Bücher mit dem Tag "experimentelle literatur"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "experimentelle literatur" gekennzeichnet haben.

7 Bücher

  1. Cover des Buches Naked Lunch (ISBN: 9783499256448)
    James Grauerholz

    Naked Lunch

     (93)
    Aktuelle Rezension von: jamal_tuschick
    Mütterlicherseits stammte er von Robert E. Lee ab, einem Guerillavirtuosen im konföderierten Generalsrang. William Seward Burroughs (1914 - 1997) fand in dieser verwandtschaftlichen Beziehung das Motiv für einen Avatar namens Bill Lee. Protagonisten mit Zügen des Autors begegnen allen Milieus mit Neugier und Hochmut. Vierzig Jahre nach meiner ersten Burroughs-Lektüre geht mir auf, in welchem Ausmaß sich dieser Schriftsteller selbst aristokratisiert hat, vielleicht mobilisiert von einer sagenhaften Herkunft. (Wie sehr er dem Süden verhaftet war.) Ich stelle mir Burroughs als einen lebenslang Alimentierten vor. Seine Leute waren vermögend, der von Gossen und ihren Typen auf allen Kontinenten faszinierte Spross hatte seinen Kumpanen immer einen Scheck voraus. Sein Habitus verband sich mit einer Förmlichkeit, die aus europäischen Vorstellungen von einer Privatgelehrtenexistenz gewonnen wurden. In den 1940er Jahren geriet er in Abhängigkeit. Dazu regte ihn Herbert Hunke an, der dem Beat und seiner Generation ein paar Präambeln der Verkehrsordnung diktierte. Burroughs Kaltblütigkeit im Verhältnis zur Sucht erscheint mir heute noch genauso großartig wie als Jugendlicher. Die Folgen blank vor Augen: setzte er sich den ersten Schuß. Das erzählt „Junkie“. In „Naked Lunch“ lebt Burroughs als Bill Lee nach den Junk-Gesetzen. Der Autor wähnt sich in einem Zustand äußerster Luzidität. Er erkennt, was die Welt im Innersten zusammen hält. Der amerikanische Alltagsanschein hält keiner Prüfung stand, in Burroughs´ Matrix löst sich das Raum-Zeit-Kontinuum auf. In diesem paranoiden Universum ist alles Lava aus Gier. Bekanntlich wollten nach Burroughs viele auf die andere Seite durchbrechen: Break On Through To the Other Side. Freeland heißt der Bezirk in „Naked Lunch“. Da trifft Alt-Ägyptisches auf humane und semi-humane Hybriden der Handlungsgegenwart in wabernden Prozessen und mit aztekischen Zimbelierungen. So lese ich heute das Buch. Einst diente es der Erweiterung meines Drogenhorizonts. Burroughs stieß als Feldforscher vor, er experimentierte und analysierte. Er schrieb sich mit Kapazitäten.

    Sein großer Groll galt amerikanischen Behörden: „Und ständig Cops: aalglatte Bundesstaatencops mit Collegebildung, einstudiert routinierte Sprüche, elektronische Augen mustern abwägend deinen Wagen ... knurrige Großstadtbullen, Sheriffs auf dem Land mit weicher Stimme und schwarzem drohendem Blick aus alten Augen von der Farbe eines verwaschenen grauen Flanellhemdes“.

    Kiffer und Säureköpfe lagen Burroughs nicht. Stumpf fand er den beatalarmierten Nachwuchs, der lärmend in Sonderzonen eindrang, die bis dahin gespenstisch stille Refugien genuiner Randgruppen gewesen waren. Die Abgesonderten der ersten Stunde, die Bestimmung folgt Burroughs‘ biografischer Warte, bewegten sich wie ferngesteuert auf geheimen Junkrouten, die New York mit New Orleans und Ciudad de México mit Tanger verbanden. Zumindest suggeriert das der Autor, nicht nur in „Naked Lunch“. Die Entstehungsgeschichte von „Naked Lunch“ ist ein Roman für sich, nachzulesen in der „ursprünglichen Fassung“, die bei Nagel & Kimche vor Jahren erschienen ist. In einem nachträglichen „Protokoll“ behauptete Burroughs, die neunjährige Entstehungsgeschichte seines eigenen Werks im Delirium verpasst zu haben: „Aber ich habe offenbar detaillierte Aufzeichnungen ... gemacht“. An einer anderen Stelle wird die Mystifikation entschleiert. „Wenn ich sage, ich könne mich nicht erinnern, wie ich „Naked Lunch“ geschrieben habe, ist das natürlich eine Übertreibung.“ Die Herausgeber James Grauerholz und Barry Miles weisen auf Verdienste von Allen Ginsberg und Jack Kerouac hin. Die Freunde überarbeiteten das Manuskript wieder und wieder, vermutlich rangen sie es Burroughs ab: „Seine finale Form erhielt es aber erst, als Maurice Girodias im Juni 1959 W.B. mitteilte, er brauche binnen zwei Wochen“ einen druckreifen Text. Der Verleger spekulierte auf den Skandal. Die vorliegende Ausgabe folgt der Edition, „nach der Olympia Press das Buch gesetzt“ hat.  

     

  2. Cover des Buches wir sind lockvögel baby! (ISBN: 9783990270127)
    Elfriede Jelinek

    wir sind lockvögel baby!

     (9)
    Aktuelle Rezension von: lesefreude_book
    Soeben habe ich das erste Mal beschlossen, ein Buch nicht zu Ende zu lesen. Bis Seite 100 habe ich mich durchgequält. Noch immer verstehe ich absolut nicht, um was es eigentlich geht, was die Autorin mit diesem Werk will. Die Schreibweise nervt nur mehr. Fast hätte ich das Buch in der Mitte auseinander gerissen, habe mich dann aber doch damit zufrieden gegeben es einfach nur durch den Raum zu schleudern. "Die Klavierspielerin" zähle ich zu meinen Top 3 Lieblingsbüchern, aber was Fr. Jelinek hier eingefallen ist... Die Sätze sind schön ausformuliert und klingen wahnsinnig toll. Das ist aber auch schon das einzig positive, dass ich dem Buch "wir sind lockvögel baby!" abgewinnen konnte. Zusammen ergeben diese schönen Sätze leider keinen Sinn. Die Hauptfiugren wechseln wahllos und es gibt keine durchgängige Handlung. Auch die Schreibweise von manchen Wörtern, wie zum Beispiel "süstem" und "idüllisch" stießen mir sauer auf. Weiters ist es sehr irritierend, dass völlig auf Groß- und Kleinschreibung verzichtet wurde. Ja, selbst Satzzeichen wurden, abgesehen von ein paar Punkten, einfach weggelassen. Hierdurch wurde der Lesefluss massiv gestört. Hier stelle ich mir wirklich die Frage, wie es manche Bücher überhaupt bis zur Veröffentlichung schaffen. Ich kann nur jedem empfehlen die Finger von diesem Buch zu lassen.
  3. Cover des Buches Die alten Filme (ISBN: 9783596257485)
    William S. Burroughs

    Die alten Filme

     (1)
    Noch keine Rezension vorhanden
  4. Cover des Buches Invisible Cities (Vintage Classics) (ISBN: B004FV4XAI)
  5. Cover des Buches Das Ohr (ISBN: 9783932109515)
  6. Cover des Buches Nova Express (ISBN: 9780141189925)
    William S. Burroughs

    Nova Express

     (11)
    Aktuelle Rezension von: Beagle
    Meine Welt ist sie nicht, die der Raumschiffe, die der fernen Zukunft. Ein anderer mag das Buch nicht schlecht finden...
  7. Cover des Buches Aus der Zuckerfabrik (ISBN: 9783446267503)
    Dorothee Elmiger

    Aus der Zuckerfabrik

     (13)
    Aktuelle Rezension von: uliseslima

    Dorothee Elmiger formulierte in einem Text 2021, der sich um Ursula K. Le Guins Carrier-Bag-Theory drehte, folgende Zeilen:

    »In der Tasche, im Behältnis befinden sich die Dinge in Unordnung, in ständiger Bewegung, mit jedem Schritt werden sie gewendet und in neue Konstellationen gebracht, neu formatiert; Hierarchien haben unter diesen Bedingungen keinen Bestand […].« 

     

    Wie kaum ein*e zweite*r Autor*in baut Elmiger ihre Texte gemäß der Nicht-Gesetze der Unordnung auf. Sie versteht eine Erzählung nicht als Abfolge von Konflikten, wie es die alte Ratgeberweisheit besagt, vielmehr müsse sich »der Text selbst im Konflikt mit der Welt befinden, von der er ausgeht«. Diesem Credo folgend, sammelt sie in der »Zuckerfabrik« in einer Art großangelegter Recherche Fragmente, Episoden, Wissensstücke, Gedankenfetzen, Impressionen, Fallberichte, Erfahrungen, Geschichtsauszüge, Lyrik, Biografien, Liebesgeschichten und viele Mosaiksteine mehr, die sie dann aus ihrer vollgepackten Tasche zieht, auslegt, analysiert und miteinander in eine (aber nicht zwingend die eine) Verbindung setzt. Mittels dieser Verbindungen zieht sie Fäden von den Ausgangsthemen Lotto-Millionär, Liebe und Begehren über Marx und Revolution zu Zucker, Macht und Biografien von diversen Personen, bis hin zu sich selbst – woraus eben keine konventionelle Handlung, sondern ein ausschweifendes, tiefgründiges, bisweilen chaotisches und undurchdringliches Mosaik entspringt …, das man als Leser*in eben als Gewinn oder Zeitverschwendung betrachten kann (wie die äußerst gespaltenen Reaktionen auf das Buch belegen).

     

    Das Buch mag verwirrend und exaltiert erscheinen, als »Literaturinstitutsliteratur«, wie immer wieder zu lesen ist, und wie bei wenigen anderen mir bekannten Werken scheint es mir letztlich auch eine Geschmacksfrage zu sein, ob man Elmigers preisgekröntes Werk mag oder nicht, jedoch bin ich der Meinung, dass über ihre sprachlichen Fähigkeiten kaum Zweifel bestehen (sollten). Elmiger beherrscht die unterschiedlichsten Textsorten mit einer spielerischen Leichtigkeit, ist mal Dichtern, mal Historikerin, mal Theoretikerin, mal Forscherin, mal Erzählerin, und erreicht es u.a. mit ihrer Sprache, die Gattung Roman aus ihren eigenen Fesseln zu befreien.

     

    Nicht zuletzt ist Elmiger eine kluge, unkonventionelle Analytikerin, die es versteht, alte Texte von Frisch, Marx und weiteren historischen Personen gegen die herkömmlichen Deutungsmuster zu lesen und ihnen so andere Interpretationsebenen und Geschichten zu entlocken, die für mich hochspannend und bereichernd waren. Sie verknüpft dabei immer wieder das Private mit dem Politischen und legt das feingesponnene Netz von z.B. Macht und Begehren in aufschlussreichen Verstrickungen frei.

     

    Fazit: Ein herausforderndes, aber reichhaltiges Buch, geschrieben in einer bezaubernden Sprache, für Leser*innen, die sich gerne auf eine tollkühne, unkonventionelle Forschungsreise begeben.

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