Bücher mit dem Tag "gegendasvergessen"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "gegendasvergessen" gekennzeichnet haben.

15 Bücher

  1. Cover des Buches Im Westen nichts Neues (ISBN: 9783462046328)
    E.M. Remarque

    Im Westen nichts Neues

     (1.252)
    Aktuelle Rezension von: ursheinzaerni

    Wie groß ist die Wirkung von Büchern auf die Gesellschaft? 1929 erschien ein Roman, der eine breite öffentliche Debatte auslöste, verfilmt und millionenfach in über 50 Sprachen verkauft wurde. «Im Westen nichts Neues» von Erich Maria Remarcque (1898 – 1970). Der Schüler Paul Bäumer und seine Klassenkameraden wurden durch die Hetze ihres Lehrers Kantorek dermassen beeinflusst, dass sie sich direkt von der Schule freiwillig an die Front meldeten. Aus dieser Falle gab es trotz sinnlosem Drill und den brutalen Alltag im Schützengraben keinen Ausweg, noch fanden sie zurück in ein bürgerliches Leben der Ordnung und Gesetze. Die Hauptfigur des Romans starb 1918 an einem Tag, «der so ruhig und still war an der ganzen Front, dass sich der Heeresbericht darauf beschränkte, im Westen sei nichts Neues zu melden.» Das Buch konnte nicht verhindern, dass wieder Millionen dem Wahn des Nationalismus im Zweiten Weltkrieg geopfert wurden.                                               

           


        

  2. Cover des Buches Deutsches Haus (ISBN: 9783548061177)
    Annette Hess

    Deutsches Haus

     (232)
    Aktuelle Rezension von: carowbr

    Eva ist eine junge Frau Anfang der 60er Jahre in der BRD und soll als Dolmetscherin beim ersten NS-Prozess arbeiten. Dadurch wird sie mit der Vergangenheit ihres Landes und ihrer Familie konfrontiert.

    Das Buch stellt eine Zeit da, in der jeder nach vorne blicken und niemand sich mit der Vergangenheit und der entstandenen Schuld auseinandersetzen wollte. Eindringlich schildert die Autorin immer wieder die Aussagen der Zeugen, die auf den echten Prozessakten beruhen. Besonders treffend ist der Widerspruch beschrieben, dass einerseits niemand von etwas gewusst haben will, nur ‚die Anderen‘ mitgemacht haben und man selbst nichts machen konnte. Andererseits haben eben (fast) alle dazu beigetragen, dieses System zu stützen und dadurch über die Jahre auszubauen.
    Auch das Privatleben von Eva wird thematisiert und damit einhergehend die Rechte und Rolle der Frau in den 60er Jahren dargestellt.
    Der Schreibstil war einerseits angenehm zu lesen, anderseits war es nicht zu 100% meins - ich kann allerdings nicht genau festmachen, an was es lag.

  3. Cover des Buches Maus (ISBN: 9783103975352)
    Art Spiegelman

    Maus

     (230)
    Aktuelle Rezension von: Kayuri

    Es geht um den zweiten Weltkrieg und zwar darum das Art seinen Vater darüber interviewt. Hierbei ist der ganze Titel in zwei Zeitebenen unterteilt, der Gegenwart und der Vergangenheit. Die Geschichte ist brutal aber etwas abgeschwächt, dadurch das alle Personen als Tiere auftreten. Sie Juden als Mäuse, du deutschen als Katze, etc. Dabei finde ich die Wahl der Polen als Schweine etwas fraglich. Die Geschichte fand ich gut. Konnte mich aber vor allem wegen dem Schreibstil nicht ganz abholen. Es wurde in der Vergangenheit von dem Vater perfektes deutsch gesprochen, in der Gegenwart Jiddisch und deutsch vermischt. Die Erklärung dazu hätte gerne vorne in dem Buch stehen können und nicht hinten. Die Passagen mit dem jiddischen deutsch waren für mich absolut schlecht zu lesen. Der Zeichenstil sagte mir leider auch nicht zu.  Für mich waren es 2/5 🐭 wobei ich sagen was, das Leute die der Wechsel des Schreibstils nichts ausmacht hier eine düstere aber Ware Erzählung über den zweiten Weltkrieg erhalten. Außerdem ist die Entwicklung des Vaters wirklich sehr interessant gehalten.

  4. Cover des Buches Leas Spuren (ISBN: 9783453360464)
    Bettina Storks

    Leas Spuren

     (138)
    Aktuelle Rezension von: Phini

    Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Besonders die Szenen in der Vergangenheit. Die Liebesgeschichte in der Gegenwart hätte ich nicht gebraucht. Das Buch hatte auch so viel zu erzählen. Am Ende hab ich irgendwie noch auf etwas Emotion gehofft. Obwohl das vielleicht auch zu viel des Guten und zu konstruiert gewesen wäre. Der Schreibstil war sehr mitreißend. Ich wollte immer weiter lesen. 

  5. Cover des Buches Amerika (ISBN: 9783608962611)
    Kai Wieland

    Amerika

     (9)
    Aktuelle Rezension von: monerl
    Stichworte
    Gegenwartsroman, Dorfgeschichte, Regionalliteratur (Schwaben), Debütroman, Nachkriegszeit, Charakterstudie

    Handlung 3 - Gegenwart und Vergangenheit des Dorfes und seiner Bewohner, etwas zu dünn
    Sprache 5 - schön, nüchtern, leicht satirisch / humorvoll
    Charaktere 4 - unterschiedlich, vielschichtig
    Spannung 4 - subtil
    Ende 4 - leicht unrund, etwas offen, nicht ganz zufriedenstellend

    Gesamtwertung
    4,0 / 5


    Fazit:
    Kai Wieland stellt mit seinem Buch die deutsche Nachkriegszeit im schwäbisch-dörflichen Mikrokosmos dar. In Rillingsbach, einem fiktiven Dorf in der Nähe des schwäbischen Murrhardt, irgendwo im Dreieck Murrhardt – Backnang – Heilbronn, kommen Tag für Tag im Schippen die Rillingsbacher zusammen und erzählen den Chronisten, nicht chronologisch ihre Geschichte sowie die des Dorfes. Einst, vor dem Krieg, ging es ihnen recht gut, doch auch Rillingsbach und seine Bewohner litten unter dem Krieg und mussten sich unter der darauffolgenden amerikanischen Besatzung neu ausrichten.

    Sprachlich nüchtern und doch irgendwie schön als auch humorvoll erfahren die Leser*innen in Wielands Debüt, dass der Schippen früher ein angesehenes Hotel war, wie es die englische Mutter von Hilde ins schwäbische Rillingsbach verschlagen hatte und wie ihr Vater ums Leben kam. Ebenso hat auch Rillingsbach Nazis gehabt, die nicht immer und von jedem als solche wahrgenommen wurden. Es wurde geträumt und gestritten, Familiengeheimnisse wurden preisgegeben. Und doch scheint es, dass Rillingsbach keine Zukunft hat, denn die jüngste Bewohnerin ist Hilde, die selbst schon wohl Rentenalter hat.

    Ein subtil spannendes und interessantes Buch, ein regionaler schwäbischer Gegenwartsroman, der gerne etwas tiefer in die Historie und die Geschichte seiner Charaktere hätte gehen dürfen. Ich freue mich auf weitere Bücher des Autors und kann hierfür auf jeden Fall eine Leseempfehlung aussprechen.
  6. Cover des Buches Das Verschwinden des Josef Mengele (ISBN: 9783746636672)
    Olivier Guez

    Das Verschwinden des Josef Mengele

     (90)
    Aktuelle Rezension von: mariameerhaba

    Zuzusehen wie Mengele alles verliert, seine Würde, seine Haltung, seinen Doktortitel, es hatte etwas Befriedigendes, das gebe ich ungern zu. Das Karma hat ihn eingeholt, sein Leben zerstört, die letzten Lebensjahre waren nur noch eine Folter für ihn, ohne dass ihn jemals sein Gewissen beunruhigt hat und das zu lesen, war erschreckend.

    Der Autor hier beschreibt sehr gut die Flucht eines Monsters. Er macht daraus nicht einen einfachen Bericht, das den zweiten Abschnitt vom Leben Mengeles zerlegt, sondern er sorgt dafür, dass man Mengeles Elend mitfühlt, dass man dabei ist und zu sieht, wie ein stolzer Mann langsam zerbricht.

    Es ist ein erschütterndes Buch, aber gleichzeitig zeigt es auch, wie die Reichen davonkommen können. Wie sie sich der Justiz entziehen, wie Geld ihnen ermöglicht, jenseits der Gesetze ein Leben zu führen, das man getrost als ein schönes Leben bezeichnen kann. Vielleicht ging es Mengele nicht gut bei seiner Flucht, aber alle anderen hatten doch ein angenehmes Leben, gönnten sich nach so viel Mord und Korruption eine Villa, ein riesiges Anwesen, die ihre Vergangenheit so weit in den Schatten rückte, das man sie zu beneiden begonnen hat.

    Das Buch ist spannend, interessant, gewaltig, brutal und so ehrlich, dass es mich sehr oft erschüttert hat. Der Stil ist einfach und leicht und vor allem funktioniert das Buch. Ich habe es gern gelesen.

  7. Cover des Buches Die Fliedertochter (ISBN: 9783453421455)
    Teresa Simon

    Die Fliedertochter

     (150)
    Aktuelle Rezension von: eriS

    Paulina begibt sich unbewusst auf die Spuren ihrer Herkunft. Ihre Bekannte Antonia bittet sie nach Wien zu reisen um dort ein unbekanntes Vermächtnis in Empfang zu nehmen. Ihr Glücksbringer, die Schneekugel, ist wie immer auch dabei. Das Vermächtnis besteht aus einem blauen Tagebuch, welche Luzie Kühne verfasst hat. Diese ist 1938 als Halbjüdin von Berlin nach Wien zu ihrer Tante geflüchtet und versucht da Fuss zu fassen. Sie wägt sich in Wien in Sicherheit, die jedoch nicht lange hält. Paulina beginnt in dem Tagebuch zu lesen und verlängert sogar ihren Aufenthalt in Wien hierfür. Was sie zu Beginn nicht weiss, ist das das blaue Buch ihr ganzes Leben verändern wird ...

    Teresa Simon erzählt die Geschichte in zwei verschiedenen Zeitebenen und als Leser bekommt man so das Gefühl auch im Tagebuch zu lesen. Die Geschichte rund um Luzie ist sehr bewegend beschrieben und führt dazu, dass das Buch nicht mehr aus den Händen gelegt werden möchte. Die Autorin hat mit 'Die Fliedertochter' gut rübergebracht, was dazumal auch in Wien geschehen ist. Das Buch ist sehr spannend und gleichzeitig auch traurig. Mich regen solche Geschichten immer wieder zum Nachdenken an und man leidet mit den Einzelschicksalen mit.

    Das Buch ist jedem Leser zu empfehlen, der noch mehr geschichtliche Hintergründe verpackt in einem spannenden Roman entdecken möchte.

  8. Cover des Buches Gestern war wieder der Herrgott bei mir (ISBN: 9783741238413)
    Stefan Heikens

    Gestern war wieder der Herrgott bei mir

     (1)
    Aktuelle Rezension von: MissRose1989

    Das Cover ist sehr schlicht gehalten, man sieht ein Bild von Leopold Bigl, im Hintergrund ist ein Brief angedeutet, das ist alles, aber das reicht auch, weil das beschreibt genau das, was man im Buch zu lesen bekommt.

    In dem Buch handelt es sich um originale Briefe, die Stefan Heikens gesammelt hat und in diesem Buch zusammenträgt. Man merkt, wie es den Soldaten ging, es ist so wahnsinnig authentisch und man merkt, dass die Soldaten immer weiter abstumpfen, man ist auch manchmal verwundert, aber der Krieg wird noch schrecklicher, weil die Menschen auch durch die Umgebung verändert werden, sie werden gefühlskalt, es geht ums blanke Überleben und so ist auch erklärbar, warum dann Krieg die Menschen so verändert, das versteht man sich nur über authentische Zeitzeugnisse.

    Das Buch ist nichts für schwache Nerven, man bekommt die Schrecken des Krieges sehr nah mit und trotzdem merkt man immer wieder, dass es auch den Menschen um die Lieben zu Hause geht, die Gedanken an sie sind wichtig und halten die Soldaten aufrecht.

  9. Cover des Buches Ewig währt der Sturm (ISBN: 9783347566576)
    Annette Oppenlander

    Ewig währt der Sturm

     (25)
    Aktuelle Rezension von: lielo99

    Emma ist ganz aufgeregt. Sie kann nicht ruhig sitzen, wirbelt in der Wohnung herum und fasst es nicht. Die Mauer ist gefallen. Jetzt will sie nur noch feiern und fragt ihre Mutter Anna, ob sie nicht auch mitkommen möchte. Raus auf die Straße und den Tag der Tage angemessen begehen. Aber Anna steht der Sinn nicht nach feiern. Sie möchte das Geschehen viel lieber im TV anschauen. Dann, sie erstarrt ganz plötzlich. Wirkt abwesend, während ein Reporter beschreibt, was an der Grenze los ist. Kann es denn wahr sein? Ist es wirklich ihre große Liebe Werner? Der, von dem sie Jahrzehnte nichts hörte und dachte, er sei tot?


    Ein fesselndes Stück deutsche Geschichte. Anna und Werner leben in Ostpreußen, in der Nähe von Insterburg und sind seit Kindertagen ein Paar. Als der Krieg ausbricht, erfahren sie zunächst nur aus der Ferne davon. Das ändert sich aber schnell und Werner muss in den Krieg. Und dann kommt das Unfassbare. Anna und ihre Familie müssen ihre Heimat verlassen und so schnell es geht in Richtung Deutsches Reich fliehen. Nach dem Krieg dann die Teilung Deutschland und die Hoffnung auf ein Wiedersehen der beiden Liebenden schwindet dahin.


    Kaum vorstellbare Qualen durchlitten die Vertriebenen. Sie kämpften nicht nur gegen Hunger, Kälte und Misstrauen. Nein, sie waren keineswegs willkommen. Es gab zu viele, die Zuflucht suchten. Die Autorin schreibt so realistisch, dass ich das Grauen förmlich spürte. Kinder verhungerten, Säuglinge erfroren und Frauen wurden geschändet. Und das alles geschah, weil ein Mann gute Reden schwingen und eine Nation zur Nachfolge bringen konnte. Welche ein außergewöhnliches Buch.

  10. Cover des Buches Die Bucht der Lupinen (ISBN: 9783442492930)
    Johanna Laurin

    Die Bucht der Lupinen

     (59)
    Aktuelle Rezension von: Saphir610

    Hier wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Lous Geschichte beginn in den 1930er Jahren in Hamburg, wo sie und ihre Familie als Juden immer mehr unter den Nationalsozialisten zu leiden haben. Die Liebe zu Carl lässt sie alles ertragen und der versucht in seiner Stellung auch Juden zu helfen. Lou verschlägt es im Endeffekt nach Neufundland, wo sie ihre Tochter alleine groß zieht. Nun, 2016, ist sie gestorben und ihre Enkelinnen reisen nach Seaborough um das Haus leer zu räumen und stoßen auf Fotos und einen Brief. So kommt man Lous Geschichte immer näher und auch ihre Familie findet wieder besser zusammen.

    Eine interessante Geschichte, deshalb wollte ich das Buch gerne lesen. Auch über Neufundland wollte ich gerne mehr lesen.

    Durch die wechselnden Zeitebenen wurde ich beim Lesen allerdings immer wieder aus der entsprechenden Handlung raus gerissen und musste mich immer wieder neu reinlesen. Wobei gerade verschiedene Zeiten in Romanen durchaus gut wirken können. Hier hat es mich leider nicht gepackt.

  11. Cover des Buches Überleben (ISBN: 9783218011297)
    Gerhard Zeillinger

    Überleben

     (23)
    Aktuelle Rezension von: monerl

    Meine Meinung
    Dies wird keine Rezension im üblichen Sinne! Dies sind emotionale Zeilen zu einem Buch, einem Zeitzeugenbericht, der mich in vielerlei Hinsicht schmerzt!

    Nachdem ich nun gestern (27. Oktober 2019) das Buch beendet habe und auf der Suche nach weiteren Informationen zum Autor und dem Zeitzeugen Walter Fantl war, stolperte ich über das Todesdatum von Walter Fantl. Gestorben ist er am 24. Oktober 2019. Das war letzten Donnerstag und das war während ich noch das Buch gelesen habe. Es überkommt mich Gänsehaut! Während ich über die Kindheit und den familiären Verlust von Walter Fantl und all den anderen Juden lese, während ich froh bin, dass er und einige andere den Holocaust in den Konzentrationslagern, wie z. B. Auschwitz, überlebt haben, stirbt Herr Walter Fantl im Alter von 95 Jahren. Und genau gestern in der Früh, das wusste ich gestern noch nicht, wurde er in Wien beerdigt.  

    Beide Gefühle, Freude und Trauer, werden überlagert. Und dennoch bin ich von Herzen froh, dass Herrn Fantl noch so viele Jahre Frieden geschenkt wurden.

    Und während ich gestern Abend die Buchdeckel zuklappte und so durchs Internet surfte, sah ich die Hochrechnungen der Thüringer Landtagswalen 2019! Ich sah, wie die AfD in Thüringen mit einem Plus von 12,8% auf ein Ergebnis von 23,4% gekommen war!

    Ein EKEL stieg in mir hoch, ich kann es kaum besser in Worte fassen. Ich fühlte mich benebelt, traurig und furchtbar wütend! Ja, ich bin immer noch richtiggehend wütend, weil ich nicht glauben kann, dass so viele Menschen, jeglichen wahlberechtigten Alters, einen Faschisten und sein rechtes Gedankengut gutheißen!

    Ich kann nicht fassen, dass das Leid Walter Fantls und das von millionen anderer Juden, Sinti und Roma, behinderter und kranker Menschen und anderer Minderheiten vergessen und weggewischt werden konnte! Wer solche Bücher liest, wie ich sie lese, Videos, Filme und Berichte von Zeitzeugen gesehen hat, kann nicht die AfD wählen und kann nicht wollen, dass wir erneut ein NAZI-Deutschland bekommen! Jedem Menschen, mit einem Minimum an Empathie und Menschlichkeit, weden solche Berichte, Fotos und Filme das Herz zusammendrücken und sie werden wissen, dass so eine Partei unter KEINEN UMSTÄNDEN gewählt werden darf, auch nicht aus Protest!

    Gerhard Zeillinger schreibt über Walter Fantl und berichtet über andere Wiener Juden, wie sie nach und nach entrechtet wurden und wie ihr Weg langsam aber sicher ins Konzentrationslager geführt hat.

    Dass Theresienstadt, wo Walter Fantl lange Zeit gelebt hat, ein Juden Ghetto, ein Durchgangslager war, war mir bis zu diesem Buch nicht so richtig klar. Viele prominente Juden aus dem Theater- und Künstler-Milieu waren in Theresienstadt. Daher gab es dort ein ungewöhnliches “kulturelles Leben”, wie in keinem anderen KZ, Lager oder Ghetto. Die Texte, die zu dieser Zeit dort entstanden, berichten über das damalige Leben, über das “Als-ob”-Leben.

    “Vieles im Ghetto wird nun anders, zumindest nach außen hin, seit der Besuch der “Kommission” angesagt ist. Schon im Jahr davor haben deutsche Pressevertreter und eine Delegation des Deutschen Roten Kreuzes Theresienstadt besucht und es war icht schwer, ihnen für wenige Stunden eine heile Welt vorzuspielen. Diesesmal sind es Vertreter des Internationalen Komitees und dänische Delegierte, die sich ein Bild vom Leben im Ghetto machen wollten.” (S. 139f)

    “Die SS lässt kurz darauf Filmoperateure aus Prag kommen, um das schöne Leben in Theresienstadt zu dokumentieren. Ein “Kulturfilm” wird gedreht, von der Prager Wochenschau-Gesellschaft. Sie filmen einen Alltag, den es nicht gibt, mit Hunterten Häftlingen als Statisten.” (S. 142)

                                

    Und immer wieder schwanken meine Gedanken zu der Frage, wie es sein kann, dass all das Grauen heute scheinbar vergessen wurde. Und dann erinnere ich mich, wie Gerhard Zeillinger in der Nachlese des Buches schreibt:

    “Im Gegensatz zu den anderen europäischen Regierungen, die sich bemühten, ihre Überlebenden so schnell wie möglich nach Hause zu holen, hatte die österreichische Bundesregierung keinerlei Anstalten zur Repatriierung der österreichischen Juden unternommen.” (S. 227)

    “Der österreichische Bundespräsident Karl Renner bekundete im Jahr 1946, dass er einer Wiederansiedlung von Juden in Wien mit allen Mitteln entgegentreten werde.” (S. 230)

    “Zwei Jahre später [1963] begannen in Deutschland die Auschwitzprozesse. Aber nur wenige wurden zur Rechenschaft gezogen. Von den SS-Männern der Wachmannschaft in Gleiwitz und den berüchtigten Kapos im Lager wurde kein einziger angeklagt.” (S. 230)

     

    Aus heutiger Sicht kommt deshalb das Gefühl in mir auf, dass damals nicht genug getan wurde. Viel zu viele Nazi-Verbrecher hatten überlebt und durften nach dem Krieg ein neues Leben anfangen, ganz unbescholten und frei. Und wer weiß, wie viele der Nachkommen mit der NS-Ideologie aufgewachsen sind und sie weiter verbreiten konnten. Eventuelle ernten wir gerade, was damals gesät wurde…  

                        

    Fazit                            

    Dieses und viele andere solcher Bücher sollten m.M.n. als Pflichtlektüre im Unterricht gelesen werden! Bildung bildet und öffnet Augen und auch Herz. Das Wissen über den Holocaust muss weiter verbreitet werden, da die letzten Zeitzeugen demnächst aussterben werden. Viele von ihnen, wie auch Walter Fantl, haben in der Öffentlichkeit und auch in Schulen darüber gesprochen. Wenn sie es nicht mehr können, müssen wir da weitermachen, wo sie aufgehört haben.


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  12. Cover des Buches Mamsi und ich (ISBN: 9783492058575)
    C. Bernd Sucher

    Mamsi und ich

     (2)
    Aktuelle Rezension von: gst

    Margot Altmann, geboren 1925, wuchs in einem begüterten Haushalt auf – bis 1935, als die Nürnberger Gesetze das Leben der Juden einschränkten. Da Margots Mutter Jüdin war, musste das Mädchen die evangelische Schule verlassen, bekam den Judenstern und wurde später nach Polen deportiert. Für sie kam das dem Ende ihres Lebens gleich, obwohl sie dank Helfern das Grauen überlebte und nach Deutschland zurückkehrte.

    Wie sehr diese Zeit ihr weiteres Leben beeinflusste, bringt uns der Autor in dieser Biografie nah, die schließlich zu seiner Autobiografie wird. Durch mühsame Recherchen erfuhr er, was seine Mutter ihm ihr Leben lang verheimlicht hatte. Waren die Härten gegen sich selbst die Ursachen für die Härten gegen ihren Sohn? 

    Tagebucheintrag vom 4.Oktober 2005 auf Seite 100:

    „Gestern ist Mamsi gestorben … Sie hat mich geformt wie niemand anderer. Sie hat mich verletzt, mich gepeinigt, mich verraten. Ich weiß nicht einmal, ob sie mich geliebt hat. Aber ich habe sie vergöttert und mich ihr zeitlebens ausgeliefert. Was und wo wäre ich ohne ihren Ehrgeiz? G‘tt hat mir einen wachen Geist geschenkt; meine Mutter forderte von mir, ihn zu nutzen. Zur Not half sie nach. Sie war streng – und ungerecht.“ 

    Der Autor, der nach außen so selbstbewusst und entschieden auftritt, beschreibt sich selbst als unsicher. Mich verwirrt diese Diskrepanz. Auf der anderen Seite beeindruckt mich seine schonungslose Offenheit, mit der über seine Gefühle, seine Schwächen und Stärken schreibt. Bewundernd sehe ich auf seine berufliche Vielfalt, die durch die mäkelnde und fordernde Mutter beeinflusst wurde. Deutlich wird, wie sie ihren Sohn ihr Leben lang angefeuert hat, damit er das verwirklichen konnte, was ihr versagt blieb. 

    Fazit: Diese Biografie ist lesenswert, weil sie aufzeigt, wie sehr Eltern das Leben ihrer Kinder prägen. Außerdem wurde sie in einer Sprache verfasst, die einen durch das Buch fliegen lässt.

  13. Cover des Buches Der Reisende (ISBN: B07BMS7BSM)
    Ulrich Alexander Boschwitz

    Der Reisende

     (8)
    Aktuelle Rezension von: Wortklauber

    Ein Mann reist mit dem Zug von Stadt zu Stadt. Er fährt von Berlin nach Hamburg, und danach nach Aachen, Mönchengladbach, Dortmund, Dresden … Irgendwann trägt der Kaufmann eine große Summe Geldes mit sich herum, dann wieder ist er fast mittellos. Hier steigt er in Hotels ab, mal in einem der besten Häuser am Platz, dann in schlichten Herbergen, einmal mietet er sich bei einem etwas wunderlichen alten Ehepaar ein, dann wieder muss er ganz ohne Bett auskommen. Der „Reisende“ kommt mit Fremden ins Gespräch, trifft auf alte Bekannte, auf eine Frau, die allen Umständen zum Trotz eine starke Anziehung auf ihn ausübt. Der Mann reist nicht zum Vergnügen, er ist auf der Flucht. Gut, dass sein Gesicht nicht weiter auffällt, dennoch kann einer in diesen Zeiten gar nicht wachsam genug sein: Wir befinden uns in Deutschland im November 1938. Die Wohnung des Mannes ist verwüstet worden, seine Frau zu ihrem Bruder geflüchtet. Für ihn ist dort kein Platz, denn der Kaufmann Otto Silbermann ist Jude, und sein Schwager in der Partei.


    Boschwitz nimmt den Leser in seinem Roman „Der Reisende“ mit auf die Odyssee eines Mannes, der trotz schlagkräftiger Beweise manchmal immer noch nicht fassen kann, wie er vom wohlhabenden Firmeninhaber in die Position eines Rechtlosen und Verfolgten geglitten ist. Das führt zu teils absurden Situationen, in denen Silbermann sich selbst erinnern muss, dass für ihn jetzt andere Regeln gelten. Herausgerissen aus der Gemeinschaft ist er, auf sich selbst gestellt, der Gnade von Profiteuren, die ihre Stunde gekommen sehen, ausgeliefert.

     

    Die Begegnungen Silbermanns sind sehr lebendig geschildert, verschiedene Charaktere der Zeit werden in treffenden Dialogen offenbar. Silbermann selbst wird als eine ambivalente Person geschildert. Für das deutsche Kaiserreich im Krieg gewesen, ein geachtetes und erfolgreiches Mitglied der Gesellschaft, trägt er, wie anders kaum möglich, nicht nur schwer an seinem Schicksal, in schwachen Momenten sucht er auch nach Schuldigen unter gleichermaßen Verfolgten, was bei einigen Begegnungen mit anderen jüdischen Männern schmerzhaft deutlich wird. Die Irrfahrten Silbermanns sind beklemmend, es gelingt dem Autor, die Bemühungen seines Protagonisten sehr lebendig zu schildern, man geht mit, kann mit ihm hoffen und um ihn bangen. Silbermann fährt mit der Reichsbahn in Coupés der ersten, zweiten und dritten Klasse durch eine oft absurd erscheinende Welt, die doch keine Erfindung eines fantasiebegabten Autors, sondern historisch verbürgt ist.

     

    Ulrich Alexander Boschwitz war der Sohn eines jüdischen Kaufmanns und einer protestantischen Mutter. 1935 verließ Boschwitz mit seiner Mutter Deutschland.

    Der Roman wurde erstmals in England und den USA 1939 unter dem Titel „The Man Who Took Trains“ und unter Verwendung der Pseudonyms John Grane veröffentlicht. Bestrebungen, den Roman in den 1950er Jahren in Deutschland verlegen zu lassen, u. a. durch Heinrich Böll, scheiterten. Es dauerte schließlich bis 2019, bis der Roman in deutscher Übersetzung - in einer lektorierten Fassung, die die Ereignisse für heutige Leser umso eindrücklicher erscheinen lässt - in einem kleinen Verlag erschien. Als wahrscheinlich früheste literarische Auseinandersetzung mit den Novemberpogromen, erstellt von einem Verfasser, der seinem Thema sehr nah war, erhielt der Roman so letztendlich auch hierzulande einige Aufmerksamkeit. 

    Boschwitz starb 1942 im Alter von nur 27 Jahren, als das Flüchtlingsschiff, auf dem er sich befand, von einem deutschen U-Boot torpediert wurde. Im Berliner Stadtteil Charlottenburg-Wilmersdorf wurde auf dem Hohenzollerndamm vor dem Haus Nr. 81 ein Stolperstein für den Schriftsteller verlegt.

  14. Cover des Buches Ein Held dunkler Zeit (ISBN: 9783958903746)
    Christian Hardinghaus

    Ein Held dunkler Zeit

     (36)
    Aktuelle Rezension von: ChristineKlunt89

    Dieser historisch orientierte Roman von dem Historiker Hardinghaus ist fesselnt und emotional.

    Es geht um 2 Soldaten Wilhelm und Friedrich. Beide sind Soldaten an der Ostfront. Doch Wilhelm ist nur wegen einer Mission dort. Er liebt seine halbjüdisch Frau und will sie beschützen . Für ihn ist sie die einzig richtige.  Obwohl seine Bekannten vor ihr abraten .Doch er nimmt den Druck der Gesellschaft auf sich und will mit ihr bleiben. Für sie zieht er sogar in den Krieg. Im Krieg ist sie seine Motivation und sein Anspruch durchzuhalten und weiter zu kämpfen. In Briefen zeigt sich wie sehr sie sich vermissen und das auch der Krieg sie nicht trennen kann. 

    Friedrich ist Wilhelm Freund und will ihm dabei helfen sein Zeil zu erreichen.Die Ereignisse an der Front werden von dem Historiker gut dargestellt damit man sich in die Soldaten hineinversetzen kann. Auch sind beide Soldaten skeptisch zum Krieg, was die Handlung immer spannend macht.
    Für Liebesgeschichten im Krieg und Kriegsroman interessierte ist dieser Roman ein Muss.


  15. Cover des Buches Der Apfelbaum (ISBN: B07HRKV7ZR)
    Christian Berkel

    Der Apfelbaum

     (4)
    Aktuelle Rezension von: Perserkatze

    „Jahrelang bin ich vor meiner Geschichte davongelaufen. Dann erfand ich sie neu“

     

    Für den Roman seiner Familie hat der Schauspieler Christian Berkel seine jüdische Wurzel nachgespürt. Er hat Archive besucht und

     Reisen unternommen. Entstanden ist ein großer und spannungsreicher Familienroman vor dem Hintergrund eins Jahrhunderts deutscher Geschichte. Er führt über drei Generationen von Ascona, Berlin, Paris, Gurs und Moskau bis Buenos Aires. Am Ende steht die Geschichte zweier Liebenden unterschiedlicher nicht sein könnten und doch ihr Leben lang nicht voneinander lassen.

    Ganz wichtig: die Geschichte erfordert ein ziemliches Maß an Konzentration aber an den vielen Charakteren lag das jetzt meiner Meinung nicht aussichtlich. Ich hatte eher Probleme mit stätig sprunghaften Zeitebenen. Es war teilweise sehr anstrengend zuzuhören, weil man sich plötzlich in ganz andere Situation befand. Und diese werden ziemlich ausführlich, dramatisch beschrieben, was ja auch Positive ist, weil der Hörer viel von den Charakteren und ihre Lebensweise erfährt und ich habe mir gewünscht, dass der Autor versucht hätte seinen roten Faden dem Hörer genau zu definieren und auch dabeigeblieben wäre. So ist das alles ein wenig chaotisch und ohne Struktur

    Irritierend war für mich auch dass ein bestimmter Charakter der für die Beziehung von Otto und Sale sehr wichtig war abrupt von der Bildfläche verschwindet und auch in der Gegenwart nicht mehr erwähnt wird.

    Der Leser spürt eindeutig wie Emotional die Geschichte den Autor berührt und er daraufhin ambitioniert detailliert zu schreiben und zu beschreiben versucht. Den Mut die Geschichte seiner Familie niederzuschreiben und anderen offen darzustellen hat mich sehr beeindruckt. Aber meiner Meinung hat er es nicht richtig umgesetzt, den ich als Hörer habe i  eindeutig die Bremse in den Erzählungen rausgehört. Nach dem Motto das erzähl ich das andere aber nicht. Ist ja auch absolut okay, denn der Autor hat das Recht Entscheidungen diesbezüglich zu treffen aber es wirkte alles so abgehakt und hinterließ dadurch ein paar Fragezeichen. Trotz allem sind es für mich 4 Sterne, denn die Thematik und die dazugehörende Zeit kann man nicht oft genug erwähnen!

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