Bücher mit dem Tag "familienchronik"

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139 Bücher

  1. Cover des Buches Die Säulen der Erde (ISBN: 9783404178124)
    Ken Follett

    Die Säulen der Erde

     (6.173)
    Aktuelle Rezension von: Ira086

    Ken Folletts Bücher sind grundsätzlich alle nicht schlecht, aber irgendwie folgen alle demselben Schema. Das gilt zumindest für die großen Romane, die kleinen sind in der Regel besser. Es sind wirklich gut recherchierte Sachbücher mit einer nicht allzu originellen Story drauf. Die Charaktere sind immer etwas klischeehaft und eindimensional. Es gibt immer sexuelle Gewalt. Irgendjemand männliches ist immer ein großer Held. Die weibliche Hauptfigur ist ausnahmslos immer wunderschön. Ich habe grundsätzlich keine Ahnung, was sie aneinander finden. Wer böse ist, ist durch und durch böse. Für sich genommen ist Die Säulen der Erde wirklich kein schlechtes Buch, aber da ich vorher schon einige Follett Bücher gelesen hatte, kam es mir wie das Abarbeiten eines festen Schemas vor. Trotzdem lese ich anscheinend immer wieder Follett Bücher, so schlimm kann es also nicht sein, haha. So für Herbst und Winter immer ganz nett. Jedenfalls ist es, wie die meisten seiner Bücher, mehr oder weniger lesenswert, und sei es auch nur, um etwas über die Architektur von Kirchen und Kathedralen zu lernen.  

  2. Cover des Buches Verblendung (ISBN: 9783453438200)
    Stieg Larsson

    Verblendung

     (6.213)
    Aktuelle Rezension von: Stopkaofbooks

    Ich habe per Zufall mir einen schwedischen Krimi herausgesucht.

    Auf den ersten 300 Seiten gab es zwar durchaus spannende Momente, aber zwischendurch war ich auch gelangweilt. Trotzdem zog mich Larsson nach und nach in die Bahn der Geschichte, Spannung stieg und ließ mich bis zum Schluss nicht mehr los. Das Ende (sobald der Fall gelöst ist - also ca. 160 Seiten) fand ich wieder etwas zu langgezogen.

    Die Geschichte ist gut überlegt und die Wendungen sind nicht vorhersehbar, das hat mich absolut überzeugt.

    Mir gefallen selten Krimis, wo privat auf eigene Faust Dilettanten ermitteln, aber hier hat es mich überhaupt nicht gestört. Weder Journalist noch die private Ermittlerin handeln dumm, unüberlegt oder naiv.

    Fazit: Ein Krimi, den ich jedem empfehlen würde.

  3. Cover des Buches Buddenbrooks (ISBN: 9783596521487)
    Thomas Mann

    Buddenbrooks

     (2.381)
    Aktuelle Rezension von: mj303

    Ich kannte das Buch noch aus Schulzeiten, leider konnte es mich dieses mal nicht so begeistern.

    Es war teilweise sehr schwer es konzentriert zu lesen - 3 Sterne

  4. Cover des Buches Der leuchtend blaue Faden (ISBN: 9783036959399)
    Anne Tyler

    Der leuchtend blaue Faden

     (73)
    Aktuelle Rezension von: awogfli

    Anne Tyler liefert eine gute Familiengeschichte ab. Sie beherrscht die Fabulierkunst ausgezeichnet, ihre Figuren sind tief und liebevoll entwickelt, aber in Punkto Plotgestaltung und Dramaturgie ist noch einiges an Luft nach oben in diesem Roman.

     

    Die ausladende Familienstory ist mit extrem viel Personal bevölkert, was aber nicht unbedingt durch den Schreibstil der Autorin begründet ist, möglichst viele Nebenfiguren in die Handlung aufzunehmen, sondern die Familie ist tatsächlich so groß. Mutter Abby, pensionierte Sozialarbeiterin, nimmt gerne Streuner auf, manche adoptiert sie, diese heiraten, zeugen Kinder und leibliche Kinder, sowie angenommene ziehen nun sogar mitsamt der Mischpoche ins Haus. Der Rest der Familie und auch noch viele Bekannte, die letztendlich für die Story relevant sind, tummeln sich zu den Mahlzeiten am Esstisch. Im ersten Teil des Romans spielt sich folglich unglaublich viel verwirrendes Gewusel in der Handlung ab, dies gilt aber nicht nur für die Leser, sondern auch das Haus von Abby und Red platzt aus allen Nähten. Konflikte in der Familie sind vorprogrammiert und deren gibt es auch zuhauf. Durch liebevolle Figurenentwicklung bekommt man aber recht bald einen Überblick wie der Hase läuft. Das ist fast so wie die Feier einer Großfamilie, bei der man am Anfang noch verwirrt ist, weil einem so viele Großcousins und Cousinen vorgestellt werden, man dann aber irgendwann die Kurve kriegt, wer mit wem verwandt beziehungsweise verbandelt ist und was abgeht, bis man am Ende, sofern man nüchtern bleibt, den Stammbaum komplett zusammengesetzt hat.  


    Bis Seite 279, als die Handlung in der Gegenwart stattfindet, ist die Familiengeschichte grandios. Dann wurde ich völlig abrupt und unvermutet mit Teil zwei, einer Handlung in der Vergangenheit und der Story, wie Abby und Red sich kennengelernt haben, konfrontiert. Im Prinzip bin ich wieder ins kalte Wasser zurückgeworfen worden, denn nun habe ich quasi erneut einen anderen Roman begonnen, und musste das Spiel mit dem Figurengewusel wieder von vorne beginnen. Das ein enormer und völlig unnötiger Bruch im Lesefluss, denn bis auf drei Personen findet auch ein völliger Austausch des ohnehin schon viel zu inflationären Personals statt. Das wäre nun kein Problem, ich bin ja Herausforderungen gewohnt, aber die Handlung kommt einfach nicht mehr in Schwung, das dauert zu lang.

     

    Als dann im dritten Teil das Setting wieder in der Gegenwart spielt, verbessert sich die Situation wieder und einiges wird aufgelöst, es bleiben für mich aber trotzdem Lücken im Plot, sodass ich mich frage, warum dieser eingeschobene Teil überhaupt stattfinden musste, die wichtigen Ereignisse hätten auch in Rückblenden und Erzählungen in die chronologische Geschichte eingebaut werden können. Das ist wirklich keine gute Dramaturgie. Leider lösen sich einige Fragen auch in der Endabrechnung nie auf, was mich immer besonders stört. Wie kam es eigentlich zum „Unfall“-Tod von Abbys ersten Freund? Warum wird die Geschichte wie Abby und Red zusammenkamen überhaupt erzählt, wenn der Umstand, wie sie tatsächlich ein Paar wurden, ausgespart blieb. Zack Bumm, Freund Dan ist weg, wahrscheinlich beim Holzmachen in Reds Garten verunglückt, könnte aber ebenso von seinem besten Freund Red um die Ecke gebracht worden sein, der schon ein Auge auf Abby geworfen hat. Auch die Frage, wie Abby tatsächlich gestorben ist, wird nie ganz schlüssig aufgeklärt. Der Hund ist ihr davongelaufen, die Autofahrerin entschuldigt sich nur dafür, den Hund überfahren zu haben, beide, also Abby und der Hund liegen aber weitverstreut und tot in der Gegend herum, die Autofahrerin hat den Wagen dann auch noch um die entfernte Laterne gewickelt, wobei sich alle auch versichern, dass Abby den Hund nicht mehr sterben sehen musste, sie kann also auch nicht am Schock gestorben sein. Irgendwie ist dieser Autounfall wie JFK’s magische einzelne Kugel, die um die Kurve geflogen ist und 3 völlig voneinander entfernte Schusslöcher hinterlassen hat. Gerade bei solchen Unfällen gibt es ja eine genaue Untersuchung und es gab sogar Zeugen, aber auch die äußern sich so vage. Dieses zwanghafte Verschleiern eines profanen Unfalls finde ich jetzt auch völlig unnötig. Sollte das irgendwie eine geheimnisvolle Note in den Roman bringen? Mission failed

     

    Fazit: In der Endabrechnung eine gute Geschichte, die im Gegensatz zum Titel „Der leuchtend blaue Faden“ durch Murks im Handlungsaufbau in der Mitte des Romans letztendlich leider ein bisschen den roten Faden verloren hat. 


    P.S.: Ach ja, Gratulation an den Verlag, das Lesebändchen der Hardcoverausgabe tatsächlich in leuchtendem Blitzblau zu gestalten, halte ich für eine sehr geniale Idee 

  5. Cover des Buches Kinder der Freiheit (ISBN: 9783404173204)
    Ken Follett

    Kinder der Freiheit

     (464)
    Aktuelle Rezension von: Erwin-Reader

    Dave, Wally, Beep, Jasper, Dimka, George, Tanja ... Die Protagonisten des Romans bilden die dritte Generation der bekannten Familien. Was einst mit "Billy with Jesus" und Ethel begann, findet seinen Abschluss mit Dave, Wally und Eevy.

    Gewohnt flüssig erzählt, angereichert mit den für Follett charakteristischen Sexszenen navigiert das Werk durch vier Jahrzehnte des kalten Krieges. Allerdings bringt die Fülle der Ereignisse eine derartige Erzählung an seine Grenzen. Was noch bei den ersten beiden Bänden für Tiefgang der Charaktere sorgte, artet hier in ein Blitzlichtgewitter aus, das der Historie nicht immer gerecht wird.

  6. Cover des Buches Die unsterbliche Familie Salz (ISBN: 9783423146326)
    Christopher Kloeble

    Die unsterbliche Familie Salz

     (70)
    Aktuelle Rezension von: lesen_leben_lachen

    Lola Rosa Salz ist die zentrale Figur in diesem Roman. Das Hotel Fürstenhof ist der zentrale Ort im Geschehen, auch wenn die Figuren sich die wenigste Zeit dort aufhalten. Und ein zentrales Motiv ist der Schatten.



    Lola ist zu Beginn eine Neunjährige, die mit ihren Eltern in München lebt und als ihr Vater den Fürstenhof erwirbt nach Leipzig umzieht. Sie liebt ihre Mutter sehr und als diese krank wird nimmt es das kleine Mädchen sehr mit. In ihren Augen rettet sie ihre Mutter, als Maria - von dem man nicht weiß ob er existiert - ihr Leben beendet.



    Der nächste Abschnitt wird von Lolas Mann Alfons erzählt. Dieser beschreibt Lolas Flucht mit den Kindern am Ende des Zweiten Weltkriegs und erzählt mehr über Lolas Charakter. Dann folgt Aveline, Lolas Tochter, der Schatten ihrer Enkelin, der die Geschichte von Kurt erzählt, wie er seine Frau kennenlernt; ihre Enkelin selbst und ganz zum Schluss Lolas Urenkelin, die einen Brief an ihre Mutter schriebt.


    Lola rückt zwar irgendwann in den Hintergrund, aber sie wird immer wieder erwähnt.



    Der Fürstenhof ist ebenfalls immer Thema.

    Als neuer Wohnsitz der Familie Salz in Lolas Kindheit. Als ein Ort an den Lola auch im Zweiten Weltkrieg unter keinen Umständen zurück kehren will. Als das Objekt Kurts Begierde nach dem deutschen Wiedervereinigung.



    Als wiedererlangter Familienbesitz.



    Das Motiv des Schattens beginnt harmlos mit den Schattenrissen, die Lolas Mutter für jedes Familienmitglied anfertigt. Allerdings bleibt es nicht dabei. Für Lola bekommen Schatten eine immer größere Bedeutung und besonders Männer ohne Schatten stellen für sie eine besondere Gefahr da.



    Das Thema Schatten zieht sich aber durch alle Generationen. Eine Figur in der Geschichte kann ihren Schatten nicht sehen und an einer anderen Stelle kommt sogar ein Schatten zu Wort. Dieser ist zu dem Zeitpunkt natürlich ein allwissender Erzähler und schafft dadurch eine Verbindung zwischen zwei Fragmenten der Geschichte.



    Der Schatten zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte und verbindet gemeinsam mit Lola und dem Fürstenhof die einzelnen Teile miteinander.



    Insgesamt wird die Geschichte beschrieben, wie das Hotel in Familienbesitz gelangt, von der DDR enteignet wird und schließlich wieder zurück in die Familie kommt und wie Lola und alle um sie herum diese Zeit erleben.



    Neben den Familienverhältnissen, Streitigkeiten und Problemen erfährt man auch vieles über die politischen Gegebenheiten.



    Die ganze Geschichte ist sehr gut recherchiert und macht dadurch einen authentischen Eindruck.



    Die Charakterentwicklung ist in diesem Buch schwerer zu beschreiben als in anderen Geschichten,aber ich finde das macht es zusätzlich interessant.



    Einem fehlen Ereignisse, die eine Figur erlebt hat um ein gesamtes Puzzle zusammensetzen zu können, aber dadurch kann man sich die Charaktere noch eher so zurecht legen, wie man sie sich vorstellt. Es gibt also mehr Spielraum für Vorstellungen zu den einzelnen Figuren. Allerdings kann man aus diesem Grund einige Handlungen nicht nachvollziehen und findet diese dann nicht gut. Da kann man aber meiner Meinung nach drüber hinwegsehen, denn man kann ja auch im echten Leben nicht immer alles nachvollziehen, was der Gegenüber gerade tut.


    Ich würde behaupten der Schreibstil ist eher ein "Erzählstil"

    Die Perspektive wechselt immer wieder und viele Figuren kommen zu Wort. Dadurch bekommt jedes Kapitel seinen eigenen Charakter mit der Person, die es erzählt.



    Als beispielsweise Lolas Mann zu Wort kommt, könnte man zwischendurch beinahe den Eindruck bekommen der eigene Opa erzählt von der Flucht vor dem Zweiten Weltkrieg. Und auch sonst ist der Schreibstil immer gut an die Figuren angepasst. Das sorgt für einen sehr angenehmen Schreibstil, der sich gut lesen und einen in die Geschichte eintauchen lässt.


    Ich finde dieses Buch ist auf jeden Fall eine Empfehlung wert!



    Ich lese ja normalerweise eher Jugendbücher und Fantasy, aber dieses Buch konnte mich wirklich überzeugen!

  7. Cover des Buches Die Eleganz des Igels (ISBN: 9783423429917)
    Muriel Barbery

    Die Eleganz des Igels

     (836)
    Aktuelle Rezension von: SunnySue

    "Die Leute meinen, sie verfolgen die Sterne,  und dann enden sie wie Goldfische in einem Glas."

    "Die Eleganz des Igels" von Muriel Barbery war für mich eine ganz besondere Lektüre. Tiefgründig, philosophisch, offenherzig und doch auch sehr amüsant, hat mir dieses Buch wirklich einige schöne Stunden beschert. (Übersetzt von Gabriela Zehnder.)

    Darum geht's: Wir befinden uns in der Rue de Grenelle 7 in Paris. In diesem Stadtpalais wohnen Minister, Restaurantkritiker, kurz: wichtige, reiche Leute. Natürlich darf in solch einem Domizil kein Concierge fehlen, der sich um die Belange der Bewohner kümmert. Und in der Rue de Grenelle wird dieser Posten seit vielen Jahren von Madame Renée Michel bekleidet. Doch Renée führt ein "Doppelleben". Nach außen gibt sie sich als einfältige Concierge, doch eigentlich ist sie sehr gebildet und interessiert sich auch sehr für Philosophie. Auch Paloma Josse lebt ihn diesem Stadtpalais. Dieses zwölfjährige, sehr intelligente Mädchen durchblickt mehr als die Erwachsenen um sie herum ahnen, geschweige denn selbst durchblicken. Und sie hat für sich beschlossen, dass sie ihrem Leben an ihrem 13. Geburtstag ein Ende setzen wird. Denn auf die verlogene Welt der Erwachsenen gedenkt sie zu verzichten. So geht das Leben in der Rue de Grenelle 7 seinen Gang, bis zu dem Tag, an dem Monsieur Ozu einzieht...

    "Im Grunde sind wir programmiert, an das zu glauben, was nicht existiert, weil wir Lebewesen sind, die nicht leiden wollen. So wenden wir unsere ganze Kraft auf, uns zu überzeugen, dass es Dinge gibt, die es wert sind, und dass das Leben einen Sinn hat."

    Was soll ich sagen, dieses kleine umscheinbare Büchlein war ein richtiges Fest! Ein Fest der Sprache. Ein Fest der Gedanken. Ein Fest der Philosophie. In diesem rund 360 Seiten steckt so viel! Beim Zuklappen der letzten Seite war ich traurig und zugleich unglaublich glücklich. Traurig, weil das Buch am Ende etwas traurig wurde und auch weil es ohnehin das Ende des Buches war. Und glücklich, weil ich dieses Buch nun endlich gelesen habe. (Warum erst jetzt?!)

    Paloma ist ein unglaublich reizendes, kleines Persönchen. Intelligent, unverfälscht und erfrischend. Ihr Blick auf die Welt ist unverklärt - sie durchschaut die Lügen, die wir uns selbst jeden Tag aufs Neue erzählen und entscheidet für sich, dass sie so nicht enden will. Im Laufe der Geschichte versucht sie das Eine zu finden, das sie vielleicht noch umstimmen kann oder das sie zumindest noch erleben möchte ehe sie geht. Renée hingegen hat ein tiefes Trauma und ist in alten Konventionen gefangen. Doch in dieser Geschichte zeigt sich einmal mehr, dass wir mit Glück auf einen Menschen treffen, der uns wirklich sieht und der uns auch andere Facetten des Lebens und Denkens aufzeigt. Facetten, die die Welt in neuen Farben strahlen lassen...

    "Was schön ist, erhaschen wir, während es vergeht. Es zeigt sich in der vergänglichen Gestalt der Dinge in dem Moment, da wir gleichzeitig ihre Schönheit und ihren Tod sehen."

  8. Cover des Buches Hundert Jahre Einsamkeit (ISBN: 9783462050219)
    Gabriel García Márquez

    Hundert Jahre Einsamkeit

     (546)
    Aktuelle Rezension von: mabo63

    Hundert Jahre Einsamkeit" ist die Geschichte vom Aufstieg und Niedergang einer kolumbianischen Familie und des von ihr gegründeten Dorfes Macondo, eine Familiensaga über sieben Generationen. Die Bewohner von Macondo, die anfangs durch den Regenwald von der Umwelt isoliert sind, nur durch vagabundierende Zigeuner von technischen Errungenschaften erfahren und ohne Kirche, staatliche Verwaltung und Wirtschaftsbeziehungen auskommen, erleben schließlich, wie ihr Dorf durch eine Bahnlinie erschlossen wird. Amerikaner legen eine Bananenplantage an, und ein Europäer träumt von einem Flugplatz in Macondo. Auch von den Bürgerkriegen zwischen den Liberalen und den zentralistischen Konservativen wird das Dorf heimgesucht.

    Realistisches verschmilzt in diesem Roman mit Volksgeschichten, Mythen und grotesken Fantasievorstellungen. 

    Gabriel García Márquez verzichtet in "Hundert Jahre Einsamkeit" auf eine durchgängige Handlung und reiht stattdessen aktionsbetonte Episoden aneinander, die er ausgesprochen bildhaft schildert und ausschmückt. Neugierde wird dadurch kaum geweckt und Spannung entsteht auf diese Weise auch nicht. Spätestens nach der Hälfte der knapp 500 Seiten hat man den Überblick verloren, zumal die meisten Nachfahren des Stammvaters der Familie Buendía José Arcadio oder Aureliano heißen. Allein während des Bürgerkriegs zeugt Oberst Aureliano Buendías 17 gleichnamige Söhne, und die Zwillinge Aureliano und Juan Arcadio sind vielleicht miteinander vertauscht worden.

  9. Cover des Buches Feuer und Blut - Erstes Buch (ISBN: 9783764532727)
    George R. R. Martin

    Feuer und Blut - Erstes Buch

     (133)
    Aktuelle Rezension von: Blutmaedchen

    George R.R. Martin ist mittlerweile einer der bekanntesten Schriftsteller, der mit seinen Game of Thrones Büchern großen Erfolg gefeiert hat. Auf die Bücher wurde ich erst durch die gleichnamige Serie aufmerksam und auch wenn es nicht zwingend mein Lieblingsgenre ist, hat mir immer die Art und Weise gefallen wie Martin in Interviews über seine Welt gesprochen hat. Und nach den ersten Bänden, die mich besonders vom Schreibstil her angesprochen haben, konnte ich auch bei der Prequel Reihe "Feuer und Blut" nicht widerstehen. Allerdings handelt es sich bei diesem Buch, dass den Aufstieg und Fall des Hauses Targaryen erzählt, alles andere als eine wirklich erzählte Geschichte, sondern basiert auf den Überlieferungen und Erzählungen von Erzmaestern und angeblichen Augenzeugenberichten, die im Jahre 1 von Aegons Eroberung beginnen - 280 Jahre vor Daenerys Targaryen, die man als Leser von Das Lied von Eis und Feuer bereits kennt. 

    Geschrieben von Erzmaester Gyldayn, transkribiert von George R.R. Martin ist es mehr eine Geschichtserzählung, die besonders zu Beginn sehr verwirrend sein kann. Entweder man ist als Leser bereits Fan historischer Ereignisse oder man liest es, weil man das Haus Targaryen näher kennen lernen möchte. Ich gehöre definitiv nicht zu den Menschen, die Geschichte mögen, ganz zu schweigen davon, dass es mir an der nötigen Konzentration mangelt so viele Namen, Daten und Orte auf den ersten Blick zu verstehen. Und wenn es dann noch zig Aegons gibt und jeder Name mehrere A's und E's - gerne auch direkt hintereinander - trägt, dann ist es nicht immer leicht den Anschluss zu wahren. 

    Trotzdem habe ich es geschafft eine Verbindung zu den Charakteren aufzubauen, zumindest zu den Targaryens. Es beginnt mit Aegon I., auch bekannt als Aegon der Drache, der mit seinen zwei Schwestergemahlinnen Visenya und Rhaenys - und ihren drei Drachen aus dem alten Valyria nach Westeros kommen und dort die sieben Königslande unter eine Krone bringen wollen. Das alte Valyria existiert nicht mehr, doch die Magie der Drachen besteht weiter und so fällt es Aegon, Visenya und Rhaenys nicht schwer mit Hilfe ihres Drachenfeuers Krieg und Zerstörung zu ihren Gunsten zu entscheiden. Alle feindlichen Schwerter, die durch das Drachenfeuer verbogen und versenkt wurden, bilden nun zusammen den Eisernen Thron, auf dem Aegon und seine Nachkommen die nächsten zweihundertachtzig Jahre sitzen und regieren werden. 

    Aus moderner Sicht darf man dieses Buch auf keinen Fall betrachten, denn das Haus Targaryen bestand deshalb so lange fort, weil es viele Ehen innerhalb der Familie gab. Bruder und Schwester, so wie Aegon mit Visenya und Rhaenys, Onkel und Nichte, Cousin und Cousine - so blieb das Blut rein und die Thronfolge gesichert. 

    Der Targaryen Stammbaum ist nicht immer leicht zu verstehen, aber "Feuer und Blut" begleitet die einzelnen Charaktere durch ihre manchmal kurze, manchmal lange Herrschaft. Aerys I. - Sohn von Aegon I. und Rhaenys ist der Älteste, der auf seinen Vater folgen soll, doch man hält ihn für schwach, wohingegen Maegor I, Sohn von Aegon und Visenya, ein Musterbeispiel für Stärke sein soll - aber auch für jede Menge Grausamkeit. Von Sippenmord bis Inzest gibt es viele Konflikte innerhalb der Familie, was auch die Feinde der Targaryens für sich nutzen wollen. Und während die eine Herrschaftszeit voller Zorn, Krieg und Grausamkeit ist, sind andere Zeiten unter einem anderen Targaryen-König wieder komplett anders und man versucht Frieden herzustellen, jedem Bürger Gehör zu schenken und als gutes Beispiel voran zu gehen. 

    Doch ganz gleich ob es Aerys, der Schwächliche ist, Maegor, der Grausame oder Jaehaerys, der gute König - sie alle haben eines gemeinsam: Sie brauchen Erben um ihren Anspruch auf den Thron fortbestehen zu lassen. Arrangierte Ehen sind alltäglich. Neid und Missgunst fordern unschuldige Opfer. Alles ganz Normal und Alltäglich, sollte man meinen. 

    Es war eine Freude so viele Aspekte des Mensch-Seins in diesem Buch zu finden. Besonders König Jaehaerys und seine Schwestergemahlin Alysanne haben es mir angetan, die gemeinsam sechszehn Kinder hatten, die ebenfalls so unterschiedliche Geschichten zu erzählen haben. Gute Menschen, böse Menschen - es gibt sie alle in so vielen Formen und Erlebnissen. Ich ziehe wirklich den Hut vor George R.R. Martin, der nicht nur diese komplexe Welt erschaffen hat, sondern auch so viele verschiedene Charaktere. Auch wenn er ruhig ein paar Namen mehr hätte nutzen können statt immer die selben, bzw. sie abzuändern.
    Rhaenys - Rhaenyra - Rhaena
    Daemon - Aemond - Aemon - Vaemond
    Wenn man aber einmal mit den Targaryens verbunden ist, und mehr über ihre Hintergründe kennt, dann ist es ein Kinderspiel all die Namen auseinander zu halten. 

    Da es sich bei "Feuer und Blut" um Erzählungen von Maestern und nicht immer glaubwürdigen Augenzeugen handelt, gibt es mehrere Versionen, wie sich gewisse Ereignisse zugetragen haben könnten und als Leser kann man sich seine eigene Meinung bilden - nur das Ende steht fest. 

    Ein großer Teil der Erzählung befasst sich mit dem sogenannten Tanz der Drachen - einem Bürgerkrieg, der ausbrach, als Viserys I. seine Erstgeborene und bis dahin einzige Tochter Rhaenyra zu seiner Thronfolgerin machte, er aber später noch Söhne mit seiner zweiten Frau, Alicent Hohenturm, bekam. Und in der damaligen Welt hatten immer die Jungen ein höheres Erbrecht als die Mädchen. Es hieß also Rhaenyra gegen ihren Halbbruder Aegon II - die Schwarze Fraktion, die hinter Rhaenyra stand und der Grünen Fraktion, die hinter Alicent Hohenturm - Viserys' zweiter Frau und ihren Sohn Aegon standen.
    Verrat und Loyalität lagen sehr nahe beieinander und so begann der Krieg Drache gegen Drache und das damit verbundende Aussterben der Drachen. 

    Eine völlig faszinierende Welt und ich habe mich auch nicht davon abschrecken lassen, dass jeder wichtige Name in einer Schlacht aufgezählt wurde. Manchmal bestand eine Buchseite fast nur aus Namen und zu welchen Häusern sie gehören, welche Titel sie haben und es ist schwer die Personen rauszufiltern, die wirklich wichtig für die fortlaufenden Ereignisse sind. Man braucht schon etwas Geduld und Stärke - denn das gebundene Buch ist nicht gerade ein Leichtgewicht :D - um wirklich zum Kern der Geschichte vorzudringen. 

     "Feuer und Blut" ist das erste von insgesamt zwei Büchern, dass die Targaryen Dynastie erzählt und als Fan der Serie sollte man wirklich versuchen sich dadurch zu arbeiten. Besonders zu Anfang ist es nicht leicht, aber es wird einfacher, versprochen. 

  10. Cover des Buches Die Hummerschwestern (ISBN: 9783442748761)
    Beverly Jensen

    Die Hummerschwestern

     (99)
    Aktuelle Rezension von: schnaeppchenjaegerin

    Als Idellas und Avis Mutter bei der Geburt ihres vierten Kindes stirbt, sind die beiden sechs und knapp acht Jahre alt. Der Vater Bill, ein Farmer und Hummerfischer, ist dem Whiskey stark zugeneigt und mit der Erziehung seiner Kinder überfordert. Sein Sohn Dalton lebt in der Scheune, um seinem Vater aus dem Weg zu gehen. Die Mädchen sind für den Haushalt zuständig, bis Bill eine französische Haushaltshilfe, Madeleine, engagiert, die selbst ihre Geheimnisse birgt, sich aber von der schroffen Art von Bill nicht abschrecken lässt. Als es fast zum Eklat kommt, entlässt Bill Maddie und schickt seine beiden Töchter zu seiner Schwägerin nach Maine. Dort erhalten sie die Chane, drei Jahre zur Schule zu gehen, bis ihr Vater sie nach einem Jagdunfall wieder zu sich holt. 

    Wenige Jahre später verlassen Idella und Avis ihr Elternhaus, um in die USA zu emigrieren. Während Avis ihr unabhängiges Leben genießt, ordnet sich Idella zunächst als Hausmädchen ihren Arbeitgeberinnen unter und heiratet später Edward, dessen Mutter die gesamte Familie vereinnahmt. 
    Der Roman erzählt eine 70-jährige Familiengeschichte, beginnend im Jahr 1016. Der Fokus liegt zunächst auf dem Zusammenleben der Familie Hillock nach dem tragischen Tod der Mutter im Kindbett, bevor das Leben von Idella als erwachsene Frau in den Mittelpunkt rückt. Idella ist eine sympathische junge Frau, deren Leben fremdbestimmt ist. Erst erledigt sie zuverlässig die Arbeiten für ihren Vater, dann kümmert sie sich um die Familie ihres Ehemannes. Sie ist zufrieden, denn sie hat keine Erwartungen oder Träume. 
    Die Geschichte ist unterhaltsam und spanend erzählt, da stets eine unterschwellige Dramatik vorhanden ist und auch immer wieder etwas passiert, dass die Familie nachhaltig beeinflusst und bewegt. Die Autorin starb, bevor sie den Roman beendigen konnte, weshalb er aus einzelnen Kurzgeschichten besteht, was insbesondere durch die Zeitsprünge in den Leben der Charaktere auffällt, aber sonst nicht weiter störend ist. 
    Es ist eine besondere Geschichte, denn die Charaktere sind einzigartig und selbst der schroffe Vater auf seine Art liebenswert. Der Verlauf ihrer Leben ist nicht vorhersehbar und auch die eigentümliche Atmosphäre auf der Farm der Hillocks an der Ostküste Kanadas, aber auch bei Idellas Schwiegereltern im amerikanischen Boston sorgen für Spannung. Der Beginn der Geschichte ist fesselnd und auch das Heranwachsen von Idella und Avis, den beiden ungleichen "Hummerschwestern" ist interessant geschildert. Anschließend hat der Roman seine Längen, da es ihm an Dramatik mangelt, was jedoch durch das bewegende Ende wieder ausgeglichen wird.


  11. Cover des Buches Das achte Leben (Für Brilka) (ISBN: 9783548289274)
    Nino Haratischwili

    Das achte Leben (Für Brilka)

     (245)
    Aktuelle Rezension von: dunis-lesefutter

    Ich habe es geschafft-1280 Seiten hat das georgische Jahrhundert-Epos, die Familiensaga, rund um die Familie Jaschi, auf dem Buchrücken. 

    100 Jahre begleiten wir 8 Frauen, beginnend und endend mit einer Anastasia. Erzählt wird die Geschichte der Familie von Niza, die ihrer Nichte Brilka helfen möchte, den Teufelskreis von Staub, Gräber und toten Träumen zu durchbrechen. 

    Relativ schnell habe ich gemerkt: In diesem Buch ist niemand wirklich gut, aber auch niemand ausschließlich böse. Den Frauen wird immer ziemlich übel mit gespielt. Sie sind auf der Suche Frieden und Liebe, greifen aber ständig daneben, manchmal durch eigene Schuld doch meist, weil Macht und Männer sie bestimmen und ausnutzen.


    Viele Wege trennen sich, finden manchmal wieder zueinander, sind aber nie mit Glück gepflastert. Das „rote“ Jahrhundert hat Georgien im Griff und die Familie Jaschi steht im Zentrum der politischen Machenschaften. Besonders unangenehm fand ich Kostja, einen herrischen Patriarchen, der seine eigene Inkompetenz und sein Liebesleid mit passiver und aktiver Gewalt übertönt. Er macht sich die Welt, wie sie ihm gefällt, notfalls mit erbarmungslosem Egoismus. Am sympathischsten war mir Kitty, deren Wege nach England führen. Hier wird sie erfolgreich, aber nicht glücklich. Der rote Faden des Romans ist die Rezeptur einer heißen Schokolade, köstlich, verführerisch verleitet, sie jeden von ihr zu probieren. Doch sie bringt vermeintlich Unglück, also wird das Rezept von einigen wenigen streng gehütet. Eine Prise magischer Realismus ist also auch Bestandteil der Geschichte. Dabei ist dieser so geschickt eingearbeitet, dass er wie selbstverständlich wirkt. 

    Die Autorin schreibt in einer melodischen Sprache, mit viel Liebe zum Detail. Geschichtliche Ereignisse werden ausreichend, aber nicht zu ausgiebig geschildert. Außerdem arbeitet Nino Haratischwili viel mit Aufzählungen oder lässt ihr „Personal“ Monologe führen, die Gedanken in Worte fassen und manchmal auch abschweifen. Das war mir ein ums andere Mal zu viel. Vielleicht war es für die Autorin wichtig jeder Person ein Schicksal und eine umfassende Motivation zu geben, diese das aber umschweifend und wiederholend erzählen zu lassen, hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht. Mir hätten ein paar 100 Seiten weniger auch gereicht. Trotzdem ist es ein wirklich sehr gelungener und empfehlenswerter Roman über ein Land, über das wir vermutlich nur sehr wenig wissen. Die Familie Jaschi mit all ihren Gespenstern ist mir auch nach 1200 Seiten, nicht ans Herz gewachsen. Zu oft liegt Böse und Gut in den Personen nah bei einander. Mein Inneres schmerzt nach dieser Lektüre  von so viel Unglück. Mitgefühl habe ich für die Protagonisten auf jeden Fall. D b er Schluss bringt Optimismus wie einen Sonnenstrahl in die Familie. So bleibt am Ende doch Hoffnung. Eine große, Leseempfehlung für alle, die so imposante Familiengeschichte lieben.

  12. Cover des Buches Pici: Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück (ISBN: 9783944442402)
    Robert Scheer

    Pici: Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück

     (42)
    Aktuelle Rezension von: parden
    EIN PERSÖNLICHES MAHNMAL...

    Robert Scheer liebte seine Großmutter. Dies ist an und für sich nichts Besonderes, doch eigentlich ist es ein Wunder, dass es den Autor überhaupt gibt. Denn eigentlich hätte seine Großmutter Pici nicht überleben, nicht heiraten und keine Familie gründen dürfen. Denn dies war der Plan von Hitler und seinen Schergen. Doch als einzige ihrer weitverzweigten jüdischen Familie überlebte Pici ("die Kleine") seinerzeit die Gräuel des Holocaust.


    "Die Weisen sagen, das Ziel des Lebens sei das Leben selbst. Dem folgend habe ich das Ziel erreicht. Denn ich lebe noch." (S. 56)


    Zum 90. Geburtstag seiner Großmutter beschloss Robert Scheer, diese nach ihren Erlebnissen zu befragen, damit ihr Zeugnis bewahrt bleibt. Und wo Pici jahrzehntelang geschwiegen hat, öffnete sie sich ihrem Enkel gegenüber und gab Auskunft über helle und dunkle Jahre ihrer Vergangenheit.

    Die ersten zwei Drittel des Buches erzählen von Picis Familie und ihrer Kindheit in Rumänien. Dort wohnte die Familie ungarischer Juden und lebte vom Holzhandel des Vaters. Arm, kinderreich, aber zufrieden, so wie viele andere Menschen der kleinen rumänischen Stadt auch. Als etwas langatmig habe ich diese Schilderungen zeitweise empfunden, aber andererseits als durchaus legitim - holte sich Pici auf diese Art noch einmal alle Mitglieder iher großen Familie in ihre Erinnerung zurück, alle in den Jahren des Holocaust ums Leben gekommen.

    Die schlimmen Erlebnisse Picis nach dem Verlust ihrer Heimat in den 40er Jahren nach der Machtergreifung Hitlers nehmen entsprechend etwa ein Drittel des Buches ein. Die Vertreibung ihrer Familie aus der kleinen rumänischen Stadt, die Erfahrungen im Ghetto, die Deportationen in verschiedene Konzentrationslager, die Kälte, die Hitze, der Hunger, die Unmenschlichkeit, die Angst, die Krankheiten, das Trauma, der Tod - Dinge, über die es sicher auch nach 70 Jahren noch schwerfallen dürfte zu sprechen.

    Was mich bei der Lektüre verblüffte, waren die großen Erinnerungslücken Picis, die viele schreckliche Erlebnisse und Details ausgeblendet zu haben scheint.


    "Und auch für die folgenden Zeiten gibt es solche kleinen Momente, die völlig in meinem Gedächtnis fehlen, aber nicht so, dass ich sie nach Jahren vergessen hatte, sondern so, als hätten sie nichts mit mir zu tun gehabt. Vielleicht, weil mein Verstand dies alles nicht nachvollziehen konnte und von sich wegschob..." (S. 90)


    Entsprechend rudimentär erscheinen denn auch teilweise die Erinnerungen, Spotlights der Schrecken, wobei die Schilderungen selbst nahezu nüchtern erscheinen. Dennoch kommt das Grauen beim Leser an, die Bilder lassen sich ncht verdrängen, die Unfassbarkeit der Erinnerungen bricht sich Bahn. Zahlreiche in den Text integrierte Fotos (viele aus dem Privatbesitz des Autors) unterstreichen das Geschriebene, geben dem Erzählten ein Gesicht und verankern das Grauen in der Realität.

    Der Schreibstil ist einfach, erinnert zeitweise an einen ungeübten Schulaufsatz. Doch vieles ist in wörtlicher Rede wiedergegeben und dokumentiert so eher das Gespräch zwischen dem Enkel und seiner Großmutter Pici als dass es literarisch aufgearbeitet ist. Dieses Stilmittel der wörtlichen Rede unterstreicht in meinen Augen die Authentizität der Erzählung.

    Neben den bereits erwähnten Fotos gibt es - vor allem in dem vielseitigen Anhang - auch zahlreiche Kopien von alten Briefen, Dokumenten und Listen, die die Erinnerungen Picis in Raum und Zeit des Holocaust verankern. Hier hätte ich mir eine bessere Qualität der Darstellung gewünscht, denn viele der genannten Quellen waren durch eine blasse und verschwommene Kopie für mich tatsächlich kaum leserlich, was ich wirklich bedauerlich fand.

    Robert Scheer hat mit diesem Buch nicht nur seiner geliebten Großmutter ein Denkmal gesetzt, sondern mit Picis Erinnerungen auch ein persönliches Mahnmal geschaffen. Ein Buch 'Gegen das Vergessen', das sehr persönliche Einblicke gewährt.


    © Parden
  13. Cover des Buches Die Jahre der Leichtigkeit (ISBN: 9783423147330)
    Elizabeth Jane Howard

    Die Jahre der Leichtigkeit

     (70)
    Aktuelle Rezension von: Ani


    "Die Jahre der Leichtigkeit" ist der Auftakt der Cazalet-Familiensaga. Deshalb lernt man in diesem Band die einzelnen Familienmitglieder und das Personal, das die nicht ganz unvermögende Familie beschäftigt, näher kennen. Gerade am Anfang sollte man aufmerksam lesen, da einige Charaktere eingeführt werden. Das Personenverzeichnis, das sich im Buch befindet, erleichtert dabei den Einstieg.

    Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet, wobei man sowohl Familienmitglieder als auch Personal beobachtet. Die Perspektiven wechseln recht häufig und dadurch hat man gerade beim Einstieg das Gefühl, dass man sofort mitten im Geschehen ist. Die Saga startet 1937. Die Protagonisten haben den Schrecken des Ersten Weltkriegs noch nicht überwunden. Dennoch scheint die Welt erneut von einem Krieg bedroht zu werden. Die Cazalets treffen sich, wie jedes Jahr im Sommer, um die Ferien in Sussex zu verbringen.

    Der Schreibstil ist angenehm zu lesen. Es gelingt der Autorin hervorragend, den damaligen Zeitgeist einzufangen und zu vermitteln. Handlungsorte und Protagonisten werden so lebendig beschrieben, dass man beinahe meint, selbst vor Ort zu sein und die Familie direkt zu beobachten. Sobald man die Protagonisten näher kennengelernt hat, beginnt man sich in der Handlung wohlzufühlen und das Familienleben zu genießen. Dabei läuft natürlich nicht immer alles harmonisch ab, denn die einzelnen Charaktere haben nicht immer sympathische Züge. Es kommt zu Konflikten und der drohende Krieg löst Besorgnis aus. Das alles wird so anschaulich beschrieben, dass man mühelos ins Geschehen eintauchen kann.

    Ein äußerst gelungener Auftakt, der durch lebendige Charaktere und eine authentische Hintergrundkulisse überzeugt.

  14. Cover des Buches Der Geschmack von Apfelkernen (ISBN: 9783462042702)
    Katharina Hagena

    Der Geschmack von Apfelkernen

     (894)
    Aktuelle Rezension von: Yoyomaus

    Erinnerungen die verblassen,

    eine Familiengeschichte die scheinbar neu geschrieben wird 

    und ein Drama, welches Generationen erschüttert.

    Welche Geheimnisse wird Iris in dem alten Haus ihrer Großmutter finden, 

    wer war sie

    und wer waren ihre Familienmitglieder wirklich?

     

     

    Zum Inhalt:

    Schillernd und magisch sind die Erinnerungen an die Sommerferien bei der Großmutter, geheimnisvoll die Geschichten der Tanten. Katharina Hagena erzählt von den Frauen einer Familie, mischt die Schicksale dreier Generationen. Ein Roman über das Erinnern und das Vergessen – bewegend, herrlich komisch und klug. Als Bertha stirbt, erbt Iris das Haus. Nach vielen Jahren steht Iris wieder im alten Haus der Großmutter, wo sie als Kind in den Sommerferien mit ihrer Kusine Verkleiden spielte. Sie streift durch die Zimmer und den Garten, eine aus der Zeit gefallene Welt, in der rote Johannisbeeren über Nacht weiß und als konservierte Tränen eingekocht werden, in der ein Baum gleich zweimal blüht, Dörfer verschwinden und Frauen aus ihren Fingern Funken schütteln. Doch der Garten ist inzwischen verwildert. Nachdem Bertha vom Apfelbaum gefallen war, wurde sie erst zerstreut, dann vergesslich, und schließlich erkannte sie nichts mehr wieder, nicht einmal ihre drei Töchter. Iris bleibt eine Woche allein im Haus. Sie weiß nicht, ob sie es überhaupt behalten will. Sie schwimmt in einem schwarzen See, bekommt Besuch, küsst den Bruder einer früheren Freundin und streicht eine Wand an. Während sie von Zimmer zu Zimmer läuft, tastet sie sich durch ihre eigenen Erinnerungen und ihr eigenes Vergessen: Was tat ihr Großvater wirklich, bevor er in den Krieg ging? Welche Männer liebten Berthas Töchter? Wer aß seinen Apfel mitsamt den Kernen? Schließlich gelangt Iris zu jener Nacht, in der ihre Kusine Rosmarie den Unfall hatte: Was machte Rosmarie auf dem Dach des Wintergartens? Und wollte sie Iris noch etwas sagen? Iris ahnt, dass es verschiedene Spielarten des Vergessens gibt. Und das Erinnern ist nur eine davon.

     

    Cover:

    Das Cover ist schlicht gehalten und zeigt einen aufgeschnittenen Apfel als Zeichnung sowie ein paar Blütenblätter und Apfelblüten auf beigefarbenem Grund. Das sieht optisch ansprechend aus, passt sehr gut zur Geschichte und hat mich doch neugierig gemacht.

     

    Eigener Eindruck:
     Mit dem Vergessen und dem darauffolgenden Tod ihrer Großmutter erbt Iris deren Haus, obwohl es noch andere Familienmitglieder gibt, die es auch hätten bekommen können. Während einige der Familie scheinbar schnell wieder aus dem kleinen Dorf flüchten wollen, in dem die Großmutter gelebt hat, bleibt Iris, um sich zu überlegen, was sie denn mit ihrem Erbe anfangen soll. Während sie durch die Räume und den Garten wandert, erinnert sie sich an schöne, aber auch schreckliche Tage. Sie erinnert sich an Dinge die längst vergangen sind und doch erst gestern gewesen zu sein scheinen. Sie erinnert sich an fast magische Erzählungen und sie erkundet die Geschichte ihrer Familie, die weit tragischer zu sein scheint, als sie dachte. Immer wieder begegnet sie Menschen, die noch etwas mehr zu erzählen haben oder findet Artefakte, welche ein völlig neues Bild aufwerfen. Einige Dinge reimt sich Iris zusammen, andere werden ihr zugetragen und so durchlebt Iris einen neuen, spannenden Sommer im Haus ihrer Großmutter…

     

    Das Buch „Der Geschmack von Apfelkernen“ liest sich zu Beginn recht angenehm, auch wenn die Geschichte von dem plötzlich weiß werdenden Johannisbeeren etwas skurril anmutet und auch der Apfelbaum der zweimal blüht beziehungsweise der Baum der Erkenntnis sein soll, doch recht weit hergeholt scheint. Sieht man davon ab, bekommt man eine recht dramatische Familiengeschichte präsentiert, die alle Familienmitglieder von Iris beleuchtet und sie in einem völlig neuen Licht dastehen lässt, wenn Iris schließlich mehr über sie erfahren hat. Das sind schöne, aber auch tragische Schicksale und es wäre auch sehr interessant, würde die Autorin anhand ihrer vielen Details nicht irgendwann zum Schwafeln neigen. Schlussendlich wirkt alles so verworren und so melodramatisch, dass man es kaum noch ertragen kann. Irgendwann flutschte die Geschichte nicht mehr und ich habe das Buch öfter weglegen müssen. Spannungsmomente gingen immer mehr verloren, der Reiz der Geheimnisse ebenfalls. Die Charaktere waren für mich auch nicht der Burner, scheinen sie doch alle in einem gewissen Maßen wortwörtlich eine kleine Macke gehabt zu haben – untreue Großmütter, gebrochene Herzen, Lügen und Intrigen, wiederum tragende geschichtliche Schicksale – es war alles so überladen. Und schlussendlich waren dann die Emotionen in dem Buch diejenigen, die man auch nicht mehr richtig nachvollziehen konnte, obwohl jede Menge davon auftauchen sollten. Schade irgendwie. Was mich an dem Buch auch gestört hat waren die Dialoge. Die werden hier nicht mit Gänsefüßchen geschrieben, sondern mit Bindestrich. Gewöhnungsbedürftig.

     

    Fazit:

    Tatsächlich hat mich das Buch nicht packen können, es war mir zu wirr, zu dramatisch und teilweise zu weit hergeholt. Freunde von Familienwirren und richtig vielen Details könnten hier ihre Freude haben, aber mir war es dann doch ein wenig zu viel.

     

    Idee: 5/5

    Charaktere: 3/5

    Logik: 3/5

    Spannung: 3/5

    Emotionen: 3/5

     

     

    Gesamt: 3/5

     

    Daten:

    ISBN: 9783462042702

    Sprache: Deutsch

    Ausgabe: Gebundenes Buch

    Umfang: 336 Seiten

    Verlag: Kiepenheuer & Witsch

    Erscheinungsdatum: 01.04.2011

     

  15. Cover des Buches Dünengeister (ISBN: 9783404177806)
    Nina Ohlandt

    Dünengeister

     (43)
    Aktuelle Rezension von: CarinaElena

    Bisher habe ich alle Vorgängerromane aus der Reihe mit John Benthien gelesen und war immer zufrieden. "Dünengeister" hat mich leider enttäuscht.
    Es will keine rechte Spannung aufkommen und die Geschichte dümpelt sehr langatmig vor sich dahin. Die vielen auftauchenden Charaktere führen dazu, dass sich alles nur sehr oberflächlich liest. Auch die Beziehung zwischen John Benthien und Lilly ist eher emotionslos und könnte auf jeden Fall etwas Pepp vertragen.
    Ich hoffe, dass "Schweigende See" wieder spannender wird.

  16. Cover des Buches Die Brüder Karamasow (ISBN: 9783596907328)
    Fjodor Michailowitsch Dostojewski

    Die Brüder Karamasow

     (209)
    Aktuelle Rezension von: Lesung_vor_acht

    Der obligatorisch beste Roman aller Zeiten (Sigi Freud) gleicht einem elefantösen Mammutbrocken. Das rund 1242 Seiten lange Familienepos schildert auf theologischer und psychologischer Ebene den Niedergang einer Familie als exemplarisches Beispiel für das alte Russland. Rein inhaltlich handelt es sich zweifelsohne um ein Meisterwerk. Gewohnt scharfsinnig analysiert Dostojewskij die verschiedenen Milieus und weitet seinen Roman zu einer gewaltigen Gegenwartsstudie aus. Dass es sich trotzdem um ein zeitloses Werk handelt, zeugt von seinen philosophischen Kompetenzen.

    Wie gern würde ich fünf Sterne vergeben! Aber angesichts der Schwächen des Romans kann ich mir das nicht leisten.

    So scharfsinnig Dostojewskij sich mit Theologie und Psychologie auseinandersetzt, so klobig geraten seine Dialoge. Die Handlung des Buchs wäre schnell erzählt, aber aufgrund der haarsträubend überlangen Reden und unnötig detaillierten Monologe (die schon eher an ein Theaterstück erinnern) ähnelt das Buch eher einer Karikatur seiner selbst. Dostojewskij scheint es gänzlich unmöglich zu sein, präzise und genau zu formulieren - er schweift ab, entschuldigt sich durch den Mund seiner Figuren und setzt im nächsten Atemzug zum nächsten Monolog an. Er überlässt nichts der Fantasie. Ähnlich wie Umberto Ecos Werke legt sich auch dieses Buch bereits selbst aus, sodass man sich als Leser nur noch bequem für eine Sichtweise zu entscheiden hat (im Fall der Gerichtsverhandlung für einen der Erzrivalen Kirillowitsch oder Fetjukowitsch). Philosophisch vertreten sind dabei Idealismus (Aljoscha), Zynismus (Iwan), rationaler Materialismus (Kolja Krassotkin), Hedonismus (Fjodor Pawlowitsch), usw. Der angebliche Mörder Mitja steht für das alte Russland und Smerdjakow tritt als ideologisches Opfer Iwans auf. Iwan erkennt in sich selbst den Teufel.

    Das Buch ist ein Meisterwerk. Aber eben ein Meisterwerk mit dramaturgischen Schwächen.


     

  17. Cover des Buches Der Hase mit den Bernsteinaugen (ISBN: 9783423143653)
    Edmund de Waal

    Der Hase mit den Bernsteinaugen

     (64)
    Aktuelle Rezension von: EmmaWinter

    "Ich weiß nicht mehr, ist es ein Buch über meine Familie, über Erinnerungen, über mich, oder immer noch ein Buch über kleine japanische Sachen?" (S. 387) 

    Das fragt sich der Autor, als er auf seiner Reise in die Vergangenheit endlich in Odessa ankommt. Dort hat seine Familiengeschichte ihren Ausgang genommen. Edmund de Wall ist ein Spross der weit verzweigten und einstmals unfassbar reichen Familie Ephrussi. Als er von seinem in Japan lebenden Großonkel Iggie eine Sammlung Netsuke [ sprich: ˈnɛt͡ske] erbt, ist dies der Anlass für eine zwei Jahre dauernde Recherche.

    De Wall erzählt seine Familiengeschichte anhand der Netsuke (kleine geschnitzte Figuren aus z.B. Elfenbein oder Holz), deren Reise er nachzuzeichnen versucht. In Paris gelangten sie in den Besitz der Familie und wurden als Hochzeitsgeschenk für die Urgroßeltern des Autors nach Wien geschickt; über Tokio kamen sie schließlich nach London.

    Das hört sich zunächst etwas trocken an, aber die Geschichte der Familie Ephrussi hat mich packt. Der Autor ist Künstler (Keramiker und seit 2004 Professor für Keramik an der University of Westminster in London) und hat dadurch eine ganz besondere Sicht auf die Dinge. Seine Beschreibungen von Architektur und Kunst, die Analyse von Gesellschaft und Politik haben einen ganz besonderen Stil. Er schreibt so, wie er den Schreibstil seines Onkel Charles benennt, den ersten Besitzer der Netsuke: akademisch, deskriptiv und poetisch (S. 71). Das macht die Geschichte gleichzeitig klug, spannend, interessant und sehr lesenswert: Den Aufstieg und die Vernichtung der jüdischen Bankiersfamilie. Die Zerstörung von Lebenswerken, "das systematische Auslöschen von Geschichten, das Auseinanderreißen von Menschen und ihren Besitztümern, dann von Menschen und ihren Familien, ihrer Umgebung." (S. 393f.)

    Mir war nicht klar, mit welcher Geschwindigkeit die Nationalsozialisten im März 1938 in Wien die Regierungsgeschäfte an sich gerissen haben. Innerhalb von Stunden änderte sich das Leben der Juden in Österreich. Das bringt de Wall eindrucksvoll zu Papier. Er bleibt dabei zurückhaltend, er ist Beobachter und verliert sich nicht in Gefühlsduselei oder Anklagen. Er benennt die Tatsachen und dennoch trifft er den richtigen Ton, um das Entsetzen auf die Leser zu übertragen. Und wäre nicht Anna mit ihrer Schürze gewesen, wären auch die 264 kleinen Figuren in die Fänge der neuen Machthaber gelangt.

    Ein Buch mit Sogwirkung, das ich wahnsinnig gerne gelesen habe. Die vielen Abbildungen verhelfen der Familiengeschichte zu großer Lebendigkeit und bereichern das Buch sehr.

  18. Cover des Buches Die Tore der Welt (ISBN: 9783785753101)
    Ken Follett

    Die Tore der Welt

     (109)
    Aktuelle Rezension von: Domi_Nika

    Nachdem ich erst vor kurzem erfahren habe, dass es eine Fortsetzung von "Die Säulen der Erde" gibt, musste ich unbedingt den nächsten Teil der Kingsbridge Reihe lesen. "Die Tore der Welt" spielt ca 200 Jahre nach "Die Säulen der Erde" und wir befinden uns wieder in Kingsbridge im Jahr 1327. In diesem Buch begleiten wir den Baumeister Merthin, seinen Bruder Ralph, die Kaufmannstochter Caris und ihre Freundin Gwenda. Wir lernen hier die harte Zeit des Mittelalters kennen, erleben wie die Pest wütet und sind wieder in der Kathedrale von Kingsbridge in viele Intrigen verstickt. Das Buch hat mir sehr gut gefallen und vielleicht sogar noch etwas besser als "Die Säulen der Erde". Ken Follett schafft es immer wieder uns in eine Welt zu entführen, die er so lebendig gestaltet, dass man das Gefühl hat live dabei zu sein. Das Buch gehört jetzt schon zu meinen Lieblingsbüchern und ich freue mich jetzt schon auf das nächste Buch der Kingsbridge Reihe "Das Fundament der Ewigkeit".

  19. Cover des Buches Floras Traum von rotem Oleander (ISBN: 9781612185323)
    Annette Hennig

    Floras Traum von rotem Oleander

     (35)
    Aktuelle Rezension von: tinstamp
    Rügen 1939. Die junge Flora ist die Älteste von sechs Kindern der Familie Naumann und kommt aus eher ärmlichen Verhältnissen. Doch sie besitzt Ehrgeiz und hat schon als Kind beschlossen, dass sie auf keinen Fall arm bleiben möchte. Flora hat hochtrabende Pläne und diese hängen mit der herrschaftlichen Villa der Familie "von Langenberg" und dem noch unverheirateten Sohn Heinrich zusammen. Ihr gelingt es den völlig von ihr geblendeten Mann zu umgarnen und ihm das Heiratsversprechen abzunehmen, trotz des Widerstandes seiner Mutter. Und schon bald hat sie nicht nur das Personal in der Hand, sondern auch Heinrich und Schwiegermutter Isabella. Flora übernimmt das Gut samt Villa. Auch die Geburt ihrer Tochter Viola ändert nichts an ihren Zielen und der Gefühlskälte.....
    Der Roman beginnt im Jahre 1990. Durch den wiederholenden Wechsel von Zeit und Sichtweise der erzählenden Figuren weiß der Leser schon von Beginn an, dass Flora bis zum hohen Alter ihren Charakterzug beibehalten hat. Sie ist eine dominante und nur auf ihre Vorteile bedachte Frau, die nicht wirklich die Sympathie der Leser erhält. Flora ist kaltherzig und selbstverliebt und setzt alles daran ihre Ziele, die sie sich gesteckt hat, zu erreichen. Selbst in den Kriegswirren behält sie einen kühlen Kopf.

    Die Zeitsprünge waren leider manchmal etwas abrupt und die vielen Charaktere am Beginn des Romans etwas schwer einzuordnen. Deshalb dauert es eine Weile bis man diese zuordnen und der Geschichte folgen kann. Der Spannungsaufbau ist jedoch gelungen und man verfolgt gespannt Floras Weg. Im Wechsel zwischen Gegenwart und der Vergangenheit erleben wir wie Flora ihr Ziel stetig verfolgt....leider nicht bis zum Ende.....denn....der Roman ist nicht abgeschlossen und hört einfach mitten in der Geschichte auf! Natürlich ist es bei Trilogien normal, dass es einen Cliffhanger gibt oder viele Fragen unbeantwortet bleiben - aber nicht, dass ALLES offen bleibt.
    Um mehr zu erfahren, muss man sich unweigerlich den zweiten Band besorgen. Das verstehe ich nicht wirklich, da es von der Seitenanzahl möglich gewesen wäre Band 1 und 2 in einem Buch unterzubringen. Deswegen muss ich leider einen Stern abziehen...

    Schreibstil:
    Der Schreibstil von Annete Henning ist flüssig, kurzweilig und vorallem die lebendige Darstellung der Charaktere ist der Autorin perfekt gelungen. Auch wenn die Protagonistin keine Symnpathieträgerin ist, so hat man sie wirklich bildhaft vor Augen und lernt sie zu hassen. Das muss man als Autor wirklich können....und das hat Annette Henning absolut drauf! Auch die bildhafte Beschreibung des Hauses, der Gegend und der Landschaft ist gelungen und lässt die Bilder im Kopf lebendig werden.

    Fazit:
    Ein gelungener Roman, bei dem man allerdings von Beginn an wissen sollte, dass Teil 1 alleine keinen Sinn macht! Man sollte bereits den 2. Teil zur Hand haben, da der erste Band mitten im Geschehen aufhört....was etwas ärgerlich ist. Abgesehen davon kann ich "Floras Traum von rotem Oleander" allerdings für alle empfehlen, die gerne Bücher über Familiengeheimnisse lesen.
  20. Cover des Buches Land der Verheißung (ISBN: 9783442482771)
    Leila Meacham

    Land der Verheißung

     (30)
    Aktuelle Rezension von: BeaSwissgirl

    Mein Leseeindruck, subjektiv, abers spoilerfrei ;)


    Vor gefühlten x Jahren habe ich den Nachfolgeband, welcher zuerst erschienen ist gelesen und fand ihn echt toll.
    Umso neugieriger war ich nun auf diese Vorgeschichte.....


    Das Buch enthält am Anfang übrigens drei Stammbäume, was ganz interessant ist, vor allem, wenn man " Die Erben von Sommerset" schon gelesen hat. Allerdings spoilert er auf eine gewisse Weise auch.....


    Der Schreibstil ist wortgewandt, flüssig, einfach zu lesen, enthält genügend Beschreibungen um sich alles gut vorstellen zu können.
    Erzählt wird zwar im personalen Stil dennoch konnte ich sofort problemlos eine Verbindung aufbauen zu der für mich eigentlichen Hauptprotagonistin Jessie Wyndham.


    In der Geschichte tummeln sich nämlich so einige Personen, dennoch hatte ich einen ganz passablen Überblick über die wichtigsten Charaktere.
    Am meisten mochte ich Jessy Wyndham für mich wie oben schon erwähnt eine der wichtigsten Figuren.
    Sie war mir auf Anhieb sympathisch, da sie für ihre Zeit kein Blatt vor den Mund nimmt und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hat. Zwar handelt sie oft impulsiv, trotzdem staunte ich auch immer wieder über ihre überlegten und " weisen" Entscheidungen für ihr Alter.
    Ebenso gefiel mir Jeremy sehr gut, ebenso konnte Silas mit Fortlauf der Geschichte immer wie mehr punkten bei mir.


    Wie schon im Nachfolgeband gefiel mir das Setting und dieser Südstaaten- Flair sehr gut. Die Autorin hat auf alle Fälle gut recherchiert, allerdings hatte ich den Eindruck, dass sie viel zu viel Material in die Story packen wollte. Zeitweise kam es zu einer speziellen Mischung zwischen Langatmigkeit und sich beeilen müssen. 
    Dies hat der Geschichte auf alle Fälle geschadet.....


    Ich vergebe deshalb 3,5 Sterne



  21. Cover des Buches Das Geisterhaus (ISBN: 9783518472668)
    Isabel Allende

    Das Geisterhaus

     (811)
    Aktuelle Rezension von: zeilenrauschen

    Mir ist bewusst, dieses Buch wurde vor über 40 Jahren geschrieben. Gesellschaft, Sprache und Literatur haben sich mittlerweile geändert. Der Vergleich mit heutigen Erwartungen mag hinken, aber dennoch möchte ich euch meinen ehrlichen Leseeindruck schildern. Unabhängig von Argumenten a la „das war früher eben so“. Wie immer gilt, das ist meine persönliche Meinung und nur weil es mir so ging, muss es euch nicht auch so gehen.

    Das Buch war für mich kaum auszuhalten: die explizite sexuelle Gewalt gegenüber Frauen, insbesondere auch indigener Frauen, der wiederholte Rassismus, Antiziganismus, Sexismus und den körperlichen und seelischen Missbrauch - davon vieles für meinen Geschmack nicht ausreichend aufgearbeitet. Gefühlt kam jedes potentiell traumatische Thema in diesem Buch mindestens einmal vor.

    Mir hat nicht gefallen, wie der magische Realismus verwendet wurde. Er taucht zwischendrin immer mal wieder auf, wenn es der Dramatik wegen gebraucht wird. Aber richtig vorstellen konnte ich mir darunter nicht viel.

    Esteban Trueba ist ein misogynes, rassistisches, selbstverherrlichendes, abstoßendes, manipulatives, gewalttätiges Arschloch. Besonders zu Anfang des Buches geht es seitenweise darum, wie er ständig Frauen vergewaltigt. 🤮 Ich verstehe, die Intention, aufzuzeigen, welche Gräuel Frauen damals angetan wurden und die frauenfeindlichen sowie auch ausbeuterischen Strukturen offenzulegen. Aber ich hatte wenig Interesse daran, in dieser Ausführlichkeit und aus der Ich-Perspektive mehr über die Gefühlswelt und Wehklagen eines solchen Menschen zu erfahren.

    Ich habe nur weitergelesen, weil sich innerhalb der nachfolgenden Generationen Widerstand gegen ihn formt. Von den Arbeitenden, die er ausbeutet, von den Frauen und seinen Kindern. Interessant und sehr ausführlich (ausufernd teilweise) waren die Einblicke in das damalige Leben in Chile, den politischen und sozialen Entwicklungen und die Passagen über Jamie, Nicolas und Amanda. Albas Leben wiederum war so heftig und so tragisch. Das hat mich einfach fertig gemacht.

    Meine Hoffnung, dass Esteban zur Rechenschaft gezogen wird, hat sich nicht erfüllt. Am Ende wurde ihm verziehen, er wurde von Tochter und Enkelin und dem Geist seiner verstorbenen Frau geströstet und ich konnte es nicht nachvollziehen. (Zur Info, er hat die Tochter fast totgeprügelt und der Mutter die Zähne ausgeschlagen, sodass sie dann eine Prothese tragen musste.) Und als ich dachte, Esteban wäre der Schlimmste, kamen die Szenen, in denen seine Enkelin Alba auf die brutalste Art von seinem Nachkommen gefoltert wurde. Hier wurde ein sehr dunkles Kapitel der chilenischen Geschichte erzählt. 

    Fazit: Der Knoten in meinem Hals war beim Lesen so dick, da hat sich meine Wut direkt im Bauch gestaut, bis mir übel wurde. Ich habe noch kein Buch gelesen, dessen Beschreibungen mich so angewidert haben.
    Irgendwie hatte jeder der Charaktere in diesem Buch, insbesondere die Frauen, ein richtig beschissenes Leben. Und so wichtig es auch sein möge, über diese Schicksale zu schreiben, so war’s trotzdem zu viel für mich. Einfach zu viele Demütigungen, Traumata, Gewalt. Auch das Ende hinterließ einen bitteren Geschmack auf meiner Zunge. Denn Alba fasst ihres und jedes dieser unsagbar grausamen Leben vor ihr als unvermeidbares Schicksal auf. So bleibt nur das Aushalten, das Akzeptieren? Wie unfassbar niederschmetternd.

    Kritische Bemerkung zum Schluss: warum legt man ein Buch neu auf, ohne es inhaltlich zu überarbeiten? Oder zumindest ein Vorwort anzubringen, denn unreflektierte Ismen gibt’s hier wie am laufenden Band inklusive N-Wort, Z-Wort, I-Wort, usw. Meine komplett neu gestaltete Ausgabe ist von 2022!

  22. Cover des Buches Middlesex (ISBN: 9783499258404)
    Jeffrey Eugenides

    Middlesex

     (506)
    Aktuelle Rezension von: beccaris

    Die Erzählung umfasst die Familiengeschichte mehrerer Generationen: Griechische Emigranten, die ihre Heimat verlassen und sich in den USA um die 50er-Jahre des letzten Jahrhunderts eine neue Zukunft aufbauen. Im Zentrum steht die Ich-Erzählerin Calliope, die als pubertierendes Mädchen erkennt, dass sie beiderlei Geschlecht in sich trägt und fortan als Junge weiterleben möchte. Die vielen medizinischen Einblicke machen das Lesen zwar nicht immer flüssig, da zur Verständlichkeit viele fachlichen Ausdrücke nachgeschlagen werden müssen, jedoch wird die Thematik umso lehrreicher vermittelt. Für Kenner der griechischen Mythologie gibt es zahlreiche Hinweise zu historischen Elementen.


    Das Buch ist eine wuchtige und bereichernde Lese-Erfahrung. In über 700 Seiten enthält es viele wunderbare Geschichten, historische Anhaltspunkte und spannenden Familienzusammenhänge. Eigentlich ein Roman wie ich ihn mir wünsche: lehrreich, dramatisch, anregend und sprachlich einnehmend geschrieben, ohne Plattitüden und unnötigem Geschwätz. Ich habe diese Erzählung sehr gerne gelesen und freue mich auf weitere Bücher des Autors.

  23. Cover des Buches Das Labyrinth der Lichter (ISBN: 9783596522156)
    Carlos Ruiz Zafón

    Das Labyrinth der Lichter

     (254)
    Aktuelle Rezension von: flower2

    Inhalt: 

    Barcelona 1959, Alicia Gris erzählt ihre Geschichte, vom Krieg und wie sie überlebte und zur "Detektivin" wird. Sie löst gerne rätsel und taucht immer Tiefer in das Friedhof der vergessenen Bücher. Dabei spielt Sempere & Söhne eine große Rolle. Sie findet das Buch Das Labyrinth der Lichter von Matrix.


    Meinung:

    Es fängt spannend an, aber 900 Seiten sind etwas langatmig. Tatsächlich muss ich mich zwingen, das Buch weiterzulesen, ober es spannend ist. Klingt widersprüchig von mir.

    Alicia ist eine starke und sture Feministin, die kaum Hilfe will und wenn dann sehr gering. Durch ihre Verletzung, welche sie im Krieg erlitten hatte, hat sie Hüftschmerzen, welche sehr gut überzeugend geschrieben werden. Nebenbei lernt sie den Friedhof der vergessenen Bücher kennen und Fernado, welcher sie beschützte, aber sie läuft vor ihn weg.

    Ich werde es auf jeden Fall fertig lesen, aber Band 1 gefällt mir am besten, von allen 4 Bänden und würde auch wieder von vorne anfangen.

  24. Cover des Buches Wilde Schwäne (ISBN: 9783426300855)
    Jung Chang

    Wilde Schwäne

     (166)
    Aktuelle Rezension von: Amy86
    Ich liebe autobiographische Geschichten, kurz vor diesem Buch habe ich Federn im Sturm von Emily Wu gelesen. Stellenweise ist das Buch etwas zäh zu lesen (Ortswechsel!) aber es hat mir in allem gut gefallen. Es beleuchtet die Gesellschaft Chinas zu Zeiten des Jahrhunderwechsels (gebundene Füße) aber auch zur Zeit der Kulturrevolution sehr gut. 

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