Bücher mit dem Tag "diskurs"
17 Bücher
- Dr. Mai Thi Nguyen-Kim
Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit
(119)Aktuelle Rezension von: lisa_zeilenzauberFür mich war die Autorin Mai Thi Nguyen-Kim bisher eine völlig unbekannte Persönlichkeit.
Durch Zufall bin ich jedoch über ihr Buch und ihre Arbeit gestolpert und ich bin sehr froh darüber!Denn in ihrem Buch geht es um viele kontroverse Themen, die unsere Gesellschaft seit vielen Jahrzehnten spaltet. Es geht darum, wie schwierig es sein kann Fakt und Wahrheit voneinander zu trennen, denn oftmals reicht ein Fakt allein nicht aus, um jemanden von einer Tatsache zu überzeugen. Es geht um Diskussionen, um Wissenschaft und um Standpunkte. Es geht um das Hinterfragen, um Verschwörungstheorien und irgendwie auch um ganz banale Grundlagen.
Es gibt einem einen guten Überblick über wissenschaftliche Forschung, geht nicht zu sehr in die Tiefe, was für mich als absoluten Laien ziemlich gut war und transportiert doch das Wichtigste bis zum Leser. Darüber hinaus ist es wirklich leicht zu lesen, aber eben auch spannend gehalten!
Auf jeden Fall ein Buch, das den Leser dazu anregt, sachliche Themen auch mal zu hinterfragen, aber gleichzeitig auch nüchtern zu betrachten. Ich kann es nur empfehlen!
- Philipp Felsch
Der lange Sommer der Theorie
(7)Aktuelle Rezension von: Aliknecht"Der lange Sommer der Theorie - Geschichte einer Revolte 1960 - 1990" beginnt ausgerechnet mit Andreas Baader, der in der Stammheimer Justizvollzugsanstalt noch mit dem Studium theoretischer Werke begonnen haben soll. Der Spätberufene bediente zuvor mit seinem Charme als antikapitalistischer Gangster vor allem linke Sympathien für die Halb- und Unterwelt und kam als brutaler gewaltätiger Terrorist die längste Zeit mit wenig Theorie aus. Hans-Jürgen Krahl, der Jimi Hendrix der Theorie, wäre als Einstieg wohl besser geeignet gewesen, zumal er ebenfalls einen frühen Tod vorweisen kann. Nach den ersten Seiten des Buches begann mir allmählich mit einiger Enttäuschung zu dämmern, dass ich mich vom schönen Titel hatte irreführen lassen. Das Buch behandelt nicht etwa die Inhalte, Entwicklungen und Strömungen der Theorie während dieser Zeit der Revolte, sondern ist lediglich die Geschichte eines Kleinverlags.
Es beginnt natürlich mit Adorno und der Frankfurter Schule. Adornos Minima Moralia und die Dialektik der Aufklärung, sein Gemeinschaftswerk mit Horkheimer, wirken auf ein aufnahmefähiges Publikum. Herbert Marcuse betritt die Bühne. Peter Gente, ein begeisterter Leser, war selbstkritisch genug, um zu registrieren, dass er nicht schreiben könne. Er entwickelt sich daher zum wilden Sammler von Büchern und Texten und knüpft allseits Kontakte. Die Raubdruckerei selektierter Titel von Autoren der Vorkriegszeit und der Vertrieb über Büchertische und alternative Buchhandlungen verwandeln sich rasch in eine profitable neuzeitliche Bereitstellung alter und neuer Inhalte in ansprechender Aufmachung. Junge innovative oder sich der geänderten Nachfrage kreativ anpassende Verlage wie Suhrkamp versorgen die neue Avantgarde mit marktgerechten Materialien zur Diskussion und Vorbereitung der Revolution. Die revoltierenden Studenten und die chinesische Kulturrevolution befeuern die europäische Linke. Im vibrierenden und stimulierenden West-Berlin gründet Peter Gente zusammen mit seiner Frau Merve Lowien den Merve-Verlag als sozialistisches Kollektiv. Sie bringen 1970 als erstes einen Titel von Louis Althusser heraus. Der französische Altkommunist sollte später dadurch, dass er seine langjährige Ehefrau erdrosselte, seinen Bekanntheitsgrad noch nennenswert steigern. Der Verlag mit der charakteristischen Raute bedient eine theoriehungrige Leserschaft vor allem im universitären Bereich und in linken Wohngemeinschaften.
Peter Gente ersetzt 1974 seine bisherige Partnerin in Verlag und Liebe durch die neue Flamme Heidi Paris. Diese bringt ihre Bekanntschaft mit Michel Foucault als Kapitaleinlage ein. Der Merve-Verlag orientiert sich früh in Richtung der neuen französischen Denker. Neben Foucault werden Deleuze, Derrida, Guattari und anderes "Franzosengemurmel" [1] nun zum Trend. Die Gewaltexplosion der RAF und die Reaktionen des Staates verändern 1977 die Stimmung innerhalb der Linken völlig. "Querdenken als subversiver Bruch mit dem Marxismus, ... bedeutet um 1980 eine kaum missverständliche Absage an die großen Längsschnitte der Philosophie" [2], Es sind "die Intellektuellen Ressourcen umzugruppieren", "Bastler sind gefragt" und "ein kaleidoskopisches Denken steht auf der Höhe einer Zeit ohne Entwicklungsperspektive" [3]. Die Theorie kommt nun der Kunst und die Kunst kommt der Theorie immer näher. "Während sich der Kunstbetrieb mit einer Wolke aus Theorie umgibt, wird die Theorie der Kunst immer ähnlicher" [4]. Eine Ausstellung zum Monte Verita erscheint "der geistigen Lage viel angemessener, als das abgewirtschaftete Medium des Textes" [5]. Es vollzieht sich die "Transsubstantiation von Theorie in Kunst" [6]. Werke vom Maler Martin Kippenberger und vom Musiker John Cage werden herausgebracht ebenso wie Systemtheoretisches von Niklas Luhmann und Owald Wiener. Schliesslich wird die Kneipe und der Alkohol als zentraler Ort und als Schmiermittel der Kommunikation entdeckt und "aus der Tatsache, dass Beuys noch niemals betrunken in einer Kneipe gesichtet worden war, wurde plötzlich ein Einwand gegen seine Kunst" [7]. Heidi Paris begeht 2002 Selbstmord und Peter Gente macht 2007 den Verlag zu Geld und zieht sich nach Thailand zurück.
Philipp Felsch hat die Geschichte des Merve-Verlags detailliert untersucht und in flotter und unterhaltsamer Schreibe das vorliegende Buch verfasst. Er erzählt lebendig und mit Witz, so dass das Lesen großes Vergnügen bereitet, etwa wenn man mit ihm "in den Keller der Fußnoten hinabsteigt" [8]. Manchmal scheint es durchzuschimmern, dass der junge Historiker diese Zeiten nicht selbst erlebt hat. Zeitzeugen berichten anders als der Geschichtsforscher. Sie sind vielleicht enthusiastischer und parteiischer, anfälliger für Widersprüche und Irrtümer. Man spürt jedenfalls, wie erst vor kurzem gelebtes Leben hier bereits zu Geschichte geronnen ist.
Der Merve-Verlag operierte zwar gut vernetzt und öfters auch dicht am Puls der Zeit und ist in sofern nicht untypisch. Aber viel lieber hätte ich mehr über die grossen und einflussreichen Player gefunden, von denen manche im Buch gestreift werden. Unter den Theorie-Produzenten dieses langen Sommers befanden sich ausserdem nicht nur mit Lehrstühlen ausgestattete Philosophen, sondern auch zahlreiche Linke, die als Fussvolk oder Kader in den unterschiedlichsten Organisationen Theorien zum revolutionären Geschehen ausbrüteten und verbreiteten. Nun gut, das wäre ein anderes Buch, aber ich fühle mich wie gesagt schon durch den Titel etwas verschaukelt.
Autor: Philipp Felsch, geb. 1972, ist Historiker und Kulturwissenschaftler. Er arbeitet als Juniorprofessor für Geschichte der Humanwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin [9]
Ausgabe: Philipp Felsch, Der lange Sommer der Theorie - Geschichte einer Revolte 1960 - 1990, Verlag C.H.Beck, München, 2015, 3. durchgesehene Ausgabe (gelesen Februar 2017).
Referenzen
[1] Seite 233
[2] Seite 169
[3] Seite 168/169 Lepenies
[4] Seite 172
[5] Seite 175
[6] Seite 184 [7] Seite 178 [8] Seite [9] Verlagsangabe Innenklappe - Aladin El-Mafaalani
Das Integrationsparadox
(11)Aktuelle Rezension von: BuecherbaerchenAladin El-Mafaalani argumentiert in seinem Werk, dass bessere Integration zu mehr Konflikten führt, weil mehr Dinge in der Gesellschaft ausgehandelt werden müssen und der Wohlstand anders verteilt wird.
Mit spannenden und klugen Argumenten zeigt er eine positive Perspektive von Konflikten auf, aber auch warum sich Menschen für sog. "Schließungstendenzen" entscheiden. Ein Beispiel ist mir dabei im Kopf geblieben, über welches ich immer noch nachdenke. So schreibt er, dass ein Mädchen den Salafismus für sich auswählen könnte, weil sie in diesem eine größere Gleichberechtigung sieht, als in ihrer Familie, wo ihr Bruder mehr Freiheiten hat, da im Salafismus Männer und Frauen strengen Regeln folgen müssen. Solche Argumente lassen immer wieder ein Nachdenken starten, sodass die Lektüre erfrischende Perspektiven auf unsere Gesellschaft und die Integration wirft.
- Michel Foucault
Sexualität und Wahrheit
(15)Aktuelle Rezension von: VyanneFinger weg davon -_- Dieser Mann stellt Thesen ohne jeglichen Beleg auf, weil er es sich einfach leisten kann. Manche Sätze sind schlichtweg unnatürlich. Er kommt nicht auf den Punkt, wiederholt sich, das Ganze liest sich selbst wie Propaganda... am meisten stören mich die mutigen Behauptungen, die man höchstens als ein "was wäre, wenn" annehmen und auf dieser Basis weiterlesen kann. - Viktor Pelewin
Das fünfte Imperium
(28)Aktuelle Rezension von: MorellaBC-ID:081-11078601 schon auf Reisen Keine schlechte Geschichte. Aber mir sind die Vampire irgendwann auf ´n Kecks gegangen. - Ernst Peter Fischer
Einstein trifft Picasso und geht mit ihm ins Kino
(2)Noch keine Rezension vorhanden - Herfried Münkler
Lust an der Erkenntnis, Politisches Denken im 20. Jahrhundert
(2)Noch keine Rezension vorhanden - Thorsten Schatz
Jetzt und wir
(2)Aktuelle Rezension von: HoldenDas Buch beschreibt die neuen deutschsingenden Bands wie Wir sind Helden, Tomte, Silbermond usw., und vollzieht die Entwicklung der Rockmusik bis zu diesem Zeitpunkt nach, so daß man erkennen kann, auf welche Vorbilder die Bands sich beziehen. Gerade der historische Überblick über Punk, NDW usw. ist etwas kurz geraten, insgesamt aber ganz gut. - Michel Foucault
Die Ordnung des Diskurses
(9)Aktuelle Rezension von: SteerpikeDieser kleine Text ist die Antrittsvorlesung Michel Foucaults am Collège de France aus dem Jahr 1970. Foucault war seinerzeit auf der Höhe seines Schaffens, gerade im Jahr vorher war "L'archéologie du savoir" (Die Archäologie des Wissens) erschienen, das man als sein Hauptwerk betrachten kann. Im Vergleich zu diesem Text, der das Denken Foucaults vielleicht am besten auf den Punkt bringt, ist "L'ordre du discours" (Die Ordnung des Diskurses) eher eine pragmatische Kleinigkeit, die uns in die Methodik Foucaults ganz gut einführen kann. Grundthese ist, dass die Summe der tatsächlich gemachten Aussagen einer Gesellschaft (alos der Diskurse) nach bestimmten Regeln kontrolliert, gefiltert, organisiert und verteilt wird. Diese Regeln sind historisch variabel und wandeln sich multikausal. Dieser Wandel kann beschrieben, aber aufgrund der Komplexität des Vorgangs nicht vorhergesagt werden. Foucault zählt zunächts drei Exklusionsmechanismen auf, d.h. Filter, durch die bestimmte Wissenseinheiten aus dem Diskurs ausgeschlossen werden: Das Verbot, die Opposition von Wahnsinn und Vernunft sowie die Opposition wahr/falsch. Während diese drei den Diskursen von außen aufgepfropft werden, gibt es auch innere Mechanismen, die Diskurse organisieren: Kommentar, Instanz des Autors, Zuteilung von Wissen zu bestimmten Wissensfeldern oder Disziplinen. Eine dritte Art von Mechnaismen gliedert die sprechenden Subjekte zu "Diskursgemeinschaften", so dass Wissen nur nach bestimmten Regeln erworben werden kann und auch nur von Individuen, die sich diesen Regeln unterwerfen. Organisiert wird dieser Mechanismus durch Rituale und durch Institutionalisierung, kurz durch ein Unterrichtssystem. Die von Foucault geprägte Methode der Diskursanalyse hat daher andere Schlüsselbegriffe als die klassische Hermeneutik: - Das diskursive Ereignis Foucaults ersetzt die Idee einer Kreation; damit hängt eng zusammen die Idee der Regelhaftigkeit, die sich einer Vorstellung von Originalität entgegenstellt: Eine Äußerung wird nach gewissen Regeln produziert und rezipiert, sie ist nicht unabhängige Schöpfung. - Der serielle Charakter der diskursiven Ereignisse ersetzt die Einheit der Äußerung: Äußerungen können unterschiedlich zu Einheiten zusammengefasst werden, es gibt nicht mehr den Königsweg, der zwangsweise alle Äußerungen eines Autors oder einer (wissenschaftlichen) Disziplin besonders aufeinander bezieht. - Die Bedingung der Möglichkeit ist Gegenstand der Analyse, keine allgegenwärtige Bedeutsamkeit hilft bei ihr: Es kommt darauf an zu zeigen, nach welchen historischen Regeln einem bestimmten diskursiven Ereignis seine Bedeutung zugeordnet wird; verabschieden möchte sich Foucault von der Idee eines kontinuierlichen Fortschritts, in dem jede neue Interpretation ein Überkommen alten Wissens bedeutete. Er geht davon aus, dass es synchrone Regeln gibt, die über die Disziplingrenzen hinweg eine bestimmte Form von Wissen ermöglichen: Wissen wird demnach nicht entdeckt, sondern produziert. "L'ordre du discours" ist, wie gesagt, ein sehr pragmatisches Büchlein. Es beschreibt eine Methode, erläutert aber nur en passant die dahinter stehende Theorie, die erklären kann, wie die erkenntnistheoretischen Regeln, die die Diskurse gliedern, entstehen. Als theoretisches Fundament taugt dieser Text demnach nur mäßig. Aber als Verständnishilfe für das Vorgehen Foucaults oder von Forschern, die sich der Diskursananlyse bedienen (in diesem Forum habe ich zB das Buch Alan Brays über die Freundschaft vorgestellt, das entsprechend verfährt), ist es allemal zu empfehlen. - J. M. Coetzee
Das Leben der Tiere
(7)Aktuelle Rezension von: FischLitertaur eines Intellektuellen für Intellektuelle, nicht ganz einfach zu lesen, aber wertvoll. Für jemanden, dem das Leben, die Würde und die Rechte von Kreaturen wichtig sind, ein Muss. - Joschka Fischer
Gegen den Strom
(3)Aktuelle Rezension von: ChrischanWas erwartet man von einem Gespräch zwischen dem Historiker Fritz Stern und dem ehemaligen Außenminister Joschka Fischer? Eine hitzige Debatte oder einen verbalen Schlagabtausch über richtige und falsche Entscheidungen? Weit gefehlt, die beiden verbindet eine enge Freundschaft und so diskutieren sie in einem herzlichen, ehrlichen und offenen Gespräch über Revolutionen, Integration und sparen auch heikle Themen wie Israel nicht aus. Eine interessante und erhellende Verknüpfung historischer Entscheidungen und gegenwärtiger Politik.
Wie auch schon bei Helmut Schmidt und Fritz Stern ("Unser Jahrhundert") findet hier ein Interview in ruhiger und gelassenere Umgebung statt. Der Historiker interviewt den Politiker, der Politiker den Historiker. Beide analysieren Geschichte und Gegenwart, erhellend für den Leser.
Und selbst, wenn man den Politiker und Menschen Joschka Fischer nicht mag, so zeigt er doch ein profundes Wissen und eine politische Standhaftigkeit, die einem als Leser ein gewisses Maß an Respekt abnötigt.
(c) Christian Hesse, Oktober 2014 - Loel Zwecker
Vom Anfang bis heute
(19)Aktuelle Rezension von: WolfhoundLoel Zwecker komprimiert uns hier die Weltgeschichte auf unter 500 Seiten.
Dabei schafft er es durch seinen Schreibstil, aber auch durch vereinzelt eingestreute unnütze Anekdoten, den manchmal doch recht trockenen Geschichtsaspekt aufzulockern. An einigen Stellen konnte ich mir ein Schmunzeln oder auch Lachen nicht verkneifen.
Die Themen sind gut aufgearbeitet und machen auch Spaß. So bekommt man einen schönen knackig kurzen Einblick in vielen Aspekte unserer Geschichte.
Jedoch werden auch hier (unvermeidbare?!) Schwerpunkte wie z. b. die französische Revolution gesetzt und andere Bereiche werden nur angerissen. So werden Jahrhunderte der afrikanischen Geschichte nur wenige Seiten.
Auf der anderen Seite sind so schwierige Themen wie Rassismus und die Kolonialisierung meiner Meinung nach gut dargestellt und aufgearbeitet.
Leider ist der lockere, moderne Stil des Buches auch auf einigen Strecken etwas anstrengend und die Coolness und der Humor wirken zu gewollt, was mir zum Ende hin den Lesespaß etwas verhagelt hat. Dennoch ist es ein absolut lesenswertes Buch, aus dem man einiges mitnehmen kann und das mein Wissen in einigen Belangen doch wieder sehr aufgefrischt hat
- 8
- 12
- 24