Bücher mit dem Tag "epilepsie"
71 Bücher
- Stephen King
Shining
(1.673)Aktuelle Rezension von: B_EngelDie Bücher von Steven King sind wirklich immer lesenswert mit Gänsehaut- und Grusel-Garantie! Die Atmosphäre hat sich langsam aufgebaut und bis zum Schluss gehalten, sodass ich das Buch kaum weglegen konnte. Und auch wie immer: Die Bücher sind kein Vergleich zu den Filmen ;) Irrgarten, Badewanne und Hotel sind sehr zu empfehlen!
- Ursula Poznanski
Saeculum
(1.902)Aktuelle Rezension von: Miss-Tarantulas-Netzwerk- - - - - - - - 🕷🕸️🕷 - - - - - - - -
😊 | POSITIV | 😊
✔️ Cover
⤷ düster
⤷ passend zum Genre
✔️ Erzähler Perspektive
⤷ Sichtwechsel nach Kapitel
⤷ Gedanken: kursiv
✔️ Kapitel
⤷ zwischendurch komplett schwarze Seiten mit kurzen Erzählungen
✔️ Atmosphäre
⤷ teilweise altertümlich
⤷ düster
⤷ wild
⤷ leicht brutal
⤷ erschreckend realistisch
✔️ Charaktere
Anzahl Hauptcharaktere: 2
Anzahl Nebencharaktere: 13 - 15
⤷ Aussehen detailliert beschrieben
⤷ Persönlichkeiten werden durch Handlungen ersichtlich
✔️ Weltenaufbau
Schauplätze: 4
⤷ befinden uns auf Planet Erde, keine Fantasie Welt
⤷ Natur, Wetter etc. gut beschrieben
⤷ einerseits sehr aufregende Gebiete, andererseits eher triste Gebiete
✔️ Thematik
⤷ mehrere Themen
⤷ nicht alle ausführlich ausgearbeitet und dargestellt
✔️ Unterhaltung/Spannung
⤷ Spannung baut sich langsam auf und bleibt eher verhalten
✔️ Anspruch
⤷ keine aufwendige Hierarchie oder Familienbande
⤷ leicht zu folgen
✔️ Besonderheiten
⤷ Titel: leicht fühlbarer 3D-Druck
⤷ schwarzer Farbschnitt
✔️ Schreibstil
⤷ Autorin bedient sich einfacher Wortwahl
⤷ Inhalt leicht zu verfolgen
⤷ kann zügig gelesen werden
🙁 | NEGATIV | 🙁
❌ Cover
⤷ nur 2 Farben
⤷ äußert schlicht/trist
⤷ wenig aufregend
❌ Kapitel
⤷ Eröffnung ohne jegliche Nummerierung/Kennzeichnung
⤷ daher keine Angabe, wie viele Kapitel insgesamt
⤷ Umfang: manchmal recht kurz und manchmal sehr lang
⤷ Lesepausen daher nicht immer ganz so leicht durchzuführen
❌ Charaktere
⤷ Entwicklung geht eher langsam von statten und ist nicht sonderlich gravierend
⤷ Beziehungen werden ebenfalls langsam aufgebaut
⤷ manche Charaktere werden äußert oberflächlich behandelt
❌ Unterhaltung/Spannung
⤷ teilweise langatmig und vorhersehbar
❌ Ende/Auflösung
⤷ für mich persönlich: unpassend und wenig spektakulär
❔ WEITEREMPFEHLUNG ❔
Konnte mich persönlich leider nicht begeistern. Ich hoffe dennoch, dass das Buch auch weiterhin seine Fans finden.
❔ BEWERTUNG ❔
2 von Spinnchen
- - - - - - - - 🕷🕸️🕷 - - - - - - - - - Fjodor M. Dostojewski
Der Idiot
(282)Aktuelle Rezension von: Vera-SeidlNicht in Sils Maria, sondern in Genf begann Fjodor Michailowitsch Dostojewski seinen Roman „Der Idiot“ 1867. Er vollendete ihn ein Jahr später in Mailand. Dennoch hat frau das Gefühl, dass dort ein Zarathustra von den (Schweizer) Bergen herniederkommt, nicht um den Übermenschen zu predigen, sondern ihn zu leben. „Jetzt gehe ich nun zu den Menschen …“ Wobei jener Zarathustra Gott nicht für tot erklärt wie der Nietzsches, sondern im Gegenteil, Dostojewski sein Genie herauszustreichen versucht, indem er ihm die Züge eines Christus oder Don Quijote verleiht. Sein Mitleid mit den Menschen
gleicht dabei aber manchmal dem eines Arthur Schopenhauers, der die Worte des römischen Dichters Titus Maccius Plautus „homo hofmini lupus“, der Mensch ist dem Menschen ein Wolf, aufgriff, um zu zeigen, wie der Wille jede Ethik zerfleischt.
Vom Lebenswillen getrieben verpfändete Anna Grigorjewna Dostojewskaja,,die zweite Frau des Schriftstellers, 1867 ihre Mitgift, um den Gläubigern ihres Ehemannes mit einer Reise ins Ausland zu entkommen. Nachdem ihr Mann in Homburg dann weitere Gelder verspielt hatte, ließ sich das Ehepaar in Genf nieder, wo Anna Grigorjewna ihr erstes Kind zur Welt brachte.
Jetzt blieb Dostojewski nicht anderes übrig, als mit seiner schriftstellerischen Arbeit für Einnahmen zu sorgen. Bereits vor Fertigstellung des Romans wurden die ersten Passagen in der Zeitschrift Russki Westnik veröffentlicht.
Er heißt Ljow Nikolajewitsch Myschkin. Ljow, das ist der Löwe, aber auch das Herz. Der Vatername leitet sich vom heiligen Nikolaus her und bedeutet Sieg des Volkes.
Die beiden ersten Namen des Protagonisten verweisen deutlich auf Dostojewskis Zeitgenossen und GegenspielerTolstoi, der ebenfalls Ljow Nikolajewitsch hieß.
Myschkin ist die Mausstadt.
Die Maus spielte schon in Dostojewskis Novelle „Aufzeichnungen aus dem Kellerloch“ aus dem Jahr 1864 eine Rolle. Dort vergleicht sich der Erzähler mit dem Tier.
Der erste Gesprächspartner und spätere Schatten des jungen Fürsten im Zug nach Petersburg ist Parfen Semjonowitsch Rogoschin, ein Kaufmannssohn, der im Begriff ist, eine reichhaltige Erbschaft anzutreten und sich damit Chancen bei der schönen Nastasja Filippowna Baraschkowa errechnet.
Von Anfang an belächeln Rogoschin und der Beamte Lukjan Timofejewitsch Lebedjew den heimkehrenden Epileptiker aufgrund seiner Naivität, Krankheit und Armut, wobei sich zwischen den Zeilen auch Bewunderung, sogar Neid auf dessen scheinbare Authentizität mischt.
Das Bündel, das der Fürst im ersten Teil als seine einzige Habe bei sich trägt, steht vordergründig für sein Unterwegssein und seine Armut. Es zeigt sich aber, dass sich darin auch eine Anzahl von Geschichten befinden, die der Fürst vom Westen in das zaristische Petersburg trägt.
Die Guillotine, von der der Fürst erzählt, mag manchem lediglich als Instrument zum Vollzug der Todesstrafe erscheinen, welche Dostojewski abgeschafft sehen möchte. Er meint, ein Mord könne nicht durch eine weitere Tötung gesühnt werden. Auch sei die Todesstrafe grausamer als der begangene Mord, da dem Verurteilten im Gegensatz zum Mordopfer jegliche Hoffnung genommen werde.
Hier zeigt sich deutlich Dostojewskis Lebenswille, der in diesem Fall im Tod keine Erlösung sieht und deshalb den Folterknecht Hoffnung vorzieht.
Die Guillotine ist aber auch ein Symbol für die Französischen Revolution, die im Gegensatz zum Französisch steht, das die verarmten Adligen nun in den Städten sprechen mussten, nachdem es den Bauern mehr oder weniger gelungen war, sich von ihnen zu befreien. 1839 wurde, nach Aussage des Nachbarn Pawel Chotjainzew, Dostojewskis Vater von seinen Leibeigenen ermordet, 1861 erfolgte die Aufhebung der Eigenbehörigkeit in Russland.
In Konkurrenz mit den Bürgern, für die Rogoschin steht, erlebte der Heiratsmarkt eine einzigartige Blüte. Daneben versuchte sich die Mittelschicht mit Vermietungen über Wasser zu halten. Hier sind die Familien Iwolgin und Lebedjew zu nennen.
Die Arbeiterbewegung kommt im Roman überhaupt nicht vor, was vielleicht Dostojewskis adliger Herkunft geschuldet ist. Eine Revolution erwartet der Autor weder von dieser Seite noch von den jungen Möchtegernanarchisten zu denen unter anderem Ippolit Terentjew, Antiip Burdowsk und Wladimir Doktorenko zählen.
Alle Gesellschaftsschichten duckten sich ohnmächtig vor dem zaristischem Regime, das die Kontrolle über die gesamte Gesellschaft ausübte.
Zu denen, die klein beigaben, gehörte an vorderster Front Dostojewski selbst, der nach seiner Begnadigung auf dem Richtplatz am 22. Dezember 1849 und Gefangenschaft in Sibirien allen revolutionären Gedanken abschwor und sich dem Regime und der orthodoxen Kirche unterwarf.
So steht die Guillotine auch für das Tragen des Kreuzes, hier in Form eines Bündels, Dostojewskis Unterwerfung und dessen Auferstehung.
Als Johannes der Täufer betritt er jetzt weinend das Schafott. Er ist „weiß wie ein Blatt Papier“, „erinnert sich an alles“, und weiß alles. Sein prophetisches Wirken, seine Kritik am Liebesleben des Herodes Antipas und dass sein Kopf wenig später in einer Schale der Tochter der ‚Herodias gereicht werden wird.
Dostojewski nennt weder Hans Fries als Maler seiner Geschichte noch die Namen der biblischen Figuren. Bei ihm wird Herodes zu Afanasy Iwanowitsch Tozki, der in der Waise Nastasja seine künftige Geliebte entdeckt und sie dann als solche heranzüchtet. Andere Werber treten hinzu. General Iwan Fjodorowitsch Jepantschin zum Beispiel, der Nastasja gleichzeitig mit seinem Freund Gavrila Ardallionowitsch Iwolgin verheiraten möchte, um Tozki den Weg zu seiner Tochter Alexandra zu ebenen.
Verständlich, dass Natasja wahnsinnig wird, als sie zunächst für 75.000 Rubel plus Perlenschmuck und dann für 100.000 Rubel, die von Rogoschin geboten werden, verschachert werden soll.
Daran kann auch Myschkin mit seiner Idee einer sündenfreien Frau nichts ändern, welche er sich bereits in der Schweiz nach biblischem Vorbild zurecht gesponnen hat.
Nachdem der Fürst an seinem ersten Tag in Petersburg mehrmals von Hinrichtungen erzählt hat, fordert Adelaida, die mittlere der drei Töchter Jepantschins, ihn auf: „Und jetzt erzählen Sie uns, wie Sie verliebt waren!“ Offenbar gehören für die Tochter des Generals Tod und Liebe zusammen.
Dostojewskis Mutter, eine fromme Frau, die auf dem Sterbebett nach einer Ikone verlangt hatte, erlag der Tuberkulose, als ihr zweitältester Sohn 15 Jahre alt war.
Marija Dmitrijewna Constant, seine spätere Ehefrau, die übrigens denselben Vornamen wie seine Mutter trug, lernte er erst im Alter von 32 Jahren kennen. Wie sollte er da von der Liebe erzählen können? Die einzige Liebe, die Dostojewski bis dahin kennengelernt hatte, war die des Neuen Testaments, welches ihm Mademoiselle Fonwisina 1850 in Tobolsk auf dem Weg in die Gefangenschaft geschenkt hatte.
Auf diesen Erfahrungsschatz greift der Fürst mit seiner Antwort zurück und erzählt von
der gefallenen Marie, man beachte auch hier den Namen, im Schweizer Dorf, welche nicht Jesus die Füße wäscht, sondern ihrer Mutter Jene vergibt ihr nicht und auch Myschkin kann mit seiner Freisprechung von der Sünde nur eine leichte Linderung ihres Leids bewirken, bis sie schließlich durch denTod erlöst wird.
Der menschliche Geist entwickle sich vom dienenden Kamel zum zerreißenden Löwen, um schließlich als unschuldiges Kind von vorn zu beginnen, so glaubt Zarathustra. „Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen“, heißt es im Markusevangelium. So versäumt es der Fürst nicht, die Kinder in seine Geschichte um Marie geschickt einzuflechten.
Wie bereits erwähnt reiste der Literat mit seiner zweiten Ehefrau Anna Grigorjewna Dostojewskaja, geborene Snitkina, im April 1867 nach Dresden. Dort wohnte er gegenüber einer Schule, deren Besucher er in der Mittagszeit zu beobachten pflegte. Ein knappes Jahr später wurde im Februar in Genf seine erste Tochter Sofia, die göttliche Weisheit, geboren, die aber nur drei Monate lebte. Sicher ist, dass die Dresdner Kinder zu Schweizern wurden. Ob der Abschied von ihnen für den von seiner Tochter steht, bleibt fraglich.
Für den Roman von Bedeutung ist auch das Verhältnis Dostojewskis zu Apollinaria Prokofjewna Suslowa, das seit 1862/63 bestand und das er brieflich auch nach der Heirat von Anna, trotz deren Eifersucht, fortsetzte. Polina stand außerdem in einer Beziehung zu einem spanischen Studenten namens Salvador, der sie zu heiraten versprach, dann aber verließ. Trotz vieler Streitereien machte Dostojewski Suslowa 1865 einen Heiratsantrag, den sie aber ablehnte.
Die Geliebte erhält im Buch zwei Gesichter, das von Nastasja , ihr Name kann mit Auferstehung übersetzt werden und das Aglajas. Die Göttin der Anmut ist die jüngste Tochter von General Jepantschin.
Von Letzterer sagt der Fürst am Ende seines ersten Besuchs bei der Familie, sie sei, „obwohl ihr Gesicht von ganz anderer Art ist“, „fast so schön wie Nastasja Filippowna.“ Vor dem Gesicht Nastasjas habe er sich vom ersten Augenblick an gefürchtet, gesteht er am Tag vor seiner Hochzeit Jewgeni Pawlowitsch Radomski.
Trägt sie vielleicht die Züge einer Herodias? Macht ihre Schönheit ihn kopflos?
Es sei gleichgültig, wen er heirate, äußert er sich im Gespräch mit Radomski und will dabei wohl Agape vom Eros trennen. Dann aber müsste die Nächstenliebe allen gelten und dürfte nicht auf wenige Hauptpersonen begrenzt sein.
Wenn er aber Ganja verletzt, indem er ihm jegliche Originalität abspricht, auf dasTraktat des sterbenden Ippolit kaum reagiert, ihm später rät, „gehen Sie an uns vorbei, und verzeihen Sie unser Glück!“, und zuletzt über die Geschichte von General Iwolgin, der angeblich Page bei Napoleon gewesen war, zehn Minuten lang lacht, kann frau ihm sein Mitgefühl für den Kreuzbruder Rogoschin nicht immer abnehmen. Zumal diese Bruderschaft ja nur besteht, weil zwischen ihnen Natasja ihren Wahnsinn auslebt.
„Aber beim Anblick dieses Bildes kann ja mancher Mensch seinen Glauben verlieren!“, sagt Myschkin beim Betrachten der Kopie eines Gemäldes von Hans Holbein, das den ausgemergelten Leichnam Jesu auf einem äußerst beengten Raum zeigt.
„Ich verliere ihn auch“, antwortet Rogoschin und beweist diese Aussage, indem er wenig später seinen Rivalen zu erdolchen versucht.
„‚Parfen, ich kann es nicht glauben …!‘ Dann aber war es, als ob sich auf einmal etwas vor ihm öffnete: ein ungewöhnliches, inneres Licht erhellte seine Seele.“
Im Angesicht des Todes eröffnet sich ihm die Möglichkeit der Auferstehung in den Vorboten eines epileptischen Anfalls.
Nach Dostojewskis Eigenanamnese gab er immer, mit einer Ausnahme, die Zeit seiner sibirischen Gefangenschaft als Beginn seiner Epilepsie an. Das Martyrium und die Heilige Krankheit waren für ihn also eine Einheit, die die Vergebung mit einschloss.
Er verzeiht Rogoschin nicht nur jenen Mordversuch, sondern auch die Tötung Nastasjas, weil er in seinem Kreuzbruder sein gegenpoliges Spiegelbild erkennt, was ihn letztlich in den Wahnsinn treibt. Wieder wird ihm Krankheit zum Erlöser.
Myschkin wird zurück in die Heilanstalt in der Schweiz gebracht, während Rogoschin in die entgegengesetzte Richtung nach Sibirien verfrachtet wird.
„‚M i t l e id e n! D a s M i t l e i d e n m i t d e m h ö h e r e n M e n s c h e n!“, schreit Zarathustra am Ende.
Dem hält Lisaweta Prokofjewna Jepantschina folgendes Schlusswort entgegen:
„Nun haben wir uns genug durch Schwärmereien fortreißen lassen; es wird Zeit, daß wir auch auf die Stimme der Vernunft hören.“
Mit der Peitsche des Zaren, der bekanntlich vielerlei Gestalt annehmen kann, im Nacken lässt uns der Wille nur wenig Spielraum. Trotzdem gibt es Mittel gegen die Vernunft, so lehrt uns Dostojevski. Der Galgenhumor sei hier zuerst genannt, das Leid und das Mitleid sollen an zweiter Stelle stehen, Befreiung aber ist nur durch den Tod und die Auferstehung möglich: „er habe die Vorstellung gehabt, als gehörten diese Strahlen zu seiner neuen Natur und er werde in drei Minuten irgendwie mit ihnen zusammenfließen …“
Diese Rezension soll meiner Nichte Jeannine gewidmet sein, die am 11. November Geburtstag hat.
Vera Seidl
- Rebecca Gablé
Hiobs Brüder
(569)Aktuelle Rezension von: Moritz_HoffmannFrau Gablé wird öfter mal kritisiert, immer Ähnliches zu schreiben (viel Politik, Bindung zu Pferden etc.) und ich vermute, sie wollte mal was Anderes schreiben ...
Leider passt Hiobs Brüder so GAR NICHT in ihre sonst sehr realistischen Bücher, die Geschichte der Gefangenen in der Inselfestung, Alan of Helmsby, der sein Gedächtnis verloren hat ... das alles erscheint mir allzu weit hergeholt, zu unrealistisch um noch als gut durchzugehen. Ein massiver Minuspunkt ist auch die Figur des Psychopathen Regy - ich weiß nicht, irgendwie passt das meiner Meinung nach nicht in die erzählte Zeit. Und das stört. Weil es die Geschichte der Helmsby leider unabänderlich verdirbt: Cædmon mit seinem steifen Bein, jetzt Alan, sein Urenkel, der sein Gedächtnis verliert ... die Helmsby erscheinen mir gar zu sehr von Schicksalsschlägen geplagt, um noch realistisch zu sein.
Schade, dass die Autorin wohl nie das Schicksal eines Waringham zur Zeit der Anarchy (1135 - 1154) beschreiben wird. Gerade in einer solchen Zeit braucht es politische Intrigen, Schlachten etc. Dieses Thema wird in keinem Buch richtig umgesetzt, Die Säulen der Erde war mir zu sehr GZSZ und dieses Buch hier hinterlässt auch leider einen schalen Eindruck. Sehr schade! Denn ich weiß, dass Rebecca Gablé das besser kann!
- Julie Cohen
Das Gefühl, das man Liebe nennt
(30)Aktuelle Rezension von: redvioolett
Die Hauptprotagonistin Felicity sollte glücklich sein - sie hat einen Ehemann Quinn mit dem sie glücklich zu sein scheint, wohnt in einem zauberhaften Cottage und ist eine erfolgreiche Kinderbuchautorin, die gerade allerdings eine Schreibblockade hat.
Auch den Tod ihrer Mutter, vor einiger Zeit, scheint sie noch nicht überwunden zu haben. Als ihr Mann dann auch noch das "Kinderwunschthema" anspricht und in sie in letzter Zeit viele Erinnerungen mit ihrer ersten großen Liebe Ewan füllt, beschließt sie nach London zu reisen, um sich eine Auszeit zu nehmen. Dort such sie auch Ewan auf...
Die Sehnsucht nach Ewan ist wunderlich, da er ihr Herz gebrochen hat, dennoch flüchtet sie vor ihren Ängsten und stellt sich ihnen zugleich.
Am Anfang konnte mich das Buch noch nicht so fesseln, da ich überhaupt nicht in die Personen hineingefunden habe. Auch die Protagonistin war anfänglich noch etwas anstrengend, da sie überall Probleme gesucht und bemerkt hat, sich hinterfragt hat ob sie glücklich ist oder nun doch nicht. Doch nach und nach erfährt man immer mehr über die Protagonistin und kann immer mehr in sie hineinfinden. Man merkt, dass Quinn und Felicity sehr unterschiedlich sind. Felicity ist eine Künstlertochter, die mit ihrer Mutter nie länger als ein paar Jahre an einem Ort gelebt hat. Quinn lernte sie kurz nach dem Tod ihrer Mutter kennen und ist seitdem sesshaft, wie Quinn schon sein ganzes Leben, in einem kleinen Cottage.
Wenn man anfänglich nach dem Cover und der Zusammenfassung auf dem Buchrücken glaubt, klingt es nach einer schönen kleinen Liebesgeschichte, die nicht viel spannendes aufzuweisen hat, bis auf übliche Ereignisse und Wendungen. Doch dieses Buch war meiner Meinung nach wirklich spannend und unvorhersehbar. Dem Leser blieb viel Spielraum für Spekulationen und eigene Gedanken, die das Buch mit viel Drang zum Weiterlesen begleitet haben.
Ab und zu hätte ich mir gewünscht noch ein wenig mehr über die Protagonisten zu erfahren, da sie Personen teilweise noch etwas oberflächlich blieben, dennoch, wie bereits erwähnt, findet man mit der Zeit trotzdem besser in die Figuren.
Alles in allem ein wirklich empfehlenswertes Buch! - Jodi Picoult
Beim Leben meiner Schwester
(1.878)Aktuelle Rezension von: FranziDieBuechertanteIch habe mich endlich getraut und mein Lieblingsbuch gelesen. So ein Vorhaben birgt einige Fallen, denn was mach ich, wenn es mir nicht mehr gefällt? (SPOILER).
Das hat mir gut gefallen:
Die ganze Geschichte bezieht sich auf gut eineinhalb Wochen. Sie ist nach Wochentagen strukturiert und aus der Sicht der Protagonisten. Dabei ist die Sicht von Sara, der Mutter, meistens die Krankheitsgeschichte von Kate. Ich fand es sehr spannend, wie unterschiedlich die Familienmitglieder die Familie wahrnehmen und wie sehr die Eltern Dinge bei ihren Kindern übersehen, nicht nur bei Anna. Zu der ganzen Familiengeschichte wird noch die Geschichte des Anwalts und der Verfahrenshelferin eingebunden und die ein oder andere Liebesgeschichte.
Das fand ich nicht so gut:
Saras Reaktion auf Annas Klage fand ich als Mutter sehr zerstörend, denn es hätte ja auch ein Anlass sein können, über alles mit allen Familienmitgliedern zu reden. Auch, dass Brian als Vater das nicht einlenkt. Sie sind alle sehr resigniert und reagieren eher akut als langfristig. Außerdem kommt bei Sara sehr stark durch, dass es immer nur um Kates überleben geht, egal wie und egal wie andere dazustehen. Wiederum merkt man grade an Brian als Vater, dass er hin und wieder sieht, was gebraucht wird und kümmert sich um die Kinder.
Fazit: Man muss sich auf viele negative Gedanken gefasst machen. Es wird häufig sehr traurig. Viele Dinge fand ich sehr berührend und grade das Ende war das, was mich damals so getroffen hat. Auch die ganzen Gedanken der verschiedenen Familienmitglieder zur ganzen Situation und wie es ihnen geht geht unter die Haut. Es wird auf bestimmte Dinge geachtet, aber andere dafür komplett aus den Augen verloren.
Bleiben oder Weg? Es hat den Test bestanden und es gefällt mir immer noch so gut wie beim ersten lesen <3
- Gavin Extence
Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat
(523)Aktuelle Rezension von: Mrs_Nanny_OggDieses Buch fiel mir zufällig in die Hände und hat mir wunderbare Lesestunden geschenkt. Ich bin mehr als begeistert von der Geschichte, die von der Art an Bücher von John Irving erinnert, von der Art zu erzählen und den wunderbaren Gedanken und Impulsen, die ich darin entdeckt habe. Es ist eines dieser Bücher, die mich vom ersten Satz an gefangengenommen haben.
Die Geschichte wird aus der Sicht des 17jährigen Alex erzählt, der etwas ausholen muss, um SEINE GEschichte zu erzählen. Er fängt bei dem Zeitpunkt an, als er berühmt wurde, weil ihn im Badezimmer seines Hauses in Südengland ein Meteorit getroffen hat und er diese ungewöhnliche Begegnung überlebt hat. Seitdem hat Alex epileptische Anfälle, kann eine Zeitlang nicht zur Schule gehen und muss sich Entspannungstechniken aneigenen, um die sehr unangenehmen Anfälle zu reduzieren oder sogar zu vermeiden.
Der Junge besticht durch seine neugierigen Fragen über die Welt, gleichzeitig hat er mir den Eindruck vermittelt, zumindest autistische Züge zu zeigen, Ironie versteht er überhaupt nicht. Aufgrund seines tiefgreifenen Erlebnisses, will Alex entweder Neurologe oder Astrophysiker werden.
Nun, unser Gehirn erschafft für jeden individuellen Menschen ein eigenes einzigartiges Universum. Darin existiert alles, was wir wissen. Alles, was wir sehen oder berühren. Alles, was wir fühlen und woran wir uns erinnern. In gewisser Weise erschaffen unsere Gehirne die Realität."
Dann lernt Alex Mr. Peterson kennen, einen Vietnamveteranen, der nun Pazifist ist und sich für Amnesty International engagiert. Die beiden verbindet eine anfangs holprige, aber sehr tiefe Freundschaft. Mr. Peterson wird eine Vaterfigur für den vaterlosen Alex und führt ihn in die Buchwelt von Kurt Vonnegut ein (den ich auch erst durch dieses Buch kennengelernt habe und nun unbedingt Bücher von ihm lesen möchte!)
Ich glaube, eine Geschiche zu erzählen, ist der Versuch, die Komplexität des Lebens begreifbar zu machen. Es ist das Bemühen, Ordnung von Chaos zu trennen, Muster von Willkür. Andere Mittel dafür sind Tarot und Wissenschaft."
Schließlich geschieht etwas im Leben von Mr. Peterson, dass Alex vor eine unglaubliche Entscheidung stellt. Aber der beharrliche Denke Alex findet eine Lösung und zeigt damit, was wahre Freundschaft bedeutet.
Ein unglaublich guter Roman, der sowohl von der Geschichte, als auch vom Stil her ein Lichtblick ist.
- Ingrid Werner
Niederbayerische Göttinnen
(23)Aktuelle Rezension von: DoraLupin3.5 Sterne
Dies ist die ältere Printausgabe zu Ingrid Werners Buch "Flowerpower und Druidentrank". Dieses Cover gefällt mir persönlich besser als das neue.
Im vierten Fall rund um Karin Schneider wird im Wald nahe eines Keltengrabs eine Leiche im Wald gefunden, die ungefähr 50 Jahre alt ist. Mit dieser Leiche beginnt eine Reihe von Morden, mitten darunter Karin Schneider!
Die Kriminalfälle sind in sich abgeschlossen und unabhängig lesbar, auch wenn das Privatleben von Karin natürlich von Buch zu Buch immer weiter geführt wird.
Wieder ist Ingrid Werner mit diesem Buch ein Cosy-Crime gelungen, diesmal mit vielen Informationen rund um die Kelten in Niederbayern. Hügelgräber, bestimmte Rituale, Hohle Steine und mehr kommen im Buch vor. Das Thema ist sehr gut recherchiert worden und war sehr spannend und interessant in den Krimifall eingebaut! Der Schreibstil war ebenfalls wieder gut verständlich und mit einigem Humor versehen!
Ich habe schon den dritten Fall von Karin Schneider gelesen, dort hat sie teilweise etwas naiv gehandelt, das war diesmal besser gelungen. Trotzdem ist Karin keine herkömmliche Ermittlerin der Polizei sondern bekommt ihre Infos aus Gesprächen mit den Dorfbewohnern. Vieles ist etwas überspitzt geschrieben und nicht besonders realistisch, dafür aber humorvoll und skurill.
Auch in diesem Teil kommt wieder eine Menge Lokalkolorit vor, was mir sehr gut gefällt. Man lernt die Bayern, das Land und die Leute auf humorvolle Art und Weise kennen. Letztes mal ging es um ein Volksfest in Garhamer diese Lokation hat mir als Achterbahn-und Freizeitparkfan noch einen Tick besser gefallen. Auch den Fall an sich fand ich letztes mal noch ein Stück interessanter, aber dies ist ja immer auch der Geschmack des einzelnen. Für mich gab es diesmal ein paar Stellen die sich gezogen haben, ausserdem waren mir die einzelnen Familienkonstellationen etwas zu viel und ich war teils etwas verwirrt. Nichtsdestotrotz viele interessante Infos über Kelten und ein interessanter Fall mit einem gelungenen Showdown am Schluss. Ich empfehle die Reihe gern an Cosy-Crime-Leser weiter
- Andrew Smith
Auf Umwegen
(17)Aktuelle Rezension von: KumosbuchwolkeZwischen den Zeilen
Pferde dir vom Himmel fallen? Das gibt es doch gar nicht, „Auf Umwegen“ muss also vollkommen abgedreht sein? Finn Easton ist schon ein recht eigenwilliger Charakter, wo andere Menschen die Zeit in Minuten messen, misst er sie in Meilen. Finn diente seinem Vater als Vorlage für eine Figur in seinem Bestseller und all das, weil ein Pferd von Himmel fiel und die Leben von Vater und Sohn veränderte.
Finn fühlt sich seit dem an den Roman gekettet, versucht auf der anderen Seite ein normales Teenagerleben zu führen, was auch nicht immer leicht ist, mit einem Freund, der einem immer in die verrücktesten Sachen hineinmanövriert.
Startseite von den Königskindern
An dieser Stelle muss ich feststellen, dass der Klappentext schon viel von der Handlung vorwegnimmt.
Meine erste Begegnung mit den Autoren Andrew Smith hatte ich vor einem Jahr mit „Winger“ und da war die Sprache schon männlich rotzig und direkt, dieses Mal war ich vorbereitet und auch bei Finn und Cade finden sich viele Worte wieder, die anderswo ausgepiept werden, wenn nicht schon alleine wegen der Worte, dann definitiv wegen seiner Häufigkeit. Das war für mich in „Auf Umwegen“ schon okay, auch wenn ich so nicht sprechen würde. Zu den 16/17-jährigen Finn und Cade hat es dagegen gepasst.
Ich finde in Andrew Smith, Büchern spürt man definitiv einen maskulinen Touch, das Gefühl und das Gerüst, das er mit seinen Worten schafft, fühlt sich so anders an, als wenn eine Autorin einen männlichen Ich Erzähler hat. Cade ist in der Schule ein Draufgänger, Finn eher ruhig und höflich, die beiden ergänzen sich, zum Glück mag Cade Finn wirklich als Freund, da hatte ich anfangs meine Bedenken. Sie können sich auf den jeweils anderen verlassen.
Für mich ist „Auf Umwegen“ eher ruhig gewesen, es passieren einige chaotische Dinge, dann wäre da noch Finns Erkrankung, die eine wichtige Rolle spielt, aber es ist ruhig an Action oder an Drama, es gibt ein relativ normales Jungenleben wieder. Ich finde die Beziehung zwischen Finn und seiner Mitschülerin Julia Bishop wird im Klappentext dramatisiert, ich habe es nicht so empfunden, dass sie ihm das Herz gebrochen hat. Das klingt in meinen Ohren etwas böse, dabei hat alles seinen Grund und auch Finns Reaktion ist nachvollziehbar.
Die Spannung war für mich konstant ohne große Ausreißer nach oben oder unten. Der direkte Schreibstil gibt dem Buch sein Gesicht, den man entweder mag oder nicht.
Fazit
„Auf Umwegen“ von Andrew Smith hat mit Finn Easton einen liebenswerten Charakter, dessen Leben ein klein wenig außergewöhnlich ist und diesen ganz speziellen eigenen Andrew Smith Schreibstil. Frech, rotzig, entweder mag man ihn oder nicht. Da "Auf Umwegen" mein zweites Buch von Andrew Smith ist, kannte ich diesen Schreibstil bereits und habe mich nicht daran gestört. Die Geschichte ist glaubwürdig und liest sich im Grunde flüssig, trotzdem habe ich keinen engen Draht zu Finn finden können, und habe mich während des Lesens leicht ablenken lassen, weshalb ich länger als geplant mit dem Lesen beschäftigt gewesen bin. 4 Sterne.
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© Cover-/Zitatrechte: liegen bei den einzelnen Verlagen und/oder Autoren
© Cindy Raschdorff kumosbuchwolke.blogspot.de - Krystyna Kuhn
Monday Club - Das erste Opfer
(344)Aktuelle Rezension von: xeni_590Also der Monday Club das erste Opfer ist wie schon in der Kurzmeinung geschrieben eine leichte Lektüre die gut an einem Tag gelesen werden kann. Die fordert nciht besonders viel Aufmerksamkeit. Sie ist entt geschrieben und für Leute die sich in die leichte Thriller Spannungs Buch Richtung bewegen wollen ein guter Einstieg. Für alle die schon ander Bücher in der Richtung gelesen haben wird es aber eher ein schwächere Buch sein
- Paulo Coelho
Der Zahir
(325)Aktuelle Rezension von: Sebastian_EngelDer Zahir ist ein beeindruckendes Werk. Nicht unbedingt wegen der Spannung aber definitiv wegen der beeindruckenden Tiefe. Wie zwei Bahngleise sollte eine Beziehung verlaufen, niemand von beiden darf vom Abstand der Schienen abweichen. Ich liebe so viele Vergleiche, so viele Geschichten in diesem Buch, dass ich es nicht mehr aus der Hand legen konnte und jedem im Umkreis davon erzählte. Das Buch beschreibt nicht nur die Suche nach der Liebe, sondern auch gut, warum viele Beziehungen scheitern. Jeder sollte dieses Buch gelesen haben und danach die Personen im Umfeld lernen, besser zu verstehen.
- Adam Fawer
Null
(217)Aktuelle Rezension von: Tea_Loewe"Null" ist ein Thriller, den ich bis heute wärmsten all jenen weiterempfehle, von denen ich denke, dass sie dieses Genre lesen. Es ist kein klassischer Thriller, sondern vielmehr ein wissenschaftsgestütztes Szenario, das mehr und mehr ins Übersinnliche abdriftet, ohne dabei abgedroschen oder wirr zu werden.
Für mich als Fan von Fantasyromanen ein gelungener Genrewechsel. Ganz nebenbei habe ich gelernt, was es heißt, auf einen Variablenwechsel zu setzen. Ich mochte das Buch wirklich gern, die Story war actionreich, strebte vorwärts, hatte spannende Wendungen in sich und eben das Fünkchen Übersinnliche.
Klare Empfehlung!
- Tess Gerritsen
Roter Engel
(232)Aktuelle Rezension von: blue-jenWährend die junge Ärztin Toby Harper Nachtschicht hat, taucht in der Notaufnahme ein alter Mann auf. Er redet wirr, reagiert kaum auf ihre Behandlung - und ist so schnell verschwunden, wie er aufgetaucht ist. Als im Krankenhaus ein Patient mit den gleichen Symptomen stirbt, vermutet der Pathologe Daniel Dvorak eine hochansteckende Krankheit. Die Spur der beiden Patienten führt zur Seniorenresidenz Brant Hill. Und dort stoßen Toby und Daniel auf Unvorstellbares ...
Anfangs konnte mich das Buch nicht recht packen, da es dauerte bis sich die einzelnen Personen und Handlungsstränge miteinander verbinden konnte.Zum Schluss wurde es doch noch recht spannend und eigentlich ein typischer Tess Gerritsen Thriller.
Allerdings gefiel mir nicht, dass sehr viel medizinische Fachbegriffe verwendet wurden und diese mich teilweise etwas aus dem Lesefluss holten. Ebenso hatte ich manchmal Probleme mit der Protagonistin, konnte ihre Handlungen nicht nachvollziehen.
- Charlotte Roth
Als der Himmel uns gehörte
(154)Aktuelle Rezension von: Siko71Klappentext:
London 2011. Die junge Läuferin Jennifer will an den Olympischen Spielen teilnehmen. Jetzt aber drohen Panikattacken ihren Traum zu gefährden. Mit ihrem Trainer, dem Iren Gregory, der sie heimlich liebt, reist Jennifer nach Mandeville, auf den Landsitz ihrer Familie. Sie hofft, sich bei ihrer fast hundertjährigen Urgroßmutter Alberta Rat holen zu können. Auch diese hat einmal an einer Olympiade teilgenommen, damals in Berlin, im Jahr 1936. Auf den Spuren ihrer Familiengeschichte wird Jennifer lernen, worum es im Leben wirklich geht.
Zwischendurch habe ich immer mal wieder quer gelesen, da es an einigen Stellen recht langatmig zuging. Interessant zu lesen war, wie die Paralympics ins Leben gerufen wurden und bis heute noch ein Höhepunkt der Olympischen Spiele sind..
- Robert Seethaler
Die weiteren Aussichten
(68)Aktuelle Rezension von: JosseleDer Roman erschien 2008. Herbert Szevko, ein langer, schlaksiger junger Mann, betreibt mit seiner Mutter eine Tankstelle in der Provinz. Eine junge Frau, Hilde Matusovsky, im Gegensatz zu Herbert eher dicklich, auf einem Fahrrad taucht auf und bringt die langsam dahinplätschernde Welt Herberts gewaltig durcheinander. Hilde Es beginnt eine Liebesgeschichte mit allerlei Hürden und Schwierigkeiten.
Sowohl das Szenario, die Liebe zwischen zwei einfachen, im Grunde benachteiligten, aber liebenswürdigen Menschen, als auch die Darstellung der Romanze und viele Formulierungen haben mich an die Romane von Wolf Haas erinnert. Diese Art, Geschichten zu erzählen, scheint eine österreichische Spezialität zu sein. Jedenfalls kenne ich keinen deutschen Schriftsteller, der Ähnliches erschafft. Das Buch kommt mit ganz wenigen Personen und fast ohne Namen aus. Selbst der Name der Mutter, die doch eine der Protagonistinnen ist, wird erst auf Seite 210 enthüllt. Überhaupt scheinen mir die Namen irgendeine tiefere Bedeutung zu haben, da sie recht ungewöhnlich gewählt sind und zumal ein Hase denselben Vornamen erhält wie ihn der Autor trägt. Aber erschlossen hat sich mir das nicht, auch nicht nach einiger Recherche im Netz.
Das Buch startet direkt mit wunderbar formulierten Sätzen, u.a. „Wo nämlich die Normalität beleidigt ist, kann die Pädagogik einpacken.“ (Goldmann Tb, 5. Aufl. 04/2010, S. 10)
Solche witzigen, amüsanten, nach meinem Gefühl genialen Formulierungen ziehen sich durch das ganze Buch, weshalb ich gerne ein paar zitieren möchte, da sie das Buch im Grunde charakterisieren und ausmachen.
Als Hilde einmal erschöpft einschläft, formuliert Seethaler das mit den Worten „… und ist nicht einfach in den Schlaf gefallen, sondern kopfüber hineingestürzt.“ (ebd., S. 204)
„Über die individuellen Motivationen von Wieseninsekten können auch die ehrgeizigsten Naturwissenschaftler eigentlich nur spekulieren." (ebd., S. 282)
„Im Polizeirevier auf der Marktgemeinde haben verschiedene Amtshandlungen stattgefunden, Telefonate, Verhöre, Feststellungen, Niederschriften, Abschriften, Durchschriften.“ (ebd., S. 286)
Am Ende frage ich mich, ob da Robert Seethaler Wolf Haas Stil kopiert hat, oder Wolf Haas den von Robert Seethaler und komme zu dem Schluss, dass das völlig wurscht ist, denn der Unterhaltungswert ist in beiden Fällen ziemlich hoch. Was ich zu kritisieren habe, ist einzig der Teil über die Suche nach einem Krankenhaus mit Mutter und Hilde auf der Liege, der mir zu slapstickhaft geraten ist. Vier Sterne.
- Anna McPartlin
Wo dein Herz zu Hause ist
(171)Aktuelle Rezension von: jeanne1302Schon zweimal ist es geschehen...James wird von seiner Verlobten Harri bereits zum 2ten Mal vor dem Altar sitzen gelassen.
Statt glücklich verheiratet zu sein, sitzt Harri wegen starker Panikattacken in der Notaufnahme. Warum schafft sie es nicht, diesen Schritt zu einer festen Bindung zu machen, obwohl sie ihren Verlobten so sehr liebt?
Ihre Eltern entscheiden sich daher dazu, ihr die Wahrheit über ihre Vergangenheit zu erzählen und lösen damit eine innere Blockade auf.
Harri erfährt von Liv - ihrer leiblichen Mutter und ihrem Leben und ihr wird klar, warum sie sich immer irgendwie anders gefühlt hat in der Familie, in der sie doch aufgewachsen ist.
Neben dieser Hauptgeschichte, gibt es noch weitere kleine Geschichten über Harris Freunde Susan, Andrew, Melissa und Gerry, sowie ihren "Zwillingsbruder" George.
In jeder dieser kleinen und der großen Geschichte, steckt EINE Quintessenz:
NUR DIE WAHRHEIT HILFT ALLE PROBLEME ZU LÖSEN.
Nur, indem Harri die Wahrheit über ihre wahre Herkunft erfährt, ist sie in der Lage, eine tiefe Verbindung - zunächst zu sich selbst - aufzubauen.
Nur indem Andrew endlich die Wahrheit sagt, kann er seine Ehe retten.
Nur indem Melissa ihrem Mann ihre Wahrheit klipp und klar verdeutlicht, können sie gemeinsam eine Lösung finden.
Nur indem sich George die Wahrheit eingesteht, kann es sich von seinem Freund trennen und neu verlieben.
Auch wenn die Wahrheit zunächst erschreckend, verwirrend, traurig oder belastend sein mag, sie ist der Weg aus der Panik und der Anfang von tiefem Frieden und Ruhe.
- Bernhard Albrecht
Patient meines Lebens
(45)Aktuelle Rezension von: pardenWAHRE GESCHICHTEN AUS DER MEDIZIN...
Wer wünscht ihn sich nicht: einen Arzt, der alles, wirklich ALLES tun würde, um einen vor dem sicheren Tod zu retten? Da ist der Arzt, der einen Jungen zurück ins Leben holt, der mit einer Körpertemperatur von nur noch 17 Grad im Koma liegt. Da ist das Medizinerpaar, das eine künstliche Luftröhre baut, um einem todgeweihten Patienten ein normales Leben zu ermöglichen. Und da ist der Stationsarzt, dem es erstmals weltweit gelingt, einen Patienten von Aids zu heilen. Sie alle standen an einem Punkt, wo herkömmliche medizinische Methoden versagten und sie völlig neue Wege suchen mussten, um ihren Patienten zu helfen.
Sich zum Arzt oder gar ins Krankenhaus zu begeben, bedeutet meist auch, seinen Status als eigenständiger Mensch zumindest ein Stück weit aufzugeben. Eine Maschinerie wird in Gang gesetzt, die selten Blicke nach rechts oder links erlaubt, sondern einen im Gleichschritt durch die notwendigen Prozeduren schleust und am Ende bestenfalls als geheilt - oder zumindest mit einem passenden Rezept in den Händen - entlässt.
Bernhard Albrecht stellt hier verschiedene Patienten vor, die durch eine Erkrankung extreme Einschränkungen erfuhren bzw. sogar in akuter Lebensgefahr schwebten. Bei aller Unterschiedlichkeit der zugrunde liegenden Erkrankungen (verätzte Luftröhre, Aids, Leukämie, chronische Schmerzen, Gehirnerkrankung, Klumpfuß u.a.m.), durchliefen die Patienten doch ähnliche Stationen: endlose Arztbesuche, festgeschriebene Diagnosen, jahrzehntelange Irrfahrten, achselzuckende Hilflosigkeit der Ärzteschaft, Resignation. Bis sie zu ihrem Glück zufällig auf genau den einen Arzt stießen, der bereit war, auch einmal über den Tellerrand hinaus zu blicken.
Nicht aufgeben, sondern Neuland betreten und ungewöhnliche Methoden zum Einsatz bringen. Die hier vorgestellten Ärzte wagten diesen einen besonderen Schritt, der von der übrigen Ärzteschaft oft misstrauisch betrachtet wurde, der manches Mal bei der Ärztekammer angezeigt wurde oder/und der den Arzt Nerven und reichlich Geld kostete, wenn die Krankenkasse sich weigerte, für das Mittel der Wahl aufzukommen...
Teilweise wurde ein Weg dabei genau ein einziges Mal beschritten, entweder weil bei dem einen Patienten die Bedingungen so günstig waren wie sonst bei keinem anderen mit seinen Symptomen oder aber weil dem Arzt im Anschluss solche Steine von Behörden/Kassen in den Weg gelegt wurden, dass er in Zukunft auf weitere Schritte in diese eingeschlagene Richtung verzichtete.
Bernhard Albrecht stellt hier interessante Fälle vor, wobei er - für mich erstaunlicherweise - auch den persönlichen Hintergrund des jeweiligen Patienten ausführlich ausleuchtete. Einerseits wird so natürlich deutlich, dass es sich in jedem einzelnen Fall um ein persönliches Schicksal handelt und eben nicht nur um einen 'Fall', andererseits liegt dadurch der Schwerpunkt der Schilderungen manchmal sehr deutlich auf Seiten des Patienten, da erscheint der medizinisch innovative Weg eher nebensächlich.
Die medizinischen Ansätze fand ich sehr interessant - und z.T. auch bedrückend. In einem Fall stellte sich beispielsweise heraus, dass es zur Behandlung einer bestimmten Erkrankung schon zig Jahre zuvor eine erfolgreiche Methode gab, dass diese aber in alten Fachzeitschriften vor sich hin moderte, auf die in der Regel kein moderner Arzt mehr zurückgreifen würde - verlorenes Wissen, das ansonsten schon unzähligen Patienten davor hätte helfen können.
Eine interessante Sammlung, die romanhafter geraten ist als ich vermutet hatte, die durch die Verschiedenartigkeit der Fälle aber für reichlich Abwechslung sorgte. Im Grunde sollten angehende Ärzte Bücher wie dieses als Zwangslektüre lesen müssen - damit sie gar nicht erst in die Schiene der seelenlosen Maschinerie geraten und ihr selbständiges und kritisches Denken nicht am Krankenhauseingang beim Pförtner abgeben und dann stehen lassen wie einen Regenschirm.
Wozu wäre wohl die Medizin imstande, wenn jeder Patient einen Arzt fände, der alles für ihn gibt?
© Parden - Andreas Suchanek
Ein MORDs-Team - Der Fall Marietta King 1: Die vergessenen Akten (Bände 1-3)
(261)Aktuelle Rezension von: itwt69Ich bin eher zufällig auf diese Reihe gestoßen, die ersten zwei E-Books fand ich auf einmal in meiner Cloud. Nach dem ersten Kapitel dachte ich zunächst, dass die Serie nichts für mich ist, als ich mich dann an die Sprache gewöhnt hatte und die Geschichte immer spannender wurde, war ich darin gefangen. Diese Serie hat sehr viel Potenzial.
- Norbert Scheuer
Winterbienen
(96)Aktuelle Rezension von: ysmnNatur und Krieg. Bienen und Menschen. Leben und Tod.
All dies verwebt Norbert Scheuer auf großartige und einfühlsame Weise in seinem Roman „Winterbienen“. Er erzählt in Tagebuchform über das Leben des Imkers Egidius Arimond in der Eifel, der während des Zweiten Weltkriegs Juden in seinen Bienenstöcken bis zur belgischen Grenze schmuggelt. Das Fortschreiten des Krieges, die Frauengeschichten des Protagonisten und seine Epilepsie, die immer schlimmer wird, weil er sich keine Medikamente mehr besorgen kann und schließlich die zunehmend gefährlicher werdenden Fahrten mit den Flüchtlingen führen dazu, dass die Situation beklemmender und bedrückender wird.
Bevor die Geschichte jedoch an Rasanz zunimmt, gelingt es Scheuer, über den Krieg, der „doch immerzu anwesend [ist]; ein schrecklicher Dämon, der seit Menschengedenken existiert, versteckt in einem Winkel lauert und jederzeit unerwartet hervorkommen kann, um blindwütig die Natur und ihre Kreaturen zu schänden”, eindrücklich zu erzählen. Denn er stellt ihn dem Leben der Bienen und ihrem Rhythmus gegenüber, verbindet beides sprachlich miteinander und schafft so einen Kontrast, aber auch ein Nebeneinander.
Einerseits sind die Bienen untrennbar mit den Schrecken des Krieges verbunden und beschützen nicht nur die Flüchtlinge in den Bienenkästen, indem sie sich wie eine Traube um die Menschen legen, sondern auch die Notizen Egidius’ und eine Notration seines Medikaments, die in den Kästen der Bienen sicher aufgehoben sind. Auf einer metaphorischen Ebene lassen sich außerdem die abstürzenden Flugzeuge, die an der Front gefallenen Soldaten, von denen lediglich die Särge den Weg zurück in die Eifel finden, mit einer Krankheit vergleichen, die die Bienen ihres Orientierungssinns beraubt. Sie finden nicht mehr in den Stock zurück und sterben. Ein anderes Bild sind die Menschen im Bunker, die sich wie ein Bienenschwarm zusammenfinden: „Im hintersten Winkel des großen Bunkers in der Bahnhofstraße hängt der ganze Ort gleichsam wie eine zitternde Menschentraube zusammen.”
Andererseits aber, stehen die Bienen in ihrem Verhalten für all das, was der Krieg nicht ist. Sie arbeiten zusammen, sorgen besonders im Winter füreinander und verteilen “Wärme im Staat”, damit die Larven nicht erfrieren, während der Krieg Hass und Kälte im von menschlicher Hand geführten Staat verteilt. Der ewige Rhythmus der Bienen stellt sich dem Hass, dem Töten und der Zerstörung gegenüber. Sie bleiben vom Krieg unberührt: „Der Lärm der Angriffe scheint den Bienen nichts auszumachen; sie leben in einer anderen, wie es scheint, friedlichen Welt, sie interessiert der Krieg nicht.” Erst als Soldaten auf die Bienenstöcke schießen und diese mutwillig zerstören, hält der Krieg der Menschen selbst in der Bienenwelt Einzug.
Scheuers Roman ist wie der Tanz der Bienen, wie ihr „Sprachballett”. Er wird den Schrecken des Kriegs gerecht und schafft es gleichzeitig, dass diese nicht die Überhand gewinnen. Er bahnt sich erzählerisch einen Weg durch das Jahr 1944, indem er die Innenansichten des Protagonisten, historische Fragmente, Naturbeschreibungen der Eifellandschaft und den Rhythmus und das Leben der Bienen zu einem Gesamtbild verknüpft. Nicht zuletzt hat Scheuer Egidius Arimond mit diesem Roman ein ihm würdiges Denkmal gesetzt.
Ein absolut lesenswertes Buch! - Clemens J. Setz
Die Stunde zwischen Frau und Gitarre
(44)Aktuelle Rezension von: kingofmusic„Ist dies auch Wahnsinn, so ist doch Methode drin.“ (William Shakespeare)
Mehr brauche ich eigentlich über „Die Stunde zwischen Frau und Gitarre“ von Clemens J. Setz nicht sagen ha ha ha.
Okay, ich versuch´s trotzdem, diesem 1000-seitigen Klopper eine Rezension zu „verpassen“, auch wenn ich ziemlich sprachlos bin, was mich die letzten Wochen begleitet hat und ich mir sicher bin, diesem Machwerk in keiner Weise irgendwie gerecht werden zu können.
Dazu ist der Roman zu komplex, zu irre, zu… – ihr seht, mir fallen kaum adäquate Adjektive ein *g*.
Natalie fängt als Betreuerin in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderungen an und wird dort „Bezugi“ für mehrere Klienten, darunter ein begnadeter Maler sowie ein im Rollstuhl sitzender junger Mann namens Alexander Dorm. Dieser bekommt regelmäßig Besuch von Christopher Hollberg – ausgerechnet dem Mann, dessen Frau sich vor ein paar Jahren das Leben genommen hat, da sie zuvor von Alexander Dorm gestalkt wurde. Schon bald wird Natalie ob des „Arrangements“ skeptisch und fängt an, Nachforschungen anzustellen…
Das ist nur eine der vielen Ebenen dieses Meisterwerks des Irrsinns. Selten sind mir so viele Charaktere begegnet (inklusive Erzähler *g*), die viel reden, aber immer (oder meistens) am Thema vorbei erzählen. Das ist auf der einen Seite anstrengend zu lesen, aber auf der anderen Seite irre komisch und hat mich nicht nur einmal zum Lachen gebracht. Dann gab es Passagen, in denen die Fragezeichen in meinen Augen gar nicht groß genug sein konnten und dann wiederum welche, in denen die Leser:innen Natalie so dermaßen nah kommen, dass es schon fast (körperlich) weh tut.
Überhaupt, Natalie: sie ist eine grandios gezeichnete Hauptfigur, die man abwechselnd schütteln oder knuddeln möchte – je nachdem, in welcher Situation sie sich gerade befindet. An einer Stelle sagt sie über sich: „Oh Gott, ich bin total peinlich. Ich kann nicht mal normale, gerade Gedanken denken." (S. 217/218) Ja, Natalie – das bist du. Und trotzdem…
Ich komme auch jetzt noch nicht von dem Roman los; meine Gedanken kehren immer zurück zu Natalie, Alexander, Mike und all den anderen Figuren, die mich über sechs Wochen täglich begleitet haben. Eigentlich sollte man diesen Roman mindestens einmal im Jahr lesen – er regt einen auf, treibt einen in den Wahnsinn und lässt einen trotzdem den realen Irrsinn für ein paar Tage vergessen und entsprechend erden.
So, und nun – Ende. Glocken- und Glasklare Leseempfehlung und damit verdiente 5*.
©kingofmusic
- Ulrich Woelk
Was Liebe ist
(19)Aktuelle Rezension von: JuanaRoland Ziegler ist ein kluger, besonnener Mann Mitte dreißig, Jurist und Mitinhaber eines elektrotechnischen Familienunternehmens mit Sitz in Frankfurt, das sein Großvater in den dreißiger Jahren gegründet hat. Trotz Epilepsie hat er sein Leben unter Kontrolle; dank des richtigen Medikaments und der nötigen Disziplin ist er seit zehn Jahren anfallsfrei. Als er für ein paar Tage in Berlin ist, um an einer Konferenz über die Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter im Zweiten Weltkrieg teilzunehmen, lernt er in einem Café Zoe kennen. Sie ist Ende zwanzig, Jazz-Sängerin, lebt mit einem viel älteren Musikprofessor zusammen und ist so ganz anders als er: impulsiv, experimentierfreudig, hat ihre Liebe zur Musik zum Beruf gemacht. Zoe und er fühlen sich stark zueinander hingezogen, und er merkt bald, dass es mit ihr anders ist als mit anderen Frauen, dass er sich mit ihr fallen lassen kann. Ist das Liebe? Fühlt Zoe auch so? Woher kommen ihre häufigen Stimmungsschwankungen und warum verschwindet sie immer wieder? Dann muss er für ein paar Tage beruflich nach Amsterdam und sie taucht spontan am Flughafen auf. So beginnt ihre gemeinsame Zeit in Holland. Eine Woche, in der er seine Pflichten als Unternehmer verdrängt und sich ganz seiner großen Liebe hingibt. Als ob er ahnen würde, dass sie schon bald nur noch als Geschichte, die er niemandem erzählen kann, in seinem Kopf herumspuken wird.
Ulrich Woelk verknüpft in seinem neuen Roman „Was Liebe ist“ geschickt Liebesgeschichte und Familiendrama. „Was ist Liebe?“, fragt sich Roland Ziegler immer wieder. Als er sechs Jahre alt war, wurden er und sein Vater von seiner Mutter verlassen; er hat nie mehr etwas von ihr gehört. Ab und zu quälen ihn noch Albträume und er glaubt nicht ans große Glück. Aber es geht ihm gut, er ist zufrieden mit seinem Leben, selbstbewusst und stolz, wie er es geschafft hat, sich trotz seiner Krankheit beruflich zu behaupten und seinen Platz in der Gesellschaft zu finden.
Die Beschäftigung mit seiner Familiengeschichte und die gleichzeitige Entdeckung seiner Zweisamkeit mit Zoe führt dazu, dass Ziegler in Holland gleich mehreren Familiengeheimnissen auf die Spur kommt. Ulrich Woelk lässt dabei ein paar Zufälle zu viel zum Einsatz kommen, dadurch erhält der Roman zwischenzeitlich etwas Märchenhaftes, was so gar nicht zur bestechend klaren, eindringlichen Sprache passt. Glücklicherweise findet Woelk einen Schluss, der diesen überaus fesselnden Roman wieder erdet. - Daniel Tammet
Elf ist freundlich und Fünf ist laut
(63)Aktuelle Rezension von: JorokaDaniel hat das Asperger-Syndrom und er ist einer der wenigen Savants (mit sogenannten ‚Inselbegabungen’) weltweit. Was ihn jedoch außergewöhnlich macht ist, dass er uns andere an seiner Lebenswelt teilhaben lassen kann. Hier liegt nun seine Autobiografie über die ersten ca. 25 Jahre seines Lebens vor. Er wuchs in England auf und beschreibt, wie er sich als Kind innerhalb seiner Familie und in der Schule unter seinen Mitschülern meist sehr fremd und verlassen gefühlt hat. Doch Daniel schafft es in seiner weiteren Entwicklung soziale Kontakte zu anderen Menschen zu knüpfen und einen Weg aus seiner Isolation zu finden.
Natürlich ist Daniel Tammet kein Schriftsteller, aber darauf kommt es beim Lesen dieses Buches für mich auch gar nicht an. Das Faszinierende ist zu erfahren, wie Daniel Stück für Stück mit seiner Umwelt mehr in Kontakt getreten ist und gelernt hat, mit seinen Einschränkungen und besonderen Fähigkeiten zu leben. Er schreibt so, dass man sich gut in seine Situation hineinversetzten kann.
Abstraktes Denken ist für Daniel schwierig, oder z.B. Zweideutigkeiten zu verstehen. Aber seine mathematischen und logischen Fähigkeiten sind genial. So hat er Isländisch in einer Woche zu sprechen gelernt und kann z.B. 22.500 Stellen der Zahl ‚Pi’ auswendig aufsagen, nachdem er sie sich in wenigen Tagen eingeprägt hat.
Ich habe mir im Internet die Interviews bei David Lettermann und bei Beckmann angeschaut: ein sehr sympathischer, smarter junger Mann dieser Daniel Tammet. Im Buch erfahren wir auch, dass er homosexuell ist und wie wertvoll und hilfreich seine Beziehung zu seinem Partner Neil für ihn ist. Auch ist Daniel bekennender Christ, das nur so am Rande.
Fazit: Ich ziehe meinen Hut vor Daniel, nicht wegen seiner außerordentlichen Fähigkeiten, für die er nichts kann, sondern davor, wie er sein Leben meistert und beständig bestrebt ist, sich weiter zu entwickeln und dabei für andere Gutes zu tun. Wahnsinn.
- Krystyna Kuhn
Monday Club - Der zweite Verrat
(195)Aktuelle Rezension von: seelenseitenKrystyna Kuhn gelingt es von Anfang an, eine düstere und beklemmende Atmosphäre zu schaffen. Selbst in Szenen, die äußerlich betrachtet völlig harmlos sind, schafft es die Autorin, ein Gefühl von Bedrohung aufkommen zu lassen.
Mit einigen sehr überraschenden Wendungen baut sie unglaubliche Spannung ein, die mich regelrecht ans Buch gefesselt haben. Immer wieder saß ich mit weit aufgerissenen Augen und einem geschockten Gesichtsausdruck da und konnte nicht glauben, was mir die Autorin gerade geschildert hat.
Faye als Hauptperson gefällt mir immer besser. Schon seit ihrer Kindheit schlägt sie sich mit einer Schlafkrankheit herum, doch nun muss sie erfahren dass sie unter einer psychischen Krankheit leidet.
Hin und wieder geschieht es, das für Faye die Grenzen zwischen Halluzination und Realität verschwimmen. Es sorgt dafür, dass man sich nie ganz sicher sein kann, was jetzt tatsächlich geschehen ist und was Fayes Vorstellungskraft entspringt.
Verdiente 5 Sterne für dieses herausragende Jugendbuch.
Ich würde so gerne wissen wie es weitergeht.