Bücher mit dem Tag "havanna"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "havanna" gekennzeichnet haben.

87 Bücher

  1. Cover des Buches Die Vermessung der Welt (ISBN: 9783499013225)
    Daniel Kehlmann

    Die Vermessung der Welt

     (3.417)
    Aktuelle Rezension von: Bemyberlinbaby

    Verglichen mit anderen Büchern von Daniel Kehlmann steht dieses für mich leider ziemlich am Ende der Liste. Es hat mich kaum gefesselt und dadurch dass ein Großteil des Buchs aus naturwissenschaftlichen Erkenntnissen besteht auch hin und wieder abgehangen. Die Idee, sich solch berühmte Protagonisten zu angeln ist dennoch bemerkenswert. Der Schreibstil an sich hat mir allerdings sehr gut gefallen und war der Zeit, in der der Roman spielt, wunderbar angepasst.

  2. Cover des Buches Homo faber (ISBN: 9783518471845)
    Max Frisch

    Homo faber

     (3.269)
    Aktuelle Rezension von: SM1

    Der Roman "Homo Faber" erzählt die Geschichte von Walter Faber, einem Ingenieur, der stets rational denkt und handelt. Auf einer Flugreise muss er in einer Wüste notlanden, anschließend reist er durch den Urwald und wieder zurück New York. Auf einer Schiffsreise über den Atlantik macht er eine Bekanntschaft, die sein Leben verändert und Erinnerungen an seine Vergangenheit zurückbringt.

    Ein sehr lesenswerter Klassiker der Weltliteratur.

  3. Cover des Buches Der alte Mann und das Meer (ISBN: 9783499269356)
    Ernest Hemingway

    Der alte Mann und das Meer

     (1.035)
    Aktuelle Rezension von: bookstories

    Ich weiss nicht mehr, wann ich "Der alte Mann und das Meer" zum ersten Mal gelesen habe. Vermutlich irgendwann in der Schule. "The Old Man and the Sea", ist ein Literatur-Weltklassiker. Die Novelle wurde 1951 von Ernest Hemingway auf Kuba geschrieben und erstmals im August 1952 als Kurzroman in der Zeitschrift Life veröffentlicht. Noch im selben Jahr gab sie der Scribner Verlag in Buchform heraus. Charlie Scribner sowie dem Lektor Max Perkins hat Hemingway die Novelle gewidmet. Bis ins Jahr 2012 existierte nur eine einzige autorisierte Übertragung ins Deutsche, Annemarie Horschitz-Horst hat den Text übersetzt. Dann liess der Rowohlt Verlag die Geschichte von Werner Schmitz neu übersetzen. Bei meinem Buchexemplar handelt es sich um eine alte Lizenzausgabe für den Bertelsmann Lesering, mit acht Holzschnitten von Frans Masereel. Auch der Einband zeigt einen dieser Holzschnitte.


    "Der alte Mann und das Meer" ist Hemingways letzter Roman. Durch ihn erregte Hemingway noch einmal Aufsehen auf der Bühne der Weltliteratur. Es folgte der Pulitzerpreis für den Roman und der Nobelpreis für den Autor. Die Geschichte wurde auch mehrmals verfilmt. Wer kennt ihn nicht, den alten Fischer Santiago aus einem kleinen Fischerdorf auf Kuba, der im einsamen Kampf gegen einen Schwertfisch, gegen die Haie und gegen sich selbst Durchhaltevermögen beweisen muss. Auf den Buchplattformen findet man zahlreiche Rezensionen über dieses Buch, auch wird es gerne im Schul- oder Studienunterricht behandelt. Neues werde ich also nicht zu berichten wissen. Die Handlung ist einfach gestrickt und in wenigen Sätzen zusammengefasst. Nur zwei Personen spielen eine Rolle, der alte Mann Santiago und der Junge Manolin, der zu Beginn und am Ende der Geschichte in Szene kommt und dem alten Fischer in der Mitte des Buches fehlt, als diesen auf seinem abenteuerlichen Fischfang die Kräfte verlassen und er sich den Jungen zur Hilfe herbeiwünscht.


    Die Figuren werden eingeführt, indem der Alte und der Junge sich über den Fischfang und auch über Baseball unterhalten. Seit vierundachtzig Tagen hat der alte Mann keinen Fisch mehr gefangen, weshalb er von anderen Fischern mittlerweile gehänselt wird, woran er sich aber nicht zu stören scheint. Auf seinen Bootsfahrten begleitet ihn der Junge Manolin, der auch sonst für den alten Mann sorgt und der ihm hin und wieder zu essen bringt. Die beiden verbindet eine enge Freundschaft, beinahe eine Vater-Sohn-Beziehung. Doch die Eltern haben den Jungen angewiesen, auf einem anderen Fischerboot mitzufahren, da sie glauben, dass der alte Mann salao ist, was die schlimmste Form von Pechhaben bedeutet. So fährt der alte Mann eines frühen Morgens allein auf das Meer hinaus, lediglich begleitet von den guten Wünschen des Jungen. 


    Tatsächlich gelingt es ihm, schon gegen Mittag einen Marlin an den Haken zu bekommen, ein Riesenexpemplar von Schwertfisch. Ein Machtkampf zwischen den beiden beginnt. Zwei Tage und zwei Nächte lang zieht ihn der Fisch im Schlepptau immer weiter aufs offene Meer hinaus, bis er schliesslich zu kreisen beginnt und Anzeichen von Erschöpfung zeigt. Dem alten Mann fehlt der Junge, dies bringt er immer wieder laut zum Ausdruck. "Ich wünschte, ich hätte den Jungen da." Der Alte beginnt mit sich selbst zu sprechen, obwohl Schweigen beim Fischfang eine Tugend ist. Er spricht zu seinen Händen, die er wie eigenständige Werkzeuge betrachtet, und deren Linke ihn durch eine Verkrampfung stundenlang im Stich lässt, und er spricht mit dem Marlin, der ihm trotz der Jagd ans Herz gewachsen ist. "Er ist mein Bruder, aber ich muss ihn töten."


    Schliesslich kann er ihn mit der Harpune erledigen. Unter grosser Anstrengung vertäut er seinen Fang an die Bootsseite, ein Fisch, der zwei Fuss länger ist als das Boot. Aber auch der alte Mann ist müde geworden, nicht mehr voll bei Kräften, als die Haie kommen und den blutenden Marlin anzufressen beginnen. Einen Hai nach dem anderen kann der alte Mann erledigen, obwohl seine Hände vom Halten der Leine mittlerweile zerschunden sind, bis schliesslich des Nachts ein ganzes Rudel Galanos auftaucht und nichts mehr von der Beute übriglässt. Nur mit dem Gerippe an der Seite des Bootes kehrt der alte, von den rauhen Naturgesetzen bezwungene Fischer heim, wo der Junge ihn schon sorgenvoll erwartet.


    Hemingways Sprache ist leicht verständlich, er schreibt in einfachen Worten, verzichtet auf literarisch hochstehende Ausdrucksformen oder überflüssige Nebensätze. Was gesagt werden muss, wird gesagt, und dies stellenweise mit gnadenloser Härte. Das macht seine Texte lebensecht, man empfindet in sie hinein, selbst wenn man wie hier des Fischereihandwerks nicht kundig ist. Existenzialismus voller Poesie. Ich war schnell durch mit der Lektüre, zumal das Buch, das weder Kapitel noch Abschnitte enthält, auch einen überschaubaren Umfang hat. "Der alte Mann und das Meer" gehört zu den Büchern, die man immer wieder zur Hand nehmen kann und nie langweilig werden.


    Und doch besteht die Geschichte einzig und allein aus den Beschreibungen des Abenteuers auf See und den inneren Monologen und Gedankengängen des alten Mannes, die ein tragendes Element sind. Letzere sind in Präsenz formuliert, während die Erzählung in der Vergangenheitsform geschildert wird. Gewöhnen muss man sich an die vielen Fachwörter aus der Schiffswelt. Bug und Heck sind Begriffe, die man als Laie noch kennt, aber bei Pinne, Schott, Ducht, Beting, Plicht usw. muss man schon hie und da nachschlagen. Auch über bestimmte Fischarten kann man einiges erfahren, über die Galano- und Dentuso-Haie, von denen der alte Mann einige erledigen kann, und über den Marlin, und über Golmakrelen oder fliegende Fische.


    Für mich ist das Buch ein eindrücklicher und lesenswerter Abenteuerroman, der an Moby Dick anlehnt. Dadurch, dass er nur das eine Erlebnis des alten Mannes schildert, liegt der Verdacht nahe, dass Hemingway mit der Geschichte eine Botschaft transportieren will, zumal es auch sein letztes Werk ist. Botschaften, sofern sie nicht vom Autor selbst bestätigt sind, bleiben immer Interpretationen. Man müsste Hemingways Biografie gelesen haben, um mit Gewissheit sagen zu können, dass der alte Mann eine Essenz dessen verkörpert, was der Autor selbst erlebt hat. Die Worte des Fischers, "man kann vernichtet werden, aber man darf nicht aufgeben", erlangten als Aphorismus Weltbekanntheit, und vielleicht spiegeln sie den harten Existenzkampf Hemingways wider. Vielleicht ist diese simple Erkenntnis, diese Duchhalteparole, eine Essenz aus Hemingways eigenen harten Lebenserfahrungen. Er kam viel herum in der Welt, hat zwei Weltkriege miterlebt und den spanischen Bürgerkrieg. Auch der Stierkampf hatte es ihm angetan. In der Zeit auf Key West verdiente er sein Geld als Grossfischfänger, was gewiss in "Der alte Mann und das Meer" Ausdruck findet.


    Die Kritik feierte die Novelle anfänglich als gelungene Fischergeschichte ohne irgendwelche Hintergründe, erst einige Jahre später kam dann die harsche Kritik, als man damit begann, Botschaften hinein zu interpretieren, und in dem Werk gar religiöse Anspielungen erkannt haben wollte, Anspielungen auf das Wüstenerlebnis Christi schon in der Exposition oder das Zusammenspiel von Gott und Mensch, wobei die Naturgewalten Gott verkörpern und der einsame alte Mann den Menschen.


    Eindrücklich in jeglicher Hinsicht ist die Beziehung, die der alte Mann zu seinem Fang während der Jagd aufbaut, wie sehr er das Wesen des Marlins mit Würde betrachtet, obwohl er den Fisch töten muss. Er muss der Stärkere sein, um sich und der Welt beweisen zu können, dass er noch zu etwas taugt, und doch identifiziert er sich mit seinem Opfer, bereits während der Jagd, und auch später, als die Haie dessen Leib vernichten. Er kann ihn danach nicht mehr ansehen, und er spricht auch nicht mehr zu ihm. Einzig die Entschuldigung bleibt ihm - dafür, zu weit hinausgefahren zu sein.


    Review mit Zitaten und Bildern auf https://www.bookstories.ch/gelesenes1/der-alte-mann-und-das-meer 

  4. Cover des Buches Das große Los (ISBN: 9783328102687)
    Meike Winnemuth

    Das große Los

     (248)
    Aktuelle Rezension von: marielle_liest

    Meike Winnemuth gewinnt bei ‚Wer wird Millionär‘ 500.000 Euro und startet damit in ein spannendes Reise-Jahr. Genauer gesagt, verbringt sie 12 Monate in 12 verschiedenen Städten auf allen Kontinenten unseres Planeten: Sydney, Buenos Aires, Mumbai, Shanghai, Honolulu, San Francisco, London, Kopenhagen, Barcelona, Tel Aviv, Addis Abeba und Havanna. Jede Stadt bringt neue Herausforderungen mit sich, mal größere, mal kleinere. Außerdem lernt Meike überall auf der Welt interessante Menschen kennen, die sie manchmal auch länger als nur einen Monat begleiten.

    🧳🧳🧳

    Die Autorin hat jedes Kapitel in Form eines Briefs an eine für sie wichtige Person umgesetzt, der die Erlebnisse eines Monats in der jeweiligen Metropole beinhaltet. Das sorgt für ein spannendes und kurzweiliges Leseerlebnis. In diesem Buch geht es um viel mehr als eine unvergessliche Reise. Themen wie Selbstfindung und der große Schritt, als Frau alleine die ganze Welt zu bereisen, stehen immer wieder im Vordergrund. Und ist am Ende eine halbe Million Euro überhaupt nötig, um dieses Reisejahr umzusetzen?

    Meike Winnemuth hat alles genau so erlebt, wovon sie schreibt, was dieses Buch besonders intim macht. Ich konnte den Briefen mit großer Bewunderung folgen, da sie damit auf großartige Weise zeigt, dass das Alleinreisen als Frau sehr wohl möglich ist, und zwar auf jedem Kontinent der Welt. Natürlich ist es manchmal nicht ganz einfach, aber zu schaffen ist es allemal. Und am Ende bleibt ein überragendes Gefühl der Selbstsicherheit. Das gilt natürlich nicht nur für das Reisen, wie die Autorin in diesem Buch immer wieder beweist. Es gilt für alle Lebenslagen. 

    Ich kann dieses Buch jeder Person empfehlen, der manchmal ein Funken Mut fehlt, um große Pläne umzusetzen. Und insgesamt wird jede:r Reiseliebende das Buch ganz bestimmt mögen, denn die Autorin nimmt uns alle mit auf eine facettenreiche und aufregende Weltreise.

  5. Cover des Buches Mein Herz so weiß (ISBN: 9783596512751)
    Javier Marías

    Mein Herz so weiß

     (302)
    Aktuelle Rezension von: wandablue

    Javier Marías (1951-2022) Roman „Mein Herz so weiß“ ist alt. Sozusagen verstaubt. Geschrieben 1992, übersetzt 1996 ins Deutsche. Zunächst ungeliebt, ein Ladenhüter, bis Marcel Reich-Ranicki sich im Literarischen Quartett seinerzeit überaus lobend äußerte. Seither oft gekauft. Und selten gelesen.Vielleicht jetzt nach dem Versterben des Autors 2022 wieder öfter aus dem Bücherschrank gekramt. 

    Nun, ich habe den Roman tatsächlich erst jetzt (2022), genau aus diesem Anlass, nach all diesen Jahren gelesen und wenn ich auch nicht ganz so enthusiastisch bin wie Marcel Reich-Ranicki, so stimme ich doch generell in sein Lob ein. Und das von ganzem Herzen. Allerdings gibt es so ein paar Hürden für die Leserschaft. 

     Spanische Literatur ist nun einmal nicht deutsche Literatur. Spanische Literaten holen weit aus oder verlieren sich (scheinbar) in ihren Schachtelsätzen. Das ist bei modernen spanischen Literaten wie bei Miqui Otero zum Beispiel der Fall oder bei weniger modernen wie Javier Marías. Es sind Spanier. Das muss als Erklärung genügen. Jedenfalls, die Hälfte der anvisierten und durchaus sich der spanischen Weltliteratur auszusetzen gewollten und gewillten Leserschaft geht durch die Schachtelsätze verloren und durch die vielen Klammerzusätze. Sie brechen die Lektüre ab und das ist sehr schade. 

    Denn so bekommt diese Hälft gar nicht mehr mit, dass wir mit dem Roman „Mein Herz so weiß“ eine raffinierte Verdichtung von Shakespeares Drama Macbeth vor uns haben. Ja, man könnte es bereits aus der Titelgebung erraten, denn diese Zeile „Mein Herz so weiß“ ist ein Zitat aus Shakespeare. Aber wer ist schon so gebildet? Und da ich keine Shakespeareliebhaberin bin, habe ich es auch nicht gewusst. Aber es schwant einem doch irgendwann einmal, dass Juan, unser Icherzähler, nicht so ganz ohne Grund ständig aus Macbeth zitiert. 

    Kommen wir zur Sache: Juan, ein vierunddreißigjähriger spanischer Übersetzer und Dolmetscher lernt Luisa kennen, die denselben Beruf ausübt und nach einiger Zeit geht er mit ihr die Ehe ein. Dies verändert alles. Denn in Juans Familie gibt es einige seltsame Vorkommnisse, denen Juan aber, aus Lethargie und Furchtsamkeit nie auf den Grund gegangen ist. Luisa ist da anders gestrickt, wohl auch, weil es ja nicht ihre Familie ist, nicht ihr Hintergrund. Sie will wissen. 

    Der Kommentar: 
    Der Autor verrät schon in den ersten Szenen des Buches, worum es letzten Endes geht. Ein Auftakt mit Knall. Buchstäblich. Denn es fällt ein Schuss! Das Familiengeheimnis wird vorgestellt. Dann aber, verzögert der Autor. Und zwar gekonnt! 

    Mit Juan, dem Icherzähler geht die Leserschaft in allerhand philosophische Überlegungen. Und man denkt sich, insgeheim, wie langweilig. Aber das ist es nicht! Diese Überlegungen sind philosophisch-intellektueller Unterbau der Story.
    Juan ist kein Akteur, er ist ein recht passiver Mensch. Und doch eigentlich ein Grenzgänger wie sein Vater, was eine mitten im Roman liegende Geschichte verdeutlicht, in der sich eine Frau demütigt, indem sie für einen Mann, den sie gar nicht kennt, ein unzüchtiges, sie herabwürdigendes Video dreht. Hier wird Juan Beteiligter.

    Juan macht sich Gedanken, das ist das, was er hauptsächlich tut, denn die Handlung des Romans ist spärlich. Juan überdenkt das Leben anhand seines Berufs. Wie Friedrich Schiller, dessen Lebenskreis im Gegensatz zu dem seines Freundes und Kollegen Johann Wolfgang v. Goethe begrenzt gewesen ist, schließt er vom Kleinen auf das Große. Von dem, was Juan in seinem Beruf erlebt, zieht er Schlüsse auf das Ganze. Und er hat recht damit. Gibt es eigentlich irgendwelche Gewissheiten? Nein.
    So erzählt er der Leserschaft, dass die meisten Gewissheiten, deren die Menschen sich sicher glauben, lediglich auf einer stillschweigend vereinbarten bzw. angenommenen Vertrauensbasis beruhen und er macht sich alsbald daran, dies, immer mit einem Augenzwinkern, unter Beweis zu stellen. 

    Denn wer, zum Beispiel, kontrolliert die Dolmetscher, diese unscheinbaren Gestalten, die bei internationalen Veranstaltungen in ihren gläsernen Kabinen sitzen und die Worte der Regierenden (oder deren Vertretern) übersetzen? Wie leicht wird durch Weglassen, Übertreiben und Umschreiben durch diese unauffälligen Menschen regelrecht Zensur geübt?
    Javier Marías macht sich in ausgesucht dezenter Art über die Bürokratie internationaler Organisationen und deren Würdenträger lustig mit ihrer Horde sie umgebender Simultandolmetscher, wo jeder sich so wichtig vorkommt und wo nichts wirklich Wichtiges verhandelt wird, aber eine Menge Papier von links nach rechts geschoben wird und ohne Wirkung im Papierkorb landet.
    Über eine Politikerin, die gerade „abgeschossen“ wurde und ihre Sachen zusammenpackt, wird gesagt: „Die schlimmsten Feinde sind die Freunde, mein Freund, hatte sie unseren Staatenlenker, dessen Weg von ausgelöschten Freunden gesäumt war, gewarnt“ – solche Sätze sind es, die mich entzücken!
    In ironischer Manier sind viele philosophische Ansätze in Marías Schachtel- und Klammersätzen verpackt, man muss sie jedoch auswickeln, diese Geschenke: über die Beziehung von Wort und Tat wird da geredet, letztlich über die Beziehung zwischen Idee und Realität. Über die Kraft der Worte, über die Kraft des Schweigens und Leugnens, eigentlich über die Bedeutung des Lebens überhaupt. 

     über Moral und Unmoral geht die Story allemal, über Ehe … eher weniger. Obwohl auch dazu Thesen in den Raum gestellt werden, Abenteuerliche Liaison oder Gewöhnung im Alltag, Vertrauen und Misstrauen, Reden oder Schweigen. Teilen oder Sich entziehen, Kontrolle oder Kontrollverlust. Das Bild, das man sich über die mitspielenden Personen macht, wird allmählich rund. Und dann sind wir endlich angekommen. Bei der Tat.

    Fazit: Ein kleiner, feiner Bildungsroman über die Bestandteile des Lebens, Drama oder nicht Drama ist hier die Frage, Sein oder nicht sein.  Dem deutschen Leser wird einiges abverlangt wegen der Sprache, aber am Ende lohnt es sich. Man muss wohl kaum erwähnen, dass es in einem solchen Roman keine Phrasen gibt. 

    Kategorie: Ein Klassiker. Weltliteratur
    Verlag:Spiegel Edition, 2006.

  6. Cover des Buches The Old Man and the Sea (ISBN: 9788087888216)
    Ernest Hemingway

    The Old Man and the Sea

     (119)
    Aktuelle Rezension von: Mira123

    Was haben die Amerikaner eigentlich mit ihren großen Fischen? Zuerst "Moby-Dick" und jetzt "The Old Man and the Sea". Weiß irgendwer, was es damit auf sich hat? Falls es überhaupt eine größere Bedeutung hat, natürlich. Allerdings hab ich in meinem Studium vor allem eines gelernt: Wenn mir irgendetwas Seltsames auffällt oder mich irgendwas irritiert, dann hat das immer eine Bedeutung. Und die kann man meistens irgendwie entschlüsseln. Also falls da irgendwer was weiß: Lasst es mich ganz dringend wissen!

    Bei diesem Text handelt es sich wieder mal um eine Kurzgeschichte, wenn auch um eine etwas längere mit ungefähr hundert Seiten. Ich entschuldige mich also jetzt schon dafür, sollten in diesem Absatz irgendwelche Spoiler passieren. Es ist einfach sehr, sehr schwierig, die Handlung einer Kurzgeschichte zusammenzufassen, ohne zu viel zu verraten. Und auf diesen hundert Seiten begleiten wir nicht irgendeinen alten Mann auf seinem Fischerboot, sondern DEN alten Mann. Ich weiß gar nicht mehr, ob der einen Namen hatte. Ups! Ich glaub aber nicht, das wüsste ich sonst ziemlich sicher. Auf jeden Fall wird der alte Mann vom Unglück verfolgt: Schon seit Ewigkeiten hat er keinen Fisch mehr gefangen. Doch noch hat er die Hoffnung nicht aufgegeben. Und tatsächlich: Dieses eine Mal beißt einer an. Und was für einer! Der Fisch ist riesig, wahrscheinlich ein Wal. Und stark ist er auch. Es wäre unmöglich, den an Land zu ziehen. Also beschließt der alte Mann, ihn so lange das Schiff ziehen zu lassen, bis der Fisch müde wird. Immer weiter und weiter ins Meer hinaus...

    Nun, eines muss man Hemingway lassen: Er hat es geschafft, dass ich hundert Seiten über einen alten Fischer lese. Und das ohne, dass mir dabei langweilig wurde. Respekt! Vor allem war die Lektüre deswegen spannend, weil ich einfach die ganze Zeit damit beschäftigt war, irgendeine Interpretation für die verschiedensten Details des Texts zu finden. Ich konnte es einfach nicht lassen - ich musste das tun. Und ich freu mich jetzt schon sehr darauf, die Notizen meiner Professorin zu diesem Text durchzulesen. Durch das Distant Learning hab ich ja jetzt mehr Kontrolle drüber, wann ich was lerne, vor allem auch, weil ich bei dieser Leselistenprüfung sowieso erst im Herbst antreten werde. Warum also Stress verbreiten und mir meinen ersten Eindruck mit den Notizen von jemand anderem verfälschen? Da interpretiere ich lieber zuerst alles mögliche in den Text hinein! Dadurch lern ich viel, viel mehr!

    Stellenweise hatte ich mit diesem Text so meine Probleme. Vor allem, weil halt einfach nicht wirklich viel passierte. Und trotz des spannenden Schreibstils war es nicht immer so mitreißend, den alten Mann zu begleiten. Außerdem fand ich das Ende richtig deprimierend!

    Mein Fazit? Kann man auf jeden Fall mal lesen und ist vom Schreibstil her auch ziemlich spannend. Zu hundert Prozent glücklich bin ich aber trotzdem nicht.

  7. Cover des Buches Das Erbe der Rosenthals (ISBN: 9783404178285)
    Armando Lucas Correa

    Das Erbe der Rosenthals

     (99)
    Aktuelle Rezension von: maulwurf789

    "Das Erbe der Rosenthals" ist das Romandebüt von Autor Armando Lucas Correa. Insgesamt 432 Seiten umfasst das Taschenbuch und ist dem Genre 'historischer Roman' zuzuordnen. Der thematische Mittelpunkt bildet das Schicksal der St.Louis - einem Schiff, welches vorallem durch seine Irrfahrt mit jüdischen Emigranten Mitte Mai bis Mitte Juni 1939 bekannt wurde. 

    Und darum geht es genau: Im Jahre 1939 muss die elfjährige Hannah mit ihrer Familie aus Berlin fliehen, denn sie ist Jüdin. Ein Schiff soll sie nach Kuba bringen, doch nur die Wenigsten dürfen die St.Louis dort verlassen. Auch Hannahs Familie wird dabei auseinandergerissen...
    Im Jahre 2014 sucht die elfjährige Anna nach den Wurzeln ihres bei 9/11 verstorbenen Vaters. Ein Brief ihrer Großtante enthält neben Fotos auch erste Hinweise. Doch erst als das Mädchen mit seiner Mutter von New York nach Kuba reist, kommt sie der Geschichte der Familie wirklich nahe...

    Autor Armando Lucas Correa erzählt die Handlung abwechselnd aus der Sicht der beiden Mädchen. Dadurch kommt beim Leser automatisch gleich Spannung auf. Die Figuren wirken lebensecht und man kann sich sehr gut in ihre jeweiligen Lagen hineinversetzen. 

    Bildgewaltig und authentisch beschreibt Armando Lucas Correa sowohl die Kriegsjahre, als auch die Jahre nach dem Terroranschlag des 11.Septembers. Angenehm flüssig ist dabei sein Schreib- und Erzählstil. Mit jedem Kapitel mehr verschachteln sich die beiden Erzählstränge ineinander. 

    Insgesamt vergehen die 432 Seiten beim Lesen förmlich im Nu. Den Roman kann man quasi nur vor Spannung und Neugierde verschlingen. 

    Das Ende wird mit einem umfassenden Nachwort über die Irrfahrt der St.Louis sowie der damaligen Zeitgeschehnisse abgerundet. 

    Mein Fazit: Definitiv fünf Sterne und eine klare Leseempfehlung!

  8. Cover des Buches Die vermisste Tochter (ISBN: 9783426530245)
    Soraya Lane

    Die vermisste Tochter

     (102)
    Aktuelle Rezension von: VanessasBibliothek

    Auch der zweite Band der Reihe konnte mich überzeugen und war ein absolutes Highlight! Ich habe es an einem Wochenende durchgesuchtet. Und auch die Beschreibung von Kuba find ich total toll. Solche Settings mochte ich schon bei Lucinda Riley immer und dann im Zusammenhang mit Familiengeheimnissen, das zieht mich absolut in den Bann. Und diese Autorin ist genauso gut wie Lucinda Riley. 

    Wie schon in Band 1 erhält hier eine neue Protagonistin namens Claudia eine Box und dieses Mal deuten die Zeichen auf Kuba. Claudia hat aber auch überhaupt keine Ahnung, wie ihre Mutter auch, dass ihre verstorbene Großmutter adoptiert war. Und vieles deutet auf kubanische Wurzeln hin. Da Claudia selber grade ihr Leben verändert hat, ihre Verlobung gelöst hat und einen neuen Job angefangen hat bzw. sich selbstständig gemacht hat, reizt es sie natürlich auch den Teil ihrer familiären Vergangenheit zu erforschen. Was sie früher nie gemacht hätte, nämlich spontan nach Kuba fliegen, ist in der Gegenwart kurzerhand ein Flug gebucht und sie landet in Kuba. Dort lernt sie interessante Menschen kennen und findet auch etwas über ihre Vergangenheit heraus und anscheinend führt alles zu der berühmtesten Familie Diaz, die sich ein Imperium mit Zucker aufgebaut haben. Aber seit der Revolution ist jedes Familienmitglied geflüchtet. Die Reise geht über England nach Kuba und die USA. Fand ich alles sehr interessant und ich habe sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart mitgefiebert, ob Claudia alles herausfindet. Also was kann ich anderes sagen, als das dies ein Highlight ist!

  9. Cover des Buches Neun Nächte mit Violeta (ISBN: 9783293207950)
    Leonardo Padura

    Neun Nächte mit Violeta

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Bei diesem Buch handelt es sich um einen Band mit kurzen Erzählungen, der 2015 in Spanien unter dem Titel Aquello estaba deseando ocurrir erstmals erschien. Die älteste enthaltene Erzählung ist aus dem Jahr 1988, die neueste aus 2009. Es wird also ein Schaffenszeitraum des Autors von über 30 Jahren abgedeckt.

    Die Einsätze der Kubaner in Angola spielen in einigen Geschichten eine wichtige Rolle, was nicht verwunderlich ist, da sie über eineinhalb Jahrzehnte in der Zeit von 1975 bis 1991 einen großen Einfluss auf das Leben vor allem junger Menschen und dessen Gestaltung ausgeübt haben.

     Immer wieder scheint auch Paduras Sehnsucht nach einem nach eigenen Wünschen gestalteten Leben durch, anstatt einem solchen unter staatlichen Zwängen. Lebensfreude und Frust sind Bestandteile jeden Lebens und damit auch dieser Geschichten. Wie immer versteht es Padura meisterhaft, den inneren Zustand seiner Personen für den Leser verständlich zu beschreiben. Uns selbst im Übergang vom Leben zum Tod scheint Lebensfreude durch. Doch auch die schlechte Versorgungslage des Landes und das Thema Auswanderung und Flucht aus Kuba scheint immer mal wieder durch. Manche Geschichte liest sich auch wie ein Erotikon, in dem die Protagonisten zwischen Suff und Sex schwanken.

    Zwei Sätze, die mir besonders gut gefallen haben: 

    „Adelaida hielt die Mappe an die Brust gepresst wie eine von der Zeit vergessene Schülerin“ (S. 81, Unionsverlag Taschenbuch 795)

    Sie war weder jung noch alt genug, um einen Platz angeboten zu bekommen, und hörte nicht auf zu schwitzen. (S. 84, ebd.)

    Ein buntes Sammelsurium, das für mich drei Sterne wert ist.

  10. Cover des Buches Karibikfeuer (ISBN: 9783426510285)
    Beatrice Fabregas

    Karibikfeuer

     (12)
    Aktuelle Rezension von: Elwe
    'Karibikfeuer', ein Roman prallvoll mit Emotionen und lebendiger Geschichte, ist eine wunderbare Sommer-Lektüre, selbst für Leser, die nicht eingefleischte Fans des Genres sind. Bei einem Brand kommen die Eltern des achtzehnjährigen Apothekersohns Hermann in Würzburg ums Leben. Nur die kleine Schwester Titine überlebt, doch sie spricht nach der schrecklichen Nacht kein Wort mehr. Die Geschwister finden Obdach bei einem befreundeten Apotheker, dessen unleidliche Tochter Wilma sich in Hermann verliebt und ihn in eine ungewollte Ehe zu erpressen versucht. In höchster Not flüchtet Hermann mit Titine an Bord eines Schiffs, das nach Kuba ausläuft - und macht dort die Bekanntschaft eines Handelsherrn, der ihm später in Kuba eine Anstellung verschafft. Eine Zeitlang scheint es, als würde Hermann in Havanna sein Glück machen können. Er verliebt sich in die Tochter eines angesehenen Brauereibesitzers und erwirbt durch geschickte Investitionen Wohlstand, während Titine, in der die Einheimischen und die schwarzen Sklaven etwas Besonderes sehen, in die Geheimnisse des Voodoo eingeweiht wird. Doch dann taucht Wilma wieder auf, die ihm gefolgt ist - und in ihrem Schlepptau hat sie ein kleines Kind, von dem sie behauptet, Hermann sei der Vater... . Karibikfeuer ist ein richtig tolles Buch. Erzählt wird eine verwickelte, tiefgründige Geschichte mit faszinierenden Figuren und einem Hauch Abenteuer vor der schwül-tropischen, farbenprächtigen Kulisse von Kuba im 19. Jahrhundert. Die Geschehnisse und die Schicksale der Menschen darin fühlen sich enorm emotional und authentisch an. Schon nach kurzer Zeit ist man gebannt von der Handlung und kann kaum noch zu lesen aufhören, weil man unbedingt wissen möchte, wie es weiter geht. Es ist eines dieser Bücher, die einen enormen Sog erzeugen und die die Spannung immer wieder zu steigern wissen, die einen als Leser mitfiebern lassen. Das liegt weniger an den prachtvollen Kulissen (die bleiben eher zurückhaltend), als vielmehr an der fesselnden Geschichte. Hermann und Titine sind - jeder auf seine Art - einfach großartige Protagonisten, die ihr Schicksal weder als gottgegeben ertragen, noch auf unglaubwürdige Zufälle angewiesen sind, um Unheil abzuwenden, sondern die strotzen vor Leben und Tatkraft und denen man von Herzen wünscht, dass sich alles zum Guten fügen möge. Hinter ihren Gedanken und Gesprächen steckt nicht selten eine tiefe Lebensweisheit, die berührt und zum Nachdenken anregt. Wer nach minutiös und detailreich beschriebener Historie sucht, könnte hier möglicherweise enttäuscht werden. Geschichte, Land und Leute des Jahres 1864 halten sich dezent im Hintergrund. Doch die packende Story entschädigt dafür überreichlich, und schon bald empfindet man nicht mehr, dass etwas fehlen könnte. 'Karibikfeuer' ist einfach ein grandioser Schmöker, der - ganz ohne Kitsch und deshalb umso wahrhaftiger - ans Herz rührt und ausgezeichnet zu unterhalten weiß. Ich kann das Buch wärmstens weiterempfehlen.
  11. Cover des Buches Nächstes Jahr in Havanna (ISBN: 9783453422780)
    Chanel Cleeton

    Nächstes Jahr in Havanna

     (100)
    Aktuelle Rezension von: Bellis-Perennis

    Dieser Roman ist der erste Teil einer mehrbändigen Familien-Saga um Kubaner und Exil-Kubaner. 

    Die Geschichte wird abwechselnd aus zwei Perspektiven und auf zwei Zeitebenen erzählt. Der eine Erzählstrang führt uns nach Kuba in das Jahr 1958/59 und zu Elisa. Der zweite in das Jahr 2017 und zu Marisol, die den letzten Willen ihrer verstorbenen Großmutter Elisa, nämlich deren Asche in Kuba zu verstreuen, erfüllen soll. 

    Marisol, die in Florida lebt, hat eine bestimmte Vorstellung von Kuba, und wandelt auf den Spuren ihrer Großmutter. Obwohl Fidel Castro seit Kurzem Geschichte ist, sind die Schatten seiner Herrschaft nach wie vor deutlich zu spüren. 

    Meine Meinung: 

    Die mehrfachen Perspektivwechsel haben mir sehr gut gefallen. Die Ähnlichkeiten zwischen Enkelin Marisol und Großmutter Elisa sind deutlich erkennbar. 

    Sehr gut sind die gesellschaftlichen Unterschiede zwischen den reichen Zuckerrohrplantagenbesitzern und der armen Bevölkerung beschrieben sowie die Korruption des Staates. Dass sich die besitzlose Mehrheit gegen die besitzende Minderheit auflehnt, ist als bekannt vorauszusetzen. Interessant, wie ahnungslos Elisa in ihrem goldenen Käfig aufwächst. Spannend auch, dass der Bruder sich den Aufständischen anschließt. Dass über die Revolutionäre wenig geschrieben wird, ist klar. Kurz nach der Machtübernahme von Fidel Castro 1959 flieht Elisa mit ihrer Familie, nicht ohne vorher einen Großteil des Vermögens in Sicherheit gebracht zu haben. 

    Auch im zweiten Handlungsstrang sind die Unterschiede zwischen reich und arm deutlich sichtbar. Diem Menschen in Kuba leben nach wie vor an der Armutsgrenze. Allerdings sind viele zu Lebenskünstlern geworden und unterlaufen das kommunistische System. Es kommt, wie es kommen muss: Wie einst ihre Großmutter verliebt sich auch Marisol in einen jungen Mann, der gegen die Ungerechtigkeiten kämpft.  

    Auf das Buch bin ich wegen des Titels aufmerksam geworden „Nächstes Jahr in Havanna“ ist eine Abwandlung des jüdischen Wunsches „Nächstes Jahr in Jerusalem“, der die Rückkehr aus der Diaspora in die alte Heimat symbolisieren soll. 

    Fazit:

    Hat mir recht gut gefallen. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

     

  12. Cover des Buches Adiós Hemingway (ISBN: 9783293304819)
    Leonardo Padura

    Adiós Hemingway

     (25)
    Aktuelle Rezension von: AlexanderPreusse

    Zwischen Cuba und dem amerikanischen Schriftsteller Hemingway gibt es eine recht lange Verbindung. Glaubt man der Hauptfigur aus Leonardo Paduras Roman, war das keine besonders intensive. Überhaupt steht Mario Conde dem Großautor mit Nobelpreis sehr distanziert gegenüber, der Ex-Polizist war einst Bewunderer und wollte wie sein Vorbild als Schriftsteller arbeiten; die Entzauberung Hemingways, sein Verhalten gegenüber Kampfgenossen im Spanischen Bürgerkrieg und später, die fehlende Distanz zu den Roten in Moskau (Intellektuelle haben traditionell eine Wahrnehmungsschwäche) und die eigene Reife haben zum Bruch geführt. Und doch versucht sich Conde dem Verstorbenen mit einer bemerkenswerten Neutralität dem Fall zu nähern, der dem lange verstorbenen Hemingway auch noch einen Mord eintragen würde. Vordergründig ein Krimi, doch unter diesem eher dürren Firnis eine Geschichte über Literatur, Schreiben und die Existenz als scheiternder, sterbende Star.


  13. Cover des Buches Fidel Castro (ISBN: 9788427033474)
    Volker Skierka

    Fidel Castro

     (10)
    Aktuelle Rezension von: nscho-tschi
        Diese Biografie ist jedem zu empfehlen, der sich mit der Kuba-Krise etwas mehr auseinandersetzen möchte.
       Volker Skierka schreibt über Fidel Castro; Revolutionsführer, Politiker, Máximo Líder. Beginnend mit Castros Kindheit an der Jesuitenschule, über die Anfänge der Revolution bis hin zum Rande des dritten Weltkriegs und darüber hinaus gibt dieses Buch einen beeindruckenden und dabei nichts verschönernden Einblick in die weiten Ausläufe der Kuba-Krise.
        Es geht um Wirtschaft, Politik, Religion, Kriminalität, Armut und Reichtum, um sowohl physische als auch psychische Stärke, und um die Revolution um ein Land aus der Abhängigkeit zu befreien.

        Die Biografie zeugt von einer äußerst genauen Recherche. Den Leser erwarten dazu einige Fotografien und viele original (allerdings übersetzte) Zitate.
        Ich habe das Lesen dieser Biografie sehr genossen. Der Begriff 'Kuba-Krise' war mir zwar bekannt und ich hatte auch das berühmte Bild von Che Guevara vor Augen, doch Details und Einzelheiten waren mir völlig unbekannt. Jetzt bin ich in eine mir gänzlich unbekannte Welt eingetaucht, die mich mit zahllosen Einzelheiten konfrontiert und begeistert hat.
        Besonders beeindruckt hat mich die Tatsache, dass ein Mann solch einen beeindruckenden Wandel vollbringen konnte (ob gut oder schlecht, darüber kann man streiten) und er seinen Willen und seine Überzeugungen ununterbrochen bis heute verfolgt und daran festgehalten hat.
  14. Cover des Buches Wenn ich jetzt nicht gehe (ISBN: 9783458363453)
    María Dueñas

    Wenn ich jetzt nicht gehe

     (90)
    Aktuelle Rezension von: awogfli

    Was für eine Lese-Qual war dieses langatmige Abenteuerbuch fast ohne Abenteuer, diese furchtbare Schmonzette. Ich fragte mich die ganze Zeit, was die Spanier so an dieser Autorin und ihrer Art zu erzählen finden. Dramaturgisch hat dieses Werk die Qualität einer Telenovela mit gefühlten 1000 Folgen, die Handlung ist alles andere als rasant, es passiert sehr wenig aber es zieht sich ewig laaang. Sprachlich hatte ich ohnehin keinen Anspruch an dieses Werk. Ständig zählte ich die Seiten, die ich noch lesen musste, aber wegen der Autorinnenchallenge habe ich bis zum Ende durchgehalten.

    Am Ende ist ist der beinharte Abenteurer auch noch in einer romantischen schmalzigen Verwicklung gefangen, ihm schlottern die Knie und Schmetterlinge flattern im Bauch - wäh das ist furchtbar und total glaubwürdig (Ironie off). Ganz zum Schluss wollte ich aber dann auch wie bei einem Autounfall, bei dem man nicht wegschauen kann, wissen, wie die Autorin die gesamten Intrigen auflöst.

    Fazit: Wer kein Spanier ist und Telenovelas nicht liebt, sollte tunlichst die Finger von diesem Buch lassen.

  15. Cover des Buches Mit Hanna nach Havanna (ISBN: 9783734104404)
  16. Cover des Buches Die Frau des Gouverneurs (ISBN: 9783442713967)
    Michael Wallner

    Die Frau des Gouverneurs

     (30)
    Aktuelle Rezension von: jaylinn
    Diese Rezension erscheint auch auf meinem Blog www.zeilenliebe.wordpress.com.

    Allgemeines:

    Die Frau des Gouverneurs ist bereits im August 2014 im Luchterhand Verlag erschienen. Als gebundene Ausgabe hat dieser Roman 320 Seiten.

    Ich möchte euch auf das Cover des Buches aufmerksam machen, das die Dramatik der Geschichte sehr gut widerspiegelt: tosendes Meer und am Strand eine einsame Palme, die sich dem Sturm widersetzt, genau wie die beiden Protagonisten, die man im Laufe der Handlung kennen lernt.

    Inhalt:

    „Lübeck 1928: Christian Tolmein, ein vielversprechender junger Chemiker, ist mit Carlotta Dücker, der Tochter des Inhabers eines großen Stahlwerks, verlobt – eine Beziehung, die mehr auf hanseatischem Pragmatismus und Vernunftgründen basiert als auf tiefer Leidenschaft. Beide schätzen einander und fühlen sich freundschaftlich zueinander hingezogen, und beide glauben, das sei schon Liebe. […]“ (Verlagsgruppe Random House)

    Meine Meinung:

    Michael Wallners Die Frau des Gouverneurs hat alles, was ein gutes Buch braucht: Spannung, Liebesgeschichte, Drama und eine gute erzählte Story. Die Handlung ist in den 1920er Jahren angesiedelt. Handlungsorte sind Lübeck und Kuba. Themen sind Interessen der Europäer und Amerikaner an Rohstoffen und die politische Situation auf Kuba.

    Beides verträgt sich nicht sonderlich gut miteinander. Es kommt zu Intrigen, internationalen Verwicklungen und Gewaltexzessen. Wer nun glaubt, er habe ein ausschließlich politisches Buch vor sich, wird sich wundern. Zwar spielen  Politik und Machtansprüche eine wesentliche Rolle, die Einbettung in eine wirklich gut und spannend erzählte Geschichte gelingt aber ganz hervorragend.

    Protagonisten sind der Lübecker Chemiker Christian Tolmein und die Kubanerin Yamilé. Ihre Geschichte mit all ihren dramatischen Verwicklungen hält den Leser in Atem und lässt ihn das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

    Fazit:

    Der Ausgang des Romans ist schon vorhersehbar, aber das tut dieser wunderbar erzählten Geschichte keinen Abbruch. Ein Buch gleichermaßen für den Strandkorb oder einen stürmische Herbstabend auf der Couch.


  17. Cover des Buches Die rote Olivetti (ISBN: 9783492310871)
    Helge Timmerberg

    Die rote Olivetti

     (6)
    Aktuelle Rezension von: Ritja
    Helge Timmerberg nimmt den Leser mit auf die Reise in sein Leben, zu seinen Anfängen und seinen ersten Reisen. Er schreibt über seine Anfänge kleine Texte zu platzieren und wie er immer mehr Zuspruch und Platz in den größten Zeitschriften Deutschlands erhält. Seine Freiheiten als Journalist/Autor ließen mich schon staunen. Ebenso war ich überrascht, was man damals als (erfolgreicher) Autor verdiente. Ob dies heute noch möglich oder sogar noch mehr geworden ist, wer weiß. Seine für mich spannenste Zeit war seine Havanna-Zeit. Seine Beschreibungen über seine Liebe, seine Kiffer-Drogen-Zeit und auch die Arbeitsbedingungen waren faszinierend zu lesen. Er lässt nichts aus und stürzt dabei auch ordentlich ab und doch schafft er es, sich immer wieder aus dem Sumpf zu ziehen. 

    Die Reise durch den Himalaja zeigte, wie er versucht die Länder und die Menschen, deren Arbeit, deren Religion und deren Leben aufzusaugen, um sie dann auf Papier zu bringen. Er ist in seinen Büchern immer sehr geradeaus, schont sich und seine Leser nicht und doch sieht er vieles mit einem Augenzwinkern und Ironie. 

    Und genau diese Mischung lässt mich immer wieder Bücher von ihm lesen.

  18. Cover des Buches Der Jesus vom Sexshop (ISBN: 9783499624896)
    Helge Timmerberg

    Der Jesus vom Sexshop

     (29)
    Aktuelle Rezension von: Rodrik-Andersen
    Ich bin auf Helge Timmerberg über ein Interview aufmerksam geworden, das er bei SWR1 Leute gegeben hat. Meine Neugierde war geweckt. Das genügt mitunter, um mir ein Buch zu besorgen. "Der Jesus vom Sexshop" erschien mir als Einstieg geeignet.

    Wie der Untertitel "Stories von unterwegs" verrät, handelt es sich bei dem Buch um eine Ansammlung von Anekdoten, die sich an verschiedenen Schauplätzen der Welt zutrugen. Die zeitliche Einordnung bleibt hierbei im Verborgenen, was ich wirklich schade finde. Auf der letzten Seite des Buches erfährt man dann, dass es sich bei den Kapiteln zum Großteil um Reportagen und Texte handelt, die zwischen 1982 und 2009 in verschiedenen Medien veröffentlicht worden sind. Es ließe sich also vermuten, dass die Anekdoten eventuell chronologisch angeordnet sind.

    Bis zur Mitte des Buches finden sich längere Geschichten (Ein Hippie in Persien, Sieben Tage im Reich der Angst, Gold im Amazonas, Ana Marrakchi, mon ami), die überaus lesenswert sind. Nicht nur erhält der Leser Einblicke in meist fremde Welten, auch der Schalk des Autors blitzt zwischen den Zeilen immer wieder durch. Hier macht das Lesen richtig Laune.

    Leider fällt danach die Qualität der Texte spürbar ab. Die Reiseberichte weichen zugunsten von weniger interessanten Milieu-Studien und philosophischen Denkansätzen. Außerdem bemächtigt sich zunehmend der lebhafte Drogen-Konsum des Autors der eigentlichen Inhalte. Gegen Ende war dieser "Trip" kaum mehr zu ertragen, was mir auch das Buch gehörig verdorben hat.

    Fazit: Leider stammen nicht alle "Stories von unterwegs" - hätte der Autor dieses Versprechen eingelöst, wäre es wahrscheinlich eine richtig gute Anekdotensammlung geworden. Doch so bleibt am Ende bei mir nur Ernüchterung zurück. Trotzdem hätte ich nichts dagegen einzuwenden, Helge Timmerberg einmal persönlich kennenzulernen.
  19. Cover des Buches Das verborgene Leben des Fidel Castro (ISBN: 9783404608973)
    Juan Reinaldo Sanchez

    Das verborgene Leben des Fidel Castro

     (1)
    Aktuelle Rezension von: GernotUhl

    Aus: https://www.eulengezwitscher.com/single-post/rezension/castro

    Er war der ewige Revolutionär: Fidel Castro. Auf der großen Bühne der Sozialromantik hat er alle Rollen gegeben: er war der Aufrührer an der Uni, der ehrenvoll gescheiterte Putschist als junger Rechtsanwalt, der heldenhafte Guerillakämpfer in den Bergen der Sierra Maestra, der erste Arbeiter und Bauer des sozialistischen Karibikidylls auf Kuba und der große Freund der Dritten Welt. Zwei neue Biografien erlauben ungewohnte Blicke in die Maske dieses begnadeten Selbstinszenierers.

     Was ist das für ein Mann, der sein Leben für Ideale riskiert, die er dann verrät und entehrt?

    Der junge Fidel Castro streitet gegen den kubanischen Militärdiktator Batista und für seine (gewöhnungsbedürftigen) Vorstellungen von Freiheit und Demokratie. Zumindest gibt er das vor. Denn kaum, dass seine siegreiche Revolution den Tyrannen vertrieben hat, sitzt auch schon der nächste große Unterdrücker in Havanna. Anfangs jubeln ihm die vermeintlich befreiten Kubaner euphorisch zu, weil Castro die amerikanischen Konzerne enteignet und den Großgrundbesitz auf die armen Landbauern verteilt. Sie bewundern ihn dafür, dass er den wutschnaubenden US-Politikern in Washington trotzig die Stirn bietet (auch wenn er sich dafür den Sowjets andienen muss). Sie freuen sich über bessere Bildung und Gesundheitsversorgungen, und sehen geflissentlich darüber hinweg, dass Castros Kuba auch nichts anderes als eine Zweiklassengesellschaft ist. Sie feiern einen Volkstribunen, der selbst mit der Machete das Zuckerrohr schneidet und können doch nicht wissen, dass hinter der Fassade des genügsamen Landmanns ohne eigenen Besitz ein den Luxus liebender Macho steckt, der sich eine geheimgehaltene Paradisinsel, eine Yacht und viele andere Annehmlichkeiten gönnt. 

    Davon berichtet Castros ehemaliger Leibwächter in leuchtenden Farben. Juan Reinaldo Sanchéz' Blick auf den Maximo Lider ist eine Abrechnung.Was ist das für ein Mann, der sein Leben für Ideale riskiert, die er dann verrät und entehrt? Der junge Fidel Castro streitet gegen den kubanischen Militärdiktator Batista und für seine (gewöhnungsbedürftigen) Vorstellungen von Freiheit und Demokratie. Zumindest gibt er das vor. Denn kaum, dass seine siegreiche Revolution den Tyrannen vertrieben hat, sitzt auch schon der nächste große Unterdrücker in Havanna. Anfangs jubeln ihm die vermeintlich befreiten Kubaner euphorisch zu, weil Castro die amerikanischen Konzerne enteignet und den Großgrundbesitz auf die armen Landbauern verteilt. Sie bewundern ihn dafür, dass er den wutschnaubenden US-Politikern in Washington trotzig die Stirn bietet (auch wenn er sich dafür den Sowjets andienen muss). Sie freuen sich über bessere Bildung und Gesundheitsversorgungen, und sehen geflissentlich darüber hinweg, dass Castros Kuba auch nichts anderes als eine Zweiklassengesellschaft ist. Sie feiern einen Volkstribunen, der selbst mit der Machete das Zuckerrohr schneidet und können doch nicht wissen, dass hinter der Fassade des genügsamen Landmanns ohne eigenen Besitz ein den Luxus liebender Macho steckt, der sich eine geheimgehaltene Paradiesinsel, eine Yacht und viele andere Annehmlichkeiten gönnt. Davon berichtet Castros ehemaliger Leibwächter in leuchtenden Farben. Juan Reinaldo Sanchéz' Blick auf den Maximo Lider ist eine Abrechnung.Analyse des Wissenschaftlers, Abrechnung des Bodyguards Der langjährige Bodyguard will am Ende seiner Laufbahn ins Gefängnis geraten sein, weil er um Vorruhestand gebeten habe. Solcher Undank löst die Bande der bedingungslosen Loyalität - und Sanchéz plaudert durchaus kurzweilig aus dem Nähkästchen. Es ist zwar nicht wirklich sensationell oder ganz und ganz unvorstellbar, was er da ans Licht bringt, denn dass Macht korrumpiert, ist ja an sich keine echte Überraschung. Aber Sanchéz zerstört eines der Bilder, das Castro zeitlebens von sich zeichnet: Das des uneigennützigen, väterlichen Herrschers, dessen Freizeit nur Kuba gilt, aber nie den eigenen Vergnügungen.

    Wesentlich weniger aufgeregt nähert sich Roman Rhode Castros Lebensgang und Lebenswerk. Was Rhode vorgelegt hat, ist nicht weniger als ein Lehrstück politischer Biografik. Nüchtern und distanziert beschreibt und analysiert er die Entwicklung von Castro und Kuba. Er beherrscht die mehrsprachige und vieltausendseitige Literaturlage (was allerdings zur Folge hat, dass er mitunter etwas zuviel voraussetzt) und er fällt kein Vorurteil. Aber seine geradezu emotionslose Schilderung führt nochmals eindringlicher vor Augen, wie Castro seine eigenen Ideale ins Gegenteil verkehrt. Beeindruckend ist die exemplarische Anatomie des Schauprozesses gegen den ehemaligen General Ocho (von dem auch Sanchéz erzählt). Rhode zeigt, wie Castro kurzen Prozess mit allen macht, die ihm nicht folgen. Der einstige Freiheitskämpfer verachtet die Freiheit des Andersdenkens straft selbst Widerworte von engen Vertrauten mit Kerker (wie im Fall Sanchéz) und Tod (wie bei Ochoa). Beide Biografien tragen auf ganz unterschiedliche Weise - Boulevard und Wissenschaft - dazu bei, dass der Mythos Castro bröckelt und dass seine Legende möglicher kürzer lebt, als er selbst...

     

    Eulengezwitscher. Bücher, Biografien und Blog von Gernot Uhl

  20. Cover des Buches Das schönste Mädchen Havannas (ISBN: 9783851794212)
    Susana López Rubio

    Das schönste Mädchen Havannas

     (38)
    Aktuelle Rezension von: lesesaga

    Eines Tages lernt der spanische Patricio, die zauberhafte Gloria kennen. Es dauert nicht lange, verlieben sie sich die beiden ineinander. Leider ist das Glück nicht auf ihre Seite, weil Gloria verheiratet ist. Sie hat Angst, das ihr Mann Carlos Valdés der verbotene Liebe erfährt. Er ist ein Mafia Boss und sehr gefährlich.

    Meine Meinung:


    Das Cover ist mir direkt ins Auge gefallen, es sieht so bezaubernd aus und liebe es so sehr. 🤩 Der Schreibstil der Autorin, wie die Story hat mir sehr gefallen. Bei manchen Szenen musste ich schlucken, sie haben mich sehr berührt. Die Liebe zwischen Gloria und Patricio fand ich so schön. Nachher spürte ich Hoffnungen, das beide endlich zu einander finden würden. Leider hat sich das alles verzögert, es sind Dinge passiert, was ich mir anders gewünscht hätte und es ist nicht so schlimm. Die Liebe zwischen den beiden ist was ganz besonderes und wertvoll. Das Ende hat mich sehr überrascht und bin ich happy das Buch gelesen zu haben. Es ist eine klare Leseempfehlung! 😽

  21. Cover des Buches Der Schwanz der Schlange (ISBN: 9783293206182)
    Leonardo Padura

    Der Schwanz der Schlange

     (7)
    Aktuelle Rezension von: tedesca
    Eigentlich ist Mario Conde ja schon seit Beginn des neuen Jahrtausends nicht mehr bei der Polizei, diese Geschichte ist also ein Rückblick auf einen Fall, den der damalige Teniente Ende der 1980er klären musste. Er führt uns in das Chinesenviertel von Havanna, das heute so gut wie nicht mehr vorhanden ist. Damals war es noch ein lebendiges Cuarto, in dem sich der Verfall aber immer mehr abzeichnete. Wobei Mord auch damals nicht auf der Tagesordnung stand, schon garnicht einer, den man auf den ersten Blick mit der Santeria in Verbindung bringen würde. Wie immer verfällt der gute Teniente einmal mehr dem weiblichen Charme, wie immer stellt er sich selbst und seinen Lebensstil infrage, sieht sich selbst immer weniger als Zahnrad in diesem Mechanismus der Bürokratie. Und gerade diese persönlichen Aspekte machen diesen Roman zu einem Muss für Fans von El Conde, weil er ein Baustein mehr in der Geschichte eines Mannes darstellt, der sich letztendlich seinen eigenen Weg sucht, auch wenn das System es eigentlich nicht zulässt. Die Geschichte selbst ist spannend und interessant. Bei meinem Besuch in Havanna war das Barrio Chino nur mehr eine ramponierte Häuserzeile mit ein paar aufgemalten Schriftzeichen, mir war nicht bewusst, welche Rolle es einst spielte und wie schwer seine Bewohner es hatten. So füllt sich eine kleine Wissenslücke, während man auf bestem sprachlichem Niveau unterhalten will. Für mich ein erfreuliches Leseerlebnis, auch wenn es nicht ganz an die Qualität seiner unmittelbaren Vorgänger anknüpft. Was daran liegen mag, dass Padura diese Geschichte vor vielen Jahren geschrieben und immer wieder umgemodelt hat.
  22. Cover des Buches Das Havanna-Quartett (ISBN: 9783293260078)
    Leonardo Padura

    Das Havanna-Quartett

     (29)
    Aktuelle Rezension von: Sanne54

    Für mich ist bei Krimis der Fall fast immer Nebensache, das muss ich vielleicht vorausschicken. Mich interessieren die Charaktere und die Stimmung - und die finde ich hier sehr gut, vielschichtig und gut beschrieben. Mario Conde wird zum Fremdenführer in die Seele der kubanischen Gesellschaft der späten 80er und frühen 90er. Der Leser taucht ein in staubige, schwüle Straßen, erlebt große Gastfreundschaft, viel Alkohol, muss leider auch viele vulgäre Situationen ertragen und ganz nebenbei ist Conde ja auch bei der Polizei, deshalb ist es eben auch ein Krimi.

    Ich habe alle vier Bücher gerne gelesen, auch empfohlen, aber die „klassischen Krimi-Leser“ in meinem Bekanntenkreis waren weniger begeistert. Dennoch werde ich nicht müde, die Reihe zu empfehlen.

  23. Cover des Buches Labyrinth der Masken (ISBN: 9783293304888)
    Leonardo Padura

    Labyrinth der Masken

     (12)
    Aktuelle Rezension von: AlexanderPreusse

    Buchvorstellung von meinem Blog www.schreibgewitter.de

    Ist es ein gutes Zeichen, wenn man das Nachwort eines Romans als brillant empfindet? Ja, wenn es ihn leuchten lässt, wie im Falle von „Labyrinth der Masken“ des cubanischen Schriftstellers Leonardo Padura. Oberflächlich betrachtet handelt es sich um einen Kriminalroman, so kann man ihn in gewissem Grade auch lesen. Doch die Jagd des Ermittlers Mario Conde gerät immer wieder in den Hintergrund.

    Conde ist Teniente der cubanischen Polizei und als solcher eigentlich Teil der Staatsmacht. Zum Charme der Romane Paduras gehört, dass sich dieser Polizist in einem schattigen Grenzbereich bewegt – ganz unabhängig davon, ob sich so eine Figur in der sozialistischen Realität Havannas überhaupt würde halten können. Er ist passionierter Schürzenjäger, die Machismo-Ideologie schlägt sich in sprachlich offenen Bildern nieder. Darin sehe ich kein Problem, denn meiner Meinung nach, kann über die Dinge nur reden, wenn man sie benennt, nicht maskiert.

    Paduras Ermitteler ist ein verkappter Schriftsteller, der immer wieder von der unstillbaren Sehnsucht nach dem Schreiben befallen wird. Etwas Untergründiges und Berührendes möchte er verfassen. Auch wenn er sich längst mit seinem Job abgefunden hat, treibt es ihn in regelmäßigen Abständen wieder an den Schreibtisch; es bleibt bei diesen Episoden, während die Lebenszeit unerbittlich verrinnt.

    »Achtundzwanzig Jahre«, rechnete El Conde. Er sagte es laut, um es selbst zu glauben, nahm die Finge zu Hilfe und machte noch einmal die gnadenlose Rechnung auf, bei der so viele, viele Jahre herauskamen. Schließlich akzeptierte er das Resultat, und Panik ergriff ihn angesichts des unwiederbringlich Verlorenen.

    Leonardo Padura: Labyrinth der Masken

    Schreiben ist in einem sozialistischen System kompliziert. Die Freiheit des Kreativen wird gegängelt, es gibt Zensur und Strafe, wenn die Werke aus dem staatlich vorgegebenen Rahmen fallen oder zumindest dessen bezichtigt werden. Erniedrigende Prozesse sind die Folge, der Konformitätsdruck zwingt Kollegen sich dem Kesseltreiben gegenüber den Aussätzigen anzuschließen.

    Ganz früh in seiner Sozialisation ist Conde im  Dornwald des sozialistischen Kulturbetriebes hängengeblieben. Statt seiner Berufung zu folgen, bleibt ihm nicht viel anderes übrig, als nolens volens seinen Job zu erfüllen. Der führt ihn zu einem ungewöhnlichen Mordfall: ein Mann, gekleidet in ein auffälliges rotes Kleid, mitten in einem öffentlichen Park. Ein Transvestit, der sich gegen die Tötung nicht gewehrt hat und dem zwei Münzen im After stecken.

    Die Suche nach dem Mörder führt Conde zu einem exzentrischen Theaterregisseur, der wegen seiner Homosexualität einst geächtet wurde. Die Figur des Alberto Marqués konfrontiert den Polizisten mit einer Welt, gegenüber der er starke Vorurteile und eine tiefgreifende Abneigung hegt. Conde weiß das, gibt es offen zu und beginnt zu lernen, einerseits, um den Fall zu lösen; andererseits, weil ihn Marqués fasziniert.

    Der Transvestismus war demnach mehr als der bloße Akt eines Schwulen, der in Frauenkleidern auf die Straße geht, so wie er, der Macho aus der Vorstadt, immer geglaubt hatte.

    Leonardo Padura: Labyrinth der Masken

    Recht erwartbar ist, dass der Theaterregisseur den Polizisten in die Nachtwelt der Homosexuellen einführt, ein Streifzug, aus dem Conde verwertbare Informationen zu erhalten hofft; und ein Nebenspiel mit einer Frau, die für den Polizisten zu einem sexuellen und emotionalen Abenteuer wird, das ihn aus seiner Depression reißt.

    Der eigentliche, tiefere Grund für Condes Interesse liegt in einer gemeinsamen Erfahrung mit den mahlenden Kulturmühlen der sozialistischen Gesellschaft. Marqués eröffnet peu á peu, was ihm angetan wurde. Vom Olymp des gefeierten Theatermannes in das Nichts einer Regionalbibliothek – das Pendant der Verbannung nach Sibirien auf Cuba. Der fluchtartige Abfall von Freunden und Bekannten, die ihn kurz zuvor noch aus eigennütigen Gründen umschwärmten. Abtötende Ödnis statt kreativer Tätigkeit.

    Conde kennt die Mechanismen aus seiner eigenen Vergangenheit. Und Gegenwart, denn parallel zu den Ermittlungen ist der Polizist selbst Gegenstand von Nachforschungen der cubanischen Sicherheitsbehörden. Und nicht nur er. Polizisten werden suspendiert und sitzen (wie Marqués) plötzlich von ihrem Lebensinhalt abgeschnitten zu Hause, die Leere frisst an ihnen wie eine Schar hungriger Ratten an einem geschwächten Körper.

    »Aber sie wissen alles, ist dir das klar? Das ist ja der Mist, Conde, plötzlich merkt man, dass man wie in einem Schaufenster lebt oder wie in einem Reagenzglas oder was weiß ich.«

    Leonardo Padura: Labyrinth der Masken

    Kollegen werden verhört und ausgehorcht. Der Leser erfährt den Vorgang in einem für das Genre eher untypischen Format: In die Erzählung sind lange, mehrseitige Monologe eingeflochten, wenn die Figuren zu Wort kommen und etwas aus der näheren oder ferneren Vergangenheit berichten. So wie Manolo anlässlich des Verhörs durch die Sicherheitsorgane, so wie Marqués über seine Kaltstellung.

    Das bricht den Erzählfluss – für Krimi-Fans vielleicht ein Ärgernis, doch lenkt es die Aufmerksamkeit auf die wesentlichen Dinge: wichtige Wurzeln der Gegenwart, in der sich die handelnden Figuren behaupten müssen. Es führt zum Kern des Ganzen, auch in Condes Sozialisation, die von einer jähen Konfrontation mit der Staatsmacht geprägt war – eine Erfahrung, die ihn mit dem Schicksal von Marqués verbindet.

    Letztlich sind wir alle Kinder der Zeit und des Staubes, und die Poesie kann uns davor nicht bewahren.

    Leonardo Padura: Labyrinth der Masken

    Am Ende schließlich wird der Fall auf eine konventionelle Weise aufgelöst. Es fallen weitere Masken, einige davon schmerzhaft, wenn geschätzte Mitmenschen und Freunde plötzlich mit anderem Antlitz vor einem stehen. Zurück bleibt, was die Zeit übriglässt: Asche und Staub. Schließlich das Nachwort. Man muss es lesen – vor, während oder nach der Lektüre von „Labyrinth der Masken“. Denn wie dort zu lesen steht: Der Krimi ist sehr kubanisch – und global. 

  24. Cover des Buches Nacht in Havanna (ISBN: 9783442554959)
    Martin Cruz Smith

    Nacht in Havanna

     (27)
    Aktuelle Rezension von: addicted3books

    Havanna ist der vierte Renko-Roman von Martin Cruz Smith (1981 Gorky Park, 1989 Polar Star, 1991 Red Square, 1999 Havanna, 2004 Wolves eat Dogs, 2007 Stalin's Ghost, 2010 Three Stations, 2013 Tatiana, 2019 The Seberian Delemma). 

    Von den neun Romanen ist dieser meiner Meinung nach der beste. Arkadi Renko ist in Havanna, Kuba unterwegs, Dort soll er das Verschwinden seines FreundFeindes Sergej Pribluda aufklären. Er kommt gerade zurecht, um beim Auffinden einer Leiche aus der Bucht von Havanna dabeizusein, die möglicherweise jene von Pribluda ist. An den Herzinfarkt glaubt er nicht und beginnt zu ermitteln. Ohne jede Rücksicht, so wie immer. Und macht sich natürlich wieder mal mächtige Feinde.

    Für mich eine gelungene und interessante Mischung aus Russland und Kuba, die zwar lange dicke Freunde waren, aber so gar nicht zusammenpassen. Detailreich beschreibt Cruz die schwierigen Ermittlungen in einer Welt, die so gar nicht Arkadis ist. 

    Kann ich nur empfehlen!

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