Bücher mit dem Tag "fünfziger jahre"
82 Bücher
- Elena Ferrante
Meine geniale Freundin
(657)Aktuelle Rezension von: BuechervorhersageDie Geschichte beginnt in der Gegenwart, wo Elena, gerade in ihren Sechzigern, feststellt, dass ihre Freundin Lila wie vom Erdboden verschwunden ist und jeglichen Hinweis auf ihre Existenz hat verschwinden lassen. Das will Elena jedoch nicht hinnehmen und beginnt ihre gesamte Geschichte von Anfang an aufzuschreiben. Beide sind im rauhen Neapel aufgewachsen und haben sich bereits früh angefreundet. Sie sind sehr unterschiedlich, Lila ist sehr unabhängig, mutig und wissbegierig, sowie unheimlich schlau und Elena ist von Anfang an diejenige, die in Lilas Schatten steht und versucht, mit ihr mitzuhalten und ihr zu gefallen. Doch in der Jugend wendet sich das Blatt erstmals und Elena muss herausfinden, was ihre Ziele im Leben sind, wenn Lila sie nicht mehr vorgibt.
Am Anfang viel es mir schwer, in die Geschichte zu finden. Man musste so viele Informationen sortieren, sich ein erstes Bild vom Neapel der 50er Jahre machen und versuchen sich zu merken, welche Personen zu welcher Familie gehören (die Übersicht am Anfang des Buches war sehr hilfreich, wenn auch etwas lieblos dargestellt). Nach etwa 100 Seiten habe ich mich dann an den Erzählstil gewöhnt und meine Neugierde an der Entwicklung der Geschichte war erwacht.
Die Freundschaft zwischen Elena und Lila würde ich als speziell bezeichnen und nicht unbedingt gesund. Elena tat mir oft leid, wie sie quasi andauernd um Aufmerksamkeit und dem Genügen bemüht war, während Lila eher gefühlskalt wirkte, wie ein Großteil der Bewohner Neapels. Ich hätte ihr gerne mehr Selbstvertrauen geschenkt und ihr deutlich gemacht, was sie Besonderes als Frau in den 50ern erreicht hat.
Die Stadt ist voller Armut und Gewalt und Werten, die in den 50ern üblich waren. Es muss einem beim Lesen bewusst sein, dass dieses Buch keine seichte und gefühlvolle Unterhaltung für zwischendurch ist, aber wer sich darauf einlässt, wird dem spannenden Sog der Geschichte irgendwann verfallen. Etwas geärgert hat mich das Ende, denn es war nirgendwo ersichtlich, dass die Reihe fortlaufend ist und das Buch nicht in sich abgeschlossen ist. Eigentlich hatte ich nicht geplant, direkt die ganze Reihe zu lesen. Da muss ich mir noch überlegen, ob die Neugierde groß genug ist, um noch ca. 1.500 Seiten zu lesen, um zum Ende der Freundschaft zu gelangen.
- J. D. Salinger
Lektüre Kopiervorlagen: Jerome D. Salinger, Der Fänger im Roggen / Catcher in the Rye
(1.558)Aktuelle Rezension von: FederstrichDieses Buch zu lesen , ist schon deshalb interessant, weil Stephen King es in seinen Büchern oft erwähnt. Eine Menge Ideen aus seinen Frühwerken klingen zwischen den Zeilen an, sofort sticht die Ähnlichkeit des Erzählstils ins Auge. Glasklar ist dieses Buch ein wichtiger Grundpfeiler für die Bücher des Genre-Autors. Bemerkenswert ist die Zeitlosigkeit des Buches, das, so erzählt, auch heute noch funktionieren könnte. Wer hingegen auf den großen "Knaller" wartet, den spannenden Höhepunkt, wird enttäuscht werden. Die Story ist tatsächlich der widersprüchlichsten Denkweise eines Proto-Teenagers nachempfunden in all seiner Soziopathie, Melancholie und Physiologie. Von Himmelhochjauchzend bis zu Todebetrübt finden sich sämtliche Stimmungsbilder bei Holden Caulfield wieder, der seine LeserInnen im Nichts abholt und ohne Gewissensbisse auch dort wieder absetzt. Für mich ist der heimliche Star des Buches, Holdens Schwester Phoebe. Leider kommt ihr Charakter viel zu kurz und als Gegenentwurf zu ihrem Bruder erst am Ende der Geschichte. Ich kann sie mir ziemlich gut als heimliche Carrie White vorstellen.
- James Runcie
Der Schatten des Todes
(20)Aktuelle Rezension von: Tanjas BücherstübchenEs handelt sich hier um die Buchvorlage für die Serie Grantchester über den Pfarrer Sidney Chambers, welcher zusammen mit seinem Inspektor-Freund den ein oder anderen Kriminalfall in seiner Gemeinde aufklärt. Ist im Grunde ähnlich wie Father Brown, nur etwas moderner würde ich sagen. Zu erwähnen ist, dass es sich hier nicht um eine Geschichte handelt, sondern mehrere Kurzgeschichten. Eignet sich hervorragend, wenn man nicht viel Zeit zum Lesen hat oder gerade nicht so geduldig ist. Die Storys lesen sich flüssig und leicht, man hat bei den verschiedenen Charakteren sofort die Darsteller der Serie im Kopf. Finde das Buch sehr gelungen als "leichte Kost" und würde es deshalb empfehlen. Es gibt auch noch weitere Bände mit Kurzgeschichten, wenn ich die einmal günstig wo finde, werde ich sie kaufen.
- James Runcie
Die Schrecken der Nacht
(9)Aktuelle Rezension von: twentytwoSidney Chambers, Pfarrer von Beruf und Amateurdetektiv aus Leidenschaft, hat es nicht leicht. Er ist inzwischen in einem Alter in dem des langsam Zeit wird sich zu binden. Doch dazu muss er sich entscheiden – und genau da liegt der Hase begraben. Während er in seiner Rolle als Pfarrer für alle anderen immer einen guten Rat parat hat, kneift er in eigenen Belangen regelmäßig eine Entscheidung zu treffen. So kommen ihm die diversen Morde und Verbrechen, die ihn förmlich anzuziehen scheinen gerade recht, da sie ihn seinen Augen eine plausible Ausrede für seine Unentschlossenheit darstellen. Dass er allerdings, gerade als er dabei ist sich einer Entscheidung anzunähern, von einem alten Fall eingeholt wird grenzt dabei schon fast schon an göttliche Vorhersehung.
Fazit
Eine abwechslungsreiche Sammlung an Kurzgeschichten, die sich nach einer schwachen Anlaufphase, zu einem typisch englischen Kriminalroman mit gesellschaftskritischen Ansätzen entwickelt. - Stephen King
Der Anschlag
(85)Aktuelle Rezension von: DetoxAls King-Fan habe ich mich eigentlich immer als Komplettist gesehen, aber um "Der Anschlag" habe ich dennoch jahrelang einen Bogen gemacht. Eine Zeitreisegeschichte von King im Zusammenhang mit JFK und ein auch für King-Verhältnisse sehr umfangreiches Werk. Ich "fürchtete", King würde viel Zeit auf Nebenschauplätzen verbringen und nebenbei noch eine Art Liebeserklärung an die USA der 60er schreiben. Und, nun ja, was soll ich sagen, genau so war es. Das, was mich eigentlich interessiert hat, war die Zeitreise-Logik in dieser Fiktion und vor allem die "Karten-Männer". Die spielen aber letztlich nur eine Nebenrolle.
Bislang habe ich noch nie bereut, ein Buch von King gelesen zu haben und das gilt auch für "Der Anschlag", ich empfand es nicht als Zeitverschwendung, aber vielmehr, als der Hang zum Komplettisten fällt mir nicht ein, wenn ich nach dem Grund gefragt werde, warum ich mir diesen Roman mit seinen vielen Längen angetan habe.
Es bleibt die gewohnt starke Charakterzeichnung und ein spannendes Gedankenexperiment, das man allerdings auch viel kürzer hätte fassen können.
- Dennis Lehane
Shutter Island
(287)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderZwei Marshalls kommen nach Shutter Island. Hier soll eine Gefangene Kindsmörderin entflohen sein. Die Insel hat drei große Trakte, wo die psychisch Kranken untergebracht sind. Die Marshalls suchen nach Wahrheit und Hintergründen und alles ist irgendwie seltsam hier. Edward hat immer wieder Alpträume von früher. Seine tote Frau taucht auf und seine Vergangenheit beim Einsatz in den Konzentrationslagern. Er schreckt dann immer aus dem Schlaf auf und irgendwas scheint hier vor sich zu gehen auf der Insel, denn es verschwimmt alles vor seinen Augen und in seinem Kopf und die Migräne wird schlimmer. Aber dann steht Edward vor einem Mann aus seiner Vergangenheit und kommt ins straucheln. Was ist wahr? Wer lügt? Wo gehört er wirklich hin? Der Roman von Dennis Lehane ist eine Wucht und überrascht immer wieder. Die vielen Wendungen, das Legen von Fährten und das eröffnen von sogenannten Wahrheiten, bringt uns Leser auch fast um den Verstand. Es ist wie ein Sog und man kommt von der Insel einfach nicht mehr runter.
- Arnaldur Indriðason
Kältezone
(163)Aktuelle Rezension von: kassandra1010Der sechste Teil des Erlendur-Ermittlerteams.
Eine Leiche taucht im wahrsten Sinne des Wortes nach der Schneeschmelze auf. Das Skelett scheint schon sehr lange dort eingefroren zu sein, die weiteren Funde am "Tatort" weisen darauf hin, dass es sich um einen Ex-Militär oder um einen Spion handelte. Die Ermittlungen gehten in der Zeit weit bis in den zweiten Weltkrieg zurück und bringen überraschende Dinge ans Licht.
Sehr gut ermittelt! - Kerouac Jack
On the Road
(62)Aktuelle Rezension von: mona_lisas_laechelnDieses Buch hat einen sehr hohen persönlichen Stellenwert für mich! Es war das Abschiedsgeschenk einer sehr guten Freundin mit den Worten, dass "On the Road" sie damals dazu inspirierte sch auf einen Roadtrip durch die USA zu begeben (wo wir uns letzten Endes auch kennen gelernt haben).
Das Buch ist eine Ich-Erzählung aus der Sicht von Sal Paradise. Sal ist Schriftsteller in New York und beschreibt in dem Buch hauptsächlich seine unzähligen Reisen durch die USA und später sogar nach Mexiko. Allem voran aber erzählt Sal von seinem besten Freund Dean und dessen Rastlosigkeit, seinen Frauengeschichten und seiner schlichten Verrücktheit, die bis zum Ende hin immer mehr ansteigt.
Laut Buchrücken beinhaltet "On the Road" eine treffende Beschreibung der "Broken Generation" in den 40er Jahren der USA. Das Buch ist zum einen wirklich eine Reisebeschreibung, sie erzählt von allen möglichen Orten in den USA, den bekannten und den zuvor nie gehörten. Jedoch muss der Leser sich zum anderen auch mit dieser Generation auseinandersetzten, der es an Beständigkeit fehlt, die Regeln bricht und Spaß haben will, aber auch verzweifelt nach einem "höheren Sinn" des Lebens sucht und irgendwo verloren ist.
Die Lektüre war für mich teilweise etwas langwierig, was aber an der Schreibweise des Buches liegt. Jack Kerouac schildert die Ereignisse fast schon etwas zu sachlich, Spannungsaufbau- und abbau gibt es eigentlich nicht. Dieser Schreibstil macht das Buch aber auch aus, da es die Form eines Tagebuches/Reiseberichtes annimmt. Außerdem steckt das Buch wirklich voller nicht enden wollender Verrücktheiten und die Charaktere sind allesamt irgendwo verloren. Es war für mich definitiv mal eine andere, aber durchaus positive Leseerfahrung, Meine Freundin hat das Buch mit den Worten "This book is crazy, but it's classic" zusammengefasst - was meiner Meinung nach die beste Beschreibung ist. - Friedrich Christian Delius
Der Sonntag, an dem ich Weltmeister wurde
(35)Aktuelle Rezension von: AlexanderPreusseBei dieser Erzählung handelt es sich nur auf den ersten, flüchtigen Blick um einen Text über Fußball. Es geht um Emanzipation. Der Ich-Erzähler wächst im dumpf-drückenden Nachkriegsdeutschland auf, Schul- und Sportversager, erdrückt vom frommen Elternhaus, frömmelnden Großvater und dem »Foltergott« der Bibel.
Erzählt wird ein Tag im Sommer 1954, der lange Schatten des Zweiten Weltkrieges liegt auf Deutschland, wie die genannten Dinge auf der Seele des Erzählers; und es ist Endspiel, unverhofft mit deutscher Beteiligung gegen einen übermächtigen Gegner, in Bern findet es statt, übertragen vom Radio.
Ein doppeltes »Wunder« geschieht: Die deutsche Mannschaft siegt und der Ich-Erzähler lauscht der Übertragung des unerhörten Ereignisses im Radio (ja, liebe Nachgeborenen; das ist großartig, wenn das Auge blind ist, können die Gedanken fliegen) inmitten des pastoralen Arbeitszimmers des Vaters und erlebt eine Art Befreiung.
Ein großartiges Buch, das ich wieder und wieder lese - auch, wenn es gilt, ein sportliches Großereignis gekonnt zu ignorieren.
- Wolfgang A. Gogolin
Rotblaue Nelken - Großdruck
(6)Aktuelle Rezension von: attikaIch gebe zu, dass ich Beziehungen zwischen Vater und Sohn nicht so wirklich auf dem Radar hatte, Stichwörter soziale Väter oder Patchwork.
Das Buch spielt ein paar Jahre nach dem Krieg, also lange vor meiner Geburt. Ich habe mich aber trotz des speziellen Themas sofort hineingefunden und wollte immer wissen, wie es nun weitergeht, aber nicht nur wegen der Liebesgeschichte.
Obwohl die Lektüre jetzt zwei Wochen zurückliegt, finde ich Vincent und seinen Vater immer noch spannend. Beide sind vom Charakter her sehr verwinkelt und maximalst verschlossen. Sie machen aber alles sichtbar durch das, was sie letzten Endes tun und auch durch das, was sie nicht machen. Und sie erinnern mich daran, was man vom Denken oder schrägem Verhalten her manchmal bei den eigenen Großeltern erlebt hat. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt. - Alan Bradley
Flavia de Luce - Eine Leiche wirbelt Staub auf
(160)Aktuelle Rezension von: yezzFulminant, gegen die Wellen schreiend beginnt Band 7 und trotz einer längeren Flavia-Pause für mich, war ich sofort wieder drin. Flavia muss man einfach mögen. Ihre Gedankengänge, ihren Witz und ihr Genie gefallen mir immer wieder unglaublich gut. Vielleicht vor allem, weil ich “echter” kein Krimi-Fan bin.
Doch leider ist die Handlung rund um ihre Reise nach Kanada und ihrer neuen Bleibe etwas langatmig geraten. Ist der Leichenfund noch etwas spektakulär, leiden ihre Ermittlungen doch unter ihrem neuen Leben im Internat. Nicht nur, weil die Regeln dort schräg und die Mitschülerinnen und Lehrerinnen stellenweise noch schräger erscheinen. Manchmal sind mir diese Ausschweifungen vielleicht auch ein bisschen zu gewagt und fantasievoll.
Der Mordfall an sich finde ich allerdings spannend und rätselhaft genug gestaltet. Mir hätte es sehr gefallen, wenn darauf mehr Fokus gelegt worden wäre.
Generell würde ich sagen, dass Band 7 mehr als Bindeglied dient. Ich bin also sehr gespannt wie es nun weitergeht in der Hauptstoryline rund um das Nest des Colchicus, Fasanensandwiches und hoffentlich auch Mildred Bannerman.
- Alan Bradley
Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord
(248)Aktuelle Rezension von: alice_through_the_looking_glassIn Bishop's Lacey sollen die Gebeine des Ortsheiligen St. Tancred ausgegraben werden. Ein großes Ereignis für den kleinen Ort, das Flavia de Luce auf keinen Fall verpassen will. Ausgerechnet sie findet die Leiche des Organisten im Grab des Heiligen. Wer hat Mr. Collicutt eine Gasmaske aufgesetzt? Was macht der als Botaniker verkleidete Privatdetektiv in der Stadt? Wie hängen die Ereignisse mit Harriet de Luce, Flavias verstorbener Mutter, zusammen?
Die Kriminalfälle, denen Flavia nachgeht, sind äußerst spannend und makaber geschrieben, da macht auch der fünfte Band keine Ausnahme. Eine unglaublich tolle Buchreihe, besonders für Fans von "Enola Holmes" oder "Ein Fall für Wells & Wong".
Ich habe nicht das Gefühl, dass ich als Leserin keine faire Chance habe, an den Ermittlungen teilzunehmen. Alleine würde ich wahrscheinlich nicht auf das Wer, Wie, Wann und Wo kommen. Durch Flavias Erzählperspektive erlebe ich zwar, wie sie Hinweise entdeckt und ihre Nase in alles steckt, was nicht niet- und nagelfest ist, aber erst als sie es am Ende Inspector Hewitt erzählt und die einzelnen Puzzleteile zusammensetzt, erkenne ich die Zusammenhänge. Das Gefühl der Ratlosigkeit oder des Tappens im Dunkeln ist dadurch aber keineswegs entstanden. Ich mag es, am Ende eines Krimis überrascht zu werden.
Adam Sowerby ist ein merkwürdiger neuer Charakter, von dem ich hoffe, dass er in zukünftigen Geschichten wieder auftaucht. Vielleicht als Mentor oder Partner von Flavia. Hoffentlich wird Flavias Vater bald etwas emotionaler und erzählt seinen Töchtern etwas über die Familiengeschichte. Ich muss unbedingt über Feelys Liebesleben auf dem Laufenden gehalten werden, das ist mindestens genauso spannend wie die Kriminalfälle. Ob die drei Schwestern es jemals schaffen, sich länger als 5 Minuten zu vertragen? Aber wo bliebe da der Spaß?
Der fünfte Band der Krimireihe von Alan Bradley endet mit einem fiesen Cliffhanger, der mich dazu verleitet, sofort das nächste Buch zu lesen. Zwar weiß ich jetzt, wer Mr. Collicutt ermordet hat und warum, aber es bleiben noch einige knifflige Fragen offen. Die immer brisanter werdende Finanzkrise, in der Flavias Vater seit dem ersten Buch steckt und die bedrohlich näher rückt, hat in diesem Teil ihren Höhepunkt erreicht. Doch wie geht es weiter? Es bleibt spannend...
- Rona Jaffe
Das Beste von allem
(66)Aktuelle Rezension von: EmmaWinterManhatten 1952: Caroline Bender startet ihr Berufsleben in einem New Yorker Verlagshaus. Fabian Publications wird ebenso ihr Zuhause, wie das von zahllosen anderen jungen Frauen - fünfmal in der Woche von 9.00 bis 17.00 Uhr. Eigentlich ist es eher eine Warteschleife, denn das erklärte Ziel der allermeisten Mitarbeiterinnen ist die Heirat mit einem schmucken jungen Mann.
Über drei Jahre verfolgen wir das Schicksal von fünf jungen New Yorkerinnen, die alle nur glücklich sein wollen. Im Trubel der Stadt, zwischen Dates, Weihnachtsfeiern, übergriffigen Chefs, winziges Apartments, Affären und reichlich Alkohol, versuchen sie den Kopf über Wasser zu halten.
Die Autorin veröffentlichte das Buch mit 26 Jahren und beschreibt darin auch ihre eigenen Erlebnisse, zudem hat sie mit 50 Frauen Interviews geführt und nach deren Erfahrungen in der Arbeitswelt gefragt. Herausgekommen ist ein Stück Gesellschaftsgeschichte in Romanform. Wir tauchen tief ein in das New York der damaligen Zeit, in die Arbeitswelt - geprägt von Männern, in der Frauen in den meisten Fällen nicht nur unterschätzt, sondern kaum geachtet werden - und das Gefühlsleben der Protagonistinnen, das ebenfalls vom Wohl und Wollen der Männer abhängt. Rona Jaffe schreibt detailliert, daher gibt es durchaus Längen in diesem Roman. Allerdings hat er mich insgesamt sehr gut unterhalten, auch wenn die Rolle der Frau in der Gesellschaft schon recht häufig Grund zum lauten Schreien gegeben hat. Besonders die Figur der Caroline reflektiert aber auch über die traditionellen Wünsche der Frauen, ob die Erfüllung des eigenen Lebens in einer Heirat zu suchen sei.
Eine sehr interessante Lektüre mit viel New York Flair und einem spannenden Nachwort der Autorin.
- Ingeborg Bachmann
Sämtliche Gedichte
(34)Aktuelle Rezension von: ChaosQueen13Die Kunst Gedichte zu schreiben ist eigentlich nur, die richtigen Worte zu finden, diese in die richtige Reihenfolge zu setzen oder einfach die falschen wegzulassen. Die Gedichte von Ingeborg Bachmann sind mit viel Gefühl, den richtigen Worten, der richtigen Reihenfolge, mit Herz und Verstand verfasst. Sehr empfehlenswert ! * EINE ART VERLUST * Gemeinsam benutzt: Jahreszeiten, Bücher und eine Musik. Die Schlüssel, die Teeschalen, den Brotkorb, Leintücher und ein Bett. Eine Aussteuer von Worten, von Gesten, mitgebracht, verwendet, verbraucht. Eine Hausordnung beachtet. Gesagt. Getan. Und immer die Hand gereicht. * In Winter, in ein Wiener Septett und in Sommer habe ich mich verliebt. In Landkarten, in ein Bergnest, in einen Strand und in ein Bett. Einen Kult getrieben mit Daten, Versprechen für unkündbar erklärt, angehimmelt ein Etwas und fromm gewesen vor einem Nichts, * ( - der gefalteten Zeitung, der kalten Asche, dem Zettel mit einer Notiz) furchtlos in der Religion, denn die Kirche war dieses Bett. * Aus dem Seeblick hervor ging meine unerschöpfliche Malerei. Von dem Balkon herab waren die Völker, meine Nachbarn, zu grüßen. Am Kaminfeuer, in der Sicherheit, hatte mein Haar seine äußerste Farbe. Das Klingeln an der Tür war der Alarm für meine Freude. * Nicht dich habe ich verloren, sondern die Welt. - John Grisham
Die Farm
(208)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderArkansas in den 50er Jahren. Die sonne flirrt über die Baumwollfelder und Luke Chandler ist sieben Jahre alt und muss schon beim Pflücken mithelfen. Die Saisonarbeiter aus Mexiko sind immer sehr unterschiedlich, aber meist lustig, aber einer macht Luke auch Angst. Dieser Sommer verändert Luke aber für immer. Auf den Feldern geht es heiß her und das in jeder Hinsicht. Bei einer Schlägerei wird Luke Zeuge und die schrecklichen Bilder prägen den Jungen und dann sieht er eine der Schönheiten nackt baden und ein Baby kommt zur Welt. Ein Sommer voller Veränderungen und Luke wird mit vielem konfrontiert und er entdeckt Baseball für sich. Wo führt der Weg hin?
John Grisham hat ein großartiges Buch geschrieben. Eine Familie die sich in einem Sommer verändert und wo die Politik und das Geschäft prägend sind und ein siebenjähriger, der all zu schnell Erwachsen wird. Feinfühlig, mit großartigen Figuren und Dialogen und auch enormer Spannung. A painted house ist der original Titel und der passt sehr gut, weil der Hausanstrich auch symbolisch ist.
- James Runcie
Der Schatten des Todes
(3)Aktuelle Rezension von: MiriamRMehr Bücher wie dieses, und ich kann mit dem Schreiben aufhören. Der Schatten des Todes ist eine runde Sache: England in den fünfziger Jahren, ein Dorfpfarrer und seine Kriminalfälle. Mal heiter, mal nachdenklich und gelegentlich auch ein bisschen fies sind die Abenteuer Sidneys, die ihn im Laufe eines einzigen Jahres heimsuchen. Der Erzählstil ist einfach und flüssig und lässt sich auch im Halbschlaf noch verfolgen. Der Sprecher des Hörbuches hat eine gute und solide Arbeit abgeliefert. Seltene fünf Sterne für diese Gute Unterhaltung. - Carolyn Haines
Das Mädchen im Fluss
(12)Aktuelle Rezension von: LiberteToujoursJade hat es sowieso nicht leicht, als Mischling in einem konservativen Südstaaten Staat. Als ihre Schwester überfallen wird und ihre Nichte verschwindet macht sie sich selbst auf die Suche nach der Wahrheit. Sie stößt auf allerlei Hindernisse und bringt sich letztendlich selbst in Gefahr..
Das Buch war für mich ein einziger Aufreger. Ganz abgesehen davon, dass von Anfang bis Ende keinerlei Spannung aufkam - die Geschichte war herzlich offensichtlich, das Ende eigentlich schon am Anfang völlig vorhersehbar - trifft es mich an einer persönlich ganz empfindlichen Stelle.
Das Buch spielt im amerikanischen Süden, scheinbar vor 20 oder 30 Jahren. Ich habe selbst Familie dort, war oft genug da, kenne die Gepflogenheiten. Und ja, der Süden ist auch heute noch konservativ rassistisch, vor 20 jahren war es kaum besser. Dass die Rassenschranken aufgezeigt werden, finde ich also zuerst einmal gar nicht schlecht. Dass die Leute Jade als Neger bezeichnen stört mich auch noch nicht - so war das eben. Authentizität darf auch gewahrt werden, wenn es unangenehm wird. Dass Jade von sich selbst aber als "Negertochter" denkt, hat nichts, aber auch gar nichts mehr mit Authentizität zu tun. Das ist schon allein völlig unglaubwürdig. Jade wird als starke Frau beschrieben, bemüht die Rassenschranken zu überwinden und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen - Hautfarbe hin oder her. Sie verachtet die Menschen für ihr Gedankengut. ZU RECHT! Dann mag mir bitte jemand erklären, wo es authentisch sein soll, dass eine derartige Frau von sich selbst als Neger denkt. Ich war kurz davon eine Strichliste zu führe, wie oft ich dieses widerliche Wort im Laufe der Geschichte lesen musste. Eindeutig zu oft. Ich will der Autorin nichts vorwerfen. Woran es auch liegen mag, ob sie selbst ein wenig zu "konservativ" eingestellt ist oder sich in ihrem Bemühen um Echtheit irgendwo verrannt hat - für mich ist das aus Prinzip nichts.
Wäre ich nicht absolut dagegen, Bücher weg zu werfen, wäre das Buch definitiv in die Tonne gewandert. - Alan Bradley
Flavia de Luce 8 - Mord ist nicht das letzte Wort
(111)Aktuelle Rezension von: ClaudiaNeudoerferFlavia ist zurück aus Kanada. Leider wird sie von Ihrer Familie nicht sonderlich gut empfangen. Ihr Vater liegt im Krankenhaus und ist schwer erkrankt, sie darf nicht zu ihm. Der Fall den Flavia diesmal lösen soll ist etwas verworren. Es fiel mir schwer alles mitzuverfolgen. Flavia hat ihr Feuer noch nicht wieder zurück und kann nicht so richtig überzeugen.
- Alan Bradley
Flavia de Luce 9 - Der Tod sitzt mit im Boot
(96)Aktuelle Rezension von: kassandra1010Flavia und ihre Schwestern machen gemeinsam mit Dogger Urlaub. Der Tod des Vaters wiegt immer noch schwer auf der Familie und daher scheint ein wenig Abwechslung ratsam.
Tante Felicity drängt auf den Verkauf des Hauses, was Flavia so gar nicht passt.
Bei einem kleinen Bootsausflug verfängt sich Flavia sprichwörtlich in einer Leiche. Der junge Orlando, Laienschauspieler und Sohn des gehängten Dorfpfarrers, lässt neuen Mut aufkommen.
Gemeinsam mit Dogger beschließt Flavia herauszufinden, ob der junge Orlando wirklich ertrunken ist. Bei eingehender Recherche stellt sich heraus, dass in diesem Ort so einiges nicht stimmt. Ein gehängter Pfarrer, drei vergiftete alte Damen und ein Bestatter, der seinen Job zu wörtlich nimmt.
Mit viel Improvisation gelingt es Flavia und Dogger dank eigenem Chemiebaukasten herauszufinden, dass der junge Orlando nicht ertrunken ist. Doch Flavias Ermittlungen bleiben nicht unbemerkt und ihr Ruf eilt ihr voraus.
Alan Brandley lässt Flavia auf das beschauliche englische Landleben los. Gemeinsamt mit ihrem treuen Butler Dogger und einem Chemiebaukasten im Gepäck wird in einem fiesen Mord ermittelt, der so einige andere Sünden zu Tage bringt.
- Hermann Kant
Die Aula
(26)Aktuelle Rezension von: SieboldKMeine Jugend- selbst erlebt - Arbeiter und Bauern-Kinder durften das Abitur nachholen
- Sadie Jones
Kleine Kriege
(14)Aktuelle Rezension von: kaelleDer britische Soldat Henry Treherne hat zu Beginn der Handlung große Ambitionen: Er stellt sich voll und ganz in den Dienst seines Landes und seiner Frau Clara. Als er diese äußert, wird schon klar, dass er zumindest mit einem Dienst scheitern wird.
Nach einem Zeitsprung begegnen wir Henry, der inzwischen zum Major befördert wurde, auf Zypern des Jahres 1956 wieder. Er soll mit seinen Truppen dafür sorgen, dass sich Türken und Griechen friedlich verhalten und Zypern in britischer Hand bleibt. Zahlreiche Unruhen (also "kleine Kriege") und der Umgang mit Verdächtigen belasten zunehmend Henrys Gewissen, was sich negativ auf seine Ehe mit Clara auswirkt (zweiter "Kriegsschauplatz"). Er kann sich ihr nicht mehr liebevoll nähern, versteht ihre Angst nicht, entwickelt keinerlei Gefühle für seine beiden Töchter. Als Clara Opfer eines Anschlags wird, eskaliert die Situation für Henry.
Mir hat das Buch nur mittelgut gefallen. Zwar wird die Situation von im Ausland stationierten Soldatenfamilien sicherlich treffend beschrieben. Dennoch war mir das Erzähltempo v.a. in der ersten Hälfte zu langsam, die Handlung für die Länge des Romans zu eindimensional, auch wenn einzelne Nebenfiguren etwas deutlicher hervortreten, Geschichten zu haben scheinen.
- Ian Fleming
James Bond - Moonraker
(35)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderSir Hugo Drax schenkt England eine Rakete mit dem Namen Moonraker und so sollen die Briten hoch ins All kommen. Aber irgendwas stimmt nicht mit Sir Hugo Drax und beim Pokern spielt er falsch. M bittet seinen besten Mann zu Hilfe, James Bond. Dieser enttanrt Sir Hugo Drax Falschspiel und will hinter den wahren Grund des Rakten Geschenks kommen. Dabei lernt er Gala kennen und er ist fasziniert von ihrer Schönheit und ihrem Wissen. Einer der besten von Ian Flemming und mit vielen tollen Facetten.
- Alice Schwarzer
Liebe Alice! Liebe Barbara!
(11)Aktuelle Rezension von: LeilaniDie beiden Frauen geben intime Einblicke in ihr Leben, das was ihnen vor allem als junge Frauen passiert ist. Oft überraschend, manchmal erschreckend, aber immer sehr authentisch. - Andreas Götz
Die im Dunkeln sieht man nicht
(55)Aktuelle Rezension von: walli007Im Jahr 1950 kehrt der Schriftsteller Karl Wieners aus Berlin nach München zurück. Er hat im Krieg alles verloren, insbesondere seine Familie, aber auch seinen Willen zu schreiben. Dennoch nimmt er das Angebot seines alten Kumpels Georg an, für die Zeitschrift, welche dieser neu auflegen will, zu recherchieren. Dass seine Nichte Magda hinter diesem Angebot steht, weiß Karl nicht. Kommissar Ludwig Gruber, mit dem Karl zur Schule gegangen ist, ermittelt in einem Mordfall. Ein Spediteur wurde ermordet und aus seinem Büro wurde ein Bild gestohlen. Hängt dies vielleicht mit dem Verschwinden der Bilder zusammen, deren Spuren sich bei Kriegsende verloren?
Bei diesem zeitgeschichtlichen Kriminalroman um Karl Wieners, seine Nichte und Kommissär Gruber handelt es sich um den ersten Band einer Trilogie. Der zweite Weltkrieg ist noch nicht so lange her und die Menschen haben die Zeit noch nicht überwunden. Es gibt die Ewiggestrigen, die immer noch von einem anderen Staat träumen, aber auch die, bei denen ein Denkprozess eingesetzt hat. Jedoch sind alle vom Krieg geprägt. Karl ist sich nicht sicher, ob es eine gute Idee war zurückzukommen. In Berlin hat ihn allerdings auch nichts mehr gehalten. Gruber hadert mit dummen und faulen Kollegen und mitunter auch mit seinen eigenen Schwächen.
Die 1950er sind eine interessante Epoche in Deutschland. Ein toller Hintergrund für eine spannende Geschichte, die mit vielen Informationen aufwartet und die Nachkriegszeit ehrlich beschreibt. Leider sind die Beschreibungen des privaten Umgangs insbesondere von Karl und Magda nicht so fesselnd, dieser Teil der Story wirkt etwas aufgesetzt. Auch entsteht ein wenig der Eindruck, es habe sich in diesem Fall alles Schlechte versammelt, was München damals zu bieten hatte. Abgesehen davon ist der Zeitkolorit aber sehr gut eingefangen. Man lernt sehr gut, zu verstehen, dass nur fünf Jahre nach dem Krieg eben noch nicht alles in Ordnung war. Vielen fehlte es an Einsicht über die Verbrechen des Krieges und nur langsam konnte ein wenig Hoffnung einsetzen, dass es vielleicht zu einem Umdenken kommen könnte.