Bücher mit dem Tag "heimatverlust"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "heimatverlust" gekennzeichnet haben.

18 Bücher

  1. Cover des Buches Drachenläufer (ISBN: 9783596522682)
    Khaled Hosseini

    Drachenläufer

     (2.015)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Es ist das Jahr 1975 und in Afghanistan leben der zwölf jährige Amir und sein Vater in einem schönen Haus. Sie haben einen Dienstboten und dessen Sohn Hassan ist Amirs bester Freund. Sie spielen zusammen und ihre Leidenschaft gehört den Drachen. Keiner rennt so schnell wie Hassan. Nach einem Wettkampf beim Drachensteigen gehen die Beiden als Sieger hervor, aber was danach passieren wird, verändert alles. Die tiefe Freundschaft wandelt sich in Abscheu, Misstrauen und sogar Hass und dann kommt der Krieg. Eine der bewegendsten Geschichten der letzten Jahre und ein Meisterwerk, dass uns in die Geschichte Afghanistans eintauchen lässt und uns zeigt das Freundschaft und Liebe stärker sind als der Tod!

  2. Cover des Buches Pici: Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück (ISBN: 9783944442402)
    Robert Scheer

    Pici: Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück

     (42)
    Aktuelle Rezension von: parden
    EIN PERSÖNLICHES MAHNMAL...

    Robert Scheer liebte seine Großmutter. Dies ist an und für sich nichts Besonderes, doch eigentlich ist es ein Wunder, dass es den Autor überhaupt gibt. Denn eigentlich hätte seine Großmutter Pici nicht überleben, nicht heiraten und keine Familie gründen dürfen. Denn dies war der Plan von Hitler und seinen Schergen. Doch als einzige ihrer weitverzweigten jüdischen Familie überlebte Pici ("die Kleine") seinerzeit die Gräuel des Holocaust.


    "Die Weisen sagen, das Ziel des Lebens sei das Leben selbst. Dem folgend habe ich das Ziel erreicht. Denn ich lebe noch." (S. 56)


    Zum 90. Geburtstag seiner Großmutter beschloss Robert Scheer, diese nach ihren Erlebnissen zu befragen, damit ihr Zeugnis bewahrt bleibt. Und wo Pici jahrzehntelang geschwiegen hat, öffnete sie sich ihrem Enkel gegenüber und gab Auskunft über helle und dunkle Jahre ihrer Vergangenheit.

    Die ersten zwei Drittel des Buches erzählen von Picis Familie und ihrer Kindheit in Rumänien. Dort wohnte die Familie ungarischer Juden und lebte vom Holzhandel des Vaters. Arm, kinderreich, aber zufrieden, so wie viele andere Menschen der kleinen rumänischen Stadt auch. Als etwas langatmig habe ich diese Schilderungen zeitweise empfunden, aber andererseits als durchaus legitim - holte sich Pici auf diese Art noch einmal alle Mitglieder iher großen Familie in ihre Erinnerung zurück, alle in den Jahren des Holocaust ums Leben gekommen.

    Die schlimmen Erlebnisse Picis nach dem Verlust ihrer Heimat in den 40er Jahren nach der Machtergreifung Hitlers nehmen entsprechend etwa ein Drittel des Buches ein. Die Vertreibung ihrer Familie aus der kleinen rumänischen Stadt, die Erfahrungen im Ghetto, die Deportationen in verschiedene Konzentrationslager, die Kälte, die Hitze, der Hunger, die Unmenschlichkeit, die Angst, die Krankheiten, das Trauma, der Tod - Dinge, über die es sicher auch nach 70 Jahren noch schwerfallen dürfte zu sprechen.

    Was mich bei der Lektüre verblüffte, waren die großen Erinnerungslücken Picis, die viele schreckliche Erlebnisse und Details ausgeblendet zu haben scheint.


    "Und auch für die folgenden Zeiten gibt es solche kleinen Momente, die völlig in meinem Gedächtnis fehlen, aber nicht so, dass ich sie nach Jahren vergessen hatte, sondern so, als hätten sie nichts mit mir zu tun gehabt. Vielleicht, weil mein Verstand dies alles nicht nachvollziehen konnte und von sich wegschob..." (S. 90)


    Entsprechend rudimentär erscheinen denn auch teilweise die Erinnerungen, Spotlights der Schrecken, wobei die Schilderungen selbst nahezu nüchtern erscheinen. Dennoch kommt das Grauen beim Leser an, die Bilder lassen sich ncht verdrängen, die Unfassbarkeit der Erinnerungen bricht sich Bahn. Zahlreiche in den Text integrierte Fotos (viele aus dem Privatbesitz des Autors) unterstreichen das Geschriebene, geben dem Erzählten ein Gesicht und verankern das Grauen in der Realität.

    Der Schreibstil ist einfach, erinnert zeitweise an einen ungeübten Schulaufsatz. Doch vieles ist in wörtlicher Rede wiedergegeben und dokumentiert so eher das Gespräch zwischen dem Enkel und seiner Großmutter Pici als dass es literarisch aufgearbeitet ist. Dieses Stilmittel der wörtlichen Rede unterstreicht in meinen Augen die Authentizität der Erzählung.

    Neben den bereits erwähnten Fotos gibt es - vor allem in dem vielseitigen Anhang - auch zahlreiche Kopien von alten Briefen, Dokumenten und Listen, die die Erinnerungen Picis in Raum und Zeit des Holocaust verankern. Hier hätte ich mir eine bessere Qualität der Darstellung gewünscht, denn viele der genannten Quellen waren durch eine blasse und verschwommene Kopie für mich tatsächlich kaum leserlich, was ich wirklich bedauerlich fand.

    Robert Scheer hat mit diesem Buch nicht nur seiner geliebten Großmutter ein Denkmal gesetzt, sondern mit Picis Erinnerungen auch ein persönliches Mahnmal geschaffen. Ein Buch 'Gegen das Vergessen', das sehr persönliche Einblicke gewährt.


    © Parden
  3. Cover des Buches Zweisiedler (ISBN: 9783848211517)
    Patricia Holland Moritz

    Zweisiedler

     (27)
    Aktuelle Rezension von: gaby2707

    Edna Landru lebt in ihrem kleinen Einsiedlerhaus, das sie liebevoll "Ruine" nennt zusammen mit ihren Hunden Miller und Hutchence, der Katze Mathilde und ihrem Nymphensittich, in einiger Entfernung zum nächsten Dorf Pesiote ihr einsames Leben inmitten ihrer Natur und malt. Ihre einzige Beziehung zur Außenwelt ist Gilles, der mit seiner Fernfahrerkneipe "Camion" immer wieder mal einen Zufluchtsort für Edna bietet. Dann tritt Paul in ihr Leben. Ein junger Streuner, der sich als ihr Sohn ausgibt. 

    Als eines Tages ein Brief eintrifft, in dem sie mitgeteilt bekommt, dass sie ihre kleine Oase verlassen soll um hier einem Freizeitzentrum zur Belusti-gung von gestressten Parisern Platz zu machen, scheint ihre kleine Welt zu zerbrechen.

    Mit dieser Geschichte ist Patricia Holland Moritz ein Buch gelungen, dass ich zuerst gar nicht als Kriminalroman wahrgenommen habe. Ganz leise und leicht plätschert sie anfangs dahin, nimmt aber mit dem ersten Brief immer weiter an Spannung zu. Eine leichte Bedrohung schleicht sich ein.  

    Die Wesenszüge von Edna, die etwas weltfremd daher kommt, weiß sie doch weder mit einem Handy umzugehen, noch kennt sie sich am Bahnhof aus, haben mich beeindruckt. Sie sagt, was sie denkt und kennt keine Arglist. Das alles macht sie für mich sehr sympathisch.

    Wunderschöne Landschaftsbeschreibungen lassen mich direkt ins Umfeld von Paris und die feinfühlig beschriebene Atmosphäre eintauchen. Ich bin sofort mittendrin. Der Schluss ist stimmig und führt zurück zur anfänglichen Leichtigkeit.

    Ein spannend geschriebener Kriminalroman; eine außergewöhnliche Geschichte, die die leisen und die lauten Töne sehr gut miteinander vereint und dadurch eine ganz besondere Stimmung erzeugt.

    Von mir eine absolute Leseempfehlung.

  4. Cover des Buches Die Blechtrommel (ISBN: 9783958291300)
    Günter Grass

    Die Blechtrommel

     (556)
    Aktuelle Rezension von: Vani_Schneider

    Das Buch handelt von Oskar Mazerath, der bei seiner Geburt schon voll geistig entwickelt ist. An seinem dritten Geburtstag beschließt er nicht mehr zu wachsen. Man begleitet Oskar durch sein Leben und bekommt durch seine Augen den Aufstieg der Nationalsozialisten und den Zweiten Weltkrieg mit.

    Ich musste das Buch für die Uni lesen und bin nur sehr schwer in das Buch hineingekommen, weil es sehr anspruchsvoll ist. Das Buch zählt zur Gesellschaftskritischen Literatur und der Autor Günter Grass hat seine Kritik am Dritten Reich so kreativ und manchmal auch skurril in die Geschichte eingebettet, dass es manchmal sehr schwer herauszulesen.

    Trotz alledem fand ich das Buch sehr interessant und ich finde es ist ein gutes Werk. Nur leider eben nicht sehr einfach zum lesen, also auf jeden Fall nicht für Zwischendurch und sehr zeitintensiv. Aber wichtig!

  5. Cover des Buches Ich bleibe hier (ISBN: 9783257261806)
    Marco Balzano

    Ich bleibe hier

     (259)
    Aktuelle Rezension von: MelB2508

    Ohne zu wissen, worum genau es ging, habe ich mich einfach überraschen lassen von der Geschichte. Nach der Lektüre ist mir klar, was auf dem Cover zu sehen ist - das versunkene Dorf und nur der Rest des Kirchturms, der noch aus dem Wasser hervor ragt. 

    Aus Sicht von Trina geschrieben wird geschildert, wie sie und ihre Familie im 2. Weltkrieg in ihrem kleinen Dorf in Südtirol leben. 

    Mich hat an dem Roman sehr gestört, wie emotionslos und distanziert die Erzählung bleibt, auch wenn teilweise schreckliche Situationen beschrieben werden: Trinas Tochter, ihr ganz eindeutiges Lieblingskind, wird mitten im Krieg von ihrer Schwägerin und ihrem Mann "entführt" und sie und ihr Mann Erich werden sie nie wieder sehen. '

    Ihr Sohn und ihr Mann entfremden sich, weil ihr Sohn mit den deutschen Faschisten sympathisiert. Ihr Mann wird durch seinen Einsatz im Krieg traumatisiert und sie beide fliehen in den letzten Kriegsjahren in die Berge. Hier sind sie zu einem abslólut kargen Leben gezwungen und sie wird zur Mörderin. 

    Alles in allem Stoff, der wirklich heftig ist. Aber nie wird der Erzählton emotional und dadurch bleibt auch beim Lesen eine Distanz zu der Geschichte, die verhindert, dass ich wirklich mit fühlen konnte. 

    Das Ende dann war für mich leider total uninteressant. Der ausweglose Kampf gegen den Bau des Stausees (es wird auch im Nachwort noch kurz dazu Stellung bezogen) hat mich gar nicht berührt und ich konnte keinen der Dorfbewohner verstehen, die unbedingt bleiben wollten und sich im Endeffekt haben total übervorteilen lassen. 


    Ich würde das Buch nicht nochmal lesen und auch nur bedingt empfehlen. Für ein Sachbuch ist es zu wenig detailliert, für einen Roman zu distanziert und nüchtern. 

  6. Cover des Buches Draußen vor der Tür (ISBN: 9783872912497)
    Wolfgang Borchert

    Draußen vor der Tür

     (223)
    Aktuelle Rezension von: Orisha

    Ein Mann kommt nach Deutschland. Er kommt zurück, nach drei Jahren Sibirien, nach fünf Jahren Krieg. Zurück in eine Heimat, die nichts mehr für ihn bereit hält. Seine Frau liegt bei einem anderen. Der Oberst kennt ihn nicht mehr. Ein Job wird ihm nicht gegeben. Die Eltern sind tot. Da bleibt für Beckmann nur noch ein Weg - der Gang zur Elbe…

    Bocherts "Draußen vor der Tür" zählt zu Recht zu den Klassikern der Nachkriegszeit. Mit seiner Figur Beckmann fängt Borchert das Leben eines Kriegsheimkehrers ein. Beckmann steht vor den Trümmern seines Lebens und wird mit unserer Gesellschaft konfrontiert. Eine Gesellschaft, die nach dem Krieg die Verantwortung von sich schob, die auf die anderen zeigte - ohne sich selbst zu hinterfragen. Die Anfängern keine Chancen mehr gab. Die dem Elend, draußen vor der Tür, den Rücken kehrt. Selbstmorde stehen an der Tagesordnung. Doch das interessiert niemanden.

    Borchert fängt mit seinem Drama ein Stück Nachkriegsgeschichte ein. Eine Geschichte, die die Situation nach 1945 gut illustriert und den 1000den Schicksalen der Kriegsheimkehrer eine Stimme gab. Sicher in extremer Form, doch die braucht es, um wachzurütteln. 

    Kurzum: Ein Klassiker, den man gelesen haben sollte. Empfehlenswert.


  7. Cover des Buches Jahresringe (ISBN: 9783426308059)
    Andreas Wagner

    Jahresringe

     (120)
    Aktuelle Rezension von: Mikki44

    Der Roman "Jahresringe" von Andreas Wagner greift eine sehr aktuelle Thematik in Deutschland auf: die Rodung des Hambacher Forsts und die Situation der Protestbewegung der Aktivisten.
    In dem Buch wird die Familiengeschichte von Familie Klimkeit aufgegriffen, die sehr nah an dem Forst lebt und für die die Bäume eine Heimat und einen Zufluchtsort bieten. Als die Rodung weiter einsetzt, muss die Familie umsiedeln. Die Geschichte steuert darauf hin, dass die Kinder unterschiedliche Einstellungen und Seiten zum Tagebau einnehmen und somit in ihren Meinung nicht unterschiedlicher sein könnten.
    Wagner greift in seinem Roman die Schwierigkeiten sehr gut auf, die einem im Leben erreichen können. Existenzängste, Ablehnung und auch die Frage rund um den Klimaschutz.
    Mir hat das Buch sehr gut gefallen, auch wenn ich es an einigen Stellen etwas zu reißerisch fand.

  8. Cover des Buches Der Klang der Fremde (ISBN: 9783423144155)
    Kim Thúy

    Der Klang der Fremde

     (15)
    Aktuelle Rezension von: HansDurrer

    Dass einen ein Buch sofort zu packen weiss, das kommt gelegentlich vor, dass dann aber dieses Gepackt-Sein bis zum Ende des Buches anhält, das ist selten - und ganz speziell bei einem literarischen Werk.

    Kim Thúy kam während der Tet-Offensive 1968 (am 31. Januar also) in Saigon zur Welt. „Meine Geburt diente dem Zweck, verlorenes Leben zu ersetzen. Mein Leben stand in der Pflicht, das meiner Mutter fortzuführen.“ Als sie 10 Jahre alt ist, flieht sie mit ihrer Familie übers Meer und gelangt über ein malayisches Flüchtlingslager nach Kanada. 30 Jahre später erzählt sie die Geschichte ihrer Emigration, doch so recht eigentlich handelt es sich bei Der Klang der Fremde nicht nur um eine Geschichte, sondern um ganz viele - von einem thailändischen Kindermädchen; von einer Grossmutter, die ganze Tage lang einkaufte, ohne sich von der Stelle zu rühren; von der Ahnenverehrung („Die Ahnen - gleich, ob sie Spieler, Versager oder gewalttätig waren - wurden ehrenwert und unberührbar, sobald sie tot waren „); davon, dass Kims Mutter mit fünfundfünzig begann, sich neu zu erfinden; was Kim als Dolmetscherin für die New Yorker Polizei lernte etc.

    Dieses Buch ist eine Schatztruhe an vietnamesischen Lebensweisheiten („Das Leben ist ein Kampf, in dem Trauer zur Niederlage führt“; „Angst hat nur, wer lange Haare hat, denn wenn man keine hat, kann keiner dran ziehen.“), gescheiter Einsichten (so sagt Thúy über den Pflichtunterricht in der Schule: „Jung, wie wir waren, wussten wir nicht, dass dieser Unterricht ein Vorrecht ist, das sich nur Länder im Frieden leisten können.“) und scharfsinniger Beobachtungen: „Die Existenz all dieser Frauen, die Vietnam auf ihrem Rücken trugen, während ihre Männer und Söhne auf dem ihren Waffen transportierten, wird oft vergessen. Man vergisst sie, weil sie unter ihrem spitzen Hut nicht zum Himmel blickten. Sie warteten nur auf den Sonnenuntergang und sanken dann eher in eine Ohnmacht als in den Schlaf. Hätten sie genug Zeit gehabt, den Schlaf zu erwarten, hätten sie in Gedanken ihre in tausend Stücke zerrissenen Söhne oder die Leichen ihrer Männer wie Wracks auf einem Fluss treiben sehen. Die amerikanischen Sklaven konnten ihr Leid auf den Baumwollfeldern besingen. Diese Frauen liessen ihre Trauer in den Herzkammern wachsen.“

    Vietnam hat immer eine grosse Faszination auf mich ausgeübt. Ich habe viele Bücher über den Krieg dort gelesen, vor Jahren war ich auch drei oder vier Mal während ein paar Wochen vor Ort, doch ich kann mich an kein anderes „Vietnam-Buch“ erinnern, das mich so angezogen wie Der Klang der Fremde, dessen erlebte (und nicht etwa erfundene) Geschichten in Vietnam, Malaysia und Kanada spielen. Das liegt vor allem daran, dass Kim Thúy ein Händchen fürs Erzählen hat und weiss, dass manchmal ein paar wenige Zeilen genügen, um eine Geschichte zu erzählen. Es liegt aber auch daran, dass sie magische Sätze zu schmieden versteht: „Fotos konnten die Seele unserer ersten Weihnachtsbäume nicht bewahren.“


  9. Cover des Buches Der Tod backt einen Geburtstagskuchen (ISBN: 9783906061115)
    Abboud Hamed

    Der Tod backt einen Geburtstagskuchen

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Johanna_Paulina

    Sehr schöne Texte über Abschied und Ankommen, oder besser gesagt, noch- nicht-ankommen.

  10. Cover des Buches Menschen, Pferde, weites Land (ISBN: 9783406765353)
  11. Cover des Buches Namen, die keiner mehr nennt (ISBN: 9783499624773)
    Marion Gräfin Dönhoff

    Namen, die keiner mehr nennt

     (11)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Meine Großeltern väterlicherseits kommen beide aus dem ehemaligen Ostpreußen, dem Masurenland.
    Durch das Buch von Dönhoff ist mir wieder einmal einiges verständlicher geworden. Auch betreffend unserer eigenen Geschichte. Warum meine Großmutter nie heimisch wurde, nie Freunde gewinnen oder wenigstens zu anderen Kontakt halten konnte: Sie konnte nicht, sie hat doch ihre Heimat verloren.
    Viele dachten, sie würden nur vorübergehend fliehen... Und kamen doch nie wieder.
    Die Dönhoff versteht es, die Geschichte der Ostpreußen verständlich zu machen, auch für meine Generation. Ich wünschte mir, mehr junge Leute würden diesen Zeitzeugen einige Minuten Lesezeit widmen. Allein nur um zu verstehen, warum wir Deutschen so verbittert sind. Oder warum die Großeltern manchmal so handeln wie sie eben handeln.
  12. Cover des Buches Häuser aus Sand (ISBN: 9783832165116)
    Hala Alyan

    Häuser aus Sand

     (73)
    Aktuelle Rezension von: leselea

    Es ist die Geschichte der Familie Yacoub, die Hala Alyan in ihrem Roman Häuser aus Sand über vier Generationen erzählt. Sie beginnt mit Salma, dem Familienoberhaupt, der die Flucht aus Jaffa während des ersten arabisch-israelischen Krieges noch immer in den Knochen sitzt und die hofft, dass ihre Kinder in Sicherheit und Stabilität aufwachsen können. Sie fährt fort mit ihrem Sohn Mustafa, der im Sechstagekrieg stirbt, und ihrer Tochter Alia, die Mustafas besten Freund Atef heiratet und mit ihm nach Kuwait flieht, wo sie nie heimisch wird. Sie berichtet von Alias Kindern Riham, Karam und Souad, die im Zuge des ersten Golfkriegs in Amman, Boston und Paris landen und dort mehr oder weniger ihr Glück finden. Sie endet mit Abduallah, Linah, Manar und Zain, Alias Enkelkindern, die zwischen der westlichen und der östlichen Welt stehen und versuchen, in diesem Dazwischen ein Zuhause zu finden.

    Häuser aus Sand ist einerseits ein klassischer Familienroman, der die einzelnen Mitglieder über mehrere Jahre begleitet und ihre Beziehungen untereinander verhandelt. Wie in so vielen anderen Büchern der Art wird hier geliebt und gestritten, es werden Geheimnisse verschwiegen und Anschuldigungen herausgebrüllt. Es geht um Eltern-Kind-Beziehungen und das Verhältnis des einzelnen zu sich selber: Welche Rolle spiele ich in dieser Familie? Was fühle ich in dieser Konstruktion aus nahen und fernen Verwandten? Wer bin ich jenseits der Zuschreibungen durch andere Familienmitglieder?

    Und doch ist an Häuser aus Sand etwas anders. Die Familiengeschichte wird konsequent vor dem Hintergrund der Konflikte im Nahen Osten erzählt – und zwar nicht, weil sich das literarisch gut macht, sondern (und das ist die zentrale Botschaft während der Lektüre von Häuser aus Sand) weil jede Familie, jedes Leben in dieser Region aufs engste mit der dortigen Politik verbunden ist – ob es der einzelne will oder nicht. Denn der Großteil der Familie Yacoub ist dezidiert nicht-politisch, ja will sich eigentlich aus den Irrungen und Wirrungen heraushalten. Krieg, Flucht, Verfolgung, Ausgrenzung sind keine Themen, die von den Mitglieder auf intellektuelle Weise am Küchentisch, in Ausschüssen oder sonstigen politische Zusammenkünften diskutiert werden, sondern etwas, was sie im Laufe der Jahrzehnte immer wieder erleben müssen – obwohl ein jeder und eine jede von ihnen hofft, nach der letzten Flucht, nach dem erneuten Schaffen eines Zuhauses nun endlich eine Heimat für die Familie gefunden zu haben. Doch ob Nabulus, Kuwait, Amman oder Beirut: Jede Stadt scheint rückblickend immer nur für einen bestimmten Lebensabschnitt eine Bleibe sein zu dürfen.

    Hala Alyan erzählt diese lebendige, aber auch schmerzhafte Geschichte auf atmosphärische Art und Weise. Immer wieder werden arabische Begriffe eingestreut, die in einem Glossar auf den letzten Seiten erklärt werden, das ebenso hilfreich ist, wie der Stammbaum zu Beginn, da man bei der Fülle der Figuren schon einmal den Überblick verlieren kann. Diese kommen abwechselnd zu Wort, wobei zwischen den einzelnen Kapiteln mehrere Jahre liegen, sodass die Entwicklungen aller Familienmitglieder verfolgt werden kann, diese dabei jedoch aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und bewertet werden. Obwohl die Figurenperspektiv ständig wechselt, führt diese Multiperspektivität dazu, dass man den einzelnen Familienmitgliedern trotzdem nahekommt und ihre Einstellungen sowie Handlungsmotivationen gut versteht.

    Häuser aus Sand ist ein Roman über Heimat- und Wurzellosigkeit und stellt den Nahostkonflikt dezidiert in das Zentrum seiner Handlung. Gleichzeitig ist es kein Buch, das speziell für westliche Leser:innen geschrieben wurde, denen es kleinteilig die Konfliktherde der Region erläutert, sondern richtet sich mehr an Mitglieder der Community, die den Schmerz der Protagonist:innen nachvollziehen können, weil sie ihn aus ihren eigenen Familien kennen. Für mich daher ein authentisches, wenn auch immer wieder fremdes Leseerlebnis, das noch lange nachhallt. 5 Sterne und eine absolut Leseempfehlung.

  13. Cover des Buches Ostpreußisches Tagebuch (ISBN: 9783406496417)
    Hans Graf von Lehndorff

    Ostpreußisches Tagebuch

     (7)
    Aktuelle Rezension von: Jens65
    Ich las das Buch in einem Stück! Sehr lebensnah sind die Erlebnisse des Autors geschildert und ein erschütterndes Zeugnis seiner Zeit. Wer sich für diese Zeit und dieser Region interessiert besonders empfehlenswertes Buch.
  14. Cover des Buches Kindheit in Ostpreußen (ISBN: 9783442740505)
    Marion Gräfin Dönhoff

    Kindheit in Ostpreußen

     (24)
    Aktuelle Rezension von: Arbutus

    Adel verpflichtet. Diese einfache Regel haben die Grafen Dönhoff zu allen Zeiten sehr ernstgenommen. Wie wohltuend setzt sich der hier vorgestellte ostpreußische Landadel von arroganten westlichen Adelsgeschlechtern ab, wie sie zum Beispiel in Karen Duves Annette-von-Droste-Hülshoff-Roman beschrieben werden. Trotz des gediegenen Wohlstands wurden die Grafenkinder auf dem Gut Friedrichstein kurz gehalten und zur Sparsamkeit erzogen. Sie halfen bei der Ernte, und ihre Schlafzimmer waren, im Gegensatz zu den repräsentativen Räumen des Schlosses, äußerst spartanisch eingerichtet. Zu vielen Schlossdienern und Landarbeitern hatten die Kinder ein gutes Verhältnis, und Dönhoff bemerkt augenzwinkernd: „Die Erziehung durch die Hausleute und Handwerker war [...] wirklich viel nachhaltiger als durch jene Theoretiker, die dafür angestellt waren.“ Die Kindheit, die Marion Gräfin Dönhoff in ihrem Buch beschreibt, war, trotz strenger Regeln, frei und unbeschwert. Mir gefällt, dass es Mädchen und Jungen waren, die gemeinsam die vielen Verbote brachen. Gemeinsam in der Nacht ausritten, wenn sie zeitweilges Reitverbot hatten, gemeinsam heimlich auf Gänsejagd gingen. Oder die Treppe in der Kleinen Halle auf einem Tablett hinunterrodelten ... „Und wenn einmal Verwandte oder Bekannte gleichaltrige Kinder mitbrachten, konnten wir gar nicht erwarten, dass sie wieder abfuhren, denn meist waren sie für unsere Zwecke ganz unbrauchbar: entweder zu fein oder zu ängstlich.“ Es verwundert nicht, dass hier wichtige Persönlichkeiten des späteren Kreisauer Kreises heranwuchsen.

    Man erfährt einiges über das auf dem elterlichen Gut herrschende System des Fideikommiß, das den Gutherren und die Landbevölkerung zu einer konstruktiven gegenseitigen Abhängigkeit verpflichtete und, im Fall des Gutes Friedrichstein, offensichtlich sehr gut funktionierte, da es in gegenseitiger Wertschätzung praktiziert wurde. Die Gräfin räumt auch mit dem Vorurteil auf, die großen Güter des Ostens seien durch das sogenannte ausbeuterische „Bauernlegen“ entstanden.
    In dem Kapitel über die polnischen Dönhoffs wird es allerdings für die unbedarfte Leserschaft etwas abgedreht; hier verlor ich schon mal den Überblick. Vielleicht hätte der heutige Leser auch manche Anekdote gern ein wenig aufgepeppter präsentiert bekommen, vielleicht auch ein wenig mehr in einem großen runden Zusammenhang. Aber was macht das schon? Die Erinnerungen der Gräfin sind ein einmaliger zeitgeschichtlicher Schatz. Ihre Schilderungen öffnen auf ungewöhnliche Weise den Blick auf verschiedene vergangene Zeitalter. Erhellende historische Fakten wechseln sich in loser Folge mit interessanten Details aus der Gutswirtschaft ab. Wunderschöne poetische Beschreibungen gelingen Dönhoff, wenn sie vom Rhythmus der Jahreszeiten schreibt.

    Aber plötzlich das Führerhauptquartier in der Wolfsschanze, ganz nah. Das hatte ich in meiner naiven Vorstellung nie so weit im Osten angesiedelt. Da lagen einige Dinge nah. Näher, als Adolf Hitler dachte. Und doch hat dieser blöde Eichentisch gehalten. In Folge des missglückten Attentats wurden viele der geliebten Freunde hingerichtet. Marion Gräfin Döhhoff war nur am Rande beteiligt, wurde verhört, entging aber einer Verurteilung. Da die Autorin andernorts bereits ausführlich darüber geschrieben hat, wird dieser Erzählstrang hier nur gestreift. Aber er lenkt den Blick unerbittlich auf die Tatsache, dass die wunderbaren Schilderungen aus der Kindheit ein wehmütiger Blick zurück auf ein verlorenes Paradies sind. Denn Hitlers wahnsinniger Krieg hatte zur Folge, dass die Gräfin aus ihrer Heimat fliehen musste und Schloss Friedrichstein unwiederbringlich in Flammen aufging. Ihr Blick zurück geschieht in Trauer, aber nicht im Zorn, und wenn ich ihr Gänsehaut erzeugendes Schluss-Statement lese, ahne ich, warum meine Mutter so ein großer Fan dieser besonderen Frau war.

    Leseempfehlung!

  15. Cover des Buches Die Maismenschen (ISBN: 9783889773081)
    Miguel Angel Asturias

    Die Maismenschen

     (2)
    Noch keine Rezension vorhanden
  16. Cover des Buches Kormorane, Brombeerranken. Erinnerungen an Ostpreußen (ISBN: 9783784421193)
  17. Cover des Buches Bilder aus Ostbrandenburg (ISBN: 9783895550393)
  18. Cover des Buches Erinnerungen eines alten Ostpreussen (ISBN: 9783800331154)
    Alexander Fürst zu Dohna-Schlobitten

    Erinnerungen eines alten Ostpreussen

     (3)
    Aktuelle Rezension von: LauraHH

    In den "Erinnerungen eines alten Ostpreußen" schildert der Autor sehr anschaulich das Leben seiner Familie vor und nach dem großen Verlust durch den zweiten Weltkrieg.

    Besonders gefiel mir, dass die eigenen Irrtümer und Zweifel die Politik, den Status des Adels betreffend und zu gesellschaftlichen Vorgängen nicht ausgelassen, sondern ehrlich beleuchtet wurden. Ebenso wurde auf die Schwierigkeiten, so große Besitzungen erfolgreich zu bewirtschaften, eingegangen. Die dramatischen Umstände der Flucht, bei dem es Alexander Dohna gelang, über 300 Menschen und Teile seiner Pferdezucht in den Westen zu retten, sind spannend wiedergegeben.

    Für mich ein Buch gegen das Vergessen und gleichzeitig eines, das Zuversicht und Stärke ausstrahlt. Schön, von einer Familie zu lesen, die trotz aller Schwierigkeiten niemals aufgegeben hat.

     

     

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