Bücher mit dem Tag "fremdenhass"
87 Bücher
- Timur Vermes
Er ist wieder da
(3.391)Aktuelle Rezension von: KiraNearTitel: Er ist wieder da
Autor*in: Timur Vermes
Erschienen in Deutschland: 2012
Originaltitel: -
Erschienen in -: -
Übersetzer*in: -
Weitere Informationen:
Genre: Satire, Slice of Life
Preis: € 9,99 [D] | € 10,30 [A]
Seiten: 394
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-404-17178-1
Verlag: Bastei Lübbe AG
Inhalt:
Sommer 2011. Adolf Hitler erwacht auf einem leeren Grundstück in Berlin-Mitte. Ohne Krieg, ohne Partei, ohne Eva. Im tiefsten Frieden, unter Tausenden von Ausländern und Angela Merkel. 66 Jahre nnach seinem vermeintlichen Ende strandet der Gröfaz in der Gegenwart und startet gegen jegliche Wahrscheinlichkeit eine neue Karriere - im Fernsehen. Dieser Hitler ist keine Witzfigur und gerade deshalb erschreckend real. Und das Land, auf das er trifft, ist es auch: zynisch, hemmungslos erfolgsgeil und trotz Jahrzehnten deutscher Demokratie vollkommen chancenlos gegenüber dem Demagogen und der Sucht nach Quoten, Klicks und "Gefällt mir"-Buttons.
Meinung (Achtung, möglicherweise Spoiler!):
Das ist jetzt eines der Bücher, die schon seit mehreren Jahren auf meinem SuB liegen und bei denen nicht genau sagen kann, seit wann. Es könnte 2017 sein, oder auch 2018 oder 2019. Dazu lag das Buch dann doch zu lange in einer Kiste herum, dass ich das nicht mehr sagen kann. Ich weiß nur noch, dass ich das Buch mal in einem Gebrauchtwarenladen bekommen habe. Seitdem liegt bzw lag das Buch bei mir herum und als ich es dann vor wenigen Wochen in einem Karton gefunden hatte, dachte ich mir: Komm, lies das doch mal endlich. Da ich den Film nicht kenne, hatte ich keine Ahnung, was mich wirklich erwarten würde.
Mich hatte es ja schon überrascht, dass das ganze Buch aus Hitlers Sicht geschrieben wurde, ich hatte hier doch mit irgendeiner Art von Erzähler gerechnet. Dadurch hatte man aber die ganze Zeit Einblick in seine Gedankenwelt bekommen können. Nun, was soll ich sagen, es war irgendwo interessant, aber noch viel mehr erschreckend. Regelmäßig habe ich mir beim Lesen bewusst gemacht, das ist keine seltsame Fantasiefigur, die böses denkt. Nein, dieser Mensch hat wirklich existiert und seine Weltansicht, seine Gedanken, all das, die gab es so wirklich. Natürlich nicht 1:1, aber von der Art her. Um ihn herum denken alle, dass er ein Schauspieler ist, ein Komiker, der 24/7 IC ist und ums Verrecken, nicht mal für ne Sekunde, OC gehen möchte. Wie oft dachte ich mir: Leute, der Kerl macht keine Scherze, das ist sein voller Ernst?
Dass er sich auch die ganze Zeit so selbst gelobt hatte, fand ich auch sehr unangenehm. Das ist auch einer der Gründe, warum mir diese Rezi so schwer fällt. Wie bewerte ich das Buch am besten? Am Ende ist es auch nur ein Roman, aber ich hatte auch noch nie den Fall, dass ich mich so derartig von einem Hauptcharakter angewidert gefühlt habe. Dazu wurde er dann doch zu überzeugend geschrieben. Sagen wir einfach, ich distanziere mich von ihm.
Was den Humor angeht, scheint das Buch die Leute wohl zu spalten. Die einen konnten mit dem Humor nichts anfangen oder haben ihn gar nicht erst gesehen. Die anderen fanden es urkomisch und kamen nicht aus dem Lachen heraus. Nun, ich muss zugeben, mich bringen Bücher extrem selten zum Lachen, das schaffen eher Fanfictions, aber ich wollte dem Buch trotzdem mal eine Chance geben. Gut, es gab hier und da eine sehr absurde Situation, wo ich dann doch mal kurz auflachen musste. Aber das wars. Ich bin nicht lachend über den Boden gerollt oder hab mir Lachtränen aus dem Gesicht gewischt. So sehr hatte es mich dann doch nicht erheitert.
Außerdem fand ich, dass es auch sehr interessante Beobachtungen gibt, was das Verhalten seines Umfelds angeht. Ich habe in den letzten Monaten, über einen sehr langen Zeitraum einen Podcast gehört, in dem es um berühmte Sekten und Kulte ging. Dort ging man aber nicht nur auf die Sekten/Kulte an sich ein, sondern auch auf die jeweiligen Gründer, welche Geschichte sie hatten, wie sie so tickten usw. Auch haben sie immer wieder das Verhalten und die Auswirkungen auf die Mitglieder erklärt. Sehr viele Sektenführer waren stark charismatisch, hatten son gewisses Etwas in der Seele/Psyche/Ausstrahlung, das viele Menschen überzeugt und angezogen hatte. Und auch hier konnte ich das langsam sehen.
Wenn sie den Hitlergruß benutzen oder nach einer erfolgreichen Besprechung "Heil Hitler" in der Gegend herumrufen, weil sie es witzig finden, weil sie denken: Ist doch nur Spaß. Das hat mich beim Lesen dann doch sprachlos gemacht. Und ich war sehr, sehr oft sprachlos bei diesem Buch.
Wer mir im Buch am besten gefallen hat, war Vera Krömeier. Sie hat im Film, soweit ich heute erfahren habe, einen anderen Vornamen, aber ich bleibe bei Vera. Sie ist wirklich eine sehr nette, junge Frau und dass sie die ganze Zeit im Berliner Dialekt redet (ja, ihr Dialog ist komplett im Berliner Dialekt geschrieben), hat sie mir gleich sympathisch gemacht. Überhaupt finde ich den Dialekt ziemlich cool, die Leute, die ihn sprechen, kommen mir immer total locker und cool rüber. Sie hat mir Leid getan, weil sie doch recht oft mit ins Kreuzfeuer geraten ist. Auch wenn ich aus einer völlig anderen Gegend komme, habe ich sie sehr gut verstehen können. Dass sie ihn oft mit "meen Führa!" anspricht, war seltsam, absurd und gruselig zugleich. Immer, wenn sie mit dabei war, hatte ich beim Lesen der Szene gleich viel mehr Spaß.
Fazit:
Zu sagen, dass ich das Buch genossen habe, wäre aus so vielen Gründen einfach nur falsch zu sagen. Zusätzlich waren mir Hitlers Art zu denken, diese doch ausladene Sprache, in der er redet und denkt, auf Dauer zu anstrengend. Das hat sich dann doch manchmal gezogen wie Kaugummi. Dafür fand ich aber die Unterhaltungen zwischen ihm und Vera (wegen Vera) sehr erfrischend, die haben mir dann wieder Spaß gemacht. Ansonsten, ist das Buch allein vom Thema her schwer zu bewerten. Es ist ein sehr interessantes und unheimliches Gedankenexperiment. Auch wenn 2011 sich anfühlt, als wäre das vor 60 Jahren gewesen und nicht vor 12 Jahren.
Jedenfalls, ich bewerte meine Leseerfahrung, die ich während des gesamten Buches gemacht habe, als Ganzes. Und dafür gebe ich dem Buch insgesamt drei Sterne. Vielleicht werde ich mir auch irgendwann den Film ansehen.
- Angie Thomas
The Hate U Give
(712)Aktuelle Rezension von: AmaraBDer beste Freund der Hauptperson wird erschossen , und da es ein polizit war der angeblich verängstigt war wird er nicht verurteilt. Doch Starr lässt sich dass nicht gefallen.
- Jennifer Benkau
Es war einmal Aleppo
(52)Aktuelle Rezension von: OsillaDas Buch, welches ich euch heute vorstellen möchte, habe ich bereits vor einigen Jahren entdeckt, aber erst jetzt kam ich dazu es zu lesen. Jennifer Benkau habe ich durch ihre Dilogie "One True Queen" kennen und schätzen gelernt. Doch bereits ein paar Jahre zuvor erschien ihr Buch "Es war einmal Aleppo", in welchem sie die Flüchtlingswelle von 2015 thematisiert und mit Vorurteilen aufräumt. Da sie selbst zu dieser Zeit ehrenamtlich in verschiedenen Asylbewerberunterkünften tätig war, konnte sie Erfahrungen aus erster Hand sammeln und in ihrem Roman verarbeiten. Einzelschicksale zeigen hier, warum die Menschen ihre Heimat verlassen müssen, was sie im Krieg und auf der Flucht erlebt haben und wie es ihnen nach der Ankunft in eigentlich sicheren Ländern ergeht. Jennifer Benkau gibt gleichzeitig einen Einblick in das Kriegsgeschehen in Syrien und zeigt, wer Opfer und wer Täter ist.
Die Autorin:
Jennifer Benkau schreibt Bücher für Erwachsene, Jugendliche und auch für Kinder. Bekannt wurde sie mit ihrer Dark Canopy – Reihe, welche 2013 mit dem DeLiA-Literaturpreis ausgezeichnet wurde. Sie ist Mitbegründerin des Labels INK REBELS. Die Autorin lebt mit ihrem Mann, vier Kindern und einigen Tieren zwischen Düsseldorf und Köln. 2019 erschien der erste Band ihrer Dilogie One True Queen – Von Sternen gekrönt bei Ravensburger und erhielt den bronzenen Lesepreis in der Kategorie „Jugendbuch – Fantasy“ auf Lovelybooks.
Inhalt:
„Es ist wie ein Schlag ins Gesicht. Antonia kommt mit ihrer Familie aus dem Urlaub, und plötzlich leben mehrere hundert Flüchtlinge nebenan. Klar – irgendwo müssen sie unterkommen. Aber ausgerechnet hier? Doch dann trifft Toni auf Shirvan. Und mit jeder skeptischen Frage, die sie ihm stellt, wird die Sache verzwickter.“ (Klappentext)
Kritik und Fazit:
Der Titel des Buches erinnert zunächst an den Beginn eines Märchens, doch hier wird definitiv kein Märchen erzählt. Wie der Titel zu verstehen ist, wird im Verlauf der Handlung deutlich. Die Covergestaltung stellt auch gleich dar, dass wir kein Märchen vor uns haben. Es ist in düsteren Grüntönen und vereinzelten Rottönen gehalten, man sieht überall Stacheldraht, außerdem die Silhouetten syrischer Gebäude mit Kuppeldächern. Ein großer Schmetterling prangt unter dem Titel. Was es hiermit auf sich hat, findet auch seinen Platz in der Erzählung. Titel und Cover sind sehr gelungen.
Jennifer Benkau schaffte es mal wieder, mich bereits auf der ersten Seite abzuholen. Ihr Schreibstil ist flüssig und ergreifend. Ich sympathisierte sofort mit Antonia (Toni), die aufgrund eines Überfalls in ihrer Vergangenheit skeptisch gegenüber Männern ist, die eine dunklere Hautfarbe haben. Obwohl sie weiß, dass nicht richtig ist, kann sie ihre Angst, welche aus diesem Trauma resultiert, nicht abstellen. Als ihre Freundin Fee sie aber mit in das Flüchtlingscamp nimmt, ist sie zur Konfrontation gezwungen und Stück für Stück baut sie ihre Ängste ab. Dabei hilft ihr Shirvan, ein Flüchtling, der ihre Fragen beantwortet, über die Einzelschicksale erzählt und dennoch Verständnis für gewisse Vorurteile aufbringt. Auch Shirvan habe ich sofort ins Herz geschlossen, er hat viele schlimme Dinge erlebt, über die er kaum sprechen kann und wenn er es wagt, berichtet er aus einer gewissen Distanz. Wenn er aber über sein Leben in Aleppo vor den Kriegswirren erzählt, oder von seiner Familie spricht, so bekommt er eine geradezu bildhafte und poetische Sprache. Das war sehr faszinierend und zeigte seine tiefe Verbundenheit zu seiner Familie, seinen Freunden und seiner Heimat.
Der Syrienkonflikt ist nicht so einfach zu durchschauen. Da gibt es unzählige Parteien, die an den Unruhen beteiligt sind. Durch Shirvans Erklärungen lernt der Leser auch gleich etwas darüber, wann die Unruhen begannen, wie der Krieg im Groben abläuft und dass es für die Bewohner kaum eine Möglichkeit gibt, sich für eine Seite zu entscheiden oder für das eigene Land zu kämpfen. Denn egal was sie tun, sie sind die Verlierer. Es gewinnen nur die Mächtigen und deren Konflikte werden auf dem Rücken der Bevölkerung ausgetragen. Nachdem ich das Buch beendet habe, habe ich mich weiter mit der Thematik auseinander gesetzt und einen guten Bericht in der arte Mediathek gefunden. Denn auch wenn die Flüchtlingspolitik im Moment kaum in den Medien vertreten ist, da sie zuerst vom Klimawandel und dann von Corona abgelöst wurde, so ist der Krieg in Syrien immer noch nicht zu Ende und gerade in Zeiten von Corona gibt es einige schwerwiegende Probleme für jene Menschen, die noch dort leben und versuchen zu überleben.
Das Buch enthält wichtige Informationen und auch wenn es von schlimmen Dingen berichtet, geht die Autorin nicht zu sehr ins Detail. So können auch Jugendliche das Buch gut lesen, ohne hinterher Albträume zu haben. Es ist eine schwere Thematik, doch durch die eigentliche Handlung, nämlich den Wandel Antonias und die Annäherungen zwischen ihr und Shirvan bekommt die Geschichte etwas Positives, einen Ausblick in eine lebenswerte Zukunft. Ich wäre gerne noch länger bei Toni und Shirvan geblieben, wollte mich nach den ca. 500 Seiten eigentlich gar nicht von ihnen trennen und brauchte gedanklich noch ein wenig Zeit, mich von ihrer Geschichte zu verabschieden, denn sie ging mir mitten ins Herz hinein.
"Es war einmal Aleppo" ist ein so bedeutsames Buch gegen Fremdenfeindlichkeit und Vorurteile, welches sich an Jugendliche ab 12 Jahren richtet. Es ist wichtig weiter über diese Themen zu sprechen, Missverständnisse auszuräumen und Toleranz zu leben. Auch wenn man aktuell kaum mehr etwas zur Flüchtlingsdebatte hört, so sind der Krieg und die Not immer noch präsent. Ich wünschte es würde mehr solcher Bücher geben und ich hoffe, dass noch viele Menschen dieses Buch lesen werden. Ein großer Dank geht an die Autorin Jennifer Benkau, für ihre Aufklärungsarbeit mit diesem Buch, ich hätte es viel früher lesen sollen. - Harper Lee
To Kill A Mockingbird
(461)Aktuelle Rezension von: finjalovestheseaIch habe das Buch gelesen, da es auf meiner „100 Bücher die man gelesen haben muss“ Liste auftaucht. Ich finde es immer schwierig solche „Klassiker“ zu bewerten, denn ich habe das Gefühl, dass ich mit anderen Erwartungen an diese gehe.
„To kill a mockingbird“ war seid einiger Zeit das erste englische Buch, dass ich gelesen habe, aber ich habe mich schnell an die Sprache gewöhnt.
Die Geschichte selbst lehrt einen viel über die Gesellschaft, Vorurteile, Rassismus und die Aufrichtigkeit kindlichen Denkens.
Trotz minimaler Längen wird dieses Werk seinem Ruf gerecht. Ich mochte Scout, Jem, Atticus, Calpurnia und die etwas schrägen Nachbarn. Die Charaktere sind sehr individuell eigentümlich gezeichnet, was mir gut gefallen hat. Die Handlung braucht etwas, bis sie in Fahrt kommt, das tut aber aufgrund des tollen Settings dem Roman keinen Abbruch.
Insgesamt eine schöne und lehrreiche Geschichte, die zum Nachdenken anregt.
- Friedrich Ani
All die unbewohnten Zimmer
(71)Aktuelle Rezension von: Schnela"All die unbewohnten Zimmer" versprach ein sehr spannender Roman zu werden, stellte mich jedoch vor einige Herausforderungen. Aufgrund der Leseprobe und des Klappentextes ging ich davon aus, dass die ausländische Ermittlerin im Fokus stehen würde. Mir wurde jedoch recht schnell klar, dass ich mich mit vielen verschiedenen Handlungssträngen auseinandersetzen musste. An sich kein Problem und aus vielen anderen Krimis/Thrillern als anerkannte Erzähltechnik bekannt. Ein Personenverzeichnis am Ende des Buches hätte ich mir an einigen Stellen des Buches sehr weitergeholfen.
Ich fand es sehr spannend, wie am Ende alles zusammengefügt wurde, wurde jedoch stellenweise wieder von Schreibstil des Autors verwirrt. Die Sprünge zwischen den Personen hätte ich mir mehr gekennzeichnet gewünscht.
Die Geschichte hatte sehr interessante Wendungen, aus denen meiner Meinung nach jedoch noch mehr hätte herausgeholt werden können. Gerade die Thematik der Migration sowie herrschende Vorurteile gegen diese Bevölkerungsgruppe hätten stärker kontrastiert werden können. Jedenfalls bin ich von solch einer Zuspitzung nach der Ankündigung eines "gesellschaftskritischen Romans" ausgegangen.
Alles in allem jedoch ein lesenswerter Roman, der gerade am Ende noch viele Denkanstöße liefert. - KJ Weiss
In ohnmächtiger Wut
(25)Aktuelle Rezension von: Sonne63Inhalt (lovelybooks):
Ein ausländischer Schüler wird brutal zusammengeschlagen. Der engagierte Lehrer Jens Baumgard kann nicht länger tatenlos zusehen und bewegt die einzige Zeugin zur Aussage. Dadurch rückt er selbst in den Fokus einer rechtsradikalen Gruppierung, die nun alles daransetzt, sein Leben und das seiner Familie zu zerstören.
Meinung:
In diesem Buch hat die Autorin ein Thema aufgegriffen, das topaktuell ist. Auf irgendeine Weise ist jeder von uns schon einmal damit konfrontiert worden, sei es in persönlichen Erlebnissen oder durch die Berichterstattung in den Medien. Rechtsextremismus ist eine zunehmend bedrohlicher werdende Erscheinung in unserer Gesellschaft, geschürt durch Ängste und teilweise einseitige Berichterstattung. Soziale Brennpunkte, Personalmangel, Gesetzeslücken, all dies trägt noch zur Verstärkung der Situation bei. Dort, wo Menschen sich von der Politik im Stich gelassen fühlen und Rechtsextreme scheinbar für ‚Ordnung‘ sorgen, ist dieser Gesinnungsrichtung Tür und Tor geöffnet. Dabei spielt die Gewaltbereitschaft dieser Menschen eine sehr große Rolle. Sie verbreiten Angst und Schrecken. Das führt sogar soweit, dass diese Gewalt gegenüber jedem angewandt wird, der anders denkt oder sich nicht dem Stärkeren unterordnet. Das hat nichts mehr mit Politik zu tun.
Unsere Politik tut sich schwer, diesem Thema Paroli zu bieten. Sie ist nicht bzw. nur bedingt in der Lage, Bürgern Schutz vor Angriffen gegen rechts zu bieten. Vielleicht ein Nachteil der Demokratie, doch dafür leben wir in einer Gesellschaft, in der es so viele Freiheiten gibt, wie niemals zuvor.
Das alles ist natürlich ein sehr komplexes Thema, über das sich stundenlang diskutieren und streiten lässt. K.J. Weiss behandelt genau diese Punkte in ihrem Buch, wie immer eingebettet in eine spannende Handlung. Sachlich präzise ausgearbeitet und erschreckend ehrlich, authentisch und glaubwürdig. Trotzdem geht sie auch sehr sensibel mit dem Thema um, zeigt Situationen und Gefühle der beteiligten Personen auf. Sie beleuchtet die Lebenssituationen und Gründe des Handelns von Tätern und Opfern. Sie scheut nicht einmal davor zurück, Lösungsansätze zu präsentieren.
Fazit:
Dieses Buch ist mehr als nur spannende Unterhaltung. Hier wurde authentisches Zeitgeschehen verarbeitet, über ein Thema, das jeden von uns angeht. Wegschauen ist jedenfalls keine Lösung. Ich kann dieses Buch nur empfehlen. - Jaromir Konecny
Die unglaublichen Abenteuer des Migranten Nemec
(19)Aktuelle Rezension von: Jens_RohrerNemec ist in den 80er Jahren aus der Tschechoslowakei geflohen und war eine Zeitlang in einem Asylbewerberheim in Niederbayern. Jetzt wird er wegen Urkundenfälschung zu Sozialstunden verurteilt und landet wieder im Asylbewerberheim, dieses Mal als Deutscher. Witziger Schelmenroman von Deutschlands lustigstem Tschechen. - Ursula Poznanski
Fremd
(524)Aktuelle Rezension von: TaljaDer Anfang war unglaublich spannend, man hat sofort mitgefiebert und man wollte sofort wissen was da los ist und was vor sich geht.
Aber der Spannungsbogen ist extrem schnell abgeflacht und meine Motivation die Lösung herauszufinden wurde immer weniger.
Der Schreibstil ist echt schön zu lesen, die Story Line zäh.
Auch die Lösung des ganzen reißt es nicht wirklich raus.
Schade, hatte mir mehr erhofft.
- Daniela Zörner
Albtraumland: Zehn querhirnige Grübelstories
(25)Aktuelle Rezension von: literaSolch ein interessantes, tiefgreifendes Werk kommt nicht alle Tage vor. Autorin Daniela Zörner schürft in ihren Kurzgeschichten hartnäckig unter der Oberfläche unseres Alltagsgeschehens. Wohl jeder Leser erhält eine dicke Scheibe von dem erlesenen Grübelkuchen für sich, ob es ihm passt oder nicht. Manch ein Lacher wird im Hals stecken bleiben, manch ein hartes Schlucken erfolgen. Ob unsinnige Kriege, irre Autokraten oder unwillige Haustechnik: Das Leben ist bei genauerer Betrachtung oft mehr als bizarr. Manch eine Story kommt als Fabel daher, um hintersinnige Seitenhiebe auf unsere Ausbeutung der Natur auszuteilen. „Albtraumland“ lässt sich nicht mal eben wie ein Krimi verkonsumieren, dafür hinterlässt das Lesen zu viele Denkspuren im Gehirn - und ein flaues Gefühl im Magen obdendrein.
Absolut empfehlenswert!
- Claudia Frieser
Leo und der Fluch der Mumie
(23)Aktuelle Rezension von: ArcherSommer 1933. Die Nazis sind in Deutschland an der Macht und bereits jetzt bekommen anständige Leute ihre Grausamkeit und Ungerechtigkeit zu spüren. Der Vater des elfjährigen Leos ist Sozialdemokrat und allein deshalb entlassen worden, die Familie beschließt, Deutschland hinter sich zu lassen und nach Amerika auszuwandern. So findet sich Leo auf dem riesigen Ozeandampfer Columbus wieder und schließt schon schnell Freundschaft mit Luise, die aus reichem Hause stammt, dem Schiffsjungen Wilhelm und Emile, dessen Mutter Seancen abhält. Diese Freunde braucht er auch, denn nach einer gruseligen Seance, auf der plötzlich eine Mumie auftaucht, dem Lesen eines Tagesbuchs und dem Erscheinen eines Berliner Kriminellen werden die Tage auf dem Schiff gefährlicher und aufregender, als sich Leo hätte träumen lassen.
Alles in allem eine tolle Geschichte, mit der man schnell in diese dunkle Zeit eintauchen konnte und spielerisch Hintergrundwissen erhielt. Manchmal war es mir selbst für die Zielgruppe der Elfjährigen ein bisschen zu kindlich geschrieben, da hätte man sich ruhig trauen können, zum Beispiel die Grausamkeit der Nazis direkter auszuführen. Auch waren mir ein paar Leute zu humanistisch eingestellt, ich meine, gerade die Reichen und Bankiers dieser Welt sind sicherlich weniger sozial als hier beschrieben. Trotzdem konnte das Abenteuer schnell fesseln, die Personen waren so sympathisch/unsympathisch, wie sich das gehört und ein bisschen Krimigrusel samt Happy End führte zu einem versöhnlichen Schluss, der sogar Raum für Nachfolger lässt. Gerade für Kinder empfehlenswert, aber auch für Erwachsene nicht langweilig. - Henning Mankell
Mörder ohne Gesicht
(994)Aktuelle Rezension von: yana27Ein altes Bauerpaar wird zuhause über zugerichtet. Den Mann war beim Auffinden bereits tot, die Frau konnte man noch schwerverletzt ins Krankenhaus liefern, die dort letztendlich ihren Verletzungen erlag. Bevor die alte Frau starb waren ihre letzten Worte: "Ausländer, Ausländer "" Mörder ohne Gesicht" ist meiner Meinung nach in erster Linie nicht unbedingt ein Krimi. Sicherlich wird hier nach dem Doppelmörder ermittelt, aber hier werden vor allem die Flüchtlingssituation Schwedens Anfang der 90er Jahre angeprangert. Zwar ist das schon 30 Jahre her aber auch heutzutage in Deutschland immer noch aktuell.
Die Ermittlungen waren sehr zäh und irgendwie unbefriedigend, weil Wallander in der Sackgasse steckt und nicht weiterkommt. Ich fragte mich beim Lesen, wie sich Wallander während der Ermittlungen zugezogenen Verletzungen ( Brandblasen, Striemen im Gesicht, Gehirnerschütterung usw.) eigentlich auf den Beinen halten konnte. Selbst für mich war es beim Lesen frustierend.
"Mörder ohne Gesicht" erschien 1991. Aus der heutigen Sicht wirkt die Ermittlungsarbeit von Wallander und seinem Team antiquiert : Telefonzelle für einen Anruf suchen, Notizzetteln, wer angerufen hat, neben seinem Telefon und ein Autotelefon im Dienstwagen. Dies werte ich nicht negativ, da es nun mal früher so war.
Ich finde "Mörder ohne Gesicht" ist einer der schwächeren Werke von Mankell und lag unter meinen Erwartungen
- Hasnain Kazim
Post von Karlheinz
(18)Aktuelle Rezension von: StrokelineMutig vom Autor so offen zu schreiben. Ein tolles Geschenk in dieser Zeit und spontan würde ich es eher als Hör- als als Lesebuch empfehlen.
- Dunja Hayali
Haymatland
(11)Aktuelle Rezension von: lauri2001Dunja Hayali kennen die meisten von uns wahrscheinlich aus dem Fernsehen. Was sie besonders in Bezug auf Heimat, Heimatverbundenheit und Zugehörigkeit bewegt, erfahren wir in diesem Buch.
Als erstes erklärt sie was der Begriff Heimat für sie bedeutet und was ihre Heimat ist. Schon da wurde ich viel zum Nachdenken angeregt und habe mich selbst gefragt, was Heimat für mich eigentlich bedeutet.
So ging es auch im Rest des Buches weiter. Ich wangte immer zwischen Entsetzen, Nachdenklichkeit und auch Hoffnung. Denn die macht Hayali besonders zum Ende hin.
Die wichtigste Erkenntnis war für mich, dass Kommunikation eine ganz wichtige Sache ist. Nur weil man nicht der gleichen Meinung ist, heißt es nicht, dass man sich nicht unterhalten und austauschen kann. Das ist zwar eigentlich sehr logisch, aber doch vergisst man es immer wieder... - Mo Asumang
Mo und die Arier
(19)Aktuelle Rezension von: kokardkaleMo ist TV-Moderatorin. Da sie als Schwarze ihr Leben lang mit Rassismus in Berührung kam, wollte sie diesem Thema auf den Grund gehen und machte allerlei verrückte bzw. ungewöhnliche Dinge. Sie schlich sich auf Neonaziveranstaltungen, meldete sich auf einem Datingportal für Neonazis an, konfrontierte die berühmtesten Neonazis mit dem Thema.Herausgekommen ist ein interessantes Buch, das aber für mich leicht gezwungen wirkt, so als ob die Autorin unbedingt zu diesem Thema ein Buch veröffentlichen wollte und dort zwar viel Arbeit und viele Gedanken, aber wenig Gefühle reingelegt hat. So manches wiederholt sich, besonders die aufgeschriebenen Gedanken zu den einzelnen Situationen.Ich war enttäuscht, erwartet hätte ich mehr von diesem Buch. Interessant fand ich es dennoch und unglaublich mutig von ihr, sich mit den Anhängern des Rassismus so zu konfrontieren.Solche Bücher würden von einer anderen Schreibweise sehr profitieren. Da hätte ein Co-Writer sicher das Nötige dazu beigetragen.
Ich habe dieses Buch lesen wollen, weil auch ich täglich mit Rassismus zu tun habe, obwohl man es mir nicht so schnell wie bei Mo ansieht. Ich habe noch nie direkt mit einem Neonazi gesprochen, aber die Gedankengänge, die sie haben, sind mir nicht neu. Nur das mit den Ufos fand ich höchst amüsant.
Eine Empfehlung für die, denen der Schreibstil nicht so wichtig ist und die mehr über dieses Thema erfahren wollen. - Max Frisch
Andorra
(1.015)Aktuelle Rezension von: Olympia_Summer„Andorra“ von Max Frisch, welches im Jahr 1961 erschienen ist, behandelt die Vorurteile gegenüber Juden.
Dabei steht Andri im Vordergrund, welcher der Adoptivsohn des Dorflehrers ist. Er erlebt immer wieder Rückschläge, da er selbst Jude ist, und somit viele Nachteile genießt. Der Protagonist verliebt sich in seine Stiefschwester, sodass schon bald der Heiratsantrag folgt. Beiden ist jedoch bewusst, dass die Tat nicht ohne Folgen bleiben kann. Kurz darauf begrüßt das Dorf eine Reisende, die mehr mit Andris Vergangenheit zu tun hat, als der Protagonist vorerst denkt.
Max Frisch versucht mit zahlreichen Vorausdeutungen, die Handlung des Buches vorweg zunehmen. Diese sind allerdings bloß anwendbar, wenn der Leser sich aufwendig mit dem Werk beschäftigt. Allgemein ist die Handlung nicht immer linear angeordnet, sodass es zwischen den Bilder öfters einen „Vordergrund“ gibt. Diese Szenen spielen nach der Haupthandlung und dienen zum Verständnis des Ablaufs. Leider werden diese Nebenhandlungen nicht weitergeführt, sodass man beispielsweise nicht mehr erfährt, wieso der Tischler, der Geselle, der Wirt sowie verschiedene andere Charaktere vor Gericht aussagen mussten. Jedoch ist die Absicht des Autors ganz klar zu erkennen. Gerade durch den Protagonisten möchte Max Frisch zeigen, wie viel Vorurteile bewirken und beeinflussen können. Vordergründig steht vor allem der Antisemitismus der Menschen, wie es der Autor in „Andorra“ stark verdeutlicht.
Der Spannungsbogen ist erst im letzten Bild wirklich zu erkennen, was unter anderem auch daran liegt, dass es sich beim letzten Bild um ein Drama im Drama handelt. Ab hier steigt die Spannung stetig und viele Aktionen passieren schnell hintereinander. Dies ist trotz alledem der einzige Part, in dem meine Neugier voll und ganz geweckt wurde. Das erste drittel des Buches beschäftigt sich stattdessen hauptsächlich damit, den Sachverhalt sowie die Beziehung zwischen den einzelnen Personen zu erklären.
Der Schreibstil ist angenehm und gut verständlich. Es werden hin und wieder Wörter benutzt, die heute so nicht mehr verwendet werden und der Wortklang sowie die Schreibweise einiger Begriffe sind veraltet. Ein Beispiel dafür ist das Wort ‚muss‘, welches im Werk von Frisch mit einem ‚ß‘ statt einem Doppel-S geschrieben wird. Dies ist allerdings verständlich, da zu beachten ist, dass das Stück aus dem Jahre 1961 stammt. Hat man die ersten paar Seiten durch, gewöhnt man sich aber schnell an den Schreibstil.
Ich empfehle jedem das Buch, der sich das Thema Antisemitismus interessiert und sich auch auf einen älteren Schreibstil einlassen kann.
Insgesamt konnte mich „Andorra“ einigermaßen begeistern, was vor allem an dem flüssigen Schreibstil liegt. Max Frisch hat die Themen Antisemitismus sowie allgemein Vorurteile wunderbar in seinem Werk inszeniert, jedoch hat mir der Spannungsbogen im mittleren Fragment etwas gefehlt.
- Sissi Thiel
Vater, Mutter, unbekannt: Geheilte Herzen 1
(9)Aktuelle Rezension von: AmberStClairKlappentext:
Identitätskrise mit 16 – hatten wir die nicht alle?
Nicht so wie Niclas, als er von den Umständen seiner Geburt erfährt.
Nicht so wie Laurine, die als Säugling in eine Babyklappe gelegt wurde.
Unbewältigte Vergangenheit – hat die nicht fast jeder?
Nicht so wie Simon, dessen destruktiver Zorn ihm mehr als drei Jahre Knast und einen besten Freund einbrachte.
Nicht so wie Marie, die anscheinend alles, was wirklich zählt, verloren hat.
Werden sie lernen sich mit ihrer Vergangenheit zu versöhnen um eine Zukunft zu haben?Meine Meinung:
Eine ziemlich interessante Geschichte. Es geht um Kinder die man nicht will und in einer Babyklappe einfach so rein legt. Es ist eine auch sehr traurige Geschichte die hier die Autorin zu sprache bringt. Sie schreibt ausführlich darüber wie sich die Kinder fühlen. Ihre ganze Pein, Wut, Verlust und die Angst die sie manchmal haben, da sie einfach abgeschoben wurden. Die innere Zerrissenheit die sie in sich spüren. Obwohl sie auch manchmal ein sehr schönes Zuhause gefunden habe, voller Liebe und Geborgenheit, spüren sie doch das etwas nicht stimmt. Und so geht die Suche nach ihrer Identität los.
Die einzelne Personen werden hier sehr gut dargestellt und die Geschichte regt zu Nachdenklichkeit an. Den Schmerz kann man so richtig fühlen. Ein Thema wo man eigentlich sonst nicht drüber nach denkt und wo man eigentlich nicht gerne darüber redet, hat hier die Autorin zu einer guten Geschichte zusammen gefasst.
- Saskia Sarginson
The Stranger - Wer bist du wirklich?
(23)Aktuelle Rezension von: leipzigermamaPuh, ein etwas aufwühlender Thriller, der beständig düstere Stimmung vermittelt. Der Klappentext bereitet hier so gar nicht auf den Inhalt des Buches vor. Denn hier wird tatsächlich ein aktuelles Thema – die Flüchtlingswelle – behandelt.
Der Spannungsbogen wird beständig oben gehalten. Dafür sorgen vor allem die ständigen, sehr unerwarteten Wendungen in der Story. Damit ist es definitiv ein sehr fesselndes Buch, was man nur schwer aus der Hand legen kann.
Den Einstieg mit dem Tod des Ehemanns fand ich interessant. Denn hier sind wirklich so viele offene Fragen, dass man direkt mit Ellie ermitteln möchte. Denn warum sollte ihr Mann betrunken Auto gefahren sein und dabei Selbstmord begangen haben? Zudem geben gut platzierte Flashbacks einen Einblick in Ellies Leben und treiben die Story gut voran statt sie auszubremsen.
Dennoch gibt es für mich einen negativen Punkt. Ellie ist eigentlich schon über 40, aber erscheint von ihrem Charakter her im ganzen Buch über wie eine Mittzwanzigerin. Da kauft man ihr nur schwer die lebenserfahrene Cafébesitzerin ab. Hier sind für mich die Charaktere mit ihren jeweiligen Alters- und Lebensphasen einfach mangelhaft ausgearbeitet.
Wenn man aber über dieses Manko und die etwas ungewöhnliche Erzählweise hinwegsehen kann, hat man mit “The Stranger – Wer bist du wirklich?” ein passendes Buch für düstere Herbstabende in der Hand. - Fran Cooper
Die Leute von Nr. 37
(12)Aktuelle Rezension von: tintenwoerterIch persönlich liebe Bücher, die in Paris spielen. Und dieses Buch vermittelt wahrscheinlich das realistischste Bild von der Stad der Liebe von allen Büchern, die ich bisher gelesen haben und die in Paris spielen. Denn es zeigt nicht wie schön das Pariser Flair ist oder wie wundervoll die Sehenswürdigkeiten sind, sondern es zeigt das Leben in einer Großstadt und seine Schattenseiten aus den unterschiedlichsten Perspektiven. Denn es zeigt, wie die Menschen aus dem Haus Nr. 37 leben, fernab von den Touristenattraktionen. Es ist ein sehr ehrliches Buch und es beschönigt eben nichts. Trotzdem ist es auch humorvoll und ich mochte wirklich einige Personen aus diesem Haus total gerne. Ich habe mit ihnen mitgelitten und mitgefiebert.
Es geht in diesem Roman auch viel um Rassismus und er zeigt gut, wie schnell aus Verzweiflung Wut und dann Fremdenfeindlichkeit werden kann. Es war erschreckend zu sehen. Ich fand es spanend, wie die Hausgemeinschaft auf die rassistischen Gedanken des einen Bewohners reagieren und ich war geschockt, was danach in der Stadt passierte. Mit dem Ende hätte ich ebenfalls nicht gerechnet.
Ich konnte viel aus dem Buch ziehen. Es hat mir ein wenig die Augen geöffnet und es hat mich zudem aus einer Leseflaute holen können.
- Stefan Aust
Heimatschutz
(8)Aktuelle Rezension von: SplashbooksIm November 2011 flog die NSU auf. Und ein großes Licht wurde auf das Versagen der Behörden und Verantwortlichen geworfen. Vor allem, als dann später bekannt wurde, dass viele wichtige Akten vernichtet wurden. Stefan Aust und Dirk Laabs haben sich hingesetzt und in "Heimatschutz: Der Staat und die Mordserie der NSU" detailliert recherchiert, was in den Jahren passiert ist und wie groß das Ausmaß des Versagens ist.Stefan Aust wurde 1946 geboren. Er war langjähriger Chefredakteur des Spiegels und des Spiegel TV Magazins. Er hat zahlreiche Fernsehdokumentationen produziert und Bücher geschrieben. Sein Buch "Der Baader-Meinhof-Komplex" ist mittlerweile das Standardwerk zur Geschichte der RAF. Seit dem 1. Januar 2014 ist er Herausgeber der Welt und der Welt am Sonntag.
Dirk Laabs wurde 1973 geboren. Er ist Autor und Filmemacher, dessen Film "Die Fremden im Paradies - Warum Gotteskrieger töten" mit dem Dokumentarfilmpreis des BR ausgezeichnet wurde. Ein Buch von ihm ist "Der deutsche Goldrausch. Die wahre Geschichte der Treuhand".
Was kann man von einem Buch erwarten, an dem so namenhafte Autoren gemeinsam geschrieben haben? Auf jeden Fall ein Werk, das gut recherchiert ist. Und ebenso ein Buch, das außerdem spannend geschrieben ist.
Rest lesen unter:
http://splashbooks.de/php/rezensionen/rezension/20750/heimatschutz_der_staat_und_die_mordserie_des_nsu
- Sue Monk Kidd
Die Bienenhüterin
(293)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderLily ist vierzehn Jahre alt und ihre Mutter kam vor zehn Jahren ums Leben. Immer quälen sie die Schuldgefühle. Der Vater ist mit dem Mädchen überfordert und herrscht pedantisch über sie. Rosaleen ist das schwarze Hausmädchen der Familie und mit ihr flieht sie aus dem South Carolina des Jahres 1964. Sie gelangen nach Tiburon, denn Lily hofft hier auf Leute zu treffen, die ihre Mutter gekannt haben. In einem Schaufenster entdeckt sie Honiggläser mit einer schwarzen Maria auf dem Etikett. Mit Rosaleen macht sie sich auf zu der Imkerin und trifft dort auf drei ungleiche Schwestern die die Beiden wie zwei weitere Schwestern aufnehmen und alles verändern. Zum ersten mal spürt Lily so was wie Liebe und Zuwendung und lernt was es heißt, füreinander da zu sein. Aber viele Menschen finden es nicht gut, dass ein weißes Mädchen bei lauter Schwarzen wohnt.
Eine berührende und wunderschöne Geschichte. Sue Monk Kidd hat die Problematik von Schwarz und Weiß in den Südstaaten gekonnt in eine ergreifende Geschichte umgesetzt.
- Mats Wahl
Der Unsichtbare
(76)Aktuelle Rezension von: UlrikesBuecherschrankHilmer Eriksson ist an einem Samstag gegen sechs mit seinem Fahrrad von zuhause weggefahren um im Nachbardorf etwas zu holen.Aber dort ist er nie angekommen.Eine Suchaktion von der Polizei blieb erfolglos.
Der Schreibstil ist einfach gehalten,ruhig und zügig zu lesen.Die Protagonisten passen gut in dieses Buch hinein.Der Spannungsbogen verläuft dabei genau richtig.
Fazit:Zu Beginn war ich kurz irritiert weil immer wieder aus der Sichtweise von Hilmer berichtet wird den aber niemand sehen und hören kann. So fragte ich mich schon auf den ersten Seiten was mit ihm geschehen ist.Aber das sollte ich erst zum Ende hin erfahren.Der Polizist Harald Fors hat mir gut gefallen mit seinen Ermittlungen und Verhören.Die Sätze und Aussagen sind zum Teil sehr abgehackt.Ich erwischte mich dabei wie ich dann immer schneller las und musste dann hinterher erst einmal durchatmen.Da Hilmer in die neunte Klasse geht spielen sich die Szenen meist in und um der Schule ab.Das Buch fängt Montag vormittags an und hört Dienstag mittag auf.Der Handlungsort ist irgendwo in Schweden.Meiner Meinung nach kam mir die Story etwas kühl vor was sich aber nach und nach gab denn es wurde immer emotionaler und bewegender.Dieses Jugendbuch wird ab 13 Jahren empfohlen aber ich persönlich würde es eher erst ab fünfzehn Jahren empfehlen.Für mich war es eine spannende Story die zum Ende hin sehr heftig wurde.Als ich das Buch zuklappte war ich aufgewühlt aber auch schockiert.Ich musste erst einmal tief durchatmen.Dieses Buch der meiner Meinung nach eher ein Krimi ist zählt zu meinen Lesehighlights und vergebe deshalb gerne fünf Sterne.
- Christian Linker
Der Schuss
(9)Aktuelle Rezension von: SalanderLisbethDas ist ja typisch, denkt Tatjana. Alle Zeitungen schreiben über den Mord an Emil, aber keiner traut sich zu schreiben, dass der Mörder Türke ist. Was die Zeitungen schreiben und was nicht, weiß sie natürlich nicht aus der Zeitung, sie ist ja nicht blöd. So was zu lesen wäre Schwachsinn, wo doch da nur Lügen drinstehen. Presse, Radio,Fernsehen, die sind ja alle von der Regierung gesteuert. Gott sei dank gibt es Facebook. (Auszug Seite 73)
Meine Straße, mein Zuhause, mein Block
In dem spannenden Jugendroman "Der Schuss" geht es um den siebzehnjährigen Robin Fuchs, der zufällig Zeuge eines Mordes wird. Der Teenager lebt mit seiner jüngeren Schwester Mel und seiner Mutter in einem Block in einer Hochhaussiedlung am Rande einer deutschen Großstadt. Nach dem Tod des Vaters hat er die Schule geschmissen und für den gleichaltrigen Hakan Topal gedealt. Er wurde straffällig und bekam eine Bewährungsstrafe. Um diese nicht zu gefährden, versucht er sich aus allem rauszuhalten und will eigentlich auch aus dem Drogengeschäft aussteigen.
Eines Abends sieht er, wie Emil Becker, ein Anhänger der „Deutschen Alternativen Partei“, bei dem Versuch, einem Journalisten belastendes Material zu übergeben, von rechtsextremen Mitgliedern der Partei erstochen wird. Auch der Journalist und Blogger, Magnus Mahlmann wird bei dem Gerangel in der Garage schwer verletzt, kann aber flüchten. Robin hilft dem Schwerverletzten, indem er Erste Hilfe leistet und anonym einen Krankenwagen ruft. Bevor er sich aus dem Staub macht, kann ihm der Journalist aber noch einen Stick geben.
Blogger im Koma
Während Magnus im Krankenhaus in einem künstlichen Koma liegt, gelingt es den Rechtsextremen, den Mord Hakan Topal in die Schuhe zu schieben und der Drogendealer wird als Tatverdächtiger verhaftet. Fast alle Bewohner des Blocks sind der Meinung, dass Hakan, dem nie etwas nachgewiesen werden konnte, endlich seine gerechte Strafe bekommt. Fred Kuschinski ist ein etwas älterer Freund aus Kindertagen, der mittlerweile mit der DAP für den Bundestag kandidiert. Der charismatische Politiker nutzt die Situation aus, um Fremdenhass zu schüren und initiiert tägliche Mahnwachen. Diese werden von vielen Anwohnern und auch von Robins Schwester Mel besucht. Robin ist in einem Zwiespalt. Soll er sich weiter raushalten oder die Wahrheit ans Licht bringen?
Meine Mutter wäre sicher stolz auf mich. Sich raushalten und bloß nicht die Klappe aufmachen, das ist bei uns nämlich so eine Art Familienmotto. (Seite 6)
Indem Autor "Christian Linker" sein zumeist jugendliches Figurenpersonal abwechselnd von Kapitel zu Kapitel berichten lässt, werden verschieden Blickwinkel beleuchtet und man kann die Gedankenwelt von fast zehn Charakteren gut nachvollziehen. Robin als Protagonist erzählt als Einziger in der Ich-Form und das bringt besonders seine Beweggründe nahe. Am Beispiel Mel wird deutlich, wie grade junge Menschen mit Hetzkampagnen und Halbwahrheiten für die rechte Szene begeistert werden können. Der jugendliche Leser kann sich leicht mit den Figuren identifizieren. Der Autor erzählt authentisch und hat einen leicht lesbaren, hochaktuellen Krimi geschaffen, indem auch die Trostlosigkeit der wohnlichen Gegebenheiten gut wiedergegeben wird.
Plädoyer für Zivilcourage
Die DAP hat mit der AFD nicht nur das Wort alternativ im Namen gemeinsam. Teilweise geraten Linkers Warnungen etwas zu plakativ, denn ich glaube, dass die AFD viel subtiler und damit gefährlicher agiert. Die Figur des Schlägers „Schädel“ war mir etwas zu eindimensional gelungen. Er wird als gnadenloser Glatzkopf beschrieben, der keine Empathie oder Impulskontrolle zeigt und mit einem Stacheldraht verstärktem Baseballschläger auftrumpft. Mit der Figur des Fred hat Linker allerdings einen ambivalenten Charakter geschaffen. Dieser führt mitreißende Reden, er spricht die Leute an und ist clever und gerissen genug, andere für seine Zwecke zu manipulieren. Der sympathische Robin dagegen ist orientierungslos und auf der Suche nach Identität und Sinn, hat aber sein Gefühl für Richtig und Falsch noch nicht verloren. Es wird ganz deutlich, dass es ihm an Vorbildern oder Identifikationsfiguren fehlt. Da er sich im Laufe der Geschichte entwickelt, handelt es sich bei dem Krimi auch um einen Coming-of-Age-Roman und ein Plädoyer für Zivilcourage.
Über den Autor
Der Roman „Der Schuss“ kam kurz vor der Bundestagswahl 2017 raus und so muss man Christian Linker mit Blick auf die Ergebnisse der AFD schon prophetisches Talent bescheinigen. Die Figur des Magnus Mahlmann kam übrigens bereits 2005 in seinen Roman "Das Heldenprojekt" vor, in dem der investigative Journalist sich mit einer kleinen rechtsextremen Partei anlegte. Und jetzt war einfach mal wieder Zeit, dieses Thema aufzugreifen, befand der studierte Theologe.
- Hannes Niederhausen
Sanitöter
(18)Aktuelle Rezension von: LorixxDeutschland 2035 - in nicht allzu ferner Zukunft.
Angesichts der aktuellen Lage, kein so abwegiger Gedanke, der in diesem Buch aufgefriffen wird. Und gerade das Thema Überbevölkerung sollte man nicht ausser Acht lassen. Aber die Wege die in dieser Geschichte dargestellt werden, werfen Fragen nach Ethik und Moral auf.
Zuviele Menschen bevölkern die Erde, Hungernöte und Naturkatastrophen tragen ihren Teil dazu bei. Welche Lösungen gibt es?
Die super spannende Geschichte der "Sanitöterin" Susanna Bergmann wirft viele Fragen auf. Was ist richtig und was ist falsch? Dürfen einige wenige über das Schicksal anderer entscheiden?
Erschreckend real schildert der Autor Hannes Niederhausen das Szenario. Realität und Fiktion werden gekonnt miteinander verbunden und herausgekommen ist ein Buch der Extraklasse!
Unbedingt lesen!!!
- Jan Weiler
Kühn hat zu tun
(98)Aktuelle Rezension von: Lilli33Taschenbuch: 320 Seiten
Verlag: Rowohlt Taschenbuch (21. Mai 2016)
ISBN-13: 978-3499266829
Preis: 11,00 €
Spannender Krimi und mehr
Inhalt:
Kriminalhauptkommissar Martin Kühn, verheiratet mit Susanne, zwei Kinder, stolzer Besitzer eines Eigenheims, schwirrt der Kopf. In seiner Wohnsiedlung geht es drunter und drüber. Irgendwas stimmt mit dem Baugrund nicht, Neonazis bilden eine Bürgerwehr, ein kleines Mädchen ist verschwunden und hinter Kühns Garten liegt eine Leiche, aufs Übelste zugerichtet.
Meine Meinung:
Dies ist der Auftaktband der Reihe um den Münchner Polizisten Martin Kühn. Er hat mir in seiner Vielseitigkeit ausgesprochen gut gefallen. Dicht an der Seite des sympathischen, aber auch ein bisschen verschrobenen Protagonisten erleben wir einige turbulente Tage mit polizeilichen Ermittlungen, aber auch einigen privaten Problemen, wobei sich alles irgendwie vermischt.
Besonders Kühns innere Monologe vermögen zu fesseln und bringen auch die Ermittlungen voran. Was den Täter angeht, hatte ich zwar schon früh den richtigen Riecher, doch was genau dahintersteckt, hat mich letztendlich doch sehr überrascht und fasziniert.
Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung für diesen tollen Kriminalroman.
Die Reihe:
1. Kühn hat zu tun
2. Kühn hat Ärger
3. Kühn hat Hunger
★★★★★