Bücher mit dem Tag "groteske"
99 Bücher
- Timur Vermes
Er ist wieder da
(3.400)Aktuelle Rezension von: bibliophilaraWas macht eigentlich schwarzen Humor aus? Zuallererst ein Thema, das von der Allgemeinheit als negativ und ernst zu nehmen erachtet wird wie beispielsweise Krieg, Verbrechen, Konflikte, Krankheit oder Tod. Dieses Thema wird dann auf makabre Art und Weise banalisiert, in das heutige Zeitgeschehen gerückt und am besten löst dies dann noch eine hitzige Diskussion darüber aus, wo die Grenzen des guten Geschmacks liegen. Und bei welcher Figur wäre die Debatte nicht kontroverser und würde mehr Aufsehen erregen als Adolf Hitler? Das alles scheint, zumindest grob zusammen gefasst, das Geheimnis von Timur Vermes‘ Politsatire „Er ist wieder da“ aus dem Jahr 2012 zu sein. Der Debütroman hielt sich über 90 Wochen lang auf der Spiegel-Bestsellerliste, davon 20 Wochen auf Platz eins, wurde in 38 Sprachen übersetzt, das Hörbuch verkaufte sich 300.000 Mal und 2015 kam die Verfilmung mit deutschen Schauspielern wie Katja Riemann, Christoph Maria Herbst, Michael Kessler und Oliver Masucci als Hitler in die Kinos. Die Frage, die uns Lesern hier gestellt wird heißt: Steckt in uns nicht noch immer ein bisschen Hitler?
30. August 2011: Adolf Hitler erwacht auf einer Wiese in Berlin Mitte. Seine letzte Erinnerung ist die an den Führerbunker. In verdreckter Uniform sucht er den Weg zur Reichskanzlei, um den Krieg weiterführen zu können, bis er auf einer Tageszeitung das aktuelle Datum liest. Schnell macht er mit seiner Optik, aber vor allem seinem unverkennbaren Auftreten auf sich aufmerksam. Doch die Leute halten ihn für einen brillanten Komiker und so kommt er schnell in die Medien, die er dafür nutzen will, das politische Regime wieder an sich zu reißen und da weiterzumachen, wo er 1945 aufgehört hat.
Wer sonst sollte die Geschichte erzählen, als der Führer persönlich in der Ich-Perspektive und im Präteritum? Auch die 36 Kapitel auf fast 400 Seiten sind wie damals üblich in römischen Zahlen geschrieben. Besonders gut gestaltet sind auch die „Bild“-Zeitungsartikel, die im Buch abgedruckt sind und vom „irren Youtube-Hitler“ handeln. Nach einem Prolog, in dem Hitler über seine erschreckende Zukunftsvorstellung Deutschlands nach seinem vermeintlichen Suizid 1945 sinniert, beginnt seine Karriere in Berlin. Er ist der ganz typische Hitler, so wie ihn sich die meisten Deutschen vorstellen: narzisstisch, exzentrisch, laut, berechnend und natürlich rassistisch und antisemitisch. Sprachlich erweist er sich gleichermaßen als facettenreich, wie einfach: Er verwendet zahlreiche Metaphern und Vergleiche, die vor Pseudologik und Scheinkausalitäten nur so strotzen und redet in einem harschen Ton mit seinem Umfeld, eben so wie man es aus seinen politischen Reden im Dritten Reich kennt. Regelmäßig fallen Floskeln wie „man muss“, „deutsche Volksgenossen“, „ich habe immer“ oder „jüdischer Bolschewismus“.
Trotz seiner rednerisch berüchtigten Qualitäten wird er gleichermaßen als Tollpatsch dargestellt. So versucht er ans Handy zu gehen ohne dabei abzuheben und ignoriert die Tatsache, dass es nach wie vor klingelt als hätte er noch nie telefoniert, was definitiv falsch ist. Er bezeichnet zudem, obwohl er es mehrfach korrekt hört, die Computermaus als „Mausgerät“ oder das Internet als „Internetz“. Am Anfang mag dies ja noch ganz lustig sein, aber dass er das konsequent bis zum Schluss durchzieht, lässt ihn dümmer wirken, als er tatsächlich war, auch wenn dies wünschenswert gewesen wäre.
Der Humor entsteht aber auch zum anderen und größtenteils dadurch, dass er in Dialogen permanent an seinen Gesprächspartnern vorbeiredet. Während er seine Aussagen absolut ernst meint, gehen die Berliner davon aus, dass er einfach ein genialer Komiker sei, der niemals aus seiner Rolle falle, ein sogenannter Method-Actor. Sobald es zu einer Auflösung des Geschehens zwischen beiden Parteien kommen könnte, wird der Dialog dem Humor zuliebe in eine andere Richtung gelenkt, was manchmal zu inszeniert erscheint. Hitler selbst scheint naiverweise nicht einmal auf die Idee zu kommen, dass die Menschen ihn selbstverständlich nicht für den echten Diktator aus dem Zweiten Weltkrieg halten, obwohl seitdem inzwischen schon fast 70 Jahre vergangen sind und er theoretisch schon 122 Jahre alt sein müsste. Das mag zwar unlogisch sein, aber genauso unlogisch ist es, dass Hitler wiederaufersteht. Wer also von diesem Buch erwartet, dass es eine exakte und realistische Darstellung dieser „Was wäre, wenn…“-Hypothese ist, wird hier nicht zufrieden gestellt. Aber diese Intention steht ja auch nicht hinter „Er ist wieder da“.
Die für mich beste, witzigste und prägnanteste Szene im Buch ist, als Hitler mitsamt Kameramännern die NPD-Parteizentrale unangekündigt stürmt und den Vorsitzenden vorwirft eine grauenhafte Politik zu machen. Damit meint er selbstredend, sie seien ihm nicht extremistisch genug. Dass, wie fast jeder weiß, manche Rechtsextremisten auch heute noch den Holocaust leugnen, Stichwort: Ursula Haverbeck, erachtet der Protagonist als wahre Schande und Verleugnung seiner glorreichen Taten. Die Presse versteht dies jedoch als Kritik am Rechtsextremismus an sich und feiert den neuen Hitler. Gegenwind scheint dieser gekonnt in die Schranken zu weisen, somit wird die Zahl seiner Fans immer größer, wodurch sein Einfluss rasant zunimmt und er von einer lustigen Fernsehfigur immer weiter zur Bedrohung mutiert. Dementsprechend lässt auch der Humor nach dem NPD-Kapitel spürbar nach, was jedoch nicht nur an der reduzierten Zahl an Witzen liegt, sondern auch daran, dass sie stets nach etwa demselben Schema verlaufen und deswegen zu vorhersehbar werden. Ab der zweiten Hälfte lässt die Politsatire durch mauere Witze und dem schlecht umgesetzten Twist also leicht nach. Dieser kommt deutlich zu spät und leider nicht heftig genug.
Das Ende bleibt trotz einer Überraschung relativ offen, womit ich anfangs nicht gerechnet hätte, was aber durchaus Sinn ergibt. Dem Leser soll selbst überlassen werden, wie er mit Hitler umgehen möchte, um so das Schicksal Deutschlands selbst zu gestalten. Denn jeder von uns bestimmt die politische Zukunft des Landes.
Seit Charlie Chaplins „Der große Diktator“ aus dem Jahr 1940 muss Adolf Hitler immer wieder als Witzfigur herhalten. Wie gut ist also die von Timur Vermes? Und inwiefern ist es in Ordnung über einen Mann zu spaßen, der geschätzt etwa 80 Millionen Menschen den Tod gekostet hat? Ich finde es gut über Hitler, seinen Fanatismus und seine Weltanschauung zu lachen, denn so zeigt man, dass man ihm nicht ansatzweise Respekt zollt und gänzlich widerspricht. Man lacht ihn sozusagen regelrecht aus. Es ist jedoch nicht okay darüber zu lachen, was er unzähligen Menschen angetan hat oder dass nach dem Ersten Weltkrieg und in größter Not tatsächlich Menschen auf seine Versprechungen hereingefallen sind. Diese Menschen waren keine Dummköpfe, sie hatten enorme Existenzängste. Solange man also nicht aus Sympathie für Hitler oder aus Respektlosigkeit gegenüber der Opfer des Dritten Reiches lacht, ist es vollkommen legitim Rassisten lächerlich zu machen. Und auch Vermes‘ versteckte Frage, ob Hitler nicht immer noch unter uns lebt, kann ich bejahen. Wie sonst kann man sich ein peinliches Ergebnis von 7,4% für die AfD im nordrhein-westfälischen Landtag erklären? Bis zum Jahr 2017 existierte die Internetseite „afdodernpd.de“, die verschiedene Zitate zeigte, von denen man erraten sollte, ob diese von Politikern der AfD oder NPD gesagt wurden. Das war deutlich schwieriger, als man vermuten würde. Leider gibt es diese Seite inzwischen nicht mehr. Ihr seht: Er ist tatsächlich in Form von rechtspopulistischen Menschen wieder da, die es immer gegeben hat, aber jetzt gerade in Zeiten der Flüchtlingspolitik wie Unkraut aus dem Boden sprießen. Umso wichtiger finde ich Vermes‘ humorvollen und gelungenen Beitrag ein Zeichen gegen diese Leute zu setzen, anstatt zu schweigen, wie es 1933 im Dritten Reich passiert ist. Auch nach fünf Jahren hat die Politsatire nichts an ihrer Aktualität eingebüßt und trotz kleiner Schwächen kann ich dieses Buch und ganz besonders das Hörbuch jedem empfehlen, der mit schwarzem Humor und einer normalen politischen Gesinnung lebt. Ich gebe „Er ist wieder da“ vier von fünf Federn.
- Daniel Kehlmann
Die Vermessung der Welt
(3.430)Aktuelle Rezension von: ArgentumverdeWährend Carl Friedrich Gauß zu Hause an einem Buch über die Vermessung der Welt schreibt, bereist sie Alexander von Humboldt kreuz und quer, dokumentiert und erforscht.
Daniel Kehlmann erzählt die Geschichte zweier Wissenschaftler, die jeder auf ihre Art entdecken und verstehen wollen, begreifen und begreiflich machen wollen, deren Wissen und Bücher uns bis heute begleiten und lehren. Es sind zwei ganz außergewöhnliche Gelehrte, Geister ihrer Zeit weit voraus und Kehlmann gelingt es ganz hervorragend Beide dem Leser nahe zu bringen. Dabei schreibt er nicht weniger wortgewandt, geistreich und humorvoll als er seine Protagonisten präsentiert.
Mein Fazit: Ein großartiges Buch, an dem man nicht vorbeigehen sollte. Von mir mehr als eine klare Leseempfehlung.
- Michail Bulgakow
Meister und Margarita
(439)Aktuelle Rezension von: MEvaEigentlich sollte dies mein Lieblingsbuch sein; das Thema ist schaurig-schön, es beinhaltet einen sprechenden Kater und die zeitlose Geschichte des Gut und Böse.
Ist es aber nicht. Grund ist die völlig unnötige umständliche Formulierung. Bei Kritikern als poetisch beschrieben bleibe ich einfach verdattert zurück - was darin gipfelt, dass ich nach jeden Kapitel den Inhalt googeln muss. Dieses Buch bedarf vieler Erklärungen - in der vorliegenden Ausgabe nehmen diese allein 100 Seiten ein - aber ein Personenregister hätte meiner Meinung nach auch hinzugefügt werden können. Am Ende heißt es wer sich durchbeißt wird belohnt: Diese Erfahrung blieb bei mir leider aus.
- Franz Kafka
Der Prozess
(1.091)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderJosef K. wird in seiner Wohnung von Polizisten besucht. Eien Befragung findet statt und der Angestellte merkt, dass ihm seine Worte schon hier verdreht werden. Was hat es auf sich? Was wirft man ihm denn überhaupt vor? Ein Alptraum beginnt und Josef K. befindet sich in einem Strudel der Ereignisse und weiß bald nicht mehr, wem er trauen kann. Meisterstück.
- John Irving
Das Hotel New Hampshire
(738)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderDiese Familie ist wirklich durchgeknallt und jeder in der Familie hat seinen ganz eigenen Splin. Der Vater eröffnet ein Hotel und will damit groß raus kommen. Die Kinder finden sich nach und nach damit zurecht und mit Liebe unter Geschwistern, einem homosexuellen Sohn und einer Tochter die nicht wachsen will hat jeder sein Päckchen zu tragen. Ein Bär der auf dem Motorrad herum fährt und ein toter Hund, der die Familie irgendwie nicht verlässt. Komisch, kurios und mit viel Wärme und schwarzem Humor präsentiert uns John Irving eine irrwitzige Familiengeschichte. Die Tragik und auch die Liebe und die Hoffnung kommen nicht zu kurz und so macht es einfach irrsinnig Spaß. Nicht jeder mag John Irving, aber ich liebe seine Art.
- Franz Kafka
Die Verwandlung
(1.805)Aktuelle Rezension von: Applesreading[Klappentext von Amazon:
Die Verwandlung, ein emblematisches Werk von Franz Kafka, kann durch eine metaphysische Perspektive interpretiert werden, die tiefe Dimensionen des spirituellen Verfalls und des existenziellen Unbehagens der Moderne aufdeckt·
Die Geschichte von Gregor Samsa, der sich in ein monströses Insekt verwandelt, symbolisiert die Entmenschlichung und Entfremdung, die das Individuum in der modernen Welt trifft, getrennt von seinen spirituellen Wurzeln· Gregor, einst ein gewöhnlicher Mensch, verliert seine Essenz und wird sich selbst und anderen fremd, und verkörpert somit die zeitgenössische menschliche Bedingung, die von materialistischen und utilitaristischen Werten überflutet wird·
Die Reaktion der Familie Samsa, Gregor nach seiner Verwandlung abzulehnen, beleuchtet die Unfähigkeit der modernen Gesellschaft, die spirituellen und transzendenten Aspekte der Existenz zu erkennen und zu integrieren· Diese Unfähigkeit führt zur Isolation, zum Unverständnis und letztendlich zur Zerstörung des Individuums· Der Identitätsverlust und der Verfall Gregors spiegeln den Niedergang des modernen Menschen wider, gefangen im Strudel eines Lebens, das seines tiefen Sinns beraubt ist·
Kafka hebt durch seine Erzählung die Zerbrechlichkeit und Verwundbarkeit des Menschen in einer Welt hervor, die keine Verbindung zum Heiligen hat· Gregors Verwandlung wird so zu einer mächtigen Metapher für den spirituellen Verfall, die Entfremdung und die Verzweiflung, die aus dieser Trennung resultieren·
Insgesamt ist Die Verwandlung von Kafka, gesehen aus dieser Perspektive, eine scharfe Kritik an der Moderne und ihren Auswirkungen auf die menschliche Seele· Sie lädt uns ein, über die Gefahren der Entfremdung und des Sinnverlustes nachzudenken, während sie die Bedeutung betont, sich wieder mit den spirituellen und metaphysischen Prinzipien zu verbinden, um ein echtes Verständnis unserer Existenz wiederzufinden·]Ich habe das Buch angefangen, weil ich mal was davon gelesen habe und interessiert war und ich sag es immer wieder: Ich empfehle das Buch wirklich jeden. Das ist ein Klassiker, den man gelesen haben muss! Es ist tiefgründig, emotional und man kann so viel dort interpretieren. Ich liebe dieses Buch wirklich.
- Bret Easton Ellis
American Psycho
(422)Aktuelle Rezension von: AboutmandyreadsIch musste das Buch ja lesen, nachdem ich den Film und die Idee dahinter immer sehr faszinierend fand. Man muss schon sagen, man muss sich mit dem Schreibstil anfreunden bzw. entweder kommt man damit klar oder nicht. Ich weiß gar nicht, was ich von dem Buch so richtig halten soll. Schlecht ist es nicht, sonderlich in meinen Geschmack, rein wegen des Schreibstils, passt es allerdings auch nicht. Dennoch würde ich es unfair finden weniger als 4 Sterne zu vergeben. Dafür ist mir „American Psycho“ zu skurril und detailliert in faszinierenden Bereichen. Es hat mich auf eine seltsame Art und Weise einfach in den Bann gezogen.
- John Irving
Garp und wie er die Welt sah
(794)Aktuelle Rezension von: VyanneWunderbar schillernde Charaktere, wunderbar absurder (und schwarzer) Humor, allerdings kein wirklicher roter Faden in der Geschichte, kein typischer "Spannungsbogen" über das Buch hinweg, eher die Struktur des typischen Bildungsroman (Das Leben von XY von der Wiege bis zur Bahre). Es geht um sexuelle Vorbehalte, Klischees, Grenzen, Stereotype, Verstrickungen und das aus verschiedenen Perspektiven.
- Günter Grass
Die Blechtrommel
(563)Aktuelle Rezension von: SM1"Die Blechtrommel" ist wohl das bekannteste Werk des Literatur-Nobelpreisträgers Günter Grass. Es bildet zusammen mit der Novelle "Katz und Maus" und dem Roman "Hundejahre" die Danziger Trilogie.
Die zentrale Figur des Buches ist Oskar Matzerath, der im Alter von drei Jahren aus Protest beschließt, nicht mehr zu wachsen.
Der Roman ist in drei Bücher unterteilt, deren Schauplätze Danzig (Buch eins und zwei) und Düsseldorf (Buch drei) sind.
Aus der Sicht der Hauptfigur wird ein Stück deutscher und europäischer Geschichte auf ungewöhnliche Weise und aus einer ungewöhnlichen Perspektive geschildert.
Auch wenn es sich dabei um alles andere als leichte Kost handelt, ist der Roman größtenteils sehr unterhaltsam, so dass sich die manchmal anstrengende Lektüre letztlich lohnt.
- Bernd Mannhardt
Tide, Tat und Tod
(26)Aktuelle Rezension von: wampyBuchmeinung zu Bernd Mannhardt – Tide, Tat & Tod
„Tide, Tat & Tod“ ist ein Kriminalroman von Bernd Mannhardt, der 2015 im M Schardt Verlag erschienen ist.
Autor:
Bernd Mannhardt wurde 1961 in Berlin geboren und ist ebendort aufgewachsen. Er verfasste Feature und Hörspiele für das Radio, sowie Einakter, die in Off- und Stadttheatern aufgeführt wurden. Im Schardt Verlag erschienen 2013 die Regio-Krimi-Anthologie „Mordskohl“ mit Mannhardt als Herausgeber sowie 2014 die eigene Textsammlung „Du kommst mir gerade richtig! Mordsfidele Geschichten für quietschvergnügte Leser“. Sein Roman-Debüt „Schlussakkord“, ein Moabit-Krimi, veröffentlichte er 2015 beim be.bra-verlag, Berlin.
Klappentext:
Der Regio-Krimi boomt. Da kommt der süddeutsche Autor Franz Xaver Stegmayer gerade recht. Stegmayer wird von seinem Verleger, auf Recherchereise geschickt: Schleswig-Holstein, Westküste, Nachsaison. Er soll herausfinden, wo am Watt der Mordshund begraben liegt. Dumm nur, dass Stegmayer mit Land und Leuten nicht die Bohne was anfangen kann. Ein Brandbrief an den Verleger wird fällig …
Meine Meinung:
Mit diesem Buch hatte ich so meine Schwierigkeiten. Fast das komplette Buch besteht aus einem Brief, den Stegmayer an seinen Verleger schreibt. Dazu gibt es jede Menge von Anmerkungen, die als Fußnoten abgelegt worden sind. Die Anmerkungen stammen von den verschiedensten Personen, die ja alle diesen Brief gelesen haben müssen. Man weiß oftmals nicht, ob Stegmayer es ernst meint oder ob er parodiert. Auf jeden Fall tut er sich schwer an der Küste. Ein Highlight ist die Beschreibung seines Boxkampfes mit dem Wind, als er auf den Deich steigt.
Der Brief erstreckt sich weit über 100 Seiten, und da Stegmayer uns immer wieder von seinem Leid klagt, bleiben inhaltliche Wiederholungen nicht aus. Insbesondere aus den Anmerkungen des Verlegers wird deutlich, dass Stegmayer und er zwar miteinander geredet haben, aber völlig unterschiedliche Erinnerungen an den Gesprächsinhalt haben. Auch dies wiederholt sich.
Unproblematisch waren die bayrischen Wortgebilde, die Stegmayer benutzt hat. Immerhin kenne ich mich nun mit Flüchen in verschiedenen Steigerungsformen aus. Man muss das Buch sehr konzentriert lesen, um nichts zu versäumen. Dies fiel mir sehr schwer. Ich brauchte für die 140 Seiten 10 Wochen, auch weil ich mehrfach neu begonnen habe. Dabei spürt man an vielen Stellen die Verzweiflung Stegmayers ob seines traurigen Schicksals. Auch ich habe zumindest lächelnd mit ihm gelitten. Es gibt wundervolle Episoden, aber auch viele inhaltliche Wiederholungen.
Fazit:
Dieses Buch wird auf dem Cover als Küsten-Krimi angekündigt, doch es gibt am Ende nur einen möglichen Betrugsfall und einen ungeklärten Todesfall, die nicht weiter verfolgt werden. Trotz wunderbarer Abschnitte überwiegt am Ende das Gefühl der Wiederholungen. So kann ich nur drei von fünf Sternen (60 / 100 Punkte) geben. Ich habe einfach nicht den richtigen Draht zum Buch gefunden. Leider.
- Friedrich Dürrenmatt
Der Besuch der alten Dame
(1.855)Aktuelle Rezension von: momos-bookshelfIch habe en Roman "Der Besuch der Alten Dame" in der Schule als Lektüre gelesen. Zentrale Punkte der Handlung sind Gerechtigkeit, Rache und Moral.
Die Geschichte handelt von Claire Zachanassian, eine wohlhabende alte Frau (Titelgeberin des Buches) welche ihre verarmte, alte Heimatstadt besucht um sich hier an dem Mann zu rächen, der ihr Unrecht getan hat.
Dürematt gelingt es fantastisch die Doppelmoral der Gesellschaft zu kritisieren. Zuerst sind die Stadtbewohner sehr kritisch, lassen sich dann aber sehr schnell von Claires Reichtum und ihrer Verlockung zu unmoralischen Handlungen verführen. Die Handlung entfaltet sich in einem spannungsgeladenen Rahmen und führt die Charaktere an moralische und ethische Grenzen.
Ingesamt würde ich sagen, das es eine angenehme Schullektüre ist, die eben mit Tragik und Komik nochmals die Absurditäten des menschenlichen Verhaltens betont. Die Charaktere sind vielschichtig und gut entwickelt. Das Unrecht um das es geht, kommt mit der Zeit ans Licht und ich konnte sehr mit Claire mitfühlen.
Die Erzählung regt dazu an über Recht und Unrecht nachzudenken wie auch über die Auswirkungen von Geld und Macht auf die menschliche moral. Dieses Stück wird immer relevant sein. - Isabel Bogdan
Der Pfau
(588)Aktuelle Rezension von: Astrid_MiglarVery british!
Die Geschichte, mit ihren teils sehr sehr sehr skurrilen Protagonistinen und einem Pfau, der alles attackiert, was blau ist, hat mich gut unterhalten. Nicht nur einmal habe ich laut gelacht.Englisch verrückt. Einzigartige Charakterbeschreibungen. Herrlich vergnüglich.
Ich mag englischen Humor. Und ein bisschen schwärzer geht's es immer noch. - Michel Houellebecq
Elementarteilchen
(433)Aktuelle Rezension von: SofiaCuorDiLeoneIch habe dieses Buch vor allem deshalb gelesen, weil es zu den Klassikern und meist diskutierten Werken überhapt gehört - und war leider schnell abgestoßen davon. Dies ist vor allem meinem persönlichen Geschmack "geschuldet", denn ich lese einfach ungern Bücher mit so extrem expliziten Inhalten - mir geben solche Beschreibungen leider nichts außer ein ungutes Gefühl und den Drang, die Passage schnell zu überspringen oder das Buch gar weg zu legen; hier habe ich es zwar bis zum Ende geschafft, jedoch mit einem unguten Gefühl in der Magengegend. Es mag durchaus genug Leser*innen geben, die damit kein Problem haben oder so etwas sogar gerne lesen - für diese könnte Elementarteilchen bestimmt eine fesselnde Lektüre sein, nur gehöre ich eben leider nicht dazu. Inhaltlich hat mir der Text nichts gegeben, leider ein absoluter Reinfall für mich.
- Heinrich Mann
Der Untertan
(384)Aktuelle Rezension von: Timo_JancaIn seinem Hauptwerk seziert Heinrich Mann den unter Kaiser Wilhelm II. aufgekommenen Nationalsozialismus. Der Werdegang Diederichs berührt entwicklungspsychologische Aspekte ein, welche aus einem Außenseiter einen überzeugten Nationalisten entstehen lassen. Der absurde Widerspruch zwischen beanspruchter Moralität und tatsächlichem Handeln wird mit bissigem Humor vorgeführt. Die durchlässige Grenze aus endlosem Egoismus, persönlicher Bereicherung, Ausnutzen anderer und zugleich bedingungsloser Unterwerfung unter die Macht eines Stärkeren verdeutlicht fatale Automatismen, welche bis heute in Gesellschaften wirken. Ein zentrales Werk zur politisches Aufklärung.
- Friedrich Dürrenmatt
Friedrich Dürrenmatt: Die Physiker
(3.835)Aktuelle Rezension von: tolanFriedrich Dürrenmatts Stück „Die Physiker“ gehört zweifellos zu den besseren Schullektüren, die ich nicht sofort in die Ecke werfen wollte und die ich überhaupt komplett gelesen habe. Mit hintergründigem Humor und einer tiefgründigen Auseinandersetzung mit ethischen und gesellschaftlichen Fragen liefert Dürrenmatt in „Die Physiker“ nicht nur eine fesselnde Lektüre, sondern auch wertvolle Denkanstöße für junge Leser. Ob man diese Leser damit natürlich in der Breite wirklich erreicht, sei mal dahingestellt.
Die Handlung des Stücks spielt in einer psychiatrischen Anstalt, in der drei Physiker scheinbar verrückt geworden sind. Jeder der drei Physiker gibt vor, von einer historischen Figur wie beispielsweise Newton oder Einstein besessen zu sein, während sie tatsächlich ein gefährliches Geheimnis bewahren. Dürrenmatt gelingt es eine Atmosphäre des Geheimnisvollen und der stetigen Spannung zu schaffen, die den Leser in ihren Bann zieht und bis zum überraschenden Ende nicht loslässt. Natürlich kann ein so überraschendes Ende wie in diesem doch recht kurzen Buch auch enttäuschend sein.
Besonders bemerkenswert ist, wie Dürrenmatt in „Die Physiker“ Themen wie die Verantwortung der Wissenschaft, die Grenzen des menschlichen Wissens und die moralischen Dilemmata des Fortschritts behandelt. Diese Themen sind nicht nur zeitlos, sondern bieten zahlreiche Ansatzpunkte für Diskussionen im Schulunterricht. Die Schüler werden ermutigt, über die Konsequenzen wissenschaftlicher Entdeckungen nachzudenken und sich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie weit der Mensch in seinem Streben nach Wissen und Macht gehen darf.
Ein weiterer Pluspunkt des Stücks ist der geschickte Einsatz von Humor und Satire, der einen Schulkameraden bereits auf den ersten Seiten zum Lachen brachte. Natürlich ist dies nicht für jedermann geeignet. Aber wer dafür offen ist, für den ist das Buch auf jeden Fall eine Empfehlung. Auch die Charaktere sind hervorragend ausgearbeitet und tragen maßgeblich zur Faszination des Stücks bei. Jeder der drei Physiker hat seine eigene, unverwechselbare Persönlichkeit und Motivation, die im Laufe der Geschichte immer deutlicher zutage tritt. Wer „Die Physiker“ in der Schule lesen muss, kann sich glücklich schätzen, da es wesentlich „schwierigere“ und zähere Kost gibt, die einem das Lesen auch ganz vermiesen kann.
- Irvine Welsh
Trainspotting
(238)Aktuelle Rezension von: Aurora-CIch habe das Buch gelesen, bevor ich den Film geschaut habe, bin also noch ziemlich unvoreingenommen in die ganze Geschichte gegangen.
Ich muss zugeben, dass ich den Schreibstil anfangs gewöhnungsbedürftig fand. Vor allem die ständig wechselnde Sichtweise hat mich verwirrt, oft erfährt man erst im Laufe des Kapitels wer genau denn jetzt erzählt.Die Protagonisten könnte ich wohl eher weniger als sympathisch beschreiben, weil jeder von ihnen ziemlich Dreck am Stecken hatte. Trotzdem gefielen sie mir auf eine Art und Weise, weil sie einfach so unglaublich authentisch wirkten. Einmal lief nicht alles glatt für die Hauptperson, Mark Renton hatte mit vielen Problemen zu kämpfen. Irgendwie mochte ich jedoch alle vorkommenden Charaktere auf eine bizarre Art und Weise.
Der Schreibstil des Autors hat perfekt zur ganzen Handlung gepasst. Ich glaube ich habe bei keinem Buch so viel Lachen müssen wie bei diesem.Ich mochte das Buch sehr und habe es fast schon verschlungen, obwohl ich an manchen Stellen mehr Konzentration aufbringen musste.
Wer Trainspotting noch nicht gelesen hat, sollte es auf jeden Fall tun.
- Jan Weiler
Drachensaat
(142)Aktuelle Rezension von: FarbwirbelSelbstmord während einer Aufführung der Wagner-Festspiele in Bayreuth begehen? Statt Essen zu sich zu nehmen, Musik zu mampfen – aus dem kopfeigenen Radio? Neben der Mutter fernsehen – auch noch 20 Jahre nach ihrem Tod?
Skurrile Geschichten, einzigartige Menschen. Jan Weiler versteht es, in seinem Roman 'Drachensaat' verschiedene Charaktere zusammenzubringen, die sich gegenseitig in ihren bizarren Geschichten überbieten. Protagonist ist dabei Bernhard Schade, welcher versuchte, sich während der Festspiele in Bayreuth umzubringen. Er ist eine tragische Gestalt. Einst war er gefeierter Architekt für behindertengerechte Gebäude, doch wollte ganz andere Häuser bauen. Er liebte seine Frau, vergötterte seinen Sohn Udo, der mit Trisomie 21 auf die Welt kam, doch er dachte anders. Er führte Udo z.B. ins Freudenhaus, was einen Aufschrei bei seiner Frau und der Nachbarschaft auslöste.
Herr Schade wird von Dr. Zens in dessen neue Einrichtung eingeladen, um dort seine psychische Störung behandeln zu lassen. Zuerst ist er allein in der Einrichtung, doch bald sind dort fünf Patienten, alle mit einer detailreich geschilderten, amüsanten und traurigen Geschichte.
Dr. Zens geht nun davon aus, dass die fünf eine Klimax erleben müssen, um in Wut und Affekt heilen zu können. Aus diesem Grund plant er mit Ihnen einen Überfall auf einen Politiker. Man merkt vielleicht... Dr. Zens ist nicht ganz vertrauenswürdig?
Dieses Spiel und die Nachbesprechung des Überfalls durch die Medien und Gerichtsunterlagen machen den Roman herrlich mehrperspektivisch und sehr angenehm zu lesen.
Der Name der Gruppe 'Drachensaat' entsteht im Anliegen an die Geschichte des griechischen Mythos um Kadmos. Interessanter Weise ist genau jene Geschichte innerhalb des Romans nacherzählt und ähnlich einer Parabel eingebettet in die Erzählung. Die Skurrilität des Romans ließ mich schnell den Zusammenhang zu 'Die Physiker' von Dürrenmatt herstellen. Zwar sind Plott und Personal nicht vergleichbar, aber der Humor und die Unsicherheiten, die im Leser erweckt werden, sind ähnlich. Auch der 'Hundertjährige' von Jonasson könnte als Vergleichsmaterial hinzugezogen werden.
„Ein Unfall?“, fragte ich.
„Ja. Herr Kringe war auf dem Weg zu uns, und an einer Raststätte bei Frankfurt musste der Fahrer tanken. Herr Kringe nahm die Gelegenheit wahr und ging ein wenig spazieren. Auf der A3.“ - S. 179
Streckenweise hätte mir einer zügiger Schreibstil besser gefallen, als die ruhige Erzählweise und dann hätte ich zu einigen Charakteren wiederum gern mehr gewusst. Es war mir ein Lesespaß, den ich gern weiterempfehle. Es war nicht atemberaubend, aber wirklich gute Unterhaltung.
- Mikael Niemi
Populärmusik aus Vittula
(223)Aktuelle Rezension von: KatfryyEs ist ja nicht immer leicht, ins Erzählen zu kommen. Manchmal muss man sich vorher ein bisschen warm machen. Mikael Niemis Erzähler lockert seine Zunge so: Auf dem Gipfel eine Himalaya-Fünftausenders küsst er eine tibetanische Gebetsplatte, Lippen und Zunge frieren am Metall fest, er pinkelt in seinen Trinkbecher, schüttet das warme Zeug über den Mund und sagt: „Ich habe mich freigepisst.“ Was für ein herrlicher Auftakt! Es ist schon fast zwanzig Jahre her, dass ich das Buch gelesen habe, aber es ist immer noch total präsent. Mit Büchern ist es wie mit Menschen. Manche Begegnungen vergisst Du schon nach ein paar Tagen wieder, an andere erinnerst Du Dich ein Leben lang. Aber warum bloß? Eigentlich ist fast alles in dem Roman fremd und weit weg: Ein winziges Kaff im nördlichsten Norden Schwedens, direkt an der Grenze zu Finnland, zwei Jungs, Sechzigerjahre. Hier erleben wir ihn in voller Gestalt: Den Arsch der Welt. Es gibt kaum Radio, kein Fernsehen, das nächste Dorf ist weit entfernt und im Winter geht sowieso gar nichts. Die Menschen dort schließen Wetten darauf ab, wer´s am längsten besoffen in der Dampfsauna aushält. In dieser öden Umgebung haben Matti und sein Freund Niila ein Erweckungserlebnis. Sie hören eine Schallplatte von den Beatles, eine Single. Und das beschreibt Matti so:
„Ein Pulverfass explodierte und sprengte das Zimmer. Der Sauerstoff ging zur Neige, wir wurden gegen die Wand gepresst, während sich die Kammer in rasender Fahrt drehte. Wir klebten wie die Briefmarken fest, das Blut wurde uns ins Herz gepresst, sammelte sich in einem darmroten Klumpen, bevor alles kehrt machte in die andere Richtung sprang, bis in die Finger und Zehenspitzen, rote Speerspuren von Blut im ganzen Körper, bis wir wie die Fische nach Luft schnappten. Nach einer Ewigkeit hielt der Wirbel an. Die Luft sauste durch das Schlüsselloch wieder davon, und wir fielen als kleine, feuchte Häufchen auf den Boden. Rock ´n´roll music. Beatles.“
Danach sind sie infiziert – (upps, sorry für das böse Wort in Zeiten der Pandemie). Matti und Niila wollen Musik machen. Erstmal üben sie in der Garage. Allerdings ohne Instrumente. Die Erfindung der Luftgitarre wäre auch ein guter Titel. Diese Szene mit der Beatles-Platte ist nur eine von so vielen unglaublich lebensvollen, intensiven Momenten. Wer kennt das nicht: Von Musik mit voller Wucht gegen die Wand geschleudert zu werden. Mir ging´s mit Smells like teen spirit so. Wer Etiketten mag, würde auf den Roman wohl Coming-of-age kleben. Ja, es geht auch um erste Liebe, ums Aufwachsen in psychopathischen Scheißfamilien und Ablösung vom Elternhaus. Die beste Metapher für die Pubertät habe ich in diesem Buch gefunden, es gibt da eine überraschend surreale Stelle: Ein Junge, (ich weiß nicht mehr genau, ob das Matti sein soll), klettert als Kind in eine Art Eisenofen hinein, verbringt dort Jahre und kommt dann als Erwachsener wieder heraus. Wer öfter mit Pubertierenden zu tun hat, der kann also erleichtert sein. Stellt Euch einfach vor, die sind eigentlich gar nicht hier. Die befinden sich ein einem abgeschlossenen Eisenofen. Und dann irgendwann. Ganz plötzlich. Da kommen sie heraus. Vernünftig, geläutert, alle Schrauben festgezogen, alle Tassen wieder im Schrank. Aber der Roman ist viel mehr als Comming-of-age. Es geht auch um diese fantastische Landschaft, das Einfrieren und das Abtauen. Sehr, sehr poetisch. Guckt nicht den Film! Lest das Buch! Bitte!
- Hans Waal
Die Nachhut
(103)Aktuelle Rezension von: dunkelbuchVier, als junge Männer zu der Waffen SS eingezogene, Soldaten haben das Ende des zweiten Weltkrieges in einer großen unterirdischen Bunkeranlage nicht mit bekommen. Sie sind weiterhin der Meinung, es herrsche immer noch Krieg. Verstärkt wird ihre Annahme dadurch, dass über der Bunkeranlage ein Bombenabwurfplatz der UDSSR entstanden ist.
Erst als der letzte Dosenöffner abbricht, entschließen sie sich die Anlage zu verlassen.
Da sich in den letzten 70 Jahren natürlich sehr viel geändert hat, müssen die vier alten Herren mit den jetzigen Gegebenheiten zurecht kommen. Immer noch behaftet mit dem Gedankengut des dritten Reiches.
Der Autor hat das Buch aus drei verschiedenen Sichtweisen geschrieben. Immer als Tagebuch. Aus Sicht des einen Soldaten, der Ermittlerin und eines Journalisten.
Das Buch ist lustig, witzig aber auch traurig zu lesen.
Witzig wegen der Situationen in die die vier alten Herren geraten (z.B. ein Zusammentreffen mit Neo-Nazis) traurig aber auch, da man wieder einmal sehen kann, was eine obskure Weltanschauung anrichtet.
Allerdings sollte man wissen, dass man es mit "Er ist wieder da", das ja ein ähnliches Thema behandelt, nicht vergleichen kann. Das sind zwei verschiedene Dinge.
Das Buch ist wirklich gut zu lesen und auch der Schluß fand meine Zustimmung. - Thomas Brussig
Am kürzeren Ende der Sonnenallee
(319)Aktuelle Rezension von: AlinaOberem16Cover: Das Cover ist sehr schön gestaltet. Durch die verschiedenen Objekte aus der DDR, die sich besonders auf die Musik beziehen kann, man gleich im Buch Verbindungen dazu ziehen.
Inhalt: In der Lektüre "Am kürzeren Ende der Sonnenallee" von Thomas Brussig geht es um Michael Kuppisch, der in die sehr beliebte hübsche Miriam verliebt ist und zur Zeit der DDR in Ostberlin lebt. Dort muss er sich mit der politischen Lage der Zeit, der Liebe und dem Erwachsenwerden auseinandersetzen.
Schreibstil: Der Schreibstil von Thomas Brussig war humorvoll und flüssig, trotzdem kam ich nicht so leicht in das Buch rein, da die Schreibweise von der Art älter war und ganz getroffen hat es meinen Humor leider nicht.
Charaktere: Die Hauptcharaktere der Geschichte sind Michael Kuppisch, Miriam und Mario. Aus dem Grund, dass der Roman sich auf das Erwachsenwerden bezieht, hatte ich mehr von der Entwicklung erwartet. Viele Handlungen der Charaktere fand ich überflüssig und impulsiv.
Fazit: Ich fand die Handlung war interessant und man konnte einen Einblick in die Zeit der DDR kriegen. Trotzdem hat es mich leider nicht ganz von sich überzeugen können.
Von daher habe ich mir für
3⭐
entschieden
Cover: 4/5
Aufbau: 3/5
Spannung: 2/5
Stimmiges Ende: 3/5
Authentizität der Figuren: 3/5
Figurenentwicklung: 3/5
Setting: 5/5
Schreibstil: 3/5
Suchtfaktor: 2/5
Erwartungen erfüllt: 3/5
- Rona Walter
Kaltgeschminkt
(17)Aktuelle Rezension von: NenatieInhalt
Bestatter Harris McLiod versucht lange erfolglos sich das Leben zu nehmen, bis er eines abends, nach einer Schlägerei, im Totenreich landet und dort auf die drei Herrscher des Totenreiches trifft. Sie bieten ihm einen Pakt an, Harris muss für sie Aufträge erfüllen die daraus bestehen Leichen die ein Bote bringt zu präparieren. Er nimmt an und darf weiter leben. Dann taucht einer seiner Kollegen auf und bittet ihn mit nach Hamburg zu kommen um bei einem ganz speziellen Auftrag zu helfen.
In Hamburg trifft Harris dann auf die wunderschöne Rachelle, die allerdings ein dunkles Geheimnis hütet.
Meinung
Dieses Buch ist war so ganz anders als erwartet und es ist echt nicht einfach hier eine Inhaltsangabe zu schreiben die nicht zu viel verrät und trotzdem genug!
Kaltgeschminkt ist der Debütroman von Rona Walter. Sie traut sich in diesem Roman einiges, verlässt den üblichen Weg und versucht etwas ganz eigenes zu kreieren. Was ihr auch teilweise wirklich gelungen ist finde ich.
Der Einstig war für mich allerdings nicht leicht, der Anfang war verwirrend und zieht sich auch etwas.
Harris erzählt die ganze Geschichte aus seiner Sicht und man lernt ihn erstmal etwas kennen. Als Leser weiß man dann auch soviel wie er, vielleicht ein bisschen mehr weil im Vorwort die Blutelfen und Götter erklärt werden und man sich dann ein bisschen was zusammenreimen kann, und Harris weiß wirklich sehr wenig. Es passieren sehr seltsame Dinge, die erst nach und nach erklärt werden.
Die Mythen die hier verwendet werden fand ich spannend, Rona Walter lehnt sich an alte schottische Sagen an und entwickelt daraus etwas eigenes was ich in der Form noch nicht zu lesen bekommen habe. Teilweise war die Geschichte auch sehr skurril.
Er ist wirklich kein sympathischer Charakter, sehr emotionslos und ich hatte mehr als einmal das Bedürfnis ihn zu einer Therapie zu schicken! Auch die anderen Charaktere sind keine wirklichen Sympathieträger wie ich finde, passen aber wirklich sehr in die Geschichte.
Die Stimmung des Buches war sehr düster und teilweise beklemmend, sowas mag ich total, wenn die Atmosphäre stimmt ist das ein großer Pluspunkt.
Der Schreibstil war sehr gewöhnungsbedürftig, er ist an die alten Schauergeschichten angelehnt aber in die Moderne transferiert. Man muss sich wirklich einlesen ehe der Stil seine Wirkung entfalten kann.
3,6 Sterne. Ein gutes Debüt, wer gerne mal eine etwas andere und teilweise skurrile Schauergeschichte lesen möchte sollte das Buch näher anschauen! - Elias Canetti
Gesammelte Werke Band 1: Die Blendung
(84)Aktuelle Rezension von: sKnaerzleHandlung: ein Gelehrter und Bücherwurm wird mit der wirklichen Welt konfrontiert und scheitert daran ganz kläglich. Sein Bruder erscheint als deus ex machina und rettet ihn aus einer ziemlichen Misere. Trotzdem ist der Held dem Untergang geweiht. Es wird sehr viel geprügelt.
Die Welt: Canettis Personen sind nur grob charakterisiert und auf eine einzige Eigenschaft reduziert. Man hat eher das Gefühl ein groteskes Märchen als in einen modernen Roman zu lesen. Interessiert habe ich mich für die Personen und ihr Schicksal nicht
Der Stil: Die Schreibart erinnert stark an Kafka, wo man auch nicht weiß, warum etwas passiert. Nur haben wir hier einen auktorialen Erzähler, der so tut, als sei alles ganz eindeutig und durchaus logisch motiviert.
Meine Meinung: Mir hat es nicht gefallen. Das Thema Canetti ist für mich wohl abgeschlossen.
- Richard Brautigan
Willard und seine Bowlingtrophäen
(27)Aktuelle Rezension von: haaliRezension zu Willard und seine Bowlingtrophäen
Ein Roman, der schlicht aber wirkungsvoll aufzeigt, wie es ist, am falschen Ort zum falschen Zeitpunkt zu sein.
Die Geschichte spielt in den 70gern ohne Handy und Facebook in Amerika. Es drei einfach gestrickten Logen-Brüder suchen verzweifelt ihre geklauten Bowlingtrophäen, die warum auch immer jetzt ein Pärchen besitzt, welche auch im Haus von Constance und Bob leben.
So nimmt die Geschichte ihren Lauf in kurzen beschaulichen Kapiteln mit kurzweiligen Überschriften.
Der groteske Krimi hat mich sofort gefesselt und in die Abgründe der Figuren hineingezogen.
Manches habe ich nicht so richtig verstanden, doch ich hatte großen Spaß beim Lesen und empfehle dieses Buch gerne an Leser weiter, die das Schräge lieben.
- Terry Pratchett
Die Magie der Scheibenwelt
(86)Aktuelle Rezension von: DubheIn diesem Buch sind die ersten drei Geschichten um die Scheibenwelt versammelt, die der Autor je geschrieben hat. "Die Farben der Magie", "Das Erbe des Zauberers" und "Das Licht der Phantasie" sind nur drei von vielen großartigen Romanen, die in dieser bizarren Welt spielen, die unsere auf die Schippe zu nehmen scheint. Jedenfalls nicht unbedingt geeignet für den Einstieg in die Welt von Terry Pratchett, doch für jeden Fan von seinen Büchern!