Bücher mit dem Tag "enthüllungsbuch"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "enthüllungsbuch" gekennzeichnet haben.

12 Bücher

  1. Cover des Buches Verdammnis (ISBN: 9783453442047)
    Stieg Larsson

    Verdammnis

     (2.571)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Mikael Blomkvist und seine Kollegen von Millenium recherchieren in einem Fall von Mädchenhandel und Prostitution von Minderjährigen. Nachdem ein Kollege ermordert wird und Mikael selbst nachforscht und dann ein weiterer Mord geschieht, steht für die Öffentlichkeit fest, Lisbeth Salander ist die Schuldige. Sie hat die Männer ermordet. Mikael glaubt aber an ihre Unschuld, aber hat keinen Kontakt zu ihr. Während er im Sumpf des Verbrechens ermittelt, versucht sich Lisbeth Zeit zu schaffen und selbst etwas über die wahren Mörder heraus zu finden. Beide kommen der Wahrheit immer näher und für beide hat sie schreckliches auf Lager. Im zweiten Band braucht man etwas, bis man in der Story drin ist. Aber dann gewinnt die Handlung an Fahrt und Logik und es wird ungeheuer spannend. Man taucht auch tief in Lisbeths Vergangenheit ein und offene Teile aus Verblendung werden zum Teil aufgeklärt. Holpriger Beginn, aber super spannend zum Schluß hin.

  2. Cover des Buches Vergebung (ISBN: 9783453442054)
    Stieg Larsson

    Vergebung

     (2.326)
    Aktuelle Rezension von: PWD_Kater

    Stieg Larsons Triologie ist fast perfekt, sein Stil, seine Spannungshaltung, seine immer wieder wechselnde Schauplätze. Ich kann nur sagen, dass so eine Triologie nicht täglich erscheinen wird und auch erscheinen kann. Es ist wirklich zu schade, dass der Autor zu früh verstorben ist, er hätte vielen Lesern noch so viel Freude bereiten können. 

    Es dreht sich nicht nur um das Hauptgeschenen und die Gerechtigkeit, es geht in seinen Büchern um viel, viel mehr. Es gibt sehr viele Nebenhandlungen, die auf ersten Blick gar nichts mit dem Hauptgeschehen haben, doch insgesamt genau dank dieser kleineren Erzählungen, die nebenbei verlaufen, macht es nicht nur dieses, sondern auch andere seine Bänder sehr spannend und interessant. Ich habe das erste Band "Verblendung" als Geschenk erhalten und wollte auch keine anderen Bücher lesen, bis ich "Verdammnis" und "Vergebung" gelesen habe. Alleine der Umstand, dass ich sehr bald mit dem dritten Band fertig werde, bereitet mir große Kopfschmerzen. Was werde ich nur lesen, denn solche Werke sind einmalig !! Es wird schwierig sein, so ein Niveau beizubehalten. Zögert nicht, kauft einfach seine Bücher. Das ist ein spektakulärstes Eregnis, auch für die, die nicht viel oder nicht sehr gerne lesen.

  3. Cover des Buches Der Raum, in dem alles geschah (ISBN: 9783742316950)
    John Bolton

    Der Raum, in dem alles geschah

     (12)
    Aktuelle Rezension von: monerl

    (3,5 Sterne)

    Meine Meinung
    Der Autor ist kein Unbekannter auf der amerikanischen Politikbühne. Wenn man sich seinen Lebenslauf und all die Ämter anschaut, die er schon inne hatte, wird einem schwindelig. Dabei fällt eines auf, John Bolton ist Republikaner durch und durch! Er teilt zum Großteil dieselben konservativen Werte mit Donald Trump. Oftmals hat er sogar noch strengere und konservativere Vorstellungen / Einstellungen, insbesondere zu den Themen Krieg, Beziehungen zum Iran usw. Meiner Meinung nach ist er ebenso wenig ein besonders offener und menschenfreundlicher Zeitgenosse, wenn man ihn mit Trump vergleicht.

    Wenn man sich mit der Person John Bolton und seinem Hintergrund etwas intensiver beschäftigt, kann man seine Aussagen und Intentionen im Buch besser einordnen und verstehen.

    Wir erfahren, wie der Autor ins Team des damals neu gewählten amerikanischen Präsidenten gekommen ist. Der Weg war nicht unbedingt gradlinig, wie man der damaligen Berichterstattung entnehmen kann.

    Bolton erzählt recht ausführlich wie Politik mit und unter Trump gemacht wird und es ist irgendwie genau so, wie man es sich gedacht hat hat: Von eine bestimmten Riege in seinem Umfeld fühlt er sich bevormundet, mit dem anderen Teil gibt es Besprechungen und Absprachen, die er wieder in Eigenregie teilweise nach Lust und Laune zunichte macht und seine Um-Entscheidung per Twitter für alle verteilt. Jeder neue Tag ist für die Regierungsmitglieder eine Art Überraschungsei. Wenn sie aufwachen, schauen sie Nachrichten und in Twitter, um zu sehen, ob Donald nicht etwas furchtbares fabriziert hat.

    Nach all diesen Seiten wird deutlich, dass der Autor ebenso von sich überzeugt ist, wie wir es von Trump kennen. Bolton ist sehr von sich überzeugt, von seiner Intelligenz und seinem strategischen Können. Aus dieser Sicht war es deshalb sehr interessant als auch sehr beängstigend zu lesen, wie mit den heißen Themen Beziehungen zu China und Russland, Umgang mit dem Iran, der damalige Konflikt in Venezuela, Verhandlungen mit Nordkorea usw. umgegangen wurde und wer wie wann etwas zu sagen hatte.

    Die Quintessenz dessen, die alle, die sich für Politik interessieren, schon geahnt haben, bekommen hier von John Bolton bestätigt: Donald Trump geht es nur um ihn selbst. Er versucht sich gut dastehen zu lassen, wie auch seine Familie. Bringt ein “Deal” ihn oder seine Familienmitglieder positiv ins Rampenlicht, war das Geschäft erfolgreich. Alles andere an Politik interessiert ihn nicht. Er hat kein echtes historischen Wissen und auch keine Ahnung von Geografie. Weltpolitische Abhängigkeiten begreift er ohne intensives Briefing kaum. Sein Verhandlungsgeschick ist begrenzt und man kann sogar dankbar sein, dass er manchmal so unenschlossen und sprunghaft handelt und entscheidet, denn das brachte es mit sich, dass unter Trump kaum Kriege geführt wurden. Wäre es nämlich nach Bolton gegangen, hätte es mindestens einen Krieg, nämlich mit dem Iran, gegeben, wie man seinen Worten im Buch entehmen kann.

    Fazit

    Ein Buch, von dem ich mir mehr versprochen hatte. Dennoch ist es nicht umsonst gewesen, sich durch all die Seiten zu lesen. Eine Qual war es nicht, keineswegs. Es war eher sehr beängstigend, wie ein absolut unfähiger Mann sich dennoch so lange auf dem Präsidentenstuhl halten konnte. Was noch schlimmer ist, alle wissen es, alle leiden mit und unter ihm und dennoch lassen sie es weiter zu, dass so jemand das einst bewundernswerte Land zerstört.

  4. Cover des Buches Bis an das Ende der Nacht (ISBN: 9783442459933)
    Christopher Coake

    Bis an das Ende der Nacht

     (35)
    Aktuelle Rezension von: skaramel
    Schon auf dem Buchcover von Christopher Coakes „Bis an das Ende der Nacht” preist niemand anderes als Nick Hornby an, dass beim Lesen dieses Buches die Gefahr bestünde das Atmen zu vergessen. Große Ansprüche, die ein noch unbekannter Autor mit diesem Zitat auf sich nimmt. Doch in jeder Zeile dieses Buches wird er diesen gerecht. „Bis ans Ende der Nacht” ist kein Buch, das eine einzige Geschichte erzählt. Viel mehr sind es sieben eigenständige Erzählungen, die zu einer Sammlung zusammen gefasst wurden. Was völlig zusammenhangslos klingt, erweist sich schon nach den ersten Geschichten als Fehlinterpretation. Alle Geschichten haben in einemPunkt etwas gemeinsam. Sie sind tragisch, mitreißend und spannend erzählt. Im Zentrum steht ein Schicksal, das jemandem wiederfährt. Coake versucht sich in Extremsituationen reinzufühlen und die Reaktionen und das Handeln dieser zu beschreiben. So erzählt Coake von einem Pärchen, dass in einer kalten Nacht in ihrem Ferienhaus eingschneit wird und ums Leben kämpft, von einem krebskranken Ehemann, der noch eine letzte Entscheidung zu treffen hat, sowie von einem Mann, der seinen besten Freund verliert und nun die Erziehung des Sohnes übernehmen soll. Jeder der Charaktäre wirkt ehrlich, ist einzigartig, und in seine Geschichte tief verknüpft. Man kann nicht anders als mit diesen Menschen mitzufühlen, sich in sie herein zuversetzen und Seite für Seite zu verschlingen. Nick Hornby hat Recht behalten: Sie werden vergessen zu atmen, oder zumindestens ein Problem damit haben das Buch wieder beiseite zu legen. (c) erschienen in der westfalenpost: april 2009.
  5. Cover des Buches Blackwater (ISBN: 9783888978548)
    Jeremy Scahill

    Blackwater

     (11)
    Aktuelle Rezension von: geraldrusch

    Das Buch beschreibt genau die Entstehung des Unternehmens und zeigt dabei alle gearteten Verbindungen mit politischen Würdenträgern, Stiftungen, Lobbyisten und Privatpersonen. Vortrefflich werden alle diskussionswürdigen Punkte aufgezeigt und insbesondere die Skandale aufgearbeitet und analysiert. Das Buch ist jedem zu empfehlen der dich mit privaten Militärdienstleistern beschäftigt und mit der Söldnerbranche.

  6. Cover des Buches Die einzige Weltmacht (ISBN: 9783864452499)
  7. Cover des Buches Fromme Sünde (ISBN: 9783740804510)
    Josef Rauch

    Fromme Sünde

     (19)
    Aktuelle Rezension von: our-red-carpet-of-books

    Vor ganz vielen Jahren habe ich einige Bücher von Dan Brown gelesen. Ich war total begeistert von der Idee Verschwörungstheorien, Geschichte, Vergangenes mit der Gegenwart und Zukünftigen zu verbinden und daraus einen spannenden Thriller zu entwickeln.

    Als ich den Klappentext von "Fromme Sünde" las, klingelte mir der obige Gedanke sofort in den Ohren und ich musste dieses Buch lesen.

    Ich kann Euch verraten, dass ich absolut begeistert war von der Umsetzung und der Art des Buches. 

    Das Buch ist in zwei verschiedenen Perspektiven erzählt. 

    Zum Einen aus der Perspektive des Autors Klüngelbein und des Privatermittlers Marlein. In diesen Abschnitten lesen wir insbesondere die Theorie, die Klüngelbein aufgestellt hat und welche Verschwörung er damit begründet. Diese Kapitel waren ausgesprochen spannend, da Sie sich sehr gut in den Kriminalfall herum einwebten.

    Im Kapitel mit unseren lieben Bär treffen wir dann auf eine urbayrische Dorfgemeinde, mit schrulligen aber dennoch liebenswerten Charakteren. Wir treffen auf eine eingeschworene Dorfgemeinschaft und auf trockenen bayrischen Humor. Zudem ist es an Bär einen Kriminalfall zu lösen, der besonders im letzten drittel des Buches zum absoluten Page Turner wird.

    Ich hatte sehr große Freude beim Lesen und bin sehr begeistert, wie der Autor dieses Buch umgesetzt und gestaltet hat.

    "Fromme Sünde" ist ein Band einer Reihe. Ich habe den Band außerhalb der Reihe gelesen und hatte überhaupt keine Schwierigkeiten die Geschichte zu lesen. Der Autor hat sehr clever Hinweise auf die Vorgänger gestreut, sodass ich als Leser absolutes Interesse an den weiteren Bänden der Reihe gewonnen habe und diese unbedingt lesen möchte! 

    Wer ein Freund von Dan Brown ist und trockenen bayrischen Humor sowie liebenswerte, schrullige Charaktere liebt, ist in diesem Buch genau richtig aufgehoben!

  8. Cover des Buches Kinsey (ISBN: 9783453600171)
    Bill Condon

    Kinsey

     (4)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    Das Buch zu der Filmbiographie um den viel zu unbekannten Sexualrevolutionär Kinsey: Ob man ihn wirklich als "zweiten Darwin" bezeichnen kann, sei dahingestellt, auf jeden Fall hat Professor K. das Leben aller Menschen verändert, indem er den Schleier gelüftet hat, der von Moralpredigern auf die Sexualität gelegt wurde. Endlich erkannte man, daß es nicht "nur" hetero- oder " nur" homosexuelle Menschen gab, sondern daß die menschliche Sexualität so vielgestaltig war wie die Menschen selbst und daß eine Kriminalisierung von bestimmten Handlungsweisen als verboten oder krankhaft nichts an deren Natürlichkeit änderte. Das Buch bietet hingegen nur einen kurzen Einblick auf eine vielschichtige Persönlichkeit, ansonsten sind nur Urteile Dritter vorhanden.
  9. Cover des Buches Die Macht der Verdrängung - George W. Bush, das Weiße Haus und der Irak - State of Denial (ISBN: 9783442129850)
  10. Cover des Buches Geld Macht Politik (ISBN: 9783426276624)
    Wigbert Löer

    Geld Macht Politik

     (1)
    Aktuelle Rezension von: M.Lehmann-Pape
    Akribisch recherchiert und aufbereitet

    Es ist nicht lange her, dass jene zwei Millionen Euro durch die Presse gingen, die Carsten Maschmeyer, damals noch Chef des AWD Finanzvertriebs, für die Buchrechte an Gerhard Schröders Erinnerungen kurz nach dessen Kanzlerschaft „auf den Tisch legte“.

    Ein Schelm sicherlich, wer dabei Böses denkt und dies gar in Verbindung mit der Veränderung der Modalitäten der Riester-Rente zugunsten der Provisionen der Finanzmakler bringen würde (wie es im Übrigen die Autoren des Buches bis dato rechtlich unwidersprochen durch Schröder oder Maschmeyer tun). Eine Veränderung, die Maschmeyers AWD (und damit Maschmeyer selbst) noch solventer machte.

    War dies eine „Abbuchung“ von Maschmeyers „Beziehungskonto“ bei Gerhard Schröder?

    Nicht die Kernfrage des Buches, aber ein Vorgang, der grell beleuchtet, wie das „System Maschmeyer“ bis heute funktioniert, Ob mit Schröder, ob mit Wulff, ob mit der „Hannover Connection“ oder mit jedem anderen „Männerfreund“ auch (wobei auch Ursula von der Leyen zum engeren Kreis von Maschmeyer gerechnet wird).

    Ein Imperium von Betrug, so hart muss man das übrigens sagen am Ende der Lektüre, das den Beratern des AWD nur eine Botschaft mit auf den Weg gab: „Verkaufen, verkaufen, verlaufen“, egal wem (auch den eigenen Großeltern), egal was, Hauptsache mit hoher Provision.

    Und auf dem Weg dann galt für Maschmeyer selbst: „Komplimente, Komplimente, Komplimente“. Bei den sorgfältig recherchierten Quellen im Buch ergibt sich fast ein Fremdschämen, mit welchem Honig, immer nah an der Grenze zum Pathos, Maschmeyer an „seine Freunde“ herantrat. Und wie solch teils platte „Belobigungen“ wohl angenehm entgegengenommen wurden (wie die tausende Euro teuren Weine als besondere Präsente).

    Da ist nicht einer, der „nur“ die Ellbogen ausgefahren hat, da hat einer, wie die Autoren es benennen, ohne moralische Bedenken „sein Ding durchgezogen“ und die Rechnung je mit allen Mitteln versucht, durch andere bezahlen zu lassen (bis hin zur Swiss-Select, die den AWD für teuer Geld gekauft hat und bis heute in juristische Prozesse des alten AWD noch verwickelt ist, während Maschmeyer als Milliardär hier ganz in Ruhe von der Seitenlinie aus zuschauen kann).

    Ein Buch, das im Kern beim Leser weitreichend Vertrauen erschüttert. Nicht nur in die Sparte der Finanzberatung (interessant zu lesen, warum ein nominell tatsächlich ja „ungebundener“ Beratungsdienst doch nur bestimmte Produkte verkauft hat und warum genau diese). Sondern auch in handelnde Personen bis in höchste Ämter hinein, die teils unverbrämt Geld, Sachwerte und Dienste entgegen nehmen, ohne dass letztendlich etwas „bewiesen“ werden könnte.

    Außer sich jene illustren Personen entweder öffentlich Empören über „unehrenhafte Anwürfe“ oder, was viel eher zu vermuten wäre, sich stillschweigend mit einem Lächeln über die öffentliche Diskussion begnügen.

    Das Buch ist fundiert, intensiv recherchiert und zeigt die Arbeitsmethode „Beziehungskonto“ Maschmeyers ebenso auf, wie die Struktur und die Praxis des AWD und die „tiefen Freundschaften“, die komischerweise immer bei Leuten dann im Raum stehen, die als Entscheidungsträger Wichtiges zu bestimmen haben.

    Eine sehr lesenswerte Lektüre.
  11. Cover des Buches Anpfiff, Enthüllungen über den deutschen Fußball (ISBN: 9783426039298)
    Harald (Toni) Schumacher

    Anpfiff, Enthüllungen über den deutschen Fußball

     (18)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Als FC-Fan von Kindesbeinen (und natürlich auch ein großer Schumacher-Fan) an habe ich es erst nach 30 Jahren geschafft, dieses Buch endlich mal zu lesen. Sicher, der Toni hat einige seiner Kameraden ganz schön in die Pfanne gehauen. Aus diesem Grund haben es auch einige aus meinem Bekanntenkreis nie gelesen. Aber ich muss sagen, wenn jemand so ehrgeizig ist und diese großen Ziele hat, muss und darf man sich auch gegen Querolanten (siehe WM 1986) wehren. Da muss man sich nicht wundern, wo manche "großen Talente" landen, wenn sie nicht den nötigen Ehrgeiz haben und auch manchmal nicht den inneren Schweinehund überwinden können. Nur etwas trainieren und ansonsten das schöne Leben genießen, reicht eben nicht.
    Aber was mich noch mehr überrascht hat ist die Tatsache, dass er damals in Sachen DFB/DFL schon sehr weitsichtig war und viele Dinge angesprochen hat, die Jahre später Wirklichkeit wurden.
  12. Cover des Buches Vatikan AG (ISBN: 9783442156801)
    Gianluigi Nuzzi

    Vatikan AG

     (8)
    Aktuelle Rezension von: Dr_M
    Die Entstehungsgeschichte dieses Buches, das wochenlang die italienische Bestseller-Liste dominierte, liest sich wie ein Teil eines Thrillers. Renato Dardozzi (1922-2003) nahm über 20 Jahre lang an den geheimen Sitzungen der engsten päpstlichen Mitarbeiter teil, weil er in dieser Zeit eine leitende Position in der Verwaltung der Kirchenfinanzen innehatte. Offenbar lebte er in einem schweren Konflikt zwischen Treue und Gewissen, denn er schaffte in dieser Zeit umfangreiches Material beiseite, das die unglaublichen Machenschaften der Vatikanbank (IOR, Instituto per le Opere di Religione, dt.: Institut für die Werke der Religion) bewies. Er lagerte dieses Archiv im Keller eines Tessiner Bauernhauses und verfügte, dass es nach seinem Tode dem Autor dieses Buches zufallen solle. Dieser brachte es dann nach Italien zurück, schrieb im Geheimen und zeigte das Manuskript erst einige Tage vor der Veröffentlichung einem der Bosse des IOR, der daraufhin leichenblass wurde.

    Der Autor wird nicht müde zu betonen, dass sich sein Buch nicht gegen den Heiligen Stuhl richtet, sondern gegen die Sünder in der Vatikanbank. Angesichts des Handelns von Paul VI., der Todesumstände von Johannes Paul I. und der folgenlosen Kenntnisse seines Nachfolgers über die Machenschaften des IOR, lässt sich der Heilige Stuhl jedoch nur schwer aus dem Geschehen heraushalten. Es ist Benedikt XVI. zu verdanken, dass ein klarer Schlussstrich gezogen wurde, für den dieses Buch der Anlass war. Insofern hat es der katholischen Kirche letztendlich genutzt.

    Nachdem 1968 die Kapitalerträge des Vatikans wieder der Besteuerung durch den Italienischen Staat unterworfen wurden, hatte die Kirche auf einen Schlag eine Milliarde Euro (nach heutigem Wert) nachzubezahlen. Daraufhin beauftrage Paul VI. einen Geistlichen und einen der Mafia nahe stehenden Laien enorme Beträge ins rettende Ausland zu transferieren. Damit und mit einigen in diesem Zusammenhang stehenden Todesfällen beginnt das Buch. Wenig später erfahren wir, dass das IOR bis 1. Januar 2010 wie eine Offshore-Bank mitten in Europa gewirkt hatte. Sie war unkontrollierbar und stand außerhalb der Gesetze Italiens und der EU. Auf diese Weise konnten nicht nur fromme Spender, sondern auch merkwürdige Stiftungen, die es in Wirklichkeit gar nicht gab, Nummernkonten errichten, Geld in bar einzahlen und dann zum Beispiel in die Schweiz transferieren. Für eines dieser Konten war der mehrmalige italienische Regierungschef Andreotti zeichnungsberechtigt, dessen enge Beziehungen zur Mafia inzwischen kein Geheimnis mehr sind.

    Darüber hinaus entwickelte der damalige Chef des IOR eine raffinierte doppelte Buchführung, die es gestattete, dass auch Gelder von Konten der Kirche zweckentfremdet nutzbar gemacht werden konnten. Schließlich wurde das IOR zu einer riesigen Geldwaschanlage für Schmiergelder im italienischen Politsumpf. Was bereits auf den ersten hundert Seiten dieses Buches zu lesen ist, steht in einem solch krassen Widerspruch zu den Moralpredigten der katholischen Kirche, dass man es kaum glauben will. Selbst als 1992 italienische Staatsanwälte der Geldwäsche auf die Spur kamen, blockierte der Vatikan die Ermittlungen in seiner Bank wo immer er konnte oder gab verzerrt nur so viel preis, wie nötig war. Andererseits führten die weltlichen Ermittlungen zu einem Machtkampf im Vatikan, der sich langsam wenigstens zugunsten einer inneren Aufarbeitung im IOR entschied.

    Doch selbst als der Vatikan auch noch nach der Schmiergeldaffäre immer wieder durch das IOR und sein merkwürdiges Geschäftsgebaren in Schwierigkeiten kam, blieb er bei seiner Geheimniskrämerei nach außen. Über einige dieser Baustellen berichtet der Autor am Ende des ersten Teils des Buches. Dort erfahren wir auch, dass die Päpste einen großen Teil ihrer ihnen zur alleinigen Verfügung bereitgestellten Mittel aus den Gewinnen des IOR beziehen, über dessen Aktivitäten sie sehr wohl informiert werden. Jedenfalls war das unter Johannes Paul II. so.

    Auf den letzten 50 Seiten widmet sich der Autor dann zwei Themen, die abseits des Geheimarchivs von Dardozzi liegen. Dabei geht es um den gescheiterten Versuch, nach 1992 eine neue große Partei der Mitte in Italien zu gründen und um die Dreiecksbeziehungen zwischen der sizilianischen Mafia, der Politik und dem IOR.

    Fazit.
    Wenn man dieses Buch gelesen hat, ist man entweder schockiert oder bekommt eine Bestätigung für seine Vermutungen. Die Vatikanbank IOR agierte bis wenigstens in die 1990er Jahre keineswegs wie eine Aktiengesellschaft, sondern wie eine Offshore-Bank. Denn im Unterschied zu einer öffentlichen AG ist eine Offshore-Bank eine Geldwaschanlage, die unkontrolliert im Geheimen arbeitet. Obendrein gab es in diesem Institut auch noch eine doppelte Buchführung, die es selbst den späteren vatikanischen Aufklärern erschwerte, den Transaktionen dieser Bank zu folgen. Das Buch ist relativ spannend geschrieben. Da der deutsche Leser jedoch nicht immer mit den innenpolitischen Gegebenheiten Italiens vertraut ist, hat er möglicherweise an manchen Stellen ein paar Schwierigkeiten, den geschilderten Abläufen und Figuren zu folgen. Dem Autor und seinem Buch ist es zu verdanken, dass die katholische Kirche als Institution einmal mehr gezwungen wurde, sich von ihrer mittelalterlichen Geheimniskrämerei zu lösen. Denn mit Botschaften der Bibel war das Wirken des IOR gewiss nicht zu vereinbaren.
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