Bücher mit dem Tag "expats"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "expats" gekennzeichnet haben.

9 Bücher

  1. Cover des Buches Kakerlaken (Ein Harry-Hole-Krimi 2) (ISBN: 9783548061955)
    Jo Nesbø

    Kakerlaken (Ein Harry-Hole-Krimi 2)

     (366)
    Aktuelle Rezension von: Alexia_

    Nach Sydney kommt jetzt Bangkok. Komplettes Kontrastprogramm. Harry hat durch seinen Fall in Australien einiges an Bekanntheit gewonnen und wird nun Teil eines Falles in dem ein norwegischer Botschafter verwickelt ist. Somit beginnt er in Thailand zu ermitteln und deckt die ein oder andere Grausamkeit auf.

    Wenn ich die ersten beiden Bände von Harry Hole vergleiche, war dieser hier um einiges besser. Denn dieser hier wartet direkt mit makabren Details und ordentlicher Spannung auf. Von Beginn hat ist man direkt in den Fall gesogen und kann nicht mehr davon ablassen. Harry ist wie immer vom Alkohol geplagt und versucht auf Hochtouren den Täter aufzufinden. Was ich an diesen Büchern mittlerweile festgestellt habe ist, dass häufig schon etwa nach 50 % der angebliche „Täter“ gefasst wird, sich jedoch dann herausstellt, dass es dieser doch nicht war oder die Beweise fehlen. Die restlichen 50 % beinhalten dann diesen Erzählstrang. Das finde ich an sich nicht schlimm, jedoch merke ich, dass es sich bei solchen Thrillern in letzter Zeit tatsächlich etwas häuft und dann schnell langweilig werden kann. In diesem Fall jedoch nicht. Wie ich glaube ist es bei Nesbo auch immer ein Rätselraten beziehungsweise ein gespanntes Abwarten was es mit dem Titel und dem Fall auf sich hat. Der Zusammenhang wird immer aufgedeckt und hält die ein oder andere Überraschung parat. Auch ein ernstes Thema darf in diesem Fall nicht fehlen und das bezieht sich grausamer Weise auf eine Thematik die sehr im Dunkeln ist. Ich möchte hier auch gar nicht weiter drauf eingehen um nicht Dinge vorwegzunehmen. Jedoch habe ich dann doch das ein oder andere Mal einen Kloß im Hals herunterschlucken müssen. Das gepaart mit einem kaputten und doch irgendwie charismatischen Ermittler in einem spannenden Fall, macht es zu einem wirklich sehr guten Thriller. Das Ende ist wirklich überraschend und der Autor lässt die Leser bis zum Schluss im Dunkeln tappen.

    Wesentlich spannender als Band 1. Ich bin gespannt auf Harry Holes weitere Fälle. 5 von 5 Sternen.

  2. Cover des Buches Eine treue Frau (ISBN: 9783423254144)
    Jane Gardam

    Eine treue Frau

     (114)
    Aktuelle Rezension von: Stefan_G_Wolf

    Zweiter Teil einer Romantrilogie (1. "Ein untadeliger Mann"; 3. "Letzte Freunde"), die die Auswirkungen der britischen Kolonialpolitik auf das Familienleben, die Karrieren und das Seelenleben der gehobenen Mittelschicht des Empire schildert. "Eine treue Frau" setzt den Fokus auf Betty, die Ehefrau des inzwischen 80jährigen Rechtsanwalt Edward Feathers, die ihre Jugend (und Liebe) in Hongkong nicht vergessen kann. Gardam zeichnet ihre Figuren und deren Handlungen und Gedanken mit feiner Ironie und distanzierter Freundlichkeit. Das Leben der Protagonisten in Wohlstand und Behaglichkeit steht in starkem Kontrast zu den zuweilen aufblitzenden Scheußlichkeiten, Verletzungen und persönlichen Tragödien. Zurecht zählt die Trilogie zu den wichtigsten Beiträgen zur englischen Literatur des 20. Jahrhunderts.

  3. Cover des Buches Termiten, Tornados, Texas und wir (ISBN: 9783426215722)
    Inke Hamkens

    Termiten, Tornados, Texas und wir

     (18)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Dieser Roman ist sehr witzig, Freunde des Auswanderns kommen auf ihre Kosten, aber auch alle anderen werden begeistert sein.Ich habe mich wirklich königlich amüsiert über Familie Dreieich und die Abenteuer die sich, teilweise aus der Situation heraus, aus ihrem Trip ergeben.  Inke Hamkens erzählt diese Geschichte mit einem Augenzwinkern, zumindest fühlte es sich während des Lesens so an. Dennoch gibt es auch Situationen die den Leser fordern, denn es ist nicht immer alles rosig. 
     
    Familie Dreieich wandert nach Texas aus! Mutter Kathrin folgt ihrem Mann Jörg mit den drei Kindern nach Dallas.  Dort lernen die Dreieichs schnell, dass das Leben in Texas anders ist, wie der Titel schon verspricht: Termiten, Tornados, Taranteln alles fängt mit T an und passt daher scheinbar gut zu Texas. Das nicht immer alles einfach wird, war Kathrin durchaus klar, als ihr Mann aber beruflich Probleme bekommt, wird alles doch sehr kompliziert. Durch seinen Rückzug ebnet er ihr in gewisser Hinsicht den Weg zu John, eine Affäre verkompliziert alles noch mehr. Kathrin fühlt sich von Jörg im Stich gelassen. 
     
    Die Autorin spiegelt in diesem Buch sehr gut wieder was auf einen zukommen kann, wenn man auswandert. Kaum jemand denkt darüber nach, dass es woanders auch anders ablaufen kann. Auch die Mentalität der Einwohner kann sich gänzlich von der bekannten unterscheiden. Dies alles wurde gut in die Story eingebunden, die sich vor allem am Ende eher um die Eheprobleme von Kathrin und Jörg dreht. 
     
    Gepunktet hat Inke Hamkens aber definitiv durch die saloppe Erzählweise einiger kleinerer Geschichten im Buch. Denke da an das Stinktier in der Garage, Halloween ach allein schon der Flug in die Staaten zu Beginn war einfach göttlich. Habe bei einigen Sprüchen wirklich herzhaft gelacht. Ein Buch das mich wirklich sehr gut unterhalten hat. Ein Buch das mich diesbezüglich überrascht hat, hätte nicht gedacht das mir diese Story so gut gefallen würde.
  4. Cover des Buches Fettnäpfchenführer Vietnam (ISBN: 9783958892477)
    David Frogier de Ponlevoy

    Fettnäpfchenführer Vietnam

     (20)
    Aktuelle Rezension von: labelloprincess

    Das Cover gefällt mir ganz gut. Ich finde es auch toll, dass alle Bücher dieser Reihe so gestaltet sind. 

    Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und ich kam auch recht schnell voran. Die einzelnen Kapitel hatten eine gute Länge. Das Buch ist sehr gut strukturiert und es besitzt eine gute Portion Humor, das lockert das Lesen ungemein auf.

    Das Buch ist nicht nur sehr unterhaltsam, sondern ist auch wirklich durchaus informativ. Ich fand es sehr interessant, einige (für uns bzw. mich) skurrile Dinge und auch die Bedeutung/Erklärung dahinter zu erfahren. Vor allem natürlich interessant für Menschen, die im jeweiligen Land/Gebiet leben, von dort kommen, dort Urlaub machen oder sonst irgendeine Verbindung dazu haben. 

    Beim Lesen bekommt man Lust das Land zu bereisen und einige Dinge selbst auszuprobieren, bei anderen bin ich aber froh wenn ich sie nicht hautnah erleben muss.

    Ich finde, dass das Buch auch ein bisschen die Augen öffnet und man Personen aus anderen Ländern nicht gleich von vornherein abstempelt.

    Das passende Lesezeichen mit DO’s und DON’Ts fand ich echt toll. Ich vergebe für das Buch gute 4 von 5 Sterne. 

  5. Cover des Buches A Decade of Turmoil and Hope (ISBN: 9783944596020)
  6. Cover des Buches Die Perfektionen (ISBN: 9783546100694)
    Vincenzo Latronico

    Die Perfektionen

     (48)
    Aktuelle Rezension von: luisa_loves_literature

     

    Ach, es könnte alles so vollkommen sein, wenn doch nicht immer die Menschen wären, die mit ihrem Leben das perfekte Ambiente störten. Wenn doch nur nicht immer wieder das Leben so unfassbar profan, banal und nichtssagend die Diskrepanz zwischen Wunsch und Realität aufzeigen würde!

     

     Genau von dieser Unvereinbarkeit von Anspruch und Wirklichkeit erzählt Vincenzo Latronico in seinem kurzen Roman „Die Perfektionen“. Tom und Anna sind aus Italien nach Berlin gezogen, um am Puls der Zeit zu leben, etwas Besonderes zu sein, sich durch ihren Lifestyle auszuzeichnen. Aber so „perfekt“ die Freundeskreise, die Jobs, die Cafés, Mahlzeiten, Reisen etc. auch sind, so wunderschön und großartig Anna und Tom auch ihre Wohnung und Umgebung für Social Media inszenieren: irgendetwas scheint immer zu fehlen. Auf unerklärliche Weise ist das gedachte und in Szene gesetzte Leben stets so viel reizvoller, so viel besser als das, was eigentlich stattfindet. In einem Zustand konstanter Unzufriedenheit und begleitet von dem Gefühl immer mit etwas nicht ganz Perfektem vorlieb nehmen zu müssen, füllen Anna und Tom die Leere in ihnen mit Oberflächlichkeiten, Trends, hippen Allgemeinplätzen, einmal auch mit ehrenamtlichem Engagement für Flüchtlinge, ohne dabei aber auch nur einen Hauch von Befriedigung zu erreichen. Sie sind der überspitze Typus des heutigen Instagram-Junkies: wer keinen eigenen Geschmack hat, keine Leidenschaft  für etwas besitzt, der imitiert eben die Masse. 

     

    Auch wenn Latronico in seiner Darstellung der angestrengt coolen Berlin-Expats sicher übertreibt, so zeigt er im Kern doch viele zutreffende bestürzende Fakten zu unserem herrschenden Zeitgeist auf: die Schnelllebigkeit, die Unfähigkeit, sich selbst auszuhalten, die ewige Sucht nach etwas Besserem und vor allem die medienwirksame Selbstinszenierung auf Social Media – kaum Seele, dafür ganz viel Hülle. 

     

    Sprachlich passt sich der Roman an diese Abrechnung mit der Unzufriedenheit, dem verpassten Leben und der Oberflächlichkeit an. Obwohl man Annas und Toms Vorlieben und Gewohnheiten detailliert kennenlernt, kommt man den beiden Figuren nicht nahe. Latronico distanziert sich von seinen Figuren, es wirkt mitunter als beobachte und seziere er die beiden fast wissenschaftlich wie unter einer Lupe, eine Methode des Erzählens, die die Merkwürdigkeiten und die mangelnde Selbstreflexion der beiden Protagonisten noch unterstreicht. 

     

    Auch wenn Latronicos Roman selbstverständlich gesellschaftskritisch gemeint ist und mit leicht philosophischen Untertönen durchsetzt ist, so ist doch die Geschichte nicht wirklich neu und aus der Kinderliteratur hinlänglich bekannt. So banal es klingen mag: inhaltlich musste ich schmunzeln, da ich doch immer wieder an Janoschs „Oh, wie schön ist Panama“ erinnert wurde. Wie Tiger und Bär kehren auch Anna und Tom zwischenzeitlich ihrem Zuhause in Berlin den Rücken, nur um festzustellen, dass weder Lissabon noch Sizilien mithalten können. Auch inhaltliche Anklänge an das Märchen „Vom Fischer und seiner Frau“ schwingen ganz deutlich mit. Und so konstatieren „Die Perfektionen“ schließlich nur eins: das Streben nach Perfektion ist ein Weg, der unfroh macht und niemals endet.

     

    „Die Perfektionen“ sind eine ernüchternde, nachdenklich und auch latent traurig stimmende Betrachtung unserer Zeit – durchaus lohnenswert, aber vielleicht zu klar in ihrer Absicht.

  7. Cover des Buches Der Untreue-Index (ISBN: 9783293206076)
    Christopher G. Moore

    Der Untreue-Index

     (1)
    Aktuelle Rezension von: emeraldeye
    Peinlich, peinlich, aber auch diesen Krimi habe ich mehr oder weniger aus Versehen und um meinen sinkenden Büchervorrat aufzustocken, aus der Bibliothek mitgenommen. Krimis gehören nicht zu meiner bevorzugten Lektüre, aber der Titel "Der Untreue-Index" klang nach mehr als dem üblichen Rätselspiel mit Toten, Mördern und Polizei. Also habe ich meine Vorbehalte über Bord geworfen und mich eingelassen. Auch der "Untreue-Index" kommt nicht ohne Blut, Prügel, Drohungen und die üblichen Verdächtigen aus, aber...allein schon der exotische Schauplatz des Geschehens ist das Lesen wert. Bangkok, Thalland und seine Gesellschaft spielen eindeutig die Hauptrolle in diesem Roman. Vincent Calvino, der halbwegs coole Privatdetektiv, der in einem früheren Leben Anwalt in New York war und dessen zukünftiges Leben bei der WHO als Chefermittler stattfinden soll, hat noch immer Schwierigkeiten, sich den Gepflogenheiten einer zutiefst von Harmoniestreben und Aberglauben geprägten Gesellschaft anzupassen. Und so stolpert er in einen Mord, dem eine junge Prostituierte zum Opfer gefallen ist, weil er sich nicht an die Regeln hält. Dass die Tote Verbindungen zu einem seiner Klienten hatte, für den er in Sachen Medikamentenpiraterie ermittelte und der fast zur gleichen Zeit in einer Herrentoilette einen Herzinfarkt erleidet, findet er erst viel später heraus. Immer wieder bringt er sich in Schwierigkeiten, weil er nicht bereit ist, still zu halten und den eisernen thailändischen Verhaltenskodices zu folgen. Als er sich mit einem besonders mächtigen Thai anlegt, gerät er in Lebensgefahr. Vincent Calvino erinnert mich mit seiner stoischen, sturen und harten Art sehr an meine Lieblingskrimihelden Philip Marlowe und Sam Spade. Er gibt nicht auf, ganz so wie seine berühmten Vorgänger. Ganz egal, wie oft er dafür Schläge einstecken muß, wie oft er am Boden liegt, er steht wieder auf und geht noch einen Schritt weiter. Spannend, intelligent und sogar ein bisschen komisch, so sollte ein Kriminalroman sein. Dann braucht es auch keine Ströme von Blut und anderen abstossenden Details, damit die Spannung hoch bleibt.
  8. Cover des Buches Nicht alle Russen haben Goldzähne, sind immer betrunken und auch nicht jeder russische Beamte ist korrupt (ISBN: 9783940888099)
    Christina Eibl

    Nicht alle Russen haben Goldzähne, sind immer betrunken und auch nicht jeder russische Beamte ist korrupt

     (4)
    Aktuelle Rezension von: HansDurrer

    Wunderbar erzählt, glänzend geschrieben, dazu informativ und ... lebensnah, wollte ich gerade schreiben, und das stimmt ja auch, nur dass man, was Christina Eibl in Moskau erlebt hat, eben lieber geschildert kriegt als selber erlebt. Zugegeben, ich rede von mir.

    "Nicht alle Russen ..." ist die Art von Einführung in ein Land, die man sich wünscht, denn wer würde nicht gerne wissen, wie man auf unbekanntem Territorium überlebt. Christina Eibl zeigt uns, wie sie es gemacht hat, und sie tut das witzig, lehrreich und gekonnt, denn sie verfügt nicht nur über einschlägiges historisches Wissen, sondern auch über ein ausgeprägtes Gefühl für Rhythmus und ein Händchen für Dramaturgie.

    "Wir pendeln über den Wolken. Ein dumpfer Schlag reisst mich aus dem Sitz. Ich blicke aus dem Fenster: Rauchwolken steigen über dem Flügel auf ..." Wer würde da nicht weiter lesen wollen!

    Damit wir uns recht verstehen: Russland ist kein exotisches Land, auch wenn einem vieles (eigentlich fast alles), was hier geschildert wird, ausgesprochen exotisch vorkommt. Exotisch sind Länder wie Deutschland oder die Schweiz, denn sie sind die Ausnahmen. Russland hingegen ist eher die Regel. "Schon Dostojewskij schrieb, dass es einem jeden Russen unmöglich sei, sich einem künstlich erschaffenen Regelwerk zu unterwerfen. Man fühlt. Dass die Schwingung mehr zählt als das schlichte Vertragswerk, liegt im Verlauf der Geschichte begründet." Das ist auch in Brasilien so. Oder in Thailand. Oder in Afrika. Eigentlich fast überall. Und liegt vermutlich auch dort in der Geschichte begründet. Oder eben auch nicht, doch die Autorin ist Historikerin.

    Trotzdem ist Russland natürlich ein exotisches Land, denn wo parkt ein Mann schon mal sein Pferd auf dem Balkon im sechsten Stock, weil unten kein Platz gewesen war? Ein Land auch, wo "zwar fast alles ein Geheimnis ist, aber jeder davon weiss."

    Einen Überlebensbericht nennt Christina Eibl ihr in jeder Hinsicht überzeugendes Werk, und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Mit 40 Grad Fieber und Koliken im Bauch findet sie sich eines Tages in einem der besseren Krankenhäuser Moskaus wieder. Man findet nichts.
    "'Ich habe 40 Grad Fieber, verdoppelte Leukozyten, und Sie behaupten da ist nichts?' - Dewuschka, Mädchen, regen Sie sich nicht auf. Gehen Sie nach Hause, trinken Sie Tee. Wenn der Bauchschmerz wieder kommt, rufen Sie die Ambulanz und stellen sich nochmals bei mir vor.' Am übernächsten Mittag lag Dewuschka in einem Frankfurter Krankenhaus und wurde auf eine grosse Bauchraum-Operation vorbereitet."

    Man ist froh um dieses Buch, es sollte mehr davon geben. Weil wir wegen solcher reflektierter Erfahrungsberichte eine Vorstellung davon kriegen, was in Ländern, die wir nicht aus eigener Anschauung kennen, wirklich los ist, denn die gängige Berichterstattung sagt uns darüber herzlich wenig

  9. Cover des Buches Heimflug (ISBN: 9783716027097)
    Brittani Sonnenberg

    Heimflug

     (38)
    Aktuelle Rezension von: rallus
    Heimat ist für jeden ein anderer Begriff, ein anderes Gefühl. Ich bin seit Jahrzehnten in immerwährender Diskussion mit mir und anderen, was dieser Begriff nun darstellt.  Nun zuallererst ist für viele Heimat da, wo man aufgewachsen ist. Kindergarten, Schule der erste Kuss, das ’sich-finden‘, sich und andere entdecken. Einfach das Gefühl von Nähe, sich heimisch fühlen. „There is no place like home“, sagte schon Dorothy nach ihren aufregenden bunten Erlebnissen im Zauberer von Oz.

    Für manche bedeutet einfach nur das Kuscheltier in der Hand das Gefühl von Heimat. Ein geliebter Mensch, nahe bei einem, ist Heimat. Home is where your heart is. Und das Herz schlägt in einem selbst und genau da sollte sich jeder am meisten zu Hause fühlen. In sich.

    Doch der Weg dorthin ist sehr lang und dornenreich und so mancher findet seinen Frieden nicht mit sich und der Welt. Brittani Sonneberg hat mit dem vorliegenden Buch über in der Fremde aufwachsen, ein interessantes Thema angeschnitten. Ihr autobiografisches Buch, beschreibt die Nomaden der Moderne. Die Kinder von Eltern, die wegen ihres Arbeitsplatzes viel umziehen. Und zwar nicht nur in den Nachbarort, nein auch gleich auf einen anderen Kontinent, in eine andere Kultur.

    Kann man sich in der Fremde wohl, sich heimisch fühlen? Heimflug (Im englischen Original besser ‚Home Leave‘) beschreibt das Aufwachsen auf verschiedenen Kontinenten, die Vorteile die daraus erwachsen, aber auch dieses ständige Gefühl, nirgendwo so richtig dazu zu gehören. Das Buch ist in verschiedene Kapitel aufgeteilt, die Räume dazwischen umfassen meist Jahre. Eingefügt sind Sitzungen bei einem Familientherapeuten in drehbuchartiger Form. Durch diese Form wirkt das Buch etwas zerrissen, im Nachhinein habe ich erfahren, dass die Autorin die einzelnen Stücke nachträglich zu einem Buch zusammengefügt hat. Das macht das Lesen etwas schwierig, die Befindlichkeiten der Personen und ihre Gefühle werden aber sehr gut erfasst und dem Leser näher gebracht.

    Chris und Elise lernen sich in den Staaten kennen und heiraten. Beide möchten flüchten, vor den provinziellen Südstaaten und vor den eigenen Ängsten. Chris nimmt eine Arbeit bei einem internationalen Konzern an, der ihn quer durch die Welt führt. Deutschland, England, China oder Singapur sind die Stationen. Elise und die zwei Töchter Leah und Sophie ziehen mit ihm. Die Kulturen, Länder und Menschen ändern sich, aber die Familie, der Kern bleibt gleich. Manches Mal ist der Besuch bei den Großeltern angesagt.

    „Jedes Jahr Mitte Juni verlassen die expatriierten Frauen und Kinder von Shanghai das Land, als wäre es die rasch sinkende Titanic. Ihre Koffer stopfen sie mit Geschenken für die Angehörigen in der Heimat voll: Billigstfächer vom Straßenmarkt, sodass ihre Kleidung köstlich nach Sandelholz riecht, Pandabären aus Plüsch, knallbunte Essstäbchen für Verwandte, die ausschließlich Messer und Gabel gebrauchen und Kalender, die ‚Chinas Ehrfurchtsame Beste Klassik-Tourist-Attraktionen‘ präsentieren.“

    Ist dies nun ein Heimaturlaub oder wo ist Heimat bei den Kindern der Familie? Chris der in seiner Arbeit aufgeht, hat anscheinend seine Heimat gefunden, aber die Familie leidet doch unter den verschiedenen Wohnorten.

    „Bei Elise, Sophie und Leah löst der Heimaturlaub ein Gefühl aus, als versuchten sie mit einem Videorekorder zwei Filme zu sehen. Knapp nach der Hälfte des ersten Films werfen sie die Kassette aus und legen die zweite ein, sehen eine Weile zu und kehren dann zur ersten zurück, mitten in die Szene, die sie zuletzt angehalten haben. Diese Vorgehensweise biete den Vorteil, dass man zwei Filme nahezu gleichzeitig sehen kann. Allerdings spricht die gestückelte Anmutung gegen ein solches Filmerlebnis, ganz abgesehen davon, wie lästig es ist, sich immer wieder vom Sofa erheben zu müssen.“

    So richtig sind die Kinder nicht zu Hause, nicht im Wohnort, aber auch nicht im Heimaturlaub bei den Großeltern. Und so erwächst aus der Erfahrung der Wurzellosigkeit eine Sehnsucht nach Normalität. Freundschaften mit gleichaltrigen Nomaden-Kinder scheitern meist an der Unverbindlichkeit, die ein solches Leben nach sich zieht. Es muss viel mehr Kraft für die Bindung aufgebracht werden, die in dem Alter naturgemäß nicht vorhanden ist. In den verschiedenen Filmen verlaufen die Leben ganz anders.

    „Im amerikanischen Film haben Leahs alte Freunde alle ihren Führerschein gemacht, während sie noch kein einziges Mal hinter dem Steuer saß. Im chinesischen Film kann Leah allein durch Shanghai bummeln, beim Kauf von Orangen auf Mandarin feilschen und differenziert schildern, wie ihre Freunde die kulturellen Zwänge empfinden, je nachdem, ob es sich um brasilianische Katholiken oder koreanische Protestanten handelt. Das Einzige, was beide Filme gemeinsam haben, sind Leah, Sophie und Elise – und bis zu einem gewissen Grad auch Chris.“

    Doch an das Leben gewöhnen sich die Kinder, es entsteht eine Art Fernweh.

    Bei unserer Rückkehr in die Staaten sind wir fünf Kilo leichter, von Bettwanzen zerstochen und befremdlich still, weil wir so viele Wochen lang mit niemandem gesprochen haben. Unsere Rucksäcke riechen nach grünem Tee/Bushaltestellen/Meer. Und als wir unsere Sachen im strahlend sauberen Heim unserer Eltern in die Waschmaschine schmeißen, erkennen wir: Wir sehnen uns bereits zurück, sehnen uns danach, wieder fremd zu sein.“

    Sehnt man sich immer nach dem was man nicht hat? Wie verhält man sich in der Pubertät? Wie verarbeitet jeder seine Kindheit? Was bedeutet diese Unrast für spätere Bindungen? In dem Buch gibt Brittani Sonnenberg keine Antworten, sie beschreibt in ihren kurzen Skizzen sehr empathisch die Gefühle und Verwirrtheit der Charaktere. Durch einen Schicksalsschlag wird das Gefüge der Familie noch einmal durcheinander gerüttelt. Die Psychiater Sequenzen, in Dialogform geführt, fand ich persönlich die interessantesten Stellen im Buch, eine quasi Zusammenfassung der verschiedenen Gemütslagen der Familienmitglieder. Doch Wünsche, Träume, Sehnsüchte können im späteren Leben immer noch umgesetzt werden. Das liegt dann an jedem selber, wie er die Erlebnisse der Kindheit umsetzt. Für Sophie ist der Wunsch eindeutig:

    „Natürlich wollte ich mich binden – allerdings eher in geographischer als in romantischer Hinsicht. Einfacher gesagt, wollte ich schlicht an Ort und Stelle bleiben.“

    Durch die springende Erzählweise wird dem Leser einiges aufgeladen. Zeitsprünge, Kapitel von jeweils einer anderen Person erzählt, ergeben kein homogenes Bild. Doch das was beschrieben wird, ist in sich auch zerrissen und zerfahren. Ein Buch auf das man sich einlassen muss, das mich aber mit seiner verträumten und literarischen Art positiv eingefangen hat.

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