Bücher mit dem Tag "einfaches leben"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "einfaches leben" gekennzeichnet haben.

57 Bücher

  1. Cover des Buches Die Wand (Marlen Haushofer: Die gesammelten Romane und Erzählungen 3) (ISBN: 9783546100793)
    Marlen Haushofer

    Die Wand (Marlen Haushofer: Die gesammelten Romane und Erzählungen 3)

     (904)
    Aktuelle Rezension von: Melanie_M1

    Das Buch ,,Die Wand" von Marlen Haushofer ist eine ruhige Geschichte, in der die Welt der Protagonistin im wahrsten Sinne des Wortes stillsteht. In dieser Überlebenssituation, in der sie sich befindet, treten Empfindungen und Bedürfnisse an die Oberfläche, die im Alltagstrott meistens untergehen.

    Als großer Naturfreund war das Setting sehr angenehm für mich. Auch die philosophischen Ansätze haben mir sehr gut gefallen, zwei Textstellen fand ich besonders berührend. Jedoch hat mir die Erzählstruktur überhaupt nicht gefallen. Die Handlungen der Protagonistin haben sich sehr häufig wiederholt und das war für mich auf Dauer sehr langweilig. Außerdem hat mich die Erzählerin teilweise mehrmals gespoilert, dadurch kam erst recht kein Spannungsbogen zustande. Das Ende hat mich auch ziemlich enttäuscht. 

    Zusammenfassend kann ich sagen: Im Rahmen der eigenen Selbstreflexion kann einem das Buch kostbare Impulse schenken. Als naturverbundener Mensch ist es außerdem schön, in dieses Setting einzutauchen. Jedoch wurde es alles andere als spannend geschrieben. Das Buch regt sehr stark zu Eigeninterpretation an, da viele Fragen bis zuletzt unbeantwortet bleiben. 


  2. Cover des Buches Die Bibel nach Biff (ISBN: 9783442312948)
    Christopher Moore

    Die Bibel nach Biff

     (796)
    Aktuelle Rezension von: PaulSteinmetz

    Die Geschichte behandelt ein spannendes und vor allem wenig betrachtetes Kapitel der christlichen Mythologie: Die Kindheit von Jesus und seine Jugend. Ja wir wissen er wurde in einem Stall geboren und ist später mit seinen Aposteln durch die Gegen gezogen. Aber was ist dazwischen passiert? Wie wurde er zu dem der Wunder verbracht hat?

    Dabei begleiten wir das ganze aus der Sicht seines Jugendfreunds Biff. Der hat eigentlich einen längeren Namen, aber das ist eben seine Abkürzung. Die beiden reisen durch die Welt ihrer Zeit und erleben so einige spannende Abeuter und wir erleben wie sich Jesus entwickelt. Und die Sicht von Biff auf das Geschehene ist urkomisch.

    Dabei wird sehr viel historischer Bezug genommen. Wer also grob in Geschichte und Religion bewandert ist, für den wird das hier ein Augenschmaus.

    Ich bin kein gläubiger Mensch, aber als Jesus am Ende stirbt habe ich geheult wie ein Schloßhund.

  3. Cover des Buches Der Trafikant (ISBN: 9783036959092)
    Robert Seethaler

    Der Trafikant

     (491)
    Aktuelle Rezension von: EmmaWinter

    Franz Huchel lebt mit seiner Mutter im Salzkammergut. Als sich die wirtschaftlichen Verhältnisse verschlechtern, schickt die Mutter ihn nach Wien zu Otto Trsnjek, der eine Trafik betreibt, einen kleinen Tabak- und Zeitungsladen. Dort wird der 17-Jährige zum Lehrling und eignet sich schnell an, was er für die Stammkundschaft wissen muss: Was in welcher Zeitung steht und die jeweiligen Vorzüge der verschiedenen Tabaksorten. Er begegnet Professor Freud und verliebt sich in ein undurchsichtiges Mädchen, das ihn nach der ersten Begegnung sitzen lässt. Seine verwirrenden Gefühle versucht er mit Hilfe des Arztes und Psychologen Freud zu ordnen. Was sich im Hintergrund anbahnte, bricht nun brutal in die kleine Idylle der Trafik ein: Im März 1938 marschieren deutsche Wehrmachtstruppen in Österreich ein.

    Ein sehr berührendes Buch über einen Jungen vom Land, der in der Großstadt seine Unschuld verliert - auf unterschiedliche Weise. "Und plötzlich wurde ihm bewusst, dass es diesen Buden nicht mehr gab. Weg war der." (S. 236) In diesem Roman wird viel gesprochen und geschrieben. Franzl diskutiert mit seinem Chef und mit Freud, schreibt der Mutter und erhält Antworten von ihr. Das war mir stellenweise etwas zu viel "Theorie", dennoch ist der Roman nicht dialoglastig. Die Handlung schreitet voran und entlarvt dabei immer mehr, dass weite Teile der Bevölkerung den "Anschluss" befürworteten und den unverhohlenen Terror, der sich auf den Straßen breit macht. Die kleine Trafik und ihr Trafikant stehen zunächst für einen Ort, der Weltoffenheit repräsentiert, mit den verschiedenen Tageszeitungen, Meinungen und dem so unterschiedlichen Publikum; später zentriertes es sich symbolisch auf ein kleines Bollwerk. Gab es zwischendrin kleine zähe Stellen, hat mich das Ende wieder komplett versöhnt.

    Die Sprache von Seethaler lässt einen durch die Seiten gleiten und unversehens ist die eindringliche Geschichte nach 250 Seiten zu Ende. Ein Roman, den ich sehr empfehlen kann.


  4. Cover des Buches Stoner (ISBN: 9783423254175)
    John Williams

    Stoner

     (450)
    Aktuelle Rezension von: wbetty77

    Um 1900 wächst Stoner auf der Farm seiner Eltern auf, soll diese Übernehmen. Als jungen Mann schickt ihn sein Vater zum landwirtschaftlichen Studium in die Stadt. Dort entdeckt Stoner seine Leidenschaft für Literatur. Anstatt Farmer wird er Literatur Professor, verliebt sich, gründet eine Familie. Die Ehe ist unglücklich, sodass sich Stoner in seine Arbeit flüchtet, zuverlässig, gewissenhaft, aber ohne Ambitionen Karriere zu machen. 

    Stoner ist eine Figur zwischen erfülltem Lebenstraum und tragischer Gestalt. Vielleicht, weil er trotz seiner Entscheidung zu lehren anstatt Farmer zu werden, nie wirklich in diesem Leben heimisch wird. Stoner ist ein sehr besonderer, außergewöhnlicher Roman, der, ebenso wie seine namensgebende Hauptfigur, im Gedächtnis bleiben wird.


  5. Cover des Buches In die Wildnis (ISBN: 9783492957779)
    Jon Krakauer

    In die Wildnis

     (394)
    Aktuelle Rezension von: eva_caro_seidel

    Krakauer untersucht die Persönlichkeit, das Umfeld, die Gedankenwelt Chris McCandless' in seinem Reportageroman "In die Wildnis".

    Ist Chris ein Spinner, der sich ohne ausreichende Nahrung, Ausrüstung, Kartenmaterial und Erfahrung allein in die alaskanische Wildnis wagt? Oder sollte er für seinen Versuch, mit so wenig wie möglich allein in der Natur zu überleben, bewundert werden? Diesen Fragen geht Krakauer in etlichen Geschichten, Zitaten und Interviews nach.

    Die Thematik setzt unzählige Gedanken in Gang, weshalb ich das Buch empfehle, denn die Auseinandersetzung damit, ob Risikobereitschaft Anerkennung oder Kopfschütteln verdient, ist interessant und individuell.

    Persönlich tendiere ich dazu, zu verurteilen, dass jemand sein Leben unvorbereitet und naiv riskiert - und verliert. Chris McCandless verhungert während seines Alaskaabenteuers. Das ist für mich leichtfertig und steht in Kontrast zu seiner Intelligenz und seinem netten Wesen. Aber jeder möge sich sein eigenes Urteil bilden.


  6. Cover des Buches Die Kunst des stilvollen Verarmens (ISBN: 9783499627576)
    Alexander Graf von Schönburg

    Die Kunst des stilvollen Verarmens

     (55)
    Aktuelle Rezension von: beastybabe

    Alexander von Schönburg ist vielleicht nicht allen ein Begriff, aber seine Schwester Gloria kennt wahrscheinlich jeder: sie trägt nun den Namen „von Thurn und Taxis“. Er erzählt uns vom Untergang des Adels in Deutschland, dass man ungeachtet eines klangvollen Titels durchaus Probleme haben kann, seine täglichen Rechnungen bezahlen zu können.

    Aber er zeigt uns in einer unglaublich eindrucksvollen, zuweilen sehr humorvollen und nachvollziehbaren Art und Weise, dass „arm sein“ keine Frage des Geldbeutels ist, sondern vielmehr unserer eigenen Einstellung.
    Er zeigt anhand vieler Beispiele, dass Reichtum im Überfluss die Menschen nicht glücklich macht, eher im Gegenteil. Wer viel besitzt, hat auch mehr Angst vor Verlust, weiß die einzelnen Dinge nicht mehr zu schätzen, strebt immer nach Höherem und wenn wirklich eine Krise kommt, stürzen diese Leute in ein ganz tiefes Loch.
    Wer sich dagegen auf andere Dinge im Leben konzentriert, kann auch mit ganz wenigen Dingen sehr glücklich und zufrieden werden.
    Es gibt Menschen, die definieren sich nur über ihre Arbeit, sehen diese als ihre Hauptaufgabe im Leben. Doch wer ist wohl glücklicher? Der Vater, der abends nach einem 12-Stunden-Tag erschöpft und gestresst mit viel Geld in der Tasche nach Hause kommt oder derjenige, der sich auch mal nachmittags die Zeit nimmt und mit seinen Kindern einen Spaziergang durch die Natur macht? Der eine bietet seiner Familie gemeinsame Zeit, die durch nichts zu ersetzen ist, der andere schenkt dafür vielleicht zu Weihnachten jedem Kind ein iPhone.
    Letztlich muss jeder selbst wissen, welche Werte er in seinem Leben schätzt. Höflichkeit, Hilfsbereitschaft, ein erfülltes Familienleben sind Werte, die nichts kosten … jeder Mensch kann damit sein Dasein bereichern.
    Wer dagegen ein teures Auto fahren will, viele Fernreisen machen will und immer die neueste Designermode tragen will, der wird damit nicht zwingend glücklicher.

    Dieses Buch nimmt die Angst vor Verzicht, zeigt eindrucksvoll, dass wir die vielen Dinge, die uns die Werbung vorgaukeln will, gar nicht brauchen. Man kann mit wenig Geld auf dem Konto genauso glücklich (oder noch viel glücklicher) sein als ein Multimillionär – es ist alles eine Frage der Einstellung und der Wertevorstellung.

    Mir hat diese Lektüre extrem gut gefallen und ich empfehle das Buch sehr gerne weiter. Sollte ich mal wieder essen gehen, werde ich mir ein gewisses Schmunzeln nicht verkneifen können, wenn „Rucola“ in der Speisekarte auftaucht … ;) Lest selbst, was es damit auf sich hat!

  7. Cover des Buches Ein ganzes Leben (ISBN: 9783446278424)
    Robert Seethaler

    Ein ganzes Leben

     (448)
    Aktuelle Rezension von: Julitraum

    Erzählt wird die Geschichte von Andreas Egger, der ein wahrhaft hartes und entbehrungsreiches Leben hat, aber nie daran verzweifelt. Der nüchterne, prägnante Erzählstil nimmt den Leser sofort gefangen. Relativ emotionslos wird Andreas Egger beschrieben, doch zwischen den Zeilen kann sich der Leser dieses harte Leben wahrhaftig vorstellen und wird nachdenklich und sollte dankbar sein, für die Annehmlichkeiten des Lebens, die wir genießen können.

    Mit etwa 4 Jahren kommt Andreas Egger zum Schwager seiner Mutter, einem Bauern, auf dessen Hof. Er erinnert sich kaum noch an die Mutter, die wohl unverheiratet war und an Schwindsucht gestorben ist. Einzig dem Umstand, dass noch etwas Geld vorhanden ist, kann er es verdanken, dass der Bauer ihn widerwillig bei sich aufnimmt. Natürlich wird ihm dort keine Fürsorge oder Liebe entgegengebracht. Niemand interessiert sich für das Kind, aber als Arbeitskraft ist er natürlich herzlich willkommen. Zudem muss er die Schläge des launischen Bauern ertragen, der immer einen Grund findet, seine Aggressionen an ihm auszulassen. Dabei geschieht es eines Tages, dass Andreas schwer am Bein verletzt wird. Daraufhin hat er sein ganzes Leben mit einem hinkenden Bein zu kämpfen, doch Andreas wird stärker und reift zu einem kräftigen Mann heran. Er lässt sich nicht mehr vom Bauern verrprügeln und verlässt den Hof. Für keine Arbeit ist er sich nicht zu schade. Er hat keine großen Erwartungen ans Leben, ist mit wenig zufrieden, schafft sich, sogar ein kleines, eigenes Heim. Dann lernt er Marie kennen und sein Leben verändert sich. Sie bringt wahrlich Licht und Freude in sein Leben, doch leider nicht lange. Wieder schlägt das Schicksal erbarmungslos zu und das ist leider nicht der einzige herbe Rückschlag, den Andreas Egger immer wieder und wieder erleiden muss. Jahrzehnte später trifft er wieder auf Marie, auf ungewöhnliche Weise. Im Alter ist er keineswegs verbittert sondern schaut noch zufrieden aus sein Leben zurück. 

    Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Die prägnante und teils bildhafte und bildgewaltige Sprache nahmen mich sofot ein. Der Autor zeigt gekonnt, dass es nicht viele Seiten braucht, um ein Leben, wie es früher oft genug vorkam, zu beschreiben. Ich bin auch sehr auf die Verfilmung gespannt.

  8. Cover des Buches Das Leben meiner Mutter (ISBN: 9783548288741)
    Oskar Maria Graf

    Das Leben meiner Mutter

     (21)
    Aktuelle Rezension von: gst

    „Der Mensch, der zum ersten Mal ganz hingegeben liest, dem scheint alles Gelesene Leben zu werden, Leben der nächsten Menschen, die er kennt.“ Diese Erkenntnis scheint Oskar Maria Graf tief beeindruckt zu haben. Das Lesen wurde ihm zur Obsession, später auch das Schreiben.

    In diesem Buch hat er seiner Mutter ein beeindruckendes Denkmal gesetzt.
    Die Zeit ihres Lebens vom 1. November 1857 bis ins Jahr 1934 wird lebendig. Als Leser erleben wir die Zeiten von König Ludwig II. ebenso mit, wie Bismarcks Politik und Hitlers Anfänge. Das Buch geht im ersten Teil vor allem auf den Alltag der einfachen Leute rund um den Starnberger See ein. Theres, die Bauerntochter, wird nach ihrer Heirat zur „Bäckin“ (Bäckersfrau). Obwohl Max Graf gerne eine Geschäftsfrau an seiner Seite gehabt hätte, kennt sie weiterhin nur Arbeit, Aufopferung für die Familie und Unterwerfung. Sie gebiert elf Kinder, von denen drei viel zu früh sterben. Oskar ist der Zweitjüngste (* 1984 in Berg am Starnberger See + 1967 in New York) und entdeckt seine Mutter erst, als sie nach der letzten Geburt dem Sterben näher ist als dem Leben (Beginn des zweiten Teils, der einer Autobiografie des Autors sehr nahe kommt).
    Was mir an diesem Buch besonders gefallen hat, war die chronisch aufeinander aufgebaute Entwicklung der Zeitgeschichte. Da liest man von Berufen, die es heute schon lange nicht mehr gibt, von der Einführung der Elektrizität, vom Auswandern nach Amerika. Graf, dessen großer Bruder so gar nichts von seiner Begeisterung für Bücher hielt, wollte ihm diese schlagend austreiben. Trotzdem blieb der seinem Vorbild Tolstoi treu und begann, in München an seiner Schriftstellerkarriere zu arbeiten.
     Sehr gelungene Beschreibungen von Personen und deren Charaktere wechseln sich mit spannenderen Abschnitten ab. Doch im Großen und Ganzen ist dies ein eher ruhiges Buch, das einen tiefen Einblick in die zweite Hälfte des vorletzten Jahrhunderts und das erste Drittel des vergangenen Jahrhunderts gibt. Gerade das macht es zu einem wahren Klassiker.

  9. Cover des Buches Die Farbe von Milch (ISBN: 9783453422544)
    Nell Leyshon

    Die Farbe von Milch

     (407)
    Aktuelle Rezension von: marielle_liest

    Mary lebt 1830/31 mit ihren Eltern, ihren drei Schwestern und ihrem Großvater auf einem Bauernhof. Ihre Kindheit ist trotz ihrer körperlichen Beeinträchtigung von harter Arbeit, Gewalt und Ignoranz geprägt. Nur zu ihrem Großvater hat sie ein liebevolles Verhältnis. Eines Tages wird die 15-jährige Mary in das noble Haus eines Pfarrers geschickt, um dort zu leben und die kranke Frau des Pfarrers zu pflegen. Zum ersten Mal erfährt sie Anerkennung und Freundlichkeit von der kranken Frau. Doch die schönen Momente sind leider nicht von Dauer.

    •••

    Zuerst war ich über den kindlichen und einfachen Schreibstil verwundert, bis ich nach ein paar Seiten verstanden habe, dass Mary selbst ihre Geschichte erzählt - in ihren eigenen Worten und ohne viele Satzzeichen. Ab diesem Moment war der Stil einfach nur genial und hat eine sehr intime Atmosphäre geschaffen. Man baut dadurch eine enge Bindung zu Mary auf, die trotz ihres Schicksals kein Blatt vor den Mind nimmt und unglaublich mutig ist.

    Auch wenn ich nicht zu viel verraten möchten, war die Gewalt gegenüber Mary für mich schwer zu ertragen. Und ich bin sicher, dass ihre schlimmen Erlebnisse jeden Lesenden mitten ins Herz treffen. Umso wichtiger finde ich, dass Marys Lebensgeschichte und  Geschehnisse dieser Art thematisiert werden. Und das gelingt der Autorin in diesem Buch auf herausragende und unglaublich berührende Weise. Denn auch wenn das Buch Mitte des 19. Jahrhunderts spielt und Gewalttaten zu dieser Zeit normalisiert und verharmlost wurde, sind sie genauso schrecklich wie Gewalt in der heutigen Zeit. 

    Ich hatte während des Lesens hin und wieder eine leise Vorahnung und dachte so oft „Oh nein, bitte nicht!“ und dann ist es doch passiert und ich war dennoch schockiert.

    Große Leseempfehlung für eine Geschichte über eine beeindruckende junge Frau mit einem phänomenalen Gespür für Gut und Böse. Ich habe das kraftvolle und packende Buch in Kürze verschlungen und werde sicher noch lange an Mary denken! 🩶

  10. Cover des Buches Der Mann ohne Geld (ISBN: 9783442172443)
    Mark Boyle

    Der Mann ohne Geld

     (17)
    Aktuelle Rezension von: SagMal
    "Das Geld arbeitet nicht mehr für uns. Wir arbeiten für das Geld. Das Geld hat die Macht über die Welt ergriffen. Wir als Gesellschaft verehren ein Gut, das an sich keinen Eigenwert besitzt, zu Lasten alles anderen." (S. 16)

    Ist ein Leben ohne Geld in unserer hochindustrialisierten Welt möglich? –  Der studierte Wirtschaftswissenschaftler Mark Boyle ist dieser Fragestellung im Jahr 2008 für 365 Tage im Rahmen eines Selbstexperiments nachgegangen und hat seine Erfahrungen anschließend in dem Buch „Der Mann ohne Geld“ niedergeschrieben.

    Geldlos leben
    Mark Boyles Experiment findet im englischen Bristol statt und startet mit einem „Essen-umsonst-Freeconomy-Fest“, bei dem ein „kostenloses, komplettes Drei-Gänge-Menü ausschließlich aus Abfällen und gesammelten Lebensmitteln für so viele Leute wie möglich“ zubereitet wird. Zuvor erklärt der ehemalige Geschäftsmann, warum er sich überhaupt für dieses Experiment entschieden hat, was hinter dem Begriff sowie der Bedeutung von Geld heute eigentlich steckt und wie er sich auf das Projekt vorbereitet hat.

    Danach kann der oder die Leser/in erleben, wie Mark sich ein ganzes Jahr lang komplett ohne Geld durchschlägt und wie er seinen Alltag bestreitet. Darunter fällt unter anderem wie er geldlos durch den harten Winter kommt, dabei Weihnachten komplett ohne Geld verlebt, wie ihn der Frühling beflügelt und der Sommer erst recht, wie er sich mit einem unwillkommenen Gast auseinandersetzt und sein Experiment mit einem noch größeren Umsonst-Festival beendet. Wichtige Lektionen aus einem Jahr ohne Geld dürfen selbstverständlich auch nicht fehlen und die Auseinandersetzung mit der Folgefrage: „Was kommt nach dem Experiment?“

    Hopp oder top? 
    Das kommt darauf an ...
    Den Ansatz des Buches finde ich wahnsinnig spannend, mutig und respektabel. Er schließt dabei wichtige Themen wie Klimaschutz, Lebensmittel- sowie Ressourcenverschwendung mit ein und hinterfragt für mich den kritischen Punkt des „unendlichen Wachstums“ sowie des Prinzips „Höher, schneller, weiter“. Besonders spannend fand ich außerdem den ersten Aspekt des Buches zum Thema Geld und was aus Boyles Sicht dahintersteckt. Aufschlussreich und spannend zu lesen war zudem sein Tramp-Trip nach Irland über Weihnachten zu den Eltern und was er dort alles erlebte. 

    An anderen Stellen ließ mich das Buch jedoch etwas irritiert zurück und warf mehr Fragen auf, als beantwortet wurden. Beispielsweise fragte ich mich währenddessen, wie er sich wohl sein Pflanzenwissen angeeignet hat oder wie das Ganze eigentlich in Sachen Krankenversicherung im Notfall aussieht. Außerdem haben mich persönlich die vielen aufgeführten Gespräche mit Journalisten etwas genervt. Klar muss man trommeln und die Medien involvieren, wenn man etwas bekannt machen möchte, aber das war mir irgendwann zu viel des Guten und ich hätte mir stattdessen eine ausführlichere Beschreibung der geldlosen Alltagsbewältigung gewünscht, die streckenweise etwas vage blieb. 

    Ich persönlich hatte zwischendrin auch mehrmals das Gefühl, dass der Autor von einem starken Leistungsmotiv getrieben wird. Als müsse er irgendjemandem was beweisen und auf Biegen und Brechen zeigen, dass geldloses Leben möglich ist (z. B. Stichpunkt Umsonst-Festival). Das fand ich etwas schade. 

    Fazit
    Das Buch regt dazu an, das eigene (Konsum-)Verhalten zu hinterfragen, den Fokus wieder mehr auf die Gemeinschaft zu legen, die Nähe sowie Verbundenheit zur Natur zu intensivieren und diese vor allem wieder mehr wertzuschätzen. Wer auf eine Anleitung hofft, um geldlos zu leben, wird hier aber sicherlich enttäuscht sein.


  11. Cover des Buches Alles öko! (ISBN: 9783746671000)
  12. Cover des Buches Rattentanz (ISBN: 9783548283937)
    Michael Tietz

    Rattentanz

     (168)
    Aktuelle Rezension von: supersusi

    Ich habe schon mehrere Bücher darüber gelesen, wie die Menschheit durch Stromausfall wieder in die Steinzeit katapultiert wird und Plünderungen, das Gesetz des Stärkeren, Mord und Totschlag herrschen und einige Menschen versuchen, ihre Werte beizubehalten und dennoch zu überleben  (z.B. Blackout, the Stand). Dieses Buch ist mit seinen über 800 Seiten das zweitdickste. 

    Sehr spannend, sehr erschütternd und sehr erschreckend. Die Menschen verrohen sehr schnell  und hätte man zu Coronazeiten den Kampf um Klopapier nicht miterlebt, würde man nicht glauben, dass die Menschen so schnell in puren Egoismus verfallen. Aber auch wenn das Buch die menschlichen Abgründe, den Schrecken, die Angst vor Vergewaltigung, Mord oder Verhungern und die Trauer um Kinder, Enkel, Familie und Freunde schildert, so ist es auch dennoch mit Humor geschrieben. Und es gibt immer wieder Hoffnung. Das Buch schreckt auch nicht davor zurück, zu zeigen, dass nicht nur böse Menschen die Oberhand gewinnen, sondern auch, wie Menschen mit Anstand und Moral in ihrer Verzweiflung im Kampf um´s Überleben töten, (fremde) Kinder zurücklassen oder zu Kannibalen werden. Alles in allem ein wahrer Pageturner und am Ende möchte man das Buch gar nicht weglegen, weil einem der Abschied von den Figuren, die man in ihrer schwersten Zeit begleitet hat, schwer fällt. 

    Zur Handlung : Flugzeuge fallen vom Himmel und es gibt keine Möglichkeit, Rettungsdienste und Feuerwehr anzurufen, da alle Telefone tot sind. Nach und nach dämmert es den Menschen im kleinen Dorf Wellendingen, dass der Strom ausgefallen ist. Keiner weiß, wann er wieder da ist. Was tun mit all den Leichen vom Flugzeugabsturz auf dem Acker ? Sie raufen sich zusammen und versuchen eine Lösung zu finden, damit keine Seuchengefahr entsteht oder das Grundwasser vergiftet. Eva, eine Krankenschwester arbeitet in der nächstgrößeren Stadt und erlebt, wie auf der Intensivstation alles drunter und drüber geht. Durch viele Verletzte (Ampeln fallen aus etc.) herrscht Chaos und im Laufe der nächsten Tage sind auch die Notstromgeneratoren alle. Sie versucht so lange wie möglich die Stellung zu halten und dann zu ihrer kleinen Tochter nach Wellendingen zu gelangen. Dies wird u.a. durch marodierende Banden erschwert. Ihr Mann ist z.Z. auf Geschäftsreise in Schweden und erlebt dort, wie alles zusammenbricht. Keiner ahnt, dass der Strom weltweit ausgefallen ist und so hofft man zunächst auf Hilfe von außerhalb. Die Geschichte hat mehrere Haupthandlungsstränge : Die Dorfbewohner, Eva, ihr Mann und "die Bösen". Immer wieder erschreckend, wie schnell letztere die Oberhand haben und brutal und ungestraft rauben, morden und vergewaltigen.

    Besonders beeindruckt hat mich, wie der Autor das Stimmenhören eines Schizophreniepatienten schildert. Da ich in der Psychiatrie arbeite finde ich das durchaus realistisch, denn es gibt Patienten, die das so beschreiben. Auch das Delirium ist treffend beschrieben, denn auch der Alkohol ist irgendwann alle oder geplündert. Ich mag auch die Art, wie er die Charaktere beschreibt und trotz nur weniger Worte tun sich Abgründe auf oder man ist sofort im Bilde. z.B. S. 19 " Aber man mußte ihr immer wieder sagen, was, wann und in welcher Reihenfolge zu erledigen war. Auch im Bett." oder S.33  " Im Gegensatz zum größten Teil seiner Umwelt war er zutiefst davon überzeugt, dass er das war, was gemeinhin als toller Hecht bezeichnet wurde."

    Alles in allem ein gelungenes Buch, sehr erschreckend und traurig, aber es zeigt auch, was man mit Zusammenhalt und Rückbesinnung auf alte Werte erreichen kann. 

  13. Cover des Buches Schnee, der auf Zedern fällt (ISBN: 9783455651430)
    David Guterson

    Schnee, der auf Zedern fällt

     (247)
    Aktuelle Rezension von: Dini94

    Zu Beginn des Buches befindet sich der Leser in einer Gerichtsverhandlung. Der japanischstämmige Amerikaner Kabou Minamoto wird wegen Mordes an einen amerikanischen Bürger angeklagt. Der Einzige der ihm eventuell helfen könnte, wäre der einarmiger Journalist namens Ishmael Chamber. Dieser jedoch befindet sich in Zwiespalt, denn seine Jugendliebe ist jetzt Kabou´s Frau.

    Der Klapptext deutet auf eine spannende Geschichte, jedoch wird der Leser sehr oft in die Vergangenheit zurück versetzt. Der Autor versucht mit den vielen Rücksprüngen, die damalige angespannte Situation zwischen Amerikaner und japanischstämmigen Amerikaner darzustellen.

    Das Gerichtsverfahren und die Mordaufklärung sind eher nebensächlich. Der Mordvorgang klärt sich auf die restlichen 100 Seiten. Tut mir Leid für den Spoiler. 

    Ja, es ist ein historischer Roman und ja, die Grundidee ist gelungen aber der Inhalt könnte etwas anders verpackt bzw. erzählt werden. Wem langwierige Lebensgeschichten gefallen, wird dieses Buch mögen.

  14. Cover des Buches Fast nackt (ISBN: 9783492250221)
    Leo Hickman

    Fast nackt

     (65)
    Aktuelle Rezension von: trollchen

    Fast nackt: Mein abenteuerlicher Versuch, ethisch korrekt zu leben

    Herausgeber ist Piper Taschenbuch; Auflage: Ungekürzte Taschenbuchausg. (1. Juni 2008) und hat 320 Seiten. 

    Kurzinhalt: Fair-Trade-Apfel aus Übersee oder heimischer Bioapfel? Was halten auswaschbare Windeln aus? Ein Jahr lang hat der Londoner Journalist Leo Hickman versucht, ohne schlechtes Gewissen zu leben: gesunde Ernährung, schonender Umgang mit natürlichen Ressourcen und der Versuch, bestimmten Großkonzernen seine Kaufkraft zu entziehen. Mit viel Witz berichtet er davon, wie er und seine Familie sich erfolgreich umgestellt – und damit ihr Leben von Grund auf umgekrempelt haben.

    Meine Meinung: Ich bin auf dieses Buch aufmerksam geworden, weil ich denke, dass ich immer noch etwas dazu lernen kann, wenn es darum geht, alles ein wenig zu minimieren oder auf etwas zu verzichten. Was aber mit dem Buch nicht so richtig gelang, denn es wurde immer nur drum herum geredet und ewig lange zu einem Thema was geschrieben, so dass ich nach cirka 80 Seiten aufgegeben hatte. Denn ich hatte mir etwas anderes in dem Buch vorgestellt, sodass mehr die Produkte bissel hervorkommen oder was überhaupt nicht geht. Aber dieses Rumgeeiere, das ist nix für mich. Und ich glaube, da sind auch 320 Seiten bissel zu viel für so wenig Input, das kann ich in einem Post kürzer lesen. Nee, das Buch konnte mich nicht überzeugen!

    Mein Fazit: Abgebrochen, ich hab mir was anderes darunter vorgestellt, zu langatmig, zu langweilig. Ich vergebe noch 2 Sterne und kann das Buch nur bedingt weiter empfehlen.

  15. Cover des Buches Baba Dunjas letzte Liebe (ISBN: 9783462054729)
    Alina Bronsky

    Baba Dunjas letzte Liebe

     (314)
    Aktuelle Rezension von: Arbutus

    Und ich denke, dass Marja nie hätte hierherkommen sollen. Es ist nicht die Strahlung. Es ist die Ruhe, die ihr zusetzt. Marja gehört in die Stadt, wo sie sich jeden Tag beim Bäcker zanken kann. Da hier niemand Lust hat, sich mit ihr zu streiten, spürt sie sich nicht mehr, quillt auf und geht dabei ein.


    Baba Dunja lebt in dem fiktiven Dorf Tschernowo, an der Grenze zwischen Weißrussland und der Ukraine. Aus einer einzigen Randbemerkung der alten Frau, die man suchen muss wie eine Stecknadel im Heuhaufen, schließe ich, dass Tschernowo nicht auf der ukrainischen, sondern auf der weißrussischen Seite der Grenze liegen muss. 

    Viele Jahre nach der Evakuierung auf Grund des Reaktorunfalls von Tschernobyl hat sich Baba Dunja entschieden, zurückzukehren, dorthin, wo sie ihre Wurzeln hat, auch wenn dies bedeutet, dass ihre Tochter sie nicht mehr besuchen wird. Ein paar weitere Versprengte findet man in dem halbverlassenen Dorf wieder: den alten Sidorow, die verrückte Marja, Petrow, der nur noch Haut und Knochen ist und vor diversen Lebensmitteln Angst hat, und die etwas zugeknöpften Gavrilows. Der Weg in die nächste Stadt ist mühsam für die alte Frau, muss aber hin und wieder zurückgelegt werden, wenn man wichtige Dinge braucht, die der eigene Garten nicht hergibt, oder um die Post abzuholen und Briefe aufzugeben. Eines Tages befindet sich zwischen den Briefen der Tochter aus Deutschland ein Brief ihrer Enkelin, die sie nur von einem Foto kennt. Allerdings ist er in einer fremden Sprache abgefasst ...

    Baba Dunja ist eine Heldin! Eine, wie ich sie nicht mehr seit „Zwei alte Frauen“ von Velma Wallis gelesen habe. Alina Bronsky zollt dem Alter den Respekt und die Würde, die ihm nie gewährt werden, obwohl sie ihm doch zustehen. Wo sonst liest man eine über Neunzigjährige als Ich-Erzählerin? Vielleicht in einem Rückblenden-Roman. Aber Baba Dunja lebt und erzählt in der Gegenwart. Sarkastisch und gnadenlos, und trotzdem irgendwie warmherzig, dass man sie einfach nur liebhat.

    Manchmal musste ich laut loslachen über ihren herrlichen trockenen, manchmal etwas makaberen Realismus. Für Baba Dunja sind auch die Toten real, manchmal führt sie mit ihnen Gespräche, ohne dabei aber jemals das Leben aus dem Auge zu verlieren. Das ist stark, ganz stark, wie die alte rüstige Frau ihren Alltag und ihre Gedanken in dem verstrahlten Dorf beschreibt. Mit großer Menschenkenntnis und Wertschätzung denkt sich die Autorin in ihre Protagonistin hinein.

    Ein unglaubliches Buch. Es stand zurecht 2015 auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. Ich kann es Euch nur wärmstens empfehlen.

  16. Cover des Buches Anni und Alois - Arm sind wir nicht (ISBN: 9783453604698)
    Julia Seidl

    Anni und Alois - Arm sind wir nicht

     (8)
    Aktuelle Rezension von: Pixibuch

    Von diesem Buch war ich total begeistert und fasziniert, denn hier konnte man wirklich erleben, wie glücklich und zufrieden Menschen sein können, die sich nicht am Konsum beteiligen sondern nur das wirklich Notwenige zum Leben haben und nicht mehr. Anni und Alois sind seit über 50 Jahren verheiratet und kennen eigentlich nur die Arbeit. Zwar war Anni als junges Mädchen in der Stadt in Stellung, aber als sie dann in Alosi Hof eingeheiratet hat, ist sie Selbstversorgerin. Sie baut ihr ganzes Gemüse an und macht alles für den Winter haltbar, so dass sie fast nichts dazukaufen muß. Sie züchtet Hühner und Gänse. Zwar verkauft sie auch etwas, aber zum großten Teil verwendet sie alles für sich selbst. Alois ist handwerklich begabt und zimmert und bastel alles. Das Ehepaar bekommt auch sehr viel geschenkt, Anni sammelt viel und so reicht die kleine Rente für die Beiden. Es wird nur ein Zimmer geheizt, Bad und Toilette gibt es nicht, einziger Luxus ein alter Fernseher, auf dem Serien geschaut werden. Das Paar hat vier erwachsene Söhne, die aber alle woanders beheimatet sind. Anni versteht es vorzüglich, Obstbäume zu veredlen und sie hat über 100 Apfelsorten. Die Winter sind hart und kalt im Bayerischen Wald, aber Alois und Anni sind deran gewöhnt. Die Beiden leben mit den Jahreszeiten und sind mit sich und dem Leben sehr zufrieden. Das Buch ist mit wunderbaren Fotos versehen, so dass man sich das Leben der Sigls gut vorstellen kann. Es wurden auch schon Sendungen im Bayerischen Fernsehen darüber ausgestrahlt. Das Bauernhaus wurde noch Alois Großvater errichet und es ist ihm bewußt, dass nach seinem Tod alles abgerissen wird. Eigentlich sind die beiden Leute wieder modern, denn heute versuchen sich einige Aussteiger an der einfachen Lebensart,

  17. Cover des Buches Tortilla Flat (ISBN: 9783423107648)
    John Steinbeck

    Tortilla Flat

     (95)
    Aktuelle Rezension von: Argentumverde

    Als Danny 1919 aus dem Krieg heimkehrt, erfährt er, dass sein Großvater ihm zwei Holzhäuser in der kalifornischen Siedlung Tortilla Flat vererbt hat. Eines davon überlässt er obdachlosen Freunden, und als es bald darauf abbrennt, nimmt er sie alle bei sich im zweiten Haus auf, wo sie gemeinsam in den Tag hineinleben – bis Danny sich verändert ...

    John Steinbecks nostalgischer und humorvoller Schelmenroman "Tortilla Flat" besteht aus einem Vorwort und siebzehn locker verknüpften Episoden. Sie handeln von kalifornischen Außenseitern, die nicht am New Deal teilhaben und lieber nichts besitzen. Die sogenannten Paisanos sind nicht in der amerikanischen Gesellschaft angekommen, stehen außerhalb: Während der Ort Monterey vor allem von Fischern italienischer Herkunft besiedelt ist, denen es wirtschaftlich etwas besser geht als den eingesessenen Paisanos, leben diese in ihrer eigenen Siedlung, ihrer eigenen Welt, der „Tortilla Flat“. Tagediebe und Lebenskünstler, die sich mehr recht als schlecht durchschlagen. Das erzählt Steinbeck so unterhaltsam und liebevoll, dass einem die Außenseiter richtig vertraut werden. Rund um die beiden Häuser drehen sich die Geschichten, dort spielen sich die kleinen Tragikomödien ab, Dialoge voller Witz und ungewollter Weisheit. Diesen Ton trifft John Steinbeck so unnachahmlich gut, ironisch, lakonisch, ein wenig nostalgisch und so locker, dass sich die Burlesken allein dafür zu lesen lohnen. 

    Mein Fazit: Wer hier einen tiefgründigen schweren John Steinbeck erwartet, wird enttäuscht sein. Lässt man sich aber einmal auf den lockeren Stil und den galanten Charme dieses Büchleins ein, so wird man viel Freude daran finden und viel Tiefgründigeres als gedacht.

  18. Cover des Buches Schande (ISBN: 9783596509515)
    J.M. Coetzee

    Schande

     (222)
    Aktuelle Rezension von: Daphne1962

    J.M. Coetzee ist ein Autor aus Südafrika und war mir bisher nicht so bekannt. Obwohl er schon den Nobelpreis für Literatur bekommen hat und 2 x den Booker Preis. Er lebt seit 2002 in Australien und ist bereits im hohen Alter von 80 Jahren.

    In seinem Roman "Schande" hat er einen Literaturprofessor angesiedelt, der nach 2 gescheiterten Ehen immer noch stark dem weiblichen Geschlecht zugewandt ist. David Lurie beginnt eine Affäre mit einer Studentin, die vom Alter her seine Tochter sein könnte. Nachdem die Geschichte ans Licht kommt fällt er in Ungnade bei seiner Universität. Er flieht zu seiner Tochter, die auf einer einsamen Farm lebt.

    Lucy lebt ein so ganz anderes Leben als das, was sein Vater kennt. Sie versucht auf einem entlegenen Stück Land eine kleine Farm aufzubauen. Dort kümmert sie sich um Hunde. Anfangs scheint es, als könne Lucys Leben ihrem Vater einen neuen und natürliche Rhythmus und Halt geben. Dann aber geschieht etwas, womit Vater und Tochter nicht gerechnet haben. Sie werden überfallen. Die Folgen werden die Beiden erst einmal aus der Bahn werfen. Konflikte und Meinungsverschiedenheiten kommen immer mehr zu Tage. Dabei greift der Autor auch das Thema Apartheit auf.

    Er schreibt schon sehr intellektuell, das hat er auch in der Rolle des Professors ausgelebt. Sehr düster beschreibt er die Atmosphäre auf dieser Farm. Da gruselt es einem schon ein wenig beim Lesen. Immer wieder möchte man auch Lucy durchschütteln und ihr sagen, was musst Du hier alleine leben?

    Der Autor Coetzee hat Südafrika den Rücken gekehrt vor vielen Jahren. Man hat hier nicht den Eindruck er rechne mit den "Schwarzen" ab, sondern er beschreibt hier eher das Versagen der "Weißen" in diesem Land. Um einen Einblick in das Leben in Südafrika zu bekommen, dem kann ich nur sagen, er sollte das nicht so umfangreiche Buch unbedingt lesen.

  19. Cover des Buches Satanstango (ISBN: 9783596180738)
    László Krasznahorkai

    Satanstango

     (8)
    Aktuelle Rezension von: Beagle
    Wer keine Fantasie hat, wird dieses Buch nicht verstehen! Wer sich nicht das Grauen der menschlichen Abgründe vorzustellen vermag, wird an der Geschichte keine Freude finden. Denn, was kann geschehen, wenn in einem längst verlassenen Dorf, einer Siedlung weit ab einer Stadt inmitten Ungarns, die paar übriggebliebenen Bewohner auf einmal zu träumen beginnen? Zu träumen beginnen, von einer besseren, für SIE besseren Welt. Nur noch wenige sind geblieben. Es sind kauzige Persönlichkeiten, die sich noch in der verfallenden Siedlung befinden, deren Häuser längst von Unkraut, Spinnen und sonstigem Ungeziefer befallen sind, die langsam, aber sicher, dem Verfall preisgegeben wurden. Die Schmidts: Er, ein geldgieriger und rechthaberischer Mann, der sich vor Allem durch seine Reden hervortut. Sie: eine alternde Hure, die es mit allen Männern im Dorf hatte, eine Art Dorfschönheit unter den Hässlichen dieses Fleckchens Erde. Die Halics: Sie, eine bibeltreue, von Reue befasste Besserwisserin, die einzig von der Sicherheit befallen ist, dass alle anderen, nur nicht sie, im Fegefeuer landen werden. Er, ein duckmäuserisches Männlein, das sich dem Alkoholkonsum ergeben hat. Die Kraners: Sie, eine dicke, hilfsbereite Frau. Er, ein starker Mann, dessen Geist jedoch schwach ist, da er nichts zu tun hat. Futaki: Ein hinkender Alter, der nichts mehr fürchtet, als den Tod oder, dass er eines Tages als Landstreicher durch die Gegend wandern muss, wenn er wieder aus der Siedlung vertrieben wird. Der Doktor: Ein ehemals geachteter Mann, der den lieben langen Tag in seinem Sessel vor dem Fenster sitzt, raucht und trinkt und das, was er vor seinem Fenster sieht, in Hefte notiert. Der Schuldirektor: Er hat es nicht verwunden, dass die Schule geschlossen wurde und lässt sich immer noch mit seinem Titel ansprechen, hofft, dass die Siedlung wieder zu neuem Leben erblüht. Daneben gibt es noch ein paar Gestalten, die sich unter die Bewohner mischen, auch sie fabelhaft beschrieben und jede einzelne mit einem spezifischen, auf sie zugeschnittenen Charakter belegt. Doch alles ändert sich in dieser Gemeinschaft, als Irimias, ein längst tot geglaubter „Heiliger“, aus der Stadt zurückkehrt. Alle erhoffen sich von ihm, dass er die Siedlung wieder mit Leben erfüllt, dass er ihnen ein besseres Leben beschert. Doch am Tage seiner Ankunft, nimmt sich die zehnjährige, geistig zurückgebliebene Estike das Leben. Irimias hält eine lange Rede, dass ihnen die Schuld an ihrem Tod gegeben werden muss. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf… Laszlo Krasznahorkai ist „ein Meister der Apokalypse“, so steht es im Klappentext geschrieben. Und wahrhaftig, dies ist nicht übertrieben! Präzise und brillant erzählt er von den hoffnungslosen Träumen der Dorfbewohner, er nimmt den Staat nach der Wende, nach dem Ende des Kommunismus in Ungarn gekonnt ins Visier seiner Geschichte. Zwar gibt sich die Erzählung mancherorts etwas langatmig, aber ansonsten ist das Buch ein uneingeschränkter Lesetipp!
  20. Cover des Buches Genug (ISBN: 9783404664368)
    John Naish

    Genug

     (25)
    Aktuelle Rezension von: oblomow
    Genug gibt es vor allem an allermöglicher Ratgeberliteratur, die ein besseres Leben verspricht. Eine Feststellung, die übrigens auch John Naish in seinem Buch "Genug" trifft. Dafür allein kann man Ihm jedoch nicht die Absolution erteilen, geschrieben hat er trotzdem ein weiteres. Dieses liest sich zwar an einigen Stellen ganz amüsant , aber leider auch nicht mehr. "Genug" hat sich Naish wohl auch bei der Quellenrecherche gedacht, alles hat man schon irgendwie irgendwo schonmal gelesen. Von der x-fach zitierten Studie in den Hawthorne-Werken, bis zur Philosophie des Aristoteles bemüht er nicht unbedingt Neues. Anhand der einzelnen Kapitel kann man schon erahnen, welche Tipps einen erwarten "Genug essen", "Genug Sachen", "Genug Arbeit".
  21. Cover des Buches Herr Jensen steigt aus (ISBN: 9783492968867)
    Jakob Hein

    Herr Jensen steigt aus

     (172)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Herr Jensen verliert seine Arbeit und findet bzw. will keinen neuen Job. Er kann eigentlich auch nichts außer Briefe austragen, aber weil das Profil seines Jobs verändert wird und er nicht die nötigen Qualifikationen hat, wird er entlassen. Das Arbeitsamt bietet ihm allerhand komisches Zeug an, aber passen tut nichts zu ihm. So findet er einen eigenen Bereich für sich. Er nimmt TV-Sendungen auf, analysiert, schaut an und hinterfragt was so alles kommt. Talkshows, Serien usw. Jakob Hein ist ein bissiges Buch gelungen, dass sehr ehrlich ist und viele Kuriositäten unseres Arbeitssystems aufzeigt und auch die Lücken und Schwächen. Ein großartiges Buch. 

  22. Cover des Buches Bibliothek der Träume (ISBN: 9783868276022)
    Lynn Austin

    Bibliothek der Träume

     (42)
    Aktuelle Rezension von: Walking_in_the_Clouds
    Lynn Austin ist eine begnadete Erzählerin, die es immer wieder schafft, ihre Leser mit den ersten Zeilen eines Romans völlig in eine andere Welt abtauchen zu lassen. Für „Bibliothek der Träume“ hat sie sich die Zeit der Weltwirtschaftskrise als spannenden historischen Hintergrund ausgesucht, vor dem sie eine nicht minder faszinierende Geschichte entspinnt, während der die Heldin von einem etwas naiven Bücherwurm zu einer patenten jungen Frau heranreift.
  23. Cover des Buches Das dritte Licht (ISBN: 9783969991992)
    Claire Keegan

    Das dritte Licht

     (97)
    Aktuelle Rezension von: loving-literature

    Es ist immer wieder erstaunlich wie manche Autor:innen es schaffen, mit so wenigen Worten so viel zu sagen! (Und das vor allem von jemandem, der das nicht kann, und immer viel zu viel sagt).

    Wie schon „Kleine Dinge wie diese“ ist „Das dritte Licht“ von Clair Keegan (bewusst) sehr kurz gehalten, mit knapp 100 Seiten, denn diese begnadete Autorin braucht nicht mehr und sagt damit doch alles!

    Eindringlich und noch feinfühlig, kein Wort zu viel, kein Satz zu wenig. Einfach unglaublich gute Lektüre, gefühlvoll und auf den Punkt.

    Was zurückbleibt ist das Gefühl von Wärme und Geborgenheit und dem Wunsch nach Mehr, obwohl es doch genug ist!

  24. Cover des Buches Das Tal des Himmels (ISBN: 9783552074019)
    John Steinbeck

    Das Tal des Himmels

     (18)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

     

    Mitten im Süden von Kalifornien liegt Das Tal des Himmels. Es ist ein schönes Land und die Menschen sind glücklich und zufrieden. So scheint es, aber unter der Oberfläche brodelt es gewaltig und bald schon soll ein Unglück passieren. Die Menschen sind so unterschiedlich dort und haben die seltsamsten Hobbies von Hinrichtungen bis hin zu seltsamen und grotesken Gottesanbetungen.

    Aufs Neue beweist John Steinbeck sein großes literarisches Können und entfaltet eine wunderbare Geschichte.

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