Bücher mit dem Tag "finnland"
524 Bücher
- Frank Schätzing
Der Schwarm
(5.424)Aktuelle Rezension von: ArmilleeEine fantastische Geschichte, deren Ende mich etwas an den Film "Abyss" erinnerte.
Nur 3 Sterne weil :
-> das Buch war mir viel zu schwer. 1000 Seiten inkl. Danksagung
-> sehr viele Handlungsstränge
-> sehr viele Personen
Das ist keine Geschichte, wo ich jeden Abend mal ein paar Seiten lese. Hier musste ich dran bleiben, sonst habe ich sofort den Faden verloren und musste zurück blättern.
Ich vermisste es auch, als Leser mal etwas zu bekommen, was mich glücklich macht. Probleme. Unaussprechliches. Unerklärliches. Tote. Verletzte. Katastrophen..
- Reif Larsen
Die Karte meiner Träume
(284)Aktuelle Rezension von: Veronika_SchmidDieses Buch ist komplett anders als alles, was ich bisher gelesen habe. Es hat eine Weile gedauert, bis ich in den Lesefluss gekommen bin, aber es ist so wunderbar lustig, traurig, langweilig, spannend,... Ich konnte so gut mit T.S. mitfühlen. Die Geschichte ist einfach großartig in ihrer Einfachheit.
- John Irving
Bis ich dich finde
(395)Aktuelle Rezension von: dirkhegFast 1.200 Seiten reines Lesevergnügen. Bewegend, mitreißend und originell. Ein echter Irving halt mit allem, was dazu gehört. Und mindestens genauso großartig wie "Das Hotel New Hampshire". Mit sehr viel Tiefgang und Psychologie, so dass ich manchmal pausieren musste, um mir die Situationen vor Augen zu führen. Kann man nur empfehlen.
- Johan Bargum
Septembernovelle
(28)Aktuelle Rezension von: sommerlese"*Johan Bargum*" schrieb 2011 die "*Septembernovelle*", 2014 erschien die deutsche Übersetzung im "*Mare Verlag*".
Zwei Männer gehen auf einen Segeltörn in den spätsommerlichen Schären. Doch die Idylle ist trügerisch, es kehrt nur ein Mann von der Tour zurück. Es ist Olof, der Eigner der Yacht. Welche Beziehung hatten die Männer zueinander und was ist passiert?
Leuchttürme sind wie Engel, wenn jemand sie braucht, sind sie da, und sie sind auch da, wenn niemand sie braucht. Zitat von Elin
Dieses Büchlein kommt verheißungsvoll mit einem Leuchtturm auf dem Cover inmitten des Meeres daher. Doch inhaltlich verpufft die Aussage zu diesem Leuchtturm zu einer bloßen Metapher.
Die Geschichte dreht sich um Elin, eine Frau, die ums Leben gekommen ist, sei es bei einem Unfall oder durch Selbsttötung, es wird nicht genau geklärt. Auf jeden Fall war Elin eine sehr konservative und religiöse Frau, die sich vor 20 Jahren von ihrem Mann Harald getrennt hat, um mit Olof zusammen zu sein. Waren es religiöse Gründe, die sie an ihrem Leben zweifeln liessen?
Olof und Harald begeben sich auf die Segeltour, nachdem Elin ein Jahr tot ist. Hier erwartet man eine Aussprache, doch die Männer haben beide eine andere Sicht auf die Dinge.
Olof erzählt in einem Verhör einem Kommissar der Kripo von der gemeinsamen Segeltour. Es hat sich in Haralds Hinterlassenschaften ein Brief gefunden, der erst im zweiten Teil des Buches nähere Einzelheiten erklärt oder besser gesagt, andeutet. Hier bilden sich jedoch keine Widersprüche in den Informationen. Waren die beiden Männer Elins eifersüchtig aufeinander, warum hat der krebskranke Harald auf seiner letzten Reise gerade Olof als Segelpartner gewählt?
Es entsteht ein flackerndes Bild einer Geschichte, die man nicht richtig durchschaut, die andeutet, aber nicht konkret erklärt, die vermuten lässt und melancholische Züge verbreitet.
Dabei wird nur Eines klar, die Vergangenheit verbindet die drei Menschen und lässt sich nicht abschütteln. So sind auch ihre Geschichten miteinander verknüpft, auch wenn zwischen ihnen eine Distanz herrscht.
Jeder der Männer hat eine andere Sicht auf Elin, sie verändert sich aus dem Blickwinkel des Betrachters. Ist das die Aussage des Buches? Man liest die schönen idyllischen Beschreibungen der Natur in den Schären und fragt sich nach der Bedeutung des Leuchtturmes. Suchte Elin Halt bei jedem der Männer und hoffte auf einen Leuchtturm, einen Wegweiser in ihrem Leben? Es bleibt ungewiss, man kann nur spekulieren.
Die Fragen bleiben bis zum Ende offen, es wird nur angedeutet aber nicht geklärt. So kann man sich eigene Gedanken zu den psychologischen Hintergründen machen. Hat der Krebskranke Harald mit seinem Ende Olof belasten wollen? Hat Harald Elin in religiöse Konflikte gedrängt und sie trotz ihrer Religiösität Suizid begangen?
Hat Elin Olof geheiratet, um Harald eine Chance für seine Firma zu geben?
Die Wahrheit bleibt hinter einem Spiegel des Ungewissen zurück und Mutmaßungen sind das Einzige was bleibt.
Der Erzählstil ist klar und umschreibt die Segelvorgänge sehr genau. Anfangs lässt man sich treiben in dieser Beschreibung des Segelns und geniesst die Naturbeschreibungen von Vogelwelt und Wetterverhältnissen. Aber wie sieht es im Inneren dieser Menschen aus? Man wird aus ihnen nicht richtig schlau. War es letztendlich Elin, die die Männer gegeneinander ausspielte?
Eine sprachlich gelungene Novelle, die mehr Fragen aufwirft als sie erklärt. - Johanna Holmström
Asphaltengel
(44)Aktuelle Rezension von: Kallisto92Asphaltengel von Johanna Holmström
Das Buch handelt von Leila.
Ihre Mutter ist zum Islam konvertiert.
Leila ihre Schwester ist darauf hin ausgezogen und somit steht Leila alleine da.
Ihre Mutti verbietet ihr Fotos, TV, Computer und vieles mehr.Sogar die Familien Fotos sind verboten.
Die Gebote nimmt die Mutter sehr ernst.Obwohl Leila ihr Vater Muslim ist ,ist ihn der Fanatismus von ihr zu anstrengend.
Samira wird eines Tages schwer verletzt am Treppenende gefunden ,was ist nur mit ihr passiert?
Es stellen sich viele Fragen und Geheimnisse werden aufgedekct.
Ich finde das Cover des Buches sehr toll gestaltet.
Sowie der Schreibstil der Autorin gefällt mir sehr gut.
Es gibt viele kurze Kapitel, so dass es nie zu langwierig wird. Desweiteren sind trotz des schweren Themas auch lustige Passagen dabei. - Astrid Lindgren
Die Menschheit hat den Verstand verloren
(91)Aktuelle Rezension von: OrishaEin paar Worte der Einleitung...
Ich finde es immer etwas schwierig, Bücher zu bewerten, die als solche nie geplant waren. Bücher, die im Grunde Quellen darstellen. Bücher, die eigene Gedanken wiederspiegeln. Bücher, die bestimmte Ereignisse dokumentieren. Bücher, also Tagebücher, deren Inhalt nicht für eine breite Öffentlichkeit gedacht war. Tagebücher spiegeln unsere Gedanken, innersten Ängste, unsere Freude, unseren Zwiespalt wieder und zeigen ein sehr persönliches Bild von einer Person, die man vermeintlich zu kennen scheint, die sich aber in solchen persönlichen Aufzeichnungen, durchaus anders darstellt, als man vermutet.
Das führt mich zu Astrid Lindgrens Tagebüchern aus den Kriegsjahren 1939 bis 1945. Wir lernen eine Lindgren kennen, die noch keine Autorin ist. Eine junge Frau mit Kindern, einem Ehemann, die sich durch die Kriegsjahre schlägt und so genau - wie es für sie möglich war - versucht zu verstehen, zu begreifen und zu dokumentieren. Wir lesen von den uns allseits bekannten Kriegsereignissen: dem Überfall auf Polen, den Russlandfeldzug, Mussolini Treiben in Italien, Rommels Kampagne in Afrika, den (manchmal längst vergessenen) Akteuren anderer Länder und von noch viel mehr. Lindgrens Tagebuch besticht zunächst durch eine gewisse Distanz zu diesen Ereignissen - was nicht verwundert - denn Schweden war nun einmal nie in den Krieg direkt involviert. Daher betrachtet Lindgren zwar genau, doch manchmal auch etwas unkritisch, ohne aber jemals ihr privilegiertes Leben in Stockholm zu vergessen.
Besonders was die Rolle Russlands und Deutschlands angeht, ist sie stets zerrissen. Denn die Angst vor dem bolschewistischen Übergriff wiegt beinahe schwerer als jene vor den Nationalsozialisten und Schergen Hitlers. Das mutet aus heutiger Sicht merkwürdig an, war aber eben europäische Realität jener Zeit. Auch spannend und leider mal wieder bestätigt, wird klar, dass die Vernichtung der Juden und die Existenz von Konzentrationslagern eben kein Geheimnis war. Da Zeitungen immer wieder davon berichteten und Lindgren dieses in ihren Aufzeichnungen auch dokumentiert. Hinzu kommt dass sie einen anderen Zugriff auf Informationen hatte, weil sie in einer Briefkontrollstelle arbeitete und Briefe fremder Menschen lesen konnte, die nochmal ein sehr eindringliches Bild des Krieges zeichnen. Das nimmt Lindgren über die Jahre auch zunehmend mit.
Daneben werden aber auch persönliche Probleme deutlicher - die zwar selten direkt benannt werden - aber dennoch einen Blick auf den Mensch Lindgren erhaschen lassen.
Einzige Kritik, sofern man ein Tagebuch kritisieren kann, ist der Aufbau. Mit Faksimiles wurden einige Seiten aus den Originaltagebücher wiedergegeben, deren Transkription und Übersetzung auf den folgenden Seiten erfolgte und für die es wiederum Querverweise im eigentliche Tagebuchtext gibt. Das ist zwar verständlich, doch ich fand den Aufbau etwas unsäglich, da man immer wieder aus dem Lesefluss herausgerissen wurde. Eine fortlaufende Reihung mit Faksimiles oder ein originalgetreue Nachbildung des Tagebuchs wären da sicher praktischer gewesen. Dafür gibt es einen Stern Abzug.
Ansonsten bleibt mir nur zu sagen, lest dieses und andere Tagebücher jener Zeit, um nicht zu vergessen.
Fazit: Lesenswert!
- Haruki Murakami
Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki
(647)Aktuelle Rezension von: R_D1Darum geht es:
Die Geschichte handelt vom Herrn Tazaki, der von seinen Freunden seelisch sehr verletzt wurde. Mit dem Gefühl von Farblosigkeit, ein Symbol für seine empfunde absolute Belanglosigkeit, lebt er sein Leben bis er auf Sara trifft, die ihn ermutigt sich seinem Trauma zu stellen. Seine Freundinnen und Freunde, die ihn als jungen Erwachsenen plötzöich ausstießen und ihn ein schlimmes Vergehen anhingen, denen will er sich stellen... und findet schließlich zu sich selbst.
Meine Gedanken:
Dieses Buch ist eine wunderschöne und persönliche Reise voller Farbsymboliken und Zeichen, wie der Leser es von Haruki Murakami kennt. Mir war kein Wort zu fiel oder zu wenig, keine Symbolik zu kryptisch oder platt. Das Buch war wunderbar ausgeglichen und intensiv.
Empfehlung:
Wer mit Haruki Murakamis Werk kennenlernen möchte, ist meinerseits gut beraten, sich diesem zu widmen. Ebenso beigeisterte mich dieses Buch als Fan. Haruki Murakami kann wirklich ausgezeichnet schreiben und den Leser mit seinem ganz besonderen Erzählstil verführen.
- Marja-Liisa Vartio
Männer wie Männer, Frauen wie Frauen
(27)Aktuelle Rezension von: Frau_M_aus_M„Männer wie Männer, Frauen wie Frauen“ von Marja-Liisa Vartio erschien erstmals in Finnland im Jahr 1959. Die Geschichte spielt sich vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Verhältnisse dieser Zeit in Finnland ab. Auch das Äußere des Buches entspricht dem mit seiner Gestaltung. Es handelt es sich hier um ein wahres Sahnebonbon, ja einfach um Weltliteratur.
Es geht um die Geschichte der 18jährigen Leena, die sich in einen 34jährigen Mann verguckt, der verheiratet ist und sich auch nur vorübergehend in ihrer Stadt als Straßenarbeiter aufhält. Als sie ihre Schwangerschaft bemerkt, ist der Mann schon wieder bei seiner Familie.
Leena steht mit ihrem Babybauch völlig allein da. Ihre Liebesgeschichte musste sie geheim halten, ihre Schwangerschaft muss sie so lange wie möglich verbergen. Auf ganz besondere Art wird deutlich, wie fremd sich die Menschen in ihrer Familie sind, wie blind füreinander. Als ihr Zustand offenbar wird, wird Leena von allen Aktivitäten der Familie ausgeschlossen. Im Grunde sind alle mit der Situation überfordert und agieren hilflos und chaotisch. Es ist nicht möglich, miteinander wirklich zu kommunizieren. Der Vater ist gar nicht ansprechbar. Versuche der Mutter und der Schwester, sich Leena anzunähern, ja ihr auch beizustehen, bleiben erfolglos. Alles ist für Leena nur belastend.
Leena entwickelt sich in dieser schwierigen Situation zu einer starken Persönlchkeit. Nachdem sie anfangs erfolglos versucht hat, die Schwangerschaft abzubrechen, beschließt sie, ihr Schicksal anzunehmen und die erforderlichen Schritte zu unternehmen. Sie ist sich selbst gegenüber dabei absolut ehrlich. Die Doppelbödigkeit der gesellschaftlichen Moral widert sie an. Sie überstürzt nichts und verlässt sich nur auf sich selbst. So ist es ihr möglich, Entscheidungen zu treffen, die ihre Situation verbessern. Leena verlässt ihr Elternhaus und nimmt eine Stelle als Hausmädchen in der Stadt an. Auch in dieser Familie gibt es keine Wärme, keine Nähe. Aber schließlich sind es fremde Leute, von denen so etwas ach nicht zu erwarten ist. So tut es Leena weniger weh.
Einzig mit dem 3jährigen Sohn verbindet sie eine liebevolle Zuneigung, die sie jedoch nur zeigen kann, wenn dessen Mutter nicht in der Nähe ist.
Interessant ist auch die Beziehung zum Vater des Kindes gestaltet. Der Mann will Leena nicht im Stich lassen, ist aber ja nun mal gebunden als Ehemann und Vater zweier Kinder. Er hält den Kontakt zu ihr und will sich auch um Leena kümmern. Aber er wohnt nun noch weiter weg von ihr. Sie haben keine gemeinsamen Alltag. Sie driften emotional ebenfalls weiter und weiter auseinander. Für Leena verliert der Mann mehr und mehr an Bedeutung.
Zu dem Kind in ihrem Bauch entwickelt Leena jedoch mit der Zeit eine wachsende Wärme. Sie kann es am Ende wirklich annehmen, sie kann ihr Leben annehmen,
Am Ende des Buches kann man zuversichtlich sein, dass Leena im Leben zurechtkommen wird, egal wie schwierig die Umstände sich gestalten.
Der besondere Schreibstil von Marja-Liisa Vartio macht das Buch zu einem besonderen Lesevergnügen. Sie verzichtet darauf, den Figuren Namen zu geben. Dennoch ist stets klar, von wem die Rede ist. Dadurch wird auch der Leser auf Distanz gehalten und einmal mehr die zentrale Rolle der Leena unterstrichen. Der Humor, der stellenweise zwischen den Zeilen mitschwingt, ist mal Ironie und mal Sarkasmus und manchmal auch ganz böse. - Simon Michalowicz
Norwegen der Länge nach
(17)Aktuelle Rezension von: RunenmädchenWas für dieses Buch spricht, ist die scheinbar schonungslose Ehrlichkeit des Autors. Er gibt wieder, was ihm passiert ist und wie er sich dabei gefühlt hat bzw. auf Hindernisse und Schwierigkeiten reagiert hat- scheinbar ohne sich zu genieren. Manchmal war sein Trip nicht perfekt durchdacht, er hatte oftmals richtig Pech, aber dann war Fortuna ihm wieder wohlgesinnt und er hat wunderbare, hilfsbereite Menschen kennen gelernt. Ein toller Trip und der Autor berichtet auch über schöne Momente, die er erlebt hat.
ABER:
Der Autor hat es mir echt nicht leichtgemacht. Während des ersten Drittels habe ich oftmals darüber nachgedacht, das Buch abzubrechen. Und zwar habe ich negative Kritik dahingehend, dass mir häufiger schlechte Stimmung vermittelt wurde, als ein positives Lebensgefühl. Es wurde mir zu viel geflucht und gemeckert. Ich glaube ihm, dass er gerne wandert, gerne in der Natur ist und sich mit diesem Trip einen Traum erfüllt hat, dennoch haben mir diese negative Einstellung und die Reaktionen auf Hindernisse schlichtweg nicht gefallen. Im zweiten Drittel wurde es dann e t w a s besser.
Fokussiert wurde definitiv das Wetter. Ich hätte mir häufigere und detailliertere Landschaftsbeschreibungen gewünscht. Ich nehme an, dass er deshalb in Norwegen wandern wollte. Das kam unglücklicherweise viel zu kurz, bildgewaltig wurde es nie. Schade!
Weitere immer wiederkehrende Themen waren ungesunde Ernährung, Fußball und der Drang um Anerkennung. Ich habe dieses Wort noch nie so oft in einem Buch gelesen. Ja, solch eine Leistung muss anerkannt werden, keine Frage. Er kann sehr stolz auf sich sein. Aber in diesem Punkt hat er wirklich übertrieben. Ferner hatte ich das Gefühl, dass der Autor nur seinem Ziel gefolgt ist, den Weg hat er überwiegend vergessen. Und das ist doch das Wichtigste, nicht wahr?
Kein Buch für mich. Ich habe einfach eine andere Einstellung (auch beim Fernwandern). - Ruby Braun
Vengeance
(341)Aktuelle Rezension von: CalipaEigene Meinung
Eher zufällig habe ich jetzt zu dem Buch gegriffen. Damals war das eins dieser Bücher, die ich SOFORT lesen wollte. Die ganze Thematik rund ums Träumen interessiert mich einfach sehr stark. Nun habe ich gelesen und war den Träumen sehr nahe…
Der Schreibstil ist ein klein wenig Melancholisch, vor allem aus der Sicht des Protagonisten Mercy. Aber auch aus Protagonistin Nemesis Sicht, habe ich viel Gefühl gespürt. Beide Protagonisten haben viel verloren und dieser Schmerz wird im Schreibstil Sichtbar. Ansonsten ist es sehr flüssig, manchmal etwas schnell in den Szenerien. Ich lese “Vengeance” aus den oben genannten Ich-Perspektiven und bekomme damit tieferen Einblick in die Charaktere, in die Geschichten der Nebencharaktere und mehr Information rund um die Academy.
Durch den Klappentext und auch sehr, sehr früh am Anfang wird klar, dass Nemesis durch Rache getrieben wird. Sie möchte Rache an der Mörderin ihres Bruders nehmen. Nemesis hätte nur nicht gedacht, das es so ein schwieriger Weg wird. Neben ihren Fähigkeiten, an denen sie in der Academy unterrichtet wird, ist da auch noch Mercy. Und nicht zu vergessen ihre neuen Freunde. Auf der einen Seite bekam ich das Gefühl, das Nemesis das erste Mal in ihrem jungen Leben, sie selbst sein darf und das machen kann, was sie möchte. Auf der anderen Seite weist sie sich selbst immer wieder in die Schranken mit eigen aufgelegten Verboten. Ähnliches ist mir bei Mercy aufgefallen. Beide tragen schreckliche Geheimnisse in sich, über die sie eigentlich mit niemandem reden können. Gerade das, lässt die beiden aber unabsichtlich näher zusammen kommen. Die Geschichte ist nicht unbedingt spannend verpackt, dafür aber gefühlsbetont, mit einigen Twists und die Traumwelten wurden absolut toll beschrieben, wie ich finde.
Die Charaktere sind gut entwickelt, passen auch super in die Geschichte. Ich fand beide Charaktere abwechselnd, immer wieder Mal etwas anstrengend. Es wird des Öfteren erwähnt, das sie keine Kinder mehr sind, verhalten sich aber doch in einigen Situation sehr kindlich und unerfahren. Vor allem hinsichtlich ihrer Gefühlswelt. Natürlich spielt auch die komplette Geschichte eine wichtige Rolle, weswegen es für die Geschichte passend ist.
Mein abschließendes Fazit
In “Vengeance” hat Autorin Ruby Braun mir als Leser die Möglichkeit gegeben, in eine träumerische Welt zu starten. Ich mochte die Idee der “Academy of Dream Analysis” sehr gerne. Hier und da versprüht die Geschichte diesen “Dark Academia” Stil, finde aber, dass die Tendenzen dazu noch sehr schwach sind. Der Schreibstil ist etwas Melancholisch bis zu unheimlich offen. Die Charaktere sind hier sehr passend gewählt und auch für einige Twists ist gesorgt. Ich hatte gerade bei den Beschreibungen der Traum-Unterrichtsstunden sehr viel Spaß. Ich freue mich auf den zweiten Band der “Academy of Dream Analysis” Reihe!
Wenn dich weitere meiner Rezensionen interessieren, besuche mich doch gerne auf meinem Buch Blogg :)
www.calipa.de
- Mikael Niemi
Populärmusik aus Vittula
(223)Aktuelle Rezension von: KatfryyEs ist ja nicht immer leicht, ins Erzählen zu kommen. Manchmal muss man sich vorher ein bisschen warm machen. Mikael Niemis Erzähler lockert seine Zunge so: Auf dem Gipfel eine Himalaya-Fünftausenders küsst er eine tibetanische Gebetsplatte, Lippen und Zunge frieren am Metall fest, er pinkelt in seinen Trinkbecher, schüttet das warme Zeug über den Mund und sagt: „Ich habe mich freigepisst.“ Was für ein herrlicher Auftakt! Es ist schon fast zwanzig Jahre her, dass ich das Buch gelesen habe, aber es ist immer noch total präsent. Mit Büchern ist es wie mit Menschen. Manche Begegnungen vergisst Du schon nach ein paar Tagen wieder, an andere erinnerst Du Dich ein Leben lang. Aber warum bloß? Eigentlich ist fast alles in dem Roman fremd und weit weg: Ein winziges Kaff im nördlichsten Norden Schwedens, direkt an der Grenze zu Finnland, zwei Jungs, Sechzigerjahre. Hier erleben wir ihn in voller Gestalt: Den Arsch der Welt. Es gibt kaum Radio, kein Fernsehen, das nächste Dorf ist weit entfernt und im Winter geht sowieso gar nichts. Die Menschen dort schließen Wetten darauf ab, wer´s am längsten besoffen in der Dampfsauna aushält. In dieser öden Umgebung haben Matti und sein Freund Niila ein Erweckungserlebnis. Sie hören eine Schallplatte von den Beatles, eine Single. Und das beschreibt Matti so:
„Ein Pulverfass explodierte und sprengte das Zimmer. Der Sauerstoff ging zur Neige, wir wurden gegen die Wand gepresst, während sich die Kammer in rasender Fahrt drehte. Wir klebten wie die Briefmarken fest, das Blut wurde uns ins Herz gepresst, sammelte sich in einem darmroten Klumpen, bevor alles kehrt machte in die andere Richtung sprang, bis in die Finger und Zehenspitzen, rote Speerspuren von Blut im ganzen Körper, bis wir wie die Fische nach Luft schnappten. Nach einer Ewigkeit hielt der Wirbel an. Die Luft sauste durch das Schlüsselloch wieder davon, und wir fielen als kleine, feuchte Häufchen auf den Boden. Rock ´n´roll music. Beatles.“
Danach sind sie infiziert – (upps, sorry für das böse Wort in Zeiten der Pandemie). Matti und Niila wollen Musik machen. Erstmal üben sie in der Garage. Allerdings ohne Instrumente. Die Erfindung der Luftgitarre wäre auch ein guter Titel. Diese Szene mit der Beatles-Platte ist nur eine von so vielen unglaublich lebensvollen, intensiven Momenten. Wer kennt das nicht: Von Musik mit voller Wucht gegen die Wand geschleudert zu werden. Mir ging´s mit Smells like teen spirit so. Wer Etiketten mag, würde auf den Roman wohl Coming-of-age kleben. Ja, es geht auch um erste Liebe, ums Aufwachsen in psychopathischen Scheißfamilien und Ablösung vom Elternhaus. Die beste Metapher für die Pubertät habe ich in diesem Buch gefunden, es gibt da eine überraschend surreale Stelle: Ein Junge, (ich weiß nicht mehr genau, ob das Matti sein soll), klettert als Kind in eine Art Eisenofen hinein, verbringt dort Jahre und kommt dann als Erwachsener wieder heraus. Wer öfter mit Pubertierenden zu tun hat, der kann also erleichtert sein. Stellt Euch einfach vor, die sind eigentlich gar nicht hier. Die befinden sich ein einem abgeschlossenen Eisenofen. Und dann irgendwann. Ganz plötzlich. Da kommen sie heraus. Vernünftig, geläutert, alle Schrauben festgezogen, alle Tassen wieder im Schrank. Aber der Roman ist viel mehr als Comming-of-age. Es geht auch um diese fantastische Landschaft, das Einfrieren und das Abtauen. Sehr, sehr poetisch. Guckt nicht den Film! Lest das Buch! Bitte!
- Samu Haber
Forever Yours
(44)Aktuelle Rezension von: Katinka9311Sunrise Avenue begleiten mein Leben, seit ich 2005 den ersten Auftritt im Fernsehen gesehen habe. Mit The Voice of Germany rückte Samu noch einmal deutlich in den Vordergrund und ich hatte das Gefühl den sympathischen und humorvollen Finnen relativ gut zu kennen. Sicher wusste ich, dass man einen Künstler selten wirklich kennt, ohne ihn wirklich kennenzulernen. Daher war ich sehr gespannt, als Samu seine Biographie angekündigt hat und musste sie unbedingt lesen.
In seinem Buch „Forever yours“ beginnt Samu seine Geschichte ganz vorne als er noch ein Kind ist und wie er dazu kommt Gitarre zu spielen. Auch die Anfänge und die Geschichte von Sunrise Avenue werden sehr detailliert dargestellt. Hierbei erfährt man, wie viel Arbeit Samu in seinen großen Traum gesteckt hat und wie viel eigentlich hinter den Kulissen abläuft.
Samu ist in seinem Buch sehr ehrlich und betrachtet auch die Schattenseiten seines Lebens. Er macht keinen Hehl aus Fehlern im Leben oder negativen Gedanken. Schonungslos offen erzählt er über seine Gefühle und die Dinge, die ihn in seinem Leben beschäftigt haben. Jetzt könnte man auf die Idee kommen, da es sich um Samus Biographie handelt, dass alles einfach so unkommentiert stehen bleibt. Dies ist jedoch nicht der Fall und verschiedene Wegbegleiter kommen in Kommentaren zu verschiedenen Situationen zu Wort und stellen ihre Sicht der Dinge dar.
Das Buch ist es definitiv wert gelesen zu werden. Nicht nur von Fans von Sunrise Avenue und Samu, sondern auch für alle, die einfach nur nach einer Interessanten Biographie eines Musikers suchen.
- Marko Leino
Wunder einer Winternacht
(281)Aktuelle Rezension von: Reading_LoveIch habe mich so lange nicht ran getraut und ich muss sagen Wow, was eine schöne Geschichte. Anfangs muss ich ehrlich gestehen hat es mich noch ziemlich arg gelangweilt, aber als es dann nach Nikolas schwerem Schicksalsschlag erst mal im Chaos endete wurde es langsam spannend und vor allem sehr emotional.
Der Schreibstil des Autors ist klasse! Der Leser bekommt regelrecht die Emotionen der Protagonisten vermittelt. Man leidet und hofft mit Nikolas und seinen Freunden. Ich hätte dennoch gerne erfahren, was am Ende letztendlich mit Nikolas passiert ist. Mir war klar, dass das Buch irgendwann die Richtung einschlagen wird, aber so urplötzlich? Nikolas fehlte unwahrscheinlich und das hat man auch gespürt.Das Buch hat mich sehr tief berührt, sodass ich für meine Rezension gerade keine großen Worte finde, ohne jeglichen Inhalt wiederzugeben. Lest es einfach selbst! Und ich werde den Versuch wagen mir auch den Film dazu anzusehen.
Dieses Buch bekommt von mir 5 von 5 Sternen. - Douglas Smith
Und die Erde wird zittern
(9)Aktuelle Rezension von: Andreas_Oberender"Dienstag. Ein kalter, windiger Tag. Ich war den ganzen Vormittag beschäftigt. Mittagessen mit Fürst Orlow und Resin. Ging spazieren. Um 4 Uhr fuhren wir nach Sergejewka. Tee mit Miliza und Stana. Wir lernten einen Mann Gottes kennen, Grigori aus dem Gouvernement Tobolsk."
Mit diesen lapidaren Worten hielt Zar Nikolaus II. am 1. November 1905 in seinem Tagebuch die erste Begegnung mit dem sibirischen Bauern Grigori Rasputin (1869-1916) fest. Wie sehr das Treffen ihr Leben prägen und verändern sollte, ahnten der Zar und seine Gemahlin Alexandra an jenem Tag nicht. Rasputin gehört zu den berühmtesten – oder wohl eher berüchtigtsten – Figuren der russischen Geschichte. Über Rasputin dürfte ähnlich viel geschrieben worden sein wie über Peter den Großen, Katharina die Große, Lenin und Stalin. Bis heute wird dem Mann aus Sibirien eine erhebliche Mitschuld am Niedergang der Romanow-Monarchie und am Zusammenbruch des Zarenreiches zugeschrieben. Kaum eine andere Gestalt hat im vorrevolutionären Russland derart viel Hass auf sich gezogen wie Rasputin. In den Augen seiner Zeitgenossen war der Sibirier ein religiöser Fanatiker und Sektierer; ein Hochstapler und Scharlatan, der sich als Wunderheiler ausgab; ein reaktionärer Einflüsterer, der die Politik des Zaren verhängnisvoll beeinflusste; ein unersättlicher Lustmolch und Frauenschänder; ein Landesverräter und Spion im Sold der Deutschen. Wie Douglas Smith in der Einleitung seines Buches hervorhebt, wurde über kaum eine andere Figur der russischen Geschichte so viel Unsinn verbreitet wie über Rasputin. Smith hat es sich zum Ziel gesetzt, den Wust von Gerüchten und Legenden beiseite zu schieben, der das Rasputin-Bild bis heute prägt.
Smith ist nicht der erste Autor, der das gängige Zerrbild von Rasputin durch ein realistisches Porträt ersetzen möchte. Alle anderen Versuche aus jüngerer Zeit, ein an überprüfbaren Fakten orientiertes Bild von Rasputin zu entwerfen, übertrifft Smith durch die ungeheure Breite und Tiefe seiner Darstellung. Mit seiner Biographie leistet er mehr, als nur Rasputins Lebensweg zu rekonstruieren, von den obskuren Anfängen in Sibirien bis zum gewaltsamen Tod im Dezember 1916. Smith bietet ein beeindruckendes Panorama der russischen Gesellschaft am Vorabend des Ersten Weltkrieges und der Revolution. Rasputin lebte in einem Land, das aus den Fugen zu geraten drohte. Die Abneigung, die er auf sich zog, kaum dass er zum Vertrauten der Zarenfamilie aufgestiegen war, ist nur vor dem Hintergrund der Krise verständlich, in der sich das späte Zarenreich befand. Das Verhältnis zwischen der Krone und den gebildeten Ständen war nachhaltig gestört und von wechselseitigem Misstrauen geprägt. In der Presse regte sich immer wieder Kritik am Zaren und an der ominösen "Hofpartei", die angeblich den Gang der hohen Politik bestimmte. Im Regierungsapparat, aber auch in der Leitung der Orthodoxen Kirche waren Machtkämpfe und Intrigen an der Tagesordnung. Rasputin betrat ein Minenfeld, als er 1905 nach Petersburg kam. Ehe er sich versah, wurde er in die Konflikte und Spannungen hineingezogen, die das politische, gesellschaftliche und religiöse Leben Russlands bestimmten.
Konsequent gibt Smith jenen Quellen den Vorzug, die zu Rasputins Lebzeiten entstanden sind, nicht erst nach seinem Tod. Für die Biographie hat Smith umfangreiche Aktenbestände aus russischen, europäischen und amerikanischen Archiven ausgewertet. Skeptisch betrachtet er die Memoiren von Zeitgenossen, die erst nach Rasputins Tod verfasst wurden. Nach dem Ende der Romanow-Monarchie waren der Diffamierung und Dämonisierung des Sibiriers keinerlei Grenzen mehr gesetzt. Viel zu lange, so Smith, haben fragwürdige und problematische Quellen, die aus der Zeit nach Rasputins Tod stammen, das Rasputin-Bild bestimmt. Für die Biographie hat Smith außerdem die zeitgenössische russische Presse und die Korrespondenzen zahlreicher Persönlichkeiten ausgewertet. Es liegt auf der Hand, dass sich eine Rasputin-Biographie nicht damit begnügen kann, die gesicherten Fakten über Rasputins Leben zusammenzufassen. Smith schildert das Leben seines Protagonisten, und zugleich analysiert er, welches Bild sich die russische Gesellschaft von dem Emporkömmling Rasputin zusammenphantasierte. Was hat Rasputin tatsächlich getan, und was wurde ihm von der Öffentlichkeit angedichtet und unterstellt? Smiths Bemühungen laufen auf die Demontage eines zählebigen Mythos hinaus, auf die Widerlegung oder zumindest Abschwächung vieler Legenden, die seit über hundert Jahren im Umlauf sind. Smith geht dabei allerdings nicht so weit wie manche russische Autoren der Gegenwart, die den negativen Rasputin-Mythos in sein Gegenteil verkehren und Rasputin zum Unschuldslamm und Märtyrer stilisieren.
Über Rasputins Leben bis zum Alter von etwa 30 Jahren ist so gut wie nichts bekannt. Rasputin erhielt keine Schulbildung; er lernte erst als Erwachsener Lesen und Schreiben. Kurz vor der Jahrhundertwende hatte er ein religiöses Erweckungserlebnis. Obgleich Ehemann und Vater, begann er ein neues Leben als Pilger und religiöser Wanderer (strannik). In seinem sibirischen Heimatdorf Pokrowskoje und später in Petersburg gewann er als spiritueller Mentor viele Anhänger und Verehrer. Anders als oft behauptet, trat Rasputin nicht als Wunderheiler und Hypnotiseur auf. Bald nach seiner Ankunft in Petersburg (1905) wurde er dem Zarenpaar vorgestellt. Auch Nikolaus und Alexandra lernten Rasputin als geistlichen Beistand schätzen, wie Tagebuchnotizen und Briefe belegen. Die Bluterkrankheit des Thronfolgers Alexej spielte eine geringere Rolle als traditionell angenommen. Die Begegnungen und Gespräche mit Rasputin hatten auf das Zarenpaar eine tröstende und aufbauende Wirkung. Besonders die Zarin konnte mit "Vater Grigori" ihre inbrünstige Religiosität ausleben. Sie war überzeugt, dass Rasputins Gebete segensreich für ihre Familie waren. Rasputin hatte kein Interesse an Theologie. Der christliche Glaube war für ihn eine Sache des Herzens, nicht des Verstandes. Mit dieser Haltung traf er den Nerv der Zarin und seiner mehrheitlich weiblichen Anhängerschaft. Rasputin zog Menschen an, die mit der in pompöser Routine erstarrten Amtskirche unzufrieden waren und sich nach emotional intensiven Glaubenserlebnissen sehnten. Smith zitiert aus Briefen, die Rasputin an die Zarenfamilie schrieb, und aus einigen Interviews, die er russischen Zeitungen gab. Diese Quellen zeigen Rasputin als Mann von schlichtem Gemüt. Seine Denk- und Ausdrucksweise war naiv und schwärmerisch.
Wie Smith mehrfach betont, hielt sich Rasputin nie dauerhaft am Zarenhof auf. Erst 1914 nahm er sich eine eigene Wohnung in der Hauptstadt. Er kehrte immer wieder für längere Zeit in seine sibirische Heimat zurück. Oft vergingen mehrere Monate zwischen seinen Begegnungen mit Nikolaus und Alexandra. Und doch wurde die Öffentlichkeit schon bald nach Rasputins Ankunft in Petersburg argwöhnisch. Was hatte dieser ungehobelte und schmutzige Bauer im Palast zu suchen? Wie konnte es sein, dass er mit der Zarenfamilie auf vertrautem Fuße stand? Höflinge und Minister, Kirchenleute und Journalisten stellten die abenteuerlichsten Vermutungen über Rasputin und seine Rolle im Umfeld des Herrscherpaares an. Die Presse inszenierte im Lauf der Jahre mehrere Kampagnen gegen den Sibirier. Kleinere, an sich harmlose Skandale, an denen Rasputin beteiligt war, wurden von den Medien gezielt ausgeschlachtet und aufgebauscht, um Rasputin in Verruf zu bringen (Kap. 40 und 45). Auch das Parlament, die Duma, debattierte mehrfach erregt über die Frage: Wer ist dieser Rasputin, und was führt er im Schilde? Es gab etliche Gründe, warum die Spekulationen aus dem Ruder liefen und die Anfeindungen von Jahr zu Jahr bösartiger wurden. Die selbstgewählte Abschottung des Zarenpaares führte zwangsläufig zur Entstehung von Gerüchten. Mit ihrer hartnäckigen Weigerung, Rasputin fallenzulassen und wegzuschicken, fachten Nikolaus und Alexandra den Zorn all derer an, denen der Sibirier ein Dorn im Auge war. Allzu bereitwillig glaubte die Öffentlichkeit, der Thron werde von "dunklen Kräften" kontrolliert. Irgendjemand musste ja schuld daran sein, dass die Kluft zwischen Krone und Gesellschaft immer tiefer wurde. Im Ersten Weltkrieg führte die allgegenwärtige Spionage- und Verschwörungsmanie dazu, dass Rasputin und die Zarin verdächtigt wurden, im Auftrag der Deutschen die russischen Kriegsanstrengungen zu sabotieren. Auch das spannungs- und widerspruchsreiche kulturelle Klima des russischen Fin de siècle, der Zusammenprall von Aufklärung und Obskurantismus, wurde Rasputin zum Verhängnis. Scharlatane aller Art hatten um die Jahrhundertwende Hochkonjunktur in Russland, Wahrsager und Hypnotiseure, Gurus und selbsternannte Wunderheiler. In den Augen kritischer Zeitgenossen stand Rasputin stellvertretend für alle irrationalen und "mittelalterlichen" Kräfte, die Russland daran hinderten, endlich in der Moderne anzukommen (Kap. 11).
Doch damit nicht genug: Aus Sicht der russischen Gesellschaft verkörperte Rasputin den Archetyp des "bösen Ratgebers", der einen willensschwachen Herrscher nach Belieben manipuliert. Aber war der Mann aus Sibirien wirklich die Graue Eminenz hinter dem Thron? Wie Smith herausarbeitet, kann überhaupt keine Rede davon sein, dass Rasputin systematisch Einfluss auf die Staatsgeschäfte genommen hätte. Einem gänzlich ungebildeten Mann wie Rasputin fehlten alle Voraussetzungen für eine ernst zu nehmende politische Betätigung. Rasputin, zeitlebens auffallend unehrgeizig, besaß kein wie auch immer geartetes politisches Programm, und er war auch nicht das Haupt einer Gruppe oder Clique, die nach der Macht im Staate strebte. Seine Möglichkeiten, auf die Regierung und die Kirchenleitung einzuwirken, waren nicht zuletzt deshalb sehr begrenzt, weil seriöse Politiker und Kirchenführer von Anfang nichts mit ihm zu tun haben wollten. An mehreren Beispielen zeigt Smith, dass der Zar Rasputins gelegentliche Vorschläge in Sach- und Personalfragen ignorierte. Rasputin hob sich noch in anderer Hinsicht von fürstlichen Günstlingen früherer Jahrhunderte ab: Er strebte nicht nach Ämtern und Titeln, und er nutzte seine Stellung nicht, um ein riesiges Vermögen zusammenzuraffen. Geld interessierte ihn nicht. Die Besitztümer, die er seiner Familie hinterließ, hatten einen Wert von gerade einmal 23.500 Rubeln (Kap. 74). Rasputins angebliches Millionenvermögen existierte nur in der Phantasie seiner Feinde.
Was bleibt vom Rasputin-Mythos? Hatte Rasputin am Ende eine saubere Weste? Wurde ihm von seinen Kritikern durchweg Unrecht getan? Smith stellt klar, dass manche Vorwürfe berechtigt waren. Ähnlich wie die Zarin und andere konservativ gesinnte Personen bestärkte Rasputin Nikolaus II., an der Autokratie als Herrschaftsform festzuhalten und eine Parlamentarisierung des politischen Systems nicht zuzulassen. Das ist jedoch keine Überraschung. Denn warum hätte ausgerechnet ein sibirischer Bauer als Verfechter des Parlamentarismus auftreten sollen? Auch der Vorwurf sexueller Promiskuität lässt sich nur zum Teil entkräften. Rasputin, daran lässt Smith keinen Zweifel, war ein zwanghafter Fummler und Grabscher. Er konnte seine Hände nicht von den Frauen lassen, die in seinen Dunstkreis gerieten. Liebhaber der Zarin und Vater des Thronfolgers war er aber nicht. Im Krieg hatte Rasputin tatsächlich Anteil an etlichen fatalen Personalentscheidungen des Zaren. Dennoch gelangt Smith zu dem Schluss, dass nicht Rasputins Aktivitäten zu dem rapiden Ansehensverlust führten, den die Monarchie in den letzten Jahren ihres Bestehens erlitt. Ausschlaggebend war vielmehr die grotesk verzerrte Wahrnehmung Rasputins in der russischen Gesellschaft. Dem Sibirier wurden finstere Absichten unterstellt, die er nicht hatte, und ihm wurde ein Einfluss zugeschrieben, den er nicht besaß. Nach den militärischen Rückschlägen der Jahre 1915 und 1916 wurde Rasputin die Schuld an allem angelastet, was in Russland im Argen lag. Seine Mörder rechtfertigten ihre Tat damit, sie hätten die Monarchie und das Reich retten wollen. Doch kaum drei Monate nach Rasputins Tod brach das alte Russland wie ein Kartenhaus zusammen.
An Douglas Smiths Buch wird künftig niemand vorbeikommen, der sich mit dem Untergang der Romanow-Monarchie beschäftigt. Fachhistoriker und historisch interessierte Laien können die Biographie gleichermaßen mit großem Gewinn lesen. Warum nur vier Sterne? Das Buch zeigt anschaulich, wohin es führt, wenn ein Autor zu viel über sein Thema weiß und der Versuchung nachgibt, sein gesamtes Wissen vor dem Leser auszubreiten. Über weite Strecken ist die Fülle und Dichte der vermittelten Informationen schlichtweg erdrückend. Die Erzählung wird umso minutiöser und detailreicher, je mehr sich Smith auf Rasputins Ende zubewegt. Auf die Jahre 1914 bis 1916 entfällt die Hälfte der 74 Kapitel. Es kommen Hunderte und Aberhunderte von Personen vor. Selbst unwichtige Nebenfiguren werden von Smith mit vollem Namen eingeführt, etwa die Polizisten, die Rasputin im Auftrag des Innenministeriums überwachten, oder die Prostituierten, mit denen Rasputin in Petersburg Umgang hatte. In diesem Gewimmel der Personen und Namen geht rasch jeglicher Überblick verloren. Für Leser, die mit der Geschichte des späten Zarenreiches nicht oder nur flüchtig vertraut sind, ist die Lektüre kein Spaziergang. Ohnedies braucht man gutes Sitzfleisch und Durchhaltevermögen, um den 800-seitigen Text zu bewältigen. Es handelt sich um ein anspruchsvolles Buch, das sich nicht als Gelegenheits- oder Unterhaltungslektüre eignet.(Hinweis: Diese Rezension habe ich zuerst im Oktober 2017 bei Amazon gepostet)
- Jari Järvelä
Weiß für Wut
(11)Aktuelle Rezension von: Buecherei_geek_janaDie Geschichte fängt wirklich sehr spannend an, da gleich sehr viel passiert. Trotz den vielen Informationen, kommt man gut mit und wird angenehm in die Geschichte hereingeführt. Leider hält dieser spannende Anfang nur so lange, bis Rust gestorben ist. Danach geht es Berg ab - und zwar sehr tief!
Im Mittelteil geht es hauptsächlich um den Racheplan von Metro und wie dieser umgesetzt wird. Leider finde ich das überhaupt nicht spannend oder irgendwie mysteriös, wie es bei einem Triller eigentlich sein sollte. Es kommen so viele unnötige Informationen vor, die mich total gelangweilt haben. Teilweise wird z.B. ein Gebäude 2/3 Seiten lang beschrieben, inklusive geschichtlichen Hintergrund, was irgendwie niemand so richtig interessiert - zumindest mich nicht, denn diese Infos bringen mich in der Geschichte nicht weiter. Wenn es um den Sicherheitsmann "Jere" ging, wurde sehr oft über seine Familie berichtet und z.B. auch, wie er mit seinem Sohn Lego spielt, oder wie seine Familie zum Abendessen eingeladen wurde. In solchen Szenen habe ich mich einfach nur gefragt, was der Sinn dahinter war? Solche Informationen haben überhaupt nichts zur Geschichte beigetragen, was ich schade finde, denn man hat einfach das Gefühl bekommen, diese Abschnitte überspringen zu wollen. Durch diese "Breaks" ist man manchmal aus der Handlung rausgeworfen worden.
Metro's "Streiche", die zu ihrer Rache gehören, werden zudem sehr langweilig beschrieben. Die Spannung fehlt hier komplett. Es ist zwar amüsant zu lesen und man kann sich alles sehr gut und bildlich vorstellen, aber da es ein Thriller ist, fehlt hier einfach die Spannung - und das sage ich als Person, die eigentlich nicht so gerne Thriller mag. Aber ich habe kein einziges Mal Gänsehaut bekommen.
Die letzten 50 Seiten wurden dann wieder spannend, denn da fing erst der interessante Teil an, mit Verfolgungsjagd und Blut und ins Schwitzen kommen und Spannung usw.
Aber ich finde, das ist einfach ein zu später Zeitpunkt, oder nicht? Das Buch ist eigentlich schon so gut wie fertig und man ist halb eingeschlafen und dann - Bäm - kommt plötzlich die Spannung. Dieser Aspekt habe ich nicht ganz so verstanden, aber ich bin froh, dass wenigstens in den letzten Seiten die Spannung vom Anfang wieder aufgebaut wurde.
Obwohl es eine Triologie werden soll, hat das Buch kein offenen Ende. Ich bin mir daher auch nicht sicher, ob ich mit den zweiten Band dann irgendwann, wenn er draußen ist, holen werde, weil für mich ist das ein Ende, mit dem ich Leben kann. - Sibylle Berg
Ende gut
(88)Aktuelle Rezension von: BrittaRoederEnde gut, verspricht uns Sibylle Berg mit ihrer Dystopie. Aber man mag ihr eigentlich nicht glauben. Denn nichts, aber auch rein gar nichts, ist gut in dieser Welt, die sie ihrer Leserschaft mit jeder einzelnen Zeile entgegen schleudert.
Man muss schon Masochist sein, um dieses Buch bis zum Ende durchzuhalten. Nicht etwa, weil dieser Roman schlecht wäre. Im Gegenteil. Er ist verdammt gut. Er ist so verdammt gut, weil er so verdammt gnadenlos ehrlich ist. Jeder von Bergs Sätzen gleicht einem Messerstich, der tief unter die Haut geht. Alles geht den Bach runter. Niemand kommt gut weg. Das ist eines von den Büchern, von denen man sich nach der Lektüre erst einmal erholen muss. Und nach Finnland will man reisen, um nachzuschauen, ob dort wirklich das Paradies liegt. Ob die Finnen wirklich so weise sind, weil sie sich einfach selbst nicht so ernst nehmen. Vielleicht sollten wir das alle mal tun, uns einfach nicht so ernst nehmen. Die Welt könnte ein besserer Ort sein. Dann wäre vielleicht wirklich das Ende gut. Danke, Frau Berg. - Roope Lipasti
Sauna mit Nachbar
(9)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerDas Buch ist echt was besonderes, ich habe so ein Buch noch nicht gelesen bzw. so in der Auffassung. Mich sprach das Buch sofort an, nachdem ich den Inhalt gelesen und das Cover begutachtet habe. Ich kam sofort in das Buch rein ohne jegliche Probleme. Und Leute das Buch ist richtig lustig, richtig lustig und mit so viel Humor, echt was zum lachen.
Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive des Geschichtslehrers erzählt, meines wissen ist er ein Besserwisser, im Inneren ist er total nervig, zweifelt manchmal an sich selbst und findet den Nachbarn nervig mit seinen tausenden von Projekten aber von außen freundlich. Zu den Charakteren kommen wir noch.
Ich habe lange überlegt wie viele Sterne ich dem Buch geben werde, es war doch recht ein sehr gelungenes Buch über das ich mich riesig gefreut habe. Es dient letztendlich zur Unterhaltung und ich würde das Buch auch eher nur im Herbst oder im Winter nochmal lesen. Das war mein erstes Buch, wo so viel Humor drin stand, dass ich echt dauernd am lächeln war obwohl manche Situationen im Buch echt nervig waren, wo ich mir an den Kopf gefasst habe.
Die Kapitel sind kurz gehalten aber dennoch sinnvoll gestaltet. Ich hätte eventuell mehr vom Ende erfahren. Als der Nachbar sich mit einer Nagelpistole in den Bauch schoss, war das Buch fast zu Ende und ich habe das Ende ziemlich lange hinausgezögert, weil ich eben nicht wollte, dass das endet.
Die Charaktere waren alle sehr Unterschiedlich. Die Beziehung zwischen den Männer war einerseits sehr toll und man hat in dem Buch richtig gesehen, wie sie weiterhin aufgebaut wurde aber anderseits war das irgendwie bedrückend. Damit will ich jetzt nicht ausdrücken das sie depressiv auf der Wiese lagen, eher das immer einer von den beiden Recht haben wollte und zumindest wie ein Boss da zustehen.
Der Hauptprotagonist war nervig, einfach nur nervig. Seine Gedanken kreisten ziemlich oft um den Nachbarn und seine Frau Emilia. Er hat den Nachbarn schlecht hingestellt, als könnte er das nicht schaffen und ging deshalb immer wieder rüber und ihm Gesellschaft zu leisten, meisten redeten sie über Familien, die Zukunft oder auch bloß über die Vergangenheit. Natürlich hat der versucht mit Emilia zu flirten oder sie zu erobern, was ich ziemlich schwachsinnig finde.
Der Nachbar ist hingegen ein charmanter Mann, er kommt mir sofort sympathisch vor und zeigt selbstverständlich keine Schwächen zumindest keine seelischen. Er zeigt sich großzügig gegenüber dem Hauptprotagonisten und macht sein eigenes Ding durch. Er steht mit beiden Beine auf dem Boden und lebt eben sein Leben mit seiner Frau Emilia und seinen sechs Kindern.
Was ich nicht gut finde, ist eben das Ende. Das war einfach kein BOOM Effekt, ich habe nichts gespürt, kein Adrenalin oder Gänsehaut. Es war zu kurz, schlicht einfach zu kurz, wenn das Ende länger umschrieben würde und vielleicht auch ausführlicher, dann hätte das Buch fünf Sterne bekommen aber so muss ich leider ein halben Stern abziehen. - Mika Waltari
Sinuhe der Ägypter
(100)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerEin Buch, dass mMn jeder mal lesen sollte. Die fiktive Lebensgeschichte eines altägyptischen Arztes führt zwischen Lehre, Thron, Krieg und Reisen in eine längst vergangene Welt und belebt diese vor dem inneren Auge wieder. Man hat stetig das Gefühl, dass alles wirklich so passiert sein könnte, man lernt so viel dabei und bekommt eine beinahe schon klare Vorstellung vom Leben und Leiden in dieser alten Kultur. Übrigens ist die Sprache auch absolut lebendig und die Kapitel fliegen nur so dahin. Ich bin absolut fasziniert!
- Rax Rinnekangas
Der Mond flieht
(14)Aktuelle Rezension von: WinfriedStanzick
Dieser Roman entführt seine Leser in den hohen Norden Finnlands in ein kleines Dorf. Dort leben in einer kleinen Gemeinde Menschen, deren Leben spartanisch und deren Glauben bigottisch ist.
Er erzählt von Lauri, einen Jungen, der in diesem Dorf auf dem Hof Latvala bei seiner Tante und seinem Onkel die Sommerferien verbringt. Der Wald und der Fluss sind sein Refugium. Dort bewegt er sich wie ein Fisch im Wasser. Er hat eine Cousine namens Sonja und einen Cousin namens Leo, die zusammenhängen wie zwei Kletten, aber Lauri sehr bald aufnehmen in ihre verschworene Gemeinschaft.
Es wird erzählt von der frommen Lebensweise der Dorfbewohner, bevor sich die Haupthandlung den drei pubertierenden Jugendlichen zuwendet.
Gelangweilt von der Gegenwart, bauen sie an ihrer eigenen Fantasiewelt, in der es spukt von verschwundenen Seelen und der Freiheit des Fliegens und des Geistes.
Zwischen Fantasie und realen Vorstellungen üben sich die drei Jugendlichen Sonja, Leo und Lauri zu sexuellen Handlungen angeführt von Sonja. Verwirrend und erschreckend, erhöhen diese Heimlichkeiten aber den Genuss des Verbotenen. Die geheime Welt der Kinder, bleibt der Erwachsenen verborgen.
Der Leser wird sukzessive in eine Geschichte verwickelt, in der die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen und die auf ein dramatisches Ende hintreibt.
Perfekt aufgebaut, steigert sich die Spannung. Es geht um Jugendliche auf der Suche nach ihrer Identität, um Ende und Weite und um Schuld und Sühne.
Das Buch ist in Finnland preisgekrönt worden und ist von hoher sprachlicher und literarischer Qualität.
- Nina Blazon
Liebten wir
(208)Aktuelle Rezension von: LichtEngelEine Geschichte über Liebe, Freundschaft, unerfüllte Liebe, Vergangenheit und Gegenwart, all das findet man in diesem Buch von Nina Blazon. Es ist mein erster Roman von dieser Autorin. Ich hatte erst etwas die Befürchtung, dass es für meinen Geschmack zu sehr ins Kitschige gleiten würde. Doch ich wurde sehr angenehm überrascht. Es war nie kitschig, sondern leicht und sehr lebendig. Ein lockerer und irgendwie bezaubernder Schreibstil, der mich begeistert hat.
Eine Familiengeschichte mit Tiefgang, aber auch mit einer Prise Humor. Es geht um die zwei lebensverändernden Geschichten der beiden Hauptcharaktere Mo und Aino.
Ein ungewöhnlicher, ungeplanter finnischer Roadtrip zweier unterschiedlicher Frauen, die sich kaum kennen, wobei Jede ihre Geheimnisse verbirgt.Ich bin begeistert! So viel Tiefgang hätte ich von dem Buch nicht erwartet.
- Arto Paasilinna
Der wunderbare Massenselbstmord
(248)Aktuelle Rezension von: mariameerhabaAm Anfang waren es nur zwei Personen, der gescheiterte Direktor und der freigestellte Oberst. Als der Direktor sich umbringen möchte, entdeckt er den Oberst, der sich gerade erhängt, und aus einem Impuls heraus rettet er den Oberst. Später gesteht er, dass er sich eigentlich selbst umbringen wollte. Dabei merken sie, wie gut es ihnen geht, sobald sie miteinander reden.
In Finnland müssen doch noch mehr solche Menschen existieren, das denken sie, schalten eine Annonce frei und laden die Selbstmörder zu einer Versammlung ein. Bei der Versammlung werden sie beratschlagt von einer Psychologin, die selbst eine Nahtoderfahrung hat. Später wollen sich aber 30 von ihnen sofort umbringen und so beginnt eine Reise. Es ist eine lustige Reise, bei der ich gemerkt habe, wie die Selbstmörder neuen Lebensmut gewinnen.
Der Direktor gerät dabei völlig in den Hintergrund und spielt bald keine Rolle mehr. Es sind über 40 Personen, um die sich der Autor kümmern muss, wodurch die meisten Figuren gar nicht mehr funktionieren.
Es war dennoch lustig, zu verfolgen, wie die Figuren Lebensmut gewinnen, wie aus der Gruppe sich Pärchen bilden, wie Liebe aufblüht und die meisten Figuren einen zweiten Lebensweg entdecken. Es ist ein nettes Buch, mit mehrere Happy-Ends, die ich beim Lesen selbst erwartet habe, wobei der Busfahrer, der als einziger seine Vergangenheit nicht offenlegt, vom Autor verbogen wird, damit auch er am Schluss ein glückliches Ende bekommt.
Ich habe es fertiggelesen, ich habe mich amüsiert, es hat mich mehrfach zum Schmunzeln gebracht, dennoch habe ich mir etwas anderes erwartet, eine völlig neue Idee oder so, stattdessen ist das Buch, so wie man es erwartet hat. Es steuert ganz hart auf mehrere Happy-Ends und ist dabei alles andere als Außergewöhnlich. Ich habe etwas Besseres erwartet.
- Antje Rávik Strubel
Blaue Frau
(63)Aktuelle Rezension von: LibertineAdina arbeitet in Antje Rávik Strubels Roman ›Blaue Frau‹ schwarz in einem Hotel. Tag für Tag sieht sie die unterschiedlichsten Gäste, die sie zwar sehen, aber doch nicht ahnen, was für ein Leben sie lebt. Sie weiß, wie man sich unsichtbar macht. Wie man unbemerkt in Gebäude schleicht und Geheimnisse wahrt.
Vieles ändert sich, als sie bei ihrer Arbeit Leonides kennenlernt. Der estnische Professor verliebt sich in sie.
Während sein Leben klar und geordnet scheint, ist ihres voll des Ungesagten. Nach und nach kommen Einzelheiten aus ihrem Leben an die Oberfläche, doch das Gefühl bleibt bestehen, dass viel mehr noch im Verborgenen liegt.
Nicht nur vor Leonides hält sie ihre Vergangenheit im Dunkeln – auch die Leser:innen machen nur langsam und leise Stück für Stück ihre Bekanntschaft.
»In ihrer Vorstellung hat sie das Recht, in der Vergangenheit zu sein. Es fällt Schnee dort. Es ist Winter und sie noch ein Kind.«
Der Text in ›Blaue Frau‹ scheint sich um das Ungesagte zu schließen. Nach und nach tastet sich Adina an es heran, gibt den Leser:innen Einblick in die Schatten ihrer Vergangenheit. In ihre Kindheit und jüngere Ereignisse, die zwischen den Zeilen warten.
Antje Rávik Strubels Sprache ist poetisch, aufmerksam und angenehm schlaftrunken. Dadurch erschafft sie eine einzigartige Atmosphäre, in der Adina zu wandeln scheint. Doch hinter der schönen Sprache liegen Themen, denen dadurch weder der Ernst noch die Wichtigkeit genommen wird.
»Sie weiß nicht, wie man eine Aussage macht. Sie wird vor ein Gericht müssen. In Helsinki gibt es ein Gericht.«
Immer wieder findet die blaue Frau Einlass in den Roman. Als würde der Roman versuchen, Sprache für etwas zu finden, das oftmals unausgesprochen bleibt. Mitsamt all der Zwischentöne und Details, die den Roman ›Blaue Frau‹ ausmachen.
Der Roman ›Blaue Frau‹ erinnert an ein Meer, dessen Wellen aus Buchstaben bestehen. Adina gleitet in diesem, der Meeresboden zu dunkel, um bis in die Tiefe blicken zu können. Immer wieder geht sie darin unter, kommt wieder hoch, sucht sich einen Weg in all der Buchstaben. Und hin und wieder scheint es, als gelänge es ihr, das Meer zu bändigen.
»Auf den Felsen am Ufer, jenseits der Birken, am Ende der Bucht erscheint die blaue Frau. Sie ist so deutlich, dass ihre Gestalt alles überstrahlt.«
Der Deutsche Buchpreis gehört zu den Literaturpreisen, denen ich wirklich vertraue. Bereits die Gewinner:innen der letzten beiden Jahre haben mich nicht enttäuscht, weder ›Herkunft‹ noch ›Annette – ein Heldinnenepos‹. Und auch ›Blaue Frau‹ hat mich schnell von sich überzeugt. Eine wunderbare Sprache und das Schicksal einer packenden Frau bereiten jede Menge angenehmer und zum Nachdenken anregender Lesestunden.
- Max Seeck
Hexenjäger
(187)Aktuelle Rezension von: Kay_Ingwersen"Der Thriller 'Hexenjäger' von Max Seeck bietet eine packende Handlung. Die brutalen, mittelalterlich anmutenden Foltermethoden haben bei mir für Spannung und viele Gänsehautmomente gesorgt. Die Ermittlungen von Kommissarin Jessica Niemi und ihrem Team sind spannend und mitreißend, während der Mörder immer einen Schritt voraus zu sein scheint.
Schade ist allerdings, dass sich die Handlung zu sehr auf die Probleme der Hauptprotagonistin konzentriert, wodurch für mich manchmal der Schwung der Geschichte verloren geht, obwohl die Problematik natürlich wichtig ist. Dennoch bleibt 'Hexenjäger' insgesamt sehr spannend und atmosphärisch. Die Charaktere sind überzeugend dargestellt und erwecken die Szenerie eines skandinavischen Krimis zum Leben.
Alles in allem gebe ich "Hexenjäger" vier von fünf Sternen. Eine spannende und gut geschriebene Geschichte, die leichte Abstriche durch die überbetonte Problematik der Hauptprotagonistin erhält, die einen beim Lesen wirklich deprimieren kann. Aber dennoch ist der Thriller sehr empfehlenswert für Thriller-Fans!
- Patricia Kay Parker
In der Stille des Nordlichts
(6)Aktuelle Rezension von: SanneHippEin Krimi, der zum Abtauchen an finnische Orte einlädt. Ich liebe Lappland, mit seinem fantastischen Schnee, seinem Licht, der Möglichkeit Hundeschlitten zu fahren :-) . Allein deshalb sollte man ihn lesen. Nichtsdestotrotz ist er auch noch spannend geschrieben. Meine Empfehlung!