Bücher mit dem Tag "genozid"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "genozid" gekennzeichnet haben.

100 Bücher

  1. Cover des Buches Gesamtausgabe (ISBN: 9783596710775)
    Anne Frank

    Gesamtausgabe

    (2.740)
    Aktuelle Rezension von: 0_storytime_0

    Eine tieftraurige, aber auch faszinierende Biografie einer jungen und einzigartigen Schriftstellerin. Man muss sich beim Lesen immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass es keine Fiktion ist, sondern leider Realität. Deswegen ist dieses Buch definitv ein Werk, welches alle lesen sollten!               

  2. Cover des Buches Pici: Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück (ISBN: 9783944442402)
    Robert Scheer

    Pici: Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück

    (42)
    Aktuelle Rezension von: parden
    EIN PERSÖNLICHES MAHNMAL...

    Robert Scheer liebte seine Großmutter. Dies ist an und für sich nichts Besonderes, doch eigentlich ist es ein Wunder, dass es den Autor überhaupt gibt. Denn eigentlich hätte seine Großmutter Pici nicht überleben, nicht heiraten und keine Familie gründen dürfen. Denn dies war der Plan von Hitler und seinen Schergen. Doch als einzige ihrer weitverzweigten jüdischen Familie überlebte Pici ("die Kleine") seinerzeit die Gräuel des Holocaust.


    "Die Weisen sagen, das Ziel des Lebens sei das Leben selbst. Dem folgend habe ich das Ziel erreicht. Denn ich lebe noch." (S. 56)


    Zum 90. Geburtstag seiner Großmutter beschloss Robert Scheer, diese nach ihren Erlebnissen zu befragen, damit ihr Zeugnis bewahrt bleibt. Und wo Pici jahrzehntelang geschwiegen hat, öffnete sie sich ihrem Enkel gegenüber und gab Auskunft über helle und dunkle Jahre ihrer Vergangenheit.

    Die ersten zwei Drittel des Buches erzählen von Picis Familie und ihrer Kindheit in Rumänien. Dort wohnte die Familie ungarischer Juden und lebte vom Holzhandel des Vaters. Arm, kinderreich, aber zufrieden, so wie viele andere Menschen der kleinen rumänischen Stadt auch. Als etwas langatmig habe ich diese Schilderungen zeitweise empfunden, aber andererseits als durchaus legitim - holte sich Pici auf diese Art noch einmal alle Mitglieder iher großen Familie in ihre Erinnerung zurück, alle in den Jahren des Holocaust ums Leben gekommen.

    Die schlimmen Erlebnisse Picis nach dem Verlust ihrer Heimat in den 40er Jahren nach der Machtergreifung Hitlers nehmen entsprechend etwa ein Drittel des Buches ein. Die Vertreibung ihrer Familie aus der kleinen rumänischen Stadt, die Erfahrungen im Ghetto, die Deportationen in verschiedene Konzentrationslager, die Kälte, die Hitze, der Hunger, die Unmenschlichkeit, die Angst, die Krankheiten, das Trauma, der Tod - Dinge, über die es sicher auch nach 70 Jahren noch schwerfallen dürfte zu sprechen.

    Was mich bei der Lektüre verblüffte, waren die großen Erinnerungslücken Picis, die viele schreckliche Erlebnisse und Details ausgeblendet zu haben scheint.


    "Und auch für die folgenden Zeiten gibt es solche kleinen Momente, die völlig in meinem Gedächtnis fehlen, aber nicht so, dass ich sie nach Jahren vergessen hatte, sondern so, als hätten sie nichts mit mir zu tun gehabt. Vielleicht, weil mein Verstand dies alles nicht nachvollziehen konnte und von sich wegschob..." (S. 90)


    Entsprechend rudimentär erscheinen denn auch teilweise die Erinnerungen, Spotlights der Schrecken, wobei die Schilderungen selbst nahezu nüchtern erscheinen. Dennoch kommt das Grauen beim Leser an, die Bilder lassen sich ncht verdrängen, die Unfassbarkeit der Erinnerungen bricht sich Bahn. Zahlreiche in den Text integrierte Fotos (viele aus dem Privatbesitz des Autors) unterstreichen das Geschriebene, geben dem Erzählten ein Gesicht und verankern das Grauen in der Realität.

    Der Schreibstil ist einfach, erinnert zeitweise an einen ungeübten Schulaufsatz. Doch vieles ist in wörtlicher Rede wiedergegeben und dokumentiert so eher das Gespräch zwischen dem Enkel und seiner Großmutter Pici als dass es literarisch aufgearbeitet ist. Dieses Stilmittel der wörtlichen Rede unterstreicht in meinen Augen die Authentizität der Erzählung.

    Neben den bereits erwähnten Fotos gibt es - vor allem in dem vielseitigen Anhang - auch zahlreiche Kopien von alten Briefen, Dokumenten und Listen, die die Erinnerungen Picis in Raum und Zeit des Holocaust verankern. Hier hätte ich mir eine bessere Qualität der Darstellung gewünscht, denn viele der genannten Quellen waren durch eine blasse und verschwommene Kopie für mich tatsächlich kaum leserlich, was ich wirklich bedauerlich fand.

    Robert Scheer hat mit diesem Buch nicht nur seiner geliebten Großmutter ein Denkmal gesetzt, sondern mit Picis Erinnerungen auch ein persönliches Mahnmal geschaffen. Ein Buch 'Gegen das Vergessen', das sehr persönliche Einblicke gewährt.


    © Parden
  3. Cover des Buches Die Wohlgesinnten (ISBN: 9783833306280)
    Jonathan Littell

    Die Wohlgesinnten

    (160)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Nach der großen Ankündigung und dem großen Erfolg in Frankreich konnte man sehr gespannt sein. Der Autor hat wohl die nötige Distanz um dieses >Eisen< anzupacken. Leider passiert dann sehr wenig. Lobenswert ist die genaue Recherche und das Aufarbeiten von Zahlen und Orten, aber Ereignisse werden zum Teil nur gestreift und das Buch wird bald langweilig. Es ist sehr enttäuschend, man kann fast von einem Machwerk sprechen denn von all dem angekündigten, versprochenen ist nichts übrig. Es wird soviel angepackt, aber dann plötzlich fallen gelassen und der Autor nimmt seine Erzählfäden oft nicht mehr auf und so ist es nicht interessant, nicht brisant, nicht aufklärend oder aufrüttelnd, sondern einfach nur langatmig, langweilig und überhaupt nichts sensationelles.

  4. Cover des Buches Aquamarin (ISBN: 9783401510118)
    Andreas Eschbach

    Aquamarin

    (319)
    Aktuelle Rezension von: Jennifer-Gneiting

    ▪︎

    Zitat:

    »Alle starren mich an. Auf einmal scheint die ganze Welt aus Augen zu bestehen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, also sage ich gar nichts.« Saha

    ▪︎

    Schreibstil:

    Flüssig, gut lesbar aber nichts besonderes. Der Schreibstil passt sich an dieser Stelle auch dem Publikum an. Weil das Buch ein Jugendroman ist, sind die Sätze kurz und simpel. Das ist aber eher positiv, weil man so schnell voran kommt und selbst spät abends, wenn man schon müde ist, seinen Spaß mit der Geschichte haben kann. 

    3/5⭐

    ▪︎

    Charaktere:

    Durch die Perspektive des Ich Erzählers kommt man der Protagonistin Saha schnell ziemlich nahe. Sie ist eine Außenseiteren, viel rumgereist und nirgends so richtig zuhause. Sie hat keine Freunde, ist eine Einzelgängerin und verbringt ihre freie Zeit mit dem Lernen. Im Laufe der Geschichte deckt sie ein Geheimnis auf, das ihr fast zum Verhängnis wird. Gleichzeitig kann man aber ihre Entwicklung miterleben. Sie beginnt Freundschaften zu schließen und aus ihrem Schneckenhaus zu kriechen. An sich hat mir diese Entwicklung gefallen, doch kam das ganze estwas schnell und plötzlich und war deshalb sehr unrealistisch. Durch die Erzählperspektive erhält man nur einen minimalen Einblick in die restlichen Charaktere, die aber sowieso nur eine nebensächlich Rolle spielen. 

    3/5⭐

    ▪︎

    Geschichte:

    Die Geschichte folgt einem klaren roten Faden. Saha endeckt das Geheimnis, sie forscht, was es damit Aufsicht hat, erfährt immer mehr Schnipsel der Wahrheit und kann das Puzzle am Ende, mit Hilfe ihrer neu gewonnenen Freunde lösen. Zum Schluss gibt es einen spannenden Höhepunkt und einen Showdown. Aufgefrischt wurde der Erzählstrang durch Briefe, die Saha Zwischendurch liest. Simpel aber genau das richtige für zwischendurch. 

    3/5⭐

    ▪︎

  5. Cover des Buches Extinction (ISBN: 9783328100096)
    Kazuaki Takano

    Extinction

    (249)
    Aktuelle Rezension von: P_Gandalf

    Ich glaube, ich muss meinen Stapel ungelesener Bücher mir öfter vornehmen. Dieses Buch habe ich nun schon einige Zeit (Jahre) und hatte es immer für andere Romane zurückgelegt. Was für ein Fehler!

    Extinction ist ein exzellenter Wissenschaftsthriller, der mit einer ganz eigenen Idee aufwarten kann und wo ich mich frage, wo bleibt die Verfilmung? Wie schon andere in ihrer Rezi geschrieben, würde eine Darstellung des Inhaltes viel vom Lesevergnügen verderben.

    Meinung

    Der Roman ist über weite Strecken äußerst spannend geschrieben, wobei allerdings die Teile, die sich um Pharmazie und die Entwicklung von Medikamenten drehen,  den Lesefluß einbremsen. Nicht falsch verstanden, die Teile sind notwendig und hervorragend geschrieben, aber ich konnte den theoretischen Überlegung oftmals nicht folgen.

    Wie schon gesagt, die Idee hinter dem Buch hat mir sehr gut gefallen. Das Ende ist absolut gelungen. 

    Sehr gefallen haben mir die vielen Seitenhiebe auf den ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush. 

    Fazit

    Lesen!

  6. Cover des Buches Roman eines Schicksallosen (ISBN: 9783499253690)
    Imre Kertész

    Roman eines Schicksallosen

    (236)
    Aktuelle Rezension von: Joroka

    Der Ich-Erzähler wird als 14jähriger nach Auschwitz deportiert. Er gibt sich 2 Jahre älter aus, um nicht sofort ins Gas zu müssen. Doch bleibt er nicht lange dort, sondern wird nach Buchenwald weitergereicht und landet schließlich im Außenlager Zeitz. Die Bedingungen sind auch dort so, dass ein Ableben billigend in Kauf genommen wird....


    Ich habe so manchen Roman über die Konzentrationslager gelesen. Viele erschütternde und kaum auszuhaltende Tatsachenberichte. Dieses Buch ist anders. Dass man die Schecken des Holocaust auch anders darzustellen vermag, dürfte spätestens seit dem Film "Das Leben ist schön" (1997) bekannt sein.

    Der Roman schildert die Ereignisse aus Sicht eines jungen Menschen, zunächst recht naiv und unwissend und das Schreckliche - zwar registrierend, aber irgendwie nicht wahrhaben wollend. Er möchte ein folgsamer Gefangener sein und Revolte liegt außerhalb seiner Phantasie. Doch auch er wird von der Realität eingeholt. Er bleibt in der Beobachterhaltung, als ob er selbst einem Schauspiel beiwohnen würde. Sein Überleben ist letztendlich eine Fügung glücklicher Umstände


    Wir als Aufgeklärte, lesen mit untergründigem Schrecken und wundern uns. 

    Fazit: Dieses Werk kann sehr kontrovers diskutiert werden. Für mich persönlich war es ein Gewinn. 

  7. Cover des Buches Schutzzone (ISBN: 9783518471142)
    Nora Bossong

    Schutzzone

    (31)
    Aktuelle Rezension von: renee

    Ein Buch aus der Longlist des Deutschen Buchpreises von 2019. Kann gut sein. Oder auch nicht. Am Anfang dachte ich nur: Was für eine wirre Schreibe! Immer wieder springt die Handlung recht zusammenhanglos zu verschiedenen Geschehnissen im Leben des Hauptcharakters Mira. Und dann diese Sprache. Ellenlange Schachtelsätze. Schwierig zu lesen. Und insgesamt zu sehr gewollt! Denn diese Gestaltung macht dieses Buch in meinen Augen nicht besser, eher viel schlechter! Dann klang es anfangs so, als würde die UNO in den Himmel gehoben werden. Will ich das hören? Nach den damaligen Geschehnissen in Ruanda! Den zähen Verhandlungen damals in der UNO, wo es einzig darum ging die Geschehnisse in Ruanda jetzt Völkermord zu nennen oder halt nicht !?!?!? Und in Ruanda starben Menschen, viele Menschen! Das macht mich heute noch wütend!!! Aber nach und nach ändert sich das Geschriebene. Das Buch wird zu einem Blick auf die Natur des Menschen und einem Blick auf die UNO und ihre Taten, ein nach dem Sinn fragender Blick. Einerseits steckt ja ein guter Gedanke hinter der UNO, andererseits ist es aber auch ein Aufspielen, man darf ja auch die wirtschaftliche Macht des Westens nicht vergessen. Und dann kommt der mit Fehlern behaftete Mensch dazu und seine fehlerhaften Erinnerungen. Hier noch die Verbindung zu Mira und ihren Gefühlen, ihren Gefühlsverirrungen und -wirrungen zu ziehen, ist ebenso ein kluger Gedanke. Insgesamt ist also das Buch thematisch nicht schlecht gemacht. Allerdings stößt man auf diesen Sinn im Buch erst recht spät, etwas zu spät in meinen Augen. Vorher quält man sich durch eher unwegsames und holpriges Terrain. Dennoch kommt eigentlich nichts wirklich Neues und dann die Longlist ??? Bei diesem wirren Aufbau und dann dieser sehr eigenen Sprache. Nun ja. Einigen gefällt dieses Buch ja, also auch der Aufbau. Denn den Inhalt fand ich nach und nach auch gut, er verdient eigentlich vier Sterne. Aber der Aufbau und die sprachliche Gestaltung minimiert leider diese Bewertung. Denn mehr als drei Sterne werden es bei mir hier leider nicht. 

  8. Cover des Buches Judas (ISBN: 9783518466704)
    Amos Oz

    Judas

    (60)
    Aktuelle Rezension von: awogfli

    Amoz Oz ist ausgezogen, um eine politische und religiöse Analyse mit einem Roman zu verknüpfen und das ist meiner Meinung nach gehörig in die Hosen gegangen. Die Analyse der Staatengründung von Israel, der Regentschaft von Ben Gurion und die Beziehung des Judentums zu Jesus Christus und Judas Ischariot sind recht gut gelungen. Wenngleich ich die Judas Analyse schon einige Male woanders basierend auf dem gnostischen Judas Evangelium gelesen habe und manche Analysen auch doppelt breitgetreten werden.

    Die Romanhandlung hingegen ist voll gegen die Wand gefahren. Ich hasse Redundanzen abgrundtief!!! (Bitte hier 30 Rufzeichen und Großbuchstaben dazu denken). Zugegeben, Oz kann fantastisch fabulieren, aber bei der Dramaturgie hat er sowas von vergeigt, denn es passiert einfach nicht viel in der Geschichte, die Handlung kommt nicht vom Fleck und wenn irgendetwas passiert, ist es eine ewige wiederholte Beschreibung derselben Abläufe, deren Beschreibung am Anfang charmant scheint, dann irgendwann monkhaft zu belächeln ist und mit zunehmender Seitenanzahl so brüllend nervt, dass ich mir die Augen auskratzen wollte.

    Protagonist Schmuel verliert seine Freundin, schmeißt sein Studium kurz vor der Doktorarbeit über Jesus aus der Sicht der Juden hin und da ihn die Eltern nicht mehr unterstützen können, nimmt er einen Job als Gesellschafter des Behinderten Gerschom Wald an, der mit seiner Schwiegertochter Alija sehr zurückgezogen in einem alten Haus in Jerusalem lebt. Der alte Mann und der ehemalige Student politisieren und diskutieren ausführlich und vertreiben sich so den Winter. Die verwitwete Schwiegertochter Atalja wird von unserem Protagonisten angebetet, tausende ausführliche Warnungen, sich nicht in sie zu verlieben, schlägt er in den Wind.

    Schmuel isst wortreich beschrieben seine 100ste Gulaschsuppe mit Apfelkompott, sein ausladend geschildertes 50stes Käsebrot und die Reste des 70sten Grießbreis mit Zimt, den Herr Wald auf dem Teller übriggelassen hat (igitt wie grauslich). Da unser Protagonist sonst nichts isst und die Geschichte schon den ganzen Winter dauert, wundert es mich, dass ihm vor Skorbut nicht die Zähne ausfallen. Man möchte ihm zurufen: Iss endlich einen Salat, Junge! Auch die Prozedur des Bartpuderns wiederholt Schmuel viel zu ausführlich.

    Dazwischen brillante Streitgespräche und Analysen über Israels Beziehung zu seinen Nachbarn. Einen Feind zu einem Freund zu machen ist fast unmöglich, nur unterdrücken kannst Du ihn, das ist die falsche langfristige Strategie, sich Feinde zu machen.


    „Das glauben auch die Juden in Israel, weil sie keine Ahnung von den Grenzen der Macht haben. Die Wahrheit ist, dass alle Macht der Welt den Feind nicht in einen Freund verwandeln kann. Man kann den Feind zum Sklaven machen, aber nicht zu einem Liebenden. Mit aller Macht der Welt kann man Fanatiker nicht zu einem aufgeklärten Menschen machen. Und mit aller Macht der Welt kann man aus einem Rachedurstigen keinen Freund machen. Und genau da liegen die existenziellen Probleme des Staates Israel.“

    Ich habe Oz mal persönlich auf der Frankfurter Buchmesse getroffen. Dort sagte er: Wir sind mit den Arabern quasi in einer WG und wir müssen uns endlich arrangieren. Leider haben zu wenige damals bei der Staatengründung so gedacht und denken auch heute noch so. Letztendlich ist es genauso gekommen zwei Gemeinschaften, zerfressen vor Hass und Gift, die tausende Tote über Jahrhunderte und Generationen verursachen werden.


    „Schließlich leben die Juden in einem großen Flüchtlingslager und die Araber leben ebenfalls in einem großen Flüchtlingslager. Die Araber erleben jeden Tag die Katastrophe ihrer Niederlage, und die Juden erleben Nacht für Nacht ihre Angst vor Rache.“



    Leider wiederholen sich auch die religiösen Analysen über Jesus und Judas irgendwann einmal, indes die Romanhandlung gefühlte Ewigkeiten auf der Stelle trabt. Dann endlich, als ich schon die Geduld verloren hatte, passiert etwas. Hallelujah Jesus Christ, da muss sich der Schmuel einen Haxen brechen, damit er letzendlich Vitamin C in Form seines ersten Salats mit Oliven bekommt und der Autor ihn schließlich ins Bett der Atalja schreiben kann. Der erste Sex war dann auch sehr unspektakulär und langweilig mit vorzeitigem Samenerguss, der zweite war wahrscheinlich sehr gut, aber gerade hier versagt die Erzählkunst und Wortgewandtheit von Oz völlig.

    Das offene Ende ist dann nur das Tüpfellchen auf dem I der Enttäuschung und hat mich eigentlich gar nicht mehr so sehr gestört, denn ich hab das Interesse an den Protagonisten und der Geschichte verloren.

    Fazit: Bedauerlicherweise nur Mittelmaß, so viel Potenzial und so viel Talent derart vergeudet. Das gesamte Werk stinkt nach der ersten Hälfte total ab und ergeht sich in ewigen Wiederholungen. Da hilft auch die sparsame Handlung am Ende nichts. Wäre Oz bei der politisch-religiösen Analyse geblieben, hätte nicht versucht, diese mit einem Roman zu verbinden, und hätte die Wiederholungen auch in der Analyse etwas gestrafft, hätte mir das Buch sogar ausnehmend gut gefallen. Denn es hat seine brillanten Momente, die leider nur Momente bleiben und das ist zu wenig für eine gute Beurteilung meinerseits.

  9. Cover des Buches Verlorene Welten: Eine Geschichte der Indianer Nordamerikas 1700-1910 (ISBN: 9783608949148)
    Aram Mattioli

    Verlorene Welten: Eine Geschichte der Indianer Nordamerikas 1700-1910

    (14)
    Aktuelle Rezension von: Samuel_Pickwick

    In seiner Monografie „Verlorene Welten“ beschreibt der Schweizer Historiker Aram Matiolli die Geschichte der indigenen Völker auf dem Gebiet der USA im Zeitraum vom 1700 bis 1910. Trotz der vielen Details ist das Buch gut und flüssig geschrieben. Es liest sich gut, aber das was man liest, ist schrecklich.


    Dass über dem amerikanischen Experiment eines demokratischen Staats, der sich den Idealen der Aufklärung verpflichtet, ein dunkler Schatten des schlimmsten Rassismus gegenüber den aus Afrika verschleppten Sklaven liegt, ist allen bekannt. Mattioli deckt schonungslos eine weitere Schande auf: der Umgang mit den indigenen Nationen, den Indianervölkern, die im Laufe der Expansion nach Westen um ihr Land, ihre Kultur und in großer Zahl auch um ihr Leben gebracht wurden.


    Mich hat selten ein Sachbuch so erschreckt und frustriert. Dennoch natürlich eine klare Leseempfehlung für historisch Interessierte.

  10. Cover des Buches Am Himmel die Flüsse (ISBN: 9783446280083)
    Elif Shafak

    Am Himmel die Flüsse

    (136)
    Aktuelle Rezension von: Flavi87

    Elif Shafak gelingt mit "Am Himmel die Flüsse" ein absolutes Lesehighlight. 


    Die Autorin erzählt die Geschichte eines Regentropfens, der die verschiedenen Erzählstränge miteinander verbindet, das Wasser spielt in allen Geschichten immer eine tragende Rolle. 


    Über Jahrtausende erstrecken sich die Erzählungen aus Ninive, aus dem viktorianischen und heutigem London, der Türkei und dem Irak. Wir lesen von bitterer Armut, über Archäologie und Hydrologie, unglücklicher Liebe und dem schrecklichen Völkermord an den Jesiden durch den IS. Shafak verbindet dabei so viele Themen, dass man sich nach dem Lesen erstmal sortieren muss. 


    Bewegend, grausam und gleichzeitig sprachlich leicht und wunderschön schreibt sie über ihre Protagonist*innen. In einem ausführlichen Nachwort geht die Autorin dabei auch auf die historischen Fakten ein. Neben großartiger Unterhaltung lernt man also auch noch eine ganze Menge.

  11. Cover des Buches Traumreisende (ISBN: 9783641025564)
    Marlo Morgan

    Traumreisende

    (110)
    Aktuelle Rezension von: katzekatzekatze

    Ich interessiere mich sehr für die Aborigine Kultur, weshalb ich dieses Buch gleich aus dem Bücherschrank gefischt habe.

    Leider wurde ich doch recht schnell enttäuscht.

    Der Autor beherrscht grundlegende Storytellingregeln nicht. Es heißt so schön "Show, don't tell". Aber er "erzählt" die ganze Zeit nur. Und das ist das Problem. Dadurch, dass die Charaktere größtenteils nur passiv und "zusammengefasst" ihre Geschichte erleben, bleiben sie seicht und blass, es gelang mir zu keinem Zeitpunkt eine Beziehung zu den beiden aufzubauen, geschweige denn, dass mich ihr Schicksal irgendwie berührt hätte. Dabei ist das Thema durchaus interessant.

    Die Geschichte insgesamt war sehr langweilig, sehr vorhersehbar und lebte größtenteils von schlecht konstruierten Zufällen. Etwas mehr Tiefe hätte gut getan. 

    Ich kann das Buch leider gar nicht weiter empfehlen.

  12. Cover des Buches Das einzige Kind (ISBN: 9783426528365)
    Hera Lind

    Das einzige Kind

    (283)
    Aktuelle Rezension von: elycalxa

    Djonko lebt im ehemaligen Jugoslawien. 1940 wird der fünfjährige Junge zum Kriegswaisen, er ist auf sich alleine gestellt und flüchtet in mitten der Kriegswirren bis nach Österreich. immer wieder findet der junge Djonko eine helfende Hand.

    Auch dieser Roman von Hera Lind ist wieder sehr fesselnd und mit fühlsam geschrieben. Doch bin ich erschüttert, was der junge Djonko in frühster Kindheit erleben musste. Diese tragische Geschichte rührt mich zu tiefst.  Wieviel Leid kann ein so junges Kind nur Widerfahren?

    Auch bin ich fasziniert davon, wie es Hera Lind immer wieder gelinkt, diese unterschiedlichen Geschichten, mitsamt deren Stimmungen und Gefühlen nieder schreibt. 

    Von mir daher ein ganz klares Lese muss.  

  13. Cover des Buches Die Hoffnung erhielt mich am Leben (ISBN: 9783492212861)
    Ruth Elias

    Die Hoffnung erhielt mich am Leben

    (6)
    Aktuelle Rezension von: jackdeck
    In Vorbereitung auf eine längere Studienfahrt nach Auschwitz habe ich unter anderem dieses Buch gelesen. Die Hitler-Zeit. Die Autorin erzählt von ihrer recht glücklichen Kindheit, von dem Aufenthalt in verschiedenen Konzentrationslagern bis hin zur Befreiung. Diese ganzen Jahre, die sie in den KZ verbracht und ÜBERLEBT hat sind ihr unvergesslich geblieben. Die Angst zu sterben (sie stand mehrere Male kurz davor) und die starke Hoffnung macht dieses Buch so real. Frau Elias ist eine Überlebende des Holocaust. Sie hat die Hölle auf Erden erlebt! Anhand ihres Schicksals, und das anderer Einzelschicksale wird deutlich, zu welchen Gräueltaten die Deutschen fähig waren. Aber das
    unvorstellbare Leid das den KZ-Insassen widerfahren ist, kann man nur sehr
    schwer nachempfinden, wenn man es nicht selbst miterlebt hat. Zum Glück hat Fr. Elias überlebt und war somit in der Lage, dass Ihr zugefügte Grauen und Unmenschliche der Welt mitzuteilen. Also nutzt die Chance und hört auch zu!
  14. Cover des Buches Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses (ISBN: 9783866478367)
    Dee Brown

    Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses

    (62)
    Aktuelle Rezension von: OMess83

    Mein Rezensionstitel sagt es ja schon: Ich bin sehr aufgewühlt durch das Lesen des Buches von Dee Brown. Habe das Buch zufälligerweise auf dem Flohmarkt gefunden und habe davon noch nie was gehört. Aktuell lese ich auch ungern Biografien und Geschichtliches, aber diesem Buch wollte ich gerne eine Chance geben. Ich habe es am Stück, aber sehr langsam innerhalb von ca 5-6 Wochen gelesen. Die Lektüre lässt mich fassungslos und zutiefst erschüttert zurück. Wie unsere weissen Vorfahren sich gegenüber dem Land, den Tieren und den indigenen Völkern um 1870 benommen haben ist einfach nur beschämend und verstörend. Aus menschlicher Sicht ist sowas nie wieder gut zu machen. Eines habe ich auf jeden Fall gelernt: Die Europäer haben in der jüngeren Menschheitsgeschichte die abscheulichsten Verbrechen wider alle Menschlichkeit begangen. Schande über unsere Rasse und unsere Vorfahren.

  15. Cover des Buches Die Ermittlung (ISBN: 9783518419892)
    Peter Weiss

    Die Ermittlung

    (43)
    Aktuelle Rezension von: Grossstadtheldin
    Handlungsüberblick:

    "Die Ermittlung" ist ein dokumentarisches Theaterstück, welchem die Frankfurter Ausschwitz-Prozesse als Vorlage dienten.
    Die realen, ungeheuerlichen Geschehnisse aus dem Konzentrationslager finden hier ungeschönt ihren Weg in die Literatur. 

    entdeckt
    ...durch das Seminar "Einführung in die Literaturwissenschaft der Nachkriegszeit"

    überzeugte
    ...mich durch die Filmausschnitte, die wir im Seminar gezeigt bekamen


    Meine Leseeindrücke:

    Manchmal schnürte mir die Lektüre richtiggehend den Hals zu oder brachte mein Herz zum Rasen.
    Angst, Abscheu und Scham mischten sich in meiner Gefühlswelt. Trotzdem denke ich, ist es wichtig sich mit diesem Teil unserer Vergangenheit zu beschäftigen und die Erinnerungen daran wach zu halten, damit sowas nicht nochmal geschieht!

    Das Theaterstück ist sehr wortgewaltig. Es ist in einzelne "Gesänge" unterteilt. Jeder Gesang endet mit einer ironischen Pointe, die den Leser oder Zuschauer zum Nachdenken anregt. 

    Viele der Schilderungen aus dem Konzentrationslager waren mir trotz einem vorhergehenden Besuch der Ausschwitz-Gedenkstätte unbekannt. Z.B. das Mützen-Schießen, die Phenol-Injektionen oder die Tatsache, dass die Häftlinge nur morgens auf die Toilette gehen durften. 

    Textauszug:


    Zeuge 3:  
    In der Latrine standen lange Betonbecken
    darauf lagen Bretter mit runden Öffnungen
    200 Personen konnten auf einmal Platz nehmen
    das Latrinenkommando paßte auf
    daß niemand zu lange saß
    Die Leute des Kommandos schlugen
    mit Stöcken zwischen die Häftlinge
    um sie wegzujagen
    Bei manchen ging es aber nicht so schnell
    und vor Anstrengung trat ihnen der Mastdarm
    ein Stück hervor

  16. Cover des Buches Goodbye Istanbul (ISBN: 9783257606539)
  17. Cover des Buches Sternenschatten (ISBN: 9783641065812)
    Sergej Lukianenko

    Sternenschatten

    (77)
    Aktuelle Rezension von: Jari
    In diesen beiden zusammengehörenden Büchern macht Autor Sergej Lukianenko genau das, was die Sci-Fi so ausgezeichnet kann: anhand einer zukünftigen Welt und ferner Planeten über unsere eigene Welt reflektieren.

    Die Titel, die eigentlich ein einziges Buch darstellen, sollten man am besten nahe aufeinander folgend gelesen werden, damit man als Leser nicht den Bezug zu dieser Welt verliert. Getrennt lesen geht hier fast nicht, da sie ein Ganzes bilden. Band eins hätte ansonsten kein richtig befriedigendes Ende und Band zwei wäre sehr schwer verständlich.

    "Sternenspiel" und "Sternenschatten" sind nicht das, was man typischerweise unter Sci-Fi versteht. Oh, es gibt Aliens, fremde Planeten und selbstverständlich geht um die Rettung der Erde, doch sind diese Bücher enorm philosophisch und nachdenklich. Wer Schlachten im Sinne von "Star Wars" erwartet, wird mit dieser in sich gekehrten, eher ruhigen Geschichte wahrscheinlich wenig anfangen können, obwohl es natürlich auch zu Kampfszenen kommt.

    Pjotr macht enorme Entwicklungen und Veränderungen durch, immer wieder stellt er sich selbst und seine Welt in Frage, hintersinnt, kommt zu einem Entschluss, nur um sich dann zu fragen, ob das richtig wäre. Doch wirkt er dabei nicht wankelmütig, sondern eher verhält es sich so, dass Pjotr dermassen oft mit anderen Ansichten und neuem Gedankengut konfrontiert wird, dass er stets seine eigene Sichtweise überdenken muss.

    Auch der Leser wird in diese Gedanken Pjotrs hineingezogen. Zwar fragt er sich selbst, doch der Leser kommt nicht umhin, für sich selbst Antworten finden zu müssen. Im Gegensatz zu Pjotr können wir dies jedoch in aller Seelenruhe tun, während stets in Situationen steckt, in denen er rasch handeln muss. Mehr als einmal steht dabei sein Leben auf dem Spiel. Und damit natürlich auch immer das Schicksal des Planeten Erde.

    Ich fand mich oft staunend wieder, ab der unerwarteten Tiefe, die diese Bücher aufweisen. Einige Szenen haben sich unwiederbringlich im mein Gedächtnis gebrannt. So etwa der alte Historiker, der in ein Arbeitslager geschickt wurde, weil er zu tief nach der Wahrheit gesucht und diese dann eben auch gefunden hat. Eine Wahrheit, die keiner wissen möchte. Dies spielte auf einem fernen Planeten, klingt aber dennoch irgendwie bekannt, nicht wahr? Ebenso die Aufteilung aller Lebewesen in starke und schwache Rassen lässt uns aufhorchen. Die Geschichte der Menschheit intergalaktisch verpackt.

    Dabei sind die Werke nicht nur tiefgründig, sondern auch sehr komplex aufgebaut. Ebenfalls ein Grund, beide Bände möglichst zeitnah zu lesen. Details spielen hier eine wichtige Rolle und ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob ich wirklich alles verstanden habe, was Lukianenko uns mitteilen wollte. Wahrscheinlich eher nicht, die "Sternen-"Bücher schreien geradezu nach einem Re-Read.

    Lukianenko hat ein weiteres Mal sein Können bewiesen und Welten und Wesen geschaffen, die mir völlig neu waren. Die Bücher haben mich in ihren Bann gezogen, mich (heraus)gefordert und vollkommen für sich eingenommen.

    Ausserdem habe ich im Reptiloid Karel eine neue Lieblingsfigur gefunden.
  18. Cover des Buches Der letzte Harem (ISBN: 9783426509630)
    Peter Prange

    Der letzte Harem

    (111)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Die außergewöhnliche Freundschaft zweier Frauen, Fatima und Eliza, die im letzten Harem ihren Platz gefunden haben. Angst, Freundschaft, Not, Leid, Liebe und große Gefühle, dass alles finden wir in Pranges neuem Buch. Wunderbar erzählt, historisch dicht mit zwei starken Frauen. Sehr dicht und super historisch

  19. Cover des Buches Aschenblüte (ISBN: 9783548369815)
  20. Cover des Buches Mission Genesis (ISBN: B07BP83KZ9)
    Carolin Heidtmann

    Mission Genesis

    (11)
    Aktuelle Rezension von: Anni_Booklover

    Die Fakten:


    Titel: Mission Genesis: Eine Liebe. Zwei Welten am Abgrund



     

    Autor: Carolin Heidtmann 


    Reihe:  

    Verlag:

    Seiten: 314


    Klappentext:

    „Die geheime Mission Genesis führt den Raumschiffpiloten Jack auf den erdähnlichen Planeten Auria, wo er sich in die Aurianerin Mira verliebt. Ihr gemeinsames Glück scheint perfekt – bis ein rücksichtsloser Konkurrent auftaucht.
    Unterdessen wecken mysteriöse Vorfälle in Jack einen schrecklichen Verdacht: Verbirgt sich hinter der Mission ein diabolischer Plan mit verheerenden Folgen?
    Ein dramatischer Wettlauf um Leben und Tod beginnt... „

    Rezension:



    Der Plot der Geschichte hatte mich sehr angesprochen, die Autorin zeigt ein Szenario auf welches gar nicht ganz so abwegig ist. Wir Menschen habe es in dem Roman geschafft die Erde so wie wir sie kenne zu Grunde Zurichten.  

    Der Leser begleitet den Protagonisten Jack bei seiner Mission den Planeten Auria zu erkunden. 

    Die Autorin schafft es, die Charaktere sehr detailliert und bildreich, so dass sich der Leser sehr gut in die Charakter einfühlen kann. Dennoch hätte ich mir öfters mehr Tiefe bei der Beschreibung gewünscht.

    Der Spannungsbogen in der Story hat mich zu beginn Packen könne, doch dann haben sich die Ereignisse etwas zu schnell entwickelt.  Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und leicht zu lesen. Wenn man angefangen hat fesselt es einen und man kann es schwer wieder aus der Hand legen. Allerdings hätte ich mir mehr Beschreibung von Auria und der Landschaft sowie den Lebewesen dort gewünscht.
    In Situationen, die emotionsgeladen sind, finde ich die Sprache zu gewählt sachlich- distanziert, dort hätte ich mir mehr erhofft Die Landschaft wird für den Leser anschauliche beschreiben so das er sich den Erden ähnlichen Planeten Auria gut vorstellen kann. 





    Fazit:

    Das Buch ist ein netter Zeitvertreib mit so kleinen Schwächen. Es konnte mich Unterhalten doch ich hatte etwas höhere Ansprüche.

  21. Cover des Buches Mosaik der verlorenen Zeit (ISBN: 9781530267866)
    Elyseo da Silva

    Mosaik der verlorenen Zeit

    (13)
    Aktuelle Rezension von: Marina_Wiese

    Ich war neugierig darauf, was sich hinter diesem außergewöhnlichen Romantitel verbirgt und habe ihn mir als Urlaubslektüre auf dem E-Book-Reader mitgenommen. Und das war auch gut so, denn ich hätte es sehr bedauert, es an der falschen Stelle aus Zeitgründen aus der Hand legen zu müssen. Hier nun meine Kritik:

    Inhalt:

    Aus vielen kleinen Einzelteilen, Mosaiksteinen ähnlich, setzt sich eine Handlung zusammen, deren Fäden erst ganz am Ende zusammenlaufen. Es geht um die Suche nach der eigenen Herkunft, um den Kampf, das eigene Volk vor dem Genozid zu schützen und um einen jungen Mann, der erst in Guatemala zu sich selbst findet. Der Roman macht Lust auf Urlaub und große weite Welt.

    Fazit:

    Es ist ganz klar zu spüren, dass der Autor weiß, wovon er spricht. Insbesondere die Beschreibung der Verhältnisse in Guatemala ist sehr detailliert und glaubhaft. Trotz mehrerer Handlungsstränge schafft er es, dass der Leser nie den Überblick verliert und tief in die Welt der Figuren eintauchen kann.

  22. Cover des Buches Der Bastard von Istanbul (ISBN: 9783036959245)
    Elif Shafak

    Der Bastard von Istanbul

    (45)
    Aktuelle Rezension von: ana-97

    ✨ „Wir sollten uns alle auf die Bosporusbrücke aufstellen und so fest pusten, wie wir können, um diese Stadt Richtung Westen zu schieben. Wenn das nicht klappt, versuchen wir es in die andere Richtung und sehen, ob wir uns nach Osten drehen können.“ ✨

    📍 In „Der Bastard von Istanbul“ von Elif Shafak begeben wir uns auf eine Reise von Arizona nach Istanbul und die Suche nach sich selbst.

    📖 Darum geht’s:
    Armanoush lebt seit der Scheidung ihrer Eltern in zwei Welten – mit ihrer Mutter und dem türkischen Stiefvater lebt sie in Arizona den American Way of Life, während die Familie ihres Vaters in San Francisco ihr die Traditionen der armenischen Heimat näherbringen will. Je älter Armanoush wird, desto weniger weiß sie, wer sie ist. Deshalb beschließt sie, auf die Suche danach zu gehen und diese führt sie nach Istanbul.
    In „Der Bastard von Istanbul“ thematisiert Shafak gleichzeitig das unaufgearbeitete Traumata des armenischen Völkermordes, wodurch ihr drei Jahre Haft in der Türkei drohten.

    💡 Das habe ich durch das Buch über das Land gelernt:
    Der armenische Völkermord ist in vielen Köpfen der Türkei nicht präsent und wird auch heute noch von vielen geleugnet.

    💭 Meine Meinung zum Buch:
    Ich habe bereits mehrere Romane von Elif Shafak gelesen und ihre Wortgewandheit, die sie immer in politische Geschichten packt, begeistert mich jedes Mal aufs Neue. Besonders mochte ich die selbstbewussten, weiblichen Familienmitglieder von Armanoush und auch sie hat mir als Protagonistin sehr gefallen.
    Leider hat dieses Buch von ihr zwischendurch seine Längen und ich habe mir schwergetan, es zu beenden. Hundert bis Hunderfünfzig Seiten weniger hätten der Geschichte sicher geholfen.  

  23. Cover des Buches Leila: Ein bosnisches Mädchen (ISBN: 9783843707572)
    Alexandra Cavelius

    Leila: Ein bosnisches Mädchen

    (54)
    Aktuelle Rezension von: GiaLuu

    Klappentext: Leila überlebte einen Alptraum: zwei Jahre Vergewaltigungslager in Bosnien. Alexandra Cavelius erzählt jetzt ihre Geschichte. Der aufwühlende Bericht zeichnet auf schonungslose Weise den Leidensweg des Mädchens nach, das nach dem Ausbruch des Krieges als 15-Jährige in ein Konzentrationslager kam und dort misshandelt und vergewaltigt wurde. Er schildert ihre abenteuerliche Flucht und wie sie heute mit ihrem Schicksal lebt.

    Ein so schockierendes Schicksal und leider zu dieser Zeit kein Einzelfall. Über das was dieser jungen Frau und vielen anderen Menschen angetan wurde, wird viel zu wenig drüber verbreitet. Das Buch erzählt eindringlich und aufwühlend vom Schicksal der Protagonistin und wie diese damit leben muss. Es wird berichtet davon, wie beschwerlich sich auch viele Jahre nach dem Krieg noch für Betroffene das Leben gestaltet und das sie diese Geschehnisse nie vergessen können. Ich habe das Buch sehr schnell ausgelesen, es ist interessant und spannend geschrieben und recht leicht verständlich. Ein sehr heftiges Buch über schockierende und grauenhafte Ereignisse. 

  24. Cover des Buches Die vierzig Tage des Musa Dagh (ISBN: 9788075830548)
    Franz Werfel

    Die vierzig Tage des Musa Dagh

    (44)
    Aktuelle Rezension von: Federfee

    Es ist schon etliche Tage her, dass ich das Buch zugeklappt habe, aber es beschäftigt mich immer noch. Es ist einer der besten Klassiker, den ich je gelesen habe: basierend auf Tatsachen, spannend, mit tiefgehenden Personencharakterisierungen, von immerwährender Aktualität wegen der beschriebenen gesellschaftlichen Probleme und Themen und nicht zuletzt Informationen über den Völkermord an den Armeniern.

    Wie kam es überhaupt zu diesem Buch?

    Franz Werfel und seine Frau Alma fielen beim Besuch einer Teppichweberei in Damaskus ausgehungert aussehende Kinder mit großen Augen auf und sie erfuhren auf Nachfrage, dass es Überlebende des Genozids der Türken an den Armeniern waren. Als Werfel zudem noch von Widerstandskämpfern hörte, die sich 53 Tage auf dem Musa Dagh (Mosesberg) verschanzt hatten, bevor sie von alliierten Schiffen gerettet wurden, ließ ihn das nicht mehr los und er begann umfangreiche Recherchearbeiten. Sein Ziel: 'das unfassbare Schicksal des armenischen Volkes dem Totenreich alles Geschehenen zu entreißen'. Und das ist ihm bestens gelungen, auch wenn sein Roman der Bücherverbrennung der Nazis zum Opfer fiel. Die Parallelen sind unübersehbar: 'Unterdrückung, Vernichtung von Minoritäten durch den Nationalismus …', schreib Werfel an seine Eltern.

    Zum Roman

    Es fängt idyllisch an: Gabriel Bagradian, ein Geistesmensch, seit 23 Jahren in Frankreich lebend und mit der Pariserin Juliette verheiratet, ein Sohn, besucht wegen des Todes seines älteren Bruders sein Heimatdorf  Yoghonoluk, eines von sieben Dörfern auf der meerabgewandten Seite eines Gebirgszuges. Es ist eine wunderschöne Landschaft, der französischen Riviera ähnlich; die von Handwerkern bewohnten Armenierdörfer sind schmuck und sauber. Man muss wissen, dass die christlichen Armenier schon immer dort lebten; früher gehörte die Gegend teilweise zu Syrien, heute zur Türkei. Es ist ratsam, sich eine Karte neben das Buch zu legen, um alles verorten zu können.

    Doch dann beginnt das Unglück: der Erste Weltkrieg ist in vollem Gange und 1915 verbündet sich das Osmanische Reich mit den beiden Mittelmächten gegen die Triple Entente (Vereinigtes Königreich, Frankreich, Russland).  Den Armeniern werden von den Türken die Pässe entzogen, auch Gabriel Bagradian, so dass er mit seiner Familie  nicht mehr weg kann. In Istanbul werden alle armenischen Intellektuellen und Geschäftsleute verhaftet, was als Beginn der Armenierverfolgung gilt. Es folgen Deportationen mit dem Ziel der völligen Vernichtung. Bagradian hatte inzwischen wegen seiner Beobachtungen und düsteren Vorahnungen begonnen, sich ein Bild von der Bevölkerung und der Ausstattung mit Waffen zu verschaffen und den Musa Dagh zu kartieren. Als es Ernst wird, beschließt der Großteil der Dorfbevölkerung in einer großen Versammlung, sich auf dem Berg zu verschanzen und Widerstand zu leisten.

    Mir hat es sehr imponiert, wie das alles organisiert wurde: Anführer wählen, heimlich Vorbereitungen treffen, alles hochschaffen und schließlich dem Deportationsbefehl zuvorkommen. Oben zeigt sich dann, wie schwierig es ist, eine Gemeinschaft aufzubauen, für was alles gesorgt werden muss und welche Schwierigkeiten auftreten, nicht zuletzt solche zwischen den reicheren und ärmeren Dorfbewohnern. Es gibt Neid, Streit und Unzufriedenheit und bei einigen den Wunsch, alles für sich zu behalten. Bagradian, der einmal türkischer Reserveoffizier war, organisiert den militärischen Widerstand.

    Es passieren unglaublich viele Dinge: Angriffe der Türken, erfolgreicher Widerstand, Versuche, den Armeniern zu helfen, Hunger und Krankheit, Liebe und Hass. Wir bekommen Einsicht in die politische Lage: die Verwicklungen des Deutschen Reiches und seine Mitschuld, die hier allerdings nur gestreift wird. 'Das Narkotikum des Nationalismus', schreibt Werfel an seine Eltern. In Wirklichkeit sind den Politikern und Militärs des Deutschen Reiches die Armenier völlig egal und es stehen nur die Interessen der Mittelmächte gegen die Entente und Wirtschaftliches im Vordergrund:  die Bagdadbahn, die Ölfelder in Mossul, Baumwolle.

    Aber die Ausgrenzung von Fremden ist ein Phänomen, das selbst auf dem Musa Dagh eine Rolle spielt. So bleibt Juliette immer eine nicht anerkannte Fremde und selbst gegen Bagradian gibt es trotz aller Verdienste Vorbehalte. Sie bleiben 'die Zugereisten, Überheblichen und Unrechten.'

    Dieses Buch ist so reichhaltig, dass meine Rezension ihm leider nicht gerecht werden kann. Ich staune über Werfels Vielseitigkeit, wie er Landschaftsschilderungen, Politisches, Militärisches, Personencharakterisierungen unter einen Hut bringt und wie es nie langweilig wird.

    Es ist ein leidenschaftliches Plädoyer gegen die Verfolgung und Vernichtung von Minderheiten, das allerdings seiner Entstehungszeit entsprechend an manchen stellen ein wenig zu pathetisch klingt. Das mindert aber in meinen Augen keineswegs seinen Wert, so dass ich gerne eine volle Lese-Empfehlung ausspreche.

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks