Bücher mit dem Tag "georges simenon"
102 Bücher
- Georges Simenon
Schlusslichter
(18)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerBuchbesprechung zu »Schlusslichter« von Georges Simenon
Diesen Roman durfte ich mir auf Anfrage kostenlos als E-Book bei NetGalley herunterladen. Die 208-seitige Taschenbuchausgabe mit der ISBN 978-3-455-00795-4 kostet 12.00 € und erschien am 1. April 2020 als Neuauflage im Atlantik-Verlag (Hoffmann & Campe Verlag GmbH). Übersetzt aus dem Französisch von Stefanie Weiss. Der Originaltitel lautet "Feux rouges" und erschien im Jahre 1953.
Steve und Nancy Hogan fahren von New York nach Maine, wo sie ihre Kinder aus dem Feriencamp abholen wollen. Die Stimmung ist gereizt. Nancy wirft ihrem Mann seine Trunksucht vor, die dieser abstreitet, nur um sich bei jedem Halt einen Drink zu genehmigen. Über ihren Streit ignorieren die beiden die Radiomeldungen über einen aus dem Gefängnis ausgebrochenen Schwerverbrecher. Schließlich platzt Nancy der Kragen, und sie beschließt, allein mit dem Bus weiterzufahren. Als Steve nach dem nächsten Stopp zu seinem Auto zurückkehrt, sitzt darin der entflohene Häftling.
Meinung
Als das Ehepaar Hogan ihre Kinder aus dem Feriencamp abholen wollen, setzt sich Steve schon volltrunken hinter das Lenkrad. Warum er das tut, bleibt mir verborgen. Ein Drink vor der Fahrt genügte ihm nicht, er hält an einer Kneipe an und genehmigt sich noch einen Schluck, während Nancy im Auto auf ihn wartet. Die Fahrt geht weiter, die beiden streiten sich weiter. Bei der nächsten Gelegenheit fährt Steve wieder an die Seite und Nancy droht damit, die Reise ohne ihn fortzusetzen, wenn er jetzt wieder in die Kneipe ginge. Steve zieht den Schlüssel und steigt aus dem Wagen. Nach dem Besuch der Bar stellt er fest, dass Nancy verschwunden ist. Seine Gedanken spielen verrückt, denn er glaubt, sie sei mit dem Bus weitergefahren. Er will sie verfolgen, doch dann erkennt Steve sein dümmliches Verhalten, sucht erneut eine Kneipe auf. Als er zurückkehrt, sitzt ein Ausbrecher im Wagen. Dieser fordert Steve auf, in Richtung Boston weiterzufahren. Steve beschließt, dass es klüger ist, sich nicht zur Wehr zu setzen, da der junge Mann ja bewaffnet sein könnte. Nicht ahnend, dass die Meinung eines frustrierten Säufers in der Regel niemanden interessiert, beglückt Steve den Kriminellen mit seinen Ansichten über Frauen. Dann platzt zu allem Überfluss auch noch ein Reifen, den Steve nicht zu wechseln in der Lage ist. Der Ausbrecher wird immer wütender, denn das Risiko, von der Polizei geschnappt zu werden, steigt von Stunde zu Stunde.
Am nächsten Tag wacht Steve Hogan verkatert auf und stellt erstaunt fest, dass sowohl seine Brieftasche als auch seine Frau Nancy verschwunden sind. Auf diesen Schreck muss sich Steve erst einmal einen Drink genehmigen. Im Feriencamp seiner Kinder ist seine Frau nie angekommen. Dann erfährt er aus der Zeitung, dass eine unbekannte Frau von einem Unbekannten Täter ausgeraubt wurde. Es folgen hektische Telefonate ...
Die Reise des noch relativ jungen Ehepaares hat sich in der Tat zu einem Alptraum entwickelt. Wie Steve und Nancy diese Krise bewältigen, überlässt der Autor meiner Fantasie, doch aus der Situation wächst ein Zusammengehörigkeitsgefühl, welches mich als Leserin aufatmend, hoffend und zu tiefst beeindruckt von Simenons literarischem Können zurücklässt.
Fazit
Für dieses zeitlose Ehedrama aus der Reihe Die großen Romane - Band 79 vergebe ich fünf Sternchen. Obwohl Georges Simenon (1903 - 1989) als der erfolgreichste Schriftsteller des 20. Jahrhunderts gilt, ist dies mein erster Roman von ihm gewesen. Weitere stehen ab heute auf meiner Wunschliste. Besten Dank an den Atlantik-Verlag und NetGalley für diesen herausragenden Klassiker.
© 2020 Frau-mit-Hut
- Georges Simenon
Maigret contra Picpus
(16)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerFaszinierend an den Krimis um Kommissar Maigret ist die Parallelität von langsamen, atmosphärischen Beschreibungen und meines Erachtens schnellem, hohem Erzähltempo, welches mich immer dazu veranlasst, Maigret-Romane möglichst zügig zu lesen. Im Gegensatz zu vielen anderen Autoren hält sich Simenon nicht damit auf, weitschweifige Mutmaßungen über Täter, Tatvorgänge und Motive anzustellen, langatmige Gedankengänge der Protagonisten darzustellen oder gar psychologische Täterprofile zu entwerfen. Diese entstehen im Verlaufe der Erzählung ganz allmählich und ganz natürlich durch die detaillierte Schilderung von Lebenssituationen, alltäglichen Vorgängen und schließlich der nimmermüden stätigen Handlung. Simenon konzentriert sich immer auf das Wichtigste, auf den 150-170 Seiten seiner Romane werden keine Überflüssigkeiten ausgebreitet. Dadurch entsteht auch in "Maigret contra Picpus" die oben genannte Parallelität zwischen Atmosphäre und Rasanz, zwischen Alltäglichem und Außergewöhnlichem. Die heraufbeschworenen Abgründe werden dadurch umso menschlicher, umso nachvollziehbarer für die Leserin oder den Leser. Die Entlarvung der Täterin oder des Täters ist, wie auch im vorliegenden Fall, niemals befriedigend in dem Sinne, als dass dadurch das Geschehen ein gutes Ende nehmen würde, denn die Ungerechtigkeiten können dadurch niemals aufgehoben werden. Diese magisch erscheinende Erzählstruktur lässt dann auch die eine oder andere Unlogik des Falls verzeihen. Letzterer wird in „Maigret contra Picpus“ reizvoll, da Motive und Tathergänge bis zuletzt offen bleiben und der vorliegende Mord sich schließlich nur am Rande mit der geschilderten menschlichen Tragödie kreuzt. - Georges Simenon
Maigret und der Verrückte von Bergerac
(18)Aktuelle Rezension von: varietyDer Beginn des Romans hat mir sehr gefallen. Maigret fährt mit dem Nachtzug in einen Kurzurlaub und trifft dort auf einen kurligen Mitpassagier. Als dieser aus dem Zug springt (das war zu jener Zeit noch möglich...), folgt (oder fliegt) ihm Maigret nach und wird angeschossen. Auch die nachfolgenden Szenen mit der Mord- bzw. Anschlagsserie in der Gegend von Bergerac sind spannend erzählt. Leider wird dann die Ermittlung Maigrets aus dem Hotelzimmer heraus immer schleppender und langweiliger. Die Auflösung interessierte mich folglich kaum noch.
- Georges Simenon
Maigret und der Treidler der 'Providence'
(28)Aktuelle Rezension von: SokratesMaigret wird an eine alte Schleuse gerufen, in deren Nähe eine reich gekleidete Dame von Welt ermordet in einer Scheune aufgefunden wurde. Mit ihr in der Scheune stand nur ein handzahmes Pferd, das noch nicht einmal angebunden war. Was hatte sie dort verloren? Was wollte sie entlang der Wasserstraßen, auf denen nur raubeinige und zwielichtige Kapitäne ihr Unwesen treiben? – Maigret kämpft sich durch Matsch, brackiges Wasser, Regen und illustre Gestalten. - Georges Simenon
Maigret und das Dienstmädchen
(19)Aktuelle Rezension von: DuffyIn diesem Fall menschelt Maigret. Félicie, Hausmädchen in einem idyllischen Ort vor den Toren von Paris, erfährt, dass ihr Freund, in den sie sehr verliebt ist, des Mordes an ihrem Arbeitgeber verdächtigt wird. Maigret, der ein routiniertes Ermittlungsverfahren in Gang setzt, entwickelt nicht nur zu dem idyllischen Vorort ein symphatisierendes Verhältnis, sondern auch ein warmherzig väterliches zu Félicie. Die bringt mit ihrem eisernen Schweigen um alle Vorgänge um das Haus und die Angelegenheit Maigrets Ermittlungen fast zum Scheitern.
Maigret einmal nicht nur als der logisch und zielstrebig ermittelnde Polizist, sondern auch als irritierenden Empfindungen unterworfener Mensch. Mal eine ganz andere Facette in der Figur des Ermittlers und nicht die unsymphatischste. Natürlich ist am Schluss ... - Georges Simenon
Maigret verliert eine Verehrerin
(14)Aktuelle Rezension von: rallusEtwas angestaubter Krimi aus der Hand von Simeneon, aber leidlich spannend und interessant. Ein Krimi mit allerhand skurillen Figuren - Georges Simenon
Maigret im Haus des Richters
(13)Aktuelle Rezension von: Bellis-PerennisDieser 21. Fall für Maigret gehört nun nicht zu den Highlights von Georges Simenon. Obwohl ein „typischer“ Maigret, in dem der Ermittler einen komplizierten Fall in der Provinz lösen muss, fehlt ein wenig die Spannung.
Worum geht’s?
Maigret wurde in ein Nest an der Atlantikküste strafversetzt, warum, geht nicht deutlich hervor. Er muss dem Hinweis einer neugierigen alten Frau nachgehen, die behauptet, im Haus des pensionierten Richters eine Leiche gesehen zu haben. Und tatsächlich, ertappt er den Richter höchstpersönlich beim Beseitigen der Leiche.
Bei seinen Ermittlungen, bei denen er auf seinen Stab an Mitarbeitern, die ihm normalerweise zur Verfügung stehen, verzichten muss, stößt er auf einige aktuelle Geheimnisse der Dorfbewohner und deckt Abgründe in der Vergangenheit des Richters auf ...
Meine Meinung:
Georges Simenon ist ein Meister seines Faches, dennoch gibt es fesselndere Krimis aus einer Feder.
Dieser Krimi aus dem Jahr 1940 ist ein „typischer“ Maigret, bei dem sich der Pfeife rauchende Kommissar mit menschlichen Abgründen beschäftigen muss. Vielleicht liest sich dieser Fall deswegen so anders, weil Maigret auf sein bewährtes Team verzichten muss. Auf mich macht es den Eindruck, nicht ganz rund zu sein.
Fazit:
Es gibt deutlich bessere und innovativere Krimis mit Kommissar Maigret, daher nur 3 Sterne.
- Georges Simenon
Maigret zögert
(14)Aktuelle Rezension von: OrishaKurzrezension:
Ein anonymes Schreiben erreicht Kommissar Maigret. An sich nichts ungewöhnliches, würde der Brief nicht einen Mord ankündigen. Eine Tat, die bisher nicht stattgefunden hat. Maigret beginnt zu ermitteln. Der Absender-Ort ist schnell gefunden, die Familie kontaktiert und eine Untersuchung beginnt. Als der Mord dann geschieht, muss Maigret handeln.
Mein zweiter Maigret, mein zweiter Simenon und was soll ich sagen: Ich mag diese ruhige Art von Krimi. Unprätentiös, leise, unaufgeregt - alles Attribute, die man Simenons Maigret-Krimi zuordnen kann. Die Ermittlung ist vor allem psychologisch spannend - und wäre noch spannender gewesen, hätte der Klappentext das Mordopfer nicht schon im Vorfeld benannt. Ruhig und unvoreingenommen lässt Maigret die Familie auf sich wirken und kommt letztendlich zu seinen eigenen Schlüssen.
Fazit: Ein kurzweiliger und ruhiger Krimi. Lesenswert.
- Georges Simenon
Maigret und die alte Dame
(22)Aktuelle Rezension von: SigiLovesBooks"Die alte Dame lebt in einer Puppenvilla an der Küste der Normandie. Als man ihr Dienstmädchen vergiftet, glaubt sie an einen fehlgeschlagenen Angriff auf sich selbst. Gewohnt, sich nur mit dem Besten zufrieden zugeben, reist sie mutig nach Paris und wendet sich an Kommissar Maigret. Und da der Justizminister persönlich sich einschaltet, reist Maigret ans Meer. Dort herrscht an Verdächtigen kein Mangel...." (Quelle: Buchrückentext)
Es handelt sich bei diesem Krimi um Band 33 (von 75!) aus dem Französischen übersetzten Kriminalromanen Simenon's ins Deutsche. Es ist der erste "Simenon" für mich, daher habe ich keine Vergleichswerte; vorliegender Bd. 33 wurde 1949 verfasst und erschien erstmals in Deutsch 1959, übersetzt wurde er hier von Renate Nickel. Das Cover der HC-Reihe im Diogenes-Verlag ziert ein Küstenmotiv mit einem Boot.
Meine Meinung/Leseeindrücke:
Die Szenerie spielt in der Normandie, genauer gesagt in Etretat (Haute Normandie) und lässt den Leser zugleich in ein anderes, verweilenderes, gemächlicheres Tempo eintauchen, wozu der berühmte Kommissar Maigret,, oftmals Pfeife rauchend, beschaulich, Zeit-zum-Nachdenken findend, bestens passt.
"Die Rose ist tot" ist der zentrale Satz und das Leitmotiv, das die umfangreiche Ermittlungsarbeit Maigret's und seines Kollegen vor Ort, Estaing, leitet...Hauptprotagonistin ist Valentine, die 90jährige "alte Dame", die für ihr Alter noch recht rüstig ist und deren nobles, freigebiges Herz auf dem "Prüfstand" steht...
Der Sprachstil ist klar und flüssig zu lesen, etwas Humor blitzt auf, als Maigret sich im Zuge zahlreicher Vernehmungen der werten Verwandtschaft der alten Dame zu dem ein oder anderen Apéritif, Cidre und Bier hinreißen lässt, da sich in der Normandie bei ihm (ungewollt) etwas "Urlaubsgefühl" einstellt und ob des Alkoholgenusses er in recht ermüdetem Zustand dennoch "weiter ermittelt"...
Auf den letzten 50 Seiten nimmt der Krimi dann auch Fahrt auf mit dem Auftauchen eines Gegenstandes, der mit dem Tode des Dienstmädchen Rose zu tun haben könnte. ... Etwas antiquiert (aber zeitgemäß für die 50er Jahre) wirkt es, wenn Estaing diverse Hotels und Bars "abklappern" muss, um herauszufinden, wer wen angerufen haben könnte ;-). Der Plot war nicht vorhersehbar und in sich stimmig.
Fazit:
"Maigret und die alte Dame" ist ein unterhaltsamer, in gemächlichem Tempo daherkommender Krimi, aus der berühmten Feder von Georges Simenon, den Krimileser unaufgeregter, nicht bluttriefender, eher subtiler Krimis mögen werden: Statt der Brutalität und nervenzerreißenden Entsetzens wird hier "in aller Ruhe" und möglichst mit einer gestopften "pipe" ermittelt, was mir persönlich sehr gefallen hat. Gepaart ist die unterhaltsame Ermittlungsarbeit mit einer Prise Humor: Darum wird die Reihe von mir weitergelesen werden, es gibt zudem für den angesprochenen Leserkreis eine Leseempfehlung sowie 4 Sterne und 85° auf der "Krimi-Couch". - Georges Simenon
Maigret und der geheimnisvolle Kapitän
(22)Aktuelle Rezension von: LEXI
Als der mysteriöse, verwirrt auf den Straßen herum irrende, fünf Tage lang „namenlose“ Mann ohne Gedächtnis und Sprachvermögen endlich identifiziert wird, stellt sich heraus, dass es sich bei ihm um einen ehemaligen Kapitän der Handelsmarine handelt, dem Hafenmeister von Ouistreham namens Yves Antoine Joris. Kapitän Joris galt sechs Wochen lang als vermisst und wurde erst durch ein Zeitungsinserat von seiner Haushälterin Julie Legrand wiedererkannt, die sich unverzüglich aufmacht, um den verwirrten Mann abzuholen. Julie, die aus einer kleinen Fischerfamilie in Port-en-Bessin stammt, deren Vater im Krieg gestorben war und deren Mutter ihr Auskommen als stets betrunkene Fischverkäuferin findet, steht bereits seit ihrem 16. Lebensjahr im Dienste des Kapitäns. Seit 8 Jahren führt sie ihm den Haushalt und wird von ihm wie eine Tochter behandelt. Kommissar Maigret begleitet Kapitän Joris und Julie nach Oiustreham, einem kleinen Hafenort zwischen Trouville und Cherbourg. Als Maigret nach den vorangegangenen verzwickten Untersuchungen und Nachforschungen in Strafregistern, Einwohnermeldekarteien, dem Telegrammversand im In- und Ausland nun auch noch eine fachkundig operierte, aus einem Kopfschuss resultierende, Wunde bei Joris entdeckt, beginnt er, sich anhand einer ausführlichen Befragung von Julie Legrand, ein Bild von dem alten Hafenmeister zu machen. Das Mädchen scheint seltsam ängstlich und bittet den Kriminalkommissar, sie nicht alleine im Haus zu lassen. Maigrets Instinkt veranlasst ihn, in Julies Nähe zu bleiben – doch auch er kann den Tod des Kapitäns nicht verhindern, der noch in derselben Nacht an einer Strychninvergiftung stirbt. Der etwa 50jährige Joris hatte keine Angehörigen, keine Abenteuer, keine Liebschaften – und auch keine Feinde. Er stand 28 Jahre lang im Dienste von Ernest Grandmaison, war ein anständiger und gewissenhafter Angestellter, der insgesamt 30 Jahre lang auf allen Meeren gefahren war und sich erst in seinem Ruhestand um den Posten des Hafenmeisters in Ouistreham bewarb, wo er sich daraufhin auch ein kleines Haus baute. Wer also könnte ihm Böses wollen, ihn ermorden? Maigret ist zunächst ratlos, beginnt aber unverzüglich mit seinen Ermittlungen. Er nimmt sowohl Bürgermeister Ernest Grandmaison, als auch die Kameraden des alten Seemannes unter die Lupe. Maigret stöbert Loryuis Legrand, den Bruder Julies auf, der aufgrund seiner langen Zeit im Gefängnis, seiner Trunksucht und seinem verwegenen Aussehen ebenfalls in Verdacht gerät. Und er spürt einen reichen Geschäftsmann aus Norwegen auf, der ebenfalls einiges zu verbergen scheint…
Georges Simenon lässt seinen Pfeife rauchenden, besonnenen Kriminalkommissar Jules Maigret auch in diesem Band einige Fährten verfolgen, Verdächtige befragen und seinem Instinkt folgend letztendlich den Fall lösen. Seiner kluge Vorgehensweise und seiner exzellenten Kombinationsgabe ist es zu verdanken, dass er den anderen stets ein wenig voraus zu sein scheint und am Ende dem Mörder des geheimnisvollen Kapitäns eine gelungene Falle stellt.
Im Vordergrund dieses Kriminalromans stehen gut gezeichnete Charaktere und die nebelige Atmosphäre des Küstenortes Ouistreham. Die raubeinigen bretonischen Seemänner werden verschlossen und wortkarg dargestellt, die bildhafte Beschreibung des Kanals rundet das düstere Bild ab.
Band 15 der Simenon-Edition ist in 13 Kapitel unterteilt, die charakteristische Ausstattung mit Pappband mit Pariskarte als Vor-, und einer Frankreichkarte als Nachsatz, sowie ein Lesebändchen zeichnen auch diese Ausgabe aus.
FAZIT: Ich kann auch für diesen atmosphärischen Kriminalroman aus der Feder Georges Simenons eine Leseempfehlung aussprechen - es war reines Lesevergnügen, den komplexen Fall hinter diesem Mordfall um den geheimnisvollen Kapitän an der Seite Jules Maigrets zu lösen. - Georges Simenon
Maigret, Lognon und die Gangster
(12)Aktuelle Rezension von: DuffyZufällig wird der Kommissar Lognon, der eigentlich auf einen ganz anderen Fall angesetzt ist, Zeuge, als an seinem Observierungsort eine Person aus einem Auto auf den Fußweg geworfen wird. Da er nicht sofort reagiert, kann er nur noch registrieren, wie ein zweites Auto diese Person wohl offensichtlich wieder aufgesammelt hat. Mit seinen Beobachtungen wendet er sich an Maigret, der es dann auf einmal mit dem FBI und einer Gruppe amerikanischer Mafiosi zu tun hat. Beide kann er nicht besonders leiden und so setzt er seinen ganzen Ehrgeiz ein, um es den Amis mal so richtig zu zeigen.
Ein toller, fast schon rasanter Maigret, denn durch das Mitwirken von amerikanischen Gangstern weht ein anderer Wind durch Paris, denn die halten sich nicht an die Spielregeln, die französische Gangster zumindest pro forma noch beachten. So viel Action hat Maigret noch nie gezeigt, zweimal sogar kurz an einer Kugel vorbeigeschrammt. Ja, Simenon zeigt seinen Helden auch mal von einer ganz anderen Seite. Und der zeigt's ihnen allen. - Georges Simenon
Maigrets erste Untersuchung
(21)Aktuelle Rezension von: SokratesSimenon hat in diesem Roman (1948 geschrieben) den Anfang der Karriere Maigrets als Polizeikommissar geschrieben, hierbei allerdings allen Esprit und alle Spannung außen vor gelassen. Die Handlung spielt im Jahre 1913, Maigret ist noch ganz 'grün hinter den Ohren'. In der Pariser Oberschicht geschieht ein Mord. Das verschlossene gesellschaftliche Leben dieser Menschen scheint undurchdringlich, wenn die Polizei den Mord aufklären soll. Maigret ist noch Sekretär von Kommissar Le Bret im ansonsten sehr ruhigen Quartier Saint-Georges. Sein Chef – der enge private Kontakte zur Oberschicht hat – erweist sich als unwillig bei der Aufklärung des aktuellen Verbrechens, sodass Maigret erstmals selbst (jedoch zögerlich) zu ermitteln beginnt. Als Dank für seine erfolgreichen Bemühungen erhält er den Kommissar-Titel. Schleppend zu lesen, wenig Spannung. Ich hatte kaum Lust, weiterzulesen und quälte mich bis zur Hälfte; dann musste ich abbrechen. Vielleicht ein andermal wieder. - Georges Simenon
Die Katze
(8)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerJa! Besser, viel besser! Zwischen DIE VERLOBUNG DES MONSIEUR HIRE und DIE KATZE liegen über dreißig Jahre unermüdliche Schreibarbeit (Simenon hat in seiner aktiven Zeit rund 200 Romane geschrieben). Dieses kleine Kunstwerk hier ist der beste Beweis für sein Können.
INHALT: Émile und Marguerite Bouin, beide über siebzig, haben sich erst vor ein paar Jahren kennen gelernt und aus einer Laune heraus geheiratet. Sie hätten es besser lassen sollen, denn schnell erkennen sie, dass sie nicht zueinander passen. Aus anfänglich leichten Streitigkeiten werden schnell zynische Beleidigungen und bösartige Übergriffe. Als Émiles Katze vergiftet wird, verdächtigt er Marguerite und vergreift sich an ihrem Papagei, der daraufhin stirbt. Ab da an ist die Ehe der Bouins ein waschechter Stellungskrieg im eigenen Haus. Im Klappentext heißt es sehr passend: »Eine solche Beziehung ist keine Hassliebe mehr – das ist Hass.« Die Fronten verhärten sich und die beiden bleiben erbitterte Feinde, bis der Tod an die Tür klopft.
FORM: DIE KATZE ist ein psychologisches Kammerstück, das mit wenigen Personen und Schauplätzen bestens auskommt. Die Sprache ist einfach aber exakt. Es gibt wunderbar weise Sätze, man könnte fast sagen, das Buch ist nicht geschrieben sondern komponiert. DIE KATZE wurde auch mehrmals verfilmt; hab ich nicht gesehen, hol ich aber nach.
FAZIT: Grandios, lesenswert – fünf Sterne.
*** Diese und viele weitere Rezensionen könnt Ihr in meinem Blog Bookster HRO nachlesen. Ich freue mich über Euren Besuch ***
- Georges Simenon
Maigret hat Skrupel
(8)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerWieder einmal ein sehr ruhiger aber bis zur letzten Seite spannender Krimi. Hatte das Buch superschnell durch, da ich unbedingt wissen wollte, wie diese ziemlich traurige und etwas verworrene Geschichte ausgeht. Glatte 5 fünf Sternchen. - Georges Simenon
Maigret und der Spion
(18)Aktuelle Rezension von: LEXIIm zehnten Band der Diogenes-Sammeledition um den berühmten Kriminalkommissar der Pariser Polizei, Jules Maigret, taucht der Protagonist selber relativ spät in der Geschichte auf. Ein ungewöhnlicher Aspekt, wenn man die anderen Kriminalromane Simenons mit „Maigret und der Spion“ vergleicht – ebenso wie der Schauplatz des Romans, der diesmal in Belgien spielt. Der Auftakt der Geschichte ist das Erscheinen der beiden ungleichen Freunde Jean und René im Nachtlokal „Gai-Moulin“, wo sie die Tänzerin Adèle anhimmeln, über ihre Verhältnisse zechen und geringfügige Summen Geldschulden machen. René Delfosse, der Sohn eines reichen Geschäftsmannes mit lockerem Lebenswandel, hat einen sichtlich schlechten Einfluss auf seinen Freund Jean Chabot, der seinerseits in einer Notariatskanzlei arbeitet. Als René seinen Freund Jean dazu überredet, sich nach dem Schließen im Keller des Nachtlokals zu verstecken, um anschließend die Tageseinnahmen zu stehlen, entdecken die beiden jungen Männer eine Leiche auf dem Fußboden des Lokals. Panisch fliehen sie vom vermeintlichen Tatort. Tags darauf gibt es keinerlei Anzeichen eines Mordes, die Leiche des reichen, etwa vierzigjährigen Griechen Éphraim Graphopoulos wird jedoch in einem Weidenkoffer gefunden. Die Kriminalpolizei ermittelt unter der Leitung von Kommissar Delvigne und die vielen Verdachtsmomente gehen in verschiedene Richtungen. Bis plötzlich ein verdächtiger, großer Mann mit massigem Gesicht, Pfeife und Melone, im Gai-Moulin auftaucht…
Georges Simenon beginnt mit einer ausführlichen Beschreibung und Charakterisierung seiner handelnden Personen und des Umfelds des Geschehens. Sein Hauptaugenmerk liegt hierbei eindeutig auf den beiden jungen Männern, die auf die schiefe Bahn geraten und unvermittelt auf den Toten gestoßen sind. Das relativ späte Auftauchen des Protagonisten Maigret im Plot ist ein interessanter Winkelzug, der bei der Lektüre dieses verzwickten Kriminalromans zusätzliche Spannung aufkommen lässt. Im Mordfall selber ist vorerst nichts so, wie es scheint – es gibt viele Verdächtige, einige Spuren und natürlich falsche Fährten. In gewohnt brillanter Art und Weise nimmt der französische Kriminalkommissar ruhig die Fäden in seine Hand und leitet die weiteren Ermittlungen, diesmal in enger Kooperation mit seinem Kollegen, Kommissar Delvigne.
Es handelt sich hierbei um den zehnten Band der Sammeledition des Diogenes Verlages um den berühmten Kriminalkommissar Jules Maigret. Das Coverfoto ist, wie auch alle anderen dieser Reihe, in Schwarz-Weiß gehalten und malt ein düsteres Bild auf einer Kellerstiege, wo die Silhouette einer Dame mit verführerischer Figur in knielangem Kleid und hochhackigen Schuhen vor einem der Kamera abgewandten männlichen Person die Stufen hinauf steigt. Titel und Reihenfolge folgen in schwarzen Lettern, der Name „Maigret“ wurde rot geschrieben. Ein rotes Lesebändchen als unweigerliches Accessoire vervollständigt zusammen mit der obligatorischen Straßenkarte von Paris in Farbdruck auf der den beiden Innenseiten diese Ausgabe der Sammeledition.
Fazit: Simenon hat mir mit diesem Krimi eine spannende Lektüre beschert und anhand seiner Ermittlungen durfte ich die Suche nach dem Mörder und seinem Motiv, den Weg bis zur Aufklärung des Mordes, Seite an Seite mit dem sympathischen Kommissar erleben. Ein Krimivergnügen in gewohnter Qualität mit unbedingter Leseempfehlung meinerseits! - Georges Simenon
Maigret, die Tänzerin und die Gräfin
(9)Aktuelle Rezension von: blauerklausDie Nachtclub-Tänzerin Arlette erscheint bei der Polizei, weil sie angeblich ein Gespräch über die geplante Ermordung einer Gräfin mitangehört hat. Da sie offensichtlich angetrunken ist will man ihr die Geschichte nicht so recht glauben.Als am Tag darauf die Tänzerin und kurz darauf die Gräfin tot aufgefunden werden muss sich Kommissar Maigret um den Fall kümmern.
Auch in seinem 36. Fall gelingt es Simenon wieder meisterhaft uns mit seiner bewusst knappen Sprache und mit wenigen Worten in das Paris der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts zu versetzen. Auch hier spürt man wieder die große Empathie Simenons / Maigrets mit den „einfachen“ Leuten des damaligen Paris. Maigret ermittelt bei den Angestellten und Besitzern der Nachtclubs und man merkt, dass er sich auch irgendwie als einer von ihnen sieht.
Obwohl Simenon immer auf große Landschafts- und Charakterbeschreibungen verzichtet fühlt man sich doch immer in das Paris der damaligen Zeit versetzt.
Am Ende wird wieder das Recht siegen, nicht immer bei Simenon ist damit auch der Gerechtigkeit Genüge getan.
Die Spannung wird nach heutigen Thriller-Maßstäben für einige Krimi-Liebhaber nicht ausreichend sein, für alle Maigret-Fans jedoch eine klare Leseempfehlung.
Lange konnte man die Maigret-Romane nicht komplett in Deutschland erwerben. Alte Ausgaben waren teilweise nur zu Liebhaberpreisen zu bekommen. Daher großes Lob an den diogenes-Verlag, der 2009 mit der Neuausgabe sämtlicher Maigret-Romane so einige vezweifelte Simenon-Fans sehr glücklich gemacht hat.
Die Gestaltung der Bücher mit Pappeinband, rotem Lesebändchen und Paris-Karte auf den Vor-/Nachsatzseiten ist sehr liebevoll gemacht. Hoffentlich sind die Romane noch einige Zeit erhältlich.
- Georges Simenon
Maigret und sein Toter
(13)Aktuelle Rezension von: SokratesHier bin ich gescheitert: die Geschichte war für meinen Geschmack zäh, unspannend und es fehlte irgendwie das gewisse "Etwas". Leider kein Maigret-Krimi, der mich überzeugen konnte, auch wenn die Story für sich genommen Potential gehabt hätte. - Jean-Luc Bannalec
Bretonisches Vermächtnis
(69)Aktuelle Rezension von: Nicola89In der "Blauen Stadt" am Meer feiern die Bretonen den Auftakt des Sommers und alles könnte so wunderbar heiter sein, gäbe es nicht plötzlich einen Toten. Und zwar genau vor Dupins Lieblingsrestaurant, dem Amiral. Hals über Kopf stürzt sich der Kommissar in eine dramatische Ermittlung, deren Ausgang ihn heftig erschüttert.
Gemeinsam mit zwei neuen Kolleginnen widmet sich der Kommissar der alles entscheidenden Frage: Wer hatte es auf Docteur Chaboseau abgesehen? Einen Arzt, der großes Ansehen genoss und aus einer der einflussreichsten Familien der Gegend stammte. Weder dessen Frau noch seine engsten Freunde, ein stadtbekannter Apotheker und ein Weinhändler, können sich einen Reim darauf machen. Könnte es etwas mit den Vorlieben des Arztes zu tun haben, der nicht nur Kunstsammler war, sondern auch in bretonische Brauereien und traditionelle Fischkonservenfabriken investierte?
"Bretonisches Vermächtnis" ist zwar bereits der achte Fall für Dupin, war aber mein erstes Buch des Autors und ließ sich auch ohne Kenntnis der vorangegangenen Bände gut lesen. Die Zusammenhänge in Dupins Privatleben erschließen sich recht schnell, nur die beiden Inspektoren Nolwenn, Kadeg und Riwal hätte gerne noch näher eingegangen werden dürfen.
Obwohl das Buch mit 300 Seiten recht dünn ist, zieht sich die Geschichte etwas und die Ermittlungen kommen nicht wirklich von der Stelle. Erst als Nolwenn etwa zur Hälfte des Buches aus dem Urlaub zurückgeholt wird, kommt mehr Bewegung in den Fall.
Auch, wenn die vorherigen Teile dieser Reihe wohl besser sein sollen, kann ich mir momentan eher weniger vorstellen, sie noch zu lesen. Dafür plätscherte mir dieser Fall ohne große Spannung zu sehr dahin und auch zu den Charakteren konnte ich keine engere Verbindung aufbauen.
- Georges Simenon
Maigret und die Keller des Majestic
(20)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerStellvertretend für die Maigret-Romane, die ich schon gelesen habe oder noch lesen werde, möchte ich mal "Maigret und die Keller des Majestic" besprechen.
Im Angestelltentrakt eines Pariser Nobelhotels wird in einem Spind die Leiche eines weiblichen Gastes gefunden. Der hinzugezogenen Maigret ermittelt schnell, dass die vermeintlich amerikanische Touristin, die mit ihrem Ehemann und Gefolge im Majestic weilt, eine französische Vorgeschichte hat. Sie ist ein ehemaliges Animiermädchen aus Cannes, das durch die Heirat mit einem Amerikaner reich geworden ist. Behäbig wie eh und je kommt der Pfeife rauchende Maigret durch sorgfältige Beobachtung zur Lösung des Falles, für den beinahe ein Unschuldiger verantwortlich gemacht worden wäre.
Was ist es, das mich - abgesehen von der Tatsache, dass es im Moment keine mir interessanten Krimi-Neuerscheinungen gibt, an den Maigret-Romanen Georges Simenon fesselt? Natürlich kannte ich die Reihe schon lange, hatte auch mit "Pietr der Lette" den ersten gelesen, aber so richtig begeistert war ich nicht. Aber die guten Verfilmungen mit Rowan Atkinson haben der Reihe eine zweite Chance eröffnet, die sie letztendlich auch genutzt hat. Was macht den Reiz dieses Kommissars/dieser Reihe aus? Schwer zu sagen, aber ein Aspekt ist sicherlich das Unaufgeregte, mit der die zumeist gar nicht so spektakulären Fälle gelöst werden. Maigret pafft und beobachtet, trinkt erstaunlich oft und viel Alkohol, hat dann aber immer im rechten Moment den entscheidenden Geistesblitz, so auch im besprochenen Roman. Dass er dabei bisweilen Verdächtige auch mal körperlich angeht, macht ihn allerdings nicht unbedingt sympathisch.
- Georges Simenon
Die Tür
(5)Aktuelle Rezension von: LEXIDer Autor Georges Simenon hat mit seinem Roman „Die Tür“ diesmal keinen seiner hoch gelobten Kriminalromane verfasst, sondern eine exzellente Schilderung einer außergewöhnlichen Ehe. Eine Beziehung, die ungewöhnlich eng ist, in der der Protagonist Bernard Foy, ein Kriegsversehrter Mann um die 40, der beide Unterarme bei einer Minenexplosion verloren hatte, die Rolle eines Hausmannes übernommen hat. Foy, der eine Versehrtenrente bezieht, klammert sich an seine Frau Nelly, die berufstätig ist und sich verzweifelt bemüht, Bernard eine gute Ehefrau zu sein. Bernards Panikattacken, seine Schwindelanfälle, verhindern dem Paar eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben und Bernards krankhafte Eifersucht erreicht ihren Höhepunkt, als ein junger Mann in eine soeben leer gewordene Wohnung im Haus einzieht. Mazeron ist Zeichner, sitzt im Rollstuhl und ist zugleich der Bruder von Nellys Arbeitskollegin Gisele. Gisele bittet Nelly, die Aufgabe einer Postbotin und Überbringern ihrer Nachrichten für den jüngeren Bruder zu übernehmen. Bernards schon krankhaftes Klammern artet dadurch dermaßen aus, dass Nelly keinen Schritt mehr ohne Überwachung machen kann. Letztendlich eskaliert die Situation, als Bernard eine Beobachtung macht, die ihn zutiefst erschüttert …… Eine außergewöhnlich lebhafte und detaillierte Schilderung einer meines Erachtens bereits krankhaften Beziehung – obgleich erschreckend, dennoch faszinierend und fesselnd erzählt vom großartigen Georges Simenon. - Georges Simenon
Die Leute gegenüber
(4)Aktuelle Rezension von: LEXIDer Konsul Adil-Bey fühlt sich in Batum, einer Stadt in Südrussland, immer unwohler. Die Unterkunft ist schlecht, desgleichen seine Beziehungen zu den sowjetischen >Behörden, und die Leute um ihn herum sind misstrauisch und neugierig. Sogar seine Geliebte, Sonia, spioniert ihn aus. Bis Adil-Bea merkt, dass sie es ist, die ihm Arsen ins Essen mischt. Der türkische Konsul Adil-Bey fühlt sich bereits bei seiner Ankunft als Ausgegrenzter, hat kaum Beziehungen zu seinesgleichen (den Konsulaten anderer Länder) und auch die Einheimischen lehnen ihn ab. Der Kontakt zu ihm wird strikt gemieden, eine Haushälterin zu finden wird zur beinahe unüberwindlichen Hürde. Seine Assistentin Sonia bildet die Brücke zum Rest der Bevölkerung – sie geht ihm im Büro zur Hand und fungiert als Dolmetscherin für Adil-Bey. Sie hat jedoch auch starke familiäre Beziehungen zur GUP, der staatlichen Geheimpolizei. Nach einiger Zeit geht es dem Konsul merkbar schlechter, die Ärzte stellen jedoch nur vage, ausweichende Diagnosen. Als Adil-Bey in einer Bar auf den Journalisten John trifft, rät dieser ihm, sich entweder anzupassen und Scheuklappen zu tragen, alle Missstände tunlichst zu ignorieren – oder unverzüglich das Land zu verlassen. Adil-Bey, der Sonia zu seiner Geliebten gewonnen hat, weist diese Idee im ersten Moment weit von sich. Als er jedoch entdeckt, dass sein immer schlimmer werdender Gesundheitszustand auf eine Arsenvergiftung zurück zu führen ist und sie ihm durch seine Geliebte Sonia beigebracht wurde, ändert der Konsul seine Meinung. Das vermeintliche „happy end“ gestaltet sich jedoch weit anders, als erwartet. Georges Simenon ist in meinen Augen ein brillanter Autor, der es versteht, mit seinen Romanen die Menschen vollständig in seinen Bann zu ziehen. Er arbeitet weder mit den Elementen der unerträglichen Spannung noch mit ausschweifenden 800-Seiten-Schmökern. Simenons Kunst besteht darin, seine Protagonisten, die Nebenfiguren, das soziale Umfeld und die reiche Gefühlswelt seiner handelnden Figuren so anschaulich zu zeichnen, dass auch noch Stunden nach Beenden einer Lektüre dieses Autors dieses nachhaltige Wirkung zeigt. Es handelt sich hierbei um ein Taschenbuch mit dem Bild eines Sees, umgeben von Bäumen, auf dem Cover. Da ich keinerlei Bezug zum Inhalt feststellen konnte, wirkt dies ein wenig befremdend für mich. Das Buch ist in 11 Kapitel eingeteilt, im Anhang erläutert der Übersetzer in einer kurzen Anmerkung die Eigennamen bzw. Abkürzungen zum besseren Verständnis des Lesers. Fazit: Für meinen Geschmack ist „Die Leute gegenüber“ ein sehr interessantes und vielschichtiges Werk dieses Autors, das Einblick in das harte und trostlose Leben der russischen Bevölkerung gibt und die Macht der sowjetrussischen stattlichen Geheimpolizei veranschaulicht. Georges Simenons Schreibstil verführt den Leser dazu, sich ganz auf seine Geschichte einzulassen, tief ins Geschehen einzutauchen. - Georges Simenon
Der Mann der den Zügen nachsah
(81)Aktuelle Rezension von: Dajobama"Im Grunde war ich doch nur aus Gewohnheit Prokurist geblieben, nur aus Gewohnheit Ehemann und Vater geblieben, weil irgendjemand, den ich nicht kenne, bestimmte, dass es so zu sein hatte und nicht anders."
Der holländische Familienvater Kees Popinga, hat sich in seinem wohlhabenden, gutbürgerlichen, aber langweiligen Leben gut eingerichtet und genießt seinen Wohlstand. Unvermittelt verliert er seinen Job bei einer Reederei, an der er auch noch finanziell beteiligt ist. Er ist ruiniert. Von einem Tag auf den anderen verändert sich alles. Das Komische ist, noch während er sich Gedanken darüber macht, wie es nun weitergehen soll, findet er schon Gefallen an dem, was sein neues Leben sein könnte.
"Vierzig Jahre lang habe ich mich gelangweilt. Vierzig Jahre lang habe ich das Leben betrachtet wie ein armer kleiner Junge, der mit der Nase am Schaufenster einer Konditorei klebt und den andern zusieht, wie sie Kuchen essen. Jetzt weiß ich, dass diejenigen die Kuchen bekommen, die sie sich einfach nehmen."
In seinem alten Leben war er extrem darauf bedacht, den Schein zu wahren, jetzt stürzt er sich Hals über Kopf in seine persönliche Identitätssuche. Plötzlich in der Midlife Crisis angekommen verliert er völlig den Halt. Kaum aus den Fängen von Mutti, wie er seine Frau nennt, entkommen, tötet er versehentlich eine Prostituierte und befindet sich fortan auf der Flucht. Penibel verfolgt er, was die französischen Zeitungen über ihn schreiben und ist zutiefst betroffen darüber, dass ihn offensichtlich keiner versteht.
Tolle Kapitelüberschriften, die bereits Hinweise enthalten, aber nicht zu viel verraten. Die Sprache ist einfach, aber sehr gut und mit überraschenden Wendungen erzählt. Eigentlich in der dritten Person geschrieben, aber zum Schluss erklärt Popinga in einigen Briefen an die Zeitungen seine Hintergründe und Beweggründe aus seiner Sicht. Man möchte sich an den Kopf fassen oder lieber lachen angesichts dieser Unbeholfenheit und Verkennung der eigenen Situation, die unvermeidlich in der Katastrophe endet.
Für mich teilweise etwas langatmig aber durchaus interessant. Mehr das Porträt eines Gescheiterten, eine psychologische Analyse, als ein spannender Krimi.
Der Belgier Georges Simenon war mit über 400 Büchern einer der produktivsten Autoren im zwanzigsten Jahrhundert.