Bücher mit dem Tag "entwicklungen"
16 Bücher
- Yuval Noah Harari
SAPIENS - Eine kurze Geschichte der Menschheit
(382)Aktuelle Rezension von: SebSapiens bietet einen umfassenden Überblick über die Geschichte der Menschheit, von den frühesten Homo sapiens bis zur Gegenwart. Harari erklärt hier, wie kognitive Revolutionen, Religionen und wirtschaftliche Systeme unsere Gesellschaften geprägt haben. Mit seiner klaren und fesselnden Sprache regt das Buch zum Nachdenken über die Zukunft und die Rolle der Menschheit an.
- Florian Illies
1913
(294)Aktuelle Rezension von: bibliophilaraGeschichte fand ich früher meistens furchtbar langweilig. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass ich einen Lehrer hatte, der ununterbrochen nur zusammenhanglose Monologe geführt und irgendwelche Daten von unterzeichneten Verträgen in seinen Bart genuschelt hat, ohne jemals etwas an die Tafel geschrieben zu haben. Aber der Kunsthistoriker Florian Illies beweist, dass es auch anders geht. 2012 veröffentlichte er ein historisches Sachbuch, das nur in einem einzigen Jahr spielt: „1913“. In über 300 Seiten entführt er den Leser in ein Zeitalter, das selbst unsere Großeltern nicht miterlebt haben und bietet eine neue Perspektive auf längst vergangene Epochen.
Was ist eigentlich 1913 so alles Wichtiges passiert? Ich wusste vor dem Lesen dieses Buches nur, dass ein Jahr zuvor die Titanic unterging und ein Jahr danach der erste Weltkrieg durch die Ermordung Franz Ferdinands ausgelöst wurde. 1913 selber war für mich aber ein unbeschriebenes Blatt Papier. Jetzt habe ich das Gefühl, dass ich fast alles weiß: Wie Louis Armstrong an seine erste Trompete kam oder Sigmund Freud an seine Katze, welche Intentionen der Kubismus hegte, wie Thomas Mann seine Homosexualität vertuschte und noch vieles mehr. Illies beschäftigt sich mit zahlreichen Themen wie Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Mode, Musik, Literatur, Architektur, Philosophie und vor allem Kunst. Dabei stellt er die bedeutendsten Persönlichkeiten dieser Zeit vor. Ein besonderes Augenmerk legt er dabei unter anderem auf Franz Kafka, Adolf Hitler, Alma Mahler, Ernst Ludwig Kirchner oder Else Lasker-Schüler und wirft einen Blick hinter die Kulissen dieser großen Namen.
Das Sachbuch ist in insgesamt zwölf Kapitel unterteilt. Jedes Kapitel steht für einen Monat und beginnt jeweils mit einem Bild und einer Vorschau. Innerhalb dieser Kapitel wird wieder in Abschnitte gegliedert, die nicht mehr unbedingt chronologisch vorgehen. Ihre Länge kann von einem Satz bis zu maximal fünf Seiten variieren und befasst sich entweder mit einem Ereignis oder einer Anekdote über eine Berühmtheit, bei der häufig auch Zitate aus Büchern, Briefen, Tagebüchern oder anderen Niederschriften eingefügt werden.
Illies schreibt optimistisch, humorvoll und manchmal auch sarkastisch, verwendet außerdem den Präsens und wendet sich gelegentlich direkt an den Leser, um Wissenswertes, das inzwischen 103 Jahre auf dem Buckel hat, wieder lebendig zu machen. Sein schriftstellerisches Talent zeigt sich ebenfalls darin, wie geschickt er Verknüpfungen zwischen an sich voneinander unabhängigen Abschnitten mit Wortspielen, Randinformationen, Vergleichen, Wiederholungen oder rhetorischen Fragen schafft und somit aus der episodischen Erzählung, wie aus tausend kleiner Scherben, ein buntes, vollständiges Mosaik kreiert. Der intellektuelle Anspruch wird neben dem Inhalt, der gewisse künstlerische Vorkenntnisse erfordert, mit hoher Eloquenz und komplexem Vokabular fortgeführt. Nicht Wenige werden von Begriffen wie Galopin, exaltieren, Mäzen, Samowar, Clochard, sakrosankt oder Päderastie zumindest einen nicht aus dem Stegreif definieren können.
Bemerkenswert ist ebenfalls der große Aufwand an Recherchen, den Illies über sich hat ergehen lassen. Die Auswahlbibliographie ist klein gedruckt und ellenlang. Es ist demnach nur ein Ausschnitt aus den zahllosen Werken, die er durchwälzt hat, um das Jahr 1913 perfekt zu rekapitulieren. Allein das hat meiner Meinung nach volle Anerkennung verdient. Leider ist ihm dann doch ein kleiner Fehler unterlaufen, denn er verwechselt Kokoswasser mit Kokosmilch. Kokoswasser ist die Flüssigkeit, die im Hohlraum einer Kokosnuss liegt; Kokosmilch wird dagegen aus dem gepressten Fruchtfleisch gewonnen. Die Anekdoten sich gleichermaßen faszinierend, wie auch verstörend. Neben Homosexualität sind auch Inzest, Polygamie, Prostitution, Drogenkonsum und Psychosen keine Tabuthemen.
Warum gerade das Jahr 1913 gewählt wurde, vermag ich lediglich zu mutmaßen. Es könnte einerseits daran liegen, dass der erste Weltkrieg sich bereits anbahnte, das Jahr also historisch betrachtet wie ein Wetterumschwung war und die Menschheit damit gut repräsentiert: Eine Mischung aus Gut und Böse. Künstlerisch gesehen waren die 1910er ein Zusammenprall vieler verschiedener Stile, die facettenreiche und widersprüchliche Kunstwerke zutage brachten. Genau das Richtige also für einen Kunsthistoriker wie Florian Illies. Andererseits liegt das Jahr auch inzwischen weit genug zurück, um keine Zeitzeugen mehr zu haben, die sich noch daran erinnern könnten. Es bleiben uns also nur noch Archive, um Informationen einzuholen.
Falls es jemals eine Fortsetzung von „1913“ geben sollte, würde ich sie definitiv auch lesen, jedoch bezweifle ich, dass es dazu kommen wird. Es würde mich wirklich brennend interessieren, für welches Jahr sich Illies dann entscheiden würde. Aber vielleicht kann sogar er die Frage nicht richtig beantworten.
Wer weder vor Kunstgeschichte noch vor hochgestochener Sprache zurückschreckt, hat mit „1913“ von Florian Illies das perfekte Lesefutter gefunden. Egal wie viel Vorwissen man besitzen mag, niemand wird nach dem Lesen behaupten können, nichts spannendes Neues in Erfahrung gebracht zu haben. Wer sich allerdings eher als Kulturbanause bezeichnet, sollte um dieses historische Sachbuch einen großen Bogen machen. Ich zolle Illies‘ Recherchearbeit und fantastischem Schreibstil höchsten Respekt. Besser hätte man ein Buch zu diesem Thema gar nicht umsetzen können. Der kleine Fehler mit der Kokosnuss ist zu gering, als dass er hier ins Gewicht fallen könnte, deswegen erhält „1913“ von mir verdiente fünf Federn.
- J. P. Monninger
Liebe findet uns
(423)Aktuelle Rezension von: ReiShimuraFür mich war das Buch in mehr als einer Hinsicht überraschend. Leider waren die Überraschungen nicht nur positiver Natur. Aber fangen wir mal mit den positiven Dingen an.
Das Buch wird aus der Perspektive von Heather erzählt, eine der Hauptpersonen, die mit ihren zwei Freundinnen nach Abschluss der Universität durch Europa reist. Die drei Freundinnen sind grundverschieden, ergänzen sich aber perfekt und man spürt beim Lesen die tiefe Freundschaft, die sie verbindet. Diesen Teil der Geschichte habe ich besonders gemocht.
Auch die Ortsbeschreibungen von Autor J.P. Monninger waren hervorragend. Ich hatte beim Lesen wirklich das Gefühl mit den Protagonisten durch Paris zu schlendern oder im Zug nach Amsterdam zu sitzen. Ich konnte den Wind auf meiner Haut spüren und die verschiedenen Gerüche wahrnehmen. Dies muss man dem Autor wirklich zugutehalten, dass er es mit seinem Schreibstil schafft, den Leser in die Geschichte hineinzuziehen. Die Stimmung des Buches ist meiner Meinung nach ziemlich düster und getragen, dies wird auch durch den Erzählstil des Autors unterstrichen. Viele Stellen des Buches sind langatmig und ich habe oft auf die Seitenanzahl geschaut, um zu sehen, wann ich es denn endlich geschafft habe.
Die Geschichte dreht sich um die Liebesgeschichte von Heather und Jack, die sich zufällig begegnen und vom ersten Augenblick unsterblich ineinander verliebt sind. Diese unglaubliche und allesverzehrende Liebe habe ich aber nicht gespürt. Für mich sprang da kein Funke über und es war kein Knistern zu spüren. Dies liegt meiner Meinung nach vor allem an Jack, der mich die meiste Zeit einfach nur genervt hat und dessen Charakter und Verhaltensweisen ich nicht verstehen konnte. Mir ist bewusst, dass Jack den Großteil des Buches absichtlich mysteriös dargestellt wird und dies erst gegen Ende gelöst wird, aber ich fand ihn weniger mysteriös, sondern eher arrogant und nervig.
Liebesromane müssen nicht immer seicht sein oder ein Happy End haben. Bei einem guten Liebesroman sollte es um die großen Gefühle gehen und da dürfen auch gerne mal die Tränen beim Lesen fließen. Leider war hier nichts davon der Fall. An vielen Stellen habe ich mich durch das Buch gequält und mir nur mehr gewünscht, dass es endlich ein Ende hat.
- Kami Garcia
Beautiful Redemption
(72)Aktuelle Rezension von: ichundelaineSixteen months, sixteen years
Sixteen of your deepest fears
Sixteen times you dreamed my tears
falling falling through the years...
Gatlin is a typical Southern town, slow to pick up on new stuff and big on Confederate Flags, biscuits and gravy. Everybody know everyone and nothing serious ever happens. Ethan, who only recently lost his mother, is about to be entirely sick and tired of the small-town life, when mysterious Lena Duchannes, niece of the even more mysterious Macon Ravenwood enters his life.
While he and Lena become closer, he discovers the secrets that lie underneath the sleepy town of Gatlin as well as the secrets hidden in the hearts of his fellow inhabitants.
However, Lena is in severe danger - on her 16th birthday some crucial decision will be made for her - and both of them try to fight it with the help of trusted friends and family.
I really don't want to spoil anything by talking too much about the plot, you just have to find out for yourself. As for he style - I was completely sucked into the story and could hardly put the book away. Garcia/Stohl tell a story with an elaborate setting. In the Style of Anne Rice they create a dark Sounthern gothic frame for the story of two star-crossed lovers. I really enjoyed the bits and pieces about aging Southern Belles and their nasty offspring, the Re-enactment-craze as well as the food Amma cooks, having lived in the South for a couple of years myself.
A really great prelude to a series I'll definitely read!
- Kathinka Engel
Love is Loud – Ich höre nur dich
(272)Aktuelle Rezension von: nadine_bookloveandmore"Love is Loud" lag jetzt etwas länger auf dem SuB, nun hatte ich die Zeit und Lust das Buch zu lesen, und habe es auch schon beendet 🤓.
Zunächst, das Cover ist ein Blickfang und gefällt mir. Der Schreibstil ist angenehm flüssig, und ich habe die Geschichte in einem Rutsch gelesen.
Zu Beginn war die Geschichte eher ruhig und ist im Gegensatz zu den letzten knapp 30% vor sich hin geplätschert, was aber nicht heißt, dass ich gelangweilt war. Tatsächlich nimmt die Story erst zum Ende hin an Fahrt auf und wurde spannend, und irgendwie ging dort auch alles Schlag auf Schlag, was ich etwas zu schnell empfunden habe.
Das Setting New Orleans wurde bildlich und detailreich beschrieben, was mir gut gefallen hat.
Die Thematik mit der Musik hat mir gefallen und auch zum Setting selbst und zu Link gepasst.
Franzi und Link sind zwei komplett verschiedene Menschen, aber mir haben sie als Protagonisten und so wie sie hier dargestellt wurden gefallen.
Aber tatsächlich war mir Hugo hier der liebste Charakter 🥰.
•••
Die Geschichte war nett für zwischendurch, aber die weiteren Teile werde ich nicht lesen.
Von mir gibt es 4 ⭐️ und eine Leseempfehlung. - Emilia Schilling
Lovett Island. Sommerflüstern
(45)Aktuelle Rezension von: iris_2Nachdem ein Wirbelsturm in der Karibik gewütet hat, ist Trevor vermisst - doch Maci gibt die Hoffnung nicht auf in doch noch zu finden. Violet begibt sich endlich auf die Suche nach ihrer Mutter und versucht gleichzeitig Brent zu seinem Glück mit seiner kleinen Tochter zu verhelfen. Für Violet scheint alles den Bach unterzugehen. Sie muss über ihren Schatten springen, denn diese Probleme sind nur im Team zu lösen.
Ich muss leider sagen, dass es für mich der schwächste Band der Reihe war. Es war für mich vorhersehbar, obwohl mich das gar nicht gestört hat. Aber vieles, was an Spannung in den ersten beiden Teilen aufgebaut wurde, wurde im letzten Teil zu schnell zu Ende gebracht. Für mich war letztendlich auch Violet's Geschichte am schwächsten, obwohl mir die Story um Brent's Tochter sehr zugesagt hat. Natürlich bin ich von Maci und Trevor begeistert - etwas mehr Leidenschaft und prickelnde Szenen hätten ruhig noch dabei sein können. Ein Highlight bei mir war Blair. Sie hat vermutlich die größte Entwicklung von allen Personen hingelegt - von einem verwöhnten unsympathischen Mädchen zu einer bemerkenswerten und sympathischen jungen Frau. Das fand ich es nur angebracht, dass auch sie ihre bessere Hälfte gefunden hat - wer könnte da besser passen als Ezra - herrlich die zwei.
Der Schreibstil war wieder gelungen - ich habe bei der Suche nach Trevor richtig mitgefiebert und konnte mich prima in alle Situationen hineinversetzen...tolles Ende einer Wohlfühlreihe
- Bill Gates
Wie wir die Klimakatastrophe verhindern
(8)Aktuelle Rezension von: SoerenWir alle wissen, dass die Erderwärmung ein wichtiges globales Problem ist. Seit vielen Jahren untersucht der ehemalige Softwarefirmenchef Bill Gates daher die Möglichkeiten und Wege, wie wir den Klimawandel und die damit einhergehenden Auswirkungen reduzieren und verhindern können. Sein erklärtes Ziel ist die Netto-Null-Emission der Treibhausgase. Dass diese nicht einfach zu erreichen ist, wissen wir alle und auch Bill Gates geht da nicht mit Scheuklappen durch die Welt. Er untersucht die verschiedenen Aspekte, zeigt auf, was uns im Weg steht und wie wir diese Schwierigkeiten beseitigen können. Gates verwendet dafür leicht verständliche Erklärungen und bemüht sich, den mahnenden Zeigefinger zu vermeiden. Ich für meinen Teil war erstaunt, in welchen Prozessen unseres täglichen Lebens wir direkt oder indirekt den hohen CO²-Austoß verursachen, und welche Möglichkeiten zur Reduzierung es bereits gibt. Ebenfalls sehr lobenswert fand ich, dass Gates nicht eine Vorgehensweise als einzig richtige Lösung propagiert, sondern verschiedene Methoden vorstellt, die alle zum gewünschten Ergebnis führen könnten. Hilfreich waren zudem die Denkanstöße am Ende, was die Politik und was jeder Einzelne tun kann, damit unsere Erde weiterhin ein lebenswerter und bewohnbarer Planet bleibt.
Die ungekürzte Hörbuchfassung geht neuneinhalb Stunden und wird souverän von Frank Arnold gelesen. - Gabriella Engelmann
Eine Villa zum Verlieben
(104)Aktuelle Rezension von: tinstampDiesen Sommer habe ich ganz unverhofft den dritten Band dieser Reihe von Gabrielle Engelmann vom Verlag zugeschickt bekommen. Da ich Buchreihen lieber nacheinander lese, habe ich versucht die ersten beiden Bände gebraucht zu bekommen. Doch dann gab es diese plötzlich in meiner Bücherei und so griff ich sofort zum ersten Band, der sich um eine alte Villa und drei ungleichen Frauen dreht.
Floristin Nina, Innenarchitektin Stella und Reisebürofachfrau Leonie stehen alle vor beruflichen oder privaten Veränderungen in ihrem Leben.
Nina muss sich einen neuen Job suchen, denn ihre Chefin schließt den Blumenladen, in den sie arbeitet und zieht weg. Die allseits beliebte Florstin gibt zusätzlich per Mail und ihrem Blog Auskunft über Blumenpflege, wobei sich ein sehr intensiver Mailkontakt mit einem Mann namens "Asterdivaricatus" ergibt.
Die erfolgsverwöhnte Stella liebt einen verheirateten Mann und steht beruflich kurz vor einem Burn-Out. Leonie ist unglücklich in ihrem Job als Reisebüroassistentin. Sie kommt ursprünglich aus dem Alten Land und wird von ihrer Chefin gemobbt. Die Romantikerin träumt von einer großen Familie, doch mit ihren 39 Jahren tickt die Uhr immer lauter.
Alle drei sehen die Zeitungsannonce über eine Villa im Hamburger Stadtteil Emsbüttel. Der Besitzer sucht Bewohner, die sich um Haus, Garten und die zwei Katzen kümmern sollen. Die drei Frauen bekommen den Zuschlag und sind begeistert von der renovierungsbedürftigen Villa, die mit ihrem eigenwilligen Charme glänzt. Nina will sich um den Garten kümmern und Leonie um die beiden Katzen, Stella soll die Renovierungsarbeiten überwachen. Ein perfektes Trio - doch während sich Leonie und Nina auf Anhieb verstehen, werden die beiden mit der erfolgsverwöhnten und "aufgetackelten" Stella nicht wirklich warm.Der luftig leichte Roman hat mich sehr gut unterhalten. Ich bekam genau das, was ich mir erwartet hatte: einen süßen Roman zum Entspannen und Wohlfühlen mit drei interessanten Hauptprotagonistinnen, unterhaltsamen Dialogen und einem schönen Setting. ..einfach perfekt zum Abschalten.
Es machte Spaß die drei Protagonistinnen zu begleiten. Wider Erwarten werden die Frauen doch noch sehr gute Freundinnen und erleben das eine oder andere Abenteuer und so einige Turbulenzen. Und in die schöne Stadtvilla würde ich am liebsten selbst sofort einziehen.
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Leonie, Stella und Nina erzählt. So erlebt man immer hautnah ihre Gefühle und Gedankengänge mit.
Ein Auge zudrücken sollte man, wenn aus der gelernten Floristin plötzlich eine großartige Antiquitätenverkäuferin wird, die den Laden fast alleine schupft oder aus der Reisebürofachfrau eine Restaurantsfachfrau wird, die für ihren neuen Chef in dessen Abwesenheit das Nobellolkal leitet. Hier schrammt die Autorin an der Grenze vorbei, die ich noch akzeptieren kann.
Den zweiten Band dieser Reihe habe ich auch schon gelesen...die Rezi dazu folgt in den nächsten Tagen.Fazit:
Ein romantischer Wohlfühlroman, der sich bestens zum Entspannen und Wohlfühlen eignet. Ein bisschen Dramatik und Romantik geben der Geschichte, die mich gut unterhalten hat, noch etwas Pfeffer. - Michael Petery
Michelangelo- Frömmigkeit und Ironie
(2)Aktuelle Rezension von: BTOYABei "Michelangelo - Frömmigkeit und Ironie" handelt es sich um den 1. Band einer Trilogie um das Leben und Schaffen des italienischer Malers, Bildhauers, Architekten und Dichters Michelangelo Buonarroti (1475-1564). Der Autor Michael Petery hat diese Trilogie als Romanbiografie angelegt und mit dem 1. Band begibt sich der Leser in den Zeitabschnitt 1490 bis 1508 und begleitet Michelangelo vom Knabenalter / seiner Ausbildungszeit in Florenz bis ins 33. Lebensjahr / der Vollendung der Bronzeskulptur Papst Julius II in Bologna. »... Neben dem Menschen, von dem erzählt wird, und dem Erzähler sei bei einem so konzipierten Buch der Leser idealerweise im Bunde der dritte. Wenn es gelingt, dass er bei der Lektüre selbst in den Bann des Geschehens so weit hineingenommen ist, dass er eigene Gefühle wie Spannung, Mitgefühl, vielleicht auch Ärger über bestimmte Handlungsweisen des Helden entwickelt, dann ist das Ziel des Unternehmens erreicht. Das Buch soll gewissermaßen Gelegenheit geben, über Raum und Zeit hinweg mit dem Michelangelo des Erzählers in ein Gespräch zu treten, in dem der Leser sagen kann: Ich verstehe jetzt, warum Michelangelo dieses oder jenes getan hat. Ich kann nachvollziehen, wie es ihm in dieser oder jener Lebenssituation gegangen sein mag. ...« (Aus dem Nachwort des Autors: "Was heißt und zu welchem Ende schreibt man einen Michelangelo-Roman?") Für mich ist es Michael Petery uneingeschränkt gelungen sein Ziel umzusetzen: auf der Basis sorgfältiger Recherche ist ein Roman entstanden der lebendig, spannend, unterhaltsam, intelligent und in wirklich schöner Sprache - einem Leser mit oder ohne Vorkenntnissen - wahren Lesegenuss bereitet. »... Ein Werk wie die Pietà oder der David geschehen aber nicht einfach so, als das Ergebnis eines Auftrags, den Michelangelo nach den Vorgaben des Auftraggebers abgearbeitet hat, sondern sie sind eingeflochten in ein ganzes System innerer Bilder, Gefühle, Entwicklungen, die sich schon sehr viel früher ankündigen und weit über das fertige Werk hinauswirken. Diesen Linien nachzuspüren, die mehr im Unbewussten als im Bewusstsein verankert sind, ist ein Hauptanliegen eines begleitenden Erzählers. ... « (Aus dem Nachwort) Und so wird hier auch nicht einfach chronologisch die Entstehung der Werke des Künstlers nach und nach abgehandelt sondern der Leser begleitet den Menschen Michelangelo bei seiner Entscheidungsfindung und auch seiner Ohnmacht gegenüber seinem inneren Drang (der etwas anderes als eigentlich vom Auftraggeber gefordert vor seinem inneren Auge entstehen und ihn erschaffen lässt). Dieses Buch bereitet gleich mehrfach Freude: auf der einen Seite versinkt der Leser so in der Geschichte, dass er mehr als einmal dem vorlauten Knaben Michelangelo spontan eine Kopfnuss und dem erwachsenen Künstler kopfschüttelnd den Rat "Wie kannst Du diesen Auftrag nur ablehnen. Du brauchst dringend Geld um zu essen und zu überleben .." zurufen möchte. Und auf der anderen Seite begleitet er einen Schaffensprozess, der nicht einfach nur durch Können oder Genie bestimmt ist - sondern immer wieder auch von inneren Kämpfen, von Ängsten und Enttäuschungen begleitet wird. Dies alles fügt sich in diesem Buch scheinbar einfach und flüssig zu einem wunderschönen historischen Roman den ich als absolut lesenswert weiterempfehlen kann. Band 2/3: "Der Zorn des Schöpfers" (& "Grabeskunst und Größe"). - Elke Schmidle
Ein Band von meinem Herzen bricht
(3)Aktuelle Rezension von: gstEs ist noch nicht so lange her, dass von Kindern unbedingter Gehorsam verlangt wurde. Dass der auch zu ungewollter Abhängigkeit von charismatischen Persönlichkeiten führen kann, zeigt dieses Buch.
Die 1959 geborene Autorin erzählt sehr lebendig über ihre Kindheit als jüngste von vier Geschwistern. Ihre Eltern wurden als Jugendliche von den Idealen des Nationalsozialismus geprägt und haben sich so manche Erziehungsrichtlinien zu eigen gemacht. So wurde Elke Schmidle zu einer jungen Frau, die sich nicht gegen Übergriffe von Außen zu wehren wusste. Sie schloss sich vertrauensvoll einer „Führerin“ im Glauben an, die weit über jedes christliches Ziel hinaus schoss. Diese „Führerin“ war so charismatisch, dass es auch den wenigen hellhörig gewordenen Erwachsenen nicht gelang, die jungen Menschen aus dieser Abhängigkeit zu lösen. Eigentlich hatten sie ja auch nichts Böses im Sinn – sie wollten mit Magdas Hilfe nur „besonders gute Christen“ werden.
„Oft empfand ich starken Widerstand gegen diese Gebetskämpfe“ (stundenlang wurden Fürbitten für jeden einzelnen Namen, der ihnen einfiel, gehalten), „aber damals gab es für mich keine Möglichkeit zu entrinnen … Es war für mich eine unlösbare, ausweglose Situation: in mir stritten der verzweifelte Wunsch, einfach leben zu dürfen – ich war 22 Jahre alt! - die Angst, unsere große Sache durch meinen Ungehorsam zu gefährden, die Angst, Magdas Vertrauen in mich zu enttäuschen, und die Schuldgefühle dafür, dass in mir so viel Zerrissenheit herrschte.“ (Seite 83)
Magda entpuppte sich immer mehr als psychisch krank und schaffte es sogar, ihre „Nachfolger“ anzustecken. Sie gaben ihre Arbeit oder das Studium auf (und damit jede soziale Absicherung), „um ganz für Gott da zu sein“.
Was ich da zu lesen bekam, war einfach schrecklich! Hier wurde deutlich, wie religiöser Fanatismus entstehen kann. Elke musste erst ganz tief sinken, ehe sie die Notbremse zog und Hilfe suchte. Nun lernte sie, was wichtig im Leben ist: „Ein geregelter Tagesablauf, gutes Essen, saubere Kleidung, ein warmes Bett, menschliche Zuneigung, lachen und fröhlich sein.“ (Seite 133)
Ehe die eingefrorenen Gefühle wieder auftauten, verging viel Zeit. Über Jahrzehnte arbeitete sie hart daran, um etwas Leichtigkeit im Leben zu spüren. Immer wieder stellte sie fest: „Wir tragen nicht erwachsen gewordene Anteile in uns, und sie blockieren uns noch als Erwachsene, mischen sich immer wieder in unsere Gefühle und Reaktionen ein.“ Deshalb ist die Autorin auch überzeugt davon, „dass jeder Blick zurück dazu diente, im Heute besser leben zu können.“
Selten lässt mich ein Buch so zwiegespalten zurück. Es hat mich angesprochen – aber auch abgestoßen. Diese Hörigkeit, von der ich hier lesen konnte, hat mich erschreckt. Obwohl mir der Stil der Autorin nicht besonders gefiel, entwickelte das Buch einen gewissen Sog – denn es macht klar, wie leicht junge Menschen vom richtigen Weg abkommen können und wie schwer es ist, ihn wieder zu finden. Buchtipps auf den letzten Seiten ergänzen das Thema. - Markus Müller
Trends 2021 - Es wird anders werden
(3)Aktuelle Rezension von: LEXI„Die neue Nachdenklichkeit: Werden wir scheitern? Haben wir Chancen? Kommt es am Ende gut?“
Gleich vorweg muss ich zugeben, dass ich an diesem Buch gescheitert bin.
Bereits dessen Vorgänger, Trends 2016, bedeutete für mich „schwere Kost“, ich habe es jedoch mit viel Disziplin bis zur letzten Seite gelesen. Dies ist mir mit „Trends 2021“ leider nicht gelungen. Was hierbei sicher auch eine Rolle spielte, war die erfolglose Suche nach einer Leseprobe, bevor ich mich für die beiden „Trends-Bücher“ entschieden habe.
Ich war auf den Inhalt nicht vorbereitet, und bin nach dem zweiten Band mittlerweile der Ansicht, dass ich die falsche Zielgruppe für dieses Buch darstelle. Ich musste mich regelrecht dazu überwinden, endlich mit der Lektüre des zweiten Bandes zu beginnen. Obgleich der Inhalt interessant, äußerst gut recherchiert und sehr detailliert ausgeführt ist, war mir ein flüssiges Lesen angesichts des höchst anstrengenden (da nüchternen) Schreibstils nicht möglich. Die trockene Aneinanderreihung von Daten, Fakten, Zahlen und graphische Darstellungen, die mich teilweise sogar verwirrten, trugen dazu bei, dass ich nach einigen Stunden und 140 gelesenen Seiten endgültig kapitulierte. Einer meiner Grundsätze ist es, kein Buch vorschnell aufzugeben und es kommt bei mir äußerst selten vor, dass ich eine Lektüre tatsächlich auch abbreche. Bei „Trends 2021“ war dies jedoch der Fall.
Ich möchte jedoch klar und deutlich zum Ausdruck bringen, dass dieses Buch keineswegs „negativ“ zu bewerten ist, es war einfach nur die falsche Lektüre für die falsche Person. Aus diesem Grund würde ich interessierten Personen gerne einen kleinen Überblick über den gelesenen Inhalt geben, beschränke mich hierbei verständlicherweise auf die ersten 140 Seiten dieses Buches:
Markus Müller sieht „Trends 2021“ als Fortsetzung bzw. Ergänzung des Vorgängers „Trends 2016“ und erläutert vorweg dessen Aufbau. Gleich zu Beginn dieses Buches weist er auf einen bestimmten Trend ganz besonders hin, nämlich dem „Weniger – und zwar dem Weniger an Gelingen, an Wachstum, an Wohlbefinden und vielem mehr.“ Er führt in diesem Zusammenhang fünf seinen Ausführungen zugrunde liegende Überzeugungen an. Der Autor ist der Meinung, dass – wo immer Christen sind - sich Dinge verändern. Neben tiefgreifenden Veränderungen wie beispielsweise dem Entstehen von Klöstern, der Reformationsbewegung und der Pfingstbewegung spricht er auch von den Errungenschaften, die ohne das Christentum nicht denkbar gewesen wären. Er schreibt über das Erbe Europas, wo Paulus durch das Evangelium Barmherzigkeit zur Säule der europäischen Kultur macht, und über fünf Merkmale, die seiner Ansicht nach dieses Erbgut ergänzen. In einem weiteren Abschnitt dieses Buches geht er auf unser Friedenskonstrukt und die Tatsache ein, dass in Mitteleuropa seit über 65 Jahren ein Leben ohne kriegerische Auseinandersetzungen möglich ist. Er liefert Beispiele für die Errungenschaften Mitteleuropas als privilegiertem Standort und schreibt über Technik, Medizin, Kommunikation, Biowissenschaften, Atomenergie, Kommunikation sowie den Zusammenhang zwischen Wachstum und Wohlstand. Er thematisiert jedoch auch, was in unserer Kultur bislang nur schwerlich gelungen ist und nennt auch hierfür Beispiele…
Die optische Aufmachung von „Trends 2021“ ist dem Verlag ausgezeichnet gelungen: zwei elegant gekleidete junge Menschen im Vordergrund, eine virtuelle Welt im Hintergrund, gefüllt mit Zahlen, Daten, Statistiken, eine äußerst einnehmende farbliche Gestaltung und erhobene Lettern im Buchtitel machen das Cover dieses Buches zu einem wahren Blickfang.
Mein Fazit ist kurz und klar: ein Buch mit interessantem, ausgezeichnet recherchiertem Inhalt, das in diesem Fall einem Leser der falschen Zielgruppe in die Hände gefallen ist. Inhaltlich verdient „Trends 2021“ auf alle Fälle 4-5 Bewertungssterne, für die Umsetzung (nach meinem persönlichen Empfinden, das jedoch keinesfalls Allgemeingültigkeit besitzt!) würde ich jedoch nur maximal 1-2 Bewertungssterne vergeben.
- Kirstine Fratz
Das Buch vom Zeitgeist
(7)Aktuelle Rezension von: orfe1975Cover und Gestaltung:
Das große Z in leuchtendem Gelb sowie der Titel in moderner Schrift ist einerseits modern und daher passend zum Inhalt, andererseits eher unspektakulär. Im Laden wird man eher nicht darauf aufmerksam, es sieht eher nach einem langweiligen Sachbuch aus. Da es um Trendforschung geht, hätte ich eine pfiffigere Gestaltung z. B. in Form einer Collage besser gefunden. Als Klappenbroschur ist das Buch ein sehr hochwertiges Taschenbuch.
Inhalt:
Die Autorin ist Zeitgeistforscherin und erklärt in diesem Buch anhand vieler Erfahrungsberichte und Studien, warum wir den Drang haben, immer dem neuesten Trend hinterher zu rennen und wie wir diese Trends selber formen und durch sie geformt werden.
Mein Eindruck:
"Zeitgeist-Forschung ist letzten Endes eine Wahrnehmungs-Schule, eine Achtsamkeits-Übung für das Geflüster - und auch für das Getöse - der Zeitgeist-Dynamik." (S.187)
Bevor ich dieses Buch las, wusste ich nicht, dass es ein Beruf sein kann, sich nur dem Thema Zeitgeist zu widmen. Natürlich kennt jeder Trends, sie entstehen (scheinbar irgendwie), (fast) jeder versucht auf den Zug aufzuspringen und dann sind sie auch schon wieder vorbei, abgelöst durch neue Trends und alles beginnt von vorne. Laut der Autorin geschieht es im Schnitt alle 7 Jahre, dass ein neuer Zeitgeist mit entsprechenden Trends entsteht. Aber warum ist das so und warum sind die sogenannten "Zeitgeist-Gewinner" (die immer auf der Welle mitschwimmen) nicht automatisch auch glücklich? Anhand vieler Beispiele aus der Gesellschaft, dem eigenen Umfeld und Beispielen aus den Medien zeigt Frau Fratz wie ein neuer Zeitgeist entsteht bzw. gemacht wird, wie wir davon manipuliert werden (können) und was wir ggf. tun können, um uns nicht davon beeinflussen zu lassen.
"Zeitgeist ist ein Versprechen. Er bestimmt unsere Vorstellungen von einem erfolgreichen Leben und gibt uns Orientierung, was wir dafür tun müssen. Er liefert uns zuverlässig und immer aufs Neue Stichworte, die uns erklären, was ein gelungenes Leben gerade ausmacht."(S.37)
Anfangs war ich skeptisch, ob das Buch nicht zu trocken wird, doch ich wurde positiv überrascht. Aufgrund der Vielzahl an Informationen konnte ich das Buch nur stückweise lesen, aber der Schreibstil war sehr flüssig und die Thematik wird durch viele griffige Statements und humorvolle Bemerkungen der Autorin aufgelockert. Vor allem die Zeitreise mit Frau Fratz durch verschiedene Epochen hat oft amüsante und vergessene Erinnerungen wiedererweckt. Besonders gut gefallen hat mir im Buch die Tatsache, dass am Ende jeden Kapitels die wichtigsten Statements als Zitate auf einer Seite optisch hervorgehoben gesammelt waren. Ein Glossar am Ende ist sehr hilfreich für das Verständnis einiger Fachbegriffe, obwohl die meisten im Kontext bereits erklärt werden. Die meisten Schilderungen bringen einen zum Lachen, stimmen einen jedoch gleichzeitig auch nachdenklich. Die eigenen Denk- und Handlungsweisen werden dabei oft in Frage gestellt.
Da das Buch in einem christlichen Verlag erschienen ist, hatte ich erwartet, dass die Themen Glaube oder christliche Werte eine Rolle spielen, jedoch ist dies in keinster Weise der Fall. Dennoch hat mir das Buch gut gefallen, es hat mich gut unterhalten und mir in einiger Hinsicht die Augen geöffnet.
Fazit:
Informatives und unterhaltsames Buch über die Entstehung von Trends, ihrer Manipulationsmöglichkeit und den Möglichkeiten, ihnen zu entgehen - Michael Petery
Michelangelo - Der Zorn des Schöpfers / Michelangelo - Grabeskunst und Größe
(2)Aktuelle Rezension von: HeikeGDer Meister des Unmachbaren . Auch wenn schon zahlreiche Autoren einen Roman über Michelangelo (vollständiger Name: Michelangelo di Lodovico Buonarroti Simoni) geschrieben haben, stellt sich immer wieder aufs Neue die Frage, ob ein derartiges Unternehmen überhaupt als sinnvoll erachtet werden kann. Kann man über einen solchen Ausnahmekünstler einen literarischen Text verfassen, ohne nicht von vornherein an der Größe eines solchen Stoffes zu scheitern? Aber wiederum reizt wahrscheinlich gerade so ein gewaltiges Sujet wie das Leben Michelangelos immer wieder zu künstlerischer Gestaltung. Irving Stones Roman "Michelangelo - Inferno und Ekstase" jedenfalls, der zugleich die Vorlage für den gleichnamigen Film von Carol Reed gab, ist beredtes Beispiel, dass dieses Unterfangen gelingen kann. . Nun hat sich Michael Petery, der Theologie, Romanistik und klassische Philologie studierte und Gründer und Inhaber eines Bildungsreiseunternehmens ist, an dem Universalgenie versucht; sich behutsam und sensibel dem Florentiner Wunderkind angenähert. Das vorliegende Buch "Michelangelo. Der Zorn des Schöpfers" beinhaltet auf 680 eng bedruckten Seiten Teil 2 und 3 seiner Trilogie (Teil 1: "Frömmigkeit und Ironie"), beginnend im Jahr 1508 bis zu seinem Tod am 18. Februar 1564. . Auf den ersten Blick gewinnt der Leser den Eindruck, dass das Buch gewissermaßen auf zwei Ebenen angelegt wurde. Zum einen gibt es die eher sachliche Erzählung von Michelangelos äußeren Lebensdaten und zum anderen die Schilderung seiner durch Intuition oder Mutmaßung gewonnenen inneren psychischen Entwicklung. Doch mit zunehmender Verinnerlichung des Textes verschmilzt die Wahrnehmung dieser Zweiteilung und die beiden Ebenen werden als ein bewusstes Ganzes erspürt. Petery versucht die inneren Zusammenhänge dort auszuloten, wo es nur sehr wenig oder gar kein konkretes Quellenmaterial gibt. Aber keineswegs verfängt er sich in blinden Spekulationen, sondern der Autor kehrt mit den Möglichkeiten der Literatur innere Wahrscheinlichkeiten heraus, um Michelangelo und seine Kunst besser verständlich zu machen. Dazu erklärt er in einem Interview: "Denn eines ist klar: die Werke Michelangelos sind nicht als solche in fertiger Vollendung vom Himmel auf die Erde versetzt worden, sondern es muss den Menschen Michelangelo gegeben haben, der an dieser Aufgabe gerungen hat, gekämpft, auch gehadert und gezweifelt. Eine auf den ersten Blick rein sachliche Darstellung der Biografie Michelangelos, die nur seine Erfolge und Leistungen aneinander reiht, ist sicher weit mehr von der konkreten Lebenswirklichkeit Michelangelos entfernt als der Versuch, den ich in meinem eigenen Buch unternommen habe." . Entstanden ist ein äußerst menschliches Bild des Ausnahmegenies, da Michael Petery nicht in den blinden und enthusiastischen Bewunderungschor einstimmt, der Michelangelo heroisiert und als einen Halbgott darstellt, der vom Himmel her kommt und die Menschen in Sachen der Kunst unterweist. In seinem Roman wird aus dem Übermenschen ein fehlbarer Mann mit Stärken und vor allem Schwächen. Es menschelt sozusagen. Geradezu großartig gelingt ihm das in solchen Passagen, wo das Fertige noch unfertig war. So zum Beispiel, als Michelanglo zum ersten Mal der schier unbezwingbar großen leeren Fläche der Decke der Sixtinischen Kapelle gegenüberstand und alles Kommende nur als ungewisse Vorstellung in seinen eigenen Ideen vorhanden war. Petery geht mehr als einmal in seinen Schilderungen an jenen Punkt in Michelangelos Biografie zurück, wo es bestenfalls eine erste Ahnung vom kommenden Werk geben kann und entwickelt dann ausgehend von dieser ersten Ahnung seine Darstellung vom Fortgang des entstehenden Werkes. Gerade durch die Deutlichmachung dieses Prozesses erreicht der Autor eine tiefgreifende psychologische Wahrscheinlichkeit und Glaubwürdigkeit. . Gegen Mitte des Romans kristallisieren sich immer mehr Rückblenden auf Michelangelos Kindheit heraus. Hier sind unschwer Freudsche Einflüsse zu spüren. Dazu der Autor: "Freud hat als Erster die Bedeutung der Kindheit für die weitere Entwicklung eines Menschen aufgezeigt. Und in diesem Sinne versuche ich, Michelangelos Kindheit in meinen Roman mit hineinzunehmen. Wenn ich eine plausible Darstellung von Michelangelos Leben liefern möchte, kann ich seine Kindheit unmöglich ausblenden." Michael Petery webt kunstvoll, die durch den frühen Tod von Michelangelos Mutter bei der Geburt seines jüngsten Bruders erlittene Traumatisierung, die den Künstler sein ganzes Leben hindurch verfolgt haben muss, ein. "Nicht umsonst erscheint das Bild von Mutter, Sohn und Tod immer wieder in seinem Werk, von seiner ersten bekannten Arbeit in der Bildhauerschule zu Florenz, der Madonna an der Treppe, bis hin zu seiner letzten Pietà, die sich heute in Mailand befindet und an der Michelangelo noch wenige Tage vor seinem Tod mit neunundachtzig Jahren arbeitete.", erklärt der Autor. . Fazit: Entstanden ist, vor dem Hintergrund der florentinischen und vatikanischen Renaissance zu Anfang des 16. Jahrhunderts, in seinem Duktus ein dem damaligen Zeitgeist angepasstes Werk, das handwerklich auf bemerkenswertem Niveau agiert und den Leser geradezu in den Geist des großen, aber auch zerrissenen Künstlers eintauchen und mit ihm verschmelzen, ihn Teilhaber an seinen Gedankengängen, an seinem Gefühlsleben und an seinen künstlerischen Prozessen werden lässt. Ein - trotz seiner Fülle und Opulenz - wunderbares, ein kluges Buch, mit einem ungeheuer hohen Maß an Empathie in den Menschen Michelangelo! - Robert Silverberg
Der Seher
(3)Aktuelle Rezension von: rallusLew Nichols verdient viel Geld mit seinen meist zutreffenden Vorraussagen. Eines Tages begibt er sich auf das dünne Eis der Politik. Ihm begegnet ein echter Seher, der Lew anlernen will. Seine ersten begegnungen mit der Zukunft lassen ihn allerdings erahnen was auf ihn zukommt. Manches möchte man doch nicht sehen. Gutes Buch von Silverberg, spannend und unterhaltsam - 8
- 12
- 24