Bücher mit dem Tag "französischer autor"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "französischer autor" gekennzeichnet haben.

98 Bücher

  1. Cover des Buches Die Pest (ISBN: 9783499006166)
    Albert Camus

    Die Pest

     (517)
    Aktuelle Rezension von: Elektrifix

    Die Geschichte spielt in Oran, einer Stadt an der Küste Algeriens in den 40er Jahren (194+). Sie könnte aber jeder Zeit, überall genauso geschehen.


    Das “normale” Leben wird durch das Massensterben von Ratten zunächst nur oberflächlich gestört. Und auch als die ersten Menschen an einer geheimnisvollen Krankheit sterben, wird die “Sache” klein geredet, bzw. ignoriert.


    Erst als die Stadt hermetisch abgeriegelt wird, begreifen die Bewohner den Ernst der Lage.


    Der Erzähler beschreibt neben Dr. Rieux, einem Arzt, der bis zur körperlichen und seelischen Erschöpfung versucht zu helfen, um festzustellen, dass er “nur” noch der Verwalter der Kranken ist, einige weitere Charaktere sehr detailliert. 

    Diese Menschen versuchen dan zusammen mit dem Doktor, der Lage Herr zu werden.


    Große Themen sind: Die Trennung von liebenden Menschen, die Verhaltensveränderungen der Menschen in den verschiedenen Stadien der Epidemie, der Tod und die Vereinsamung.


    Die Erfahrungen mit Corona (COVID-19) machten mich beim Lesen sehr betroffen, so dass ich schon Mal ans Abbrechen dachte. Ich habe aber “durchgelesen” und es nicht bereut.



  2. Cover des Buches Gustave Flaubert, Madame Bovary (ISBN: 9783730612842)
    Gustave Flaubert

    Gustave Flaubert, Madame Bovary

     (614)
    Aktuelle Rezension von: BloomingLilly

    Gustave Flauberts "Madame Bovary" ist zweifellos ein Klassiker der Weltliteratur, jedoch konnte mich dieses Buch nicht überzeugen. Trotz seines literarischen Rufs fand ich die Lektüre enttäuschend und langatmig.

    Ein Hauptgrund für meine Unzufriedenheit liegt in der Charakterentwicklung, insbesondere in Bezug auf die Protagonistin Emma Bovary. Obwohl sie als tragische Figur präsentiert wird, konnte ich keine wirkliche emotionale Verbindung zu ihr aufbauen. Ihre Handlungen und Entscheidungen erschienen mir oft unverständlich und inkonsequent, was es schwer machte, sich in sie hineinzuversetzen.

    Die Handlung des Buches erscheint ebenfalls zäh und langwierig. Flaubert neigt dazu, sich in ausführlichen Beschreibungen von Alltagsszenen zu verlieren, was den Lesefluss erheblich beeinträchtigt. Darüber hinaus fehlt es dem Buch an spannenden Höhepunkten oder Wendungen, die das Interesse des Lesers aufrechterhalten könnten.

    Insgesamt ist "Madame Bovary" von Gustave Flaubert für mich persönlich eine enttäuschende Lektüre. Obwohl es zweifellos seinen Platz in der Literaturgeschichte hat, konnte es mich als modernen Leser nicht überzeugen. Die langatmige Handlung, die schwer zugänglichen Charaktere und die veraltete Darstellung der Gesellschaft machen es zu einer wenig ansprechenden Lektüre.

  3. Cover des Buches Die Wohlgesinnten (ISBN: 9783833306280)
    Jonathan Littell

    Die Wohlgesinnten

     (160)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Nach der großen Ankündigung und dem großen Erfolg in Frankreich konnte man sehr gespannt sein. Der Autor hat wohl die nötige Distanz um dieses >Eisen< anzupacken. Leider passiert dann sehr wenig. Lobenswert ist die genaue Recherche und das Aufarbeiten von Zahlen und Orten, aber Ereignisse werden zum Teil nur gestreift und das Buch wird bald langweilig. Es ist sehr enttäuschend, man kann fast von einem Machwerk sprechen denn von all dem angekündigten, versprochenen ist nichts übrig. Es wird soviel angepackt, aber dann plötzlich fallen gelassen und der Autor nimmt seine Erzählfäden oft nicht mehr auf und so ist es nicht interessant, nicht brisant, nicht aufklärend oder aufrüttelnd, sondern einfach nur langatmig, langweilig und überhaupt nichts sensationelles.

  4. Cover des Buches Karte und Gebiet (ISBN: 9783832164522)
    Michel Houellebecq

    Karte und Gebiet

     (177)
    Aktuelle Rezension von: holzmair_eva

    Der kapitalistische Kunstbetrieb, in dem Stars gemacht werden, in diesem Fall ein zurückgezogen lebender Absolvent der École des Beaux-Arts namens Jed Martin, dessen Fotos von Michelin-Regionalkarten einen PR-gesteuerten Hype auslösen. Der richtige Augenblick, um eine Geliebte zu halten, der, wenn einmal versäumt, nicht mehr nachgeholt werden kann. Die Distanz zwischen Sohn (Jed) und Vater, die zu Weihnachten nur mit Mühe ein Gespräch führen können. Die Zumutungen des Alterns, die sowohl Jeds Vater (er wird gegen Ende des Romans in Zürich assistiert Selbstmord begehen) als auch Michel Houellebecq plagen, der im Roman als versoffen der Einsamkeit fröhnend dargestellt wird und den Jed aufsucht, damit er ein Vorwort für seine nächste große Ausstellung schreibt. Die Frage, was Kunst und Künstler sein (bei Houellebecq eindeutig männlich geprägt) eigentlich bedeuten.

    All das und noch mehr ist in diesem Roman verpackt, liest sich amüsant, etwa die Porträts von Houellebecqs Kollegen wie Frédéric Beigbeder oder von Möchtegernberühmtheiten und Adabeis der Pariser Szene, nur stellenweise etwas langatmig (etwa wenn Houellebecq zu viel aus Wikipedia und anderen Schriften zitiert) und hält für ausgesprochene Houellebecq-Hasser:innen auch noch die Befriedigung bereit, dass der Autor ermordet und zerstückelt in seinem Landhaus aufgefunden wird. Was will frau mehr!

  5. Cover des Buches Unterwerfung (ISBN: 9783832163594)
    Michel Houellebecq

    Unterwerfung

     (300)
    Aktuelle Rezension von: oszillieren

    Viele der schlechten Bewertungen stammen von Rezensierenden, die den Hauptcharakter unsympathisch finden. Wenn man danach ginge, könnte man die Hälfte der Weltliteratur in den Ausguss kippen. 

    Ich fand das Buch gerade wegen der Mentalität des Protagonisten so interessant. Er steht stellvertretend für Tausende und Abertausende Männer, die (offensichtlich oder tief im Innern) sexistische Klischees hegen, für Tausende und Abertausende Menschen, die sich mit jeglichem Regime arrangieren würden, solange etwas für sie dabei herausspringt. In diesem Fall ist dieses „Etwas“ z.B. die Unterwerfung  gefügiger Ehefrauen. Dass Menschen oft Sklaven ihrer niederen Instinkte sind, ist keinesfalls abwegig, und die daraus resultierende systematische Unterdrückung ist Praxis in vielen Ländern dieser Welt. Das lässt sich nicht wegdiskutieren, auch wenn der Gedanke unerfreulich ist. Gerade Deutsche wissen doch, wie leicht es ist, Menschen zu manipulieren und zu Gräueltaten zu bewegen, solange Politik es legitimiert und sagt „Du darfst das“. Darum geht es in dem Roman: Um den schleichenden Verlust der Menschlichkeit. Das fand ich faszinierend, gerade wenn das so klug beschrieben wird, wie Michel Houellebecq es tut. 

    Nun muss man natürlich darüber sprechen, wie wahrscheinlich es ist, dass die im Roman beschriebene politische Umwälzung in unseren Gefilden so stattfinden würde. Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit gering. Und jedem ist bewusst, dass das Thema des Islams in Europa seit Jahrzehnten (Jahrhunderten!) kontrovers diskutiert wird. Aber mit Verlaub: Als erwachsener Mensch bin ich zu vernünftig, um nach der Lektüre eines Romans islamophob zu werden - und die meisten anderen LeserInnen auch. 

    À propos und nicht, dass es eine Rolle spielt - denn Literatur darf (fast) alles - aber ich sag es trotzdem: Das Buch beantwortet übrigens ganz klar, wer der Bösewicht ist. Es ist nicht der muslimische Politiker mit seinen Moralvorstellungen, sondern der opportunistische weiße Franzose, dem alles egal ist, solange er einen vollen Magen hat und eine Zwanzigjährige fürs Bett zugewiesen bekommt. 

    Leichte Kost wird niemand erwarten, der zu diesem Buch greift, aber ich erwähne trotzdem ausdrücklich, dass das Buch an die Substanz geht. Der gute Schreibstil ließ mich kaum von „Unterwerfung“ ablassen, aber spätestens gegen Ende des Buches wurde mir der Sexismus zweier Figuren zu viel. Ich bereue es im Nachhinein nicht, aber ich musste mich dazu zwingen, mir die letzten 90 min. anzuhören. 

    Fazit: Ein brillantes, fesselndes, schockierendes Buch. Ich bin froh, es gelesen zu haben. Wird nicht mein letzter Houellebecq gewesen sein.

  6. Cover des Buches Elementarteilchen (ISBN: 9783832162788)
    Michel Houellebecq

    Elementarteilchen

     (433)
    Aktuelle Rezension von: SofiaCuorDiLeone

    Ich habe dieses Buch vor allem deshalb gelesen, weil es zu den Klassikern und meist diskutierten Werken überhapt gehört - und war leider schnell abgestoßen davon. Dies ist vor allem meinem persönlichen Geschmack "geschuldet", denn ich lese einfach ungern Bücher mit so extrem expliziten Inhalten - mir geben solche Beschreibungen leider nichts außer ein ungutes Gefühl und den Drang, die Passage schnell zu überspringen oder das Buch gar weg zu legen; hier habe ich es zwar bis zum Ende geschafft, jedoch mit einem unguten Gefühl in der Magengegend. Es mag durchaus genug Leser*innen geben, die damit kein Problem haben oder so etwas sogar gerne lesen - für diese könnte Elementarteilchen bestimmt eine fesselnde Lektüre sein, nur gehöre ich eben leider nicht dazu. Inhaltlich hat mir der Text nichts gegeben, leider ein absoluter Reinfall für mich.

  7. Cover des Buches Kompass (ISBN: 9783492312349)
    Mathias Énard

    Kompass

     (15)
    Aktuelle Rezension von: Insiderwitz

    Was sich nach einer interessanten Geschichte über einen Mann angehört hatte, dessen Leben stark mit dem Orient verbunden ist, ließt sich in Wahrheit mehr wie ein "Who's Who der Orientliebhaber". Anstatt sich komplett auf die Lebensgeschichte von Franz Richter zu konzentrieren, besteht fast ein Großteil des Buches aus Erzählungen über berühmte Leute, die dieses Gebiet mochten, oder aus anderweitigen Anekdoten über den Orient während Episoden aus seinem Leben immer wieder kurz eingestreut werden- es scheint schon fast so, als ob sich Franz mit den Taten anderer Menschen mehr identifiziert als mit seinem eigenen Leben... 


    Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass der Autor nicht ganz wusste, ob das Buch jetzt ein Sachbuch oder ein Roman werden wollte, was auch erklären würde, warum ständig zwischen Wahrheit und Fiktion gewechselt wurde- allerdings schafft es das Buch weder, ein gutes Sachbuch oder ein guter Roman zu sein. Für ein Sachbuch ist das Buch zu schlecht in Unterthemen gekliedert und für einen Roman konzentriert es sich zu wenig auf die Geschichte des Hauptcharakteres. Spaß hat es deshalb nicht wirklich gemacht, das Buch zu lesen- nur mit Mühe konnte ich mich durch das Buch quälen und hätte es mehrmals fast abgebrochen.

  8. Cover des Buches Gefährliche Liebschaften (ISBN: 9783423144957)
    Pierre Ambroise François Choderlos de Laclos

    Gefährliche Liebschaften

     (121)
    Aktuelle Rezension von: paulinala

    Den meisten Leser/innen sagt der Film zu "les liaisons dangereuses" mit Spitzenbesetzung etwas. Der meiner Meinung nach wunderbar umgesetzte Film wird nur noch durch die zu Grunde liegende Textgrundlage übertroffen. 

    Das an sich etwas in die Jahre gekommene Genre des Briefromans, das sich gerade in der französischsprachigen Literatur etablierte, trägt ungemein zum Lesefluss und zur Geschichte bei.

    Die Leserin/ der Leser findet sich selbst als der einzig allwissende Teilnehmer der Manipulation der Protagonistin und des Antagonisten inmitten einer fiktiven Realität wieder. Sobald wir als Lesende in die Welt der reicheren Schicht Frankreichs eintauchen, sobald erahnt uns auch das Gefühl, als würden wir Teil einer Historie werden, die sehr real wirkt, die wir aber nicht ändern können, weil wir nach Lektüre der Briefe wissen, dass diese postpartum gesammelt und veröffentlicht wurden. Die Illusion ist nahezu perfekt, der Autor erscheint selbst kam bis gar nicht, um den Briefverkehr nicht zu stören. Stattdessen gibt er Annotationen und stellt sich selbst als den Editor und Herausgeber dar.

    Besonders beeindruckend wirkt auch die gesamte Figurenkonstellation und Komposition der einzelnen Charaktere. Diese verkörpern, jeder für sich, ein eigenes Bild der jeweiligen Zeit und reflektieren insbesondere intensiv die verschiedenen Rollen der Frau in der Adelsschicht. 

    Das sind beispielsweise das naive, junge Mädchen, die gebrochene Frau im Rachefeldzug, weil ihr Herz gebrochen wurde und sie durch ständige Unterdrückung und Machtspiele zu dem machte, was sie ist, und der erbitterte Tanz mit den männlichen Gegenspielern.

    Die männlichen Figuren sind in diesem Falle sowohl die Opfer der Launen der weiblichen Figuren, als auch gefangen in einer Illusion, dem weiblichen Geschlecht überlegen zu sein.

    Viele Lesende sprechen hier von einer Art romantisierten Feminismus, was ich aber so nicht unterschreiben möchte. Das in der Zeit der Veröffentlichung herrschende Bild der Frau unterscheidet sich stark von dem, was die Marquise verkörpert und entspricht eher dem von Cécile Volanges.

    Natürlich ist es in einer Art und Weise revolutionär, die Frau in ihrem Charakter der Marquise so darzustellen, stark und mächtig, aber dennoch wird sie am Ende zerstört durch die Überlegenheit eines Mannes, der sie letztendlich  zu ihrem eigenen Fehlverhalten verleitete. 

    Das schockende Moment befindet sich am Ende, als die weibliche Protagonistin, die Marquise, von ihrem Gegenspieler durch eine weitere Racheaktion kurz vor seinem Tod zerstört wird.

    Wer sich einmal an die Faszination Briefroman herantrauen möchte, sollte dieses Meisterwerk unbedingt lesen!

  9. Cover des Buches Die Möglichkeit einer Insel (ISBN: 9783832163655)
    Michel Houellebecq

    Die Möglichkeit einer Insel

     (176)
    Aktuelle Rezension von: r_a_n

    Einer der besten SF Romane die ich kenne. Von Religion, Wissenschaft über Humor hin zur Poesie. Ein Spiegel den uns Houellebecq aus der Zukunft entgegenhält. Warum kann es nicht mehr Bücher wie diese geben. 


    Ein Charakter, dem man mit Staunen durch sein Leben und darüber hinaus folgt und ab einem gewissen Punkt folgen will. Große Literatur!

  10. Cover des Buches Der Fremde (ISBN: 9783644026216)
    Albert Camus

    Der Fremde

     (612)
    Aktuelle Rezension von: Drachenbuecherhort

    „Der Fremde“ ist ein Klassiker, der Fragen nach dem Sinn des Lebens, nach Moral und Gerechtigkeit aufwirft. Albert Camus, ein Vertreter des Absurdismus, zeigt uns die Welt aus der Perspektive eines Menschen, der sich von der Gesellschaft entfremdet hat und wegen eines Mordes zum Tode verurteilt wird.

    Von Camus‘ „Der Fremde“ hatte ich mir mehr Tiefe erhofft, etwas, das mich an seine Größe heranführen und mich sein ganzes Werk lesen lassen würde. Schließlich war dieses Buch sein Durchbruch. Bedauerlicherweise war das nicht der Fall.

    Stilistisch ist es schwierig, dem Inhalt zu folgen, da man immer wieder aus dem Lesefluss gerissen wird. Die Erzählform macht den Grund für die einzelnen Handlungen nicht verständlicher. Auch beim Lesen zwischen den Zeilen wird die Frage nach dem Warum und Wieso nicht beantwortet. So wird der Leser an ein Rätsel gestellt, das er selbst zu lösen hat. Er wird herausgefordert, seine eigenen Werte und Urteile zu hinterfragen und sich mit der Absurdität des Menschseins auseinanderzusetzen. Ob sich dies so gut mit der Handlung vereinbaren lässt, sei dahingestellt.

    Bei dem Protagonisten Meursault handelt es sich um einen abgestumpften, passiven und äußerst gleichgültigen Menschen. Er nimmt sein Schicksal widerstands- und hoffnungslos hin und zeigt weder Reue noch Empathie für seine Tat. Das macht die Geschichte frei von Sinneswandel oder Wendung. So sind die Dinge. Es geschieht, wie es geschieht. Es ist die Beschreibung eines Lebens ohne Sinn und ohne Ziel.

    Gegen Ende habe ich gehofft, dass es noch eine Wendung gibt. Etwas, das wirklich für einen Überraschungseffekt sorgt, aber stattdessen geht die Geschichte geradlinig weiter. Und genau das macht das ganze Buch so unglaublich langweilig. Es mag ein Klassiker sein, aber warum eigentlich?

    Trotz meines Bemühens, mich diesem Werk kritisch, aufgeklärt und mit Sinn für große Literatur zu nähern, ist es mir nicht gelungen zu verstehen, warum „Der Fremde“ als eines der bedeutendsten Werke der Geschichte bezeichnet wird. Aus diesem Grund kann ich keine Leseempfehlung aussprechen.

  11. Cover des Buches Die Frau von dreißig Jahren (ISBN: 9783730604113)
    Honoré de Balzac

    Die Frau von dreißig Jahren

     (52)
    Aktuelle Rezension von: lisa_gericke
    Jeder einzelne Satz ein literarischer Hochgenuss! 
  12. Cover des Buches Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem Ikea-Schrank feststeckte (ISBN: 9783596520848)
    Romain Puértolas

    Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem Ikea-Schrank feststeckte

     (101)
    Aktuelle Rezension von: Die-Glimmerfeen
    Ein Nagelbett von Ikea mit fünfzehntausend Nägeln bestückt, zum sensationellen Preis von 99,99 Euro, ist so unwiderstehlich für den Fakir Ayarajmushee (sprich: Ayran in der Moshee), dass er sich einen Anzug leiht, nach Paris reist um am nächsten Tag mit dem heiß begehrten Stück wieder nach Indien zu fliegen. Kaum ist er in Paris gelandet, hält das Schicksal ein großes Abenteuer und unglaubliche Zufälle für ihn bereit.

    Das Buch kennt keine Langeweile, flott und unterhaltsam erlebt man mit dem Fakir seine Abenteuer und ja, sie sind unglaublich und ein Vergleich zu dem ‚Hundertjährigen, der aus einem Fenster stieg‘ drängt sich unwillkürlich auf, wobei der Fakir leider verliert. Hier ging Schnelligkeit auf Kosten von Tiefe. Ich empfand es als kurzweilige Lektüre, die sich in einem Stück weglesen lässt, aber keinen wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen wird. Die Aussprache der Namen wird mit einem Augenzwinkern erklärt. Es gibt einige Anleihen zur Popkultur, die das Ganze zusätzlich würzen. Das ernste Thema der illegalen Einwanderer und deren Abschiebung wird gestreift und wirbt für Verständnis für die Not dieser Menschen. Die Wandlung des Fakirs vom Saulus zum Paulus ist recht nett zu lesen, konnte mich aber im Ganzen nicht völlig überzeugen.

    Warum man vielleicht zu diesem Buch greifen sollte:
    01. Wenn man gerne Geschichten liest, die wirklich unglaublich sind
    02. Man Verfolgungsjagden mag
    03. Wenn man auf Tempo steht

    Fazit: Ein kurzweiliges Buch, dass sich bestens als Strandlektüre oder Reisebegleiter eignet.
  13. Cover des Buches Der Fall (ISBN: 9783644485211)
    Albert Camus

    Der Fall

     (136)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Dieser im Jahr 1957 veröffentlichte schmale Band enthält die Lebensgeschichte des Pariser Anwalts Johannes Clamans. Im Stil eines Gesprächs gibt er sich in einem Zeitraum von fünf Tagen einem fiktiven Dialogpartner im Amsterdamer Hafenviertel zu erkennen. Geschildert werden der kometenhafte Aufstieg des jungen Mannes in der Pariser Gesellschaft, begünstigt durch ein Wesen, dass durch Eigenliebe, Opportunismus und einen Mangel von Empathie gekennzeichnet ist. Durch seine Zeugenschaft bei einem Suizid einer jungen Frau gerät sein Welt- und Selbstbild ins Schwanken. Er verlässt den eingeschlagenen Weg und hält nun mit Hilfe seiner Selbstanklage den Menschen den moralischen Spiegel vor. Doch ist diese Veränderung nicht durch Läuterung gekennzeichnet, sondern von dem Versuch, sich selbst zu ent- und den Gesprächspartner zu belasten, sodass dieser gezwungen wird, seine eigene Lebensbeichte abzulegen. Camus schafft es, auf knapp 120 Seiten eine große Menge von Themen anzusprechen. Liebe, Glaube und Gemeinschaft bilden hier die Pfeiler der Argumentation, welche den Leser nachdenklich und betroffen zurücklässt. Dass der Autor hierfür den Nobelpreis erhielt, ist mehr als nachvollziehbar. Ein Muss für jeden, der sich für die Triebfedern menschlichen Handelns und des "Pudels Kern" der Gesellschaft interessiert.
  14. Cover des Buches Bel-Ami (ISBN: 9783328110736)
    Guy de Maupassant

    Bel-Ami

     (79)
    Aktuelle Rezension von: divergent

    --- Der Inhalt ---

    Als abgehalfterter Veteran aus dem Algerien-Krieg kehrt der ungebildete Georges Duroy 1890 völlig mittellos nach Paris zurück. Zum Glück trifft er dort auf seinen alten Mitstreiter Charles Forestier, der mittlerweile als Verleger nicht nur zu Geld, sondern auch zu politischem Einfluss gekommen ist. Er führt ihn auch in seine Familie ein, in der Forestiers attraktive Frau Madeleine sogleich Duroys politisches Potential erkennt. Doch Georges Duroy ist kein Autor, seine Stärke besteht in der Kunst der Verführung. Auf seinem Weg zu Reichtum und Macht, nimmt er keinerlei Rücksicht – auch nicht vor den Frauen seiner Freunde.


    --- Meinung ---

    Ich habe das Buch vor Jahren mit großer Begeisterung gelesen. DIe Geschichte ist recht interessant und ich war auch gespannt, was man noch so für Geschichten mit "Bel Ami" erlebt. Das er ja wirklich mit jeder Frau, die auch nur erwähnt wird im Bett landet ist für mich nicht so verwunderlich, da er ein Charmeur ist, wie er nur im Buche steht.

    Guy de Maupassant hat mit "Bel Ami" einen Klassiker der französischen Literatur geschaffen! Mehr Menschen sollten dieses Buch lesen!

  15. Cover des Buches Malevil: Roman (ISBN: 9783841201867)
    Robert Merle

    Malevil: Roman

     (61)
    Aktuelle Rezension von: Mandrin

    Ich habe dazu drei Fragen:
    1.Man hatte Glück, daß es nach dem Abwurf der Lithiumwasserstoffbombe noch ausreichend Wasser gab
    2.Nachdem Emmanuel und Thomas zu den Höhlenmenschen in den E'tang marschieren, um das gestohlene Pferd Amarante wieder zurück zu holen sagt Thomas nachdem er auf die Uhr sieht "meine Viertelstunde ist noch nicht um" -was ist damit gemeint?
    3.Der Sohn Jacquet schießt zuerst mit Pfeil und Bogen auf Emmanuel und Thomas, Emmanuel feuert daraufhin zwei Schuß mit seiner 22er Langrohrbüchse und Thomas zwei Schuß mit der Jagdflinte ab, ehe sich Jacquet ergibt.
    Emmanuel nimmt den Sohn Jacquet gefangen und sagt, daß er noch 8 Schuß im Magazin hat. Von dem Sohn erfahren Emmanuel und Thomas, daß noch sein Vater mit einer Doppelflinte hinter der Mauer versteckt ist.
    Emmanuel schießt nun den Vater ins Herz und als er beim Nachsehen feststellt, daß sein Magazin leer ist, behauptet er, daß er 5 Schuß abgeben hat. Aber es müßten doch dann entweder 8 Schuß oder 6 Schuß in der Brust des Vaters gewesen sein, da er ja bereist vorher 2 Schuß abgegeben hat.

  16. Cover des Buches Empört Euch! (ISBN: 9783550088834)
    Stéphane Hessel

    Empört Euch!

     (188)
    Aktuelle Rezension von: Kerstin-Scheuer

    Über dieses Buch, das monatelange auf der Bestsellerliste stand, wurde bereits viel gesprochen und geschrieben. Für einige ist es wohl sogar zu einer Art "Bibel" geworden. Es geht zurück auf eine Rede Hessels, die viel Beachtung fand.
    Klar, dass ich dieses Werk auch einmal lesen wollte, um herauszufinden, was so besonders daran ist.

    Leider kann ich die allgemeine Euphorie nicht so ganz teilen.
    Bei dem dünnen Heftchen - ich würde es eher eine "Schrift" als ein "Buch" nennen - handelt es sich um den Aufruf eines 94jährigen an die jüngeren Generationen, sich endlich wieder mehr zu engagieren. Mich erinnerte dies etwas an das ewige "Früher war alles besser" und die ständigen "die Jugend von heute"-Klagen, die mich immer ärgern, weil sie schlicht und ergreifend falsch sind.
    Die Dinge, für wir uns engagieren sollen, liefert Hessel gleich mit. Neues hat er dabei nicht zu bieten: für Umwelt und soziale Gerechtigkeit, gegen die Macht der Banken und des Geldes, in Israel und den arabischen Ländern. Nunja.

    Was mich allerdings wirklich stark beeindruckte, war der Lebensweg von Hessel, von dem man das ein oder andere innerhalb der Schrift; wesentlich mehr jedoch in einem Nachwort erfährt. Hessel wurde in Deutschland geboren und flieht mit seinen Eltern während des Zweiten Weltkriegs nach Frankreich aus, nachdem es der jüdischen Familie gelang aus dem KZ "Buchenwald" zu entkommen. (Schon allein DAS finde ich zu tiefst beeindruckend; es geht aber noch weiter) Als Jugendlicher und junger Mann engeagiert er sich in der Resistance gegen Nazideutschland und schreibt schließlich nach Ende des Zweiten Weltkriegs an der Menschenrechtscharta mit. Später ist er als Botschafter für Frankreich an den unterschiedlichsten Orten weltweit im Einsatz. Wow!
    Mit diesem Hintergrund, finde ich, bekommt die Schrift doch gleich eine ganz andere Perspekitve. Wer sich stets so sehr für die eigenen Ideale und eine bessere Welt einsetzte, hat meiner Meinung nach alles Recht, sich über die heutigen Verhältnisse und die scheinbare Letargie der Jugend zu beschweren. Denn - sind wir mal ehrlich - so stark engagiert sind die wenigstens von uns. Natürlich sind die offensichtlichen Bedrohungen auch - gottseidank - geringer. Gründe, um sich zu engagieren - gibt es aber noch immer genug. Schön, dass uns so ein außergewöhnlicher Mensch hieran erinnerte.

    Unmittelbar nach der Lektüre dieses Werkes habe ich die Autobiografie von Stephane Hessel "Mein Tanz mit dem Jahrhundert" auf meine Wunschliste gesetzt. Ich bin wirklich schwer beeindruckt.

  17. Cover des Buches Die Tagesordnung (ISBN: 9783957579072)
    Éric Vuillard

    Die Tagesordnung

     (32)
    Aktuelle Rezension von: aktionskuenstler

    Éric Vuillard erzählt vom Aufstieg der Nationalsozialisten. Er erzählt diesen auf eine ungewöhnliche Art und Weise, er wählt insbesondere zwei zentrale Ereignisse als Themen seines Romans. Erzählt wird vom Treffen der führenden Industrievertreter mit Adolf Hitler am 20. Februar 1933, rund einen Monat nachdem dieser zum Reichskanzler ernannt wurde. Und er erzählt vom Anschluss Österreichs an Deutschland im Jahr 1938, wobei diese Erzählung den weitaus größeren Teil des Buches einnimmt. Das Buch erzählt diese historischen Ereignisse nach, schmückt sie mit Details aus. Es verwendet diese beiden Ereignisse als Aufhänger, um immer wieder auch andere dazugehörige Themen anzusprechen, die Ereignisse aus der heutigen Perspektive einzuordnen, immer wieder werden beispielsweise die Nürnberger Prozesse einbezogen.

    Inhaltlich ist das wenig Neues. Doch Vuillard gelingt es, dieses Thema grandios aufzubereiten. Seine sprachlichen Bilder sind grandios und lassen den Roman und seine Figuren durchweg plastisch erscheinen. Das Treffen der Industriellen mit Hitler passiert so geräuschlos, so banal. Der Roman erzählt die Geschichte eines Wegsehens. Und er erzählt die Geschichte eines großen Bluffs und eines Nachgebens, veranschaulicht durch den Anschluss Österreichs. Die Nationalsozialisten setzen die österreichische Regierung gibt bei allen Forderungen irgendwann nach. Die Erzählung offenbart die große Inszenierung, die dahinter steckt. Mit Propaganda, mit Drohungen, mit vorgetäuschten Militärmanövern bei gleichzeitig dysfunktionaler militärischer Austattung.

    Ein brillanter Roman über den Aufstieg Hitlers. Ganz am Ende schlägt noch einmal den Bogen in die Gegenwart und erklärt, man falle zwar nicht zwei mal in den gleichen Abgrund, aber man falle immer auf die gleiche Art und Weise, in einer Mischung aus Lächerlichkeit und Entsetzen. Genau deswegen ist dieser Roman wichtig.

  18. Cover des Buches Ich will dich sterben sehen (ISBN: 9783843707893)
    Pierre Lemaitre

    Ich will dich sterben sehen

     (24)
    Aktuelle Rezension von: Kaempferherz

    „Was nun geschieht, betrifft nur noch ihre Hülle. Gezählte Momente, Momente ohne Rückkehr, Alex‘ Verstand ist bereits anderswo. Wenn es ein Anderswo gibt.“

    KAPITEL 49 SEITE 296
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    „Der Heimweg durch die dunkle Straße. Plötzlich ein Schlag, ein Knebel, das Innere eines Lieferwagens. Gefesselt und in einen Käfig gesperrt, wacht die junge Alex in einer Lagerhalle auf. Ohne Kleidung. Ohne Wasser. Ohne Essen. Auf ihre Fragen bekommt sie nur eine Antwort: »Ich will dich sterben sehen.« Sie weiß, ihr Peiniger meint es ernst. Denn sie kennt ihn. Doch als die Polizei ihr Gefängnis endlich entdeckt, ist Alex verschwunden – unterwegs, um Rache zunehmen. Und niemand kann sie stoppen …“

    Cover

    Ein Cover ist, wenn man von einem Buch nicht zuvor gehört hatte, der erste Eindruck den man gewinnt. Dieses Cover und dieser Titel haben mich sofort in den Bann gezogen. Der Titel “ Ich will dich sterben sehen“ spricht einen direkt an, es ist eine Aussage die einen auf eine unangenehme Atmosphäre einstimmt und anlockt, um herauszufinden was sich dahinter verbirgt. Auf dem Hintergrund ist eine Frau abgebildet, die auf dem Boden kniet und Unterwürfigkeit ausstrahlt. Dadurch wird ein Cover erzeugt der dem Genre Thriller gerecht wird. Auch mich hat dieses Cover angesprochen, sodass ich mir den Klappentext durchgelesen habe und dann das Buch nachdem es Monatelang auf meiner Wunschliste stand geholt hatte – voller Vorfreude es dann endlich lesen zu können.

    Meinung

    Amüsant, denn eigentlich stand an dieser Stelle bereits eine Rezension, noch bevor ich fertig mit dem Buch war. Ich war mir sicher, dass es im Großen und Ganzen so bleiben würde, sodass ich sie vorab schon anfing zu schreiben. Jetzt eben habe ich sie gelöscht und meine Bewertung tatsache verbessert. Anfänglich wollte ich diesem Buch zwei Sterne geben. Ich habe das Buch so oft wieder fallen gelassen, um es dann gezwungener Maßen weiterzulesen, dass ich für meine anfängliche Vorfreude regelrecht enttäuscht war. Anfangs wusste ich nichtmal woran das lag, bis mein Freund 2-3 Sätze mitgelesen hat und sich enorm über den Schreibstil beschwert hat. Und ja das ist ein so großes Makel an diesem Buch. Ein Makel, der so viele Leser davon abhielt dieses Buch bis zum Ende durchzulesen. Was meines Erachtens nach schade ist. Denn die Handlung ist absolut super. Lemaitre hat dieses Buch von vorne bis hinten komplett durchdacht. Von Anfang bis Ende zielt alles nur auf eines hinaus: Rache! Von all den Stellen, die die Spannung unten halten, stellt sich am Ende heraus wie wichtig sie für die gesamte Geschichte sind. Ein Kapitel endet so, dass man das nächste weiterlesen muss. Und das zusammenführen aller Handlungsstränge zu einem ergeben einfach nur ein geniales Gesamtbild. Doch so denkt man meines Empfinden nach leider nur, wenn man sich aufrafft das Buch bis zum Ende durchzulesen. Denn die gesamte Zeitlang ist man verwirrt oder gelangweilt, und wird vom Schreibstil schier unterbrochen, von dem ich denke, dass er sich den Personen anpasst. Den Personen und der labilen Protagonistin Alex. Alles in allem, konnte ich keinem der Charaktere Sympathie abgewinne. Dies hat sich zum Ende hin dann doch geändert, da Lemaitre auch hier bewusste Änderungen wie auch Selbstreflektionen verbildlicht hat, sodass man am Ende dann doch zufrieden ist.Die Handlungen selber sind doch recht brutal beschrieben, und auch gewisse Offenbarungen lassen einem das Essen im Magen Purzelbäume schlagen. Dementsprechend würde ich dieses Buch erst ab 16 Jahren empfehlen

    Fazit

    Ein Buch mit einer unglaublich guten Handlung, dessen Schreibstil aber leider alles ruiniert. Ich würde dieses Buch unglaublich gerne empfehlen, wüsste ich nciht von mir selber wie sehr ich mich durch die einzlenen Kapitel durchgekämpft habe, bis ich das Buch dann doch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Was in vielen Fällen einfach zu spät ist.

    Demnach, für alle die bereit sind über einen schlechten Schreibstil hinwegzusehen zu empfehlen. Für alle anderen, lasst die Finger von. Eine 4 in der Handlung und eine 1 im Schreibstil ergeben halt nur eine Drei im Gesamten.


  19. Cover des Buches Das Ende von Eddy (ISBN: 9783596523573)
    Édouard Louis

    Das Ende von Eddy

     (106)
    Aktuelle Rezension von: hufflepup_kafka

    „Das Ende von Eddy“ von Édouard Louis erzählt von der Kindheit eines queeren Jungen, der in der nordfranzösischen Provinz in prekären Umständen aufwächst. Der auto-fiktionale Roman beschreibt die Unbarmherzigkeit in Form von Gewalt und Diskriminierung, die Eddy in der Schule und Zuhause durchstehen muss aufgrund seiner Homosexualität, die er mit allen Mitteln zu vertuschen und zu unterdrücken versucht, um der Männer- und Geschlechterrolle gerecht zu werden, die seine Familie und Freunde ihm vorleben. Die einzige Chance, den Vorurteilen und negativen Reaktionen zu entgehen, sieht er in der Flucht aus der Dorfgemeinschaft und im Abbruch der familiären Verhältnisse.

    Dramaturgisch ist die Geschichte recht eindimensional. Tatsächlich liest sich das Buch eher wie eine Aneinanderreihung von grausamen Erfahrungen, die Eddy mit einer distanzierten Nüchternheit begegnet. Es ist wie, als würde Eddy die Biografien seiner Mitmenschen und Mitschüler*innen anreißen, die vermeintlich zu seinem Leiden führen mussten, und sich selbst aber gleichzeitig aus allem rausnehmen wollen, wie ein stiller Beobachter, dem das alles nichts anginge.

    Obwohl Édouard Louis schreiben kann, und sein Stil las sich sehr flott, zeichnet sich seine Erzählweise durch Zurückhaltung und Unmittelbarkeit aus. Die extremen Zeit- und Szenensprünge haben es mir beim Lesen nicht einfach gemacht, einzuordnen, wo und wann man sich im Geschehen befindet, da der Autor schnell von Hölzchen auf Stöckchen kommt. Gerne hätte ich am Ende mehr von Eddys „neuem, freierem“ Leben erfahren, aber davon wird dann leider nicht mehr erzählt.

    In allem versprechen der Klappentext und die mediale Resonanz einen ungeschönten und schonungslosen Blick auf gesellschaftliche Strukturen und die Konsequenzen von Unterdrückung. Die Geschichte beleuchtet die Herausforderungen der Selbstfindung und das Ringen um Identität in einer Umgebung, die Vielfalt oft nicht akzeptiert. Auch wenn der Roman dazu anregt, über Grenzen von Normen und Vorurteilen nachzudenken, kann ich den Hype, der schon seit knapp zehn Jahren anhält, leider nicht teilen.

  20. Cover des Buches Fakire (ISBN: 9783548284538)
    Antonin Varenne

    Fakire

     (14)
    Aktuelle Rezension von: Buecherseele79
    Ein Mann rennt nackt über die Autobahn und wird überfahren, ein andere Mann springt im Naturkundemuseum auf ein Pottwalskelett und spießt sich an einer Rippe des Wales auf, ein andere Mann will von einer Brücke springen.. Kommissar Guérin und sein junger Kollege Francis sind Ermittler zu Selbstmorden, Guérin ist auf seinem Präsidium in "Ungnade" gefallen da er einen Topermittler wegen verschiedenen Anschuldigungen in den Selbstmord getrieben hat.
    Guérin wird schnell klar- die Selbstmorde begannen 2004 mit dem immer gleichen Muster- eine blonde Frau und zwei modern gekleidete Männer waren in der Nähe der Selbstmordopfer...
    Auf der anderen Seite lernt man den amerikanischen Psychologen John Nicols kennen der in seinem Tipi in der französischen "Wildnis" lebt und es genießt.
    Der Selbstmord seines Freundes Alan, der als Fakir auftrat und bei seinem letzten Auftritt verstarb, bringt ihn nach Paris.
    Dort wird er auch gleich von Schlägertypen bedroht denn angeblich schuldet Alan ihnen Geld.... ein Ex-Knacki kommt Nicols zur Hilfe denn Alan hat damals im Golfkrieg gedient, war an brutalen Foltermethoden beteiligt und nach seinem Austieg aus dem Militär konnte er sich nur noch selbst zerstören.
    Dann kreuzen sich die Wege von Nicols und Guérin und gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach der Wahrheit...

    So- warum nur 3 Sterne?
    Also sprachlich ist das Buch wirklich super, ich liebe es wenn es einfach etwas anspruchsvoller zum Lesen ist.
    Leider hat sich der Autor hin und wieder in langen Erzählungen verzettelt was dann sehr langatmig war.
    Für mich ein grosses Minus- die Fälle haben keine Gemeinsamkeiten, ich war immer am mitraten aber es ging zum Ende hin nur noch um Alan und die Selbstmorde sind komplett unter den Tisch gefallen.
    Natürlich muss ein Buch nicht immer mit einem Happy End enden, aber es wäre schön gewesen wenn der Autor es aufgeklärt hätte.


  21. Cover des Buches Heute wegen Glück geschlossen (ISBN: 9783404169221)
    Patrice Leconte

    Heute wegen Glück geschlossen

     (62)
    Aktuelle Rezension von: Eva_G
    Thomas, 27 Jahre alt, arbeitet als Verkäufer in einer Papeterie in Paris. Da er sich gerne Ziele setzt und auch nicht mehr alleine sein möchte, will er bis er 30 Jahre alt ist seine Frau fürs Leben finden und sie heiraten. Doch die Jahre vergehen und er verliebt sich unglücklich, findet Frauen, die er nur mag, aber nicht liebt und geht sogar zu einer Wahrsagerin.
    Sein Freund André stellt ihm dann die entscheidende Frage: Findet man die große Liebe, wenn man nach ihr sucht oder begegnet sie ihm einfach und er muss sie nur entdecken?

    Der Autor Patrice Leconte hat hier mit seinem Romandebut ein wunderbares Buch geschaffen. Es bezaubert durch seinen einfachen aber nicht langweiligen oder übertriebenen Schreibstil. Er beschreibt die Lage von Thomas so anschaulich und nachvollziehbar, dass sich der Leser ab der ersten Seite in ihn hineinversetzen kann.

    Der Roman hat mir sehr gut gefallen und ich gebe ihm eine klare Leseempfehlung!
  22. Cover des Buches Die Farben des Feuers (ISBN: 9783442719624)
    Pierre Lemaitre

    Die Farben des Feuers

     (127)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    1927, der berühmte französische Bankier Marcel Péricourt soll zu Grabe getragen werden. Ein großes Staatsbegräbnis wurde anberaumt. Alles was Rang und Namen hat, ist zu Ehren des mächtigen Bankiers erschienen. Madeleine, seine Tochter, steht unvermittelt an der Spitze des Imperiums. Madeleine ist geschieden, ihr Ex-Mann verbüßt noch eine Haftstrafe, und Mutter des siebenjährigen Paul. Paul verunfallt am Tag des Begräbnisses seines geliebten Großvaters schwer. 

    Mit dem Tode von Marcel Péricourt verändern sich viele Leben. Madelaine sollte zwar die Geschäfte ihres Vaters weiterführen, doch ist sie nach dem Unfall ihres Sohnes ganz auf seine Gesundung bedacht und überlässt die Führung dem langjährigen Buchhalter Gustav Joubert. Der Privatlehrer von Paul, André Delcourt, beziehungsweise Liebhaber von Madelaine, wird nur noch geduldet. Doch er hat schon längst andere Pläne. Charles, der Bruder von Marcel, befindet sich in einer heiklen Lage, denn sein Bruder half ihm immer wieder großzügig mit Geld aus. Nun muss er sich anders behelfen. Er hat auch schon ein besonderes Vorhaben im Auge. 

    Um Paul macht sich Madelaine sehr große Sorgen, denn der Junge wirkt hochgradig depressiv. Erst als die junge, polnische Krankenschwester Vladi, sich seiner annimmt, scheint es mit Paul aufwärtszugehen. Vladi führt ihn ein in die Welt der Oper und Paul entdeckt seine hingebungsvolle Begeisterung für die Opern-Diva Solange Gallinato. Und gerade in dem Moment, an dem Madelaine wieder Hoffnung schöpfen könnte, wird sie Opfer eines gemeinen Komplotts. Sie verliert Hab und Gut. Die Vorboten des Zweiten Weltkrieges warten auf und Madelaine beginnt ihren ganz persönlichen Rachefeldzug.

    Mit einem rasanten Tempo überschlagen sich die Ereignisse in diesem Roman. Es ist faszinierend was sich Pierre Lemaitre so alles einfallen lässt, wie er die Fäden geheimnisvoll und ausgeklügelt zusammen fügt. Das ist Unterhaltung vom feinsten. Gehaltvoll wartet der Roman mit bitterbösen Intrigen und mannigfaltiger Spannung auf.Sehr große Leseempfehlung!

  23. Cover des Buches Wie später ihre Kinder (ISBN: 9783446264120)
    Nicolas Mathieu

    Wie später ihre Kinder

     (32)
    Aktuelle Rezension von: Nicolai_Levin

    Die 1990-er. Ein Kaff irgendwo in Lothringen. Seit das Stahlwerk zugemacht hat, gibt es gutbezahlte Arbeit nur für Leute, die hinüber nach Luxemburg pendeln. Sonst bleiben schlechtbezahlte Jobs über die Zeitarbeitsfirma. Viel zu tun gibt es auch sonst nicht außer saufen, kiffen, Motorrad fahren und ficken.

    In Momentaufnahmen im Abstand von je zwei Jahren, jeweils in der Hitze des Hochsommers um den Nationalfeiertag am 14. Juli herum, beobachten wir eine Gruppe Jugendlicher und ihr Umfeld. Anthony hat ein hängendes Lid und ist nicht der Hellste. Er lebt im Hier und Jetzt und will ein bisschen Spaß im Leben; er steht auf Steph, die aus etwas besseren Kreisen kommt. Ihr Vater ist Kulturamtsleiter, und sie erkennt, dass sie weg muss aus der Enge der Provinz. Hacine hingegen will es vor Ort schaffen, anerkannt und reich zu werden. Er will nicht wie sein Vater enden, der nach Jahren der Maloche mit seiner knappen Rente in einer Sozialwohnung wohnt und immer ein Fremder bleiben wird. Als Hacine zur Besserung in die alte Heimat nach Marokko geschickt wird, baut er sich erstmal die Verbindungen auf, um in großem Stil Shit nach Frankreich zu verticken.

    Mit feinem Blick und unsentimentaler Haltung schildert Nicolas Mathieu die Tristesse der Provinz, die Träume und Sehnsüchte der jungen Leute, die Knüppel, die jedem immer wieder zwischen die Beine fliegen. Es ist lebendig und mitreißend, so dass es bei allem Scheitern dennoch nicht deprimierend wirkt. Mathieu hat für dieses Buch 2018 den Prix Goncourt gewonnen, und den hat er sich für meine Begriffe verdient.

  24. Cover des Buches Ein Winter mit Baudelaire (ISBN: 9783869520520)
    Harold Cobert

    Ein Winter mit Baudelaire

     (7)
    Aktuelle Rezension von: MissRose1989
    Das Cover von "Ein Winter mit Baudelaire" ist kein wirklich auffälliges Cover, es ist eher minmalistisch gehalten und zeigt vermutlich Harold Cobert auf einem Schlitten mit seinem liebeswerten Vierbeiner. Seit 3 Monaten sind Phillippe und Sandrine geschieden, ohne das ihre Tochter etwas davon weiss. Sandrine erzählt ihr, dass Philippe auf eine lange Reise gehen muss und setzt ihn damit vor die Tür. Aber damit nicht genug, denn neben der Familie, die Philippe nun nicht mehr hat, verliert er auch noch seine Arbeit und dann passiert das, was einen Menschen einfach ins Bodenlose fallen lässt, den er droht obdachlos auf der Strasse zu sitzen, doch dann trifft er auf Baudelaire, die für ihn mehr als nur ein Lichtblick werden soll...Phillippe erscheint dem Leser als sehr verträumter Charakter, er will die Veränderung, die in seinem Leben vor sich gehen, nicht wirklich wahr haben und eröffnet dem Leser das Leben in der Obdachlosigkeit und wie schwer das Leben ist, wenn man eben kein Zuhause mehr hat. Harold Cobert beschreibt den Abstieg von Philippe schrittweise und gleichzeitig trotzdem schonungslos, aber mit sehr viel Einfühlungsvermögen und Feingefühl, es ist eine sehr interessante Art, wie er beschreibt, was mit Phillippe passiert und der Stil von Harold Cobert liest sich einfach wahnsinnig gut weg. Die Stimmung, die man bei Lesen empfindet, ist beklemmend und bedrückend, weil man natürlich spürt, wie Philippe immer weiter in den Strudel der Obdachlosigkeit gezogen wird, aber wie Baudelaire auch für ihr ein Anker ist, ein Anker, der ihm den Mut gibt, das Leben wieder in die eigene Hand zu nehmen. 

    Fazit:Ein wirklich lesenswerten Roman, den Harold Cobert da mitten in eine traurige Lebenssituation zeichnet, der zwar traurig, aber eben traurig-schön ist und den man einfach nur einem Zug weglesen muss. Es berührt einen und trotzdem verliert man nicht die Hoffnung, dass alles noch gut werden kann. An sich eine Hympe an das Leben und dass es eben nicht immer so hoffnungslos ist wie es scheint. 

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