Bücher mit dem Tag "erich kästner"
105 Bücher
- Erich Kästner
Fabian
(332)Aktuelle Rezension von: frantz03Erich Kästner war nicht nur ein fabelhafter Kinderbuchautor, sondern ein klug denkender, hinterfragender Mensch mit sehr viel Humor. Seine Beschreibung von Berlin in der Weimarer Republik ist fabelhaft. Dabei springen einem immer wieder die erschreckenden Parallelen zur heutigen Zeit ins Auge. Ein absolut lesenswerter Klassiker!
- Erich Kästner
Fabian oder Der Gang vor die Hunde
(76)Aktuelle Rezension von: ArgentumverdeJakob Fabian und sein bester Freund Labude sind absolute Gegensätze: der Eine weder besonders ehrgeizig, noch verspürt er den drängenden Wunsch eine Familie zu gründen und lässt sich durchs Leben treiben, der Andere politisch engagiert, arbeitsam und nie mit sich selbst zufrieden.
Kästner greift viele Themen auf, die von der Gesellschaft verschwiegen oder unter den Teppich gekehrt werden. Er gibt einen mehr als deutlichen Einblick in die Gesellschaft der damaligen Zeit. Gerade das Tabuthema Sexualität legt er offen und unumwunden schwarz auf weiß auf den Tisch. Viele Themen baut er gekonnt ironisch satirisch auf, so dass der Leser das Schmunzeln manchmal nicht wegstecken kann, obwohl es eigentlich eher traurig oder gar erschreckend ist. Kästner legt ziemlich klar den Generationenkonflikt der Zeit dar, Hoffnungen, Träume und Ängste der Menschen, politische Ideologien und die Kritik daran. Am Ende des Buches findet der interessierte Leser noch zwei Nachworte Kästners aus verschiedenen Jahren und einige Anmerkungen zur Einordnung des Buches und des Inhaltes.
Mein Fazit: Wer gerne Historisches liest oder sich insbesondere für diese Zeit interessiert, kann und darf an Kästner nicht vorbeigehen, zumal sein schnörkelloser Schreibstil ausgesprochen wortgewandt und inhaltlich deutlich ist. Von mir eine klare Leseempfehlung
- Erich Kästner
Das fliegende Klassenzimmer
(472)Aktuelle Rezension von: LuiseLotteObwohl Erich Kästner zeit seines 75 Jahre währenden Lebens so vieles geschrieben hat, über Essays, Theaterkritiken, Glossen und Drehbüchern bis hin zu seinen unvergleichlichen und fürwahr zeitlosen Gedichten, über Parabeln bis zu Romanen für Erwachsene, so wird er doch von der Nachwelt vor allem als Kinderbuchautor wahrgenommen, als Autor von Büchern also, die die Zeiten überdauert haben, wie „Emil und die Detektive“, „Pünktchen und Anton“, „Das doppelte Lottchen“ und eben sein wohl berühmtestes und des Dichters liebstes Werk, „Das fliegende Klassenzimmer“, zu dem ich im Folgenden einige Gedanken formulieren möchte – mit denen ich diesem Kinderbuchklassiker, dessen bin ich mir bewusst, kaum gerecht werden kann. Doch mehr würde den Rahmen einer Rezension sprengen, derer es, seit dem Erscheinen der Geschichte, gar viele gibt und gegeben hat, von denen die einen voll des überschwänglichen Lobes sind für den Dichter mit der pointierten, freundlich-ironischen, überaus ausgewählten Sprache, andere aber auch voller scharfer Kritik, die vor allem an dem, so wird behauptet, längst nicht mehr zeitgemäßen, ja sogar gefährlichen Bild von Gehorsam, Moral und sogar Freundschaft festgemacht wird.
Dazu bliebe anzumerken, dass „Das fliegende Klassenzimmer“, des Moralisten und lebenslangen Kindes Erich Kästner dritter Roman für junge Leser, kurz vor Weihnachten 1933, einem schicksalsträchtigen Jahr, in dem die Weichen für eine unheilvolle Zukunft längst gestellt waren, veröffentlicht wurde – und dies trotz der Tatsache, dass der Autor, der im Mai desselben Jahres der Bücherverbrennung, auch seiner eigenen Werke, beigewohnt hatte, einer der verbotenen war. Erst 1936 wurden auch seine Kinderbücher endgültig beschlagnahmt, um im Ausland zum Glück weitergelesen und nach dem Krieg auch in Deutschland zu gern gelesenen Dauerbrennern zu werden. Seit dem Erscheinen des von Walter Trier so liebenswert illustrierten Buches haben sich naturgemäß die Sprache ( leider, möchte man fast sagen ), die Erziehung und die Lebensumstände, unter denen Kinder heutzutage groß werden, gewandelt, die Werte und Moralvorstellungen jedoch kaum. Und die in der Geschichte thematisierten Grundprobleme – Verlassenwerden, der Wunsch nach Anerkennung, die Sehnsucht nach Freundschaft wie auch die Einschränkungen durch Armut – sind mit Gewissheit nicht zeitgebunden. Damals wie heute mussten sich die Kinder ihren Problemen stellen.
Als „Bollwerk der Freundschaft“ wurde „Das fliegende Klassenzimmer“ bezeichnet, als Mutmachbuch, das die jungen Leser und ihre Sorgen und Ängste ernst nimmt – wie alle Kästner-Bücher das tun, denn der Dichter hat im Gegensatz zu vielen anderen Erwachsenen die eigene Kindheit mit ihren vielfältigen Härten und Nöten nicht vergessen -, als eine Geschichte über Stärken und Schwächen, über Mut und Herausforderungen. Dem kann ich nur beipflichten! Darüberhinaus ist auch viel vom Unglücklichsein, von Traurigkeit die Rede, einer Traurigkeit, so zeigt der Dichter immer wieder, die freilich durch Mut und Klugheit überwunden werden kann – was keine leeren Worte sind, denn Kästner war der Meinung, dass Kindertränen nicht kleiner seien als die der Erwachsenen und dass es im Grunde gar nicht wichtig ist, worüber man traurig ist. Allein das Gefühl zählt und mit dem muss man sich auseinandersetzen.
Die Roman-Kinder des Philosophen und verhinderten Lehrers, Dr. Erich Kästner, gebürtig aus Dresden, sind mutige und moralische Helden; sie sind unabhängig und selbständig und sie besitzen außerdem – und auch das findet man in allen seinen Kinderbüchern – meist mehr Vernunft und Verstand als die Erwachsenen. In Kenntnis der Kindheit des Autors kann man nicht umhin, hier starke autobiographische Züge zu konstatieren! Doch hat er in vorliegender Geschichte seinen Protagonisten, den fünf etwa 13 bis 14jährigen Jungen, von denen im Übrigen keiner im Mittelpunkt steht, da jeder einzelne von ihnen wichtig ist, zwei starke Erwachsene zur Seite gestellt, beide fair und gerecht und den Jungen zugewandt, von denen der eine der allseits geschätzte, ja geliebte Hauslehrer Dr. Bökh mit dem bezeichnenden Spitznamen „Justus“ ist. Er ist die Idealfigur von einem guten Lehrer, einem, der Kästner selbst gerne gewesen wäre, einem, der nicht nur ein Lehrender sondern eben auch ein Lernender ist, einem der immer Neues aufnimmt anstatt Altes weiterzugeben. So ist er jemand, der den ihm anbefohlenen Schülern auf Augenhöhe begegnen kann und der, betrachtet man es genauer, eher auf deren Seite als auf die der üblichen ignoranten Erwachsenen gehört.
Inzwischen dürfte auch denen, die bisher noch nicht das Glück hatten, „Das fliegende Klassenzimmer“ - ob nun in der zu bevorzugenden Buchform oder als eine der vielen Verfilmungen – kennenzulernen, der Verdacht gekommen sein, dass die Geschichte in einem Internat spielt. Die Helden selber bereiten sich – es ist kurz vor Weihnachten – auf ein Theaterstück vor, das einer der Ihren, der elternlose und introvertierte Johnny Trotz, verfasst hat und für dessen Kulissen der Gerechtigkeitsfanatiker und Sohn armer Eltern, darüberhinaus Klassenprimus Martin Thaler verantwortlich zeichnet. So manches ereignet sich an den wenigen Tagen, die in dem Roman nicht in eine durchgehende Haupthandlung verpackt werden, sondern eher in einzelne Episoden, nämlich einen Kampf zwischen den Gymnasiasten und den Realschülern, bei dem es recht heftig zur Sache geht, den Proben zum bereits erwähnten Theaterstück, dessen Titel identisch ist mit dem des Buches, der Mutprobe des ängstlichen und darüber unglücklichen kleinen Uli, der Zusammenführung des Hauslehrers „Justus“ mit seinem treuen Freund aus eigenen Schultagen, dem von den Jungen „Nichtraucher“ genannten ehemaligen Arzt, der in einem ausrangierten Eisenbahnwaggon lebt, und schließlich den Sorgen Martin Thalers, dessen Eltern kein Geld für eine Fahrkarte haben und der deshalb Weihnachten im Internat verbringen soll und sich immer wieder ermahnt, stark zu sein und auf keinen Fall zu weinen.
Eingerahmt werden diese Handlungsstränge durch einen Prolog und einen Epilog, in denen der Autor höchstselbst auftritt und uns über die Entstehung des Buches berichtet respektive einen Ausblick gibt auf die weitere Entwicklung von Martin, Johnny, dem selbstgefälligen und oft überheblich erscheinenden Sebastian, der sich mit Vorliebe schwierigsten Themen widmet, von Uli und seinem großen Freund Matthias, genannt Matz, der seinem Vorbild, der Box-Legende Max Schmeling nacheifert und sich durch einen unstillbaren Hunger und enorme physische Kraft gepaart mit ebensolcher Gutmütigkeit auszeichnet.
Vor- und Nachworte werden freilich oft überblättert und sind mir genauso oft ein regelrechtes Ärgernis – nicht so jedoch bei Erich Kästner, der berühmt ist für seine sehr persönlichen Prologe und Epiloge. Diese geben nämlich nicht nur Zeugnis von seiner schriftstellerischen Brillianz sondern sind auch wesentliche Bausteine seiner Bücher und haben wichtige Funktionen: sie wecken das Interesse und machen ganz gewiss neugierig auf mehr. Zudem dienen sie moralischen Zwecken, die im „Fliegenden Klassenzimmer“ eine sehr ernst gemeinte, aber im leichten Plauderton vorgetragene Mahnung sind, sich der Kindheit zu erinnern, egal, wie alt man ist, so dass man nie vergisst, wie traurig und unglücklich Kinder zuweilen sein können. Da kann man nur hoffen, dass dieser nachdrückliche Appell Früchte zeitigen möge!
- Erich Kästner
Drei Männer im Schnee
(205)Aktuelle Rezension von: CharleaDa wir in einer Leserunde dieses Jahr schon ein anderes Buch von Erich Kästner gelesen hatten, kam der Gedanke an "Drei Männer im Schnee" für die Winterzeit auf. Begeistert hatte ich auch mit dem Buch angefangen und mochte anfangs auch den für Kästner typischen Humor. Doch schon nach kurzer Zeit hatte mich die Verwechslungskomödie einfach nicht mehr. Da das Buch insgesamt relativ dünn ist und auch der Austausch in einer Leserunde da war, habe ich es dann doch zu Ende gelesen und war auch froh darüber, da ich die zweite Hälfte wieder besser fand, als die erste. Doch auch das Ende war mir dann ein wenig zu plakativ. Nicht, dass es nicht zum Buch gepasst hätte, aber dennoch hatte mich auch das Ende nicht mehr abholen können.
- Klaus Kordon
Die Zeit ist kaputt
(30)Aktuelle Rezension von: UteSeiberthKlaus Kordon hat eine sehr gut lesbare Biographie über Erich Kästner geschrieben,die in einer Reihe für Jugendliche erschienen ist.Dabei habe ich bemerkt, dass ich doch vieles über Kästner nicht gewußt und auch vergessen hatte.Ich kann diese Biographie nur empfehlen,weil sie so flüssig geschrieben ist! - Erich Kästner
Emil und die Detektive
(636)Aktuelle Rezension von: BloomingLilly"Emil und die Detektive" ist ein zeitloser Klassiker der Kinderliteratur und verdient zweifellos seinen Platz im Kanon der deutschen Literatur. Das Buch erzählt die Geschichte eines Jungen, der in eine unbekannte Stadt reist, um Geld zu seiner Großmutter zu bringen, aber auf der Reise bestohlen wird. Emil und seine neuen Freunde beschließen, den Dieb zu finden und das gestohlene Geld zurückzubekommen.
Die Handlung des Buches ist faszinierend und abenteuerlich, und der Autor Erich Kästner schafft es, eine spannende Geschichte mit vielen unerwarteten Wendungen zu erzählen. Der Schreibstil des Buches ist einfach und leicht verständlich, was es für Kinder und Erwachsene gleichermaßen zugänglich macht. Die Charaktere sind gut entwickelt und es ist leicht, sich mit ihnen zu identifizieren.
Ein weiterer positiver Aspekt des Buches ist seine Botschaft. "Emil und die Detektive" vermittelt wichtige Werte wie Freundschaft, Zusammenhalt, Ehrlichkeit und Mut. Die Geschichte zeigt, wie Kinder gemeinsam schwierige Herausforderungen meistern können und dass Freundschaft und Vertrauen der Schlüssel zum Erfolg sind.
Es gibt jedoch auch einige Kritikpunkte am Buch. Einige Leser könnten den Schreibstil als zu einfach und kindlich empfinden. Zudem gibt es in der Geschichte einige stereotypische Darstellungen, wie zum Beispiel die Beschreibung der "ruchlosen Großstadt". Auch wenn dies ein Produkt der Zeit ist, in der das Buch geschrieben wurde, kann es heutige Leser stören.
Insgesamt ist "Emil und die Detektive" jedoch ein wunderbares Buch, das Kinder und Erwachsene gleichermaßen unterhalten wird. Die Geschichte ist zeitlos und vermittelt wichtige Werte auf eine Art und Weise, die für Kinder leicht verständlich ist. Obwohl der Schreibstil einfach ist, hat das Buch einen gewissen Charme, der es von anderen Kinderbüchern abhebt. Ich würde "Emil und die Detektive" auf jeden Fall weiterempfehlen.
- Erich Kästner
Das doppelte Lottchen
(497)Aktuelle Rezension von: LuiseLotte1949 erschienen, ist „Das doppelte Lottchen“ das vierte Kinderbuch des Moralisten, Gebrauchslyrikers, Theaterkritikers, Journalisten und lebenslangen Antimilitaristen Erich Kästner, der nicht zuletzt ein verhinderter Lehrer war und sich in seinen Geschichten für Kinder pädagogische Zwischenbemerkungen nie verkneifen wollte. Zum Kinderbuchschreiben, das nie zu seinem Lebensplan gehörte, ist er durch einen Zufall gekommen, fand aber rasch Gefallen daran, betrachtete er es doch als Ausgleich für seine bissigen Appelle an die Erwachsenen! Hier konnte er den so oft zynischen Satiriker beiseite lassen und stattdessen seine wunderbare, grammatikalisch geschliffene und differenzierte, liebevoll-ironische Sprache, die im wahrsten Sinne des Wortes ein Hochgenuss für alle ist, die eine schöne Sprache zu schätzen wissen, dazu nutzen, seine Kindheitserlebnisse zu beschreiben und weiterzuspinnen. Und da er im Herzen Kind geblieben war, traf er genau den Ton und das Lebensgefühl der Kinder, für die er schrieb. Das war vor mehr als siebzig Jahren so – und das ist es auch heute noch!
Kästners Kinderbücher, die in viele Sprachen übersetzt, mehrfach verfilmt und für die Bühne bearbeitet wurden, sind zeitlose Klassiker geblieben und haben darüberhinaus ihrem Autor zu Weltruhm verholfen, was außer der zu Recht hochverehrten Astrid Lindgren und der ungerechtfertigterweise hochgelobten Enid Blyton, Meisterin der platten und eintönigen Sprache ( und dies nicht nur in der deutschen Übersetzung ) und der langweiligen, immer gleichen Geschichten, von keinem anderen Kinderbuchschreiber behauptet werden kann. Wo Kästners scharfsinnige Gedichte die individuellen Fehlhaltungen und gesellschaftlichen Mängel aufdecken, zeigen seine Bücher für Kinder eine heile oder zumindest heilbare Kinderwelt. Diese Idyllisierung der unheilen und konfliktreichen Wirklichkeit brachte ihm durchaus Kritik ein, der er entgegenhielt, dass er besagte Inszenierung einer heilen Welt als seine pädagogische Pflicht ansehe, denn für ihn war Erziehung das einzig legitime Mittel, auf die Gesellschaft Einfluss zu nehmen.
Marcel Reich-Ranicky sagte einmal über Erich Kästner, dass er das Spiel mit vertauschten Rollen liebe. Und so war es auch, wie man sehr deutlich gerade in der hier zu besprechenden Geschichte sehen kann! Während Kästner die Leser seiner Essays als Kinder ansah, betrachtete er die Leser seiner Kinderbücher als Erwachsene. Es sind die Kinder, die in seinen Romanen über gesunden Menschenverstand verfügen, die Kinder sind es, die den Durchblick haben, die vernünftig und planvoll vorgehen und ihre Eltern zur Räson bringen. Den Kindern traut er das zu, was eigentlich die so oft versagenden Erwachsenen leisten sollten!
Im „doppelten Lottchen“ sind es die beiden neunjährigen Protagonistinnen Luise und Lotte – ja, kein Musterknabe, kein mutiger kleiner Junge diesmal, wie sonst bei Kästner üblich, obwohl Lotte durchaus die Eigenschaften von Kästners Lieblingshauptfiguren besitzt! -, die beschließen, sich ihre heile Welt, ihre glückliche Kindheit mit vollkommener Familie zurückzuholen, die ihnen die Erwachsenen, in unsrem Falle ihre Eltern, gestohlen haben, als sie sie als Babys trennten und im Ungewissen darüber ließen, dass es da noch eine Schwester gab, die eine in Wien beim Vater, die andere in München bei der Mutter lebend! ( Und hier scheut sich Kästner nicht, ganz offen über Scheidung und ihre nachteiligen Folgen zu reden, was ihm im Übrigen beim Erscheinen dieses Romans, in den prüden fünfziger Jahren also, gehörig angekreidet wurde! )
Freund Zufall aber oder ein freundliches Schicksal, wie immer man das nennen möchte, was sich im fiktiven Seebühl am Bühlsee eines schönen Sommers ereignete und was sich schließlich, nach Irrungen und Wirrungen und wilder Entschlossenheit zweier kleiner Mädchen, auf ein heiteres und optimistisches Ende zubewegen sollte, entschied, dass sich im Ferienkinderheim unvermutet zwei Mädchen gegenüberstanden, die sich wie ein Ei dem anderen glichen. Der temperamentvollen, ziemlich verwöhnten und auch ein wenig ungezogenen Luise Palfy aus Wien missfiel das anfangs sehr, aber da sie im Grunde ein ebenso liebenswertes Mädchen war wie die stille, höfliche und bescheidene Lotte Körner aus München, freundete sie sich schon nach der ersten, tränenreich nebeneinander verbrachten Nacht mit der Doppelgängerin wider Willen an; und dann dauerte es auch gar nicht lange, bis den beiden Mädchen klar wurde, dass sie richtige, echte Zwillinge waren! Erschüttert von der Erkenntnis, dass die Eltern ihnen durch ihre Trennung und darauffolgendes neunjähriges Schweigen ein gemeinsames Leben vorenthalten hatten – und da kommt Kästners moralischer Zeigefinger! -, beschließen die neu gefundenen Schwestern, ihre Rollen zu tauschen. Zunächst aus reiner Neugierde, aber vor allem großer Sehnsucht, den jeweils anderen Elternteil kennenzulernen – eine klare Absicht verfolgten sie zu diesem Zeitpunkt sicher noch nicht, wiewohl das Verlangen, zusammenbleiben zu können, und das mit Vater und Mutter, gewiss bereits tief in ihnen schlummerte und rasch wuchs und gedieh und schließlich nicht mehr zu unterdrücken war.
Damit nimmt das Schicksal seinen Lauf! Luise reist als Lotte zur Mutter nach München, die als geschiedene, alleinerziehende und dann auch noch berufstätige Frau ebenso Stein des Anstoßes für viele selbsternannte Kritiker und Moralapostel damals war, wie die thematisierte Scheidung, die man den jungen Lesern doch „keinesfalls zumuten“ konnte, und Lotte reist als Luise zum exzentrischen, von den Frauen umschwärmten Vater nach Wien, der sich als alles andere als ein Familienmensch herausstellt. Und obwohl die Geschwister einander so viel aus dem Leben der jeweils anderen erzählt hatten und mit genauen Anweisungen zu ihrem neuen Zuhause gereist waren, sind sie doch nicht auf die vielen Stolperfallen vorbereitet, die sich ihnen bei ihrem, das muss man zugeben, sehr mutigen Abenteuer in den Weg stellen werden und die letztendlich dafür sorgen, dass das Versteckspiel ein Ende findet. Aber was Luise und Lotte so alles erleben, in welche seelischen Nöte sie durch ihr waghalsiges Unterfangen geraten und welche Lawine sie ins Rollen bringen, soll hier denjenigen nicht vorweggenommen werden, die den rührenden, den weisen, den wunderschönen, gewiss unsterblichen Klassiker eines großen Literaten mit der Seele eines Kindes – die im übrigen nur eine seiner vielen Facetten war – noch nicht kennen, der ihnen aber wärmstens und mit großem Nachdruck ans Herz gelegt werden soll!
- Erich Kästner
Meine Katzen
(4)Aktuelle Rezension von: mistellor
Erich Kästner zählt schon seit vielen Jahren zu meinen Lieblingsautoren, lange bevor ich wusste, dass er ein Katzenlieberhaber ist.
Aber es ist einfach so, dass Katzenliebhaber sich einfach immer finden.
Das geschieht mir auch sehr oft hier bei LovelyBooks.
Aber nun zum Buch.
Es ist ein sehr privates Buch. Kästner hatte 4 Lieblingskatzen - die kapriziöse Lollo, die intelligente und unabhängige Anna, die mäusebringende Pola und der einzige Kater, der blaugraue gutmütige Butschi.
Von allen 4 Katzen findet man Bilder im Buch, entweder Fotographien oder von Kästner selbst angefertigte kleine Zleichnungen.
Sylvia List, die Herausgeberin des Buches hat kleine "Schätze" zusammengetragen. Gedichte, Geschichten und Notizzettel und ganz besonders rührend sind die "Hausnotizen" die sich Kästner mit seiner Lebenspartnerin schrieb, um sich über die Katzen zu informieren.
" LL
Kurzer Bericht von der Katzenfront:
1. Alle Katzen haben abendgebrotet.
2. Das Fliegengitter haben sie schon gelockert.
3. Anna kam aus dem Bach. Ich habe sie frottiert.
4. Pola ging dreimal ins Haus und kam dann dreimal aus dem Garten. Sie kann nur aus meinem oder gar Deinem Fenster gesprungen sein.
5. Lollo gab dem Gewitter am spätesten nach, d.h. ehe sie freiwillig ins Haus kam. Fangen lies sie sich nicht.
6. Butschi gab zu originellen Beobachtungen keinen bestimmten Anlass.
7. Salmony rief an, da Du angerufen habest.Sprachen über Dürrenmatt Dünnes.
8. Alle Katzen sind inwändig.
(LL steht für seine Partnerin Lieselotte)
Schon in dieser kleinen Notiz kann man Kästners Lust an der deutschen Sprache erkennen, wie in den wunderbaren Wortschöpfungen abendgebrotet oder inwändig .
Das ist es, was Kästner so außergewöhnlich macht - die Lust, die Freude und den Humor im Umgang mit Sprache.
Und natürlich seine Liebe zu Katzen. :-) - Jella Lepman
Die Kinderbuchbrücke
(13)Aktuelle Rezension von: Jonna_Struwe_KinderbuchautorinDie Kinderbuchbrücke ist die autobiografische Erzählung von Jella Lippmann, die nach dem 2. Weltkrieg Kinder- und Jugendbücher aus aller Herrn Länder nach Deutschland brachte und damit den Grundstein legte für die Internationale Jugendbibliothek in München.
Im Auftrag der amerikanischen Besatzer hat sie so den Boden bereitet für alle Kinderbuchkreativen in einem damals geistig verarmten Land, eine Herkulesarbeit, von der wir noch heute profitieren.
Sie hat den Kindern geistige Nahrung gegeben, Seelentrost, einen Blick in die Welt, ihnen Flügel verliehen.
Jella Lepmann war gebürtige Stuttgarterin, floh als Jüdin, Demokratin, Journalistin vor den Nazis nach England, kehrte im Auftrag der Amerikaner nach D zurück und war überzeugt: Wer solches Grausen wie unter den Nazis verhindern will, muss bei den Kindern anfangen. In Erich Kästner fand sie einen wichtigen Mitstreiter.
Wie schade, dass ich erst nach 12 Jahren in Stuttgart von dieser großartigen Frau erfahren habe. Einen Besuch in der Internationalen Jugendbibliothek habe ich mir fest vorgenommen. - Erich Kästner
Die Schule der Diktatoren
(34)Aktuelle Rezension von: BeagleEin wunderbar ausgefertigtes Theaterstück, auch zum Lesen und nicht nur auf der Bühne ein Genuss - Erich Kästner
Pünktchen und Anton
(384)Aktuelle Rezension von: LuiseLotteAuch 50 Jahre nach seinem Tod erfreuen sich vor allem die Kinderbücher des Moralisten und skeptischen Optimisten Erich Kästner, der sich selber viel eher als Gebrauchslyriker sah, unverminderter Beliebtheit. Gewiss, das mag auch an den unzähligen, teils wagemutigen, Adaptionen fast aller seiner Werke liegen – von „Emil und die Detektive“ allein gibt es inzwischen acht Verfilmungen, von Theaterstücken, sogar Musicals ganz zu schweigen! -, doch letzten Endes sind es doch die Botschaften, die humanistische Grundhaltung und der unerschütterliche Humor des Schriftstellers, der zeitlebens ein sozial denkender und empfindender Mensch war, jemand, für den Tugenden wie Anständigkeit, Mut, Treue, Toleranz, Solidarität, Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft beileibe nicht nur Worte waren, die seine Kinderliteratur, wie überhaupt alles, was er zu Papier gebracht hat, durchzogen und über ihe Zeit hinaus wirksam bleiben lassen!
Lehrer wollte er werden, schon als kleiner Junge, doch entschied er sich um, sagte später einmal, dass ihm im Lehrerberuf die Kinder zu nahe seien; erstaunlich also, dass er, auf Anraten seiner Verlegerin, mit dem Schreiben gerade von Kinderbüchern begann - „Emil und die Detektive“ war das erste und hatte einen durchschlagenden Erfolg -, in denen er den Kindern so nahe war, wie nur denkbar, in denen er sich nicht nur – lebenslanges Kind, das er war – als profunder Kenner von Kinderseelen erwies, sondern, sich der Formbarkeit des kindlichen Charakters sehr bewusst, stets auch an sie appellierte, die Welt ein klein wenig besser zu machen!
Ja, der moralische Zeigefinger des Herrn Kästner wird in all seinen Büchern erhoben, durchzieht seine Lyrik, weniger anklagend als vielmehr nachdenklich, mahnend, hoffend, dass seine Appelle nicht auf taube Ohren stoßen mögen. Botschaften sind sie – und in keinem seiner Bücher wird das so deutlich wie in „Pünktchen und Anton“, seinem zweiten Kinderbuch, 1931 erstveröffentlicht, vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise und dem herannahenden Weltensturm, dem auch er, dem auch seine Werke zum Opfer fallen sollten. Doch davon ist in dem hier zu besprechenden Roman nichts zu ahnen; Kriege und all das Hässliche, das sie mit sich bringen, ist nichts, was er den Kindern zumuten wollte.
Armut freilich wird immer wieder in Kästners Geschichten thematisiert, lapidar beinahe und ganz und gar nicht larmoyant, und seine jungen Protagonisten kommen gewöhnlich nicht aus Familien, die im Überfluss leben sondern wachsen bei zumeist nur einem Elternteil auf, der ums Überleben kämpfen muss. Anton, einer der beiden Hauptcharaktere unsrer Geschichte, eine ganz typische Kästner-Figur, ein Junge nämlich mit Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein, mutig, zuverlässig und gutherzig, gehört zu der wenig privilegierten Bevölkerungsschicht im Vorkriegsberlin. Er lebt alleine mit seiner Mutter, zu der er eine außerordentlich enge und liebevolle Bindung hat und die seit einiger Zeit schwer erkrankt ist, weshalb Anton sich neben der Schule ( dass er nicht nur ein Musterknabe sondern auch ein Musterschüler ist, ist klar bei Erich Kästner! ) um den Haushalt kümmern muss. Er tut das klaglos, denn er liebt seine Mutter – so wie dereinst der Autor die seine. Die biographischen Bezüge sind nicht zu übersehen! Doch Antons Sorgen erdrücken ihn langsam, denn durch die Krankheit der Mutter ist auch kein Verdienst da, weshalb der Junge des Nachts betteln geht. Und, Glück im Unglück, dabei lernt er die mit Witz, Herz und Phantasie gesegnete Pünktchen kennen, die eigentlich Luise Pogge heißt und ebenfalls bettelt, gemeinsam mit ihrem Kindermädchen, dem Fräulein Andacht.
Wie? Was? Ein Kinderfräulein hat die pfiffige Kleine – und muss betteln? Naja, das muss sie natürlich nicht, denn Pünktchens Vater ist reich, besitzt eine Spazierstockfabrik, kann ihr also jeden Wunsch erfüllen. Dennoch findet man die zaundürre Andacht und ihren Schützling jede Nacht auf einer wohlfrequentierten Berliner Brücke! Des Rätsels Lösung: Fräulein Andacht hat einen gar zwielichtigen Bräutigam, „Robert der Teufel“ hat die pfiffige Kleine ihn getauft, - und dieser unsympathische Zeitgenosse erpresst das Fräulein, verlangt ständig Geldzuwendungen von ihr. Und als sei das noch nicht genug lässt er sich von dem verblendeten Fräulein einen genauen Plan der Poggeschen Wohnung zeichnen, die er auszurauben gedenkt. Zum Glück aber kommt Anton, der längst dicke Freundschaft mit dem ulkigen Mädchen geschlossen hat, das seine Einsamkeit durch Schlagfertigkeit und selbstbewusstes Auftreten zu kompensieren sucht, denn seine Eltern sind zwar reich, interessieren sich aber nicht für ihr Kind, zu sehr sind sie mit dem Geldverdienen ( der Vater ) und dem Geldausgeben ( die Mutter ) beschäftigt, hinter den perfiden Plan und weiß ihn zu vereiteln. Ja, und dann überschlagen sich die Ereignisse, zumal Pünktchens Vater von dem unsympathischen und verschlagenen Nachbarsjungen Klepperbein erfahren hat, was seine Tochter des Nachts alles anstellt und daraufhin zu überraschenden, aber durchaus befriedigenden Einsichten gelangt und prompt Entscheidungen fällt, mit denen alle Beteiligten am Ende mehr als zufrieden sein können....
Eigentlich geschieht gar nicht sehr viel in der so bezaubernden wie warmherzigen Geschichte um Pünktchen und Anton, könnte man bei oberflächlichem Lesen meinen – was man tunlichst vermeiden sollte, denn hier ist es unabdingbar, zwischen den Zeilen zu lesen, genau hinzuschauen auch, was uns der Herr Kästner in seinen insgesamt sechzehn „Nachdenkereien“, die sich jedem Kapitel anschließen und sich aus diesem ein Thema, einen Satz, eine vielleicht nur beiläufige Bemerkung herauspicken, um darüber zu sinnieren und philosophieren, mitzuteilen hat. Diese „Nachdenkereien“, mit denen sich Kästner direkt an die Leser wendet – und die er ihnen im Übrigen freistellt zu lesen oder einfach zu überblättern -, handeln zum Beispiel von der Pflicht, von Stolz, von der Phantasie, vom Mut oder von der Neugierde und sind es unbedingt wert, aufmerksam gelesen zu werden. Sie machen dieses Buch zu etwas ganz besonderem, fassen Kästners gesamtes Ethos zusammen, können prägend sein – worauf er hofft! - für seine jungen Leser. Er spricht das für ihn Wesentliche unmittelbar an, kann dabei beißend kritisch sein, nennt das Kind, um im Bilde zu bleiben, beim Namen – vielleicht ist das der verhinderte Lehrer in ihm... -, ist mal ernst und mahnend, dann wieder humorvoll und augenzwinkernd-liebevoll. Das tut er auf seine ganz besondere Art, in seiner ganz besonderen, ausgefeilten, geschliffenen, dabei geschmeidigen und federleichten Sprache, der man den ehemaligen Feuilleton-Redakteur anmerkt, den begnadeten Lyriker, und die er bis zur Perfektion beherrscht.
Fazit: Auch 92 Jahre nach seinem Erscheinen ist „Pünktchen und Anton“ so aktuell wie eh und je – die grundsätzlichen Werte verschieben sich vielleicht minimal, so bleibt zu hoffen, aber sie verjähren und verfallen nicht, denn sie sind Pfeiler in einem menschlichen Miteinander. Und es ist nichts Verwerfliches daran, wenn ein moralischer Zeigefinger, zudem wenn dieser Erich Kästner gehört, ruhig immer wieder einmal daran erinnert!
- Erich Kästner
Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke
(87)Aktuelle Rezension von: RattusExlibricusBei Weltschmerz, Misanthropie, Liebeskummer und allgemeinem Überdruss in praktisch vorangepassten Dosen einfach einzunehmen.
Die Sammlung enthält über hundert Gedichte, rangierend von aufbauend und verständnisvoll bis hin zu (selbst)ironisch und zynisch, doch selten ohne ein kleines Augenzwinkern. Diese Verspieltheit wird noch verstärkt durch die (den Inhalt nur bei oberflächlicher Betrachtung kontrastierende) strenge und geregelte und dabei sehr gekonnte und angenehme Verwendung von Rhythmus, Reimschema und weiteren Stilmitteln.
Von kleinen seelischen Wehwehchen bis hin zu großen grüblerischen Problemen – für jede allgemeine menschliche Betrübnis findet sich hier die richtige Hausmedizin.
Beiliegend ist auch eine Gebrauchsanweisung, die die Gedichte in entsprechende Anwendungsbereiche vorsortiert – der betrübte Anwender muss also auch nicht lange suchen.
Bliebe noch zu erwähnen, dass die Gedichte stilistisch allesamt dem lockeren, eingängigen und authentischen Stil entsprechen, den man bei Herrn Kästner kennt und liebt.
Die Leinenausgabe ist zudem sehr schön und liegt gut in der Hand – eine ansprechende Verpackung für den noch ansprechenderen Inhalt. Darf im Regal von Lyrikliebhabern, selbstironischen Sensibelchen, notorischen Grüblern und Kästnerfans nicht fehlen!
- Erich Kästner
Der 35. Mai
(96)Aktuelle Rezension von: booksforeverDieser eher etwas fantastische Kinderroman von Erich Kästner war recht amüsant und mal was anderes. Der junge Konrad geht mit seinem Onkel auf die Reise in die Südsee und zwar durch den Schrank. Auf dem Weg dorthin erleben sie so einiges, was Konrad in einem Aufsatz für die Schule verarbeiten kann.
Insgesamt mal was anderes, hat Spaß gemacht. - Daniel Kampa
Früher war mehr Lametta
(25)Aktuelle Rezension von: buecher_t1naUm ehrlich zu sein, bin ich hier nicht auf meine Kosten gekommen. Bei dem Cover mit dem Weihnachtsmann und der Axt und dem “Untertitel” “hinterhältige Weihnachtsgeschichten” habe ich mir etwas anderes vorgestellt… Mir war schon klar, dass es hier nicht um besinnliche Weihnachten mit Plätzchen backen geht, ich hatte aber doch mehr Mord und Todschlag erwartet 😅
In der ersten Geschichte fliegt eine Frau über Weihnachten ins warme Kalifornien, weil sie es in Deutschland nicht erträgt - und es kommt vor Ort anders. Jedoch passiert nichts schlimmes…
Bei der zweiten Geschichte “Das Krippenspiel” war ich mir nicht sicher, ob das jetzt Erwachsene sind oder also ich hoffe es, weil wenn nicht, war das merkwürdig… aber auch kein Mord und Todschlag…
Die Domina, die keine mehr sein wollte, die Frau, die zum Leid der Familie jeden Tag Weihnachten feiern möchte...was?Und genauso ging es auch mit den anderen Geschichten weiter… Jedenfalls habe ich für mich beschlossen, nach diesem dritten Buch mit weihnachtlich/hinterhältigen Kurzgeschichten, lasse ich es bleiben.
Die Konferenz der Tiere
(131)Aktuelle Rezension von: AnndlichDie Konferenz der Tiere von Erich Kästner ist ein Kinderroman aus dem Jahre 1949. Bei dem die Tiere auf der ganzen Welt erschreckend erkennen müssen, dass die Menschen sich nur noch mit den Kriegen beschäftigen und dabei ihre Kinder vernachlässigen.
Der Löwe Alois, die Giraffe Leopold und der Elefant Oskar erkennen, dass die Kriege aufhören müssen und es so nicht weitergehen kann, aus diesem Grund berufen sie zeitgleich zur Konferenz der Menschen auch eine Konferenz der Tiere ein. Ihre Konferenz soll den Weltfrieden herstellen und die Menschen aufwecken, doch die Menschen lassen sich nicht so leicht überzeugen, wie es die Tiere gerne hätten und so greifen die Tiere schließlich zu härteren Mitteln.
Erich Kästner schafft es, die Probleme auf eine humoristische Art anzusprechen, sodass die Seiten schnell und mit einem Lächeln auf dem Gesicht vorbeiziehen. Erschreckenderweise muss man früh feststellen, dass die angesprochenen Probleme auch heute aktuell sind. Doch auch wenn die Probleme noch tagesaktuell sind, so ist die Gesellschaft aus manchen Dingen herausgewachsen. Es finden sich Stereotypen, unrühmliche Wörter und ein fragliches Verhalten der Tiere - Dies führt dazu, dass ich den Roman den heutigen Kindern nicht mehr empfehlen würde.
Bei aller Kritik darf man jedoch nicht vergessen, dass dieses Werk vor über 70 Jahren geschrieben wurde. Dies macht das Werk nicht zu einem aktuellen Kinderbuch, jedoch zeigt es deutlich was sich in der Gesellschaft (glücklicherweise) verändert hat und das manche Dinge (leider) doch noch beim Alten geblieben sind.
Gedichte fürs Gedächtnis
(12)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer"Gedichte fürs Gedächtnis zum Inwendig-Lernen und Auswendig-Sagen" Dichtung ist das älteste Gedächtnis der Menschheit. Ulla Hahn hat einhundert Gedichte für unser Gedächtnis ausgewählt - Höhepunkte deutscher Dichtung vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert. (Klappentext) Ein Vorwort von Ulla Hahn leitet ihren Gedichteband ein. Sie schreibt vom Inwendig-Lernen und Auswendig-Sagen: "...die Gedanken, Gefühle und Bilder eines anderen in sich hineinzunehmen, sich anzuverwandeln, sich zu eigen zu machen, in Kopf und Herz." Gedichte möchten verinnerlicht werden und am besten auch gesprochen. Lesen wir, was Ulla Hahn dazu sagt: "Sprechen Sie ein Gedicht wie "Über allen Gipfeln" (S. 223), sprechen Sie "Lebenslauf" (S. 230)....Sie werden spüren, wie die Schriftzeichen sich materialisieren, sich gleichsam verkörpern, aus Ihrem Mund heraus geboren werden, Sie werden spüren, welch unterschiedliche Wesen Sie da in die Welt entlassen, die alle den Familiennamen Gedicht tragen. Sprechen Sie "Die Krähen schreien" (S. 252), und Sie hören das Echo Ihres Krächzens in Ihrer Kehle, sprechen Sie den "Erlkönig" (S. 96), und Sie spüren die böse Lockung des Todes in den Alliterationen bis in die Zungenspitze....." Und auch: "Im Aussprechen machen Sie ein Gedicht zu einem Gegenstand, Sie stellen es in den Raum, Sie vollziehen es nach, schaffen es nach, erzeugen es in einer Einmaligkeit, die aus der Durchdringung Ihrer und der Persönlichkeit des Gedichts kommt; Sie schaffen ein Drittes, nie Dagewesenes: Ihr Gedicht." U. Hahn hat eine persönliche Auswahl getroffen: zu den oben erwähnten Gedichten finden wir auch noch "Die Ringparabel", "Ich weiß nicht, was soll es bedeuten", "Die Bürgschaft", "Er ists", "Der Zauberlehrling", "Mailied" und viele viele andere mehr. Begleitet werden die Gedichte, Meditationen und Balladen von Texten zu Leben und Werk des jeweiligen Dichters sowie Erläuterungen zur Entstehung der einzelnen Gedichte. Dieses Buch möchte und kann ich guten Gewissens allen ans Herz legen, die einmal wieder Gedichten begegnen möchte und Lust haben, Gedichte aktiv zu erleben, durch Inwendig-Lernen und Auswendig-Sagen.- Uwe Neumahr
Das Schloss der Schriftsteller
(16)Aktuelle Rezension von: 91cobsala"Das Schloss der Schriftsteller" von Uwe Neumahr hat mich gereizt, weil es eine mir eher unbekannte Seite der Nürnberger Prozesse beschreibt. So bekam ich einen Einblick in das Leben der Berichterstatter von den Prozessen. Größtenteils handelte es sich dabei um Schriftstellerinnen und Schriftsteller, nicht wenige darunter, die vor dem Nationalsozialismus ins Ausland fliehen mussten.
Die Schriftstellerinnen und Schriftsteller werden in eigenen Kapiteln jeweils porträtiert und ihr Leben während der Prozesse im Schloss Faber-Castell in Stein bei Nürnberg geschildert. Ein für mich interessanter Einblick in eine besondere Zeit.
Wer mehr zu den Nürnberger Prozessen außerhalb der eigentlichen Prozesse erfahren möchte, sollte zu "Das Schloss der Schriftsteller" greifen.
- Kurt Tucholsky
Gruß nach vorn
(6)Aktuelle Rezension von: irishladyAm 10. Mai 1933 wurden unter anderem in Berlin Bücher bzw. Schriften verbrannt, die von Autoren verfasst wurden, die dem nationalsozialistischen Regime ein Dorn im Auge waren. Dazu gehörten auch die Bücher von Kurt Tucholsky und Erich Kästner.
Gruß nach vorn wurde von Erich Kästner herausgegeben und zeigt einige Aufsätze, Geschichten, Anekdoten und Gedichte von Kurt Tucholsky. Erich Kästner kannte Kurt Tucholsky und berichtet auch am Ende kurz von seinen Begegnungen mit ihm. In diesem Buch zeigt sich klar und deutlich, warum die Nationalsozialisten ein Problem mit dem Literaten hatten: Zynisch, sarkastisch und humorvoll kritisiert Tucholsky das deutsche Altreich, die Politik, die Gesellschaft und eigentlich alles. Das diese Kritik im nationalsozialistischen Staat nicht gut ankam, ist klar. Und auch das man vor zukünftigen Schriften von Tucholsky Angst hatte, war klar und so musste er ins Exil.
Erich Kästner hat hier eine tolle Auswahl getroffen. Von allem ist hier etwas dabei, teils komisch, teils macht es die Situation der 30er Jahre deutlich. Das Buch auf einmal durchzulesen, ist vlt. nicht ganz so ratsam, denn seine politischen, kritischen Kniffe können sich erst entfallen, wenn man sie einzeln betrachtet und sich Zeit nimmt, darüber nachzudenken.
- Erich Kästner
Münchhausen
(14)Aktuelle Rezension von: LiteraturcocktailDer Baron von Münchhausen lebte im 18. Jahrhundert und erzählte anderen gerne Geschichte, die nicht ganz der Wahrheiten entsprachen und sehr überspitzt waren. Die Zuhörer waren davon begeistert und schrieben sie auf, um sie zu verbreiten.
Erich Kästner vermittelt Kindern die Geschichten vom Lügenbaron Münchhausen mit diesem Buch anhand von lustigen und lebhaften Illustrationen.
Ein spaßiges Buch für die ganze Familie, das Interesse weckt.
- Sven Hanuschek
Erich Kästner
(4)Aktuelle Rezension von: Liebes_BuchWas die Öffentlichkeit über Erich Kästner wusste, beruhte lange Zeit auf Briefen, die seine Lebensgefährtin zensierte, und Tagebüchern, die er selber verschönerte.So hatte auch ich lange ein geschöntes Bild des Schriftstellers, der im Dritten Reich zwar wirklich kein Nazi war, aber durchaus profitierte und z B von Goebbels geschützt wurde.Überrascht hat mich der verächtliche Ton, in dem Kästner über seine Mitmenschen sprach, besonders über Frauen. So hat er knallhart Frauen eine Beziehung vorgegaukelt, weil er sie für Sex brauchte-das ging hin bis zum Doppelleben. Auf Prostituierte wollte er nicht zurückgreifen, nachdem er sich einmal einen Tripper eingefangen hatte. Er besprach alles haargenau mit seiner Mutter.Nach dem Krieg hat Kästner sich für die Aufklärung über den Holocaust eingesetzt. Viele Deutsche hielten ihn für eine Propagandaerfindung der Amerikaner.Wer sich für Erich Kästner interessiert, sollte diese Biographie unbedingt lesen, um beide Seiten des Autors zu kennen: nicht nur den geistreichen Schriftsteller, sondern auch den abfälligen Schreiberling.Das Buch enthält tolle Fotos.