Bücher mit dem Tag "e.t.a. hoffmann"
50 Bücher
- Walter Moers
Die Stadt der Träumenden Bücher
(3.469)Aktuelle Rezension von: HannahsHobbyChaosEndlich, endlich, endlich komme ich dazu euch dieses Buch vorzustellen. Es ist zwar schon zwanzig Jahre alt, aber absolut wundervoll.
Walter Moers kannte ich bisher nur durch Käpt’n Blaubär aus der Sendung mit der Maus, aber auch das Buch, aus dem Käpt’n Blaubär stammt, spielt in Zamonien, der von Walter Moers erschaffenen Fantasywelt. Beziehungsweise sieht er sich selbst nicht als Autor, sondern nur als Übersetzer, in diesem Falle von einem Text des zamonischen Lindwurm-Dichters Hildegunst von Mythenmerz. Dieser erbt ein absolut makelloses Manuskript und macht sich dann auf, den Autoren dieses Stücks zu finden. Dazu muss er nach Buchhaim, der buchverrückten Stadt, die auf einem Labyrinth voller verschollener Bücher steht.
Als #bookie bin ich natürlich schon der Idee von Buchhaim total verfallen. Dazu kommt mit Hildegunst ein fantastischer Protagonist, mit dem man gerne mitfiebert, der in seinen Sorgen, Ängsten und Gedanken nachvollziehbar bleibt und der auch Identifikationspotenzial bietet.
Buchhaim als Literatur-Hotspot Zamoniens lockt dementsprechend eine ganze Menge Besucher:innen in die Stadt, zusätzlich zu den bunt zusammengewürfelten Bewohner:innen Buchhaims. Dabei zeigt sich, dass Worldbuildung eine der großen Stärken von Moers ist, egal, ob die Bewohner:innen vom Buchling zum Lindwurm, vom Hundling zur Haifischmade, oder dem Stadtbild. Hier auch noch eine Empfehlung: Schaut euch mal die Karte von Zamonien an. “Die Stadt der träumenden Bücher” spielt zwar nur in einem kleinen Teil, aber alleine beim Blick auf die Karte bekomme ich Lust auf mehr!
Diese Welt kombiniert Moers dann mit seinem wunderbaren Schreibstil, der ganz in Charakter, auch mal Anmerkungen des “Übersetzers” enthält, und seinem Humor. Selbst die Tatsache, dass sich ein Charakter für einen Schrank ungeputzter Brillen hält, ist kein Einmal-Witz, sondern zieht sich durch das Buch, inklusive eigenem Gedicht. Abgerundet wird das ganze durch Illustrationen von Moers, die einige der Seiten dekorieren,
“Die Stadt der träumenden Bücher” ist eine fein-säuberlich gearbeitete Liebeserklärung an die Literatur, die ich jedem Bookie mit einem Hauch von Spaß an Fantasy unbedingt empfehle! Ich kann’s kaum erwarten, mehr aus und über Zamonien zu lesen und frage mich, warum es bis jetzt gedauert hat, bis ich in diese Welt eingetaucht bin.
- Walter Moers
Die 13 ½ Leben des Käpt'n Blaubär
(2.237)Aktuelle Rezension von: wordworldMit "Die 13½ Leben des Käpt'n Blaubär" schrieb Walter Moers 1999 seinen allerersten Roman und hat damit nicht nur einen modernen Klassiker geschaffen, sondern auch den Grundstein für sein Fanatsy-Kosmos Zamonien gelegt, das er in den darauffolgenden Jahren mit etlichen Romanen ausgebaut hat. Von diesen Romanen haben ich bereits einige - zum Beispiel "Die Insel der Tausend Leuchttürme", "Ensel und Krete" oder "Prinzessin Insomnia und der albtraumfarbene Nachtmahr" - mit großem Vergnügen gelesen, mit den Abenteuers der Kultfigur Käpt´n Blaubär bin ich nun aber ganz offiziell ein großer Moers-Fan geworden. Denn dieses Meisterwerk der Fantasyliteratur bescherte mir 700 Seiten pure Lesefreude und ein klares Jahreshighlight 2024!
"Ein Blaubär hat 27 Leben. Dreizehneinhalb werde ich in diesem Buch preisgeben…"
Mit diesem ersten Satz eines vorangestellten Briefs beginnt die unglaubliche Geschichte des Käpt´n Blaubär, der als fiktive Figur vor allem durch die Fernsehsendung "Die Sendung mit der Maus" bekannt wurde. Wie der betagte Seebär seinen gelben Freund Hein Blöd trifft, sein Haus auf den Klippen baut und den Titel "Käpt´n" erlangt, wird auf den 700 Seiten zwar nicht erzählt, dafür erfahren wir aber in 13½ Abschnitten von den haarsträubenden Abenteuern, die der Buntbär in seinen ersten 13½ Leben erlebt hat. Beginnend mit seiner Geburt begleiten wir ihn beim Aufwachsen bei Zwergpiraten, Gefühlsausbrüchen auf der Klabauterinsel, Sprachunterricht mit Klatschwellen, Schlemmereien auf der Feinschmeckerinsel, weiten Streifzügen als Navigator eines Rettungssauriers, bei seiner Ausbildung auf der Nachtakademie in den Finsterbergen sowie bei Reisen durch den großen Wald, in ein Dimensionsloch, durch die süße Wüste, in die Tornadostadt, quer durch einen abgelegten Bollog-Kopf bis nach Atlantis und schließlich auf die Moloch - das größte Schiff der Welt.
“Das Leben ist zu kostbar, um es dem Schicksal zu überlassen. (Deus X. Machina)"
Ihr seht schon: Es erwartet uns LeserInnen Seemannsgarn vom Feinsten. Walter Moers trumpft hier mit einer Idee nach der anderen auf, die man sich niemals hätte selbst ausdenken können, sodass ich nach den 13½ Kapiteln mit Fug und Recht behaupten kann: So ein kurzweiliges, intelligentes und originelles Buch habe ich noch NIE gelesen! Jede Episode in Blaubärs Leben ist so spannend, unterhaltsam und vor allem so anders als das vorherige, dass man sich wünscht, der Autor hätte jedem Leben einen eigenen Roman gewidmet. So kommt trotz der episodischen Erzählstruktur und des großen Seitenumfangs nie das Gefühl von Länge im Roman auf - im Gegenteil, ich hätte am liebsten auch noch von den 13½ übrigen Leben gelesen!
"Das Leben ist kurz, behauptet man. Ansichtssache, sage ich. Die einen sind kurz, die anderen sind lang, und manche sind mittel.”
Darüberhinaus ist die Handlungsdichte immens hoch. Wir stolpern mit Blaubär von einem Abenteuer in das nächste und bekommen kaum Zeit Luft zu holen. Obwohl die Geschichte aufgrund der verspielten Fantasie auf den ersten Blick wie ein Kinderbuch erscheint, ist mit durchaus ernster Spannung und ständiger Lebensgefahr zu rechnen. Außerdem sind die einzelnen Episoden wunderbar miteinander verknüpft und steigern sich im Laufe der Geschichte durch immer neue Wendungen und Überraschungen immer weiter. Der Roman wirkt zu keinem Zeitpunkt überladen, sondern bleibt durch seine rasante Handlung und den stetigen Wechsel der Schauplätze stets fesselnd. So schafft es der Autor, sich ganz in seinem geschaffenen Universum zu vertiefen und eine reichhaltige Welt aufzubauen, dabei aber trotzdem einen straffen Spannungsbogen über die 700 Seiten hinweg aufrechtzuerhalten. Kurzum: ich habe das Buch praktisch inhaliert!
“Es gibt Augenblicke im Leben, in denen man überzeugt ist, dass sich das gesamte Universum in irgendeinem schummrigen Hinterzimmer getroffen und beschlossen hat, sich gegen einen zu verschwören. Dieser Augenblick war so einer."
Neben der abwechslungsreichen und originellen Handlung sorgt auch Moers Schreibstil für die Sogwirkung des Romans. Denn der Autor brilliert nicht nur mit seinen fantasievollen Ideen, sondern auch mit einem außergewöhnlichen Sprachwitz. Mit kreativen Wortneuschöpfungen, kniffligen Anagrammen, ironischen Anspielungen und einem enormen Feingefühl für Sprache, Tempo und humoristische Pointen, entlockt er selbst dem zynischsten Leser das ein oder andere Lächeln. Ergänzt wird diese Mischung durch humorvolle Intertextualität wie beispielsweise die fortlaufend eingesetzten Auszüge aus dem "Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder, Daseinsformen und Phänomene Zamoniens und Umgebung" von Prof. Dr. Abdul Nachtigaller. Diese erklären uns und dem jugendlichen Bär wichtige Begriffe und Naturgegebenheiten Zamonien - oft allerdings mit sehr schlechtem Timing. So lockert der Autor die Handlung immer wieder auf und führt uns gleichzeitig tiefer in seinen Fantasy-Kosmos ein: Zamonien.
"Ich lief hin und her, raufte mein Haar und tat schließlich das in dieser Situation einzig Vernünftige: Ich verlor den Verstand."
Da man auf den 700 Seiten nicht nur zig verschiedene magische Spezies trifft, wichtige Schlüsselfiguren der zamonischen Wissenschaft, Kultur Politik kennenlernt, sondern auch beinahe alle Ecken des Kontinents bereist, ist "Die 13½ Leben des Käpt'n Blaubär" der bester Einstieg in das Zamonien-Universum. So erfahren wir alles über Dimensionslöcher, festgeklebte Fanta-Morganas, Lügengladiatorduelle, Tornadohaltestellen, viereckige Sandstürme, den Geruch nach Gennf, Olfaktillen und Intelligenzbazillen, was man als erfahrener Zamonien-Tourist wissend muss. Zwar können die Zamonien-Romane (bis auf die Buchheim-Trilogie) auch alle unabhängig voneinander gelesen werden - mit diesem Epos bekommt man allerdings der beste Überblick über die magische Welt.
"In Zamonien gab es die unterschiedlichsten Landschaftsformen, neben Wüstenplateaus sah ich Eisgipfel, Sumpfwälder, riesige Kornfelder, Steinwüsten und Mischwald. Im äußersten Westen lag ein Gebirge, dessen Gipfel wesentlich höher waren als die der anderen, es wurde das Finstergebirge genannt. Auffällig war auch eine Wüste inmitten des Kontinents, die größte, die ich jemals gesehen hatte. Am meisten aber interessierte mich die Hauptstadt von Zamonien. Das war Atlantis, damals die größte Stadt der Welt"
Auch die Figuren, die diese Welt bevölkern sind allesamt grandios. Angefangen mit der Hauptfigur und Ich-Erzähler Blaubär, dem wir beim Erwachsenwerden zusehen dürfen. Er ist mir über die 700 Seiten mit seiner Abenteuerlust, seiner Selbstironie und Weltoffenheit sehr ans Herz gewachsen. Es macht großen Spaß, während seiner Abenteuer das ein oder andere überraschende Talent zu entdecken, sich mit ihm tödlichen Gefahren zu stellen, die ewige Liebe zu finden und auf Rettungen in allerletzter Sekunde zu hoffen. Toll sind allerdings auch die etlichen verrückten Nebenfiguren, die er auf seinem Weg trifft. Seien es abergläubische Zwergpiraten, gehässige Stollentrollen, unangenehme Nattifftoffen, kurzsichtige Rettungssaurier, quasselnde Tratschwellen, durch die Wüste ziehende Gimpeln, eine vibrierende Finsterbergmade, eine haarige Berghutze, einen Gallertprinz aus einer anderen Dimension, einen Professor mit sieben Gehirnen, denkender Sand, hungrige Kakertratten, verhungernde Waldspinnenhexen, blutrünstige Wolpertinger und der Wahnsinn höchstpersönlich - alle hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Dabei treten manche Figuren nur kurz auf, andere ziehen sich als roter Faden durch die Geschichte und bekommen sogar eigene Romane vermacht. So zum Beispiel der Wolpertinger Rumo oder der Schriftsteller Hildegunst von Mythenmetz, auf deren Geschichten ich mich in anderen Zamonien-Romanen freue! Apropos andere Zamonien-Romane ... ich werde im Anschluss natürlich noch alle anderen Bücher des Autors lesen, auch wenn ich kaum glaube, dass sie mit "Die 13½ Leben des Käpt'n Blaubär" mithalten können werden. Aber vielleicht spricht da auch der Bookhangover aus mir - ich lasse mich gerne positiv überraschen.
“Da ist auch noch ein anderer Geruch in der Luft, der Geruch von Feuern, die in der Ferne brennen, mit einem Hauch Zimt darin - so riecht das Abenteuer!"
Diesmal als letztes zum Ende meiner Rezension einige Worte zur Gestaltung. Das Cover meiner Taschenbuchausgabe des Goldmann Verlags (es gibt mittlerweile mindestens so viele verschiedene Blaubär-Ausgaben wie Zamonien-Romane) zeigt den jungen Blaubär, der den Kopf zwischen ebenfalls blauen Barten des Tyrannowalfisch Rex hindurchsteckt (das kann man zumindest kombinieren, wenn man bei Blaubärs drittem Leben angelangt ist). Mit dem schlichten, aber dennoch aussagekräftigen Covermotiv, dem großflächig gemusterten Hintergrund und dem großen gelben Titel dient die Machart des Covers von "Die 13½ Leben des Käpt'n Blaubär" als Vorlage für alle späteren Zamonien-Cover, die somit in Kombination toll aussehen. Vorgelegt und immense Maßstäbe gesetzt hat das Buch auch mit seinen zahlreichen schwarz-weiß Illustrationen im Buch. Egal ob die detailgetreue Karte Zamoniens und der weiteren Umgebung oder die zahllose Darstellungen unterschiedlicher Größe von kleinen Verzierungen bis seitenfüllenden Motiven - die künstlerische Ausgestaltung hilft dabei, der Geschichte zu folgen und auch schwer Vorstellbares zum Leben zu erwecken!
Fazit
700 Seiten pure Lesefreude! "Die 13½ Leben des Käpt'n Blaubär" strotzt nur so von Originalität, Sprachwitz, Spannung und Fantasie, sodass ich mir ganz sicher bin: So ein kurzweiliges, intelligentes und originelles Buch habe ich noch NIE gelesen!
- Walter Moers
Der Schrecksenmeister
(1.213)Aktuelle Rezension von: Primrose24Die Stadt Sledwaya ist seit jeher bekannt für ihre Krankheiten und Seuchen, die die Bewohner Tag um Tag quälen. Nach dem Tod seiner Herrin muss das kleine Krätzchen Echo nun allein in dieser verpesteten Stadt überleben. Um nicht zu verhungern, geht er einen schrecklichen Vertrag mit dem hiesigen Schrecksenmeister und Alchimisten Eißpin ein. Einen Monat lang werden Echo alle Annehmlichkeiten eines sorglosen Lebens zuteil insbesondere so viel Essen wie er verspeisen kann und das auf höchstem kulinarischem Niveau. Doch im Gegenzug will Eißpin sein Fett für seine Experimente am Ende dieses Monats gewinnen, was bedeutet das Echo dafür sein Leben lassen muss. Um diesem grausigen Schicksal zu entgehen, braucht das kleine Krätzchen ein paar ungewöhnliche Verbündete, die auch vor dem angsteinflößenden Herrn von Sledwaya nicht zurückschrecken.
„Der Schrecksenmeister“ ist eine weitere Erzählung von Walter Moers, welche in der Welt Zamoniens spielt. Im Fokus steht hier vor allem das kleine Krätzchen Echo, welches, um zu überleben, einen Handel mit dem Schrecksenmeister eingeht. Dabei lernt Echo eine Menge über Alchemie, schreckliche Kreaturen und ganz allgemein die Welt außerhalb seines kleinen Heimatortes, welchen er bis dato nie verlassen hat. Sein Charakter macht hierbei eine interessante Entwicklung durch, man könnte sogar sagen, dass ihn die vier Wochen mit Eißpin geradezu erwachsen werden lassen. Eißpin selbst ist grundsätzlich ein rauer, ungnädiger und grausamer Charakter. Andere Wesen mit seinen Experimenten zu quälen oder zu ermorden, macht ihm nichts aus, sondern amüsiert ihn beinahe. Doch dann und wann entstehen auch Situationen, in denen er Gefühle zeigt, die man ihm niemals zugetraut hätte.
Wer mit Walter Moers Schreibstil vertraut ist, kennt auch seine manchmal etwas ausufernden Aufzählungen, die auch in dieser Geschichte wieder ihren Platz haben. Ansonsten liebe ich jedoch seine fantasievollen, kreativen Erzählungen. Auch die Zeichnungen, die die Geschichte illustrieren, mochte ich trotz ihres düsteren Charakters. Auch wenn ich mir sehr eine Zeichnung zur schneeweißen Witwe gewünscht hätte. Die Geschichte hat mich größtenteils fesseln können, auch wenn der Mittelteil ein paar Längen aufgewiesen hat. Auch wenn „Der Schrecksenmeister“ nicht ganz an meine Lieblingsbücher des Autors heranreicht, so konnte sie mich durchaus gut unterhalten.
- Walter Moers
Rumo & die Wunder im Dunkeln
(1.162)Aktuelle Rezension von: wordworldMit "Rumo & Die Wunder im Dunkeln" bin ich beinahe am Ende meiner (leider total achronologischen) Reise durch das Zamonien-Universum angekommen. Hätte ich allerdings gewusst, wie absolut großartig dieses Buch werden würde, hätte ich es schon viel früher zur Hand genommen. Dieses zweiteilige Riesenwerk nimmt uns mit auf eine epische Heldenreise voller Spannung, Humor und blutrünstiger Kämpfe, die spielend mit dem Kultklassiker "Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär" mithalten kann und damit zu meinen absoluten Favoriten von Walter Moers gehört.
Doch wie immer zuerst noch wenige Worte zur Gestaltung. Das Cover zeigt den jungen Wolpertinger Rumo, der den Kopf zwischen rot-schwarzen Vorhangfalten hindurchsteckt (eine Szene aus der Kindheit des späteren Helden). Damit erinnert es stark an Käpt´n Blaubär, dessen Cover in ähnlicher Form nur in blauer Ausgestaltung gehalten ist. Generell ist "Rumo" mit dem schlichten, aber dennoch aussagekräftigen Covermotiv, dem großflächig gemusterten Hintergrund und dem großen gelben Titel ein typisches Zamonien-Cover, die somit in Kombination toll aussehen. Zu Hochleistungen aufgelaufen ist der Autor auch wieder mit seinen Illustrationen, die wie immer nicht nur klasse aussehen, sondern dabei helfen der Geschichte zu folgen und auch schwer Vorstellbares wie das das hässlichste und verrückteste Getier von Untenwelt zum Leben zu erwecken! Zusätzlich hilft eine Karte von Untenwelt bei der Orientierung.
Erste Sätze: "Rumo konnte gut kämpfen. Aber zu dem Zeitpunkt, an dem seine Geschichte beginnt, hatte er davon noch keine Ahnung und er wusste auch nicht, dass er ein Wolpertinger war und einmal der größte Held Zamoniens werden sollte."
Mit diesen Worten beginnt die Geschichte von Rumo, den wir auf seinem langen Weg vom unbedarften Welpen bis zum größten Helden Zamoniens begleiten dürfen. Mit dem Fokus auf dem Leben einer Figur, die uns mit auf eine Reise quer durch Zamonien nimmt, erinnert der grundsätzliche Aufbau an den Abenteuerroman "Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär". Auch wenn es einige Parallelen gibt, hebt sich "Rumo" erzählerisch aber an vielen Stellen ab und geht seinen eigenen Weg. Anders als der eher episodisch erzählte Käpt’n Blaubär entfaltet sich in "Rumo" ein straffer Spannungsbogen, in dem zwar auch einige erzählerische Ausflüge stattfinden, die aber alle aufeinander aufbauen, sodass die Handlung eine kohärente Entwicklung durchläuft, die in einem spektakulären Showdown an mehreren Schauplätzen gipfelt. Außerdem liegt der Fokus hier anders als in den weit verstreuten Leben Blaubärs stark auf zwei Orten: der utopischen Stadt Wolperting und den höllischen Gefilden der Untenwelt. Dementsprechend ist "Rumo & die Wunder im Dunkeln" auch in zwei große Abschnitte geteilt, die in Obenwelt und Untenwelt spielen.
"Dies war die Welt, wo sich Totes wieder in Lebendiges verwandelte, wo aus Leichnamen Maden und anderes Getier wurde, aus Kompost neues Wachstum, aus versunkenem Blut gefährliche Nurnen. Es war eine grausame, rücksichtlose Welt voller gieriger Geschöpfe und Geräusche."
Der Hauptunterschied zwischen den beiden Epen aus Moers´ Feder ist allerdings die Erzählatmosphäre. Wo Moers bisherige Werke humorvolle, oft verspielte Abenteuer boten, geht "Rumo & die Wunder im Dunkeln" einen Schritt weiter und wagt sich in brutalere, blutrünstigere Gefilde. Das hängt zum Einen mit der Neigung der Wolpertinger zum Kampf, zum Anderen mit dem grotesken Setting in Untenwelt zusammen, was zu langwierigen, brutalen Gefechten führt, die entfernt an Splatter-Literatur erinnern. Walter Moers wäre allerdings nicht Walter Moers, wenn er dieses Genre nicht gezielt für sich verwenden und mit einer Prise Parodie auf die Spitze treiben würde. Besonders die verdrehte Welt von Hel und ihre Bewohner werden mit bissigem Humor und satirischen Elementen inszeniert, bis man beinahe laut lachen muss (besonders die Dialoge zwischen Grimzold und Löwenzahn, sind urkomisch). Wie gewohnt brilliert Moers dabei mit seinem außergewöhnlichen Sprachwitz, seinen cleveren Wortspielen und unzähligen Anagrammen, die zum Entschlüsseln einladen. Trotz des großzügig spritzenden Blutes bewahrt sich das Buch aber durchgängig eine warmherzige, beinahe unschuldige Grundstimmung, welche zusätzlich zu dem düsteren Humor dafür sorgt, dass Rumos Geschichte sich zu keinem Zeitpunkt besonders grausam oder belastend liest.
"Es gibt Wunder, die müssen im Dunkeln geschehen"
Die hängt vor allem mit der Hauptfigur Rumo zusammen der herrlich unbedarft von einem Abenteuer ins nächste stolpert und dessen naiver Optimismus und unerschütterlicher Mut ihn zu einem unwiderstehlichen Helden machen, den man einfach lieben muss. Auch wenn der niedliche Welpe bald zu einer muskulösen, gefährlichen Kampfmaschine heranwächst und er in vielen Situationen beweist, dass er ein ernstzunehmender Gegner ist, wirkt er durch seine planlose Art, immer der Nase nach dem silbernen Faden hinterher an allen Hindernissen vorbei in Richtung Liebe zu laufen, auch später ergreifend liebenswürdig. Er ist keine Figur großer Worte und generell herrlich unbescheiden. Er nimmt nur wenig aktiven Raum in der Geschichte ein und gerät eher aus versehen in die klassische Heldenrolle. Unterstützt von seinem Instinkt, seiner natürlichen Begabung im Kampf, einer Menge Glück und treuen Gefährten meistert er selbst die absurdesten Herausforderungen. Er stellt sich ohne mit der Wimper zu zucken einer ganzen Höhle voller Monster, aber der Mut verlässt ihn, sobald er ein Wort mit seiner Angebeteten wechseln soll. Wie soll man diese Figur nicht lieben?
"Einen Rumo zu spielen, bedeutete einerseits, das Schicksal herauszufordern und alles - wirklich alles - zu riskieren. Andererseits versprach es die Möglichkeit eines haushohen Sieges. So kam Rumo zu seinem Namen."
Unterstützt wird Rumo auf seinem Weg von einer ganzen Armee grandioser Nebenfiguren. Von der verschlagenen Haifischmade Smeik mit dem Talent für großartige Erzählungen, über die stets wagemutigen untoten Yetis, die utopisch organisierte Stadt voller gemütlicher aber gefährlicher Kämpfer, ein psychisch instabilen Blutschinken, die Unvorhandenen Winzlinge im Gehirn eines Eydeeten, einen verrückten, silbenverwechselnden König, bis hin zu General TickTack und seinen Kupfernen Kerlen – jede Figur ist einzigartig und spielt im Verlauf der Geschichte eine wichtige Rolle. Zuerst hat mich überrascht, dass Walter Moers sich hier Zeit nimmt, die Lebensgeschichten der auftauchenden Nebenfiguren zu erzählen und ab und zu auch in ihre Perspektiven an andere Handlungsorte wechselt. Dadurch wird das Buch allerdings facettenreicher, es bauen sich mehrere Nebenhandlungen für den Showdown auf und die Geschichte erhält trotz der hohen Handlungsdichte keinen gehetzten Beigeschmack. Außerdem ist wichtig zu erwähnen, dass diese zunächst scheinbar wahllosen Ausflüge alle wichtig sind für die spätere Handlung und sich am Ende alles zu einem abgedrehten, aber stimmigen Gesamtbild zusammensetzt.
"Drück uns die Daumen, Smeik." "Wünsch uns Glück!" "Mach ich." "Wie viele Daumen hast du, Smeik?" Er musste kurz nachzählen. "Vierzehn", sagte er. "Das sollte eigentlich reichen."
Besonders hervorzuheben ist neben Rumo auch Rala, die - wie mir zu diesem Zeitpunkt erst auffällt, bisher eine der wenigen weibliche Figur von Walter Moers ist (neben Prinzessin Insomnia), der weniger als ein paar Nebensätze gewidmet werden. Zwar sind beinahe alle Figuren in seinen Geschichten mehr oder weniger geschlechtslos charakterisiert, aber da ist definitiv noch dringender Ausbaubedarf Herr Moers!!! Doch zurück zum Thema: Walter Moers gelingt es im zweiten Teil der Handlung, Rala von dem reinen Objekt Rumos Begierde zu einer starken Heldin zu formen, mit der wir besonders während ihrer Episode in der Kupfernen Jungfrau mitfiebern. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden Wolpertingern bildet dabei zwar den groben Rahmen und Rumos Hauptmotivation für die gesamte Handlung, bleibt allerdings nur minimal angeschnitten und tritt in diesem Epos über Krieg, Blut und Heldenmut hinter Freundschaft und Loyalität zurück.
"Lest, soviel ihr könnt! Lest Straßenschilder und Speisekarten, lest die Anschläge im Bürgermeisteramt, lest von mir aus Schundliteratur - aber lest! Lest! Sonst seid ihr verloren!“
Zuletzt noch ein kurzer vergleichender und einordnender Blick auf die restlichen Zamonien-Romane. Aufgrund meiner achronologischen Lesestrategie (bis auf die Buchhaim-Romane habe ich Stand heute alle erschienenen Zamonien-Werke gelesen) kamen mir ehrlich gesagt manche der hier verbauten Ideen ein wenig bekannt vor. So musste ich beim kurzen Ausflug nach Nebelheim mit der Nebelqualle beispielsweise sofort an Eydernorn und die Wolke denken ("Die Insel der tausend Leuchttürme"). Außerdem ist mir aufgefallen, dass der Autor gerne das immer wiederkehrende Motiv des spontanen Wissenszuwachs durch externe Quellen nutzt (infizierende Intelligenzbakterien, Reise durch das Gehirn eines Eydeeten, Bücherbaden im Bücherdrache etc.). Aber das tut der Gesamtoriginalität natürlich keinen Abbruch und da "Rumo" ein sehr frühes Werk ist, kann das der Geschichte definitiv nicht zur Last gelegt werden, weshalb ich bei 5 Sternen verbleibe.
"Es ist schon immer eine gefährliche Unterschätzung des Bösen gewesen, ihm zu unterstellen, es kenne keine Liebe. Lieben zu können, das ist kein Vorzug des Guten, sondern vielleicht das Einzige, was es mit dem Bösen verbindet.“
Fazit
"Rumo & die Wunder im Dunkeln" vereint rasant erzählte Abenteuer, grotesken Humor, blutrünstige Action und liebenswerte Figuren zu einem einzigartigen Gesamtwerk, das zweifellos zu den besten des Autors zählt.
- Walter Moers
Ensel & Krete
(1.130)Aktuelle Rezension von: wordworld"Ensel und Krete" ist nach "Die 13 1/2 Leben des Käpt´n Blaubär" Walter Moers´ zweiter Ausflug nach Zamonien. Da es sich bei seinen Zamonien-Romanen aber mehr um alleinstehende Geschichten in einem zusammengehörigen Kosmos als um eine tatsächlich Reihe handelt, kann man das Kunstmärchen an beliebiger Stelle und völlig unabhängig von den anderen Büchern lesen. Das trifft sich gut, denn "Ensel und Krete" ist schon mein sechstes Zamonien-Abenteuer und auch wenn ich in komplett wirrer Reihenfolge in das Universum einsteige, werde ich mit jedem Buch ein größerer Moers-Fan!
Zunächst wie immer ein paar kurze Worte zur Gestaltung. "Ensel und Krete" hat zeigt einen großen braunen Baum mit Jahresringen und einem Astloch, aus dem die zwei Fhernhachenzwerge mit gelb leuchtenden Augen neugierig hervorblicken. Mit dem großflächig gemusterten Hintergrund und dem großen gelben Titel ist es mal wieder ein typisches Zamonien-Cover, das wunderbar zu den Gestaltungen der anderen Romane passt. Hervorheben möchte ich auch wieder die Gestaltung Inneren des Buches, die neben zahlreichen Illustrationen von Flora und Fauna auch mehrere Karten des Großen Waldes und Baumings beinhaltet.
Erster Satz: "Wenn man in Zamonien das Bedürfnis nach vollkommener Harmonie hatte, dann machte man Ferien im Großen Wald."
An welches Märchen der Gebrüder Grimm Walter Moers "Ensel und Krete" angelehnt hat, ist schon nach einem kurzen Blick auf den Titel ersichtlich. Allerdings sind die Parallelen zu "Hänsel und Gretel" über den Namen hinaus nur grob angedeutet und es erwartet uns keine schnöde Nacherzählung. Zwar gibt es wie im Original ein Geschwisterpaar, das sich im Wald verirrt und auf eine Hexe trifft, aber ansonsten sind alle anderen Aspekte und Details der Geschichte so anders, wie sie nur sein könnten. Beginnend beim Setting, über die Figuren, die Atmosphäre der Geschichte bis hin zum Showdown mit der Hexe hat Walter Moers hier wieder eine Fest an Originalität produziert, das mit grandiosen Naturbeschreibungen, schrillen Figuren und abrupten Wendungen überzeugt.
Der Beginn der Geschichte setzt inhaltlich und zeitlich recht nah am Blaubär an und entführt in den Großen Wald, der nach der Besiedlung der Buntbären zu einem Touristenort geworden ist. Während die Gemeinde Bauming als heiteres Ferienidyll bekannt ist, ranken sich um den Rest des Waldes allerdings viele unheilvolle Legenden. Kaum sind die beiden Kinder vom Weg abgekommen, treffen sie alle Nase lang auf gefährliche Wesen und Orte, die nach ihrem Leben trachten. Von singenden Buntbären geraten sie an hungrige Laubwölfe, sprechende Orchideen, verschlingendes Gras, altkluge Sternenstauner, einnehmende Meteoritenseen, einen gehässigen Stollentroll und natürlich ... die Hexe! So ist es kaum überraschend, dass sich die Geschichte vom gemütlichen Märchen recht bald zum Gruselroman entwickelt und sogar das ein oder andere Horrorelement einbezieht. Den beiden Zwergenkindern und uns LeserInnen wird im Laufe der 257 Seiten ganz schön viel zugemutet. Damit ist "Ensel und Krete" deutlich düsterer als die humorvollen Abenteuer des Käpt´n Blaubär.
"Der Natur sind die Tragödien, die sich in ihr abspielen, egal. Noch kein Galgenbaum hat sich darüber aufgeregt, dass Unschuldige an ihm aufgeknüpft wurden. Kein Grashalm eines Schlachtfeldes trauert den Gefallenen nach."
Einen spannende Kontrapunkt zum spannenden Märchen bieten die erzähltechnischen Kniffe, die Walter Moers - oder entschuldige, natürlich Zamonien-Autor Hildegunst von Mythenmetz - dem Roman durch Intertextualität und Autorfiktion hinzugefügt hat. So wird auf dieser Metaebene Moers nicht nur erneut zum Übersetzer degradiert und gibt die Autorenschaft an Hildegunst ab, dieser führt hier auch noch die "Mythenmetzschen Ausschweifungen" als literarisches Stilmittel ein. Dies bedeutet im Endeffekt, dass er die Erzählung an jeder beliebigen Stelle für einen Einschub zu jeglichem Thema unterbrechen kann, um beispielsweise ausschweifend seinen Schreibtisch zu beschreiben, seinen Erzfeind den zamonischen Literaturkritiker herunterzumachen, wahlweise das Wort "Brummli" seitenweise zu wiederholen, prahlerisch für seine früheren Erfolge zu werben oder anderweitig auf gedankliche Streifzüge zu gehen. Dabei strapaziert er die Macht des Erzählers immer wieder bis an die Grenze des Erträglichen, wenn er sich wirklich ausschließlich die aller spannendste Stelle herausgreift, um die Geschichte für selbstverliebtes Geschwafel zu unterbrechen.
"Wenngleich in monströser Zahl verlegt und gelesen, sprechen die Prinz-Kaltbluth-Romane nur die niedrigsten Bedürfnisse an, als da sind: Romantik, Spannungssucht und wirklichkeitsfremder Eskapismus."
Trotz der strapaziösen Unterbrechungen ist dies allerdings eine großartige Art und Weise, Mythenmetz als überschwänglicher Erzähler und handelnde Figur für die späteren Zamonien-Romane einzuführen! Passend dazu ist nach dem Ende des Märchens (das doch recht abrupt eintrifft und einige Fragen offen lässt) ein "halber Lebenslauf" des Autors eingefügt, der sich mit Fußnoten mit Quellenverweisen auf andere zamonische Werke und Sachbücher als wissenschaftliche Annäherung an das Leben des "großen zamonischen Dichters" versucht. Für mich, die schon einige andere Abenteuer und spätere Werke von Mythenmetz gelesen hat, war dies eine wunderbare Ergänzung seiner Charakterisierung, die sich in den späteren Büchern weiterentwickelt. Ich freue mich riesig auf das nächste Abenteuer!
Fazit
"Ensel und Krete" ist ein atmosphärisch dichter, wendungsreicher und erzählerisch raffinierter Gruselroman, der besonders durch die Metaebene der Mythenmetzschen Ausschweifungen viel mehr bietet als eine einfache Märchennacherzählung!
- Rüdiger Safranski
Romantik
(51)Aktuelle Rezension von: TaHaRomantik: eine deutsche Affäre
Gekürzte Lesung, Audio-CD
Rüdiger Safranski
5 CDs, 5h 30 Spielzeit
Random House Audio
16,95 Euro
Covertext:
Eine deutsche Obsession mit europäischen Folgen
Rüdiger Safranski beschreibt die Epoche der Romantik und ihre Zeitgenossen: Tieck, Novalis, Fichte, Schelling, Schleiermacher und Dorothea Veit, die für die Entfesselung des Genies stehen, für den Aufbruch und die Lust am Experiment. Und er erzählt die Geschichte des Romantischen, die über Heine, Wagner, Nietzsche und Thomas Mann bis in die Gegenwart führt - die Biographie einer Geisteshaltung.Der Leser:
Safranski liest selbst. Er, der Philosoph und Schriftsteller, hat Massen mit seinen Biografien über Schiller, Heidegger und Nietzsche begeistert. In meinem Schrank stehen einige seiner Bücher, ich finde sie nicht nur informativ, sondern genieße diese unterhaltsam formulierten Ideenspaziergänge. Für mich ist er der Meister der verständlichen Philosophie- Erzählungen. Unterhaltsames Vorlesen hingegen ist jetzt nicht unbedingt seine Stärke. Erwähnt werden muss, dass dieses Hörbuch/ die Lesung ohne jegliche Vertonung auskommt. Der Inhalt muss hinter nichts zurückstehen, auch nicht hinter dem Können eines professionellen Sprechers. Safranski moduliert seine Stimme nicht, wie es ein geübter Sprecher tun würde. Man hört die ein oder andere Lautbildstörung. Zuerst dachte ich, dass dieses Konzept sich erfrischend von den gängigen, professionell vorgetragenen und untermalten Hörbüchern abhebt. 5,5 Stunden zuhören gelingt jedoch in der Tat besser, wenn die Sprecherqualität besser ist.
Meinung:
Mit „Romantik: eine deutsche Affäre“ hat er sich eine ganzen Epoche samt ihrer Theoretiker, Schriftsteller sowie einzelne Werke vorgenommen. Zusätzlich will er die Romantik als Geisteshaltung von Wagner über Heidegger, Nazi-Deutschland bis in die 1968 Jahre hin aufgreifen. Er skizziert Entstehungshintergründe und eröffnet fast schon anekdotische Einblicke. Mit Hingabe nähert er sich Kleist, Heine, Hölderlin und anderen Vertretern dieser Epoche. Sehr ambitioniert!
Wesentliche Merkmale der Epoche werden gekonnt herausgearbeitet: Überschuss an Phantasie und Ästhetik, das Träumerische. Politische, ästhetische, soziale und philosophische Positionen werden skizziert, Entstehungsgeschichte nachgezeichnet. Gelungen arbeitet er heraus, dass eine Gleichsetzung von Romantik und politisch Reaktionärem zu vermeiden ist. Leider bemüht er dennoch immer wieder Gemeinplätze. Schade ist, das Safranski nicht deutlich macht, was mit den romantischen Impulsen seiner Meinung nach anzufangen ist.
Nun ist es eine gekürzte Fassung und das Buch kenne ich noch nicht, dennoch habe ich den Eindruck, ich höre eine sehr gut, aber ziemlich lückenhafte Literaturgeschichte. Irritiert nehme ich war, dass Romantik als nationales Phänomen kommuniziert wird. Es fehlt mir ein bisschen die globale oder zumindest europäische Perspektive.
Fazit:
Wieder einmal fasziniert Safranskis Belesenheit. Es liegt hier nicht sein bestes Werk vor, aber besser als viele andere ist er immer noch.
- E. T. A. Hoffmann
Der Sandmann
(768)Aktuelle Rezension von: BM2NA22aDer Autor erzählt die Geschichte von Nathanael, der an einem Kindheitstrauma leidet. Das Buch beginnt mit einem Brief, in welchem Nathanael sein Zusammentreffen mit einem Wetterglashändler beschreibt. Schnell wird klar, dass das Kindheitstrauma von Nathanael durch dieses Treffen ausgelöst wurde. Als Leser bekommt man einen direkten Einblick in Nathanaels Gedanken und begleitet ihn durch seinen stetig wachsenden Wahnsinn. Dabei stellt man sich die Frage, was Realität ist und was nur Einbildung. Diese Frage bleibt mit dem Ende des Buches offen. Das gibt dem Buch jedoch das gewisse Etwas, denn dadurch wird man dazu verleitet sich komplett auf Nathanael einzulassen, und ihn besser zu verstehen, um das Detail, die einem vielleicht eine Antwort liefert, nicht zu überlesen.
Das Buch ist 1816 erschienen, was man an der Sprache bemerkt. Nach wenigen Seiten hat man sich aber daran gewöhnt und kann sich auf eine faszinierende und abgrundtiefe Reise durch den Wahnsinns mitnehmen lassen. E.R.
- E. T. A. Hoffmann
Das Fräulein von Scuderi
(271)Aktuelle Rezension von: Hellena92Paris, um 1680. Eine mysteriöse Mordserie erschüttert die Hauptstadt. Junge adlige Männer, auf dem Weg zu ihren Geliebten, werden von einem Unbekannten erstochen, die mitgeführten wertvollen Schmuckgeschenke geraubt. Der König bittet seine Hofdichterin, die 73jährige Madeleine de Scudéri, um Mithilfe bei der Verbrecherjagd. Sie findet schnell heraus, dass alle geraubten Schmuckstücke aus der Werkstatt des berühmten Goldschmieds Cardillac stammen. Ist er nicht nur der Schöpfer dieser Kunstwerke, sondern auch ein Mörder und Dieb? Die vielfach ausgezeichnete Künstlerin Lisbeth Zwerger hat E. T. A. Hoffmanns klassische Kriminalnovelle für die Insel-Bücherei illustriert. »Sie ist eine Zauberin, die uns mit Bildern verhext.«
Mein Fazit:
Ich mochte die Geschichte bereits in der Schule. Es war die einzige, die ich von den Schullektüren wirklich gut fand. Die Scuderi, als gestandene, ledige Frau. Ein Verbrechen und die Art, wie dem auf die Spur gekommen wird. Ich mochte es einfach. Es war so der erste Roman in der Schule, in der eine Frau die Hauptrolle und dazu noch feministisch und emanzipiert sein durfte. Man muss dies im Kontext der Zeit sehen, in welcher der Roman zu Papier gebracht wurde. Ich hoffe, dass dieser Roman imm er noch Einzug in die Klassenzimmer erhält. - Kai Meyer
Die Geisterseher
(93)Aktuelle Rezension von: admitDer Plot spielt in Weimar 1805 und bringt die Gebrüder Grimm mit Schiller zusammen, dem sie Arznei von Goethe mitbringen. Der dahinsiechende Dichter verschenkt daher sein letztes Manuskript an sie– doch wenig später wird ihnen diese Kostbarkeit gemopst. - Gegen diese Idee wäre nix einzuwenden. - Wider Willen geraten die Märchenbrüder in eine finstere Verschwörung, in der Goethe, eine komische Gräfin, eine Geheimloge und Drogen eine Rolle spielen.- Hat mich wenig beeindruckt, der Umschlag versprach mehr als der Text hergab, denn der wirkte schon sehr konstruiert.
- Nadine d'Arachart und Sarah Wedler
Die Muse des Mörders
(24)Aktuelle Rezension von: PMelittaMChefinspektor Dominik Greve hat gerade eine spektakuläre Giftmordserie gelöst, als der nächste Serientäter zuschlägt: Der Dolchstoßmörder. An Greve werden hohe Anforderungen gestellt, möglichst schnell soll er auch diese Mordserie aufklären. Durch eine falsch verstandene Meinungsäußerung in Gegenwart der Presse wird Madeleine Scuderi, eine ältere Schriftstellerin, in das Geschehen hineingezogen, da der Mörder sie für jemand hält, der ihn versteht und nun offenbar ihre Nähe sucht. Greve gerät immer mehr unter Druck …
Die beiden Autorinnen haben hier ein Remake von E. T. A. Hoffmanns Novelle „Das Fräulein von Scuderi“, vorgelegt. Das Original habe ich, soweit ich mich erinnern kann, nie gelesen, so dass ich vollkommen unbeeinflusst an den Roman herangehen konnte.
Zunächst, aber nur für wenige Seiten, haben mich die verschiedenen Erzählstränge etwas verwirrt, generell liebe ich es, wenn aus verschiedenen Perspektiven beschrieben wird, aber hier war für mich erst einmal kein Zusammenhang greifbar, zu unterschiedlich waren die Perspektiven. Da wird von Chefinspektor Dominik Greve erzählt, der gerade einen großen beruflichen Erfolg vorweisen kann, privat aber Probleme hat. Madeleine Scuderi muss einen großen Verlust hinnehmen, Marie, ein junges Mädchen überlegt, mit ihrem Freund durchzubrennen – und dann ist da noch jemand, der unter dem Zwang steht, töten zu müssen. Relativ schnell hat man sich dann aber doch eingelesen und ist gespannt darauf, wie sich am Ende alles zusammenfügen wird.
Während das Original im Paris des 17. Jahrhunderts spielt, haben die beiden Autorinnen den Stoff in das heutige Wien übertragen, mir erscheint das gut gelungen, wenn auch Wien keine besonders große Rolle spielt und es in jeder anderen Stadt ebenso funktioniert hätte. Es gibt allerdings (wenige) Szenen, die etwas irritieren, weil sie nicht in die heutige Zeit zu passen scheinen, z. B. wenn ein Polizist einen Untersuchungshäftling in dessen Zelle verprügelt und das offenbar niemanden stört.
Die Charaktere sind gut gezeichnet, vor allem Dominik Greve und Madeleine Scuderi, in deren Gedanken- und Gefühlswelt man tief eintauchen kann.
Die Geschichte selbst ist für mich weniger Kriminalroman, auch wenn es gilt, Morde aufzuklären, stehen für mich vielmehr die Figuren (mit all ihren Emotionen) sowie deren Zusammenspiel im Vordergrund. Wer einen waschechten Kriminalroman erwartet, könnte etwas enttäuscht sein, weil die für einen solchen Roman spezifische Spannung fehlt. Ziemlich früh kann man zudem schon ahnen, wer mit den Morden in Verbindung stehen könnte, Spannung schöpft der Roman eher daraus, dass man als Leser rätselt, wer welche Beweggründe für sein Handeln hat. Auch durch die Erzählweise mit kurzen, teilweise sehr kurzen, Kapitel und Perspektivewechseln mit damit verbundenen Cliffhangern, wird Spannung erzeugt.
Die Handlung ist sehr komplex, es lohnt sich, dran zu bleiben und die Geschichte zügig durchzulesen. Die Auflösung empfinde ich als gelungen, in meinen Augen wurden alle offenen Fragen geklärt. Gegen Ende gibt es eine vorübergehende Länge, da man den Eindruck hat, es sei schon alles erzählt, jedoch nimmt einen die Geschichte dann doch noch einmal an die Hand und am Ende entsteht der Eindruck, dass es genauso richtig war.
Insgesamt eine gelungene Adaption des Originals. Wer etwas zum Lesen für Zwischendurch sucht, ist hier allerdings fehl am Platz, man sollte genug Muse haben, sich auf die Geschichte einzulassen und möglichst auch die Zeit, zügig lesen zu können. Da der Roman „nur“ 300 Seiten hat, sollte das aber kein großes Problem sein. Empfehlenswert für alle, die auch gerne einmal gehaltvollere Romane lesen und sich auf eine Geschichte einlassen wollen, auch wenn sie zunächst etwas verwirrend wirkt. Es lohnt sich allemal. Empfehlenswert! - E. T. A. Hoffmann
Nussknacker und Mausekönig
(16)Aktuelle Rezension von: herr_hyggeIn der Hoffnung ein wenig in Weihnachtsstimmung zu kommen, habe ich beschlossen ein paar Weihnachtsklassiker zu lesen. Den Anfang machte das beliebte Kunstmärchen „Nussknacker und Mausekönig“ von E. T. A. Hoffmann, hier in der Ausgabe der #inselbücherei mit Illustrationen von Lisbeth Zwerger.
Natürlich kannte ich die Geschichte schon durch verschiedene Verfilmungen, allen voran „Der Nussknackerprinz“ aus dem Jahre 1990, mit dem ich quasi aufgewachsen bin und dem berühmten Ballet von Pjotr Iljitsch Tschaikowski. Auch wenn letzteres eher auf Alexandre Dumas‘ Variante des Märchens basiert.
Leider konnte mich die Originalvorlage nicht ganz so begeistern. Natürlich kann man eine Geschichte von 1816 nicht nach heutigen Maßstäben beurteilen, aber mir erschien sie etwas lieblos und kalt. Der Zauber der mir bekannten Adaptionen war leider nur sehr schwach spürbar und gar nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. 😔
Dennoch werde ich sicher hin und wieder einen Blick in das Buch werfen. Denn die Illustrationen von Lisbeth Zwerger machen den Band zu einem Schmuckstück. Auch wenn sie großteils etwas einfach und düster anmuten, sind sie trotz ihrer Schlichtheit ganz zauberhaft und machen den Band zu einem kleinen Schmuckstück. 😊 - Dietrich Weber
Gespenstergeschichten aus 300 Jahren
(6)Aktuelle Rezension von: MademoiselleMeowAls jemand der sich gerne gruselt, bin ich immer auf der Suche nach Geschichten, die ich noch nicht kenne. Das hübsche Buch „Gespenstergeschichten aus 300 Jahren“ erschien mir da genau richtig. Gerade weil die jüngste Geschichte aus den 80er Jahren stammt, war ich mir ziemlich sicher ein paar Überraschungen zu erleben. Aber die Menschen vergangener Jahrzehnte und Jahrhunderte hatten zum Teil noch eine ganz andere Vorstellung von Grusel und so habe ich es schon oft erlebt, dass mich diese Geschichten oft nicht packen oder zum fürchten bringen können. Und richtig gegruselt habe ich mich tatsächlich nicht, jedoch überkam mich mehrmals ein wohliger Schauer, ein feiner Grusel und das finde ich eigentlich am besten.
Die Gespenstergeschichten selbst sind gut gemischt. Es sind viele bekannte Autoren dabei und gerade die ältesten lassen sich aufgrund der geschwollenen Sprache manchmal recht schwer lesen. Da gibt es Wörter, die einen völlig unbekannt sind, weil sie heute nicht mehr benutzt werden und demzufolge versteht man dann auch das Gruselige an der Erzählung nicht. Zweimal habe ich mich richtig amüsiert, weil Geschichten vorkommen, die in abgewandelter Form bei „X-Factor – Das Unfassbare“ gezeigt wurden. Ob als wahr oder falsch, kann ich mich zwar nicht mehr erinnern, aber in dem Buch sind es einfach ausgedachte Geschichten. Wobei ich sagen muss, dass viele davon wie eine reale Erzählung anmuten. Man wird oft mitten in eine Geschichte hinein geworfen und so kommt es einem vor, als würde man in einer gemütlichen Runde sitzen, wo man einander seine gruseligen, wahren Begebenheiten erzählt. Eine weitere Überraschung war für mich „Das Gespenst von Canterville“. Der Titel war mir wohl bekannt, aber ich wusste weder, dass Oscar Wilde der Autor ist, noch dass es sich um eine so witzige Geschichte handelt.
Die Gespenstergeschichten lesen sich teilweise etwas trocken (genau wie das all zu lange Nachwort), nicht jede konnte mich fesseln, aber insgesamt freue ich mich über ein paar Neuentdeckungen. Von mir gibt es dafür 4 Sterne. - Autorenkollektiv
Klassiker der Deutschen Literatur (Klassiker der deutschen Literatur)
(3)Noch keine Rezension vorhanden - E. T. A. Hoffmann
Nussknacker und Mausekönig
(82)Aktuelle Rezension von: fraueiseleHeiligabend im Haus des Medizinalrats Stahlbaum: Auf dem reichen Gabentisch findet sich auch ein Nussknacker, den die kleine Marie sofort ins Herz schliesst. Um Mitternacht erwachen die neuen Spielzeuge zum Leben …
Es fällt mir schwer, dieses süsse und auch kurze Geschichtchen in Worte zu fassen. Ich habe es als Hörbuchvariante gelesen und es war einfach nur köstlich amüsant, kurzweilig und herzig zum Zuhören. Die Spielzeuge werden richtig lebendig, ich konnte es deutlich vor Augen sehen. Die Sprache ist natürlich noch ein älteres Deutsch, aber es hat soviel Charme und Flair, dass man immerzu weiterhören möchte und die schönen Wörter geniessen. Es ist wohl das ideale Märchen zur Weihnacht und könnte auch heute noch viele Kinderherzen bezirzen. Es ist aufregend, spannend und lieblich.
Ich empfehle dir diesen kleinen Roman in einer Hörbuchfassung zu konsumieren. Meine Fassung hat Rainer Buck gelesen und es war einfach nur toll. Vor allem das “R” rollt er an bestimmten Stellen sehr übertrieben, aber es passt total gut. Wenn du also gern mal was anderes, was dich auch an eine schöne Kindheit erinnern kann, lesen möchtest, bist du mit diesem kurzen Roman bestens bedient. Er ist zwar kurz, aber er bleibt dir sicherlich bis zum Ende deines Lebens im Gedächtnis. Ein Märchen für die Ewigkeit.
- Walter Moers
Der alte Sack, ein kleines Arschloch und andere Höhepunkte des Kapitalismus
(21)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerEtwas zu hehehemmmm, aber sonst ganz gut und witzig zu lesen! - Kai Meyer
Die Geisterseher
(27)Aktuelle Rezension von: Das_LesedingInhalt:
Vieles erleben die Brüder Grimm, Goethe, Schiller und viele andere im alten Weimar, um 1805. Besonders, als Goethe den beiden Brüdern ein rätselhaftes Manuskript überreicht und dieses dann entwendet wird …Stil:
Zu Beginn war ich wahrlich angetan von der Schreibe. Der Duktus war gut gewählt und auch die Gedanken der Charaktere wurden gut dargestellt. Jedoch wurde die Handlung mit zunehmender Dauer immer absurder und auch die vielen Charaktere, ihr auftauchen und verschwinden reizten meine Synapsen aufs stärkste. So wurde die Geschichte dann eher anstrengend als erfüllend und auch die Stimme von Peter Bieringer, welche ausgesprochen gut zu Grimm passte, konnte die Geschichte nicht mehr retten. Das Ende hat es dann vollkommen zerledert und sorgt auch für einen Stern Abzug.Charaktere:
Alle sind gut gezeichnet. Die Figuren scheinen wirklich zu leben und sie agieren, bevor sie reagieren – zumindest größtenteils – das macht sie sympathisch.Cover:
Das Cover passt sehr gut zur Geschichte, schließlich geht es um ein geheimes Manuskript.Fazit:
Super gelesen von Peter Bieringer und die Ausdrucksweise der Charaktere könnte so wohl gewesen sein, auch beginnt die Geschichte sehr spannend. Dafür 3 Sterne. Eine Lese-/Hörempfehlung gibt es nur bedingt, weil die Handlung später verwirrend und das Ende eher schlecht ist. Daher eher was für Liebhaber der alten Sprache und für Fans von Kai Meyer. - Ralf Günther
Der Dieb von Dresden
(11)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderHofrat Block ist der Direktor des Grünen Gewölbes. Die Kunstsammlung gehört zu seinem Aufgabengebiet und als sein Stellvertreter ermordet aufgefunden wird, gerät Block unter Mordverdacht. Die napoleonische Zeit in Dresden ist insgesamt eine sehr spannende Zeit und mit der Hilfe von E.T.A. Hoffmann versucht Blocks Tochter die Unschuld ihres Vaters zu beweisen, aber nicht alle spielen ein ehrliches Spiel.
Ein toller und sehr spannender historischer Roman mit der Schönheit des Grünen Gewölbes und einigen wichtige historischen Persönlichkeiten. Die vergangenen Zeit Dresdens wird wieder lebendig.
- Walter Moers
Hey
(6)Aktuelle Rezension von: rallusEine der ersten Comics von Moers, witzig und einfach eigen. Kleines feines Comicbuch - Tanja Meurer
Glasseelen
(42)Aktuelle Rezension von: ZimtsternsBuecherregenbogenIm Buch "Glasseelen" geht es um Camilla. Sie lässt sich trotz das sie verängstigt ist, nicht unterkriegen. Warum hat sie soviel Angst vor den ermittelnden Oberkomissar Andreas Grimm? Ein älterer Mann, namens Amadeo hat ihr bei Ihrer Flucht geholfen. Er scheint ein Geheimnis das für Camilla von Bedeutung sein könnte, vor ihr zu verbergen. Er ist dazu undurchschaubar. Ist Camilla zu Recht misstrauisch?
Alle weiteren Personen ob in der normalen Welt oder der Unterwelt sind überzeugend, wenn auch der eine oder andere außergewöhnlich beschrieben ist. Was hat der moderne Sandmann vor? Bzw. was sind seine Absichten? Umso mehr Camilla, Amelie, Nathanael, Chris usw. erfahren, umso schockierender ist es für Sie. Camilla scheint von jemanden benutzt zu werden. Doch von wem?
Ein mysteriöses & sehr spannendes Buch. Es ist gruselig & stellenweise auch brutal. Es gibt sogar eine kleine Liebesgeschichte, die aber im Hintergrund bleibt. Realität & Fiktion vermischen sich zunehmend.
Dieses Buch macht echt Spaß zu lesen. Der Schreibstil ist locker, flüssig, unglaublich spannend & fesselnd. - Tommie Goerz
Sandmann
(3)Aktuelle Rezension von: Sanne54Diesmal lässt Goerz seinen Nürnberger Kommissar in einem Fall ermitteln, der wahrscheinlich keinen Leser, aber auch die Ermittler selbst nicht kalt lässt: Eine Mutter und ihr Kind werden in ihrem Haus brutal mit einem Messer niedergestochen, der Vater findet beide als er nach Hause kommt, den Sohn bereits tot, die Mutter mit schwersten Verletzungen, denen sie später erliegen soll. Frido Behütuns und sein Team stehen in den Spuren eines grauenhaften Blutbads, aber ohne tatsächliche Spuren eines Täters. Einen rätselhaften Hinweis gibt eine Spieluhr auf, die das Lied "Sandmann" spielt, daher der Titel. Routiniert gehen die Ermittler die Standard-Pfade ab, mehr in der Hoffnung auf Hinweise, verdächtigen die "üblichen Verdächtigen", befragen potentielle Augenzeugen, aber wirklich voran kommen sie nicht. Ich mag diese Art realistischer Ermittlungsarbeit in Krimi-Romanen sehr, auch diese Henning-Mankell-Art grausame Verbrechen zu beschreiben ohne "Overkill". Das ist ein schmaler Grad.
Privat macht Behütuns ganz andere "Fortschritte" nachdem eine alte Flamme mit ihm Kontakt aufnimmt ... die Entwicklung ist allerdings ein wenig überraschend ;)
Lange verwirrte mich das Cover. Allerdings erklärt es sich tatsächlich am Ende des Falls. Der wurde mir dann aber zu schnell - wenn auch nervenaufreibend - gelöst ... zumal sich die Lösung auch erst sehr spät andeutete und zu sehr aus dem Nichts kam, auch wenn sie durchaus plausibel war.
Goerz Figuren sind immer "angenehm fränkisch", finde ich als Fränkin, die Regionalkrimis oft nicht so gerne liest, weil es zu gekünstelt wirkt. Die eine oder andere Abschweifung (Friedo macht sich so seine Gedanken ...) fand ich zu viel und zu offensichtlich, um Botschaften zu platzieren. Das hätte man sicher eleganter einbauen können. Alles in allem liest sich dieses Buch aber echt schnell (wenn man nicht gerade in den Urlaub fährt und es zu Hause liegen lässt ...), hat einen angenehmen psychologischen Touch, viel handfeste Ermittlerarbeit und auch ein bisschen was fürs Herz zu bieten.
- Walter Moers
Kleines Arschloch 'Der Film'
(19)Aktuelle Rezension von: HighlightKultfilm, den jeder einmal gesehen haben sollte! Schön "böse" und obszön. "Marmor Stein und Eisen bricht, doch meine Vorliebe für Walter Moers nicht" lach - Ursula Krause ( Hrsg.)
Der geheimnisvolle Reisende. Kriminalerzählungen
(5)Noch keine Rezension vorhanden - E. T. A. Hoffmann
Der goldne Topf
(1)Aktuelle Rezension von: MissStrawberryWer hier ein Märchen erwartet, wie man es sonst kennt, wird herbe enttäuscht. „Der goldene Topf“ ist viel eher eine Geschichte mit Fantasy-Elementen. Sozusagen also frühe Fantasy. In den damals gängigen Alltag kommen mystische und phantastische Elemente, die streckenweise recht beklemmend auf den Hörer wirken. Noch dazu versteht es Rufus Beck meisterlich, die Emotionen entsprechend zu wecken und somit dem Leser in seinen Bann zu ziehen.
Noch dazu ist die Story sehr ausführlich geschrieben. Es ist also kein kurzes Märchen, sondern ein „vollwertiges Buch“. Für die jüngere Generation wird es extrem schwer sein, die Art zu sprechen aus der damaligen Zeit aufzufassen, denn zusätzlich muss man hier sehr viel interpretieren, um den eigentlichen Sinn zu erfassen.
Der Student Anselmus ist ein echter Pechvogel. Wo immer sich eine Gelegenheit bietet, tritt er ins Fettnäpfen oder wirft Dinge um, macht falsch, was er falsch machen kann. Bei einer solchen Gelegenheit zieht er sich den Unmut einer alten Frau auf sich, die ihn wüst beschimpft und verflucht. Anselmus ist nahezu am Ende, als dann auch noch goldene Schlangen zu ihm sprechen. Doch dann bekommt er das Angebot, die Manuskripte des Archivarius Lindhorst zu kopieren. Wie könnte es anders sein – dieser ist kein einfacher Mensch sondern ein aus Atlantis vertriebener Elementargeist und macht unserem Anselmus das Leben schwer. Als wäre das nicht genug, verliebt sich Anselmus, wie von Lindhorst geplant, in dessen Tochter Serpentina. Veronika Paulmann, die sich ihrerseits in Anselmus verliebt hat, versucht nach ihren menschlichen und den magischen Kräften des Apfelweibs, unseren Anselmus auf andere Gedanken zu bringen …
All das wird von Hoffmann so kunstvoll verdreht und phantastisch verpackt erzählt, dass der Leser oder Hörer „dranbleiben“ muss. Einfach so nebenher ist hier nicht. Dennoch – oder gerade deshalb – ist „Der goldene Topf“ wunderbar bereichernd. Dennoch ziehe ich einen Stern ab, weil das Lesen/Hören hier „Arbeit“ ist, nicht nur Unterhaltung. Bleiben also vier Sterne!