Vernichtung von Minderheiten, das allerdings seiner Entstehungszeit entsprechend an manchen stellen ein wenig zu pathetisch klingt. Das mindert aber in meinen Augen keineswegs seinen Wert, so dass ich gerne eine volle Lese-Empfehlung ausspreche.

  4. Cover des Buches Der Deutsch-Französische Krieg 1870/1871 (ISBN: 9783150112717)
    Michael Epkenhans

    Der Deutsch-Französische Krieg 1870/1871

    (1)
    Aktuelle Rezension von: Pongokater

    Einen kompakten und kenntnisreichen Überblick zum deutsch-französischen Krieg bietet Michael Epkenhans mit diesem Buch. Da Epkenhans Miliärhistoriker ist, werden militärtaktische Aspekte besonders intensiv berücksichtigt. Epkenhans ist aber kein Militarist, die Leiden der Opfer kommen ausreichend zur Geltung, ebenso die politischen Zielsetzungen beider Seiten.

  5. Cover des Buches Der Herzschlag der Toten (ISBN: 9783442494934)
    Ralf H. Dorweiler

    Der Herzschlag der Toten

    (44)
    Aktuelle Rezension von: karatekadd

    Hat sich die geneigte Krimi-Lesegemeinde schon einmal gefragt, warum die Ur- oder UrUrGroßeltern auf deren Hochzeitsfoto oder Silberhochzeitsfoto so ernst drein schauen?

    So ein Foto war eine ernste Sache, es kostete nämlich viel Geld. Ein Fotograf musste bestellt werden. Auf dessen Gebot, sich ja nicht zu rühren, wurde angestrengt geachtet, sonst war das Bild im Eimer statt im Kasten. Zudem sollte der sonst sehr feierliche Anlass auch nicht ins Lächerliche gezogen werden. In so mancher, vor allem ärmeren Familie gab es deswegen gar nicht so viele Fotos. Im Nachwort zu diesem Buch vergleicht Ralf H. Dohrweiler diesen Umstand mit der heutigen Zeit, in der wir unzählige und unzählig ähnliche Familienfotos irgendwo gespeichert haben. 

    Heute wählen wir aus vielen Bildern meist eins aus, auf dem der liebe Verwandte lächelt und überhaupt freundlich schaut, so eines stellen wir auch vor oder auf dessen Sarg. Wir denken nicht gern daran, aber irgendwann wird es so sein. Mit uns selbst passiert dies ebenso. 



    Bleiben wir noch kurz beim Thema, welches für das vorzustellende Buch erheblich ist. Starb ein Familienmitglied in jungen Jahren oder gar im Kindesalter, dann gab es vielleicht ein Bild des Nakedeis auf dem berühmten Eisbärfell (vielleicht wars auch nur ein Schaf), was nun? Im Wikipedia-Artikel finden sich so ein Bild von Eltern mit der verstorbenen Tochter aus genau der Zeit, in der dieser historische Kriminalroman spielt. 

    Was fällt einem dabei auf? Das Gesicht des verstorbenen Mädchens ist gestochen scharf. Die langen Belichtungszeiten verursachten die Unschärfe der Eltern wegen derer minimalen Bewegungen. Wegen der Technik und des hoffentlich pietätvollen Umgangs in der traurigen Situation war also Können gefragt. Besondere Wünsche der Hinterbliebenen inbegriffen.

    Darum gehts also in dem 1887 in Hamburg handelnden Kriminalroman, in welchem Criminalkommissar Hermann Rieker und Johanna, höhere Tochter des Richters Ahrens unfreiwillig zusammenkommen. Besagte Johanna betreibt nämlich heimlich eine Schule ärmere Frauen, denen sie Lesen, Schreiben und Rechnen beibringt. Überhaupt hängt sie augenscheinlich sozialistischen Ideen der Gleichberechtigung an, was in der Zeit, da Bismarck noch Reichskanzler war, einen Staatsanwalt die Stirn runzeln lässt. Dieser ist scheinbar eine gute Partie und die Eltern der jungen Frau, die mit 23 langsam zur "ältlichen" Jungfrau zu werden droht, hoffen doch, dass sie unter die Haube kommt, wie es einst so schön hieß.

    Eines Tage kommt Ansje nicht zum Unterricht und Johanna beginnt zu ermitteln, bald ist es ein Fall für den besagten Criminalkommissar, welcher eine eher unübliche Vergangenheit für den Beruf aufweist, über deren Einzelheiten man vermutlich mehr im zweiten Fall DIE FARBE DES BÖSEN erfährt, wenn Dohrweiler nicht noch mehr mit den beiden vorhat.

    Besagte Ansje wird nicht mehr lebend aufgefunden, und dann geht es um Fotos nebst Ehemann und Johanna.  Wir lesen von den fachlichen Ideen des Fotografen Eilers, dem Rieker am liebsten eine Stelle als Tatortfotograf geben würde und dessen anatomischen Kenntnisse bemerkenswert sind. 

    Ralf H. Dohrweiler wäre in früheren Jahren vielleicht ein exzellenter Totenfotograf geworden, denn er dachte sich den Herzschlag der Toten aus - doch wie der funktioniert, werde ich nicht verraten. Verraten will ich nur noch, dass es etwas gruselig zugeht, mobide, fast schon gerichtsmedizinisch und gelegentlich detailversessen. Leserinnen und Leser besuchen mit Rieker und Johanna dunkle Hamburger Orte bis sie in ein unerhört aufregendes und lebensgefährliches Finale schlittern in Folge dessen...

    Aber lest doch selbst...

    Ich bin ja mal gespannt: Führungszeugnisse von heute hätten Riekers Beamtenlaufbahn vielleicht verhindert, aber er war mal beim Militär und das bedeutete damals mehr als heute, für tapfere Soldaten fanden sich durchaus mal einflussreiche Offiziere... Die Frage wäre, ob ihm eine Karriere wie bei Gustav Heller beschert sein könnte...

    Die gesellschaftlichen Ideen  von Töchtern aus gut-bürgerlichem Hause wurden dazumal viel zu häufig ignoriert, heute machen wir mit solchen Geschichten an ihnen etwas gut. Auch Anna Perbandt hat mit ihrer Gesche Petersen in den beiden Bänden zum Pensionat am Holstentor eine solche  Figur geschaffen, eine bürgerliche, allerdings arme Lehrerin mit modernen Ideen, auch wenn diese die höheren Töchter unterrichtet. Wie ich darauf komme? Anna Perbandt war 2023 bei der Autorenlesung für den  HOMER-Literaturpreis 2023 mit dabei.. 

    Fazit: Spannend geschriebener, überaus fesselnder Roman mit interessanten und liebenswerten, teils noch undurchsichtigen Personen bei dem zwangsläufige Lesepause immer kürzer werden, denn irgendwann schielt man immer nach dem Buch, bis man es ausgelesen wieder hinlegt.



  6. Cover des Buches Der Hauptmann von Köpenick (ISBN: 9783104017839)
    Carl Zuckmayer

    Der Hauptmann von Köpenick

    (288)
    Aktuelle Rezension von: Lauras_bunte_buecherregal

    Ich lese sehr selten Theaterstücke und musste mich erst einmal darauf einlassen. Ich habe für mich festgestellt, dass ich öfters Stücke lesen sollte, weil mir das Lesen Spaß bereitet hat.

    Die Handlung war mir bereits bekannt, da ich mich bereit mit der Geschichte von Wilhelm Voigt auseinandergesetzt habe. Er hat sich der Geschichte nach als Hauptmann ausgegeben und die Stadtkasse von Köpenick gestohlen. 

    Ich mag die Geschichte und durch den Schreibstil lässt sich das Buch schnell weg lesen.


    Von mir kriegt das Buch 4 von 5 Sterne.

  7. Cover des Buches Der Boxeraufstand. Gewalt und Tragödie. (ISBN: 9783453480643)
  8. Cover des Buches Damals bei uns daheim (ISBN: 9783742404299)
  9. Cover des Buches Lebenserinnerungen (ISBN: B01G4183DO)
    Werner von Siemens

    Lebenserinnerungen

    (0)
    Noch keine Rezension vorhanden
  10. Cover des Buches Damals bei uns daheim (ISBN: 9783746627892)
    Hans Fallada

    Damals bei uns daheim

    (21)
    Aktuelle Rezension von: Katharina83

    Ich habe mich leider dadurch gequält. 

    Zwischen zeitlich ging es aber ich tat mich mit manchen ausdrücken schwer. 

    Dem nach nur ein so lala

  11. Cover des Buches Totentanz - 1923 und seine Folgen (ISBN: B0B984RKM5)
    Jutta Hoffritz

    Totentanz - 1923 und seine Folgen

    (0)
    Noch keine Rezension vorhanden
  12. Cover des Buches Kaisertag (ISBN: 9783864021053)
    Oliver Henkel

    Kaisertag

    (8)
    Aktuelle Rezension von: karatekadd

    Im Oktober 2014 schrieben wir eine Rezension zu einem Buch, welches für den Deutschen Phantastik Preis nominiert war.  Es ging um Zeitreisen im Zusammenhang mit der deutschen Geschichte im sogenannten Dritten Reich.

    Mich hat das Thema wieder eingeholt. Zum einen mit dem eBook WALKÜRENRITT von Heiger Osttag und zum anderen mit KAISERTAG von Oliver Henkel.  Um das letztgenannte Buch aus dem Jahr 2014, welches den Deutschen Science-Fiction-Preis gewonnen hat geht es hier, WALKÜRENRITT sei schon mal angekündigt.

    Wir bleiben damit schön in der zeitlichen Reihenfolge, denn KAISERTAG spielt zwar 1988, die Rückblenden reichen bis zum 1. Weltkrieg zurück. Was wäre gewesen, wenn der habsburgische Thronfolger, Erzherzog Ferdinand. gar nicht Opfer des bekannten, scheinbar den ersten Weltkrieg auslösenden Attentats geworden wäre?

    Also ich gehe mal davon aus, dass es dann ein Paralleluniversum ohne diesen mörderischen Krieg gegeben hätte. Nein, nein, ich glaube eigentlich nicht an solche Fantastereien. (Übrigens, es geht nicht um Zeitreisen.) Ob Oliver Henkel daran glaubt weiß ich nicht, aber eins ist sicher, wir haben es mit einer etwas anderen Art von Science-Fiction zu tun.

    Science-Fiction [ˌsaɪəns ˈfɪkʃən̩] (engl. science „Wissenschaft“, fictionFiktion“) ist ein Genre der Literatur und des Films, aber auch anderer Bereiche wie etwa der bildenden Kunst oder der Videospiele, das den Einzelnen, die Gesellschaft oder die Umwelt in (oft radikal) alternativen Konstellationen betrachtet. Science-Fiction entwirft – häufig in die Zukunft verlegte, teilweise auch räumlich entfernte – Konstellationen des Möglichen und beschreibt deren Auswirkungen. Dabei werden reale wissenschaftliche und technische Möglichkeiten mit fiktionalen Spekulationen angereichert. [1]

    Zukunft. Aha. Meist jedenfalls. Wir aber schauen mit Henkel zurück. Zuerst einmal in das Jahr 1914. Also. Ferdinand ist nicht ermordet wurden, Weltkrieg 1 und 2 fanden nicht statt. Das Dritte Reich war auch kein Thema, dafür regiert im Jahr 1988 Kaiser Wilhelm V. – ziemlich jung auf den Thron geraten, Vater, älterer Bruder und Großvater segneten zu schnell das Zeitliche.

    Das Kaiserreich hat sich ziemlich langsam entwickelt. Es gibt noch Autos mit mechanischen Blinkern, äh, Winkern. Kutschen, Pferdefuhrwerke sind auch noch allgegenwärtig. Die Soldaten tragen immer noch den unbequemen Waffenrock und die Pickelhaube. Das Offizierskorps scheint immer noch ziemlich abgehoben zu sein. Zeppeline sind das Reisemittel, z.B. in die Kolonien.

    Den Privatdetektiv Friedrich Prieß sucht eine junge Dame auf, deren Mann, ein Oberst des Reichsministeriums für Aufklärung (Militärgeheimdienst) sich das Leben genommen haben soll. Sie glaubt nicht richtig dran und da das Entgelt ansprechend ist, sagt Fritz zu.  Der Hamburger muss also nach Lübeck. Und diese Hansestadt weist eine Besonderheit auf. Sie hat nämlich eine Polizeipräsidentin. Unverheiratet. Protegiert von einem Senator. Alexandra ist die Ex-Verlobte von Fritz. Und wegen der endete seine Militärkarriere bereits als Leutnant. Denn (zukünftige) Offiziersgattinnen hatten, bzw. haben nicht zu arbeiten. Punkt. Andernfalls müsse er den Dienst quittieren. Er quittiert, denunziert von einem Kameraden.

    Wie gesagt, das Deutsche Kaiserreich ist ziemlich entschleunigt wurden. Die Polizeipräsidentin, in der Beschreibung verfügt sie aber nur über den Personalbestandes eines kleinen Reviers, hat eine gewaltige Aufgabe: Der KAISERTAG steht bevor. Seine Majestät besucht die Freie und Hansestadt Lübeck. Und plötzlich steht der Fritz wieder vor ihr. Der erste Abend geht schrecklich aus. Da der Oberst aber wohl tatsächlich ermordet oder zum Selbstmord gezwungen wurde, kommt es zu einer Zusammenarbeit der beiden, die nicht so richtig in die vorherrschende Gesellschaft zu passen scheinen. Das ungleiche Pärchen sticht in ein Wespennest: Zwei geheime Gruppen bekämpfen sich im Deutschen Kaiserreich, das gerade mitgeteilte, dass es die Atombombe entwickelt hat. Testgebiet – man hat ja Kolonien. Und Krieg ist der Vater aller Dinge. Oder so. Und Großmachtstreben gibt’s auch.

    Was kann ich noch verraten?

    Diverse Namen kommen schon vor. Ein E. Presley leitet die New Yorker Philharmonie. Generalfeldmarschall Erwin Rommel ist ein Graf von Kai-Feng, er hat den Großen China-Krieg gewonnen. Das war im Jahr 1944. Der greise Held tritt selten in die Öffentlichkeit. Alexandra Dühring vernimmt einen gewissen Feldmann, der durch Bildergeschichten das deutsche Handwerk „verunglimpft“. Freunde würden ihn „Brösel“ nennen, erklärt er in der Vernehmung. Die Bildergeschichten sind in der Jugend ziemlich beliebt…

    Arno Wyzniewski[2] spielt im Kino immer den Großen Friedrich, ein Bürokopierer kostet 4000 Mark. Soviel wie ein Opel-Benz. Nein, ich habe mich nicht verschrieben. Autos sind teuer, die Bürger sollen nicht so viel rumkutschen. Geschickter Weise hat Henkel das Jahr 1988 gewählt. Computer waren damals noch nicht so sehr verbreitet ;) – Hier verzichten wir gleich mal ganz darauf.

    Ein General Göring hat vor Jahrzehnten das Maul zu voll genommen, so gewann der militärisch-industrielle Zeppelin-Komplex das Rennen und Jagdflugzeuge braucht man zwar, aber besonders wichtig scheinen sie nicht. Bomben kann man auch mit Luftschiffen. 

    Und diverse weitere Anspielungen, die einen schmunzeln lassen.

     

    * * *

    Am Ende ist es ein spannender Spionagekrimi und weniger ein Science-Fiction-Roman der Marke WAS WÄRE WENN? Aktuell der Umstand, die Türkei mischt ein klein wenig mit. Für Verschwörungstheoretiker ist das Buch auch eine Fundgrube. Antisemitismus diverser unangenehmer Personen ist gelegentlich vorhanden.

    Verblüffend ist letztlich, dass, so wie die Gesellschaft beschrieben wird, diese Alexandra Dühring tatsächlich Polizeichefin einer Hansestadt werden kann. Vorbotin einer neuen Zeit ist sie damit noch nicht. Da fällt auch schon mal der Begriff „Suffragette“. Das Ende erinnert an Robin Hood. Den mit Sean Connery als König Löwenherz.

    Oliver Henkel hat sich auch schön selbst auf die Schippe genommen. Der Friedrich Prieß findet bei der Alexandra einen Roman. Von Richard Harris. Vaterland. Und schüttelt den Kopf ob der Frage, wer sich denn solch abstrusen Unsinn ausdenken konnte: „Ein Regime massenmordender rassistischer Wahnsinniger, angeführt ausgerechnet von einem messiasartig verehrten österreichischen Postkartenmaler, der nicht nur den [2.] Weltkrieg vom Zaun gebrochen hatte, sondern auf dessen Befehl hin auch Millionen von Menschen in monströsen Tötungslagern ermordet worden waren.“ (Seite 182)

    Aber auch wenn dies auf dieser Zeitebene nicht stattgefunden hatte: Verbrechen sind auf der Skala nach oben wohl keine Grenzen gesetzt. Auch nicht unter Wilhelm V. im Jahr 1988.

    So eben fand ich in der Beschreibung eines weiteren Buches von Oliver Henkel, Die Fahrt des Leviathan, einen Begriff, den wohl der Atlantis-Verlag für solche Bücher geprägt hat: Alternativwelt-Roman. Das gilt auch für den Roman Die Zeitmaschine Karls des Großen. Ebenfalls von Henkel. Der Verlag hat sich auf Science Fiction und Fantasy spezialisiert und ist bestimmt eine Fundgrube für Liebhaber solcher Geschichten.

    Wenn Geschichte auf SF oder Fantasy stößt, dann finde ich dies schon mal interessant. Hier zum Beispiel. Und hier.

    Henkel wurde im Jahr 1973 in Lübeck geboren. In der Informatikbranche arbeitend verblüfft die Computerlosigkeit seiner Geschichten. Zweimal wurde er mit dem Deutschen-Science Fiction-Preis ausgezeichnet. Seine Bücher handeln alle in derartigen Alternativwelten. Sicher eine seltene Form von Geschichtsrezeption, aber diese könnte mir gelegentlich gefallen.

     

    ► DNB / Atlantis-Verlag / Stolberg 2014 / ISBN: 978-3-86402-105-3 / ca. 366 S.

     

    © KaratekaDD


    [1] Seite „Science-Fiction“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 27. Juli 2016, 06:23 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Science-Fiction&oldid=156492562 (Abgerufen: 1. August 2016, 14:16 UTC)

    [2] Das hat er auch in „Sachsens Glanz und Preußens Gloria“ getan

  13. Cover des Buches Eine Jugend in Deutschland (ISBN: 9783947618002)
  14. Cover des Buches Eine Jugend in Deutschland (ISBN: 9783867173001)
  15. Cover des Buches Das Geheimnis der Schneekirsche (ISBN: 9783442484805)
    Lisa Marcks

    Das Geheimnis der Schneekirsche

    (44)
    Aktuelle Rezension von: janinchens.buecherwelt
    Voller Hoffnung auf die versprochene große Liebesgeschichte, die der Buchrücken verspricht, habe ich mich in die Seiten von "Das Geheimnis der Schneekirsche" gestürzt. Unsere Protagonistin Selma entkommt, dank ihrem Vater, dem Beginn des ersten Weltkriegs und reist in das ferne Asien, um dort ein neues Leben anzufangen. Doch der Schein trügt, denn das neue Leben beginnt beschwerlicher als erahnt. Fremde Sprache, fremde Kultur und ihre alte Liebe Paul warten in Tsingtau auf Selma und machen ihr den Start in China schwer. Auch fern von Deutschland ist die Familie von den Auswirkungen des Krieges betroffen, was Selmas Leben erneut auf den Kopf stellt.

    Im Grunde steht all das im Vordergrund der Geschichte. Doch wo ist die mir versprochene sinnliche Liebesgeschichte? Wo sind die großen Gefühle? Kapitel um Kapitel wartete ich darauf und wurde bitter enttäuscht. Ich ahne, was die Autorin vor hatte, wohin sie uns Leser führen wollte. Die Umsetzung ist jedoch nicht geglückt, von Liebesgeschichte kann man hier leider nicht sprechen.

    Viel mehr geht es hier darum, wie Selma reift und an ihrem Schicksal wächst und sich weiterentwickelt. Sie begibt sich nicht nur auf eine Reise um die Welt, sondern auch auf eine Reise zu sich selbst. Sie findet ihre Bestimmung und setzt alles daran, diese von der Pieke auf zu erlernen - Heilung durch Pflanzen und Kräuter. Toll eingebunden wurde dies durch die einzelnen Kapitelüberschriften, in denen jeweils verschiedene Pflanzen und Kräuter inklusive ihrer Wirkung verankert wurden. Eine schöne Idee, die sich auch im Inhalt und im Titel widerspiegelt.

    Ein Kritikpunkt waren ein Teil der Charaktere bzw. die Beziehung zwischen ihnen. Die Autorin hat versucht, komplexe Figuren zu erschaffen, die jedoch im allgemeinen Chaos etwas verloren wirken. Ein gutes Beispiel ist das erste Aufeinandertreffen von Selma und ihrer Mutter nach langer Zeit: anstatt sich in die Arme zu fallen und sich zu herzen, wie sich das Selma während ihrer gesamten Reise ausgemalt hat, gibt es gar keine Begrüßung. Wieso das? Die innigen, angepriesenen Familienbande werden hier einfach übergangen.

    Lisa Marcks hat einen tollen, einnehmenden Schreibstil, der auch ans Buch fesselt, trotzdem die erwartete Liebesgeschichte nicht erscheint. Sie bindet auch einiges geschichtliches ein, wodurch man auch die Kriegszeiten außerhalb Deutschlands miterlebt. Ich wusste z.B. nicht, dass in China solch eine große deutsche Kolonie angesiedelt war, die vom Krieg direkt betroffen waren.

    Eine schöne Geschichte, die leider durch den Klappentext etwas in die Irre führt, jedoch die Kurve kriegt und ein rundes Ende hat. Eine starke Protagonistin, die neben den anderen Charakteren heraus sticht und eine tolle Entwicklung durchmacht. Gepaart mit lehrreichen geschichtlichen Fakten ergibt "Das Geheimnis der Schneekirsche" eine runde Sache, die uns Leser kurzweilig unterhält.
  16. Cover des Buches The Berlin-Baghdad Express: The Ottoman Empire and Germany's Bid for World Power, 1898-1918 (ISBN: 9780141047652)
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