Bücher mit dem Tag "digitalisierung"
111 Bücher
- Ursula Poznanski
Erebos
(3.657)Aktuelle Rezension von: AltelaErebos ist ein Buch, das ich anfangs gar nicht einordnen konnte, weil es zwar sehr bekannt, aber mittlerweile schon über 10 Jahre alt ist. Das Buch könnte aber auch gerade erst erschienen sein, da es Themen behandelt, die zur jetzigen Zeit präsenter als je sind. Dazu kommt, dass man die ganze Zeit miträtselt und man irgendwann wirklich das Gefühl hat, ein PC-Spiel zu spielen, anstatt ein Buch zu lesen.
Der Protagonist hat viele tolle Eigenschaften, auch wenn er meiner Meinung nach manchmal zu bereitwillig Informationen weitergegeben hat. Ich fand es teilweise wirklich gruselig, wie die Kinder in diesem Buch beeinflusst wurden, aber davon kann man sehr viel lernen. Insgesamt ein spannendes und außergewöhnliches Buch.
- Matthias Morgenroth
I can see U
(96)Aktuelle Rezension von: Anett_GlIch habe das Buch gerade zur Seite gelegt und bin noch so gefesselt vom Ende. Das Ende geht gar nicht. Die ganze Zeit konnte ich Marie verstehen, aber nun denke ich "wie dumm ist sie denn?" Und dann so ein schreckliches offenes Ende. Bin sprachlos.
Sehr schnell kann man erahnen, wer Ben ist und auch worum es eigentlich geht. Aber ich finde der Autor hat das Thema "Smarter Leben" gut umgesetzt. Es passt genau in unserer Zeit und zeigt welche Vor- und Nachteile die ganze Technik hat. Und wie schnell sie die Technik gegen uns stellen kann. Ich finde dieses Buch sollte man in den Schulen durchnehmen. Denn es zeigt erschreckend, wie schnell man ein Leben zerstören kann (Bachmann).
Sehr coole Story, aber ich würde mir dann doch gerne einen zweiten Teil wünschen, in dem ich beruhigt lesen kann, dass man Ben gefunden hat.
- Marc Elsberg
ZERO - Sie wissen, was du tust
(610)Aktuelle Rezension von: didi_liest
Zero
Marc Elsberg
„Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Datenkraken zerschlagen werden müssen!“ (Zero)
Klappentext:
Der Tod eines Jungen führt die Journalistin Cynthia Bonsant zu der beliebten Internetplattform Freemee. Diese sammelt und analysiert Daten - und verspricht dadurch ihren Millionen Nutzern ein besseres Leben und mehr Erfolg. Nur einer warnt vor Freemee und vor der Macht, die es einigen wenigen verleihen könnte: ZERO, der meistgesuchte Online-Aktivist der Welt. Als Cynthia anfängt, genauer zu recherchieren, wird sie selbst zur Gejagten. Doch in einer Welt voller Kameras, Datenbrillen und Smartphones gibt es kein Entkommen...
Höreindruck:
Gewohnt Elsberg - klasse recherchiertes, gut fundiertes Werk über den gläsernen Menschen und den Umgang mit persönlichen Daten im Netz. „Ja“, mag der ein oder andere Leser/Hörer denken, „aber das gibt es doch schon alles. Was ist jetzt daran neu und toll, dass man noch ein weiteres Buch darüber schreiben muss?“ und tatsächlich finden wir hier ein bisschen was aus diversen Büchern und Filmen - Staatsfeind No 1, Person of Interest, Haus des Geldes, Der Circle - um nur drei von ihnen zu nennen. Was ist nun anders? Meiner Meinung nach ist es Marc Elsberg hier gelungen, die Plots aus verschiedenen Büchern/Filmen/Serien zusammenzubringen - und das ohne an Tiefe zu verlieren. Und was ich bei manch anderem Werk zu diesem Thema ein wenig vermisse: die Frage, ob wir überhaupt noch eine eigene Meinung haben oder ob wir uns diese von Programmen und Apps vordiktieren lassen bis wir glauben, dass es unsere eigene Meinung *ist*. So funktioniert halt auch jegliche Propaganda und - blicken wir der Tatsache ins Auge - wir merken es so oft überhaupt nicht. An dieser Stelle weiterzudenken, überlasse ich dem geneigten Follower 😉 Marc Elsberg jedenfalls ist ein toller Wink und Anstoß gelungen. (Ein Stern Abzug für etwas, wovon ich nicht weiß wie man es hätte besser machen können: im Hörbuch nervt es teils extrem, dass die # natürlich auch gesprochen werden 🫣 - kann keiner was dafür und im Buch stört es sicher null, aber mir ging’s auf den Geist.)
Fazit: ⭐️⭐️⭐️⭐️ - Dave Eggers
Der Circle
(799)Aktuelle Rezension von: mattderwas machen die Neuen Medien mit einen, wie greifen sie in unser Leben ein. Will man wirklich gläsern sein, so das unser Leben vom jeden gesehen wird. Dieses Buch schliddert am Hand einer Firma die neue Technologien heraus bringt da. Es echt beiladend und regt einen zum nachdenken ein muss man lesen um es nicht wirklich werden zu lassen.
- Zoë Beck
Die Lieferantin
(103)Aktuelle Rezension von: Frenx51London, der Brexit ist vollzogen, der Druxit steht bevor. Dann treibt ein Drogenhändler tot in der Themse und ein anderer Schutzgelderpresser verschwindet spurlos. Und Ellie Johnson weiß, dass auch sie in Gefahr ist, denn sie ist die Lieferantin. Sie betreibt ein gut funktionierendes Start-up in London. Ihre Kunden bestellen über eine App Drogen in höchster Qualität, dann werden sie über eine Drohne geliefert. Anonym, sicher und perfekt organisiert, jedoch fühlen sich die Londoner Drogenbosse in ihrem eigenen Geschäftsmodell und wollen die Lieferantin tot sehen. Ob ihnen das auch gelingt, denn Ellie beschließt zu kämpfen.
Grundsätzlich eine gute Idee fiktiv in die Zukunft zu schauen, jedoch für mich kein Thriller, der mich in seinen Bann gezogen hat und Spannung erzeugt hat. Die Personen wirkten auf mich sehr blass. Ellie auch nicht unbedingt sympathisch und das hat nichts mit ihrem Start-up zu tun, sondern mit ihrem Verhalten.
Das gesamte Buch hat mich nicht so wirklich überzeugt, zwischendurch etwas spannend. Aber kein überragender Schreibstil, keine gute Story und Entwicklung im Fall. Das Buch wurde aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, was für mich keine deutliche Spannungssteigerung erzeugte. Auch wenn die unterschiedlichen Geschehnisse irgendwie alle mit einander zu tun hatten, war es für mich eher so drauf los geschrieben.
Kann man lesen, muss man aber auch nicht. Hätte gut werden können, war aber wenig spannend.
- Daniel Galera
So enden wir
(44)Aktuelle Rezension von: AspasiaEin Handy, ein Überfall, ein Schuss, tot. So enden wir. Vielleicht nicht unbedingt wir alle, aber tot ist tot. Und bis dahin: Unser Leben. Und auch das ist weit weniger einzigartig als wir alle gerne glauben möchten.
In Daniel Galeras zweitem Roman So enden wir ist es Andrei Dukelsky, Duke, Nachfahre jüdischer Einwanderer, der nach einem kurzen Intermezzo als strahlender Internetstar Ende der 90er, als anarchischer Mitbegründer des Fansize Orangotango und geheimnisvoller Poet, 15 Jahre später mit Mitte 30 Opfer eines Straßenraubs in der der lähmend heißen brasilianischen Hafenstadt Porto Allegre wird.
Die ehemalige Fangemeinde reiht traurige Emoticons aneinander und versieht drei Großbuchstaben mit Ausrufezeichen, und schickt so ihre individuelle Trauer via Twitter um die Welt.
Auf diese Art erfährt es auch Aurora, ebenso Teil der ehemaligen Online-Redaktion, einst die einzige Frau im heiligen Kreis der coolen Fab Four, ist sie heute Doktorandin der Genetik & erforscht den Biorhytmus des Zuckerrohrs. Sie, die eigentlich in Rio an ihrem Doktor basteln sollte, hat sich vor ein paar Monaten in ihrem Jugendzimmer in der elterlichen Wohnung eingenistet, offiziell wegen einer Herzerkrankung ihres Vaters, aber eigentlich weil ihr so ruhmreich gestartete Leben irgendwie ins Stocken geraten ist.
Auf der Beerdigung trifft sie auf die alten, ehemals unzertrennlichen Freunde. Als da wären: Antern, der sein Schreibtalent nun sehr erfolgreich als Marketingexperte mit eigener Werbeagentur zu Millionen macht. Und Emiliano, Kulturjournalist, in der Bedeutungslosigkeit gestrandet, dessen Insiderwissen über den toten Freund, mit dem er einst eine Nacht verbracht hatte, ihn nun aber wieder auf die große Bühne zurück bringen könnten.
In sich abwechselnde Monologen erinnern die drei sich mit melancholischem Blick der glorreichen Zeiten vor nunmehr 15 Jahren, als sie hoffnungsfroh, ein bisschen arrogant, aber voller Idealismus aufbrachen in die Welt, als noch alles möglich schien, um jetzt am Grab ihres Freundes ihre geplatzten Träume zu bestaunen, zu sehen, dass die verhasste Bürgerlichkeit doch den längeren Atem hatte, dies Realität sie im Würgegriff hält & langsam nichts mehr übrig ist, von den Helden von einst.
So traurig, so alltäglich, zeigt dieser Roman doch das Stimmungsbild einer ganzen Generation gut ausgebildeter junger Leute, die meinten die gesellschaftlichen Veränderung schon mit den Händen greifen zu können, nicht nur in einem aufstrebenden Schwellenland wie Brasilien, die sich jetzt gestrandet in Zeiten der Klimabedrohung, sozialen Verwerfungen & wirtschaftlicher & politischer Instabilität wiederfinden. Somit bietet die Geschichte der 4 eine Identifikationsfläche für so viele ihrer Altersgenossen weltweit.
So enden wir wir also: desillusioniert? Wir rollen den Stein den steilen Berg hoch & er rollt wieder hinunter & wieder hoch & dann wieder runter, mehr oder minder ist das bei uns allen so, die Zeitens des anstrengenden & schweißtreibenden Hochschiebens varieren natürlich, aber das von Albert Camus im Mythos von Sysyphos beschriebene Dilemma teilen wir alle.
Auch ihre & unsere im jugendlichem Blick auf unser Selbstbild identifizierte Einzigartigkeit entpuppt sich als Illusion & doch machen wir weiter, wie schon Generationen vor uns. Denn so einfach enden wir nicht. - Dave Eggers
The Circle
(284)Aktuelle Rezension von: yungscarecrowThe Circle von Dave Eggers beginnt mit einem wirklich interessanten Setting, was sehr an die Strukturen im Silicon Valley erinnert, so wie man es sich bei Google oder Facebook vorstellen würde. Mit Verlauf des Buches merkt man aber recht schnell, dass viele Entscheidungen nur zu einer Sache führen sollen: zur Kontrolle über die Mitarbeiter und Nutzer der Seite. Auch wenn die Protagonistin gelegentlich den Anschein macht, dass sie die Zustände der Überwachung hinterfragt, so ist sie doch sehr naiv, was einen als Leser des Werks zur Weißglut treibt. Daher kann ich diesem Buch - leider - nur maximal 3* geben, obwohl mir selbst das schwerfällt.
- Daniel Suarez
Bios
(52)Aktuelle Rezension von: dunkelbuchStell dir vor du schaust in den Spiegel und es blickt ein dir fremder Mensch entgegen. So geschehen in Daniel Suarez Science-Fiction-Thriller BIOS. Die Story schreibt das Jahr 2045. Die Gentechnologie ist inzwischen so weit, dass das Gen-Editing zur Vermeidung von Gendefekten und tödlichen Erkrankungen an Embryonen erlaubt ist. Die UN-Konventionen erlauben jedoch nicht, dass das Ungeborene durch Gen-Manipulation maßgeschneidert wird. High-Tech-Kriminelle und Syndikate ermöglichen Eltern, durch eine Editierung die Gen-Ausstattung ihrer ungeborenen Kinder zu beeinflussen.
- Marc-Uwe Kling
QualityLand (QualityLand 1)
(784)Aktuelle Rezension von: xeni_590Jedoch fehlt mir ihrgendwie was es war zwar hin und wieder spannend aber nicht so spannend wie ich es mir gewünscht hätte. Es war immer nur ein kleiner Punkt der mich abgeholt hat. So ganz war das Buch nicht so meins, sry
- Hubert Wiest
Die Schattensurfer
(76)Aktuelle Rezension von: Martins_BuecherboxKurzbeschreibung
Sansibar ist neidisch. Auf ihre beste Freundin Marella. Marella hat die Kristallprüfung bestanden und gehört nun zu RUHL. Sie sagt, damit hilft sie der Gesellschaft, denn Ruhl nutzt jeden Gedanken, den man denkt, für die Gesellschaft. Doch Sansibar möchte ein Geheimnis für sich behalten. Schließlich stellt sie sich die Frage : Ist das überhaupt möglich ?
Luan wohnte sein ganzes Leben in einem Kinderheim. Er hat nur ein Ziel : Programmierer werden. Doch dann schließt die Heimleiterin ihn von der Kristallprüfung aus und er hat keine Zukunftschance mehr. Doch bei einem Besuch in einem Vergnügungspark erhält er vom Parkleiter ein unwiederstehliches Angebot. Das führt ihn in die verbotene Schattenstadt.
Rezension
Das Cover & der Titel passen, finde ich, zum Buch und sind sehr ansprechend. Auch der Klappentext passt sehr gut und verspricht nicht zu viel. Die Außengestaltung ist insgesamt wirklich gut !
Die Handlung ist wirklich gut und passt zum Genre. Es gibt RUHL. Alle Gedanken, die man hat sind auf den Zentralcomputern von RUHL gespeichert. In der Handlung geht es um ein wirklich interessantes Thema. Viel über die Handlung möchte ich an dieser Stelle aber nicht verraten, lest am besten selbst!
Die Geschichte spielt in der Zukunft. Die Zukunft ist wirklich gut beschrieben & interessant aufgebaut. Ich fand es wirklich gut zu lesen, was sich der Autor unter der Zukunft vorgestellt hat.
Es gibt in diesem Buch zwei Protagonisten und es wird aus beiden Sichten erzählt. Einmal haben wir da Luan. Luan will unbedingt Programmierer werden, doch wegen eines Diebstahls, der kein Diebstahl war, wird er von der Kristallprüfung ausgeschlossen. Dann ist da noch Sansibar. Sie möchte unbedingt zu RUHL gehören. Als sie auf Luan trifft, kann sie sich erstmal nicht erinnern, obwohl die beiden für eine Zeit lang gemeinsam bei den Häppy Kidz waren. Beide Sichten sind wirklich interessant, aber ich fand es besser, aus Luans Sicht zu lesen, weil man hier viel bessere Einblicke bekommt.
Der Autor hat einen relativ guten Schreibstil, jedoch fand ich hin und wieder einige Stellen nicht so gut. Die Spannung im Buch ist an fast allen Stellen gut, nur selten gibt es nicht spannende Stellen.
Diese Rezension und viele weitere Rezensionen auf meinem Blog :
https://martinsbuchbox.blogspot.de/2018/04/spannende-jugend-dystopie-die.html - Katie Kacvinsky
Die Rebellion der Maddie Freeman
(1.240)Aktuelle Rezension von: BlutmaedchenMeine Meinung:
"Die Rebellion der Maddie Freeman" ist das erste Buch der Autorin Katie Kacvinsky aus den USA und allein schon optisch eine Augenweide. Mir gefällt das ausdrucksstarke Cover jedenfalls definitiv besser als der Buchtitel, der zwar genau ausdrückt, worum es in diesem Buch geht, aber irgendwie hätte doch besser klingen können.
Katie Kacvinsky erzählt eine Geschichte, die mit dem Voranschreiten unserer Technik immer Wahrscheinlicher werden könnte. Sie schickt ein junges Mädchen auf eine Reise in eine neue Welt, wo das Menschsein die Maschinen wieder ablösen soll...
Maddie Freeman ist siebzehn Jahre alt und auf Bewährung. Vor zwei Jahren sorgte sie fast dafür, dass ihre Familie auseinderbrach. Ihr Vater ist der Erfinder der Digital School. Nachdem es im Jahr 2040 zu schwerwiegenden Anschlägen auf Schulen kam und Gewalt an der Tagesordnung stand, brachte Kevin Freeman seine Idee einer digitalen Schule an die Öffentlichkeit, die bereitwillig angenommen und umgesetzt wurde. Doch im Laufe der Jahre entwickelten sich auch alle anderen Aktivitäten nur noch über die digitale Welt, so dass die Menschen zwar sicherer waren, weil sie ihren eigenen vier Wände fast nicht mehr verließen, aber auch abgeschotteter und durchsichtiger.
Maddie merkte schon früh, dass die Grundsätze ihres Vaters nicht ihre eigenen waren und sabotierte das System der Digital School, was die Organisation der Rebellion erst richtig antrieb.
Als Maddie dann durch einen Chat Justin kennen lernt, der sich noch mit Stift und Papier Notizen macht und ein eigenes Auto fährt, erfährt sie, wie das Leben außerhalb des Netzwerkes ist und was sie wirklich verpasst. Dass sie sich in Justin verliebt ist also nicht die Spitze des Eisberges.
Mir hat dieses Buch gut gefallen. Es war gefühlsbetont und ich konnte als Leserin Maddies Fußabdrücken in die andere Welt gut nachvollziehen und diesen - für diese Geschichte so wichtigen Schritt - glaubhaft verstehen.
Maddie ist eine bewegende Protagonistin, die der Kopf einer ganzen Rebellion wird. Zu Beginn der Geschichte erlebt man eine zurückgezogene Maddie, die nur ganz kurz den Kopf aus ihrem Schneckenhaus erhebt und langsam anfängt ihre rebellische Ader zu hinterfragen. Als sie Justin kennen lernt, verliebt sie sich richtig. Dass sie durch ihn die wirkliche Welt wieder entdeckt ist die schönste Seite der Geschichte. Ich konnte die Schokosahne-Torte fast schon selbst schmecken, die Maddie zum ersten Mal kennen lernt, die Meeresbrise riechen. Kacvinsky hat eine sehr leicht zu verstehende bildliche Schreibweise, die leider ab der Hälfte auch langweilig wurde. Die Autorin nimmt sich viel Zeit um die Hintergründe zu erklären und ihren Charakteren Erinnerungen zu geben, aber mir fehlte einfach die Steigerung. Das Ziel der Rebellion war so meilenweit weg und wird wohl auch erst im zweiten Buch erzählt.
Die Entwicklung von Maddie hat mir sehr gut gefallen, vorallem da sie eindrucksvoll und nachvollziehbar war. Sie wagt sich etwas, beweist Mut und Zielstrebigkeit.
Justin als männlicher Hauptprotagonist hat mir weniger gut gefallen. Er engagiert sich zwar sehr und verzichtet dabei völlig auf sein eigenes Leben, aber manchmal fand ich genau das befremdlich. Es liegt Liebe in der Luft, aber Justin macht es sich und Maddie nicht leicht. Mal will er, dann sagt er, er sei es nicht wert, dass sie auf ihn wartet... Es ist verwirrend und nicht nachvollziehbar.
Am besten fand ich den kleinen Gastauftritt von Maddies Bruder Joe. Er hat einen Humor an sich, der mich zum lachen bringen konnte und ich hoffe sehr, dass er in Band zwei lauter reden darf.
Die Idee einer Digital School ist schon etwas ungewöhnliches, aber die Geschichte konnte mich zum nachdenken anregen, schließlich entwickelt sich unsere Welt auch immer mehr in Richtung Technik-Dominanz. In dem Buch werden Fakten festgehalten, die sich in der Realität nicht bestreiten lassen. Durch das digitale Leben gab es 91 % weniger Teeangerschwangerschaften, 66 % weniger Drogenmissbrauch und 67 % weniger Todesfälle von Jugendlichen. Aber so zu leben, wie Maddies Vater das fordert würde ich auch nicht wollen.
Es steckt viel Wahrheit, aber auch jede Menge Unterdrückung und Überwachung dahinter und es ist ein interessantes Thema, womit sich die Gesellschaft wirklich mal auseinander setzen sollte.
Katie Kacvinsky hat ein tolles Buch geschrieben, was man entdecken sollte.
Fazit:
Spannung hatte dieses Buch nicht wirklich zu bieten, dafür aber eine einzigartige Geschichte über ein digitales Leben, dem langsam der Stecker gezogen wird.
Katie Kacvinsky schreibt klug, emotional und ich bin mehr als gespannt auf die Fortsetzung, denn diese Geschichte verspricht viel Schreibstoff und noch jede Menge Neues, was Maddie entdecken kann - allen voran ihre Liebe zu Justin.
- Frank Schätzing
Die Tyrannei des Schmetterlings
(151)Aktuelle Rezension von: Bookreader34„Der Teufel, sagt ein Sprichwort der Malaien, kommt immer durch die Hintertür.“ (Zitat aus Die Tyrannei des Schmetterlings)
Die Tyrannei des Schmetterlings ist ein Science-Fiction-Thriller von Frank Schätzing.
Im Jahr 2017 will im Südsudan während des Bürgerkriegs eine Gruppe Soldaten gegen einen Warlord vorgehen. Dann werden sie jedoch selbst von mysteriösen Wesen getötet.
In Kalifornien untersuchen währenddessen Undersheriff Luther Opoku und Deputy Ruth Underwood den Tod einer Biologin. Die Spuren führen zu einer Firma, deren Gründer eine Künstliche Intelligenz namens A.R.E.S. entwickelt hat, die zu einer Superintelligenz werden und dann alle großen Probleme der Menschheit lösen soll.
Dort angekommen entdeckt Luther den mutmaßlichen Mörder und verfolgt ihn, bis der Verdächtige spurlos verschwindet. Zurück an der Oberfläche stellt Luther fest, dass sich einiges verändert hat. Es ist Nacht, obwohl eben noch Tag war, und vorher Tote sind wieder lebendig.
Der Titel bezieht sich wohl darauf, dass A.R.E.S. als verpuppter Schmetterling bezeichnet wird, der "schlüpft", wenn er sich seiner selbst bewusst und dann eine Superintelligenz wird. Daher und weil auch echte Insekten eine Rolle spielen, finde ich das Titelbild, auf dem Kurven und Kreise an Insekten erinnernde Formen bilden, sehr passend.
Die Handlung ist in sechs große Abschnitte mit eigenen Titeln geteilt. Innerhalb der Abschnitte ist die Handlung nur untergliedert, indem ein Perspektivwechsel durch den Umriss eines Falters angezeigt wird. Am Ende gibt es eine Liste mit Sachbüchern zu den wissenschaftlichen und technischen Aspekten der Handlung und eine Danksagung.
Die Spannung fällt in Teil II etwas ab, während Luthers Alltag beschrieben wird und die anderen wichtigen Charaktere eingeführt werden. Die Ermittlungen in dem Todesfall werden eher nebenbei geschildert. Erst gegen Ende von Teil II steigt die Spannung wieder und bleibt bis auf einige eher langatmige Stellen bis zum Ende hoch.
Action, auch in Form teilweise ziemlich brutaler und blutiger Gewaltschilderungen, gibt es nach dem Prolog auch erst wieder ab dem Ende von Teil II und die letzten beiden Abschnitte sind schließlich ziemlich actionreich.
Vor allem in Luthers Gedanken und Gefühle erhält man einen sehr guten Einblick, aber auch die anderen wichtigen Charaktere sind gut ausgearbeitet. Mehrfach wechselt Schätzing bei der Schilderung von Luthers Gedankengängen von der dritten zur zweiten Person, so dass man als Leser quasi Luthers Rolle einnimmt.
Die bis auf Rückblicke in die Vergangenheit einiger Charaktere im Präsens geschilderte Handlung wird meist aus der Sicht von Luther erzählt, manchmal aber auch aus der Sicht anderer Charaktere. Zu Letzteren zählt auch A.R.E.S., was zu den Dingen gehört, die mir an diesem Roman besonders gefallen haben.
Zuerst erfährt man nur einzelne Ereignisse aus der Vergangenheit von Luther und einigen der anderen Charaktere, bevor Schätzing jeweils Zusammenfassungen ihrer kompletten bisherigen Lebensgeschichte schildert. Das zieht sich dann immer über mehrere Seiten hin.
Einerseits finde ich das zwar gut, weil man so die Charaktere besser versteht. Andererseits bin ich aber der Meinung, dass es besser gewesen wäre, wenn der Autor sich kürzer gefasst hätte, da auch unwichtige Dinge genannt werden, was gerade diese Stellen recht langatmig macht.
Die Beschreibungen sind teils sehr wortreich und voller Metaphern und Vergleiche, Schätzing mag außerdem bildungssprachliche Begriffe wie desperat und stupend. Auch das war mir manchmal zu viel. Gefallen haben mir aber wiederum die Anspielungen auf bekannte Filme und Personen wie Jurassic Park und Halle Berry.
Manchmal ist Die Tyrannei des Schmetterlings ziemlich tiefgründig und regt zum Nachdenken an. Schätzing stellt gut die Vor- und Nachteile des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz sowie die Schwierigkeiten dar, einer KI wie A.R.E.S. die gewünschten Ziele und Werte zu vermitteln.
Auch die wissenschaftlichen Grundlagen der wichtigsten vorkommenden Technologien werden gut erklärt. Außerdem kommen fast nur Technologien vor, die schon in der Entwicklung beziehungsweise in Ansätzen bereits vorhanden sind. Beides macht das Szenario sehr glaubwürdig.
Insgesamt hat mir Die Tyrannei des Schmetterlings gut gefallen und ich empfehle den Roman allen, die Science Fiction mit Themen wie KIs, Kybernetik und Biotechnologie mögen und nichts gegen Schätzings teils ausschweifenden Schreibstil haben.
- Yuval Noah Harari
21 Lektionen für das 21. Jahrhundert
(105)Aktuelle Rezension von: blertaYuval Noah Harari blickt auf die Gegenwart und stellt sich den drängendsten Fragen unserer Zeit: Kann die Demokratie bestehen bleiben? Werden wir von künstlicher Intelligenz unterworfen? Was für eine Rolle spielt Religion in der jetzigen Zeit? Neben all dem Druck und all den kleinen Details, die uns beschäftigen, verlieren wir die Klarheit aus den Augen. Dieses Buch dient dazu, sich mit dem Hier und Jetzt zu beschäftigen; zu erfahren, welche Entscheidungen getroffen werden müssen, um in eine zuversichtliche Zukunft blicken zu können.
In den meisten Fällen, wenn ich solche Bücher von «grossen Denkern unserer Zeit» lese, werde ich enttäuscht, da nichts Neues bei der Lektüre herausspringt. Hier jedoch gibt es einige Ansätze, über die ich noch nie in dieser Art und Weise nachgedacht habe. Als Mensch ist man nun mal in seiner eigenen Sicht auf die Welt gefangen, und diese Sicht lässt sich auch nur selten verschieben. Aber wenn vereinzelte (!) Thesen so präzise und gut begründet werden, wie es Harari hier macht, dann lässt sich das ein oder andere Weltbild wohl verschieben.
Auch wenn ich viel aus dem Buch mitnehmen kann, sollte ich doch in Betracht ziehen, was meine anfängliche Erwartung davon war. «21 Lektionen», «Hier und Jetzt», «drängendste Fragen unserer Zeit» …
Es ist im vornerein klar, dass sich bei so einem Buch Themen überlappen werden, was an sich eigentlich gut ist, da sich offensichtlich eine gewisse Logik dahinter verbirgt und von Widerspruchsfreiheit zeugt. Trotzdem war ich nicht begeistert, als ich feststellte, dass sich ca. ein Drittel des Buches mit künstlicher Intelligenz befasste. Und irgendwie kommt der Autor immer wieder zum gleichen Fazit, obwohl es sich um unterschiedliche «Lektionen» handelt … Ich glaube, es wäre für alle angenehmer gewesen, einen anderen Titel zu finden. Dann hätte man einzelne Punkte nicht unnötig strecken müssen und als Leser:in wäre man nicht enttäuscht darüber gewesen, dass man bei sechs unterschiedlichen Kapiteln auf dieselbe Schlussfolgerung kommt, dass der Mensch einer künstlichen Intelligenz immer überlegen sein wird, da der Mensch sie ja erschafft, aber Achtung vor Algorithmen!
Inwiefern sich die Überlegungen auf das Hier und Jetzt beziehen, ist mir ebenfalls nicht ganz klar. Natürlich lässt sich kein solches Buch schreiben, ohne in die Zukunft zu projizieren oder Erkenntnisse aus der Vergangenheit heranzuziehen. Aber unter den «drängendsten Fragen unserer Zeit» verstehe ich keine Antworten die im Stil «Wenn x, dann y» aufgebaut sind, sondern Beobachtungen, die ich jederzeit nachempfinden könnte – und das nicht erst in 100 Jahren. Ich möchte damit nicht sagen, dass nur über die Zukunft geschrieben wurde, aber der Text erfüllt einfach nicht das, was der Klappentext wirbt.
Gegen Schluss gibt es dann viele Wiederholungen, die auch schon vorher mehrere Male erwähnt werden. Und auch der Inhalt, der gegen das Ende präsentiert wird, gefiel mir nicht. Meditation spielt im Leben des Autors offensichtlich eine grosse Rolle, aber diese 21. Lektion (und damit letzte) im Buch macht die «20» vorherigen Lektionen einfach so zunichte. Wieso habe ich 450 Seiten gelesen, nur um mir am Schluss sagen zu lassen, dass es genügt zu meditieren? Ich sage nicht, dass es nicht stimmen könnte, aber es macht einfach keinen Sinn, das als Fazit für dieses Buch zu nehmen. (Von irgendwoher musste man diese 21 verschiedenen Lektionen ja holen …)
Zudem sich gegen Ende ebenfalls ein belehrender Ton in die Zeilen schleicht, der auch zuvor aufgeblitzt war, sich aber vor allem am Schluss zeigt. Als wäre die Erkenntnis, dass Meditation helfen kann etwas komplett Neues. Ich verstehe, worauf Harari anspielt, nämlich, dass die Individualität eines einzelnen Menschen wichtiger ist, als von Religion oder Nationalismus blind geleitet zu werden. Nur ist mir nicht ganz klar, wieso man der Quintessenz dann lediglich 20 Seiten widmet und den Rest des Buches damit verbringt, über die Menschheit als Kollektiv zu schreiben.
Fazit
Obwohl ich auf viele neue Ansätze in diesem Buch gestossen bin, die mich zum Nachdenken anregen, konnte mich der grösste Teil des Buches nicht begeistern. Es gibt sehr viele Wiederholungen, da die Lektionen sich oft überschneiden. Der Schluss wirkt eher belehrend als erzählend und macht den gesamten Aufbau des Buches durch die Erkenntnis zunichte. Es wäre ein interessantes Konzept mit den 21 Lektionen gewesen, wenn man sich auch tatsächlich daran gehalten hätte. - Robin Sloan
Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra
(530)Aktuelle Rezension von: MissStoryAlleine die Grundidee des Buches hat mich dazu veranlasst es zu lesen. Wer möchte auch nicht in einer mysteriösen Buchhandlung arbeiten, indem seltsame Kunden ein und ausgehen und es ein altes Rätsel zu lösen gilt? Ich mochte den Schreibstil von Robin Sloan sehr gerne. Er war einfach zu lesen und humorvoll noch dazu! :) Die Mischung aus neuer Technologie und den alten Werten der Gemeinschaft des Ungebrochenen Buchrückens zeigen uns, dass altes sehr wohl überdauern kann und selbst in der Moderne Ihren Platz findet. Das eine schließt das andere nicht automatisch aus und das bringt der Autor finde ich in der Geschichte gut zur Geltung. Einzig und alleine die Romanze zwischen Kat und Clay hätte meiner Meinung nach nicht unbedingt sein müssen, da die Beziehung der beiden meiner Meinung nach sehr Oberflächlich beschrieben wurde und mir deshalb irgendwas gefehlt hat um mit den beiden zusammen warm zu werden. Auch das Ende des Buches kam mir wie eine schnelle Abarbeitung der einzelnen Charaktere vor. Hier wurden nur schnell die neuen Tätigkeiten nach der Auflösung des Rätsels erwähnt was ich als sehr schade empfand. Nichtsdestotrotz ist es ein gutes Buch, mit lustigen Charakteren und einer tollen Botschaft.
- Teri Terry
Mind Games
(526)Aktuelle Rezension von: LadyMayIch mochte die Geschichte wirklich gern, es war spannend, die Welt war interessant. Allerdings war mir die Protagonistin, dafür dass sie so intelligent sein sollte, stellenweise etwas zu naiv und hat sehr dumme Entscheidungen getroffen. Außerdem gab es im Mittelteil sehr viel unnötiges Drama.
Aber mit dem Ende hat die Autorin sich wieder meinen Respekt verdient. Nicht nur das es unerwartet war, solch ein Ende hätte ich in einem Jugendbuch definitiv nicht erwartet, daher Respekt.
Ein guter Jugendthriller mit Dystopieanteil der auf jeden Fall einen näheren Blick wert ist.
- Richard David Precht
Jäger, Hirten, Kritiker
(27)Aktuelle Rezension von: ThalaKlappentext: Dass unsere Welt sich gegenwärtig rasant verändert, weiß inzwischen jeder. Doch wie reagieren wir darauf? Die einen feiern die digitale Zukunft mit erschreckender Naivität und erwarten die Veränderungen wie das Wetter. Die Politik scheint den großen Umbruch nicht ernst zu nehmen. Sie dekoriert noch einmal auf der Titanic die Liegestühle um. Andere warnen vor der Diktatur der Digitalkonzerne aus dem Silicon Valley. Und wieder andere möchten am liebsten die Decke über den Kopf ziehen und zurück in die Vergangenheit.
Richard David Precht skizziert dagegen das Bild einer wünschenswerten Zukunft im digitalen Zeitalter. Ist das Ende der Leistungsgesellschaft, wie wir sie kannten, überhaupt ein Verlust? Für Precht enthält es die Chance, in Zukunft erfüllter und selbstbestimmter zu leben. Doch dafür müssen wir jetzt die Weichen stellen und unser Gesellschaftssystem konsequent verändern. Denn zu arbeiten, etwas zu gestalten, sich selbst zu verwirklichen, liegt in der Natur des Menschen. Von neun bis fünf in einem Büro zu sitzen und dafür Lohn zu bekommen nicht!
Dieses Buch will zeigen, wo die Weichen liegen, die wir richtig stellen müssen. Denn die Zukunft kommt nicht - sie wird von uns gemacht! Die Frage ist nicht: Wie werden wir leben? Sondern: Wie wollen wir leben?
Meine Meinung: Der Autor hat, ganz in der Tradition bekannter Philosophen, eine Utopie für eine digitale Welt entwickelt, in der sich Technik und Humanismus nicht ausschließen.
Zunächst skizziert er den Status Quo der heutigen digitalen Welt und die verschiedenen Weltentwürfe von berühmten Denkern wie Marx oder Rousseau auf. Dabei spricht sich der Autor ganz klar gegen eine reine "Leistungsgesellschaft" aus, die Digitalisierung um um ihren Namen willen umsetzt, ohne ihr kritisch gegenüber zu stehen.
Grundsätzlich fand ich seine Gedanken richtig, jedoch konnte ich mich mit dem Schreibstil des Autors nichts os ganz anfreunden. Für mich persönlich wären Infografiken und genaue Quellenangaben angebrachter gewesen. Stattdessen ist das Buch ein einziger langer Text, nur unterteilt in einzelne Kapitel. Vieles konnte ich nachvollziehen, wie z.B. die Tatsache, dass im Laufe der Jahre immer mehr Berufe aufgrund der Digitalisierung wegfallen werden. Vor allem für Niedrigqualifizierte wird es schwierig werden, eine Umschulung zu machen, denn zB Algorithmen zu entwickeln kann nicht jeder.
Früher oder später wird man sich also der Frage nach dem BGE stellen müssen. Prechts Gedanken dazu fand ich sehr interessant und vor allem sehr sozial. Er regt dazu an, einer technologischen Dystopie entgegen zu wirken und sieht Unternehmen wie Google eher kritisch.
Wirklich viel gelernt habe ich persönlich bei dem Buch allerdings nicht, zudem konnte ich mich mit dem Schreibstil des Autors nicht anfreunden. Ich denke, ich hätte eine Vorlesung zu dem Thema interessanter gefunden, als das Buch zu lesen.
- Katharina Münk
Westermann und Fräulein Gabriele
(15)Aktuelle Rezension von: Lilli33Broschiert: 352 Seiten
Verlag: dtv (23. Oktober 2015)
ISBN-13: 978-3423260824
als Taschenbuch, als E-Book und als Hörbuch erhältich
Super Idee - langweilig umgesetzt
Inhalt:
Richard Westermann, IT-Vorstand des Weltkonzerns IBT, hat ein Faible für Beerdigungen und entwickelt auf einer solchen ein Faible für Schreibmaschinen. Denn er verguckt sich Hals über Kopf in die „Olympia“ des verstorbenen Schriftstellers Höfer. Diese Maschine zu besitzen, ist fortan sein größter Wunsch. Doch bis es so weit ist, begnügt er sich mit einer „Gabriele“, die ihn nun überallhin begleitet. Von den Kollegen belächelt, macht Westermann die Gabriele zu seiner Waffe gegen eine Datenleck in der Firma und stellt damit alles auf den Kopf.
Meine Meinung:
Die Idee zu diesem Buch fand ich wirklich großartig. Es hörte sich tiefgründig, interessant und witzig an. Leider fand ich aber die Umsetzung dermaßen langweilig und bemüht, dass ich mich von Seite zu Seite weiterquälen musste. Sicher, es gibt einiges zu grinsen und auch nachzudenken, aber der Schreibstil war einfach nicht nach meinem Geschmack. Ich hoffe, andere Lesende werden dies anders empfinden, denn die Idee verdient auf jeden Fall, gelesen zu werden.
★★★☆☆
- Harald Welzer
Die smarte Diktatur
(17)Aktuelle Rezension von: SelketWelzer zeichnet auf rund 300 Seiten das Bild einer Gesellschaft, die sich im Wandel befindet, im historischen Umbruch von Moderne zu Postmoderne. Leider ist dieser Wandel ein Rückschritt und kein Fortschritt, denn der Kapitalismus mutiert in der Konsumgesellschaft zunehmend zum Raubtierkapitalismus, weil sich überall 'räuberische Formationen' durchsetzen, die unter dem Vorwand die Welt zu verbessern, die Menschen versklaven und die Umwelt zerstören.
Die Ideale der Moderne, z.B. die der französischen Revolution, wie Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit sind nurmehr Lippenbekenntnisse einiger Politiker geworden, während in Wirklichkeit das 'Recht des Stärkeren' regiert. (Etwas, das sich derzeit an der Ausbreitung der Wirtschaftskriege ums Öl rund um das Mittelmeer anschaulich beobachten lässt. Anm. d. V.) Feudalismus im neuen Gewand und Autokratien kehren auch bei uns wieder zurück.
Die Crux ist, dass wir alle durch unseren Hyperkonsum, jeder will ein Smartphone, ein Auto, ein Haus, etc. und alles möglichst billig, zugleich Mittäter an der Zerstörung der Welt, zu der wir alle gehören, sind. Kurz: wir zerstören uns selbst und keiner will es wissen.
Deshalb sind wir wie gelähmt angesichts der Katastrophen, die uns unweigerlich heimsuchen. Denn in Wirklichkeit hat alles zwei Seiten. Das Internet der Kommunikation, das uns verbindet, kann von den Angehörigen der 'räuberischen Formationen' auch zum Ausspionieren gegen uns verwandt werden. Der Energiebedarf der billigen und digitalen Produkte, die unser Leben vorgeben bequem und lustig zu machen, führt zum Raubbau an der Natur und zur Umweltkatastrophe. Digital ist fossil. (Welzer, S. 220) Außerdem führt er zur Versklavung der Arbeiter an den Abbaustätten (z.B. für seltene Erden, Kongo) und zum Vertreiben der Menschen aus ihrer Heimat, weil dort die Wirtschaftskriege ums Öl toben. Die Erde wird auf diese Weise zunehmend unbewohnbar. Wollen wir das?
Dieser Zusammenhang soll aber nicht in unser Bewusstsein geraten. Deshalb wird von den 'Bewusstseinsindustrien' und in den „(a)sozialen Netzwerken“ möglichst vieles aus dem Zusammenhang gerissen. Wir werden mit fragmentierten Informationen bombardiert und müssen uns selbst einen Reim darauf machen. Womit wir zunehmend überfordert werden.
Die gute Nachricht ist: Wir müssen dabei nicht mitmachen. Wir müssen lediglich unsere Bequemlichkeit überwinden und mit dem Hyperkonsum unnützer Produkte (wie z.B. Pokemon) aufhören. Wenn das massenhaft gelingt, tun wir der Natur etwas Gutes. Denn unnützer Kram, der nicht mehr nachgefragt wird, wird auch nicht mehr produziert und verbraucht auch keine Energie mehr. Denkt einfach einmal darüber nach.
Das was euch am Leben hält, ist das, was euch wirklich wichtig ist. Das solltet ihr herausfinden. Das geht aber nur, wenn ihr die „augmented reality“ verweigert, denn sonst werdet ihr nicht mehr wissen, worauf es im Leben ankommt, was für euch in eurem Leben wirklich zählt und darüber euch selbst verlieren. Das ist der Tod. - Lyl Boyd
Stille
(33)Aktuelle Rezension von: Leseratte61Klappentext:
Mensch der Zukunft hüllt sich in Schweigen
Tommy ist das Sorgenkind seiner Eltern, denn obwohl er körperlich gesund ist, spricht er kein Wort. Was ist der Grund für sein Schweigen?
Die Geschichte regt an zu einem kritischen Blick auf den heutigen Lebensstil und dessen Auswirkungen auf kommende Generationen.Fazit:
Wieder einmal gelingt es Lyl Boyd, den Blick auf das Wesentliche zu richten. Wer kennt sie nicht: Die Jugendlichen, die in Horden durch die Orte ziehen, ohne miteinander zu reden, dafür mit starrem Blick aufs Handy? Menschen, die am gleichen Tisch sitzen und sich Nachrichten schreiben, statt miteinander zu reden? Tausende Freunde in sozialen Netzwerken, aber keiner aus Fleisch und Blut, den sie in Echtzeit treffen? Ist das unsere Zukunft, in der wir glücklich sein können?
Das digitale Leben hat Einzug in unsere Welt gefunden und die Erleichterungen sollten auch geschätzt werden. Doch wer schafft den Spagat? Wo bleibt unsere Kommunikation? Nehmen wir unser Gegenüber noch wahr und hören wir einander noch zu?
Die heutige Generation wächst mit den Medien auf und kommt schon in frühester Kindheit mit ihnen in Kontakt. So weit so gut? Wer hat die Medienkompetenz, um den Kindern ein sinnvolles Umgehen mit den digitalen Medien beizubringen? Die Eltern, die selbst nur auf Handy und Tablet starren? Was passiert mit denen, die sich bewusst für ein anderes Leben entscheiden? Wir sollten uns auch der Nachteile bewusst sein.
In der vorliegenden Geschichte rennen die Eltern von Tommy von einem Arzt zum anderen, weil ihr Sohn kein Wort sprechen will. Erst ein Psychiater, als letzter Rettungsring, öffnet den Eltern die Augen. Mehr werde ich nicht verraten, lest die Geschichte bitte selbst.
Dem Fortschritt kann sich keiner entziehen, gerade aus diesem Grund sollten wir darauf achten, dass wir unsere Mitmenschen noch wahrnehmen und noch von Angesicht zu Angesicht kommunizieren. Wenn wir dies verlernen, stehen wir vielleicht irgendwann alleine da in einer Stille, die uns wehtut.
Mich hat diese Geschichte wieder einmal sehr nachdenklich zurückgelassen und begeistert und ich empfehle sie an alle Menschen weiter, die sich über Technik und Fortschritt einen eigenen Kopf machen wollen. Lyl Boyd hat es wieder kurz und knackig auf den Punkt gebracht.
- Katie Kacvinsky
Der Widerstand geht weiter
(599)Aktuelle Rezension von: books_and_bakingMaddie lebt nicht mehr bei ihren Eltern zu Hause, weil sie es dort nicht mehr ausgehalten hat. Endlich fühlt sie sich frei und kann mit ihren Freunden das richtige Leben genießen statt nur in der digitalen Welt unterwegs zu sein. Doch schnell verpfeift sie ihr Bruder bei der Polizei und sie wird im DCLA eingesperrt, damit sie dort bekehrt wird und wieder zu ihrem virtuellen Leben zurückkehren soll. Doch was dort hinter verschlossenen Türen passiert ist reinste psychische Folter. Ihre Freunde setzen alles daran sie zu befreien und das System zu stürzen und die Wahrheit ans Licht zu bringen.
Maddie ist eine sehr starke Persönlichkeit und hat feste Vorstellungen von ihrem Leben in Freiheit. Ihr Freund Justin ist eher wenig im Vordergrund und wirkt dadurch etwas unnahbar, obwohl er doch eigentlich der Anführer der Anti-Digital-Revolution ist. Mir hat der unbeschwerliche Anfang und das spannende Ende des Buchs sehr gefallen, doch der Mittelteil, als Maddie in Therapie war, hat sich etwas gezogen. Auch neue Personen wie Gabe tauchen in diesem Teil auf und ich mochte ihn gleich sehr und hatte genauso wie Maddie Vertrauen in ihn. Für mich war es eine gelungene Fortsetzung zum ersten Teil und ich freu mich schon sehr auf den finalen dritten Band.
- Christoph Keese
Silicon Valley
(27)Aktuelle Rezension von: Jessica-buchmomentDer Anfang des Buches, also die Beschreibung der Lebensumstände im Silicon Valley, klingt erst einmal fast schon paradiesisch; viel Sonne und warmes Wetter, Busse sind für die Bürger gratis, viele reiche Menschen, die ihren Reichtum aber nicht heraushängen lassen und die im Vergleich zu ihren Möglichkeiten doch sehr bodenständig leben.
Bildung
Christoph Keese beschreibt eine Welt, in der sehr viel Geld in Bildung investiert wird. Familien spenden dort wirklich große Summen an Schulen. Dies ist ein Punkt, der mich doch sehr beeindruckt hat. Hier in Deutschland ist es ja eher so, dass ein Schüler schon großes Glück hat, wenn er ein Schulbuch erhält, dass noch keine 5 Jahre alt ist. Hier bei uns wird die Bildung einfach auf den Staat abgeschoben und die staatlichen Gelder, die Schulen erhalten, halten sich stark in Grenzen.
Ähnlich verhält es sich bei der Universität Stanford, diese Universität verfügt über ein jährliches (!) Budget von ca. fünf Milliarden Dollar. Die größte Hochschule in Deutschland ist die Universität Köln, die ein jährliches Budget von gerade einmal ca. 1/10 dieser Summe zur Verfügung hat. Allein ca. eine Milliarde Dollar gehen in Standford als Spenden ein.
Gründungen
Auch im Bereich der Gründungen gibt es erhebliche Unterschiede. So werden in Deutschland zum Beispiel jährlich ca. zwei Milliarden Euro an Wagniskapital aufgebracht, in den USA hingegen 64 Milliarden. Neun von zehn Start-Ups scheitern zwar, aber das zehnte hat dafür dann entsprechenden Erfolg. Auch die Hürden, um überhaupt das Geld zu bekommen, sind den USA viel niedriger. Von der Gründung bis zur Auszahlung des Kapitals kann es beispielsweise vorkommen, dass gerade einmal eine einzige Woche vergeht – in Deutschland unvorstellbar! Es gibt so wahnsinnig viele intelligente Menschen hier, von denen sehr viele sicherlich auch einige geile Ideen haben, deren Umsetzung ihnen aber aufgrund unserer Bürokratie und einer teilweise zu vorsichtigen Einstellung einfach enorm erschwert, bzw. sogar unmöglich gemacht werden.
Digitalisierung
Das große Thema „Digitalisierung“, das in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckt, ist in den USA ebenfalls schon viel weiter. Alle haben sich vor einiger Zeit über den Satz „Das Internet ist Neuland für uns“ von Angela Merkel lustig gemacht. So unrecht hatte sie allerdings nicht. Internet ist mehr, als nur bei Facebook surfen und eine Pizza über eine App zu bestellen.
Mit der Digitalisierung kommen ganz neue Arbeitsformen auf uns zu. Selbst Bereiche, von denen wir es gar nicht denken würden – z. B. die Stromversorgung – können theoretisch völlig revolutioniert werden und vermutlich ist es lediglich eine Frage der Zeit.
- Christian Hoffmeister
Google Unser
(25)Aktuelle Rezension von: isabellepf"Google Unser" von Christian Hoffmeister, ist ein Buch das von der Analyse der digitalen Religion, ihren Funktionen und Elementen bishin zur Handlungsempfehlung aus dem virtuellen Gotteshaus befreit.
Christian Hoffmeister schildert in seinem Buch "Google Unser" das für meinen Geschmack anfangs ziemlich religionslastig ausgeführt wird, die Digitalisierung, Funktion und Elemente traditioneller Religionen. Auch werden die Unternehmen aus Silicon Valley als die Kirchen der digitalen Moderne gesehen. Dabei sind die User, die Gemeinsacht, Wir die Gläubiger, die dem Heilsversprechen der spirituellen Führer glauben und diesen bereitwillig in das globale Tal des Siliziums folgen.
Sicherlich hat Christian Hoffmeister in vielen Punkten recht, vertritt den Standpunkt, wie irrational die Rationalisierung mit der Digitaliseirung wurde, doch ist es wirklich neu das Google, Facebook und Co unsere Daten schon längst für eigene ganz persönliche Zwecke missbraucht? Sollten wir uns nicht lieber fragen wieviel wir von unserer Persönlichkeit bereit sind preiszugeben? Vielmehr sollten wir den Umgang, das Nutzen der digitalen Onlineportale, unser Handeln und tun im digitalen Tool, kritischer gegenüberstehen. Wobei in der heutigen Moderne besonders google, einen hohen Stellewert eingenommen hat.
Auch wenn die Thematik, die Digitalisierung und die moderne Technologiekultur mit der sich Christian Hoffmeister in seinem Buch beschäftigt durchaus interessant und zum nach bzw. auch umdenken anregt, ist es mir Insgesamt zu wissenschaftlich und religiös gefasst.
Aufgebaut und vom Stil wie eine Bibel liest sich der Schreibstil zwar recht einfach, teilweise sogar mit einfliessendem Humor, war aber insgesamt zu wenig überzeugend und wirklich aufschlussreich für meinen Geschmack. - Rob Hart
Der Store
(18)Aktuelle Rezension von: Das_LesedingInhalt:
Ein Megakonzern, bei dem alles geplant ist. Jedes Detail sitzt und auch die Mitarbeiter spuren. Klingt traumhaft, bis man hinter die Kulissen schaut …
Stil:
Die Handlung ist beängstigend real und daher ist „Der Store“ absolut fesselnd und schockierend! Der Einstieg gelingt leicht und die verschiedenen Erzählstränge sind durch die unterschiedlichen Sprecher noch lebhafter und emotionaler. Die Beweggründe, Erlebnisse und Handlungen sind nachvollziehbar und aus einem Paradies kann ganz schnell ein Albtraum werden. Auch zeigt diese Geschichte, wie schnell man in Abhängigkeiten geraten kann, wie uns Konzerne lenken, wie falsche Motivation entsteht und dass wir dennoch selbst entscheiden können, ob wir den Mist weiterhin mitmachen möchten – wenn wir denn erkannt haben, dass es Mist ist ;) Das Ende hat mir nicht ganz so gut gefallen, da gab es dann doch schon zu viele Zufälle und sehr viel Glück.
Charaktere:
Die Charaktere waren mir sympathisch. Jeder hat auf seine Art gehandelt und versucht das beste aus seinem Leben zu machen. Obwohl einige Opfer vielleicht nicht hätten sein müssen, so passte es doch zur Handlung.
Cover:
Das Cover passt perfekt zum Inhalt. So steht jeder Strich im Barcode für einen Hilfeschrei von Untergehenden.
Fazit:
Das Leben in der Cloud ist auf eine Art schon in unsere wirkliche Welt übergesprungen, sodass dieses Buch von jedem gelesen / gehört werden muss. A*** lässt grüßen ;) Mich hat die Handlung stellenweise schockiert, einfach, weil sie so realistisch ist. Weil aber das Ende zu gekünstelt wirkte, vergebe ich nur 4 Sterne. - Alberto Manguel
Die Bibliothek bei Nacht
(37)Aktuelle Rezension von: BeustEs gibt diese Bücher, die bei der Lektüre ein warmes Licht ausstrahlen, den Rest der Welt in schläfrige Dunkelheit versinken lassen und um sich und ihren Leser herum eine behagliche Atmosphäre intimer Lektüre verbreiten. Das sind Bücher, die in sich die Geborgenheit der Bibliothek tragen – nicht jeder Bücherei, versteht sich, sondern der Bücherstube der Gelehrten, die ihre Bücherregale geschmackvoll mit Bildern und Erinnerungsstücken abwechseln und einen Raum als Rückzugsort kreieren, der die Sicherheit des Mutterleibs verströmt.
Alberto Manguels „Bibliothek bei Nacht“ ist ein solches Buch, das den Leser schon im Titel auf die Stimmung einstellt, die es vermitteln wird. Manguel erzählt eine ganz persönliche, bisweilen intime Kulturgeschichte der Bibliothek und verbindet seine herumschweifenden Gedanken und Anekdoten mit seinen eigenen Erfahrungen im Umgang mit seinen Büchern. Manguel geht es nicht um das Buch oder das Lesen – denen widmet er sich in anderen Texten. Hier geht es um den Raum, in dem die Bücher versammelt werden. Um das Wie, Warum, Womit, Wie lange und Für Wen.
Beeindruckend ist der breite Blickwinkel, mit dem Manguel durch die Landschaft seines Sujets schreitet, sich hier von einer Idee ablenken und dort von einer Anekdote locken lässt. Seine Bibliothek ist eine polyglotte Völkerverbinderin, die zu allen Zeiten, seit es Bücher gibt, und an allen Orten alle Menschen verbindet, die man als Leser bezeichnen kann. Alle Zeloten, Eiferer und Fanatiker, die womöglich aus dem Buch ihre zerstörerische Weltanschauung schöpfen, schließt Manguel aus, denn gelehrte Leser, die um des Lesens willen lesen, werden nicht fanatisch. Ihr Wahnsinn liegt allein in der Sucht, Bücher auf Bücher häufen zu wollen.
Der Text ist nicht in Bibliotheken der Religionen, Epochen, Nationen oder Sprachen gegliedert, sondern in Gedankenbahnen: Bibliothek als Mythos, als Ordnung, als Form, als Insel, als Identität und einige mehr. Manche der Bahnen beschreitet Manguel mit großer Sicherheit und lässt die Strecke wie ein weiches Sofa wirken – die Blibiothek als Ordnung, als Raum oder als Zuhause sind absolut zauberhafte Texte voller intimer Wärme, bibliophiler Begeisterung und wissenswerter Geschichten. Andere lassen bisweilen Details vermissen, die ich gern gelesen hätte: In der Bibliothek als Zufall hätte ich gern auch über die Einzigartigkeit jeder Bibliothek gelesen, weil sie nicht nur durch das Sammlerinteresse, sondern auch durch Zufall und Gelegenheit zu einem Gebilde gewachsen sind, das es so nur ein einziges Mal auf der Welt (und in der Zeit!) gibt. Manguel beschreibt mehr, wie das Schicksal der Welt viele Bibliotheken und Werke hat abhanden kommen lassen, so dass der Zufall bestimmt, was noch übrig ist – oder wie der Altgermanist Burkhart Wachinger ausgerufen hat: „Alle Überlieferung ist zufällig!“ Nicht ganz stimmig ist etwa die Bibliothek als Macht, in der Andrew Carnegie seinen paternalistischen Auftritt hat, weil die hier präzisierten Überlegungen nicht in das Grundkonzept des Buches zu passen scheinen.
Völlig im Fluss und regelrecht mitreißend sind Manguels Gedanken über die Bibliothek als Werkstatt oder als Zuhause, in denen der völkerverbindende, die Zeiten überdauernde Gemeinschaftssinn der Buchmenschen erklingt, ob es verständige Mullahs in der Wüste der Pilger, Betreiber von Eselsbibliotheken in den Anden oder reumütige Inquisitoren sind. Sie alle lädt Manguel wispernd in seine eigene Bibliothek und als Nachbarn in die Heimat der Lesenden, in die Mitte der angenehmen Lektüreerfahrung seines gelehrten Werkes.
Was andere kritisieren – die vereinbarte Wohligkeit der Schilderungen in diesem Buch – halte ich für seine Stärke: eine ganz wunderbare Schatzsuche vom heimatlichen Leseort aus.