Bücher mit dem Tag "gesellschaftskritisch"
100 Bücher
- Suzanne Collins
Die Tribute von Panem 1. Tödliche Spiele
(17.910)Aktuelle Rezension von: VeeziIch liebe die Tribute von Panem Reihe. Sie ist spannend, schockierend und ich lese diese Bücher fast jedes Jahr einmal. Ein größeres Komplimen kann ich nicht vergeben. Ich hoffe, dass wir so etwas niemals erleben und den gleichen Mut wie Katniss und Peeta finden müssen. Eine der wenigen Bücher, die auch richtig gut verfilmt wurden.
- George Orwell
1984
(4.263)Aktuelle Rezension von: eastÜber 75 Jahre ist es her, dass Orwells kritische Dystopie zum ersten Mal erschien. Doch auch in der heutigen Zeit bleibt diese Geschichte aktueller, denn je und Winston Smiths Kampf gegen die Windmühlen der totalen Kontrolle wirkt nicht wie eine Erzählung aus längst vergessener Zeit und leider auch nicht wie Science-Fiction.
Mit kritischem Blick und scharfer Zunge beschreibt Orwell eine Welt, in der keine Gesetze herrschen und doch niemand frei ist, eigene Entscheidungen zu treffen, eine Welt, die das Individuum nicht kennt und die Wahrheit verleugnet. Seine Geschichte ist verstörend und zeigt den Menschen auf seine schlimmste Art, gierig, rücksichtslos machthungrig und jeglichem Verstand gegenüber blind. Aber sie ist auch voller messerscharfer Beobachtungen, die heute noch genauso gültig sind, wie im letzten Jahrhundert.
Apropos letztes Jahrhundert: Orwells Frauenbild ist eher unangenehm, was natürlich seiner Zeit geschuldet ist, aber dennoch sauer aufstößt. Er hat die schlimmste Art von Gleichberechtigung geschaffen: Gemeinsame Rechtlosigkeit, schrieb aber trotzdem einen Protagonisten, der alle Frauen auf ihr Aussehen oder Mutterschaft reduziert.
Davon einmal angesehen bleibt 1984 ein Meisterwerk von einer Dystopie, auch wenn die Lektüre keinesfalls angenehm ist, viel zu deprimierend ist Winstons Leben, seine Welt und die Ausweglosigkeit der totalen Überwachung. Verstörend und grausam ist dieses Buch, aber auch intelligent, eben eines, das man gelesen haben sollte, gerade in solch turbulenten Zeiten.
- Ursula Poznanski
Erebos (Limited Edition)
(3.790)Aktuelle Rezension von: coffee2goDer Thriller von Ursula Poznanski ist immer noch ein Klassiker und wurde soeben von meiner Tochter als Gemeinschaftsprojekt in der Schule gelesen. Gerade, da nun auch ein Fortsetzungsteil erschienen ist, erlebt die Serie wieder einen Aufschwung in der Beliebtheit und dies zurecht. Vor allem die Hauptcharaktere, unter anderem Nick, sind realistisch dargestellt, sodass Jugendliche sich mit ihnen identifizieren können. Der Thriller eignet sich gut für Gespräche und Diskussionsrunden im Nachhinein, was Medien mit uns machen und welche Macht sie besitzen, kann ich nur wärmstens empfehlen.
- Sebastian Fitzek
Noah
(2.119)Aktuelle Rezension von: Ro60Wie schon bei Dan Browns „Inferno” haben kühle Denker die Dezimierung der Erdbevölkerung als Lösung für die mit der wachsenden Bevölkerung steigende Umweltbelastung geplant. Dies wird jedoch aus moralischen Gründen verhindert. Man kann doch nicht einfach Milliarden Menschen töten. Aber wäre es nicht doch erforderlich gewesen? Keineswegs! Notwendig ist eine gerechte Verteilung und effiziente Nutzung der Ressourcen. Laut einer im Jahr 2019 veröffentlichten Studie von Oxfam sind 1 % der Reichsten für 15,9 % der Emissionen verantwortlich. Die 50 % Ärmsten dagegen nur für 7,7 %.
Auch wenn Fitzek einen Protagonisten immer wieder gegen die Dekadenz der Reichen wettern lässt, wird in der Geschichte nicht deutlich, warum der geplante Massenmord an den Ärmsten nicht zielführend war, um die Welt zu retten.
Dass ein Verschwörungstheoretiker mit seinen verschobenen Wahnvorstellungen recht behält, legt nahe, dass auch die absurden Vorstellungen der Reichsbürger und Co. einen wahren Kern haben könnten. Auch das ist nicht hilfreich, um globale Probleme der Erdbevölkerung zu lösen. Also, S. Fitzek sollte besser wieder kriminelle Psychopaten ausdenken und durch heldenhafte Ermittler jagen lassen. Mit diesem Roman konnte er zur Lösung dieser globalen Herausforderung keinen Beitrag leisten. Dennoch gibt es von mir 3 Sterne, denn sein Handwerk beherrscht der Autor.
- Sebastian Fitzek
Abgeschnitten
(2.109)Aktuelle Rezension von: xeni_590Sie ist eine 5 von 5
Wieder mal ein echter Burner!
Also, was dieses Duo auf die Beine gestellt hat, ist echt krass. Habe das Buch förmlich inhaliert, weglegen sehr schwierig! XD
Die Handlung ist mega spannend und auch die perspektivenwechsel in den ungünstigsten Situationen sorgen dafür, dass es nur noch spannender wird. An sich muss man auch sagen, dass wenn man das Buch gelesen hat. Man irgendwie. Also zumindest ich das Bedürfnis hat zu weinen, weil es halt echt so ungerecht ist. Also verbessert mich gerne, aber das letzte fallbeispiel auf der allerletzten Seite. Sowas ist doch nicht fair!
Die Charaktere sind auch echt cool. Der Plot mit Linda gegen Ende hin fand ich echt crazy, aber noch verrückter und überraschend fand ich den von Paul! Damit hatte ich so Null gerechnet xD
Insgesamt auf jeden Fall ein top Thriller, hatte aber auch nichts anderes erwartet <3
- Sebastian Fitzek
Das Joshua-Profil
(1.425)Aktuelle Rezension von: Stephanie_RuhMax hat keinen Erfolg als Autor, seine Ehe kriselt, aber für seine Pflegetochter Jola würde er alles tun. Und das gilt es zu beweisen...
Meine Rezension von "Das Joshua-Profil" bezieht sich auf eine andere Ausgabe, sie ist auch in weiß-grau gehalten mit schwarzer und grüner Schrift, aber der Hintergrund zeigt eine Männerhose mit oben und unten jeweils dem selben Stoffgürtel, im unteren Teil leicht geöffnet, was zum Pädophilen-Hintergrund passt, mich jedoch nicht dazu verleitet hätte, nach dem Buch zu greifen. Es gibt Cover, die mehr überzeugen.
Sebastian Fitzek schafft eine Spannung, der ich mich nicht entziehen kann, auch dieses Buch habe ich kaum aus der Hand legen können und musste wissen, wie es weitergeht. Dafür sind die kurzen Kapitel auch perfekt, nach dem Motto "Just one more chapter"... und noch eines... Die Figuren sind nicht unbedingt sympathisch, weder Max noch Jola wachsen einem direkt ans Herz, aber sie bieten Spannung und sehr gute Unterhaltung. Auch hier gab es wieder ein überraschendes Ende, was ich jedes Mal bei den Fitzek-Büchern mag. Ich freue mich schon auf den nächsten Fitzek-Thriller! - Marie Lu
Legend (Band 1) - Fallender Himmel
(2.292)Aktuelle Rezension von: PearlDiverofBooks"Legend" konnte mich als Dystopie-Fan absolut abholen. Zwei Perspektiven, vielschichtige Charaktere, so viele Plottwists und jede Menge Verrat und Intrigen - genau das habe ich erwartet und Marie Lu hat auch genau das geliefert. Anfangs braucht die Geschichte ein bisschen, um an Geschwindigkeit aufzunehmen, dann geht es aber Schlag auf Schlag und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Hin und wieder waren einige Elemente des Worldbuildungs für mich nicht genug ausgearbeitet. Die Idee des Buches und die allgemeine Umsetzung sind allerdings chef's kiss (ich meine, wir bekommen wieder ein Agentensetting und das kann ich nur lieben!) und ich bin sehr gespannt, wie es mit June und Day weitergeht!
- Juli Zeh
Unterleuten
(669)Aktuelle Rezension von: missbooknerdDas ist seit längerem Mal wieder ein Buch, dem ich 5 Sterne geben möchte. Mich hat begeistert, dass das Buch eigentlich nur in einem kleinen Dorf spielt, es braucht keine dramatischen Schauplätze, um eine dramatische Geschichte zu entwickeln. Die verschiedenen Charaktere mit ihren Stärken und Schwächen und die sich immer weiter daraus abzeichnenden dramatischen Ereignisse haben mich gecatcht. Dabei fließt viel Gesellschaftskritik ein und regt zum Nachdenken an.
- Cecelia Ahern
Flawed – Wie perfekt willst du sein?
(1.195)Aktuelle Rezension von: Elite1304Endlich wieder ein Buch von Cecelia Ahern. Ich hatte ganz vergessen wie wunderbar diese Autorin ist und wie gut sie schreibt. Ich habe die Dilogie zu "Flawed" schon lange, aber irgendwie hab ich es bisher nicht gelesen und rückwirkend frage ich mich wieso.
Meiner Meinung nach ist die Geschichte etwas für Fans von "Die Bestimmung" oder "Die Tribute von Panem". Es geht um eine Welt, in der die Menschen Perfektion anstreben. Wer sich etwas zu schulden kommen lässt, wird als fehlerhaft eingestuft und erhält ein entsprechendes Brandzeichen auf der Schläfe, dem Fuß, der Zunge, der Hand oder auf der Brust. Was als fehlerhaft zählt, legt natürlich die Regierung fest. Das führt dazu, dass den Fehlerhaften nicht geholfen werden darf, dass sie gemieden, beleidigt und ausgegrenzt werden, weil sie zum Abschaum zählen.
In dieser Welt lebt Celestine, ein junges Mädchen, ein Mathe-Ass, mit ihrer Familie. Ihr Nachbar ist der oberste Richter Crevan, mit dessen Sohn sie seit langer Zeit zusammen ist und den sie sehr liebt. Doch die Beziehung und die Sympathien bröckeln als Celestine einem Fehlerhaften zu Hilfe kommt aus Angst, er würde sterben.
Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen. Es war so dermaßen spannend geschrieben. Man hat miterlebt wie Celestine sich verändert, wie clever sie ist und wie misstrauisch den Leuten in ihrem Umfeld gegenüber. Sie weiß nicht wem sie trauen kann. Ihre Familie leidet und sie will sie beschützen. In dem Buch sieht man wie die Menschen sich unter einer fehlerhaften Regierung benehmen, welche Verhaltensweisen sie an den Tag legen, welche Freunde zu Feinden werden und anders herum. Jeder verfolgt seine eigenen Ziele und Celestine wird zur Schlüsselfigur einer Rebellion.
Es ist ein Jugendbuch, aber keineswegs kindlich geschrieben. Ich fands absolut großartig und beginne sofort mit Teil 2 und möchte hier auch gar nicht weiter spoilern.
- Graeme Simsion
Das Rosie Projekt
(1.474)Aktuelle Rezension von: Brina_10Don Tillmann weiß, das soziale Interaktion nicht sein Fachgebiet ist. Als Professor und Forscher, der Umgang mit Analysen und rationalen Gedanken hingegen schon. Was liegt also näher als einen Fragebogen zu erstellen? Einen Fragebogen, um die perfekte Ehefrau zu finden? Don ist begeistert von seiner Idee und weiß, das sie erfolgreich sein kann. Doch dann trifft er Rosie. Rosie, die alle Fragen sprengt und sich einfach nicht um den Fragebogen schert, weil sie ein ganz anderes Ziel hat: Ihren leiblichen Vater zu finden.
Dieses Buch hat mich wirklich überrascht. Es war erfrischend und einfach mal etwas total anderes. Und auch, wenn Don stellenweise echt anstrengend war, war es genau diese überzogene Darstellung, die das Buch für mich so einzigartig gemacht hat.
Don und Rosie verfolgen ein gemeinsames geheimes Projekt. Und auch hier ist die Darstellung total überzogen und wahrscheinlich wenig realistisch. Aber genau das, macht es so einfach, sich auf das Buch einzulassen. Es besticht durch seinen trockenen Humor und einzigartige Charaktere.
Das Buch vereint sämtliche Klischees und regt genau deshalb dazu an, nachzudenken. Seine eigene Einstellung zu hinterfragen, andere Perspektiven einzunehmen und die Geschichte einfach auf sich wirken zu lassen. Irgendwie kann sich sicher jeder in diesem Buch ein stückweit wiederfinden und das macht es so einfach, das Buch zu mögen.
Ich habe den Schreibstil, den Humor, die Protagonisten und alles andere an dem Buch einfach sehr gemocht und freue mich schon total auf die anderen Bände.
- Angie Thomas
The Hate U Give
(746)Aktuelle Rezension von: Isabelle_Kocher"The Hate U Give" behandelt das Themen wie Rassismus, Polizeigewalt und Black Lives Matter, jedoch erzählt aus der Perspektive eines 16-jährigen Mädchens. Dadurch wirkt die Geschichte nahbarer und berührt auf eine viel intensivere Weise. Statt den Fokus auf die harten Fakten der zu richten, wirkt dieser Roman fast philosophisch, wenn die Hauptfigur, Starr, sich fragt, was falsch und was richtig ist, was es wert ist, dafür zu kämpfen und wie sie die zwei Welten, in denen sie lebt, miteinander vereinen kann. Besonders gut hat mir an diesem Buch gefallen, dass es der objektiven Berichterstattung unserer Nachrichten nun ein persönliches Gesicht verleiht. Wir sehen nicht mehr einen Afro-Amerikaner, der erschossen wird - wir sehen ein Mädchen, dass sich an die vielen Momente der Freundschaft mit einem Jungen erinnert, dessen Leben nun viel zu früh endet, während sie ohne ihn weiterleben muss. Ein Buch, das bewegt und einem die Augen öffnet.
MEIN TIPP: Als englisches Audiobook kommt die besonderes Sprache des Buchs am besten zur Geltung! - Stephen King
Sleeping Beauties
(267)Aktuelle Rezension von: mesuAußergewöhnlicher Horror Plot. Überall auf der Welt wachen schlafende Frauen nicht mehr auf. Sie werden von einer Art Kokon umhüllt, und wer diesen zerstört, erlebt das Erwachen einer Furie die jeden tötet, der ihren Schlaf stört. Nur eine einzige Frau Evie scheint dem zu trotzen. Sie erwacht ganz normal. Ist sie das Böse, das alles verursacht hat?
Sehr skurril und etwas zu lang erzählt.
- Kelly Oram
Cinder & Ella
(1.689)Aktuelle Rezension von: CEMaDRo„sosehr du mich auch zur Weißglut treibst, so selbstgerecht, starrsinnig und unausstehlich du bist – bist du mein absoluter Lieblingsmensch.“
In Cinder & Ella kämpft Ella nach einem schweren Unfall mit ihrem neuen Leben und findet Halt bei ihrem geheimnisvollen Onlinefreund Cinder – ohne zu ahnen, wer wirklich hinter dem Namen steckt.
Eigentlich bin ich gar nicht der Typ Leser, der die berühmten BookTok-Bücher liest – aber irgendwann musste ich einfach wissen, was an Cinder & Ella dran ist. Und schon die ersten Seiten haben mich überrascht: Das Buch beginnt unglaublich dramatisch und emotional, sodass man direkt gefesselt ist. Besonders eindringlich war die Szene: „Ich erinnere mich nur noch daran, dass ich meine Mutter schreien hörte und in meinen Gurt geschleudert wurde.“
Die Geschichte wird größtenteils aus Ellas Ich-Perspektive erzählt, nur ab und zu schaltet sich auch Cinders Sicht ein. Die Parallele zum Märchen Cinderella war unübersehbar, aber gleichzeitig dezent und modern umgesetzt – genau die richtige Mischung, auch wenn ich am Anfang etwas skeptisch war.
Beide Protagonisten fand ich sehr sympathisch, doch meine heimlichen Lieblingscharaktere waren Juliette und Rob, die mit ihrer Art für Auflockerung gesorgt haben. Trotzdem war ich natürlich die ganze Zeit über klar #TeamCinder. Ja, es wurde manchmal kitschig – aber für mich hat es die Grenze zum „too much“ nicht überschritten.
Obwohl ich normalerweise kein Fan von „Friends-to-Lovers“-Geschichten bin, hatte ich mit Cinder & Ella wirklich viel Spaß.
Eine emotionale, romantische und gleichzeitig humorvolle Young-Adult-Geschichte mit Märchenflair. Absolute Leseempfehlung für alle ab 14 Jahren, die Lust auf ein modernes Cinderella-Märchen mit Herz haben.
- Mary Shelley
Mary Shelley, Frankenstein. Ein Schauerroman
(614)Aktuelle Rezension von: buch_leselustDer Schreibstil von Mary Shelley ist wirklich unglaublich bildhaft und atmosphärisch. Trotz des Alters lässt sich dieser Klassiker sehr gut lesen und hat mich nicht enttäuscht.
Von der Story war ich sehr überrascht, da ich bisher nur die Verfilmungen kannte und da der Fokus sehr auf der Erschaffung des Monsters und der Gräueltaten gelegt wird.
Im Buch jedoch geht es viel um die Zerrissenheit Viktor Frankensteins und die Entstehung der Kreatur wird eher nebenbei erwähnt.
Frankensteins "Dämon" erhält in diesem Buch sehr viel Tiefe. Es macht sich Gedanken um seine Existenz und seinen Sinn. Er erhält jedoch nur negatives Feedback aufgrund seines monströsen Aussehens, wodurch es einen Hass auf seinen Schöpfer entwickelt.
So nehmen leider die bösen Taten ihren Lauf, obwohl sich das "Monster" immer wieder fragt, ob es anders gekommen wäre, wenn ihm auch Liebe entgegengebracht worden wäre...
Insgesamt sehr existentiell und absolut lesenswert.
Finde auch, dass die neueste Verfilmung etwas mehr am Original dran ist, als die anderen Adaptionen vorher.
- Tess Gerritsen
Die Chirurgin
(2.018)Aktuelle Rezension von: Simone_081*3,5 Sterne
Ich habe mir vorgenommen, mal wieder ein paar Klassiker zu lesen, weil ich feststelle, dass mir die häufig besser gefallen als viele der neueren Krimis, die in der letzten Zeit so erscheinen. So ist es also "Die Chirurgin" von Tess Gerritsen geworden.
"Die Chirurgin" ist so eine Art Prequel der Rizzoli/Isles-Reihe, da Maura Isles hier noch gar nicht auftaucht und Jane Rizzoli und ihr Partner Barry Frost nur Nebenrollen einnehmen. Überhaupt ist Rizzoli in diesem Band, wenn sie auftaucht, sehr unsympathisch; sie meckert eigentlich nur, ärgert sich über ihre männlichen Kollegen und wittert überall Mobbing und Schikane. Obwohl ich sie in den späteren Teilen mag, muss man hier schon viel Geduld für sie aufbringen.
Davon abgesehen ist der Plot sehr spannend, wenn auch nicht sehr originell. Es geht um einen Serienmörder, der es wieder einmal auf Frauen abgesehen hat. Hinzu kommt aber noch ein Twist, der dafür sorgt, dass sich der Plot dann doch wieder von vielen anderen Serienmörder-Fällen unterscheidet. Außerdem muss man bedenken, dass das Buch schon 2004 erschienen ist, als das Genre noch nicht so ausgeblutet war.
Von der unsympathischen Jane Rizzoli abgesehen, haben mich die Geschlechterklischees, die man aus vielen dieser Krimis kennt (männliche Polizisten mobben ihre weiblichen Kolleginnen, weibliche Polizistinnen fühlen sich schikaniert, ausgegrenzt und übergangen), die in den 2000ern erschienen sind, gestört. Mittlerweile kennt man diese eben schon zu Genüge und stellt fest, dass sich viele Krimiautorinnen denselben Tropes bedient haben/bedienen.
Insgesamt kein schlechter Auftakt, aber die späteren Teile sind häufig besser. Maura Isles fehlt eben doch. - Martin Suter
Elefant
(309)Aktuelle Rezension von: bilbobeutlinIch habe das Buch gelesen und nahezu verschlungen. Es hat mir richtig gut gefallen, da es sehr detailreich und spannend geschrieben ist. Es war irgendwie mal etwas anderes und hat daher genau meinen Zahn der Zeit getroffen. Allerdings war ich dann vom Ende etwas enttäuscht. Man liest das ganze Buch voller Spannung und wird dann enttäuscht, weil man sich ein anderes Ende gewünscht hätte. Trotzdem eine Lesempfehlung!
- Morton Rhue
Morton Rhue "Die Welle", Literaturseiten
(2.333)Aktuelle Rezension von: Perse- Details:
Ausgabe: Taschenbuch
Originaltitel: The Wave
Erscheinungsjahr: 1984 (in Deutschland)
Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Verlag: Ravensburger
Genre: Jugendliteratur
Seitenanzahl: 186
- Inhalt:
In einer Amerikanischen Schule ereignete sich folgendes (nach einer wahren Begebenheit)... Im Geschichtsunterricht wird der Nationalsozialismus behandelt und den Schülern kommen Fragen auf: "Wie konnten die Deutschen behaupten sie hätten von alldem nichts gewusst?" und "Wie konnte es überhaupt soweit kommen?". Ein Lehrer beschließt daraus ein Experiment zu machen, dass sich verselbständigt und zu weit geht...
- Wie das Buch zu mir gefunden hat:
Ich hatte das Buch damals im Schulunterricht gelesen, als wir das Thema "Nationalsozialismus" behandelt hatten. Im Zuge dessen, haben wir uns auch ein Theaterstück dazu angesehen. Das Buch habe ich nie vergessen und wollte es noch einmal gelesen haben. Ich habe mir wieder eine "BIBCARD" gemacht und habe dann das Buch ausgeliehen...
- Meinung:
Der Nationalsozialismus ist ein sehr intensives Thema und deswegen ist dieses Werk so wichtig, weil es aufzeigt das wir Individuen sind die die Gabe haben selber zu Denken und zu hinterfragen. Denn das Handeln in der Gruppe, mindert nicht die Schuld am getanen.
- Fazit:
Ich habe das Buch gerne und zügig gelesen. Für mich gehört dieses Werk zu den Klassikern der Jugendliteratur und ist zu Recht eine Pflichtlektüre.
Ich hoffe, dass sich daran auch nichts ändert!
- Empfehlung:
Für alle, die etwas zum Thema "Nationalsozialismus" und/oder Sozialexperiment lesen möchten.
Eine Kauf- und Leseempfehlung von mir!
- Tipp:
- Schaut euch den gleichnamigen Film von 2008 an.
- Die Welle als Theaterstück ist nur zu empfehlen.
- Lieblingszitate:
"»Was damals geschehen ist, kann man heute nicht mehr ändern.« »Aber man darf es auch nicht vergessen«..."
Kapitel 3 - Seite 28
"Als er dann in die Klasse stürzte, erwartete er, eine Art Irrenhaus vorzufinden, doch er erlebte eine Überraschung."
Kapitel 6 - Seite 57
"»Du darfst nur nicht vergessen, dass das Beliebte durchaus nicht immer das Richtige sein muss «"
Kapitel 7 - Seite 70
"Und obgleich sie es wie im Scherz sagte, hoffte sie doch, das er es als Warnung verstünde."
Kapitel 7 - Seite 73
"»Laurie, wenn du einmal untersuchst, war für Menschen sich solchen Gemeinschaften anschließen, dann wirst du feststellen, dass es fast immer Menschen sind, die mit sich selbst und ihrem Leben unzufrieden sind. Sie sehen diesen Kult als eine Möglichkeit der Veränderung, eines neuen Anfangs, einer Art Wiedergeburt....«"
Kapitel 9 - Seite 95
"Man musste sich verstecken, wenn man nicht dazugehörte!"
Kapitel 12 - Seite 119
"»Faschismus, das ist nicht etwas, das nur andere Menschen betrifft. Faschismus ist hier mitten unter uns und in jedem von uns.«"
Kapitel 17 - Seite 177
"Einstein hat einmal gesagt: »Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen.«"
Nachbemerkungen des Verlages - Seite 185
- Michel Houellebecq
Unterwerfung
(307)Aktuelle Rezension von: Sanne54Der Inhalt ist eigentlich schnell zusammengefasst: Der Protagonist ist Hochschulprofessor für Literatur an der Sorbonne, hat sich träge in seinem Leben eingerichtet und ruht sich auf seiner Lebensleistung einer gelobten Dissertation als Huysman-Experte aus. Er beobachtet interessiert, aber passiv wie sich die politische Welt Frankreichs auf links dreht.
Der Protagonist ist wirklich unsympathisch, aber in diesem Fall der Prototyp der intellektuellen Elite wie sie der Autor seinen Lesern präsentiert. Primär geht es für ihn um seine eigene Person, seine Wehwehchen, seine sexuellen Befriedigung und seinen hedonistischen Bedürfnissen. Er hat keine Familie, sondern interessiert sich mehr für seine sehr jungen Studentinnen. So dümpelt er mit Ü40 mehr oder weniger in seinem Leben dahin, als die Wahlen zum französischen Präsidenten eine Stichwahl zwischen dem rechtsradikalen Front National und dem Kandidaten der Muslimbruderschaft ergeben, die letzterer gewinnt. Diese Tendenz zu den politischen Rändern ist ja durchaus ein Phänomen der Zeit. Dieser Kandidat tritt weltgewandt auf, beginnt aber den laizistischen Staat (und perspektivisch damit auch Europa) in einem musimisch-regliösen Staat umzubauen. Das ist natürlich ein interessantes Gedankenexperiment, da in Frankreich die Trennung von Religion und Staat besonders konsequent gilt und der Kampf gegen die Autokratie einst besonders blutig ausgefochten wurde.
Dem Protagonisten, dem man seitenweise einfach nur beim nachdenken beobachtet, kommt am Ende der neue Staat entgegen, denn er ist ein Mann, der nie so recht mit Frauen umgehen konnte (im einem ernsthaften, gleichberechtigten Sinne), also kann ihm persönlich die Abschaffung der Frauenrechte erst mal egal sein bzw. bietet ihm neue Perspektiven für sein Leben, das man auch als festgefahren bezeichnen würde. Ich denke, klischeehaft würde auch Midlifecrisis als Begriff ganz gut passen.
Ich habe dieses Buch vor vielen Jahren geschenkt bekommen und danach ist es relativ schnell im Bermunda-Dreieck meiner Hausbib verschollen. Dank seiner SuB-Challenge ist es nun endlich gelesen. Meiner bescheidenen Erfahrung mit dem Autor (drei seiner Bücher habe ich nun gelesen), ist es relativ typisch für ihn. Ich würde es als politische Dystopie bezeichnen. Leider dreht sich für meinen Geschmack irgendwie viel zu viel um den oben beschriebenen Protagonisten und zu wenig um das gesellschaftlich-politische, daher der erste Stern weniger. Mir erschließen sich z.B. die Beschreibungen der sexuellen Ausschweifungen in all ihren Details nicht unbedingt, zumal mehr als einmal, da mir schon schnell klar wurde, was für ein Typ das ist und warum ihm die Idee der Polygamie ohne, dass er sich ernsthaft um die Frauen bemühen muss, interessant erscheint. Dafür bleiben andere Dinge irgendwie auf der Strecke, die auch die Welt dieses Protagonisten hätten erreichen können, aber das wird mir als Leser entzogen, indem er den Mann für ein paar Tage ins Schweigekloster auf den Spuren Huysmans schickt, der seinerzeit ebenfalls eine religiöse Wende vollzog.
Am Ende vollzieht sich er persönliche Wandel des Erzählers ohne große Konflikte oder Widerstände. Er lässt sich von Geld und persönlichem Vorteil bzw. fehlenden Nachteilen für seine Person als Mann in einer solchen Gesellschaft überzeugen.
Womit ich während des Lesens die größten Probleme hatte war, dass der muslimischen Religion ein Rolle zugedacht wurde, die sehr eindimensional ist und dass einseitig die Rolle einer autoritären Muslimbruderschaft genutzt wird, um einen Abgesang auf die Werte westlicher Gesellschaften zu schreiben, die vertreten v.a. durch den Protagonisten sehr passiv bleiben und sich auf die Reflexion der gesellschaftlichen Ereignisse beschränken. Deshalb noch einen Stern Abzug. Es gibt also keine Zwischentöne, wenn man so will. Dafür ist Houellebecq meines Wissens auch nicht unbedingt bekannt, aber hier wird ein Buch vorleget, dass eben auch diffuse Ängste schürt, wenn man den Inhalt nicht abstrahieren kann.
Unabhängig von den konkreten Ereignissen im Roman bzw. den Personen oder Gruppierungen, die diese tragen, beschreibt der Autor ja durchaus eine mögliche aktuelle gesellschaftliche Entwicklung - weg von den hart erkämpften demokratischen Werten einer freien Gesellschaft, die wir nicht gelernt haben zu verteidigen, weil wir uns in ihrer Selbstverständlichkeit gemütlich eingerichtet haben. Romane, die diese Tendenz vor Augen führen, sind in unseren Zeiten unentbehrlich.Und der dritter Stern weniger: Insgesamt liest sich der Roman nicht unbedingt flüssig. Nach den ersten Seiten (und auch zwischendurch) habe ich mir überlegt, überhaupt weiterzulesen. Ich habe ihn nun relativ am Stück gelesen, denn einmal zur Seite gelegt, wäre er wieder im SuB verschollen. Der Protagonist, Francois, dreht sich zu viel in seinen Gedanken und um sich selbst.
Ich frage mich, ob das meine weibliche Sicht auf die Dinge ist, aber wie sähe der Roman aus, wenn der Protagonist eine Protagonistin oder eine andere Person wäre, die unter den Folgen der neuen gesellschaftlich-politisch-rechtlichen Ordnung zu leiden hätte?
- Neal Shusterman
Vollendet – Die Flucht
(748)Aktuelle Rezension von: Roman-TippsMit Neal Shustermans dystopischen Scythe-Trilogie konnte er mich so begeistern, dass ich noch mehr Bücher von ihm lesen wollte. Somit war ich schon ganz gespannt auf den Auftaktband „Vollendet – Die Flucht“ aus der 4 Bände umfassenden Vollendet-Reihe von Neal Shusterman.
Die Vollendet-Reihe spielt in einem zukünftigen USA, in welchem Jugendliche, die zu viel Ärger machen, „umgewandelt“ werden können. Das bedeutet, dass ihr gesamter Körper sofort zur Organspende freigegeben wird. Es wird behauptet, dass die Teile des Körpers weiterleben, also dass man selber weiterlebt, nur in einer anderen Form. Ob ein Jugendlicher umgewandelt werden darf, wird von den Eltern bzw. den Erziehungsberechtigten entschieden. Und diese Entscheidung kann nicht rückgängig gemacht werden. Jugendliche, die sich dagegen wären und fliehen, werden gejagt, bis zur Festnahme.
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass dieses Thema so richtig…unter die Haut geht, sodass mir ganz anders wurde. Fassungslos, aufgrund dieser Schrecken. Nochmal mehr, wenn man erfährt, wie die Umwandlung passiert. Die Ungerechtigkeit, dass man über ein Leben so bestimmen kann. Dass einem so etwas angetan wird. Dass man nichts dagegen tun kann. Dass es kaum welche gibt, die dagegen angehen. Die Art und Weise, wie dieses System durchgeführt wird. Und das alles erinnert mich an die grausame Ausbeutung von Tieren in unserer Welt – nur dass es in der Geschichte Jugendliche sind, die so etwas durchmachen müssen.
Die Handlung wird aus der Sicht von mehreren Charakteren in der personalen Erzählweise erzählt, hauptsächlich jedoch von Risa, Connor und Lev, die sich auf eine ziemlich krasse Weise begegnen, nämlich inmitten einer halsbrecherischen Verfolgungsjagd auf einer Straße. Alle drei sind Wandler, also Jugendliche, die umgewandelt werden sollen. Während sie auf der Flucht sind, gibt es so einige gefährliche, schaurige und überraschende Momente und Wendungen. Und ganz besonders Levs Entwicklung auf dieser Flucht ist unglaublich.
Neal Shustermans Schreibstil ist flüssig und locker zu lesen. Die Handlung ist spannend, nur hin und wieder ein bisschen langatmig. Aber größtenteils überwiegen Momente voller heftiger und actionreicher Wendungen und Szenen, Herzklopfen und Fragen, wie es nun wohl weitergeht. Auch die Charaktere werden nach und nach tiefgründiger und haben mir gefallen. Connor, der langsam zu einer Legende wird. Risa, mit ihrer Hoffnung und dem kühlen Kopf. Lev, der Gefahren eingeht, um seine Pläne durchzusetzen. Auch das Ende fand ich passend mit dem krassen Showdown. Doch es ist noch lange nicht vorbei. Die Vollendet-Reihe werde ich definitiv weiterlesen!
Fazit:
Eine spannende Dystopie mit einer erschreckenden und albtraumhaften Zukunftsvision. Das Thema geht so richtig unter die Haut und hat mich fassungslos machen können. Die Idee ist spannend umgesetzt und die Charaktere entwickeln sich mit der Zeit. Ich bin neugierig, wie alles letztendlich enden wird und werde die Vollendet-Reihe weiterlesen.
- Andreas Engel
Denk-an-Sätze
(17)Aktuelle Rezension von: tardyImmer wenn ich in meiner Lieblingsstadt Wien bin, muss ich unbedingt mindestens einmal mit der Tram fahren. Am liebsten weit hinaus in die Vorstadt, denn dort trifft man sie ganz sicher. Leute wie die Frau Mariann und Leute wie den Havlitschek. Still, wie ein Mäuschen, lausche ich dann ihren Gesprächen, und auch, wenn ich den geliebten Wiener Dialekt nicht immer hundertprozentig verstehe, so ist es jedes Mal ein ganz großer Genuss.
Das selbe Gefühl überkommt mich, wenn ich wieder einmal eines der Bücher von Andreas V. Engel in die Hand nehme. Ich lese und habe sofort diese wunderbare Sprachmelodie, dieses einzigartige Raunzen im Ohr. Sehe Wien vor meinem inneren Auge und bekomme wieder mal eine unbändige Sehnsucht nach dieser Stadt.
Der Autor hat Wien und seinen Bewohnern ein ganz besonderes Denkmal gesetzt. Keines aus Stein und Bronze, aber eines aus wunderbaren Sätzen, die, egal ob in Reimform oder in Prosa, stets exakt den Nagel auf den Kopf treffen. Seine Gedichte und Texte sind witzig und, in einer angenehmen Art und Weise, auch spitz. Gerade so, dass es ein wenig weh tut, aber doch nicht zu sehr. Besser kann man die Wiener nicht kennenlernen, außer natürlich, man fährt direkt hin.
Der Autor zeigt uns aber nicht nur die Seele der Wiener, sondern er spricht auch Dinge an, die jeden von uns betreffen können, die manch einer lieber nicht hören möchte. Er hält uns einen Spiegel vor, der manchmal noch etwas beschlagen ist und weichzeichnet, manchmal aber in der gnadenlosen Härte eines Bahnhofsneonröhrenlichts zuschlägt. Wenn man dann, wie ich, manches reflektiert und mal über sich selbst nachdenkt, hat der Schriftsteller schon sein Ziel erreicht.
Ich wünsche uns Lesern, dass der Autor noch viele seiner zündenden Denk-an-Sätze mit uns teilt und, dass wir noch viel von ihm hören werden. - Tonio Schachinger
Echtzeitalter
(136)Aktuelle Rezension von: EmmaWinterTill ist ein durchschnittlicher Schüler am Marianum in Wien. In seiner knappen Freizeit ist er außerdem erfolgreicher Gamer. Wie geht das zusammen? Eigentlich gar nicht und doch ganz gut. Während er und seine Mitschüler:innen sich vom strengen Klassenvorstand Herrn Professor Dolinar drangsalieren lassen müssen, wartet zuhause sein Spiel auf ihn, das er in Echtzeit mit anderen Gamern auf der ganzen Welt spielt.
Ich habe einen Großteil des Buches gehört, das unglaublich charmant von Johannes Nussbaum gelesen wird, der es versteht, die Schüler und vor allem den schrecklichen Dolinar mit seiner Stimme lebendig werden zu lassen. Da viel österreichischer Slang vorkommt und andererseits auch die Wiener Elite spricht (und kritisiert wird), passt es einfach wahnsinnig gut, dass die Geschichte in österreichischem Deutsch bzw. österreichischer Hochsprache gesprochen wird. Die feinen Unterschiede würden beim Selbstlesen nicht so hervortreten. Gerade die nahezu absurden, oftmals hektischen Situationen in der Schule sind dadurch noch humorvoller.
Mir hat es riesigen Spaß gemacht, das nicht immer einfache Erwachsenwerden von Till in seiner wechselvollen Umgebung, zwischen Rauchereck und Informatikkammerl, für einige Jahre (bis zum Schulabschluss) zu begleiten. Die Szenen, in denen das Gaming und vor allem das von Till so geliebte Spiel "Age of Empires 2" erläutert werden, halten sich erfreulicherweise in Grenzen. Und wer es bisher versäumt hat, Stifters Brigitte - äh - Brigitta zu lesen, wird es nach Echtzeitalter nachholen wollen und sich anschaffen, aber natürlich nur als Reclamheft.
- Dmitry Glukhovsky
Metro 2034
(250)Aktuelle Rezension von: Sam_FoxtrottMit Metro 2034 setzt Dmitry Glukhovsky seine düstere Saga in der Moskauer Unterwelt fort. Die Erde ist noch immer unbewohnbar, die Menschen hausen in den dunklen Schächten der Metro, wo Hunger, Seuchen und Gewalt zum Alltag gehören. Diesmal stehen nicht Artjom, sondern der wortkarge Kämpfer Hunter, das junge Mädchen Sascha und der alte Schriftsteller Homer im Mittelpunkt. Ihre Reise durch die Tunnel ist weniger eine lineare Heldenmission als ein Nachspüren von Verlust, Hoffnung und dem Versuch, im Chaos ein Stück Menschlichkeit zu bewahren.
Was mir erneut gefallen hat, ist Glukhovskys unheimliche Fähigkeit, menschliche Verzweiflung und Grausamkeit so drastisch und anschaulich auf Papier zu bannen. Man spürt förmlich die Enge, den Gestank, die Angst in jeder Zeile – ein Segen, wenn man diese Dichte aushalten kann, aber manchmal auch schwer zu ertragen. Die Handlung war in weiten Teilen bedrückend, stellenweise spannend und berührend, aber im Vergleich zu Metro 2033 wirkt der Spannungsbogen weniger straff gezogen. Statt eines klaren Ziels geht es eher um moralische und existenzielle Fragen: Was bleibt von der Menschlichkeit übrig, wenn die Welt zerfällt?
Die Charaktere haben mich auf gemischte Weise berührt. Hunter bleibt geheimnisvoll und undurchsichtig, Homer versucht verzweifelt, Sinn in die Ereignisse zu schreiben, und Sascha ist ein Lichtblick, ein Symbol für Hoffnung. Sie alle wirken oft ruppig und schwer zugänglich, doch gerade das macht sie glaubwürdig in dieser postapokalyptischen Umgebung. Ihre Motive sind nicht immer leicht nachzuvollziehen, was manchmal frustrierend, aber auch realistisch ist – schließlich weiß in dieser Welt kaum jemand, wofür er eigentlich noch kämpft.
Das Buch ist weniger Abenteuergeschichte und stärker eine Allegorie. Es ist eine Mahnung, wie sehr Seuchen, Gewalt und Gleichgültigkeit eine Gesellschaft zerstören können, und wie dringend wir Hoffnung und Mitgefühl brauchen, um nicht in völliger Dunkelheit zu versinken.
Empfehlen würde ich diesen Teil vor allem Lesern, die schon von Metro 2033 fasziniert waren und tiefer in Glukhovskys bedrückende Welt eintauchen möchten. Fans des „Horror-Survival“-Genres werden auch hier vieles wiederfinden, doch man sollte weniger Action und dafür mehr Nachdenklichkeit erwarten.
Ein atmosphärisch dichtes, aber nicht immer mitreißendes Kapitel der Metro-Saga – literarisch wertvoll, mit starken Bildern und bedrückender Stimmung, jedoch weniger packend als der Vorgänger.
- Fredrik Backman
Björnstadt
(203)Aktuelle Rezension von: ArgentumverdeBjörnstadt ist eine im steten Verfall begriffene, kleine schwedische Stadt mitten im Wald. Seit Jahren schon ziehen die Menschen von dort weg, denn es gibt wenig Chancen, das Leben ist einfach und zumeist hart. Eishockey war und ist die große Hoffnung der Stadt. Und gerade jetzt steht nach einer langen Durststrecke die aktuelle Jugendmannschaft kurz vor dem Einzug ins Finale der diesjährigen Meisterschaft. Als der Star der Mannschaft einer Vergewaltigung beschuldigt wird, werden plötzlich Recht und Wahrheit in Frage gestellt, Vertrauen und Ehrlichkeit stehen auf dem Prüfstand, niemand weiß, was oder wem er glauben soll.
Fredrik Backman schreibt gefühlt langsam, detailliert, ausführlich, gibt dem Leser Zeit sich selbst ein Bild von der Stadt und den Menschen zu machen. Die Charaktere sind lebensnah, mit all den typisch menschlichen Fehlern. Die ganze Stadt kann sich der Leser nicht nur bildlich vorstellen, sondern es könnte exakt so sein, wenn man ins Auto Stiege und hinfahren würde. Der Autor greift die unangenehmen Themen und Probleme auf, gesellschaftliche Klassenunterschieden, häusliche Gewalt oder Alkoholmissbrauch, auch die Männerdominanz in vielen Bereichen und die damit verbundene fast ins Hörige gehende Loyalität. Aber es geht eben auch um Freundschaft und Liebe, um Vertrauen und Zusammenhalt. Er entwickelt eine Gesellschaft, die durch ein einschneidendes Ereignis tief erschüttert wird und mit dieser Situation konfrontiert unter enormen Druck gerät, dem sich fast keiner entziehen kann. Dem Autor gelingt es auf beeindruckende Weise Dinge auf den Punkt zu bringen, nicht direkt zu bewerten und dem Leser viel zum Nachdenken zu geben. Dabei erzeugt er einen, wenn auch eher milden, aber kontinuierlichen Spannungsbogen, der den Leser nicht mehr loslässt.
Mein Fazit: Ein nachklingendes Buch, das viele Themen aufwirft, durch enorme Charaktervielfalt und - tiefe beeindruckt und mitzunehmen weiß. Mir war es stellenweise einen Hauch zu langsam im Aufbau, aber ich werde garantiert die Fortsetzung lesen und kann es interessierten Leser definitiv sehr empfehlen.
- Meg Wolitzer
Die Interessanten
(116)Aktuelle Rezension von: schnaeppchenjaegerinJulie Jacobson erhält nach dem Tod ihres Vaters durch ein Stipendium die Chance, an dem Sommercamp "Spirit-in-the-Woods", ein Ferienlager für künstlerisch ausgerichtete Schüler und Schülerinnen, teilzunehmen. Dort trifft sie auf eine elitäre, privilegierte Gruppe von Jugendlichen aus New York City, mit denen sie sich anfreundet. Aus einer Laune heraus nennen sie sich "Die Interessanten". Jeder von ihnen hat andere Talente und Ziele. Ethan Figman möchte Trickfilmzeichner werden, Cathy Kiplinger träumt von einer Karriere als Tänzerin, Jonah Bay möchte in die Fußstapfen seiner Mutter, einer berühmten Folksängerin, treten und Musiker werden, Goodman Wolf möchte Architektur studieren, während seine Schwester Ash Schauspielerin werden möchte.
Jules und Ash werden enge Freundinnen und Jules orientiert sich stark an ihr, möchte auch Schauspielerin werden, obwohl ihr das Talent dafür fehlt. An der Seite der reichen Jugendlichen fühlt sich das Mädchen aus dem Vorort stets unzulänglich und nicht wirklich zugehörig, auch wenn den anderen ihre Herkunft gleichgültig ist.
Drei Sommer verbringen sie miteinander, aber im letzten ist alles anders. Ein Ereignis zum Jahreswechsel 1976 stellt die Freundschaft auf eine harte Probe und von sechs Freunden sind am Ende nur noch vier übrig.
Der Roman beginnt im Sommer 1974 und wechselt dann in die Gegenwart in das Jahr 2009, als Jules verheiratet, Mutter einer Tochter und Psychotherapeutin ist. Anschließend erfolgt wiederum eine Rückblende in die Vergangenheit und eine chronologische Schilderung der Lebenswege der "Interessanten".
Nur Ethan hat es geschafft, seinen Traum zu verwirklichen und sich erfolgreich in der Trickfilmbranche einen Namen zu machen. Er ist inzwischen mit Ash verheiratet, die als Theater-Regisseurin um Anerkennung kämpft. Cathy konnte aufgrund ihres Körperbaus keine Tänzerin werden und Goodman hat sich durch einen fatalen Fehler seine Zukunft verbaut. Jonah wurde durch ein traumatisches Erlebnis die Lust an der Musik genommen, weshalb rt sich komplett umorientiert und Maschinenbau studiert hat.
"Die Interessanten" erzählt von einer langjährigen Freundschaft, die als Teenager begann und Höhen und Tiefen erlebte. Die Jugendlichen haben sich weiterentwickelt und sind erwachsen geworden, haben selbst Kinder bekommen.
Der Fokus der Geschichte rückt im Erwachsenenalter insbesondere auf die beiden Paare Ash und Ethan sowie Jules, die unabhängig von den Sommern im Camp den Ultraschalltechniker Dennis Boyd geheiratet hat. Die Paare führen unterschiedliche Leben, denn während Ethan und Ash im Luxus leben, haben Jules und Dennis stets mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Jedes der Paare hat zudem eigene Probleme, hat mit Krankheiten, Geheimnissen und den Belastungen des Alltags zu kämpfen.
Erzählt werden 40 Jahre, in denen sich naturgemäß nicht immer viel ereignet, weshalb der Roman seine Längen hat. Durch kleinere und größere Dramen, die die Protagonisten erleben und durchmachen müssen, erhält die Geschichte immer wieder neuen Schwung.
Der Roman handelt von den Wünschen, Träumen und Vorstellungen, die die Jugendlichen haben und was letztlich aus ihnen geworden ist. Es geht um Selbstverwirklichung und das Streben nach Glück.
Das starke Band der Freundschaft hält die Clique - oder Teile davon - zusammen. Es geht dabei um Zusammenhalt und Vertrauen, Geheimnisse, die trennen und zusammenschweißen, um Vergleiche, Eifersucht und Neid. Der Roman ist geprägt von vielen ernsthaften Themen, mit denen die Figuren umgehen müssen und auch zeitgeschichtliche Ereignisse und gesellschaftliche sowie politische Entwicklungen werden stimmig in die fiktive Geschichte eingearbeitet. Die Charaktere bleiben jedoch unnahbar und auf Distanz, so dass ihre Schicksale trotz aller Dramatik nicht emotional berühren können.
Nach einem langatmigen Mittelteil fehlte mir ein befriedigender Abschluss der Geschichte. Auch wenn es keine offenen Handlungsstränge gab, die zwingend hätten weitererzählt werden müssen, endet der Roman einfalls- und belanglos ohne noch einmal einen Bezug zu den wirklich interessanten Jahren der Jugendlichen und jungen Erwachsenen herzustellen.























