Bücher mit dem Tag "gay-themed"
11 Bücher
- André Aciman
Call Me by Your Name Ruf mich bei deinem Namen
(267)Aktuelle Rezension von: hufflepup_kafkaIch liebe "Call me by Your Name", und ich liebe Timothee Chalamet. Buch und Film sind gleichermaßen schön, ästhetisch, sinnlich. Sie handeln von einer ersten Liebe und Affäre zwischen dem 17-jährigen Elio und dem 24-jährigen Oliver in Norditalien der 1980er Jahre. Das besondere hierbei ist, dass die Worte „Ich liebe dich“ oder „schwul“/“homosexuell“ nicht gebraucht werden, um die Gefühlswelt beider Männer zu beschreiben. Timothee Chalamet und Armie Hammer haben ein perfektes Team abgegeben, ohne die beiden wäre der Film wohl nicht so schön geworden. Mit anderen Darstellern hätte ich ihn mir jedenfalls nicht vorstellen können. Mit Elio konnte ich mich bestens identifizieren. Ein Frei- und Schöngeist mit der Leidenschaft für Musik, Kunst und Literatur, und mit einer rebellischen, bubenhaften, jugendlichen Art gegenüber seinen Eltern, die eigentlich nur das Beste für ihn wollen. Buch und Film unbedingt bei sonnigem Wetter oder, idealerweise, im Sommer lesen/schauen! Absolute Empfehlung, und eines meiner All-Time-Favorites im LGBT-Lit.-Genre.
- Andreas Steinhöfel
Die Mitte der Welt
(712)Aktuelle Rezension von: heikoscornerIch weiß nicht genau wie oft ich dieses Buch angefangen habe zu lesen, nur um es leicht gelangweilt wieder beiseite zu legen. Nach drei Jahren dachte ich mir: "Hey, jetzt ist es an der Zeit diesen deutschen - beinahe- Klassiker der LGBT-Romane doch endlich mal fertig zu lesen. Schau dir nur all diese positiven Stimmen dazu an, das MUSS doch gut sein." Was aus diesem Entschluss herauskam, waren die wohl frustrierendsten Stunden der letzten Zeit.
Was mich so frustriert hat? Nun ja, so einiges.
Angefangen bei der klischeebehafteten Repräsentation von LGBT-Charakteren (der schwule Sohn hat keinen Vater und ist unter dem starken Einfluss seiner Mutter aufgewachsen, kann kein Fußball spielen und ist generell natürlich schwach; das lesbische Pärchen hasst alle Männer und wünscht, dass sie sterben), hinüber zu einer Geschichte, die sich vor lauter "What the actual fuck"-Momenten nur so häuft und generell gesehen sich (genauso wie in dem furchtbar theatralischen Schreibstil ("Liebe ist ein Wort, welches man nur mit blutroter Tinte schreiben kann.")) mit dem von Fitzek messen kann.
Nicht nur haben wir einen Roman bestehend aus Klischees, einem anstrengenden Schreibstil und einem konfusen Plot, sondern wir finden auch Hauptcharaktere vor, die komplett unnahbar und auch unaushaltbar sind. Wir haben auf der einen Seite Nicholas, der eine Mischung aus "Twilight"s Jungvampir Edward und Schneewittchen zu sein scheint, gepaart mit Phil, dem blonden Naivchen, das sich fröhlich überlegt, wie er seinen Schwarm bestmöglich psychologisch von ihm abhängig machen kann, damit er es selbst nicht wird.
Hört sich gesund an. Und sehr vorbildlich natürlich. Perfekt also für die leicht zu beeinflussende, junge Zielgruppe. Besonders in einem Roman, der zeigen möchte wie Liebe wirklich aussieht.
Jo. Aber weiter im Text.
Altbackene Rollen und Klischees (z.B. wird jeder dumme Mensch automatisch als fülliger dargestellt; Schwule sind automatisch schwach) werden hier so fröhlich wieder aufgerollt und serviert, als wäre es das Skript einer Adam Sandler Komödie. Problematisch wird es dann nicht nur, wenn das N-Wort benutzt wird, als wäre es vollkommener Standard, sondern auch wenn z.B. die nette alte Nachbarin den 8-Jährigen Hauptcharakter per Hand befriedigt. Gelockt mit einem Eis. Kommentiert werden diese Situationen nie, dies stellt die Situationen als vollkommen normal dar. Das hinterlässt wiederum ein ungutes Gefühl und das geringe Enjoyment, welches beim Lesen vielleicht kurzfristig aufkommen könnte, wird direkt wieder reduziert. Ich könnte noch weitere problematische Stellen aufzählen, aber ich versuche meinen Puls nicht wieder hochzutreiben und ich habe - um ehrlich zu sein - auch etwas aufgegeben.
"Die Mitte der Welt" mochte im Jahr der Erstveröffentlichung womöglich revolutionär gewesen sein, doch dieser Status hat sich heute leider in meinen Augen verjährt und geht eher als Negativbeispiel voran. - John Boyne
Das späte Geständnis des Tristan Sadler
(87)Aktuelle Rezension von: jackdeckJohn Boyne hat sich keines einfachen Themas angenommen. Einerseits verdecken die Gräuel des zweiten Weltkriegs oft den Blick auf den ebenfalls mit grausamen Mitteln geführten ersten Weltkrieg - um das Interesse an dieser Zeit zu wecken braucht es also einen besonderen Effort. Andererseits lassen die aufgeworfenen Fragen keine eindeutige Antwort zu, der Roman muss also ohne klare Zuordnung von Helden und Täter leben. Und John Boyne hält sich auch nicht ans Schema: Tapfere Soldaten kämpfen gegen bösen Feind. Vielmehr deckt er auf, wie unfähige Vorgesetzte eine Gruppe junger Männer durch gezieltes Mobbing und brutalen Drill zu einem menschenverachtenden Verhalten drängen. Dazu kommt, dass dies alles in einer Zeit spielt, die zwar vordergründig von aufkeimender Lebensfreude zeugt, in der aber Toleranz anders denkenden gegenüber kaum vorhanden war.
All diese Aspekte hat der Autor zu einem stimmigen und intensiven Roman verarbeitet. Leider kommt er aber nicht ohne einige Längen aus, was den Lesefluss etwas beeinträchtigt. Obwohl der Autor seinem Roman ein sehr bedrückendes Thema zugrunde gelegt hat, präsentiert er aber grundsätzlich ein spannendes und gut lesbares Werk. Der Aufbau ist konsequent und gekonnt umgesetzt, wenn die aufmerksamen Leser auch bald einmal ahnen, worauf es bezüglich des Geständnisses hinaus läuft. John Boyne lässt seinen Protagonisten eine ganze Reihe von Gefühlsregungen durchlaufen und schafft es doch, ein auf der ganzen Linie überzeugendes Bild des zerrissenen jungen Mannes zu zeichnen. Erst nach und nach vermögen die Leser aber zu erkennen, dass sich die Geschichte gar nicht nur um Tristan Sadler dreht, sondern zwei weitere wichtige - wenn nicht gar wichtigere - Figuren existieren. Hier zeigt sich die Qualität des Autors: Er setzt seine Charaktere optimal in Szene und hält für den Leser nicht nur Unterhaltung bereit, sondern vor allem Stoff, der zum Nachdenken anregt. - Floortje Zwigtman
Ich, Adrian Mayfield
(87)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderLondon im Jahre 1884. Hier arbeitet der siebzehn jährige Adrian Mayfield als Lehrjunge für eine Maßschneiderei. Alles läuft ganz gut, aber dann verliert er seinen Job. Um ihn vor der Straße zu retten, stellt der Maler Augustus Trops ihn als Modell an. Er darf auch bei ihm wohnen und so kommt Adrian in eine neue Welt. Er findet nicht nur Freundschaft und eine neue Aufgabe, sondern er entdeckt auch, dass er Männer liebt. Dieses neue Gefühl gefällt ihm und bringt eine neue Welt zum Vorschein und er fühlt sich wohl in der oberen Gesellschaft und lernt interessante Menschen und Weggefährten in Soho kennen.
Floortje Zwigtman hat mit Ich , Adrian Mayfield ein großartiges Buch geschrieben und kommt ohne unnötigen Klischees aus und hat ein feines Gespür für seine Figuren und das Thema.
- Philippe Grimbert
Ein besonderer Junge
(19)Aktuelle Rezension von: UlenfluchtWir leben in einem Zeitalter des Wissens und verstehen doch immer weniger. Das ist einer der Gedanken, den einen dieser Roman einbringt. Für jede Abweichung von der Norm kennen Psychologie und Medizin einen Namen. Vorbei sind die Zeiten, in denen ein Kind als wild galt oder als schlichtes Gemüt. Heute ist es hyperaktiv oder geistig behindert. Philippe Grimbert führt uns zurück in die Siebziger und zeichnet in wenigen Worten und Szenen das Porträt dreier Personen, die fehl am Platz sind in ihrer Zeit und die alle drei mit ihrer Einsamkeit kämpfen.
Der Ich-Erzähler Louis fährt zurück an den Urlaubsort seiner Kindheit in der Normandie, wo er einen Stundenjob annimmt, der sein Leben für immer verändert: Er betreut einen entwicklungsverzögerten, verschlossenen Jugendlichen ohne Sprache, ohne Zukunft. Seine Mutter schreibt erotische Literatur und sehnt sich ebenso nach Zuneigung. Eine explosive Mischung, die den Protagonisten erst überfordert und der dann doch einen Draht zu ihnen findet, sich öffnet und dadurch auch seine eigene Kindheit verarbeitet. Denn der Badeort trägt auch noch die Erinnerung an einen tragischen Verlust in sich und die Frage nach der Schuld eines Kindes.
Große Themen, die nicht ausführlich behandelt, sondern nur angeschnitten werden und so den Kopf des Lesers die meiste Arbeit machen lassen. Mit einer melancholischen Leichtigkeit verquickt der Autor in diesem schmalen Bändchen die Leben dreier Einsamen und knüpft verblüffende und zarte Verbindungen unter ihnen. Der Protagonist erkennt sich ausgerechnet in diesem „besonderen“ Jungen wieder, der so die Essenz seiner selbst verkörpert und gleichzeitig für die Wiedergutmachung der Tragödie seiner Kindheit steht. So ist Ein besonderer Junge ein schöner, zarter Roman, der zum Nachdenken über Einsamkeit, Respekt und das Anderssein anregt.
- Annette Juretzki
Blind
(25)Aktuelle Rezension von: MerylexXenen lebt unbescholten und unwissend auf seinem Planeten, bis dieser angegriffen wird. Xenen will unbedingt verhindern das diese Fremden ihren Planeten oder die Bevölkerung zerstören und versucht mit seiner Gabe Sprachen schnell zu lernen, das schlimmste zu verhindern. Trotz seiner Bemühungen und dem Kokurenzkampf zwischen Jonas Brand dem Käptain des Schiffs und Zeyn, sowas wie ein Co-Käptain. Xenen gerät zwischen die Fronten und verliebt sich prompt, doch er ist nicht der einzige. Plötzlich steht alles Kopf und sie stehen mitten im Gefecht mit anderen Spezies.
Hier trifft Sifi auf Gayromance mit Militärtouch. Praktisch alles von Schwul, Pansexuell sowie genderqueer ist vertreten. Es war unglaublich spannend, den Charakteren Xenen, Jonas und Zeyn ihn ihrer Sichtweise zu folgen, es war lustig, nervenaufreibend, und manchmal nervig. Der Cliffhanger war so gut eingebaut das ich direkt Band 2 holen musste und auch das Buch verschlang. Absolute Leseempfehlung.
- S. Y. Blank
Haus der Schatten
(6)Aktuelle Rezension von: ManafiIch bin ewig um dieses Buch herumgeschlichen. Warum eigentlich? Die Geschichte ist fesselnd und mitreißend. Eines meiner absoluten Lesehighlights in 2022.
Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und empfehle das Buch sehr gerne weiter.
- Jobst Mahrenholz
Der linke Fuß des Gondoliere
(12)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer»Der linke Fuß des Gondoliere« ist der dritte Roman des Autors. Wieder spielt er in Italien, diesmal jedoch, wie der Titel schon andeutet, in Venedig. Die Geschichte dreht sich um drei Freunde seit Jugendtagen. Den eher durchschnittlichen, liebenswerten Sohn eines Gondelbauers Cece, den aus ärmlichen und schwierigen Verhältnissen stammenden, aber genügsamen und heiterem Pirro und den aus reichen Haus kommenden, aber unglücklichen Leo. Trotz der Unterschiede verbindet die drei eine enge Freundschaft, bis zwischen Cece und Pirro mehr entsteht.
Die Geschichte ist realistisch, etwas poetisch aber auch sehr bodenständig. Es ist leicht, die drei unterschiedlichen jungen Männer ins Herz zu schließen. Eine sehr zärtliche, stille, bittersüße, warme Geschichte.
Jobst Mahrenholz erzählt nicht linear, es gibt Sprünge in den Zeitebenen, die nur durch die Jahreszahl, aber nicht durch Erklärungen gekennzeichnet werden. Ebenso sind die Szenen oft recht kurz, werden wenig ein- und übergeleitet. Das alles könnte wirr, unstrukuriert und anstrengend sein, verwebt sich jedoch zu einer Geschichte, der man jederzeit mühelos folgen kann. Die Struktur verbindet sich zu einem eigenen Rhythmus des Erzählens, der leichtfüßig wirkt. Meinen Respekt für diese Leistung!
Meine Ausgabe enthält eine Widmung des Autors, die ich nur schwer entziffern kann ›Deine Geschichten haben mich so viele schöne Stunden begleitet, es würde mich freuen, wenn diese es auch schaffen würde‹ – nun, mühelos, kann ich sagen – Danke dafür.
Der bisher ausgereifteste Roman eines Autors, von dem wir hoffentlich noch viel lesen dürfen.
Mehr über den Autor im Interview - Sarah Monette
Melusine
(3)Aktuelle Rezension von: SahikoDer erste Band zu Sarah Monettes Reihe "Doctrine of Labyrinths". Es geht um Felix Harrowgate, der ein Magier am Hofe von Lord Steven Teverius ist und dort als äußerst begabt gilt, und seinen Halbbruder Mildmay, der als Auftragsmörder und Dieb arbeitet. Beide kennen sich nicht, wuchsen aber unter ähnlichen Umständen auf den Straßen Mélusines auf, Felix gezwungenermaßen als Stricher, bis er von Malkar, seinem Meister, gekauft wird. Malkar unterwirft den Jungen, macht ihn nach und nach zu einer Puppe, bis er ihn schließlich mit einem mächtigen Ritual bricht. Mit diesem Ritual zerbricht er den Virtu, einen rießigen Kristall, der die magischen Kräfte der mélusischen Zauberer kanalisiert und auf welchen sie ihre Eide schwören. Der geistig verwirrte Felix wird dieses Verbrechens für schuldig erklärt und herumgereicht, in der Hoffnung, dass irgendwer eine Lösung für seinen zerütteten Geisteszustand findet und Felix den Virtu reparieren kann. Schließlich treffen Mildmay und Felix aufeinander, wobei Mildmay sofort das Bedürfnis verspürt Felix zu helfen, da der von allen seinen sogenannten Freunden verlassen wurde und nun noch mehr leidet. Auf eine prophetische Eingebung Felix hin beginnt eine Odysee der beiden Halbbrüder quer über den Kontinent um ihn an den einzigen Ort zu bringen an dem Felix geholfen werden kann, die Heimat ihrer verstorbenen Mutter. Ich war überrascht zu hören, dass The Mirador das Erstlingswerk der Autorin ist, da ihr Schreibstil und ihre Charaktere bereits sehr ausgereift sind. Beide Hauptcharaktere geben keine typischen Helden ab, Felix ist arrogant, hochmütig und selbstverliebt, während Mildmay aus der Gosse kommt, ein Pesimist wie er im Buche steht, ungebildet und mit schlechten Manieren, dessen Natur aber aufrechter und ehrenhafter ist als die von Felix. Das Buch wird aus den zwei verschiedenen Ich-Perspektiven von Felix und Mildmay geschildert und durch deren krasse Unterschiede kommt eine unglaublich packende Erzählweise zustande. Die emotionale Spannung und Atmosphäre sind mitreißend auch wenn das Buch eine Anlaufphase braucht. Handlungsstränge laufen erst spät zusammen bzw. erst im zweiten Band "The Virtu", daher kommt das Ende in Melusine etwas abrupt und lässt viele Fragen offen. Also am besten den zweiten Band in Reichweite halten und direkt im Anschluß lesen. Einzig wirklich großes Manko betrifft nicht die Geschichte sondern die Buchbindung selbst. Es handelt sich bei der Taschenbuchversion um eine wirklich billige Bindung. Falten und Knicke im Buchrücken sind garantiert, die Verkleisterung bricht schnell auf und die Seiten fallen aus. Wenn man irgendwie die gebundene Version (leider nicht mehr im Druck) in die Hände bekommt sollte man sich dafür entscheiden. - 8
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