Bücher mit dem Tag "expedition"
377 Bücher
- Justin Cronin
Der Übergang
(1.261)Aktuelle Rezension von: NalasBuchBlogIch wage mich zu behaupten, dass ein jeder Leser irgendwann mal seinen Endgegner trifft – für mich war es in diesem Jahr dieses Buch.
Die Geschichte beginnt recht spannend mit dem Ziel, anhand von Experimenten und menschlichen Versuchen den ‚perfekten‘ Soldaten zu schaffen. Doch leider geraten diese entsetzlich schief, sodass es fast die ganze Menschheit ausrottet.
So spannend der Anfang des Buches auch ist, so schnell schwappt die Stimmung auch um.
Im ersten Drittel des Buches schwankt die Erzählperspektive zwischen allen wichtigen Personen, die zur Ausgangssituation beitragen und um den Leser den Ausbruch zu erklären. Doch leider wechseln die Blickwinkel auch innerhalb mancher Kapitel, sodass ich irgendwann verwirrt war und mich fragte, warum wir an diesem oder jenem Punkt sind und was eigentlich in der Zwischenzeit geschehen ist.
Weiterhin ist der Erzählstil sehr ausschweifend, sodass man hier auch einige Passagen und Kapitel hat, die eigentlich nichts zum Geschehen beitragen, wodurch sich das Buch unnötig in die Länge zieht.
Worauf man sich auch einstellen muss, ist die Wandlung zu einem postapokalyptischen Epos, der Walking Dead nicht unähnlich ist.
Wer das Buch bis dato nicht abgebrochen hat, kann sich jedoch wieder auf das Ende des Buches freuen, denn erst auf den letzten Seiten (Buch 9 / Buch 10) wird es wieder spannender, da die Geschichte hier wieder zusammenläuft.
Ob ich Band 2 und 3 lesen werde, kann ich zum aktuellen Zeitpunkt nicht sagen. - Daniel Kehlmann
Die Vermessung der Welt
(3.447)Aktuelle Rezension von: Hanns_Steffen_RentschlerSie wollten die Welt vermessen – aber was sie fanden, war die Tiefe ihrer eigenen Irritation.
Daniel Kehlmann macht das Unmögliche:
Er stopft zwei Jahrhundertgehirne in einen Roman – und lässt sie dort auflaufen wie schlecht gelaunte Schulbuben in zu großen Sätzen.
Da ist Humboldt, der mit Maßband und Mission die Welt bereist, als wolle er Gott beweisen, dass es ihn nicht braucht.
Und da ist Gauß, der das Weltall durchdringt, ohne das eigene Wohnzimmer je wirklich zu verlassen – ein grantelnder Mathe-Monk mit Hang zur pointierten Menschenverachtung.
Kehlmann erzählt das nicht wie ein Historiker, sondern wie ein Magier: Er entzaubert, indem er verzaubert.
Er reduziert das Pathos des Genies auf das Menschliche – und genau darin liegt seine literarische Grausamkeit.
Die Dialoge sind knochentrocken. Der Humor ist da, wo der Schmerz sitzt. Und die größten Erkenntnisse kommen leise, beiläufig,
zwischen zwei schlecht geführten Gesprächen über Ameisen und Mathematik.
Was der Roman vermisst, ist nicht nur die Welt – sondern auch uns selbst, den Leser: unser Bedürfnis nach Klarheit, Heldentum, Sinn.
Kehlmann gibt uns das alles – nur damit wir merken, wie lächerlich wir es oft meinen.
Fazit:
Ein Buch wie ein wissenschaftliches Kabinettstück: leichtfüßig, hellsichtig, boshaft liebevoll.
Und ein leiser Triumph über die Idee, dass große Denker auch große Menschen sein müssten.
- Frank Schätzing
Limit
(599)Aktuelle Rezension von: JosseleDieses gewaltige Werk, das in seinem Umfang stark an Schätzings Riesenerfolg „Der Schwarm“ erinnert, erschien 2009. Die Handlung beginnt mit dem Prolog im August 2024 und spielt sich ansonsten hauptsächlich im Jahr 2025 ab. Das macht es für mich nun im Juni 2024 als Lektüre besonders interessant im Hinblick darauf, ob Schätzings Prognosen eingetroffen sind oder kurz davor sind einzutreffen. Ein paar davon, die er nebenbei erwähnt, haben sich jedenfalls nicht erfüllt: Bayern München ist im Jahr 2024 nicht an einen Investor verkauft, was erfreulich ist. Weniger erfreulich ist, dass, anders als von Schätzing angenommen, Kim Yong-un noch lebt, Korea nicht wieder vereinigt ist und Putin immer noch Präsident von Russland und nicht ehemaliger Präsident ist.😎 Gewisse Erfindungen, die der Autor erwähnt, drängen sich geradezu auf und sind in Ansätzen auch bereits entwickelt, wie das „Airbike“, eine Art E-Bike für die Luft, der „Magnifier“, also die Lupe zur Gesichtserkennung und der „MindReader“ zum Gedanken lesen.
Der unermesslich reiche und mächtige Unternehmer Julian Orley hat eine Reisegruppe von reichen und wichtigen Persönlichkeiten zusammengestellt, die mit ihm und seiner Firma eine Reise in den Weltraum und speziell auf den Mond antreten. Sein Ziel ist es, sie für Investitionen in sein Unternehmen zu gewinnen, konkret plant er den Bau eines zweiten Weltraumaufzugs. Parallel dazu taucht in China die Dissidentin Yoyo unter und der Cyber-Detektiv Owen Jericho erhält von Yoyos Vater den Auftrag, sie zu finden. Doch er ist nicht der einzige, der sie sucht. Diese beiden Handlungsstränge laufen lange Zeit nebeneinander her, ohne dass es eine Verbindung zwischen ihnen gibt. Als Leser ahnt man natürlich, dass es eine gibt, doch diesbezüglich spannt Schätzing uns lange auf die Folter.
Das Buch startet sehr zäh, Schätzing ist bemüht, seine Ideen logisch und wissenschaftlich zu begründen, was eher Stoff für ein Sachbuch ist. Die giftigen Dialoge der Reisegruppenmitglieder können untereinander können den recht trockenen Stoff nicht ausreichend „anfeuchten“. Das muss der Leser sich erstmal durchbeißen. Die Langatmigkeit kennzeichnet teilweise leider sogar Kampf- und Verfolgungsszenen, deren ursprüngliche Spannung dadurch zu oft abfällt. Als Leser wünscht man sich dann nur noch, dass es vorbei ist und die Handlung sich weiter entwickelt.Neben gut recherchierten und erklärten Zusammenhängen und raffiniert eingefädelten Täuschungen, wie der von Yoyos Verfolger Xin, der sich an Jericho heranmacht, gibt es in dem Roman aber auch seltsam krasse Logikschwächen. So ist es z.B. völlig daneben, dass ein so mächtiger und einflussreicher Mann wie Julian Orley nicht binnen kürzester Zeit überprüfen kann, ob der Lunar Express nun in der Nacht gefahren ist oder nicht (Fischer Tb, Mai 2011, S. 465 ff). Ebenso sind die Vertraulichkeiten zwischen Donners Frau Nyela und ihren unbekannten Gästen Yoyo und Owen mehr als schräg und unwahrscheinlich. Sie wirken deplatziert.
Der entstehende Tumult nach der Enttarnung der Verräterin ist sehr vogelwild und durcheinander beschrieben. Das war mir zu chaotisch und zu wenig durchdacht.
Demgegenüber schafft es Schätzing auf raffinierte Weise, die Spannung über die Art der verbrecherischen Organisation und ihr eigentliches Ziel bis zur Auflösung hochzuhalten, indem er seine Protagonisten fehlleitet und immer neue Erkenntnisse gewinnen lässt, die vorherigen auch mal widersprechen.
Sehr hilfreich fand ich das angehängte Personenverzeichnis, denn es kommen doch einige vor und nur mittels des Textes sind sie zu Beginn nicht so ohne weiteres unterscheidbar. Drei Sterne.
- Philip Pullman
Der Goldene Kompass
(1.581)Aktuelle Rezension von: Itsnotabout_HappyendingsDer Goldene Kompass" von Philip Pullman ist ein faszinierender Fantasy-Roman, der durch seine originelle Weltgestaltung besticht. Die Geschichte um die mutige Lyra Belacqua und ihren Dæmon Pantalaimon verbindet geschickt Abenteuer mit tiefgründigen Themen wie Religion, Wissenschaft und dem Erwachsenwerden.
Besonders beeindruckend ist Pullmans Vorstellung von Dæmonen - tierische Begleiter, die die Seele ihrer Menschen verkörpern. Diese Idee verleiht dem Buch eine einzigartige Dimension und ermöglicht interessante Einblicke in die Persönlichkeiten der Charaktere.
Die Handlung ist spannend und entwickelt sich stetig weiter, von den Colleges Oxfords bis in die eisige Arktis. Dabei bleiben die Charaktere glaubwürdig und vielschichtig. Allerdings könnte die komplexe Handlung und die Vermischung von Fantasy mit philosophischen Fragen jüngere Leser manchmal überfordern.
- Markus Heitz
Die Zwerge
(1.137)Aktuelle Rezension von: FranklinTummescheitInhalt
Im ersten Teil von „Die Zwerge“ entführt Markus Heitz die Hörer in das gebirgige Herz des Geborgenen Landes – ein Reich, bedroht von dunklen Mächten jenseits des Großen Gebirgspasses. Im Zentrum steht Tungdil Goldhand, ein junger Zwerg, der unter Menschen aufwuchs und von seiner Herkunft wenig weiß. Als er von dem weisen Magus Lot-Ionan auf eine einfache Botenschaft geschickt wird, nimmt sein Schicksal eine dramatische Wendung. Es beginnt eine Reise, auf der Tungdil nicht nur sein Volk kennenlernt, sondern auch seine wahre Bestimmung – als möglicher Retter der Zwergenreiche.
Heitz erschafft eine vielschichtige Welt mit politischen Ränkespielen, uralten Fehden, ritterlichen Werten und einem bedrohlichen Gegenspieler: den Orks und Albae. Besonders im Zentrum stehen die fünf Zwergenstämme, deren Kultur, Eigenheiten und Sichtweisen sich lebendig voneinander abheben – eine Welt, die sich trotz klassischer Fantasy-Muster frisch und authentisch anfühlt.
Charakterdarstellung durch den Autor:
Markus Heitz gelingt es meisterhaft, jede Figur mit Tiefe und unverwechselbarem Profil auszustatten. Ob der grüblerische, aber mutige Tungdil, der starrsinnige König Gandogar, die kämpferischen Zwillingsbrüder Boïndil und Boëndal („Axtblatt“ und „Axtschlag“), oder die finsteren Albae – jede Figur erhält Raum zur Entfaltung. Heitz beschreibt ihre Denkweise, Geschichte und Motivationen mit Liebe zum Detail. Besonders die Entwicklung Tungdils – vom verträumten Gelehrten zum gefestigten Krieger – ist glaubwürdig und emotional fesselnd. Selbst Nebenfiguren bleiben im Gedächtnis, weil sie mit kleinen sprachlichen Eigenheiten oder Verhaltensweisen einzigartig gemacht werden.
Sprecherleistung – Johannes Steck:
Johannes Steck verleiht dem Hörbuch eine zweite Ebene der Faszination. Mit seiner wandelbaren Stimme lässt er jede Figur hörbar lebendig werden. Tungdils warmherzige Nachdenklichkeit, Boïndils kriegerischer Übermut, Lot-Ionans ruhige Autorität oder die bedrohlich gehauchten Worte der Albae – all das bringt Steck mit stimmlicher Präzision und Leidenschaft zum Ausdruck. Er versteht es, mit minimalen Nuancen zwischen Charakteren zu wechseln, ohne je künstlich oder aufgesetzt zu wirken. Besonders in hitzigen Dialogen oder kämpferischen Momenten transportiert er Emotionen so eindringlich, dass man unweigerlich mitfiebert.
- Andy Weir
Der Marsianer
(876)Aktuelle Rezension von: Igelmanu66»So sieht die Situation also aus. Ich bin auf dem Mars gestrandet und kann weder mit der Hermes noch mit der Erde Verbindung aufnehmen. Alle halten mich für tot. Ich sitze in einer Wohnkuppel, die einunddreißig Tage stabil bleiben soll. Wenn der Oxygenator versagt, ersticke ich. Wenn der Wasseraufbereiter versagt, verdurste ich. Wenn die Wohnkuppel nicht hält, explodiere ich einfach. Wenn das alles nicht passiert, geht mir irgendwann der Proviant aus, und ich verhungere.«
Mark Watney hat wirklich mehr als Pech. Als ein enormer Sandsturm ihn und seine Crew zwingt, den Mars nur wenige Tage nach der Ankunft zu verlassen, gelingt allen anderen die Flucht, er allerdings wird von einem Trümmerteil getroffen, für tot gehalten und zurückgelassen. Als er verletzt aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht, ist er allein auf dem Mars, ohne Möglichkeit, mit der Crew oder der Erde Kontakt aufzunehmen und im Grunde ohne Hoffnung. Doch Mark Watney ist keiner, der schnell aufgibt…
Dieses Buch lag ziemlich lang in meinem Regal, SciFi ist normalerweise nicht mein Genre. Doch nachdem ich wenige Seiten gelesen hatte, mochte ich es nicht mehr aus der Hand legen. Mark nimmt mit großem Mut den Kampf um sein Überleben auf, er weiß, dass in vier Jahren die nächste Marsmission landen soll und analysiert und plant nun, was er anstellen muss, um so lang durchzuhalten. Absolut bewundernswert, was er sich alles einfallen lässt und was er nach zahlreichen Rückschlägen immer wieder umplant und neu angeht! Als er irgendwann Kontakt zur NASA herstellen kann, starten auch auf der Erde enorme Rettungsversuche, in ihrem Einfallsreichtum nicht weniger fesselnd.
Fazit: Extrem spannend, obwohl SciFi eigentlich nicht mein Genre ist, mochte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
- Philip Pullman
His Dark Materials 2: Das Magische Messer
(1.061)Aktuelle Rezension von: bibliophilara„Das magische Messer“ ist die Fortsetzung von „Der goldene Kompass“, den ich vor kurzem gelesen habe. Der zweite Band der Jugendbuch-Reihe von Philip Pullman erschien 1997. Die Trilogie ist, vor allem in englischsprachigen Raum, bekannt als „His Dark Materials“. 2019 produzierten HBO in Kooperation mit der BBC und Jack Thorne als Drehbuchautor die erste Staffel einer gleichnamigen Serie. Diese hat acht Folgen und umfasst inhaltlich „Der goldene Kompass“. Mit Dafne Keen in der Kinderhauptrolle haben sich die Produzenten für ein unverbrauchtes Gesicht entschieden, unter den erwachsenen Darstellern findet man aber auch solche, die die Zuschauer schon aus „Harry Potter“, „Die Chroniken von Narnia“, „Game of Thrones“ oder „Sherlock“ kennen könnten. Die Kritiken fielen sehr gut aus, bei Rotten Tomatoes hat die erste Staffel eine Rate von satten 80% erreicht. Auch ich kann die Serie nur empfehlen und fiebere definitiv der zweiten Staffel entgegen. Diese ist glücklicherweise schon abgedreht und soll Ende diesen Jahres erscheinen. Perfektes Timing also, um das entsprechende Buch dazu zu lesen.
Der zwölfjährige William Parry, kurz Will, lebt mit seiner alleinerziehenden Mutter in Winchester. Sein Vater ist vor Jahren bei einer Polarexpedition verschollen. Seitdem ist seine Mutter schizophren und paranoid. Als Will feststellt, dass wirklich Fremde hinter ihnen her sind, muss er die Flucht ergreifen. Auf dem Weg nach Oxford gerät er durch einen Spalt in eine fremde Parallelwelt zu einer Stadt namens Cittàgazze.
Nach Rogers Tod ist auch Lyra durch einen Spalt nach Cittàgazze gekommen und trifft dort nach einigen Tagen auf Will. Sie werden schnell Freunde und verbünden sich. Gemeinsam suchen sie nach ihren Vätern und dem Geheimnis des Staubs.
In Lyras Heimatwelt sucht Serafina Pekkala, eine Hexenkönigin, währenddessen nach einer Möglichkeit, Lyra mit einigen Verbündeten nach Cittàgaze zu folgen, um Lord Asriels Pläne zu vereiteln.Interessanterweise ist „Das magische Messer“ nicht wie der Vorgänger in drei Teile aufgeteilt. Mit 15 Kapiteln und annähernd 400 Seiten ist es zudem etwas kürzer. „Will zog seine Mutter an der Hand und sagte: ‚Komm weiter, bitte…‘“, ist der erste Satz des ersten Kapitels. Der auktoriale Erzähler im Präteritum konfrontiert den Leser sofort mit dem neuen Protagonisten William Parry. Er ist ein zwölfjähriger Junge, der mit seiner psychisch kranken Mutter zusammenlebt, was schon im ersten Satz angedeutet wird. Sie erleidet einen Anfall von Verfolgungswahn und erregt so die öffentliche Aufmerksamkeit, was Will extrem unangenehm ist, weshalb er versucht, sie vor fremden Blicken zu schützen. Über sein Äußeres wird wenig berichtet, außer dass er schwarze Haare und braune Augen hat. In „His Dark Materials“ ist er zwar dunkelhäutig, im Buch wird er allerdings einmal als „blass“ bezeichnet, weshalb er in der Serie vermutlich eher der „Quotenschwarze“ ist. Weil er schon früh Verantwortung übernehmen und auf sich selbst aufpassen muss, ist er deutlich reifer und disziplinierter als Lyra, obwohl sie ungefähr dasselbe Alter haben. Leider wirkt Will als neuer Protagonist neben Lyra, die temperamentvoll und extrovertiert ist, doch etwas dünn, wodurch Lyra gefühlt die wahre Heldin bleibt. Das liegt auch daran, dass Will alleine nicht viel Raum geboten wird, da er im ersten Kapitel bereits auf Lyra trifft.
Will lebt in „unserer“ Welt, allerdings in der aktuellen Zeit der Veröffentlichung, also in den 1990er-Jahren, was man beispielsweise daran merkt, dass Will zum Telefonieren eine Telefonzelle aufsucht. In „Das magische Messer“ werden erstmals die Parallelwelten eröffnet, über die im Vorgänger nur gemutmaßt wurde. Das sind einmal Lyras Welt, in der „Der goldene Kompass“ spielt, unsere reale Welt, aus der auch Will kommt, und jene Welt, in der die Stadt Cittàgazze liegt. Dadurch verschiebt sich das Subgenre von Contemporary Fantasy, unter der ursprünglichen Annahme, dass Lyras Welt eben keine Parallelwelt ist, sondern unsere Welt, die etwas anders geraten ist und leichte Fantasy beherbergt, zu Science Fantasy. Das wird auch dadurch deutlich, dass hier immer mehr Physiker und andere Forscher eine Rolle spielen, die Zugänge zu Parallelwelten untersuchen wollen, welche wiederum mit Fantasy-Elementen gespickt sind.
Bei der Eröffnung der drei Parallelwelt tut sich jedoch ein strukturelles Problem auf. Lyra und Will springen regelmäßig zwischen Cittàgazze und der realen Welt hin und her. Was in Lyras Heimatwelt geschieht, erfährt der Leser durch Lee Scoresby und Serafina Pekkala, die unter den Nebencharakteren den größten Raum einnehmen. Außerdem haben die Protagonisten mehrere Ziele, nämlich ihre jeweiligen Väter finden, das Geheimnis des sogenannten Staubs entschlüsseln und natürlich geht es auch noch, wie der Titel verrät, um ein magisches Messer. Vier erzählende Charaktere, jene mit einmaligen Auftritten bereits ausgeklammert, mit unterschiedlichen Zielen in drei Parallelwelten sind für nicht einmal 400 Seiten wirklich knapp bemessen. Das führt dazu, dass der Plot verworren wird. Der Leser weiß nicht so richtig, wo die Geschichte genau hinführen soll. Ständig treten neue Nebencharaktere auf, die fälschlicherweise für wichtig erachtet werden, dann aber ohne Vorwarnung wieder verschwinden. Generell bin ich ein Fan von Unvorhersehbarkeit, hier fehlt jedoch einfach der rote Faden. Entweder hätte Pullman inhaltlich kürzen müssen, was ich aber schade fände, da die einzelnen Erzählstränge durchaus Potenzial haben, oder insgesamt mehr schreiben müssen, damit sich die durchdachte Komplexität besser entfalten kann. Außerdem schade ist, dass einige Charaktere, die man bei „Der goldene Kompass“ lieb gewonnen hat, hier keine nennenswerte Erwähnung mehr finden, beispielsweise Farder Coram, Ma Costa oder Iorek Byrnison.
Stilistisch unterscheiden sich „Das magische Messer“ und sein Vorgänger nicht wirklich. Wenn überhaupt darin, dass sich Pullman hier etwas mehr in Details verliert und weniger fein formuliert. Zudem ist „Das magische Messer“ latent brutaler, wobei schon „Der goldene Kompass“ für ein Jugendbuch an Gewalt nicht gespart hat, weshalb ich die Zielgruppe auf 13-17 Jahre hoch stufen würde. Es bleibt jedoch alles noch im angemessenen Rahmen.
Das Ende war überraschend, traurig, erschütternd und doch absolut rund. Denn hier lösen sich die Erzählstränge auf und verbinden sich auf raffinierte Art wieder neu. Außerdem findet sich im letzten Kapitel mein Lieblingszitat: „‚Aber das Klima ändert sich. Die Sommer sind heißer als früher. Es heißt, die Menschen hätten die Atmosphäre durcheinandergebracht, indem sie Chemikalien freisetzten, und das Wetter gerate allmählich außer Kontrolle.‘“, erzählt Will über unsere Welt. Das Buch ist wohlgemerkt von 1997, einer Zeit, in der nur den wenigsten bereits bewusst war, dass der Klimawandel ein ernstzunehmendes Existenzrisiko der Menschheit sein wird. Umso mehr beweist es, was für ein weitsichtiger und cleverer Autor Pullman ist.
Aufgrund einer kleinen Leseflaute, habe ich für „Das magische Messer“ etwas mehr Zeit als gewöhnlich gebraucht. Trotzdem ist es ein gutes Jugendbuch, das mich in vielerlei Hinsicht begeistern konnte. Ein einzigartiges Setting mit einer erzählerischen Tiefe wie man sie selten findet und eingebundener Sozialkritik machen „His Dark Materials“ bisher zu einer starken Fantasy-Trilogie. Jedoch gibt es auch ein paar Minuspunkte wie Will als den, neben Lyra, blass wirkenden Protagonisten oder zu viele Erzählstränge auf zu wenig Seiten, die für ein strukturelles Wirrwarr sorgen. Insgesamt hat mir der zweite Band von Philip Pullmans „His Dark Materials“ gut gefallen, aber etwas weniger gut als „Der goldene Kompass“. Deswegen gebe ich diesem Buch drei von fünf Federn. Auch wenn die Bewertung schlechter ausgefallen ist, bleibe ich optimistisch und freue mich auf die Fortsetzung und letzten Band „Das Bernstein-Teleskop“, das ich als nächstes lesen werde.
- David Mitchell
Der Wolkenatlas
(532)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer„Der Wolkenatlas“ verbindet sechs Geschichten in verschiedenen Genres, die zu verschiedenen Zeiten spielen und von verschiedenen Menschen handeln.
Auf den ersten Blick haben die Handlungsstränge nicht viel miteinander zu tun – ein Notar schreibt 1859 auf einer Schiffreise Tagebuch, ein älterer Verleger hat 2012 Probleme mit Kriminellen und Verwandten, die letzten Überlebenden der Menschheit laufen 106 Jahre nach dem Fall durch eine postapokalyptische Welt.
Nach und nach wird jedoch deutlich, dass alles verknüpft ist: die Entscheidungen jedes Protagonisten haben Einfluss auf seine Nachfolger und werden selbst von der Vergangenheit oder Zukunft beeinflusst. Das genaue Ausmaß der Verbindungen bleibt unklar. Ob und wie viel Übernatürliches im Spiel ist, kann jeder für sich entscheiden.
Auch bestimmte Themen sind zeitübergreifend und ziehen sich durch das gesamte Buch: Freiheit in verschiedenen Formen und der Kampf darum, Ausbeutung, Betrug, die Suche nach der Wahrheit, das Füttern von Enten.
Eine Folge der besonderen Struktur des Romans ist natürlich eine große Menge an Charakteren (die gerne auch erst nach einigen Hundert Seiten wieder auftauchen), darauf muss man sich einlassen können, wenn man das Buch lesen möchte.
Zudem ändern sich die Erzählart und der Schreibstil mit jeder Geschichte. Von Tagebucheinträgen und Briefen über Interviews bis hin zu Lagerfeuergeschichten bietet dieses Buch erzähltechnisch alles. Je nach Vorliebe kann man das als Vor- oder Nachteil ansehen. Meiner Meinung nach hilft es, in jeder neuen Geschichte „anzukommen“ und bietet Abwechslung, auch wenn ich den postapokalyptischen Dialekt in der letzten Geschichte ehrlich gesagt etwas anstrengend fand.
Wenn man von den vielen Charakteren und der Idee an sich nicht abgeschreckt ist, ist „Der Wolkenatlas“ sehr zu empfehlen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird man mindestens eine oder zwei (am besten natürlich mehr) Geschichten sehr genießen und wenn man dann noch die einzelnen Elemente verbindet, ergibt sich ein Gefühl, als hätte man erfolgreich ein interessantes Puzzle zusammengefügt.
- Claudia Zentgraf
Eine Reise um die Welt
(26)Aktuelle Rezension von: SelinavoGeorg Foster hat es geschafft! Er darf als Leichtmatrose mit zu James Cook aufs Schiff und die Welt bereisen! Schnell freundet er sich mit Henry an, der noch in London Zeuge eines Diebstahls wird. Nach und nach wird den beiden Jungs bewusst, dass sich der Täter auf dem Schiff befindet. Sie wollen die Tat unbedingt aufdecken, was sich als nicht so einfach herausstellt...
Leider konnte mich dieses Buch nicht überzeugen. Es kam überhaupt keine Spannung auf und es war sehr langatmig geschrieben. Ich hatte auch Probleme damit, mir die Charaktere zu merken, da ich überhaupt keine Symphathien entwickeln konnte. Insgesamt verlief die Geschichte in meinen Augen gradlinig - ohne Höhen und Tiefen.
Allerdings hat mir die Beschreibung der Orte, zu denen gereist wurde, sehr gefallen. Die Kultur sowie die Orte an sich konnte ich mir sehr gut vor Augen führen.
Auch das Cover gefällt mir sehr gut und wirkt mitreißend. Es wirkt dynamisch mit dem Schiff im Meer und schreit nach Abenteuer.
Da ich dieses Abenteuer mit dem Buch leider dann doch nicht so erleben durfte, vergebe ich hier nur 2 Sterne. - Philip Pullman
His Dark Materials: Der Goldene Kompass – Band 1-3 der Fantasy-Serie im Sammelband
(396)Aktuelle Rezension von: LilyEvansDie Romanreihe beschreibt die Abenteuer des Mädchens Lyra, das aus einer Parallelwelt stammt, und des Jungen Will, der in unserer Welt geboren wurde. In Lyras Welt lebt die Seele eines Menschen außerhalb des Körpers in Form eines Tierwesens, ohne einander können beide Teile nicht überleben. Als Lyra ein Gespräch mit ihrem Onkel Lord Asriel belauscht, in dem es um eine unerforschte Materie "Staub" geht, macht sie sich auf eigene Faust auf die Suche. Auf ihrem Abenteuer bereist sie ihre Welt, unsere Welt und weitere Parallelwelten. In einer dieser Welten trifft sie auf Will, mit dem sie ihren weiteren Weg beschreiten wird. Beide erwartet eine Reise, bis an den Rand der Welt um letzten Endes die Welt zu retten. Beide erhalten auf ihrem Weg unerwartete Aufgaben, die es zu beschreiten gilt, die ihre Verbindung zueinander immer stärker werden lässt.
Mit Abstand eine der Besten Buchreihen, die ich je gelesen habe. Man wird als Leser direkt in den Bann von Lyras Welt gezogen und möchte mehr über sie und die Welt in der sie lebt erfahren. Pullman spart nicht mit Umschreibungen und gestaltet die Welt so farbenfroh und düster, sodass man ein Gefühl bekommt, als sei man mitten drin. Es tauchen viele verschiedene Charaktere auf, von denen es bei einigen einfach ist, eine liebevolle Beziehung aufzubauen. Für Leser, die gerne in Fremde Welten eintauchen möchten, ist dies eine absolute Empfehlung.
(Ich lese die Bücher immer wieder gerne.)
Die Bücher bauen aufeinander auf, daher ist es ratsam sie nach der Reihe zu lesen.
- Mark Z. Danielewski
Das Haus /House of Leaves
(156)Aktuelle Rezension von: Kitty_CatinaIrgendwie habe ich mich ein bisschen vor dieser Rezension gefürchtet, genauso, wie ich mich bereits vor diesem Buch gefürchtet habe. Vielleicht ist es gerade auch deshalb, nachdem ich es schon einmal besessen habe, erst einmal wieder ausgezogen. Aber ich konnte nicht widerstehen und habe es mir deshalb noch einmal bestellt und dann Augen zu und durch, auch gleich angefangen und es nicht bereut, obwohl ich dieses Buch für eine literarische Vollkatastrophe halte. Dieses Buch ist nämlich, mal ganz abgesehen von der total verrückten und einzigartigen Typografie, nicht so richtig in Worte zu fassen. Trotzdem will ich es versuchen.
Erst einmal eine kleine Erklärung zur Geschichte, denn diese setzt sich aus verschiedenen Perspektiven und Erzählern zusammen, ebenso aus ganz unterschiedlichen Stilen. So gibt es einerseits den Navidson Record, einen dokumentarischen Film, der zeigt, was sich über einen bestimmten Zeitraum im Haus von Will Navidson, seiner Lebensgefährtin Karen Green und deren gemeinsamen zwei Kindern abspielt und das ist nicht nur seltsam, sondern durchaus düster und gefährlich. Zwischen den Zeilen gibt es hier ebenso eine Liebesgeschichte, die meiner Meinung nach sogar ziemlich wichtig für das Buch ist. Dieser Part wurde von einem Beobachter des Films aufgeschrieben und von mehreren verschiedenen Leuten, Wissenschaftlern, Therapeuten und so weiter analysiert und kommentiert.
Wenn davon erzählt wird, was im Film geschieht, dann geschieht das eher sachlich und nüchtern, ohne große Gefühlsregungen, aber dennoch ist dieser Part dafür umso spannender und mitreißender. Allerdings werden diese Szenen von oben genannten Analysen und Kommentaren immer wieder unterbrochen. Diese sind dann sehr durchwachsen, mal echt interessant, mal nichtssagend und manchmal auch echt anstrengend. Dennoch sollte man sie durchaus mitlesen, weil manch wichtige Fakten (oder ist doch alles nur ein Mythos) darunter versteckt sind, die zum Verständnis beitragen könnten.
Dann gibt es noch die Geschichte von Johnny Truant, welcher sämtliche Aufzeichnungen, Bilder, Zeitungsartikel und mehr über den Navidson Record aus der Wohnung des alten, blinden Zampanò mitnimmt. Diese arbeitet er selbst auch noch einmal durch und scheint dadurch eine grausige Veränderung durchzumachen. Er wird ängstlicher, paranoider und rutscht immer mehr ab. Ob das an den Unterlagen liegt, wird allerdings nie ganz klar. Jedenfalls erzählt Johnny in der Ich-Perspektive davon, wie er an die Unterlagen gelangt und dann immer wieder zwischendurch, durch eigene Kommentare zum Navidson Record, von seinen Erfahrungen und seinem Leben, nachdem er diese gefunden hat. Das geschieht in einem wirren Durcheinander, mit Gedankensprüngen und manchmal auch einer kruden Sinnlosigkeit, wobei er immer wieder die vierte Wand durchbricht und sich direkt an den Leser wendet. Vor diesen Abschnitten habe ich mich, ehrlich gesagt, immer am meisten gefürchtet. Inwieweit Johnnys psychische Probleme aber mit dem Film zu tun haben, bleibt bis zuletzt offen.
Überhaupt lässt dieses Buch viel Spekulationsspielraum. Man kann am Ende alles so stehen lassen, sich aber auch eigene Gedanken darüber machen, wobei ich stark davon ausgehe, dass wohl letzteres der Fall sein wird, wenn man sich auf das Buch einlassen kann. Dann gibt es viel zu interpretieren, was ich, neben vielen Dingen, echt herausragend fand. So anstrengend das Buch nämlich auch zu lesen war, so sehr hat es mich tatsächlich gepackt. Die bösen Cliffhanger haben mich dazu gebracht, weiter und weiterzulesen, auch, wenn ich manchmal das Gefühl hatte, gar nichts zu verstehen. Und natürlich hat mich das Mysteriöse und Unverständliche an diesem Buch wahnsinnig fasziniert, selbst, wenn man am Ende eben nicht auf alle Fragen eine Antwort bekommt, erst recht nicht auf die wohl wichtigste Frage, die ich hier aber nicht verraten möchte.
Bleiben zuletzt noch die einzelnen Charaktere, auf die ich etwas näher eingehen möchte. Für mich waren Will Navidson sowie Johnny Truant auf jeden Fall die wichtigsten Figuren, einmal, weil Wills Erlebnisse im Haus im Mittelpunkt des Buches stehen und einmal, weil all das scheinbar Auswirkungen auf Johnny hat. Will ist dabei ein sehr bodenständiger Typ, der aber auch einen gewissen Abenteuerdrang und Neugier aufweist. Er liebt seine Familie, kann sich der Geschehnisse im Haus aber auch nicht erwehren. Anders ist da Johnny, denn ihn konnte ich bis zum Ende nicht ganz fassen. Er ist auf jeden Fall noch recht jung, hat aber auch schon einiges mitgemacht. Manchmal wirkt er recht abgehalftert, hat einen Hang zu Frauen und Drogen, oft wirkt er aber auch verrückt, wie jemand, der irgendwie nicht in diese Welt passt. Trotz allem scheint Truant aber sehr intellektuell und wortgewandt zu sein, weshalb seine Parts auch recht interessant und dennoch schwer zu lesen sind. Dazu kommen noch einige Nebencharaktere, die allesamt sehr dynamisch gezeichnet sind. Am Ende des Buches ist keiner mehr so, wie noch am Anfang und überhaupt fand ich, hätten sie alle einem echt gut gemachten Film entsprungen sein können. Ich habe jedenfalls nichts gefunden, was mich daran, wie sie geschrieben sind, gestört hätte, so mysteriös sie auch teilweise waren.
Alles in allem, fand ich dieses Buch, trotz der Besonderheiten und der Tatsache, dass es nicht leicht zu lesen war, absolut genial. Zwar hätte ich hier und da etwas mehr Horror erwartet, aber tatsächlich steckt dieser eher zwischen den Zeilen und dem, was man aus der Geschichte macht. Allerdings muss man sich auch erst einmal auf das Buch einlassen können, sonst könnte es schnell langweilig werden.
- Max Frisch
Homo faber
(3.285)Aktuelle Rezension von: Jiko_TunaEin Klassiker, der Eindruck hinterlässt - vielleicht auch keinen guten :-). Das Buch hat den Mut einen unsympathischen Hauptprotagonisten zu haben, dessen Verhalten man (nach Nachdenken) nachvollziehen kann aber nicht nachahmen möchte. Wenn man leichte Unterhaltung möchte sicher nicht geeignet. Es thematisiert schwierige Tabu-Themen ohne moralisch sein zu wollen. Ein Buch seiner Zeit, könnte aber auch in der heutigen Zeit Relevanz haben kann (man redet halt nicht darüber).
Ich wollte es unbedingt fertig lesen, um zu wissen wohin die Handlung geht und endet. Es ist ein kurzes Buch und daher nicht sehr zeitaufwändig. Mich hat es erst später zum Nachdenken angeregt als ich indirekt mit dem offensichtlichen Hauptthema betroffen war.
Empfehlen kann ich das Buch, wenn man gerne Bücher liest, die den Zeitgeist bestimmter Epochen widerspiegeln. Ich mag etwas skurrile und morbide Bücher, daher hat es mir gefallen.
- Philip Pullman
Das Bernstein-Teleskop
(906)Aktuelle Rezension von: bibliophilaraMit „Das Bernstein-Teleskop“ endet die Trilogie „His Dark Materials“ von Philip Pullman. Wer danach trotzdem noch Sehnsucht nach mehr Lesestoff rund um Lyra und ihre außergewöhnliche Welt hat, kann zusätzlich noch „Über den wilden Fluss“ lesen, die Vorgeschichte zu „Der goldene Kompass“. Außerdem erschien dieses Jahr noch der inoffizielle vierte Band der Reihe „Ans andere Ende der Welt“, in dem Lyra bereits eine junge Erwachsene ist. Die Hörbücher der Trilogie werden übrigens von Rufus Beck gelesen, der auch die „Harry Potter“-Saga liest und sich damit in viele Herzen zaubern konnte. Ich begnüge mich vorerst mit dem letzten Band aus dem Jahr 2001.
Nach Lee Scoresbys Tod ist es Mrs Coulter gelungen, ihre Tochter Lyra Belaqua aus dem Schutz der Hexen zu entführen und mithilfe eines Tranks in einen tiefen Schlaf zu versetzen. Gemeinsam mit der betäubten Lyra flüchtet sie in ihrer Heimatwelt in eine Berghöhle im verschneiten Himalaya. Doch ihr Versteck bleibt nicht lange geheim und so machen sich nicht nur die Kleriker des geistlichen Disziplinargerichts auf der Suche nach ihr, sondern auch Lord Asriel mit seinen Verbündeten sowie Will mit dem Engel Balthamos und Iorek Byrnison. Wer Lyra zuerst erreicht, entscheidet über ihr Leben oder ihren sicheren Tod.
Noch vor dem ersten Kapitel finden sich drei kurze Zitate aus Werken von Robert Grant, Rainer Maria Rilke und John Ashbury, die alle mehr oder weniger auf Himmelsgestalten und Religion anspielen. Vorweg sei gesagt, „Das Bernstein-Teleskop“ überbietet seine Vorgänger in ihrer antiklerikalen Haltung noch einmal. Wurde zuvor lediglich die Kirche als Institution scharf kritisiert, geht Pullman hier sogar so weit, seine Charaktere gegen den Allmächtigen persönlich in den Krieg ziehen zu lassen. Sollte Gott am Ende tatsächlich gestürzt werden, käme dies in den Augen Strenggläubiger der Blasphemie gleich.
Mit den Zitaten geht es aber gerade erst los, denn seit diesem Band findet sich vor jedem Kapitel ein Zitat. Diese sind beispielsweise von bekannten Dichtern wie William Blake, John Milton oder Emily Dickinson. Pullman selbst äußerte sich als großer Fan von Schriftstellern wie Rilke, Milton und Blake. Außerdem gibt es verschiedene Bibelzitate, was den starken Bezug zum Christentum noch einmal unterstreicht. Das Hauptproblem der Zitate ist das Layout. Denn diese sind in grauen Rechtecken mitten auf der Seite genau zwischen dem Erzähltext platziert, sodass man beim Lesen mehrmals den Kasten mit dem Zitat überfliegen muss, nur um links und rechts jeweils zwei bis drei Worte lesen zu können, die aufgrund ihrer Länge auch noch oft getrennt werden müssen. Die Zitate hätten deutlich besser alleine gestanden ohne in den Text gequetscht zu werden.
„In einem von Rhododendren überschatteten Tal nahe der Schneegrenze, durch das schäumend ein Bach mit grünem Schmelzwasser floss und unter dessen gewaltigen Pinien sich Tauben und Bergfinken tummelten, lag unter einer Felsnase, halb versteckt hinter den schweren, harten Blättern der Büsche, eine Höhle.“, ist der erste Satz des ersten Kapitels „Die verzauberte Schläferin“, welches nicht nur der längste Einleitungssatz der gesamten Trilogie ist, sondern auch Pullmans Hang zu präzise detaillierten Beschreibungen beweist. Wirkt der Einstieg dadurch zwar malerisch, wird schnell klar, dass die Idylle trügt, denn „Die verzauberte Schläferin“ ist die altbekannte Protagonistin Lyra, die von ihrer Mutter entführt wurde. Während ihrer Zeit im Zaubertraum scheint sie eine Nahtod-Erfahrung zu haben, denn sie begegnet im Reich der Toten ihrem alten Freund Roger und unterhält sich mit ihm. Leider wird dieser Dialog in jedem Kapitel unterbrochen, nur um ein paar Seiten später wieder fortgeführt zu werden. Die Länge beläuft sich etwa auf je eine halbe Seite. Besonders störend daran ist aber, dass der Dialog meist mitten im Satz aufhört, sodass man zehn Seiten später den abgebrochenen Satz weiterliest, den man schon fast vergessen hat und man deswegen wieder zurückblättert, was den Lesefluss unnötig beeinträchtigt. Zum Glück hat der Spuk nach etwa 100 Seiten ein Ende und zieht sich nicht durch das gesamte Buch. Denn insgesamt ist „Das Bernstein-Teleskop“ mit knapp über 600 Seiten und 38 Kapiteln der längste Teil der Jugendbuch-Trilogie. Allerdings hat nun ein Kapitel im Schnitt weniger Seiten, was viele Leser bevorzugen.
Auch erzählerisch hat sich etwas verändert. Zwar bleibt der auktoriale Erzähler im Präteritum erhalten, Lyra oder Will sind aber nur noch indirekt Protagonisten. Vielmehr werden zahlreiche Nebenfiguren begleitet, die die Geschichte wie Puzzlestücke zusammenfügen. Dazu gehören Mrs Coulter, Will, der Engel Baruch, Serafina Pekkala, Iorek Byrnison, das Mädchen Ama, Mary Malone, Lord Asriel, Pater Gomez oder der Gallivespier Chevalier Tialys, um nur das Gröbste abzudecken. Auch wenn die einzelnen Erzählstränge mehr oder weniger interessant sind, führen sie in ihrer Gesamtheit dazu, dass der Plot schleppend voran kommt. Ähnliches habe ich auch schon an den späteren Teilen von „Das Lied von Eis und Feuer“ kritisiert, wobei da gefühlt noch weniger passierte.
Für viele Leser vermutlich eine Herausforderung sind die neuen Wesen, mit denen Pullman erst im letzten Band um die Ecke kommt, um zu beweisen, dass seine Kreativität keine Grenzen kennt, was nicht zwingend ein Kompliment ist. So sind beispielsweise die Mulefa ein friedliches Volk, das in einer Parallelwelt liegt. Sie sind etwa so groß wie Ponys, haben graues Fell, aber keine Wirbelsäule und einen Rüssel, ähnlich eines Elefanten. Ihre Körper sind in Rhombusform, sodass sie jeweils ein Bein vorne und hinten sowie zwei in der Mitte ihres Körpers haben. Um die seitlichen Beine jedoch nutzen zu können, brauchen sie die Kapseln spezieller Bäume, in die sie ihre Krallen schlagen, um diese Kugeln als Fortbewegungsmittel zu nutzen. Auch wenn die Mulefa eine Schlüsselrolle spielen, fand ich ihre Optik doch zu abwegig und grotesk, um von ihnen fasziniert zu sein. Ein wenig anders war es bei den Gallivespieren. Diese sind humanoide, aber kleine Wesen mit einer Lebenserwartung von etwa neun Jahren. An ihren Füßen tragen sie giftige Dornen, mit denen sie ihre Feinde betäuben oder töten können. Außerdem reiten sie auf Libellen, die sie selbst heran züchten. Jedes Volk der Gallivespier züchtet eine eigene Gattung an Libellen, die sich in ihrer Farbe unterscheiden. Zwei dieser Gallivespiere sind von größerer Bedeutung, wobei es diesen weitaus mehr gelungen ist, Pluspunkte zu sammeln.
Eine Ungereimtheit bleibt noch zu erwähnen. Lord Asriel und ein Teil seiner Armee nutzen zur Fortbewegung sogenannte „Gyropter“. Gemeint sind damit Gyrokopter, Tragschrauber, ähnlich wie Helikopter, nur kleiner und technisch simpler. Sie untermauern außerdem den Steampunk-Flair, den Lyras Welt mit sich bringt. Im Buch werden sie aber konsquent „Gyropter“ genannt, was entweder ein Druckfehler oder schwer nachvollziehbare künstlerische Freiheit ist.
Außerdem quetscht Pullman, ich kann es nicht anders sagen, eine völlig abstruse Liebesbeziehung in den Plot, ohne die die Geschichte wesentlich besser ausgekommen wäre. Warum um alles in der Welt ausgerechnet zwei Zwölfjährige die Köpfe für die Liebesgeschichte hinhalten müssen, weiß der Geier. Sie ist weder glaubhaft, noch romantisch, denn zwei Frühpubertierende beim Turteln zu erleben, löst einfach nur ein befremdliches Gefühl aus.
Das Ende war zwar nicht so spektakulär, wie ich es mir gewünscht hätte, erfüllt inhaltlich dagegen die Erwartungen. Die Mischung aus Vorhersehbarkeit und Überraschung, glückliche Wendungen und der Verlust einzelner Charaktere verleiht der Trilogie einen soliden Abschluss.
Fakt ist, ich wollte dieses Buch wirklich mögen. An sich sticht „His Dark Materials“ auch in vielerlei Hinsicht positiv hervor. Eine einzigartige Science Fantasywelt, die mit ihrer Komplexität zu bestechen weiß und auf mutige Art und Weise die Institution der christlichen Kirche kritisiert, machen die Jugendbücher zu einem besonders einprägsamen Leseerlebnis. Leider weiß Philip Pullman dies fortschreitend weniger in Szene zu setzen, weshalb sich bei „Das Bernstein-Teleskop“ Mängel einschleichen wie die Erfindung grotesker Elefanten auf Rädern, zu viele Nebenfiguren, die als Erzähler fungieren, wodurch der Plot sich wie Kaugummi zieht, verwirrende Neologismen wie „Gyropter“, eine Liebesbeziehung mit Fremdscham-Faktor, mitten im Satz unterbrochene Dialoge, die später weitergeführt werden und nicht zuletzt ein schlecht durchdachtes Layout. In der zweiten Hälfte habe ich sogar zwischenzeitlich mit dem Gedanken gespielt, das Buch abzubrechen, was für mich sehr untypisch ist. Letztendlich habe ich mich dann dazu entschieden die Geschichte mithilfe des Hörbuchs zu beenden. Kurzum, ich kann diesem Band nicht mehr als gerade noch so zwei von fünf Federn geben. Vorerst werde ich weder die Vorgeschichte „Über den wilden Fluss“, noch die Fortsetzung „Ans andere Ende der Welt“ lesen.
- Markus Heitz
DOORS - Der Beginn
(24)Aktuelle Rezension von: Mariesche3 Türen und du kannst entscheiden welche du öffnest!Super Idee aber das ist man von Markus Heitz ja gewohnt 😍 - Dan Brown
Meteor
(1.805)Aktuelle Rezension von: deidreeÜber so manche Seite hinweg merkte ich erst später, dass ich den Atem angehalten hatte. Dan Brown hat diesen Thriller wirklich fesselnd geschrieben. Beeindruckend und natürlich auch erschreckend fand ich die Technologien, die es ja angeblich schon geben soll. Ich will mir das eigentlich gar nicht so wirklich vorstellen.
Aber zur Geschichte zurück. Der Handlungsstrang hat eine Dynamik und eine Schnelligkeit, dass der Leser wie von einem Sog mitgenommen wird. Ob die Handlungen, Entwicklungen und Technologien realitätsnah sind, beziehungsweise gut recherchiert wurden, kann ich am Ende nicht beurteilen, dazu fehlt mir die technische Ausbildung. Allerdings ist die Geschichte relativ glaubwürdig. Ich sage bewusst relativ, da sie sich natürlich schon sehr grenzwertig gestaltet. Eine futuristisch wirkende Technologie jagt die andere.
Rachel, als Hauptfigur, war mir sehr sympathisch, auch die anderen Protagonisten fand ich gut beschrieben. Das Ende kam dann doch überraschend, aber gut erklärt. Mir waren keine Fragen offen geblieben.
Ich habe „Meteor“ sehr gerne gelesen, das Tempo war ebenso hoch wie die Spannung.
- Sten Nadolny
Die Entdeckung der Langsamkeit
(455)Aktuelle Rezension von: Mario_Hackel"Die Entdeckung der Langsamkeit" von Sten Nadolny ist ein beeindruckender Roman, der zum Nachdenken anregt. Im Mittelpunkt der Geschichte steht der britische Entdecker John Franklin. Er hat es geschafft, sich in einer hektischen Welt zum erfolgreichen Forscher zu entwickeln, obwohl er mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte.
Nadolny zeichnet das faszinierende Porträt eines Mannes, der sich durch seine "Langsamkeit" – oft als Schwäche angesehen – zu etwas Besonderem entwickelt. Franklin begegnet seiner Zeit mit Geduld und Nachdenklichkeit. Er schafft es, sich in einem von Effizienz und Leistung geprägten Umfeld zu behaupten – und zwar gerade weil er so ruhig ist. Nadolny hat einen Schreibstil, der perfekt zur Thematik des Buches passt. Er erzählt nämlich auch sehr ruhig und detailliert, sodass man sich als Leser direkt ins 19. Jahrhundert versetzt fühlt.
Am beeindruckendsten finde ich die philosophische Ebene des Buches. Nadolny bringt einen dazu, mal über gesellschaftliche Werte wie Schnelligkeit, Effizienz und Erfolg nachzudenken. Franklin steht für die Fähigkeit, mit Bedacht vorzugehen und den Moment bewusst zu erleben – eine Eigenschaft, die oft vernachlässigt wird.
Warum also nur vier von fünf Sternen? Die Erzählweise ist gemächlich, was die Spannung manchmal etwas dämpft. Man muss sich darauf einlassen können, um das Buch vollständig genießen zu können. Doch wer sich darauf einlässt, wird mit einer inspirierenden Geschichte belohnt, die nachhallt und berührt.
Insgesamt ist "Die Entdeckung der Langsamkeit" eine poetische und tiefgründige Erzählung über das Anderssein und die Kraft der Langsamkeit – ein wertvolles Werk für alle, die Literatur mit philosophischem Tiefgang schätzen.
- Peter Hoeg
Fräulein Smillas Gespür für Schnee
(686)Aktuelle Rezension von: FavoleSmilla, halb Grönländerin, halb Dänin, ist eine verletzlich aggressive, über große Strecken unsympathische und für mich kaum nachvollziehbare Protagonistin. Sie erinnert in Ihrer Art an die Klischees von Autismus, auch wenn es wohl nicht so ist.
Dazu kommt eine langsam vorangehende Handlung in drei Abschnitten (Die Stadt, Das Meer, Das Eis), die vor allem in der ersten Hälfte des Buches ständig durch Rückblenden in Smillas Kindheit, ihre Auseinandersetzung mit Geschichte und Kultur Grönlands, durch zusätzliche Zeit- und Ortssprünge in der Gegenwart und durch philosphische und naturwissenschaftliche Betrachtungen und Erklärungen unterbrochen wird. Das macht das Lesen langsam und anstrengend. Ich habe sicher nicht alles verstanden, wenn auch die Handlung mit Tathergängen und Motiven durchaus klar herausschaut.
Es hat nicht viel gefehlt und ich hätte das Buch abgebrochen. Ich bin dran geblieben und vor allem nach der guten Hälfte des Buches, ab dem Meer-Abschnitt, wurde es spannender, auch weil vor allem die Rückblenden und Unterbrechungen deutlich weniger wurden. Ich hatte es sehr auf ein erlösendes und rundes Ende gehofft, aber irgendwie wäre das dem Buch wohl nicht gerecht geworden. Es ist nicht gänzlich offen. Der Fall ist in gewissem Maße abgeschlossen und doch bleibe ich als Leser ein wenig ratlos im kalten Eis zurück.
Alles in allem ist es kein schlechtes Buch. Es ist anspruchsvoll und das macht es per se nicht einfacher, es zu mögen. Ich bin froh, dass ich bis zum Ende durchgehalten habe, kann aber nicht sagen, ob und wem ich es empfehlen würde.
- Robert Louis Stevenson
Die Schatzinsel
(626)Aktuelle Rezension von: Pegasus1989Ich kenne dieses Werk nur als Hörspiel der Holy Klassiker-Reihe. Zu Anfang hatte ich ein wenig Schwierigkeiten, in das Abenteuer hinein zu kommen, da der betrunkene Kapitän und die ständigen Zeitsprünge für Verwirrung bei mir gesorgt haben. Deshalb kann ich hier nur 4 Sterne geben. Als Jim jedoch an Bord ist, ist ein gut nachvollziehbarer Handlungsstrang des Abenteuers gegeben. Auch die Sprecher sind klasse. Besonders gelungen finde ich Martin Keßler als Dr. Endlich mal kein cooler Mann, den er spricht, sondern jemand, der Besorgnis zeigt, Verantwortung für einen Jungen trägt und dennoch das große Ganze im Auge behält. Schöne Piratengeschichte mit viel Spannung, Wildheit und so manch heiklen Situation, die jedoch mit viel Witz gelöst wird.
- Heather Fawcett
Emily Wildes Enzyklopädie der Feen
(167)Aktuelle Rezension von: MademoiselleMeowFeen sind so gar nicht mein Ding. Trotzdem hatte ich diesen Roman aufgrund des schönen Covers und der vielen positiven Bewertungen immer wieder in der Hand, zuletzt auf der Buchmesse. Aber das Thema Fee war mir einfach zu heikel und ich wusste, meine Bücherei hat ein Exemplar. Also habe ich es mir nur geliehen. Vorerst.
Das Buch hat mich gleich zu Anfang positiv überrascht, denn es spielt 1909. Die Professorin Emily Wilde erforscht ein eher ungewöhnliches Gebiet, nämlich Dryadologie – Feenkunde. Um ihre Enzyklopädie zu vervollständigen, reist sie in ein nordisches Dorf und eckt sogleich bei den eigenwilligen Bewohnern an. Wie gut und schlecht zugleich, dass ihr nerviger Kollege, der umwerfende Wendell Bambleby hinterher reist und buchstäblich für Ordnung sorgt.
Zusammen stellen die beiden nach und nach fest, dass es die Bewohner mit nicht ganz so netten Elfen zu tun haben und so vereint das ungleiche Team Forschungsreise mit Rettungsaktion.Ich war total überrascht, wie gut mir dieser Roman gefallen hat.
Das historische Setting hat sehr geholfen und auch, dass es, zumindest am Anfang, nicht zu sehr ins Fantastische geht. Ich liebe außerdem das Stilmittel, von Fabelwesen auf eine Weise zu schreiben, als würde sie wirklich existieren.Die Legenden, Mythen und hier auch Tatsachen rund ums Feenreich habe mir gut gefallen. Alles sehr naturverbunden und mystisch im winterlichen Gewand. Ich war davon ausgegangen, die Geschichte spiele im Frühling, aber es ist tatsächlich ein schöner Herbst/ Winter Roman.
Die Feen sind größtenteils ziemlich gemein, nicht immer schön und äußerst vielfältig. Besonders ins Herz schließt man den Brownie Poe, den ich mir erstaunlich gut vorstellen konnte. Geholfen bei meiner Vorstellungskraft, hat mir auch ein Buch das ich vor Jaaaahren mal geschenkt bekommen habe (Tipp: Elfen, Goblins und Spukgestalten).
Emily – Wissbegierig, unsozial und stets genervt, ist eine wunderbare Protagonistin, abgerundet von ihrem liebreizend-arroganten Begleiter Wendell. Ich habe den Humor zwischen den Beiden geliebt und konnte ihm auch einfach nie böse sein, dem Wendell.
Zum Ende hin wurde es mir leider etwas zu fantastisch, aber damit muss man ja rechnen. Auch...haben sich diverse romantische Verwicklungen meiner Meinung nach überschlagen. Von den neckischen Flirtereien mal abgesehen, gab es für mich keinen Grund zur Annahme, dass wir in diesem Teil schon SO weit sind.
Ansonsten ist es aber ein richtig tolles Buch und ich werde die Nachfolger auf jeden Fall noch lesen. Das heißt dann aber auch, dass ich mir den ersten Teil, auch wenn ich ihn nun schon gelesen habe, leider noch nachkaufen muss….denn wie doof sieht es aus, wenn man nur Teil 2 und 3 einer Reihe im Regal stehen hat.
Trotz kleiner Abzüge vergebe ich gerade noch 5 Sterne.
Einfach auch, weil es für mich ein Überraschungshit war. - Jules Verne
Reise zum Mittelpunkt der Erde
(424)Aktuelle Rezension von: ArgentumverdeDer Wissenschaftler Professor Otto Lidenbrock lässt seinen Neffen, der als sein Assistent arbeitet, ein seltsames Schriftstück übersetzen und entscheidet den so gefundenen Anweisungen zu folgen und in einen isländischen Krater zu steigen um den Mittelpunkt der Erde zu finden. Sein Neffe muss mehr oder weniger ungewollter Weise mit.
Jules Verne ist mit seiner Fantasie, aber auch seinem technisch wissenschaftlichen Interesse seiner Zeit weit voraus gewesen So nimmt er mit viel Intuition manche später realisierte Entwicklung in seinen Büchern vorweg. Oftmals erklärt und begründet Verne seine Gedankengänge lang und aufwendig auch in seinen Büchern, so dass es seinem damaligen Publikum wie modernste Science Fiction vorkam, Seine Abenteuerromane sind bis heute wunderbare Klassiker, die oftmals überraschend nahe an spätere Möglichkeiten kamen. Auch wenn die Reise zum Mittelpunkt der Erde doch sehr utopisch anmutet ist der Ideenreichtum und die Fantasie des Autors wirklich beeindruckend. Unterstrichen wird dies noch durch die Zeichnungen im Buch, die für zusätzlichen Flair sorgen. Aber auch die Spannungsmomente kommen in diesem Abenteuerroman nicht zu kurz und Vernes ganz eigener Humor, indem er zwei so völlig konträre Charaktere wie den Professor und seinen Neffen aufeinandertreffen lässt. Überhaupt sind die Charaktere ausgesprochen bildhaft und detailliert beschrieben, so wie auch so ziemlich Alles, was den Akteuren auf ihrer Reise passiert und begegnet. Zeitweise übertreibt es Verne mit der Genauigkeit seiner Erläuterungen etwas, aber zum Glück sind dies nur kurze Ausreißer.
Mein Fazit: Verne ist nicht ohne Grund einer der großen Klassiker seiner Zeit und Genres, was er auch hier definitiv beweist. Wenn mir persönlich auch ein, zwei andere seiner Werke noch besser gefallen, so sollte man auch an diesem Buch des Autors keinesfalls vorbeigehen.
- Jeff VanderMeer
Autorität. Auslöschung. Akzeptanz.
(168)Aktuelle Rezension von: carolin_schreibtIch habe „Auslöschung“ jetzt zum zweiten Mal gelesen und finde es immer noch ziemlich gut.
Worum geht es:
Es gibt ein Gebiet namens Area X, das hermetisch abgeriegelt wurde und in dem seltsame Dinge geschehen. Immer wieder schickt eine Behörde Expeditionen dorthin, um mehr herauszufinden. Im Buch geht es um die 12. Expedition, eine Gruppe von vier Frauen. Berichtet wird aus Sicht einer der Frauen, der Biologin. Schnell entwickelt sich die Expedition zum Desaster. Eine unbekannte Lebensform scheint Area X im Griff zu haben und „assimiliert“ Menschen, sodass sie sich in Tiere oder Pflanzen oder etwas ganz anderes verwandeln.
Kommentar:
„Auslöschung“ ist eine Mischung aus Horror, New Weird, Science Fiction und mehr. Besonders gut fand ich, dass der Horror nicht nur auf klassische Schocker setzt, sondern darauf, dass etwas nur aufgrund des Vorwissens des Lesers gruselig ist (der Stapel Tagebücher) oder weil es so seltsam und undenkbar ist (Pilze, die verstörende Worte bilden).
Das Buch ist auch eine Reflexion über das Zusammenleben von Mensch und Natur. Menschen zerstören die Natur und die Natur schlägt zurück und assimiliert die Menschen – wobei leider nicht genauer differenziert wird, wer die Akteure der Naturzerstörung sind und warum sie das tun.
Zugleich wird nach und nach klar, dass die Behörde die Expeditionsteilnehmerinnen belogen und psychisch manipuliert hat. In diesem Licht erscheint fragwürdig, wer nun wirklich gefährlich ist: die Lebensform von Area X, die Behörde, oder beide.
Zudem reflektiert das Buch darüber, was die (Natur)wissenschaft wissen kann. Gibt es Dinge, die sich dem Wissen entziehen und machen Menschen Fehler bei dem Versuch, etwas zu erforschen? Zitat: „Wenn ich keine echten Antworten habe, liegt das daran, dass wir immer noch nicht wissen, welche Fragen wir stellen sollen. Unser Instrumentarium ist nutzlos, unsere Methodologie liegt in Trümmern, unsere Beweggründe sind egoistisch.“ Diese Thematik hat mich an „Solaris“ von Stanislav Lem erinnert. Allerdings bleibt unklar, was genau die Kritik an der naturwissenschaftlichen Methode ist. Die Methode funktioniert nicht, weil die Aliens ihre Zellen verändern können? Könnte man nicht die Methode auch darauf anwenden? Die Beweggründe sind egoistisch, weil ...? Ich hätte es begrüßt, wenn die Kritik genauer ausgeführt worden wäre.
Das Buch hat außerdem eine ungewöhnliche Protagonistin und erzählt in Rückblenden aus deren Leben. Die Biologin ist eine eigensinnige Frau, die mit Pflanzen und Tieren schon immer besser zurechtkam als mit Menschen. In nüchternem Ton schildert die Ich-Erzählerin, wie ihre Ehe daran gescheitert ist, dass ihr Ehemann als extrovertierter und sie als introvertierter Mensch nicht zueinanderfanden. Vieles konnte ich selbst als introvertierter Mensch nachempfinden. Und gerade die Eigenschaften der Biologin, mit denen sie immer bei Menschen angeeckt hat, helfen ihr nun, in Area X zu überleben.
Das Buch ist großartig geschrieben. Vandermeer traut sich selbst und seinen Lesern noch etwas zu. Es gibt komplexe Sätze und Überlegungen zu tiefergehenden Themen. Vandermeer tut vieles, was man heute laut Schreibratgebern und Buchmarktmenschen nicht mehr tun soll. Und er hat Erfolg damit. Das ist in meinen Augen ein Zeichen, dass Lesende mehr drauf haben und Lust auf komplexere Stoffe haben, als die Gurus des Buchmarkts weismachen wollen. Das macht mir Hoffnung, dass noch nicht alles in der Literatur weichgespült ist.
Fazit:
„Auslöschung“ ist ein Buch, auf das man sich einlassen muss. Bis zum Ende werden nicht allzu viel der Rätsel aufgelöst, aber dafür gibt es die Folgebände. Nur die Kritik an Naturwissenschaft und -zerstörung lässt an Genauigkeit zu wünschen übrig.
Insgesamt: Horror, New Weird und Science Fiction mit Tiefsinn und einer ungewöhnlichen Erzählerin.
- Dan Simmons
Terror
(227)Aktuelle Rezension von: SunnySue"Der Tod durch Verhungern ist grausam, Goodsir. Glauben Sie mir. Ich habe ihn in London gesehen, und ich habe ihn bei Schiffbrüchigen gesehen. Doch der Tod durch Scorbut ist noch schlimmer. Es wäre besser, wenn uns dieses Wesen alle noch heute holen würde."
In seinem historischen Roman "Terror" erzählt Dan Simmons uns die Geschichte der geheimnisumwobenen und letzten Expedition des britischen Polarforschers Sir John Franklin. Im Mai 1845 machte er sich mit der "HMS Terror" und ihrem Schwesterschiff "HMS Erebus", beides Schiffe der Royal Navy, auf den Weg, um erstmals die Nordwestpassage, durch das arktische Eis in den Pazifik vollständig zu durchsegeln, diesen Weg kartografisch zu erfassen und damit den kürzesten Seeweg von Europa nach Asien zu finden. Diese Expedition endete jedoch in einer Katastrophe. Und erst 2014 - also mehr als 160 Jahre später! - wurde das Wrack der "HMS Erebus" und erst 2016 die Überreste der "HMS Terror" gefunden. Es ranken sich viele Theorien um diese Expedition und es war für mich sehr spannend dieses Buch, das eine Mischung aus Wahrheit und Fiktion ist, zu lesen.
(Aus dem Amerikanischen von Friedrich Mader.)
"Aber Crozier empfand keine Verzweiflung dieser Art. Noch nicht. Viel wichtiger für ihn in diesem Augenblick war die blaue Flamme der Entschlossenheit, die immer noch in seiner Brust brannte: Ich will leben."
Was für eine Geschichte! Sehr atmosphärisch erzählt uns Simmons über das Los der Schiffe und ihrer Männer und kreirt einen Roman, der uns erbarmungslos mit sich ins kalte Eis reißt. Der uns spürbar frieren und uns bibbernd vor dem eisigen Wind und der Bestie aus dem Eis Schutz suchen lässt. Eine Geschichte die viele Schrecken und die tiefsten Abgründe der Menschheit offenbart, uns Hunger leiden lässt und uns die unerbittliche Grausamkeit dieser entbehrungsreichen Region aufzeigt.
Eine Frage, die mich sehr beschäftigt hat, die ich aber definitiv nicht beantworten kann, ist: Würde ich in dieser Situation Menschenfleich essen?
"Wenn es eine Hölle gibt - woran ich nicht mehr zu glauben vermag, da das Leben auf dieser Erde Hölle genug für ein ganzes Universum ist -, dann muss ich in den tiefsten Kreis des Infernos geworfen werden." - T. C. Boyle
Wassermusik
(385)Aktuelle Rezension von: dunkelbuchBoyle erzählt die weitgehend wahre Geschichte des schottischen Forschers Mungo Park, der im 18. Jahrhundert als erster Weißer den Verlauf des Niger erkundete. Zur Seite stellt er ihm die frei erfundene Figur des Ned Rise, einen englischen Grabräuber und Galgenstrick, der mit dem Entdecker im tiefsten Afrika die wildesten Abenteuer besteht. Außerdem dabei: ein phantastisches Panoptikum von Hexen und Schlägern, Kannibalen, Huren, Glücksrittern.
Schräg schräger am schrägsten
- Isabel Allende
Die Stadt der wilden Götter
(332)Aktuelle Rezension von: Gute_NachtInhalt
Uralte Geheimnisse verbergen sich tief im Dickicht des Amazonas. An den Wasserfällen des Orinoko soll ein riesiges Fabelwesen umgehen, doch traut man der Legende, hat kein Mensch den Anblick überlebt. Alex ist 15 und begleitet seine Großmutter, eine berühmte Reiseschriftstellerin, auf eine Expedition, die die Bestie aufspüren soll. Über dem Camp liegt eine unheimliche Stimmung, als hätte der Dschungel tausend Augen. Da werden Alex und Nadia, die Tochter des Expeditionsleiters, entführt.Die beiden fürchten um ihr Leben - zumindest bis sie herausfinden, dass ihre Entführer vom Indigenenstamm der Nebelmenschen stammen und sich nur verteidigen wollen. Es zeigt sich, dass die Expedition Teil eines perfiden Plans ist. Dieser soll den Einheimischen die Lebensgrundlage stehlen. Nadia und Alex ist, klar, dass sie den Nebelmenschen helfen und das Geheimnis des Urwaldwesens lüften müssen.
Fazit
Die Handlung ist echt stark und spannend. Man steigt langsam in die Geschichte ein, diese nimmt schnell an Fahrt auf. Die Charaktere werden facettenreich, interessant und sympathisch beschrieben.