Bücher mit dem Tag "expressionismus"
109 Bücher
- Alfred Döblin
Berlin Alexanderplatz
(290)Aktuelle Rezension von: SotsiaalneKeskkondMir hat der Schreibstil an und für sich sehr gut gefallen. Ich mag es, wenn dieser etwas umschreibend ist und man ein tolles Bild der Handlung und des Handlungsortes suggeriert bekommt. Allerdings nahm die oben bereits angesprochene Reizüberflutung zu drastische Ausmaße an, sodass ich das Buch nicht mehr genießen konnte. Man erlebt zwar hautnah die Erlebnisse einer Großstadt, aber Spannung kommt in der Geschichte gar nicht auf. Das Potential wird durch die ständige Erwähnung von banalen Nebensächlichkeiten komplett unterdrückt. Insofern war die Geschichte zäh und anstrengend zu lesen. Da stellt sich dann aber für jeden die Frage, ob man für den wohl beispiellosesten deutschen Großstadtroman und Döblins wunderbaren Schreibstil absolute Langeweile in Kauf nehmen will.
- Jonathan Safran Foer
Alles ist erleuchtet
(527)Aktuelle Rezension von: JorokaIch habe zuerst den Film gesehen, zu dem das Buch als Vorlage diente; und dieser hat mir ausgesprochen gut gefallen. Normalerweise ist man von der filmischen Umsetzung eines literarischen Werkes enttäuscht, im vorliegenden Fall war es gerade umgekehrt.
Die Geschichte eines jungen jüdischen Amerikaners (Jonathan Safran Foer), der in die Ukraine fährt und sich dort mit Hilfe eines radebrechenden, machohaften Reiseführers und dessen "blinden" Opa als Fahrer, nebst "Blindenhund" auf die Suche nach der Vergangenheit seines eigenen Großvaters macht, ist im Buch als eine der vier Handlungsstränge enthalten.
Daneben geht es um die Geschichte von "Brod", die dem gleichnamigen Fluss "entspringt", als ihre Eltern im Jahre 1791 dort mit Fuhrwerk in den Fluten versinken; des weiteren um die Geschichte der Heirat von Jonathans Großvater vor Zerstörung des Schtetls um 1940 und um die Kommentare von Alex, dem ukrainischen Reisebegleiter von Jonathan, der scheinbar diese Geschichten Korrektur ließt.
Ganz schön verwirrend und so kam es mir beim Lesen auch durchgehend vor. Hätte ich zuvor den Film nicht gesehen, hätte ich bezüglich Orientierung wohl auch gewiss einige Probleme gehabt. Nun, das mag "innovativ" sein, aber meinem Lesevergnügen zumindest nicht zuträglich.
Natürlich sind alle Geschichten miteinander verwoben und auch Alexs Großvater ist involviert. Ein bisschen dick aufgetragen, wie ich finde.
Negativ aufgestoßen ist mir auch die unnötig obszöne Sprache, die in manchen Passagen benutzt wird.
Fazit: Insgesamt kein wirklich schlechtes Buch. Aber es kommt halt wie ein besonders bemühtes Erstlingswerk eines noch nicht ganz ausgereiften Schreiberling rüber.
- Florian Illies
1913
(294)Aktuelle Rezension von: bibliophilaraGeschichte fand ich früher meistens furchtbar langweilig. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass ich einen Lehrer hatte, der ununterbrochen nur zusammenhanglose Monologe geführt und irgendwelche Daten von unterzeichneten Verträgen in seinen Bart genuschelt hat, ohne jemals etwas an die Tafel geschrieben zu haben. Aber der Kunsthistoriker Florian Illies beweist, dass es auch anders geht. 2012 veröffentlichte er ein historisches Sachbuch, das nur in einem einzigen Jahr spielt: „1913“. In über 300 Seiten entführt er den Leser in ein Zeitalter, das selbst unsere Großeltern nicht miterlebt haben und bietet eine neue Perspektive auf längst vergangene Epochen.
Was ist eigentlich 1913 so alles Wichtiges passiert? Ich wusste vor dem Lesen dieses Buches nur, dass ein Jahr zuvor die Titanic unterging und ein Jahr danach der erste Weltkrieg durch die Ermordung Franz Ferdinands ausgelöst wurde. 1913 selber war für mich aber ein unbeschriebenes Blatt Papier. Jetzt habe ich das Gefühl, dass ich fast alles weiß: Wie Louis Armstrong an seine erste Trompete kam oder Sigmund Freud an seine Katze, welche Intentionen der Kubismus hegte, wie Thomas Mann seine Homosexualität vertuschte und noch vieles mehr. Illies beschäftigt sich mit zahlreichen Themen wie Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Mode, Musik, Literatur, Architektur, Philosophie und vor allem Kunst. Dabei stellt er die bedeutendsten Persönlichkeiten dieser Zeit vor. Ein besonderes Augenmerk legt er dabei unter anderem auf Franz Kafka, Adolf Hitler, Alma Mahler, Ernst Ludwig Kirchner oder Else Lasker-Schüler und wirft einen Blick hinter die Kulissen dieser großen Namen.
Das Sachbuch ist in insgesamt zwölf Kapitel unterteilt. Jedes Kapitel steht für einen Monat und beginnt jeweils mit einem Bild und einer Vorschau. Innerhalb dieser Kapitel wird wieder in Abschnitte gegliedert, die nicht mehr unbedingt chronologisch vorgehen. Ihre Länge kann von einem Satz bis zu maximal fünf Seiten variieren und befasst sich entweder mit einem Ereignis oder einer Anekdote über eine Berühmtheit, bei der häufig auch Zitate aus Büchern, Briefen, Tagebüchern oder anderen Niederschriften eingefügt werden.
Illies schreibt optimistisch, humorvoll und manchmal auch sarkastisch, verwendet außerdem den Präsens und wendet sich gelegentlich direkt an den Leser, um Wissenswertes, das inzwischen 103 Jahre auf dem Buckel hat, wieder lebendig zu machen. Sein schriftstellerisches Talent zeigt sich ebenfalls darin, wie geschickt er Verknüpfungen zwischen an sich voneinander unabhängigen Abschnitten mit Wortspielen, Randinformationen, Vergleichen, Wiederholungen oder rhetorischen Fragen schafft und somit aus der episodischen Erzählung, wie aus tausend kleiner Scherben, ein buntes, vollständiges Mosaik kreiert. Der intellektuelle Anspruch wird neben dem Inhalt, der gewisse künstlerische Vorkenntnisse erfordert, mit hoher Eloquenz und komplexem Vokabular fortgeführt. Nicht Wenige werden von Begriffen wie Galopin, exaltieren, Mäzen, Samowar, Clochard, sakrosankt oder Päderastie zumindest einen nicht aus dem Stegreif definieren können.
Bemerkenswert ist ebenfalls der große Aufwand an Recherchen, den Illies über sich hat ergehen lassen. Die Auswahlbibliographie ist klein gedruckt und ellenlang. Es ist demnach nur ein Ausschnitt aus den zahllosen Werken, die er durchwälzt hat, um das Jahr 1913 perfekt zu rekapitulieren. Allein das hat meiner Meinung nach volle Anerkennung verdient. Leider ist ihm dann doch ein kleiner Fehler unterlaufen, denn er verwechselt Kokoswasser mit Kokosmilch. Kokoswasser ist die Flüssigkeit, die im Hohlraum einer Kokosnuss liegt; Kokosmilch wird dagegen aus dem gepressten Fruchtfleisch gewonnen. Die Anekdoten sich gleichermaßen faszinierend, wie auch verstörend. Neben Homosexualität sind auch Inzest, Polygamie, Prostitution, Drogenkonsum und Psychosen keine Tabuthemen.
Warum gerade das Jahr 1913 gewählt wurde, vermag ich lediglich zu mutmaßen. Es könnte einerseits daran liegen, dass der erste Weltkrieg sich bereits anbahnte, das Jahr also historisch betrachtet wie ein Wetterumschwung war und die Menschheit damit gut repräsentiert: Eine Mischung aus Gut und Böse. Künstlerisch gesehen waren die 1910er ein Zusammenprall vieler verschiedener Stile, die facettenreiche und widersprüchliche Kunstwerke zutage brachten. Genau das Richtige also für einen Kunsthistoriker wie Florian Illies. Andererseits liegt das Jahr auch inzwischen weit genug zurück, um keine Zeitzeugen mehr zu haben, die sich noch daran erinnern könnten. Es bleiben uns also nur noch Archive, um Informationen einzuholen.
Falls es jemals eine Fortsetzung von „1913“ geben sollte, würde ich sie definitiv auch lesen, jedoch bezweifle ich, dass es dazu kommen wird. Es würde mich wirklich brennend interessieren, für welches Jahr sich Illies dann entscheiden würde. Aber vielleicht kann sogar er die Frage nicht richtig beantworten.
Wer weder vor Kunstgeschichte noch vor hochgestochener Sprache zurückschreckt, hat mit „1913“ von Florian Illies das perfekte Lesefutter gefunden. Egal wie viel Vorwissen man besitzen mag, niemand wird nach dem Lesen behaupten können, nichts spannendes Neues in Erfahrung gebracht zu haben. Wer sich allerdings eher als Kulturbanause bezeichnet, sollte um dieses historische Sachbuch einen großen Bogen machen. Ich zolle Illies‘ Recherchearbeit und fantastischem Schreibstil höchsten Respekt. Besser hätte man ein Buch zu diesem Thema gar nicht umsetzen können. Der kleine Fehler mit der Kokosnuss ist zu gering, als dass er hier ins Gewicht fallen könnte, deswegen erhält „1913“ von mir verdiente fünf Federn.
- Franz Kafka
Die Verwandlung
(1.805)Aktuelle Rezension von: Applesreading[Klappentext von Amazon:
Die Verwandlung, ein emblematisches Werk von Franz Kafka, kann durch eine metaphysische Perspektive interpretiert werden, die tiefe Dimensionen des spirituellen Verfalls und des existenziellen Unbehagens der Moderne aufdeckt·
Die Geschichte von Gregor Samsa, der sich in ein monströses Insekt verwandelt, symbolisiert die Entmenschlichung und Entfremdung, die das Individuum in der modernen Welt trifft, getrennt von seinen spirituellen Wurzeln· Gregor, einst ein gewöhnlicher Mensch, verliert seine Essenz und wird sich selbst und anderen fremd, und verkörpert somit die zeitgenössische menschliche Bedingung, die von materialistischen und utilitaristischen Werten überflutet wird·
Die Reaktion der Familie Samsa, Gregor nach seiner Verwandlung abzulehnen, beleuchtet die Unfähigkeit der modernen Gesellschaft, die spirituellen und transzendenten Aspekte der Existenz zu erkennen und zu integrieren· Diese Unfähigkeit führt zur Isolation, zum Unverständnis und letztendlich zur Zerstörung des Individuums· Der Identitätsverlust und der Verfall Gregors spiegeln den Niedergang des modernen Menschen wider, gefangen im Strudel eines Lebens, das seines tiefen Sinns beraubt ist·
Kafka hebt durch seine Erzählung die Zerbrechlichkeit und Verwundbarkeit des Menschen in einer Welt hervor, die keine Verbindung zum Heiligen hat· Gregors Verwandlung wird so zu einer mächtigen Metapher für den spirituellen Verfall, die Entfremdung und die Verzweiflung, die aus dieser Trennung resultieren·
Insgesamt ist Die Verwandlung von Kafka, gesehen aus dieser Perspektive, eine scharfe Kritik an der Moderne und ihren Auswirkungen auf die menschliche Seele· Sie lädt uns ein, über die Gefahren der Entfremdung und des Sinnverlustes nachzudenken, während sie die Bedeutung betont, sich wieder mit den spirituellen und metaphysischen Prinzipien zu verbinden, um ein echtes Verständnis unserer Existenz wiederzufinden·]Ich habe das Buch angefangen, weil ich mal was davon gelesen habe und interessiert war und ich sag es immer wieder: Ich empfehle das Buch wirklich jeden. Das ist ein Klassiker, den man gelesen haben muss! Es ist tiefgründig, emotional und man kann so viel dort interpretieren. Ich liebe dieses Buch wirklich.
- Franz Kafka
Franz Kafka, Gesammelte Werke
(79)Aktuelle Rezension von: KATHIFranz Kafka ist ein Autor, der es wie kein anderer versteht, die tiefen Abgründe der menschlichen Existenz in Worte zu fassen. Diese Sammlung seiner gesammelten Werke zeigt eindrucksvoll seine einzigartige Fähigkeit, das Unheimliche und Absurde des Alltagslebens zu beleuchten. Geschichten wie "Die Verwandlung", "Das Urteil" und "Der Prozess" sind Meisterwerke, die den Leser in Kafkas komplexe Welten voller Verzweiflung, Isolation und bürokratischer Albträume entführen.
Besonders faszinierend ist Kafkas Fähigkeit, mit seiner präzisen und oft düsteren Prosa eine beklemmende Atmosphäre zu schaffen, die lange nach dem Lesen nachhallt. Seine Charaktere sind oft gefangen in Situationen, die sie nicht verstehen und aus denen es keinen klaren Ausweg gibt, was Kafkas Werk zeitlos und universell relevant macht.
Diese Sammlung ist ein Muss für alle, die sich mit Literatur beschäftigen, und bietet einen tiefen Einblick in das Schaffen eines der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Es ist eine intensive, herausfordernde Lektüre, die jedoch mit reichhaltigen Gedanken und Interpretationen belohnt.
- Alfred Kubin
Die andere Seite
(51)Aktuelle Rezension von: dunkelbuchEine düstere Vision ist es, die Kubin da hatte, aber auch eine packende. Die Interpretationen sind vielseitig, die naheliegendste ist immer noch die Vorahnung des kommenden Ersten Weltkriegs, der in einem Strom von Gewalt und Zerstörung einen radikalen gesellschaftlichen Umbruch mit sich bringt und die "alte Welt" samt ihren Strukturen hinwegfegt.
Ein Traumland als negative Utopie.
- Mary Basson
Die Malerin
(88)Aktuelle Rezension von: A_KaidenDie Sprache der Autorin ist sehr schön und bildhaft. Dies hat mich dazu bewegt, weiterzulesen und den Roman erst in der Mitte abzubrechen. Denn die Story zieht sich leider extrem in die Länge und auch mit der Hauptfigur, sie sich auf ihren verheirateten Lehrer einlässt und von diesem jahrelang an der Nase herumführen lässt, wurde ich absolut nicht warm. Das Frauenbild hat mich ehrlich gesagt so genervt, dass ich letztendlich nach über 300 Seiten abgebrochen habe. Das ist allerdings Geschmackssache, deswegen bon mir trotzdem 3 Sterne, auch wegen dem schönen Schreibstil.
- Walter Hasenclever
Der Sohn
(11)Aktuelle Rezension von: sickgirlIn "Der Sohn" von Walter Hasenclever geht es um die Beziehung zwischen Vater und Sohn sowie um das Lebensgefühl der jungen Autoren des expressionistischen Jahrzehnts; es geht um den Protest der Söhne gegen die Väter. Der Sohn fällt durch die Abiturprüfung und das Verhältnis mit seinem Vater spitzt sich zu, denn diese haben zwei unterschiedliche Auffassungen und Erwartungen vom Leben. Der Vater ist rational-pragmatisch, auf Ehre bedacht, der Sohn will etwas erleben, sexuelle Erfahrungen sammeln. Als der Vater den Sohn nach nicht bestandener Prüfung in sein Zimmer einsperrt, wird der Sohn durch den Freund befreit, welcher in auf eine Versammlung des Klubs "Zur Erhaltung der Freude" führt. Dort hält der Sohn eine Rede und ruft zum Kampf gegen die "unmoralischen Väter" auf. Am nächsten Morgen verlangt der Freund vom Sohn, den Vater umzubringen.... Wenn man ein typisch expressionistisches Drama lesen will, dann ist man mit Hasenclevers "Der Sohn" gut beraten, denn es vereint Ideen und Gefühlslagen der expressionistischen Autoren: messianischer Pathos, Rebellion gegen die Vätergeneration und wilhelminische Ära, Verzweiflung an der als fremd empfundenen Umwelt. Als besonders interessant ist anzumerken, dass sich am Ende des Büchleins ein von Georg-Michael Schulz verfasstes Nachwort befindet, dass Interpretationsansätze liefert, das Stück zeitlich einordnet und erklärt. - Jonas Jonasson
Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen hatte
(69)Aktuelle Rezension von: christina19Das Buch „Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen hatte, ist mir durch sein besonderes Cover ins Auge gestochen. Wie alle Romane von Jonas Jonasson ist es mit einem Tiermotiv versehen und in schlichter Farbigkeit gehalten. Ich mag die Gestaltung sehr gerne, auch wenn ich den Zusammenhang zwischen der Giraffe und dem Inhalt nicht ganz verstehe – vielleicht hätte ein Kaffernbüffel oder ein Löwe besser gepasst!?
Inhaltlich und stilistisch ist das Buch ein typischer Jonasson: Die Geschichte steckt voller Witz, kurioser Zufälle und unvorhergesehener Wendungen: Nachdem der Schwede Kevin von seinem Vater in Afrika ausgesetzt wurde, wächst er bei Ole Mbatian, seines Zeichens Häuptling der Massai und Medizinmann, auf. Eines Tages reist Kevin zurück nach Schweden, woraufhin Ole Mbatian ihm folgt und in Stockholm für so einiges Chaos sorgt… Die Charaktere zeichnet Jonasson für den Leser gut greifbar. Der Handlungsverlauf ist manchmal sehr detailliert beschrieben und teils rasant erzählt - meistens kann man ihm aber gut folgen. Eine wichtige Rolle im Buch spielen Werke der Künstlerin Irma Stern. Hier verschwimmen Realität und Fantasie, denn während einige ihrer Bilder als Farbdrucke im Buch zu finden sind, sind andere Werke, die ihr in der Geschichte zugeschrieben werden, frei erfunden.
„Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen hatte“ ist ein sehr unterhaltsamer Roman. Leser, die realistische Erzählungen mögen, sind mit einem anderen Buch allerdings besser beraten.
- Alfred Döblin
Die Ermordung einer Butterblume und andere Erzählungen
(40)Aktuelle Rezension von: Angel10- Expressionismus
- Wahnsinn, bürgerliche Werte
- Umgang mit Schuld - Sophie Villard
Peggy Guggenheim und der Traum vom Glück
(65)Aktuelle Rezension von: Stephanie_RuhDas Buch spielt in den Jahren 1937 bis 1942. Von der anfangs sorglosen Zeit, umgeben von Künstlern, bis zur Zeit des 2. Weltkriegs, in der es nicht nur um Kunst, sondern auch ums eigene Überleben geht. Peggy Guggenheim möchte die Kunst fördern, ein eigenes Museum haben. Das ist nicht so einfach, grade als Frau. Doch Peggy schafft es, wenn sie zwischendrin auch auch aufgeben muss.
Sophie Villard schafft es mit "Peggy Guggenheim und der Traum vom Glück", ein lebendiges Bild dieser interessanten Frau zu erschaffen. Einer Frau, die nicht nur für die Kunst, sondern auch für Männer schwärmt. Durch die berühmten Namen von Malern, Künstlern und Autoren lernt man noch einiges dazu. Das Buch war von Anfang bis Ende interessant, ich habe mich keinen Augenblick gelangweilt.Das Cover ist mir zu unauffällig, da hätte ich noch mehr Bezug auf den Namen Guggenheim erwartet. Der Schreibstil der Autorin ist klar und unterhaltsam, trotz der nicht immer fröhlichen Themen. Am liebsten würde ich mir jetzt direkt ihr Museum in Venedig anschauen!
- Leonhard Frank
Die Jünger Jesu
(7)Aktuelle Rezension von: Yps,Der Roman sollte vier dicht mit einander verbundene Handlungs linien haben: Die Taten einer Knabenbande, deren Anführer, Petrus, die geheimen Sitzungen immer mit dem Satz eröffnete: ,Wir, die Jünger Jesu, Vollstrecker der Gerechtigkeit, nehmen von den Reichen, die alles haben, und geben es den Armen, die gar nichts haben. - Den voraussehbaren Neonazismus in Deutsch land, zu schildern an einer Abart heimlich wieder organisierter Hitlerjugend. - Die tragische Liebesgeschichte zwischen einem deutschen Mädchen und einem amerikanischen Soldaten. -- Und das Schicksal einer Jüdin, die als sieb zehnjühriges unberührtes Mädchen nach Warschau in ein Bordell für deutsche Soldaten gebracht worden war und nach dem Krieg, von tausend Soldaten mißbraucht, seelisch zerstört zurückkehrt in ihre Heimatstadt, wo ihr einstiger Verlobter lebt, der sie geliebt hatte. Michael sagte sich, als Schauplatz dieses Romans, dessen Vorgänge und handelnde Personen ausnahms los frei erdacht werden mußten, könnte er jede deutsche Stadt wählen. Er wählte das zerstörte Würzburg als Schauplatz, weil er zu seiner Heimatstadt die stärkste Gefühlsbeziehung hatte. Michael schrieb den ersten Satz des Rormans ,Die Jünger Jesu' Anfang Januar 1947 und den letzten Satz, nachdem er sozusagen Tag und Nacht gearbeitet hatte, Ende Dezember 1947. LEONHARD FRANK in Links, wo das Herz ist"
- Hugo von Hofmannsthal
Jedermann
(65)Aktuelle Rezension von: NespavanjeBei den Salzburger Festspielen, die weltweit als das bedeutendste Festival der klassischen Musik und darstellender Kunst gelten und die seit 1920 jeden Sommer stattfinden, ist der - Jedermann - ein fester Bestandteil. Vor der Kulisse des Doms wird das - Spiel vom Sterben des reichen Mannes - aufgeführt und das nicht immer gänzlich frei von Kritik. Die Inszenierungen sind nicht immer im Geschmack des Publikums gehalten, die Geschichte bleibt aber dennoch dieselbe: Der Hauptcharakter in diesem Drama ist der Jedermann, der ein ausschweifendes Leben führt und kurz vor seinem Tod bereut. Das Stück beruht wahrscheinlich auf einem englischen Mysterienspiel aus dem Mittelalter, dem Everyman. Fast zeitgleich erschien allerdings auch der holländische "Elckerlyc". Welcher der beiden Texte, die beide sehr überein stimmen, der ursprüngliche war, bleibt fraglich. Wenn man bedenkt, dass im Mittelalter religiöse und biblische Themen fast immer eine Rolle in Theaterstücken gespielt haben, dann ist es wohl nicht verwunderliche, dass eben dieses hier, das christliche Glaubenssystem wiederspiegelt. Und zwar in der Annahme, dass wenn man wahrhaft bereut, dir deine Sünden vergeben werden. Selbst wenn man sein Leben lang ein moralisch verwerfliches Leben geführt hat. Die Auseinandersetzung mit dem Tod - war für Hugo von Hofmannsthal ein wichtiges Thema - in mindestens 3 weiteren Stücken wird das Ende des Lebens behandelt. Manch einer findest es ein wenig altbacken - allerdings kann man diese Kritik nicht so stehen lassen - man muss den Text wohl auch im Kontext der Zeit lesen.
- Jörg Pilawa
Pilawas Allgemeinwissen - Das Quiz
(3)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerEin nett geschriebenes Jugendbuch, über alles was man so wissen sollte. Aufgebaut wie ein kleines Lexikon mit 10 Kategorien, vermittelt es Kindern mit Freude und Spaß Allgemeinwissen. Zwischendrin sind immer kleine Fragen eingebaut, die man durch das Lesen des Textes leicht beantworten kann. Für wissensdurstige Große und Kleine Leute ein schönes Buch. - Stefanie Schröder
Gabriele Münter
(4)Aktuelle Rezension von: BuecherspiegelDie Romanbiografie über Gabriele Münter (1877-1962) von Stefanie Schröder wird die romantisch veranlagte Leserschaft genauso ansprechen wie die für wahre Dramen empfängliche. Aber nicht nur diese, sondern auch die, die mehr über Frauen erfahren wollen, die für uns Wegbereiterinnen des Feminismus waren. Weil sie nicht den Mund halten wollten, sondern mitgestalten und ihren eigenen Weg so unbedingt gehen wollten. So wie Münter, die nicht verstand, warum eine Malerfreundin sich plötzlich zurückzog, ihre Meinung hinter der ihres Mannes versteckte. Sie plötzlich aneckte, weil sie das tat, was sie am besten konnte: für ihren Lebensgefährten und Gewissensehemann Wassily Kandinsky da zu sein, ihn unterstützte, mit ihm etwas aufbauen wollte, seine Werke schützte, als es darauf ankam, und ihre Gefühle dann eben nicht für den Mann sondern für die Kunst sprechen ließ.
Was für eine Frau. Diese Möglichkeiten, die ihr geboten wurden, die sie allesamt annahm, wenn sie sich ihr auftaten. Mehrere Jahre Familie in Amerika besuchte, viele Reisen, monatelange Aufenthalte im nahen und fernen Ausland, in deutschen Städten unternahm. Ihr Leben, das zum großen Teil aus Abschied nehmen und Ankommen ausmachte. Das sie sich durchsetzen konnte, ihrem Talent, dem Zeichnen nachzugehen, in von Frauen gegründeten Schulen, da das Kunststudium für Frauen zu dieser Zeit noch unzugänglich war.
Was hat es aus dem Nesthäkchen der Familie Münter gemacht, eine junge Frau, die zwar gerne den damaligen Werten entsprochen hätte, eine verheiratete Frau zu sein, die aber diesen Stand nie erfüllte. Was sie sich anhören lassen musste, nicht nur von ihrer Familie, die ewigen Lästereien und Sprüche, da sie doch mit einem verheirateten Mann zusammen war, der ihr zwar die Ehe versprach, es dabei aber belassen hatte. Was musste sie sich aber auch in ihren Lehrer verlieben, der von ihrer Kunst mehr als angetan war. Und der ewig dafür brauchte, um endlich geschieden zu werden. Und sie dann doch nicht heiratete. Diese überaus empfindsame russische Seele, was hatte er bloß an der geradeheraus denkenden, Lügen verabscheuenden Frau gefunden, die sich nicht verbiegen lassen wollte.
In vier „Büchern“ hat Schröder das Leben und Wirken von Münter eingeteilt. Im recht kurzen ersten Abschnitt „Die Schülerin wird zur Gefährten“ beschreibt sie die Anfangsjahre im Leben der jungen Künstlerin, wie sie Kandinsky kennen und lieben lernte. Das folgende Buch „Malerkolonie oder eine neue Malrichtung“ erzählt bereits mehr von immer wieder erfolgten Trennungen, Abschieden und Ankünften auf Bahnhöfen, den Zeiten des Wartens. Aber auch davon, wie es mit ihren Werken, ihrem Zeichnen, Malen, ihrer Kreativität voranging. Die gemeinsamen Freunde aus Künstlerkreisen trafen sich gerne im von Kandinsky und Münter gefundenen Haus in Murnau. Das für Münter bis ans Lebensende ein Heim darstellte, zu dem sie gerne zurückfand, auch nach Jahren der Abwesenheit. Der „Blaue Reiter“, das dritte Buch, auch Titel des Almanachs das Münter und Kandinsky mit Freunden veröffentlichen wollten zeugt von dem Unfrieden unter den Paaren, hauptsächlich Münter gegenüber, denn die durchweg jüngeren Leute wollten nicht hinnehmen, dass sie so unabhängig ihren Weg ging, unabhängig von einem Mann und von der Familie. Der Spott und die Eifersüchteleien nahmen zu. Im letzten Teil „Abschied und Neuanfang“ wird das innere Ringen mit sich selbst und der Streit mit Kandinsky beschrieben, wie Münter immer noch hoffte nach dem Ersten Weltkrieg eine Ehe mit ihm einzugehen und sie bitter enttäuscht wurde. Es kostete sie Jahre ihres Lebens, bis sie endlich wieder Frieden mit sich und einen Freund gefunden hatte, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbrachte.
Die Autorin hat gefühlvoll vom Leben Münters geschrieben, hat sie doch viele schriftliche Zeugnisse von ihr, von Freunden zur Verfügung, neben zahlreichen bisherigen Veröffentlichungen. Daraus wurde ein sehr lebendiger Roman, der die Zeiten um 1900 wieder aufleben lässt. Im Anhang findet sich ein reichhaltiger Quellennachweis für die, die noch mehr über das Thema erfahren wollen.Ausstellungstermine finden sich zum Beispiel unter: http://www.beateobermann.de/ausstellungen-und-messen-2014-2018/gabriele-m%C3%BCnter-sensationelle-ausstellung-im-lenbachhaus/
Über Gabriele Münter ist viel geschrieben worden, fündig wird man bei Wikipedia auch zu weiterführende Links: https://de.wikipedia.org/wiki/Gabriele_M%C3%BCnter
- Gottfried Benn
Gedichte
(23)Aktuelle Rezension von: mayfayeVom Brechreiz zum Elysium - Gottfried Benn kann man nicht auf den ersten Blick erfassen oder verstehen. Auf den zweiten auch nicht. Man muss damit leben, dass er wütende, häßliche Gedichte schreibt, aber auch romantische, fast kitschige. Ein polarisierender Autor, dessen "schöne Jugend" mich schockiert und begeistert hat! - Berit Glanz
Pixeltänzer
(28)Aktuelle Rezension von: bigpandaDie Protagonistin Beta (Abkürzung für Elisabeth) arbeitet in der IT-Branche in Berlin. Sie lebt in den Tag hinein und ist kämpft indirekt mit der Sinnfrage ihres Alltags.. Über eine App, bei der man von Unbekannten durch ein Telefonanruf und ein kurzes Gespräch geweckt wird, lernt sie zufällig einen Hamburger kennen, der in Los Angeles arbeitet und ist vor allem von seinem Profilname und -bild sehr fasziniert. Nach einiger Recherche findet sie heraus, dass es sich dabei um eine Maske einer Künstlerin der 1920er Jahre handelt und es beginnt eine Art digitale Schnitzeljagd, bei der sie immer mehr der Biographie der Maskenbildnerin erfährt.
Vor einem Jahr habe ich bereits einmal angefangen das Buch zu lesen, aber ich schaffte damals noch nichtmal das erste Viertel und dann blieb es liegen. Irgendwie ging es damals nicht an mich. Jetzt beim erneuten Beginn habe ich es ziemlich in einem Rutsch durchgelesen und fand es sehr gut. Was mir besonders gefällt ist, wie der Erzählstrang der 1920er Jahre mit dem Erzählstrang der Gegenwart verwoben ist.
- Franz Kafka
Der Verschollene
(45)Aktuelle Rezension von: stalkerKafkas bester, leichtester und unterhaltendster Roman, ein frühe postmoderne Farce, ein Fall von Fall zu Fall, eine Groteske des Scheiterns mit einem Ende, das Dimensionen öffnet.