Bücher mit dem Tag "finanzmarkt"

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26 Bücher

  1. Cover des Buches Eine Billion Dollar (ISBN: 9783404192892)
    Andreas Eschbach

    Eine Billion Dollar

     (709)
    Aktuelle Rezension von: Emili

    Ein durchschnittlicher Mann, mit null Ambitionen, erbt eine unerhörte Summe Geld, mit der Verweis, dass er eine Prophezeiung erfüllen wird, die Menschheit zu retten. Das neue Leben beginnt und erweist sich alles andere als sorgenlos... 

    Ein grandioser Unterhaltungsroman, wie man die selten liest. Intelligent, akribisch recherchiert und, was für viele Leser eine große Rolle spielt, absolut fesselnd. Wie schon in anderen seinen Werken bewiesen, zeigt der Autor auch in diesem Roman beinahe schon hellseherischen Fähigkeiten, was die Zukunft betrifft. Man solle bedenken, dass die Erstveröffentlichung des Buchs schon in 2001 stattfand. Unter diesem Aspekt ist die Lektüre noch außergewöhnlicher und spannender. 

    Andreas Eschbach bietet mit diesem Roman nicht nur hervorragende Unterhaltung, er vermittelt unaufdringlich Wissen über die Finanzwelt und bringt die Leserschaft zum Nachdenken. 

    Für alle Leser, die sich noch nicht mit dem Wesen des Geldes auseinandergesetzt haben, bietet dieser Roman nicht nur spannende Unterhaltung, der vermittelt Wissen. Für alle anderen ein fesselnder Wissenschaftsroman. Von mir gibt es begeisterte fünf Sterne. 

  2. Cover des Buches Die Erbin (ISBN: 9783736308091)
    Simona Ahrnstedt

    Die Erbin

     (436)
    Aktuelle Rezension von: Darcys_Lesestuebchen

    Es war wie in einer Seifenoper.

    //S.412//

    Klappentext:

    Glamour, Intrigen und große Gefühle ...
    Sie ist die Erbin einer großen schwedischen Familiendynastie. Er ein Emporkömmling aus der Arbeiterschicht.
    Sie kämpft um die Anerkennung ihres Vaters. Er hat nur ein einziges Ziel: ihre Familie zu zerstören.
    Sein Plan ist, sie auf seine Seite zu ziehen. Aber ihre Loyalität ist unantastbar.
    Doch eine einzige Nacht lang sind sie keine Rivalen.
    Eine einzige Nacht lang sind sie eine Frau und ein Mann, die vergessen, dass ihre Liebe eigentlich unmöglich ist.
    Und in dieser einen Nacht wird sich ihr Leben für immer verändern.  

    Meine Meinung:

    Dieses Buch lag lange, sehr lange auf meinem SuB und erst durch eine Challenge auf LB landete es auf meiner Want-to-Read Liste. Aber ehrlich gesagt bin ich ganz froh, dass ich jetzt ein wenig "geschubst" wurde, weil dieses Buch für mich definitiv eine der Überraschungen dieses Jahres ist. Es ist soapig, überdramatisch, die Charaktere sind weniger als nett zueinander und ich wusste nie, was noch auf mich zukommt, aber es hat auch so einen Sog entwickelt, mit dem ich nicht gerechnet hätte und ich bin quasi durch die Seiten geflogen.

    Cover:

    Eine Frau in schöner Abendkleidung bewegt sich quasi alleine in der Metropole und irgendwie passt es wirklich sehr gut zu dem Cover, zumal ich mir die Frau auch gut als Natalia vorstellen konnte, da deren Beschreibung des Körpers hier beachtet wurde. Die Farbgebung gefällt mir auch sehr gut und insgesamt wirkt es harmonisch.

    Inhalt:

    Anfangs dachte ich noch..."Puh, wie soll ich denn noch weitere 550 Seiten überstehen, das ist so langweilig !". Ich hatte echt meine Schwierigkeiten, mich schnell in die Geschichte einzufinden. Unzählige Infos zu der Börse, dem Finanzmarkt, den schwedischen Firmen, Dynastien und Natalias Familie, während man über David quasi nichts erfährt. Es war schon einiges, was mein Hirn da zu verarbeiten hatte und ich bin einfach kein Fan von so einer Faktenflut, vor allem, wenn es um unzählige Verwandtschaftsverhältnisse und dergleichen geht. Zudem wirkte der Stil zu kühl und nüchtern. Ich mag es ja schon, wenn es nicht gleich hoch her geht und man mit Emotionen überschüttet wird, aber mir war es etwas zu "frostig", was vor allem an der Kühle von Natalia lag.

    Aber das Durchhalten hat sich gelohnt, denn nach ungefähr hundert Seiten fand ich mich immer besser in der Geschichte zurecht und auch zu den beiden Hauptfiguren Natalia und David fand ich so langsam einen guten Zugang. Zwar wirkte vor allem sie immer noch sehr kühl auf mich, aber man erfuhr nach und nach, wieso sie sich so gab und so, wie sich ihre Familie ihr gegenüber verhielt, wunderte mich dann gar nichts mehr.

    Das Buch entwickelte nach und nach so einen heftigen Sog, den ich nie so erwartet hätte. Auch wenn ich eigentlich längst hätte schlafen müssen, klebten meine Augen dennoch an den Seiten fest und konnten sich nicht lösen. Vor allem bei den kleinen miesen Cliffhangern zwischendurch fiel es mir wirklich sehr schwer, nicht weiterzulesen. Es ist soapig, überdramatisiert und reden hätte wirklich geholfen, aber es las sich auch so unglaublich spannend. Man fieberte mit den beiden mit, rätselte, und wurde vor Spannung ungeduldig, weil man einfach wissen wollte, was denn nun Davids Geheimnis war. Wer war diese mysteriöse Caro und welchen Dreck hatte Natalias Vater am Stecken ? Gut, was das Geheimnis anging, wurde es relativ früh ersichtlich, was vorgefallen war, aber dennoch schockierten mich die Infos und einen Teil davon hätte ich wirklich nicht erwartet. Zum Ende hin wurde es mir trotz der großen Spannung etwas zu viel Drama und es war leicht drüber, aber dennoch finde ich es schon klasse, dass es mich auch nach über 500 Seiten so fesselte und interessierte.

    Die kleinen Nebengeschichten rund um Peter, Asa, Michael und Alexander passten gut in die Hauptgeschichte rein und rundeten sich irgendwie ab, ohne ihr die Show zu stehlen. Auch diese Storyzweige lasen sich sehr spannend und vor allem bei Michael und Asa fieberte ich mit, die beiden waren meine heimlichen Favoriten und ihr Kräftemessen einfach zu komisch und auch sinnlich.

    Wer aber mit einer lockeren Liebesgeschichte mit etwas Spannung rechnet, sollte dies definitiv nicht lesen. Unten werde ich meine persönliche Triggerwarnung angeben, weil ich finde, dass diese Geschichte durchaus eine vertragen könnte. Denn das, was vor allem Natalias Familie da vom Stapel lässt, ließ mir nicht nur einmal die Kinnlade runterfallen. Diese Familie ist einfach nur heftig und auch das, worum es bei Davids Geheimnis ging, machte mich sprachlos und traurig. 

    Die Liebesgeschichte zwischen Natalia und David war roh, sinnlich, begann nicht mit ehrlichen Absichten und war definitiv verdammt heiß. Die Erotikszenen wurden gut und nicht zu viel platziert und wirkten sehr sinnlich. Das war auf alle Fälle heiß ! Sie passten gut in die Geschichte rein und standen nicht im Vordergrund, was mir sehr gut gefiel. Die Chemie zwischen ihnen passte trotz der ganzen Hindernisse und Lügen sehr gut und ich habe mit ihnen so sehr mit gefiebert. Zwar ging es mir dann zum Ende hin etwas zu schnell mit ihnen, aber dennoch liebte ich die greifbaren Emotionen und die Liebe zwischen ihnen.

    Ich könnte wieder einen Roman schreiben und will es zum Thema Inhalt kurz machen....Es ist soapig und über dramatisch pur, aber es passte auch perfekt hier rein. Das Thema Vendetta und die Finanzwelt harmonierten klasse und die ganzen Dramen fesselten. Die Liebesgeschichte ging mir sehr unter die Haut und ich fieberte mit zum Schluss mit.

    Charaktere:

    Puh, auch nicht einfach, sich da kurz zu halten, denn es sind keine eindimensionalen Figuren und bei jedem der Charaktere fand ich Wandlung statt, die ich zum Teil schockierend, klasse oder interessant fand. Vor allem Natalia und Asa veränderten sich sehr zum Positiven.

    Natalia oder auch Nat genannt hatte es nie leicht in ihrer Familie. Die Gründe wieso erfahren sie und der Leser erst zum Schluss und das riss nicht nur ihr den Boden unter den Füßen weg. Anfangs mochte ich sie nicht wirklich, weil sie einfach zu über korrekt, anstrengend und sehr kalt wirkte. Aber wenn man sie näher kennenlernt und ihren Wandel im Laufe der Geschichte mitverfolgt, kann man vieles besser verstehen und ich fand es auch sehr interessant, wie sie mit Hilfe von David und Asa immer mehr zu ihrem wirklichen Ich bekennt und wesentlich lockerer und selbst bestimmter wurde. Ich fand ihren Weg toll und war überrascht, was für eine sinnliche Frau in ihr steckte. Aber wie heißt es doch so schön...stille Wasser sind tief. Vor allem zum Schluss zeigte sie, was wirklich in ihr steckt und auch, wenn ich manche ihrer Aktionen nicht guthieß, weil sie sich da zu sehr von ihrem Ego und ihren gekränkten Gefühlen leiten ließ, dennoch konnte ich sie durchaus verstehen. Auf jeden Fall gefiel es mir, wie sehr sie sich entwickelte.

    David war mir die meiste Zeit eher ein Mysterium. Er wirkte anfangs ein wenig klischeehaft, aber das verflüchtigte sich doch bald, nachdem man immer mehr über ihn erfuhr. Zwar hätte er auch ein wenig mehr Raum verdient, aber vielleicht wäre es dann nicht so lange so mysteriös geblieben. Dennoch mochte ich ihn schon anfangs recht gerne. Er mochte wie ein Hai wirken, aber privat lagen ihm seine Freunde sehr am Herzen. Seine Wege waren nicht korrekt und vor allem zum Schluss wirkte er geradezu besessen von seiner Rache, aber ich fand es interessant, wie er es nach und nach selber einsah. Es kam nicht zu plötzlich und man konnte diesen Wandel Stück für Stück super beobachten. Äußerlich ist er ein sehr zurückhaltender Mann, aber innerlich auch leidenschaftlich und fokussiert. Wenn er mal die Kontrolle verlor, überraschte dies nicht nur seinen Gegenüber. Mir gefiel es auch, dass es so vielschichtig wirkte und immer für eine Überraschung gut war...

    Die Nebencharaktere wurden auch sehr gut gezeichnet und wirkten interessant. Asa und Michel mochte ich hier am meisten und ihr hin und her amüsierte, da sie auch sehr unterschiedliche Charaktere hatten. Während Asa ihren Schmerz verschloss und sich nur ablenken wollte, war Michel sehr ruhig und konzentriert. Beiden passten so gut zueinander und ihre Auseinandersetzungen waren spannend. 

    Natalias Familie war echt heftig. Ihre Ansichten waren nicht nur antiquiert und versnobt, sondern auch echt daneben. Die Frau hat nur hübsch auszusehen und den Mund zu halten, während der Mann alles durfte und sich daneben benehmen konnte, wie er wollte. Diese Ansichten vertrat vor allem ihr Vater Gustav, den ich widerlich fand und bei dem mir nicht nur einmal ein eiskalter Schauer über den Rücken lief. So ein unangenehmer Zeitgenosse und da war er leider nicht alleine. Auch seine Frau hatte Ansichten, bei denen ich nur den Kopf schütteln konnte.

    Schreibstil:

    Zunächst hatte ich meine Schwierigkeiten mit dem Stil. Er las sich sehr kühl und schwierig, irgendwie zäh, aber wenn man damit warm geworden ist, kann man quasi durch die Seiten fliegen. Denn dann gefiel er mir richtig gut. Ja, es war sehr soapig und überdramatisiert, aber die Erotik war sinnlich und es las sich so spannend. Und ich finde auch, dass der Stil einfach etwas hat, was mir richtig gut gefiel. 

    Fazit:

    Anfangs ist es etwas schwierig und bei den möglichen Triggerpunkten wurde mir schon etwas übel, bzw, schlug es mir aufs Gemüt, aber es ist eine sehr spannende Geschichte deren Fokus auf den Kampf von Natalias Selbstbestimmheit und Davids Frieden gelegt wird. Die beiden haben eine tolle Chemie und ich liebte ihre Liebesgeschichte. Nur zwischendurch war mal etwas die Luft weg und ein paar Seiten weniger hätten der Geschichte gut getan. Dennoch ist es für mich eine positive Überraschung und ich bin auf mehr gespannt. Von mir gibt es: von 

    4 von 5 Sterne


    !!!MÖGLICHE SPOILER!!!!

    !!Triggerwarnung !!

    - Rassismus

    - Vergewaltigung

    - Frauenfeindlichkeit

    - Klassensystem

    - Gewalt



  3. Cover des Buches Ich schenke dir die Angst (ISBN: 9783958131866)
    Ralf Gebhardt

    Ich schenke dir die Angst

     (21)
    Aktuelle Rezension von: Wortherz

    manchmal frage ich mich, was im Leben eines Autoren passiert sein muss, dass er auf solch bestialische Ideen kommt. Da hat's mir schon an manchen Stellen die Schuhe ausgezogen, ich muss das Buch weg legen und brauchte einen Moment um zur Verarbeitung.

    Gebhardt hat einen sympatischen Kommissar erschaffen, so werde ich wohl auch die Fortsetzung lesen (müssen) :-)

  4. Cover des Buches Kapital (ISBN: 9783453410992)
    John Lanchester

    Kapital

     (99)
    Aktuelle Rezension von: Buchstabenliebhaberin
    Kapital, ein wuchtiges Wort. Ein wuchtiges Buch. 682 Seiten voller Leben, Schicksale, Zahlen. Das Buch handelt von den verschiedenen Nachbarn einer Straße in London während der Finanzkrise von 2008. Wir befinden uns in einer besseren Gegend, der Pepys Road. Die Häuser dort gewinnen stetig an Wert, eine sinnvolle Investition, ein Prestigobjekt, ein Arbeitsplatz, und für manche einfach schon immer Heimat. Alle träumen vom schönen Leben.

    Ich habe mit trockenem Stoff gerechnet, mit Finanzgedöns, was für Betriebswirtschaftsmenschen. Als solche interessieren mich Märkte und Menschen. John Lanchester verknüpft beides auf das Interessanteste! Im Klappentext steht, das Buch ist von "leichtfüßiger Brillanz", und dem kann ich nur begeistert zustimmen. 

    Ist es Ironie, wie Lanchester vom konsumorientierten Leben des Bankers Roger und Ehefrau Arabella schreibt? Jedenfalls macht es unheimlich Spaß zu beobachten, wie sie sich um Kopf und Kragen shoppen, sich alles und noch viel mehr gönnen, Hauptsache es ist teuer, und wie nachlässig Roger seinem überaus ehrgeizigen Stellvertreter Mark vertraut. Ein fataler Fehler ...

    Dann ist das ominöse "Wir wollen was Ihr habt"-Projekt. Kunst oder Bedrohung, wer kann das sagen? Wer steckt dahinter, ist die Nachbarschaft in Gefahr? Künstler, die es geschafft haben und andere, die auch schon gern so weit wären, gibt es dort.

    Und es gibt "die Zugereisten": den polnischen Handwerker Zbigniew, das ungarische Kindermädchen Matya, die illegale Politesse (was für eine kuriose Idee!) Quentina, die Fußballhoffnung Freddy aus dem Senegal und sein Vater und die Familie Kamal aus Pakistan, Kioskbetreiber in der Pepys Road.

    Der brave Handwerker findet beim Renovieren einen Koffer mit uraltem Geld, den der misstrauische Ehemann der soeben verstorbenen Petunia zu gut versteckt hat. Damit könnte er sich all seine Träume erfüllen - die Erben sind schon alleine mit dem Verkauf des Elternhauses Millionäre geworden ...

    Mir sind die Figuren des Buches sofort ans Herz gewachsen, täglich freute ich mich auf das Buch, auf das Wiedersehen mit diesen so normalen, und dennoch kauzigen Gestalten, die einfach nur ihr Leben leben, sich ihre Existenz zu sichern versuchen, die sich durchschlagen, sich hängenlassen, illegale Wege beschreiten und so weiter. 

    Es wird nicht langweilig, keine einzige Seite lang. Sehr subtil beschreibt John Lanchester unsere Abhängigkeiten von Systemen, von Staatsangehörigkeiten, Vorurteilen, und von der willkürlichen Verteilung von Glück und Unglück.

    Leseempfehlung!



  5. Cover des Buches Empört Euch! (ISBN: 9783550088834)
    Stéphane Hessel

    Empört Euch!

     (188)
    Aktuelle Rezension von: Kerstin-Scheuer

    Über dieses Buch, das monatelange auf der Bestsellerliste stand, wurde bereits viel gesprochen und geschrieben. Für einige ist es wohl sogar zu einer Art "Bibel" geworden. Es geht zurück auf eine Rede Hessels, die viel Beachtung fand.
    Klar, dass ich dieses Werk auch einmal lesen wollte, um herauszufinden, was so besonders daran ist.

    Leider kann ich die allgemeine Euphorie nicht so ganz teilen.
    Bei dem dünnen Heftchen - ich würde es eher eine "Schrift" als ein "Buch" nennen - handelt es sich um den Aufruf eines 94jährigen an die jüngeren Generationen, sich endlich wieder mehr zu engagieren. Mich erinnerte dies etwas an das ewige "Früher war alles besser" und die ständigen "die Jugend von heute"-Klagen, die mich immer ärgern, weil sie schlicht und ergreifend falsch sind.
    Die Dinge, für wir uns engagieren sollen, liefert Hessel gleich mit. Neues hat er dabei nicht zu bieten: für Umwelt und soziale Gerechtigkeit, gegen die Macht der Banken und des Geldes, in Israel und den arabischen Ländern. Nunja.

    Was mich allerdings wirklich stark beeindruckte, war der Lebensweg von Hessel, von dem man das ein oder andere innerhalb der Schrift; wesentlich mehr jedoch in einem Nachwort erfährt. Hessel wurde in Deutschland geboren und flieht mit seinen Eltern während des Zweiten Weltkriegs nach Frankreich aus, nachdem es der jüdischen Familie gelang aus dem KZ "Buchenwald" zu entkommen. (Schon allein DAS finde ich zu tiefst beeindruckend; es geht aber noch weiter) Als Jugendlicher und junger Mann engeagiert er sich in der Resistance gegen Nazideutschland und schreibt schließlich nach Ende des Zweiten Weltkriegs an der Menschenrechtscharta mit. Später ist er als Botschafter für Frankreich an den unterschiedlichsten Orten weltweit im Einsatz. Wow!
    Mit diesem Hintergrund, finde ich, bekommt die Schrift doch gleich eine ganz andere Perspekitve. Wer sich stets so sehr für die eigenen Ideale und eine bessere Welt einsetzte, hat meiner Meinung nach alles Recht, sich über die heutigen Verhältnisse und die scheinbare Letargie der Jugend zu beschweren. Denn - sind wir mal ehrlich - so stark engagiert sind die wenigstens von uns. Natürlich sind die offensichtlichen Bedrohungen auch - gottseidank - geringer. Gründe, um sich zu engagieren - gibt es aber noch immer genug. Schön, dass uns so ein außergewöhnlicher Mensch hieran erinnerte.

    Unmittelbar nach der Lektüre dieses Werkes habe ich die Autobiografie von Stephane Hessel "Mein Tanz mit dem Jahrhundert" auf meine Wunschliste gesetzt. Ich bin wirklich schwer beeindruckt.

  6. Cover des Buches Die Insassen (ISBN: 9783423253833)
    Katharina Münk

    Die Insassen

     (72)
    Aktuelle Rezension von: Quietschfiddel

    Für alle die aus der Branche kommen eine willkommene Abwechslung. Mit viel Humor beschreibt die Autorin die "Realität" im Vorstandsjungel...

  7. Cover des Buches Gier (ISBN: 9783492303101)
    Arne Dahl

    Gier

     (106)
    Aktuelle Rezension von: PoldisHoerspielseite

           Die großen Wirtschaftsmächte der G20 haben sich in London zu einem Gipfel zusammengefunden. Die Polizei ist in großer Alarmbereitschaft, auch die Mitglieder der international agierenden Ermittlergruppe Ocop sind im Einsatz. Als ein junger Chinese in dem Armen eines Mitglieds der Truppe stirbt und im Umfeld eine grausam zugerichtete Leiche einer Frau gefunden wird, wird klar, dass ein groß angelegtes Komplott im Gange ist…

    Arne Dahl hat mit seinem Roman „Gier“ die Buchreihe um Ocop gestartet, einer international aufgestellten Ermittlergruppe, die sich aus Personen aus verschiedenen Ländern zusammensetzt. Und da diese in dem ersten Band „Gier“ recht gleichberechtigt nebeneinandergestellt werden und jeder seinen Beitrag zur Lösung des Falles leistet, wird auch jeder von ihnen ausführlich vorgestellt. Mir gefällt, wie ihnen durchaus länderspezifische Eigenschaften zugeschrieben werden, sie aber weitab von klischeebeladener Darstellung sind. Jeder von ihnen hat eigene Charakterzüge und bringt eine individuelle Stimmung mit ein was sehr abwechslungsreich wirkt. Denn auch die Atmosphäre in den Städten und Ländern kommt sehr gut zur Geltung. Die Beschreibungen sind eingängig, sodass man sich in dem Konstrukt gut zurechtfindet.

    Das ist auch nötig, denn durch die Vielzahl der verschiedenen Handlungsstränge ist die Handlung reichlich komplex geraten. Jeder Strang für sich ist sinnvoll aufgebaut und lässt sich leicht nachvollziehen – auch weil der Fokus auf den Ermittlungen liegt und private Momente zwar vorkommen, aber eher als kleine Verzierung am Rande dienen. Doch durch das Zusammenspiel und dem Wissen, dass alles einen gemeinsamen Fall beschreibt, dass es enge Verwebungen gibt, die man aber nicht so leicht durchschauen kann, macht das Ganze schon etwas unübersichtlich. Doch es lohnt sich sehr, denn auch wenn anfangs durch die vielen Vorstellungen der Situationen, aber auch durch die noch unzusammenhängenden Ermittlungen alles noch recht unsortiert wirkt, wird am Ende alles stimmig und spannend zusammengeführt. Das Komplott, das dabei aufgedeckt wird, hat es in sich und ist bedrückend, heftig und überraschend umgesetzt, wobei die Skrupellosigkeit der Täter schockiert und auch nach dem Lesen noch nachhallt.

    „Gier“ ist ein sehr gelungener Auftakt zu der neuen Thriller-Serie von Arne Dahl mit einer Vielzahl wichtiger Charaktere. Jeder bringt seine eigene Note mit ein und trägt zur Aufdeckung der Taten bei, das sorgt aber auch für eine sehr große Komplexität. Das ist spannend und intensiv umgesetzt, besonders wenn der Autor gegen Ende die Fäden sehr geschickt zusammenführt. Lesenswert!   

  8. Cover des Buches Nicht ein Wort (ISBN: 9783596297801)
    Brad Parks

    Nicht ein Wort

     (72)
    Aktuelle Rezension von: Prinzesschn

    Bundesrichter Scott Sampson ist Vater von von zwei Kindern und hätte die Zwillinge eigentlich zum Schwimmen begleiten sollen. Doch dann erhält er von seiner Frau eine SMS, in der steht, dass sie sie heute von der Schule abholt. Als seine Frau Alison jedoch später nach Hause kommt, sind die beiden Kinder nicht bei ihr und eine SMS hat sie auch nie geschrieben. Stattdessen klingelt das Telefon und eine unbekannte Stimme teilt den besorgten Eltern mit, dass die Kinder entführt wurden und sich Richter Sampson an die Instruktionen halten soll, um die Kinder lebend wiedersehen zu können. Das wohl schwerste Urteil steht dem Bundesrichter bevor: Was wird er tun?

    Der Schreibstil an sich ist sehr flüssig und unaufgeregt geschrieben. Leider steckte für mich genau darin das Problem. Oft fehlte mir die Spannung, die wabernde Bedrohung und die bloße Verzweiflung, die solch ein Ereignis mit sich bringt. Hin und wieder war die Verzweiflung natürlich spürbar, aber dafür, dass die beiden Kinder entführt wurden, waren die Eltern mir in manchen Szenen einfach zu entspannt. Es schien an manchen Stellen so, als hätten sie es schlichtweg gar nicht mehr eilig, an ihre Kinder zu kommen, was der Geschichte einfach die Authentizität raubte.

    Ebenso ließ es die Charaktere nicht sonderlich real, sympathisch oder empathisch wirken. Es war nicht durchweg der Fall, jedoch überwogen für mich die Stellen, in denen ich seine Gelassenheit nicht nachvollziehen konnte.

    Alisons Distanziertheit wiederum gefiel mir sehr gut, weil sie als Stilmittel eingesetzt wurde und Teil der Geschichte war. Dennoch wurde ich mit beiden einfach nicht sonderlich warm.

    Nachdem sich der Inhalt ab der Hälfte in die Länge zu ziehen schien und immer politischer wurde, merkte ich, wie mich das Buch zu verlieren drohte. All das Gerede um Aktien, Anteile, Fonds etc. konnten mich nicht wirklich bei der Stange halten. Der als so kurzweilig empfundene Einstieg wurde dadurch leider stark getrübt.

    Nichtsdestotrotz überraschte mich das Ende. Dennoch war „Nicht ein Wort“ einfach kein Thriller für mich.

  9. Cover des Buches Angst (ISBN: 9783837121018)
    Robert Harris

    Angst

     (9)
    Aktuelle Rezension von: Luthien_Tinuviel
    "Das Einzige, wovor wir Angst haben müssen, ist die Angst selbst." Franklin D. Roosevelt

    Dieser Satz, der auch in dem Werk zitiert wird, fasst eine der wichtigsten Hypothesen des Werkes perfekt zusammen.

    Das sind die Fakten des Werkes:

    Format: Hörbuch
    Sprecher: Hannes Jaenicke
    Dauer: 6h 56 min (gekürzte Hörfassung)
    Genre: Thriller

    Inhalt:
    Dr. Alexander Hoffman ist Präsident eines Investmentfonds mit Sitz in Genf. Sein Unternehmen handelt am Aktienmarkt mittels einer künstlichen Intelligenz. Diese, Vixal 4, ist ein selbstlernender Algorithmus, der anhand eines Faktors den Markt analysiert: Angst. Das Programm ist eigentlich geheim, doch eines Tages erhält Hoffman ein Schreiben, das auf das Programm anspielt. Dann wird in sein Haus eingebrochen und weitere mysteriöse Ereignisse ereignen sich. Die vermeintliche Spitze des Eisberges ist erreicht, als Hoffman erfährt, wer ihm das Buch gesandt hat- er selbst. Problem: er kann sich nicht erinnern...

    Meine Meinung:
    Wer schon bei dem Hinweis auf Investmentfonds und eine KI, die am Aktienmarkt handelt, ausgestiegen ist, dem geht es so, wie es mir zu Beginn des Hörbuchs ging. Ich habe wirklich null Ahnung vom Börsenhandel und auch nicht wirklich Interesse daran. Auch IT-Zeugs ist für mich das, als was ich es bezeichne: "Zeugs".

    Dennoch habe ich den anfänglichen Schreck überwunden und bin dem Hörbuch weitergefolgt. Es hat sich gelohnt. Die Handlung ist fesselnd, durch Sätze wie "Sie hatte das Gefühl, ihn nie wieder zu sehen" oder Zwischenerzählungen in der Vergangenheitsform wird wiederholt Spannung aufrecht erhalten und wider Erwarten kann einen das Buch auch fesseln, wenn man nicht wirklich Interesse am Kapitalmarktgeschäft hat. Man hält es einfach wie die einzige Protagonistin des Buches Gabrielle und schaltet einfach auf Durchzug, wenn der Autor versucht, einem die Details nahezulegen. Wobei er sich bei den Erklärungen wirklich Mühe gibt und, sollte man Interesse haben, das sicher gut verständlich ist.

    Auch wenn ich Teile der Geschichte vorausgeahnt habe, war es dennoch ein spannendes Hörvergnügen. Teilweise waren mir die Geschehnisse etwas zu übertrieben, lange Zeit Konte ich Alex einfach nicht ausstehen (Man muss Protagonisten nicht mögen, dennoch hat es für die Erzählung Vorteile). Er ist für mich lange ein arroganter Schnösel gewesen und ging mir eine Zeit lang mit seiner Attitüde gehörig auf die Nerven (woran man das merkt?-Nun, bei mir war das der Moment, als er angegriffen wird, sich wehrt und ich gemerkt habe, dass ich Mitleid mit dem Angreifer habe).

    Zur Hörfassung:
    Hannes Jaenicke ist für mich der perfekte Thrillersprecher. Ich mag seine Stimmfarbe, seine ruhige, gelassene Sprechweise und habe von ihm einfach schon so viele Thriller gesprochen gehört, dass ich ihn mit dem Genre verbinde.

    Fazit:
    Ein spannender, gut recherchierter Thriller mit Verbindungen zur Börsenwelt, deren Details man aber definitiv nicht zum Verständnis des Werkes braucht.
    Dennoch ist der Thriller sicher vor allem für Fans von intelligenten "Supercomputern" und Börsenhandelsinteressenten etwas.


  10. Cover des Buches Der Coup (ISBN: 9783644211414)
    Philip Kerr

    Der Coup

     (47)
    Aktuelle Rezension von: Frau-Aragorn
    Dies war mein erstes Buch von Philip Kerr,  mein letztes wird es wahrscheinlich nicht gewesen sein.  Der Klappentext führt einen dabei in die Irre und genau wie in einem der bekannten Heist-Movies schlägt man sich auf die Seite der Gauner. 


    Richtig klasse eingeleitet wird das Buch schon durch einen super Prolog, der total neugierig auf das Buch macht. Die Protagonistin Eve ist sehr sympathisch und trägt das Buch.  Aber der Mut zur Zeit, die sich der Autor nimmt, um sein Werk mit vielen interessanten Nebenfiguren und einem detaillierten, verzwickten Plot zu gestalten, lohnt sich aus.


    Obwohl ich von der Thematik der Finanzwelt keine Ahnung habe, konnte mich die Geschichte aufgrund des Spannungsaufbau sehr begeistern.  
  11. Cover des Buches Stoppt das Euro-Desaster! (ISBN: 9783550088964)
    Max Otte

    Stoppt das Euro-Desaster!

     (9)
    Aktuelle Rezension von: Dr_M
    Diese Aussage stammt von Prof. Hans-Werner Sinn (SZ, 3.4.2011) und beschreibt die auf den Steuerzahler zukommenden Belastungen, falls - was zu erwarten ist - die irrwitzigen "Rettungsversuche" für die der Bevölkerung vieler EU-Länder aufgezwungene Kunstwährung scheitern.

    Prof. Sinn meint damit nicht nur den immer größer werdenden sogenannten Rettungsschirm, sondern die Summe aller anderen von der Öffentlichkeit nicht so einfach zu durchschauenden Wohlstandsvernichtungsorgien in diesem Zusammenhang. Zum Beispiel Kontokorrentkredite der EZB an europäische Südländer oder den Aufkauf von Ramschanleihen dieser Staaten.

    Prof. Max Otte versucht in dieser kleinen Broschüre die deutsche Bevölkerung mit einer Streitschrift wachzurütteln. Doch selbst wenn ihm das gelingen würde, hätte es wahrscheinlich kaum Auswirkungen. Zu sehr sind Politik und das, was Otte "Finanzoligarchie" nennt miteinander verbunden. Der Autor fordert in seiner Schrift nichts Geringeres als eine wirkliche Revolution, auch wenn er dies abstreitet. Eine politische Führung mit Rückgrat, die dem deutschen Volk wirklich dient, ist weit und breit nicht auszumachen. Im Gegenteil, die Absetzbewegungen sind auch dort unübersehbar.

    Der Autor erklärt zu Recht, dass die sogenannte Finanzindustrie, die nichts produziert, aber in vielen westlichen Industriestaaten schon einen sehr großen Anteil des Bruttosozialproduktes erzeugt, den Staat bereits vollständig gekapert hat. Deshalb scheint es höchst unwahrscheinlich, dass die riesigen und nach 2008 noch mächtiger gewordenen Großbanken auf Normalgröße zurückgestutzt und wieder marktwirtschaftlichen Regeln unterworfen werden. Das aber fordert der Autor.

    Doch dazu bedarf es wohl erst einer Katastrophe, die schrecklich genug ist, um die politischen und wirtschaftlichen Strukturen aufzubrechen, die uns von einer Schwierigkeit in die nächste befördern.

    Leider vermischt der Text zwei verschiedene Aspekte der "Eurokrise". Der Autor geht im Wesentlichen nur auf die desaströse Rolle der sogenannten Finanzindustrie ein, nicht jedoch auf die grundlegenden Geburtsfehler unserer ungeliebten Einheitswährung. Dementsprechend enthält sein Text zwar sehr vernünftige Reformvorschläge für den Finanzsektor, jedoch kaum Aussagen, wie er sich die Zukunft der inzwischen ohne vertragliche Grundlage existierenden EU-Währung vorstellt.
  12. Cover des Buches Sozialwissenschaften in der Sekundarstufe II / Sozialwissenschaften (ISBN: 9783140239967)
  13. Cover des Buches Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen! (ISBN: 9783423253604)
    Dora Heldt

    Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!

     (153)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Ich bin froh, dass Literatur immer Geschmacksache ist. Für jedes Buch gibt es passende Leser und ich finde dies auch prima. Dora Heldt hat ein paar wirklich tolle Sachen geschrieben und ist nah dran am Geschmack der Leser. Mit Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen, ist ihr kein Meisterwerk gelungen, aber ein durchschnittlicher, humorvoller und auch spannender Roman. Eine gewonnene Reise entpuppt sich für alle Beteiligten, als eine versteckte Kaffeefahrt und für jeden gibt es im Laufe der Geschichte eine Überraschung. Nette Charaktere und nette Geschichten, aber alles sehr oberflächlich und ohne großen Tiefgang. Macht aber dennoch Spaß und ist als leichte Lektüre für zwischendurch, bestens geeignet. Tipp: Die Verfilmung mit Yvonne Catterfeld ist 1000 mal besser

  14. Cover des Buches Warum die Sache schiefgeht (ISBN: 9783442158676)
    Karen Duve

    Warum die Sache schiefgeht

     (14)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    Karen Duve schreibt sich dir ganze Wut von der Seele, wie wir von engstirnigen und machtbesessenen MÄNNERN in die globale Krise getrieben wurden, von den gleichen Typen, die seit 5000 Jahren das Sagen haben und wegen denen es jetzt 2 vor 12 auf der Weltuntergangsuhr ist. Sie nennt die Probleme beim Namen (gefühllose, dressierte Entscheidungsträger, die beratungsreistent sind und selbst jetzt vor dem abzusehenden Untergang nicht bereit sind, zu tun, was jetzt unbedingt getan werden muß. Allen Entscheidungsträgern landauf landab sei das Buch vor die Stirn getackert, aber Frau Duve sieht die Rettung ja auch nur in einer Revolution, selbst die Vereinten Nationen scheinen eine Nummer zu klein für das Anliegen zu sein. Das Buch zur rechten Zeit.
  15. Cover des Buches Finanzierungstheorie und Unternehmenspolitik (ISBN: 9783827371959)
  16. Cover des Buches Bank, Banker, Bankrott (ISBN: 9783280053416)
    René Zeyer

    Bank, Banker, Bankrott

     (4)
    Aktuelle Rezension von: sarahkolumbus
    Als Kommunikationsfachmann für Banken und Finanzdienstleister hat René Zeyer den nötigen Sachverstand und Einblick in das Treiben der Finanzdienstleister in der Schweiz und Lichtenstein, als Journalist und Reporter den nötigen Objektivismus, die das Schreiben eines Buches wie "Bank Banker Bankrott" erfordert. In kurzen Kapiteln schildert er die Arbeitstage und Probleme, Gedanken und Gespräche der Banker der Schweiz, wie zum Beispiel "Philipp Kuster", der Private Banker an der Schweizer Kreditunion ist und Großkunden betreut. Großkunden sind Kunden, die mehr als 1 Million anlegen und im Vergleich zum Investmentbanker, der mit mehreren Hundert Millionen an der Börse spekulieren kann, eher kleine Fische im großen Teich. Für den Otto-Normal-Verbraucher jedoch, sind ein Verlust von 4 Millionen innerhalb von einer Woche jedoch unvorstellbar viel und wenn der Großkunde dann tatsächlich mal nachhakt, wie genau das passieren kann, tut Philipp Kuster, das, wofür er bezahlt wird: Mit Fachbegriffen um sich werfen, so seriös und vertrauenswürdig wie möglich wirken und den Kunden irgendwie besänftigen. Eine Gewinngarantie wäre nicht gegeben, bei Anlagen auf dem Finanzmarkt und außerdem sei das noch kein Verlust, sondern "eine Delle in deiner mehrjährigen positiven Entwicklung". Arbeitstage von 14-16 Stunden, von denen so oft die Rede ist bei Bankern, sind utopisch, denn der Großteil der "Arbeitszeit" geht beim Golfspielen, oder der Entscheidungsfindung für das richtige Auto drauf. Natürlich geht man hin und wieder auch mal zum Geschäftsmeeting, bei dem besprochen wird, ob Kugelschreiber oder Handtücher das bessere Kundengeschenk sind, hier und da wird auch mal ein Neukunde aquiriert und vor allem muss man auch dafür sorgen, dass die zu betreuenden Kunden auch Kunden bleiben, doch insgesamt kann man sagen, dass die "Banker mit ihrer Tätigkeit keinen einzigen Penny an neuem Wert" geschaffen haben. Die Millionen an Fees, Kommissionen und Sonstiges, die die Banken einstreichen, sind lediglich eine Verwaltungsgebühr. Dagegen ist in dem Sinne ja auch noch gar nichts einzuwenden, denn umsonst gibt's ja nichts. Bis man die Gehälter und Boni der Banker mal genauer betrachtet, denn die liegen unabhängig vom Erfolg ihrer Anlage, also unabhängig von der Qualität ihrer Arbeit. Es gibt keine unbegrenzte persönliche Haftbarkeit für alle anvertrauten Kundengelder. Das wäre vielleicht auch zu viel verlangt, aber die Leichtigkeit und Gleichgültigkeit mit der die hohen Summen an Kundengelder auf dem Markt, anhand von ungenauen und unsicheren Wirtschaftsprognosen und Mathematikanalysen, platziert werden, lässt einen doch an der Qualifikation der Banker zweifeln. Dass der Job eines Bankers ein leichter ist, hat niemand behauptet. Man trägt viel Verantwortung und die Großkunden in der Schweiz erwarten selbstverständlich eine besondere Betreuung (bei Anlangen von 60 Millionen Euro auch nicht verwundelich), von dem ganzen Wettbewerbsdruck unter den Bankern mal ganz zu schweigen, doch Ehrlichkeit und Transparenz hat noch keiner Bank geschadet. Kein Wunder also, dass das Herumschieben von Milliarden von Geldern, die Investition in Investmentfonds, Immobilienanlagen auf einem globalfunktionierenden Markt irgendwann nicht mehr kalkulierbar war und in der Krise 2008 endete, oder? Der Einblick in die Welt der Banker macht einen wütend. Die Leichtigkeit mit der Entscheidungen gefällt werden und wie sich diese bespielsweise 4 Millionen - trotz der ganzen Analysen und Prognosen- auch einfach mal in Luft auflösen können. Das alles ist makaber und fordert auf jeden Fall einen realisitischen Vergleich! Was kann man alles mit 4 Millionen Euro machen? Wieviele Menschen müssten dann nicht mehr hungern? Wieviele Kinder in Afrika könnten sich über sauberes Trinkwasser freuen? Noch wütender wird man, wenn man bedenkt, dass viele Deutsche aus "Steuergründen" ihr Geld in der Schweiz anlegen und so nicht nur sich, sondern auch die Bank strafbar machen. Das verlorene Geld am Finanzmarkt ist das Geld reicher deutscher Unternehmer. Viele deutsche Kleinbürger haben in einer anstrengenden 40-Stunden-Woche hart geschuftet, damit ihr Chef die überschüssigen Gewinne vor den deutschen Finanzämtern in der Schweiz bei Private Bankern "in Sicherheit" bringt. Dann hätte man das Geld auch gleich aus dem Fenster werfen können oder aber eben brav die Steuern bezahlt, wie es jeder normale deutsche Bürger auch tut. Die Wut beim Lesen verpufft und lässt einen traurig werden, wenn man bedenkt, dass auch die Krise die Situation nicht verändern wird, die Rettungspakete des Staates (selbstverständlich von Steuergeldern bezahlt) und Konjunkturpakete stärken den Banken eher den Rücken, denn so kann alles laufen wie bisher. Nötig sind wichtige Reformen der Regierungen in globaler Zusammenarbeit um den Finanzmarkt und die Verbraucher vor den gierigen Bankern zu schützen. Bis dahin sollte jeder dieses Buch lesen und wütend allen Freunden und Bekannten davon erzählen, denn solange es Niemanden interessiert, dass die Banken mit Steuergeldern finanziert werden, bleibt eine staatliche Regulierung des Finanzmarktes in einer Zeit, in der alle vom freiem kapitalistischen Markt sprechen, leider utopisch.
  17. Cover des Buches Die Globalisierungsfalle (ISBN: 9783499604508)
    Hans-Peter Martin

    Die Globalisierungsfalle

     (21)
    Aktuelle Rezension von: ReinhardP
    HPM als er noch Boden unter den Füßen hatte und nicht nur ale Quertreiber werkte. Gut recherchiert. Leider hat die Realität mache der beschreibenen Szenarien ein- bzw. überholt.
  18. Cover des Buches Argentinisches Roulette (ISBN: 9783943889734)
    Georg Schattney

    Argentinisches Roulette

     (15)
    Aktuelle Rezension von: Zsadista
    September 1998. Das Omega-Team steht ganz oben auf dem internationalen Finanzparket. Doch nach dem Höhenflug kommt auch der tiefe Fall. Zunächst muss jeder sehen, dass er die letzten heißen Kartoffeln für sich aus dem Feuer holt. In den nächsten Jahren schaffen die vier des Teams, Wolfgang Willarth, Suki Kwak, Mascha Ivanova und Fjodor Kerenin wieder zu ansehnlicher Größe zu kommen. Als dann die Anschläge des 11. September 2001 einige Fragen in der Finanzwelt aufwerfen, werden die vier vom IWF als sogenannte Ermittler eingestellt. Was steckt dahinter, dass manche vor diesem Anschlag Geld transferiert haben. Zufall? Wissen? Kann man der Sache und den Geldner soweit nachgehen, dass man Aufklärung findet? Das Omega-Team ist gut, aber ist es auch so gut, dass es hinter die Fassade blicken kann?

    „Argentinisches Roulette“ ist ein sehr tiefgründiges Buch. Auf keinen Fall kann man es mal flott oder nebenbei durchlesen. Ich musste zeitweise sogar Pausen einlegen um das gelesene sacken zu lassen. Die kompletten Ausführungen zu der Finanzwelt, Aktien, Börse, Geldverschiebungen sind absolut interessant. Allerdings für mich etwas schwer zu verstehen gewesen. Manches habe ich daher dann auch zweimal gelesen.

    Was mir nicht so gefallen hat, war der Nebenstrang mit der Musik-Gruppe „The Doors“. Ich kenne die Lieder und Texte nicht, somit konnte ich mit den Anfangssätzen zu jedem Kapitel nichts anfangen. Auch dass Wolfgang der illegitime Sohn von Jim Morrison sein sollte und dies immer wieder zur Sprache kam, irritierte mich mehr, als es mir gefallen hätte. Auch fand ich die mystische Seite mit einer Prophezeiung seitens Morrison nicht sehr passend für die restliche Geschichte.

    Dem Autor ist es soweit gelungen, ein sehr interessantes und tiefgreifendes Buch zu schreiben. Dem Leser sollte aber auch klar sein, dass das Buch einem viel abverlangt. Gerade, wenn man sich in der Finanzwelt und den damit zusammenhängenden Begriffen nicht auskennt.

    Am Ende möchte ich noch erwähnen, dass das Cover zwar sehr schön ist, aber dem Inhalt nicht gerecht wird. Ich könnte mir vorstellen, dass Leser dieser Materie nicht unbedingt bei dem Cover zugreifen würden.
  19. Cover des Buches Ist der Markt noch zu retten? (ISBN: 9783548373416)
    Peter Bofinger

    Ist der Markt noch zu retten?

     (1)
    Aktuelle Rezension von: sarahkolumbus
    Peter Bofinger beginnt sein Buch mit einer klugen und präzisen Analyse der Finanzkrise. Er erläutert die fehlerhafte Entwicklung des US-Immobilienmarktes, der damit verbundenen Hedgefonds, das Versagen der Ratingagenturen, verursacht durch Gier und Herdentrieb, um sich dann fassungslos zu fragen: "Wie kann es sein, dass der das Gute verkörpernde "effiziente Markt" am Ende durch den als Schurken angesehenen Staat gerettet werden muss?" Aber nur mit Geld ist dem Finanzmarkt nicht geholfen. Der Finanzmarkt benötigt eine Strukturreform, die mehr Ordnung und Stabilität bringt. So wären beispielsweise Staatsfonds, ein Deutschlandfond eine Option, in der eine staatliche Holding für das Managment aller staatlichen Beteiligungen, insbesondere der an Banken, verantwortlich wäre. Außerdem wäre eine strengere Regulierung der Banken erforderlich, wie beispielsweise das Einhalten der Banken einer festen Relation des Eigenkapitals zur Bilanzsumme um große Unglücke klein zu halten. Bofinger sieht die frei-marktwirtschaftlich agierenden Ratingagenturen skeptisch und fordert staatliche (unabhängige) Ratingagenturen sowie einen FinanzTüv um den Finanzmarkt sicherer zu machen und die kleinen Verbraucher zu schützen. Jedoch reiche es nicht nur auf nationaler Ebene zu reagieren. Der globale Finanzmarkt müsse stabilisiert werden, beispielsweise durch ein Bretton Woods II, also eine neue Ordnung der Weltwährung. Denn die durch Protektionismus und Instrumentalisierung der Währungskurse für Wettbewerbsvorteile verursachte Währungsmanipulation gefährdet den Internationalen Markt, dem man nur durch eine gemeinsame Währung entgegen wirken kann. Eine Alternative sieht Bofinger nur in dem sogenannten "managed floating" - Eine Stabilisierung der Wechselkurse durch die Notenbanken unter Berücksichtigung der nationalen Zinsdifferenzen. Neben der Wirtschafts- und Finanzkrise geht es in diesem Buch auch um die Systemkrise. Ist die soziale Marktwirtschaft global zukunftsfähig? Und wie sozial ist sie überhaupt noch? Peter Bofinger vertritt den Standpunkt, dass die Globalisierung den Sozialstaat nicht gefährdet. Der durch die Globalisierung erwirtschaftete Wohlstandsgewinn muss nur klüger und fairer umverteilt werden. So fordert Bofinger mehr Investitionen im Bildungssektor - um Chancengleichheit zu sichern, Mindestlöhne- um der Einkommensungleichheit entgegenzuwirken, Investitionen in die Binnennachfrage - um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Ein wichtiger Punkt ist auch das schwindende Vertrauen des Volkes in Demokratie und Politik sowie der Mitgliederschwund der Parteien. Und so fordert Bofinger einen Bürgerclub, mit Veröffentlichungen für den Bürger zur Information und Transparenz des Staates, der Bürger müsse nachvollziehen können, wofür Abgaben und Steuern verwendet werden, sie müssen erkennen können, ob der Staat eine nachhaltige Politik betreibt und ob genug für Bildung, Umwelt und Infrastruktur getan wird. Peter Bofinger überzeugt in diesem Buch durch eine nachvollziehbare Argumentation, was während und nach der Krise zu tun ist, im Hinblick auf eine nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik. Dass die Antwort im Hinblick auf eine angebotsorientierte Wirtschaftspolitik fast ähnlich plausibel klingen kann, beweist Hans-Werner Sinn in "Kasinokapitalismus". Und doch ist Peter Bofinger der sympathischere von beiden, der seine Ansichten in diesem Buch klug, frisch, fair und mit herrlichen Vergleichen darlegt, sodass einem hin und wieder schon mal ein Grinsen ins Gesicht huscht. Doch letztenendes überzeugt Peter Bofinger in diesem Buch vor allem aufgrund seiner Ansichten, denn er ist für ein Deutschland, in dem jeder zu fairen Bedingungen arbeiten, davon leben und in Würde leben kann. Sehr empfehlenswert!
  20. Cover des Buches Kapital Macht Politik (ISBN: 9783828833302)
    Harald Trabold

    Kapital Macht Politik

     (4)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    "Wer das Erstarken des Kapitalismus und speziell der Finanzbranche verstehen will, wer wissen möchte, warum die westlichen Demokratien eine systemrelevante Großbank nach der anderen mit bislang unvorstellbaren Summen gerettet haben, der muss die Machtfrage stellen." (Zitat, S. 15)

    In dem Buch von Prof. Dr. Harald Trabold, Prof. für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Osnabrück und Leiter des Studiengangs "Angewandte Volkswirtschaftslehre", 

    geht es genau um diese Frage: Wer zieht die Strippen in der Gesellschaft? Wirklich die Politik, im Auftrag des Volkes oder eher der Kapitalismus mit der Politik als Marionette? 

    Mit einem sehr objektiven, wissenschaftlichen, dabei aber verständigen Erzählstil erklärt der Autor die Zusammenhänge zwischen Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung, den steigenden Einfluss von Großunternehmen in Folge der Globalisierung und die Konsequenzen für den einzelnen Bürger.

    Im ersten Teil geht es dabei um Grundlegendes, wie etwa Definitionen: Was bedeutet Demokratie, was Kapitalismus? Dazu die Geschichte des Kapitalismus und seiner mehr oder weniger erfolgreichen Kontrolle durch die Politik in der Vergangenheit (Stichwort Soziale Marktwirtschaft).

    Im zweiten Teil werden dann die Strategien des Kapitalismus beleuchtet, mit denen er immer mehr Einfluss erlangt in gesellschaftlichen und politischen Belangen.

    Der letzte Teil ist dann der Zukunft gewidmet, also wohin wir in Deutschland und weltweit steuern und ob man die Entwicklung noch umkehren oder wenigstens abmildern kann. 

    Mir hat das Buch sehr geholfen, mehr Klarheit in die Funktionsweise der kapitalistischen Gesellschaft zu bekommen. Manche Dinge, die mich z. b. in den Nachrichten vorher verwundert hatten, warum Politiker so entscheiden, wie sie es tun, erscheint mir jetzt im Hintergrund des Buches sogar ziemlich logisch, wenn auch sehr tragisch, da es doch die Einflussnahme von Großunternehmen und NGOs sehr deutlich zeigt.

    Ich kann dieses Buch jedem mündigen Bürger weiterempfehlen, der auf verständige und umfassende Weise wissen möchte, wie die Welt funktioniert. Es ist schade, dass es in der Schule so nicht unterrichtet wird, das kann man aber hier durch Selbstlektüre nachholen. Ich empfehle es in kleinen Schritten und Beruhigungstee, denn das, was man erfährt, ist schon wirklich harter Tobak, der mit vielen realen Beispielen unterlegt wird, die einem die Hutschnur hochgehen lassen.

  21. Cover des Buches Windows on the world (ISBN: 9783548262413)
    Frédéric Beigbeder

    Windows on the world

     (50)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    Das Buch war das erste von einem bedeutenderen Autor, das nach 9/11 erschienen ist und die Terroranschläge thematisiert (2003 genaugenommen): Ein Immobilienmakler nimmt seine beiden Söhne mit in das Restaurant unter dem Dach des Nordtrums des World Trade Centers, als kurz danach die Hölle ausbricht und Rettung unmöglich ist. Beigbeder erspart keine grausigen Details, er selbst sagt, man kann sich nur vorstellen, was wirklich an diesem Morgen in dem Hochhaus passierte.
  22. Cover des Buches Wahnsinn mit Methode (ISBN: 9783360019561)
  23. Cover des Buches Das war ich nicht (ISBN: 9783888976667)
    Kristof Magnusson

    Das war ich nicht

     (166)
    Aktuelle Rezension von: Callso
    Kristof Magnusson hat einen recht merkwürdigen Roman geschrieben. Er berichtet über eine Welt, in der die einzige Wärme vom Kamin oder von Computern ausgeht, so unterkühlt wir d in dem Werk agiert. Alle anderen Charaktere, Beziehungen und Freunde sind kalt, unterkühlt und enorm emotionslos. So sammeln die drei Hauptpersonen zahlreiche Minuspunkte und erreichen  Sympathiewerte nahe der Nullgrenze.

    Schade, weil die Grundidee der Geschichte sehr vielversprechend ist. Drei Protagonisten, die im Laufe der Geschichte nahe der Verzweiflung sind. Eine Übersetzerin, die frisch getrennt ist und da sie ohne Auftrag dasteht auch mitellos ist. Da ist ein eigentlich erfolgreicher Autor, der seit einem Jahr keine Zeile mehr geschrieben hat. Und es gibt mit Jasper einen Börsenhändler, der zwischen Genie und Wahnsinn handelt, mit größeren Beträgen handelt, ehe er riesige Beträge der Firma aufs riskante Spiel setzt.

    Die drei Personen treffen in Chicago aufeinander. Im hektischen Alltag kreuzen sich deren Wege, doch bei allen deei Personen ist deutlich mehr Schein als Sein.

    Autor Magnusson hat die Charaktere sehr nüchtern, sachlich und wenig sympathisch dargestellt. Insofern hält sich das Zittern und Bangen in Grenzen, aber auch in Nebenschauplätzen wie in der Bank, im Cafe oder im Freundeskreis gibt es kaum wirklich menschliche Züge. Keine beschriebene Person, die freundlich oder empathisch agiert. Sehr merkwürdig.

    Insofern ließ mich das Buch auch sehr kalt. Sicherlich lässt sich die skurrile Story ganz gut lesen, wie realistisch das Treiben ist, darf jeder selber entscheiden.

    Ach ja: Der Buchtitel "Das war ich nicht" passt meiner Meinung nach überhaupt nicht. Klingt für mich deutlich mehr nach einem Kinderbuch. Auch dem Buchcover kann ich nur sehr wenig abgewinnen.
  24. Cover des Buches Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft (ISBN: 9783442156863)
    Nouriel Roubini

    Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

     (4)
    Aktuelle Rezension von: Dr_M
    Als einer der wenigen etablierten Ökonomen der USA hatte Nouriel Roubini die gegenwärtige Finanzkrise und ihren Verlauf sehr genau vorausgesagt. Nun hat er uns gemeinsam mit Stephen Mihm ein Buch über diese Krise, ihre Folgen und mögliche Auswege geschrieben. Bereits im ersten Kapitel räumen die Autoren mit dem Mythos auf, Finanzkrisen wären ein seltenes und obendrein unvorhersehbares Ereignis, etwas, das populäre Schreiber gerne medienwirksam "schwarzen Schwan" nennen. Sie gehen kurz auf einige sich immer wiederholende Elemente solcher Krisen ein und zeigen, dass diese Faktoren auch diesmal schon lange vor der eigentlichen Eruption deutliche Warnzeichen sendeten. Man musste sie nur lesen können.

    Bereits John Stuart Mill erklärte 1848 wie sich Finanzkrisen zusammenbrauen. Seine Erkenntnisse hätten auch diesmal für eine sichere Voraussage ausgereicht. Leider wird die Vergangenheit oftmals einfach vergessen. Oder man redet sich ein, dass diesmal alles ganz anders ist. Mill ist nur einer von vielen Wirtschaftswissenschaftlern, die sich mit der Rolle von ökonomischen Krisen theoretisch auseinandersetzten. Im zweiten Kapitel gehen die Autoren auf die unterschiedlichsten Ansichten dazu ein.

    Viele Spekulationsblasen entstehen durch die Einführung neuer Technologien. Doch die gegenwärtige Krise wurde ganz wesentlich durch "Innovationen" in der Welt des Interbankenhandels, vor allem durch die so genannten Kreditverbriefungen, angefeuert. Ganz unterschiedliche Anleihen wurden dazu grob gesprochen in großen Paketen zusammengepackt und in ihrer Gesamtheit durch ein Rating bewertet. Damit waren sie erstmals handelbar. Kreditgeber kamen so sehr schnell wieder an ihr Geld. Dafür wusste nun aber niemand mehr so recht, welche Risiken er wirklich in solchen Paketen kauft.

    Die Autoren erklären im dritten Kapitel sehr detailliert, wie diese Verbriefungen und Derivate auf solche strukturierten Produkte zum Auslöser der Krise wurden. Sie verweisen darüber hinaus auf das hierzulande nicht diskutierte, weil kaum vorhandene, unkontrollierte Schattenbankenwesen und erläutern an Beispielen den Fluch der Hebelung, also die Verwendung von Fremdkapital in unverantwortlichen Größenordnungen bei spekulativen Geschäften.

    Im vierten Kapitel beschreiben die Autoren das dominoartige Zusammenfallen der amerikanischen Kreditunternehmen nachdem sich erstmals die wahren Ausmaße der Kreditausfälle andeuteten. Anschließend breitete sich diese US-Epidemie pandemisch über die in alle Welt verkauften Kreditpakete aus. Interessanterweise waren sehr viele Politiker, auch der damalige deutsche Finanzminister Steinbrück, bis dahin der Meinung, dass dies nicht geschehen werde. Von dieser Pandemie berichtet das fünfte Kapitel.

    Im folgenden Kapitel befassen sich die Autoren ausführlich mit dem Krisenmanagement der amerikanischen Notenbank und erklären die zahlreichen Manöver so, dass sie auch Laien verstehen können. Danach wird im 7. Kapitel diskutiert, wie die Politik auf die Krise reagiert hat. Die Schuldenkrise wurde frei nach Keynes mit noch mehr Schulden durch "Rettungen" und Konjunkturprogramme beantwortet. Politiker vergessen dabei gerne, dass Keynes eine Entschuldung in besseren Zeiten dringend anmahnte und dass Konjunkturprogramme die Steuererhöhungen (oder "Sparprogramme") der Zukunft sind. Wir sehen das gerade in Deutschland.

    Das 8. Kapitel befasst sich mit dringend notwendigen Reformen des gesamten Finanzsystems. Die bisherigen politischen Diskussionen und hektischen Maßnahmen zeugen von politischem Unwillen und mangelndem Sachverstand. Das eigentliche Problem entstand im völlig unregulierten und komplett undurchsichtigen Interbankenhandel. Jeder kann hier Derivate erfinden und in Umlauf bringen. Es existiert keinerlei Aufsicht oder Standardisierung von Produkten. Allerdings sind das merkwürdigerweise keine öffentlichen Diskussionsthemen. Darüber hinaus ist das zentrale Problem der Vergütungen nicht geregelt. Solange der Steuerzahler jeden Spieler immer wieder rettet, wird die Bereitschaft, irrsinnige Risiken einzugehen, nicht nachlassen. Weitere kritischer Punkte sind die Größe der verschiedenen Institute und ihre Verflechtungen. Dies wird in der Öffentlichkeit ebenfalls nicht diskutiert.

    Radikale Schnitte schlagen die Autoren im 9. Kapitel als Konsequenz der Krise vor. Zunächst einmal muss es gelingen, die Aufsichtsbehörden vom Fluch der blinden Mittelmäßigkeit zu befreien. Fähige Leute gehen dorthin, wo sie gut bezahlt werden und sich verwirklichen können. Die Aufsichtsbehörden gehören gewiss nicht zu den idealen Zielen solcher Menschen. Noch wichtiger ist jedoch der extrem schwierige Vollzug einer simplen Logik. Wenn Konzerne zu groß sind, um zu sterben, dann muss man sie eben zerschlagen. Doch mit den "Rettungen" sind zumindest in den USA noch größere Giganten gebildet worden. Weil es in der Obama-Administration nur so von Goldman-Sachs-Leuten wimmelt, wundert es nicht, dass diese Konsequenz dort kein Thema ist. Die Autoren diskutieren das Zerschlagungsproblem ausführlich.

    Ein anderer simpler Punkt ist, dass Banken nur Risiken in Höhe ihres verfügbaren Eigenkapitals eingehen sollten. Dazu könnte man sie zwingen, wenn man es denn wollte. Schließlich schlagen die Autoren eine aktivere Rolle der Zentralbanken in der Geldpolitik im Vorfeld einer Krise vor.

    Kapitel 10 befasst sich mit den Schuldenkrisen von Staaten, die immer nach Bankenkrisen auftreten. Insofern erleben wir gegenwärtig nichts Neues. Die Autoren diskutieren hier insbesondere die Krise des US-Dollars und die möglichen politischen Folgen für die Machtverhältnisse in der Welt.

    Das Buch enthält ein Fazit, in dem das Drehbuch der Krise noch einmal zusammengefasst wird, und einen Ausblick, der erneut die Brillanz seiner Autoren aufdeckt, denn inzwischen ist zum Beispiel eingetreten, was sie für Griechenland voraussagten.

    Fazit.
    Dies ist ein sehr intelligent geschriebenes, scharfsinniges und sehr lehrreiches Buch über Ursachen und Verlauf der gegenwärtigen Finanzkrise und der zu erwartenden Folgen. Darüber hinaus unterbreiten die Autoren konsequente Vorschläge zur Lösung der durch diese Krise aufgedeckten Probleme. Das Buch ist für einen breiten Leserkreis geschrieben, wenngleich gewisse elementare Kenntnisse und Vorstellungen über die Finanzmärkte vorausgesetzt werden.

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