Bücher mit dem Tag "fluchthelfer"
28 Bücher
- Kristin Hannah
Die Nachtigall
(575)Aktuelle Rezension von: AukjeDie Schwersten Vianne und Isbelle kämpfen während des zweiten Weltkriegs im besetzten Frankreich um ihr überleben. Während Vianne um das Überleben ihrer Familie kämpft, schließt sich Isabelle der Résistance an, und hilft abgeschossenen Piloten über Pyrenäen zu flüchten.
Gutes Buch, das verdeutlicht was die Frauen während eines Krieges ertragen müssen um ihre Familie zu schützen.
- Lutz Seiler
Kruso
(129)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderKein anderes Buch wird in letzter Zeit so oft besprochen, kritisiert, gelobt und hinterfragt wie Kruso. Soeben ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis und sofort auf allen Bestenlisten.Edgar Bendler ist nach dem Tod seiner Freundin aus der Bahn geraten und er schmeißt sein Studium hin. Die Lyrik liebt er, aber wie soll er ohne seine Geliebte weiter machen? Er geht nach Hiddensee und findet im Klausner eine Anstellung als Abwäscher. Hier kann er abschalten, vergessen, ausschwitzen und doch auch weiter fabulieren. Er lernt hier Kruso kennen und diese beiden Männer entwickeln eine tiefe Freundschaft und sind Beide Getriebene und Suchende und Kruso treibt Ed immer wieder an und hat auch sonst im Klausner das Sagen und Lenken. Hier im letzten Sommer der DDR, begegnen wir vielen Lebenswegen und Schicksalen und im Klausner finden sie eine Insel.Lutz Seiler war bisher als Lyriker bekannt und hat mit diesem Roman ein Werk geschaffen, dass fast nur gelobt wird und eben jetzt mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde. Literatur ist immer Geschmacksache, Gott sei Dank. Am Anfang fand ich die Sprache fesselnd, frisch, neu und die vielen lyrischen Anspielungen und großartigen Metaphern ergänzten den wunderbaren Stil. Nach 200 Seiten etwa aber, verlor ich den Faden, die Geduld, das Interesse und es wiederholte sich leider vieles und inmeinen Augen begeisterten die Figuren nicht mehr. Ich lege selten ein Buch weg und bin weiter im Klausner geblieben und wollte doch wissen, was passiert, wenn sich das Jahr 1989 zum Ende neigt? Wo führt der Weg von Ed und Kruso hin? Am Ende kam für mich nochmal Spannung auf und ich konnte die Protagonisten fertig begleiten und sie hallen doch weiter nach. Lutz Seiler verlangt einem einiges ab und ich persönlich hätte in paar Kürzungen besser gefunden. Im direkten Vergleich zum Preisträger der Leipziger Buchmesse 2014 Sasa Stanisic "Vor dem Fest," verliert Lutz Seiler in meinen Augen. Stanisic hat auch einen außergewöhnlichen Erzählstil, aber auch wenn bei ihm nichts passiert, lebt die Geschichte und die Sprache. Denn auch in "Vor dem Fest," geht es genau genommen um eine DDR Geschichte, auch wenn diese da schon länger Geschichte ist, aber sie bebt doch nach. "Kruso" ist kein schlechtes Buch, aber in meinen Augen wird es etwas überschätzt. Aber Gott sei Dank ist Literatur Geschmacksache, bilden Sie sich selbst Ihr Urteil.
- Friederike Schmöe
Fliehganzleis
(45)Aktuelle Rezension von: IchLeseGerneUndDuDer zweite Band der Kea Laverde Reihe umfasst zwei Handlungsstränge. Zum Einen ist es die Flucht eines Mödchens aus der DDR, und im Zweiten sind es die Ermittlungen im hier und heute. Die Autorin verbindet beide Stränge sehr gut, so dass auch diese Fortsetzung mit der Ghostwriterin spannend und unterhaltsam ist. Es gab leider auch ein paar Hänger, die den Verlauf der Geschichte etwas träger gemacht haben.
Ich bin schon sehr auf die Nachfolgebände gespannt.
- Harriet Beecher Stowe
Onkel Toms Hütte (Klassiker der Weltliteratur in gekürzter Fassung, Bd.)
(320)Aktuelle Rezension von: buchfeemelanieIch war gespannt auf diesen Klassiker. Der Schreibstil ist gut und ich habe das Buch schnell gelesen.
Tom war mir direkt sympathisch. Er ist bescheiden und klug.
Ich fand es einerseits gut, wie die Arbeit der Sklaven dargestellt wurde. Für z.b. lesende Jugendliche war das sicherlich ausreichend. Doch wissen wir auch, dass es den Sklaven deutlich schlechter gegangen ist als beschrieben. Da war mir das Buch stellenweise doch etwas zu beschönigend. Es war mir zu wenig klar gestellt, wie wenig so ein Sklave wert war.
So war ich unentschlossen, habe aber gerade noch 4 Sterne vergeben.
- Mart Schreiber
Es muss brennen: Geschichten zu den Themen Asyl und Culture Clash
(19)Aktuelle Rezension von: WaschbaerinBei diesem Buch handelt es sich um ein recht dünnes Exemplar, welches auch noch zwei Kurzgeschichten zum Thema Flüchtlinge enthält. Dass diese Kurzgeschichten nur an der Oberfläche kratzen, ergibt sich durch die Kürze von selbst.
Bei der ersten Story geht es um Gewalt, genauer gesagt um eine versuchte Vergewaltigung durch Flüchtlinge an einem jungen Mädchen, die neue, noch schlimmere Gewalt nach sich zieht. Am Ende gibt es nur Verlierer.
Das Thema ist brisant und ganz sicher von Interesse. Leider vermisse ich bei dieser Kurzgeschichte etwas den Tiefgang. Mir bleibt das alles zu sehr an der Oberfläche. Jemand, der sich der rechten Szene zuwendet, wird sicherlich nicht morgens wach und sagt: "Ich tue meinem Freund einen Gefallen und werfe einen Brandsatz". Woher stammt diese kriminelle Energie? Alles im Leben hat eine Vorgeschichte, die hier nicht erzählt wird. Es wäre in meinen Augen wünschenswert, wenn der Autor die jungen Männer - in ihrer Persönlichkeit - dem Leser näher bringen würde.
Schwierigkeiten bereiteten mir mehrere Ausdrücke, bzw. Sätze, die für mich keinen Sinn ergaben. Nach der Anfrage beim Autor wurde mir erklärt, diese seien aus der Umgangssprache (in Österreich) entnommen. Mein Vorschlag wäre, kurze Erklärungen für diese Wörter am Ende des Buches zu geben. Der Verständlichkeit wegen.
Die zweite Kurzgeschichte ist etwas fürs Herz - ganz so, wie man es liebt, damit man am Ende des Buches den Deckel schließen kann und zufrieden ist.
Ein junger Mann verliert einen größeren Geldbetrag auf der Straße. Ein Flüchtlingsjunge sieht es, hebt die Scheine auf und gibt sie dem jungen Mann zurück. Anstatt des Finderlohns bekommt der Junge eine Visitenkarte und steht kurze Zeit später mit seiner ganzen Familie bei der angegebenen Adresse vor der Haustür. Diese Menschen bekommen kein Asyl in Österreich, wollen aber nicht mehr zurück und wissen nun nicht wie es weiter geht.
Der junge Mann, der zuvor wohl mehr mit sich und seiner Freundin, einer unterkühlten Anwältin, beschäftig war und nicht sonderlich über Flüchtlinge nachgedacht hatte, wird nun gefordert und muss sich entscheiden, wie er sich verhält. Welchen Weg geht er? Das will ich hier nicht verraten.
Auch diese Geschichte ist mir für das, was darin steckt, etwas zu kurz geraten, wodurch sie plakativ bleibt. Wie gesagt, es ist im Grunde etwas fürs Herz.
Beide Kurzgeschichten haben Potential, was aber in keinster Weise ausgeschöpft wurde. Vieles verharrt im Klischeehaften.
Insgesamt entsprechen die Kurzgeschichten nicht so meinem Lesegeschmack. Mit 2,5 Sternchen wäre das Büchlein für mein Dafürhalten richtig bewertet. Doch da dies nicht möglich ist, will ich positiv entscheiden und gebe 3 Sternchen.
- Stephen King
Menschenjagd – Running Man
(374)Aktuelle Rezension von: Chrissy87Um das Leben seiner kleinen Tochter zu retten, nimmt Ben Richards an der Gameshow Menschenjagd teil. Er muss versuchen 30 Tage am Leben zu bleiben um zu gewinnen. Das ist gar nicht so einfach, wenn die ganze Nation hinter einem her ist.
Obwohl das eines der kürzeren King Bücher war, war es dafür an mancher Stelle etwas langatmig.
Die Geschichte spielt so ungefähr zu unserer Zeit und ich fand es höchst interessant zu lesen, was der Autor sich für die Zukunft so ausgedacht hatte. Besonders erschreckend fand ich wie die Menschlichkeit auf der Strecke geblieben ist.
- Henri Charriere
Papillon
(119)Aktuelle Rezension von: Pia_KuepperIn dem Buch beschreibt der Autor Henri seine diversen Fluchtversuche aus dem Gefängnis und wie er es letztendlich doch zu einem ehrbaren, vor allem freien Leben geschafft hat.
Dieses Buch gehört zu den Klassikern und sollte gelesen werden. Auch wenn es mir persönlich etwas zu mühsam war, da es sich in vielen Dingen zu sehr gezogen hat, ist es doch ein lesenswerter Tatsachenbericht.
Am besten ist mir sein Aufenthalt bei den Indianern und seinen zwei Frauen in Erinnerung geblieben. Ich frage mich immer noch, warum genau er wieder fortgegangen ist. Immerhin hatte er es doch sehr gut dort. Allerdings hat er sich selber auch oft diese Frage gestellt.
Dieses Buch ist für alle geeignet, die sich für Tatsachenberichte interessieren. Alle, die die große Liebesgeschichte erwarten, werden enttäuscht werden.
Nichtsdestotrotz, auch wenn es meinen Geschmack nicht zu 100% getroffen hat, bin ich froh, einen weiteren Klassiker der Weltliteratur gelesen zu haben.
- Patricia Carlyle
Mit einem Lächeln im Sturm
(14)Aktuelle Rezension von: JazzyMeine Meinung:
Die Französische Revolution trifft auf Powerfrau und Charme eines tapferen Mannes.
Catherine und Christopher könnten nicht unterschiedlicher sein. Bis sich ihre Wege eines Tages kreuzen und sie sich unter gewissen Umständen besser kennen lernen. Christopher ist fasziniert von Catherine und beschützt sie immer wieder. Catherine braucht ihre Zeit um sich klar zu werden, was sie eigentlich in ihrem Leben möchte. Leider kommt die Französische Revolution dazwischen.
Während sich Christopher und Catherine näher kommen, werden sie auch schon wieder auseinandergerissen. Vieles scheint anders zu sein, als es zunächst aussieht und Catherine entwickelt sich in ihrer Persönlichkeit wirklich weiter.
Das besondere für mich an dem Roman war, dass mir die Figuren wirklich sehr im Gedächtnis hängengeblieben sind und die Geschichte mich nicht so schnell losgelassen hat. Ich lese viele Bücher, die mir auch gefallen und bei denen ich ganz klar sage, dass war prima, aber diese Geschichte und die Figuren haben mich wirklich sehr angesprochen.
Fazit:
Ein historischer Roman mit spannenden Themen, eine tolle umgesetzte Liebesgeschichte, an die ich noch so manches Mal denke und eine gute Portion Humor. Ich werde dieses Buch sicherlich noch öfters lesen. Alle zehn Daumen nach oben!
- Uwe Wittstock
Marseille 1940
(36)Aktuelle Rezension von: dracomaMan muss sich wundern: Wurde bisher tatsächlich der Fluchthelfer Varian Fry in der deutschen Geschichte so gut wie vergessen? Wittstock ruft mit seinem Buch nicht nur diesen mutigen und engagierten Journalisten in die Erinnerung zurück, sondern auch die unmenschlichen Zustände, denen die Kulturelite Deutschland auf der Flucht vor den Nationalsozialisten ausgesetzt war. Marseille 1940 ist ein markantes Eckdatum, denn hier sammeln sich die Unerwünschten und „Entarteten“, die zunächst ins sicher geglaubte Frankreich (sehr beliebt: Sanary-sur-Mer) geflohen waren und sich dann von der heranrückenden Wehrmacht in Marseille sammelten in der Hoffnung auf Ausreise.
Wittstocks Buch bedient sich an einer Fülle von Quellen und entscheidet sich für einen Episodenstil, ähnlich wie in „Winter 1933“ und für eine chronologische Darstellung. Seine kurzen Darstellungen schneidet er wie in einem Film mit Statements zur politischen Lage. Wie mit einem Schlaglicht nimmt er Monat für Monat das Schicksal der Flüchtlinge und ihrer Helfer in den Blick. Das wirkt unruhig und erschwert die Konzentration des Lesers, aber auf der anderen Seite wird damit die rasant steigende Bedrohung der Geflüchteten deutlich. Und er erreicht damit diese ganz besondere Mischung eines Sachbuchs mit Protagonisten, die wie Romangestalten wirken, aber keine sind.
Wittstock konzentriert sich auf einige wenige Größen, allen voran Lion Feuchtwanger, erfolgreich und international bekannt, oder den frankophilen Heinrich Mann und seinen Neffen Golo, Hannah Arendt und ihren Ehemann, Max Ernst, Marc Chagall, Andrè Breton, die unbeirrbar stalintreue Anna Seghers und andere. In seinen Episoden sorgt er für Empörung und Mitleid, wenn er z. B. die barbarische Situation in den südfranzösischen Lagern und zugleich die Untätigkeit der französischen Exilregierung schildert. Er sorgt aber auch für Kopfschütteln, wenn er das Schicksal Rudolf Breitscheids und Rudolf Hilferdings erzählt, die sich wider besseres Wissen auf ihren internationalen Ruf und einen französischen Rechtsstaat verlassen. Auch heitere Episoden fehlen nicht, wenn man liest, dass Alma Mahler-Werfel mit 12 Koffern flüchtete und es tatsächlich schaffte, diese 12 Koffer in die USA mitzunehmen.
Im Mittelpunkt steht natürlich Fry, aber Wittstock vermeidet die Zeichnung eines Helden, sondern zeigt ihn in all seiner Widersprüchlichkeit und vor allem immer als Teil einer Gruppe. Deutlich wird auch, wie sehr die Arbeit von Frys Organisation auf Geld angewiesen wird, und ebenso deutlich wird das Problem, dass Fry nicht jeden retten kann, sondern auswählen muss. Die bürokratischen Hürden werden immer höher und die Fluchtwege immer komplizierter, und sehr anschaulich beschreibt Wittstock die mühsame Flucht zu Fuß auf geheimen Pfaden über die Pyrenäen, die die Geistesgrößen durchstehen müssen.
Wittstock vergisst nicht die französischen Kollaborateure der Gestapo, aber vor allem vergisst er nicht die vielen Menschen wie Grenzsoldaten, Verwaltungsbeamte und dörfliche Nachbarn, die mit persönlichem Mut Tragödien verhinderten. Ein wohltuendes Beispiel menschlicher Solidarität.
Dieses spannende und informationsreiche Buch lege ich nicht nur Literaturfreunden ans Herz, sondern vor allem den Unbelehrbaren und Geschichtsvergessenen unserer Tage. Dazu darf ich Magnus Brechtken („Vom Wert der Geschichte“) zitieren: „Wir können, wenn überhaupt, NUR aus der Geschichte lernen. Etwas anderes ist uns ... nicht verfügbar.“
- Pei-Yu Chang
Der geheimnisvolle Koffer von Herrn Benjamin
(5)Aktuelle Rezension von: KinderbuchkisteNach einer wahren Geschichte
über den Philosophen Walter Benjamin
Ein Bilderbuch für Kinder ab 5-6 Jahren +
gut auch für den Unterricht an Grund-und Weiterführenden Schulen
Bevor ich dieses Buch vorstelle möchte ich zunächst einmal den Philosophen Walter Benjamin und die Erzählerin und Illustratorin dieser Geschichte, Pei-Yu Chang vorstellen.
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Ich denke es ist sehr wichtig diese beiden Personen vor dem Lesen der Geschichte kennen zu lernen um ein Verständnis für das Buch entwickeln zu können bzw. einen Zugang zu finden.
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Walter Benjamin
geboren wurde Walter Bendix Schönflies Benjamin am 15. Juli 1892 in Berlin geboren. Wie der Nachname Benjamin vermuten lässt eine jüdische Familie. Eine bürgerliche Familie.
Sein Onkel war der berühmte Kinderpsychologe William Stern, der heute vor allem durch sein Konzept des IQ ( Intelligenzquotient) bekannt ist.
Vom13.bis 15 Lebensjahr besuchte er eine Reformschule in Thüringen, kehrte dann nach Berlin zurück wo er dann später sein Abitur machte . 1912 ging er zum Studium der Philosophie, Kunstgeschichte und Germanistik nach Freiburg, kam dann aber zurück nach Berlin um seine Studien fortzusetzten. Es folgte ein Aufenthalt in Frankfurt wo er Theodor Adorno kennen lernte, der ihm zum engen Freund wurde. Paris war eine weitere Station. Dorthin kehrte er dann auch zurück als er 1933 ins Exil gehen musste. Als Kriegsflüchtling interniert kommt er 1939 aus der Haft. 1940 flüchtete er über Lourdes nach Marseille um von dort mit Hilfe von Lisa Fitko ( siehe unserem Bilderbuch) irgendwie nach Spanien zu gelangen mit dem weiteren Ziel USA.
Künstler, Anwälte, Schriftsteller und andere machten sich mit ihm unter Führung von Lisa Fitko auf den Weg.
Dabei hatte er den geheimnisvollen schweren Koffer, der ihm mehr bedeutete als sein Leben.
Bis heute ist nicht geklärt wieso ihm dieser Koffer so viel wert war und was sich darin befand. Er gilt bis heute als verschollen.
Im September 1940 nahm er sich, so heißt es, auf der Flucht , vor den Nazis , das Leben. War der Herzkranke zu schwach für die weitere Flucht? War es ein Opfer um einem anderen die Flucht zu ermöglichen? Es soll einen Abschiedsbrief an seinen Freund Adorno geben der dieses belegt. Es wird bis heute dennoch viel gerätselt und spekuliert. Sogar ein Film erzählt von Benjamins mysteriösem Tod / Verschwinden.
In den 1930er Jahren begann er kleine Erzählungen zu verfassen, in denen er seine Kindheit rückblickend betrachtet. Diese Erzählungen der Kindheit bot er verschiedenen Verlagen an, die jedoch kein Interesse zeigten.
Sein Freund Adorno publizierte posthum 1950 erste Fragmente, die er selbst zusammen getragen hatte da das original Manuskript als verschollen galt.
Erst 1987 fand man dieses.
Weggefährte für einige Zeit waren Berthold Brecht und Hanna Arendt.
Walter Benjamin war ein Philosoph, Denker und auch Quergeist.
Ein viel interessierter, sehr intellektueller Geist der Spaß daran hatte neue Wege zu gehen. z B. arbeitete er für den Rundfunk. Ein Medium, dass damals noch in den Anfängen steckte. Man mag es kaum glauben es gab schon den Kinderfunk, den er mit eigenen Sendungen gestaltete, und mit selbst geschriebenen Erzählungen aber auch Buchtipps bereicherte.
Es scheint, als sein ihm klar gewesen, dass man die Gesellschaft nur ändern kann wenn man den Kindern die richtigen Botschaften vermittelt.
Vielleicht war er irgendwie immer auch Kind geblieben? Neugierig wie ein Kind, der noch dazu leidenschaftlich Spielzeug sammelte.
Und so schließt sich vielleicht auch der Kreis zu diesem Buch.
Mit Sicherheit hätte es ihm gefallen, dieses BilderBuch der Chinesin Pei-Yu Chang.
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Pei-Yu Chang
ist Germanistin und Illustratorin mit Wurzeln in Taiwan
Sie wurde 1979 in Teipe geboren, wo sie Germanistik, die Deutsche Sprache, Literatur und Kultur studierte.
Um zu promovieren kam sie nach Deutschland. Genauer gesagt nach Münster.
Ein Kommunikationsdesign -Studium Schwerpunkt Illustration schloss sich an.
Den Abschluss bildet nun dieses Buch.
"Der geheimnisvolle Koffer von Herrn Benjamin"
Ihre Abschlussarbeit bei Professor Felix Scheinberger, Uni Münster
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Wie kam Pei-Yu Chang auf die Idee zu diesem Buch?
Als sie in Marbach das Literatur Museum der Moderne besuchte entdeckte sie einen Koffer.
Ein leerer Koffer in dem ein kleiner Zettellag.
Dieses Exponat weckte ihre Neugier.
Von Adorno und Benjamin hatte sie bereits gehört nun stand da dieser Koffer.
Sie begann zu recherchieren wobei sie später sagte, dass die Auseinandersetzung mit dem Thema mehr Zeit in Anspruch genommen hat als die anschließende Umsetzung.
Pei-Yu Chang wollte, gerade auch wegen der aktuellen Flüchtlingsproblematik, ein Buch über Flucht machen. Dabei jedoch nicht die zur Zeit gängigen Flüchtlingsthemen darstellen, sondern sich den Menschen und ihren Schicksalen widmen. Jeder der flüchtet hat ein Schicksal, das ihn veranlasst seinen Heimat zu verlassen. So wie die Menschen, die sich Lisa Fitko anschlossen.
Es ist ihr gelungen ein sehr außergewöhnliches Bilderbuch zu schaffen.
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Ein BilderBuch mit unglaublich ausdrucksstarker Bildsprache, freundlich, manchmal befremdlich, aber nie extrem beängstigend.
Das Format etwas breiter gewählt als das der meisten Bilderbücher schon etwas besonderes.
Die Doppelseiten sind mit den kleinen Illustrationen und Collagen gefüllt die im starken Kontrast zu sehr großen Darstellungen kombiniert werden. Gleichzeitig finden wir immer auch einen sehr leeren Bereich. Pei-Yu Chang ist es wichtig Raum der Interpretation, der eigenen Gedanken die beim Betrachten aufkommen zulassen. Ein Stil dem sich auch viele chinesische Illustratoren und traditionelle Maler bedienen. Vielleicht ist hier die Verbindung des Asiatischen zum Europäischen?
Der Text fügt sich auch rein optisch in das Bild ein. Sie spielt mit den Wörtern und ihrer Darstellung. Verwendet unterschiedliche Schrifttypen und Größen. Lässt sie starr und flexibel wirken je nach dem Inhalt der vermittelt werden soll.
Sie illustriert die Schrift. Wechselt zwischen gedruckten, gemalten, ausgestellten Buchstabenhin und her so dass der Text seine eigene Geschichte erzählt mit einer ganz individuellen Wirkung.
So gibt es zum Beispiel einen Dialog zwischen Frau Fitko und Herrn Benjamin als sie die Berge besteigen. So wie die Berge hoch und runter gehen so steigen die Wörter schräg an und gehen ein anderes mal schräg runter.
Seiten später wird die Gerüchte Küche angeheizt. Man erzählt sich etwas über den seltsamen Mann mit dem seltsamen Koffer. Ein Dialog via Telefon wird in Wortschnipseln die wie aus einer Zeitung ausgeschnitten wirken visualisiert.
Viele Darstellungen vor allem die der Häuser wirken im ersten Moment simpel,naiv, spiegeln aber das kindlich naive sowohl der Zielgruppe als auch Benjamins selbst wieder.
Das wird auch in einer weiteren Illustration deutlich. Hier steht Herr Benjamin in einer Gasse. Rechts und links Geschäfte er aber steht nicht etwa vor einen Buchladen, nein er steht vor einem Spielzeuggeschäft. Mit den wieder sowohl die Zielgruppe der jungen Leser mit ins Boot geholt werden als auch Benjamins reale Leidenschaft für Spielzeug.
Gekonnt lässt sie Benjamins realen Charakter, Leben, Träume, Wünsche ,Leidenschaften visuell gestalterisch einfließen.
Pei-Yu Chang verbindet Zeichnungen, mit ausgeschnittenen Elementen, die wieder zu einem neuen Objekt zusammengesetzt werden. Collagen mit Zeichnungen. Dabei spielt sie so ganz nebenbei auch noch mit den Farben. Nie schrill, warm aber der Situation angepasst auch mal sehr kühl mit viel Schwarz.
Zu Beginn sehen wir Herrn Benjamin, einem nachdenklich aber sehr freundlich wirkenden Mann mit wirren Haaren in denkender Position.
Jemand der die Geschichte nicht kennt wird eine ehr fröhliche Geschichte vermuten. Blättert man um verlagert man beim Betrachten automatisch die Körperhaltung. Rückt etwas vom Bild weg als wolle man es mit etwas Abstand betrachten um die übergroßen, breiten, drei dunklen Männer in Uniform besser / klarer erkennen zu können. Gleichzeitig durchfährt einen der Gedanke:
" Was wollen die denn hier?"
Damit hatte man nicht gerechnet. Es ist auch ein Überfall auf den Betrachter.
Auch die nächste Doppelseite ist nicht wesentlich freundlicher. Viele kleine Soldaten mit Gewehren und viele kleine schemenhafte Menschengestalten ,die die Arme hoch halten und aus ihren naiv wirkenden Häusern herausgeführt werden.
Freundlicher wird es auf der nächsten Seite. Gefolgt von zwei Seiten der scheinbaren Neutralität In der Wirkung.
Die Wirkung der Illustrationen schwankt je nach Inhalt der Geschichte, wirkt aber im weiteren Verlauf nie völlig bedrohlich. Zum Ende hin sogar zuversichtlich.
Denn hier werden Herr Benjamin und Frau Fitko vorgestellt, die es ja wirklich gab.
Die Leser erfahren etwas zu den beiden Personen.
Ja, und ganz zum Schluss auch noch über die Erzählerin und Illustratorin dieser Geschichte, die sich selbst nicht real zeichnet sondern angepasst an die Figuren der Geschichte wobei ihre Jacke das Muster und die Farben des Inneren des Koffers gleicht.
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Ich habe selten ein Buch gesehen in dem Geschichte, Intention,Text und Darstellung so in einander verwoben sind. Pei-Yu Chang hat ihr ganzes Wissen über Herrn Benjamin, die beteiligten Personen und die Geschichte mit dem Koffer in ein Gesamtkunstwerk transportiert, das viel mehr erzählt als nur eine Geschichte.
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Jetzt habe ich so viel über die Personen und Darstellungen erzählt aber noch nichts über die eigentliche Geschichte.
Das hole ich nun nach.
Die Geschichte vom geheimnisvollen Koffer des Herrn Benjamin.
Eine wahre Geschichte über den Philosophen Walter Benjamin.
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Im Vorsatz blicken wir auf das Innere eines Koffers, ausgeschlagen mit gelbem, rot grün kariertem Stoff . Braune Schnallen zieren dieses Bild.
Dieses Bild führt uns unweigerlich in die Geschichte hinein., die Pei-Yu Chang leicht verständlich erzählt.
Das sie dabei ihre Illustrationen mit dem Text verwebt erzählte ich bereits.
Es beginnt mit der Schilderung der Ausgangssituation. Viele kluge Leute denken über die Welt in der sie leben nach. Überlegen wie sie besser oder wie das Leben reicher werden könnte.
Bildende und darstellende Künstler, Schauspieler, Schriftsteller, Philosophen so wie Herr Benjamin, der Mann mit dem großen schwarzen Hut und dem roten großen Koffer.
Das wird aber zu der Zeit von dem Regime in diesem Staat nicht gewollt. Alle die frei ihre Meinung sagen wollten und dafür einstanden wurden verfolgt. Von Soldaten gefangen genommen und ins Gefängnis/Lager gebracht.
Zu dieser Zeit hatten viele Leute Angst inhaftiert zu werden und versuchten aus diesem Land zu fliehen.
Das war gar nicht so einfach. Erfuhren die Soldaten von den Fluchtideen verhafteten sie die Menschen. Daher musste alles heimlich geschehen.
Es gab aber immer wieder Menschen, die sich gut aus kannten und anderen dabei halfen zu fliehen.
Der Philosoph Herr Benjamin wollte eigentlich sein Land nicht verlassen fürchtete aber irgendwann um sein Leben und entschied sich dann doch zur Flucht. Frau Fitko, war eine Frau, die man auch Widerstandskämpferinnen nannte. Sie verhalf vielen, vielen Leuten zur Flucht. Sie zeigte ihnen den Weg und begleitete sie so weit es möglich war.
So auch einer Gruppe von Menschen zu der Herr Benjamin zählte.
Schon vor dem eigentlichen Termin trafen sie sich um Details zu besprechen. Frau Fitko wies alle darauf hin, möglichst dunkle Kleidung zu tragen und wenig Gepäck, da der Weg lang und beschwerlich war und man seine Kraft nicht mit schwerem Gepäck vergeuden solle.
Dennoch hielt sich Herr Benjamin nicht an den Rat und kam mit einem großen roten Koffer zum vereinbartem Treffpunkt.
Er weigerte sich beharrlich den Koffer da zu lassen, denn er bedeutete ihm mehr wies ein Leben.
So schleppte er ihn den weiten Weg über die Berge. Das Ziel war schon zu sehen als ......................
Keiner wusste wo der Koffer abgeblieben war.
Jahre später noch erzählte man sich die Geschichte des Herrn Benjamin mit dem geheimnisvollem Koffer. Der eine wusste zu berichten, dass Mutters gute, leckere Marmelade darin gewesen ist. Andere wiederum meinten zu wissen, dass das Manuskript für ein besonders Buch darin gelegen haben muss.
Was sich wirklich in dem Koffer verbarg wird ein ewiges Geheimnis bleiben.
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Eine Geschichte, ein Stück deutscher Zeitgeschichte, die uns die Nazi Zeit näher bringt. Im Vordergrund jedoch vermittelt sie die Geschichte des etwas kautzig, verschroben, eigenwillig aber auch warmherzig wirkenden Philosophen, den wir, so skurill er auch sein mag gleich ins Herz schließen. Das wiederum liegt wohl vor allem an der bildlichen Darstellung, die uns gleich zu Beginn, schon auf dem Buchcover entgegen blickt.
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Ob solch ein Thema etwas für Kinder ist?
Diese Frage werden sich sicherlich viele Erwachsene stellen.
Ich denke ja, aber nicht wie vom Verlag empfohlen schon für 4 jährige.
Wir haben viel zu wenig anspruchsvolle Bilderbücher für ältere Kinder ab 6 Jahren. Hier sehe ich das Buch.
Doch wie so oft wollte ich es genauer wissen.
Wie vreagieren4 jährige Kinder, wie 6-8Jährige und was ist mit dennoch älteren und den Jugendlichen?
Dieser Frage bin ich in den letzten Wochen nach gegangen.
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Eine mutige Erzieherin einer Kindertagesstätte ermöglichte es mir mit 4-5 jährigen Kindern das Buch zu betrachten.
Da wir uns klar darüber waren, dass die Kinder davon zuhause berichten würden, luden wir die Eltern zu einer Vorab Buchvorstellung ein.
Es kamen 26 interessierte Eltern, denen wir an einem Abend 12 Bücher vorstellten, die in der nächsten Zeit mit den Kindern gelesen und bearbeitet werden sollten.
Darunter eben auch dieses Buch.
14 Elternlehnten das Buch Grund weg ab. Damit sollten sich ihre Kinder nicht auseinander setzten. Die anderen 12 waren interessiert fragten teilweise sogar ob sie bei der Nachbereitung helfen könnten.
Letztendlich waren es an diesem Tag dann 9 Kinder die wir in unser Lesezelt einluden.
Schnell stellten wir fest, dass sie entweder unverständlich oder verängstigt die Bilder verfolgten. Auf den Text reagierten sie kaum. Abbrechen war für uns keine Option um auch die Kinder nicht zu verunsichern, so ließen wir die Kinder erzählen was sie sahen und wie sie die Geschichte erleben.
Der Kommentar des einen Kindes veranlasste das nächste Kind zu erzählen und so kamen wir der Geschichte ganz ohne Text sehr nahe. Dabei spielte der ein oder andere Mediale Erfahrungsschatz einiger Kinder bei der Interpretation der Bilder mit, insbesondere der Szenen mit den Soldaten und Gewehren.
Nicht alle wussten was Gewehre sind.
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Was haben wir Erwachsene aus dieser "Lesung" mitgenommen?
Auf jeden Fall, dass dieses Buch für unsere 4-5 Jährigen nur bedingt geeignet war. Sehr positiv hingegen die vielfältigen Möglichkeiten Sprachkompetenzen zu entwickeln.
Auf der philosophischen Ebene und der Botschaft der Geschichte wirkte nicht alles.
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Ganz anders hingegen war es als wir das Buch in der 2.Klasse einer Grundschule vorlasen.
Die Kinder im Alter zwischen 6 und 8 Jahren verstanden die Botschaft sehr genau. Konnten Vergleiche aufstellen und ihre Eindrücke und Gedanken dazu sehr genau äußern.
Ihnen gefiel das Buch sehr gut, vielleicht auch gerade deshalb weil man ihnen zu traute diese Geschichte zu verstehen.
Ein Junge formulierte es so:" Ich finde das toll das wir das Buch gelesen haben. Mein großer Bruder ist in der 10 da haben sie über den Krieg gesprochen und die Judenverfolgung aber mein Papa hat gesagt er soll so etwas nicht erzählen wenn ich am Tisch sitze weil ich dafür zu klein sei. Das fand ich doof. Ihr habt mit uns das Buch gelesen da habt ihr doch bestimmt gedacht das ist schon was für unser Alter."
Solche Äußerungen hörten wir häufig.
Fazit dieser Lesung, die zur Einführung eines ganzen Wochenprojektes zum Thema Krieg und Flucht diente:
Die Kinder waren bis auf wenige Ausnahmen sehr angetan von dem Buch. Bei den Mädchen gab es einige die sagten: "Das find ich doof!"
Alle verstanden den Inhalt der Geschichte und konnten ihn reflektiert betrachten.
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Blieb die Gruppe der Älteren / Jugendlichen
Wir übergaben das Buch einem Philosophie Lehrer an einem Gymnasium Klasse 12.
Wir überließen ihm die Arbeit und beobachteten.
Was wir erlebten war sehr beeindruckend.
Ausnahmslos alle 18 Schüler/innen fanden das Buch, die Darstellungsform und die Umsetzung grandios. Sie waren beeindruckt von der Wirkung der Bilder in Kombination mit dem Text. Sie analysierten, hinterfragten, diskutierten, nahmen dass Buch als Einstieg in eigene Recherchen zu Walter Benjamin und Theodor Adorno.
Keiner hätte vorher gedacht, dass es ein Bilderbuch gibt, das auch Jugendliche und Erwachsene anspricht.
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Die Erfahrungen mit diesem Buch waren sehr bereichernd für uns.
Wir haben Diskussionen und Gespräche mit Tiefe erlebt, die zeigen, dass es schade ist dass e ssoooo wenig
Vergleichbares gibt.
Also ihr Bilderbuchmacher und Illustratoren ja und natürlich Pei-Yu Chang,
bitte mehr !!
Es bleibt zu hoffen, dass es viele Eltern gibt, die mit ihren Kindern diese Geschichte lesen und entdecken.
Ein ganz großer Dank geht an Pei-Yu-Chang, die mit soviel Liebe und Hingabe dieses wunderbare Buch geschaffen hat und uns so ein Stück deutscher Zeitgeschichte näher gebracht hat.
Danke! - Kristin Hannah
Die Nachtigall
(36)Aktuelle Rezension von: LeirayaDas war das erste Buch von Kristin Hannah, das mit über den Weg gelaufen ist. Und aufgrund des doch etwas schweren und bedrückenden Plots im besetzten Frankreich während des zweiten Weltkriegs, war es für mich ein Hörbuch, das ich nur häppchenweise gehört habe. Denn ein solches Buch passt meiner Ansicht nach nicht zu jeder Stimmung gleichermaßen.
Im Buch geht es um die beiden Schwestern Vianne und Isabel. Der Plot ist jedoch zweigeteilt. Denn man erfährt einerseits über das aktuelle Leben der Protagonistin im Hier und Jetzt, andererseits gibt es Rückblenden zum Leben während des zweiten Weltkriegs. Vianne lebt mit ihrer Tochter (und ihrem Mann, der jedoch eingezogen wurde) auf dem Land und will zunächst nicht so recht wahrhaben, was sich durch den Krieg alles ändern wird. Da Isabel von ihrem Vater aus Paris zu Vianne fortgeschickt wurde, und durch verschiedenste Unstimmigkeiten in der Vergangenheit, ist die Beziehung der beiden Schwestern recht angespannt. Isabel hingegen ist rebellisch und versucht sich gegen die Besatzer aufzulehnen, begibt sich, und somit auch Vianne und Sophie, dadurch aber unweigerlich in Gefahr.
Luise Helm mag ich sehr gerne als Sprecherin und sie passt für meinen Geschmack auch sehr gut zu Kristin Hannahs Stil, der mich gut zu fesseln wusste. Tragisch ist, was den Frauen alles widerfährt und man kann das Hörbuch für mein Empfinden, nicht einfach so "weghoren". Dazu hallt das Thema zu sehr nach. Für mich war es trotzdem eine sehr gute Lektüre und ich freue mich schon auf weitere Bücher der Autorin.
- Magdalena Parys
Tunnel
(19)Aktuelle Rezension von: ArsAstrologicaEs scheint der Autorin nicht ganz klar zu sein, ob sie Dokumentation oder Fiktion verfassen will. Doch diese Kritik geht an der Realität vorbei. Viel besser lässt sich ihre literarische Unentschlossenheit verstehen, wenn man ihren deutlichen Hinweis liest, wonach es bei ihrem Werk angeblich keinerlei Bezug zur Realität gibt. Dies ist natürlich eine Schutzbehauptung, werden die Verbrechen des Kalten Krieges doch auch heutzutage von den Geheimdiensten in Ost und West größtenteils vertuscht, sitzen die Verbrecher in Amt und Würden bzw. auf hohen Pensionen, wird ihr Treiben von den vielen Richtern und Staatsanwälten, die Jahrzehnte nach der Wende die ostdeutsche Justiz beherrschen, gnadenlos gedeckt.
Gehen wir mal rein fiktiv - ohne Wirklichkeitsbezug denn wer will schon von alten SED- und Stasi-Seilschaften vor Gericht schikaniert werden - einfach mal davon aus, dass die Autor Magdalena Parys in ihrem Doku-Thriller aus wahren Gegebenheiten schöpft, und zwar hautnah, weil sie selbst Betroffene ist, Opfer natürlich, denn Täter würden niemals solch ein Buch schreiben, würden sich niemals literarisch enttarnen.
Unter dieser Hypothese ist "Tunnel" in faszinierendes Werk Zeitschichte, verfasst aus Angst und Wut, ein Vorläufer ihres genialen Romans "Der Magier", in dem es ihr Jahre später gelungen ist, emotionale Distanz zu den Schrecken der Vergangenheit zu erlangen, was dem Leser dann auch zugute kommt. In diesem Sinne empfehle ich dieses Buch und das Folgewerk:
https://www.lovelybooks.de/autor/Magdalena-Parys/Der-Magier-Neue-Polnische-Literatur-6916881911-w/
- Klaus-M. von Keussler
Fluchthelfer
(11)Aktuelle Rezension von: Arwen1057 Menschen flüchteten im Jahr 1964 durch einen Tunnel in der Bernauer Straße in den Westen. Daneben gibt es ganz viele Schicksale rund um die Berliner Mauer. In der Zeit wo sie errichtet wurde, während sie stand und auch danach, als sie schon nicht mehr steht. Ja, sie gerät nicht in Vergessenheit und das ist auch gut so. In diesem Buch lernen wir die Gruppe um Wolfgang Fuchs kennen. Hautnah erleben wir die Planung einer Flucht, die Vorbereitung und als Krönung die erfolgreiche Durchführung einer Tunnelflucht. Ganz viele Stunden Arbeit sind damit verbunden, viele Unannehmlichkeiten (kein Klo, Feuchtigkeit), Opfer, Große Sorgen und Angst. Und immer wieder gibt es Rückfälle. Sei es, dass ein Tunnel an einer Stelle einstürzt oder dass der Tunnel verraten wird. Umso schöner, wenn die Flucht klappt. Das Buch behandelt ein wichtiges Thema der deutschen Geschichte. Viele von uns haben die Mauer noch erlebt. Aber hier im Westen hat man sich doch oft wenig Gedanken darum gemacht, was es wirklich bedeutet. "Fluchthelfer" bringt uns der Thematik näher, dazu gibt es viele Fotos und Skizzen, die das Gelesene noch vertiefen. Ich bin sehr froh, dass ich das Buch innerhalb einer Leserunde lesen durfte. Schwierigkeiten hatte ich etwas damit mir alle Namen zu merken. Gewünscht hätte ich mir noch mehr Erlebnisse/Berichte der Menschen auf beiden Seiten der Mauer und vielleicht ein Kapitel , wie es heute den Menschen dort geht und denen, die geflüchtet sind. Aber das sind nur Kleinigkeiten und so ist es ein sehr gutes Buch für alle, die sich für die deutsche Geschichte und die Berliner Mauer interessieren. - Siegfried Suckut
Volkes Stimmen
(1)Aktuelle Rezension von: M.Lehmann-PapeAus der Sicht von unten
Die eine Seite, das sind die offiziellen Verlautbarungen, die Aufmärsche, die wirtschaftlichen und sozialen Beteuerungen, das ist auch die Stasi mitsamt ihrer tausendfachen „IM“. Und dazu gehören dann auch jene Zeitdokumente, die öffentliche Darstellung darstellen, die in Nachrichten, Magazinen, bei Besuchen hochrangiger Staatsbesucher vorgeführt wurden. Man erinnere sich nur an diesen Weihnachtsmarktbesuch Helmut Schmidts, in dem eine Realität komplett inszeniert wurde.
Die andere Seite, das ist, was die Menschen wirklich bewegte, wie es ihnen ging, was sie wollten und kundtaten. Und das liest sich in diesem hervorragend zusammengestellten Band voller Briefe der DDR-Bürger nun in Teilen ganz anders als jenes „Duckmäusertum“, welches der Bevölkerung der ehemaligen DDR doch gerne unterstellt wurde.
Auch wenn viele dieser Briefe ihren Adressaten nicht gefunden haben, abgefangen wurden, auch wenn sich keine gravierenden Änderungen aufgrund jener Briefe scheinbar ergeben haben, die innere Entwicklung im Land, die Steigerung der Unzufriedenheit, der schärfer werdende Ton, all das lässt sich gerade in jenen Dokumenten hin deutlich erkennen, die im Buch ab Anfang der 80er Jahre hinzunehmen.
Wobei interessant zu lesen ist, dass hier nicht nur oder primär das eigene Land, die eigene Führung angegriffen wird (auch das gibt es allerdings), sondern immer wieder massiv der „Feind außerhalb“ angesprochen wird. Sei es, dass natürlich eine gewisse Auswahl an zu lagernden Dokumenten getroffen wurde, sei es, dass dies tatsächlich der Stimmung an manchen Orten der DDR entspricht, interessant zu lesen ist es allemal.
Wie jener anonyme Brief aus dem Februar 1987, in dem das Politbüro stark für seine kritische Haltung der Sowjetunion gegen über kritisiert wird, Aber gar nicht im Sinne der „mehr Freiheit“ Haltung, sondern in der Interpretation, dass hier nun die Rückbesinnung auf die alten Werte der Revolution zu lernen sei. Trotz Kritik an der Divergenz zwischen Realität und Darstellung der Volksvertreter ist der Wille zum „sozialistischen Aufbau“ gegen „den Feind“ spürbar massiv in diesem Brief zu lesen.
Wie schon im Jahr 1972 ein ebenso anonymer „alter Kommunist“ Ulbricht direkt rügt für den Plan von Verstaatlichungen von Betrieben.
Immer wieder ergibt sich so ein differenziertes, sehr interessantes Bild von Menschen, Bürgern, die durchaus konkret Kritik üben, die aber auf der anderen Seite dies aus einer Haltung der Verbundenheit zum eigenen Land, zum „Aufbau des Sozialismus“ heraus zu tun scheinen.
„Vom Reden werden die leeren Regale nicht voll“. Oder die harsche Forderung nach Erhöhung der Renten.
Im Gesamten, doch klein ist die Welt auch des DDR-Bürgers. Die eigene Versorgung. Die Kritik an den „zu hohen Bezügen“ Honeckers als ungerecht und ungleich empfunden. Auch das sind Linien und Stimmen in den Briefen, die doch sehr „übersystemisch“ wirken und gegenwärtig genauso laut erschallen.
Oft und oft ist es eben jener Widerspruch zwischen den vollmundigen, öffentlichen Reden und Verlautbarungen gegenüber der als eher „nach unten“ weisenden, eigenen Einschätzung der alltäglichen Lage.
Briefe ins Ausland, nach Bonn, Briefe mit Glückwünschen, persönlichen Einladungen an prominente Parteikader runden das Bild ab. Das in dem klaren, umgangssprachlichen Stil der Briefe nicht nur ein konkret „Volksbild“ der ehemaligen DDR vor Augen führen, sondern auch Linien vom „Volk“ über den konkreten Staat oder die konkrete Zeit hinaus beinhalten.
Wenn die Versorgung bedroht wird, die Sicht auf mögliche (persönliche und allgemeine) Fortschritte sich eintrübt.
„Die SED ist keine Arbeiterpartei mehr… sondern eine Partei der Emporkömmlinge und Neureichen“. Briefe wie dieser zeigen, wie sozialer Sprengstoff entsteht und wie sich ein Abstand zwischen Volk und Führung langsam, aber stetig beginnt, auszuwirken. - Wolfgang Welsch
Ich war Staatsfeind Nr. 1
(14)Aktuelle Rezension von: Liebes_BuchUngewöhnlich für deutsche Verhältnisse liest sich das Buch teilweise spannend wie ein Thriller, man kann es nicht mehr aus der Hand legen.
Das gefällt nicht jedem Leser. Doch "Ich war Staatsfeins Nr 1" ist kein Sachbuch, sondern ein subjektiver Erlebnisbericht. Wolfgang Welsch erzählt, wie er als junger DDR-Schauspieler bei einem Fluchtversuch erwischt und inhaftiert wurde. Obwohl man ihm nach seiner Haft anbietet, ihn in den Westen abzuschieben, bleibt er in der DDR, um einen Enthüllungsfilm zu drehen. Hier habe ich mich als Leser erstmals gefragt, ob Herr Welsch durch die Folter und den Terror vielleicht so traumatisiert war, dass er nicht mehr klar denken konnte. Um sich mit dem DDR-System anzulegen, muss man sicher sehr mutig sein. Welsch bezeichnet sein Verhältnis zum Staat dann auch als Krieg. Die Schlachten, die Welsch sich mit der Stasi liefert, sind unglaublich und in jedem Fall spannend zu lesen und zugleich ein Stück deutsche Geschichte. Im Westen agiert er als Fluchthelfer, um andere Menschen aus der DDR zu befreien. Die DDR gibt seine Ermordung in Auftrag. Das Buch ist durch Dokumente und Gerichtsurteile belegt, die geschilderten Aktivitäten der Stasi entspringen also nicht der Phantasie des Autors. Trotzdem hinterlässt das Buch einen sehr bitteren Beigeschmack, da Wolfgang Welsch sich in seinen Kampf so hineinsteigert, dass er selbstgefällig wirkt. Am schlimmsten wird diese Eigenschaft, wenn er über seine Familie spricht. Niemand hat so einen guten Charakter wie er. Seine eigene Tochter bezeichnet er gar als Monster, obwohl sie wegen ihm in Lebensgefahr geriet. Weil seine Frau einen Geliebten hat, schickt er der Tochter ein Anklagefax, zu dem sie Stellung beziehen soll! Anstatt sich mal zu überlegen, dass er als Vater auch Pflichten gegenüber einem Kind hat, sieht er jeden als Verräter und denkt damit genauso paranoid wie die Stasi. Und so Äusserungen wie seine Frau hätte ihn mit der Schwangerschaft reingelegt, sie sei ja Krankenschwester, hat sie denn nicht gewusst, wie man verhütet- also solche Äusserungen hätte das Verlagslektorat im Jahre 2001 auch streichen können, wo heute auch Männer wissen, wie man verhütet, oder? Man kriegt als Leser bei diesem Buch nicht nur aus erster Hand erzählt, was die Stasi den Menschen angetan hat, man wird auch Zeuge wie sich die Opfer verändern, wie sie selber fanatisch werden oder paranoid, wie Familien zerbrechen, wie Wut und Hass regieren. Wolfgang Welsch hat die Stasi besiegt, sein Mörder wurde verurteilt, seine schwere Leidensgeschichte kam ans Tageslicht, ist anerkannt und wurde sogar verfilmt. Trotzdem wirkt Welsch wie ein Verlierer, wenn er auf sein eigenes Kind losgeht und nicht mal bemerkt, wie unglaublich er sich benimmt. Das hat mich sehr betroffen gemacht. Ich hoffe, dass er psychologische Hilfe bekam. Ich habe grossen Respekt vor Welschs Überlebenswillen, vor seiner Aufklärungsarbeit und vor seiner Fluchthilfe. Aber dieser Mann zeigt Seiten an sich, die einfach auch Angst machen. - Mónica Subietas
Waldinneres
(48)Aktuelle Rezension von: Gwhynwhyfar«Er hatte seinen Schützling zurücklassen müssen, um dessen Leben zu retten. Nun hastete er hangabwärts, um zu der Holzfällerhütte zu gelangen, bevor das Licht genauso schnell schwand wie die Wärme des Tages.»
Ein jüdischer Kaufmann aus Linz schickt seine Familie während der Nazizeit über eine Fluchtroute in die Schweiz. Er selbst will zunächst seine Kunstsammlung in Sicherheit bringen und nachkommen. Doch es ist zu spät – auf der Rückseite jedes Bildes setzt er sein Siegel und macht sich eine Liste aller Werke. Zumindest ein Bild will er retten: «Waldinneres» von Gustav Klimt. Er nimmt es aus dem Rahmen, rollt es zusammen, versteckt es im Hohlraum seines Spazierstocks, macht sich auf den Weg nach Zürich. Auf der Flucht geht etwas schief, Fluchthelfer Hermann Messmer und sein Flüchtling, die voneinander den Namen nicht kennen, verlieren sich. Der Schleuser allerdings hat den Gehstock bei sich.
Siebzig Jahre später wird Gottfried Messmer von einer Bank in Zürich gebeten, als Erbe das abgelaufene Schließfach seines verstorbenen Vaters aufzulösen. Darin findet er einen Gehstock, mit einem echten Klimt. Wie kam sein Vater, ein armer Schlucker, an dieses Bild? Anbei liegt ein Brief an den Sohn, er möge es dem rechtmäßigen Besitzer zurückgeben – der Name sei ihm unbekannt. Wie er zu dem Bild kam, bleibt dem Sohn verschlossen.
«Die Welt befand sich im Krieg, und die Schweiz verschanzte sich hinter ihrer Neutralität, die zunehmend Risse bekam. Anfang August hatte der Bundesrat in dürren Sätzen die Schließung der Grenze für Juden beschlossen: ‹Aufzunehmen sind vorläufig nur noch Ausländer, die aus politischen oder anderen Gründen wirklich an Leib und Leben gefährdet sind und keinen anderen Ausweg als die Flucht nach der Schweiz haben, um sich der Gefahr zu entziehen. Flüchtlinge nur aus Rassegründen, z. B. Juden, gelten nicht als politische Flüchtlinge.› Obwohl die Entscheidung im ganzen Land zu Protesten geführt hatte, war der Beschluss zum Ende desselben Monats bestätigt worden. ‹Das Boot ist voll›.»
Anfangs hat mir der Roman gut gefallen. Immer mehr Unlogik trat zu Tage und insgesamt findet sich Zufall auf Zufall zusammen – das Zürich der zufälligen Begegnungen – irgendwann habe ich nur noch mit dem Kopf geschüttelt. Unlogisch erscheint, dass der Jude Jakob Sander seine Frau mit den Kindern 1942 allein auf die Fluchtroute schickte. Nun gut, habe ich gedacht ... Dass Sander seinen Nachnamen wechselt und niemals nach Kriegsende sein Eigentum (Grundbesitz, Geschäft, Kunst usw.) zurückverlangt, in Zürich als armer Schlucker lebt, erscheint ebenso unglaubwürdig. Es gibt eingefügte geschichtliche Vignetten, aber in den Figuren setzt die Autorin rein gar nichts um. Weder darin, wie Familie Sander das Leben in Linz empfindet, warum sie sich spät entscheiden zu gehen (Linz war ein Zentralpunkt der Nazis), noch wird die Flucht geschildert. Genau das wäre interessant gewesen. Man nimmt den Juden die Habe weg, dann flüchten sie lieber, retten ihr Leben ... – es klingt zu oberflächlich. Eigentlich ist keine der Figuren für mich stimmig. Warum erfährt der Sohn so spät von dem Gehstock? Sehr konstruiert – damit er dem Eigentümer über den Weg laufen kann. Ein Nebencharakter, der gleich so markant heraussticht, so viel Platz bekommt ... natürlich ahnt der Leser sofort ... Das ist für mich ungeschickt angelegt. Dies ganze Gewusel die vielen Nebencharaktere, Nebenstränge war irgendwann langweilig für mich, man ahnte, worauf es zuläuft – irgendwo war immer der Zufall drin. Die Krönung: ein im betrunkenen Kopf zufällig gezeugtes Kind. Och nee! Wechselnde Perspektive und zeitliche Sprünge, teilweise recht unlogische Handlungen werden dank eines in jeder Ecke lauernden Zufalls verbunden. Die Figuren sind ziemlich leblos, oberflächlich. Spannung mag durch den ständigen Tumult zwischen den agierenden Personen entstehen – leider erinnerte mich das eher an einen Klamaukfilm, allerdings ohne Humoreinlage.
Wie kann man das Buch einordnen? Historisch zum Thema Nationalsozialismus? Dafür sind diese Anteile zu gering. Ein Jude, der seinen Rucksack packt und eine kleine Szene im Wald, in der Fluchthelfer und Flüchtling getrennt werden. Ein Kriminalroman? Ein Toter, Handel mit Raubkunst – das hätte Thema sein können. Auch hier reicht es nicht. Ein Roman um die Kunstszene? Nur angekratzt. Ein Zürichroman? Nein, dort laufen sich die Protagonisten lediglich ganz zufällig alle über den Weg. Ein Roman – das passt. Ein klasse Thema, aus dem man viel hätte machen können. Leider ist dies eine unglaubwürdige, sehr schwache Geschichte mit noch schwächeren Charakteren. Schade. Eine Story, die unter die Haut gehen sollte. So geschrieben lässt sie mich kalt, aber genervt zurück. Fishing in verschiedenen Themen, die aber nicht auserzählt werden. «Waldinneres» von Gustav Klimt gehörte wirklich zur Raubkunst der Nazis und um dieses Bild gab es einen gewaltigen Rechtsstreit. Eine andere Geschichte, die mit dem Roman nichts zu tun hat.
Mónica Subietas, geboren 1971 in Barcelona, lebt seit 2008 in Zürich. Sie ist Kulturjournalistin und Editorial Designerin, außerdem arbeitet sie in der Leseförderung mit Gruppen von Erwachsenen und Kindern im Vorschulalter. Vor ihrem Umzug nach Zürich lebte sie in Barcelona, Madrid und New York. Neben Spanisch und Katalanisch spricht sie fließend Englisch und Deutsch. »Waldinneres« ist Mónica Subietas’ erster Roman.
- Christian v. Ditfurth
Mit Blindheit geschlagen
(45)Aktuelle Rezension von: engineerwifeWie immer klasse, der Herr Stachelmann. Dieser Krimi war wirklich spannend bis zum Schluss. Bei dem zweiten Teil ist mir jedoch echt aufgefallen, wie wichtig es ist, diese Serie in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Es wird sich unheimlich oft auf den vorherigen Teil bezogen, was mir gut gefällt. So wachsen einem die Charaktere richtig ans Herz.
- Jan Eik
Verschluss-Sache
(1)Aktuelle Rezension von: Jens65Die Autoren lüften den Vorhang einer geschlossenen DDR- Gesellschaft, berichten von deutsch-deutscher Geheimdiplomatie, erfundenen Attentaten, Machtkämpfen im Politbüro und diskretem Damenbesuch aus Bonn. Das Buch bietet spannende und auch skurrile Geschichten aus einem abgeschlossenen Kapitel deutscher Geschichte. Für ausgebildete und gelernte Ossis wie mich interessante Anekdoten aus 40 Jahre DDR - Geschichte - lesenswert. - Georges Simenon
Maigret kämpft um den Kopf eines Mannes
(33)Aktuelle Rezension von: PoeEA1809Paris um 1930. Der Kommissar verhilft einem zum Tode Verurteilten zur Flucht. Ein ungewöhnlicher Beginn, der einen sofort und ohne weitere Erklärung mitten ins Geschehen stürzt. Während man das hektische Treiben der Polizei verfolgt, erfährt man nach und nach, welche Tat der Entflohene angeblich begangen hat, dass der Kommissar inzwischen an dessen Schuld zweifelt und er seine eigene berufliche Zukunft riskiert, um einen Justizirrtum zu vermeiden. Bei seinen Ermittlungen stößt Maigret auf einen Gegner, der ihm an Cleverness überlegen scheint und der den Kommissar zu einem Duell herausfordert.
Ein geschickt konstruierter Kriminalfall, der die Spannung von Anfang an hochhält, mit Ermittlungsmethoden der Polizei, die heute bereits nostalgisch wirken. Dazu gibt es schöne Impressionen aus dem Paris der 1920/30er Jahre, mit einer herrlichen Szene aus dem (auch heute noch existierenden) La Coupole (Brasserie La Coupole) am Montparnasse. Wenn man diese Szene liest, hat man Lust, sofort alles stehen und liegen zu lassen und für ein paar Tage nach Paris zu fahren.
Das war mein erster Maigret und sehr wahrscheinlich werden weitere folgen. 4,5 Sterne dafür.
- Marcus S. Theis
Schatten ohne Licht
(36)Aktuelle Rezension von: HerbstroseWohin ziehen die Vögel im Winter? Das fragen sie sich oft, die beiden Geschwister Seonghan und Jeongah Ban. Sie leben mit ihren Eltern im diktatorischen Nordkorea und kennen nichts anderes als harte Arbeit, Armut und Hunger – und die Verehrung des Ewigen Präsidenten und Geliebten Führers. Als junger Erwachsener sieht Seonghan zum ersten Mal verbotene Bilder aus dem imperialistischen Saigon. Er kann nicht fassen, was er da sieht: fließend Wasser in jedem Haus, überall Licht, schöne Menschen in sauberer Kleidung und Essen im Überfluss. Sein Entschluss steht fest, da will er hin, zusammen mit seiner Schwester und seinem besten Freund. Nachdem Großvater, ein Kriegsveteran, im nächsten harten Winter verhungerte, sind auch die Eltern mit den gefährlichen Plänen der Jugendlichen einverstanden. Sollte die Flucht scheitern, droht ihnen lebenslange Zwangsarbeit oder gar die Todesstrafe. Ist ein Leben in Freiheit dieses Risiko wert? Bis zur chinesischen Grenze müssen sie sich alleine durchschlagen, dann sollten sie von einer christlichen Hilfsorganisation weiter begleitet werden. Doch schon an der Grenze zu China läuft alles schief …
Der Autor Marcus S. Theis wurde 1994 in Koblenz geboren und wuchs in der Nähe von Andernach auf, wo er auch seine Schulzeit verbrachte. Nach dem Abitur 2014 studierte er zunächst Jura, um dann zu Politik- und Sozialwissenschaften zu wechseln. Nach mehrmonatigem Aufenthalt in Neuseeland und diversen Backpacking-Reisen nach Korea, Japan und in die USA entdeckte er seine Leidenschaft zum Schreiben. „Schatten ohne Licht“, das 2017 erschien, ist sein Roman-Debüt.
Zu Beginn erfahren wir über die Kindheit und die Familie der Geschwister, erhalten Einblick über das Leben in Nordkorea und verstehen bald, warum Seonghan, Jeongah und Freund Joonho diese gefährliche Flucht wagen. Obwohl hier eine fiktive Geschichte erzählt wird, ist sie doch sehr authentisch. Als Vergleich empfiehlt sich evtl. das Buch „Meine Flucht aus Nordkorea“ von Yeomni Park, in dem diese in einer Biografie ihre eigene Flucht schildert.
Der Schreibstil des Autors ist flüssig, gut zu lesen und ganz den Ereignissen angepasst. Er spart nicht an Brutalität und schont uns Leser nicht. Gräueltaten werden bis ins kleinste Detail beschrieben, so dass die Geschichte stellenweise einem Thriller nahekommt. Wenn man bedenkt, dass alles dem Alltag in Nordkorea entspricht und auch die geschilderten Ereignisse auf der Flucht so oder so ähnlich vorkommen, dann erfordert das Lesen dieses Buches starke Nerven und ein robustes Gemüt. Dennoch empfehle ich es gerne weiter, wenn auch mit einem * Abzug, da bereits am Anfang darauf hingewiesen wird, dass alles frei erfunden und Ähnlichkeiten rein zufällig wären.
Fazit: Eine Geschichte die nachdenklich stimmt und dankbar macht, in einem Land wie Deutschland leben zu dürfen.
- Hendrik Falkenberg
Das Erbe der Schuld
(9)Aktuelle Rezension von: lucycaDr. Gerd Hartkamp, Professor für Psychologie, steht kurz vor seiner Pensionierung. Auf diese Zeit freut er sich. Zu seinen Passionen gehört das Gärtnern aber auch das Fallschirmspringen ist eine grosse Leidenschaft von ihm. Leider wird er den nächsten Sprung nicht überleben. In seiner Vergangenheit gibt es eine dunkle Vergangenheit, die immer mehr ans Tageslicht drängt. Die grosse Frage ist natürlich, wer trägt Schuld an seinem Tod und vor allem warum?
Falkenberg hat einen Schreibstil, der mir gut gefällt. Schon in den ersten Seiten baut sich eine Spannung auf, die nicht immer aufregend ist, jedoch sehr ansprechend. Leider wird das Ganze teilweise zu stark in die Länge gezogen und wiederholt. Die einzelnen Protagonisten sind lebendig beschrieben und gut ausgebaut. Hannes Niehaus kommt als Sportler-Polizist sehr gut rüber. Seine Leidenschaft als Kanute aber auch als Polizist, bringt ihn immer wieder in gewisse Bedrängnisse. Zudem ist er kürzlich mit seiner Freundin Anna in eine gemeinsame Wohnung gezogen, was für ihn eine weitere Herausforderung mitbringt.
Überrascht hat mich das Finale, mit Erklärungen, die grundsätzlich nicht vorhersehbar waren. 4 Sterne sind verdient.
- Dieter Bührig
Fluchtvögel
(19)Aktuelle Rezension von: IlonGerMonMit diesem Krimi greift der Autor ein an jedem Tag aktuelles politisches Thema auf, schafft es aber gleichzeitig, ein Stück deutsch-deutscher Vergangenheit zu thematisieren, das 25 Jahre und länger zurückliegt. Und die Ereignisse gleichen bzw. ähneln sich. Die Grundgedanken hinter der Flucht sind weiterhin Freiheit und selbstbestimmtes Leben, die Technik hat sich zum Teil verbessert, allerdings auf beiden Seiten, lediglich die Entfernungen, die Menschen zu überwinden bereit sind, wurden deutlich größer.
Anfangs begleiten wir zwei Nordafrikaner auf ihrem Weg übers Mittelmeer, durch Spanien bis nach Lübeck. Dort werden sie vom Zoll aufgrund modernster Technik in einem Kühltransporter auf dem Weg nach Skandinavien entdeckt. Der eine lebt schon nicht mehr, der zweite verstirbt im Krankenhaus.
Rico ist ein Kleinkrimineller, der die gegen ihn verhängten Sozialstunden in einer Lübecker Klinik für psychisch Kranke ableistet. Er wird dazu abgestellt, sich stetig um die „Namenlose“ zu kümmern und aufzupassen, dass diese nicht Hand gegen sich selbst erhebt. Ricos ständige Begleiterin ist seine Gitarre, mit ihr und den Songs von Bob Dylan gelingt ihm, was bislang unmöglich erschien. Die Frau, die seit mehr als 25 Jahren ohne Erinnerung und ohne ein Wort zu sprechen in dieser Einrichtung lebt, beginnt zunächst nur mit ihm zu sprechen und deckt Stück für Stück ihre eigenen Erinnerungen wieder auf.
Rico wird unfreiwillig zu einem Verbindungsglied zwischen diesen beiden unterschiedlichen Handlungssträngen, die auch hinsichtlich der Aufklärung ganz unterschiedlich gewichtet sind. So kümmert sich die Polizei vordergründig um die Aufklärung der heutigen Fluchtgeschichte, die am Ende mit zwei Toten in einem LKW endet. Rico und die „Namenlose“ dringen mehr und mehr in die deutsch-deutschen Fluchtgeschichten aus der Zeit zweier deutscher Staaten ein, die durch die Grenznähe von Lübeck und umliegender Ortschaften besondere Authenzität erfahren.
Einzig die für mich zu langen Passagen mit Liedtexten, Gedichten etc. haben mich zwischendurch weiterblättern lassen. Aber – so lese ich in vielen anderen Rezensionen – finden gerade diese Passagen auch Anklang. Das will ich gern akzeptieren, Lesen ist immer auch ein persönliches Erleben und somit will ich diesen Kritikpunkt meinerseits nicht zu hoch bewerten.
Alles in allem ein stimmungsvoller und stimmiger Regionalkrimi, der allerdings von der Thematik her diese Eingrenzung bei weitem sprengt. Schade, dass das Ergebnis einerseits eine Lösung bietet, andererseits aber in der doch etwas sehr merkwürdigen Person der/ des Dr. Schahyn mehr oder weniger offen bleibt.
Ist hier eine Fortsetzung geplant? Gern.