Bücher mit dem Tag "evangelisch"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "evangelisch" gekennzeichnet haben.

31 Bücher

  1. Cover des Buches Das Mädchen aus dem Zug (ISBN: 9783963620867)
    Irma Joubert

    Das Mädchen aus dem Zug

     (23)
    Aktuelle Rezension von: Leseabenteuer

    Gretel hat jüdische Wurzeln und wird 1944 mit ihrer Schwester, Mutter und Oma mit dem Zug deportiert. Sie kann jedoch entkommen und wird von einen jungen polnischen Mann gefunden und bei ihm versteckt. Gretel ist gerade einmal 6 Jahre alt. Ein paar Jahre nach dem Krieg kommt Gretel auf Umwegen nach Südafrika und wird hier adoptiert. Sie lernt Liebe und Fürsorge kennen, jedoch plagen sie heftige Alpträume. Die Geschichte ging mir echt an die  Nerven. Unglaublich was ein junges Kind erleben und auch aushalten muss und Gretel beweist immer wieder enorme Stärke. Die Geschichte ist aus 2 Perspektiven erzählt, einmal aus Gretel Sicht und aus der Sicht des jungen Polen, der im Wiederstand kämpft. Eine beeindruckende Geschichte, sehr empfehlenswert. 

  2. Cover des Buches Die Kinder-Festtags-Bibel (ISBN: 9783438040343)
    Susanne Jasch

    Die Kinder-Festtags-Bibel

     (10)
    Aktuelle Rezension von: MarTina3

    Ich habe die Bibel zusammen mit unseren Mädels (7 und 9) gelesen. Für deren Alter ist sie sehr gelungen. Die Geschichten sind verständlich und kindgerecht erzählt. Außerdem sind die Illustrationen dazu sehr farbenfroh und ausdrucksstark. Auch die kleinen Zusammenfassungen am Ende des jeweiligen Abschnitts haben uns sehr gefallen. Hier wird nochmals das Wichtigste aus dem vorhergehenden Abschnitt kurz und kindgerecht zusammengefasst. Dazu erhält man hier interessante Informationen und manchmal auch kleine Nachbastelmöglichkeiten oder ähnliche praktische Tipps.

    Schön ist auch, dass anfangs eine Übersicht der verschiedenen Festtage vorhanden ist, so dass man das jeweilige Fest des Kirchenjahres sofort findet. So kann man Kinder immer auf das jeweilige bevorstehende Fest gut vorbereiten und es mit ihnen besprechen.

    Die Bibel ist aber auf das evangelische Kirchenjahr ausgelegt. Katholische Feiertage wie Fronleichnam, Allerheiligen oder Allerseelen werden hier nicht erwähnt. Das fand ich schon etwas schade, da bei den anderen Festen auch am Ende bei der Zusammenfassung auf die kleinen Unterschiede zwischen den katholischen und evangelischen Festen bzw. Bräuchen hingewiesen wurde. Gerade das fand ich auch sehr gelungen und interessant für Kinder und auch Erwachsenen, die oft nur das Kirchenjahr der eigenen Konfession genauer kennen. Eine kurze Erwähnung o. g. Feste mit kleiner Erklärung hätten das Ganze schön abgerundet.

    Als Beilage erhält man dann auch noch ein Poster, auf dem das evangelische Kirchenjahr abgebildet ist. Das ist eine schöne Möglichkeit, den Kindern das Kirchenjahr anschaulich zu machen. Auch dieses wurde farbenfroh und fröhlich illustriert.

    Fazit:

    Eine sehr kindgerechte und informative Festtagsbibel, für die wir 4,5 Sterne vergeben.


  3. Cover des Buches Kruzifix (ISBN: 9783954511501)
    Xaver Maria Gwaltinger

    Kruzifix

     (4)
    Aktuelle Rezension von: Rose75

    Nachdem ich "Schwarze Madonna", Band 2 dieser Reihe, mit großem Vergnügen gelesen habe, habe ich mich entschieden, diese Reihe komplett von Anfang an durchzulesen.

    Hier in Band 1 lernen wir Emil Bär kennen.  Er ist seit ein paar Tagen im Ruhestand, wohnt auf der Biselalm und kann noch nicht viel mit sich anfangen.  Als Ex-Pastor und Ex-Psychoanalytiker  bekommt er aber schneller als gedacht eine neue Beschäftigung.  Ein Würdenträger beauftragt ihn,  den Tod des Dorfpfarrers unauffällig zu untersuchen. 

    Emil Bär ist eine richtige Type und muss während seinen verdeckten Ermittlungen einiges einstecken. Mehrmals muss er in die Notaufnahme nach Kempten. Dort lernt er die Ärztin Dr. Vasthi Graf kennen, die auch in Band 2 vorkommt. 

    Xaver M. Gwaltinger schreibt  in einer  knappen, stakkatoartigen Sprache, an die ich mich erstmal gewöhnen musste.   Nach den ersten Kapiteln war ich aber mittendrin in der Handlung. 

    Emil Bär  hat das Zeug zum Kult


  4. Cover des Buches 111 Dinge, die ein evangelischer Pfarrer nicht sagt (und eine Pfarrerin natürlich auch nicht) (ISBN: 9783869212890)
    Frank Muchlinsky

    111 Dinge, die ein evangelischer Pfarrer nicht sagt (und eine Pfarrerin natürlich auch nicht)

     (2)
    Aktuelle Rezension von: peedee

    Ein Pfarrer muss sich so einiges anhören und darf nicht immer so antworten, wie er manchmal gerne möchte. Hier hat der Autor Beiträge von seiner Facebook-Seite „Dinge, die ein evangelischer Pfarrer nicht sagt“ gesammelt. Mit Cartoons von Klaus Stuttmann.

    Erster Eindruck: Das Cover zeigt schon den ersten Cartoon – in diesem Stil geht es im Buch weiter. Mir gefällts.

    Einleitend erzählt der Autor, dass der Pfarrberuf der schönste der Welt sei. Es begeistert mich immer, wenn Menschen von ihrem gewählten Beruf begeistert sind – ganz unabhängig davon, welche Tätigkeit sie ausüben. Menschen, die mit Enthusiasmus an ihre Arbeit gehen, haben eine ganz andere Ausstrahlung. Selbstverständlich läuft aber auch für jene nicht immer alles nach dem Motto Friede-Freude-Eierkuchen.
    Es ist schon merkwürdig, wenn jemand einen Pfarrer fragt, ob er an Gott glaube, oder? Man würde doch denken, das sei eine Grundvoraussetzung, damit jemand diesen Beruf wählt… Am liebsten hätte der Autor auf diese Frage mit „Nein, ich bin nur Pfarrer geworden, weil mir Schwarz so gut steht!“ geantwortet.
    Es hatte so einige witzige Versprecher, die man jedoch nur dann versteht, wenn man minimale Kenntnisse des korrekten Textes hat, wie z.B.:
    - „Wir legen die Verstorbene in Gottes Ascher.“
    - „…zu richten die Lebenden und die Torten.“
    - „Was der Mensch zusammengefügt hat, soll Gott nicht scheiden.“


    Oder sonstige Sprüche, wie z.B.:
    - „Das ist eine klasse Motivation! Ich habe mich damals auch konfirmieren lassen, weil ich Geld brauchte.“ Tja…
    - Beim Geburtstagsbesuch: „Sie müssen wissen, ich bin so gar kein Kirchgänger!“ „Das weiss ich schon. Oder meinen Sie, ich hätte bei den fünf Leuten die Übersicht verloren?“ Oh je, das ist bitter.

    Das Buch ist eigentlich ein Büchlein, denn es hat nur 116 Seiten. Aber diese haben mich gut unterhalten und mich mehrfach zum Schmunzeln gebracht. Von mir gibt es 3 Sterne.

  5. Cover des Buches Fleckenteufel (ISBN: 9783499274817)
    Heinz Strunk

    Fleckenteufel

     (178)
    Aktuelle Rezension von: Maza_e_Keqe

    August im Jahr 1977.Eine christliche Familienfreizeit von Hamburger Jugendlichen und Erwachsenen fährt nach Scharbeutz an die Ostsee. Mittendrin der 16-jährige Thorsten Bruhn, den seine Hormone und Fantasien geistig, seine Verdauung körperlich nicht zur Ruhe kommen lassen.

    Die Geschichte liest sich recht flüssig und auch die Protagonisten wirken authentisch. Der Erzählstil wirkte auf mich stellenweise protokollartig und verwirrend. Auch Thorstens Gedankensprünge, seine Fantasien und Tagträume zwischen Krieg, Sex und Körperausscheidungen erschienen mir oft unübersichtlich und meist fehl am Platz. Möglicherweise ist das typisch für pubertierende Jungs. Dabei waren seine Gedanken größtenteils unappetitlich und oberflächlich.

    Obwohl mehrmals erwähnt wurde, dass sich Ich-Erzähler Thorsten „mit th“ schreibt, wurde aus dieser Regel im Verlauf der Erzählung mehr ein Vorschlag.

    Fazit: Wer Charlotte Roches „Feuchtgebiete“ verschlungen hat, erhält hiermit das „männliche“ Pendant dazu. Vermutlich eher nichts für Lesende mit schwachem Magen und empfindlicher Hygiene. Puber-Tiere der 1970-er Jahre könnten in Erinnerungen schwelgen.

  6. Cover des Buches Hier stehe ich, es war ganz anders (ISBN: 9783775156103)
    Andreas Malessa

    Hier stehe ich, es war ganz anders

     (3)
    Aktuelle Rezension von: derMichi
    Pünktlich zur Lutherdekade und überpünktlich zum 2017 bevorstehenden Reformationsjubiläum erreicht uns ein neues Werk über den Reformator selbst. Unter den vielen Werken, die populäre Irrtümer und "unnützes Wissen" präsentieren wollen reiht sich nun also auch eines über Martin Luther ein, das mit volksmündlich überlieferten Fehlern aufräumen will.
    Seien es die oftmals falsch zugeordneten Luther-Zitate, bekannte Mythen oder erstaunliche Fakten über das Leben des bekannten Wittenberger Ex-Mönchs, Andreas Malessa belegt und widerlegt seine Erkenntnisse fast ausschließlich durch von Luther selbst oder von seinen Zeitgenossen verfassten Quellen. Dabei erfährt der geneigte Leser so manches über die Verhältnisse des sechzehnten Jahrhunderts, wo es durchaus vorkam, dass die Hochzeitsnacht unter den Augen von Zeugen stattfand, um der Ehe ihre offizielle Gültigkeit zu verleihen. Auch auf das im Titel angespielte Zitat und die näheren Umstände von Luthers Prozess und Verfolgung wird eingegangen. Seine oft derb anmutende Ausdrucksweise spielt ebenso eine Rolle wie die tatsächliche Positionierung Luthers gegenüber gewissen Zeitgenossen, die seine Worte allzu radikal in die Tat umsetzten. Dabei entsteht in allen Belangen ein rundes Bild des Jubilars, das beinahe als alternative Biografie durchgehen könnte. Malessas lockere Schreibweise macht dieses ebenso informative wie unterhaltsame kleine Nachschlagewerk trotz seiner vielen Fußnoten auch für nicht theologisch vorgebildete Laien gut verständlich. Ergänzt wird der Text durch passende freche Karikaturen von Thees Carstens, der auch das Titelbild beisteuerte.
    Lediglich zwei peinliche Fehler haben sich in dem Kapitel "Luther übersetzte als Erster die Bibel ins Deutsche" eingeschlichen. Dort wird zunächst der im vierten Jahrhundert lebende Gotenbischof Wulfila als erster Übersetzer einer deutschen Bibel angegeben. Zu recht weist der Autor darauf hin, dass "man sich natürlich streiten kann, ob das schon 'Deutsch' war, was er da schrieb"*, denn das Gotische ist als altgermanischer Sprachzweig spätestens im siebenten Jahrhundert ausgestorben. Damit kann es aber streng genommen nicht einmal ansatzweise als ein Vorläufer der heutigen neuhochdeutschen Sprachvarietäten gelten, die sich am ehesten aus den alt- und mittelhochdeutschen Dialektgruppen entwickelt haben. Des Weiteren wird im selben Kapitel das gotische Vaterunser folgendermaßen zitiert:

    "Atta unsar pu in himimam weihnai namo pein qimai piudinassus peins [...]"**
    Hier ist dem Autor oder möglicherweise auch dem Typografen ein noch gravierenderer Fehler unterlaufen, denn sämtliche Wortanfänge, die mit dem altgermanischen Thorn (Þ) beginnen müssten, wurden hier durch den Buchstaben P ersetzt. Damit ergeben sich nicht nur teils neue Wörter, sondern es entsteht ein pseudogotisches Kauderwelsch, das jedem Sprachwissenschaftler Schmerzen bereiten dürfte.*** Korrekt müsste es heißen:
    "atta unsar þu in himinam weihnai namo þein qimai þiudinassus þeins [...]"****
    Abseits davon kann man sich nicht beschweren. Fundierte Recherche und quellennahes Argumentieren sorgen für Glaubwürdigkeit, die unbeschwerte Herangehensweise für viele vergnügliche Lesestunden.
    Seitenzahl: 192 Format: 14 x 21,5 cm, gebunden Verlag: SCM Hänssler
    Hier klicken für Leseprobe!
    *Malessa, Andreas. Hier stehe ich, es war ganz anders - Irrtümer über Luther, S. 41. SCM Hänssler, Holzgerlingen 2015
    ** ebd.
    *** vgl. Jantzen, Hermann. Gotische Sprachdenkmäler. G.J. Göschen'sche Verlagshandlung, Leipzig 1905
    **** Braune/Ebbinghaus. Gotische Grammatik, S. 141. Max Niemeyer, Tübingen 1961
  7. Cover des Buches Unterm Birnbaum (ISBN: 9783872911537)
    Theodor Fontane

    Unterm Birnbaum

     (125)
    Aktuelle Rezension von: Vera-Seidl

    Ich weiß nicht, weshalb Fontanes Kriminalnovelle "Unterm Birnbaum" bisher so wenig Beachtung gefunden hat. Enthält sie doch einige biografische Details des Schriftstellers; ebenso wie sie seine Liebe zur Heimat, den Kontrast zwischen Stadt- und Landleben, seine genaue Beobachtungsgabe, Psycho- und Gesellschaftsanlyse, historische Hintergründe, Religionskritik, Aufzeichnungen des Aberglaubens, seine spezielle Ironie, den kritisch liebevollen Abstand zu seinen Figuren, seine Erzählweise von Einstreuung und Rücknahme, die Verwendung von Dialekt neben dem Hochdeutschen und viel Spannung.

    Der Protagonist ist Abel Hradscheck, der gemeinsam mit seiner Ehefrau, Ursel, seit etwa zehn Jahren im Oderbruchdorf Tschechin lebt, wo er einen Kramwarenladen mit Wirtsstube betreibt.
    Er sorgt sich wegen seiner Spiel- und Trinkschulden, die durch die Ansprüche seiner, aus dem Hannoverschen stammenden Frau noch verstärkt werden. Um die drohende Armut abzuwenden, bringt das Ehepaar den polnischen Gläubiger Szulski um, verscharren ihn aber nur zum Schein für die tratschende Hexe Jeschke "unterm Birnbaum" im Garten, lassen ihn tatsächlich im Keller verschwinden und täuschen einen Unfall mit seinem Wagen und seiner Kleidung an der Oder vor.

    Gleich auf den ersten Seiten des Buches streut Fontane die Keile in seine Erzählung ein, die das Rollen der Fässer im Flur seines Hauses, wo sich auch die Kellerluke befindet, verhindern sollen.
    Eines dieser Bretter wird Hradscheck zum Verhängnis, als er die Leiche des Polen entsorgen möchte.
    Da das Rezept der Hexe von nebenan, sich mit Farnkrautsamen unsichtbar zu machen, nicht funktioniert hatte, entnimmt der Wirt jetzt ein Brett unter den Ölfässern, um den Lichtschein der Laterne im Keller vor den neugierigen Blicken der Nachbarin Jeschke zu verbergen. Wie genau Hradscheck zu Tode kommt, erfährt der Leser nicht. Sein Erzfeind Gelhaar, Schulze Woytasch und Bauer Kunicke finden ihn neben der Leiche Szulskis im Keller tot auf. Seine Frau war bereits zuvor ihrem Gewissen erlegen.

    Wegen Spielschulden veräußerte der Vater Fontanes seine Apotheke in Neuruppin und zog mit seiner Familie 1827 nach Swinemünde, später nach Letschin im Oderbruch. Als Heinrich Theodor Fontane 1841 an Typhus erkrankte, erholte er sich in Letschin und arbeitete auch drei Jahre im Geschäft seines Vaters als Apothekergehilfe.
    "Hier in Letschin hab ich die Cavernen meines schwindsüchtigen Porte Monnais's halb¬wegs wieder geheilt."

    Toletzt bün ik ja ok en Brannenbörger Planten. Trotzdem bereitete es mir große Schwierigkeiten, dass märkische Plattdeutsch beim Lesen zu verstehen. Neben den Erläuterungen zu speziellen Begriffen im Anhang war ein zusätzliches Hörbuch für mich sehr hilfreich.

    Obwohl ich schon sechzig Jahre alt und ein Bücherwurm bin, war "Unterm Birnbaum" der erste Krimi, den ich in meinem Leben gelesen habe. Ich glaube, weitere werde ich mir ersparen, um diesen phantastischen Eindruck nicht zu zerstören.
    Meine Schülerinnen und Schüler würde ich nicht mit diesem anspruchsvollen Werk quälen wollen. Die haben mehr Freude an der Ballade "Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland", in der es ja auch um Birnen und einen Birnbaum geht und das märkische Platt zurückhaltender auftritt.

    Theodor Fontane danke ich für dieses lehrreiche, humorvolle Werk.

     Vera Seidl 

     

  8. Cover des Buches Schläge im Namen des Herrn (ISBN: 9783641281762)
    Peter Wensierski

    Schläge im Namen des Herrn

     (10)
    Aktuelle Rezension von: strickleserl

    Der Journalist Peter Wensierski berichtet in diesem Buch über die Zustände in kirchlichen Kinderheimen in den Nachkriegsjahren, vor allem in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. Unzählige Kinder und Jugendliche wurden in solche Heime ohne Vorwarnung eingewiesen. Die Gründe waren oft nicht nachvollziehbar. Eine Beziehung, der falsche Kleidungsstil, eine Nacht, die nicht Zuhause verbracht wurde - solche nichtige Gründe konnten schon zur Abholung eines jungen Menschen führen. So einfach eine Einweisung war, so schwer war es aus einem solchen Heim wieder herauszukommen. Mehrere Jugendliche starben bei dem Versuch zu fliehen, andere wurden in eine Psychiatrie eingewiesen, weil die Pfleger es nicht schafften, ihren Willen zu brechen.


    Obwohl der Staat für die Unterbringung der Kinder und Jugendliche zahlte, mussten die Heimbewohner in der Regel zusätzlich schwer arbeiten, zum Beispiel in der Landwirtshaft, in Wäschereien oder beim Torfstechen. Die Einkünfte für diese Arbeiten machten das Kinderheim zu einem lukrativen Geschäftsmodell, vor allem weil die Erzieher nicht ausgebildete Pädagogen waren.


    Strafen gehörten zum Alltag. Ob Einzelhaft in einer düsteren Zelle, Schläge oder öffentliche Beschämungen, die Folgen der kleinsten Zuwiderhandlung waren ungeheuerlich. Vor allem Fluchtversuche wurden unnachgiebig bestraft. Das sollten auch die anderen Heimbewohner mitbekommen, denn das diente als wirksame Abschreckung.


    Spätestens mit der Volljährigkeit waren diese Jugendliche frei, doch sie schämten sich so sehr über die Heimunterbringung, dass sie zumeist darüber schwiegen. Aber diese Jahre hinterließen tiefgehende Spuren. Nächtliche Angstträume, die Unfähigkeit zu vertrauen oder eine dauerhafte Beziehung einzugehen, ein unsteter Lebenswandel, das sind nur einige der Folgen dieser grausamen Jahre.


    Der Autor dieses Buchs, ein Spiegel-Reporter, will das Schweigen über diese schrecklichen Taten brechen. Dieses Buch enthält viele Erfahrungsberichte von ehemaligen Bewohnern der Heime, die ergänzt werden mit hilfreichen Hintergrundinformationen und Erklärungen über den geschichtlichen Zusammenhang. An manchen Stellen erscheint dieses Plädoyer etwas einseitig, was aber wegen dem Schmerz der Opfer verständlich ist. 


    Fazit: Ein wichtiges Buch über ein trauriges Kapitel der deutschen Geschichte. Gut geschrieben und empfehlenswert!


  9. Cover des Buches Evangelisch? (ISBN: 9783775156073)
    Thomas A. Seidel

    Evangelisch?

     (1)
    Aktuelle Rezension von: peedee
    In diesem Buch werden Antworten auf die Frage „Was ist evangelisch?“ zusammengetragen. Dafür wurden 95 Menschen porträtiert, darunter Ältere und Jüngere, Prominente und Nicht-Prominente, kirchliche Profis und theologische Laien. Gibt es eine einheitliche Antwort auf diese Frage?

    Erster Eindruck: Ein schönes Cover in Rottönen mit vielen kleinen Fotos. Im Untertitel steht „95 Antworten – 95 Porträts“. Das Buch hat jeweils auf der linken Seite ein Foto des/der Porträtierten und rechts eine kurze Beschreibung seines/ihres Werdegangs und die Antwort auf die Frage.

    Was ist evangelisch? Das ist eine sehr gute Frage, die ich mir bis zu diesem Buch tatsächlich noch nie gestellt habe. Für mich war „evangelisch“ einfach ein Teil meiner Konfession, mit der ich aufgewachsen bin, nämlich evangelisch-reformiert. In meiner Kindheit gab es für mich nur Kontakt mit zwei Konfessionen, römisch-katholisch (mütterlicherseits) und evangelisch-reformiert (väterlicherseits). In meinem Heimatort war der Grossteil evangelisch-reformiert. Ich habe das Schulfach Religion immer sehr gerne gemocht und habe auch mit grosser Freude die Sonntagsschule besucht.

    In diesem Buch habe ich sehr viele interessante Denkanstösse gefunden, hier ein paar Beispiele:
    - „Es gibt bei uns keine Heiligen, sondern nur Menschen, die nach dem richtigen Weg suchen.“ (Dr. Günther Beckstein, geb. 1943, seit 2009 Vizepräses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland)
    - „Dass gelebte Kirche etwas anderes ist als schwere und erdrückende Gebote, dass sie befreit und annimmt […].“ (Sabine Bublitz, geb. 1986, Pfarrfrau und Leiterin des Kirchenchores)
    - „Was mir im Direktvergleich bis heute an der evangelischen Kirche gefällt, ist die kritische, auch selbstkritische Gesprächskultur: ganz im Sinne des Wortsynonyms ‚protestantisch‘.“ (Dieter Falk, geb. 1959, Musikprofessor und Komponist)

    Am meisten gefallen hat mir die Geschichte von Helmut Matthies (geb. 1950, seit 1978 Leiter der Evangelischen Nachrichtenagentur idea e.V.): Er ist in der siebten Klasse von der Oberschule geflogen, weil er einfach zu faul war. Der Rektor begleitete den Schüler nach Hause, damit sein Vater ihn nicht zu sehr verprügelte. Und was passierte? Nichts von dem, was die Mutter, der Rektor und wohl auch Helmut selbst befürchtet hatten. Der Vater nahm den Sohn in den Arm und sagte nur „Junge, das schaffen wir schon wieder.“ Dieses Erlebnis „Ich bekam eine neue Chance“ führte dazu, dass Helmut Matthies fleissig lernte, das Abitur nachholte und sodann Theologie studierte!

    Gibt es nun eine einheitliche Antwort auf die eingangs gestellte Frage? Nein. Jede/r hat für sich eine eigene, persönliche Definition, was ich auch als richtig erachte. Mir haben die Porträts sehr gut gefallen; das Buch eignet sich sehr gut, zwischendurch wieder ein paar Seiten/Geschichten zu lesen. Was ich jedoch schade fand, war Folgendes: Die Porträtierten konnten sich in einem selbst gewählten Umfeld fotografieren lassen, was ich sehr schön fand, nur sind die Menschen auf den Fotos unterschiedlich nah aufgenommen worden, so dass vom gewählten Umfeld eigentlich nichts zu sehen ist.
  10. Cover des Buches Zu Gast beim anderen (ISBN: 9783870889913)
  11. Cover des Buches Tagebuch meines Lebens (ISBN: 9783934524477)
    Maria Elisabethe Glasmann

    Tagebuch meines Lebens

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Waschbaerin
    Die usprünglich für ihre Kinder und Nachkommen gedachten Aufzeichnungen, führen dem Leser in dem Buch "Tagebuch meines Lebens", das arbeitsreiche Leben voller Entbehrungen der Maria Elisabethe Glasmann vor Augen.

    Sie war eine einfache Frau, die außer Arbeit und Familie in ihrem Hunsrückdorf nicht viel vom Leben erwarten konnte. In einer gut lesbaren Sprach brachte sie ihr von Pflichten bestimmtes Leben zu Papier. Ich konnte bei dieser Lektüre nicht mehr aufhören zu lesen.

    Wer wollte nicht schon mal wissen, wie seine Urgroßeltern lebten?  Lässt man sich auf dieses Buch ein dann ist es, als tauche man ab in eine ander Welt, die schon mehr als ein Jahrhundert hinter uns liegt. Schule war etwas, dass man schnell hinter sich brachte um anschließend im Haushalt, auf den Feldern oder im Stall mitzuhelfe. Für das kleine Einkommen gab es in den Familien meist zu viele Esser. Doch die Menschen waren anspruchslos und richteten sich ein.

    Elisabethe wollte für ihre Kinder ein besseres Leben. Einer ihrer Söhne sollte Lehrer werden, die heimische Enge verlassen, Bildung erlangen und dafür an einem fernen Ort studieren. Doch sein Professor machte ihm das Leben in der Stadt zur Hölle und der junge Mann zerbrach daran, sah keinen anderen Ausweg, als sich das Leben zu nehmen. Welch ein Schicksalsschlag. Aber auch das bewältigt diese einfache, gottgläubige Frau.

    Katholische und evangelische Mitbürger gingen sich zwar aus dem Wege, lebten aber trotzdem in gegenseitiger Achtung nebeneinander. Anders war es mit den Juden. Bereits der Lehrer in der Schule brachte den Kindern bei, dies seien "niedere Kreaturen" und keine Menschen wie sie selbst. Wer hat sich - auch mit Worten - nicht alles schuldig für das gemacht, was die Menschen später an Schrecken und Gewalt erlebten? Als sich eine Freundin und Mitschülerin verletzte und blutete, rief die Freundin erstaunt aus: "Du blutest ja wie wir".

    Heute kann man über dieses seltsame Weltbild nur den Kopf schütteln, aber früher war es eben so. Was der Lehrer sagte, stellte man nicht in Frage.

    Man sagt, wer die Gegenwart verstehen will muss die Vergangenheit kennen. Das vorliegende "Tagebuch meines Lebens" hilft uns dabei. Dies ist ein bodenständiges Buch, das Anderes vermittelt als eine verklärte Sicht auf die "guten alten Zeiten".

    Wer wissen will, wie es früher einmal war, wie die Menschen dachten und lebte und weshalb es so kommen konnte, wie es dann kam, bekommt in diesem Buch einen Einblick in das Leben dieser Zeit und die damaligen Ereignisse.

    MIch hat diese Biographie dieser einfachen Frau vom Hunsrück bereichert, weshalb ich eine absolute Leseempfehlung ausspreche.


  12. Cover des Buches Gott geht unter die Haut (ISBN: 9783451387449)
    Rainer Fuchs

    Gott geht unter die Haut

     (5)
    Aktuelle Rezension von: sleepwalker1303

    Rainer Fuchs ist an sich eine interessante Persönlichkeit. Er ist Diakon, Biker und hat Freude an bunten Bildern auf der Haut. „Gott geht unter die Haut“ heißt sein Buch – und bei ihm ist das auch so. Sein Glaube fußt auf Überzeugung und er findet darin seine Erfüllung.

    Ich nicht. Daher ist das Buch an sich für mich schon ziemlich schwierig, allerdings hatte ich die Hoffnung auf etwas, was mich dem Glauben wieder näher bringen würde. Aber so etwas fand ich in dem Buch nicht. Es liest sich für mich wie ein Wust aus eher ungeordneten Gedankengängen. Und auch sprachlich liegt mir das Buch überhaupt nicht, Rainer Fuchs (oder Reverend Ray Fox) schreibt mir zu predigerhaft und zu salbungsvoll und er findet sich, seine Taten und Werke, sein Motorrad und seine Tätowierungen so toll, dass er seitenlang darüber schwadroniert – zum Teil fast arrogant und selbstgefällig.

    Dadurch wird das Buch weniger zu einer Lebensgeschichte, als vielmehr zu einer langen und langatmigen Predigt, einem Plädoyer für den Glauben. Er scheint zwar ein zu- und anpackender Motor in der Gemeinde zu sein, in der er arbeitet und auch als Person ist Rainer Fuchs sicher interessant. Sein Leben, sein Glaube und seine Überzeugung hätten daher also sicher Stoff für ein richtig gutes Buch geboten. Allerdings schafft er es nicht, das Potenzial auszuschöpfen. Tatsächlich war ich schon bei der ersten unfassbar blumigen Beschreibung einer Tätowier-Session geneigt, das Buch beiseite zu legen.

    Er schreibt über bedingungslose Liebe, Zweifel, Glaubenskrisen und immer wieder über Johnny Cashs „Ring of fire“, ein Stück, das ihn wohl sehr inspiriert hat, aber auch andere Stücke von Johnny Cash zitiert er in epischer Breite. Ebenso beschreibt er immer wieder seine Tätowierungen und wie es dazu kam, denn alle haben für ihn eine spezielle Bedeutung. Dazu zitiert er Bibelverse und Liedtexte, kommt zum Teil von Hölzchen auf Stöckchen und insgesamt fehlt mir bei dem Buch sowohl ein Konzept als auch ein roter Faden. Bezeichnenderweise heißt eines der Kapitel „Füllwörter braucht kein Mensch“ – Rechtschreibfehler auch nicht, aber auch daran scheint der Autor sich nicht zu halten. Seine Sätze sind zum Teil sehr lang, sehr verschachtelt und rein formal fand ich das Buch eher leserunfreundlich. 

    Sprachlich ist das Buch auch schwer einzuordnen: die Bibelzitate sind anspruchsvoll, andere Teile sind denglisch, was eventuell nicht jeder gut findet und den Rest schreibt der Autor wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Die Kapitel sind kurz, in der Mitte des Buchs sind Bilder vom Autor und seiner Familie, hauptsächlich aber von seinen Tätowierungen. Das Buch ist in zweierlei Schriftarten gesetzt, wobei die eine hauptsächlich für den allgemeinen Text verwendet wird, die andere für Exkurse in die Vergangenheit des Autors, manchmal gerät da meiner Meinung nach etwas ein bisschen durcheinander. Insgesamt ist das Buch für mich nicht sehr gefällig gegliedert und aufgebaut.

    Gläubige Menschen finden in dem Buch eventuell mehr Lesenswertes als ich, für mich war das Buch aber zu predigthaft und über weite Teile zu langatmig und bis auf Bibelzitate und religiöse Aussagen inhaltsleer. Schwierig fand ich auch, dass er gute Taten und Menschlichkeit/Menschenfreundlichkeit zu absolut mit Glauben in Verbindung bringt (und andersherum). Nicht jeder ohne Glauben ist ein schlechter Mensch und ganz sicher nicht jeder Gläubige ein guter.

    Daher vergebe ich 2 Punkte.

  13. Cover des Buches Ausgeliehen (ISBN: 9783548611341)
    Rebecca Makkai

    Ausgeliehen

     (68)
    Aktuelle Rezension von: badwoman

    Lucy, Biblithekarin in Hannibal, führt ein ruhiges, um nicht zu sagen langweiliges Leben, so wie sie es eigentlich nie wollte. Das ändert sich schlagartig, als sie eines Morgens Ian, einen 10-jährigen Jungen, der Stammkunde in ihrer Bücherei ist, an ihrem Arbeitsplatz vorfindet. Ians Familie ist tiefreligiös (oder einem Sektenguru verfallen?), seine Mutter möchte die Bücher, die Ian ausleiht, "zensieren". Lucy ist damit natürlich nicht einverstanden und verhilft Ian ab und zu doch zu den von ihm bevorzugten Büchern. Nun ist Ian also von zu Hause weggelaufen und überredet Lucy zu einem Roadtrip, der immer abenteuerlicher wird. Wie kann diese Geschichte für alle gut ausgehen?

    Diese besondere Geschichte ist leider so unrealistisch, dass sie mich nicht wirklich fesseln konnte. Manche Passagen, besonders die etwas humorvolleren, waren ganz nett zu lesen, aber im Großen und Ganzen hatte ich immer im Hinterkopf: "Warum macht Lucy das?" Als Leser möchte man ihr nur dringend raten, dass sie dieses Kind auf dem schnellsten Weg nach Hause bringt. Dazu werden noch einige Problemthemen angeschnitten, z.B. religiöse Fanatiker, Russenafia, Homosexualität, aber nichts davon wird wirklich eingehender behandelt.

    Nein, dieses Buch hat mich nicht in seinen Bann gezogen, leider, denn der Klappentext war recht vielversprechend.

  14. Cover des Buches Beten. Ein Selbstversuch. (ISBN: 9783863341213)
    Klaus Douglass

    Beten. Ein Selbstversuch.

     (6)
    Aktuelle Rezension von: peedee
    Ein Buch übers Beten? Brauche ich dafür eine Anleitung? Kann ich falsch beten? Geht es auch anders? Klaus Douglass nimmt den Leser mit auf eine spirituelle Reise, wo er 50 unterschiedliche Gebetsformen ausprobiert. Der Autor war zwanzig Jahre Gemeindepfarrer bei Frankfurt und ist seit 2010 als theologischer Referent tätig.

    Erster Eindruck: Ein sehr schlichtes und durch die Farbe sehr auffälliges Cover. Die betenden Hände tauchen im Buch immer wieder in unterschiedlichsten Varianten auf – gefällt mir sehr gut.

    Das Buch „Beten – ein Selbstversuch“ ist bereits in mehreren Varianten (und Covern) erschienen: August 2011, Mai 2014 und zuletzt Februar 2019. Als ich auf dieses Buch aufmerksam wurde, habe ich mich gefragt, wie ernst dieser Selbstversuch zu nehmen ist: Wird das Sachbuch „knochentrocken“ oder wird es auch mit Humor präsentiert?

    „Lieber Gott, dasselbe wie gestern, Amen.“ (Klappentext)

    Die 50 Gebetsformen werden jeweils auf ein paar Seiten vorgestellt und mit einem Portfolio kurz und knapp zusammengefasst. Der Autor vergibt sogar Noten, die jedoch mit einem Augenzwinkern zu verstehen und logischerweise völlig subjektiv sind. Doch welche Arten gibt es nun? Die vorgestellten Arten kann man in zehn Kategorien zusammenfassen:
    - Grundformen des Gebets (z.B. Fürbitte, Anbetung)
    - Persönliche Gebete (z.B. Tagesrückschau, Abendgebet)
    - Gemeinschaftliche Gebete (z.B. Prozession, Lobpreismusik)
    - Gebete mit der Bibel (z.B. in der Bibel blättern)
    - Meditative Gebetsformen (z.B. Stille und Kontemplation)
    - Wiederholungsgebete (z.B. Jesusgebet, Rosenkranzgebet)
    - Gebete mit Leib und Seele (z.B. Pilgern/Wallfahrt, Gebetsgebärden)
    - Stimmungsgebete (z.B. Stossgebet)
    - Kreative Gebete (z.B. Ikone malen)
    - Hingabe und Handeln (z.B. Arbeit als Gebet)

    „[…] Dankbarkeit ist eine der wichtigsten Schlüssel zu innerer Gesundheit und einem glücklichen Leben. Ausserdem ist sie eines der wichtigsten inneren Tore zum Herzen Gottes.“ (S. 31)

    Was ist nun also Beten? Es ist einfach die Kommunikation mit Gott. Aus meiner Sicht gibt es da kein richtig oder falsch, sondern ich muss nur die für mich stimmigen Varianten finden. Was darf ich Gott sagen? Schlussendlich darf ich mit Gott über alles sprechen, was mich bewegt. Mir hat dieser Selbstversuch sehr gut gefallen und mir unerwartete Einblicke gegeben, die mit viel Humor präsentiert wurden. Verblüfft haben mich z.B. seine Erfahrungen in puncto Abendmahl (es spricht ihn nämlich nicht an) – das hätte ich von einem Theologen nicht erwartet, aber es zeigt eben, dass auch Theologen „nur“ Menschen sind und für die nicht einfach alles rund ums Gebet stimmig ist. Die Erkenntnisse sind sehr persönlich – vielen Dank für die wertvollen Impulse!
  15. Cover des Buches Luther (ISBN: 9783746632995)
    Guido Dieckmann

    Luther

     (24)
    Aktuelle Rezension von: Moritz_Hoffmann

    Martin Luther ist zweifellos eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Weltgeschichte. Ein Roman, der sich mit ihm im Zentrum auseinandersetzt und wie Dieckmanns Buch Luthers Werdegang von 1505 bis 1530 verfolgt, könnte wohl großartig sein.

    Könnte. Er ist es leider nicht.

    Historische Genauigkeit ist bei Guido Dieckmann schonmal Fehlanzeige: Der am 11. März 1513 gekrönte Papst Leo X. ist bei ihm im Jahre 1512 schon Papst und stirbt statt 1521 erst 1523. Ebenso verlegt Dieckmann die Bauernkriege ins Jahr 1523, wirft sie mit den Wittenberger Unruhen von 1522 zusammen ... und so geht es munter weiter.


    Zudem ist die Charakterisierung Luthers absoluter Blödsinn. 

    Es ist seltsam, dass ich als Protestant und eigentlich Luther-Freund das sagen muss - aber Martin Luther wird eindeutig zu positiv und nicht ansatzweise korrekt dargestellt. DAS ist nicht Martin Luther! Kein Wort über seine Ablehnung des Judentums. Dieckmanns Luther empfindet eine väterliche Freundschaft, fast Liebe, für ein behindertes Mädchen - das hätte der historische Luther, der Behinderte jeder Art als "seelenloses Fleisch" ansah, nie getan. Aber wozu den Protagonisten unnötig verkomplizieren? Das wäre zwar interessanter gewesen, doch viel schwieriger zu schreiben.

  16. Cover des Buches Glaube ganz einfach (ISBN: 9783863342128)
    Yvonne Willicks

    Glaube ganz einfach

     (8)
    Aktuelle Rezension von: strickleserl
    Für Yvonne Willicks ist der Glaube ein großer Schatz, der ihr in der Kindheit mitgegeben wurde, und für den sie sehr dankbar ist. Freudig nahm sie die schulischen Angebote von Schulgottesdiensten und Religionsunterricht auf, und konnte als Kind schon bald den Rest ihrer Familie für Kirche begeistern. Dabei war es eher ein Zufall, dass sie in der Schule im katholischen Religionsunterricht landete, und so diese Kirche ihre Heimat wurde. Gerne diente sie in der Jugend als Messdienerin und bei Lesungen, und auch ihren Mann lernte sie in der Kirche kennen.

    Am Fundament des Glaubens konnte sie sich in schönen Zeiten erfreuen und in schweren Zeiten festhalten, wie sie mit persönlichen Erlebnissen erklärt. Ihre Begeisterung für den Gottesglauben, den sie als selbstverständlich ansieht, sprudelt aus jeder Seite dieses Buchs hervor. Dabei verschließt sie die Augen nicht vor den Mängeln der Kirche, aber sie ist überzeugt: Wenn diese Nachteile uns vom Glauben abhalten, entgeht uns ein kostbarer Schatz. Obwohl kirchliche Rituale und Gedenktage unseren Alltag prägen, bedeutet der Glaube so viel mehr. Die Autorin wirbt für offene Sinne, die Gottes Spuren in unserem Leben aufspüren.

    Die Gestaltung dieses kleinen Buchs ist hochwertig und sehr ansprechend. Bunte Bilder mit Sinnsprüchen, Kurzgeschichten und Bibeltexten ergänzen den Text. Eine andere Schriftart kennzeichnet persönliche Erlebnisse der Autorin. Ab und zu laden leere Zeilen zum Nachdenken ein. An einigen Stellen verweist die Autorin auf weitere Informationen, die im Internet zu finden, teilweise sogar mit QR-Code.

    Bei der Themenauswahl geht es vor allem um die Verknüpfung von Glauben mit unserem Alltag. Den kirchlichen Festen, die unseren Kalender prägen, werden ebenso erklärt, wie der Unterschied zwischen den verschiedenen Bibelübersetzungen. Manche Leser werden sich vielleicht ein wenig mehr Tiefe in den Ausführungen wünschen, aber das Anliegen der Autorin ist eher die Einladung sich auf das Thema Glauben überhaupt wieder einmal einzulassen, mit der wiederholten Zusicherung, dass sich das mit Sicherheit lohnt.

    Fazit: Wunderschön bunt wie das Leben, lädt dieses kurzweilige Buch ein, über die Bedeutung des christlichen Glaubens nachzudenken. Gut geeignet zum Weitergeben an Menschen, die sich vom Glauben entfernt haben. Lesenswert auch für Menschen, die sich neu vom Glauben begeistern lassen wollen, und für diejenigen, die eine kurze Einführung in christliche und kirchliche Traditionen suchen.

  17. Cover des Buches Der Kleine Katechismus Doktor Martin Luthers (ISBN: 9783579010007)
  18. Cover des Buches Gott hat hohe Nebenkosten (ISBN: 9783462044850)
    Eva Müller

    Gott hat hohe Nebenkosten

     (7)
    Aktuelle Rezension von: peedee
    Die Autorin lässt den Leser hinter die Kulissen des zweitgrössten Arbeitgebers Deutschlands blicken. Sie erzählt u.a. von Bernadette Knecht, die einen katholischen Kindergarten leitet und sich scheiden lässt. Das wäre noch gerade eben akzeptabel gewesen, aber da sie sich neu verliebt und zu ihrem Freund zieht, wird sie zum „schädlichen Ärgernis“ (!) und somit entlassen. All dies im Jahr 2011 in Deutschland…

    Erster Eindruck: Mir gefällt das klare Cover mit dem etwas lustig anmutenden Titel.

    Einleitend möchte ich sagen, dass für mich der Glaube sehr wichtig ist, ich aber nicht bibelfest bin und auch nicht jede Woche in die Kirche gehe. Mit der Institution „Kirche“, insbesondere der katholischen Kirche, tue ich mich nämlich manchmal etwas schwer. Ich kann u.a. nicht nachvollziehen, wie einzelne Menschen mit Vorbildfunktionen (z.B. Priester) Dinge vertuschen, verleugnen. Eines der 10 Gebote ist doch „Du sollst nicht lügen“ – das passt für mich dann überhaupt nicht.

    Das Buch hat mir sehr interessante Einblicke hinter die Kulissen der beiden grossen Kirchen gewährt (wo ca. 1,3 Millionen Menschen arbeiten). Mir war z.B. nicht bewusst, dass für Angestellte der Kirche nicht das „normale“ Arbeitsrecht gilt, sondern eben das Kirchenrecht. Und das hat z.B. etwas gegen Menschen, die sich scheiden lassen, wie Bernadette Knecht. Wenn sie alleine geblieben wäre, obwohl man wusste, dass sie einen neuen Partner hat, hätte sie ihren Job behalten können. Aber da sie doch tatsächlich mit ihm zusammenziehen musste, ist das ein K.O.-Kriterium: Nun ist für alle sichtbar, dass sie nicht vollumfänglich den Regeln der Kirche folgt. Das macht mich traurig und auch wütend, denn für mich ist der Entscheid der Kirche verlogen (ja, ich weiss, es ist ein hartes Wort). Ist diese Frau ein schlechterer Mensch, weil sie eine neue Partnerschaft eingeht? Und dadurch unfähig, Kinder zu betreuen? Man will ihr einen neuen Arbeitsplatz in einer anderen Stadt anbieten, wo die Leute nichts über ihre Lebensverhältnisse wissen! Ist das ehrlich?

    Menschen, die z.B. in einem katholischen Krankenhaus arbeiten wollen, haben die besten Voraussetzungen, wenn sie katholisch und in ordentlichen Lebensverhältnissen sind. Geschieden? Nicht katholisch? Äusserungen über Abtreibungen oder künstliche Befruchtungen? Oder etwa gar homosexuell? Alles gar nicht gut… Ich verstehe zwar, dass die Kirche ihre Werte hat und diese auch vertreten muss, aber es macht meiner Meinung nach keinen Unterschied, ob die Sekretärin evangelisch ist, der Pfleger homosexuell oder der Oberarzt geschieden. Die berufliche Qualifikation muss doch ausschlaggebend sein, nicht die Lebensverhältnisse.

    Die katholische Kirche ist Träger von vielen Einrichtungen, trägt aber finanziell wenig bis gar nichts bei: Im vorliegenden Fall zahlen das Land, die Kommune und die Eltern selbst (und zwar zu einhundert Prozent, plus zwei Prozent Verwaltungspauschale = einhundertzwei Prozent)!

    Sehr beeindruckend, wie sich die Eltern der Rauschendorfer Kindergartenkinder für ihre beliebte Leiterin einsetzen. Es muss für Frau Knecht eine unwahrscheinlich belastende Zeit gewesen sein, die ich niemandem wünsche. Wie die ganze Geschichte ausgeht, verrate ich hier nicht. Ein sehr gutes Buch – absolute Leseempfehlung von mir.
  19. Cover des Buches Wir leben in Mischehe (ISBN: 9783792600214)
    Michael R. Will

    Wir leben in Mischehe

     (1)
    Noch keine Rezension vorhanden
  20. Cover des Buches Zur Geborgenheit finden (ISBN: 9783783134469)
    Margot Käßmann

    Zur Geborgenheit finden

     (1)
    Aktuelle Rezension von: peedee
    In fiktiven Briefen beantwortet Margot Kässmann Fragen des Lebens, wie z.B. Verlust, Trennung, Einsamkeit, ungewollte Schwangerschaft, Vergebung, Beten, Ende einer Freundschaft. Dieses Buch ist 2010 erschienen, wurde aber bereits 2004 unter dem Titel „Wenn das Leben voller Fragen ist“ beim Herder-Verlag herausgegeben.

    Erster Eindruck: Im ersten Moment sehe ich auf dem Cover ein Durcheinander von Gräsern und Halmen, aber auf den zweiten Blick dann das Nest, wo Eier abgelegt sind. Ein Nest, das Geborgenheit symbolisiert, das gefällt mir.

    Margot Kässmann, Theologin und frühere Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers, ist mir natürlich aus den Medien bekannt. Ich hatte jedoch auch die Gelegenheit, sie am Bodensee-Kirchentag 2012 in Überlingen sprechen zu hören. Ich war beeindruckt, sowohl von dem Münster St. Nikolaus, das bis zum Maximum mit Besuchern gefüllt war, als auch von Frau Kässmann selbst, die eine immense Präsenz ausstrahlte.

    Mir hat das Buch sehr gut gefallen, insbesondere, dass es menschlich und zuweilen auch humorvoll ist. Es wird nicht von der Kanzel herab gepredigt, was nun das Beste in dem einen Fall zu tun sei, sondern Frau Kässmann sagt auch, wenn sie etwas nicht weiss oder sie nicht sicher ist. Sie gibt z.B. auch zu, dass das Leben unfair sein kann.

    Es gibt sehr viele schöne Stellen (und Denkanstösse); hier ein paar meiner Highlights:
    - „Gerade das hat Jesus ja ausgezeichnet: Er hat vorurteilsfrei zugehört. Nicht eingeordnet, abgewiegelt, beschwichtigt oder verurteilt, sondern zugehört. […] So geschieht wohl Seelsorge, Sorge für die Seele: Hören, in ein Gespräch kommen, nicht alle Antworten wissen, aber Menschen begleiten auf ihrem Lebensweg, bei ihrer Suche nach Sinn.“
    - „Es gibt kein Leben ohne Brüche, ohne Narben.“
    - „Lebe so, dass du jederzeit, falls es zu Ende geht, Rechenschaft abgeben und sagen kannst: Ich habe stets versucht, das Beste daraus zu machen, Verantwortung zu übernehmen, glücklich zu sein…“
    - „Beten ist das Gespräch mit Gott.“

    Immer wieder gibt es Diskussionen um die Säuglingstaufe: Einige lehnen diese Säuglingstaufe ab, da sie ihren Kindern die Freiheit lassen wollen, sich erst später für eine Religion entscheiden zu können. Frau Kässmann sagt dazu: „Aber die Säuglingstaufe ist doch keine Religionswahl der Kinder, sondern Zeichen des Glaubens der Eltern. Sie geben stellvertretend für ihr Kind das Bekenntnis zu unserem Glauben ab […]“. Wenn das Kind dann religionsmündig sei, könne es sich immer noch für oder gegen den Glauben der Eltern entscheiden. Mir haben auch Frau Kässmanns Bemerkungen über Mutterschaft gefallen: Welche enorme Freude ein Kind sei, aber man auch wissen müsse, dass ein Kind nicht immer 24 Stunden am Tag nur süss sei.

    Im letzten Kapitel zitiert Frau Kässmann Albert Schweitzer: „Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren von Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen.“ Das stimmt absolut!
  21. Cover des Buches Weihnachtsmann Osterhase... alles nur Schokolade (ISBN: 9783945369180)
    Uwe Metz

    Weihnachtsmann Osterhase... alles nur Schokolade

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Bücherfüllhorn-Blog

    Als erstes fiel mir das Cover auf, allerdings nicht positiv, obwohl es im Nachhinein betrachtet doch originell ist und genau zum Titel passt. Was mich an diesem Buch reizte, war der Gedanke, ein Buch zu Hause zu haben, in dem ich die Bedeutung der Feiertage nachschlagen kann.  Dies ist mit diesem Buch mehr als gelungen.

    Auf den ersten Seiten befindet sich eine sehr übersichtliche Inhaltsangabe und ein Vorwort, in dem auf den interessanten Aspekt der liturgischen Farben hingewiesen wird. Ich gebe es zu, bisher hatte ich mir noch keine Gedanken dazu gemacht. Diesen Bereich empfand ich faszinierend, der Advent hat die Farbe lila, Weihnachten weiß und Pfingsten rot. So erschließen sich auch anhand des Altartuches in den Kirchen die Gedenktage. Ebenfalls bei mir in Vergessenheit gerieten die sogenannten Stillen Feiertage, die ja keine offiziellen Feiertage mehr sind. Jedenfalls empfand ich das Vorwort schon sehr inspirierend.

    Dann geht es auch schon mit den Erklärungen los: Begonnen wird im November mit Totensonntag und Sankt Martin. Das Buch ist dann so aufgebaut, dass jedem Feiertag eine kleine Geschichte vorangestellt wird. Eine Geschichte, in dem von Kindern und Familien erzählt wird, passend gerade zu der Zeit vor diesen speziellen Feiertagen. Auch dies lässt sich sehr schön lesen. Nach der kleinen Geschichte kommt die Erklärung des Feiertages und in einem kurzen Exkurs wird auf besondere Informationen eingegangen. Mit dem Totensonntag beschließt das Kirchenjahr, mit dem ersten Advent beginnt es.

     

    Zu jedem Feiertag gibt es:

    - eine ausführliche und interessante Erklärung

    - einen geschichtlichen Bezug

    - einen weiterführenden Exkurs mit interessanten Nebeninformationen

    - die Nennung eines katholischen Pendants, wenn vorhanden (z.B.: Totensonntag / Allerseelen.)

    - Hinweise zu einem Gleichnis

    - die liturgische Farbe

     

    Am Schluss des Buches gibt es ausführliche Erklärungen und weitere Informationen z.B. zu evtl. Fremdwörtern in den Texten.

    -Die Vornamen der Sonntage (mit Bedeutung und einem Vers)

    -Glossar (Begriffserklärung, z.B.: Sakrament, Konzil, Kloster …)

    -Verwendete Literatur

    -Weiterführende Literatur

    -Katholische Feiertage für Evangelische

     

    Zu diesem Buch fällt mir auch noch ein schönes Rezeptbuch ein: Vor Jahren habe ich mir „Himmlisches Kochbuch für Leib und Seele“ aus der Pfarrei St. Walburga Ried gekauft. Darin enthalten sind kulinarische Rezepte eingebettet in den Lauf des katholischen Kirchenjahres mit Beschreibungen der Feiertage und den dazu passenden und traditionellen Rezepten. Hier der Link zu diesem Rezeptbuch: https://buecherfuellhorn.wordpress.com/2015/12/29/pfarrei-st-walburga-ried-himmlisches-kochbuch-fuer-leib-und-seele/

     

    Fazit:

    Dieses Buch hat einen sehr schönen und angenehmen Erzählstil. Die jeweils vorangestellten Geschichten mit dem 11-jährigen Paul empfand ich als sehr passend und realitätsnah. Die Erklärungen waren interessant dargestellt, und auch der Exkurs bot mir weiterführende Informationen. Das Buch ist sehr übersichtlich und strukturiert und erklärt die bekanntesten Feiertage. Das Glossar am Schluss erklärt alle evtl. fremdartigen Ausdrücke.

    Einziges Manko: Obwohl es schon passend ist, kann ich persönlich mich mit dem Cover nicht so ganz anfreunden. Es erscheint mir ein wenig albern und ich finde, es dämpft die Wirkung und Aussage des Buches.

    Ich kann dieses Buch nur empfehlen. Es sollte in jedem Haushalt stehen. Für Erwachsene und auch für interessierte Kinder, die vielleicht für die Schule recherchieren müssen.

  22. Cover des Buches Drei Küsse für ein Halleluja (ISBN: 9783865068934)
    Ella Wünsche

    Drei Küsse für ein Halleluja

     (15)
    Aktuelle Rezension von: Saphir610

    Sarah hat viele Jahre in einem evangelischen Kloster gelebt, doch nun ist Zeit für Veränderungen und vorerst kommt sie bei ihrer Cousine in Berlin unter. Durch einen Zufall landet sie als Hauswirtschafterin im Haus eines sehr bekannten Filmstars, James King. Hier trifft Sarah auf eine ihr völlig unbekannte Welt und auch sie wirkt dort erstmal recht fremd. Doch gerade das scheint ziemlich auf den auf sein Image achtenden James zu wirken.

    Ich muss sagen, es ist eine schöne und auch mal eine andere Geschichte, die ab einem gewissen Punkt durchaus vorhersehbar ist. Vom Schreibstil her lässt sich die Geschichte schnell lesen, doch mir fehlt die Tiefe bei den Schilderungen der Charaktere. Ob es Sarahs Gedankengänge sind, James Darstellung, oder auch die Nebenpersonen. Da gibt es dann Wendungen, die halt einfach so passieren, ohne dass mir die Gefühle näher kommen.

    Da wird dann die bisherige Geliebte sang- und klanglos abgelegt. Diese ist das Leben an der Seite eines Filmstars gewöhnt und sie orientiert sich dann komplett um. Das Leben von Sarahs Cousine und deren Mann wird immer mal wieder angerissen und nicht näher ausgeführt. James verändert für Sarah sein Verhalten komplett, dann taucht noch etwas aus seiner Vergangenheit auf und es passiert ein Unglück. Dann wird alles gut. An sich eine gute Idee für eine Geschichte, die für mich aber etwas zu oberflächlich bleibt und vielleicht ein wenig zu viel rein gepackt wurde, was dann nicht weiter konkret ausgeführt wird und mich dadurch gefühlsmäßig nicht komplett überzeugen konnte.

    Sarahs Geschichte bleibt aber eine leicht lesbare, nette Unterhaltung.

  23. Cover des Buches Unter der Haube (ISBN: 9783719315672)
  24. Cover des Buches Griewatsch! (ISBN: 9783038480389)
    Uwe Siemon-Netto

    Griewatsch!

     (3)
    Aktuelle Rezension von: fibroe
    Etwas sachte bin ich an das Buch „Griewatsch“ herangegangen. Ich konnte so gar nicht festmachen was mich erwartet. Biografien sind nicht an sich nicht meins, aber gut, da Leipzig auch für mich eine Zeitlang zum Leben dazu gehörte, wollte ich halt mal reinlesen...

    Was mich dann jedoch erwartete war so viel mehr als ich erwartet hatte. Eine Biografie natürlich, aber mit so viel Humor und Abenteuerlust geschrieben, dass ich weiterlesen musste. Es machte richtig Lust auf mehr.

    Uwe Siemon-Netto wurde kurz vor Beginn des 2. Weltkrieges geboren und hier spielt auch ein Großteil seiner Lebensgeschichte, die mir trotz der großen Ernsthaftigkeit, mehr als einmal ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat. Wie spannend war es für mich zu lesen, wie der kleine Uwe den Krieg erlebt hat und wie interessant waren auch die Personen in seinem engsten Umfeld. Vor allem Großmutter Netto war prägend für seine Zukunft, seine Art zu Denken und zu Handeln. Für mich eine der spannendsten Personen überhaupt in diesem Buch, mit ihrer Art der Erziehung, ihrer Art den Glauben an Gott zu leben und ihrem sehr speziellem Humor. Auch ihre Kontraeinstellung gegenüber dem Nazi Regime fand ich mehr als beeindruckend.
    Ein Satz ist mir in Bezug auf Oma Netto im Sinn geblieben, den ich nicht vorenthalten möchte: "Auf unsere politisch-korrekt verspießerte Gegenwart mag Omis Kombination aus ... befremdlich wirken." Ich lass den jetzt mal so stehen! Omi Netto würde zu heutiger Zeit vermutlich sehr misstrauisch beäugt:)
    Dieser Buchteil des Krieges war überaus lehrreich für mich. Es war sehr interessant die Geschehnisse einer derart traurigen Epoche aus erster Hand erzählt zu bekommen, zumal diese so weit weg und doch gleichzeitig wieder so präsent für uns ist. Uwe war damals noch ein Kind und trotz Kummer und Elend konnte man sie teilweise zwischen den Zeilen spüren, die Unbeschwertheit und Leichtigkeit einer Kindheit. Das passte so überhaupt nicht in meine Vorstellung von Kriegskindern. Was mich als Außenstehende oft überraschte, war die Unbekümmertheit der Erzählung an manchen Stellen. Meint man doch, solch eine Kindheit kann nur schrecklich sein. Aber Uwe Siemon-Netto beschreibt auch wie normal das Leben irgendwie weiter ging! Die Jungs haben genau so Unfug getrieben, Schule wurde egal wie bewerkstelligt und ein Gang durch die zerbombte Stadt wurde alltäglich. Leider habe ich mich nie wirklich mit Großeltern oder anderen Personen über diese Zeit unterhalten können, so dass dies eine neue Erfahrung darstellte, die wirklich spannend für mich war! Aber wie Herr Siemon-Netto ebenfalls feststellte, oft riss die Wunde der Seele erst weit nach Kriegsende auf, so auch bei ihm, 20 Jahre lang und das passte wieder in meine Vorstellung vom Krieg, leider.

    Der 2. Teil des Buches befasst sich mit der Zeit nach dem Krieg bis weit hinein in tiefste DDR Zeiten. Gerade letzteres ist genau mein Thema, da ich im Osten aufgewachsen bin und noch heute nach Geschichten der damaligen Zeit giere;). Ich kann mich so gar nicht mehr an Leipzig nach der Wende erinnern, umso spannender fand ich es darüber zu lesen. Ich hätte mir so gern noch viel mehr Informationen darüber gewünscht (z.B. Friedensmarsch, Glaube an Gott in der DDR) kann aber verstehen dass, da Herr Simon-Netto zu dieser Zeit nicht in Leipzig verweilte, dieser Teil des Buches nicht ganz so ausgiebig ausgefallen ist. Nichtsdestotrotz viele neue Informationen für mich, verbunden mit einigen Aha Erlebnissen für die ich echt dankbar bin und das gepaart mit viel interessantem Insiderwissen und der richtigen Menge an Humor. Wirklich großartig und absolut lesenswert!

    Den Schreibstil des Buches empfand ich als entspannt und flüssig, nur manchmal waren mir die Sprünge zwischen einzelnen Anekdoten zu groß. Die sächsischen Passagen fand ich großartig, ich fühlte mich sofort in die Kindheit zurück versetzt:) Wegen mir hätten die Übersetzungen zum Sächsischen nicht im Buch stehen müssen, das empfand ich oft eher als störend. Lieber wäre mir gewesen, einen Nachschlageteil zu haben um im Notfall nachsehen zu können. Ich denke das Meiste war doch selbsterklärend.
    Witzigerweise fehlte mir allerdings die Übersetzung einiger Fremdwörter, die mich doch das ein oder andere Mal überfordert haben. Ich will mir jetzt hier aber nicht die Blöße geben;)


    Fazit:
    Bis auf meine kleine Kritik oben, hat mir das Buch sehr gut gefallen. Ich durfte viele interessante und teilweise sehr private Dinge erfahren und habe das Gefühl, dass mein Horizont definitiv wieder ein Stück erweitert wurde, nachdem mir das Buch über den „Weg gelaufen“ ist. Am spannendsten waren für mich die unzähligen Informationen aus erster Hand zu Epochen die vor meiner Zeit Bestand hatten, weiterhin aber auch die familiären Verhältnisse im Hause Siemon-Netto. Seine Mutter konnte ich viele Male nur schwer verstehen, aber Omi Netto fand ich klasse!! 
    Ich danke sehr für die informativen, privaten und teilweise sehr amüsanten Passagen, und freue mich, über meinen Schatten gesprungen zu sein und ein Buch gelesen zu haben das eigentlich, so dachte ich,  nicht meinem Geschmack entspricht. 
    Wieder was dazu gelernt;) Nochmals vielen Dank!

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