Bücher mit dem Tag "dialekt"
236 Bücher
- Thomas Mann
Buddenbrooks
(2.410)Aktuelle Rezension von: schokobookThomas Mann und seine Buddenbrooks. Wer kennt sie nicht? War sicher mal Schulstoff oder man hat eine Ausgabe in Bücherschrank der Eltern oder Großeltern gefunden oder aber man kennt die Verfilmungen. Und dieses Buch, dass sich zeitweise durch Manns Sprachgebrauch und Eigenheiten der hanseatischen Dialekte und aber auch der damaligen Rechtschreibung ( Buch ist 1901 erschienen) nicht so flüssig liest und besonders auch durch die ewig langen Beschreibungen der Protagonisten oder das Inventar des Hauses und sonstigen Dingen und Orte, braucht man in unserer heutigen Zeit, eben Zeit! Muse sich durchzulesen. Vielleicht auch mal was nachzuschlagen. Und ich hab das in verschiedenen Lebensaltern angefasst. Mit 16 erstmalig und wieder aufgehört. Mit 20 anderen Blick gehabt, mit 30 nochmals halb aufgehört und nochmal durch ( mit Hilfe des Films dann auch) und dann jetzt mit 46 innerhalb von 20 Tagen auf dem eBook mit der Frankfurter kommentierten Ausgabe ( die eben so gedruckt ist, wie er es damals schrieb) hab ich es dann komplett nochmal durchgezogen und sehe so vieles heute anders. Der immense Druck der Erben auf das Familien Unternehmen, der Zwist der Brüder Thomas und Christian, die so verschieden sind, und auch Thomas innerer Kampf den Job so zu machen wie die Gründer. Christian der völlig aus dem Ruder läuft, die Schwester Tony mit Schicksalsschlägen. Hanno, der einzige Sohn von Thomas, der mehr nach Onkel Christian schlägt und damit auf das Unverständnis seines Vaters trifft ein trauriges Schicksal. Und immer wieder die starken Frauen der Buddenbrooks, die absolut härter und stärker sind als ihre Männer. Aber im 19. Jahrhundert hat frau nicht viel zu sagen, aber dennoch lässt Thomas Mann seine weiblichen Protagonisten absolut stark aus der Geschichte gehen. Das ist großartig, wenn man bedingt das er diesen Roman Mitte der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts schrieb und 1901 erst veröffentlichen wurde! Ob man diese Stärke der Frauen, damals schon so wahrgenommen hat wie heute die Leserinnen das tun?
Tony Buddenbrook ist eine Heldin in dieser Geschichte. Auch wenn sie denjenigen den sie liebt auf Grund Standesdünkel nicht bekommt und herbe Enttäuschungen erlebt im Leben, verliert sie nie ihre Kraft, im Gegensatz zu ihren Brüdern. Und genau das beschreibt der Autor auch so eindringlich in dem er seine Figuren immer wieder erklärt, wie sie aussehen, was sie altern lässt und eben auch nicht so sehr. Wir gehen durch Krisen jener Zeit mit. Wirtschaftlich, kriegsmässig, und es gab ja noch Monarchie. Also Königshäuser.
Thomas Mann schafft es das alles zwar bisschen am Rand, aber dennoch einfließen zu lassen und was das eben alles auch direkt mit der Kaufmannsfamilie Buddenbrook und ihr Unternehmen zu tun hat und eben was den Aufstieg und den Verfall ausgemacht hat.
Denn nach dem Streben der Vorväter von Thomas Buddenbrook war so ein Fall gar nicht auf der Agenda. Und mit den Erben passiert es dann. Und wieso kennt er das alles so gut?
Weil er seine Familie beschreibt. Das war damals ein kleiner Skandal als die Menschen sich Manns Buch kauften und sich darin entdeckten.
Genial!
- Günther Pfeifer
Hawelka & Schierhuber laufen heiß
(30)Aktuelle Rezension von: SikalJosef Hawelka und Sepp (damit man die beiden unterscheiden kann) Schierhuber wollen eigentlich ein langes Wochenende genießen. Doch da beordert sie ihr Chef, der Erzherzog, ins Waldviertel, um die dortigen Beamten zu unterstützen. Immerhin ist der Birnstingl wohl nicht ganz freiwillig in seine Kreissäge gefallen, bevor der Motor überhitzte und den Stadl in Brand setzte. Dass den beiden Kommissaren aus Wien eine Mauer des Schweigens im Dorf Vestenötting erwartet, erleichtert die Arbeit nun wirklich nicht. Dabei macht der Erzherzog Druck – und auch dessen Erzfeind Matzinger schaut, ob sich die Herren Kommissare nicht den einen oder anderen Fehler leisten. Doch obwohl sie erst auf der falschen Spur sind, entkommt ihnen der Täter nicht, wenngleich man es als Leser gar nicht so recht glauben mag, dass diese beiden schrulligen Ermittler zum Helden mutieren.Unterstützung erfahren sie (wie auch in den Nachfolgebänden) vom „Auskunftsbüro Berlakovic“, den Kolleginnen des Büros, die immer mit Rat und Tat und so mancher Neuigkeit aufhorchen lassen.
Der Autor Günther Pfeifer hat mit diesem Krimiauftakt über diese schrägen Ermittler eine humorvolle Reihe mit viel Lokalkolorit, mehr oder weniger spritzigen Dialogen (nachdem Schierhuber in gewohnter Manier nicht allzu viel spricht) und manches Mal eher zufälligen Erfolgen geschrieben, die ich sehr gerne gelesen habe.
Die Beschreibung der Charaktere finde ich sehr gelungen und die beiden Kommissare sind äußerst sympathisch. Dass die beiden für alles ein wenig länger brauchen, verzeiht man ihnen gerne. Die Einschübe im Dialekt, die Mentalität der Dorfbewohner, der „Stammtisch-Insider-Club“ vermittelt eine authentische Atmosphäre. Das wurde vom Autor sehr treffend ins Bild gesetzt.
Für mich ist die Reihe um Hawelka und Schierhuber eine gelungene, der Auftakt führt natürlich erst mal sämtliche Charaktere ein und ist vielleicht nicht ganz so spritzig wie die Nachfolgebände. Doch mein Highlight ist bereits hier das Auskunftsbüro. Die Damen bringen Schwung in die Geschichte – herrlich.
Von mir gibt es für diesen originellen Krimi auf jeden Fall 5 Sterne.
- Alfred Döblin
Berlin Alexanderplatz
(291)Aktuelle Rezension von: SotsiaalneKeskkondMir hat der Schreibstil an und für sich sehr gut gefallen. Ich mag es, wenn dieser etwas umschreibend ist und man ein tolles Bild der Handlung und des Handlungsortes suggeriert bekommt. Allerdings nahm die oben bereits angesprochene Reizüberflutung zu drastische Ausmaße an, sodass ich das Buch nicht mehr genießen konnte. Man erlebt zwar hautnah die Erlebnisse einer Großstadt, aber Spannung kommt in der Geschichte gar nicht auf. Das Potential wird durch die ständige Erwähnung von banalen Nebensächlichkeiten komplett unterdrückt. Insofern war die Geschichte zäh und anstrengend zu lesen. Da stellt sich dann aber für jeden die Frage, ob man für den wohl beispiellosesten deutschen Großstadtroman und Döblins wunderbaren Schreibstil absolute Langeweile in Kauf nehmen will.
- Jürgen Seibold
Lindner und das Keltengrab
(18)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer"Kommissar Stefan Lindner gilt im Landeskriminalamt als Experte für die ganz speziellen Fälle. Dabei kommt er selbst nur sehr schwer mit solchen Verbrechen zurecht – vor allem seine Fähigkeit, sich in die Umstände eines Mordes hineinzudenken, setzt ihm zu. Das ist diesmal nicht anders. In einem Wasserspeicher in Nürtingen, der oberhalb der Stadt in einem flachen Hügel untergebracht ist, wird ein Toter gefunden. Er ist auf einem hölzernen Schragen aufgebahrt, neben ihm steht sein Motorroller, dazu sind einige Kleider und Werkzeuge sowie mehrere Prachtstücke aus seiner Sammlung historischer Waffen sorgfältig auf Decken und Tüchern drapiert. Lindner wird erst nicht schlau aus der Inszenierung, aber als ihn ein Kollege darauf hinweist, dass schon die Kelten ihre toten Fürsten auf ähnliche Weise begruben, ergibt sich eine Spur – und Lindner taucht in eine fremde Welt tiefer ein, als es gut für ihn ist." (Klappentext)
Die Stärke des Buches ist die originelle Idee, die Welt der Kelten miteinzubeziehen.
Es ist der dritte Band mit Lindner. Und vielleicht muss man die ersten Bände lesen, um gut in die dritte Geschichte hineinzukommen. So fehlt z.B. eine Personenbeschreibung des Kommissars, was bei mir den Lesefluss gehemmt hat, weil ich mir Lindner nicht recht vorstellen konnte.
Die Krimistory ist solide gebaut. Die Auflösung kommt ein bisschen behäbig daher, insgesamt machen es die Verdächtigen und Schuldigen es den Polizisten ein bisschen zu einfach. Es gibt einige witzige Nebenhandlungen. Lindner kämpft mit seinem Smartphone und muss sich dran gewöhnen, dass seine Mutter einen Lover hat.
Fazit: ein sympathisches Buch für gemütliche Lesestunden. - Tommy Jaud
Hummeldumm
(1.485)Aktuelle Rezension von: buch_leselustIch fand es wirklich teilweise sehr witzig und musste einige Male schmunzeln.
Sie Figuren sind natürlich ziemlich überzeichnet, was mich aber nicht so sehr gestört hat. Und manchmal hat man ja wirklich schon solche Personen erlebt.
Das einzige, was man wissen muss, ist dass Buch schon vor ein paar Jahren spielt und man deswegen manche technischen Sachen nicht mehr so heute hat.
Besonders toll fand ich auch das Hörbuch dazu. Die vorstellten Stimmen und Dialekte kamen super gut rüber. Gibt es auch kostenlos auf Spotify.
- Kai Twilfer
Schantall, tu ma die Omma winken!
(164)Aktuelle Rezension von: MoidlvomberchIch hab das Buch in einem Bücherschrank gefunden und hab mir bei dem Cover schon gedacht...na...das wird so ein schmarrn sein.
Ja es ist tatsächlich ein schmarrn, aber ein richtig cooler lustiger Schmarrn.Ein Buch bei dem ich tatsächlich sehr Froh bin es mitgenommen zu haben, es hat mir unglaublich viel spaß gemacht es zu lesen. der schreibstil ist sehr flüssig und gut zu lesen.
Schantall und Ihre Familie ist einfach eine absolute Nummer, ich hab so oft lachen müssen.
gerade aber auch der zweite Teil des Kapitels waren dann sehr interessant und gut zu lesen.
Ein Buch, welches mir wirklich sehr gut gefallen hat!
ganz klare Leseempfehlung!!!
- bibo Loebnau
Schorsch Clooney, die Landluft und ich
(22)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerIna Frinks, die Chefreporterin des auflagenstärksten People-Magazins, wird durch einen Hörsturz außer Gefecht gesetzt. Schweren Herzens beugt sie sich dem Urteil ihres Arztes und nimmt sich eine Auszeit. Da sie es als Schwäche und somit als imageschädlich betrachtet, sich als krank zu outen, befindet sie sich offiziell im Urlaub. Dazu muss sie natürlich das umtriebige Berlin, in dem sie jeder kennt, verlassen. So begibt sie sich aufs Land, in die abgeschiedene Idylle im Umland Berlins, dort hat eine Freundin ein Haus, das sie für eine Weile nutzen darf. Hier in Bienensee in der Mark Brandenburg erholt sie sich und erlebt neue Abenteuer, die sie so nicht erwartet hat.
Ein zum Brüllen komischer Roman, der mich lauthals lachen lässt und der zu keinem Augenblick langatmig wird. Mit herrlichen Charaktern, sei es die Hauptprotagonistin Ina Frinks, die kompetent und herzlich rüber kommt; der schrullige Nachbar und Bauer Herbert, der an „Büttenwarder“ erinnert; Frauke Harms, die aufstrebende und zu ehrgeizige junge Kollegin, die versucht an Inas Stuhl zu sägen; der so leicht beeinflussbare Chef Klaus Berger; die herrlich authentische Gemischtwarenhändlerin Simonn (das spricht man französisch aus!) – sie alle und die vielen anderen Figuren sind in wunderbarer Weise auf einander abgestimmt. Die Autorin vereinbart hochklassige Schreibweise mit fein pointiertem Humor. Fabelhaft finde ich auch die Passagen, in denen sich Ina an turbulente Akte aus ihrem ehemaligen Job als Künstler-Agentin erinnert, insbesondere diese Szenen sehe ich vor meinen Augen wie einen Film ablaufen - brillante Erzählkunst der Autorin. Und obwohl bibo Loebnau zu Beginn ihres Buches darauf hinweist, dass sämtliche Personen frei erfunden sind, so ertappe ich mich dennoch dabei, zu glauben, den einen oder anderen Promi, in den Schilderungen wieder zu erkennen.
„Schorsch Clooney, die Landluft und ich“ ist ein zauberhaftes Buch, das ich von Herzen gerne weiter empfehlen möchte, an alle, die gute Geschichten lieben und die einmal wieder befreit lachen wollen. Ich vergebe dem Buch fünf von fünf möglichen Sternen und würde ihm sogar einen Zusatzstern für ausgezeichneten Humor vergeben, wenn dies denn möglich wäre. Da bleibt mir nur zu hoffen, dass bibo Loebnau bereits an ihrem nächsten Werk bastelt und ich bald aufs Neue ein Buch von ihr in den Händen halten kann, ich bin sicher auch das werde ich dann verschlingen wie dieses Meisterwerk.
- Bastian Sick
Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 1
(1.864)Aktuelle Rezension von: SM1"Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" entstand aus den Kolumnen von Bastian Sick, welche hier zu einem Buch zusammengefasst wurden. Der Autor befasst sich auf unterhaltsame und humorvolle Art und Weise mit der Deutschen Sprache und ihren Besonderheiten. Dabei klärt er über häufig gemachte Fehler auf. Die unterschiedlichen Themen werden meist in kleine Geschichten verpackt und mit einfachen Beispielen nachvollziehbar und verständlich erklärt.
Jedem, der sich für Feinheiten der Sprache interessiert, bietet die gesamte Reihe gute Unterhaltung.
- Rita Falk
Winterkartoffelknödel
(1.077)Aktuelle Rezension von: Nicolai_LevinIn einer merkwürdigen Reihung außergewöhnlicher Todesfälle kommen drei Mitglieder der Familie Neuhofer ums Leben. Das macht sogar den bequemen Niederkaltenkirchener Dorfpolizisten Franz Eberhofer stutzig, und er beginnt auf eigene Faust zu ermitteln, obwohl ihn die Familie und sein Liebesleben eigentlich genug auf Trab halten.
Die Krimihandlung ist so mittelplausibel, genauer hinschauen darf man nicht, aber sie dient ja auch nur dazu, den Rahmen zu setzen für die Provinzposse drumherum.
Die Figuren der Eberhoferfamilie sind witzig gezeichnet, auch der Rest der Personen im niederbayrischen Kosmos mit seinen Flötzingers und Simmerls und Birkenbergers weiß zu gefallen. Ein paar der Gags zünden, einige Spässle sind selbst mir zu platt, aber das macht nichts, da die Geschichte (und ihre Autorin dahinter) sich erkennbar selbst nicht sonderlich ernst nimmt.
An die Sprache musste ich mich erst gewöhnen. Der Text ist in einem bairisch gefärbten Umgangssprachendeutsch geschrieben, für das man ein paar Seiten braucht, bis man sich reingefunden hat. Die Regionaltönung ist authentisch, das passt, man merkt, dass Frau Falk Muttersprachlerin ist. Zum richtigen Pluspunkt wird der Ton allerdings nicht, anders als etwa bei Wolf Haas’ Brennerkrimis mit ihrem ganz eigenen und eigentlich schriftfernen und doch so exakten Idiom, mit dem er Handlung und Protagonist schildert.
Vielleicht liegt es daran, dass der Erzähler bei Wolf Haas eben nicht der Ermittler ist, sondern ihm kritisch-analysierend über die Schulter schaut. Bei Rita Falk dagegen berichtet der Eberhofer aus der Ichperspektive, und darin sehe ich die größte und nachhaltigste Schwäche des Buches (und mutmaßlich der ganzen Reihe): Der Eberhofer ist nämlich ein netter und trinkfester, wenn auch etwas aufbrausender Kerl, aber als besonders analytisch oder belesen oder fantasievoll darf man ihn beim besten Willen nicht bezeichnen. Als schlichten, geradlinigen, vielleicht etwas bornierten Typen, als Allerweltsdörfler, dem Bequemlichkeit und Libido immer wieder ein Bein stellen, finden wir ihn sympathisch, aber es ist für meine Begriffe keine gute Idee, ihm das Erzählen der Geschichte anzuvertrauen: Wenn etwas schlecht ist, ist es „scheiße“; wenn etwas ihm gefällt, ist es „hammermäßig“; Leute, die ihm blöd kommen, sind „Arschlöcher“ und „Wichser“ - mei, das ist schon authentisch und aus dem Leben gegriffen, aber es engt den Text halt qualitativ ein, da hätte man vielleicht lieber jemand Intelligenteren zum Erzählen, der über einen etwas variableren und bildhafteren Wortschatz verfügt.
- Andreas Engel
Denk-an-Sätze
(17)Aktuelle Rezension von: tardyImmer wenn ich in meiner Lieblingsstadt Wien bin, muss ich unbedingt mindestens einmal mit der Tram fahren. Am liebsten weit hinaus in die Vorstadt, denn dort trifft man sie ganz sicher. Leute wie die Frau Mariann und Leute wie den Havlitschek. Still, wie ein Mäuschen, lausche ich dann ihren Gesprächen, und auch, wenn ich den geliebten Wiener Dialekt nicht immer hundertprozentig verstehe, so ist es jedes Mal ein ganz großer Genuss.
Das selbe Gefühl überkommt mich, wenn ich wieder einmal eines der Bücher von Andreas V. Engel in die Hand nehme. Ich lese und habe sofort diese wunderbare Sprachmelodie, dieses einzigartige Raunzen im Ohr. Sehe Wien vor meinem inneren Auge und bekomme wieder mal eine unbändige Sehnsucht nach dieser Stadt.
Der Autor hat Wien und seinen Bewohnern ein ganz besonderes Denkmal gesetzt. Keines aus Stein und Bronze, aber eines aus wunderbaren Sätzen, die, egal ob in Reimform oder in Prosa, stets exakt den Nagel auf den Kopf treffen. Seine Gedichte und Texte sind witzig und, in einer angenehmen Art und Weise, auch spitz. Gerade so, dass es ein wenig weh tut, aber doch nicht zu sehr. Besser kann man die Wiener nicht kennenlernen, außer natürlich, man fährt direkt hin.
Der Autor zeigt uns aber nicht nur die Seele der Wiener, sondern er spricht auch Dinge an, die jeden von uns betreffen können, die manch einer lieber nicht hören möchte. Er hält uns einen Spiegel vor, der manchmal noch etwas beschlagen ist und weichzeichnet, manchmal aber in der gnadenlosen Härte eines Bahnhofsneonröhrenlichts zuschlägt. Wenn man dann, wie ich, manches reflektiert und mal über sich selbst nachdenkt, hat der Schriftsteller schon sein Ziel erreicht.
Ich wünsche uns Lesern, dass der Autor noch viele seiner zündenden Denk-an-Sätze mit uns teilt und, dass wir noch viel von ihm hören werden. - Andreas Schnell
Tage des Schmerzes
(20)Aktuelle Rezension von: EstrelasWährend die Welt von Zombies in Angst und Schrecken versetzt wird, gibt es noch Überlebende, die sich nicht mit ihrem Schicksal abfinden wollen und nach einer Lösung suchen. Die aus dem ersten Teil bekannten Protagonisten sind deshalb unterwegs von Deutschland nach Tschechien, wo ein Professor seine eigenen Erfahrungen mit den ungewöhnlichen Umständen macht. „‚Ich war in einem Paralleluniversum‘, begann der Professor frei von der Leber weg zu erzählen. ‚In einem Rozvadov der Vergangenheit, allerdings mit Gegebenheiten, die es in unserer Realität niemals gegeben hat.‘“ „Tage des Schmerzes“ ist der zweite Teil der als Trilogie angelegten „Siegel-Chroniken“, dessen Finale leider seit einigen Jahren auf sich warten lässt. Die Handlung fügt sich nahtlos an den Vorgänger an, ist aber im Prinzip nur eine Abwandlung weiterer Kämpfe gegen die Untoten und Reisen in ein anderes Universum; sie lässt jedoch keine Schlüsse auf die ausstehende Auflösung zu. Die Geschichte hat mich, trotz kleiner Mängel, durchaus gefesselt. Jetzt hängengelassen zu werden, ist etwas frustrierend. - Petra Hülsmann
Wenn Schmetterlinge Loopings fliegen
(482)Aktuelle Rezension von: Daniela_FranzelinAuch mit diesem Buch konnte mich Petra Hülsmann wieder mal richtig fut unterhalten. Ich liebe ihre Hauptfiguren, ebenso wie ihre witzige komische Art. In Summe sind die Personen aber einfach nur liebenswert.
Ein Fußballfan bin ich ganz und gar nicht. Das hat mich anfangs etwas ins Zweifeln bringen. Ist aber auch gar nicht nötig. Fußballwissen braucht es überhaupt nicht.
Das Buch lässt sich wirklich schnell und in einem Rutsch lesen. In wenigen Tagen ist man durch. Es gibt bei seiner Leichtigkeit und lockeren Schreibart wirklich keinerlei schwierige oder anspruchsvollen Stellen. Besonders der Humor hilft beim schnellen lesen.
- Ilona Mayer-Zach
Schöne Bescherung für Helene
(24)Aktuelle Rezension von: Archimedes„Schöne Bescherung für Helene“ von Ilona Mayer-Zach, ein Taschenbuch auf 243 Seiten.
Helene, verheiratet-Ehemann jedoch auf einem anderen Kontinent zu Hause, Mutter, 2 Kinder gehen jeder ihre eigenen Wege. Gut, dass Helene anderweitige Beschäftigungen findet. Sie renoviert die geerbte Wohnung in Graz, ihre eigentliche Heimat. Wien hat auch seine Vorzüge, aber Graz hat so seinen ganz eigenen Charme. Ihre Freundin Theresa hat auch geerbt und zwar eine stattliche Villa in einer sehr noblen Gegend. Helene, die auf Bitten ihrer Freundin mit zur Beerdigung, ihrer verstorbenen Oma, kommt lernt auch gleich noch die restliche Familie von Theresa kennen- die es in sich hat! Kurzerhand machen die Beiden einen Abstecher zur geerbten Immobilie. Sie ahnen dabei aber nicht, was sie da erwarten wird. Die kommenden Geschehnisse wirft einige Fragen auf und ihre Freundschaft wird auch dadurch belastet. Wer in der Familie hat eine Leiche im Keller oder besser in der Garage? Was hat Helenes Nachbar, Emil Kisch, eigentlich mit Theresas Familie zu tun?
Fazit:
Flüssiger Schreibstil, nette Story, sympathische Charaktere. Vielleicht nicht gerade die passende Lektüre zur sommerlichen Hitze, da es in Graz gerade schneit und Weihnachten vor der Tür steht, aber dafür kann die Autorin nun wirklich nichts. Trotz der Wetterverhältnisse hat mir das Lesen des Krimis großes Vergnügen bereitet. Es wird bestimmt nicht der erste und letzte Krimi sein, den ich von der talentierten Schreiberin lesen werde.
Verdiente 5 Sterne.
- Volker Klüpfel und Michael Kobr
Milchgeld
(911)Aktuelle Rezension von: Robin_NeunerAuf der Suche nach deutschen Krimis bin ich auf Klüpfel und "Milchgeld" gestoßen. Anschließend habe ich mir die ganze "Kluftinger-Reihe" gekauft. Warum?
Vorweg sei gesagt, dass ein Werk urch Übersetzungen manchmal schwerer zugänglich ist, als es vom Autor geplant ist. Dass in diesem Buch die Dialoge teilweise bayrisch sind, und ich des Dialekts nicht mächtig bin, war eine andere Form des Übersetzens.
Viel wichtiger ist jedoch, dass das Buch durchweg ein Gefühl von heimatlichen Wohlfühlens bei mir erweckt hat. Klüpfel beschreibt eine Welt, in der noch vieles so läuft, was Nostalgiker sich wünschen. Die Hauptperson Kluftinger passt perfekt in diese Welt.
Der Beginn der Handlung ist etwas schleppend, aber der überaus sympathische Ermittler macht so vieles wieder wett. An einigen Stellen hätten die Beschreibungen durchaus kürzer ausfallen können. Die Auflösung des Falls ist ebenfalls etwas vorhersehbar. Für ein Debüt ist es dennoch ein sehr gelungener Krimi.
Ich empfehle dieses Buch all denjenigen, die sich in eine Zeit, in der noch alles gut zu sein scheint, entführen lassen wollen und nebenbei einen sympathischen Ermittler begleiten möchten.
- Daniela Alge
Kathrinatag
(25)Aktuelle Rezension von: laraelainaKathrinatag von Daniela Alge gehört zur Reihe der Waldinger Krimis und spielt im Bregenzer Wald.
Diesesmal ist Waldinger schwer getroffen. Ein Mädchen ist verletzt worden, der Täter schwer zu finden und die Dorfbewohner spielen auch nicht mit.
Gut geschrieben, leicht zu lesen, sehr unterhaltsam. Es gibt nichts zu bemängeln. Da gebe ich gerne 5 Sterne. - Ulla Hahn
Das verborgene Wort
(175)Aktuelle Rezension von: la_vieIch war wirklich sehr gespannt auf "Das verborgene Wort" von Ulla Hahn. Ein Mädchen, das im Nachkriegsdeutschland um ihr Recht auf Bildung kämpft. Die Idee fand ich wirklich gut und wichtig. Leider konnte mich die Autorin gar nicht erreichen. Die Geschichte war eine Aneinanderreihung von völlig unzusammenhängenden Momentaufnahmen. Erst geht es um ein verschwundenes Kaninchen, das dann auf dem Essenstisch landet, dann wird von einem Besuch eines Glasbläsers in der Schule erzählt, im nächsten Moment geht es um die Erfahrungen der Menschen im Nationalsozialismus. Ich habe einfach nicht verstanden, was mir die Autorin sagen wollte.
Was aber das Lesen noch viel anstrengender gemacht hat, war der ständige Wechsel zwischen Hochdeutsch und rheinischem Platt. Es fiel mir total schwer, den Dialekt zu verstehen. Teilweise kam ich mir richtig doof vor, weil ich ständig in den Fußnoten nachlesen musste, was das bedeuten soll. Hat den Lesefluss leider total kaputt gemacht.
Ich breche wirklich selten Bücher ab. Aber bei diesem könnte ich nach 100 Seiten nicht mehr.
- Hans-Henner Hess
Grillwetter
(14)Aktuelle Rezension von: RitjaAlso wenn es um die Thüringer Bratwurst geht, versteht Herr Fickel wirklich nur wenig Spaß. Bratwurstentzug oder gar eine fränkische Bratwurst als Ersatz gehen aus der Sicht Fickels gar nicht. Er muss sich einsetzen und so rutscht der Anwalt Fickel mal wieder eher unfreiwillig und mit wenig Einsatz in sein nächstes Abenteuer. Anfangs noch abgeneigt, weil er doch lieber zu seiner neuen Flamme reisen möchte, doch später mit Herzblut für die Bratwurst und na ja auch für den Schlachter, der ja irgendwie auch an der Bratwurst hängt oder umgekehrt.
Viele Irrungen und Wirrungen entstehen und müssen auseinander gepuzzelt werden. Nicht immer erscheint es logisch, dafür aber sehr komisch. Anwalt Fickel schafft es wieder seine Mandanten mit wenig Fachwissen vor dem Bösen zu bewahren (hier verrate ich nichts, denn das Ende ist schnell erkennbar) und die Kollegen zu überraschen. Auch die leitende Oberstaatsanwältin spielt diesmal eine größere Rolle und unterhält den Leser mit ihrer ganz eigenen Art sehr gut.
Man muss den Humor, die vielen Randbemerkungen mögen und sich etwas mit der DDR-Kultur auskennen, dann versteht man auch die kleinen Seitenhiebe am besten und amüsiert sich von der ersten bis zur letzten Seite.
- Vea Kaiser
Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam
(153)Aktuelle Rezension von: _liesmich_Ich weiß noch immer nicht ob mir das Buch gefallen hat oder nicht. Der Schreibstil ist phänomenal, flüssig und anregend. Aber die Themen sind mir generell zu „wir nehmen alles ländliche auf’s Korn“ und das ist mir zu oberflächlich. Vielleicht bin ich da auch zu empfindlich, da ich selbst "vom Land" komme.
- Angelika Waldis
Marktplatz der Heimlichkeiten
(7)Aktuelle Rezension von: dorliJuni/Dezember 2012 – ein Medienhaus in der Schweiz. Hier tummeln sich tagtäglich unter einen Dach viele Menschen, die ihrer Arbeit nachgehen – miteinander oder auch gegeneinander. Sie alle haben ihre Eigenarten und Geheimnisse, die hier nach und nach von Angelika Waldis aufgedeckt und präsentiert werden.
In „Marktplatz der Heimlichkeiten“ begibt man sich auf eine Wanderung durch das Medienhaus, öffnet die Türen zu den verschiedenen Ressorts und lernt 27 ganz unterschiedliche Mitarbeiter kennen. 26 Akteure von der Verträgerin bis zum Chef, die dem Leser nacheinander einen kurzen, aber sehr intensiven Einblick in ihr derzeitiges Leben und Denken gewähren – gerade jetzt, wo Worte wie Umstrukturierung und Massenentlassung durch die Korridore geistern; 26 Menschen, die ihre Ängste und Sorgen, ihre Vorlieben und Abneigungen, ihre Angewohnheiten, Geheimnisse, Wünsche und Träume offenbaren. Und mittendrin die Volontärin, die immer wieder durch Zwischenrufe in Erscheinung tritt und scharfzüngig das Leben und Treiben um sich herum kommentiert.
In den insgesamt 28 Episoden bringt Angelika Waldis Erstaunliches, Absurdes, Dramatisches und Bewegendes ans Tageslicht – mir haben diese kleinen Geschichten sehr gut gefallen. Das Buch steckt voller interessanter Begebenheiten. Manche zum Schmunzeln. Viele zum Nachdenken. Einige zum Kopfschütteln.
Die Autorin hat eine angenehme Art, dem Leser die Gedanken und Geheimnisse der unterschiedlichen Mitarbeiter näherzubringen. Schnörkellos und mit treffenden Formulierungen. Besonders gut haben mir die bissigen Kommentare der Volontärin gefallen – eine Aneinanderreihung von Gedankensplittern, die das jeweilige Geschehen exakt auf den Punkt bringen.
Ein außergewöhnliches Buch über die ungesagten Geschichten im Arbeitsalltag. Absolute Leseempfehlung. - Detlef M. Plaisier
Bubis Kinnertied. Tüsken Wieken un Wullgras
(11)Aktuelle Rezension von: HarpoDie Originalgeschichte, welche aus den sogenannten Memoiren des Vaters des "Autors", bezogen wurde, hätte eigentlich das Potential zu einer wahrhaft erzählenswerten sein können. Leider macht es der Autor - wir mögen ihn so nennen - einem unmöglich die Geschichte zu genießen. Der Grund: Langweilig und überaus langatmig erzählt. Dazu auch noch schriftstellerisch wenig ausgereifte Stil, der es fast schon zum Kraftakt macht, sich durch das Ganze durchzuarbeiten.
- Christian Berkel
Der Apfelbaum
(180)Aktuelle Rezension von: SchneeweheDas Buch hat mich total überrascht. Der Schreibstil hat mich richtig mit in die Geschichte hineingenommen, in die Familiengeschichte des Autors. Er hat sich auf den Weg gemacht, Briefe gelesen, Menschen getroffen, viel recherchiert, auf den Spuren der Lebensgeschichte seiner Eltern und Großeltern. Das Buch, das dabei herausgekommen ist, ist mitreißend, spannend und liest sich ganz wunderbar.
Mit vielen Momenten und Szenen aus dem Leben seiner Eltern zeichnet er Personen, die Ecken und Kanten haben und auf ihre Weise liebenswert sind, die durch die Erlebnisse, die sie im Krieg und in der Verfolgung gemacht haben, zu den Menschen geworden sind, die er als Kind und dann als Erwachsener kennengelernt hat. Aber erst durch ihre Geschichte konnte er sie und auch sich besser verstehen.
Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und kann es sehr weiterempfehlen.
- Lutz Seiler
Stern 111
(50)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderZwei Tage nach dem Mauerfall verkündet das Ehepaar Bischoff ihrem Sohn Carl, dass sie weg gehen. Weg aus ihrem alten Leben, ihrer Heimat und drüben ein neues Leben anfangen wollen. Carl soll zurück bleiben und das Haus hüten und nach dem rechten schauen und sie wollen in Kontakt bleiben. Die Reise der Eltern führt sie durch Auffanglager und verschiedene Arbeite und sie wollen zu ihrem Geheimnis gelangen. Endlich, nach Jahrzehnten! Carl wiederum hat andere Pläne und die Liebe seines Lebens weiß nichts von seinen Gefühlen und vielleicht wird es ja was, oder doch nicht. Er schließt sich einer Gruppe an, die sich verschanzt, selbst befreit und ihren eigenen Weg gehen möchte und auch Carl will selbst laufen lernen, endlich, jetzt. Der Inhalt klingt gut und mit viel Ost Verwandschaft war es für mich auch sehr reizvoll. Lutz Seiler hatte mir in Kruso schon einiges abverlangt und leider, wurde es jetzt auch in Stern111 nicht viel anders. Was aufregend und spannend klingt vom Inhalt her, dass verliert leider viel Blut. Es tröpfelt so dahin und plätschert und ist leider deswegen zum großen Teil bedeutungslos. Die Figur der Mutter gefällt mir da noch am besten und es ist am spannendsten, wie sie im neuen Leben Fuß fassen möchte. Carl ist einfach lahm, sorry, aber ich wollte immer schreien zieh den Stock aus dem Arsch und werde endlich locker. Sprachlich ist das Buch zum Teil echt großartig und begeistert, aber dann reihen sich wieder Metaphern aneinander, die einfach nur Nerven und die Geschichte auch nicht interessanter macht. Literatur ist Gott sei Dank immer Geschmacksache, aber mein Geschmack ist Stern111 leider nicht und die große Überraschung bleibt für mich aus und der ewig lange Epilog ist ein Zeugnis für das Buch, einfach viel zu lang, für so wenig Leben im Buch.
- Ingrid Werner
BöfflaMORD
(9)Aktuelle Rezension von: Archimedes
" BöfflaMord" ein Taschenbuch voller Krimi-Kurzgeschichten. In jedem kleinen Dorf gibt es jemanden, der jemanden nicht mag und das kann dann soweit gehen, dass man den Selbigen sogar umbringen könnt oder tät. Ja in Bayern gehen die Uhren manchmal anders, aber Mord bleibt Mord, auch in bayrischen Gemeinden, wo jeder jeden kennt. Und so ist es auch in den Kurzgeschichten, manchmal kann man es nachvollziehen, dass man den einen oder anderen um die ecke bringen will, aber manchmal schlägt das Schicksal schon erbarmungslos zu.
Jeder kann sich seine kleine Lieblingsmordsgeschichte selber aussuchen und darüber schmunzeln, auch ich fand meine Lieblingsmörderin, denn bei Gwichste verstehe ich auch keinen Spaß.
Fazit:
Gerade richtig für einen lauen Sommerabend, denn es gibt in den Geschichten viel zu schmunzeln und man kann auch vieles über die bayrische Küche erfahren. Ja, die Bayern ticken so- ich auch. Würde mich freuen, weitere Krimikurzgeschichten lesen zu dürfen. Manchmal braucht es gar nicht viele Worte- in der Kürze die Würze. - Daniela Dröscher
Lügen über meine Mutter
(251)Aktuelle Rezension von: lexxiehIch habe ein weiters Buch meiner 12 für 2025 beendet und es war ein absolutes Highlight.
„Lügen über meine Mutter“ von Daniela Dröscher erzählt uns eindrucksvoll die Kindheit der Tochter Ela im ländlichen Hunsrück der 1980er Jahre. Im Mittelpunkt steht die Mutter, eine starke, eigenwillige Frau, deren Körpergewicht das zentrale Thema der Familie ist. Der Vater übt psychische Gewalt aus, indem er sie ständig kritisiert und kontrolliert. Ela wächst in diesem Konstrukt der Manipulation und Scham auf, was ihre eigene Wahrnehmung in Bezug auf Liebe, Selbstwert und das äußere Erscheinungsbild prägt.
Dröscher schafft es meisterhaft zwischen der jungen und der erwachsenen Ela zu wechseln, so erhalten wir zwischendrin die reflektierte Gegenwart abgebildet. Dabei bleibt Dröscher einfühlsam und respektvoll gegenüber den Gefühlen der Beteiligten. Es wirkt auch absolut authentisch die Geschichte aus der Perspektive der kleinen Ela zu erzählen. Es macht es so eindringlich und schmerzhaft zu lesen wie der Vater mit der Mutter umgeht und wie er das Übergewicht seiner Frau als eigenes Scheitern ansieht. Elas Mutter bleibt die ganze Zeit über stark und meistert den Alltag mit zwei Kindern, den Schwiegereltern und weiteren großen Herausforderungen.
Ich war oft sehr wütend beim Lesen und habe den Vater verflucht. Es ist unfassbar wie anmaßend, respektlos und egoistisch er sich benimmt. Dabei bleibt Elas Mutter stets so stark und aufopferungsvoll was die Geschichte noch tragischer macht. Ich lege jedem ans Herz dieses Buch zu lesen, es regt zum Nachdenken an und ist ein gesellschaftskritisches Werk über Schönheitsideale, Rolle der (Ehe-) Frau und patriarchale Strukturen.
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