Bücher mit dem Tag "gegenwartsroman"
38 Bücher
- Ken Follett
Sturz der Titanen
(1.286)Aktuelle Rezension von: SM1"Sturz der Titanen" ist der erste Roman der dreiteiligen "Jahrhundert-Saga" von Ken Follett. Im Mittelpunkt des ersten Teils steht der erste Weltkrieg und dessen Vorgeschichte.
Erzählt wird die Geschichte verschiedener Protagonisten in England, Deutschland, Russland und den USA; diese erleben alltägliche und historische Ereignisse und Entwicklungen aus ihrer jeweiligen individuellen Perspektive. Im Laufe des Romans verknüpfen sich die einzelnen Handlungsstränge langsam miteinander und ergeben ein Gesamtbild.
Freunde historischer Romane werden die gesamte Reihe mögen, deren zweiter und dritter Teil noch besser sind als Teil eins.
- David Nicholls
Zwei an einem Tag
(3.706)Aktuelle Rezension von: AukjeHabe das Buch gelesen, da mir die Grundidee der Story gefallen hat ... zwei Menschen begegnen sich über mehrere Jahre am selben Tag!
Von Seite 1 bis zum Ende, habe ich dieses Buch verschlungen. Die Charaktere sind wunderbar beschrieben und man baut ziemlich schnell eine emotionale Bindung auf. Selbst wenn einer der beiden mal eine Fehlentscheidung trifft, ist diese immer nachvollziehbar. Zum Ende lief mir während des Lesen schon mal die ein oder andere Träne.
Absolut empfehlenswert!
Das Buch wurde mittlerweile als Film und als Serie verfilmt. Der Film war in Ordnung, aber die Serie ist einfach fantastisch. Sie hat die Story von Emma und Dexter so dargestellt wie ich sie mir beim lesen vorgestellt habe. Dennoch ... das Buch ist nach wie vor am besten!
- David Mitchell
Der Wolkenatlas
(528)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer„Der Wolkenatlas“ verbindet sechs Geschichten in verschiedenen Genres, die zu verschiedenen Zeiten spielen und von verschiedenen Menschen handeln.
Auf den ersten Blick haben die Handlungsstränge nicht viel miteinander zu tun – ein Notar schreibt 1859 auf einer Schiffreise Tagebuch, ein älterer Verleger hat 2012 Probleme mit Kriminellen und Verwandten, die letzten Überlebenden der Menschheit laufen 106 Jahre nach dem Fall durch eine postapokalyptische Welt.
Nach und nach wird jedoch deutlich, dass alles verknüpft ist: die Entscheidungen jedes Protagonisten haben Einfluss auf seine Nachfolger und werden selbst von der Vergangenheit oder Zukunft beeinflusst. Das genaue Ausmaß der Verbindungen bleibt unklar. Ob und wie viel Übernatürliches im Spiel ist, kann jeder für sich entscheiden.
Auch bestimmte Themen sind zeitübergreifend und ziehen sich durch das gesamte Buch: Freiheit in verschiedenen Formen und der Kampf darum, Ausbeutung, Betrug, die Suche nach der Wahrheit, das Füttern von Enten.
Eine Folge der besonderen Struktur des Romans ist natürlich eine große Menge an Charakteren (die gerne auch erst nach einigen Hundert Seiten wieder auftauchen), darauf muss man sich einlassen können, wenn man das Buch lesen möchte.
Zudem ändern sich die Erzählart und der Schreibstil mit jeder Geschichte. Von Tagebucheinträgen und Briefen über Interviews bis hin zu Lagerfeuergeschichten bietet dieses Buch erzähltechnisch alles. Je nach Vorliebe kann man das als Vor- oder Nachteil ansehen. Meiner Meinung nach hilft es, in jeder neuen Geschichte „anzukommen“ und bietet Abwechslung, auch wenn ich den postapokalyptischen Dialekt in der letzten Geschichte ehrlich gesagt etwas anstrengend fand.
Wenn man von den vielen Charakteren und der Idee an sich nicht abgeschreckt ist, ist „Der Wolkenatlas“ sehr zu empfehlen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird man mindestens eine oder zwei (am besten natürlich mehr) Geschichten sehr genießen und wenn man dann noch die einzelnen Elemente verbindet, ergibt sich ein Gefühl, als hätte man erfolgreich ein interessantes Puzzle zusammengefügt.
- Dörte Hansen
Altes Land
(730)Aktuelle Rezension von: Nackt_und_GluecklichDamit ist Frau Hansen ein großer Wurf gelungen. Ein Roman über die Diskriminierung der Vertriebenen und deren Schicksal. Ein Roman über die Veränderung der Gesellschaft und die Auswüchse der Moderne. Stadt triff Land und umgekehrt. Mich hat das Buch zu sehr mitgenommen, nicht weil es schlimme Dinge schildert, sondern weil ich mich und Teile meiner Familie wiedererkannt habe. Vielleicht sollte ich nachsichtiger mit meinen Vorfahren sein, doch das fällt mir schwer. Niemals wurde es in der Familie thematisiert, nie angesprochen. Gräuel wurden totgeschwiegen, bis alle tot waren, die sie durchgemacht haben. Fazit: Meine Mutter hätte, genau wie Vera im Roman, auch besser keine Kinder zur Welt gebracht.
- Jonathan Franzen
Die Korrekturen
(498)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderDie Lampberts sind eine intakte Familie und haben drei erwachsene Kinder. Enid hält alles zusammen und muss den Verfall ihres Ehemannes mit ansehen. Deshalb wünscht sie sich, dass alle drei Kinder zu Weihanchten nach Hause kommen. Aber jeder hat sein eigenes Leben und unter der Oberfläche ist alles anders. Jeder geht seinen Weg und der ist nicht immer gerade und schon gar nicht frei von Konflikten und Lügen. Jonathan Franzens Korrekturen sind gewaltig und das Buch ist in sieben Kaptiel gegliedert. Es ist spannend, aufregend, beängstigend und immer wieder voll Gefühl. Die Lamberts bekommen alle ihre eigene Sitmme und wir sehen so von jedem die Sicht und erleben von jedem das Leben. Ein Buch, das lange nachhallt und das durch seine Kraft, eine enorme Wirkung erzeugt.
- Juli Zeh
Corpus Delicti: erweiterte Ausgabe
(558)Aktuelle Rezension von: KaesekuchenIm Buch Corpus Delicti wird eine neue Form der Gesellschaft entworfen - eine, in der "die Methode" im Mittelpunkt steht. Das heißt, dass jeder Körper perfekt überwacht und Krankheiten früh erkannt werden - besser für den einzelnen Menschen, aber auch kostensparender für die Gesellschaft. Die Hauptperson Mia steht voll hinter dieser Methode, bis ihr Bruder wegen seiner DNA-Spuren für einen Mord angeklagt wird, von dem er behauptet, ihn nicht begangen zu haben. Doch die Methode ist doch unfehlbar, oder?
Insgesamt klingt das Buch mega interessant und die ersten Kaptiel fand ich auch noch super spannend. Die Zukunftsversion und die veränderte Denkweisen der Menschen wird schön aufgefächert. Dann kommt Mia auf die Bühne, die wegen dem Selbstmord ihres Bruders, sich ein wenig gehen lässt - was die Methode natürlich gar nicht gerne sieht. Obwohl das alles so super spannend klingt, baut das Buch wirklich 0 Spannung auf. Alle Menschen sind mega komisch und gefühlt nur dafür da, um irgendwas schlaues zu sagen, die Handlung zieht sich bis ins unendliche ohne das überhaupt viel passiert und obwohl Mia die Protagonistin ist und wirklich viel durchmachen muss, war sie mir einfach extrem egal.
Ich hätte das Buch vermutlich abgebrochen, wenn ich es nicht als Hörbuch auf einer langen Zugfahrt gehört hätte. da es mir wirklich gar nicht gefallen hat. Ich gebe dem Buch jedoch trotzdem 2 Sterne, da ich zum einen wohl die falsche Zielgruppe bin, zum anderen, weil es extrem viele Ansätze bietet, über die man nachdenken kann, wenn man sich darauf einlässt.
- Judith Schalansky
Der Hals der Giraffe
(262)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerAuf Der Hals der Giraffe bin ich durch das Interview mit Carolin Hagebölling aufmerksam geworden. Leider kann ich ihre Begeisterung nicht in Gänze teilen, dazu ist das Leseerlebnis zu ambivalent. Es beginnt bereits mit dem Untertitel: Bildungsroman. Der ist schlichtweg irreführend, denn hier entwickelt sich niemand, nicht einmal der geneigte Leser. Und auch in einem übertragenen Sinne ist es kein Bildungsroman, also kein lehrendes Buch, denn dazu sind sowohl die vermittelten biologischen Grundlagen zu banal und vor allem teilweise schlichtweg überholt und damit falsch. Um dies zu erkennen, muss man allerdings schon minimale Kenntnisse in Biologie haben, womit sich das Vermitteln von Grundlagen aufheben würde. Hinzu kommt, dass der Roman ohne echte Handlung auskommt, was bereits nach wenigen Seiten zu einer gewissen Eintönigkeit führt. Und dann ist da noch die Protagonistin, deren Gedankenwelt dermaßen abstoßend ist, dass ich mich durchgängig gefragt habe, warum irgendjemand das überhaupt lesen wollen würde. Nun kommt aber leider hinzu, dass Judith Schalansky eine großartige Schriftstellerin ist. Leider? Ja, denn sonst hätte ich den Roman zerreißen können, was er inhaltlich auch verdient hätte. Aber sprachlich ist der Hals der Giraffe herausragend, so dass ein Verriss nicht im Ansatz in Frage kommt.
Ohne das sprachliche Vergnügen wäre es eine Tortur Inge Lohmark, Mittfünzigerin und Gymnasiallehrerin für Biologie und Sport im ländlichen Vorpommern, länger als ein paar Seiten zu begleiten. Nun mag man die drei Kapitel, die drei Tagen im Schuljahr entsprechen, als satirisch, spritzig oder gar witzig verklären, dazu muss man dann aber auch Vergnügen an Abwertung und Demütigung haben. Denn Lohmark, deren Gedanken wir ertragen müssen, macht nichts anders als andere Menschen in bester Misanthropie stereotyp wahrzunehmen und dann abzuwerten. Das macht in etwa so viel Vergnügen wie einem Wutbürger zu lauschen. Nun gut es gibt natürlich auch Menschen die finden Don Alphonso von der FAZ, Henryk Broder oder Dieter Nuhr witzig. Mir geht das ständige Erheben über andere, das „lustig machen“, was nichts anderes ist als Polemik und damit die Waffe der geistig Schwachen, ziemlich auf die Nerven.
Sprachliches Highlight – Inhaltliches Nogo
Natürlich sind dann schnell die wertkonservativen Verständigen zur Hand. Das ist doch eine psychologische Studie, die Schalansky hier vorlegt. Das will ich ja auch gar nicht in Abrede stellen. Das Psychogramm ist hervorragend und erschreckend real. Aber es bleibt dabei: Warum soll ich so etwas lesen? Was habe ich davon? Wer das unterhaltend findet, findet wohl auch GNTM spaßig. Bildet es mich? Nicht mehr als irgendwelche Äußerungen von AfD Anhängern. Ich fand auch Sarrazin oder Pirinçci weder bildend noch unterhaltsam. Geht es darum mein Mitgefühl zu schulen? Sollen wir Leser lernen die Sorgen und Nöte der „Abgehängten“ zu verstehen? Nun ja. Niemand wird gezwungen ein Sozialdarwinist und Chauvinist zu werden. Das würde diejenigen abwerten, die in den gleichen Verhältnissen leben und nicht zum Hassmenschen werden. Soll ich lernen wie solch „verknöcherte“ Persönlichkeiten mit mangelnder Sozialkompetenz zu dem werden, was sie sind? Das sei vorweggenommen, das lernt man nicht. Denn wie bereits erwähnt: es ist kein Bildungsroman. Lohmark ist, wie sie schon immer war.
Es gibt jedenfalls Grund genug, warum man sich das Lesen des Romans sparen kann. Wäre da nicht, ja, wäre da nicht dieses grandiose Sprachvermögen von Judith Schalansky. Ich habe selten diese Authentizität von Gedanken gelesen, inklusive assoziativer Abschweifungen. Wir sitzen im Kopf von Lohmark. Wir bekommen keine Essenz ihrer Gedanken geliefert, sondern das Rohmaterial. Es hätte eigentlich nur noch gefehlt, dass zwischendurch einfach nur gesummt wird oder die Gedanken kurz ganz weg sind. Diese sprachliche Meisterleistung verbunden mit der präzisen Einfühlung und Beobachtungsgabe von Schalansky (so sie sich denn hoffentlich nicht lediglich selbst beobachtet hat) macht aus einem langweiligen misanthropen Egotrip eines der außergewöhnlichsten weil ambivalentesten Bücher der letzten Jahre.
- Barbara Leciejewski
Fritz und Emma
(240)Aktuelle Rezension von: schmoekerstundeEin berührender und tiefgründiger Roman, der die Schatten des Krieges und die psychologischen Narben zeigt, die ein Krieg hinterlässt. Der Schreibstil ist sehr einfühlsam, und die lebendigen Beschreibungen des Dorfbildes und der Charaktere machen das Buch zu einem interessanten Leseerlebnis. Die Handlung spielt in unterschiedlichen Zeitebenen, zwischen der Nachkriegszeit und 2018.
Der Erzählstrang über den Pfarrer und seiner Frau Marie war mir etwas zu dominant. Die eigentliche Geschichte von Fritz und Emma lief dadurch etwas nebenher.
Insgesamt ist "Fritz und Emma" nicht nur eine Geschichte über die Liebe, sondern auch über Verlust, Trauma und die Suche nach Vergebung. - Nick Hornby
Juliet, Naked
(230)Aktuelle Rezension von: WiebkeWimmer„Sie waren von England nach Minneapolis geflogen, um sich ein Klo anzuschauen.“
So beginnt der Roman Juliet Naked von Nick Hornby. Bei der nackten Juliet handelt es sich um die Rohfassung eines Albums des gefeierten Singer-Songwriters Tucker Crowe. Und dieser Tucker Crowe hatte 1986 auf jenem Klo offenbar ein so einschneidendes Erlebnis, dass er danach nie wieder etwas von sich hören ließ. Sehr zur Enttäuschung seiner Fangemeinde, die sich nach Tuckers Verschwinden im Internet zusammenschließt und wilde Theorien darüber austauscht, was wohl mit ihrem Idol passiert ist. Allen voran Duncan, Hardcorefan und selbsternannter Crow-o-loge. Duncan schleppt seine Freundin Annie um die halbe Welt, um Schauplätze wie DAS KLO zu besichtigen. Annie erträgt die Leidenschaft ihres Freundes, auch wenn diese manchmal pathologische Züge annimmt. Als sie in Duncans Post das Vorabexemplar einer Neuveröffentlichung des untergetauchten Crowe findet, hört sie sich die CD an. Es handelt sich um die eingangs erwähnte Rohfassung Juliet Naked. Annie ist gar nicht begeistert, doch Duncan hält diese Version für das beste Album aller Zeiten. Es kommt zum Streit über Musikgeschmäcker. Aus Rache an Duncan stellt Annie ihre Geringschätzung des Albums ins Netz und erhält kurz darauf eine Mail – von Tucker Crowe.
In Juliet Naked geht es um Musik, ums Fansein und um wasted time. Annie und Duncan verschwenden ihre Zeit an eine halbherzige Beziehung. Tucker Crowe verschwendet seine Zeit an den Alkohol und an nicht geschriebene Songs.
Wegen dieser Verschwendung und diverser anderer Dusseligkeiten möchte man die meisten Figuren, die im Buch vorkommen, entweder schütteln oder anschreien oder beides. Doch Nick Hornby schafft es, sie über ihre Beziehungen zu anderen Figuren trotzdem liebenswert zu machen. Tucker wird durch die bedingungslose Liebe seines neurotischen sechsjährigen Sohns Jackson sympathisch. Duncan ist ein durch und durch nerviger, selbstgerechter Schrat. Und selbst er wächst einem ans Herz wegen seiner Leidenschaft für die Musik. Das ist nur einer der magischen Tricks, die Nick Hornby draufhat. Die anderen sind sein Humor, der nie ins Zynische abgleitet - und seine Sprache.
So charakterisiert Hornby das trostlose englische Küstenörtchen Gooleness, in dem Annie und Duncan leben, mit dem Geruch von Bratfett, der an allem klebte, selbst wenn niemand etwas briet.
Juliet Naked ist für mich der beste Musikroman von Nick Hornby. Ich persönlich mag ihn viel lieber als High Fidelity. Die Diskografie des fiktiven Singer-Songwriters Tucker Crowe und sein musikalischer Werdegang sind so überzeugend erdacht, dass ich nach dem Lesen das Gefühl hatte, einen neuen Künstler für mich entdeckt zu haben.
- Benjamin Stein
Replay
(30)Aktuelle Rezension von: BlintschikWas wäre, wenn du alles, was du erlebst, aufnehmen und dir immer wieder anschauen könntest. Wie sehr würde es die Menschheit bereichern? Oder würde es uns alle kontrollierbar machen? Ed Rosen erfindet so eik Implantat. Doch kann er wirklich das erreichen, was er geplant hat?
Viele Leserstimmen haben mich erst einmal von dem Buch abgeschreckt, weil es so skurril sein soll. Doch ich bin gut in die Geschichte reingekommen und habe mich auch gut darin zurechtgefunden.
Mir hat es besonders gefallen, dass der Autor nicht einfach nur irgendeine Geschichte geschrieben hat, die ihm so in den Sinn gekommen ist, sondern in allem einen bestimmten Sinn versteckt hat, denn man manchmal nur entdeckt, wenn man zwischen den Zeilen liest. Alles in dem Buch scheint einen tieferen Sinn zu haben und eine gewisse Kritik an der Technisierung unserer heutigen Zeit zu haben. Das hat mich beim Lesen zum Nachdenken und Grübeln gebracht, weshalb ich viel Spaß beim Lesen hatte.
Die Personen wirkten zwar nicht zu hundertprozent lebendig, aber trotzdem konnte ich ihre Handlungen und Gedankengänge nachvollziehen, weshalb sie mir doch sympathisch waren. Manchmal gab es zwar auch schräge Szenen, die sich später aber als sinnvoll bzw. zweckmäßig herausgestellt haben.
An alle dem merkt man, dass der Autor sich viele Gedanken zu dem Buch gemacht hat und damit eine erschreckende, aber auch genauso faszinierende nahe Zukunft erschaffen hat. Die Geschichte ist wirklich intelligent geschrieben und durch den Schreibstil wird man sanft durch das Buch getragen.
Mir hat die Geschichte sehr gefallen und sie wird zu recht als ein Meisterwerk bezeichnet. - Bernhard Schlink
Olga
(213)Aktuelle Rezension von: buchjunkieVon Bernhard Schlink hab ich bisher nur „Der Vorleser“ vor einigen Jahren gelesen und jetzt hat „Olga“ mich verzaubert.
Ein Dorf in Pommern Ende des 19.Jahrhunderts: Olga wächst als Waise auf und Herbert ist der Sohn des Gutsherrn. Die beiden verlieben sich und bleiben ein Paar, auch wenn Herberts Eltetn dagegen sind . Olga wird Lehrerin , doch Herbert will in die Welt hinaus und reist nach Afrika. Amerika und Russland.
Schließlich möchte er in die Arktis , um diese für Deutschland zu erobern.
Olga arbeitet als Lehrerin , führt ein ruhiges Leben und wartet immer darauf, dass Herbert zurück kommt. Sie verbringen wunderschöne Tage bis Herbert wieder aufbricht.
Es ist die Geschichte einer Liebe, aber noch mehr die Geschichte einer starken und klugen Frau. Der Leser begleitet Olga bis zu ihrem Tod.
Zudem sind die historischen Hintergründe von fast hundert Jahren sehr wichtig, weil sie natürlich Olgas Leben beeinflussen.
Ich bin ganz verzaubert von diesem wunderschön erzählten Roman!
Ich werde jetzt auch ganz sicher weitere Bücher von Bernhard Schlink lesen😊
- Gertraud Klemm
Hippocampus
(34)Aktuelle Rezension von: BeautyBooksIrgendwie hat das Unglück der Österreicher mit dem Sonntag zu tun. Mit diesem Nine-to-five, Montag bis Freitag und mit diesen gesetzlichen Feier- und Urlaubstagen. Von einem Feiertag wird zum nächsten gejammert, im Winter zum Frühling hingejammert, im Frühling wird der Sonnenschein herbeigesehnt, und wenn es mal im Mai heißt ist, jammern alle wegen des Klimawandels. Die Menschen vor den Fernsehern und Radios haben immer den Freitag im Blick, damit endlich Samstag und Sonntag folgen. So will er niemals werden. - Seite 8
Inhaltsangabe:
Helene Schulze ist tot. Eine vergessene Autorin der feministischen Avantagarde, die ausgerechnet jetzt als Kandidatin für den Deutschen Buchpreis gehandelt wird. Ihre Freundin Elvira Katzenschlager sortiert Helene's Nachlass und findet sich in einer Marketingmaschinerie voll Gier, Sensationsgeilheit und Neid wieder. Als sie sich mitten in einem Nachruf-Interview befindet, bricht sie dieses ab und begibt sich mit dem wesentlich jüngeren Kameramann Adrian auf einen Roadtrip durch Österreich, um die verzerrte Biografie ihrer Freundin richtigzustellen. Was als origineller Rachefeldzug beginnt, wird immer mehr zum Kreuzzug gegen Bigotterie und Sexismus. Sie verkleiden Heldenstatuen, demontieren Bildstöcke und stören Preisverleihungen. Immer atemloser, immer krimineller werden die Regelbrüche der beiden auf ihrem Weg nach Neapel, wo die letzte Aktion geplant ist.
Und obwohl er das alles weiß und jetzt schon seit zwei Jahren dabei ist, deprimiert ihn immer mehr, wie viel Illusion erzeugt werden muss, um die Zuschauer für eine Naturdokumentation bei Laune zu halten. Vogelkinder mussten ihre Mütter verlieren, Löwenmütter ihren Kindern beim Gefressenwerden zusehen, die Elemente mussten rebellieren und der Lebenskampf toben. Erst wenn Natur mit Storytelling und Mitleidhaschen gespickt wird, ist sie so richtig essfertig für den Durchschnittstrottel vor dem Bildschirm. - Seite 9-10
Meine persönliche Meinung:
Aus diesem Buch habe ich mir so viele Buchzitate herausgeschrieben, die einfach wie eine Faust aufs Auge gepasst haben. Frau Klemm hat uns Österreicher herrlich locker in diese Geschichte miteingebunden. Wie wir so ticken und auch denken. Oder aber auch einfach ein paar Zeilen, die komplett aus dem Leben gegriffen sind, in denen wir uns selbst tagtäglich widerfinden. Buchzitate, die ich euch in diese Rezension miteinbinden werde, damit ihr selbst lesen könnt, was ich meine.
Beginnt man diesen Roman zu lesen, spürt man sofort, dass es sich hier um eine sprachlich anspruchsvolle Geschichte handelt. Die Autorin bringt uns die Welt der Literaturbranche näher und weist uns stets daraufhin, wie wichtig feministisches Engagement tatsächlich ist.
Die beiden Hauptcharaktere werden von der Autorin benutzt, um Geschlechterklischees drunter und drüber zu werfen. Adrian, der junge Fotograf des Interview-Teams, befindet sich in einer typisch weiblichen, dienenden Funktion. Er begleitet Elvira als "Assistent" auf ihrem Road Trip um diesen zu dokumentieren. Adrian hat ganz bestimmte Ansichten, was alte Frauen betrifft. Mit diesen Ansichten wird er tagtäglich von Elvira, die von ihm ja als alt bezeichnet wird, herausgefordert. Sein Leben besteht bisher darin, dass er seinen Alltag als Möchtegern-Liebhaber einer jungen Frau verbringt, während Elvira ihm zeigt, wie lässig sie in Liebesdingen umgeht. Elvira ist eine unglaublich starke Person, der vollkommen egal ist, was andere von ihr denken. Sie hält es nicht aus, wie ihre tote Freundin Helene dargestellt wird und tut alles, um das zu ändern, ohne Rücksicht auf irgendwas oder irgendjemanden. Manchmal musste ich regelrecht schlucken, da sie Aktionen bereithält, die ich fast schon ein wenig zu übertrieben empfunden habe. Damit bekommt sie jedoch ihre Aufmerksamkeit, die sie haben möchte und zieht ihr Ding einfach durch.
Die Menschen machen Licht, bevor es dunkel ist, sie heizen, bevor es kalt wird, sie sterben, bevor sie leben. - Seite 38Die erste Hälfte des Buches konnte mich noch so richtig packen, während ich die zweite Hälfte eher als anstrengend empfunden habe. Anfangs fand ich den Road Trip von Elvira und Andrian noch ziemlich amüsant, schon bald legte sich dieses Gefühl aber ein wenig und kippte für mich schnell ins übertriebene rüber. Es fühlte sich während dem Lesen einfach an, als käme nichts mehr neues und die Geschichte plätscherte so vor sich hin. Ich habe stets gehofft, dass noch irgendwas spannendes oder anderes passieren wird, dass mich aus dieser Lethargie wieder herausholen wird. Ich habe das Buch wirklich gerne gelesen und auch der Schreibstil gefiel mir richtig gut, aber all die Aktionen die Elvira durchgezogen hat, waren dann einfach irgendwann too much. Man hätte auch anders handeln können, um Helene Schulze's Leben oder sie als Person aufleben zu lassen um all den Menschen zeigen zu können, dass sie anders war, als alle gedacht haben.
Sie versteht immer mehr, warum Terroristen so brutal werden müssen. Es hört ihnen ja sonst niemand zu. Sie lassen sich die Aufmerksamkeit der Gesellschaft in Menschenleben bezahlen, sie errichten Installationen aus Schmerz und Leid und nehmen in Kauf, dass man sie hasst und verfolgt und von all den Forderungen, die sie im Zusammenhang mit ihren Aktionen stellen, gar nichts mehr mitbekommt. Terror ist auch nur eine Protest-Kunstform, denkt Elvira verwundert, wenn auch eine sehr widerliche, abstrakte. - Seite 299
Nichtsdestotrotz konnte mich Gertraug Klemm überzeugen bzw. hat sie mich neugierig gemacht und ich habe mir nun "Muttergehäuse" von ihr gekauft. Von "Hippocampus" sollte sich jeder einfach selbst überzeugen. Ich habe sehr viele ganze positive Rückmeldungen in der Arbeit erhalten. Für mich war die Geschichte irgendwann zu eintönig. - Malcolm McNeill
Der Wald der träumenden Geschichten
(38)Aktuelle Rezension von: WollyEin Buch was ich schweren Herzens abgebrochen habe, dessen Idee ich aber nach wie vor toll finde. Leider konnten mich aber nur das schöne Cover und die Idee überzeugen. Der Schreibstil bzw. allgemein die Umsetzung ebenso wie die Charaktere konnten mein Herz nicht erwärmen. Manche Szenen fand ich geradezu grausam und alles andere als philosophsich, auch wenn das Buch eigentlich in dieser Richtung angelegt ist. Auch die Einordnung als Jugendbuch lässt mich ein wenig zweifeln. Für mein Empfinden ist es eher ein Roman, aber das ist natürlich Geschmacksache. Eins ist das Buch auf jeden Fall nämlich nicht 0815. Hier rate ich jedem selbst reinzulesen, denn Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. - Wilhelm Genazino
Ein Regenschirm für diesen Tag
(143)Aktuelle Rezension von: MonaMour...vermag Genazino auf so witzig-skurrile Weise, nun eben in seinem ganz eigenen Schreibstil, zu erzählen.
Worum geht es?
Um nicht mehr und nicht weniger, als das Genazinos Held als Probeläufer für Luxusschuhe die Stadt durchquert, wobei er auf seine zahlreichen früheren Freundinnen trifft und die Welt betrachtet.Ich habe häufig gelacht und mich köstlich über Genazinos Beobachtungsgabe und seinen einzigartigen Stil das Banale auf derartig irrwitzige Weise in Worte zu fassen, amüsiert.
Nicht mehr und nicht weniger. Es geht um den schnöden Alltag des schrägen, und wie bei Genazino üblich, eher randständigen Protagonisten.
Wer das Buch mit einem befriedigten Gefühl zuzuklappen möchte, der wird vermutlich enttäuscht.Damit kommt es einem realistischen Alltag jedoch sehr nahe.
- Karen Joy Fowler
Die fabelhaften Schwestern der Familie Cooke
(97)Aktuelle Rezension von: graefinrockulaDie fabehlhaften Schwestern der Familie Cooke“ von Karen Joy Fowler ist ein emotionales Buch mit Tiefgang, welches zum Nachdenken anregt.
Das Buch, welches in der Ich-Perspektive geschrieben ist, beginnt mit einer scheinbar normalen jungen Frau, welche versucht ihr Leben zu ordnen. Das nicht ganz leichte Verhältnis zu ihrer Familie durch das Verschwinden ihrer zwei Geschwister scheint zunächst nachvollziehbar. Durch viele Zeitsprünge wird einem das Ausmaß der Tragödie erst bewusst. Fern und Rosemary wachsen wie Zwillinge auf. Doch Fern verschwindet. Erst im Laufe der Geschichte wird das Geheimnis um Ferns Identität gelüftet. Eine Geschichte über Toleranz, Mitgefühl und Verantwortung gegenüber allen Lebewesen auf der Welt.
Durch die Ich-Perspektive liegt der Fokus klar bei Rosemary, da Figur und Erzählerrolle zu einem verschmelzen. Eine intelligente, junge Studentin. Der sprachliche Stil der Erzählung passt sich dieser Gegebenheit an und machen diese authentisch. Es werden außerdem sowohl Klassiker der Literatur wie Les Miserables zitiert, als auch Größen der Jugendkultur (Star Wars). Wir erfahren nur langsam Einblick in Rosemarys Innenwelt, auch dies passt zu dem Charakter der gezeichneten Figur. Am Anfang ist dies vielleicht etwas frustrierend, da Rosemary in der Erzählerrolle nicht auf den Punkt zu kommen scheint. Doch genau dieses sprunghafte und teilweise ausweichende macht die Erzählung auch interessant und sorgt dafür, dass man unbedingt weiter lesen möchte.
Ich persönlich kann dieses Buch wärmstens empfehlen. Allerdings sollte man es in Ruhe und mit Zeit zum Nachdenken lesen. Denn ich empfand das Lesen als eine Art von Katharsis. Rosemary mag nach der Erzählung vielleicht immer noch die unsichere und sozial etwas unfähige Frau zu sein, doch ich als Leser habe mich definitiv verändert. Ein gelungenes Buch, welches der heutigen Zeit auch an manchen Stellen radikal den Spiegel vorhält.
- Vea Kaiser
Rückwärtswalzer
(175)Aktuelle Rezension von: Elenchen_hFür Lorenz läuft es derzeit nicht wirklich rund im Leben: Seine Rolle in der neuen Krimi-Serie wurde kurzerhand aus dem Stück geschrieben und seine Freundin liebt einen anderen. Zum Glück gibt es seine drei Tanten Mirl, Wetti und Hedi und seinen Onkel Willi, die im 23. Bezirk in Wien wohnen und auf die er immer zählen kann. Lorenz zieht bei Willi und Hedi vorübergehend ein - doch als ein neuerlicher Schicksalsschlag die Familie trifft, findet sich Lorenz unversehens auf einem Roadtrip mit seinen Tanten in einem alten Fiat Panda nach Montenegro wieder. Auf dem Beifahrersitz: Eine Leiche. Im Gepäck: Die Geschichte der Familie Prischinger.
Was für ein Glück, dass mir eine Buchhändlerin in Berlin letztes Jahr ganz unverhofft dieses Buch in die Hand gedrückt hat! "Rückwärtswalzer" von Vea Kaiser ist Familiengeschichte und Roadtriproman zugleich, auf mehreren Zeitebenen erzählt sie von Lorenz im heutigen Wien und auf seiner abenteuerlichen Reise nach Montenegro sowie vom Aufwachsen seiner Tanten in einem kleinen Dorf im österreichischen Waldviertel der Nachkriegszeit und Willis Kindheit in Montenegro. Vea Kaisers Figuren sind schrullig und liebenswert, ich mochte vor allem die drei Tanten unglaublich gerne. "Rückwärtswalzer" war für mich eine wunderbare Wien-Reiselektüre, ich möchte den Roman aber gerne allen empfehlen, die sich mal wieder ganz in eine Geschichte fallen lassen möchten.
Anmerken möchte ich aber, dass ich den Gebrauch des N- und I-Worts sehr unangebracht finde, egal in welchem Kontext. Ich hoffe, die Autorin verzichtet künftig darauf.
- Raffael Rauhenberg
Die Schulter des Riesen
(26)Aktuelle Rezension von: dicketillaGregor Bach, Silberschmied,34 Jahre.
Eine einzige Unbeherrschtheit gab den Auslöser, der nichts mehr mit seinem unbeschwerten, sorglosen Leben gemein hatte. Doch wenig später musste er dieses Vorgehen teuer bezahlen - und jetzt durchlebte er das Leben derjenigen, die er doch einst so verachtete.
Es ist schon verstörend, wie schnell ein Mensch in eine ausweglose Situation, teilweise unverschuldet, gelangen kann. Wie das Labyrinth der behördlichen Unbegreiflichkeiten, ein Entkommen unmöglich machen. Sicher hat Gregor in manchen Momenten falsch gehandelt, aber wie sollte man ihm einen Vorwurf machen, in dieser surrealen Welt.
Der Leser begibt sich mit ihm auf den Weg nach einem warmen Schlafplatz, landet in der Gruft, die ihren Namen zurecht trägt. Bettelt um einige Münzen, um sich sein Schließfach und einen Bissen leisten zu können. Sieht die verachtenden Blicke, die Scham, wie er sich vor seinen Kindern verbirgt.
Aber dennoch verlor Gregor nicht seinen Blick für das Böse, den Dealern, die den Verfall von Menschen in Kauf nahmen, die Perversen, die sich an Jugendlichen, Kindern vergingen.
So sieht er ein Ziel, dem jungen Ricky beizustehen, ihm einen Ausweg zu zeigen.
Die Geschichte spielt in einer fiktiven Stadt in Deutschland, wird als eine Geschichte der Gegenwart geschildert.Und diese Gegenwart lauert bereits vor unseren Türen, ist in unseren Städten präsent. Mich hat diese Geschichte sehr erschüttert, ein Spiegelbild unserer Gesellschaft, in der die Kluften mehr und mehr auseinander driften.
Raffael Rauhenberg baut seine Gesellschaftskritik geschickt in die Handlung ein. Seine Wortwahl präzise, mit einer Genauigkeit, die Bilder entstehen läßt, die man eigentlich nicht sehen mag, Gerüche denen man entfliehen möchte. Menschen formt, die selbst in ihrer abgrundtiefen Verachtung, dennoch ein wichtiger Teil der Handlung werden. Selbst in dieser Trostlosigkeit etwas wie Sorge, Freundschaft erblühen läßt. Er fordert den Leser auf sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen, hinzusehen, was da so schief läuft. Eine Hand, die sich uns entgegenstreckt, oftmals keine andere Wahl hat, geschweige bekommt.
Die Aroganz derer, die sich im Schoße des Wohlstands befinden, sich dessen ganzen Ausmasses des Elends nicht bewusst sind, ihre Verachtung nach außen tragen.
Ich kann dieses Buch nur jedem Leser empfehlen, sich dem Umstand seines eigenen Lebens bewusst zu sein. In einer Welt, in der Konsum immer mehr im Vordergrund zu stehen scheint, Altersarmut droht, Mieten unerschwinglich werden, man sich nie um seiner Sicherheit sicher sein kann, seine Werte zu überdenken, Menschlichkeit zu bewahren, auch denen gegenüber, die schon ganz unten angekommen zu scheinen.
Es ist nur ein Buch, ein Buch mit einer Geschichte, aber die dennoch weiß den Leser zu erreichen, ihn nie in solch eine Situation gelangen läßt. Im wahren Leben ein Netzt gespannt wird, dass uns davor bewahren möge.
- Leif Randt
Schimmernder Dunst über CobyCounty
(47)Aktuelle Rezension von: wandablueCobyCounty erinnert an Marthas Vineyard und an Cape Code. Es ist ein Ort für reiche Leute, die auf diejenigen herabblicken, die es sich nicht leisten können, hier zu wohnen. Denn über Geld spricht man nicht, man hat es. So war es und es wird nie anders sein für Wim und seine Freunde. Und es ist, wie es überall ist in diesen mondänen Orten: man ist nur etwas wert, wenn man unter 27 Jahre alt ist. Danach ist man alt und spießig, danach kann man keinen Spaß mehr haben.
Wim sieht deshalb mit Sorge seinen Geburtstag heraufziehen und gibt sich unendlich blasiert und gelangweilt. Nur mit stoischer Gemütsruhe kann er dem Altern und dem Gewöhnlichwerden entgegensehen und ihm eventuell mit Würde begegnen, obwohl er es sich einfach nicht vorstellen kann, diese magische Zeitgrenze zu überschreiten, und er begreift nicht, warum Wesley, sein alter Freund schon immer, nicht ebenso tickt. Sind sie doch sonst im Lebensgleichklang.
Weil seine Freundin Carla es nicht mehr aushalten kann, wie sehr Wim sich gegen das Erwachsenwerden sträubt, sich eine Zukunft mit Ehe und Kindern so absolut nicht vorstellen kann, er will ja ewig jung und Kind bleiben, trennt sie sich von ihm. Im geliebten CobyCountyLand ziehen plötzlich äußerlich Veränderungen herauf, der Bürgermeister bekommt bei den Wahlen zum ersten Mal ernsthaft Konkurrenz, eine Seilbahn entgleitet und ein Sturm droht, den Ort zu verwüsten. Wieder kann Wim sich dies alles nicht vorstellen, Veränderungen sind widernatürlich. Und so bleibt er trotz allgemeiner Evakuierung vor Ort. CobyCounty besitzt einen übernatürlichen Schutzschild gegen alles Übel. Und Carla2 ersetzt nahtlos Carla1. Wer weiß, vielleicht ist Carla2 ja ein Klon von Carla 1. Im Paradies herrscht ewige Freude. Wer will ihm widersprechen?Der Kommentar und das Leseerlebnis:
Die Story des blasierten, reichen, hedonistischen Jünglings, der auf ewiger Jugend beharrt, könnte schnell langweilig werden, aber CobyCounty, hier hat Wim recht, hat Charme, dem sich keiner entziehen kann, schon gar nicht der Leser.Fazit: Nihilismus, der Spaß macht. So was gibt es.
Kategorie: gute Unterhaltung
Berlin TBVerlag, 2011 - Takashi Hiraide
Der Gast im Garten
(76)Aktuelle Rezension von: herr_hyggeDer Gast im Garten von Takashi Hiraide ist ein poetisches Kleinod japanischer Literatur. Es handelt von dem flüchtigen Glück des Daseins. Ruhig und auf den Punkt gebracht erzählt der Autor wie eine kleine scheue Katze aus der Nachbarschaft etwas Freude in den Alltag bringen kann. Es geht um Beobachtungen, Entdeckungen und die kleinen Dinge die das Leben ungemein bereichern. Alles vor der Kulisse eines großen idyllischen Gartens, der mit gut gewählten Worten sehr bildhaft beschrieben ist. Die Sprache lässt den Leser mittendrin sitzen und förmlich das plätschern des Teichs oder das rauschen des Windes in den Büschen und Bäumen hören. ☺️ Dazu trägt sicherlich auch die großartige Übersetzung von Ursula Gräfe bei, die vielen Liebhabern japanischer Geschichten als Übersetzerin ein Begriff sein dürfte. Die Illustrationen von Quinn Buchholz runden diesen kleinen glücklich machenden Roman ab. Danke an den @inselverlagfür die wirklich gelungene Ausgabe. Eine schöne kleine Geschichte mit Tiefgang für zwischendurch. 😊
- Irene Hannon
Der Leuchtturm von Hope Harbor
(19)Aktuelle Rezension von: SiCollierMeine Meinung
Dieses Mal dauerte es nur etwa ein halbes Jahr, bis zum nächsten „Hope-Harbor“-Band; den ersten habe ich vor etwa drei Jahren gelesen, und es ist schön, in diesen Zeiten zumindest lesemäßig in eine vertraute und hoffnungsfrohe Umgebung „zurückkehren“ zu können. Da macht es auch nichts, wenn sich bestimme Handlungsmuster wiederholen, oder besser gesagt, variiert werden.
Denn auch hier (wie in den Vorgängerbänden), kommt jemand nach Jahren nach Hope Harbor zurück, will nur relativ kurz bleiben - und dann wird es doch ganz anders. Damit hören die Gemeinsamkeiten denn allerdings auf. Dieser Roman ist, wie die anderen der Serie auch, in sich abgeschlossen, also auch ohne Kenntnis der vorherigen Bücher verständlich. Allerdings tauchen einige Figuren von früher auf, die nicht groß eingeführt werden. Man braucht deren Vorgeschichte jedoch nicht zu kennen, um der Handlung (und deren Auftreten hier) folgen zu können.
Ben Garrison wie auch Marci Weber haben in ihrer Vergangenheit unschöne Erfahrungen mir Partnern gemacht und sind beide nicht auf der Suche. Marci kam nach Hope Harbor, um hier zur Ruhe zu kommen, Ben hingegen, um die Hinterlassenschaft seines Großvaters zu regeln, alles zu verkaufen und dann nach Ohio zu ziehen. Zum Erbe gehört der Leuchtturm von Hope Harbor, den Ben verkaufen will. Der potentielle Käufer will ihn abreißen - und das will Marci zusammen mit den Einwohnern unbedingt verhindern, ist der Leuchtturm doch ein Wahrzeichen von Hope Harbor. So bleibt es nicht aus, daß Ben und Marci, wenngleich zunächst auf verschiedenen Seiten, immer wieder Kontakt haben.
Als Leser bemerkt man es vermutlich noch vor den Figuren, daß es nicht nur bei Kontakten bleibt, sondern irgendwann such Gefühle ins Spiel kommen. Die Beziehung der beiden entwickelt sich für meine Begriffe durchaus glaubwürdig, zumal das Thema „Fernbeziehung“ im Raume steht, will Ben doch eigentlich nach Ohio. Kann man sich auf eine Beziehung einlassen, wenn am Ende einige tausend Meilen zwischen den Wohnorten liegen?
Auch im „Leuchtturm“ bringt die Autorin einen ernsten Unterton ins Buch, der zeigt, daß auch in Hope Harbor nicht nur eitel Sonnenschein herrscht, und zwar in Gestalt der Nebenhandlung um Greg und Rachel, die ihre Eheprobleme lösen müssen, nachdem Greg bei einem Militäreinsatz schwer verwundet wurde. An manchen Stellen habe ich deren Entwicklung mit größerem Interesse verfolgt aus die der Hauptfiguren. Greg und Rachel hätten eigentlich sogar verdient gehabt, die eigentlichen Hauptfiguren zu sein.
Ganz selbstverständlich werden Themen wie der Afghanistan-Einsatz oder Stationierungen in Übersee in die Handlung integriert; selbst in amerikanischen Weihnachtsfilmen geschieht solches. Ganz im Gegensatz zu europäischen bzw. deutschen Romanen (und Filmen), in denen diese Thematik schlicht totgeschwiegen wird. Insofern haben uns die Amerikaner hier einiges voraus: selbst eine „heile Welt“ verschließt die Augen nicht vor der aktuellen Realität.
Aufgelockert wird die Handlung durch das Auftauchen alter Bekannter: Charley, von dem man nie so recht weiß, ob er Künstler mit dem Nebenberuf Takostandbetreiber ist oder ob es genau anders herum ist. Auf jeden Fall hat er immer eine treffende und hilfreiche Lebensweisheit parat. Oder der Pastor und der Pfarrer, die in diesem Buch allerdings (zu) wenig Gelegenheit für ihre freundschaftlichen Kabbeleien hatten.
Am Ende angekommen, habe ich das Buch zufrieden zugeklappt und freue mich auf den nächsten Band der Reihe, der schon in meinem Buchregal steht.
Mein Fazit
Erneut zeigt die Autorin, daß man in einem Wohlfühlroman auch ernstere Themen verarbeiten kann. Ein gelungenes „Thema mit Variationen“ - ich freue mich auf die weiteren Bände.
- Jolina Petersheim
Licht sucht sich seinen Weg
(16)Aktuelle Rezension von: KleinerVampirBuchinhalt:
Für Ruth bricht eine Welt zusammen, als ihr Mann Chandler auf einem humanitären Auslandseinsatz sein Leben verliert. Von Trauer gezeichnet sucht sie zusammen mit ihren beiden kleinen Töchtern Zuflucht in einer Mennonitengemeinde in Wisconsin, bei Verwandten ihres Mannes. Auf der Cranberry-Farm von Elam schöpft sie neue Kraft und verliebt sich schließlich in den zurückhaltenden, stillen Mann. Die beiden heiraten – doch dann passiert das, womit keiner gerechnet hätte und Ruth steht erneut vor den Trümmern ihres Lebens, emotional aufgerieben zwischen der Liebe zu ihrem verstorbenen und der Liebe zu ihrem jetzigen Ehemann...
Persönlicher Eindruck:
Mit Licht sucht sich seinen Weg legt Autorin Petersheim einen Gegenwartsroman auf, der den Leser in die Welt der Mennoniten führt. Die Autorin selbst hat mennonitische Wurzeln und breitet in die Romanhandlung eingebettet den Alltag und die Lebensweise dieser Religionsgemeinschaft vor dem Leser recht anschaulich aus.
Hauptfigur ist Ruth, eine junge Witwe und alleinerziehende Mutter zweier kleiner Mädchen, die ihren bei einem Auslandseinsatz getöteten Mann betrauert. Der Neuanfang soll bei dessen Verwandten gelingen, die Cranberryfarm seines Vetters Elam ist der Schauplatz der Geschichte.
Elam selbst ist ein zurückhaltender Eigenbrötler, der nicht viel spricht und auch sonst eher sein eigenes Ding macht ohne viel soziale Interaktion. Lediglich seine Schwester Laurie und deren Kinder sind seine Bezugspersonen. Trotz allem ist er sanft und hilfsbereit und wird auch schnell zum Rettungsanker für Ruth, die sich in der mennonitischen Gemeinschaft relativ fehl am Platz führt.
Alles schön und gut – der Alltag der Figuren, das Leben auf der Farm und die tägliche Arbeit sind nachvollziehbar und authentisch beschrieben, das Setting bildhaft und anschaulich für das innere Auge des Lesers. Inhaltlich geht es um Themen wie Trauer und Verlust, Heilung und Neuanfang. Dabei spielt auch der christliche Aspekt der Geschichte eine tragende Rolle, allein schon aufgrund der Frömmigkeit der Figuren.
Was mich gestört hat, waren die Rückblenden anhand von Briefen zwischen Ruth und Chandler. Für den Lesefluss nicht wirklich zuträglich verwirrten diese mehr als dass sie der Handlung nützten. Auch die Fülle der auftretenden Personen, die alle relativ blass blieben, schufen Distanz zu den Figuren.
Nach ungefähr einem Drittel der Handlung tritt eine unerwartete Wendung ein, die dann das bisher Geschehene so ziemlich ad absurdum führt. Ohne hier zu viel zu verraten, findet sich Ruth letztendlich wieder in einem Zwiespalt und ihr neues Leben mit Elam wird komplett in Frage gestellt. Wird sie erneut alles verlieren? Mich konnte diese Idee der Autorin (im Grunde der einzige Aufhänger des ganzen Melodrams) überhaupt nicht überzeugen.
Insgesamt folgt die melodramatische Geschichte schon einem gewissen Faden, entbehrt aber jeglichem Spannungsbogen. Trotz besagter Wendung bleibt sie langatmig und träge, für mich war es kein Roman, der mich an die Seiten hätte fesseln können.
Fazit: Kein Roman, der mir im Gedächtnis bleiben wird, der Funke ist leider nicht übergesprungen.
- Liz Ambros
Sommerroulette
(9)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderDa ist Big Lo, ein erfolgreicher Konzernchef, der sich nicht nur durch sämtliche Firmen bewegt, sondern auch durch viele Betten. Der Erfolg macht ihn immer hungriger nach mehr und er kommt ins stolpern. Anni möchte ihrer besten Freundin Tina helfen, denn das Leben hat ihre Familie und Ziele fast zerstört und Anni meint die Lösung entdeckt zu haben. Und dann gibt es noch Christa. Lebensfroh und immer aktiv ist sie auf dem Sprung in eine neue Phase. Alle Protagonisten straucheln in gewisser weiße in ihrem alten Leben und jeder versucht etwas neues zu schaffen. Es geht um Liebe, Verrat, Macht, Eifersucht, Besessenheit, Vertrauen, Verzeihen und immer wieder neu anfangen. Liz Ambros hat viele Schicksale und Wege in ihren Roman eingewebt und wenn man nach 20 Seiten weiß, wer wohin gehört, dann entfaltet sich ein großartiger Roman mit einigen Überraschungen. Sommerroulette ist eine echte Sommerlektüre, denn man sollte dran bleiben.
- Richard Price
Cash
(53)Aktuelle Rezension von: judipudiCash ist ein guter Kriminalroman, jedoch nichts aussergewöhnliches. Ich habe das Buch sehr gern gelesen, weis aber nicht ob ich es noch ein zweites Mal lesen würde.