Bücher mit dem Tag "gestapo"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "gestapo" gekennzeichnet haben.

108 Bücher

  1. Cover des Buches Winter der Welt (ISBN: 9783404169993)
    Ken Follett

    Winter der Welt

     (807)
    Aktuelle Rezension von: Mike_Leseratte

    Jeder der ein Buch über dieses dunkle Kapitel der Weltgeschichte liest, weiß, was er zu erwarten hat. Dennoch möchte ich eine kurze Triggerwarnung vorwegstellen. In dem Buch werden diese  Punkte doch recht deutlich dargestellt:

    Vergewaltigung von Frauen

    Mord und Misshandlung von Menschen und Volksgruppen u.a. Behinderte, Juden, Homosexuelle


    Kommen wir nun zur eigentlichen Rezension. Das Cover ist trist und grau gehalten, passend zum Winter und der grauen, düsteren Zeitspanne. Der Schreibstil ist umfassend und enthält diverse Details, welche die unheimliche Rechercheleistung untermauern. Historische Momente werden Dargestellt, als wäre man vor Ort und man fühlt mit ihnen. Es gab Momente, bei denen ich mich als deutscher schäme, dass Deutschland mal für sowas verantwortlich war. Es gab Momente, da war ich von der beschriebenen Brutalität geschockt und mir klar machen musste, dass es leider damals wirklich so war. Aber es gab auch glückliche Momente in der Zeit. Man durchlebt jene Berg und Talfahrt, die damals vorherrschte. Aber was ich am wichtigsten für so ein Werk finde ist, dass es aus verschiedensten Perspektiven beleuchtet wird und die sich regelmäßig abwechseln. So erfährt man einiges über die russischen Verhältnisse als auch über die britischen und amerikanischen. Das sind nämlich eben jene Ansichten und Umstände, von denen man im Geschichtsunterricht am wenigsten von mitbekommt, da dort insbesondere Deutschland und seine Umstände im Vordergrund stehen. 

    Abschließend möchte ich sagen, dass es ein wunderbares Buch ist, jedoch etwas Vorkenntnisse über den Ablauf und die damaligen Verhältnisse angebracht sind, um das Beschriebenen der Realität zuordnen und in den entsprechenden Kontext einordnen zu können.

  2. Cover des Buches Die Wohlgesinnten (ISBN: 9783833306280)
    Jonathan Littell

    Die Wohlgesinnten

     (160)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Nach der großen Ankündigung und dem großen Erfolg in Frankreich konnte man sehr gespannt sein. Der Autor hat wohl die nötige Distanz um dieses >Eisen< anzupacken. Leider passiert dann sehr wenig. Lobenswert ist die genaue Recherche und das Aufarbeiten von Zahlen und Orten, aber Ereignisse werden zum Teil nur gestreift und das Buch wird bald langweilig. Es ist sehr enttäuschend, man kann fast von einem Machwerk sprechen denn von all dem angekündigten, versprochenen ist nichts übrig. Es wird soviel angepackt, aber dann plötzlich fallen gelassen und der Autor nimmt seine Erzählfäden oft nicht mehr auf und so ist es nicht interessant, nicht brisant, nicht aufklärend oder aufrüttelnd, sondern einfach nur langatmig, langweilig und überhaupt nichts sensationelles.

  3. Cover des Buches Rattenlinien (ISBN: 9783869137247)
    Martin von Arndt

    Rattenlinien

     (21)
    Aktuelle Rezension von: Bellis-Perennis

    Autor Martin von Arndt entführt uns in das Jahr 1946. Deutschland liegt in Trümmern, der grausame Hungerwinter steht bevor und die Siegermächte, allen voran die USA sind dabei, die NS-Verbrecher aufzuspüren und vor Gericht zu stellen. Das führt dazu, dass zahlreiche Nazis die selben Fluchtrouten, die zuvor Juden, Kommunisten oder andere Verfolgte benützen, um aus Deutschland zu flüchten und der Gerichtsbarkeit zu entkommen. 

    Einer dieser Männer ist Gerhard Wagner, der als „Schlächter von Baranawitschy“, bekannt ist. Sein ehemaliger Vorgesetzter aus den 1920er Jahren, Andreas Eckart, der auf Grund seiner Gesinnung rechtzeitig vor den Nazis in die USA emmigriert ist, wird von der US-Army angeworben, um Wagner dingfest zu machen. Eckart hat noch eine persönliche Rechnung mit Wagner offen. Gemeinsam mit dem etwas undurchsichtigen Special Agent Dan Vanuzzi jagt Eckart dem SS-Mann hinterher. 

    Meine Meinung: 

    Das Thema ist spannend, vor allem in Hinblick auf die unterschiedlichen Beweggründe der einzelnen Protagonisten. Wir verfolgen Wagner von München aus über Innsbruck, folgen seinen Spuren über die verschneiten Berge nach Südtirol und nach Rom, um den Kriegsverbrecher an seiner Abreise nach Argentinien zu hindern. Dabei treffen wir auf zahlreiche Menschen, denen nicht zu trauen ist, weil sie selbst Dreck am Stecken haben, oder wie die Würdenträger im Vatikan, nach wie vor ihren Judenhass pflegen. Lieber einem (ehemaligen) Nazi helfen als einem Juden oder Kommunisten. 

    Die paranoide Angst vor den Kommunisten nützen die NS-Schergen weidlich aus und so kommt es, dass auch der US-Army nicht wirklich zu trauen ist.  

    Die Geschichte ist spannend erzählt. Manchmal bedient sich der Autor ein wenig krauser Wortschöpfungen. So verwendet er mehrmals das Verb „ermuntern“ in völlig sinnentleerter Art und Weise. Statt „Eckart wachte auf“ schreibt er „Eckart ermunterte“. Dass so etwas im Korrektorat oder Lektorat nicht auffällt? 

    Fazit: 

    Eine aufregende Jagd quer durch Mitteleuropa, um diversen NS-Verbrechern habhaft zu werden. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

  4. Cover des Buches Schachnovelle (ISBN: 9783755769965)
    Stefan Zweig

    Schachnovelle

     (1.449)
    Aktuelle Rezension von: megalon22

    Eine kurzweilige Novelle, die jedoch im Gedächtnis bleibt.

    Auch wenn ich kein besonderer Schachspieler bin und mich dieses allseits bekannte Brett - und Denkspiel eigentlich kaum interessiert, konnte mich dieses Buch ungemein fesseln und hätte auch zum Schluss gerne noch weitergelesen. 

    Hier werden die Lebensgeschichten zweier herausragender Schachspieler auf ungeschönte Weise erzählt. Zwei Personen, die unterschiedlicher kaum nicht sein könnten, am Ende aber dennoch gegeneinander antreten. 

    Insbesondere die Passage, in welcher "Doc. B" in seiner Gefangenschaft zum Schachspiel kommt und sich daraus eine manische Sucht entwickelt, fand ich sehr spannend und interessant erzählt.

    Auf alle Fälle eine schöne Geschichte von S. Zweig. 

  5. Cover des Buches Jeder stirbt für sich allein (ISBN: 9783746767086)
    Hans Fallada

    Jeder stirbt für sich allein

     (315)
    Aktuelle Rezension von: Sonja_Schmitz1

    Durch Zufall bin ich auf Fallada und dieses Buch gestoßen.

    Es ist eine sehr gut erzählte, tragische Geschichte über den Krieg, Hitler, den Widerstand und die Menschen.

    Das Buch hat mir sehr gut gefallen und ich werde mit Sicherheit weitere Fallada Bücher lesen. 

  6. Cover des Buches Der Trafikant (ISBN: 9783036959092)
    Robert Seethaler

    Der Trafikant

     (491)
    Aktuelle Rezension von: EmmaWinter

    Franz Huchel lebt mit seiner Mutter im Salzkammergut. Als sich die wirtschaftlichen Verhältnisse verschlechtern, schickt die Mutter ihn nach Wien zu Otto Trsnjek, der eine Trafik betreibt, einen kleinen Tabak- und Zeitungsladen. Dort wird der 17-Jährige zum Lehrling und eignet sich schnell an, was er für die Stammkundschaft wissen muss: Was in welcher Zeitung steht und die jeweiligen Vorzüge der verschiedenen Tabaksorten. Er begegnet Professor Freud und verliebt sich in ein undurchsichtiges Mädchen, das ihn nach der ersten Begegnung sitzen lässt. Seine verwirrenden Gefühle versucht er mit Hilfe des Arztes und Psychologen Freud zu ordnen. Was sich im Hintergrund anbahnte, bricht nun brutal in die kleine Idylle der Trafik ein: Im März 1938 marschieren deutsche Wehrmachtstruppen in Österreich ein.

    Ein sehr berührendes Buch über einen Jungen vom Land, der in der Großstadt seine Unschuld verliert - auf unterschiedliche Weise. "Und plötzlich wurde ihm bewusst, dass es diesen Buden nicht mehr gab. Weg war der." (S. 236) In diesem Roman wird viel gesprochen und geschrieben. Franzl diskutiert mit seinem Chef und mit Freud, schreibt der Mutter und erhält Antworten von ihr. Das war mir stellenweise etwas zu viel "Theorie", dennoch ist der Roman nicht dialoglastig. Die Handlung schreitet voran und entlarvt dabei immer mehr, dass weite Teile der Bevölkerung den "Anschluss" befürworteten und den unverhohlenen Terror, der sich auf den Straßen breit macht. Die kleine Trafik und ihr Trafikant stehen zunächst für einen Ort, der Weltoffenheit repräsentiert, mit den verschiedenen Tageszeitungen, Meinungen und dem so unterschiedlichen Publikum; später zentriertes es sich symbolisch auf ein kleines Bollwerk. Gab es zwischendrin kleine zähe Stellen, hat mich das Ende wieder komplett versöhnt.

    Die Sprache von Seethaler lässt einen durch die Seiten gleiten und unversehens ist die eindringliche Geschichte nach 250 Seiten zu Ende. Ein Roman, den ich sehr empfehlen kann.


  7. Cover des Buches Honigtot (ISBN: 9783492307253)
    Hanni Münzer

    Honigtot

     (422)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Seit vielen Monaten tummelt sich das Buch auf den Bestenlisten und ich stolper in Buchhandlungen und auch bei Bekannten immer wieder über diesen Titel. Was hat es damit auf sich? Ich wollte es jetzt wissen und habe mir ein Wochenende Honigtot gegönnt. Der Beginn ist in der jetzt Zeit. Eine junge Frau möchte ins Ausland und eckt damit immer wieder bei ihrer Mutter an. Als diese plötzlich verschwindet bleibt sie erstmal und sucht die Mutter. Die Spur führt nach Italien und wie die junge Frau bald heraus findet, tief hinein in ihre eigene Familiengeschichte. Diesen Start fand ich interessant und auch spannend und war gespannt, aber dann gings Berg ab. Wieder einmal eine Geschichte aus dem Nazi Deutschland und dies ist hier aber so banal gemacht, dass es fast schon weh tut. Der Beginn war super, aber wie es weiter geht fand ich furchtbar. Spannung kam da für mich überhaupt nicht mehr auf und teilweise sind die Dialoge echt erschreckend gruselig geschrieben. Es verwundert mich wirklich, dass dieses Buch so viel Aufmerksamkeit bekommt. Gut, Literatur ist immer Geschmacksache und das ist auch wirklich gut so, aber es gibt so viele tolle, feine Geschichten die unentdeckt bleiben und so ein Buch verkauft sich wie geschnitten Brot. Kann ich nicht nachvollziehen. Achso, am Schluß gehts natürlich wieder in die Gegenwart und dann ist es plötzlich aus. Ich verstehe es nicht

  8. Cover des Buches Es muß nicht immer Kaviar sein (ISBN: 9783426449011)
    Johannes Mario Simmel

    Es muß nicht immer Kaviar sein

     (136)
    Aktuelle Rezension von: Julius_Caesar

    Dieses Buch ist auch nach so vielen Jahren noch eines meiner Lieblingswerke. Ich weiß nicht mehr, wann ich es zuerstbgelesen habe, aber es war mein Schlüssel zu den folgenden ‚Simmelbüchern‘. Ich sage hier jetzt nichts mehr über den Inhalt, er ist so anders als andere Bücher, die im Krieg spielen. Trotz des zeitweise humorigen Stils, gelingt es Simmel deutlich zu machen, welche Gräuel und welche Rechtlosigkeit in diesem Umfeld herrschen. Ich bin bis zu seinem Tod Simmelfan geblieben. 

  9. Cover des Buches Vaterland (ISBN: 9783453421714)
    Robert Harris

    Vaterland

     (363)
    Aktuelle Rezension von: SalanderLisbeth

    Im Fokus der Handlung steht Xaver March, Mordermittler der Berliner Kriminalpolizei. Er wird 1964 zu einem Mordfall gerufen. Die in der Havel in der Nähe des Grunewalds aufgefundene Leiche eines alten Mannes wird später als Josef Bühler identifiziert, ein ehemaliger Staatssekretär des Innenministeriums. 

    In Robert Harris Alternativweltroman hat Deutschland den Krieg gewonnen. Das Großdeutsche Reich existiert weiterhin und reicht vom Rhein bis zum Ural. Polen und große Teile der Sowjetunion existieren nicht mehr, doch an den ostdeutschen Landesgrenzen toben Partisanenkriege. Die Russen führen mit Hilfe der USA einen erbitterten Zermürbungskrieg gegen die Deutschen, den das Deutsche Reich nicht gewinnen kann. Wir schreiben das Jahr 1964 und stehen kurz vor dem 75. Geburtstag des Führers. Nur zu gerne möchte Hitler den Kalten Krieg mit den USA beenden. Mit Präsident Joseph P. Kennedy wird erstmals ein amerikanischer Regierungschef zum Staatsbesuch erwartet. Vor diesem Hintergrund kommt das gewaltsame Ableben eines ehemaligen hochrangigen Parteifunktionärs höchst ungelegen und bedarf sofortiger Aufklärung. 

    Pralinen aus Zürich

    SS-Obersturmbannführer March hat grade erst mit den kriminaltechnischen Untersuchungen zum Tode Bühlers angefangen, als er durch die Gestapo unter der Leitung von Odilo Globocnik, genannt Globus von dem Fall abgezogen wird. Xaver March ist ein aufrichtiger, nahe am Genreklischee gebauter ganz klassischer Polizist. Als Kriminaler ist er ein brillanter Detektiv, aber auch ein gebrochener Charakter. Er ist geschieden und leidet als Kriegsveteran unter den Kriegstraumata als U-Bootfahrer. Sein im Nationalsozialismus bei der Ex-Frau aufgewachsener Sohn verachtet ihn immer mehr, da er den Hitlergruß verweigert und auch bisher nicht in die Partei eintreten will, wobei er sich jeden beruflichen Aufstieg verbaut.  Als er feststellt, dass die Gestapo die Zuständigkeit an dem Mordfall an sich reißt, um irgendetwas zu vertuschen, ermittelt er heimlich und unter Lebensgefahr weiter. Neben der ehemaligen Politgröße Bühler kommen in einer Folge von Unfällen und Morden nacheinander weitere Ex-Parteibonzen ums Leben. Allen Opfern waren Pralinenschachteln aus Zürich zugestellt worden. March erhält überraschend Unterstützung durch Arthur Nebe, dem Chef der Kriminalpolizei, der ihn beauftragt, den Morden unter dem Radar nachzugehen.

    „Menschenrechte?“ „Die Tausenden von Andersdenkenden, die ihr in Lager gesperrt habt. Die Millionen Juden, die im Krieg verschwunden sind. Die Folter. Das Morden. Tut mir leid, davon zu sprechen, aber wir haben die spießige Vorstellung, dass menschliche Wesen Rechte haben. Wo haben Sie denn die letzten zwanzig Jahre verbracht?“ Auszug Seite 137/138

    Mithilfe der deutsch-amerikanischen Journalistin Charlotte „Charlie“ Maguire, die als Berliner Vertreterin für eine amerikanischen Nachrichtenagentur arbeitet, stößt March auf ein in den Kriegsjahren eröffnetes Schließfach in einer Züricher Bank. Zusammen mit Charlie macht er sich auf nach Zürich. Hier entdecken sie jedoch nur ein im Krieg verschollenes Gemälde, „Dame mit dem Hermelin“ von Leonardo da Vinci. Waren die NSDAP-Veteranen in ein großes Netzwerk von Kunsträubern verwickelt? March entdeckt, dass die Morde mit einem viel weitreichenderen Geheimnis zusammenhängen, das zwei Jahrzehnte zurückliegt und bis in die höchsten Kreise der nationalsozialistischen Führung hineinreicht.  Alle Opfern waren Teilnehmer der Wannseekonferenz, wo 1942 die „Endlösung“ operativ geplant wurde. March lässt nicht locker  und ist dazu bereit, sich selbst zu opfern, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. 

    Berlin der Gigantomanie

    Der englische Autor beeindruckt in seinem Debüt von 1992 mit einem überzeugendem Bild eines authentisch anmutenden, düsteren Nachkriegsdeutschlands, in dem der architektonische Wahnsinn realistisch beschrieben wird. Durch eine Stadtrundfahrt am Anfang der Handlung erscheint das fiktive Berlin dieser Zeit sehr plastisch vor dem inneren Auge. Es ist eine 10-Millionen-Metropole, in der die von Albert Speer geplanten monströsen Monumentalbauten im Stile der Welthauptstadt Germania tatsächlich verwirklicht worden sind, u.a. die alles dominierende Große Halle, die als größtes Gebäude der Welt gilt, der riesige Triumphbogen, um ein Vielfaches größer als der Pariser, während der Champs Élysée gegen die Siegesstraße eher wie eine Passage wirkt. Das Regime herrscht im Deutschen Reich mit eiserner Hand, sämtliche Lebensbereiche sind dem Nationalsozialismus untergeordnet und Andersdenkende werden nicht geduldet. Eine gleichgeschaltete Gesellschaft ohne Individualismus.

    In Form eines Polizeiromans bedient Harris sich einer rasanten und ausdrucksstarken Erzählweise. Ein beklemmendes Gedankenspiel, welches durchgehend spannend ist, mit bis zum Ende hin zahlreichen Wendungen, die durchaus überraschen. Ein Großteil der im Roman vorkommenden Dokumente sind authentisch und schwer zu ertragen. Die Gegenspieler wie der menschenverachtende SS-Obergruppenführer Odilo Globocnik, der schwer durchschaubare Arthur Nebe oder Josef Bühler haben im Gegensatz zu March einen realen Hintergrund, die biografischen Angaben sind bis 1942 zutreffend. Eine düstere Vision, in der tatsächliche Geschichte und Fiktion geschickt zusammengefügt wurden, die mich von der ersten Seite gefesselt und bis zum bitteren Schluss sehr beeindruckt hat.

    Im Nachwort berichtet Harris, dass der Roman zunächst nicht auf Deutsch veröffentlicht werden konnte, weil kein Verlag es wollte.

  10. Cover des Buches Die Leopardin (ISBN: 9783404173402)
    Ken Follett

    Die Leopardin

     (353)
    Aktuelle Rezension von: roxfour

    Felicity Claire, eine mit einem in der Resistance aktiven Franzosen verheiratete Britin, führt ein sechsköpfiges Frauenkommando an, das als Ziel die Zerstörung einer Telefonzentrale. 

    Es werden zwar immer wieder mal Folterszenen sehr detailliert geschildert, alles in allem war das Buch aber sehr flüssig und spannend geschrieben. Die Story hat an sich hat mich sehr angesprochen, wenngleich ich auf die künstlich aufgeblähte, detailverliebte Schilderung vieler Szenen gut hätte verzichten können (was bei mir dazu geführt hat, dass ich einige Abschnitte schlichtweg nur überflogen habe, weil es mich irgendwann etwas generbt hat). Alles in allem trotzdem ein gelungenes, spannendes Buch.

  11. Cover des Buches Wer übrig bleibt, hat recht (ISBN: 9783423208505)
    Richard Birkefeld

    Wer übrig bleibt, hat recht

     (21)
    Aktuelle Rezension von: TheSilencer
    Berlin, 1944. Während die Alliierten vorrücken und Berlin in Schutt und Asche legen, haben zwei Männer ihr Schicksal zu meistern.

    Der eine war ein überzeugter Nationalsozialist, bis er wegen einer Führer-Beleidigung selbst in jene Lager wanderte, von denen man nur hinter vorgehaltener Hand erzählt. Als Bomben sein Straflager zerstören, kann Ruprecht Haas fliehen und macht sich auf in seine alte Heimat Berlin, die er nicht wiederkennt. Die Suche nach seiner Frau und seinem Sohn und dem Denunzianten, der ihm zehn Jahre nicht überlebbares Straflager einbrachte, erwecken in ihm das Tier.

    Der andere ist ein zweifelnder SS-Offizier. Vor dem Krieg war er Kriminalbeamter und als solches wird er aus einem Kriegslazareth nach Berlin geholt, um eine Mordserie aufzuklären. Während er mit seiner eigenen Verantwortung hadert und den Endsieg längst aufgegeben hat, manipuliert er seine Ermittlungsergebnisse, die den Täter längst aufzeigen, ihn nach Abschluß aber wieder an die Front schicken würden. Und Kalterer möchte auch noch die Gelegenheit in Berlin nutzen, seine Ehefrau zurückzugewinnen, die sich von ihm trennte, als sie von den Greueltaten der SS erfuhr.

    Beide Wege treffen sich irgendwann. Jedoch völlig anders als erwartet.

    Das Autoren-Duo Birkefeld & Hachmeister liefern keinen geschichtsschuldigen Roman ab, sondern machen ihn zu einem Stück Zeitgeschichte. Das Grauen der Braunen ist spürbar, genauso wie die drohende Strafe, ergibt man sich nicht dem Endsieg-Gespenst.

    Fesselnd, realistisch - der Fliegeralarm ist hörbar.

    Ein Muß für jene, denen Erzählungen der Eltern und Großeltern nicht ausreichen. Das passende Mittelstück zwischen Robert Merles Der Tod ist mein Beruf und Pierre Freis Onkel Toms Hütte, Berlin.

    Von den beiden Autoren ist 2009 ein weiterer Krimi erschienen, dieser spielt in der Weimarer Republik: Deutsche Meisterschaft.
  12. Cover des Buches Nachtauge (ISBN: 9783453437760)
    Titus Müller

    Nachtauge

     (80)
    Aktuelle Rezension von: Lilo79

    Eine deutsche Spionin versucht in England, englische Luftangriffe auf deutsche Talsperren zu verhindern und zu unterwandern, während sich ein Lagerleiter, ein ehemaliger Lehrer, eine ukrainische Zwangsarbeiterin verliebt. Geht nicht zusammen? Doch! "Nachtauge" ist ein facettenreicher, vielschichtiger und historisch sehr gut recherchierter Roman mit glaubwürdigen Figuren, deren Leben mehr oder weniger unfreiwillig durch den Nationalsozialismus durcheinander gebracht werden. Dies trifft den britischen Geheimdienstmitarbeiter ebenso wie die ukrainische Zwangsarbeiterin. Daraus entsteht eine überzeugende Vielschichtigkeit, die den Roman so lesenswert macht.

  13. Cover des Buches Das siebte Kreuz (ISBN: 9783746634692)
    Anna Seghers

    Das siebte Kreuz

     (222)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    >Das siebte Kreuz <, geschrieben von einer in Frankreich lebenden Emigrantin, spielt 1937 in Deutschland und erzählt die Geschichte von Flüchtlingen aus einem Konzentrationslager. Geschrieben von einer Kommunistin, ist es gleichwohl kein politisches Kampfbuch. Denn es kennt keine Aggressivität: Die Trauer der verjagten Autorin ist stärker als ihre Empörung. Nicht ein Rachegesang ist > Das siebte Kreuz<, sondern eine Elegie, nicht ein Buch des Hasses, sondern der Barmherzigkeit. Im Unterschied zu den meisten ihrer Romane verkündet Anna Seghers hier keine Philosophie, sie wirbt für keine Ideologie, sie deutet kein Programm an. Ihr ist nur noch die einzige Hoffnung geblieben: die Redlichkeit, die Rechtschaffenheit des Individuums. Im innersten gäbe es etwas, > was unangreifbar war und unverletzbar<. So überwinden die Menschen auf dem Fluchtweg jenes Mannes, auf den im Konzentrationslager das siebte Kreeuz wartet, ihre Angst und helfen dem Ausgestoßenen. Das poetische Meisterwerk ist zugleich ein Kriminalroman, doch mit ungekehrten Vorzeichen: Verbrecher in den Uniformen der SS und SA verfolgen einen Unschuldigen.

    > Marcel Reich – Ranicki <

    Aus sieben gekappten Platanen wurden im Konzentrationslager Westhofen Folterkreuze für sieben geflohene Häftlinge vorbereitet. Sechs der Männer müssen die Flucht mit dem Leben bezahlen. Das siebste Kreuz aber bleibt frei: Georg Heisler kann entkommen, er findet den Weg in die Freiheit. Sein langer, dramatischer Fluchtweg gleicht einem sezierenden Schnitt durch Schichten und Mentalitäten des nationalsozialistischenDeutschlands.

    Dieser Roman von Anna Seghers läßt uns Leser nach Beendigung des Buches in einem riesigen Vakuum, gefüllt mit Emphatie und Beklemmung, etwas mitgenommen zurück. Wir werden uns bewußt, dies war die Zeit bevor die ganze Welt Kopf stand. Das Übel brodelte schon massiv, der Gestank dieser braunen Kloake schwebte unheilvoll über das Land.

    Das siebte Kreuz, ist das antifaschistische Buch schlechthin und gehört zu Recht in den Kanon der Literatur. Es sollte als allgemeine Schullektüre integriert werden.

    Klare Leseempfehlung !


    “ Dieses Buch ist den toten und lebenden Antifaschisten Deutschlands gewidmet.“

    Anna Seghers

  14. Cover des Buches Germania (ISBN: 9783426513705)
    Harald Gilbers

    Germania

     (77)
    Aktuelle Rezension von: AndyKoe1

    SPannend bis zum Ende. Sehr gut recherchiert und ich werde sicher noch weitere Bücher von ihm lesen

  15. Cover des Buches Die Spionin (ISBN: 9783746638508)
    Imogen Kealey

    Die Spionin

     (141)
    Aktuelle Rezension von: wacaha

    Die junge Australierin Nancy Wake führt ein luxuriöses Leben im Marseille der späten 1930er Jahre und ist glücklich frisch verheiratet mit ihrem Mann Henri, einem reichen Fabrikbesitzer. Doch dies ist nur der äußere Schein, denn Nancy ist ebenfalls eine Kämpferin der Résistance und nutzt ihr harmloses Auftreten dafür, Flüchtlinge über die Grenze zu bringen und die sich immer mehr ausbreitenden deutschen Nationalsozialisten zu sabotieren. Doch dann wird Henri festgenommen und Nancys Leben gerät aus den Fugen. Nun selbst auf der Flucht entsinnt sie einen Plan, Henri aus den Klauen der Gestapo zu befreien, indem sie sich in England als Geheimagentin ausbilden lässt und als eine der raffiniertesten Spioninnen des zweiten Weltkrieges nach Frankreich zurückkehrt.

    „Die Spionin“ ist ein historischer Roman, der auf einer wahren Geschichte basiert, der der echten Geheimagentin Nancy Wake. Warum wusste ich bisher noch nichts über diese erstaunliche Frau? Diese Frage geht mir permanent durch den Kopf, dann ich finde ihre Leistung absolut bemerkenswert. Natürlich wurden im Buch reale Ereignisse ausgeschmückt und mit fiktionalen Situationen ergänzt, aber dementsprechend fand ich super, dass das Autorenduo am Ende des Buches ein Kapitel zur Eingrenzung des Gelesenen eingefügt hat, in dem Realität und künstlerische Freiheit nochmals klar voneinander getrennt wurden und weiterführende Literatur zu Nancy Wake angegeben wurde.

    Mich hat der Roman von Beginn an gefesselt, so dass ich ihn kaum aus der Hand legen konnte. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, der Schreibstil liest sich flüssig und schnell. Die damaligen Zeiten werden authentisch beschrieben, die Beklemmung der Figuren spürbar und auch brutale Erlebnisse werden schonungslos dargestellt. Ein rundum gelungener Einblick in eine grausame Zeit! Passend dazu gefüllt mir auch das Cover sehr gut und ich fand es sehr schön, dass ein Bild der echten Nancy Wake abgebildet wurde. Meiner Meinung nach sollten viel mehr Menschen von den Heldentaten dieser besonderen Frau erfahren, weshalb ich dieses Buch auch absolut weiterempfehlen kann!

  16. Cover des Buches Codex Regius (ISBN: 9783404164677)
    Arnaldur Indriðason

    Codex Regius

     (72)
    Aktuelle Rezension von: kassandra1010

    Valdemar zieht von seiner behüteten Tante ins Studienexil nach Island. Dort erhält er dank eines Empfehlungsschreibens einen Studienplatz bei dem berühmten Professor für Handschriften und alte Sprachen.

    Valdemar ist ein Naturtalent und obwohl der Professor eigentlich keine Studenten mag und ihnen das Leben gerne mal zur Hölle macht, nimmt er Valdemar in seinen Studiengang auf. Dieser beeindruckt seinen Lehrer mit seiner Fertigkeit für Sprache und seinen bereits sehr ausgeprägten Kenntnissen für alte Handschriften.

    Doch der Professor verbirgt etwas vor Valdemar. Als dieser jedoch merkt, dass er ohne seinen jungen talentierten Studenten Valdemar seinem Ziel nicht näherkommt, weiht er diesen ein.

    Seit Jahren ist er auf der Suche nach dem Codes Regius. Die älteste Handschrift ist ihm vor Jahren abhandengekommen und nun hat er eine kunstvolle Fälschung vorgelegt. Gemeinsam machen sich die beiden auf die Jagd.

    Aber da wäre nicht nur das verschollene Original, sondern auch fehlende Seiten, die es wieder aufzutreiben gilt. Die Spur führt die beiden in die DDR und dann quer durch Deutschland wieder über Umwege zurück nach Island.

    Dank zahlreicher Kontakte des Professors scheint die Reise anfänglich ein Kinderspiel, doch dann fliegen Valdemar die ersten Pistolenkugeln um die Ohren. Er ahnt, dass er sich hier nicht nur auf eine beschauliche Schatzsuche eingelassen hat.

    Arnaldur Indridason erzählt uns von alten Sagen, Mythen und isländischen Mähren. Ob Edda, dem Codex Regius oder alten Handschriftensammlungen – für die beiden Hauptdarsteller führt kein Weg drumherum. Dank guter Recherche lässt man den Leser zwar zeitweise etwas überfordert zurück, schafft aber auch genug Spielraum für das Abenteuer.

    Dennoch würde ich stark davon absehen, dieses Werk als Thriller zu bezeichnen. Definitiv für Fans alter nordischer Sagen, aber nicht wirklich etwas für Leser, die einen Thriller erwarten.

  17. Cover des Buches Der letzte Pilger (Ein Fall für Tommy Bergmann 1) (ISBN: 9783548613734)
    Gard Sveen

    Der letzte Pilger (Ein Fall für Tommy Bergmann 1)

     (85)
    Aktuelle Rezension von: 65_buchliebhaber

    Ein brutaler Mord in Oslo bringt einen Ermittler an Grenzen, die er nicht unbedingt erkunden wollte. Dieser Fall führt ihn in die Vergangenheit, in die Zeit des 2. Weltkrieges mit seinen Gräueln durch die Naziherrschaft. Beide Zeitebenen werden deutlich separiert und sind so gut zu verfolgen. Die Problematik der Kriegszeit finde ich gut eingefangen. Durch die Entwicklung der anspruchsvollen Story werden zwei Ebenen gekonnt miteinander verwoben.

    Der Schreibstil lässt den Leser mit fiebern und bietet Raum für eigene Spekulationen. Dieser fesselnd erzählte Krimi ist logisch aufgebaut und in sich schlüssig, man behält immer den Überblick. Der Autor verknüpft viele unterschiedliche Aspekte, die gut miteinander harmonieren; die Themenvielfalt hat mich begeistert. Ein privater Strang mit interessanter Problematik ist bestens integriert.

    Dieses Buch mit seinem ungewöhnlichen Plot hat mir gut gefallen, gerne empfehle ich es Lesern von Krimis und/oder Thrillern.

  18. Cover des Buches Der SS-Staat (ISBN: 9783453606364)
    Eugen Kogon

    Der SS-Staat

     (40)
    Aktuelle Rezension von: MichaelSterzik

    Über die NS-Zeit, dieses unglaubliche dunkle Kapitel unserer Vergangenheit, und die unsere Urgroßeltern, wirft noch immer einen dunklen Schatten über unseren Staat. In unzähligen Dokumentationen wurde das „Grauen“ medial verarbeitet, aber auch in Filmen thematisiert, die den Opfern des Nationalsozialismus ein Gesicht und eine Stimme geben. 

    Wir alle verbinden mit dem Holocaust die Vernichtungslager der NS-Diktatur. Die Konzentrationslager, die vieles waren, viel mehr als der eine, oder es vermuten mag. Sie waren eine Maschinerie des Todes. Prozesse, die nur dafür entwickelt worden sind, um Menschen effektiv zu töten. Diese Menschen waren Juden, Kriegsgefangene, Regimegegner, verschiedene Volks- und Randgruppen – ihnen allen wurde eine Zukunft geraubt. 

    Im vorliegenden Sachbuch: „Der SS-Staat“ von Eugen Kogon geht der Autor, der selbst in Gefangenschaft war, auf die detaillierten Kosmos der Konzentrationslager ein. Aber er geht auch darauf ein, wie das Regime ihre Morde rechtfertigte und sich organisierte. Seine Beschreibungen der Abläufe von den ersten KZ´s bis zu den detaillierten Abläufen der körperlichen und psychischen Folter, über medizinische Experimente und die Hierarchie der Lagerleitung usw. – es ist ein Offenbarungseid von beispiellosen Verbrechen. 

    Als bekennender Gegner des Nationalsozialismus wurde Eugen Kogon im September 1939 in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert, wo er bis 1945 inhaftiert blieb. Nach seiner Rettung war er als Chronist für die US-Army tätig und arbeitete parallel an einem Manuskript, das er mehrmals vernichten wollte, so furchtbar war sein Inhalt. 1946 veröffentlichte er das Buch »Der SS-Staat« dann doch – eine umfassende Darstellung der KZ-Gräuel und die erste historische Analyse des NS-Terrorsystems. Dieser einzigartige Bericht stützt sich nicht nur auf 150 Einzelprotokolle, sondern auch auf Kogons eigene Erlebnisse als KZ-Inhaftierter. Erschütternd, präzise und schonungslos wird hier eines der dunkelsten Kapitel unserer Geschichte beschrieben, dass die Öffentlichkeit zum ersten Mal mit einer bis dahin für unvorstellbar gehaltenen Wirklichkeit konfrontierte. Ein historisches Werk ersten Ranges, das bis heute weltweit als Standardwerk zu den NS-Verbrechen gilt. (Verlagsinfo) 

    Das Buch wurden in den 70er Jahres des letzten Jahrhunderts von Eugen Kogon verfasst. Dessen Schreibstil ist nüchtern, komplex und sehr, sehr verschachtelt, dass es schwer ist manchen Aussagen inhaltlich zu folgen. Eugen Kogon verfängt sich auch in vielen Details und Beschreibungen, die völlig überflüssig sind. 

    Die Inhaltsangabe gibt dem Leser allerdings die Möglichkeit sich gut zu orientieren, wenn er sich für Schwerpunkte interessiert. 

    Beim Lesen stellt sich immer wieder die grausame Frage, wie es dazu kommen konnte? Sicherlich wussten viele Menschen von den Fabriken des Todes, aber Angst lähmte sie, oder akzeptierten sie den industriellen Massenmord an Millionen. Jahrzehnte wieder werden wir keine abschließende Antwort darauf finden, und wer schon älter ist, weiß, dass die Ur-/Großeltern über diese Themen, oder überhaupt den Krieg aktiv nicht mehr gesprochen haben. Es wurde und zum Teil ist es noch immer ein tabuisiertes Thema. 

    Emotional interpretiert, nimmt der schreckliche Inhalt in den Köpfen des Lesers die Gestalt eines Schreckgespenstes an. Wir leugnen die Geschehnisse nicht, doch wie gesagt, fehlt das Begreifen dieser Verbrechen. Dieses ON/Off des moralischen Kompasses – das Aussetzen jeglicher Menschlichkeit und Nächstenliebe – es ist noch immer unbegreiflich. 

    „Der SS-Staat“ von Eugen Kogon ist ein Sachbuch, auf das man sich „einlassen“ muss – aber auch nur dann, wenn man sich wegen eines Studiums, oder wegen grundlegenden Interesses damit befassen möchte. 

    Würde man die inhaltlichen Fakten heute erzählen, so würde sicherlich mehr Emotionalität eingebaut sein. Manchmal sind diese grausamen Details viel zu nüchtern erzählt. 

    Fazit

    Ein umfassender Einblick in die Maschinerie des industriellen Mordes. Sachlich – kühl – nüchtern. Ein Echo aus der Vergangenheit, dass den Opfern eine Stimme gibt. Ein Mahnmal – dass so etwas niemals wieder geschehen soll – nicht in Deutschland, oder in einem anderen Staat.

    Michael Sterzik 

     

     

  19. Cover des Buches Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg (ISBN: 9783492314510)
    Konstanze von Schulthess

    Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg

     (31)
    Aktuelle Rezension von: Monalisa73

    Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg ist eine starke Frau mit viel Selbstdisziplin. Die nach dem 20. Juli 1944, dem Attentat auf Hitler, nicht nur ihren geliebten Mann verliert, der Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg war, sondern auch alles was ihr lieb und teuer war. Sie und ihre gesamte Familie werden in Sippenhaft genommen. Sie kommt sogar ins KZ Ravensbrück und bringt während ihrer Odyssee von einem Gefängnis ins nächste ihr fünftes Kind auf die Welt. Sie bekommt den Namen Konstanze und ist die Autorin dieses Buches.

    Sie beschreibt ihre Mutter, deren Leben vor und nach dem Attentat und über ihre anderen Verwandten, die ebefalls betroffen waren von der Sippenhaft.

    Es ist sehr bewegend, eindrucksvoll und mit sehr viel Liebe zur Mutter geschrieben. Genauso wie, die Liebe der Eltern und die Liebe zur Heimat, die  deutlich aus den Zeilen des Buches zu lesen sind.

    Es hat mich sehr berührt und mir einen weiteren Einblick in die damaliege Zeit gegeben und im Besonderen die Geschehnisse um das Attentat.

    Ich finde, es ist ein wertvolles geschichliches Buch, über eine starke Frau, die vieles bewegt hat.


  20. Cover des Buches Lügen in Zeiten des Krieges (ISBN: 9783518745564)
    Louis Begley

    Lügen in Zeiten des Krieges

     (63)
    Aktuelle Rezension von: Christian_Fis

    «Lügen in Zeiten des Krieges» ist ein Roman über Einsamkeit und den Verlust der Identität. Die Handlung des Romans wird durch die Augen von Maciek wahrgenommen. Zum Kriegsende war er zwölf Jahre alt. Er muss ständig lernen, sein Verhalten zu ändern, eine Rolle zu spielen, um nicht entdeckt und verhaftet zu werden. In Gesellschaft anderer Leute wird dies zu einer heiklen Aufgabe: «Man hatte da zu erzählen, über Bücher konnte man nicht immer reden, und manchmal musste man bereit sein, über sich selbst zu sprechen. Aber über welches Selbst? Erfindungsgabe und Gedächtnis haben Grenzen, das war das Problem – denn die Lügen mussten konsistent sein – konsistenter als die Wahrheit.» (Kapitel IV)

    Am Ende trauert der zum Mann gewordene Junge um den Verlust der Kindheit: «Und wo ist Maciek jetzt? Er wurde allmählich lästig und ist langsam gestorben. An seine Stelle ist nun ein Mann getreten, der einen der Namen trägt, die Maciek gebraucht hat. Ist noch etwas von Maciek in dem Mann? Nein, nichts: Maciek war ein Kind, und unser Mann hat eine Kindheit, die zu erinnern er nicht ertragen kann; er hatte sich eine Kindheit erfinden müssen.» (Schluss Kapitel VIII)

    Der Roman ist stark, solange der Junge in schlichter, unpathetischer Sprache spricht. Die Bezüge des erwachsenen Erzählers zur «Aeneis» und der «Divina Commedia» stehen dazu in einem starken Kontrast und wirken arg bildungsbürgerlich.

  21. Cover des Buches Aimee und Jaguar (ISBN: 9783462023350)
    Erica Fischer

    Aimee und Jaguar

     (45)
    Aktuelle Rezension von: Wolf-Macbeth

    In 'Aimée und Jaguar: Eine Liebesgeschichte, Berlin 1943' von Erica Fischer taucht man in eine außergewöhnliche Liebesgeschichte ein, durchwoben mit wunderschönen Gedichten und zutiefst berührenden Liebesbriefen. Doch das Buch ist mehr als nur eine Liebeserzählung. Es vermittelt auf eindrückliche Weise, wie es war, im Schatten des Nazi-Regimes zu leben. Die Autorin zeichnet ein präzises Bild der schleichenden Verschärfung der Judenverfolgung bis hin zur grausamen Deportation. Dieses Werk berührt die Seele und erinnert daran, wozu menschliche Abgründe führen können, wenn blind einem Demagogen gefolgt wird. Eine bewegende Lektüre, die die Bedeutung des Erinnerns unterstreicht und ein Zeugnis der Liebe und des Widerstands in dunkelster Zeit ist.

  22. Cover des Buches Vergesst unsere Namen nicht (ISBN: 9783847900726)
    Simon Stranger

    Vergesst unsere Namen nicht

     (43)
    Aktuelle Rezension von: Jamii
    Hvor mye må det vel ikke til for å bevare sin verdighet, sin mennesklighet, når hele systemet, du er plassert inn i, er bygget opp med ett eneste formål: å ta det vekk fra deg? (Wie viel braucht es wohl, um die eigene Würde und Menschlichkeit zu bewahren, wenn das gesamte System, in dem du plaziert bist, nur ein einziges Ziel hat: Sie dir zu nehmen?


    Inhalt

    Als Simon Strangers Sohn eines Tages den Stolperstein von Hirsch Komissar freilegt, setzt das eine Reihe von Ereignissen in Gang, die Teile der Familiengeschichte seiner Frau Rikke aufdeckt. 

    Was macht es mit Menschen, in ein Haus zu ziehen, in dem während des zweiten Weltkriegs eine der gefürchtetsten Banden Norwegens ihr Unwesen trieb und zahlreiche Menschen folterte und umbrachte? 

    Was ist mit Hirsch passiert, nachdem er eines Vormittages in ein Gefangenenlager gebracht wurde und wie reagierten seine Kinder auf die Nachricht von seinem Tod?

    Und was muss passieren, damit der Sohn eines Schuhmachers zu einem der meistverhasstesten Schreckensgestalten Norwegens wird?


    Meine Meinung

    Von der ersten Seite an, findet Stranger genau die richtigen Worte, um seine Leser_innen zu treffen. Mehr als ein Mal musste ich das Buch auf die Seite legen, ein paar Mal tief durchatmen und eine kurze Pause einlegen, bevor ich weiterlesen konnte. Das lag sicher auch daran, dass das Buch, wo es nur irgendwie möglich war, auf historischen Ereignissen beruht.

    Durch den Aufbau des Buches und der Kapitel (A wie Anklage, B wie Bande, usw) und dass er dieses Format immer wieder aufgreift, bringt Leser_innen immer wieder aus dem Buch heraus, gibt einem Platz und kurze Atempausen. Gleichzeitig macht er mit den Wörtern, die er als Vergleiche verwendet, Andeutungen, die oft grausamer sind, als es Beschreibungen wären. (Anm: hier kann ich nur von den, in der Originalsprache verwendeten, Wörtern ausgehen, weil das die einzige Ausgabe ist, die ich gelesen habe, ich weiß nicht, wie die übersetzt wurden

    Was die Charaktere betrifft, sind die meisten Aktionen wenigstens teilweise nachvollziehbar. Hauptsächlich Rinnan und (teilweise) Ellen haben meiner Meinung nach oft wiedersprüchlich gehandelt. 

    Was mich im Laufe des Buches oft verwirrt hat und wovon ich mir mehr gewunschen hätte, wäre ein Übersicht, wie die einzelnen Personen miteinander in Verbindung stehen. Obwohl ein Glossar vielleicht etwas kontraproduktiv wäre, weil es in gewisser Weise auch darum ging, die Familiengeschichte und deren Zusammenhänge auszugraben, hatte ich vor allem am Anfang oft Schwierigkeiten, Leute zuzuordnen.

    Eine Sache, die vielleicht noch erwähnt werden sollte: in dem Buch fehlen jegliche Triggerwarnungen, obwohl Themen wie sexuelle und andere Gewalt, Selbstmord und natürlich Krieg und Folter erwähnt und ausdrücklich beschrieben werden. 

    Fazit

    Es ist ein wirklich interessantes Buch, das mich jedenfalls öfter die Namen auf Stolpersteinen lesen lässt und Leuten in Erinnerung ruft, dass das diese Leute nicht nur Namen, sondern auch Kindheiten, Erinnerungen, Liebende und zu früh beendete Leben hatten. Wir werden ihre Namen nicht vergessen und dafür sorgen, dass sie noch lange nicht ein zweites Mal sterben.

    Allerdings ist es kein Buch, dass man auf die leichte Schulter nehmen und einfach mal nebenbei lesen kann.


  23. Cover des Buches Das Tagebuch der Anne Frank - 14. Juni bis 1. August 1944. (ISBN: B00A4210K8)
    ohne Verfasserangabe

    Das Tagebuch der Anne Frank - 14. Juni bis 1. August 1944.

     (27)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Das Tagebuch der Anne Frank habe ich bereits vor einigen Jahren gelesen und wollte es nun noch einmal tun. Auch beim Re-Readen hat es mir wieder sehr gut gefallen, es hat mich berührt und bewegt. 
    Anne Frank hat für ihr sehr junges Alter meiner Meinung nach einen packenden und interessanten Schreibstil, so dass sie selbst sehr alltägliche Dinge so beschreibt, dass ich es sehr gerne gelesen habe.
    Es ist kaum vorstellbar, zwei Jahre in einem Hinterhaus zu leben ohne laute Geräusche, ohne Aktivitäten draußen, ohne Freiheit. Doch genau das müssen die acht Menschen aushalten, um zu überleben. 
    Beim Lesen des Tagebuches hatte ich das Gefühl, alles hautnah mitzuerleben, sowohl die Situation als auch die Gedanken und Gefühle von Anne. Sie vertraut sehr intime Dinge ihrem Tagebuch an, aber auch wichtige Dinge für die Zeit, in der sie lebt. Somit erfährt der Leser auch einiges über die Umstände, unter denen die Menschen zur damaligen Zeit gelebt haben. 
    Ich bin der Ansicht, dass jeder dieses Buch mindestens einmal gelesen haben sollte, da es ein trauriges Kapitel unserer Geschichte ist. Gleichzeitig ist Anne Frank für mich eine begabte Autorin, die versucht, unter den schwersten Bedingungen überhaupt zu (über)leben.

    Natürlich ist es nicht einfach, Tagebücher zu bewerten bzw. Tagebücher kann man gar nicht bewerten. Ich möchte trotzdem eine Bewertung über den Schreibstil und die Wichtigkeit des Textes als Dokument über den Zweiten Weltkrieg abgeben. Dafür kann ich meiner Ansicht nach nur die vollen fünf Herzen vergeben, denn Anne Franks Tagebuch hat mich auch beim zweiten Mal Lesen wieder bewegt, berührt und zum Nachdenken gebracht.
  24. Cover des Buches Siebentürmeviertel (ISBN: 9783596036264)
    Feridun Zaimoglu

    Siebentürmeviertel

     (12)
    Aktuelle Rezension von: wandablue
    Orientalisch ausufernd. Genial und verrückt.
    Man schreibt das Jahr 1939. Der Sozialdemokrat Franz, der Vater des sechsjährigen Jungen Wolf, macht eine kritische Bemerkung über Hitler und ist auf der Flucht. In Istanbul wird er vom Familienoberhaupt Abdullah Bey und seiner Familie gastfreundlich aufgenommen. Weil sich die erwachsene Tochter des Hauses in Franz verguckt, verlässt Franz die Gastfamilie, um sie nicht in Verruf zu bringen, da er sie nicht heiraten will und geht nach Ankara. Der Sohn bleibt bei Abdullah Bey, den er bald Vater nennt.

    Der Zeitrahmen, immer gemessen an der deutschen, nicht der türkischen Politik, spannt sich bis zum Ende der Hitlerdiktatur bis hin zum Nachkriegsdeutschland. Während sich Franz in all den Jahren immer noch schwer tut mit der türkischen Mentalität, sie innerlich ablehnt und sich über sie erhebt (Türken sind Barbaren, sagt er), assimiliert sich der Junge schnell. Innerlich ist er längst ein echter Türke, doch seine Umgebung lässt ihn seine Herkunft nicht vergessen, Arier nennen sie ihn, den Jungen, der drei Väter hat, Hitler, Franz und Abdullah Bey. Trotzdem, er berappelt sich, besteht alle Mutproben, gehört dazu.

    Feridun Zaimoglu, geboren 1964 im türkischen Bolu, der mit sechs Jahren nach Deutschland kam, dreht die Einwanderunggeschichte einfach um. Dabei lässt er Wolf eintauchen in ein vorkemalistisches Sozialgefüge von seltsamen Ehrenkodexen und Gebräuchen. Man redet in Geschichten. Niemals direkt. Wenn man jemanden rügen möchte, erzählt man dem Jungen Wolf eine Geschichte, will aber die anwesende Cousine oder Nachbarin mit der Erzählung treffen.

    Es ist eine streng regulierte Männerwelt, die Bildung verachtet, auf Körperkräfte setzt und auf Selbstjustiz und Gewalt. Frauen existieren quasi nur als Körperöffnungen. Die Interaktion der Geschlechter wird daher mehr als argwöhnisch beobachtet. Mut und Ehre. Aberglauben und seltsame Rituale. Heimlichkeiten und Anisschnaps. Abschottung. Wer das komplizierte Beziehungsgeflecht unter den Menschen nicht durchschaut, macht leicht einen Fehler und muss mit Blut bezahlen.

    Dabei muss man nur über die Galatabrücke gehen und fände sich in einem relativ modernen Istanbul wieder!

    Zaimoglus Sprache ist aus Hauptsätzen geflochten, aus ausufernden Aufzählungen, einzelne Sätze erstrecken sich über eine ganze Seite oder mehr. Sie ist lyrisch, schön, ein seltsamer, harter melodischer Rhythmus, gerne würde man sich das Buch vorlesen lassen, es hat unbestritten Orient im Blut. Doch mit der Zeit wird man müde ob einer gewissen Monotonie.

    Man muss sich einlesen in eine fremde Kultur, man braucht Geduld. Und bekommt eine Geschichte von Blut und Tränen, Ausgeliefertsein und Demütigungen, Angst und Hass, eine Gesellschaft mit strenger Hierarchie. Und Abdullah Bey ist nicht nur ein liebevolles und strenges Familienoberhaupt, er hat eine gewichtige und gefürchtete Position im Viertel inne. Und Wolf gilt als sein Sohn. Gefahren überall. Selbst unter einstigen Freunden.

    Als Franz nach vielen Jahren nach Deutschland zurückkehrt, muss Wolf eine letzte Entscheidung treffen: Welche Kultur ist die seine? Welchem Vater und welchem Land fühlt er sich mehr verbunden. Wo möchte er leben? Glücklich der, der eine Wahl hat. Viele haben keine!

    Der Orient mit seinen Geschichten ist ausschweifend seiner Natur nach, das ist dieser Roman auch, 200 Seiten weniger und die meisten Leser würden ihn mehr mögen. Doch die gewählte Kunstform, die das islamische Umfeld spiegelt, 99 Kapitel, die mit den 99 Namen Allahs überschrieben sind, zwingt die Länge auf.

    Fazit: Orient pur. Rückständigkeit. Köchelnde Lust, Mord und Totschlag, Aberglaube und Sälbchen aus seltsamen Ingredenzien, Moralkodex, Ehre und Mut.

    Vorschlag: Esst Nüsse und Rosinen beim Lesen und trinkt ungesüssten Tee!

    Kategorie: Longlist Deutscher Buchpreis, 2015
    Verlag: KiWi, 2015

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