Bücher mit dem Tag "fabrik"
117 Bücher
- Ken Follett
Sturz der Titanen
(1.274)Aktuelle Rezension von: sabeckWie in vielen seiner Werke, schafft Ken Follett es auch in diesem Buch eine Vielzahl an komplexen Charakteren zu erschaffen, deren Leben man als Leser gerne verfolgt. Es handelt sich hierbei um den ersten Teil der Jahrhunderttrilogie, die im gesamten 20. Jhdt. spielt. Der erste Band behandelt die Geschehnisse vor, während und kurz nach dem 1. Weltkrieg.
Charaktere unterschiedlichster Herkunft: Adelige, Hausmädchen und Fabrikarbeiter aus allen wichtigen Handlungsorten: England, Deutschland, Russland, Amerika, spielen die Hauptrollen. Sie sind allesamt sehr menschlich, wodurch ihre Schicksale oft sehr berührend, manchmal jedoch auch frustrierend sind.
Wie immer recherchierte Ken Follett sehr ausführlich für sein Werk, wodurch reale Charaktere, wie der amerikanische Präsident, mit den erfundenen Figuren gekonnt verschmelzen.
Fazit: Sehr informativ und trotzdem nicht langweilig, auch wenn der Einstieg durch die vielen neuen Charaktere etwas zäh ist.
- Luca Di Fulvio
Der Junge, der Träume schenkte
(1.138)Aktuelle Rezension von: LesewesenCeta stammt aus dem Süden Italiens, wo sie in ärmlichen Verhältnissen aufwächst. Als 13-Jährige wird sie brutal vergewaltigt und verlässt nur kurz darauf mit ihrem Sohn Natale ihre Heimat. Nachdem sie auf dem Schiff mehrmals vom Kapitän missbraucht wird, landet sie in New York und umgehend in einem Bordell. Doch sie versucht, ihrem Sohn so viel wie möglich an Liebe zu schenken und hofft auf eine bessere Zukunft für ihn. Der Alltag in der Lower East Side Anfang des 20. Jhd. war bestimmt von Gewalt, Armut und Prostitution. Doch Ceta schlägt sich tapfer.
Natale, der bei der Ankunft von den Hafenbehörden den Namen Christmas, bekommen hat, wächst in ärmlichen Verhältnissen auf, die Straße wird sein Zuhause. Er gründet als Kind die Gang Diamond Dogs, mit der er später zur Berühmtheit werden soll. Mit seinen erfundenen Geschichten und seinem heiteren Wesen erobert er die Herzen der Bewohner.
Ruth, die Tochter eines reichen, jüdischen Industriellen, wird von Bill, einem Hausangestellten brutal zusammengeschlagen und vergewaltigt. Christmas wird sie schwer verletzt finden, ihr damit das Leben retten und sich in sie verlieben.
Nach der brutalen Tat Bills, der natürlich gleich noch eine folgen wird, verzweigt sich die Handlung in drei Perspektiven.
Hauptsächlich folgen wir der Entwicklung Christmas’. Er ist ein nettes, schlaues Kerlchen mit viel Charme und Einfallsreichtum. Schnell erobert er die Herzen seiner Mitmenschen. Seinem Weg zu folgen, der nicht immer frei von Kleinkriminalität war, hat mir Spaß gemacht. Ihn habe ich sofort ins Herz geschlossen.Im zweiten Handlungsstrang folgen wir Ruth, die an den Folgen der Vergewaltigung und Verstümmlung viele Jahre leidet. Ihr dadurch entstandenes Trauma wird sie aus der Bahn werfen. Dass es sich allerdings bei der erstbesten Gelegenheit in Luft auflöst, hatte für mich einen faden Beigeschmack.
Und dann hätten wir noch den Oberfiesling Bill, der sich recht bald nach Los Angeles absetzt, aus Angst vor der Strafverfolgung. Ich habe selten erlebt, dass ein Mensch aus dem Nichts heraus so eine dermaßen brutale Tat begeht. Nichts wird in der Geschichte vorbereitet, Di Fulvio setzt einzig auf den Schockmoment. Seine weitere Karriere ist ebenso verstörend wie brutal, dass ich an manchen Stellen von ihm angewidert war. Aber genau diese Szenen wieder und wieder zu zeigen, jede Handlung auszuschlachten, hat mir letztlich das Lesevergnügen komplett verleidet. Bliebe da noch die Strafe, die der Autor für ihn vorgesehen hat. Der Konflikt zwischen Ruth und Bill, die sich natürlich wieder begegnen, wurde als Zufall von außen gelöst. Mehr möchte ich nicht dazu sagen, da ich sonst spoilern müsste. Doch so eine Lösung ist einfallslos und unbefriedigend.
Das sind die Zutaten für diesen 800 Seiten starken historischen Roman, der sich zwar leicht lesen lässt, aber nicht immer leicht zu verkraften ist. Nach nicht mal 100 Seiten hätte ich das Buch liebend gern abgebrochen, wenn ich nicht jemandem versprochen hätte, es zu lesen. Was mich durchhalten ließ, war die Neugier, wie der Autor wohl am Ende dem Bösewicht seine gerechte Strafe zukommen lässt.
Dass das Leben damals kein Zuckerschlecken war, ist klar, doch dass Di Fulvio sich dermaßen darauf konzentriert, jeden Gewaltakt so explizit grausam darzustellen, war mir einfach to much. Quasi jede Frau wird Opfer von Übergriffen und Vergewaltigungen, die detailliert beschrieben wurden. Bis auf Bill sind alle Bösewichte eigentlich nette Typen, dass sie hin und wieder jemanden auf offener Straße erschießen, Schutzgeld erpressen oder jemanden brutal zusammenschlagen, ist ja nicht so schlimm.
Damit geraten die Figuren zu Stereotypen, die wenig Neues zu bieten haben. Man bekommt den Eindruck, jede weibliche Auswanderin wird zu einer Prostituierten, die sich in einen Kleinganoven verliebt. Armer Junge verliebt sich in reiches Mädchen, sie werden getrennt, finden sich aber wieder, Happyend. Die Handlung war also von Anfang an vorhersehbar, was mich aber weniger gestört hat. Sein Erzählstil ist genretypisch leicht zu lesen, wird mit vielen blumigen Details ausgeschmückt und kontrastiert mit den Gewaltszenen, die es in der Form nicht gebraucht hätte.
Auch Cover und Klappentext spiegeln für mich nicht das wieder, was der Leser am Ende bekommt. Es geht nicht um einen etwas fünfjährigen Jungen, wie abgebildet. Der Klappetext bezieht sich mehr auf Cetas Traum von einer besseren Welt in den USA.Mir fällt es schwer zu sagen, wem ich den Roman empfehlen würde. Den typischen Lesern historischer Romane wird er zu brutal sein. Andererseits ist er zu seicht und klischeehaft. Etwas mehr Niveau wie »Die Wanderhure« hatte er aber durchaus. Ich konnte den Zeitgeist der frühen 20er Jahre spüren. Den Siegeszug der neuen Technik wie Kino und Radio waren für mich glaubhaft und interessant dargestellt. Doch von einer authentischen Schilderung der Zeit war die Geschichte weit entfernt, allein wegen der Figuren. Insgesamt wird mir auch nichts Neues erzählt, was nicht schon tausend Mal irgendwo benutzt wurde.
Fazit: 800 Seiten mit einer fesselnden Handlung zu füllen, ist nicht leicht. Zu viele Nebenschauplätze werden eröffnet, die lediglich schmückendes Beiwerk sind. Aufgrund der Brutalitäten wird es viele Leser des Genres abschrecken. In Zukunft werde ich mich guten Filmen wie »Es war einmal in Amerika« oder »Gangs of New York« widmen, die mehr Authentizität haben und nicht ganz so verkitscht sind.
Wie immer, dies ist meine persönliche Meinung. - Ulf Schiewe
Land im Sturm
(64)Aktuelle Rezension von: Doscho„Land im Sturm“ ist eine wirklich ausgedehnte Geschichtsreise. Vom Zehnten bis hinein ins neunzehnte Jahrhundert werden verschiedene Familien vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse beleuchtet.
Mit „Land Im Sturm“ hat sich Ulf Schiewe ein wahres Mammutprojekt vorgenommen. 900 Jahre Geschichte auf knapp ebenso vielen Seiten, das ist eine klare Ansage. Natürlich kann man hier nicht jedes Jahr behandeln, stattdessen wurden sich fünf Jahre herausgegriffen und episodenartig aneinandergereiht. In jedem dieser Teile stehen eine Familiensituation bzw. eine Situation eines Paares im Vordergrund, hinzu wird das Ganze mit wirklich gut recherchierten und detailliert beschriebenen geschichtlichen Hintergründen angereichert.
Das Unterteilen des Buches in einzelne Abschnitte ist einerseits vorteilhaft, denn theoretisch kann man dann „Land Im Sturm“ dementsprechend einteilen, was vielleicht hilfreich für diejenigen ist, die vom Umfang des Romans abgeschreckt sind. Andererseits bietet dieses Vorgehen auch Raum zur Kritik. Mir kam es nämlich oft so vor, dass ich aus einer Epoche herausgeworfen wurde, nur, um in die nächste geworfen zu werden. Zwar hat sich Ulf Schiewe bemüht, durch konsequent gleiche Namen der Hauptcharaktere durch die einzelnen Teile hinweg so etwas wie Konsistenz zu schaffen, dennoch sind die Übergänge lose bis praktisch nicht vorhanden.
Zudem bemerkte ich in der Mitte des Romans ein leichtes Absteigen der Handlung. Gerade im dritten Teil war für mich die Handlung etwas zäher als in den anderen Teilen, bei denen praktisch ständig etwas passiert.
So ist „Land Im Sturm“ ein wunderbarer Historischer Roman für diejenigen, die mal Geschichte im Schnelldurchlauf erleben wollen. Die eher episodenartige Erzählweise sollte einen dabei jedoch nicht abschrecken.
- Petra Durst-Benning
Solang die Welt noch schläft
(133)Aktuelle Rezension von: meisterlampeInhaltsangabe:
Berlin, um 1890. Eine Gesellschaft, in der Männer die Zukunft bestimmen und Frauen gefälligst die Pedale einer Nähmaschine und nicht die eines Fahrrads zu treten haben.
Doch der Jahrhundertwind fegt durch die Straßen und flüstert verheißungsvoll von Aufbruch und Abenteuer.
Drei Freundinnen, die unterschiedlicher nicht sein können: Josefine, die Tochter eines Hufschmieds bricht in die Männerdomäne des Radfahrens ein und wird bitter dafür bestraft. Die brave Apothekertochter Clara will endlich frei sein von der Tyrannei ihrer Eltern. Und die Fabrikantentochter Isabelle sehnt sich nach der großen Liebe.
Die Konventionen der Kaiserzeit, Standesdünkel und Vorurteile machen den jungen Frauen das Leben schwer. Doch der Wunsch nach Selbstbestimmung und Freiheit ist unbezähmbar. Mutig macht sich das Freundinnentrio auf seinen Weg in eine neue, bessere Zukunft.
Meine Meinung:
Durch Petra Durst-Bennings Reihe "Die Fotografin" wurde ich auf die Jahrhundertwind-Trilogie aufmerksam, in der es um Josefine, Isabelle und Clara geht - nun habe ich das erste Buch endlich gelesen bzw. verschlungen.
Eine Geschichte über Frauen (nicht nur auf Fahrrädern), die sich ihre Rechte erkämpfen, am Ende des 19. Jahrhunderts. Die Einzige, die damit Erfolg hat, ist jedoch Josefine. Sie hatte es in ihrer Familie noch nie leicht; man gibt ihr die Schuld am Tod ihres kleinen Bruders, für die Eltern ist sie die Persona non grata. Durch ihre rebellische Art und - für damalige Zeit mutige - Taten macht sie sich das Leben teilweise selbst schwer und muss als Konsequenz ein paar Jahre im Frauengefängnis absitzen. Was sie dort erlebt, ändert ihre Ansichten so sehr, dass sie nun für ihre Träume lebt (und radelt) und sich nichts mehr sagen lässt. Ihre Freundin, Apothekerstochter Clara, lässt sich sehr schnell unterbuttern, von den Eltern und von ihrem Mann, dem "Herrn Doktor". Soviel Unselbständigkeit und Unterwürfigkeit haben mich öfters den Kopf schütteln lassen. Dann lieber Jo mit ihrem Dickschädel - sie weiss, was sie will und beisst sich durch. Fabrikantentochter Isabell, Jos andere Freundin, lässt sich ebenfalls von den Eltern aushalten, bis sie den passenden Mann gefunden hat (allerdings nach ihrem Geschmack, nicht nach dem Willen der Eltern). Die beiden verwöhnten Töchter passen gut zusammen, aber doch nicht so recht zu Josefine. Dafür hat Jo treue Unterstützung von Frieda und deren Nichte Lilo und eine Überraschung hält Frieda ebenfalls für Jo bereit.
Der Schreibstil gefällt mir gut, das Buch liest sich sehr flüssig, ich musste immer wieder daran erinnert werden, dass es um 1890 spielt. Die Geschichte des Velozipeds fand ich sehr spannend und interessant und auch, wie sich die Frauen in diesen Sport drängen, der zunächst den Männern vorbehalten und z. B. Rennen für Frauen verboten waren. Es gab schon damals richtige Wettkämpfe und Rennen, hätte ich nicht vermutet. Die Hinweise am Ende des Buches geben noch ein paar Informationen dazu preis. Ganz besonders toll fand ich das Tausend-Kilometer-Rennen durch Dänemark - waren doch meine Kinder letzte Woche von Kopenhagen nach Roskilde auf einem Lager mit 44.000 Pfadfindern unterwegs - zwei Orte, an denen die Rennstrecke, zumindest im Buch, verlief. Ich weiss, was man heute für eine Radtour oder Radurlaub an Ausrüstung, Kleidung etc. braucht - wie war es vor über 130 Jahren? Man konnte nicht mal schnell alles ins Auto laden und losfahren. Da kommt man schon beim Lesen zum Vergleichen, was heute anders ist.
Jos morgendliche Radrunden durch Berlin stelle ich mir sehr entspannt vor, wenn alles ruhig ist und man seinen Gedanken freien Lauf lassen kann. Ihre Begeisterung für Technik und Reparaturen finden einige Leute unpassend, die werden sich noch umschauen. Mich hätte noch interessiert, wie reagieren Jos Eltern auf Adrian?
Die fiktive Erzählung dreier junger Frauen mit historischen Begebenheiten gemischt ist der erste Band der Trilogie "Jahrhundertwind", Josefines Geschichte hat mir sehr gut gefallen (Clara war mir zu langweilig, obwohl sie anfangs, als sie in der elterlichen Apotheke aushalf, doch einen vernünftigen Eindruck machte und Isabell war einfach das Leben als "bessere Tochter" gewöhnt, nichts Eigenes im Sinn) und bekommt mit 4,5 bis 5 Sternen eine Leseempfehlung von mir. - Katrin Tempel
Mandeljahre
(49)Aktuelle Rezension von: Melanie_LudwigInhalt
Als Katharina Nicklas die Jugendstilvilla ihrer Familie an der pfälzischen Weinstraße entrümpelt, findet sie im Keller Aufzeichnungen ihrer Urgroßmutter Marie. Die sensible Ehefrau eines gnadenlosen Großunternehmers schreibt darin über den Aufstieg und Fall einer Kaffeeröster-Dynastie in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts – und über ihre geheime Liebe zu einem naturverbundenen Mandelbauern ...
Mir hat das Buch gefallen. Es wurde gut erzählt wie es zur Zeit des Krieges und dlavor mit der Familie und der Kaffeerösterei ausgeht.
- Stieg Larsson
Vergebung
(2.321)Aktuelle Rezension von: supersusiTeil 2 endet ja ein wenig mit einem Cliffhanger und Teil 3 ist wirklich eine Fortsetzung, die eher wie ein Nachwort von Teil 2 ist. (Teil 1 kann man unabhängig lesen, aber Teil 3 macht ohne den zweiten Teil keinen Sinn). Es ist auch spannend, aber die ersten beiden Bücher sind besser. Hier geht es - von der Gerichtsverhandlung auf den letzten 150 Seiten (von 850 Seiten) abgesehen - hauptsächlich um die Hintergründe und den schwedischen Staatsschutz. Daher ist es meiner Meinung nach nicht ganz so gut wie die beiden Vorgänger, sondern teilweise etwas trocken. Dennoch fiebert man wieder mit Lisbeth, Mickael und Erika mit und kann das Buch kaum weglegen. Schade, dass es die geplanten anderen Teile nicht mehr geben wird, aber so ist es auch eine runde Sache. Ich werde Lisbeth vermissen.
- Roald Dahl
Charlie und die Schokoladenfabrik
(213)Aktuelle Rezension von: Nora_ESBestimmt sind euch in den Buchhandlungen die vielen Bücher von Roald Dahl aufgefallen. So erging es mir jedenfalls. Lauter Klassiker, die neu aufgelegt, übersetzte und illustriert wurden. Da war ich sofort Feuer und Flamme. Nach reiflicher Überlegung habe ich mich für “Charlie und die Schokoladenfabrik” entschieden. Auch, aber nicht ausschließlich, aufgrund der gelungenen Verfilmung mit Johnny Depp.
Es geht um den jungen Charlie, der mit seinen Eltern und den Großeltern in einer windschiefen, alten Hütte lebt. Die Familie ist sehr arm. Einmal im Jahr, an Charlies Geburtstag, legen sie alles Geld zusammen, um ihm eine Tafel von Willy Wonkas Schokolade zu kaufen. Der Schokoladenfabrikant ist berühmt für seine leckeren Kreationen. Doch seit es in seiner Fabrik vermehrt zu Werksspionage kam, hat er sämtliche Angestellten entlassen und lebt völlig zurückgezogen. Umso aufregender ist es, als Willy Wonka plötzlich verkündet, er würde die Tore seiner sagenumwobenen Fabrik für eine Handvoll Auserwählter öffnen und sie höchstpersönlich herumführen. Ein wahrer Sturm auf die heiß begehrten Tickets, die sich in Wonkas Schokoladentafeln verbergen, entbrennt.
Fünf Kinder stehen letztlich als Gewinner fest und erleben ein fantastisches, absolut schräges Abenteuer. Abgesehen von Charlie, der bescheiden und herzensgut ist, sind die anderen Kinder schrecklich unsympathisch. Sie sind gierig, verwöhnt, arrogant und egoistisch. Natürlich wird alles überspitzt dargestellt. Auf die Art ist es ein großartiges Lehrstück für Kinder, aber auch für Erwachsene, die eventuell ihre Erziehungsmethoden hinterfragen sollten.
Farbenfrohe Illustrationen von Süßigkeiten ergänzen die turbulente Handlung. Die Gestaltung der Figuren ist schlicht und wirkt oft nur grob skizziert. Die Mimik ist zwar ausdrucksstark, wirkt auf mich aber meist fratzenhaft. Das ist sicherlich Geschmackssache.
Dagegen hat mir der Schreibstil und der Handlungsaufbau hervorragend gefallen. Die Führung durch die Schokoladenfabrik wird spannend und mit humorvoller Fantasie geschildert. Angefangen bei den Umpa-Lumpas, kleinen sonderbaren Wesen, die Schokolade und allerlei technisches Equipment herstellen, und überaus lehrreich das Schicksal der Satansbraten besingen.
Die Geschichte um den liebenswerten Charlie und seinen Ausflug in Willy Wonkas skurrile Schokoladenfabrik ist auf jeden Fall empfehlenswert für junge Leser ab 8 Jahre. Aber auch Erwachsene können getrost zu diesem Buch greifen und in Willy Wonkas süße Schokoladenwelt eintauchen.
- Emily Bold
Wenn Liebe nach Pralinen schmeckt
(70)Aktuelle Rezension von: PitziViele Jahre zuvor:
Schon als Archer seine Kendra, genannt Kiki kennenlernt, ahnt er gleich, dass er die Frau fürs Leben vor sich hat.
Archer ist Bäcker, doch seine Leidenschaft gilt der Herstellung von Pralinen. Jeden Tag schenkt er Kiki eine seiner Kreationen und diese bestärkt ihn darin, seinen Job zu kündigen und sich selbstständig zu machen. Ein Standort ist schnell gefunden, genauso wie auch ein Geldgeber, doch dieser hat auch eine schöne und eiskalte Tochter, die sich Archer um jeden Preis angeln möchte…
Gegenwart:
Amy Bishop hat nach dem Tod ihres geliebten Großvaters Archer, dessen Pralinenfabrik übernommen. Doch die Fabrik schreibt seit diversen technischen Neuerungen rote Zahlen. Zudem ist es einer Fremdfirma gelungen, Anteile an der Fabrik zu erwerben. Da diese Firma nun Sorge um ihre Investition hat, schickt sie den Berater Ryan Scandrik, der in Amys Fabrik nach dem Rechten schauen soll. Ryan Scandrik mag zwar auf den ersten Blick überaus attraktiv sein, doch fährt er einen harten Kurs und Amy muss schnell befürchten, dass er zahlreiche Mitarbeiter der Fabrik vor die Tür setzen will. Dementsprechend aufgeladen ist die Atmosphäre zwischen ihnen beiden. Als Amy fürchtet, dass es keinen Ausweg mehr für ihre Firma geben kann, schmiedet sie einen Plan. Obwohl Ryan fürchtet, dass dieser Plan fehlschlagen wird, wartet er zunächst ab, denn er hat sich längst, Hals über Kopf in Amy verliebt. Beruht diese Liebe aber auf Gegenseitigkeit?
Ich habe schon von vielen Freunden und Bekannten die Liebesromane der deutschen Autorin Emily Bold ans Herz gelegt bekommen und war dementsprechend sehr neugierig auf „Wenn Liebe nach Pralinen schmeckt“. Hier haben wir es mit einem Liebesroman zu tun, der immer im Wechsel, auf zwei Zeitebenen spielt. Während der Plot Jahre zuvor, die Liebesgeschichte zwischen Archer und Kendra erzählt, bekommen wir es in der Gegenwart mit Archers Enkelin Amy zu tun, die zunächst eher eine Hassliebe mit Ryan Scandrik verbindet.
Ich fand eigentlich beide Liebesgeschichten interessant konzipiert, zudem lässt sich der Roman insgesamt gesehen auch wie im Flug lesen. Allerdings haben mich doch ein paar Kleinigkeiten beim Lesen gestört, so dass ich dem Roman nicht die Höchstbewertung geben konnte. Zum einen fand ich, dass sich die Protagonisten, rein von der Wortwahl her, ein wenig zu pubertär ausdrücken- will sagen ich fand, dass ihre Ausdrucksweise stellenweise nicht zu Menschen ihrer Altersklasse passte, sondern eher zu Teenagern und zum anderen fehlte mir ein wenig mehr Tiefgang, besonders in der ersten Hälfte des Romans. Zwar fand ich die Wortgeplänkel zwischen Amy und Ryan durchaus witzig, doch fehlte es dafür an Gedankengängen der Beiden, besonders was Ryans Gefühls- und Gedankenwelt anging. Es fehlte mir zudem an tiefschürfenden Gesprächen zwischen dem Paar und ehrlich gesagt fand ich es auch schade, dass die Autorin auf prickelnde Liebesszenen (abgesehen von Kussszenen) verzichtet, die, wie ich finde, eigentlich zu einem tollen Liebesroman, der in der Gegenwart spielt, dazugehören. Auch die Intrigenspielchen von Archers „Klette“ wurden mir viel zu kurz und knapp abgehandelt.
Nach meinen Kritikpunkten nun aber auch noch ein Lob. Archers und Kendras Story gewinnt besonders auf den letzten Seiten an Intensität- hier hat die Autorin alles richtig gemacht; plötzlich ist man den Figuren als Leser nahe und kann die Tragik in all ihren Facetten spüren.
- Liz Trenow
Das Kastanienhaus
(69)Aktuelle Rezension von: Vera-SeidlWer diesen hervorragenden Roman nach den Worten, das heißt nach den reduzierten Abstraktionen, beurteilt, kann am Ende nur den Tod der Protagonisten und die Vergänglichkeit des Lebens bedauern.
Wer dagegen in der Lage ist, das Buch "Das Kastanienhaus" mit dem Gefühl zu lesen und den Verstand außen vor lässt, der versteht die von Liz Trenow gezeichneten Bilder nicht nur in ihren Zusammenhängen, sondern speichert sie zutiefst in sein Bewusstsein.
Zum Verstehen gehört, dass Lilly, die Ich-Erzählerin, ihre Kraft aus den Trümmern der Stadt London holt, dass sie die Nächstenliebe ihres Vaters, der beim Rettungsversuch einer Angestellten sein Leben gibt, fortsetzt und damit ihre Verbindung zu ihm aufrecht erhält.
Zum Verstehen gehört, dass die Einleitungen der Kapitel, mit der aus dem fiktiven Buch des Vaters stammenden Geschichte der Seide und mit der Liebe, die Lilly zu dem Stoff entwickelt, die Welt so dargestellt wird, wie sie ist: Als ein Ganzes ohne Tote auf der einen Seite und Lebende auf der anderen.
Zum Verstehen gehört, dass die Autorin ihrer Protagonistin nicht zufällig den Namen Lilly gegeben hat, in Anlehnung an Königin Elisabeth, deren Name mit, Gott hat geschworen, übersetzt werden kann.
Zum Verstehen gehört, dass der Name Stefan, jenes deutschen Juden, der seine Liebe zu Lilly seiner Rache an den Mördern seiner Familie unterordnet, nicht zufällig der Sieger bedeutet und auf den ersten christlichen Märtyrer hinweist.
Zum Verstehen gehört, dass der Krieg Frauen so stark macht, dass es Männer mit Angst erfüllt, so dass sie ihre Stärke häufig mit Gewalt oder durch Täuschungen zu mindern suchen. Aber Robbie gelingt das ebenso wenig wie anderen Männern auf der Welt.
Meinen Dank und Respekt an die große Autorin Liz Trenow für ihre zauberhaften Bilder!
Vera Seidl - Jelle Behnert
Das Haus der schwarzen Schwäne
(35)Aktuelle Rezension von: heidi_59Das Haus der schwarzen Schwäne
Jelle Behnert
Ein schönes Cover, das auf einen historischen Roman hinweist , ziert dieses Buch.
Ich hatte mich sehr auf unterhaltsame Lesestunden mit diesem Buch gefreut und muss jetzt leider sagen, dass das ich enttäuscht bin ,von dem Roman.
Mir hat "Das Haus der schwarzen Schwäne" überhaupt nicht gefallen . Es tut mir wirklich sehr leid , dass ich eine negative Bewertung abgebe , aber für mich ist der Schreibstil ist sehr düster , schleppend und so gar nicht unterhaltsam .
Tiefstes, dunkles Mittelalter , schleppt sich durch die Seiten und zieht den Leser ohne jede Hoffnung auf Besserung und ohne einen einzigen Lichtblick in die modrigen , von Schimmel geschwängerten Schlafkammern , der armen Kinderseelen , die vor lauter Qualen und Schmerz , kollektiven Suizid begehen .
Selbst dieses grausame Schicksal , hat mich mit den gewählten Worten der Autorin nicht berührt .
Ein Schreibstil, mit voluminösen Ausrutschern ins Phantastische, der mich nicht dazu ermuntert hat das Buch unbedingt weiterlesen zu wollen .
Ich hatte hatte das Gefühl , als wenn es wirklich im 16. Jahrhundert geschrieben und schlecht überliefert worden ist .
Ich liebe historische Romane und hatte mir sehr viel von der Geschichte mit ihrem interessanten Thema und Zeitgeschehen versprochen .Mir fehlte hier das alles , was für mich einen schönen , historischen Roman lesenswert macht .
Eine intensive Geschichte , die mich zusammen mit ihren Protagonisten auf eine interessante Reise mitnimmt und mich die Geschichte erleben lässt.
Nach über 200 Seiten , fehlt mir jede Bindung zu den Protagonisten und ihre fürchterliche Geschichte , die so ganz ohne Esprit erzählt wird. Es fehlt mir jegliche Art von Motivation, um den Rest der Geschichte erfahren zu wollen. Zu erdrückend ist diese Erzählung für mich .
Ich bin mir sicher, dass dieses Buch seine Leser finden wird , die von der beschriebenen Wortgewalt überwältigt sind . Ich gehöre definitiv nicht dazu !
Manche Bücher brauchen ihre ganz eigenen Leser, um verstanden zu werden , dieses gehört für mich dazu !
Von mir gibt es für den Roman
2 Sterne ☆☆
Leider kann ich keine Leseempfehlung aussprechen, weil ich nicht weiß welche Leser mit dem Buch glücklich werden könnten.
Ich empfehle es einfach zu lesen und sich seine eigene Meinung zu bilden !
@heidi_59
*** Diese Rezension ist schon ca. 3 Jahre alt . Ich habe sie neu eingestellt weil sie bedingt durch die Umstellung bei LB verschwunden ist .***
- Elizabeth Cleghorn Gaskell
North and South
(89)Aktuelle Rezension von: LaLecture
Inhalt
Als ihr Vater, ein Pastor, die Arbeit für die Kirche nicht mehr mit seinem Glauben vereinbaren kann, seinen Beruf aufgibt und vom ländlichen Süden Englands in die Industriestadt Milton im Norden zieht, ist die junge Margaret Hale schockiert.
Es fällt ihr schwer, sich an die raue, schmutzige neue Heimat zu gewöhnen und die Schicksale der Fabrikarbeiter, die in schlechten Verhältnissen leben und für besseres Gehalt streiken, nehmen sie sehr mit.
Gleichzeitig kommt sie über ihren Vater, der in Milton nun als Privatlehrer arbeitet, mit John Thornton, einem Miltoner Fabrikbesitzer, in Kontakt, mit dem sie aufgrund seiner kühlen, rationalen Art des Öfteren aneinandergerät.
Meinung
Jemand auf "Goodreads" bezeichnete "North & South" scherzhaft als "Stolz und Vorurteil für Sozialisten" und ganz so abwegig ist die Beschreibung tatsächlich nicht.
Genau wie Jane Austens bekanntester Roman weist auch dieses Werk eine sympathische Heldin auf, die nicht auf den Mund gefallen ist, zum Teil jedoch von ihren eigenen starren Denkmustern eingeschränkt ist, weshalb sie unter anderem gegen Mr. Thornton von Anfang an Vorurteile hegt. Das macht Margaret zu einer sehr authentischen Protagonistin, denn sie hat ein gutes Herz und ist klug und mitunter überaus mutig , zum Teil aber auch noch recht kindlich und naiv.
Ähnlich wie bei Elizabeth und Mr. Darcy fallen die ersten Begegnungen zwischen den beiden aufgrund ihrer grundverschiedenen Persönlichkeiten nicht besonders angenehm aus und die Beziehung der beiden bleibt lange angespannt und voll von Missverständnissen, die dem Leser durch den häufigen Perspektivenwechsel schmerzhaft deutlich werden. Gleichzeitig entwickeln sich Thornton und Margaret auch gerade wegen ihrer Bekanntschaft weiter und lernen viel über sich selbst und ihre Art, die Welt zu sehen, was äußerst spannend zu beobachten ist.
Die anderen Figuren bekommen deutlich weniger Aufmerksamkeit, sind aber trotzdem recht ausführlich charakterisiert und sehr verschieden. Im Gegensatz zu Jane Austen überlässt Elizabeth Gaskell es ihren Leser*innen, über den Charakter ihrer Figuren selbst zu urteilen, und viele von ihnen kann man weder als grundsätzlich sympathisch noch als grundsätzlich unsympathisch abstempeln, da sie sehr facettenreich sind.
Als "Stolz und Vorurteil für Sozialisten" wurde "North & South" wohl aufgrund des sozialpolitischen Aspekts des Romans bezeichnet, der eine große Rolle spielt.
Margaret versteht nicht viel von Wirtschaft, hat aber eine sehr genaue Vorstellung davon, wie ein Mensch leben können sollte und empört sich daher sofort über die Lebensumstände der Miltoner Unterschicht. Sie freundet sich mit Bessy Higgins an, einer jungen Frau, die unter anderem aufgrund ihrer Arbeit in einer der Baumwollfabriken schwer krank ist und deren Vater Nicholas einer der führenden Köpfe der Gewerkschaft ist.
Die andere Seite der Medaille bekommt man als Leser*in durch John Thornton gezeigt, der sich selbst aus ärmlichen Verhältnissen hochgearbeitet hat und nun seine Fabrik mit strenger Hand und (Weit-)Blick auf die Wirtschaft führt. Er versucht unter anderem Margaret zu erklären, wieso er es sich nicht leisten kann, die Löhne der Arbeiter*innen zu erhöhten, und solche und ähnliche Diskussionen entbrennen des Öfteren zwischen Figuren des Buches, unter anderem auch zwischen Nicholas Higgins und Margarets Vater.
Auch wenn speziell die Verarbeitung von Baumwolle in Europa kein Thema mehr ist, sind die grundsätzlichen Spannungen zwischen Wirtschaft und der Situation der einzelnen Menschen noch immer aktuell und die Diskussionen im Buch daher noch immer sehr spannend.
Worauf man gefasst sein sollte, wenn man zu "North & South" greift, ist, dass sich die Geschichte grundsätzlich eher langsam entwickelt. Teilweise wird eine Weile nur der Alltag der Menschen, ihre Beziehung untereinander oder ein einziges Gespräch beschrieben. Fans von Jane Austen kennen dieses mitunter behäbige Tempo bereits.
Das Ende hingehen wirkt dann auf einmal sehr abrupt mit Ereignissen, von denen eines das nächste jagt. Die Autorin erklärt dies im Vorwort damit, dass ihr Buch als Episodenroman in Zeitschriften (?) erschien und ihr Verlag irgendwann auf ein Ende drängte, sodass sie es schneller herbeiführen musste, als ihr lieb war.
Fazit
Die Geschichte in "North & South" entwickelt sich eher langsam, beeindruckt dafür aber durch eine gelungene Mischung aus sozialkritischen Themen und tollen, tiefgründigen Charakterentwicklungen. Der Gefahr, in Kitsch abzudriften, entgeht die Autorin dabei geschickt. Wer sich an den ruhigen Stil des Buches gewöhnen kann, wird in diesem Roman sicher eine tolle Lektüre finden. Ich vergebe 4 Sterne. - Kai Meyer
Arkadien brennt
(1.262)Aktuelle Rezension von: leonie2106Nachdem mich der erste Teil von Meyers Arkadien-Reihe noch nicht ganz überzeugen konnte, hat er mich mit Band 2 nun doch wieder an der Angel.
Nach dem großen Showdown am Ende des ersten Bandes sind Rosa und Alessandro nun beide an der Spitze ihrer Clane angekommen. Ihre Romanze wird kritisch gesehen und sie machen sich damit keine Freunde. Als Rosa nach New York reist, deckt sie weitere Intrigen auf und das Geheimnis um die Arkadier scheint größer als bisher gedacht.
"Arkadien brennt" hat wirklich alles, was ich mir von einem guten Buch erhoffe: Spannung, Gefühle, Geheimnisse...
Das einzige, was mich auch bei Band zwei immer noch ein wenig stört ist, dass es den Charakteren irgendwie an Tiefe fehlt. Weder Alessandro noch Rosa sind mir mittlerweile "vertraut" und ich kann ihre Handlungen und Gefühle nicht immer nachvollziehen.
Dennoch ein sehr gutes Buch und ich bin gespannt auf den dritten Band!
- Sophie Bonnet
Provenzalische Intrige
(44)Aktuelle Rezension von: efellEine nette Lesereise in die schöne Provenze, zu den Lavendelfeldern, zur Seifenherstellung und zu den gemütlichen Plätzen im Land. Viel wurde über die Probleme der einzelnen Bauern, Betriebe in dieser Region geschrieben, die starke Konkurrenz mit billig Produkten aus Fern Ost - nicht so leicht den eigenen Reinheitsprinzipien getreu zu bleiben. Diese wirtschaftlichen Hintergründe wurden immer wieder im Roman eingestreut und dadurch bekommt der Thriller doch eine andere Qualität.
Ein grausiger Tod der Seifenfabrikantin, irgendwie sehr abschreckend. So ist die Motivation von Pierre Durand sehr hoch den wirklichen Täter zu finden und der Leser begleitet ihn bei einigen Ausflügen durch dieses wunderbare Land!
Das Cover - für sich sehr schön - passt leider gar nicht zum Roman, weil die Handlung selten am Meer gespielt hat - ein lila Lavendelfeld würde mir besser gefallen. - Haruki Murakami
Hard-boiled Wonderland und Das Ende der Welt
(532)Aktuelle Rezension von: dunkelbuchWunderbares Buch, sehr phantasievoll, typisches Buch von Haruki Murakami
- Carlos Ruiz Zafón
Marina
(800)Aktuelle Rezension von: EleonoraOscar ist Schüler in einem Internat in Barcelona. Auf einen seiner Streifzüge durch die Stadt lernt er eines Tages Marina kennen, die in einer alten Prachtvilla mit ihrem Vater wohnt. Er ist fasziniert von ihr und sie freunden sich an. Als sie eines Nachmittags auf einem alten Friedhof sitzen und eine mysteriöse, ganz in schwarz gekleidete Frau sehen, beschließen sie spontan ihr zu folgen. Sie landen in einem heruntergekommen Gewächshaus, in dem gruselige unvollständige Marionetten von der Decke hängen. Ab da werden sie in ein dunkles Geheimnis rund um einen verrückt gewordenen Arzt und Protesenbauer hineingezogen, der nicht davor zurückschreckte, verwerfliche Experimente an Menschen durchzuführen und sogar zu morden. Ein wilder und schauriger Ritt durch ein altes Barcelona, der aber auch etwas ans Herz geht📖
Eine wirkliche spannende Mischung aus einer Art actionreichen Frankenstein- und Dracularoman, gepaart mit Gefühl und auch Trauer. Das hatte ich so nicht erwartet gehabt. Dies hier war mein erstes Buch von Carlos Ruiz Zafón und ich weiß auch, dass er noch umfangreichere und bessere geschrieben hat. Zafon begeisterte ja schon lange zahlreiche Leser. Sehr schade, dass er leider so früh verstorben ist.
Auch wenn ,,Marina" wohl zu den ,,kleineren" Romanen von ihm zählt- mir hat er sehr gefallen und mich gleich in den Bann gezogen. Denn eigentlich hatte ich etwas anderes lesen wollen, konnte mich aber vor meinem SuB nicht entscheiden und griff hierzu. Vorallem der Schreibstil sprach mich an. Zafon schaffte es die Geschichte wie einen spannenden Film flüssig in meinem Kopf abspielen zu lassen. Eindrücke von Barcelona, einer Stadt, mit der ich mich bisher überhaupt nicht beschäftigt habe, entstanden in glasklaren Bildern vor meinem inneren Auge. Da war kein Wort zu viel, keins zu wenig, sodass nichts in Stocken kam oder man sich überrumpelt fühlte. Die Geschichte war mitunter zugegeben sogar etwas schräg und man fühlte sich auch mal kurz in einem alten Horrorfilm versetzt, aber die Verbindung zwischen Óscar, Marina und Germán gefiel mir sehr und sie wuchsen mir doch ein wenig ans Herz. Auf dem spannenden und actionbeladenen Mittelteil folgte ein berührendes Ende. Ich werde bestimmt noch irgendwann ein weiteres Buch von ihm lesen🙂 - Frank McCourt
Die Asche meiner Mutter
(881)Aktuelle Rezension von: MelLilaVom Klappentext her dachte ich erst so "Na ja, kannst du ja mal lesen" und so lag es jahrelang auf meinem Bücherregal, bis es an die Reihe kam. Ich sage nur: völlig zu unrecht, diese lange Wartezeit! Oder anders: es hat sich gelohnt, was lange währt usw. Frank McCourt beschreibt sein Leben in den Elendsgassen von Irland und wie er sich mit einem alkoholkranken Vater, einer überforderten, depressiven Mutter und mehreren jüngeren Geschwistern durchschlägt und irgendwie immer einen Weg findet. Er verliert dabei nie sein Ziel aus den Augen und zeigt sich auch durchaus sozial und empathisch. Nie verzweifelt er vollends. Sehr bewundernswert. Ich habe mir sofort das Nachfolgebuch bestellt. Absolute Leseempfehlung!
- Felicity Whitmore
Der Faden der Vergangenheit
(45)Aktuelle Rezension von: Blackfairy71Stockmill, England, im Jahr 1841. Lady Abigail Mahony kommt von einer mehrwöchigen Reise aus London zurück auf ihr Anwesen Hampton Hall. Am Straßenrand findet sie die halb verhungerte Arbeiterin Nelly und ihren Sohn. Entsetzt hört sie, dass beide in der Baumwollfabrik ihres Mannes Anthony gearbeitet haben und erfährt zum ersten Mal von den schrecklichen Arbeitsbedingungen und Zuständen dort. Sie ist fest entschlossen, daran etwas zu ändern. Aber als Frau kann sie ohne die Zustimmung ihres Ehemannes nichts ausrichten und muss heimlich Pläne schmieden. Zusammen mit dem Verwalter der Fabrik und dem Vorsitzenden der Arbeitergewerkschaft versucht sie, diese in die Tat umzusetzen. Zu Gute kommt ihr dabei die wochenlange Abwesenheit ihres Mannes. Allerdings führt in dieser Zeit Anthonys Bruder George die Geschäfte und der darf nichts von den Veränderungen merken.
Im Jahr 2017 erbt die Staatsanwältin Melody Stewart das Haus "Abigails Place", das seit 180 Jahren unbewohnt ist, aber ihrer Familie gehört. Gerüchte ranken sich um ihre Ur-Ahnin Abigail. Sie soll sich aus dem Fenster gestürzt haben, nachdem ihr Geliebter gehängt wurde, weil er für sie einen Mord begangen hat. Aber ist das alles auch wahr? Gemeinsam mit dem Polizisten Dan liest sie die Tagebücher von Abigail und kommt hinter ein lange gehütetes Familiengeheimnis.
"Der Faden der Vergangenheit" ist der erste Teil der Trilogie rund um die "Frauen von Hampton Hall". Eine sehr schön geschriebene Familiengeschichte, die auf zwei Zeitebenen spielt. Wobei ich sagen muss, dass mir der Teil, der in der Vergangenheit spielt, ein bisschen besser gefallen hat. Aber das ist meistens so bei solchen Büchern. Manchmal glaube ich, ich bin in der falschen Zeit geboren. ;-)
Lady Abigail Mahony ist eine starke Frau mit einem großen Herzen. Sie möchte so viel für die Arbeiter in der Stadt tun und hat ein schlechtes Gewissen, weil diese für einen Hungerlohn und unter unzumutbaren gesundheitlichen Bedingungen in der Fabrik ihres Mannes arbeiten und das im Grunde nur, damit sie im Reichtum leben kann. Aber als Frau ist sie in ihrer Zeit machtlos und kann offiziell nichts ohne Einverständnis ihres Ehemannes tun, schon gar nicht eine Fabrik leiten oder über die Finanzen verfügen. Daher muss sie dies heimlich tun, immer mit dem Gedanken, dass sie erwischt wird und ihre Helfer auch noch hart bestraft werden. Ich mochte Abigail sehr, ihren Mut und Einfallsreichtum und auch ihren Großmut, als es beispielsweise um die andere Frau ging. (ich will hier nicht zu viel verraten)
Auch ihr Helfer Oliver Rashleigh war mir sehr sympathisch und ich hoffe, die beiden haben eine Zukunft.
In der Gegenwart begleiten wir Melody bei ihren Recherchen in der Vergangenheit. Durch die Tagebücher erfährt sie, was ihre Vorfahrin Abigail für die Arbeiter getan und was sie riskiert hat. Sie erkennt Parallelen zu ihrem eigenen Leben und so findet sie durch die Ereignisse der Vergangenheit auch für sich einen neuen Weg.
Von Anfang an hat mich die Geschichte gefesselt. Der Schreibstil ist flüssig und lebendig, man verliert sich in der Geschichte und vergisst mit der Zeit alles um sich herum. Ein perfekter Lesestoff für den Herbst. Ich bin sehr gespannt auf Teil 2 und 3, die ich sicher bald lesen werde.
- John Green
Die erste Liebe (nach 19 vergeblichen Versuchen)
(505)Aktuelle Rezension von: Linda19_7Colin ist ein Wunderkind. Er spricht unzählige Sprachen, weiß unheimlich viele Dinge und bildet gerne Anagramme. Das hilft ihm in der Liebe allerdings nichts. Ihn hat zum 19. Mal ein Mädchen namens Katherine verlassen (ein kleiner Fetisch von ihm). Von Liebeskummer geplagt macht er sich mit seinem besten Freund Hassan auf einen spontanen Roadtrip, während dem er ein Theorem (eine Formel mit dem er die Liebe berechnen will) aufstellen möchte. Auf ihrem Weg treffen sie auf Lindsey. Kann sie sein Theorem bestätigen?
Mich konnte die Geschichte leider nicht überzeugen. Mir war einfach ein wenig zu viel Mathe enthalten, womit ich einfach nichts anfangen kann. Dazu hatte ich das Gefühl, dass in der ersten Hälfte des Buchs kaum etwas passiert ist, oder nichts, dass für mich wirklich spannend war.
Erst ab der zweiten Hälfte kam die Tiefgründigkeit die ich an John Green Büchern so liebe, aber leider auch erst auf den letzten dreißig Seiten. Trotzdem war das Buch wie immer mit viel Humor und Liebenswerten Charakteren gefüllt, sodass man einiges zu lachen hat. Wobei mich hier aber leider auch die Fußnoten etwas gestört haben, da sie meinen Lesefluss etwas behindert haben.
Alles in allem ganz nett für zwischendurch, aber nichts, dass tiefer in mich greift. Vielleicht sehen das 14-15 Jährige auch nochmal etwas anders als ich, denn ich denke da liegt die eigentliche Zielgruppe.
- Victor Hugo
Die Elenden - Les Misérables
(203)Aktuelle Rezension von: LibertineEin Mann wird zu einer Strafe von vier Jahren verurteilt, weil er Brot geklaut hat und dabei eine Scheibe eingeschlagen hat. Das Leben als Galeerensträfling ist hart – mehrmals versucht der Mann namens Jean Valjean zu fliehen und wird erwischt. Aus den vier Jahren wird eine Haftstrafe von insgesamt 19 Jahren.
Doch auch nachdem Valjean seine Strafe verbüßt hat, ist er kein freier Mann. Er muss sich an jedem Ort melden, an den er kommt. Seine Papiere brandmarken ihn als gefährlichen Ex-Sträfling. Trotz des Geldes, das er mühsam auf den Galeeren gespart hat, findet er keine Unterkunft und niemand, der ihm etwas zu Essen verkaufen möchte. Erst als er an das Haus des Bischofs Myriel von Digne gelangt, den Valjean durch seine sparsame Lebensweise nicht als solchen erkennt, bekommt er Essen und einen Schlafplatz. Doch Jean Valjean weiß, dass er wieder in die Welt hinaus muss und beschließt, das wenige Silber im Haus des Bischofs zu stehlen.
Valjean, der sein Glück mittlerweile kennen müsste, wenn er versuchte, eine Straftat zu begehen, wird erwischt und wieder in das Haus des Bischofs gebracht. Doch Myriel von Digne reagiert auf Valjeans Diebstahl auf eine Art, die Valjeans gesamtes Leben verändern wird.
»Gegen die Frauen und gegen die Armen, auf denen das Unrecht der Gesellschaft am schwersten lastete, war er stets nachsichtig. ›Die Sünden der Frauen, der Kinder, der Bedienten, der Schwachen, der Elenden und der Unwissenden‹, sagte er, ›sind immer die Schuld der Männer, der Eltern, der Brotgeber, der Starken, Reichen und Wissenden.‹«
Jean Valjean ist einer von jenen, nach denen dieser Roman benannt ist: ›Les Misérables‹ – ›Die Elenden‹. Menschen, die nicht das Glück haben, in ein wohlhabendes Haus geboren zu sein, sondern mit den erdenklich schlechtesten Startbedingungen auf diese Welt kommen, die keine sichere ist. Jean Valjean ist in diesem Strudel, der ihn weiter hinab reißt. Er stahl Brot, wurde zum Sträfling und damit zu einem von der Gesellschaft ausgeschlossenen. Als ein solcher stiehlt er nicht mehr nur Brot, sondern Silber.
»Wenn die Seele in Dunkelheit schmachtet, ist sie der Sünde zugänglich. Nicht der ist schuldig, der die Sünde begeht, sondern der die Finsternis erzeugt hat.«
hnlich ergeht es den anderen Figuren in Victor Hugos Roman ›Les Misérables‹. Der jungen und schönen Fantine, der frechen und mutigen Eponine, dem kleinen Gavroche. Victor Hugo gelingt es, eine Welt um diese zu erschaffen, die berührt und in der ›die Elenden‹ in all ihrer Menschlichkeit sichtbar werden. Er zeigt sie verstrickt in ihre sozialen Umstände, die sie einengen und denen sie immer wieder bereit sind, etwas Leben abzutrotzen.
Die Zeit, in der der Roman ›Les Misérables‹ ist eine, in der sich ein Umbruch ankündigen will. 1815 setzen die Geschehnisse ein und begleiten die Figuren bis 1832.
»Es war schwer, sich einen herabgekommeneren Menschen als diesen vorzustellen. Er war von mittlerem Wuchse, stämmig, und bei Kräften. Sein Alter hätte man mit sechsundvierzig oder achtundvierzig Jahren angeben können.«
Obwohl mehr als eineinhalb Jahrhunderte vergangen sind, seitdem Hugo diesen Roman veröffentlicht hat, sind die Kämpfe der Protagonisten nicht verstaubt. Er lädt den Leser ein, diese ›Elenden‹ bei dem Versuch zu begleiten, über sich hinauszuwachsen, in einer Zeit, die von Hunger und Armut geprägt war. Eine definitive Leseempfehlung!
- Tina Schlegel
Schreie im Nebel
(20)Aktuelle Rezension von: Rose75Nachdem mir das neueste Buch der Autorin "Gewittersee" sehr gut gefallen hat, habe ich mich entschieden auch ihre erste Krimireihe mit dem Kommissar Paul Sito zu lesen.
Zu Beginn der Handlung stirbt der Hund von Paul Sito und das belastet seine Nerven sehr. Nachdem seine schwangere Frau durch einen Unfall ums Leben gekommen ist, war der Hund besonders wichtig für ihn. Deshalb kann er mit dem neuen Kollegen Dr. Roman Enzig erstmal wenig anfangen. Als sich der neueste Fall der Konstanzer Ermittler aber als Auftakt einer Mordserie entpuppt, ist Kommissar Sito sehr dankbar für die Hilfe des Profilers Enzig.
Der Täter inszeniert seine Opfer nach einer Bilderserie, die eine junge Künstlerin gezeichnet hat. Die Künstlerin hat in ihren Bildern den gesellschaftlichen Umgang mit Tieren auf eine sehr bedrückende Art dargestellt.
"Schreie im Nebel" ist kein klassischer Regionalkrimi, sondern geht schon mehr in Richtung Thriller mit philosophischer Botschaft.
Die Figuren waren für mich keine wirklichen Sympathieträger, aber in ihrer Art authentisch und greifbar. Das Ende war heftig und ich bin neugierig wie es mit Paul Sito, Dr. Enzig und ihrem Umfeld weitergeht. Ich habe den 2. Band "Die dunkle Seite des Sees" schon parat und werde den auch zeitnah lesen.
- Ulla Hahn
Das verborgene Wort
(170)Aktuelle Rezension von: Marla_HumiAngeregt durch die Verfilmung "Der Teufelsbraten" kaufte ich mir den Roman. Anfangs hatte ich Schwierigkeiten, doch nach mehreren Anläufen haben mich Handlung und Sprache Ulla Hahns in den Bann gezogen. Auch wenn ich evangelisch getauft bin, erkannte ich viel von der Milieubeschreibung der eher dörflichen Atmosphäre in den 50er und 60er Jahren wieder. Hilla Palm mit all ihren Facetten (mal frech, ängstlich, hoch sensibel, in seelischer Not, auf dem Weg zur Alkoholikerin, phantasievoll, wissbegierig) wuchs mir ans Herz. Anschaulich streut die Autorin Bezüge zu den literarischen Einflüssen ein, die ihre Figur durch Kindheit und Jugend begleiten und teils die fehlende Anregung im Elternhaus ersetzen können.
- Volker Klüpfel und Michael Kobr
Spiccioli per il latte
(911)Aktuelle Rezension von: Robin_NeunerAuf der Suche nach deutschen Krimis bin ich auf Klüpfel und "Milchgeld" gestoßen. Anschließend habe ich mir die ganze "Kluftinger-Reihe" gekauft. Warum?
Vorweg sei gesagt, dass ein Werk urch Übersetzungen manchmal schwerer zugänglich ist, als es vom Autor geplant ist. Dass in diesem Buch die Dialoge teilweise bayrisch sind, und ich des Dialekts nicht mächtig bin, war eine andere Form des Übersetzens.
Viel wichtiger ist jedoch, dass das Buch durchweg ein Gefühl von heimatlichen Wohlfühlens bei mir erweckt hat. Klüpfel beschreibt eine Welt, in der noch vieles so läuft, was Nostalgiker sich wünschen. Die Hauptperson Kluftinger passt perfekt in diese Welt.
Der Beginn der Handlung ist etwas schleppend, aber der überaus sympathische Ermittler macht so vieles wieder wett. An einigen Stellen hätten die Beschreibungen durchaus kürzer ausfallen können. Die Auflösung des Falls ist ebenfalls etwas vorhersehbar. Für ein Debüt ist es dennoch ein sehr gelungener Krimi.
Ich empfehle dieses Buch all denjenigen, die sich in eine Zeit, in der noch alles gut zu sein scheint, entführen lassen wollen und nebenbei einen sympathischen Ermittler begleiten möchten.
- Charlotte Link
Sturmzeit
(416)Aktuelle Rezension von: engineerwifeMan lernt sowohl die Familie sehr gut kennen und lieben oder hassen, als auch die jeweiligen Dinge die sich in der Zeit tatsächlich abspielten. Geschichtliche Fakten in Romanform kann man sich einfach besser merken. Auch hier freue ich mich auf die beiden weiteren Teile der Trilogie.
- Anne-Laure Bondoux
Von Schatten und Licht
(19)Aktuelle Rezension von: Aleshanee4.5 Sterne für ein berührendes, modernes Märchen
Ich habe während dem Lesen immer wieder hin und her überlegt, ob ich hierzu überhaupt eine Rezension schreiben soll. Es fällt mir wirklich schwer, diese Geschichte in Worte zu fassen, aber ich wollte unbedingt zumindest den Eindruck schildern, denn das Buch hat etwas ganz besonderes.
Erzählt wird aus einer ungewöhnlichen Perspektive, von einem Dritten, der über die Ereignisse berichtet, aber sich auch selbst mit in das Geschehen einbringt, dazu möchte ich aber noch nicht mehr verraten. Der Schreibstil ist flüssig zu lesen, hat aber einen gewissen Anspruch und lehnt sich auch an die früheren Märchen an.
Der Prolog stimmt jedenfalls schon sehr gut darauf ein, was den Leser erwartet und skizziert in wenigen Worten die Welt, in der die beiden Protagonisten um ihre Liebe kämpfen müssen.
Im Fokus stehen damit Hama und Bo, die in einer Zeit leben, die von Arbeit und Abhängigkeiten geprägt ist und an einem fiktiven Ort und in einer fiktiven Zeit spielt - somit überall auf der Welt genauso passieren könnte: Eine Fabrik für Waffen, von der alle Arbeiter abhängig sind, eine Regierung die viel redet und nichts tut und einfache Menschen, die sich in ihrer Verzweiflung nicht für das Licht, sondern den Schatten entscheiden.
Hier wird allerdings immer, egal um welche Personen es sich handelt, sehr genau differenziert, warum sie so handeln - und damit das Verständnis geschürt, dass eben jeder Mensch seine innere Schwäche und seine Beweggründe hat. Das ist nicht immer einfach zu verstehen, aber uns selbst geht es ja genauso.
Die Gegensätze ziehen sich durch das ganze Buch, denn die Kapitelüberschriften wie "Ordnung und Chaos", "Leere und Fülle" etc. sprechen immer wieder darauf an und geben den Passagen eine bestimmte Bedeutung. Unterstützt wird das auch von einer der Figuren: Melkior. Ein alter Mann, der sogar von einigen gefürchtet wird, weil er mit seinen dahin gestammelten Worten immer wieder Zukünftiges voraussieht. Überhaupt findet man in diesem fast schon wehmütigen Märchen viel Symbolik und Metaphern, die mich oft zum Nachdenken angeregt haben.
Die zahlreichen Kontraste, die wir als völlig getrennt in unseren Köpfen verinnerlicht haben, werden hier subtil und doch sehr deutlich unter die Lupe genommen. Ohne Schatten gäbe es eben kein Licht, ohne Kälte keine Wärme und ohne Hass keine Liebe? So oft sind die Grenzen verwischt und wir übertreten sie, ohne es zu merken.
Vier Abschnitte führen uns durch wichtige Stationen, die Hama und Bo durchlaufen müssen. Beide sind sehr eigen in ihren Bedürfnissen und Ängsten, aber sie verbindet eine ganz besondere und bewundernswerte Verbundenheit. Ob sie jedoch den äußeren Widrigkeiten stand hält, ist noch nicht entschieden, denn ihre Vergangenheit kämpft sich immer wieder durch die Schatten ans Licht.
Fazit
Das Leben ist ein steiniger Weg, den wir nur meistern können, wenn wir ihn gehen und nicht vor jedem Hindernis zurückschrecken - Hama und Bo haben die Herausforderungen angenommen und ihr bestes gegeben, um sich selbst treu zu bleiben. Märchenhaft erzählt mit etwas Wehmut und vielen Sinnbildern, die unser Leben wunderschön widerspiegeln.
© Aleshanee
Weltenwanderer ~ Buchblog