Bücher mit dem Tag "entwicklungsgeschichte"

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22 Bücher

  1. Cover des Buches Der Schatten des Windes (ISBN: 9783596512980)
    Carlos Ruiz Zafón

    Der Schatten des Windes

     (5.792)
    Aktuelle Rezension von: Klugscheisser

    Dieses Buch hat mein Leben bereichert

    "Der Schatten des Windes" von Carlos Ruiz Zafón ist ein mitreißendes Meisterwerk, das den Leser in eine faszinierende Welt voller Geheimnisse, Intrigen und unvergesslicher Charaktere entführt. In dieser Rezension werde ich die bemerkenswerten Aspekte dieses Romans beleuchten.

    Zafón entführt uns in das Barcelona der Nachkriegszeit, eine Stadt, die von düsteren Geheimnissen und versteckten Schätzen durchdrungen ist. Die Geschichte beginnt, als der junge Daniel Sempere ein geheimnisvolles Buch mit dem Titel "Der Schatten des Windes" entdeckt. Dieses führt ihn auf eine fesselnde Reise durch die verwinkelten Gassen Barcelonas und die düsteren Mysterien seiner eigenen Familie.

    Eine der bemerkenswertesten Qualitäten des Romans ist Zafóns meisterhafte Sprache und seine Fähigkeit, eine lebhafte und atmosphärische Kulisse zu schaffen. Die detaillierte Beschreibung der Stadt Barcelona verleiht dem Roman eine fast greifbare Präsenz und lässt den Leser tief in die Welt eintauchen.

    Darüber hinaus sind die Charaktere in "Der Schatten des Windes" unglaublich vielschichtig und fesselnd. Von Daniel Sempere, einem neugierigen jungen Buchliebhaber, bis zu dem geheimnisvollen Schriftsteller Julian Carax, jeder Charakter ist sorgfältig ausgearbeitet und trägt zur fesselnden Handlung bei.

    Die Handlung selbst ist voller unerwarteter Wendungen, Intrigen und überraschender Enthüllungen, die den Leser bis zur letzten Seite gefesselt halten. Die Verflechtung von Vergangenheit und Gegenwart, Liebe und Verrat, ist meisterhaft ausgeführt und hinterlässt einen bleibenden Eindruck.

    Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt des Romans ist seine Reflexion über die Macht der Literatur und die Bedeutung von Büchern in unserem Leben. "Der Schatten des Windes" feiert die Magie des Lesens und die Kraft der Worte, um uns zu trösten, zu inspirieren und zu transformieren.

    Insgesamt ist "Der Schatten des Windes" von Carlos Ruiz Zafón ein meisterhaft geschriebener Roman, der den Leser in seinen Bann zieht und ihn auf eine unvergessliche Reise durch das Barcelona der Nachkriegszeit führt. Mit seiner fesselnden Handlung, seinen faszinierenden Charakteren und seiner poetischen Sprache ist dieses Buch ein absolutes Muss für alle Liebhaber von Literatur und spannender Belletristik.

    Ich habe ihn, im Abstand von einigen Jahren bereits dreimal gelesen.

    Es gibt, Gott und dem Autor sei es gedankt, drei Fortsetzungen der Geschichte. Auch diese habe ich mehrfach verschlungen. In meiner Erinnerung sind alle Bücher zu einer einzigen großßartigen Geschichte verschmolzen

    Die Fortsetzungsbände von "Der Schatten des Windes" bilden zusammen mit dem Originalroman eine Serie von Büchern, die als "Der Friedhof der Vergessenen Bücher" bekannt sind. Hier sind die Titel der Fortsetzungsbände:

    1. "Das Spiel des Engels" (Originaltitel: "El juego del ángel")
    2. "Der Gefangene des Himmels" (Originaltitel: "El prisionero del cielo")
    3. "Das Labyrinth der Lichter" (Originaltitel: "El laberinto de los espíritus")


    Diese Bücher knüpfen an die Ereignisse und Charaktere von "Der Schatten des Windes" an, erkunden jedoch jeweils neue Aspekte der Geschichte und führen den Leser tiefer in die faszinierende Welt des "Friedhofs der Vergessenen Bücher". Jedes Buch bietet eine eigenständige, aber dennoch miteinander verbundene Handlung und erweitert das Universum, das Carlos Ruiz Zafón geschaffen hat.

    Mein absoluter Lesetipp !!

  2. Cover des Buches Das Lied der Dunkelheit (ISBN: 9783453524767)
    Peter V. Brett

    Das Lied der Dunkelheit

     (1.204)
    Aktuelle Rezension von: Janine_Gut

    Arlens Welt hat mich bereits nach dem ersten Band in den Bann gezogen. Die Welt die Brett erschaffen hat, die nach unserem Zeitalter stattfindet, ist einfach nur fantastisch. Ich sehe den Nebel in der Morgen- oder Abenddämmerung nun mit ganz anderen Augen. Die Geschichte ist packend geschrieben und macht Lust auf mehr.

  3. Cover des Buches Unterm Rad (ISBN: 9783518463529)
    Hermann Hesse

    Unterm Rad

     (835)
    Aktuelle Rezension von: seelenseiten

    Dadurch, dass das Buch eine unserer Schullektüren war, hatte ich leider keine andere Wahl als das Buch zu lesen.

     

    Auf der einen Seite ist das Buch für die damalige Zeit in Bezug auf das Thema physische Erkrankungen ziemlich fortschrittlich.

    Auch kann man einige Parallelen zur heutigen Leistungsgesellschaft erkennen.

     

    Auf der anderen Seite waren mir viele Ansichten/Vorstellungen zu altertümlich.

    Ebenfalls war der Schreibstil sehr gewöhnungsbedürftig und hat einen das Buch nur langsam lesen lassen.

    Sicherlich kann man dies mit damit begründen, dass es nun mal in der damaligen Zeit so war, aber die Ansichten teile ich dennoch nicht.

    Hinzu kamen viele Längen in der Handlung selbst, besonders zum Ende hin.

    Und das Ende selbst war ziemlich vorhersehbar.

     

    Es ist immer schwierig ein Buch zu genießen, zudem man gezwungen wurde es zu lesen.

    Deswegen ist meine Beurteilung vielleicht nicht ganz objektiv, aber trotzdem weiß ich, dass ich das Buch definitiv niemals freiwillig gelesen hätte.

  4. Cover des Buches Der Hals der Giraffe (ISBN: 9783518467909)
    Judith Schalansky

    Der Hals der Giraffe

     (261)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    Auf Der Hals der Giraffe bin ich durch das Interview mit Carolin Hagebölling aufmerksam geworden. Leider kann ich ihre Begeisterung nicht in Gänze teilen, dazu ist das Leseerlebnis zu ambivalent. Es beginnt bereits mit dem Untertitel: Bildungsroman. Der ist schlichtweg irreführend, denn hier entwickelt sich niemand, nicht einmal der geneigte Leser. Und auch in einem übertragenen Sinne ist es kein Bildungsroman, also kein lehrendes Buch, denn dazu sind sowohl die vermittelten biologischen Grundlagen zu banal und vor allem teilweise schlichtweg überholt und damit falsch. Um dies zu erkennen, muss man allerdings schon minimale Kenntnisse in Biologie haben, womit sich das Vermitteln von Grundlagen aufheben würde. Hinzu kommt, dass der Roman ohne echte Handlung auskommt, was bereits nach wenigen Seiten zu einer gewissen Eintönigkeit führt. Und dann ist da noch die Protagonistin, deren Gedankenwelt dermaßen abstoßend ist, dass ich mich durchgängig gefragt habe, warum irgendjemand das überhaupt lesen wollen würde. Nun kommt aber leider hinzu, dass Judith Schalansky eine großartige Schriftstellerin ist. Leider? Ja, denn sonst hätte ich den Roman zerreißen können, was er inhaltlich auch verdient hätte. Aber sprachlich ist der Hals der Giraffe herausragend, so dass ein Verriss nicht im Ansatz in Frage kommt.

    Ohne das sprachliche Vergnügen wäre es eine Tortur Inge Lohmark, Mittfünzigerin und Gymnasiallehrerin für Biologie und Sport im ländlichen Vorpommern, länger als ein paar Seiten zu begleiten. Nun mag man die drei Kapitel, die drei Tagen im Schuljahr entsprechen, als satirisch, spritzig oder gar witzig verklären, dazu muss man dann aber auch Vergnügen an Abwertung und Demütigung haben. Denn Lohmark, deren Gedanken wir ertragen müssen, macht nichts anders als andere Menschen in bester Misanthropie stereotyp wahrzunehmen und dann abzuwerten. Das macht in etwa so viel Vergnügen wie einem Wutbürger zu lauschen. Nun gut es gibt natürlich auch Menschen die finden Don Alphonso von der FAZ, Henryk Broder oder Dieter Nuhr witzig. Mir geht das ständige Erheben über andere, das „lustig machen“, was nichts anderes ist als Polemik und damit die Waffe der geistig Schwachen, ziemlich auf die Nerven.

    Sprachliches Highlight – Inhaltliches Nogo

    Natürlich sind dann schnell die wertkonservativen Verständigen zur Hand. Das ist doch eine psychologische Studie, die Schalansky hier vorlegt. Das will ich ja auch gar nicht in Abrede stellen. Das Psychogramm ist hervorragend und erschreckend real. Aber es bleibt dabei: Warum soll ich so etwas lesen? Was habe ich davon? Wer das unterhaltend findet, findet wohl auch GNTM spaßig. Bildet es mich? Nicht mehr als irgendwelche Äußerungen von AfD Anhängern. Ich fand auch Sarrazin oder Pirinçci weder bildend noch unterhaltsam. Geht es darum mein Mitgefühl zu schulen? Sollen wir Leser lernen die Sorgen und Nöte der „Abgehängten“ zu verstehen? Nun ja. Niemand wird gezwungen ein Sozialdarwinist und Chauvinist zu werden. Das würde diejenigen abwerten, die in den gleichen Verhältnissen leben und nicht zum Hassmenschen werden. Soll ich lernen wie solch „verknöcherte“ Persönlichkeiten mit mangelnder Sozialkompetenz zu dem werden, was sie sind? Das sei vorweggenommen, das lernt man nicht. Denn wie bereits erwähnt: es ist kein Bildungsroman. Lohmark ist, wie sie schon immer war.

    Es gibt jedenfalls Grund genug, warum man sich das Lesen des Romans sparen kann. Wäre da nicht, ja, wäre da nicht dieses grandiose Sprachvermögen von Judith Schalansky. Ich habe selten diese Authentizität von Gedanken gelesen, inklusive assoziativer Abschweifungen. Wir sitzen im Kopf von Lohmark. Wir bekommen keine Essenz ihrer Gedanken geliefert, sondern das Rohmaterial. Es hätte eigentlich nur noch gefehlt, dass zwischendurch einfach nur gesummt wird oder die Gedanken kurz ganz weg sind. Diese sprachliche Meisterleistung verbunden mit der präzisen Einfühlung und Beobachtungsgabe von Schalansky (so sie sich denn hoffentlich nicht lediglich selbst beobachtet hat) macht aus einem langweiligen misanthropen Egotrip eines der außergewöhnlichsten weil ambivalentesten Bücher der letzten Jahre.

  5. Cover des Buches Die besondere Traurigkeit von Zitronenkuchen (ISBN: 9783833308536)
    Aimee Bender

    Die besondere Traurigkeit von Zitronenkuchen

     (131)
    Aktuelle Rezension von: Joroka

    Rose schmeckt die Empfindungen der Menschen, die ihr Essen zubereitet haben, bzw. die bei der Aufzucht oder Anpflanzung bzw. Verarbeitung beteiligt waren. Zu Beginn tut sie sich schrecklich schwer mit ihrer Begabung. Sie ist ja auch noch ein Kind, als sie erstmals diese besondere Erfahrung macht. Im Laufe ihres Lebens arrangiert sie sich jedoch damit und macht sie letztendlich für ihren Alltag nutzbar. Verständnis dafür erwartet sie auch im Kreis ihrer Familie nicht. Für ihr sonstiges Umfeld soll es sowieso eher ein Geheimnis bleiben. Rose geht trotzdem ihren Weg, wenn auch mit Einschränkungen...

    Hört sich doch zunächst ziemlich verrückt an, oder? Wer jedoch einen außergewöhnlichen Roman sucht, könnte hier fündig werden. Doch nicht nur Rose, sondern auch ihr Vater und ihr Bruder haben besondere Begabungen, die auch sie nicht unbedingt glücklich machen. Vererbt also?

    Wir erfahren über die Jahre viel von ihrer Familie, die auch eine ganz durchschnittliche sein könnte.

    Könnte..., wenn nicht der Segen bzw. Fluch der Besonderheit über ihnen schweben würde. Rose selber schwankt zwischen Verdammung und Akzeptanz, sucht sich über Pubertät, Verliebtheit und Berufswahl ihre eigenes Arrangement. Doch, mussten wir das nicht alle?

    Das Buch ist locker zu lesen. Der Stil hat mir gut gefallen. Die Identifikation mit der Hauptperson ist jedoch - verständlicherweise - nicht so einfach. Die Autorin nimmt die außergewöhnliche Betrachtung einer heranwachsenden Frau in ihrem Familienkontext ein. Dabei gibt es den einen oder anderen Nebenschauplatz. Besonders interessant fand ich diesbezüglich die Kennenlern-Geschichte ihrer Eltern.

    Was mich gestört und mit den 5. Stern gekostet hat, war dass offensichtlich fast ausschließlich nur negative Gefühle bei den Menschen bestanden, die am Herd standen. Das zeichnet ein doch übertrieben düsteres Bild von unserer Welt.

    Fazit: Wird sicherlich nicht jedes Geschmack treffen. Wer sich jedoch auf das abgedrehte Grundthema einlässt, könnte eine interessante Entdeckung machen. Für mich ein Roman voll verrückter Poesie und einem ungewohnten systemischen Blick.


  6. Cover des Buches Wie ich einmal ohne Dich leben soll, mag ich mir nicht vorstellen (ISBN: 9783492242660)
    Ursula Ludz

    Wie ich einmal ohne Dich leben soll, mag ich mir nicht vorstellen

     (21)
    Aktuelle Rezension von: Cornelia_Ruoff

    WIE ICH EINMAL OHNE DICH LEBEN SOLL, MAG ICH MIR NICHT VORSTELLEN“ VON HANNAH ARENDT

    1. KLAPPENTEXT

    Freundschaft, so Arendt in ihrem Denktagebuch, gehört zu den »tätigen Modi des Lebendigseins«, und Briefe sind deren herausragende Zeugnisse. Dieser Band versammelt weitgehend unveröffentlichte Briefwechsel der politischen Philosophin mit ihren langjährigen Freundinnen Charlotte Beradt, Rose Feitelson, Hilde Fränkel, Anne Weil-Mendelsohn und Helen Wolff. Neben den gemeinsamen Projekten prägte die Freundschaften auch, dass alle Frauen die Wirklichkeiten von Emigration und Immigration kannten. Die Briefwechsel führen mitten hinein in Arendts Gedanken- und Arbeitswelt, sie erzählen Privates und Alltägliches aus fünf sehr unterschiedlichen, intensiv gelebten Freundschaften.

    2. ZUR PERSON HANNAH ARENDT


    1924 lernte Hannah Arendt in Marburg Martin Heidegger kennen. Sie hatte ein Verhältnis mit den 16 Jahre älteren Familienvater. 1926 wechselte sich nach Freiburg zu Edmund Husserl und dann nach Heidelberg zu Karl Jaspers. Bei ihm promovierte sie über den „Liebesbegriff bei Augustin“. Auch Hans Jonas arbeitete dort über Augustinus.

    Hannah Arendt heiratete Günther Stern bzw. Anders (Die Antiquiertheit des Menschen). Das Ehepaar flüchtete 33 nach Berlin. Dort wurde Hanne Arendt durch die Gestapo festgenommen und acht Tage inhaftiert. Heidegger trat im gleichen Jahr der NSDAP bei. Hannah Arendt erlebte somit selbst die „Entfremdung von Feinden“. Sie emigrierte ohne Papiere nach Paris. 1937 ließ sich das Ehepaar Arendt/Stern scheiden.

    1937 wurde ihr die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt. In Paris war sie Teil der Gruppe (Walter Benjamin, Erich Cohn-Bendit und Kurt Heidenreich und weitere) um Heinrich Blücher, ihren früheren Kommilitonen, den sie 1940 heiratete.

    Im gleichen Jahr wurde das Ehepaar zusammen mit anderen interniert. Sie galten als feindlichen Ausländer. „Freunde internieren dich, Feinde schicken dich ins Konzentrationslager“.

    Sie konnten flüchten und reisten über Lissabon aus. Walter Benjamin tötete sich selbst. In New York fand das Ehepaar eine Heimat. Hannah Arendt betrachtete sich selbst als „Amerikanerin“.

    Eine wichtige Rolle fand sie als als Reporterin der Zeitschrift „The New Yorker“ in Israel beim Eichmann Prozess. Daraus gingen Reportagen und auch eines ihrer bekanntesten und bis heute umstrittesten Werke „Die Banalität des Bösen“ hervor Sie polarisierte. Dies und ihre Darstellung der Rolle der Judenräte eckte vor allem in Israel außerordentlich an. Langjährige Freunde wie Blumenfeld wandten sich von ihr ab. Ich empfehle hierzu den Film „Hannah Arendt“ von Margaretha Trotta mit Barbara Sukova.
    Der interessierte Leser entdeckt in diesem Film auch Charlotte Beradt und lernt ein wenig vom „Mythos Hannah Arendt“ kennen. Das Buch zum Film findest du auch bei Piper, sowie zahlreiche weitere Bücher zum Thema oder von Hannah Arendt 

    3. ZUM INHALT

    Ich habe Hannah Arendts Leben im vorigen Punkt zusammengefasst, weil es mir wichtig erscheint, was in ihrem Umfeld geschah, wo sie war, welche Erfahrung sie gemacht hat und in welcher Gefahr sie schwebte. Sie lebte viele Jahre damit, verfolgt zu werden, verlor Freunde an das System. Nur so kann man ermessen, welche Bedeutung „Freundschaft“ für Hannah Arendt hat. Nachzulesen in ihrem „Denktagebuch“.

    Die Herausgeberinnen Ingeborg Nordmann und Ursula Lutz editierten die Briefen hervorragend und immer unter Arendts Begriff der Freundschaft. Namen wie Karl Jaspers, Martin Heidegger oder Blumenfeld kennt der Leser im Zusammenhang zu Hannah Arendt. Die Absenderinnen der hier veröffentlichten Briefe sind weniger bekannt. Deswegen gefallen mir die kurzen Biografien der Damen zur Einführung. Es sind private Briefe.

    Die Briefe sind von unterschiedlichen Freundinnen, die mit ihr gemeinsam den Status der „Verfolgten“ hatten.

    Ich war enttäuscht, dass es sich nur bei Hilde Fränkel um einen Briefverkehr handelt, bei den anderen sehen wir die Briefe der Freundinnen, aber wenig von Hannah Arendt. Dennoch zeigen die Briefe, in in welchem Verhältnis Hannah Arendt zu ihnen stand. Allerdings sagen die Briefe weniger über Hannah Arendt aus als über die Zeit, das Leben in dieser Zeit und über die Freundinnen.

    5/5 Punkten

    4. BRIEFE VON

    Rose Feitelson (Briefe 1952 bis 1963) und Helen Wolff Briefe 1954. Der nachfolgende Briefverkehr, wenn auch einseitig, ist wirklich sehr intim, besonders die Briefe von oder an Hilde Fränkel haben mich sehr berührt und ich fühlte mich als unerwünschter Lauscher.

    ANNE WEIL (BRIEFE 1945 BIS 1975)

    160 Seiten an Briefen. Anne Weil ist die Jugendfreundin aus Königsberger Zeiten. Arendt bezeichnet ihre Beziehung zu Anne sei „wie ein warmes Tuch über den Schultern“. Es war eine sichere beständige Freundschaft ohne Risiken.

    HILDE FRÄNKEL (BRIEFE 1949 BIS 1950)

    Hilde Fränkel bekämpft zu dieser Zeit mit Tapferkeit ihre Krebserkrankung.
    Der Ton ist der völlige Gegensatz zu Anne Weil:
    Die Briefe von Hilde Fränkel sind voll stürmischer Gefühle.

    Fränkel zu Arendt: „Du bist der einzige Mensch in meinem Leben, zu dem ich voll und ganz ja sage. Entweder fehlt das Menschliche oder das Geistige Du hast alles in vollstem Maße.“

    Arendt antwortet: „Wie ich einmal ohne dich Leben soll, mag ich mir nicht vorstellen“.

    Man braucht nicht viel Vorstellungsvermögen, um die Tiefe dieser Freundschaft zu empfinden. Das ist Liebe.

    Aber wie gesagt, genau bei diesen Briefen kam ich mir, wie ein Voyeur vor.

    CHARLOTTE BERADT (BRIEFE 1955 BIS 1976)

    Charlotte Beradt hatte mit Heinrich Blücher, Arendts zweitem Ehemann, schon vor ihrer Freundschaft mit Hannah Arendt, ein Liebesverhältnis. Dies weitete sich zeitweise in eine „Menage a trois“ aus. Charlotte war die, die Blücher und Arendt ein Gefühl von Geborgenheit und Heimat gab. Sie sorgte für beide.

    5/5 Punkten

    5. COVER UND ÄUSSERE ERSCHEINUN

    „Wie ich einmal ohne Dich leben soll, mag ich mir nicht vorstellen“ von Hannah Arendt, herausgegeben von Ursula Ludz und Ingeborg Nordmann hat 688 Seiten, einen festen Einband und ist am 01.12.2017 unter der ISBN 978-3-492-97837-8 bei Piper unter dem Genre Biografien erschienen und kostet 28,99 €.

    Das Cover ist ein sehr apartes Foto der jungen Hannah Arend. In Interview aus den 60er oder 70er Jahren wirkt sie auf mich um einiges härter.
    Die editorischen Notizen am Schluss des Buches und die Einführungen zu den unterschiedlichen „Briefwechseln“ gefallen mir gut. Man erfährt einige Eckdaten der Brieffreundinnen und erkennt die Gemeinsamkeiten oder auch Unterschiede, das erleichtert das Verständnis.

    5/5 Punkten

    6. FAZIT

    Die Briefe sind Zeitdokumente einer Zeit vor meiner Geburt. Die Briefe waren für mich Farbklekse auf eine Tabula rasa, einer leeren Tafel, deren Gesamtheit ein dunkles Abbild dieser Zeit mit kleinen strahlenden Punkten, die den Mut und die Tapferkeit im Alltag der Emigration und Immigration der Frauen darstellen.

    Ich möchte betonen, dass diese Rezension keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit hat. Hannah Arendt hätte noch viele weitere Seiten Ausführung verdient, aber das würde den Rahmen sprengen. Deswegen dieser kleine Ausflug in „Hannah Arendts Welt“.

    @netgalley und Piper
    Vielen Dank für dieses bemerkenswerte Rezensionsexemplar! Die Briefe sind wahrlich Zeitzeugen!

    Ich vergebe insgesamt 5/5 Punkten.

     

    Connie’s Schreibblogg https://schreibblogg.de

  7. Cover des Buches Heeresbericht (ISBN: 9783943889895)
    Edlef Köppen

    Heeresbericht

     (22)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    8 255 534. Damit endet der Roman. Eine unvorstellbare Zahl. Im Roman ausgeschrieben. Das sind die Menschen, die im Ersten Weltkrieg ihr Leben verloren haben. Er zählt auf, wie viele Deutsche unter ihnen waren, wie viele Franzosen, Amerikaner, Engländer usw. Wer hat die Toten gezählt, die Soldaten, die Zivilisten, die Menschen von nebenan, die plötzlich nicht mehr da waren? Mütter und Väter verloren ihre Söhne, Frauen ihre Männer, Kinder ihre Eltern. Und das oftmals freiwillig. Sie gingen freiwillig in den Krieg. Wie Edlef Köppen. Als er zurückkehrte, schrieb er seine Erlebnisse auf. Im Roman heißt er Adolf Reisiger.

    Adolf Reisiger zieht in den Krieg. Er hält es für notwendig, seinem Vaterland zu dienen. Wer sich drückt, gilt als Feigling. An die Westfront wird er geschickt, liegt im Schützengraben und fragt sich, wo der Krieg ist, wo der Feind ist. Was bedeutet eigentlich Krieg? Er lernt ihn kennen, als die ersten Kameraden neben ihm sterben, er selbst verwundet und später sogar einmal verschüttet wird. Er erlebt das Grauen und wird nicht von der Vorstellung geheilt, dass Krieg „normal" ist, dass Krieg eine Sache ist, die getan werden muss. Es wird nicht klar, ob Reisiger überhaupt weiß, wie es so weit kommen konnte. Die politischen Verstrickungen sind nicht Gegenstand des Buches, es sind die menschlichen Schicksale. Der Tod wird zum Alltag, die Menschen werden zum Material, das nach Belieben eingesetzt wird. Wie verarbeiten die Soldaten das Erlebte? Es wird nicht so recht klar. Köppen schreibt: „Ein Soldat redet nicht über das, was ihm befohlen ist." Von der Westfront wird Reisiger abkommandiert an die russische Front. Dort bleibt er nicht lange. Waffenstillstand. Für Soldaten gibt es nichts zu tun. Deshalb werden sie zurück nach Frankreich abkommandiert, dort soll etwas los sein. Reisiger schreibt Tagebuch und fragt sich immer öfter, wozu das Morden gut sein soll. Er schreibt zwei Gedichte, die in einer Zeitung veröffentlicht werden und sich kritisch mit dem Krieg auseinandersetzen. Er benutzt deutliche Worte. „..., dass ich den Krieg allmählich für die größte Sauerei halte, die es gibt." Das stößt auf Unmut bei den Vorgesetzten. Er wird strafversetzt und muss Schreibtischarbeiten verrichten, was ihm nicht zusagt. Er hadert mit dem Krieg, möchte aber nicht fern von ihm sein. Dann wird er befördert, soll dadurch von der Sache überzeugt werden, und wird nach Frankreich geschickt, wo die letzte Schlacht für ihn stattfindet, kurz vor dem Ende des Ersten Weltkrieges. Diese Schlacht erweist sich als besonders zäh, sie kann nicht mehr gewonnen werden.

    Edlef Köppen erzählt aus den Schützengräben. Das ist sein Schauplatz, sein Leben für viele Jahre. Man könnte meinen, dass diese Sichtweise auf ca. 300 Seiten (E-Book) irgendwann langweilig wird. Wird sie nicht. Er erzählt detailliert von den Schwierigkeiten im Schützengraben, von der Unsicherheit, der Angst. Seine Erzählkunst lässt uns weiterlesen, Schlachtszenen erleben wir atemlos, seine Worte bringen uns immer dichter heran, seine Figuren leben, sind menschlich und verdammt. Es gibt immer neue Aspekte und Nuancen des Grauens und der Sinnlosigkeit.
    Krieg in diesem Sinne ist für uns heute unvorstellbar, im Schützengraben, im Dreck, verlaust und hungrig, stinkend, es war ein Krieg mit einfachen Mitteln. Krieg passiert heute anders und überall, er ist mit den modernen Mitteln manchmal fast lautlos geworden. Die klassischen Schlachtfelder haben sich gewandelt. Gekämpft wird heute nicht nur mit der Waffe in der Hand, Soldaten sitzen am Computer und können Menschen mit Drohnen umbringen, Staaten und Geheimdienste überwachen uns, sammeln unsere Lebensdaten, Kameras hängen an vielen Orten. NSA ist auch Krieg. Das einfache Leben ist eine Illusion geworden. Krieg ist mittlerweile immer. Krieg ist Kampf. Krieg braucht einen Gegner. Und der lauert überall. Wir laufen glücklich und unwissend auf dünnem Eis. Wer weiß, wie oft wir uns am Rande einer Katastrophe befinden? Man sagt es uns nicht. Ruhe und Frieden herrschen niemals. Köppen zeigt uns einen rudimentären Krieg, der noch nicht live geführt wurde. Heute ist Krieg viel perfider und hat weniger Erdgeruch. Der Geruch ist aber unbedingt notwendig, damit wir uns ins Gedächtnis rufen, wovon wir reden, wenn wir über Krieg reden, oder von ihm hören. Im Schützengraben war es etwas übersichtlicher.

  8. Cover des Buches Das Schloss in den Wolken (ISBN: 9783551560148)
    Lucy Maud Montgomery

    Das Schloss in den Wolken

     (65)
    Aktuelle Rezension von: Liesi_We

    Valancy Stirling ist zu Beginn des Buches ein wirklich wohlerzogenes, braves Mädchen🙇‍♀️. Egal, welche Gehässigkeiten auf sie einprasseln, sie bleibt stets ruhig und ergibt sich ihrem vermeintlichen Schicksal🙍‍♀️. Nachdem sie sich von ihrer Familie löst und beginnt ihr Leben endlich in vollen Zügen zu leben, versprüht sie echte Lebensfreude und tut ehrlich ihre Meinung kund😝. Durch Mut und ohne Zurück zu sehen findet sie ihr Selbstbewusstsein und die Stärke für sich selbst einzustehen und voranzuschreiten. Das ganze Buch ist außerdem sehr naturbezogen🏝️, man erfährt viel über ihr vorangegangenes Leben und bewundert, wie sie aus ihrem Käfig🔓 ausbricht. Sie bricht alle Konventionen ihrer damaligen Zeit, wie ein Mädchen zu sein hat und schafft es so, in Liebe❤️ und Lebenslust🧭 einzutauchen.

    Ausserdem beinhaltet das Buch eine der schönsten Liebeserklärungen😭😱, die ich jemals gelesen habe und Valancy ist ein Vorbild💪 für alle Mädchen/Frauen, dass man sich nicht der Gesellschaft beugen sollte, sondern seinen eigenen Weg einschlagen muss - um glücklich🍀 zu werden.💕

    Ich empfehle es allen Jane Austen Fans, allen, die gerne Romane aus einer früheren Zeit lesen und allgemein allen (Frauen) die gerne lesen 🤭

  9. Cover des Buches Das ferne Ufer: Der Erdsee-Zyklus 3 (ISBN: 9783492962278)
    Ursula K. Le Guin

    Das ferne Ufer: Der Erdsee-Zyklus 3

     (26)
    Aktuelle Rezension von: Quaaltagh

    Fantasy-Geschichten haben mich seit jeher fasziniert, bieten sie doch den Autoren die Möglichkeit, völlig neue Welten zu kreieren, die durchaus auch einmal fern jeglicher Vorstellungskraft liegen dürfen. Dennoch gibt es in der Fantasy Elemente, die, geboren aus Sagen und Mythen, immer wieder in Erscheinung treten. Zauberer, Drachen und sagenhafte Ritter sind drei populäre Beispiele dafür. Und genau um diese Gruppe von Fabelwesen geht es in dem Roman »Das ferne Ufer« von Ursula K. LeGuin, das ich in der Film-Ausgabe, übersetzt von Margot Paronis, gelesen habe. Zu der im Umschlagtext erwähnten Verfilmung als Animationsabenteuer konnte ich allerdings keine Informationen finden.

    Die Autorin

    Ursula K. Le Guin hat sich sowohl als erfolgreiche Fantasy-Autorin, als auch in anderen Genres einen Namen gemacht. Die 1929 in Berkeley, Kalifornien, geborene Tochter einer Schriftstellerin und eines Professors für Anthropologie veröffentlichte 1968 mit „Der Magier der Erdsee“ den ersten Teil einer Saga, die zu einer der Beeindruckendsten in der Fantasy-Literatur zählt. Eine weitere preisgekrönte Romanserie ist der 1966 mit „Rocannons Welt“ erstmals erschienene Hainish-Zyklus. Außerdem veröffentlichte sie zahlreiche Kinderbücher, verschiedene Kurzgeschichtensammlungen, Science-Fiction-Romane und einiges mehr. Für ihre Werke erhielt sie viele Ehrungen und Preise, zu denen unter anderem der Nebula- und der Hugo-Award zählen.

    Die Story

    Ged, der Erzmagier von Rok, begibt sich gemeinsam mit dem Königssohn Arren auf eine abenteuerliche Reise. Es droht eine unbekannte Gefahr für Erdsee und für das Fortbestehen der Magie. Berichte haben sie erreicht, wonach immer mehr Magier ihre Fähigkeiten verlieren. Die Menschen um sie herum verfallen in Apathie und beginnen, Haus und Hof zu vernachlässigen. Ged und Arren wollen die Ursache herausfinden und die drohende Vernichtung von Erdsee verhindern.

    Wie ein Zauber, der sehr langsam wirkt

    Mit der Erdsee-Saga hat LeGuin eine faszinierende Welt erdacht, die wie geschaffen ist für die Freunde klassischer Fantasy. Auch ich habe bereits das eine oder andere Buch davon gelesen und habe mich meist sehr gut unterhalten. Doch der Roman »Das ferne Ufer« entwickelt sich ein wenig zäher, als gewohnt. Zunächst muss man sich an den arg gestelzten Schreibstil gewöhnen, der zwar eigentlich zur Geschichte passt, aber den Lesefluss doch etwas behindert. Auch mit den Protagonisten Ged und Arren wird man eine ganze Weile nicht warm, was vielleicht daran liegt, dass man unter den Hauptfiguren stets eine Person sucht, in die man sich hineindenken, mit der man sich identifizieren kann. Die beiden wirken jedoch zu kühl und distanziert. Sie buhlen damit nicht unbedingt um Sympathie beim Leser. Mit Ausnahme weniger Szenen wohnt der gesamten Geschichte zudem eine gewisse Kälte inne, die auch durch die Liebe des jungen Arren zu seinem Meister nicht erwärmt werden kann.

    Die phantastischen Abenteuer der beiden nehmen dann aber in der zweiten Hälfte an Fahrt auf. Das Floßvolk, die Drachen und das Land der Toten sind faszinierende und phantasievolle Episoden, die fesseln und dem Roman am Ende schließlich die nötige Daseinsberechtigung geben. Doch bis es soweit ist, vergeht sehr viel Zeit, die schnell auch mal in Langeweile umschlägt. Denn leider sorgen auch die Handlungsweisen der Protagonisten mehr für Verwirrung, als dass sie die Geschichte vorantreiben. So erschließt sich zunächst nicht unbedingt, weshalb sich Arren zeitweise so wankelmütig, hin und her gerissen zwischen Liebe und Ablehnung, gegenüber Ged zeigt. Die Erkenntnis kommt erst später. Auch die Launen von Ged, die eine auf den ersten Blick anlasslose Spannbreite von mürrisch und verschlossen bis hin zu himmelhoch jauchzend besitzt, sind zunächst schwer verständlich.

    Die Atmosphären der verschiedenen Schauplätze, die Ged und Arren im Laufe der Reise besuchen, spielen gekonnt mit der latente Bedrohung. Während bedrückende Szenen das Gefühl von Gefahr noch verstärken, dienen solche voller Licht und Fröhlichkeit als kurze Entspannung vor dem nächsten Angriff der Dunkelheit.

    Fazit

    Insgesamt ist »Das ferne Ufer« jedoch ein recht schwaches Buch der Erdsee-Saga. Bis zur Hälfte ist es recht zäh und düster. Erst im zweiten Teil entfaltet sich eine phantastische Welt, wie man sie von LeGuin eigentlich kennt. Möglicherweise liegt die Schwäche des Romans in dem Versuch, die Dramaturgie an die Gesetzmäßigkeiten eines Films anzupassen. Dem Plot war es allerdings nicht sonderlich zuträglich.

    Insofern ist der »Das ferne Ufer« ein etwas langatmiger und wegen seiner gestelzten Sprache auch nicht unbedingt leicht zu lesender, klassischer Fantasy-Roman. Für Freunde des Genres und der Autorin ist er sicherlich zu empfehlen. Wer mehr Handlung und Action erwartet, wird möglicherweise enttäuscht oder muss einen langen Atem haben.

  10. Cover des Buches Simón (ISBN: 9783608987904)
    Miqui Otero

    Simón

     (45)
    Aktuelle Rezension von: lesehorizont

    Im Mittelpunkt des Romans von Miqui Otero mit dem Titel "Simón" steht das Aufwachsen Simóns inmitten von Barcelona. Simón ist relativ auf sich gestellt, denn er wächst inmitten eines Lokals auf, das die stets beschäftigten Eltern führen. Was sie ihm nicht sein können, nämlich eine  prägende Bezugspersonen mit Zeit für ihn, das ist ihm sein älterer Cousin Rico. Dieser bringt ihm vom wöchentlichen Sonntags-Flohmarkt stets einen Abenteuerroman mit und weiht ihn auf diese Weise in die Welt der Literatur ein, aus deren Reichtum er auch gerne zitiert. Dies schweißt die Beiden, Simón und Rico, fest zusammen. 

    In Rezensionen, die ich las, wird oft auf andere Werke Bezug genommen und vergleichen: So wird aufgrund der Bedeutung der Stadt Barcelona und ihrer Historie sowie der Allgegenwart von Büchern eine Parallele zu Zafon's Büchern gezogen. Auch ich dachte zum Beispiel unmittelbar an Moehringers Roman "Tender Bar", wo ebenfalls ein Junge im Kontext eines Lokals aufwächst. Ich denke, solche Vergleiche stehen einer unvoreingenommenen Lektüre von Otero's Buch im Weg. Man tendiert oft zu vergleichen, was eigentlich unvergleichlich ist. Otero's Roman hat eine ganz eigene Stimme, man muss sich auf sie einlassen können und vielleicht auch den Mut haben, sich treiben zu lassen ohne klar erkennbaren Zielpunkt. 

    Kommen wir zum Geschehen zurück. Als Simón's Cousin Rico von einem Tag auf den anderen plötzlich und unerwartet verschwindet, ist Simón ganz auf sich gestellt. Er vermisst Rico, die Unternehmungen mit ihm und auch die gemeinsam geteilte Vorliebe für Literatur. So richtig kann ihm keiner seine Fragen über den Verbleib von Rico beantworten. Das Leben geht weiter. Wir folgen Simón's weiterer Entwicklung. Begleiten ihn durch verschiedene Phasen seiner Jugend und des jungen Erwachsenen-Seins, lernen Freundinnen kennen. Simón probiert sich in der Liebe aus, schlägt sich durch, wird älter. Immer bleibt die Frage, wo Rico verblieben ist und die Sehnsucht nach ihm. Bis er eines Tages wieder auftaucht. Ist er wirklich der Held, für den Simón ihn stets gehalten hat? Und warum ist er so urplötzlich verschwunden? Fragen über Fragen...

    "Simón" ist im Kern ein Entwicklungsroman. In verschiedenen Zeitabständen lesen wir über die Entwicklungen Simóns und dessen Erfahrungen, Erlebnisse und entscheidende Wegmarken in seinem Leben. Dies Geschichte pläterscht etwas dahin. Ich fand sie dennoch sehr angenehm zu lesen. Es fehlt vielleicht ein klarer Zielpunkt, den der Autor mit dem Roman anstrebt. Das störte mich aber nicht wirklich. Ich konnte die Sprache des Romans sehr genießen, insbesondere gefielen mir auch die zahlreichen literarischen Bezüge. Ansonsten habe ich mich einfach etwas treiben lassen, ganz so wie Simón selbst sich hat treiben lasen. Über Barcelona und dessen Geschichte habe ich durch die Lektüre viel gelernt. In stilistischer Hinsicht gab es einige Brüche im Erzählstil, die ich recht gelungen fand. Am Ende war alles in allem ein Buch, das mich gut unterhalten konnte und in dem ich zahlreiche, genussreiche Lesestunden verbracht habe. Von daher würde ich es zukünftig auch mit weiteren Werken von Miqui Otero probieren. 


  11. Cover des Buches Die Antiquarin (ISBN: 9783688114726)
    Sheridan Hay

    Die Antiquarin

     (107)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Rosemary Savage wuchs in Tasmanien auf. Sie hat feuerrote Haare und sie liebt Bücher über alles. Nachdem ihre Mutter gestorben ist, lebte sie ein Weilchen bei einer Freundin der Mutter, die einen kleinen Buchladen hat. Eines Tages machte diese Freundin Rosemary ein Geschenk. Sie schenkte ihr ein Flugticket und etwas Geld für eine Reise nach New York. Rosemary soll versuchen, ein neues Leben anzufangen. Und so quartiert sich Rosemary in ein Hotel ein und findet sehr schnell einen Job im "Arcade", ein riesiges Antiquariat, in dem die komischsten Typen arbeiten.
    Rosemary und Oscar (ein Kollege, der zwar schwul ist, in den sich Rosemary aber unsterblich verliebt hat) forschen nach Melville und seinem Geheimnis. Sie befinden sich gerade in einer Bibliothek und Rosemary liest ein Buch mit Briefen von Melville. Sie sind an Nathaniel Hawthorne gerichtet.
    Rosemary findet anhand der Briefe heraus, dass Melville die Geschichte einer Frau gehört hat, aus der sich ein Buch schreiben ließe. Aber er will es wohl nicht selbst schreiben und macht es Hawthorne schmackhaft. Schreibt ihm in seinen Breifen sogar, wie das Buch beginnen könnte usw.

    Bücher über Bücher, es gibt kaum eins, das mich nicht begeistert. Und dieses tut es von der ersten bis zur letzten Seite.
    Wenn ich mich aus meinem Buch "Wilde Dichter" genau erinnere, ist Melville nicht nur jemand, der tolle Geschichten schrieb, sondern auch jemand, der um des Schreibens willen schrieb. Er konnte gar nicht anders, als zu schreiben.
    Ein Buch von Melville habe ich noch nicht gelesen, aber seine Briefe sprühen nur so vor Leidenschaft. Im Anhang habe ich gesehen, dass es echte Briefausschnitte sind, die in diese Geschichte eingewebt wurden. Das fasziniert mich ja unheimlich.
  12. Cover des Buches Moralische Unordnung (ISBN: 9783492313490)
    Margaret Atwood

    Moralische Unordnung

     (26)
    Aktuelle Rezension von: dunkelbuch

    Die mit Raffinesse, wie ein Puzzle,kollagenhaft zusammengefügten elf sehr persönlichen Kapitel dieses Romans, fügen sich zu einem großen Familienporträt zusammen. Wie in einem Kaleidoskop kommt immer wieder ein kleines Stückchen dazu. Die einzelnen Geschichten voll unbestimmter Sehnsucht, Lebensklugheit, Wehmütigkeit, Aphorismen, Gewissensqual und Bußfertigkeit sind für sich so reich und komplex wie eigenständige Romane.

  13. Cover des Buches Die Gräber von Atuan (ISBN: 9783453305953)
    Ursula K. Le Guin

    Die Gräber von Atuan

     (12)
    Aktuelle Rezension von: rallus
    2. Roman der tollen Fantasy Saga, hier wird die Priesterin Tenar beschrieben, in deren kleines Reich plötzlich der zum großen Magier aufgestiegene Ged eindringt. Sehr menschliche, tiefer gehende Fantasy!
  14. Cover des Buches Die Deutsche im Dorf (ISBN: 9783596170623)
    Lukas Hartmann

    Die Deutsche im Dorf

     (9)
    Aktuelle Rezension von: variety
    Lukas Hartmann schafft es, in den etwa 300 Seiten beide Elemente Spannung («Wer ist Görres?») und Entwicklung (der jungen Burschen) miteinander zu verknüpfen. Ausserdem blickt der Ich-Erzähler auf die Geschichte zurück, weil er in Berlin und Umgebung Nachforschungen zur alten Begebenheit anstellt. Diese Passagen haben mich persönlich nicht ganz so berührt und gepackt. Ebenfalls speziell ist der Schluss («Itz gö mr a d Aare, chumm!»), denn mir ist er zu offen bzw. unklar gehalten. Nichtsdestotrotz ist das Buch packend verfasst und beschreibt die Jugendzeit der Hauptpersonen hervorragend. Auch die Themen Verfolgung oder Verdächtigung (von Görres) reizen zum Weiterlesen. Deshalb (knapp) die volle Punktzahl!
  15. Cover des Buches Strahlend schöner Morgen (ISBN: 9783548609997)
    James Frey

    Strahlend schöner Morgen

     (120)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Fakten und Zahlen über Los Angeles anfängt. Man bekommt so einen guten Einblick und versteht auch die Entwicklung und Veränderung der Stadt. Irgendwann nervt es aber, auch wenn man auf drei Seiten Namen und Zahlen präsentiert bekommt, dass sind etwas zu viel Fakten. Die >Helden< des Buches sind alle geblendet vom amerikanischen Traum, vom Leben im wuseligen Los Angeles. Ob Einwanderere oder schwule filmstars, Obdachlose oder frisch Verliebte. Sie alle wollen ihr Glück finden und auch Karriere machen. Meist gibt es aber viele Stolpersteine und die Ziele geraten in weite Ferne. Was am Anfang noch echt Laune macht und interessant ist, wird leider immer langweiliger und düsterer. Gewaltorgien, ausschweifender Sex überlagern die anfangs tolle Erzählkunst und die gut begonnenen Storys. Sehr schade eigentlich...

  16. Cover des Buches Jakub (ISBN: 9783942812009)
  17. Cover des Buches Herrlichkeit (ISBN: 9783832163686)
    Margaret Mazzantini

    Herrlichkeit

     (16)
    Aktuelle Rezension von: Petra54

    Dieses Buch (wunderbarer, fester Einband) kaufte ich, weil mich „Geh nicht fort“ der gleichen Autorin so beeindruckte. Doch es war ein Fehlgriff, denn bis zur Seite 47 las ich in winzig kleiner Schrift mit unangenehm engen Abständen Aufzählungen über Stimmungsschwankungen eines pubertierenden Jungen. Ich nehme an, dass sich die Geschichte zwar entwickeln wird – allein: Mir fehlt die Geduld und auch das Verständnis für ungeschickte spannungsfreie Erzählung.

    Mit diesem Buch werde ich eine Ausnahme machen und es nicht wie verdient im Müll entsorgen, weil es so schön wie ein Gemälde ist.

  18. Cover des Buches Der Magier der Erdsee: Der Erdsee-Zyklus 1 (ISBN: 9783492962254)
    Ursula K. Le Guin

    Der Magier der Erdsee: Der Erdsee-Zyklus 1

     (95)
    Aktuelle Rezension von: ariadne

    Ich kann nicht wirklich behaupten, dass mir Der Magier der Erdsee gefallen hat. Es war an sich ok, aber so richtig mitreißend und fesselnd war es nicht, was vielleicht auch an der Kürze des Buches lag.

    Die Geschichte um Ged den Magier, fand ich etwas unausgereift, manche Szenen und Kapitel episodenhaft erzählt und es ging halt von Punkt A nach B.

    Schade, aber ich glaube ich werde mir die Folgebände nicht antun.

    Mein erstes Buch von Ursula K. Le Guin und ich hoffe ihre Sci-Fi Bücher sind nicht auch so enttäuschend.

  19. Cover des Buches Das Wüten der ganzen Welt (ISBN: 9783492272766)
    Maarten 't Hart

    Das Wüten der ganzen Welt

     (142)
    Aktuelle Rezension von: Calipso

    Ein Krimi der besonderen Art mit einem überraschendem Ende. In einer Kleinstadt Idylle geschieht ein Mord den ein kleiner Junge gesehen hat. Er hat Angst auch erschossen zu werden und flieht in die Musik. Das Buch ist sehr stark geprägt von klassischer Musik und von den vielen Bibelversen. Der Mord an sich spielt nur am Rande eine Rolle. Wenn man nicht daran denkt das es ein Kriminalroman ist, dann ist es ein lesenswertes Buch.

  20. Cover des Buches Der Hund und sein Mensch (ISBN: 9783446267794)
    Josef H. Reichholf

    Der Hund und sein Mensch

     (34)
    Aktuelle Rezension von: tigerbea

    In seinem neuesten Buch beschäftigt sich der Evolutionsbiologe Josef H. Reichholf mit unserem besten Freund - dem Hund. Das Buch "Der Hund und sein Mensch" ist in drei Abschnitt unterteilt. Zunächst beschäftigt sich der Autor in Teil 1 mit der Frage, wie aus Wölfen Hunde wurden. Hier beginnt Reichholf in der Steinzeit, beschreibt, wie Tiere und Menschen bereits damals miteinander kommuniziert haben. Er schildert, wie sich Wölfe entzweit haben. Eine Form blieb wild, eine andere schloss sich dem Menschen an und bildete den Grundstein für die heutigen Haushunde. In Teil 2 geht es um Reichholfs eigenen Hund Branko, den Alltag mit ihm, Erlebnisse und Erfahrungen. Teil 3 behandelt ein ganz besonderes Thema - den Unterschied in den Beziehungen zwischen Menschen und Hunden sowie Menschen und Katzen. Obwohl beide Haustiere den gleichen Weg der Domestikation eingeschlagen haben, blieben ihre Charaktere unterschiedlich. All diese Themen behandelt der Autor auf unbeschreiblich gute und verständliche Weise. Er vermittelt sein Wissen auf unterhaltsame Art, der Leser kann dem Thema und den Ausführungen sehr gut folgen. Josef H. Reichholf nimmt den Leser mit, bringt ihm den Hund näher. Wer einen Hund an seiner Seite hat, wird hier so manches Aha!-Erlebnis haben. Aber auch für (Noch-)Nicht-Hundebesitzer ist dieses Buch sehr zu empfehlen. Leicht verständlich geschrieben, wird auch er hier einen Einblick in die Hundeseele erhalten. 

    Dieses wunderbare Buch erhält von mir eine absolute Empfehlung für jeden, der sich mit dem besten Freund des Menschen beschäftigt und einfach mehr über ihn wissen möchte!

  21. Cover des Buches Das Wüten der ganzen Welt (ISBN: 9783899405576)
    Maarten 't Hart

    Das Wüten der ganzen Welt

     (8)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Inhaltswiedergaben in einer Rezension langweilen, wenn sie an anderen Stellen schon mehrfach erfolgt sind, oft sogar ausführlich und manchmal gar erschöpfend. Das gilt für dieses Buch. Da bietet sich eine kurze Charakterisierung an. Sie könnte wie folgt lauten: Ein Entwicklungsroman von der Kindheit bis in eine problematische Ehe hinein. Beginnend mit Rückblenden aus der Zeit der Besetzung der Niederlande durch die Deutschen und mit Problemen, die seinerzeit die Juden und später, nachdem die deutsche Besatzung beendet war, die Kollaborateure hatten. Eingebaut ein geheimnisvoller Mord an einem päderastischen Polizisten, den ein Klavier spielendes Kind, die Hauptfigur des Romans, miterlebt. Schrittweise Aufarbeitung dieses traumatischen Erlebnisses, verbunden mit der Suche nach dem nicht richtig erkannten Täter und nach der eigenen Identität. Eine nicht nur überraschende, sondern neue Probleme aufgebende Lösung des nach einem Irrweg über die Pharmazie bei der Musik gelandeten Protagonisten. Eine Geschichte, geschrieben mit einer Leichtigkeit und Beiläufigkeit wie man sie für derart ernste Hintergründe suchen muss. Eine Geschichte wie man sie ohne jeden Vorbehalt für jeden Geschmack, insbesondere auch für Liebhaber klassischer Musik, empfehlen kann.
  22. Cover des Buches Der Weitseher (ISBN: 9783946349518)
    Robin Hobb

    Der Weitseher

     (4)
    Aktuelle Rezension von: funkenundfedermagie
    Diese Rezension ist für dieses Buch sowie die anderen Bände der Trilogie und die beiden Folgetrilogien, in welchen der Protagonist von einem Kind zu einem älteren Mann wird (im ersten Band erreicht er das Teenageralter). Wer es mag, auf Englisch zu lesen, dem würde ich das Original empfehlen, wobei die deutsche Übersetzung auch gut ist.

    Der Weitseher ist der Auftakt zu meiner momentanen Lieblingsgeschichte; selten habe ich eine über Jahre andauernde Begeisterung für eine Buchreihe. Die Charaktere sind bis hin zu den Nebencharakteren interessant, einzigartig, komplex und nie schwarz/weiß gezeichnet.

    Aber zunächst zur Handlung: als er sechs Jahre alt ist, wird der kleine Bastard des verstorbenen Kronprinzen an den Hof gebracht und erhält den neuen Namen "Fitz". Widerwillig zunächst übernimmt der Stallmeister Burrich die Vaterrolle für den Jungen. Der König jedoch möchte ihn für seine Zwecke einsetzen und lässt ihn vom Meisterassassinen Chade zum Assassinen ausbilden, auf dass er seinen Zwecken dient. Fitz entdeckt mit der Zeit, dass er zwei verschiedene Magiefähigkeiten hat; die Gabe, die Magie des Königshauses, und die Fähigkeit, eine Verbindung zu Tieren aufzubauen, welche in der Bevölkerung gefürchtet und ihre Vertreter gehasst werden. Fitz muss all diese Leben miteinander vereinen, während er nach etwas sucht, was nur ihm gehört - wobei er unter anderem die Liebe findet. Zudem muss er um seine Sicherheit fürchten, denn es gibt Pläne, ihn aus dem Weg zu schaffen.

    Die Handlung entwickelt sich langsam, was manche vielleicht nicht mögen würden, aber auf diese Weise haben Beziehungen zwischen Figuren, die Welt und die komplexe und spannende Handlung Platz, sich zu entfalten. Hobb schreibt sehr gut und bewegend, manchmal genieße ich einfach die Sätze, die sie baut und die Emotionen, die so lebendig aus den Seiten drängen. 

    Ich danke meiner wunderbaren Tante dafür, dass sie mir dieses etwas ältere (und überhaupt nicht altbackene) Buch geschenkt hat und mir damit die süßesten Lesestunden gegeben hat.                     
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